IMPF kompendium - OSP Stuttgart
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(HRSG.) AKTIENGESELLSCHAFT IMPF kompendium mit wissenschaftlicher Unterstützung von 1
Vorwort zum Kompendium Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie erhalten hiermit ein Kompendium, das Ihnen bei der erfolgreichen Steigerung der Impfquote zum Impfen bei Immundefizienz/Immunsuppression helfen soll. Es wurde versucht, die komplizierte Materie möglichst einfach und übersichtlich in den einzel- nen Kapiteln A – E darzustellen. Zusätzlich wurden wichtige Quellenangaben der STIKO eingefügt, bzw. im Anhang vollständig dargestellt. In diesem Impfkompendium finden Sie auch alle relevanten Impfungen in der Einzelbe- trachtung von Standardimpfungen bis zu Impfungen anlässlich einer Fernreise. Die Quel- lenangaben zu den STIKO-Empfehlungen und den jeweiligen Vorträgen von Professor Dr. Aulitzky, Robert-Bosch-Krankenhaus, und Prof. Dr. Rose, Klinikum Stuttgart, sind eben- falls im Anhang benannt. Die „Stuttgarter Deklaration“ vom 17.7.2019 zum Impfschutz bei Immunsupprimierten ist die Basis dieses kleinen Kompendiums. Unabhängig von den vorliegenden Ausführungen des Kompendiums wird es immer Einzelfallentscheidungen geben, die grundsätzlich zwischen dem impfenden Arzt und dem die Behandlung führen- den Spezialisten bzw. der Spezialabteilung des Krankenhauses geklärt werden müssen. Solche individuellen Entscheidungen kann das Kompendium nicht abbilden. Beim Anwenden dieses Kompendiums wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Freude bei der Steigerung der Impfquote der von Immundefizienz/Immunsuppression betroffenen kran- ken Menschen. Ihr Dr. Markus Klett Vorsitzender der Ärzteschaft Stuttgart und stellv. Vorsitzender IFFM e.V. 2
Impfen bei Immundefizienz / Immunsuppression Ein Kompendium für alle interessierten Ärztinnen und Ärzte Inhaltsverzeichnis Kapitel A: Stuttgarter Deklaration zum Impfen bei Immundefizienz / Immunsuppression 17.07.2019 Seite 5– 6 Standard- / Spezielle Impfungen Seite 7–8 Kapitel B: Chronisch entzündliche Erkrankungen und Immunerkrankungen B 1: Autoimmunkrankheiten, chronisch entzündliche Erkrankungen, immunmodulatorischer Grad der Immundefizienz Seite 10–13 B 2: Primäre Immundefekterkrankung Seite 14 B 3: HIV-Infektionen Seite 14 HIV-Anwendungshinweise Seite 15–17 Tabelle zu Kapitel B: Immunsupprimierende bzw. immunmodulierende Arzneistoffe und zu berücksichtigende Impfabstände sowie weitere Aspekte bei Monotherapie, Bundesgesundheitsblatt 2019.62: 494 – 515 Seite 18–23 Kapitel C: Erkrankungen vor und nach Chemotherapie, Transplantationen und Stammzelltransplantationen C 1: Impfungen bei Patienten mit Blutkrebs und nach Stammzelltransplantation Seite 25–27 C 2: Impfungen vor und nach Chemotherapie Seite 28–29 C 3: Impfungen nach Transplantation solider Organe Seite 30–31 C 4: Impfungen nach autologer Tx (SZT) Seite 32–33 C 5: Impfungen nach allogener Tx (SZT) Seite 34–35 Kapitel D: Einzelbetrachtung der Impfstoffe Seite 37–38 Kontrolle Impftiter Seite 39 Kapitel E: Empfehlungen der KV und Impfziffern Seite 41–47 Gebührenordnung nach GOÄ Seite 48 Anlage: Quellenangabe Seite 49 Sponsoren Seite 50 Impressum Seite 51 3
Kapitel A Kapitel A 4
Kapitel A Stuttgarter Deklaration Eine interdisziplinäre und intersektorale Übereinkunft Stuttgarter Ärzte zum Thema Impfen bei Immundefizienz / Immunsuppression 1. Erreichen eines höheren Impfschutzes schwer gefährdeter Patienten durch Verbesserung der interdisziplinären/intersektoralen Zusammenarbeit. 2. Verstärkte Aufklärung der betroffenen Patienten über Impfschutz und Impfrisiken durch alle beteiligten Ärzte. 3. Implementierung eines für alle Ärztinnen/Ärzte verbindlichen Impfkalenders auf Grundlage der STIKO-Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. 4. Darauf folgend: Erstellung eines individuellen Impfplanes für jeden Erkrankten in enger Zusammenarbeit zwischen Facharzt und Haus-/Kinderarzt, 1x jährlicher Review über Art und Anzahl der Impfungen. 5. Verbesserung der Verfügbarkeit von Impfstoffen durch abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Ärzten – Apothekern – Impfstoffherstellern – Krankenkassen und Politik. 6. In Baden-Württemberg gibt es mindestens 600.000 Betroffene, die aktuell eine Behandlung mit Immunsuppressiva erhalten. Dazu zählen noch diejenigen, die nach erfolgreicher Immuntherapie eine Pause einlegen, so dass von einer Gesamtzahl von ca. 800.000 betroffenen Patienten auszugehen ist. Für Stuttgart bedeutet dies mind. 35.178 Betroffene. 7. Der individuelle Impfplan für den Betroffenen basiert auf dem für Immunsupprimierte geltenden Impfkalender (Impfkompendium für Menschen mit Immundefizit/Immunsup- pression) 5
Kapitel A Stuttgarter Deklaration Zitat: 4 Merksätze aus der Veröffentlichung im Bundesgesundheitsblatt 62-2019 zum Thema Impfen unter Immundefizienz/Immunsuppression vom 21.03.19: Merksatz 1 (S.497) Totimpfstoffe können grundsätzlich angewandt werden. Merksatz 2 (S.497) Lebendimpfstoffe vor Therapiebeginn möglich, abzuschließen 2 – 4 Wochen vor Thera- piebeginn. Bei Alemtuzumab, Ocrelizumab, Abatacept mindestens 6 Wochen Abstand. Merksatz 3 (S.497) Während Immuntherapie oder akutem Krankheitsschub grundsätzlich keine Applikation von Lebendimpfstoffen! Merksatz 4 (S.503) Kontaktpersonen sollen gemäß STIKO-Empfehlungen vollständig geimpft sein. (Dies betrifft auch mögliche Lebendimpfungen) 6
Kapitel A Standardimpfung: Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und ggf. Polio! Auffrischung Diphtherie und Tetanus alle 10 Jahre 1 Dosis. Bei fehlender Grundimmunisierung 3 x Dosen/Jahr Spezielle Impfungen: Indikationsimpfungen • Influenza: tetravalenter Totimpfstoff (1 x jährlich) • Pneumokokken: sequentielle Impfung mit PCV 13 Konjugatimpfstoff 1 Dosis; dann 6 –12 Monate später PPSV 23 1 Dosis (nach 6 Jahren einmal PPSV 23 Auffrischung) • Hepatitis B: Grundimmunisierung 3 x Dosen (Zeitplan siehe Kapitel B/C, je nach Krankheitsfall), Impferfolg serologisch kontrollieren, Auffrischung gem. Fachinformation • Hepatitis A: 2 Impfdosen erforderlich (je nach verwendetem Impfstoff Fachinfo beachten, ggf. 3 Dosen; Zeitplan siehe Kapitel B/C, je nach Krankheitsfall) • Hepatitis A + B Kombinationsimpfstoff: 3 Dosen/Jahr (Zeitplan siehe Kapitel B/C, je nach Krankheitsfall) • Meningokokken: ACWY (1 – 2 Dosen, je nach verwendeten Impfstoff) und Meningo- kokken B (2 Dosen) Auffrischung nach 5 Jahren bei persistierender Immunsuppres- sion (keine Daten vorliegend) bzgl. Wiederholungsimpfung Beachtung der Fachinfo • Herpes Zoster: Lebendimpfstoff kontraindiziert • HZsu: Totimpfstoff – 2 Dosen für Patienten ab 50 Jahren zugelassen (Zeitplan siehe Kapitel B/C, je nach Krankheitsfall) • HPV: Grundimmunisierung = Standardimpfung für Kinder/Jugendliche beiderlei Geschlechts ab 14 bis 18 Jahre (3 x Dosen-Schema) • FSME: Grundimmunisierung mit (3 x Dosen/Jahr), Auffrischung gem. Fachinformation • Hämophilus infl. bei Kindern: ja, Standardimpfung. 7
