In Gottes Namen Berufe in Kirche und Schule - INFORMATION

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In Gottes Namen
Berufe in Kirche
und Schule

           INFORMATION
In Gottes Namen Berufe in Kirche und Schule - INFORMATION
Vorwort

          Liebe Schülerinnen und Schüler,

          Ihre Schulzeit geht dem Ende entgegen und sicherlich denken Sie zur
          Zeit verstärkt über Ihre zukünftigen Berufsperspektiven nach. Haben
          Sie bereits einen Ausbildungsgang für sich ins Auge gefasst oder sind
          Sie noch auf der Suche nach interessanten Möglichkeiten?
          Welche Wahl auch immer Sie treffen werden, es wird eine entschei-
          dende Weichenstellung für Ihren weiteren Lebensweg sein.

          Sollten Sie besondere Interessen in den Bereichen Religion, Theologie
          und Kirche haben, dann ist dieses Heft Ihrer Evangelischen Kirche im
          Rheinland genau das Richtige für Sie. Kurzgefasst stellt es Ihnen
          unterschiedliche Berufe in Theologie, Kirche und Schule vor. Es ent-
          hält aktuelle Informationen und Überblicke sowie Adressen von
          Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern für die unterschied-
          lichen Bereiche:

          • Mit einem Theologiestudium beispielsweise können Sie evange-
            lische Pfarrerin oder evangelischer Pfarrer werden.
          • Kombiniert mit einem zweiten Fach steht Ihnen der Weg als
            Religionslehrerin oder Religionslehrer an einer Schule offen.
          • Weitere Berufsfelder in unserer Kirche neben dem Pfarramt sind
            Gemeindepädagogik, Kirchenmusik und die kirchliche Verwaltung.

          Was sich hinter all diesen Berufen verbirgt und wie die entsprechen-
          den Ausbildungen aussehen, erfahren Sie in der vorliegenden Broschüre.

          Unsere Kirche braucht junge Menschen mit neuen Ideen. Wir würden
          uns daher sehr freuen, Sie ein wenig neugierig machen und eventuell
          für den einen oder anderen Ausbildungsgang gewinnen zu können.
          Für Ihre Überlegungen wünschen wir Ihnen, dass Sie Ihren persönli-
          chen Weg finden. Wichtig ist, dass Sie Ihre besonderen Interessen,
          Gaben und Fähigkeit entdecken, denn je mehr wir das werden, was
          wir wirklich sind, wird uns unser berufliches Tun erfüllen.

          Welchen Weg Sie auch immer angehen werden: Gott möge Ihnen
          helfen, die richtige Entscheidung zu finden und Sie begleiten.

          Mit herzlichem Gruß
          Ihr

          Nikolaus Schneider
          Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

          Düsseldorf, im Juni 2003

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                             2

Pfarramt
    • Theologie studieren – mehr als nur ein Job    4
    • Studienfächer und Studienverlauf             6
    • Testen Sie Ihren TQ!                         11
    • Vikariat und Beratung                        12

Lehramt
    • „Reli“ kann so spannend sein                 14
    • Studienfächer und Studienverlauf             16
    • Studienorte und Beratung                     19

Pädagogische Arbeit in der Gemeinde
    • … ein Beruf fürs Leben!                      20
    • Porträt: Dabei bleiben heißt Entwicklung     22
     und Mitwirkung
    • Ausbildungsstätten und Beratung              23

Verwaltung
    • Dienstleistung und Kundenorientierung –      20
     auch in der Kirche
    • Statements von Auszubildenden:               26
     Verwaltung und Kirche – das passt!

Kirchenmusik
    • (Nicht nur) mit Pauken und Trompeten …       28
    • Statements: Klangmenschen kommen zu Wort 30
    • Musikhochschuladressen                       31

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Theologie studieren…
    Auf Theologiestudierende wartet ein attraktiver
    und spannender Beruf. Wer Theologie studiert,
           wird in der Regel Pfarrerin, Pfarrer oder
                 Religionslehrerin, Religionslehrer.

                            Der Pfarrberuf ist ein abwechslungs-       Neben den Sonntagsgottesdiensten
                            reicher Beruf, in dem unterschiedliche     gewinnen Andachten und liturgische
                            Begabungen zum Zuge kommen. Das            Feiern zu besonderen Anlässen (z. B.
                            Spektrum der Tätigkeiten ist vielfältig.   Friedens- oder Fürbittgottesdienste,
                            Dazu gehört das Gestalten und Feiern       meditative oder musikalische Feiern)
                            von Gottesdiensten.                        zunehmend an Bedeutung.
                                                                       Phantasievoll und lebensnah zu predigen
                                                                       ist eine schöne und zugleich anspruchs-
                                                                       volle Aufgabe. Abendmahlsfeiern und
                                                                       Taufgottesdienste sorgsam und liebe-
                                                                       voll zu gestalten, macht Freude und
                                                                       erfüllt die Beteiligten mit bleibendem
                                                                       Gewinn.

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Der weitere Horizont                       Die Vielfalt der Kontakte
von Kirche und Öffentlichkeit              In der Gemeinde engagieren sich nicht
Über die Grenzen der Ortsgemeinde          nur hauptberufliche, sondern auch viele
hinaus bietet der christliche Auftrag      ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und
ein weites gesellschaftsdiakonisches       Mitarbeiter. Pfarrerinnen und Pfarrer
und ökumenisches Verantwortungs-           von heute sind teamfähig und pfle-
feld. Pfarrerinnen und Pfarrer bekleiden   gen einen kooperativen Führungsstil.
ein öffentliches Amt, das gefragt und
geschätzt ist. Die Kirche braucht Men-
schen, die sich den reichhaltigen He-
rausforderungen dieses Berufs stellen.

