HPV-Impfung: Schutz vor Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV)

 
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HPV-Impfung:
Schutz vor Infektion mit
Humanen Papillomviren (HPV)
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          Informationsblatt:
            "Impfen gegen Gebärmutterhalskrebs"
          Humane Papillomviren (HPV)

Eine Infektion mit den sexuell übertragbaren humanen Papillomviren (HPV) ist der Hauptrisikofaktor für
die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs, dem Zervixkarzinom und dessen Vorstufen. In Deutschland
stehen zwei Impfstoffe zum Schutz vor einer HPV-Infektion zur Verfügung: Gardasil® und Cervarix®.
Die Impfstoffe verhindern die Ansteckung mit den beiden HPV-Typen 16 und 18, die für die Mehrzahl von
Zervixkarzinomen und deren Frühformen sowie auch anderen, noch selteneren Tumorerkrankungen
hauptverantwortlich sind. Gardasil® schützt darüber hinaus vor einer Infektion mit den Virustypen HPV 6
und 11 und beugt so zusätzlich gutartigen Genitalwarzen vor. Offiziell empfohlen ist die HPV-Impfung in
Deutschland seit März 2007 für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren.
In diesem Text bietet der Krebsinformationsdienst Antworten auf häufig gestellte Fragen zur HPV-
Impfung. Diese Informationen richten sich an alle an der Impfung interessierte Personen und können die
Entscheidung für oder gegen die Impfung erleichtern. Sie ersetzen aber keinesfalls das persönliche
Gespräch mit einem Arzt!

Wovor schützen die HPV-Impfstoffe?
In Deutschland stehen zwei vorbeugende HPV-Impfstoffe zur Verfügung: Cervarix® und Gardasil®.
 Beide Impfstoffe schützen vor der Ansteckung mit HPV 16 und 18. Diese Erreger können bei einer lang
anhaltenden Infektion, Fachleute sprechen von chronischer oder persistierender Infektion, zu mehr oder
weniger stark ausgeprägten Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals führen. Unbehandelt können
sich diese Veränderungen in manchen Fällen zu Krebs entwickeln: Bei sieben von zehn Patientinnen mit
Gebärmutterhalskrebs (70 Prozent) ist eine Infektion mit HPV 16 und/oder 18 im Tumorgewebe
nachweisbar. Diese beiden Virustypen spielen auch eine Rolle bei noch seltener auftretenden Karzinomen
und deren Vorstufen an Vulva (weibliche Scham), Scheide, Penis, After sowie im Hals- und
Rachenbereich.

Ziel der Impfung
   LEXIKON

   CIN= engl.: Cervical Intraepithelial Neoplasia.
   Der Begriff steht für Zellveränderungen am Gebärmutterhals.
   Diese werden in drei Gruppen eingeteilt.
   CIN 1: leichte Dysplasie
   CIN 2: mittelschwere Dysplasie
   CIN 3 gilt als unmittelbare Vorstufe des Zervixkarzinoms.

Eine HPV-Impfung schützt direkt vor einer Infektion mit den HPV-Typen 16 und 18 und beugt damit
indirekt der Entstehung von ausgeprägten Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals vor, die als
Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs gelten. Diese Veränderungen bezeichnen Mediziner als zervikale
intraepitheliale Neoplasien oder kurz CIN, abgekürzt aus dem Englischen für "Cervical Intraepithelial
Neoplasia". Auch der Begriff Dysplasie wird in diesem Zusammenhang häufig verwendet. Unter CIN 1
und CIN 2 versteht man geringgradige (leichte) oder mäßiggradige (mittelschwere) Dysplasien, die sich
in vielen Fällen von alleine wieder zurückbilden. Hochgradige (schwere) Gewebeveränderungen (CIN 3)
gelten dagegen als direkte Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs.
Die Impfung schützt zudem indirekt vor Krebsvorstufen, sogenannten Präkanzerosen, der äußeren
weiblichen Geschlechtsorgane (Vulva) und der Scheide (Vagina). Dies zeigten Studien zu Gardasil®.
Darüber hinaus beugt Gardasil® Infektionen mit den HPV-Typen 6 und 11 vor: Diese sind nur selten in
Krebsgewebe zu finden, aber in neun von zehn Fällen (90 Prozent) aller Genitalwarzen oder Kondylomen
(Condylomata acuminata) bei Frauen und Männern nachweisbar. Zudem ist etwa jede vierte Patientin mit
einer CIN I - Diagnose Trägerin von HPV 6 oder 11.

