Im Rhythmus der Revolution - Norient

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Im Rhythmus der Revolution | norient.com                                16 Dec 2021 11:23:27

    Im Rhythmus der Revolution
    by Thomas Burkhalter

    Die Umstürze in der arabischen Welt offenbaren auch eine
    erstaunliche musikalische Vielfalt. Rapper, Rocker und Pop-
    Avantgardisten von Jemen bis Marokko engagieren sich
    derzeit gesellschaftspolitisch. Ihre Botschaften sind fast so
    unterschiedlich wie ihre Musik.
    «Für ein aufrechtes Leben auf den Füssen statt Demütigung auf den Knien» –
    mit solchen Worten ruft der Rapper Ibn Thabit die libysche Jugend derzeit
    zum Kampf auf. Er ist nicht allein. Bei den heutigen Rebellionen und
    Revolutionen in der arabischen Welt sind die Rapper allenthalben zur Stelle.
    Ihre Musik ist einerseits ein Ventil für jahrzehntelang Verdrängtes. Als
    Chronisten und Aktivisten fassen sie andrerseits die derzeitigen politischen
    Turbulenzen und gesellschaftlichen Umbrüche am schnellsten in Rhythmen
    und Reime. Und ihre YouTube-Clips verbreiteten sich sofort über Facebook
    und Twitter.

    Lokale und internationale Einflüsse

    Die Videos ähneln sich oft. «Not Your Prisoner» etwa, ein Gemeinschaftswerk
    der Rapper Arabian Knightz, Shadia Mansour und Fredwreck, zeigt
    Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz in Kairo in Fotografien und

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    Filmausschnitten aus Al-Jazeera und CNN. Zu Hip-Hop-Beats wird gezeigt,
    wie Demonstranten von Wasserwerfern und mit Tränengas attackiert, wie
    einige gar von einem Polizeiwagen überfahren wurden.

    Musik und Bilder haben dabei gewiss dokumentarischen Charakter. Die
    Rapper Arabian Knightz demonstrierten tatsächlich in Kairo. «Not Your
    Prisoner» zeigt aber auch exemplarisch, wie vernetzt die arabischen Rap-
    Szenen ist. Die in Grossbritannien lebende palästinensische Rapperin Shadia
    Mansour nämlich schickte bloss ein Sample aus der Ferne. Und der Produzent
    Fredwreck verpasste dem Track in den USA den letzten Schliff. Dann setzte
    er ihn auf sein Mixtape «The Peace Revolution 2.0», das gratis zum Download
    bereitsteht. Fredwreck, mit bürgerlichem Namen Farid Nassar, hat bereits mit
    amerikanischen Rap-Grössen und Pop-Stars wie Snoop Dogg, Cypress Hill
    und Britney Spears gearbeitet und produziert seit einiger Zeit die Sendung
    «Hip Hop Na» (Unser Hip Hop) auf «MTV-Arabia». Mit dem saudiarabischen
    Rapper Qusai Khidr bereist er hierfür die ganze arabische Welt, um Talente zu
    entdecken und zu fördern.

    Für ihr zweites Revolutions-Video «Rebel» arbeiteten Arabian Knightz mit
    einem Sample der fünffachen Grammy-Gewinnerin Lauryn Hill – wer die
    Tonspur aus dem Internet heruntergeladen, bebildert und auf YouTube
    gestellt hat, weiss die Rap-Crew nicht. Eine ähnliche Produktion über viele
    Staatsgrenzen hinweg schuf auch die Rapperin Master Mimz mit ihrem Video
    «Back Down Mubarak!» Der Track «Jan 25» des in Los Angeles lebenden
    syrischen Rappers Omar Offendum ist hingegen komplett in den USA
    entstanden.

    In den europäischen Medien wurde in den vergangenen Wochen der
    tunesische Rapper El Général als wichtige arabische Rap-Stimme gefeiert –
    wegen dem Song «Rayes Lebled», einer Attacke gegen den tunesischen
    Präsidenten Ben Ali.

