IHK-Fachkräftemonitor Rheinland-Pfalz - Die wichtigsten Ergebnisse | Datenaktualisierung 2014

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IHK-Fachkräftemonitor
Rheinland-Pfalz
Die wichtigsten Ergebnisse | Datenaktualisierung 2014

Fachkräfteengpass bei
beruflich Qualifizierten ist
zentrale Herausforderung
IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz | Fachkräftemonitor 2030

Vorwort
In den zurückliegenden Jahren haben die gute wirtschaftliche Entwicklung und die damit verbundene
verstärkte Nachfrage der Unternehmen nach qualifizierten Mitarbeitern in Rheinland-Pfalz zu einem
Beschäftigungsaufbau geführt. In der Folge stehen auf dem rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt immer
weniger unbeschäftigte Fachkräfte zur Verfügung. Teilweise kommt es derzeit schon zu Engpässen. In
den kommenden Jahren wird sich diese Situation verschärfen. Das Angebot an qualifizierten Arbeitneh-
mern wird aufgrund des fortschreitenden demografischen Wandels abnehmen, der Fachkräfteengpass
wird spürbar. Im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz wird diese Entwicklung durch die Abwanderung in
strukturstarke Regionen und Ballungszentren verstärkt.
Viele rheinland-pfälzische Unternehmen haben diese Problematik bereits erkannt. In der jüngsten Kon-
junkturumfrage der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz nannten 38 Prozent der befragten Unter-
nehmen den zunehmenden Fachkräftemangel als Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Ein Viertel
der Betriebe gab zudem an, Stellen längerfristig nicht besetzen zu können. Sofern für diese Entwicklung
keine Antworten gefunden werden, ergeben sich bereits auf mittlere Sicht Konsequenzen für die Leis-
tungsfähigkeit des Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz. Ein anhaltender Mangel an Fachkräften hemmt
nicht nur das Wachstumspotenzial sondern gefährdet die Zukunftsfähigkeit ganzer Regionen.
Die politischen Entscheidungsträger und Unternehmen müssen darüber informiert sein, zu welchem
Zeitpunkt und vor allem in welchem Umfang in einer Region, Branche oder Berufsgruppe mit einem
Fachkräftemangel und/oder –überschuss zu rechnen ist. Nur so lassen sich schon heute die wichtigsten
Handlungsfelder eingrenzen und zielgerichtete Strategien ableiten.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung hat die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz das Wirt-
schaftsforschungsinstitut WiFor (Darmstadt) mit der Entwicklung des Fachkräftemonitors Rheinland-
Pfalz, einer interaktiven Webanwendung zur Analyse der Fachkräftesituation beauftragt. Das
ter .fachkraeftemonitor-rlp. abrufbare Programm bietet eine umfassende, auf wissenschaftlichen Er-
kenntnissen basierende Analyse des Fachkräfteangebots und der Fachkräftenachfrage in Rheinland-Pfalz.
Interessierte Institutionen und Unternehmen können mit dem Tool die Entwicklung der Fachkräftesituati-
on differenziert nach Berufsgruppen und beruflichen Qualifikationsniveaus beurteilen und erhalten damit
eine objektive Datengrundlage für deren Bewertung. Der vorliegende Bericht basiert auf der ersten Da-
tenaktualisierung des IHK-Fachkräftemonitors zum Jahreswechsel 2013/2014.

Peter Adrian                                                                    Arne Rössel

Präsident                                                                       Federführung
IHK-Arbeitsgemeinschaft                                                         IHK-Arbeitsgemeinschaft
Rheinland-Pfalz                                                                 Rheinland-Pfalz

Inhalt
Fachkräfteengpässe in Rheinland-Pfalz – Schwerpunkt beruflich Qualifizierte................................................... 3

Fachkräfteengpässe nach Qualifikationsniveau der Berufsausbildung ................................................................... 4

Fachkräfteengpässe bei Ausbildungsberufen nach Branchen .................................................................................... 6

Unternehmensbefragung zur Fachkräfteproblematik .................................................................................................. 8

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Fachkräfteengpässe in Rheinland-Pfalz - Schwerpunkt beruflich Qualifizierte
Betrachtet man die Entwicklung von Angebot und Nachfrage nach akademisch Qualifizierten Fachkräf-
ten in Rheinland-Pfalz, sind bereits heute hohe relative Engpässe zu erkennen. Sprich: Ein hoher Anteil
der Arbeitsnachfrage der Unternehmen nach Ingenieuren, Informatikern, Wirtschaftswissenschaftlern,
Juristen sowie sonstigen Akademikern kann bereits heute nicht gedeckt werden. Diese Lücke wird sich
voraussichtlich bis 2030 von derzeit rund neun Prozent (4.600 Personen) auf circa 15 Prozent der Nach-
frage (6.200 Personen) vergrößern.

Der Unternehmensbedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften kann aktuell besser gedeckt werden.
Lediglich drei Prozent der Nachfrage (34.000 Personen) bleiben gegenwärtig unbefriedigt. Bis 2020 steigt
dieser Wert jedoch bereits auf über sechs Prozent (67.000 Personen), bis 2030 könnten der rheinland-
pfälzischen Wirtschaft sogar rund 100.000 beruflich qualifizierte Fachkräfte fehlen.