Kapitel A • MMR: Lebendimpfstoff: kontraindiziert, ggf. vor Beginn einer immunsupprimieren- den Therapie bei negativer Anamnese oder Serostatus oder nach STZ-Transplantation, ab Monat 24 Einzelfallentscheidung • Varizellen Lebendimpfstoff: kontraindiziert, ggf. vor Beginn einer immunsupprimie- renden Therapie bei negativer Anamnese oder Serostatus oder nach STZ-Transplan- tation, ab Monat 24 Einzelfallentscheidung • Rotavirus: Impfung kontraindiziert Sonderfall Reiseimpfungen • a) Gelbfieber: Lebendimpfstoff kontraindiziert • b) Japan-Enzephalitis: Impfung möglich (Totimpfstoff); während immunsuppr. Therapie Risiko erhöht (2 Dosen, 0 – 28 Tage), ggf. Booster nach 12 – 24 Monaten (Einzelfallentscheidung) • c) Cholera: oraler Totimpfstoff-Impfung möglich, Einzelfallentscheidung! Zusätzl. Schutzwirkung gegen pathogene Colikeime • d) Typhus: orale Lebendimpfung kontraindiziert! Parenteral als Injektion-inaktivierter Impfstoff 8
Kapitel B Kapitel B 9
Chronisch entzündliche Erkrankungen und Immunerkrankungen B1 Impfen bei Autoimmunerkrankungen und anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen unter laufender immunmodulatorischer Kapitel B Therapie: B 1.1: Rheumatoide Arthritis(RA)-Psoriasisarthritis-Spondylarthritiden-Juvenile- Arthritis B 1.2: Kollagenosen-SLE-Systemische Sklerose-Polymyositis-Dermatomyositis- Sklerodermie-Sjögren Syndrom-Wegener Granulomatose-Polyarteriitis nodosa-Vaskulitiden-M.Behcet-Polymyalgia rheumatica B 1.3: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED): M. Crohn, Colitis ulcerosa B 1.4: Multiple Sklerose B 1.5: Autoinflammationssyndrom, z. B. Fam. Mittelmeerfieber Bei allen genannten Erkrankungen besteht eine erhöhte Erkrankungsbereitschaft! Die bei diesen Krankheiten durchzuführende Immunsuppressive Therapie führt zu einer weiteren Schwächung der Immunantwort. Verweis auf die STIKO-Merksätze auf Seite 4. Nachfolgend die Einteilung der Grade der Immundefizienz (modifiziert nach Wiedemann et al. 2016) in diesem Kompendium. 10
Die 3 Grade der Immundefizienz nach Vortrag Prof. Rose 09.04.2019 Keine relevante Immunsuppression (Grad I) Grad der Immundefizienz Kapitel B Keine relevante 1.) Kortison (Prednisolonequivalent): Kurzzeittherapie Impfung mit Totimpfstoff Immunsuppres- (< 2 Wochen < 20 mg/d), inhalativ, topisch, möglich, keine Titer sion intrabursal, intraartikulär Kontrolle erforderlich (Grad I) 2.) HIV-Infektion mit CD4 ≥ 500/µl Lebendimpfung möglich 3.) Tumorerkrankung: In Remission, letzte Chemo vor > 3 Monate, letzte B-Zell-Therapie > 6 Monate, Zustand nach Stammzelltransplantation > 2 Jahre ohne Immunsuppressiva und ohne Graft-versus-Host- Erkrankung 4.) Autoimmunerkrankungen ohne Immunsuppressiva (rheumathoide Arthritis, systematischer Lupos erythe- matodes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen) 5.) Gut eingestellter Diabetes mellitus Leichte bis mittlere Immunsuppression (Grad II) Grad der Immundefizienz Leichte 1.) Kortison (Prednisolonequivalent): < 20 mg/d aber Impfung mit Totimpf- bis mittlere > 2 Wochen; < 2 Wochen aber > 20mg/d, Depotgabe stoffen möglich, ggf. Immunsuppres- Titerkontrolle erwägen 2.) HIV-Infektion mit CD4 200 – 499/µl sion (Grad II) 3.) Niedrig dosierte Immunsuppression: Methotrexat Lebendimpfungen nach < 0,4 mg/kg/KG; Azathioprin < 3 mg/kg/KG; Nutzen-Risiko-Abwä- 6-Mercaptopurin < 1,5 mg/kg/KG gung möglich 4.) Asplenie (anatomisch oder funktionell bei • Nach niedrig z. B. Sichelzellanämie) dosierter oder kurzzeiti- ger Steroidtherapie 5.) Chronische Erkrankung der Niere / 14 Tage Abstand Niereninsuffizienz • Überprüfung der 6.) Chronische Erkrankung der Leber / Impfindikation mittels Leberinsuffizienz Titer-Bestimmung voranschalten 7.) Multiple Sklerose mit Behandlung • MMR und VZV- 8.) Diabetes mellitus mit schlechtem Allgemeinzu- Impfstoff seperat stand und fortgeschrittener Erkrankung / Folgeerkrankungen 9.) Komplementdefekte 11
Schwere Immunsuppression (Grad III) Grad der Immundefizienz Schwere 1.) Kortison (Prednisolonequivalent): Impfung mit Totimpf- Immunsuppres- > 20mg/d aber > 2 Wochen stoffen möglich, Impf- sion erfolg ist fraglich, Titer 2.) HIV-Infektion mit CD4 < 200/ µl (Grad III) Kontrolle 4 – 6 Wochen 3.) Zustand nach Stammzelltransplantation < 2 Jahre nach Abschluss der oder unter immunsuppressiver Therapie oder mit Impfung Graft-versus-Host-Erkrankung Lebendimpfungen 4.) Zustand nach Organtransplantation < 1 Jahr kontraindiziert Kapitel B oder unter immunsuppressiver Therapie oder mit Graft-versus-Host-Erkrankung 5.) Behandlung von Organabstoßung 6.) Akute hämatologische Erkrankung 7.) Maligne Erkrankung mit Metastasen 8.) Chronische lymphatische Leukämie 9.) Aplastische Anämie 10.) Strahlentherapie < 6 Wochen 11.) Transplantations-bedingte Immunsuppressiva: Ciclosporin, Tacrolimus, Sirolimus, Mycophenolat, Mitoxantron 12.) Kongenitale Immundefekte 13.) Laufende Therapie mit Biologika und Chemo- therapeutika Der beste Zeitpunkt zur Komplettierung des Impfschutzes ist vor Therapiebeginn. Während der Therapie gelten die Regeln zum Grad der Immunsuppression (Grad 1 – 3) Grundsätzlich gilt: Keine Lebendimpfstoffe (!) bei hoher Dosierung von Basistherapeutika und Biologicals Hinweis: Siehe in Tab A2 „Immunsupprimierende bzw. immunmodulierende Arzneistoffe und zu berücksichtigende Impfabstände und weitere Aspekte bei Monotherapie (Stand 20.07.2018)“ S. 504 – 511 aus STIKO-Veröffentlichung 21.03.19 Wagner et al auf den Seiten 22 – 30 des Kompendiums 12
B 1.1 – B 1.5 Autoimmunerkrankungen unter laufender immunmodulatorischer Therapie – Zeitplan: Vakzine Bemerkungen Monat 12 Monat 15 Monat 24 Monat 30 Monat 0 Monat 6 Monat 7 Monat 8 Influenza X 1 x jährlich Pneumokokken PCV 13 X Sequenzielle Impfung Kapitel B Pneumokokken PPSV 23 X Nach 6 Jahren wiederholen Diphtherie/Tetanus/ X Möglichst alle 4 Impfstoffe Polio/Pertussis zusammenfassen Meningokokken ACWY X (X) Ggf. 2. Impfdosis ACWY, Fachinfo beachten! Men. B X X (X) Nach Fachinfo-2 bzw. 3 Dosen Schema Hepatitis B X X X Problem: unter TKI Lebertoxizität? Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Hepatitis A X X Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Ggf. Hep. A+B X X X Titerkontrolle? Kombinationsimpfstoff Booster nach 5 Jahren? Zoster = HZsu X X Verwendung von Totimpfstoff HPV X X X Bei Immunsuppression bis 18 Jahre 3 Dosen; später Einzelfallentscheidung FSME X X X In Endemie Gebieten GI mit 3 Dosen /Jahr gem. FI Auffrischung nach 3 – 5 Jahren MMR Je nach Chemotherapie Lebendimpfstoff kontraindiziert VzV/Varizellen nach 24 Mon. möglich Evtl. Einzelfallentsch. 13
