Immo-Monitoring 2021 | 1 - Winter-Update - Wüest Partner AG

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Immo-Monitoring 2021 | 1 - Winter-Update - Wüest Partner AG
Immo-Monitoring
2021 | 1
Winter-Update
Immo-Monitoring 2021 | 1 - Winter-Update - Wüest Partner AG
Koordination, Gestaltung, Layout und Satz
Wüest Partner

Illustrationen
Svenja Plaas, www.svenjaplaas.ch

Lektorat
Sonja Brunschwiler, Textarbeit.ch, Zürich

Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfälti-
gung und Verbreitung sowie der Übersetzung, bleiben
vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner
Form (Druck, Fotokopie oder ein anderes Verfahren) oh-
ne schriftliche Genehmigung der Wüest Partner AG re-
produziert oder unter Verwendung elektronischer Sys-
teme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Immo-Monitoring 2021 | 1 - Winter-Update - Wüest Partner AG
Inhaltsverzeichnis

    Management Summary	
   4    Immobilienmarkt Schweiz
   5    Fundamentalwert von Renditeliegenschaften

    Wirtschaftsumfeld und Baumarkt	                                               Kapitel 1

   8    Resiliente Schweizer Wirtschaft
   9    Beschäftigung: Noch wenige zusätzliche Nachfrageimpulse
   10   Anlagemarkt: Beeindruckende Performance der Fonds
   11   Baugesuche: Weiterhin hohes Niveau, aber rückläufige Einreichungen

    Immobilienmarkt	                                                              Kapitel 2

   14   Mietwohnungen: Stagnierende Nachfrage bei rückläufigen Angebotszahlen
   16   Eigentumswohnungen: Run auf Wohneigentum an vielen Orten der Schweiz
   18   Einfamilienhäuser: Zusammenspiel günstiger Umstände beschleunigt Preiswachstum
   20   Büroflächen: Zunehmender Preisdruck trotz Stellenwachstum zu erwarten
   22   Verkaufsflächen: Höhere Konsumausgaben in den Bereichen Food und Online

   Preisentwicklungen bei Renditeliegenschaften
   ökonomisch erklärt                                                             Kapitel 3

   26   Sind Immobilien zinsgetriebene Anlageprodukte?
   28   Wechselwirkungen im Immobilienmarkt
   30   Methodik und Ergebnisse des Modells
   32   Anwendung der Ergebnisse in Szenarien
   34   Hintergründe der Szenarienanalysen

   Quellenverzeichnis	
   36
Immo-Monitoring 2021 | 1 - Winter-Update - Wüest Partner AG
Management Summary

Management Summary

                                                   Immobilienmarkt Schweiz
           Im 2020 – dem Jahr der Corona-Pande-               lem am anhaltenden Trend zu mehr Kleinhaushal-
mie – dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) real um            ten (insbesondere zu Singlehaushalten), der den
3.3 Prozent geschrumpft sein. Damit hat sich die              durchschnittlichen Wohnungsbedarf pro Person
Schweizer Wirtschaft wacker geschlagen; im letzten            steigert und damit die Nachfrage nach Mietwoh-
Sommer und Herbst wurde noch von einem deutlich               nungen stützt. Dennoch sinken die Mieten der in-
stärkeren Rückgang ausgegangen. Dass es nicht so              serierten Objekte: Im Verlauf des letzten Jahres
gekommen ist, ist zum einen auf den inländischen              sind sie um 2.1 Prozent zurückgegangen – etwas
Privatkonsum zurückzuführen, der sich nach der Lo-            stärker als im Schnitt der letzten Jahre.
ckerung der Pandemiemassnahmen im Mai innert                — Wohneigentum: Die Zahlungsbereitschaft für
kurzer Zeit sehr gut erholt hat. Zum anderen hat              Wohneigentum ist nach wie vor gross: Seit An-
auch das verarbeitende Gewerbe nach einer schwa-              fang 2020 sind die Handänderungspreise für Ei-
chen ersten Jahreshälfte im 3. Quartal wieder an-             gentumswohnungen um 5.1 Prozent und für Ein-
gezogen – die chemisch-pharmazeutische Industrie              familienhäuser um 5.4 Prozent gestiegen. Grund
konnte sich gar im gesamten letzten Jahr auf einem            dafür sind die nach wie vor günstigen Finanzie-
hohen Niveau halten.                                          rungsbedingungen gepaart mit einem gesteiger-
      Ab dem Frühsommer 2021 könnte sich die                  ten Bedürfnis nach hoher Wohnqualität und Pri-
Schweizer Wirtschaft spürbar erholen, denn ers-               vatsphäre, dem ein begrenztes Angebot und eine
tens wird der Binnenkonsum wieder an Fahrt ge-                geringe Neubautätigkeit gegenüberstehen. In An-
winnen, sofern die aktuellen Unterstützungsmass-              betracht der schwierigen Ausgangslage für die Re-
nahmen vom Bund und den Kantonen bis dahin                    alwirtschaft, die in diesem Jahr zu teilweise tiefe-
beibehalten werden. Zweitens dürften ab den Som-              ren Löhnen und zu steigenden Arbeitslosenzahlen
mermonaten schrittweise wieder mehr Touristin-                führen dürfte, ist jedoch davon auszugehen, dass
nen und Touristen in die Schweiz kommen und da-               sich die Preise im 2021 nicht im gleichen Ausmass
mit die Konsumausgaben hierzulande erhöhen. Und               weiter erhöhen werden.
drittens wird dann voraussichtlich auch ein grosser         — Geschäftsflächen: Die klassischen Bürobranchen
Teil der Volkswirtschaften global wieder uneinge-             verzeichneten innerhalb der letzten drei Quarta-
schränkter am Markt teilnehmen können, was der                le ein leichtes Stellenwachstum. Damit dürfte die
Schweizer Exportwirtschaft zugutekommen würde.                Nachfrage nach Büroflächen vorerst grundsätz-
      Die Neubautätigkeit dürfte insgesamt wenig von          lich nicht abbrechen. Entsprechend stabil entwi-
ihrer Intensität verlieren. Doch zeichnet sich vor al-        ckelten sich die inserierten Mietpreise innert Jah-
lem beim Mietwohnungsbau ein Rückgang ab: Wäh-                resfrist mit einem Plus von 0.2 Prozent. Aufgrund
rend in den Grossstädten munter weitergebaut wird,            der wirtschaftlichen Unsicherheiten und weil das
könnten vor allem in den kleinen und mittelgrossen            baubewilligte Volumen für Büroflächen zuletzt
Städten sowie in den Agglomerationsgemeinden der              wieder deutlicher gestiegen ist, könnten die Prei-
Grosszenten auf mittlere Frist weniger neue Miet-             se künftig stärker unter Druck geraten. Auch an
wohnungen entstehen als in der jüngeren Vergangen-            den Verkaufsflächenmärkten dürfte der Druck
heit.                                                         auf die Mieten zunehmen, obschon sich das Ver-
                                                              kaufsflächenangebot auf den Inserateplattfor-
Trends im Schweizer Immobilienmarkt                           men bislang trotz der zuletzt widrigen Umstän-
— Mietwohnungen: Die Zusatznachfrage nach Miet-               de nicht weiter ausgedehnt hat. Zwar konnten im
  wohnungen dürfte grundsätzlich etwas schwächer              vergangenen Jahr viele Konkurse mithilfe der Un-
  werden. Zwar hat sich in den ersten drei Quarta-            terstützungsmassnahmen des Bundes und der
  len des vergangenen Jahres die Zahl der ständi-             Kantone, aber auch dank den bilateralen Verein-
  gen Wohnbevölkerung stärker erhöht als im ent-              barungen zwischen Eigentümern und Mietern wie
  sprechenden Zeitraum des Jahres 2019. Dieses                die Gewährung von Stundungen vermieden wer-
  Wachstum wird jedoch überkompensiert vom                    den. Doch das Umfeld für den Detailhandel dürf-
  noch stärkeren Rückgang der Zahl der nichtstän-             te 2021 nicht zuletzt aufgrund des nochmals ge-
  digen Wohnbevölkerung. Dass sich dies noch                  wachsenen Onlinehandels anspruchsvoll bleiben.
  nicht in den Liquiditätszahlen zeigt, liegt vor al-