       Beide Impfstoffe wirken nur vorbeugend: Bestehende HPV-
         Infektionen und/oder Folgeerkrankungen können durch eine
         Impfung nicht behandelt werden!

Impfungen schützen vermutlich auch vor weiteren HPV-
Typen
Untersuchungen ergaben, dass eine Impfung mit Gardasil® oder Cervarix® auch vor weiteren, wenn
auch selteneren krebsauslösenden HPV-Typen schützen kann. Hierzu zählen unter anderem die beiden
HPV-Typen 31 und 45. Diese Nicht-Impfstofftypen gehören zur gleichen Familie wie HPV 16 und 18. Die
Impfung schützt vor diesen nahen Verwandten allerdings weniger wirksam als vor den Impfstoff-HPV-
Typen 6, 11, 16 und 18.

Klinische Erprobung: In welchem Umfang
wurden die Impfstoffe getestet?
Tests zur Wirksamkeit
Um zu untersuchen, ob die Impfung wirksam vor HPV-Infektionen und damit verbundenen
Folgeerkrankungen schützt, wurde Cervarix® an fast 19.000 Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren
erprobt. Die Studien zu Gardasil® erfolgten an über 20.000 Frauen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren.
Die Impfstoffe wurden jeweils mit einem Scheinmedikament (Plazebo) verglichen: Während ein Teil der
Probandinnen den HPV-Impfstoff erhielt, wurde einer zweiten Gruppe eine Substanz verabreicht, die
nicht gegen HPV-Infektionen wirksam ist.
Ziel der Studien war zu untersuchen, wie viele der geimpften Frauen im Vergleich zu den ungeimpften
eine chronische HPV-Infektion und/oder damit verbundene Gewebeveränderungen, wie Genitalwarzen
(Gardasil®) oder abnormes Zellwachstum am Gebärmutterhals (Gardasil®, Cervarix®), entwickeln.

Ergebnisse der Studien:
Beide Impfstoffe erwiesen sich in den Studien als sehr wirksam. So waren nahezu alle geimpften Frauen
vor länger anhaltenden (persistierenden) Infektionen mit HPV 16 und/oder 18 geschützt, sofern sie vor
der Impfung noch nicht mit HPV in Kontakt gekommen waren. Als persistierende Infektion galt eine
Infektion, die über einen Zeitraum von zwölf Monaten oder länger anhielt. Geimpfte
Studienteilnehmerinnen wiesen deutlich seltener mittelschwere oder schwere CINs auf, also stärker
ausgeprägte Zellveränderungen am Gebärmutterhals. Die Untersuchungen zu Gardasil® bestätigten
zudem, dass eine Immunisierung auch vor Zellveränderungen der äußeren weiblichen
Geschlechtsorgane, der Vulva, und der Scheide (Vagina) schützt. Diese werden als vulväre
intraepitheliale Neoplasien (VIN 2 und 3) beziehungsweise als vaginale intraepitheliale Neoplasien (VaIN
2 und 3) bezeichnet und gelten als Krebsvorstufen. Zusätzlich bewahrte Gardasil® vor gutartigen
Genitalwarzen, die fast immer auf Infektionen mit HPV 6 und 11 zurückzuführen sind.

Bietet die Impfung auch Schutz vor
Gebärmutterhalskrebs?
Gebärmutterhalskrebs entsteht nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über Vorstufen. In
der Regel vergehen im Durchschnitt 15 Jahre, bis aus HPV-infizierten Schleimhautzellen der Zervix
(Gebärmutterhals) ein vollständiges Karzinom entstanden ist.
Die derzeit verfügbaren Impfstoffe befinden sich erst seit etwa sechs Jahren in der Erprobung. Die Frage
danach, ob die Impfung auch Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bietet, kann daher erst in 10 bis 15
Jahren mit Sicherheit beantwortet werden. Die Studien zu den HPV-Impfstoffen belegen aber deutlich:
Eine Impfung verhindert wirksam die Entwicklung von Vorstufen einer Gebärmutterhalskrebserkrankung.
Heute weiß man, dass aus diesen Vorstufen, bleiben sie unbehandelt, eine bösartige Tumorerkrankung
hervorgehen kann. Fachleute schließen daraus, dass geimpfte Frauen nicht nur vor den frühen Formen
des Tumors, sondern auch vor Gebärmutterhalskrebs selbst geschützt sind.
Weshalb wurde die Wirksamkeit der
Impfung nicht an Kindern und Jugendlichen
untersucht?
Um zu untersuchen, ob die HPV-Impfung chronische Infektionen mit humanen Papillomviren und/oder
virusbedingte Gewebeveränderungen verhindert, müssen Impfstudien durchgeführt werden. Bei Kindern
und Jugendlichen würden solche Studien zum Nachweis des tatsächlichen Impfschutzes der HPV-Impfung
eine sehr lange Studienlaufzeit erfordern: So ist im Alter ab neun Jahren eine Infektion mit den
hauptsächlich sexuell übertragbaren HPV bis zur Pubertät sehr unwahrscheinlich. Zudem gilt eine HPV-
Infektion erst als chronisch (persistent), wenn sie über mehrere Monate andauert. Und bis es zur
Entwicklung von Gewebeveränderungen kommt, vergehen meist mehrere Jahre.
Aus diesem Grund beschränkten sich die Wissenschaftler zur Testung der Impfstoffe bei Kindern und
Jugendlichen auf sogenannte Immunogenitätsstudien: Sie untersuchten, ob eine Impfung zu einer
ähnlich starken Immunantwort gegen HPV führt wie bei älteren Personen. Aus den Ergebnissen schlossen
sie auf die Wirksamkeit der Impfung.

