"Ich erklär' mir die Welt, wie sie mir gefällt" - Tierschutzbund ...

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"Ich erklär' mir die Welt, wie sie mir gefällt" - Tierschutzbund ...
Ausgabe Nr. 3/2021

                                                Tierschutzbund Zürich | Kempttalstrasse 29 | CH-8308 Illnau
                                                    info@tierschutzbund-zuerich.ch| Telefon: 044 482 65 73

Zwischen diesen beiden Fotos liegen 8 Jahre. Das grosse Bild entstand 2012 in Mexiko, das kleine Bild in Australien.
Für beide Länder, wie auch für Argentinien, Uruguay und Kanada versprechen die Importverbände in der EU und Schweiz
Tierschutzverbesserungen durchzusetzen. Vergeblich. Die Pferdequälereien laufen unvermindert weiter.

„Ich erklär` mir die Welt, wie sie mir gefällt“
(Frei nach Pipi Langstrumpf)

Wie die Pferdefleischbranche versucht, sich das Geschäft schön zu reden, und
Tierschutzorganisationen für Tierschutzprobleme verantwortlich macht.
Es geht nicht um Rechthaberei. Es geht um Fakten. Überprüfbare Belege. Solche, die man Gerichten
oder Widersachern auf den Tisch legen kann. Unsere Einsatzteams sammeln solche Belege. Dort, wo
Tiere gequält werden. Zum Beispiel in Ländern, in denen Pferdefleisch unter Qualbedingungen pro-
duziert wird. Dokumentiert erstmals 2012 in Mexiko, Argentinien und Kanada. Später kamen Uru-
guay und Australien dazu.

Wir haben die Pferdefleischimporteure mehrmals mit unseren Recherchen konfrontiert. Wir ha-
ben sie nach ihren Konsequenzen gefragt. Seither hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. Es gibt
Unternehmen, welche die Tierquälerei nicht mit ihrer Unternehmensethik vereinbaren können.
                                                  Dazu gehören alle Schweizer und mehrere EU-
                                                  Supermärkte. Sie haben gehandelt und den Im-
                                                  port aus Übersee eingestellt. Es gibt aber auch
                                                  solche, die an Pferdefleisch aus Qualproduktion
                                                  festhalten. Mit denen sind wir in Kontakt. Wohl-
                                                  wissend, dass deren Interesse nicht der Import-
                                                  stopp ist. Trotz unserer Qualbeweise seit fast
                                                  einer Dekade. Wie diese sich die Welt erklären
                                                  und versuchen, sich zu rechtfertigen, davon soll
                                                  hier berichtet werden.
                                                              Kanada: Stute und Fohlen bleiben bei der Geburt
                                                              sich selbst überlassen und sterben.

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Argentinien: Einer der grössten Schlachtpferdehändler nutzt versteckte Weiden, um Pferde „zwischenzulagern“. Darunter
gestohlene Pferde. Er wurde mehrfach verurteilt. Solange ihm verboten wird, mit Pferden zu handeln, führt seine Familie
die Geschäfte weiter. Auf dieser Weide wurden 450 Pferde entdeckt, viele starben an ihren Verletzungen oder verhungerten.
Auch er ist Lieferant der FEBEV-Partnerschlachthöfe und Teil des versagenden Prüfsystems der europäischen Importeure.

Der belgische Fleischfachverband FEBEV ist DER Importverband in der EU für Pferdefleisch. Über sei-
ne Mitglieder verteilt sich das Gros der Pferdefleischimporte in der gesamten EU und der Schweiz.
Er betreibt auch die Online-Marketingplattform ‘Respectful Life’. Diese wird finanziert durch mehrere
Unternehmen, die z. B. Inhaber oder Teilhaber von Übersee-Schlachthöfen sind. Der FEBEV benutzt
‘Respectful Life’, um der Öffentlichkeit zwei Dinge zu vermitteln: Man kümmere sich um Tierschutzver-
besserungen durch Audits vor Ort. Man betreibe Forschung, um noch mehr für die Tiere zu erreichen.
In diesem Sinne schreibt uns Michael Gore, FEBEV Geschäftsführer am 9. Mai 2021:
     „Ich hoffe, eines Tages werden Sie sehen, dass wir nicht der Feind sind“
Man würde mit Forschern, Interessengruppen und unabhängigen Stellen» daran arbeiten, das «Be-
wusstsein für Tierschutz innerhalb der EU und im Ausland zu verbessern. Ausserdem wäre es möglich,
wenn man zusammenarbeiten würde, „die Tierschutzstandards weltweit zu erhöhen“.

Auch wenn wir eine direkte Zusammenarbeit mit der Pferdefleischbranche ablehnen, indirekt tun wir
es dennoch. Denn FEBEV und Co. bekommen durch unsere Berichte und Recherchen mehr Information-
                                              en als ihre eigenen, angekündigten Audits vor Ort je
                                              bringen werden. Wir recherchieren unangekündigt
                                              und meist verdeckt. Wir sehen, was deren Augen
                                              nicht sehen wollen, sollen oder können: den brutalen
                                              Umgang, kranke, verletzte und zum Sterben liegen-
                                              gelassene Pferde und den Betrug mit gestohlenen
                                              Tieren. Wir sehen, wie Audits manipuliert werden.
                                                            Kanada: Sterbende Stute in einem Lieferschlachthof
                                                            der EU-Importeure.