B 2: Primäre Immundefekterkrankung Impfempfehlungen bei Primärem Immundefekt (PID) STIKO-Empfehlung: Totimpfstoff jederzeit möglich ohne zusätzliches Risiko Lebendimpfstoffe in der Regel kontraindiziert! Bei kombinierten Immundefekten (z. B. SCID) sind Impfungen ohne Erfolgsaussicht grundsätzlich keine Indikation. Kapitel B Bei Komplementdefekten (z. B.CS9-Komplex) können alle Totimpfungen verabreicht werden gemäß STIKO-Empfehlungen, z. B. Influenza tetravalent, Pneumokokken Konjugat- und Polysaccharidimpfstoff, Meningokokken ACWY und Men. B., Sonderfall Säuglinge: 2 x ACWY, Auffrischung alle 5 Jahre. Impfung von Kontaktpersonen dringend empfohlen! Zum Schutz von Erkrankten mit primärem Immundefekt. (PID) B 3: HIV-Infektionen s. Tab 4 der STIKO-Empfehlung 2018 (Impfen bei primärem Immundefekt und HIV- Infektion, BGesBl 2018/32 S.1046,1047. Hier wird unterschieden: a) Nicht behandelte HIV-Infektion-AIDS-Syndrom: Impfungen vor Beginn der antiretroviralen Therapie (niedrige CD4-Zellzahl) nicht sinnvoll! b) behandelte HIV-Infektion (ART) mit antiretroviraler Therapie: Impfungen sinnvoll nach Anstieg der CD4-Zellen. Erfolgreiches Impfen mit Totimpfstoffen jederzeit möglich. Influenza jährlich Pneumokokken bei Erstimpfung sequentiell, dann alle 6 Jahre Auffrischung mit Polysaccharidimpfstoff PPSV 23. Hepatitis B 3 Impfdosen mit serologischer Kontrolle Meningokokken ACWY und Men.B, je 2 Impfungen. Hepatitis A: je nach Zellzahl CD4T( > oder < 350), Impfung bei Grundimmunisierung 2 – 3 Impfungen, je nach verwendetem Impfstoff. HPV für Jungen und Mädchen bis 18.Lebensjahr je 3 Impfungen. Zoster nur Totimpfstoff ab 50. Lebensjahr, 2 Impfdosen (0 – 6 Monate). FSME-Impfung mit 3 Dosen (Monate 6 –7–15). 14
Tab. 4 Impfindikationen und Anwendungshinweise für Personen mit HIV Totimpfstoffe (Indika- Anwendungshinweise Von den STIKO- Serologische Kontrolle tionsimpfungen) Empfehlungen sinnvoll ja / nein / abweichend bzw. wann abweichende Impfschemata Hepatitis A Impfung entsprechend CD4+ T-Zellzahl < 350/μl: Serologische Kontrolle STIKO 3 Impfstoffdosen nach 5 Jahren, ggfs. (0, 1, 6 Monate) Booster-Impfung CD4+ T-Zellzahl >350/μl: Kapitel B 2 Impfstoffdosen (0, 6 –12 Monate) Hepatitis B Impfung entsprechend Antikörperkontrolle vor STIKO sofern Standard- und 4–8 Wochen nach impfung (im Säuglings- durchgeführter Grund- alter) nicht durchgeführt immunisierung: Anti-HBs wurde
Tab. 5 Impfindikationen und Anwendungshinweise für Personen mit HIV Lebendimpfstoffe Anwendungshinweise Von den STIKO- Serologische Kontrolle Empfehlungen sinnvoll ja / nein / abweichend bzw. wann abweichende Impfschemata Influenza (LAIV) kontraindiziert bei symptomatischer HIV-Infektion Kapitel B Masern, Mumps, entsprechend STIKO- Antikörperkontrolle Röteln (Kinder) Empfehlung (2 x), (IgG) nach 1–2 Jahren, wenn nicht HIV-Stadium ggfs. Boosterimpfung 3 (0 x) Masern, Mumps, bei asymptomatischer zweimalige Impfung serologische Kontrolle Röteln HIV-Infektion (und im Abstand von mind. bei ärztlichem Erst- (Indikationsimpfung negativer Impfanamnese 4 Wochen kontakt vor eventueller für Erwachsene) bzw. neg. Masern- Impfung Serologie) Impfung mit MMR-Impfstoff ab einer CD4+ Zellzahl > 200/μl (Erwachsene) möglich Herpes zoster kontraindiziert Lebendimpfung STIKO-Verlautbarung 2018 Seite 1047 Varizellen (Indikations- Impfung kann bei zweimalige Impfung impfung CD4+ TZellzahl > 200/μl im Abstand von mind. Für Erwachsene) erwogen werden. 1 Monat (6– 8 Wochen) Einzelfallentscheidung HIV-Infizierte sind bis- bei asymptomatischer her von der STIKO als HIV Infektion Indikationsgruppe bei der Varizellen-Impfung im Erwachsenenalter nicht genannt Rotavirus entsprechend STIKO- Empfehlungen bei HIV- positiven Säuglingen Fernreisen: Gelbfieber und Typhus oral kontraindiziert da Lebendimpfstoff! Typhus parenteral: möglich (1 Dosis) Tollwut-Impfung: möglich (0 –7–18Tage) Japanenzephalitis: möglich mit Totimpfstoff, Einzelfallentscheidung! 16
B 2: Primäre Immundefekterkrankung B 3: HIV-Infektionen – Zeitplan: Vakzine Bemerkungen Monat 12 Monat 15 Monat 24 Monat 30 Monat 0 Monat 6 Monat 7 Monat 8 Influenza X 1 x jährlich Pneumokokken PCV 13 X Sequentielle lmpfung Kapitel B Pneumokokken PPSV 23 X Nach 6 Jahren wiederholen Diphtherie/Tetanus/ X Möglichst alle 4 Impfstoffe Polio/Pertussis zusammenfassen Meningokokken ACWY X (X) Ggf. 2. Impfdosis ACWY, Fachinfo beachten! Men. B X X (X) Nach Fachinfo-2 bzw. 3 Dosen Schema Hepatitis B X X X Problem: unter TKI Lebertoxizität? Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Hepatitis A X X Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Ggf. Hep. A+B X X X Titerkontrolle? Kombinationsimpfstoff Booster nach 5 Jahren? Zoster = HZsu X X Verwendung von Totimpfstoff HPV X X X Bei Immunsuppression bis 18 Jahre 3 Dosen; später Einzelfallentscheidung FSME X X X In Endemie Gebieten GI mit 3 Dosen /Jahr gem. FI Auf- frischung nach 3 – 5 Jahren MMR Je nach Chemotherapie Lebendimpfstoff kontraindiziert VzV/Varizellen nach 24 Mon. möglich Evtl. Einzelfallentsch. 17
Tab. A-2 Immunsupprimierende bzw. immunmodulierende Arzneistoffe und zu berücksichtigende Impfabstände und weitere Aspekte bei Monotherapie (Stand 20.07.2018) Medikamente Wirkort Impfabstände Lebendimpfstoffe Referenzen / Kommentare Totimpfstoffe Glukokortikoide Glukokortikoid- Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Dosisabhängig: Bei Kurzzeit-Therapie (< 2 Wochen) oder niedriger Dosierung Glukokortikoide (Prednisolonäqui- Rezeptor rung mind. 2, besser 4 Wochen Hochdosistherapie: KI während Therapie (FIa) für alle kein relevanter Effekt auf Sicherheit oder Effektivität einer valent) vor Therapiebeginn abschließen Lebendimpfstoffe. Impfungen müssen mindestens 2 (FI-A), Impfung. Bei einer Therapiedauer ≥ 2 Wochen mit höheren Kinder besser 4 Wochen vor Therapiebeginn abgeschlossen sein. Dosierungen bzw. einer i. v. Stoßtherapie mit hohen Dosen Geringgradig immunsuppressiv: Impfungen frühestens 2 Monate nach Therapie (FI-A) schwere Immunsuppression, d. h. die Immunogenität von Kapitel B