       4         Immo-Monitoring 2020 I 1   Winter-Update
Management Summary

Preisentwicklungen bei Renditeliegenschaften
ökonomisch erklärt
          Die Corona-Pandemie führt uns vor Au-        im Falle eines inflationsgetriebenen Zinsanstiegs
gen, dass auch sehr gravierende Negativszena-          zu erwarten. Bei den Wohnliegenschaften gehen die
rien immer wieder eintreten können, und zwar           Marktwerte kumuliert über 5 Jahre um 15 Prozent zu-
schlagartig. Damit eine Voraussage für den hiesi-      rück. Bei den Geschäftsliegenschaften ist es ein Mi-
gen Immobilienmarkt möglich wird, haben wir ei-        nus von 14 Prozent. Auch beim Eintritt einer länge-
ne neue empirische Analyse durchgeführt. Ziel          ren Rezession sind die Marktwerte rückläufig, wenn
war, den Einfluss von ökonomischen Variab-             auch nicht so stark (11 respektive 7 Prozent). Hält
len auf die Preise von Mehrfamilienhäusern und         der Anlagedruck weiter an oder stellt sich ein starker
Geschäftsliegenschaften zu systematisieren und         Wirtschaftsboom ein, ist mit weiteren Marktwertan-
statistisch zu quantifizieren. Mit den Ergebnissen     stiegen zu rechnen.
konnten wir verschiedene Szenarien simulieren und           Die Marktwertveränderungen sind besonders
deren jeweilige Folgen für den Immobilienmarkt         bedeutsam für Einschätzungen zu Belehnungswer-
errechnen.                                             ten. Aus Sicht des Eigentümers ist aber vor allem der
     Die empirische Analyse wurde mithilfe eines       Total Return (Gesamtrendite) einer Immobilie rele-
Vektor-Fehlerkorrekturmodells (Vector Error Cor-       vant. Dieser bildet sich aus der Wertveränderungs-
rection Model (VECM)) durchgeführt. Das VECM mo-       rendite (basierend auf der erwarteten Veränderung
delliert sowohl die kurz- als auch die langfristigen   der Marktwerte) und der Rendite für die Nettomiet-
Beziehungen zwischen Variablen. Parallel haben wir     einnahmen (Nettocashflows). Die Nettocashflow-
die Effekte auch bei gut 3600 Liegenschaften in 47     Rendite fällt bei allen Szenarien positiv aus, weil
Portfolios getestet.                                   die Erträge von Renditeliegenschaften als relativ si-
     Die Auswertungen bestätigen den starken           cher gelten. Dadurch liegt der Total Return kumuliert
Einfluss von Zinsänderungen auf die Preisent-          über 5 Jahre stets im positiven Bereich, auch wenn er
wicklungen: Eine Erhöhung des Zinsniveaus führt        durch die Marktwertveränderung teilweise stark ge-
sowohl bei Mehrfamilienhäusern als auch bei            schmälert ist.
Geschäftsflächen zu Preisrückgängen, wobei der
Zinseffekt bei Wohnnutzungen stärker ist als bei Ge-
schäftsnutzungen.
     Basierend auf den Ergebnissen der Analysen
lässt sich die Veränderung der durchschnittlichen
Marktwerte von Renditeliegenschaften in verschie-
denen Szenarien simulieren. Erwartungsgemäss
verändern sich die mittleren Marktwerte pro Szena-
rio sehr unterschiedlich. Der stärkste Rückgang ist

                                                       Immo-Monitoring 2020 I 1   Winter-Update     5
WIRTSC
UMFELD
UND
BAUMAR
    1
CHAFTS
D

RKT
Kapitel 1 — Wirtschaftsumfeld

Resiliente Schweizer Wirtschaft

           Die Schweizer Wirtschaft schlägt sich in der       1.1      Wirtschaftsprognosen für die Schweiz
Corona-Pandemie wacker. Zwar wird für das vergange-
                                                                                                               2020           2021         2022
ne Jahr ein realer Rückgang des Bruttoinlandprodukts
                                                                                                       Schätzung         Prognose       Prognose
von 3.3 Prozent erwartet. Dieser Minuswert ist jedoch
angesichts von teilweise geschlossenen Geschäften,             Bruttoinlandprodukt                          –3.3%             3.2%         2.9%
Beherbergungs- und Gastrobetrieben sowie vor dem               Privater Konsum                              –4.4%             3.6%         3.2%
Hintergrund temporär eingeschränkter Produktio-                Exporte                                      –6.1%             5.6%         6.1%
nen durchaus moderat. Noch im letzten Sommer und               Arbeitslosenquote                               3.2%           3.5%         3.1%
Herbst wurde von einer deutlich stärkeren Reduktion            Inflation                                    –0.7%             0.2%         0.3%
ausgegangen. Dass es nicht so gekommen ist, ist vor
allem den folgenden beiden Faktoren zuzuschreiben:            2020: Schätzung des SECO vom Dezember 2020
                                                              2021 und 2022: Durchschnitt der Prognosen von Credit Suisse (Dezember 2020),
— Konsum: Der inländische Privatkonsum hat sich               KOF (Dezember 2020), SECO (Dezember 2020), UBS (November 2020)
   nach der Lockerung der Pandemiemassnahmen                  Bruttoinlandprodukt, Privater Konsum und Exporte:
   innert kurzer Zeit sehr gut erholt. Im 3. Quartal          Reale Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahr

   2020 waren bereits 90 Prozent des Einbruchs des            Quellen: erwähnte Institute

  1. Halbjahrs 2020 wiedergutgemacht, was einer-
   seits den verhältnismässig starken Lohnanstiegen
   Anfang 2020 und andererseits den Stützungsmass-
   nahmen des Bundes (unter anderem Kurzarbeit) zu            1.2      Inländischer Konsum (Wochensummen; Volumen in Mio. CHF)
   verdanken ist.
                                                              3000
— Verarbeitendes Gewerbe: Die chemisch-pharmazeu-
   tische Industrie konnte sich im gesamten 2020 auf          2500                             Durchschnittssumme
                                                                        Durchschnittssumme     seit 7. Mai 2020
   einem sehr hohen Niveau halten. Die anderen Berei-                   vor 16. März 2020
   che des zweiten Sektors (unter anderem die Bauwirt-        2000
   schaft) mussten zwar im 1. Halbjahr 2020 Federn
                                                              1500
   lassen, konnten aber im 3. Quartal stark zulegen.
   Der Auftragseingang für die Investitionsgüterpro-          1000
   duktion im 3. Quartal lässt zudem davon ausgehen,
   dass sich dieser Sektor auch im 4. Quartal 2020 wei-        500                 Lockdown Lockerungen                      Slowdown
   ter erholt hat.
                                                                           Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
          Weniger Konkurse und mehr Unterneh-
                                                              ■ Kreditkartentransaktionen:           ■ Kreditkartentransaktionen:
          mungsgründungen im 2020                                   Distanzgeschäft (Onlinehandel)        Präsenzgeschäft (stationärer Handel)
          Trotz der grossen Herausforderungen infol-          ■     Zahlungen mit Debitkarten        ■ Bargeldbezüge
ge der Corona-Pandemie wurden im letzten Jahr 16.6            Quellen: SIX BBS AG; Swiss Payment Association
Prozent weniger erstmalige Konkurse gegen Firmen
eröffnet als im Schnitt der drei davorliegenden Jah-          1.3      Nominale Wechselkurse
re. Abgesehen von drei Branchen – Land- und Forst-
                                                              1.60
wirtschaft, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie
Kunst, Unterhaltung und Erholung – war die Konkurs-
zahl in allen Bereichen rückläufig. Dazu haben mass-          1.40
geblich die Massnahmen des Bundes und der Kanto-
ne in Form von Covid-19-Krediten, tieferen Hürden für
                                                              1.20
die Gewährung von Stundungen sowie der Möglichkeit
von Kurzzeitarbeit beigetragen.
     Nicht nur eine kleinere Anzahl an erstma-                1.00
ligen Firmenkonkursverfahren war 2020 zu ver-
zeichnen, sondern es gab auch 5.3 Prozent mehr
Unternehmensgründungen als 2019 – nämlich 46 800                            2016        2017         2018             2019       2020
an der Zahl. Rund die Hälfte waren Neugründungen in
                                                              — EUR/CHF — GBP/CHF — USD/CHF
den Bereichen Handwerk, Beratung, Detailhandel, Im-
                                                              Stand: Dezember 2020
mobilienwesen sowie Finanz- und Versicherungswesen.
                                                              Quelle: SNB

         8         Immo-Monitoring 2021 I 1   Winter-Update
Wirtschaftsumfeld — Kapitel 1

Beschäftigung:
Noch wenige zusätzliche Nachfrageimpulse

           Zwei entscheidende Fragen stellen sich im       1.4     Bevölkerung und Beschäftigung (Jahreswachstumsraten)
 Hinblick auf die kommende Entwicklung: Wie stark
                                                            1.5%
 wirken sich die zweite und eine allenfalls dritte Welle
 von Neuinfektionen auf die wirtschaftliche Erholung        1.0%
 aus? Und kann die Wirtschaft im Sommer, wenn genü-
 gend Menschen geimpft sind, nochmals durchstarten          0.5%
– oder trägt sie bleibende Schäden davon?
                                                            0.0%