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Wir kontrollieren entlang der gesamten Produktionskette der Pferdefleisch-Industrie. Dazu gehören Schlachthöfe, Auktionen,
Märkte, Sammelstellen und Transporte. In KEINEM Lieferland gibt es pferdegerechte Transporter oder mit der EU vergleich-
bare Vorschriften für Tiertransporte. Die Importeure haben nicht die Macht, die nationalen Gesetze zu verändern.

Wir bekommen Nachrichten von ehemaligen Schlachthofmitarbeitern, die ihren Job verloren haben,
weil sie die Tierquälerei kritisiert haben. Wir erhalten Bilder mit unvorstellbaren Grausamkeiten. Diese
zeigen wir unseren Gesprächspartnern. Veröffentlichen können wir sie nicht, das würde die Informan-
ten gefährden. Es ist ein Geschäft mit viel krimineller Energie.

    „EU-Kontrollen bestätigen, was wir dokumentieren: manipulierte Audits“
Aufgrund unseres Drucks und der erdrückenden Faktenlage wurde zusätzlich zur Marketingplattform
‘Respectful Life’ die Schweizer Prüfungsgesellschaft SGS beauftragt, Audits vor Ort durchzuführen. Wir
haben bei der Prüfungsgesellschaft nachgefragt und die Antwort erhalten, dass man sich dabei auf
das Managementsystem konzentriere. Salopp gesprochen wird geprüft, ob es interne Vorschriften und
Räumlichkeiten zur Erfüllung der Anforderungen gibt. Ob sie genutzt und korrekt angewendet werden,
ist nicht Auftrag. Es gibt also KEINE Prüfung der Produktion, d. h. des Schlachtprozesses, der Transporte
und der Haltung der Pferde in den Pferchen während des Tagesgeschäfts.

In vielen Gesprächen behaupten die Importeure, dass ohne ihr Engagement in den Schlachtbetrieben
die Situation für die Pferde noch schlimmer wäre. Dass wir als Tierschutzorganisation Teil des Problems
wären. So auch im FEBEV-Schreiben vom Mai 2021.

Kritisiert werden wir z. B. dafür, dass wir ein Im-
portverbot für Pferdefleisch aus Mexiko durchge-
setzt haben. So fragt sich FEBEV-Geschäftsführer
Michael Gore, „welche Auswirkungen das auf den
Tierschutz von Pferden hat“. AWF und TSB Zürich
als Tierschutzorganisationen würden sich der „Ver-
antwortung für die Verbesserung des Tierschutzes
entziehen“. Und dann hebt er ab auf die Leistung                 In offenen Rindertransportern sind die Pferde
der Pferdefleischbranche:                                        allen Witterungen schutzlos ausgeliefert.

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                                                       Kanada und Australien 2020: Gequälte und leidende
                                                       Pferde soweit das Auge reicht. Und die Importeure
                                                       behaupten, sie könnten das positiv beeinflussen.

 „Ich denke, das Paradox des Tierschutzes besteht darin, dass die Branche, die
    von NGOs (…) kritisiert wird, in der Lage war, (…) den Tierschutz vor und
         während der Schlachtung zu verbessern.“ (Michael Gore, FEBEV)
Den Beweis für Verbesserungen durch das Engagement der Importeure ist der FEBEV uns seit Jahren
schuldig. Die Pferdequälereien in den FEBEV-Lieferschlachthöfen gehen unvermindert weiter. Michael
Gore meint, das von uns durchgesetzte Importverbot (Mexiko) erhöhe gar die Tierquälerei. So habe
er Hinweise bekommen, dass Pferde NACH DEM IMPORTVERBOT für den heimischen Markt ohne EU-
Überwachung geschlachtet würden. Dazu muss man wissen: Mexiko schlachtet schon IMMER ohne
EU-Aufsicht für den Binnenmarkt. Der EU-Importstopp hat jedoch massive Auswirkungen.

In Zahlen: Zwischen 2007 und 2016 exportierte die USA jährlich bis zu 176’000 Pferde zum Schlachten
nach Mexiko und Kanada. Heute sind es „nur“ noch rund 40’000 US-Pferde. Insgesamt also 136’000
Pferde weniger pro Jahr, die qualvoll transportiert und geschlachtet werden. Das ist effektiver Tier-
schutz. Das Geschäftsmodell des FEBEV ist dagegen ein quälerisches weiter so.

Wir werden auch künftig nicht mit dem FEBEV zusammenarbeiten. Wir bleiben aber gesprächsbereit
und stellen unsere Informationen zur Verfügung. Der FEBEV und seine Verbandsmitglieder sollen wis-
sen, welches Pferdeleid sie mit ihrem Import von Qualfleisch verursachen. In der Schweiz hat unser
Druck gewirkt. Der schweizerische Verband der Pferdefleischimporteure VPI hat sich im Januar 2021
aufgelöst. Die letzten Importeure sind Schweizer Restaurants und Metzgereien. Auch sie müssen wir
stoppen. Auch der FEBEV sollte Pferde-Quälerei endlich zur Kenntnis nehmen und den Import aus Ar-
gentinien, Uruguay, Kanada und Australien stoppen.

  Damit FEBEV und die letzten Schweizer Importeure aus dem Geschäft mit
 Pferdequalfleisch aussteigen, müssen wir sie weiterhin unseren Recherchen
     unter Druck setzen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende, im Einsatz
                     zu bleiben und Fakten zu sammeln.
                                 Vielen Dank.

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