Kurzzeittherapie (< 2 Wochen) oder Niedrigdosistherapie: Impfungen kann nachfolgend für 2–4 Wochen eingeschränkt niedrige Dosierung (< 0,2 mg/kg/Tag MMR-, MMR-V-, Varizellen-Impfung während der Therapie sein. Signifikant eingeschränkte Sicherheit von Lebendimp- oder < 10 mg/Tag) möglich (FI-I) fungen bei einer Hochdosis-Glukokortikoid-Langzeittherapie Schwer immunsuppressiv: ≥ 0,2 mg/ (≥ 2 Wochen) kg/Tag bzw. ≥ 10 mg/Tag über ≥ 2 Wochen oder i. v. Stoßtherapie Erwachsene Geringgradig immunsuppressiv: Kurzzeittherapie (< 2 Wochen) oder niedrige Dosierung (< 10 mg/Tag) Schwer immunsuppressiv: ≥ 10 mg/Tag über ≥ 2 Wochen oder i. v. Stoßtherapie Weitere Immunsuppressiva / Immunmodulatoren Abatacept CD80- / CD86-Re- Jederzeit möglich; im Idealfall Abschluss der KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Unter Therapie reduzierte, aber bei Großteil der PatientInnen (Orencia®) zeptor (Ko stimula- Immunisierung mind. 2 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie. (FI-A) Säuglinge, dennoch adäquate Immunantwort nach Influenza- [100, 101], tionsinhibitor) piebeginn. Bei laufender Therapie: die in utero gegenüber Abatacept exponiert waren: Frühes- Pneumokokken(PPSV23)- [100, 102] bzw. Tetanus-Impfung Verabreichung in der Mitte des Behand- tens 14 Wochen nach der letzten Gabe von Abatacept in der [102]. Ein Teil der PatientInnen bleibt jedoch ungeschützt bei lungsintervalls. Influenza-Impfung Schwangerschaft (FI-A) Impfung während Therapie Reduktion der Immunantwort auf im Idealfall 4 Wochen vor Therapiebeginn. PPSV23 relativ schwer, wenn die Impfung 2 Wochen nach Sicherheit zu keiner Zeit eingeschränkt Beginn der Abatacept-Therapie erfolgte [102]. Nur geringe Abschwächung der Immunantwort bei Impfung 2 Wochen vor oder 8 Wochen nach Abatacept-Gabe [100] Adalimumab TNFRezeptor Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Unter Monotherapie keine reduzierte Immunantwort nach In- (Humira®, Cyltezo®, Amgevita®, rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 2 Monate nach letzter Dosis Säuglinge, fluenza- [103], Pneumokokken (PPSV23)- [103] und Hepatitis Solymbic®, Imraldi®) piebeginn abschließen. die in utero gegenüber Adalimumab exponiert waren: Leben- B-Impfung [104] Unter Kombinationstherapie mit MTX oder Bei laufender Therapie: Verabreichung in dimpfungen frühestens 5 Monate nach der letzten Gabe von DMARDs leicht verringerte Immunantwort nach Pneumokok- der Mitte des Behandlungsintervalls Adalimumab in der Schwangerschaft (FI-A) [86]. Stillen ist ken(PPSV23)- und Influenza-Impfung [103] unter der Therapie möglich (FI-A) Alemtuzumab CD52- Alle Impfungen 6 Wochen vor Behandlungs- KI während Therapie (FIa). Alle Impfungen 6 Wochen vor Da VZV-Infektionen bei PatientInnen mit MS unter Therapie (Lemtrada®) Rezeptor beginn abschließen. (FI-A), ggf. auch Behandlungsbeginn abschließen (FI-A). Impfungen frühes- beobachtet wurden [105], sollte eine VZV-Impfung bei Pa- (T/ B-Zelldepletion) kürzere Impfabstände (2 Wochen) vor The- tens nach B/ T-Zell-Repletion (ca. 12 Monate (FI-A) nach tientInnen mit negativem Antikörper-Status mindestens rapiebeginn möglich (Off-Label-Gebrauch). Therapie) 6 Wochen vor Therapiebeginn erwogen werden. (FI-A) Sicherheit zu keiner Zeit eingeschränkt Erniedrigte Responder-Rate bei Impfung gegen Pneumo- kokken-, Tetanus-, Diphtherie-, Polio- und Haemophilus influenzae-Impfung ≤6 Monate nach Therapieende [105] Anakinra IL-1-Rezeptor1 Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa). Impfungen mind. 4 Wochen vor Unter Therapie keine reduzierte Immunantwort nach Impfung (Kineret®) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 1 Monat nach letzter Dosis mit Tetanus-/Diphtherie-Impfstoff (FI-A) piebeginn abschließen Apremilast Phosphodiesterase Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Laut FI-A keine KI oder bes.Warnhinweise für Lebendimpf- Lebendimpfstoffe waren in der Zulassungsstudie erlaubt (Otezla®) 4 rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- stoffe während Therapie; dennoch wird empfohlen, Impfun- [106] Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es weder eine Kontraindi- piebeginn abschließen gen mind. 4 Wochen vor Therapiebeginn abzuschließen kation in der Fachinformation des Arzneistoffes noch Studien bzw. Impfungen während der Therapie nur nach individueller zu Lebendimpfungen noch Gefahrensignale aus dem Neben- Nutzen-Risikoabwägung zu verabreichen wirkungsspektrum (FI-A) 18
Weitere Immunsuppressiva / Wirkort Impfabstände Lebendimpfstoffe Referenzen / Kommentare Immunmodulatoren Totimpfstoffe Azathioprin D NS-Biosynthese Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FI-I und FI-A), Impfungen mind. Reduzierte Immunantwort auf Influenza- [108], Pneumokok- (z. B. Imurek®, Zytrim®, Azafalk®, rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- 4 Wochen vor bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie ken (PPSV23)- bzw. Tetanus-Impfung, wobei ein Großteil der Azaimun®) piebeginn abschließen Laut FI-A sind Lebendimpfstoffe. Generell kontraindiziert, da- PatientInnen dennoch protektive Antikörperspiegel erreichte Dosierung Kinder und Erwachsene: her kann unter Therapie mit Azathioprin in Deutschland kein [109]. Bei niedriger Dosierung keine wesentliche Minderung Niedrig: ≤ 3 mg/kg/Tag Anwendungshinweis für Lebendimpfungen gegeben werden. der Impfantwort [12, 54, 55, 62] c PatientInnen mit CED Hoch: > 3 mg/kg/Tag Als Information sei erwähnt, dass die Impfkommission des hatten unter Azathioprin keine signifikant eingeschränkte Vereinigten Königreiches (JCVI) [107] und die Guidelines Immunantwort auf PPSV23 [56] der Europäischen Rheumaliga (EULAR) [12, 62] eine MMR-, MMR-V und Varizellen-Impfung von PatientInnen unter gerin- ger Dosierung von Azathioprin unter Berücksichtigung des aktuellen Immunstatus der PatientInnen für grundsätzlich Kapitel B möglich halten Baricitinib Januskinasen Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Keine Daten. Handlungshinweise analog zu Tofacitinib. (Olumiant®) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 1 Monat nach Therapie Bei zugelassener Dosierung keine wesentliche Minderung piebeginn abschließen der Impfantwort zu erwarten Belimumab BLyS (B-Lympho- Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen Keine reduzierte Immunantwort auf Pneumokokken(PPSV23 (Benlysta®) cyte Stimulator) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- vor Beginn der Therapie abschließen (FI-A) bzw. frühestens bzw. PCV13)-Impfung im Vergleich zur immunsuppressiven (BAFF (B cellacti- piebeginn abschließen. 