          Neue Welle(n) bremsen die Erholung aus           –0.5%
          Die Erholung der Schweizer Wirtschaft ver-
langsamte sich bereits Ende des 3. Quartals 2020 ein       –1.0%
wenig. Auch im 4. Quartal fand keine Beschleunigung
mehr statt. Der erneute Lockdown seit dem 18. Janu-                      2016     2017        2018       2019       2020      2021
ar 2021 ist zwar nicht ganz so umfassend wie jener
                                                             Beschäftigung (Voll- und Teilzeit)        Bevölkerung       Prognosen
im März und April des letzten Jahres, dennoch wird er
                                                           2020: Schätzung
einen der Treiber der letzten Erholung temporär aus-
                                                           Quellen: BFS; Wüest Partner (Prognosen)
bremsen: den inländischen Konsum. Die Wirtschafts-
leistung des 1. Quartals 2021 könnte deshalb unter je-
ner des Vorjahresquartals zu liegen kommen, da auch        1.5     Realzins Schweiz: Rendite auf 10-jährige Staats­-
die internationalen Touristinnen und Touristen, die im             obligationen minus Inflation gegenüber Vorjahresmonat
Januar und Februar 2020 ihre Skiferien in der Schweiz
                                                            2.0%
verbrachten, heuer ausbleiben.
                                                            1.5%
           Schwung ab dem Frühsommer wahrscheinlich         1.0%
           Die Chancen sind jedoch intakt, dass sich        0.5%
 die Schweizer Wirtschaft ab dem Frühsommer deut-
                                                            0.0%
 lich erholt. Denn erstens könnte der Binnenkonsum
 wieder an Fahrt gewinnen, sofern die aktuellen Un-        –0.5%

 terstützungsmassnahmen – unter anderem die Kurz-          –1.0%
 zeitarbeit – beibehalten werden, um damit das Konsu-      –1.5%
 mentenvertrauen zu stützen. Zweitens dürften ab den
 Sommermonaten schrittweise wieder mehr (Freizeit-)                      2016         2017           2018       2019         2020
 Touristen und -Touristinnen in die Schweiz kommen
                                                            Inflation (gegenüber Vorjahresmonat ) — Realzins = Nominalzins – Inflation
 und damit die internationalen Konsumausgaben hier-
                                                           — Nominalzins: Bundesobligationen (10 Jahre)
 zulande erhöhen. Und drittens wird dann voraussicht-
                                                           Quelle: SNB
 lich auch ein grosser Teil der Volkswirtschaften global
 wieder uneingeschränkter am Markt teilnehmen kön-         1.6     Hypothekarzinssätze für Neugeschäfte und Zinssätze
 nen. Diese Impulse dürften bei den hiesigen Export-
                                                           3%
 betrieben ebenfalls zu spüren sein. Unabhängig von
 der Corona-Pandemie bleibt zu hoffen, dass sich das
 politische Umfeld in den USA in den kommenden Mo-         2%
 naten stabilisiert, sodass der US-Dollar an Stärke ge-
 winnt und damit der Schweizer Exportwirtschaft nicht
                                                           1%
 zu viel Wind aus den Segeln nimmt.
      Auch wenn die Wirtschaft im Verlauf des aktuel-
 len Jahres zurück auf den Erholungspfad findet, dürf-     0%
 te die Lage auf dem Arbeitsmarkt angespannt bleiben.
 Ende 2020 waren 260 300 Personen auf Stellensuche
– ähnlich hoch war die Zahl zuletzt 1997. Die Arbeitslo-            2016          2017          2018         2019          2020
 senquote lag im Dezember 2020 bei 3.5 Prozent. Heu-
                                                           Hypotheken: — 10 Jahre fix — Mit Bindung an 3-Monats-Libor (Laufzeit 3 Jahre)
 er ist ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit wahr-    — Bundesobligationen (10 Jahre) — SARON (Swiss Average Rate Overnight)
 scheinlich, wobei die verschiedenen Branchen wohl         Monatsdaten; Stand: November/Dezember 2020
 unterschiedlich stark betroffen sein werden (Seite 20).   Quelle: SNB

                                                           Immo-Monitoring 2021 I 1           Winter-Update                 9
Kapitel 1 — Wirtschaftsumfeld

Anlagemarkt:
Beeindruckende Performance der Fonds

           Trotz der weltweiten Turbulenzen an                1.7      Indirekte Anlagegefässe: Langfristige Performance
den Finanzmärkten im März und April haben die                          (Index 4. Januar 2016 = 100)
Immobilienfonds im letzten Jahr eine aussergewöhn-
                                                              180
liche Performance hingelegt. Der Schweizer Per-
formance-Index für die kotierten Immobilienfonds
                                                              160
(WUPIX-F) stieg innert Jahresfrist um 11.7 Prozent,
was eine Überperformance von 5.2 Prozentpunkten im
                                                              140
Vergleich zum Jahresschnitt der davorliegenden Deka-
de bedeutet. Nach dem tiefsten Kursstand am 17. März
                                                              120
2020 zeigte sich gar eine Performance von 29.5 Pro-
zent bis Ende Jahr.
                                                              100
      Dass sich eine solche Überperformance bei den
kotierten Immobilienfonds einstellte – nachdem nota-
bene bereits 2019 eine herausragende Gesamtrendi-                           2016       2017           2018          2019           2020
te von 21.7 Prozent erzielt worden war –, unterstreicht
                                                              — WUPIX®-A — WUPIX®-F — KGAST — SPI
den nochmals gestiegenen Anlagedruck an den Kapi-
                                                              Quellen: Fundo; KGAST; Thomson Reuters; Wüest Partner
tal- und insbesondere an den Immobilienmärkten. Mit
verschiedenen Massnahmenpaketen haben die No-
tenbanken auf die wegen der Corona-Krise drohen-              1.8      Performances verschiedener Anlageklassen (2020) im Vergleich
den Wirtschaftseinbrüche reagiert. So wurden einer-                    zu den langjährigen annualisierten Performances (2010–2019)
seits in vielen Ländern die Leitzinsen im letzten Jahr
                                                              12%
gesenkt. Andererseits dehnten die Notenbanken die
                                                              10%
Anleihenkäufe in vielen Währungsgebieten nochmals
stark aus, wodurch die Renditen der Staatsanleihen zu-         8%

sätzlich unter Druck geraten sind und nun noch mehr            6%
billiges Geld in den Markt strömt.                             4%
      Zur Performance der Immobilienfonds hat im letz-         2%
ten Jahr ausserdem beigetragen, dass mehr Investoren           0%
von Anlagen in Immobilienaktiengesellschaften ab-             –2%
gesehen und stattdessen stärker in Immobilienfonds            –4%
investiert haben. Bei den Aktiengesellschaften
sind die Unsicherheiten aufgrund potenzieller Miet-                     WUPIX®-A      WUPIX®-F       Bundes-          SPI         Goldpreis
                                                                                                   obligationen
ausfälle im Zuge der Corona-Pandemie gestiegen.
Diesem Risiko besonders stark ausgesetzt sind                 ■     2020 (Januar bis Dezember)       —   Durchschnitt 2010–2019
                                                              Quellen: SIX; SNB; Thomson Reuters; Wüest Partner
Immobilienaktiengesellschaften, weil sie mehrheit-
lich im Geschäftsflächenbereich engagiert sind. Dane-
ben fürchten einige Anleger, dass die Nachfrage nach          1.9      Immobilientransaktionen in der Schweiz:
Büroflächen aufgrund der Zunahme von Homeoffice                        Bruttoanfangsrenditen für Renditeobjekte (Quantile)
vorerst stagnieren wird. Gemessen am WUPIX-A er-
                                                                     Alle Liegenschaften                    Wohnliegenschaften
zielten die kotierten Immobilienaktiengesellschaften          7%
im letzten Jahr eine negative Gesamtrendite von mi-
                                                              6%
nus 5.6 Prozent.
                                                              5%
          Rückläufige Anfangsrenditen bei Immobili-           4%
          entransaktionen auch im Jahr 2020
      Die Nachfrage nach direkten Immobilieninves-            3%

titionen war auch im 2020 ungebrochen hoch; die               2%
Zahlungsbereitschaft hat sich gar nochmals erhöht,
                                                              1%
wodurch die Anfangsrenditen sechs Jahre lang in Fol-
ge gesunken sind. Per Ende 2020 betrugen die mitt-
                                                                       16    17    18 19/ 20**               16     17    18 19/ 20**
leren Bruttoanfangsrenditen (über alle Segmente hin-                                  20*                                    20*
weg) 3.5 Prozent. Begehrt waren insbesondere Objekte          * 1. 1. 2019–16.3.2020 (vor der Pandemie) ** Seit 17. 3.2020 (während der Pandemie)
mit stabilen Cashflows.                                       Quelle: Wüest Partner