    Ignoriert wurde hingegen, was für Töne El Général sonst anschlägt. In «Allah
    Akbar» etwa wendet er sich gegen eine Welt, «in der «Juden die Herrscher»
    und «Muslime die Sklaven» seien: «Noch vor kurzem liebten unsere Männer
    alles Verbotene. Sie hörten sich Marilyn Manson an, sie hatten vergessen,
    was in Jerusalem und Bagdad geschehen ist. Das ist jetzt vorbei! Die Araber
    werden morgen in ihrer ganzen Grösse auferstehen. Ich folge dem Islam und
    erkläre allen den Krieg, die den Islam ablehnen, demütigen und beleidigen.»

    Im Videoclip zu El Générals «Allah Akbar» sind arabische Krieger auf Kamelen
    zu sehen. Das erinnert an viele andere Videos, die voll sind von religiösen und
    kriegerischen Symbolen – und mit Motiven aus der japanischen Tradition der
    Samurai und der Manga-Comics. Von Malaysia bis in die USA benennen sich
    viele Rapper nach islamischen Helden: der historische Ibn Thabit war niemand
    geringeres als einer der wichtigsten Schreiber des Propheten Muhammads.
    «Ich wünschte, wir lebten noch immer in der Goldenen Zeit», sagte Rapper O-

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    Marz in einem Interview in Beirut. Er meinte nicht, in den Goldenen Zeiten, als
    Rap noch nicht überkommerziell war, sondern als die Araber in Andalusien
    regierten und Muslime, Christen und Juden friedlich zusammenlebten – im 13
    Jahrhundert.

    Die US-amerikanischen Gangster-Rapper sind mit eine Inspirationsquelle hier.
    Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich zahlreiche Gangsta-Rapper zum Islam
    bekehren liessen: Ice Cube, Talib Kweli, Busta Rhymes sympathisieren mit
    der afroamerikanischen Nation of Islam bzw. mit der Untergruppe Five
    Percent Nation. Für sie ist das Bekenntnis zum Islam vor allem ein Signal, um
    auf ihre afrikanische Herkunft und eine Geschichte der Unterdrückung
    aufmerksam zu machen. Oder einfach ein Mittel der Provokation. Den
    Traditionen des Islams hingegen folgen die Wenigsten.

    «Die predigen den Islam, und im nächsten Atemzug äussern sie sich
    sexistisch, oder rufen zur Gewalt auf. Mit Islam hat das nichts zu tun», findet
    Ourrad Rabah, ein algerischer Rapper der ersten Generation. Rabah und seine
    rappenden arabischen Kollegen waren in den achtziger Jahren durch
    differenzierte sozialkritische Texte, nicht durch islamistische Propaganda
    aufgefallen. Der ehemalige MC der Gruppe MBS (Le Micro Brise Le Silence)
    zeigt dennoch ein gewisses Verständnis für das Engagement der heutigen
    Rapper. «Wir stammten damals aus Elite-Familien. Wir waren in der Welt
    herumgereist und hatten andere politischen und kulturellen Positionen
    kennengelernt», erzählt er. «Diese neue Generation von Rappern spricht viel
    stärker die Sprache der Strasse. Wenn da einer Islam als Metapher für
    Widerstand nimmt, finde ich das zwar wenig kreativ. Ich würde ihren Rap aber
    auch nicht vorschnell als Sprachrohr der Islamisten und Terroristen
    abstempeln.»

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    2004 kandidierte Ourrad Rabah in Algerien gar als Präsident. Heute
    produziert er in London unter dem Pseudonym Donquishoot die künstlerisch
    spannendsten Tracks der arabischen Welt überhaupt. Einen Track zu den
    Revolutionen in der arabischen Welt hat er nicht geschrieben: «Als Rapper
    attackiere ich Mißstände eigentlich vor der Revolution. Wenn sich das Volk
    dann endlich bewegt, so ziehe ich mich zurück. Ich freue mich und bin
    vielleicht sogar ein wenig stolz. Eine Revolutionshymne aber kann ich nicht
    schreiben, das liegt mir nicht – und ich sehe es auch nicht als meine
    Aufgabe.»

