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Problemfelder im Blasorchester und ihre Lösungsmöglichkeiten (7): Die Intonation des Fagotts Das Fagott gehört zu den charakterstärksten und wandelbarsten Instrumenten im Orchester. Was Dirigenten über das Fagott wissen sollten, erklärt Manuel Epli in seiner Serie »Problemfelder im Blasorchester und ihre Lösungsmöglichkeiten«. Manuel Epli »Wie sind Sie eigentlich darauf gekom- gen eine wichtige Rolle – man denke nur men, gerade dieses Instrument zu erler- an Schuberts Oktett oder Beethovens Sep- nen?« Das ist eine Frage, die sich jeder Fa- tett. Im Orchester nimmt das Fagott oft- gottist früher oder später stellen lassen mals eine Position ein, die mit dem Pult muss – gelegentlich sogar mit einem et- des Bratschisten im Streichquartett ver- was verständnislosen Unterton. Dabei hat gleichbar ist: Es ist eine günstige Stelle, um das Instrument viel zu bieten. Durch den einen tieferen Einblick in das musikalische U-förmigen Rohrverlauf des Fagotts ver- Geschehen zu erhalten. Nicht zuletzt spiel- liert das Instrument den durchdringenden ten Mozart und Haydn dieses Instrument und schalmeienartigen Klangcharakter am liebsten. Grund genug, das Fagott aus der Oboe und nähert sich sehr dem Klang einer Perspektive zu betrachten, die für der menschlichen Stimme an. Das Fagott uns Dirigenten wichtig ist. verfügt über einen enormen Tonumfang und stellt in jedem seiner Register einen Instrumentenbau eigenen Charakter dar. Der Bereich an Ge- fühlen, der dabei abgedeckt wird, reicht Als historischer Vorläufer des Fagotts gilt von klagender Melancholie bis hin zu Witz im Allgemeinen der Dulcian. Der Dulcian und schwarzem Humor. Die Fähigkeit des wurde aus einem Holzstück gefertigt, be- Instruments zur Erzeugung von komi- saß bereits eine konische Bohrung und schen Effekten sowie zur Zeichnung mu- wurde mit einem Doppelrohrblatt ge- sikalischer Karikaturen durch das Staccato- spielt. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts Spiel ist nahezu unübertroffen. wurde das Instrument in Amsterdam, Paris und Nürnberg aus mehreren getrennten Im Vergleich zu anderen Blasinstrumenten Teilen gefertigt – die Geburtsstunde des ist das Fagott im Bereich der Sololiteratur Fagotts. Der Name des Instruments leitet dagegen schlecht bedacht – es gibt keine sich vom italienischen »fagotto« ab, was Sonaten von Bach, Beethoven und Brahms. übersetzt »Bündel« bedeutet. 1816 er- Neben den Konzerten mit Orchester von schienen Gottfried Webers Untersuchun- Vivaldi, Mozart und Weber gibt es wenig gen zur Akustik von Holzblasinstrumen- Vergleichbares. In der Kammermusik ist ten, die der Mainzer Fagottist Carl Almen- das Angebot dann wieder vielfältiger: Hier räder in die Praxis umsetzen ließ. Die spielt das Fagott unter anderem in den wichtigsten Innovationen betrafen die Meisterwerken für gemischte Besetzun- untere Hälfte der Bohrung des Fagotts: Die Videos zu dieser Artikelserie hat der Bayerische Blasmusikverband in Zusammenarbeit mit den Münchner Phil- harmonikern erstellen lassen. Abrufbar sind diese Videos, in denen die Profis der Philharmoniker ihre Instrumente erklären, über den Vimeo-Account des MON. Das Fagott-Video ist unter diesem Link erreichbar: https://vimeo.com/492230215 BiB 5/2021 Praxis 11