         10        Immo-Monitoring 2021 I 1   Winter-Update
Wirtschaftsumfeld — Kapitel 1

Baugesuche: Weiterhin hohes Niveau,
aber rückläufige Einreichungen

          Die Corona-Pandemie dürfte beim Hochbau          1.10   Mietwohnungen: Eingereichte Baugesuche für Neubauten
kurz- und mittelfristig zu keinen Einbrüchen führen.              (Anzahl Wohneinheiten; gleitende Jahressummen)
So wurden im letzten Jahr Neubaugesuche mit einem
                                                           40’000
Investitionsvolumen von insgesamt 36.1 Milliarden
Franken eingereicht, und einzelne Nachmeldungen            35’000
könnten die Summe noch leicht erhöhen. Damit bleibt        30’000
die Neubautätigkeit auf einem hohen Niveau. Doch auch      25’000
hier zeichnet sich ein Rückgang ab: Im Vergleich zum
                                                           20’000
Jahresschnitt der drei Vorjahre hat das Neubaugesuchs-
volumen 2020 um 3.1 Prozent abgenommen. Vor allem          15’000

beim Mietwohnungsbau könnte dies zu spüren sein.           10’000
                                                            5’000
          Abnehmende Produktion von
          Mietwohnungen zu erwarten                                   Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
          Im Mietwohnungssegment wurden im letz-
                                                           Mietwohnungen:              — Durchschnitt der Jahre 2017–2019 — 2020
ten Jahr Gesuche für Neubauprojekte mit einem Volu-
                                                           Quellen: Baublatt Info-Dienst; Wüest Partner
men von 11.2 Milliarden Franken eingereicht. Das sind
6.4 Prozent weniger als im Schnitt der drei davorlie-
genden Jahre. Vor allem in den kleinen und mittelgro-      1.11   Wohneigentum: Eingereichte Baugesuche für Neubauten
ssen Städten sowie in den Agglomerationsgemeinden                 (Anzahl Wohneinheiten; gleitende Jahressummen)
der Grosszenten dürften damit auf mittlere Frist weni-
                                                           20’000
ger neue Mietwohnungen entstehen als in der jüngeren
Vergangenheit. Hier haben sich die Leerstandszahlen        17’500
während der letzten Jahre kontinuierlich und deutlich      15’000
erhöht, weshalb Neubauprojekte nicht mehr im glei-         12’500
chen Ausmass vorangetrieben werden.
                                                           10’000
     Anders sieht die Situation in den Grossstadtgebie-
ten aus. Hier wird sich die Neubautätigkeit von Miet-       7’500

wohnungen weiter ausdehnen, denn das Volumen der            5’000
Neubaugesuche lag im 2020 um 27.0 Prozent höher als         2’500
im Schnitt der drei Jahre davor. Am stärksten dürfte die
Dynamik in Genf und Basel zunehmen, wo mit der Um-                    Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
nutzung von alten Industrie- und Entwicklungsarealen
                                                           Eigentumswohnungen:         — Durchschnitt der Jahre 2017–2019 — 2020
Platz für Wohnraum geschaffen wurde. Auch in Zürich        Einfamilienhäuser:          — Durchschnitt der Jahre 2017–2019 — 2020
lag die Baugesuchszahl im vergangenen Jahr höher           Quellen: Baublatt Info-Dienst; Wüest Partner
als in den drei Vorjahren, wobei es hier mehrheitlich
Wohnersatzneubauten sind, die realisiert werden.           1.12   Geschäftsflächen: Eingereichte Baugesuche für Neubauten
                                                                  (Investitionsvolumen in Mrd. CHF; gleitende Jahressummen)
          Stabile Entwicklung beim Wohneigentum
                                                           4.5
          Das Investitionsvolumen in neue Wohneigen­
                                                           4.0
tumsobjekte dürfte sich mittelfristig sehr stabil entwi-
ckeln, denn die Neubaugesuche für Eigentumswohnun-         3.5
gen bewegten sich im letzten Jahr 1.4 Prozent über dem     3.0
Dreijahresschnitt, bei den Einfamilienhäusern lag die      2.5
Zahl mit minus 0.7 Prozent leicht darunter. Dennoch        2.0
dürften sowohl beim Stockwerkeigentum als auch im          1.5
Segment der Einfamilienhäuser in den nächsten Jahren       1.0
weit weniger Objekte erstellt werden, da aktuell die In-   0.5
vestitionsvolumen pro Objekt steigen. Die stabile Bau-
gesuchszahl wird also von Projekten mit höheren Kos-              Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
ten pro Objekt getragen. Besonders dynamisch dürfte
                                                           Büro, Verkauf:                 — Durchschnitt der Jahre 2017–2019 — 2020
sich die Neubauproduktion von Eigentumswohnungen           Industrie, Gewerbe, Lager:     — Durchschnitt der Jahre 2017–2019 — 2020
in Zürich, Aarau, Vevey und Glattal-Furttal entwickeln.    Quellen: Baublatt Info-Dienst; Wüest Partner

                                                           Immo-Monitoring 2021 I 1             Winter-Update         11
IMMOBILIEN
MARKT

        2
Kapitel 2 — Immobilienmarkt

Mietwohnungen: Stagnierende Nachfrage
bei rückläufigen Angebotszahlen

          In den ersten drei Quartalen des ver-                                          Bedarf an zusätzlichen Mietwohnungen
gangenen Jahres hat sich die Zahl der ständigen                                          lässt nach
Wohnbevölkerung stärker erhöht als im entsprechen-                                       Das verstärkte Wachstum der ständi-
den Zeitraum des Jahres 2019. So konnte per Ende                               gen Wohnbevölkerung wird durch den verstärk-
September 2020 ein Anstieg von 49 000 Personen ge-                             ten Rückgang der nichtständigen Wohnbevölkerung
genüber dem Jahresbeginn verbucht werden; im Jahr                              überkompensiert. Aus diesem Grund dürfte die
davor waren es zum gleichen Zeitpunkt 42 000. Vor                              Zusatznachfrage nach Mietwohnungen grundsätz-
allem die Kantone Thurgau, Freiburg, Schaffhausen                              lich etwas schwächer werden. Bis anhin zeigt sich das
und Solothurn verzeichneten überdurchschnittliche                              aber noch nicht in erhöhten Liquiditätszahlen: Im 4.
Wachstumsquoten – alles Kantone, in denen die Wohn-                            Quartal 2020 waren 153 800 Objekte ausgeschrie-
preise im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt un-                             ben, was gar einer Reduktion von 4.0 Prozent gegen-
terdurchschnittlich hoch sind.                                                 über dem Vorjahresquartal entspricht. Es ist vor al-
     2020 ist allerdings auch die Zahl der nichtstän-                          lem der anhaltende Trend zu mehr Kleinhaushalten
digen Wohnbevölkerung stark zurückgegangen. Dabei                              (insbesondere zu Singlehaushalten), der den durch-
handelt es sich um Ausländerinnen und Ausländer mit                            schnittlichen Wohnungsbedarf pro Person steigert
einer Kurzaufenthaltsbewilligung sowie um Personen                             und damit die Nachfrage nach Mietwohnungen stützt.
im Asylprozess. Deren Zahl lag Ende des 3. Quartals bei                        Dennoch sinken die Mieten der inserierten Objekte:
66 200 und ging damit gegenüber dem Vorjahresquar-                             Im Verlauf des letzten Jahres sind sie um 2.1 Prozent
tal um 19.3 Prozent zurück. Dies dürfte auf drei Gründe                        zurückgegangen – etwas stärker als im Schnitt der
zurückzuführen sein: Erstens haben im 2020 mehr Aus-                           letzten Jahre (Abbildung 2.1). Für das Jahr 2021 wird
länderinnen und Ausländer den Status von nichtstän-                            ein Minus von 1.2 Prozent erwartet. Zwar könnte das
dig zu ständig gewechselt als im Jahr davor. Zweitens                          Bevölkerungswachstum wieder zulegen, aber es wer-
dürften aufgrund der schwierigen gesamtwirtschaftli-                           den auch immer noch viele Neubauten erstellt. Zudem
chen Situation seltener Personen aus dem Ausland offe-                         könnten sich – ähnlich wie im 2020 – viele Haushalte
ne Stellen in der Schweiz antreten, und drittens ist die                       den Traum vom Wohneigentum erfüllen.
Zahl der neuen Asylanträge zurückgegangen.