Ergebnisse
Gardasil® bewirkte bei Mädchen und Jungen zwischen 9 bis 15 Jahren eine mindestens so starke
Immunreaktion gegen die Infektion mit den vier HPV-Typen, wie bei 16 bis 26 -jährigen Frauen. Die
Ergebnisse für Cervarix® bei Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren fielen ähnlich positiv aus: Auch hier
bildeten die Kinder deutlich höhere Antikörpermengen als geimpfte Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren.
Beide Impfstoffe erwiesen sich bei diesem jungen Personenkreis als gut verträglich und unbedenklich.

FAZIT: Aus den Ergebnissen leiten die Wissenschaftler ab, dass die HPV-Impfung auch bei Jungen und
Mädchen vor der Pubertät wirksam ist und Folgeerkrankungen der Virusinfektionen verhindert.

Zulassung: Für wen sind die Impfstoffe in
Deutschland verfügbar?
Auf Basis der Studienergebnisse erfolgte die Zulassung von Gardasil® in Deutschland für Jungen und
Mädchen ab dem Alter von neun Jahren. Cervarix® kann Mädchen und Frauen ab zehn Jahren
verabreicht werden.

Empfehlung: Wer soll vorrangig geimpft
werden?
   Ständige Impfkommission Stiko

   Aufgabe der STIKO ist es, Risiken und Nutzen von Impfstoffen
   abzuwägen und je nach Sachlage bundesweite Empfehlungen zu
   erteilen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) im Robert-Koch-Institut (http://www.rki.de/) empfiehlt die
Impfung gegen humane Papillomviren für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren möglichst vor dem ersten
Geschlechtsverkehr. Da eine Ansteckung mit HPV hauptsächlich über sexuelle Kontakte erfolgt, ist diese
Zielgruppe mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht infiziert. Nachgewiesenermaßen ist die Impfung
weniger wirkungsvoll bei Personen, die sich bereits mit HPV infiziert haben.
Das Risiko, sich mit HPV bei einer infizierten Person durch Geschlechtsverkehr anzustecken, ist sehr
hoch - auch schon beim „ersten Mal“. Zwar bieten Kondome einen gewissen Schutz, dennoch garantiert
ihre Verwendung keine absolute Sicherheit vor der Ansteckung. Gleichwohl sollte gerade in neuen
Partnerschaften oder bei häufigem Partnerwechsel niemals auf Kondome verzichtet werden: Sie schützen
auch vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen, wie etwa HIV.
Die Empfehlung und Begründung zur HPV-Impfung hat die STIKO im Epidemiologischen Bulletin 12/2007
veröffentlicht. Dieses ist auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts abrufbar unter
http://www.rki.de/, Rubrik "Infektionsschutz", Stichwort "Impfen" und weiter zu den "Aktuellen
Empfehlungen".
Ist die Impfung auch nach dem ersten
Geschlechtsverkehr noch sinnvoll?
Experten zufolge würde sich die HPV-Impfung auch für Mädchen oder junge Frauen eignen, die bereits
Geschlechtsverkehr hatten. Gerade bei jungen Menschen ist eine HPV-Infektion meistens nach wenigen
Monaten nicht mehr nachzuweisen – das Immunsystem hat die Viren erfolgreich beseitigt. Eine Impfung
könnte dann einer erneuten Ansteckung mit einem oder mehreren der im Impfstoff enthaltenen
Papillomvirustypen vorbeugen.
In den meisten Fällen ist zwar davon auszugehen, dass das Immunsystem auch eine wiederholte HPV-
Infektion effektiv bekämpft. Allerdings sind länger andauernde (persistierende) HPV-Infektionen bei
Frauen ab dem Alter von 30 häufiger als bei jüngeren. Nicht auszuschließen ist, dass das Immunsystem
mit zunehmendem Alter eine HPV-Infektion weniger effektiv bekämpfen kann.
Eine persistierende Infektion mit HPV ist die Voraussetzung dafür, dass sich auffällige Zellveränderungen
zum Beispiel am Gebärmutterhals überhaupt entwickeln können. Dennoch müssen sich Betroffene in der
Regel keine Sorgen machen: Die Viren verbleiben oft jahrelang im Körper ohne je bemerkt zu werden
oder die Gesundheit zu beeinflussen. Nur selten führt eine länger anhaltende HPV-Infektion zu klinischen
Symptomen, die sich unbehandelt zu Krebsvorstufen oder sogar Gebärmutterhalskrebs entwickeln
können. Weitere Informationen zur Infektion mit humanen Papillomviren lesen Sie im Text: "Humane
Papillomviren als Krebsauslöser".