    Zwischen Kassettenprediger und kommunistischer
    Protestmusik
    Ein Blick in die Geschichte und Gegenwart rückt Rapper wie El Général in eine
    etwas verquerte Position zwischen die heute aktive Szene der Kassetten-
    Prediger und der links-kommunistisch geprägten Protestmusikbewegung der
    1960er und 1970er Jahre. Die auf Kassetten und MP3-CDs vertriebenen
    Predigten religiöser Führer aus dem In- und Ausland waren in den letzten
    Jahren mit die staatskritischsten Medienquellen überhaupt. Der ägyptische
    Prediger Sheikh Keschk etwa hatte in den 1980er Jahren kritisiert, das die
    ägyptische Regierung für den verstorbenen ehemaligen Schah von Persien
    ein Staatsbegräbnis organisiert hatte. «Warum kommt einem Massenmörder
    so viel Ehre zuteil? Und warum organisiert Ägypten Staatsbegräbnisse nach
    europäischem Vorbild?» fragt Keschk auf einem MP3 File, das Charles
    Hirschkind für sein Buch The Ethical Soundscape: Cassette Sermons and
    Islamic Counterpublics gesammelt hat. «Das Hören gilt im Islam als Türöffner
    zu Wissen und zu einem moralisch besseren Leben» erzählt Hirschkind:
    «Kassettenprediger führen diese Tradition des Hörens fort und äussern sich
    dabei sehr politisch.»

    Bezüglich ihrer Vorstellungen eines würdigen Lebens nach den Prinzipien des
    Islam haben die Prediger und die Rapper hingegen wohl selten viel gemein.
    Dasselbe gälte für die linken Protestsänger der 1960er und 70er Jahren, von
    denen viele Rapper Gedichte und die Art des Protestes übernommen haben.
    Wichtig sind zum Beispiel Sheikh Imam, dem bedeutenden Guerilla-Musiker
    der sechziger und siebziger Jahre, der palästinensische Dichter Mahmoud
    Darwish, palästinensische Dabké-Gruppen wie Al-Firqah al-Markaziyyah (Die
    zentrale Band), der in Beirut wirkende Sänger Abu Arab, oder die Libanesen
    Ziyad Rahbani und Marcel Khalife. In den 1980er und 90er Jahren kamen dann
    weitere politisch engagierte Bands hinzu: Sabreen in Palästina, oder der
    Berber Sänger Matoub Lounes, der 1998 in Algerien ermordet worden war.

    Schauplatz Kairo

    Kairo, Februar 2011. «Mubarak – ist er schon weg?». Diese Frage wanderte
    von Ohr zu Ohr. Als der vormalige Präsident Ägypten am 11. Februar, dann
    verliess, explodierte die Freude förmlich auf dem Tahrir-Platz. Es gab

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    Feuerwerke und es gab wieder viel Musik. Muslime und koptische Christen
    hielten auf dem Platz ihre Gottesdienste ab. Männer und Frauen trommelten,
    klatschten und erfanden Lieder aus dem Stegreif: «Wer sind wir, und wer ist
    er? Wir sind Arbeiter und Bauern, und er ist der Dieb Ägyptens. Wer sind wir,
    und wer ist er? Er trägt die neueste Mode, und wir leben zu zehnt in einem
    Raum.»

    Der Tahrir-Platz erwies sich als Jahrmarkt unterschiedlichster musikalischer
    Geschmäcker. Die Band Eskenderella spielte Stücke von Sayyed Darwish,
    dem 1923 verstorbenen Urvater des ägyptischen Protestliedes. Die Folk-Rock
    Gruppe Black Theama warb für die Kultur der Nubier, und die in
    subkulturellen Kreisen beliebte Rockband Wust el Balad trat hier vor so vielen
    Zuschauern auf wie nie zuvor.

    Mark Levine, Autor des Buches «Heavy Metal Islam», schickte die YouTube-
    Aufnahme eines Liedes des Rocksängers Ramy Essam dem befreundeten
    Produzenten und multiplen Grammy-Gewinner Anton Pukshansky in Los
    Angeles. Der produzierte ein paar Beats und schickte das Audiofile zurück
    nach Kairo. Der Manager von Ramy Essam hatte unterdessen die 120
    Kilometer von Mansouri nach Kairo unter die Räder genommen und nahm
    dann mit seinem Schützling Stimme und Gitarre in einem Studio neu auf. Man
    witterte Morgenluft: Ramy Essam könnte vielleicht den lokalen Wettbewerb
    um die Hymne der ägyptischen Revolution gewinnen und dabei gleichzeitig
    international Aufmerksamkeit erregen.