2.1      Mietwohnungen: Veränderung der Angebotsmieten                         2.2    Mietwohnungen: Entwicklung der Mieten
                                                                                      (Index 1. Quartal 2016 = 100)
                                 2016–2020       2016–2020       2019–2020
 Monitoring-Region                       Total     Pro Jahr         Pro Jahr   130
 Schweiz                               –6.4%         –1.6%           –2.1%
 1 Region Zürich                       –4.2%         –1.1%           –1.0%
      Stadt Zürich                     –0.9%         –0.2%           +5.7%     120
 2 Ostschweiz                          –4.1%         –1.0%           –1.9%
 3 Innerschweiz                       –11.5%         –3.0%           –4.0%
 4 Nordwestschweiz                     –3.1%         –0.8%           –1.3%
                                                                               110
 5 Region Bern                         –3.4%         –0.9%           –2.5%
 6 Südschweiz                          –6.8%         –1.7%           –1.6%
      Kanton Graubünden                –1.2%         –0.3%           –3.3%
      Kanton Tessin                    –8.2%         –2.1%           –2.3%     100
      Kanton Wallis                    –5.1%         –1.3%           –0.3%
 7 Region Genfersee                   –11.0%         –2.9%           –1.7%
      Kanton Genf                      –6.4%         –1.6%           –1.9%      90
 8 Westschweiz                         –3.7%         –0.9%           –0.9%

Basis der Veränderungen: jeweils 4. Quartal
Quelle: Wüest Partner
                                                                                         2016          2017   2018       2019   2020

                                                                               — Angebotspreisindex — Mietpreisindex (BFS)
                                                                               Quellen: BFS; Wüest Partner

                14             Immo-Monitoring 2021 I 1       Winter-Update
Immobilienmarkt — Kapitel 2

2.3    Mietwohnungen: Angebot                                                    2.4      Mietwohnungen: Veränderungen der Anzahl Suchabos
       (Anzahl Objekte pro Quartal)                                                       (November 2020 verglichen mit November 2019)

180’000                                                                          30% Relative Veränderung

160’000
                                                                                 25%                           Tourismusgemeinden                  Reiche Gemeinden
140’000

120’000                                                                          20%                                                    Äusserer
                                                                                                                                        Agglomerationsgürtel
                                                                                          Äusserer Agglomerations-                      Grossstädte
100’000                                                                                   gürtel Mittelstädte
                                                                                 15%                                Innerer Agglomerations-
 80’000                                                                                                             gürtel Mittelstädte           Innerer
                                                                                                                                                  Agglomerationsgürtel
                                                                                          Agrarische Gemeinden            Kleinstädte             Grossstädte
 60’000                                                                          10%

 40’000                                                                                                                   Grossstädte
                                                                                                          Industrielle
                                                                                     5%                   Gemeinden
 20’000                                                                                           Pendlergemeinden
                                                                                                  ausserhalb Agglomerationen
                                                                                                   Mittelstädte                                 Absolute Veränderung

                 2016        2017      2018          2019   2020                          0      200     400        600   800 1000 1200 1400 1600 1800
 Grosszentren                                                                   Die Kreisfläche verhält sich proportional zur Anzahl Suchabos im November 2020.
 Agglomerationen der Grosszentren                                               Es wurden nur Suchabos berücksichtigt, deren Suchradius sich auf eine bestimmte
 Klein- und Mittelzentren                                                       Gemeinde (ohne deren Umgebung) bezieht.
 Agglomerationen der Klein- und Mittelzentren                                   Quellen: Realmatch360; Wüest Partner
 Peripherie
Quelle: Wüest Partner

2.5    Mietwohnungen: Angebotsziffer (angebotene Objekte in Prozent des Bestands, 4. Quartal 2020)

■ Unter 2%
■ 2% bis 4%
■ 4% bis 6%
■ 6% bis 8%                                  Basel
                                                                                 Winterthur
■ 8% bis 10%                                                                                           St. Gallen
■ 10% und mehr                                                              Zürich

                                      Biel
                                                                   Luzern

                                             Bern
                                                                                                               Chur

                  Lausanne

        Genève
                                                                                              Lugano

Quelle: Wüest Partner

                                                                                 Immo-Monitoring 2021 I 1                 Winter-Update                   15
Kapitel 2 — Immobilienmarkt

Eigentumswohnungen: Run auf
Wohneigentum an vielen Orten der Schweiz

          Auch im letzten Quartal des Jahres 2020 hat                          zent über dem Schnitt der drei davorliegenden Jahre.
die hohe Zahlungsbereitschaft für Wohneigentum an-                             Jedoch dürften daraus nicht viel mehr Einheiten, son-
gehalten. Die Transaktionspreise haben sich gegenüber                          dern vor allem gehobenere Objekte entstehen.
dem Vorquartal im Mittel um 2.2 Prozent erhöht, was
der stärksten Zunahme innert Jahresfrist entspricht.                                     Tourismusdestinationen besonders begehrt
Seit Anfang 2020 sind die Handänderungspreise für                                        Besonders begehrt war 2020 Stockwerk­
Eigentumswohnungen damit um 5.1 Prozent angestie-                              eigentum in Tourismusgemeinden. So hat die Zahl der
gen. Besonders dynamisch haben sich die Preise in den                          Suchabos im Segment der Eigentumswohnungen, die
beiden Kantonen St. Gallen und Glarus entwickelt. Aber                         sich spezifisch auf eine Tourismusgemeinde konzent-
auch in den hochpreisigen Kantonen wie Zürich und Zug                          rieren, im Jahresverlauf um mehr als 60 Prozent zuge-
wurden überdurchschnittliche Zunahmen verbucht.                                nommen. In den allermeisten Fällen dürfte sich die Su-
                                                                               che auf Zweitwohnungen konzentrieren.
          Preiswachstum könnte im 2021 nachlassen                                   In der Folge haben sich auch die Preise in den
          In Anbetracht der schwierigen Ausgangslage                           Tourismusdestinationen im letzten Jahr erhöht, und
für die Realwirtschaft, die in diesem Jahr zu teilweise                        zwar um 3.7 Prozent. Dass dieser Anstieg geringer war
tieferen Löhnen und zu steigenden Arbeitslosenzah-                             als im landesweiten Schnitt, liegt daran, dass die dor-
len führen dürfte, ist davon auszugehen, dass sich die                         tige Wohnungsauswahl oft breiter ist als in den nicht
Preise im 2021 nicht im gleichen Ausmass weiter erhö-                          touristischen Gemeinden. 6.2 Prozent aller Objekte in
hen werden. Erwartet wird ein geringes Preiswachstum                           den Tourismusgemeinden waren im 4. Quartal 2020
von 0.3 Prozent. Dass die Preise trotz anhaltender Coro-                       ausgeschrieben (Schweizer Schnitt: 4.7 Prozent), wo-
na-Pandemie weiter steigen werden, ist erstens auf die                         bei aber grosse Unterschiede zwischen den Gemein-
nach wie vor günstigen Finanzierungsbedingungen zu-                            den bestanden. Besonders starke Preiserhöhungen
rückzuführen. Zweitens nimmt die Neubautätigkeit nur                           wurden in Destinationen mit relativ tiefen Preisni-
langsam und auch nur leicht zu: Das aggregierte Inves-                         veaus oder mit attraktiven Angeboten bei tendenziell
titionsvolumen in den Neubaugesuchen für Eigentums-                            kleinen Wohnungen registriert, zum Beispiel in Brigels,
wohnungen bewegte sich im letzten Jahr zwar 1.4 Pro-                           Splügen, Val-d'Illiez oder auch im Engadin.

2.6      Eigentumswohnungen: Angebotspreisveränderungen                        2.7    Eigentumswohnungen: Transaktionspreisentwicklung
                                                                                      (Qualitätsbereinigter Index 1. Quartal 2016 = 100)
                                 2016–2020       2016–2020       2019–2020
 Monitoring-Region                       Total     Pro Jahr         Pro Jahr   130
 Schweiz                               –3.4%         –0.9%           +0.4%
 1 Region Zürich                       +2.3%         +0.6%           +3.1%
      Stadt Zürich                     +1.2%         +0.3%           –3.2%     120
 2 Ostschweiz                          –0.2%         –0.1%           +1.5%
 3 Innerschweiz                        –3.6%         –0.9%           +0.5%
 4 Nordwestschweiz                     +3.4%         +0.8%           +2.7%
                                                                               110
 5 Region Bern                         +6.2%         +1.5%           +0.7%
 6 Südschweiz                          –3.7%         –0.9%           +1.2%
      Kanton Graubünden                +3.9%         +1.0%           +4.3%
      Kanton Tessin                    –1.4%         –0.3%           +3.0%     100
      Kanton Wallis                    +0.7%         +0.2%           +2.4%
 7 Region Genfersee                    +2.2%         +0.5%           +1.9%
      Kanton Genf                      +7.2%         +1.8%           +1.7%      90
 8 Westschweiz                         +0.3%         +0.1%           +0.7%

Basis der Veränderungen: jeweils 4. Quartal
Quelle: Wüest Partner
                                                                                         2016          2017   2018    2019      2020

                                                                               — Einfaches Segment — Mittleres Segment — Gehobenes Segment
                                                                               Quelle: Wüest Partner

                16             Immo-Monitoring 2021 I 1       Winter-Update
Immobilienmarkt — Kapitel 2

2.8    Eigentumswohnungen: Regionale Transaktionspreisveränderungen pro Jahr (4. Quartal 2020 verglichen mit 4. Quartal 2019)

■ Preisrückgang
Preisanstieg um:
■ 0% bis 2%                                 Basel
■ 2% bis 4%                                                                     Winterthur
                                                                                                   St. Gallen
■ 4% bis 6%                                                                Zürich
■ 6% bis 7%
■ 7% und mehr
                                     Biel
                                                                  Luzern

                                            Bern
                                                                                                            Chur

                   Lausanne

         Genève
                                                                                          Lugano

Quelle: Wüest Partner

2.9    Eigentumswohnungen: Angebot                                              2.10 Eigentumswohnungen: Veränderungen der Anzahl Suchabos
       (Anzahl Objekte pro Quartal)                                                  (November 2020 verglichen mit November 2019)

70’000                                                                          80% Relative Veränderung
                                                                                                                                            Tourismusgemeinden

60’000                                                                          70%