3 Monate nach Therapie Standardtherapie [110, 111] (FI-A). Bei PatientInnen, die in vatingfactor)) Bei laufender Therapie: Verabreichung in der Vergangenheit eine Tetanus-, Pneumokokken- oder Influ- (indirekte B-Zell- der Mitte des Behandlungsintervalls enza-Impfung erhalten hatten, blieben nach der Behandlung Depletion) mit B. protektive Antikörperspiegel bestehen (FI-A) Canakinumab IL-1β- Jederzeit möglich; im Idealfall Immuni- KI während Therapie (FIa) Nach Behandlungsbeginn Nach Einzeldosis 2 Wochen vor Impfung keine reduzierte (Ilaris®) Rezeptor sierung mind. 2, besser 4 Wochen vor frühestens 3 Monate nach der letzten und vor der nächsten Immunantwort auf Influenza- bzw. Meningokokken-Impfung Therapiebeginn. Injektion von Canakinumab (FI). Säuglinge, die in utero [112] (FI-A) Abschließen gegenüber Canakinu-mab exponiert waren: Lebendimp- Bei laufender Therapie: Verabreichung in fungen frühestens 16 Wochen nach der letzten Dosis von der Mitte des Behandlungsintervalls Canakinumab in der Schwangerschaft (FI-A) Certolizumab-Pegol TNFRezeptor Jederzeit möglich; im Idealfall Immuni- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Während loading dose (Monotherapie) keine reduzierte (Cimzia®) sierung mind. 2, besser 4 Wochen vor bzw. frühestens 2 Monate nach Therapie Säuglinge, die in Immunantwort auf Influenza- oder Pneumokokken Therapiebeginn. utero gegenüber Certolizumab-Pegol exponiert waren: (PPSV23)-Impfung [113]. Unter Kombinationstherapie mit Abschließen Impfung frühestens 5 Monate nach der letzten Dosis von MTX abgeschwächte Immunantwort [113] Bei laufender Therapie: Verabreichung in Certolizumab-Pegol in der Schwangerschaft (FI-A). Stillen ist der Mitte des Behandlungsintervalls unter der Therapie möglich (FI-A) Ciclosporin Cyclophilin A, Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Dosisabhängig Bei niedriger Dosierung (Monotherapie) keine wesentliche (z. B. Sandimmun®, Immunospo- Calcineurin rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- Hochdosistherapie: KI während Therapie (FIa), Impfungen Minderung der Impfantwort [114]. rin®) piebeginn abschließen mind. 4 Wochen vor bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie Unter Kombinationstherapien mit Prednisolon und MTX Dosierung Kinder und Erwachsene: Niedrigdosistherapie: Laut Expertenkonsens und im Einklang reduzierte Immunantwort auf Influenza-Impfung [66] Niedrig: ≤ 2,5 mg/kg/Tag mit der pädiatrischen Guideline der Europäischen Rheuma- Hoch: < 2,5 mg/kg/Tag liga (EULAR) [62] können MMR-, MMR-V- bzw. Varizellen- Impfungen mit Priorix®, PriorixTetra® bzw. Varilrix® nach individueller Nutzen-Risikoabschätzung erwogen werden (Off-Label-Gebrauch wegen besonderer Warnhinweise in der FI-A) Cyclophosphamid DNS-Biosynthese Jederzeit möglich; im Idealfall Immuni- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor (z. B. Endoxan®) sierung mind. 2, besser 4 Wochen vor bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie Therapiebeginn. Abschließen Bei laufender Therapie: Verabreichung in der Mitte des Behand- lungsintervalls 19
Weitere Immunsuppressiva / Wirkort Impfabstände Lebendimpfstoffe Referenzen / Kommentare Immunmodulatoren Totimpfstoffe Dimethylfumarat Multiple Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisierung mind. 2, besser Adäquate Immunantwort nach Tetanus-Diphtherie-, Pneumo- (Fumaderm®, Skilarence®, Mechanismen rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- 4 Wochen vor Therapiebeginn. Abschließen Bei laufender kokken (PPSV23)- und Meningokokken ACWY-Impfung [115] Tecfidera®) (siehe Anhang) piebeginn abschließen Therapie: Verabreichung in der Mitte des Behandlungsinter- Dimethylfumarat ist immunmodulatorisch wirksam und hat valls u. a. anti-inflammatorische Effekte. Eine Therapie mit Dimethylfumarat kann zur Abnahme der Lymphozytenzahl und zu einer deutlichen Lymphopenie führen (FI-A) Etanercept TNFRezeptor Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Leicht reduzierte, aber adäquate Immunantwort auf (Enbrel®, Benepali®, Erelzi®) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 2 Monate nach Therapie c; bei klinischer Pneumokokken(PPSV23 [116, 117] – bzw. PCV 13)-Impfung piebeginn abschließen Remission auch schon früher (≥ 1 Monat nach Therapie). [118], auch bei Kombinationstherapie mit MTX [118] Redu- Säuglinge, die in utero gegenüber Etanercept exponiert wa- zierte, aber adäquate Immunantwort auf Influenza A-Impfung, ren: Lebendimpfung frühestens 16 Wochen nach der letzten stärker reduzierte Immunantwort auf Influenza B [119] Einzel- Kapitel B Behandlung in der Schwangerschaft (FI-A) ne Studien zu Kindern mit JIA unter Etanercept-Therapie weisen auf eine gute Sicherheit und Effektivität der MMR- Impfung hin Fingolimod S1PRezeptor Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfung (insbesondere VZV) Bei neg. Varizellen-Antikörpertest wird VZV-Impfung explizit (Gilenya®) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- mindestens 4 Wochen vor Behandlungsbeginn abschließen. empfohlen (FI-A). Leicht reduzierte, aber bei Großteil der piebeginn abschließen (FI-A)c bzw. frühestens 2 Monate nach letzter Dosis Probanden adäquate, Immunantwort auf Influenza- [120], Tetanus- [120] bzw. Pneumokokken(PPV23)-Impfung Glatirameracetat Multiple Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Laut FI-A keine KI oder bes. Warnhinweise für Lebendimpf- Keine Reduktion der Immunantwort auf Influenza- [122] und (z. B. Copaxone®, Clift®) Mechanismen rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- stoffe während Therapie (FI-A). Dennoch sollte die Impfung Tetanus-Impfung [123]. Keine Berichte über schwere invasive (siehe Anhang) piebeginn abschließen mit Lebendimpfstoffen während der Therapie nur als Einzel- Infektionen (FI) und keine Daten, die zu Sicherheitsbedenken fallentscheidung nach individueller Nutzen-Risikoabwägung bei Gabe von Lebendimpfstoffen führen. In der FI-A sind erfolgen. Die Gelbfieberimpfung sollte nicht verabreicht Lebendimpfstoffe nicht unter KI oder besonderen Warnhin- werden weisen aufgeführt Golimumab TNFRezeptor Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Unter Mono- und Kombinationstherapie mit Golimumab + (Simponi®) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie. Säuglinge, MTX reduzierte, aber adäquate Immunantwort auf Pneumo- piebeginn abschließen. die in utero gegenüber Golimumab exponiert waren: Leben- kokken (PPSV23)-Impfung Bei laufender Therapie: Verabreichung in