Gibt es Studien zur Impfung von Frauen ab
26 Jahre?
Frauen, die nicht zur offiziellen Zielgruppe zählen, könnten ebenfalls von einer Impfung profitieren, so
die Ständige Impfkommission. Voraussetzung ist, dass sie noch mit keinem oder zumindest nicht mit
allen Impfstofftypen infiziert sind. Die Impfung könnte sie vor einer Infektion mit jenen HPV-Typen
schützen, mit denen sie aktuell nicht infiziert sind. Auch andere Wissenschaftler vermuten, dass eine
Impfung im Prinzip für alle sexuell aktiven Frauen in Frage kommt. Zwar sind Frauen über 30 insgesamt
seltener mit HPV infiziert als jüngere Frauen. In der Regel haben die meisten bereits erfolgreich eine
HPV-Infektion überwunden. Viele leben zudem in diesem Alter in einer festen Beziehung, wodurch die
Gefahr einer erneuten Infektion verringert ist. Dennoch können auch sie sich mit krebsauslösenden HPV-
Typen infizieren und bei anhaltender Infektion auffällige Zellveränderungen am Gebärmutterhals
entwickeln. Tatsächlich werden länger anhaltende HPV-Infektionen bei Frauen ab 30 Jahren sogar
häufiger nachgewiesen als bei jüngeren Frauen. Die Wissenschaftler vermuten hierfür verschiedene
Gründe: Zum einen scheint die Immunabwehr mit zunehmendem Alter schwächer zu werden. Eine
Virusinfektion ist dann weniger leicht zu bekämpfen. Möglich ist aber auch, dass eine bei einer über 30-
jährigen Frau nachgewiesene persistierende HPV-Infektion schon seit mehreren Jahren besteht. Die Frau
könnte sich also bereits als junges Mädchen mit HPV angesteckt haben und die Viren seither im Körper
tragen.

Impfstudien zur Impfung von Frauen über 26 Jahre dauern
noch an
Gardasil® wird derzeit noch an Frauen bis 45 Jahre, Cervarix® an weiblichen Probanden bis 55 Jahren
erprobt. Vorab veröffentliche Studienergebnisse sind vielversprechend: Beide Impfstoffe erwiesen sich
bei den jeweiligen Probandinnen als sehr wirksam. Da die Studien zur Schutzwirkung und Sicherheit der
Impfung bei Frauen über 26 Jahre aber noch nicht abgeschlossen sind, läge es nach Angaben der Stiko in
der Verantwortung des Arztes, die Patientinnen über Nutzen und Risiken der Impfung auf Basis der
Impfstoffzulassung hinzuweisen.