                                                                                60%
50’000                                                                                 Äusserer Agglomerations-
                                                                                       gürtel Mittelstädte
                                                                                50%                                        Äusserer
40’000                                                                                         Agrarische Gemeinden        Agglomerationsgürtel
                                                                                                                           Grossstädte
                                                                                40%                Industrielle            Kleinstädte
                                                                                                   Gemeinden                       Reiche Gemeinden
30’000
                                                                                30%
                                                                                                                   Innerer Agglomerations-
20’000                                                                                                             gürtel Mittelstädte
                                                                                20% Pendlergemeinden
                                                                                       ausserhalb           Mittelstädte
                                                                                       Agglomerationen                                    Innerer Agglomerations-
10’000                                                                          10%                                                       gürtel Grossstädte
                                                                                          Grossstädte                                      Absolute Veränderung

              2016        2017       2018           2019   2020                       0      200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000
 Grosszentren                                                                  Die Kreisfläche verhält sich proportional zur Anzahl Suchabos im November 2020.
 Agglomerationen der Grosszentren                                              Es wurden nur Suchabos berücksichtigt, deren Suchradius sich auf eine bestimmte
 Klein- und Mittelzentren                                                      Gemeinde (ohne deren Umgebung) bezieht.
 Agglomerationen der Klein- und Mittelzentren                                  Quellen: Realmatch360; Wüest Partner
 Peripherie
Quelle: Wüest Partner

                                                                                Immo-Monitoring 2021 I 1              Winter-Update                   17
Kapitel 2 — Immobilienmarkt

Einfamilienhäuser: Zusammenspiel günstiger
Umstände beschleunigt Preiswachstum

          Noch eindrücklicher als im Segment für Ei-                           der Homeoffice-Tätigkeit dazu geführt haben, dass die
gentumswohnungen waren die Wertanstiege im letz-                               Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen. Bei vielen
ten Jahr bei den Einfamilienhäusern: Seit Anfang 2020                          ist damit das Bedürfnis nach hoher Wohnqualität, Ent-
haben sich die Handänderungspreise hier um durch-                              faltungsmöglichkeiten und Privatsphäre gestiegen. Da
schnittlich 5.4 Prozent erhöht. Das ist der höchste An-                        in einigen Unternehmen auch in Zukunft das Arbeiten
stieg innerhalb von 12 Monaten seit 2012.                                      von zu Hause aus vermehrt möglich sein wird, hat sich
     Dass das Preiswachstum nochmals so deutlich zu-                           die Nachfrage nach Wohneigentum zudem räumlich
legen konnte, ist auf ein Zusammenspiel günstiger Um-                          ausgedehnt. Denn auch Menschen, die berufsbedingt
stände zurückzuführen: Das Interesse am Erwerb von                             bisher auf einen Wohnort in beziehungsweise nahe
Wohneigentum war bereits zu Beginn des letzten Jah-                            der Zentren angewiesen waren, können ihren Suchra-
res hoch, und die Grundvoraussetzungen dafür waren                             dius dank Homeoffice heute vergrössern, um das pas-
vorteilhaft. So befand sich die Schweizer Wirtschaft                           sende Kaufobjekt zu finden. Mit der Möglichkeit, auch
in einer stabilen Verfassung, die Finanzierungsbedin-                          abseits der hochpreisigen Zentren zu leben, hat sich
gungen waren gut, und verhältnismässig starke Lohn-                            letztlich ebenso der Kreis jener Personen erweitert,
anstiege haben dazu geführt, dass sich viele Schweize-                         die sich ein Haus zum Kauf überhaupt leisten können.
rinnen und Schweizer Anfang 2020 in einer besseren
finanziellen Situation wiederfanden als noch im 2019.                                    Schwächeres Preiswachstums zu erwarten
Auf der anderen Seite war das Einfamilienhausangebot                                    Auch im 2021 werden Einfamilienhäuser
schon damals dünn gesät, sodass die Preise bereits im                          heiss begehrt sein. Allerdings dürften nun die real-
Steigen begriffen waren.                                                       wirtschaftlichen Herausforderungen zunehmend auf
     Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach                                die Zahlungsbereitschaft drücken, und die positiven
Wohneigentum schliesslich nochmals befeuert, und                               Effekte, die das Preiswachstum im letzten Jahr be-
der Kaufabschluss dürfte bei vielen Suchenden ver-                             günstigt haben, könnten sich abschwächen. Für 2021
stärkt in den Fokus gerückt sein, weil die Massnah-                            werden Preisanstiege im Schweizer Mittel von 1.5 Pro-
men zur Reduzierung von Kontakten und der Anstieg                              zent erwartet.

2.11      Einfamilienhäuser: Angebotspreisveränderungen                        2.12 Einfamilienhäuser: Transaktionspreisentwicklung
                                                                                    (Qualitätsbereinigter Index 1. Quartal 2016 = 100)
                                 2016–2020       2016–2020       2019–2020
 Monitoring-Region                       Total     Pro Jahr         Pro Jahr   130
 Schweiz                               +8.5%         +2.1%           +4.4%
 1 Region Zürich                       +4.8%         +1.2%           +1.5%
 2 Ostschweiz                         +10.9%         +2.6%           +5.5%     120
 3 Innerschweiz                        +6.6%         +1.6%           +9.6%
 4 Nordwestschweiz                    +12.6%         +3.0%           +3.4%
 5 Region Bern                        +14.7%         +3.5%           +4.3%
                                                                               110
 6 Südschweiz                          +6.4%         +1.6%           +4.5%
       Kanton Graubünden               –0.6%         –0.1%           –6.6%
       Kanton Tessin                   –2.3%         –0.6%           +3.4%
       Kanton Wallis                  +10.2%         +2.5%           +7.5%     100
 7 Region Genfersee                   +16.0%         +3.8%           +6.9%
       Kanton Genf                    +26.4%         +6.0%          +10.2%
 8 Westschweiz                         +9.0%         +2.2%           +3.8%      90
Basis der Veränderungen: jeweils 4. Quartal
Quelle: Wüest Partner

                                                                                         2016          2017   2018     2019      2020

                                                                               — Einfaches Segment — Mittleres Segment — Gehobenes Segment
                                                                               Quelle: Wüest Partner

                 18            Immo-Monitoring 2021 I 1       Winter-Update
Immobilienmarkt — Kapitel 2

2.13 Einfamilienhäuser: Regionale Transaktionspreisveränderungen pro Jahr (4. Quartal 2020 verglichen mit 4. Quartal 2019)

■ Preisrückgang
Preisanstieg um:
■ 0% bis 2%                                 Basel
■ 2% bis 4%                                                                     Winterthur
                                                                                                   St. Gallen
■ 4% bis 6%                                                                Zürich
■ 6% bis 7%
■ 7% und mehr
                                     Biel
                                                                  Luzern

                                            Bern
                                                                                                           Chur

                   Lausanne

         Genève
                                                                                          Lugano

Quelle: Wüest Partner

2.14 Einfamilienhäuser: Angebot                                                 2.15 Einfamilienhäuser: Veränderungen der Anzahl Suchabos
     (Anzahl Objekte pro Quartal)                                                    (November 2020 verglichen mit November 2019)

40’000                                                                          80% Relative Veränderung

35’000                                                                          70%
                                                                                                         Tourismusgemeinden
30’000                                                                          60%

25’000                                                                          50% Pendlergemeinden                    Äusserer
                                                                                       ausserhalb      Industrielle     Agglomerationsgürtel
                                                                                       Agglomerationen Gemeinden        Grossstädte        Innerer
20’000                                                                          40%                                         Kleinstädte    Agglomerations-
                                                                                    Agrarische                                             gürtel Grossstädte
                                                                                    Gemeinden                              Reiche Gemeinden
15’000                                                                          30%                                Innerer Agglomerations-
                                                                                    Äusserer                       gürtel Mittelstädte
                                                                                    Agglomerationsgürtel Mittelstädte
10’000                                                                          20% Mittelstädte

 5’000                                                                          10%       Grossstädte

                                                                                                                                          Absolute Veränderung

              2016        2017       2018           2019   2020                       0      200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000
 Grosszentren                                                                  Die Kreisfläche verhält sich proportional zur Anzahl Suchabos im November 2020.
 Agglomerationen der Grosszentren                                              Es wurden nur Suchabos berücksichtigt, deren Suchradius sich auf eine bestimmte
 Klein- und Mittelzentren                                                      Gemeinde (ohne deren Umgebung) bezieht.
 Agglomerationen der Klein- und Mittelzentren                                  Quellen: Realmatch360; Wüest Partner
 Peripherie
Quelle: Wüest Partner

                                                                                Immo-Monitoring 2021 I 1              Winter-Update                19
Kapitel 2 — Immobilienmarkt