Tonlöcher unterhalb des A wurden ver- und 259 cm. Die Mensur des Fagotts ent- damit die Anforderungen an das Rohr – je schoben, vergrößert und durch zusätzli- wickelt sich konisch: von 4 mm am Flügel nach Einsatzbereich stark unterscheidet che Tonlöcher ergänzt. Es entstand so bis zu 40 mm unmittelbar vor dem Schall- (Blasorchester, Sinfonieorchester, Kam- 1817 ein Instrument mit 15 Klappen, das stück, wobei dieses dann einen zylindri- mermusik, solistische Tätigkeit). Die meis- über einen chromatischen Tonumfang schen Rohrverlauf besitzt. Während der ten Fagottisten sind daher ständig auf der vom Kontra-B bis g2 verfügte. Zudem wur- Korpus des Instruments immer unverän- Suche nach der »eierlegenden Wollmilch- den die Intonation, die Gleichmäßigkeit dert bleibt, werden für die verschiedenen sau« – dem perfekten Rohr für ihr Instru- der Tongebung im gesamten Tonumfang Einsatzbereiche des Fagotts teilweise ment. Übrigens: Sollte sich das Rohr nur und die Projektionsfähigkeit des Instru- unterschiedliche S-Bögen verwendet. So schwergängig auf den S-Bogen stecken ments verbessert. Almenräder eröffnete in gibt es S-Bögen, die besonders gut für die lassen, verwendet ein gut präparierter Fa- Partnerschaft mit Johann Adam Heckel verschiedenen Orchesterformen, die Kam- gottist eine konische Reibahle, mit der er (1812 bis 1877) eine Werkstatt zum Bau mermusik oder für solistische Zwecke ge- den Innendurchmesser des Rohranfangs von Fagotten. Die von der Familie Heckel eignet sind. Üblicherweise werden die S- (also das Ende des Rohres, das man auf erdachte Applikatur, das »Heckel-System«, Bögen von 1 bis 3 durchnummeriert, wo- den S-Bogen steckt) eine Winzigkeit ver- erreichte unter Wilhelm Heckel (1879 bis bei gilt, dass der Bogen umso länger ist, je größert. 1952) Weltruhm und setzte sich als inter- größer die Zahl ist. nationaler Standard durch. Kunststoff-Rohre werden immer besser Es gibt in neuerer Zeit immer wieder inte- Das Fagott besteht heute aus fünf Teilen ressante Ansätze, um den für die Tonbil- Da die Doppelrohrblätter mit einem Preis (siehe Abbildung 1): dem S-Bogen, dem dung erforderlichen Anblasdruck zu redu- zwischen 15 und 25 Euro alles andere als Flügel, dem Stiefel, der Bassröhre und dem zieren. Meist handelt es sich dabei um billig sind, kann es bei Amateuren vorkom- Schallstück. Das Instrument hat fünf of- strömungstechnische Optimierungen der men, dass ein Rohr aus Gründen der Be- fene Grifflöcher, zwischen 24 und 27 Klap- S-Bogen-Form. Interessante Arbeiten in quemlichkeit und der Kosten zu lange ge- pen und eine Gesamtlänge zwischen 250 diesem Bereich sind beispielsweise an der spielt wird. Dirigenten von Amateurblas- Technischen Universität Dresden an der orchestern sollten daher regelmäßig die Fakultät für Thermofluiddynamik/Ange- Qualität des verwendeten Materials bei wandte Aerodynamik unter Leitung von ihren Fagottisten überprüfen. Durch das Prof. Dr. Roger Grundmann entstanden. »Zurechtmachen« kann ein Rohr so be- Schallstück Außerdem gibt es zaghafte Versuche, die arbeitet werden, dass es noch besser wird doch relativ robuste und grobe Mechanik – oder überhaupt erst spielbar wird. Dabei des Instruments zu verbessern. Zu nennen handelt es sich um eine Kunst, die über sind hier beispielsweise kugelgelagerte viele Jahre gelernt werden muss und die Drehachsen oder Klappenpolster aus Sili- viel Erfahrung benötigt. Diese Arbeit mit kon anstatt lederüberzogener Polster. All dem Material muss Bestandteil jedes diese Verbesserungsideen konnten sich Unterrichts auf dem Fagott sein. Leider bis jetzt allerdings noch nicht am Markt gibt nicht jeder Lehrer standardmäßig sein S-Bogen durchsetzen. Wissen über dieses Thema an seine Schü- ler weiter. Die Suche nach dem perfekten Rohr Seit kurzer Zeit sind Fagott-Rohre aus