Ist die Impfung sinnvoll, wenn man bereits
infiziert ist oder es einmal war?
Da die HPV-Impfung nur vorbeugend wirkt, kann der Impfstoff keine bestehende HPV-Infektion
beseitigen. HPV-infizierte Frauen könnten dennoch von der Impfung profitieren: Sie wären geschützt vor
der Infektion mit denjenigen HPV-Typen, mit denen sie momentan nicht infiziert sind, die aber durch den
Impfstoff abgedeckt sind: Ist eine Frau zum Beispiel mit HPV 16 infiziert, könnte eine Impfung sie noch
vor der Infektion mit HPV 6, 11 und 18 schützen. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass eine
Impfung bei bestehender HPV-Infektion den Krankheitsverlauf der vorhandenen Virusinfektion fördert.
Wissenschafter vermuten, dass die Impfung auch Frauen nützt, die schon in der Vergangenheit mit HPV
infiziert waren, die Infektion aber erfolgreich überwunden haben. Dies schließt auch Frauen mit ein, die
aufgrund von HPV-bedingten Zellveränderungen am Gebärmutterhals bereits behandelt wurden, zum
Beispiel Frauen nach einer Konisation. Untersuchungen deuten darauf hin, dass nach erfolgreicher
Konisation, bei der alles veränderte Gewebe entfernt werden konnte, in den meisten Fällen auch die
Viren nach etwa rund sechs Monaten nicht mehr nachzuweisen sind. Eine Impfung könnte dann
möglicherweise vor einer erneuten Infektion schützen. So ist die Immunabwehr nicht in der Lage, eine
lang anhaltende Immunität nach einer natürlichen HPV-Infektion aufbauen, wie man es etwa bei anderen
Viruserkrankungen kennt. Allerdings scheint die Impfung weniger wirksam, wenn eine HPV-Infektion
bereits durchlebt wurde. Wissenschaftliche Beweise zur Wirkung der Impfung nach überstandener HPV-
Infektion und/oder nach der Therapie von Zellveränderungen liegen noch nicht vor.

Führt die Impfung zu einem Abklingen der
HPV-Infektion?
Nein. Beide Impfstoffe wirken nur vorbeugend; eine bereits bestehende Infektion kann nicht beeinflusst
und nicht beseitigt werden. Ebenso wenig können die Folgen einer HPV-Infektion wie auffällige
Veränderungen am Gebärmutterhals, die als erhöhter Pap-Wert durch eine Zellabstrichuntersuchung
erfasst werden, oder gar ein Zervixkarzinom mit der Impfung behandelt werden. Wissenschaftlich
ungeklärt ist bislang, ob eine Impfung bei bereits infizierten Frauen die Virusmenge reduziert und so das
Risiko einer wiederholten gegenseitigen Ansteckung in einer Partnerschaft („Ping-pong-Effekt“) senkt.

Therapeutische Impfstoffe sind noch in der Entwicklung
So genannte therapeutische Impfstoffe, die eine bereits bestehende HPV-Infektion heilen können,
befinden sich derzeit noch in der Entwicklung.

Muss vor der Impfung ein HPV-Test
durchgeführt werden?
Experten halten einen HPV-Test vor der Impfung für nicht sinnvoll. So könne der einzige derzeit in der
Routine angewandte HPV-Test zwar eine Infektion als solche aufspüren und zwischen den Gruppen der
krebsauslösenden („High risk“) und der harmlosen HPV-Typen („Low risk“) unterscheiden. Eine genaue
Bestimmung einzelner Virustypen ist mit dieser Methode aber nicht möglich. Hinzu kommt, dass auch bei
einem positiven Testergebnis in nur sehr seltenen Fällen eine Infektion mit allen im Impfstoff enthaltenen
Virustypen vorliegt. Die Impfung könnte daher immer noch vor denjenigen HPV-Typen schützen, mit
denen man aktuell nicht infiziert ist, die aber durch den Impfstoff abgedeckt sind.

Kann man sich nach einer abgeklungenen
Infektion erneut mit HPV anstecken?
Ja. Die Infektion mit humanen Papillomviren führt in der Regel zu keiner lang anhaltenden Immunität
gegen das Virus. Das Immunsystem kann sich eine HPV-Infektion nur schlecht „merken“, wie etwa
andere Virusinfektionen, zum Beispiel eine Infektion mit Masernviren. Die Impfung führt dagegen zu
einer deutlich höheren Immunantwort als eine natürliche Infektion, wodurch sie einer wiederholten
Infektion besser vorbeugen kann.