Büroflächen: Zunehmender Preisdruck
trotz Stellenwachstum zu erwarten

          Seit Beginn der Pandemie hat die Zahl der                            Bern, Genf, Lausanne, Basel-Stadt und Luzern, die
Voll- und Teilzeitstellen in Dienstleistungsbetrieben                          zusammen 40 Prozent der stellenmässig gewachse-
um 23 500 abgenommen. Dies entspricht einem sai-                               nen Bürobranchen ausmachen. Auch in den Regio-
sonbereinigten Beschäftigungsrückgang von 0.6 Pro-                             nen Oberes Baselbiet, Vevey, Pfannenstiel und Sion
zent zwischen dem 4. Quartal 2019 und dem 3. Quar-                             könnten Nachfrageimpulse spürbar werden, da der
tal 2020. Getroffen hat die Pandemie im dritten Sektor                         Arbeitsmarkt hier übermässig von diesen Branchen
aufgrund der Einschränkungen zur Eindämmung der                                geprägt ist.
Infektionszahlen am erheblichsten die Beherbergung
und Gastronomie, die bislang 11.1 Prozent der Arbeits-                                   Druck auf die Mieten dürfte zunehmen
plätze einstreichen musste. Einen ebenfalls deutli-                                      Entsprechend stabil entwickelten sich zuletzt
chen Stellenabbau im einstelligen Bereich weisen die                           die inserierten Mietpreise mit einem Plus von 0.2 Pro-
Schiff- und Luftfahrt, die Kunst- und Unterhaltungs-                           zent innert Jahresfrist. Dennoch hält die Pandemie vie-
branche sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleis-                             le Unternehmen in ihrem Bann: Da die wirtschaftlichen
tungsbetriebe wie Reisebüros, Messeveranstalter und                            Aussichten nach wie vor grosse Unsicherheiten hervor-
Autovermietungen auf.                                                          rufen, dürften einige Firmen bezüglich eines (weiteren)
     Die klassischen Bürobranchen hingegen ver-                                Stellenausbaus vorerst zuwarten. Dies würde auf dem
zeichneten innerhalb der letzten drei Quartale ins-                            Büroflächenmarkt seine Spuren hinterlassen. Hinzu
gesamt ein leichtes Stellenwachstum. Am eindrück-                              kommt, dass das baubewilligte Volumen für Neubaupro-
lichsten zulegen konnten das Grundstücks- und                                  jekte mit Büroflächen in den letzten 12 Monaten wie-
Wohnungswesen, die Informationsdienstleister, die                              der deutlicher gestiegen ist – insbesondere in den Wirt-
öffentliche Verwaltung sowie das Gesundheits- und                              schaftsräumen Zürich und Bern. Auch wenn es sich in
Sozialwesen (Abbildung 2.20). Damit dürfte die Nach-                           den Grosszentren bei einem Teil dieser Projekte um Er-
frage nach Büroflächen vorerst grundsätzlich nicht                             satzbauten für alte Objekte handelt, könnten die Preise
abbrechen. Am stärksten profitiert haben dürften                               damit künftig wieder stärker unter Druck geraten (Miet-
die Büroflächenmärkte der MS-Regionen Zürich,                                  preisprognose für 2021: minus 1.5 Prozent).

2.16 Büroflächen: Veränderung der Angebotsmieten                               2.17 Büroflächen: Entwicklung der Angebotsmieten
                                                                                    (Index 1. Quartal 2016 = 100)
                                 2016–2020       2016–2020       2019–2020
 Büromarktregion                         Total     Pro Jahr         Pro Jahr   120
 Schweiz                               –2.4%         –0.6%           +0.2%
 1 Region Zürich                       –0.3%         –0.1%           –0.5%
    Zürich: Stadt                      +5.0%         +1.2%           –1.6%
    Zürich: Zentrum                     +5.9%        +1.4%           –5.3%     110
 2 Region Basel                        +2.8%         +0.7%           +5.6%
 3 Region Bern                         –2.6%         –0.7%           –1.4%
 4 Region Genfersee                    –6.9%         –1.8%           +1.7%
    Genf: Stadt                        –1.4%         –0.3%           –1.4%     100
    Genf: Zentrum                      +5.9%         +1.4%           –4.3%
 5 Übrige Schweiz                      –0.4%         –0.1%           +0.8%

Basis der Veränderungen: jeweils 4. Quartal
Quelle: Wüest Partner                                                           90

                                                                                          2016         2017      2018      2019      2020

                                                                               Büromarktregionen:
                                                                               — Zürich — Basel        — Bern — Genfersee — Übrige Schweiz
                                                                               Quelle: Wüest Partner

               20              Immo-Monitoring 2021 I 1       Winter-Update
Immobilienmarkt — Kapitel 2

2.18 Büroflächen: Angebot                                                                            2.19 Büroflächen: Baubewilligungen
     (in Mio. m2 pro Quartal)                                                                             (Kosten in Mrd. CHF pro Quartal, gleitendes Mittel)

4.5                                                                                                  2.5

4.0

                                                                                                     2.0
3.5

3.0
                                                                                                     1.5
2.5

2.0
                                                                                                     1.0
1.5

1.0
                                                                                                     0.5

0.5

         2016            2017               2018          2019           2020                                  2016           2017           2018            2019           2020
 Grosszentren                                                                                        Grosszentren
 Agglomerationen der Grosszentren                                                                    Agglomerationen der Grosszentren
 Klein- und Mittelzentren                                                                            Klein- und Mittelzentren
 Agglomerationen der Klein- und Mittelzentren                                                        Agglomerationen der Klein- und Mittelzentren
 Peripherie                                                                                          Peripherie
Quelle: Wüest Partner                                                                                Quellen: Baublatt Info-Dienst; Wüest Partner

2.20 Beschäftigungswachstum im Dienstleistungssektor: Wirtschaftsabteilungen mit hohem Büroflächenbedarf
     (4. Quartal 2019 – 3. Quartal 2020)

 5% Beschäftigungswachstum
                                                                                                                                   Grundstücks-/Wohnungswesen
 4%                                                                                               Mit Finanzen u. Versicherungen
                                                                                                  verbundene Tätigkeiten                               Öffentliche Verwaltung
 3%                                                                                                                                IT/Informations-                        Heime,
                                                                                                                                   dienstl.                           Sozialwesen
 2%                                                                              Versicherungen                               Unternehmensverw. u. -führung,
                                                                                                                              Unternehmensberatung                      Gesundheitswesen
 1%                                                               Kommunikation/Verlagswesen                      Architektur- u. Ingenieurbüros
                                                                                                           Rechts- u. Steuerber., Wirtschaftsprüfung
 0%
                                                                                                      Forschung u. Entwicklung
                                                                          Finanzdienstleister
–1%

–2%
                                                          Freiberufl., wissen.
                                                          u. techn. Dienstl.
–3%
             Sonst. wirtschaftl. Dienstl.
–4%
                                                              Telekommunikation                                                                        Anteil am Beschäftigungswachstum

      –40%                –30%                     –20%                  –10%                   0%                   10%                   20%                    30%                40%

Quellen: BFS; Wüest Partner

                                                                                                     Immo-Monitoring 2021 I 1              Winter-Update                    21
Kapitel 2 — Immobilienmarkt

Verkaufsflächen: Höhere Konsumausgaben
in den Bereichen Food und Online

          2020 haben sich die Konsumausgaben der                               2019 hingegen um 22 Prozent reduziert. Dazu beige-
Schweizerinnen und Schweizer in der zweiten Jahres-                            tragen haben der mehrwöchige Lockdown im ersten
hälfte erfreulich entwickelt: Seit dem Ende des ers-                           Halbjahr sowie neuerliche Einschränkungen in der
ten Lockdowns am 11. Mai wurden – gemessen am                                  zweiten Jahreshälfte. Hinzu kommt, dass mehr Ein-
Zahlungsvolumen der Schweizer Bevölkerung mit Bar-                             käufe im Internet getätigt wurden. So dürfte das On-
geld, Debit- und Kreditkarten – saisonbereinigt durch-                         linegeschäft im 2020 einen um rund 4 Prozentpunkte
schnittlich 2.5 Prozent pro Woche mehr ausgegeben                              höheren Marktanteil generiert haben als noch im Vor-
als noch in den ersten elf Wochen des Jahres (Abbil-                           jahr.
dung 1.2, Seite 8).
     Entsprechend glimpflich kam der stationäre Ein-                                     Angebot stagniert, Preisdruck wird steigen
zelhandel bislang durch die Pandemie. Dies geht aus                                      Trotz der widrigen Umstände hat sich das Ver-
den Zahlungen mit Debit- und Kreditkarten von Inlän-                           kaufsflächenangebot auf den Inserateplattformen bis-
dern (ohne Bargeld) im stationären Verkaufsgeschäft                            lang nicht weiter ausgedehnt. Lediglich in den Agglo-
hervor: Das mittels Kartenzahlung umgesetzte Volu-                             merationen der Grosszentren hat die Marktliquidität
men ist im Vergleich zum Vorjahr um 11.5 Prozent ge-                           zuletzt zugenommen. Unterstützungsmassnahmen des
stiegen. Unter der Berücksichtigung, dass sich im 2020                         Bundes und der Kantone, aber auch bilaterale Verein-
die Zahl der kontaktlosen Bezahlungen um rund 15 Pro-                          barungen zwischen Eigentümern und Mietern wie die
zent erhöht hat, resultiert ein Minus von 3.5 Prozent.                         Gewährung von Stundungen haben dafür gesorgt, dass
     Dabei gibt es jedoch grosse Unterschiede je nach                          viele Konkurse bisher vermieden werden konnten.
Warengruppe: Um 18 Prozent gestiegen sind die Aus-                                  Zuletzt kamen aber häufiger kleine Flächen an
gaben für Nahrungsmittel. Dies ist unter anderem                               besseren Mikrolagen auf den Markt, für die gewöhnlich
darauf zurückzuführen, dass die Restaurants nur                                überdurchschnittliche Mieten gezahlt werden. Dies hat
eingeschränkt wirtschaften konnten und dass die Ein-                           auch dazu geführt, dass sich die Angebotsmieten im
heimischen in diesem Jahr grösstenteils ihre Ferien                            vergangenen Jahr – entgegen der Intuition – in der Ten-
in der Schweiz verbracht haben. Im stationären Non-                            denz nach oben entwickelten. Nichtsdestotrotz wird der
Food-Handel haben sich die Ausgaben im Vergleich zu                            Druck auf die Mietpreise im 2021 zunehmen.