Obwohl die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bei Akademikern prozentual größer ausfällt, werden
zwei Punkte deutlich: Zum einen wächst die Lücke im Bereich der beruflich qualifizierten in den kom-
menden Jahren weit dramatischer als bei den Akademikern an. Dies ist unter anderem durch den anhal-
tenden Trend zu akademischen Abschlüssen zu erklären, der weitere Vakanzen bei Ausbildungsplätzen
nach sich zieht.

Zum anderen ist der Engpass in absoluten Zahlen sowohl heute als auch in den kommenden Jahren bei
beruflich Qualifizierten um ein Vielfaches höher als bei Akademikern. 2020 dürften nach aktueller Prog-
nose fast 14-mal mehr beruflich Qualifizierte Fachkräfte fehlen, als Akademiker.

 Fachkräfteengpass: Beruflich Qualifizierte und Akademiker im Vergleich

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Um diese Lücke zu schließen, wird eine Fokussierung der Anstrengungen zur Fachkräftesicherung auf den
Bereich der Ausbildungsberufe unabdingbar sein. So können mittelfristig durch geeignete Maßnahmen
sicherlich wenige hundert Betriebswirte, Maschinenbauingenieure oder Juristen für den regionalen Ar-
beitsmarkt gewonnen werden - sei es durch eine Verringerung der Studienabbrecher oder eine Steige-
rung der Beschäftigungsquoten bestimmter Personengruppen. Im gleichen Zeitraum gilt es aber, den
Bedarf an tausenden beruflich qualifizierten Fachkräften für den rheinland-pfälzischen Arbeitsmarkt zu
decken.

Da der Fachkräfteengpass mit der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge spätestens um das Jahr
2020 an Brisanz gewinnen wird, sind die nötigen Rahmenbedingungen möglichst schnell zu schaffen.
Nur so können die erwartbaren Wachstumseinbußen der rheinland-pfälzischen Wirtschaft vermieden
werden. Mit der geplanten abschlagsfreien Rente ab 63 Jahren dürfte sich die beschriebene Problematik
gerade bei beruflich Qualifizierten allerdings weiter verschärfen.

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Fachkräfteengpässe nach Qualifikationsniveaus der Berufsausbildung
Der heutige Engpass bei den beruflich Qualifizierten resultiert vor allem aus einem Mangel an technisch
qualifizierten Arbeitskräften der mittleren und hohen Qualifikationsebene. Auf der mittleren Qualifikati-
onsebene (bspw. Mechaniker, Elektroniker) ist laut aktuellen Prognosen jedoch keine weitere Verschär-
fung der Lage zu erwarten. Das Defizit dürfte sich vielmehr in diesem Bereich und damit auf einem ver-
gleichsweise niedrigen Niveau einpendeln. Für die höher qualifizierten Techniker (Meister etc.) ist hinge-
gen im Zeitverlauf mit einem steigenden Engpass zu rechnen.

 Fachkräfteengpass: Beruflich Qualifizierte mit technischer Ausrichtung

Für die Gruppe der kaufmännischen Fachkräfte liegt momentan lediglich ein Fachkräftedefizit bei höher
qualifizierten Berufsgruppen (Fachwirte etc.) vor. Die mittlere Qualifikationsebene (Fachkräfte, Assisten-
zen etc.) weist hingegen seit einigen Jahren einen konstanten Überschuss an Arbeitskräften auf. Aller-
dings zeichnet sich mit der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge eine Trendwende ab. Ab 2020 sind
auf beiden Qualifikationsniveaus stark ausgeprägte Fachkräfteengpässe zu erwarten. Schon in einer De-
kade dürfte der Fachkräfteengpass im kaufmännischen Bereich insgesamt höher ausfallen, als das Defizit
bei Arbeitskräften mit technischer Ausbildung.

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 Fachkräfteengpass: Beruflich Qualifizierte mit kaufmännischer Ausrichtung

Fachkräfteengpässe bei Ausbildungsberufen nach Branchen
Der Groß- und Einzelhandel hat momentan zumindest auf der mittleren Qualifikationsebene noch keine
Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Vielmehr existiert ein Überschuss an Fachkräften. Insbeson-
dere im Einzelhandel wird es jedoch in den kommenden Jahren ebenfalls zu einem Fachkräftemangel
kommen. Höher Qualifizierte Mitarbeiter fehlen in beiden Branchen bereits heute. Im Großhandel gibt es
über den gesamten Beobachtungszeitraum sogar einen größeren Engpass auf der höheren Qualifikations-
stufe, der sich im Zeitablauf zudem weiter vergrößern dürfte.

Momentan sieht sich das Transport-, Verkehr- und Lagereigewerbe insgesamt noch vergleichsweise
geringen Fachkräfteengpässen ausgesetzt. Aktuell fehlen insbesondere Fachkräfte der höheren Qualifika-
tionsebene. Dieser Mangel wird zukünftig jedoch nicht weiter anwachsen. Vielmehr vergrößert sich bis
2030 die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach Mitarbeitern mit mittlerer Qualifikation deutlich.