Ein eigenständiges Problem beim Fagott Kunststoff der kanadischen Firma Légère Rohr ist die Suche nach geeigneten Rohren. Wie auf dem Markt erhältlich. Diese haben auch bei der Klarinette, dem Saxofon oder mittlerweile eine mehr als solide Qualität der Oboe hängt die maximal erreichbare erreicht, sodass nicht mehr sofort hörbar Flügel Klangqualität – von Ausnahmemusikern wird, dass ein Kunststoff-Rohr im Einsatz einmal abgesehen – stark vom Material ab, ist. Für den Probenbetrieb sind diese Röhre das zur Verfügung steht. Die Länge eines Rohre in jedem Fall einsetzbar. Ihr Nachteil Doppelrohres für das Fagott beträgt 56 sind die hohen Anschaffungskosten von mm (± 2 mm), wobei das Verhältnis von rund 130 Euro pro Stück. Allerdings sollten Bahn und Schaft variieren kann. Die Anfor- sich diese Kosten relativ schnell amorti- derungen an ein Rohr sind unterschied- siert haben, da sie selbst bei mehrmaligem lich: Bei solistischen Passagen im 1. Fagott Spielen in der Woche mindestens ein Jahr wird die Leistungsfähigkeit des Rohres im haltbar sind. Der Vorteil einer dauerhaft re- hohen Register im Mittelpunkt stehen. Bei produzierbaren Klangqualität kann hier einem 2. Fagottist wird der Fokus dagegen überwiegen. eher auf der tiefen Lage liegen. Generell kann man sagen, dass ein Fagott-Rohr Spieltechnik Stiefel umso solistischer wird, je widerstandsfä- higer, also härter und biegesteifer, es wird. Die Notation des Fagotts erfolgt im Jedes Fagott und jeder S-Bogen sind in Blasorchester standardmäßig im Bass- ihrem Klangverhalten unterschiedlich. Aus schlüssel. Höhere Passagen werden übli- diesem Grund muss das Rohrkonzept für cherweise im Tenorschlüssel notiert, der ein Fagott mit einen S-Bogen noch lange von fortgeschrittenen Fagottisten gelesen nicht auf ein anderes Fagott oder einen werden kann. Lästig für die Musiker ist die anderen S-Bogen übertragbar sein. Er- Unsitte, auch tiefe Passagen im Tenor- schwerend kommt hinzu, dass sich das schlüssel zu notieren. Der Vorteil des Te- Abbildung 1: Die Bauteile des Fagotts Aufgabenspektrum des Instruments – und norschlüssels, Hilfslinien nach oben einzu- 12 Praxis BiB 5/2021
Tabelle 1: Register des Fagotts Register Beschreibung Charakter tief: B1 – F voll, sonor – substanzreiches Bassfundament ernst, stolz, würdevoll und majestätisch mittel: Fis – b schlank, elegant, melodiös – intensiver als das tiefe weich, anschmiegsam, strahlend heiter, melancholisch Register verzagt, wehmütig, unheimlich und dämonisch hoch: ab h eng, gepresst – wesentlich weniger Obertöne als das beklemmend, klagend, jammernd, mühevoll, quälend, mittlere und tiefe Register ängstlich sparen, wird so ad absurdum geführt. lativ hohe Anblasdruck, der benötigt wird, schwächeren Fagottisten dann ebenso Während der tiefste Ton des Instruments, sowie die Tatsache, dass das Doppelrohr- schwer zu bewältigen. Abhilfe kann hier das Kontra-B, aus physikalischen Gründen blatt ein nennenswertes Stück in den durch den Tausch der Stimmen bei ausge- klar vorgegeben ist, ist die Obergrenze des Mundraum hineinragt. Gleiches gilt für die wählten Passagen geschaffen werden. In Tonumfangs nicht ganz so klar. Hier Flatterzunge und die Zirkularatmung. Da- Blasorchesterpartituren ist häufig eine herrscht in der Literatur eine gewisse Un- mit sind im Amateurbereich drei Spiel- einheitliche Bezeichnung der Dynamik, einigkeit, wobei der höchste Ton nach der techniken auf dem Fagott nicht verfügbar, gerade bei Tutti-Passagen, vorhanden. Bei »offiziellen« Heckel-Grifftabelle das as2 ist. die beispielsweise