Kann die Impfung eine HPV-Infektion
hervorrufen?
Nein. Die Impfung gegen humane Papillomviren kann keine Infektion hervorrufen. So erhält der Impfstoff
kein Erbmaterial des Virus – was eine Voraussetzung für eine Vermehrung der Erreger wäre: Sowohl
Gardasil® als auch Cervarix™ bestehen hauptsächlich aus leeren Virus-ähnlichen Hüllen, die der
körpereigenen Abwehr ein „echtes“ Virus nur vortäuschen.
Ist Geschlechtsverkehr während der
Impfzeit möglich?
Die vollständige Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) umfasst drei Einzeldosen. Ob
Geschlechtsverkehr zwischen den Impfintervallen vermieden werden sollte, wurde nicht untersucht. Die
Wirkung der Impfung scheint aber schwächer zu sein, wenn noch nicht alle drei Impfdosen verabreicht
wurden. Der volle Impfschutz ist daher vermutlich erst nach allen drei Spritzen sicher erreicht. Darüber
hinaus wirkt die Impfung nicht, wenn bereits eine Infektion mit demjenigen Virustyp vorliegt, vor dem
sie schützen soll.
Geschlechtsverkehr mit einem HPV-infizierten Partner birgt immer das Risiko einer Ansteckung.
Personen, die nicht bis zum Abschluss der Impfserie auf Geschlechtsverkehr verzichten möchten,
könnten zwischenzeitlich Kondome verwenden, wenn sie sich nicht sicher sind, ob ihr Partner mit HPV
infiziert ist. Zwar bieten Kondome keinen absolut sicheren Schutz vor der Ansteckung mit HPV. Sie
verringern aber deutlich das Infektionsrisiko. Zudem schützen Kondome auch vor anderen sexuell
übertragbaren Erregern.

Wie lange hält der Impfschutz an?
In der bisherigen Nachbeobachtungszeit von etwa fünf Jahren hielt der Impfschutz komplett an. Neuere
Studienergebnisse deuten daraufhin, dass die Impfung vermutlich wesentlich länger anhält. Wann und ob
überhaupt eine spätere Auffrischimpfung für einen lebenslang andauernden Impfschutz erforderlich ist,
müssen weitere Studien zeigen.

Welche Nebenwirkungen können durch die
Impfung auftreten?
   Aktuelles

   Hintergründe zu Medienberichten zum Thema HPV-Impfung und
   Risiken bietet KID am Telefon unter
   0800 - 420 30 40 oder per E-Mail über das Kontaktformular.

   Weitere Informationen sowie eine Stellungnahme zu den Bedenken
   gegenüber der HPV-Impfung bietet das Paul-Ehrlich-Institut
   (PEI,http://www.pei.de/) auf seinen Internetseiten unter diesem
   Link.

Generell gilt der Impfstoff Gardasil® als sehr gut verträglich. Die häufigsten beobachteten
Nebenwirkungen, die bei mehr als einer von zehn geimpften Patientinnen auftraten, sind Hautreaktionen
an der Einstichstelle (Rötung, Schmerzen, Schwellung) und eine vorübergehende Temperaturerhöhung.
Nicht auszuschließen sind darüber hinaus Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder
Überempfindlichkeitsreaktionen, wie Atembeschwerden, Nesselsucht oder Ausschlag. In seltenen Fällen
wurde auch von Ohnmachtsanfällen nach der Impfung berichtet. Obwohl diese sehr selten sind, sollten
geimpfte Personen über einen Zeitraum von 15 Minuten nach Verabreichung des Impfstoffs beobachtet
werden.

Bei breiter Anwendung von Gardasil nach der Markteinführung wurde zudem in Einzelfällen von
folgenden Nebenwirkungen berichtet: geschwollene Lymphdrüsen (Halsbereich, Achselhöhle oder Leiste),
Guillain-Barré-Syndrom (Muskelschwäche, Missempfindungen, Kribbeln in Armen, Beinen und
Oberkörper) und Kopfschmerzen. Da die Angaben zu diesen Nebenwirkungen auf spontanen Meldungen
nach der Impfung basieren, aber nicht im Rahmen der Studien auftraten, wo alle Impfkomplikationen
systematisch erfasst wurden, ist es nicht möglich, die genaue Häufigkeit ihres Auftretens verlässlich
abzuschätzen.

Auch Cervarix® ist nach bisherigen Erkenntnissen sicher und gut verträglich. Hier waren die häufigsten
Nebenwirkungen, die bei mehr als einer von zehn Impfdosen auftreten können: Schmerzen, Rötung oder
Schwellung an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Müdigkeit. Seltener wurden
Magen-Darm-Beschwerden, Juckreiz und Hautausschlag, Gelenkschmerzen und Fieber beobachtet.
Gelegentlich kann auch Schwindel auftreten.
Beide Impfstoffe bestehen nur aus leeren Virushüllen (Eiweiß) und enthalten kein Erbmaterial der Viren.
Sie können daher keine HPV-Infektion auslösen oder zu Gewebeveränderungen oder gar Krebs führen.