dimpfungen frühestens 6 Monate nach der letzten Dosis in der Mitte des Behandlungsintervalls der Schwanger-schaft (FI-A) Hydroxychloroquin Multiple Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Lebendimpfungen können uneingeschränkt verabreicht Weder nach Influenza- [125] noch nach Tetanus-, Diphtherie-, (Quensyl®) Mechanismen rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- werden (FI-I, FI-A), kein Abstand erforderlich Masern-, Poliomyelitis-, Typhus- oder Tuberkulose-Impfung (siehe Anhang) piebeginn abschließen (FI-A) reduzierte Immunantwort. In der FI-A sind Leben- dimpfstoffe nicht unter KI oder besonderen Warnhinweisen aufgeführt Infliximab TNFRezeptor Jederzeit möglich; im Idealfall Immuni- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Unter Therapie Nachweis einer reduzierten Immun-antwort (Remicade®, Flixabi®, Inflectra®, sierung mind. 2, besser 4 Wochen vor bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie. Säuglinge, nach Influenza- [127, 128], Pneumokokken (PPSV23)- [129] Remsima®) Therapiebeginn. die in utero gegenüber Infliximab exponiert waren Leben- und Hepatitis B-Impfung [130], insbesondere bei Kombination Abschließen dimpfungen frühestens 6 Monate nach Geburt (FI-A) mit Thiopurinen [127]; bei Hepatitis B-Impfung vor Therapie- Bei laufender Therapie: Verabreichung in beginn adäquate Immunantwort[130]. Die zusätzliche Gabe der Mitte des Behandlungsintervalls von Infliximab zu MTX führt zu keiner weiteren Reduktion der Immunantwort bei Personen mit RA Interferon β-1a, Interferon β-1b, Typ I-IFNRezeptor Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Laut FI-A von Interferon β-Präparaten keine KI oder bes. In der Fachinformation des Arzneistoffes gibt es keine An- pegyliertes Interferon β-1a (IFNAR) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- Warnhinweise für Lebendimpfstoffe während Therapie (FI-A). gaben zu Lebendimpfstoffen (z. B. Rebif®, Avonex®, Betaferon®, piebeginn abschließen Dennoch sollte die Impfung mit Lebendimpfstoffen während Extavia®, Plegridy®) der Therapie nur als Einzelfallentscheidung nach individueller Nutzen-Risikoabwägung erfolgen. Die Gelbfieberimpfung wird nicht empfohlen 20
Weitere Immunsuppressiva / Wirkort Impfabstände Lebendimpfstoffe Referenzen / Kommentare Immunmodulatoren Totimpfstoffe Leflunomid DNS-Biosynthese Jederzeit möglich; im Idealfall Immuni- Dosisabhängig Bei niedriger Dosierung keine wesentliche Minderung der (z. B. Arava®, Leflonumid medac®) sierung mind. 2, besser 4 Wochen vor Hochdosistherapie: Impfantwort [62, 114] c Reduzierte Immunantwort nach Dosierung Kinder: Therapiebeginn. KI während Therapie (FIa), Impfungen mind. 4 Wochen vor Influenza-Impfung [125]. Lange Halbwertzeit von Leflunomid Niedrig: ≤ 0,5 mg/kg/Tag Abschließen bzw. frühestens 6 Monate nach Therapie berücksichtigen → ggf. Auswasch-Option mit Aktivkohle Hoch: > 0,5 mg/kg/Tag Bei laufender Therapie: Verabreichung in Niedrigdosistherapie: oder Colestyramin (FI-A) → Impfabstände können dadurch Dosierung Erwachsene: der Mitte des Behandlungsintervalls Laut Expertenkonsens und im Einklang mit der pädiatrischen verkürzt werden Niedrig: ≤ 20 mg/Tag Guideline der Europäischen Rheumaliga (EULAR) [62] kön- Hoch: > 20 mg/Tag nen MMR-, MMR-V- bzw. Varizellen-Impfungen mit Priorix®, PriorixTetra® bzw. Varilrix® nach individueller Nutzen- Risikoabschätzung erwogen werden (Off-Label-Gebrauch wegen besonderer Warnhinweise in der FI-A) Kapitel B Mesalazin Multipel Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Lebendimpfungen können uneingeschränkt verabreicht Adäquate Immunantwort auf Pneumokokken(PPSV23)- (5-Aminosalicylsäure) (z. B. Leukotrien- rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- werden (FI-I, FI-A), kein Abstand erforderlich Impfung [129]. In der Fachinformation des Arzneistoffes (z. B. Salofalk®, Pentasa®, Synthese) piebeginn abschließen gibt es keine Angaben zu Lebendimpfstoffen Asacol®, Claversal®) Methotrexat Pyrimidin-, Purin-, Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Dosisabhängig Bei niedriger Dosierung keine wesentliche Minderung der (z. B. Metex®, Lantarel®) DNS-Biosynthese; rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- Hochdosistherapie: KI während Therapie (FIa), Impfungen Impfantwort [12, 54, 55, 62] c. Unter Monotherapie und Kom- Dosierung Kinder: Purin- piebeginn abschließen mind. 4 Wochen vor bzw. frühestens 2 Monate nach Therapie binationstherapie mit TNF-Antagonisten gute Immunantwort Niedrig: ≤ 15 mg/m2/KOF/Wo Metabolismus Niedrigdosistherapie: Laut Expertenkonsens und im Einklang nach Influenza-Impfung [133]. Kurzzeitige MTX-Pausierung Hoch: > 15 mg/m2/Wo (Adenosin- mit den Guidelines der Europäischen Rheumaliga (EULAR) 2 Wochen vor bis 4 Wochen nach Impfung kann den Dosierung Erwachsene: Akkumulation [12, 62] können MMR-, MMR-V- bzw. Varizellen-Impfungen Impferfolg verbessern [65] c. Unter Monotherapie und Kom- Niedrig: ≤ 0,4 mg/kg mit Priorix®, PriorixTetra® bzw. Varilrix® nach individueller binationstherapie mit TNF-Antagonisten moderat reduzierte oder ≤ 20 mg/Wo Nutzen-Risikoabschätzung erwogen werden (Off-Label-Ge- Immunantwort nach Pneumokokken(PPSV23)-Impfung Hoch: > 0,4 mg/kg/Wo brauch wegen besonderer Warnhinweise in der FI-A) oder > 20 mg/Wo Mitoxantron DNS-Biosynthese Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Unter Therapie schwer reduzierte Immunantwort (z. B. Ralenova®) rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie (FI)c auf Influenza-Impfung piebeginn abschließen Mycophenolat-Mofetil DNS-Biosynthese Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Dosisabhängig Reduzierte Immunantwort auf Influenza- [125] (z. B. CellCept®, Myfenax®, rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- Hochdosistherapie: KI während Therapie (FIa), Impfungen bzw. HPV-Impfung [76] Bei niedriger Dosierung keine Mowel®, Myclausen®) piebeginn abschließen mind. 4 Wochen vor bzw. frühestens 2 Monate nach Therapie wesentliche Minderung der Impfantwort Mycophenolensäure Niedrigdosistherapie: Laut Expertenkonsens können MMR-, (z. B. Myfortic®) MMR-V- bzw. Varizellen-Impfungen mit Priorix®, PriorixTetra® Dosierung Kinder: bzw. Varilrix® nach individueller Nutzen-Risikoabschätzung Niedrig: ≤ 1200 mg/m2 KOF erwogen werden (Off-Label-Gebrauch wegen besonderer Hoch: > 1200 mg/m2 KOF Warnhinweise in der FI-A) Dosierung Erwachsene: Niedrig: ≤ 2000 mg/Tag Hoch: > 2000 mg/Tag Natalizumab α4-Integrin- Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 4 Wochen vor Nach