2.21 Verkaufsflächen: Veränderung der Angebotsmieten                           2.22 Verkaufsflächen: Entwicklung der Angebotsmieten
                                                                                    (Index 1. Quartal 2016 = 100, geglättete Werte)
                                 2016–2020       2016–2020       2019–2020
 Büromarktregion                         Total     Pro Jahr         Pro Jahr   120
 Schweiz                               +1.1%         +0.3%           +2.3%
 1 Region Zürich                       +9.3%         +2.2%           +5.8%
    Zürich: Zentrum                   –10.0%         –2.6%           –2.4%
 2 Region Basel                        +2.7%         +0.7%           +4.6%     110
 3 Region Bern                         –0.7%         –0.2%           –3.0%
 4 Region Genfersee                    –4.7%         –1.2%           +2.1%
    Genf: Zentrum                      –5.7%         –1.4%           –7.4%
 5 Übrige Schweiz                      –5.2%         –1.3%           –0.5%     100
Basis der Veränderungen: jeweils 4. Quartal
Quelle: Wüest Partner

                                                                                90

                                                                                         2016          2017     2018      2019       2020

                                                                               Büromarktregionen:
                                                                               — Zürich — Basel        — Bern — Genfersee — Übrige Schweiz
                                                                               Quelle: Wüest Partner

               22              Immo-Monitoring 2021 I 1       Winter-Update
Immobilienmarkt — Kapitel 2

2.23 Verkaufsflächen: Angebot                                      2.24 Verkaufsflächen: Baubewilligungen
     (in m2 pro Quartal)                                                (Kosten in Mio. CHF pro Quartal, gleitendes Mittel)

800’000                                                            600

700’000
                                                                   500

600’000

                                                                   400
500’000

400’000                                                            300

300’000
                                                                   200

200’000

                                                                   100
100’000

                2016      2017        2018         2019     2020             2016          2017         2018          2019         2020
 Grosszentren                                                      Grosszentren
 Agglomerationen der Grosszentren                                  Agglomerationen der Grosszentren
 Klein- und Mittelzentren                                          Klein- und Mittelzentren
 Agglomerationen der Klein- und Mittelzentren                      Agglomerationen der Klein- und Mittelzentren
 Peripherie                                                        Peripherie
Quelle: Wüest Partner                                              Quelle: Wüest Partner

2.25 Verkaufsflächen: Spitzenmieten in den Schweizer               2.26 Stationärer Handel: Veränderung des Volumens der Debit- und
     Grosszentren (CHF/m2 und Jahr)                                     Kreditkartentransaktionen im Inland (2020 im Vergleich mit 2019)

10’000

                                                                         Nahrungsmittel,
 8’000                                                                   Getränke, Tabak

 6’000

                                                                   Nicht-Nahrungsmittel

 4’000

 2’000                                                                Total Detailhandel
                                                                      (ohne Tankstellen)

              Zürich     Genf        Basel       Lausanne   Bern                            –20%       –10%        0%        10%        20%

■ 2016 ■ 2017 ■ 2018 ■ 2019 ■ 2020                                 ■ Veränderung des Transaktionsvolumens unter der Berücksichtigung,
Quelle: Wüest Partner                                                 dass im 2020 das kontaktlose Bezahlen um 15 Prozent zugenommen hat.
                                                                   Quellen: SIX BBS AG; Swiss Payment Association; Berechnungen: Wüest Partner

                                                                   Immo-Monitoring 2021 I 1          Winter-Update                 23
PREISENT-
WICKLUNGEN
BEI
RENDITE
LIEGEN
SCHAFTEN
ÖKONOMISCH ERKLÄRT

                 3
E
Kapitel 3 — Preisentwicklungen bei Renditeliegenschaften ökonomisch erklärt

Sind Immobilien zinsgetriebene
Anlageprodukte?

         Die Corona-Pandemie führt uns vor Augen, dass auch sehr
         gravierende Negativszenarien immer wieder eintreten kön-
         nen, und zwar schlagartig. Damit eine Voraussage für den
         hiesigen Immobilienmarkt möglich wird, haben wir eine
         neue empirische Analyse durchgeführt. Ziel war, den Ein-
         fluss von ökonomischen Variablen auf die Preise von Mehr-
         familienhäusern und Geschäftsliegenschaften zu sys-
         tematisieren und statistisch zu quantifizieren. Mit den
         Ergebnissen konnten wir verschiedene Szenarien simulie-
         ren und deren jeweilige Folgen für den Immobilienmarkt
         errechnen.

          Seit mehr als 15 Jahren stehen Schweizer                   Der starke Einfluss von Zinsen auf Immobi-
Immobilienanlagen ununterbrochen hoch in der Gunst             lieninvestments spiegelt sich deutlich in der en-
von institutionellen Anlegern, was zu eindrücklichen           gen Beziehung zwischen den Renditen von Bundes-
Preisanstiegen für Renditeliegenschaften geführt hat.          obligationen und den Anfangsrenditen für direkte
Vergrössert hat sich das Interesse im Nachgang der             Immobilienanlagen wider. Der Verlauf der Anfangsren-
globalen Finanzkrise (2007 bis 2009) und nochmals              diten folgt in vielen Phasen dem Niveau der Renditen
ist es gewachsen, als die Schweizerische Nationalbank          für Bundesobligationen (Abbildung 3.2). Es zeigt sich
im Januar 2015 hierzulande die Leitzinsen in den nega-         jedoch, dass der Zusammenhang teilweise schwach
tiven Bereich legte. Festverzinsliche Bundesobligatio-         ist (wie zum Beispiel in den 1990er-Jahren). Es wirken
nen mit verschiedenen Laufzeiten verbuchen seither             also auch andere Transmissonsmechanismen auf die
häufig negative Renditen. In den letzten Jahren haben          Nachfrage nach Renditeliegenschaften – und folglich
zudem viele Notenbanken weltweit ihre Anleihenkäufe            auf die Zahlungsbereitschaft.
ausgedehnt, wodurch noch mehr billiges Geld in den
Markt strömt, was aber gleichzeitig gewinnbringende                      Ziel der Untersuchung
Anlagemöglichkeiten für private Investoren weiter re-                   Die vorliegende Untersuchung geht den
duziert. Insgesamt haben sich die Preise für Mehrfa-           exogenen Einflüssen auf den Preisverlauf von
milienhäuser seit der Jahrtausendwende um 108 Pro-             Renditeliegenschaften nach. Ziel war, den Einfluss
zent erhöht. Bei den Geschäftsliegenschaften liegt das         von ökonomischen Variablen auf die Preise von Mehr-
Plus bei 48 Prozent.                                           familienhäusern und Geschäftsliegenschaften zu sys-
      Das stark gewachsene Interesse an Investitionen          tematisieren und zu quantifizieren. Darauf aufbauend
in Immobilienanlagen während der letzten Jahre wird            wurde in verschiedenen Szenarien getestet, wie sich
fast gänzlich dem Tiefzinsumfeld zugeschrieben. Tat-           Mieteinnahmen und Marktwerte verändern und wel-
sächlich wird dieser enge Zusammenhang zwischen                che Auswirkungen das jeweils auf die Performance hat.
Zinsen und Immobilienanlagen auch in der Theorie               Die Auswertungen basieren auf Zeitreihen von 1980
postuliert: Wenn die Zinsen auf dem Geld- und Kapital-         bis 2020 und beinhalten damit auch die neusten Ent-
markt sinken, dann ist die bestehende Rendite auf Im-          wicklungen der letzten Jahre.
mobilien im Verhältnis zu festverzinslichen Anleihen
überdurchschnittlich hoch. Investoren werden versu-
chen, mehr Geld im Immobilienmarkt anzulegen.

         26        Immo-Monitoring 2021 I 1   Winter-Update
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