von vielen besseren kräftigen Forte- oder Fortissimo-Passagen Bei Amateurmusikern ist der Tonumfang Flötisten beherrscht werden. ist das nicht unkritisch. Dirigenten sind nach oben hin allerdings oftmals be- hier gut beraten, von den Fagotten nicht grenzt. Technisch anspruchsvolle Stellen Das Fagott im Blasorchester die lautestmögliche Dynamik zu fordern. sind in der Regel bis zum a1 kein Problem, Folgen die Fagotte der Anweisung des Di- langsamere Passagen sind bis zum c2 mög- Im Laienorchester sitzt der leistungsstär- rigenten und bringen sich in solchen Ab- lich. Der Tonbereich darüber hinaus kere Musiker meistens am 1. Fagott. Dies schnitten klanglich voll ein, so reiben sie spricht bei Amateuren oftmals überhaupt führt zu der paradoxen Situation, dass der sich bläserisch auf. Bei dem auf diese Stelle nicht an. Die Ursache hierfür kann sowohl schwächere Spieler in langsamen, tiefen eventuell folgenden lyrischen Übergang das Instrument selbst wie auch das Rohr und leisen Passagen eine schwierigere – in kammermusikalischer Besetzung der oder der Spieler sein. Nach unten kann der Stimme zu bewältigen hat als der 1. Fagot- Holzbläser im Pianissimo – hat der Fagott- Tonumfang durch eine sogenannte »Tris- tist. Das generelle Tauschen der Stimmen Satz dann möglicherweise nicht mehr die tan-Stürze« bis zum Kontra-A erweitert ist leider keine Lösung: Die später meis- bläserischen Reserven, um die Leistung zu werden. Die Tristan-Stürze wird sehr selten tens auftauchende Solostelle oder tech- bringen, die an sich möglich wäre und an verwendet und kommt in der Blasorches- nisch anspruchsvolle Passage ist vom dieser Stelle benötigt würde. terliteratur nicht vor. Der Tonumfang des Fagotts lässt sich in drei Bereiche aufteilen (siehe Tabelle 1). Dynamisches Spektrum Das Fagott hat ein geringeres dynami- sches Spektrum als die restlichen Holz- blasinstrumente. Fagottisten kämpfen deshalb oft damit, in einem Moment ge- sagt zu bekommen, dass sie nicht zu hören sind, um kurze Zeit später vom Dirigenten damit konfrontiert zu werden, sie seien zu laut. Das Pianissimo-Spiel und eine kulti- vierte Ansprache bei sehr leisen Stellen ist immer ein Problem auf diesem Instru- ment. Die Herausforderungen in diesem Bereich beginnen bereits beim A, spätes- tens aber beim Fis. Die Ansprache ist stark abhängig von der Erfahrung des Musikers und dem verwendeten Rohr. Generell ist zu beobachten, dass im Ernstfall »Konzert« ein Einsatz im Pianissimo immer lauter ist als in den vorangegangenen Proben. Mit zunehmender Risikobereitschaft des Spie- lers nimmt allerdings auch die Wahr- scheinlichkeit zu, dass ein Einsatz auch mal unsicher beginnt. Eine kultivierte Doppelzunge beherrscht praktisch kein Amateur-Fagottist. Die Gründe hierfür sind wahrscheinlich der re- Foto: Lubos Houska BiB 5/2021 Praxis 13
Tabelle 2: Intonationsprobleme und Lösungsmöglichkeiten Problem Lösung zu hoch Lippen entspannen und Druck auf das Rohr reduzieren. Mundraum vergrößern (»A«), Hals und Rachenraum öffnen zu tief Lippen stabilisieren, Lippenöffnung verkleinern, Mundwinkel an die Seite des Rohres nach vorn nehmen. Mehr Lippen in Kontakt mit dem Rohr kommen lassen. Luftgeschwindigkeit erhöhen und Luftstrom zentrie- ren. Luftversorgung aufrecht erhalten, Luftstrom vorwärts richten und höher durch den Mund führen (»E«). Intonationsverhalten und -korrektur Das Fagott verfügt, wie die Oboe, über ein Töne, die intonationstechnisch eine dauer- sehr großes Obertonspektrum. Im Ver- hafte Herausforderung darstellen. Diese Die Tonhöhe