    Pop-Avantgarde: Qualität und Differenziertheit
    Im Schatten der Rapper und Protestsänger drohen nun jene Musiker fast
    etwas in Vergessenheit zu geraten, die lange vor den dramatischen
    Ereignissen bereits an den kulturellen Veränderungen in der arabischen Welt
    mitgewirkt haben - allen voran die Exponenten der subkulturellen
    Rockszenen, der Pop-Avantgarde, sowie die Musiker und Komponisten, die
    die arabische Ensemble-Musik von Innen her erneuern wollten (siehe Artikel
    auf norient.com). Viele verhalten sich derzeit als Künstler zwar still,
    engagieren sich aber politisch. Sie hatten sich an den Protesten auf dem
    Tahrir-Platz beteiligt. Das zeigt etwa der tragische Tod des Klangkünstlers
    Ahmed Basyoni, der auf dem Platz nach einer Tränengas-Attacke gestorben
    ist. Mitte März kämpften diese Künstler etwa gegen eine ägyptische
    Verfassungsänderung – weil diese ihnen zu wenig weit ging. Und sie sind
    derzeit daran, sich politisch zu gruppieren, damit ihre Ideen und
    Vorstellungen im Ägypten von morgen repräsentiert werden.

    Als Musiker aber setzen sie mehr auf künstlerische Qualität und
    Differenziertheit als auf Kommerz und Propaganda. «Das ist unsere Art des
    Widerstands gegen den Niedergang der arabischen Welt», sagt der

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    libanesische Musiker Tarek Atoui: «Wir wollen zeigen, dass die arabische Welt
    mehr zu bieten hat als kommerziellen Pop und Terrorismus.» (siehe Artikel
    auf norient.com)

    Die Musiker des Kairoer Labels 100copies etwa experimentieren mit
    Geräuschen und elektro-akustischer Musik (siehe dazu auf Artikel auf
    norient.com). Sie produzieren ihre Musik in kleinen Heimstudios, sind aber
    international gut vernetzt. Sie werden gelegentlich auch von der
    Kulturstiftung Pro Helvetia, dem Goethe Institut oder der amerikanischen
    Ford Foundation unterstützt. Diese Szene ist eng verbunden sowohl mit der
    internationalen Kunst- als auch mit der regionalen NGO-Gemeinschaft. Sie
    wird von den lokalen Machthabern deshalb nicht selten als «politische
    Avantgarde des Westens» denunziert. Allerdings sind Labels wie 100copies
    so klein, dass sie von den staatlichen Zensurbehörden kaum ernst genommen
    werden.

    Metal und Rock: Sündenböcke für alles

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    Schwieriger ist die Lage für die Rock- und Metal-Szene. Ihre Wurzeln hat die
    arabische Rockszene im psychedelischen Rock der späten sechziger Jahre;
    der Sound der Hippiebewegung war in die arabische Welt übergeschwappt –
    wie die zwei LPs „Waking Up Scheherazade“ zeigen (höre dazu diesen
    Podcast auf norient.com). Darauf haben sich die harten Töne rasant
    verbreitet. In den neunziger Jahren aber wurden Bands und Fans in Ägypten,
    Libanon und anderen arabischen Ländern dann systematisch verhaftet. In
    medialen Hetzkampagnen wurden sie als Satanisten, als Drogenabhängige,
    als Sexbesessene oder als Spione Israels gebrandmarkt. Kairos Grossmufti
    Nasr Farid Wassel forderte gar die Todesstrafe für Metal-Musiker. Direkt
    politisch äusserten sich die bekannten Metal-Bands – wie Worm, Your Prince
    Harming, Scarab, Ayat oder die Frauenband Massive Scar Era - kaum einmal.
    Während die Pop-Avantgarde auf Ironie und Satire setzt, verschlüsseln diese
    Bands ihre Botschaften oft in metaphorischen Horrorvisionen. Odious aus
    Alexandria mischt ägyptische Rhythmen und Black Metal und formt eine Ode
    auf eine miserable Zeit: «Verabschieden wir uns von den Philosophen, in
    unserem Jahrhundert der verdammten Geschichten. In unserem Zeitalter, das
    fassbare Gegenstände verhöhnt, verachtet und wegspült.» (Höre dazu den
    Podcast zur libanesischen Metal-Band Weeping Willow auf norient.com)