Wer sollte nicht geimpft werden?
Personen, die gegen den Impfstoff überempfindlich (allergisch) reagieren oder bei denen bereits im
Vorfeld eine Allergie gegen die Hilfsstoffe bekannt ist, sollten nicht geimpft werden. Bei Personen mit
einer Blutgerinnungsstörung ist ebenfalls Vorsicht geboten, da es an der Einstichstelle zu einer Blutung
kommen kann. Darüber hinaus sollte die Impfung verschoben werden, wenn die zu impfende Person an
einer schweren und fieberhaften Erkrankung leidet.
Bisher nicht untersucht wurde, ob Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, zum Beispiel
aufgrund eines genetischen Defekts oder einer HIV-Infektion, eine ausreichende Immunantwort auf die
HPV-Impfung entwickeln.
Ebenso wenig gibt es derzeit ausreichende Daten zur Sicherheit der Impfung während einer
Schwangerschaft. Zwar konnte bei Frauen, die während der Impfserien schwanger wurden, kein erhöhter
Anteil an Gesundheitsproblemen der Mutter oder des Babys im Vergleich zu nicht geimpften
Schwangeren beobachtet werden. Dennoch wird zum jetzigen Zeitpunkt empfohlen, mit einer Impfung
bis nach Ende der Schwangerschaft zu warten. Wird eine Frau schwanger, nachdem sie bereits eine
Teildosis der HPV-Impfung erhalten hat, sollte mit dem Fortsetzen der Impfung bis nach der Entbindung
gewartet werden.
Einzelheiten zur Zusammensetzung der beiden Impfstoffe können auf der Internetseite der Europäischen
Arzneimittelagentur EMEA abgerufen werden, unter www.emea.europa.eu/, Stichwort „Gardasil“
beziehungsweise „Cervarix“.

Wie werden die Impfstoffe verabreicht?
Die HPV-Impfungen bestehen aus jeweils drei Einzelspritzen, die innerhalb sechs Monate verabreicht
werden. Bei Gardasil® gilt das Impfschema 0-2-6 Monate: Die zweite Impfdosis wird also zwei Monate
nach der ersten, die dritte sechs Monate nach der ersten Impfung gespritzt. Sollte hiervon ein
abweichendes Impfschema erforderlich sein, ist die zweite Dosis frühestens einen Monat nach der ersten
und die dritte frühestens drei Monate nach der zweiten Dosis zu verabreichen. Alle drei Dosen sind
innerhalb von 12 Monaten zu impfen.
Bei Cervarix gilt das Impfschema 0-1-6 Monate: Nach der ersten Dosis folgt einen Monat später die
zweite Dosis und fünf Monate nach der zweiten die dritte Dosis.
Beide Impfstoffe werden in die Muskulatur des Oberarms gespritzt. Die Herstellerfirmen empfehlen, die
komplette Impfserie mit demselben Impfstoff durchzuführen und nicht auf einen anderen HPV-Impfstoff
zu wechseln.

Was kostet die Impfung?
Kostenlos für Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren
Seit November 2007 ist die HPV-Impfung eine generelle Pflichtleistung der gesetzlichen
Krankenversicherung im Rahmen der Stiko-Empfehlung. Dies bedeutet, für gesetzlich versicherte
Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren ist die Impfung kostenlos. Dies gilt auch für die dabei anfallenden
Arztkosten. Bei privat Versicherten gilt der jeweilige abgeschlossene Vertrag.

Kostenpflichtig für alle anderen Personen
Personen, die nicht zu der offiziellen Zielgruppe der Impfung gehören, müssen in der Regel die Kosten
für die Impfung selbst tragen. Im Einzelfall lohnt es sich aber immer, eine mögliche Kostenübernahme
individuell bei der jeweiligen Kasse abzuklären.
In Deutschland kostet eine Impfdosis Gardasil® oder Cervarix® rund 160 Euro; die komplette HPV-
Impfung bestehend aus drei Einzeldosen beläuft sich demnach auf etwa 480 Euro. Hinzu kommen Kosten
für die ärztliche Beratung und die Durchführung der Impfung. Als Berechnungsgrundlage für das
Arzthonorar dient die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), nach der sich Ärzte bei privat abgerechneten
Leistungen richten müssen. Diese können je nach Umfang der Beratung unterschiedlich hoch ausfallen.
Patienten sollten ihren Arzt daher vor der Impfung fragen, mit welchen Gesamtkosten sie zu rechnen
haben.