kann alleine durch die Verän- gleich mit anderen Blasinstrumenten in Töne sind bei jedem Hersteller und bei je- derung des Ansatzes um mehr als einen der Tonlage des Fagotts, zum Beispiel der dem Instrument allerdings verschieden. Halbton erhöht oder erniedrigt werden. Es Bassklarinette, ergibt sich dadurch die He- Die Anzahl dieser Töne skaliert umgekehrt gibt Fagottisten, die etwas zynisch be- rausforderung, dass die Intonation des In proportional mit den Anschaffungskosten haupten, dass ein guter Fagottist nur ein- struments sehr gut sein muss. Welche Pro- eines Instruments. Vereinfacht ausge- stimmt, um den Dirigenten zu beruhigen. bleme können nun auftreten? Das tiefe Re- drückt: Ein teureres Instrument hat weni- Das Anblasen des Stimmtons gibt also nur gister tendiert im Piano dazu, zu hoch zu ger Fehler. Alle deutschen Hersteller ge- Anhaltspunkte, in welche Richtung und sein. Das hohe Register ist im Piano meist nießen in dieser Beziehung einen ausge- um wie viel permanent die Tonhöhen kor- zu tief, wobei einzelne Töne auch zu hoch zeichneten Ruf – im Gegensatz zu einigen rigiert werden müssen. Müsste permanent sein können. Die Tiefe muss bläserisch kor- Herstellern aus Osteuropa und China. Je- zu viel korrigiert werden, empfiehlt sich rigiert werden, in der Höhe sollten eher al- der Fagottist muss diese auf seinem In das Justieren des S-Bogens. Die Grund- ternative Griffe benutzt werden. Generell strument problematischen Töne kennen stimmung kann allerdings nur bis zu kann man sagen, dass bei einem Cre- und mit Hilfsgriffen ausgleichen können. einem gewissen Grad mit dem Einstecken scendo die Intonation tiefer, bei einem De- Solche Hilfsgriffe sind stets komplizierter und Ausziehen des S-Bogens korrigiert crescendo höher wird. Tabelle 2 veran- zu greifen, sodass das Ausgleichen mit werden, da sonst die Überblasklappe nicht schaulicht allgemeine Möglichkeiten, um einem Korrekturgriff meist nur in langsa- mehr richtig geschlossen wird. Im Extrem- die Intonation zu verändern. Tabelle 3 ent- men Passagen möglich ist. Die Anzahl der fall ist die Verwendung eines anderen S- hält die Grundfragen, die bei dauerhaften Korrekturgriffe ist riesig, für die meisten Bogens mit einer anderen Länge erforder- und gleichbleibenden Stimmungsproble- Griffe gibt es mehrere Alternativen. In Ta- lich. Amateurmusiker haben meist nicht men geklärt werden sollten. belle 4 sind für eine Auswahl an kritischen mehr als zwei S-Bögen, sodass die Anzahl Tönen mögliche Korrekturgriffe darge- der Korrekturmöglichkeiten leider oft be- Wie bei allen anderen Instrumenten gibt stellt, Abbildung 2 zeigt die Applikatur des grenzt ist. es auch auf dem Fagott mehrere kritische Fagotts. Eine besondere Stellung nimmt die Piano-Klappe (»Whisper key«) auf dem DAUMEN HAND Fagott ein: Das Drücken der Klappe er- leichtert die Ansprache der Töne unter- e1 halb des a im Pianissimo. Für längere Ab- B1 } d e schnitte in dieser Lage ist die Piano-Klappe klappen Schleif- H1 auch feststellbar. Ab dem a (einschließlich) C h es1 muss sie dann aber geöffnet sein. a d D Das Fagott in der Jugendausbildung cis c Ich möchte mit einigen Gedanken zur Piano- Dis Nachwuchsausbildung auf dem Fagott Klappe Cis / Resonanz- schließen – aus dem Blickwinkel des Diri- klappe dis genten und bezogen auf die Vereinsstruk- Abbildung 2: Klappen der linken Hand (oben) und der rechten Hand (unten) tur in der Blasorchesterszene. Einige un- gewöhnliche akustische Eigenschaften machen das Griffsystem auf dem Fagott DAUMEN HAND cis-Triller komplizierter als bei anderen Holzblas B instrumenten. Alle zehn Finger sind oft an H inkonsistenten Griffmustern beteiligt. Der E linke Daumen muss beispielsweise mit neun Klappen »fertig werden«, sowohl Fis A einzeln als auch in verschiedenen Griff- Gis kombinationen. Dennoch ist das Erlernen B des Fagottspiels für einen späteren Einsatz F G im Blasorchester eine zu bewältigende Aufgabe. Die Stimmen, die auf dem Fagott Fis realisiert werden müssen, sind bis weit in Gis die Oberstufe (Kategorie 4) meist reine 14 Praxis BiB 5/2021