Langzeittherapie keine reduzierte Immunantwort (Tysabri®) Rezeptor rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- bzw. frühestens 3 Monate nach Therapie auf Tetanus-Impfung (FI-A) [136]. Ansprechen auf Influen- piebeginn abschließen za-B-Antigene wie bei gesunden Kontrollen, schlechteres Ansprechen auf Influenza-A-Antigene Ocrelizumab CD20-Rezeptor Alle Impfungen 6 Wochen vor Behandlungs- KI während Therapie (FIa); Alle Impfungen 6 Wochen vor Be- Keine Daten (Ocrevus®) (B-Zelldepletion) beginn. Abschließen (bes. Warnhinweise handlungsbeginn abschließen (bes. Warnhinweise in FI-A) in FI-A), ggf. auch kürzere Impfabstände (2 Impfungen frühestens nach B-Zell-Repletion (Wert > unterer Wochen) vor Therapiebeginn möglich, (Off- Normalwert oder Ausgangswert; ca. 18 Monate nach Thera- Label-Gebrauch) Für optimalen Impferfolg pie) (FI-A). Säuglinge, die in utero gegenüber Ocrelizumab frühestens 6 Monate nach der letzten exponiert waren: Lebendimpfungen frühestens nach vollstän- Ocrelizumab-Gabe. Influenza-Impfung auch diger Normalisierung der B-Zell-Werte (FI-A) während der Therapie und innerhalb des 6-Monats-Intervalls nach Therapieende empfohlen Sicherheit zu keiner Zeit eingeschränkt 21
Weitere Immunsuppressiva / Wirkort Impfabstände Lebendimpfstoffe Referenzen / Kommentare Immunmodulatoren Totimpfstoffe Rituximab CD20-Rezeptor Alle Impfungen 4 Wochen vor Behandlungs- KI während Therapie (FIa) Abschluss der Immunisierung Unter oder bei zeitlich versetzter ( 10 mg/kg/Tag Niedrigdosistherapie: Laut Expertenkonsens können MMR-, humorale Immunantwort auf Pneumokokken(PPSV23)- MMR-V- bzw. Varizellen-Impfungen mit Priorix®, Priorix Tetra® Impfstoff [151] (FI-A), aber keine Reduktion der T-Zell-abhän- bzw. Varilrix® nach individueller Nutzen-Risikoabschätzung gigen Immunantwort auf PCV13- bzw. Tetanus-Impfstoff [152] erwogen werden (Off-Label-Gebrauch wegen besonderer Warnhin-weise in der FI-A) 22
Weitere Immunsuppressiva / Wirkort Impfabstände Lebendimpfstoffe Referenzen / Kommentare Immunmodulatoren Totimpfstoffe Ustekinumab p40-Untereinheit Jederzeit möglich; im Idealfall Immuni- KI während Therapie (FIa) Impfungen mind. 2 Wochen vor Keine Unterdrückung der Immunantwort auf Pneumokok- (Stelara®) von IL-12 und sierung mind. 2, besser 4 Wochen vor Beginn der Therapie abschließen (FI-A) und frühestens ken(PPSV23)-oder Tetanus-Impfung 4 Wochen vor der IL-23 Therapiebeginn. Abschließen Bei laufender 15 Wochen nach Therapie (FI-A)c nächsten Ustekinumab-Injektion bei Langzeitbehandlung Therapie: Verabreichung in der Mitte des [153] Behandlungsintervalls Vedolizumab α4/β7- Jederzeit möglich; im Idealfall Immunisie- Lebendvakzine sollten unter der Behandlung mit Vedolizu- Eingeschränkte Wirkung oraler Impfstoffe (FI-A) [96] (Entyvio®) Integrin-Rezeptor rung mind. 2, besser 4 Wochen vor Thera- mab nur angewendet werden, wenn der Nutzen eindeutig die piebeginn abschließen Risiken überwiegt (FI-A). Orale Lebendimpf-stoffe während Therapie nicht empfohlen, frühestens 3 Monate nach Therapie Kapitel B FI Fachinformation, FI-I Fachinformation des Impfstoffes, FI-A Fachinformation des Arzneistoffes, KI Kontraindiziert, RA Rheumatoide Arthritis, MS Multiple Sklerose a Kontraindikation laut FI-I; besondere Warnhinweise laut FI-A b Zum praktischen Vorgehen der Auswaschung mit Aktivkohle oder Colestyramin vor Impfungen wird auf Wiedermann et al. verwiesen [54] c Expertenkonsens S. 504 – 511 STIKO-Veröffentlichung 21.03.2019 Wagner et al 23
Kapitel C Kapitel C 24
Erkrankungen vor und nach Chemotherapie, Transplantationen und Stammzelltransplanta- tionen C 1: Impfungen bei Patienten mit multiplem Myelom, Lymphom, Blutkrebs und nach Stammzelltransplantation Einteilung der Myeloproliferativen Erkrankungen: • Akute Myeloische Leukämie (AML) • Akute Lymphatische Leukämie (ALL) • Myelodysplastisches Syndrom (MDS) Kapitel C • Myeloproliferatives Syndrom (MPS) • Lymphatische Neoplasien (Multiples Myelom, Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom, B-Zell-Mantelzell- Lymphom) WICHTIG: Häufig geringes Ansprechen auf Impfungen trotz hohem Infektionsrisiko. CAVE: Impfbeginn möglichst vor, spätestens jedoch bis 14 Tage vor Therapiebeginn, ansonsten frühestens 3 Monate nach Abschluss einer Chemotherapie. Bei Immuntherapie besser erst 6 Monate nach Therapieabschluss (z. B. Rituximab) beginnen. Impfungen sind wichtig zur Sicherstellung des normalen Impfschutzes trotz Erkrankung und Therapie! Die folgenden Zeitangaben beziehen sich auf die Monate NACH Stammzelltrans- plantation bzw. Beendigung der Chemotherapie! 25
Lebendimpfstoffe: kontraindiziert Die durchzuführenden Impfungen richten sich nach den sog. ECIL-Empfehlungen. (ECIL=European Conference on Infection in Leukemia). Der Zeitplan ergibt sich aus den Anlagen vom Vortrag Herrn Prof. Aulitzky, s. S. 29, 30, 31 vom 09.04.2019. Im Einzel- nen nach Transplantation solider Organe (Tx) frühestens 3 Monate danach, besser 6 Monate danach! Influenza: 1 x jährlich (tetravalenter Totimpfstoff) Pneumokokken: Nach Chemotherapie und Organ Tx werden 1 bis mehrere Dosen PCV 13 empfohlen (Monate 3 – 6 –7). Nach Stammzelltherapie 4 Dosen: Monate 3 – 6 –7–15 Diphtherie-Pertussis- Tetanus-Polio: 3 – 4 Dosen: Monate 6 –7–(8) und 15 HiB: 3 Dosen; Monate 6 –7 und 15 Meningokokken: jeweils 1–2 Dosen ACWY und 2 x Men B; Monate 6 und 12 Hepatitis B: 3 Dosen; Monate 6 –7–15 Hepatitis A: 2 Dosen, Monate 6 –15 HPV: 14 –18 Jahre: 3 Dosen, Monate: 6 – 8 –15 Kapitel C FSME: möglich und sinnvoll im Endemiegebiet 3 Dosen: Monate 6–7–15 Zoster: HZsu: 2 Dosen; Monate 6 –12; (unter 50 Jahren Off-Label) Lebendimpfungen: MMR frühestens im Monat 24 – 1 Dosis, Einzelfallentscheidung VZV frühestens im Monat 24 – 1 Dosis; Einzelfallentscheidung 26
C 1: Multiples Myelom, Lymphom, Blutkrebs und nach Stammzelltransplantation – Zeitplan: Vakzine Bemerkungen Monat 12 Monat 15 Monat 24 Monat 30 Monat 3 Monat 6 Monat 7 Monat 8 Influenza X 1 x jährlich Pneumokokken PCV 13 X X X Sequentielle lmpfung Pneumokokken PPSV 23 X Nach 6 Jahren wiederholen Diphtherie/Tetanus/ X X (X) X 3 – 4 Dosen; möglichst alle 4 Impf- Polio/Pertussis stoffe zusammenfassen Meningokokken ACWY X (X) Ggf. 2. Impfdosis ACWY, Fachinfo beachten! Men. B X X (X) Ggf. 2/3 Dosen Schema, FI beachten, alle 5 Jahre 1 x auffrischen Hepatitis B X X X Problem: unter TKI Lebertoxizität? Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Kapitel C Hepatitis A X X Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Ggf. Hep. A+B X X X Titerkontrolle? Kombinationsimpfstoff Booster nach 5 Jahren? Zoster = HZsu X X Verwendung von Totimpfstoff HPV X X X Bei Immunsuppression bis 18 Jahre 3 Dosen; später Einzelfallentscheidung HIB X X (X) X Kinder unter 5 Jahren 4 Dosen Gl vollst. = 1 Dosis FSME X X X In Endemie Gebieten GI mit 3 Dosen /Jahr gem. FI Auffrischung nach 3 – 5 Jahren MMR Je nach Chemotherapie Lebendimpfstoff kontraindiziert VzV/Varizellen nach 24 Mon. möglich Evtl. Einzelfallentsch. 27