Im Dienstleistungssektor fehlen im Vergleich zu anderen Branchen bereits heute sehr viele Fachkräfte.
Im Bereich der unternehmensnahen Dienstleister muss ebenso wie bei öffentlichen und personenbezoge-
ne Dienstleistern in den nächsten Jahren mit einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels bei
Ausbildungsberufen mittlerer und hoher Qualifikation gerechnet werden. Dem Gastgewerbe stehen aktu-
ell dabei vor allem zu wenige Fachkräfte mit mittlerer Qualifizierung zu Verfügung.

Besonders massiv ist – in absoluten Zahlen – der zunehmende Anstieg des Engpasses bei öffentlichen
Dienstleistern bis 2030 (mittlere Qualifikation: 21.000 Personen, höhere Qualifikation: 13.700). Damit

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ergibt sich alleine in dieser Branche zum Jahr 2030 rund ein Drittel des gesamten rheinland-pfälzischen
Mangels an beruflich Qualifizierten.

In der wissensintensiven Chemie- und Pharmabranche fehlen in den nächsten Jahren mehr Hoch- als
Mittelqualifizierte. Insgesamt ist bis zum Jahr 2030 aber auf beiden Qualifikationsstufen mit einer Aus-
weitung der Engpässe zu rechnen.

Zwar hat der Maschinenbau aktuell leichte Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften mittlerer
Qualifikation, bis 2030 wird sich jedoch allmählich ein Überschuss herausbilden. Vielmehr sind die Ma-
schinenbauer in den nächsten Jahren zunehmend auf spezialisierte Mitarbeiter mit hoher beruflicher
Ausbildung angewiesen. Da das Fachkräfteangebot jedoch zu niedrig ist und die Konkurrenz um Arbeits-
kräfte ansteigt, wird die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage im Zeitablauf immer größer. Auch in
der metallerzeugenden und –verarbeitenden Industrie bildet sich in den nächsten Jahren vor allem ein
Mangel an Fachkräften höherer Qualifikation heraus. Auf der mittleren Qualifikationsebene ist der Eng-
pass aktuell etwas stärker ausgeprägt, wird sich jedoch in Zukunft nicht weiter ausweiten.

Der Bausektor wird im Bereich der mittleren Qualifikationsebene als einzige Branche bis 2030 einen
Überschuss an Fachkräften verzeichnen, aktuell können jedoch auch hier nicht alle freien Stellen besetzt
werden. Gleichzeitig nimmt der Engpass für Mitarbeiter mit höherem Qualifikationsniveau jedoch weiter
zu.

 Fachkräfteengpass: Beruflich qualifizierte mit mittlerer Qualifikation nach Branchen

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 Fachkräfteengpass höhere Ausbildungsberufe nach Branchen

Einschätzungen der Unternehmen zur Fachkräfteproblematik
Die im Fachkräftemonitor aufgezeigten Entwicklungen werden auch durch die Ergebnisse von Unterneh-
mensbefragungen innerhalb der vier rheinland-pfälzischen IHK-Bezirke gestützt. So gaben bereits zur
Konjunkturumfrage im Herbst 2012 insgesamt 23 Prozent der Unternehmen an, offene Stellen länger-
fristig nicht besetzen zu können. Von diesen betroffenen Unternehmen nannten 78 Prozent Probleme bei
der Suche nach geeigneten Mitarbeitern mit einer Berufsausbildung (mittlere Qualifikation) sowie Fach-
wirten und Meistern (hohe Qualifikation). Weitere 48 Prozent suchten vergeblich nach Akademikern und
15 Prozent der Betriebe konnten auch Stellen nicht besetzen, die keine Berufsausbildung verlangen.

Wie schon die Zahlen des Fachkräftemonitors deutlich machen, herrscht aktuell ein vergleichsweise ho-
her Fachkräftemängel vor allem im Bereich der technischen Berufe. Auch dieser Befund deckt sich mit
den Unternehmensantworten. Aus der Gruppe der Unternehmen, die Stellen längerfristig nicht besetzen
können, nannten 63 Prozent Probleme bei technischen Berufen und IT-Berufen. Im kaufmännischen Be-
reich und im Service mussten lediglich 16 bzw. 20 Prozent der Unternehmen Stellen vakant lassen.

Die Unternehmen in Rheinland-Pfalz sehen die Probleme am Arbeitsmarkt zunehmend auch als Problem
für ihre Zukunftsfähigkeit. So hat sich der Anteil der Unternehmen, die den Fachkräftemangel als Risiko
für ihre wirtschaftliche Entwicklung einstufen, in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Da das Ar-
beitsangebot immer weiter abnimmt, wächst die Konkurrenz der Unternehmen nach qualifizierten Ar-
beitskräften und erhöht damit auch den Druck auf die Löhne.

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IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz | Fachkräftemonitor 2030

Fachkräftemangel als wirtschaftliches Risiko (Antworthäufigkeit in Prozent)

Instrumente der unternehmensinternen Fachkräftesicherung (Antworthäufigkeit in Prozent)

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