Der Impfstoff ist in allen Apotheken erhältlich.
Gibt es trotz Impfung ein Restrisiko für
Gebärmutterhalskrebs?
Ja. Zwar sind HPV 16 und HPV 18 für über 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs
verantwortlich. Bei etwa 30 Prozent der betroffenen Frauen sind jedoch andere, seltenere HPV-Typen an
der Krebsentstehung beteiligt, gegen die sich der Impfstoff nicht richtet. Aus diesem Grund bleiben die
frauenärztlichen Früherkennungsuntersuchungen weiterhin eine wichtige Maßnahme, um
Zellveränderungen rechtzeitig zu erkennen und effektiv zu behandeln, bevor Krebs entsteht.

Ersetzt die Impfung die jährlichen
Früherkennungsuntersuchungen?
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          Gebärmutterhalskrebs

Nein. Auch wenn der Impfstoff wirksam vor der Entstehung von Veränderungen am Gebärmutterhals
schützt - die jährliche Krebsfrüherkennung kann er nicht ersetzen.
Zwar richtet sich die Impfung an die häufigsten Papillomvirustypen, die in 70 Prozent an der Entstehung
von Gebärmutterhalskrebs beteiligt sind. Ein Drittel der Patientinnen ist aber nach heutigem
Kenntnisstand durch eine Infektion mit anderen HPV-Typen erkrankt, gegen die die Impfung nichts
ausrichten kann. Aus diesem Grund bleiben trotz der Impfung weiterhin regelmäßige
Kontrolluntersuchungen die wichtigste Maßnahme zur rechtzeitigen Früherkennung von verdächtigen
Zellveränderungen.

Sollten auch Männer geimpft werden?
Derzeit überprüfen Wissenschaftler, ob eine Impfung gegen die Typen HPV 6, 11, 16 und 18 auch
Männer vor HPV-Infektionen und den damit verbundenen Folgeerkrankungen schützt. So können diese
Papillomvirustypen auch bei Männern Erkrankungen im Genitalbereich hervorrufen, wie etwa gutartige
Warzen und seltener Krebsvorstufen oder Karzinome an Penis und After. Erste Ergebnisse der Studie mit
4.000 Männern zwischen 16 und 26 Jahren wurden im November 2008 auf einer internationalen
Konferenz (http://www.eurogin.com/) vorgestellt: Während unter ungeimpften Männern nach 29
Monaten 31 Fälle von Erkrankungen im Genitalbereich auftraten, wie Warzen und Krebsvorstufen an
Penis, im Dammbereich und am After, wiesen nur drei der geimpften Studienteilnehmer entsprechende
Symptome einer HPV-Infektion auf. Die Verantwortlichen der Studie weisen aber auch darauf hin, dass
die geplante Laufzeit der Studie noch nicht beendet ist.

Fachleute ziehen die Ausweitung des Impfprogramms auf Jungen und Männer auch in Erwägung, um die
Ausbreitung des Virus einzudämmen und/oder eine erneute Infektion der Partnerin zu verhindern. Das
Risiko einer Ansteckung mit humanen Papillomviren kann über die Impfung hinaus auch durch
konsequenten Kondomgebrauch und/oder Beschneidung verringert, wenn auch nicht hundertprozentig
ausgeschlossen werden.

Bis die endgültigen Studienergebnisse zur Wirksamkeit der Impfung bei Männern vorliegen, behalten in
Deutschland die derzeitigen Zulassungsbedingungen und nationalen Impfempfehlungen der Ständigen
Impfkommission STIKO am Robert-Koch-Institut (http://www.rki.de/) zur HPV-Impfung ihre Gültigkeit.

Wo gibt es weitere Informationen?

Ansprechpartner für individuelle Auskünfte zur HPV-Impfung sind neben dem Krebsinformationsdienst die
Hausärzte, Kinder- und Jugendärzte, Frauenärzte sowie Apotheker.

ZERVITA, eine im Jahr 2006 gegründete Projektgruppe, informiert umfassend und ausführlich über den
Nutzen von Früherkennungsuntersuchungen und möglichen Vorbeugungsmaßnahmen von
Gebärmutterhalskrebs im Internet unter http://www.zervita.de/.

Weitere Hintergrundinformationen zu den beiden Impfstoffen bieten die Internetseiten der Europäischen
Arzneimittelagentur EMEA (European Medicines Agency, http://www.emea.europa.eu/). Über folgende
Links sind die Beurteilungsberichte sowie die detaillierten Produktinformationen der Impfstoffe mit
möglichen Nebenwirkungen und Gegenanzeigen im pdf-Format abrufbar:

Gardasil(R): www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/
gardasil/H-703-PI-de.pdf

Cervarix(R): www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/
cervarix/H-721-PI-de.pdf.
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