Tabelle 3: Stimmungsprobleme Problem Fragen zur Lösung konstant zu hoch Ist der Ansatz zu hart? Ist das Rohr schwer genug? Ist zu viel Rohr im Mund? Ist der S-Bogen zu kurz? konstant zu tief Ist der Ansatz zu locker? Ist das Rohr zu leicht? Ist zu wenig Rohr im Mund? Ist der S-Bogen zu lang? Bass-Stimmen. Die technischen Anforde- vor allem die gebrauchten Instrumente, bei denen auch ein Einstieg im frühen rungen der Stimmen bleiben lange auf die am Markt angeboten werden. Ein halb- Teenageralter noch ausreichend ist, um einem machbaren Niveau – im Vergleich wegs brauchbares Fagott erfährt mit den das Instrument später grundsolide zu be- zu den technischen Möglichkeiten des In Jahren kaum einen Wertverlust, sodass es herrschen. Eventuell ist es sinnvoll, zu- struments. Die Blastechnik ist auf dem Fa- bei der Anschaffung eines neuen, höher- nächst ein anderes Instrument zu erlernen. gott an sich nicht heikel. Das Erlernen des wertigen Instruments wieder gut verkauft Unterricht auf der Klarinette kann die Lip- Instruments kommt somit auch für Musi- werden kann. penspannung, Unterricht auf dem Klavier ker infrage, die auf anderen Instrumenten die Unabhängigkeit der Finger trainieren. bläserische Probleme haben. Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es höher Selbst das Erlernen der Blockflöte ist eine gestimmte Instrumente (Quart-Fagotte, Möglichkeit. Als Amateurmusiker ist es für Abschreckend wirken oft die hohen An- Quint-Fagotte, Fagottino), um Kindern Fagottisten in der Regel kein Problem, schaffungskosten für ein Instrument. Ein den Einstieg auf dem Instrument zu er- einen Platz im Orchester zu finden – ganz • professionelles Instrument kann mehr als leichtern. Ob ein Einstieg im Kindesalter im Gegensatz zu Flötisten und Klarinettis- 30 000 Euro kosten. Für 3 000 bis 5 000 auf dem Fagott allerdings notwendig ist, ten. Euro gibt es aber bereits gute Instrumente, bleibt fraglich. Das Fagott gehört wahr- die »mitwachsen«. Interessant sind hier scheinlich zu den wenigen Instrumenten, www.manuelepli.de Tabelle 4: Kritische Töne Ton (Problem) Korrektur A (Ansprache + fis-Klappe (rechter Daumen): Der Ton kann dann wesentlich stärker angeblasen werden, ohne laut im Piano schwer) zu klingen. Es verändert sich dabei allerdings der Klang, und die Intonation wird höher. es (Gabelgriff + h-Loch und b-Klappe (Daumen und Zeigefinger der rechten Hand »Pinzette«): Klingt gedeckter. oftmals zu hoch) b + cis-Klappe: Klingt so gegriffen auf manchen Fagotten sehr viel voller. In lyrischen Piano-Passagen ist dieser Ton aber zu dominant, außerdem erhöht sich leicht die Intonation. cis1 (Standardgriff Als Alternative ist linke Hand c, rechte Hand Finger 2, 3 und 4 zu greifen. Der Ton ist für Piano-Passagen manchmal zu hoch) aber zu laut/dominant. fis1/g1 (fast + es-Klappe (kleiner Finger linke Hand) immer zu hoch) Anzeige D1-THEORIE IM GRIFF MIT DEM D1-COACH Jetzt erhältlich für iOS und Android! BiB 5/2021 Praxis 15
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