    Die Mainstream-Stars im Abseits
    Kaum zu Wort melden sich zur Zeit die grossen Stars der kommerziellen
    panarabischen Pop-Musik. Allein, ihre Videos flimmern noch immer Tag und
    Nacht über die Satellitensender; Diven und Prinzen besingen noch immer
    Familienglück und romantische Liebe (siehe Artikel auf norient.com). Die
    ganz grossen Stars haben sich schon früher zumeist mit der herrschenden
    Elite arrangiert. Die grosse ägyptische Sängerin Um Kulthum war eng
    verbunden mit Präsident Gamal Abdel Nasser. Und die libanesische Heldin
    Fairuz und ihre Komponisten Assy und Mansour Rahbani waren grosse
    Könner darin, Musik und Verse zu schreiben, die weder eine der vielen
    libanesischen Fraktionen, noch die Machthaber in Syrien oder Ägypten
    erzürnten.

    Amr Diab, der grösste Pop-Star Ägyptens schlechthin, war ein Gefolgsmann
    Mubaraks und widmete ihm auch Lieder. Jetzt soll er im Privatjet nach
    England geflüchtet sein, wo er der Dinge harrt, die noch kommen mögen. Ein
    paar wenige Stars äusserten sich dann doch noch, weiss Matthias Graf, der an
    der Universität Bern gerade seine Doktorarbeit zu kommerziellem arabischen
    Pop eingereicht hat: Die Sängerin Angham und der Sänger Hamaada Halaal
    haben beide je einen Popsong für die Helden des 25. Januar geschrieben.
    Auch Sami Yusuf, der Pop-Prediger aus England wendete sich mit dem
    kitschigen Song «I’m Your Hope» an die Jugend: «Ihr seid die Hoffnung für
    unsere Welt»

    Video nicht mehr verfügbar.

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    Hoffnung auf Veränderung
    Die allermeisten ägyptischen Pop-Stars blieben dem Tahrir-Platz aber fern.
    «Einzig der Sänger Tamer Hosny war da», erzählt der ägyptische
    Kulturvermittler Ayman El Nouby. «Er wollte sich für Mubarak aussprechen,
    musste dann aber vor den wütenden Massen fliehen. Später bat er im
    ägyptischen Fernsehen um Entschuldigung - er wollte wohl seine Karriere
    retten.» Und der nubische Pop-Musiker Mohammad Mounir landete mit
    seinem Song «Azzay» eine Art Revolutions-Hit: Über 700'000 User haben
    sich das Video auf YouTube angesehen, das mit einem Schwur an Ägypten
    endet: «Ich werde Dich weiter verändern, ich schwöre es.» Und so
    unterschiedlich sie sein mögen – all die gesellschaftlich engagierten
    Sängerinnen und Sänger, Rapper, Rocker, Avantgardisten und musizierenden
    NGO-Aktivisten hoffen genau dies: Dass die arabische Gesellschaft sich nun
    demokratisch weiterentwickelt.

    Dieser Text ist in einer kürzeren Fassung auch in der Neuen Zürcher Zeitung
    erschienen.

    Literatur-Tipp: Arian Fariborz Rock The Kasbah – Reportagen aus Ägypten,
    Algerien, Israel, Palästina, Marokko, dem Libanon und dem Iran, Palmyra
    Verlag, 2011.

    → Published on March 23, 2011

    → Last updated on August 18, 2020

    Thomas Burkhalter is an anthropologist/ethnomusicologist (PhD), AV-artist, and
    writer from Bern (Switzerland). He is the founder and director of Norient, the Norient
    Space (Norient.com), and the founder and strategic director of the Norient Film
    Festival (NFF). He co-directed documentary films (e.g. “Contradict”, Berner
    Filmpreis 2020 + Al-Jazeera Witness) and AV/theatre/dance performances, is the
    author and co-editor of several books, teaches regularly at universities, and runs
    workshops for arts institutions. His experimental radio feature, «Gqom Edits – A
    Durban Visit», was nominated for Prix Europa in 2017. Currently, he is working on a
    new music project, and on the experimental podcast series’ Timezones and South
    Asian Sound Stories with musicians from the UK, Bangladesh, India, and Pakistan.

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