C 2: Differenzierung der erforderlichen Impfungen und Zeitpläne unter Immunsuppression für verschiedene Therapieformen Impfungen vor und nach Chemotherapie Wenn zeitlich möglich notwendige Impfungen vor Therapiebeginn durchführen. Vorteil: Gute Immunantwort! CAVE: Impfungen müssen 14 Tage vor Therapiebeginn abgeschlossen sein. Nach erfolgreicher Chemotherapie Neuaufbau des Impfschutzes frühestens nach 3 Monaten möglich! Nachfolgend Liste der erforderlichen Impfungen und Zeitplan: Standardimpfung: Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und ggf. Polio! Auffrischung Diphtherie und Tetanus alle 10 Jahre 1 Dosis bei fehlender Grundimmunisierung 3 x Dosen/Jahr Kapitel C A) Liste der erforderlichen Impfungen: • Influenza: 1 Impfdosis/Jahr • Pneumokokken PCV 13: 3 Impfdosen, dann sequentiell • Pneumokokken PPSV 23: 1 Impfdosis • Meningokokken ACWY: 1–2 Impfdosen (Fachinfo beachten!) Monat 6, evtl. Monat 15 • Meningokokken B: 2 Impfdosen, Monate 6 –12 • Hepatitis B: 3 Impfdosen, Monate 6 –7–15 • Hepatitis A: 2 Impfdosen, Monate 6 –15 • Zoster-HZsu (Totimpfstoff): 2 Impfdosen Monate 6 –12 • HPV: Jugendliche über 14 Jahre und Immunsuppr.: 3 Dosen Monate 6 – 8 –15 • FSME: 3 Impfdosen (im Endemiegebiet) Monate 6 –7–15 • HIB: 3 Impfdosen, Monate 6 –7–15 • MMR: Lebendimpfung kontrainduziert • Varizellen(VzV): Lebendimpfung kontrainduziert nach 24 Monaten je 1 Dosis, ggf. Einzelfallentscheidung 28
C 2: Zeitplan der Impfungen nach Chemotherapie Vakzine Bemerkungen Monat 12 Monat 15 Monat 24 Monat 30 Monat 3 Monat 6 Monat 7 Monat 8 Influenza X (X) 1 x jährlich Pneumokokken PCV 13 X X X Sequentielle lmpfung Pneumokokken PPSV 23 X Nach 6 Jahren wiederholen Diphtherie/Tetanus/ X X X X 3–4 Dosen; wenn Gl vollständig Polio/Pertussis = 1 Dosis Meningokokken ACWY X (X) Ggf. 2. Impfdosis ACWY, Fachinfo beachten! Men. B X X (X) Ggf. 2/3 Dosen Schema, FI beachten, alle 5 Jahre 1 x auffrischen Hepatitis B X X X Problem: unter TKI Lebertoxizität? Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Hepatitis A X X Titerkontrolle? Kapitel C Booster nach 5 Jahren? Ggf. Hep. A+B X X X Titerkontrolle? Kombinationsimpfstoff Booster nach 5 Jahren? Zoster = HZsu X X Verwendung von Totimpfstoff HPV X X X Bei Immunsuppression bis 18 Jahre 3 Dosen; später Einzelfallentscheidung HIB X X X X FSME X X X In Endemie Gebieten GI mit 3 Dosen /Jahr gem. FI Auffrischung nach 3 – 5 Jahren MMR Je nach Chemotherapie Lebendimpfstoff kontraindiziert VzV/Varizellen nach 24 Mon. möglich Evtl. Einzelfallentsch. 29
C 3: Impfungen nach Transplantation solider Organe Wenn möglich vor Therapiebeginn. Abschluss spätestens 2 Wochen vor Transplantation. Nach erfolgreicher Transplantation frühestens 3 Monate nach Transplantation solider Organe. Nachfolgend Liste der erforderlichen Impfungen und Zeitplan: Standardimpfung: Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und ggf. Polio! Auffrischung Diphtherie und Tetanus alle 10 Jahre 1 Dosis bei fehlender Grundimmunisierung 3 x Dosen/Jahr A) Liste der erforderlichen Impfungen: • Influenza: 1 Impfdosis/Jahr • Pneumokokken PCV 13: 3 Impfdosen, dann sequentiell • Pneumokokken PPSV 23: 1 Impfdosis • Meningokokken ACWY: 1–2 Impfdosen (Fachinfo beachten!) Kapitel C Monat 6, evtl. Monat 15 • Meningokokken B: 2 Impfdosen, Monate 6 –12 • Hepatitis B: 3 Impfdosen, Monate 6 –7–15 • Hepatitis A: 2 Impfdosen, Monate 6 –15 • Zoster-HZsu (Totimpfstoff): 2 Impfdosen Monate 6 –12 • HPV: Jugendliche über 14 Jahre und Immunsuppr.: 3 Dosen Monate 6 – 8 –15 • FSME: 3 Impfdosen (im Endemiegebiet) Monate 6 –7–15 • HIB: 3 Impfdosen, Monate 6 –7–15 • MMR: Lebendimpfung kontrainduziert • Varizellen(VzV): Lebendimpfung kontrainduziert nach 24 Monaten je 1 Dosis, ggf. Einzelfallentscheidung 30
C 3: Zeitplan der Impfungen nach Transplantation solider Organe Vakzine Bemerkungen Monat 12 Monat 15 Monat 24 Monat 30 Monat 3 Monat 6 Monat 7 Monat 8 Influenza X (X) 1 x jährlich Pneumokokken PCV 13 X X X Sequentielle Impfung Pneumokokken PPSV 23 X Nach 6 Jahren wiederholen Diphtherie/Tetanus/ X X (X) X 3 – 4 Dosen; möglichst alle 4 Impf- Polio/Pertussis stoffe zusammenfassen Meningokokken ACWY X (X) Ggf. 2. Impfdosis ACWY, Fachinfo beachten! Men. B X X (X) Ggf. 2/3 Dosen Schema, FI beachten, alle 5 Jahre 1 x auffrischen Hepatitis B X X X Problem: unter TKI Lebertoxizität? Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Kapitel C Hepatitis A X X Titerkontrolle? Booster nach 5 Jahren? Ggf. Hep. A+B X X X Titerkontrolle? Kombinationsimpfstoff Booster nach 5 Jahren? Zoster = HZsu X X Verwendung von Todimpfstoff HPV X X X Bei Immunsuppression bis 18 Jahre 3 Dosen; später Einzelfallentscheidung HIB X X (X) X Kinder unter 5 Jahren 4 Dos. Gl vollst. = 1 Dosis FSME X X X In Endemie Gebieten GI mit 3 Dosen /Jahr gem. FI Auffrischung nach 3 – 5 Jahren MMR Je nach Chemotherapie Lebendimpfstoff kontraindiziert VzV/Varizellen nach 24 Mon. möglich Evtl. Einzelfallentsch. 31
C 4: Impfungen nach autologer Tx; (SZT) Nach erfolgreicher Transplantation frühester Beginn zum Aufbau des Impfschutzes: Beginn nach 3 – 6 Monaten. Nachfolgend Liste der erforderlichen Impfungen und Zeitplan: Standardimpfung: Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und ggf. Polio! Auffrischung Diphtherie und Tetanus alle 10 Jahre 1 Dosis bei fehlender Grundimmunisierung 3 x Dosen/Jahr A) Liste der erforderlichen Impfungen: • Influenza: 1 Impfdosis/Jahr • Pneumokokken PCV 13: 4 Impfdosen, dann sequentiell • Pneumokokken PPSV 23: 1 Impfdosis • Meningokokken ACWY: 3 Impfdosen, Monate 12–14–20 Kapitel C • Meningokokken B: 3 Impfdosen, Monate 12–14–20 • Hepatitis B: 3 Impfdosen, Monate 6 –7–15 • Hepatitis A: 2 Impfdosen, Monate 6 –15 • Zoster-HZsu (Totimpfstoff): 2 Impfdosen Monate 6 –12 • HPV: Jugendliche über 14 Jahre und Immunsuppr.: 3 Dosen Monate 6 – 8 –15 • FSME: 3 Impfdosen (im Endemiegebiet) Monate 6 –7–15 • HIB: 3 Impfdosen, Monate 6 –7–15 • MMR: Lebendimpfung kontrainduziert • Varizellen(VzV): Lebendimpfung kontrainduziert nach 24 Monaten je 1 Dosis, ggf. Einzelfallentscheidung 32
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