Die Beteiligung an Bildung                 Das seelsorgliche Gespräch
Im Religionsunterricht der Schule und      Menschen erwarten an entscheidenden
im Konfirmationsunterricht werden          Wendepunkten ihres Lebens theolo-
Kinder und Jugendliche in die Grund-       gisch kundige und seelsorgerlich ein-
lagen des christlichen Glaubens ein-       fühlsame Begleitung – nach der Geburt
geführt und erhalten entscheidende         eines Kindes, bei der Heirat, beim Tod
Anstöße für ihr eigenes Leben. Auch        eines nahen Angehörigen oder in be-
Erwachsene nehmen gerne Angebote           sonderen Lebenskrisen.
zur geistigen Auseinandersetzung und
Orientierung wahr. Das gemeinsame
Gespräch hilft, den eigenen Stand-
punkt zu finden und das Leben ver-
antwortlich zu gestalten.

                                                                                     ... mehr als
                                                                                     nur ein Job
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„Verstehst du auch, was du liest?“                 Beispiel des äthiopischen Schatzmeisters:
                                                                     Nachdem er mit der Hilfe von Philippus ein
 Diese Frage stellt der Apostel Philippus dem äthio-                 neues Verständnis des Textes gewonnen
 pischen Schatzmeister, der auf dem Weg durch die                    hatte, ließ er sich taufen.
    judäische Wüste von Jerusalem nach Gaza über
                                                                     Altes und Neues Testament
     eine Stelle im Buch des Propheten Jesaja nach-                   Im Theologiestudium geht es zunächst um
      denkt (Apostelgeschichte Kap. 8 Verse 26-40).                  die biblischen Bücher, d.h. die Schriften des
                                                                     Alten und Neuen Testamentes. In beiden
                                                                     Fächern lässt sich eine eher historisch von
                                                                     einer eher theologisch arbeitenden Frage-
                                                                     stellung unterscheiden. In historischer Rich-
                                                                     tung kann man z.B. fragen: Wer waren die
                                                                     Verfasser der biblischen Bücher, in welcher
                                                                     Situation haben sie ihre Schriften verfasst
                                                                     und welche Bedeutung haben ihre Texte in
                                                                     der Folgezeit ihrer Überlieferung jeweils er-
                                                                     langt? In theologischer Richtung kann man
                                                                     z.B. fragen: Welche bleibende Bedeutung
                                                                     haben die biblischen Texte für den christli-
                                                                     chen Glauben entfaltet und welche gegen-
                                                                     wärtige Verbindlichkeit besitzen sie für
                                                                     christliche Kirche und Theologie?
                                                                     Historische und theologische Fragerichtung
                                                                     gehören zusammen und dürfen nicht aus-
                                                                     einander gerissen werden.

                                                                     Die Kirchengeschichte
                                                                     In der Kirchengeschichte (auch: Historische
                                                                     Theologie) versucht man, die 2000jährige
                                                                     Geschichte der christlichen Kirchen und Theo-
                                                                     logie in ihren Grundzügen zu untersuchen.
                                                                     Üblich ist die Einteilung in fünf Epochen:
                                                                     Alte Kirchengeschichte, Mittelalter, Refor-
      Studienfächer der                                              mationszeitalter, Neuere Kirchengeschichte
                                                                     und Kirchliche Zeitgeschichte. Um der Gefahr
                                                                     eines zu engen Begriffs von Kirche zu wehren,
Evangelischen Theologie                                              wird nicht nur nach der kirchlichen, sondern
                                                                     auch nach der außerkirchlichen Wirkungs-
                                                                     geschichte des Christentums gefragt, um
                     Anhand dieser Frage möchten wir Sie mit         auch kritische Formen christlicher Religiosität
                     dem Studium der Evangelischen Theologie,        in den Blick zu nehmen.
                     seinen Fächern und Inhalten bekannt
                     machen.                                         Die Dogmatik
                     Die Frage des Philippus zielt auf Verstehen,    Greift man die Frage des Philippus wieder
                     d. h. Auslegen und Verständnis von Texten.      auf und richtet sie auf den Glauben („Ver-
                     Dabei handelt es sich nicht so sehr um bloße    stehst du auch, was du glaubst?“), so kommt
                     Informationsweitergabe, sondern vielmehr        man zur Dogmatik. Sie ist eine Unterdisziplin
                     darum, dass Sinn und Bedeutung eines Textes     der Systematischen Theologie, d. h. hier
                     für die Leserinnen und Leser auf dem Hinter-    geht es darum, die Lehre des christlichen
                     grund ihrer eigenen Situation erkennbar         Glaubens in ihrem Zusammenhang darzu-
                     werden. Auf diese Weise lassen sich neue        stellen und begreifbar zu machen. Dabei ist
                     Einsichten gewinnen. Dass dieser Prozess        die Philosophie eine unentbehrliche Ge-
                     nicht nur im Theoretischen verbleibt, sondern   sprächspartnerin. Die Aussagen des christli-
                     auch ganz praktisch zu neuen Orientierungen     chen Glaubens, die in den Bekenntnissen
                     im Leben führen kann, zeigt wiederum das        nebeneinander stehen, sollen zueinander

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ins Verhältnis gerückt werden. Dabei
stellt sich die Aufgabe, nach der mög-
lichen Vereinbarkeit scheinbar wider-
sprüchlicher Glaubensaussagen zu
fragen, ohne damit schon jede Span-
nung ausgleichen zu wollen: Wenn Gott
„allmächtig“ ist, wie konnte er dann
zulassen, dass sein Sohn Jesus Christus
gekreuzigt wurde? Wenn Gott mich ge-
schaffen hat, warum muss ich ihn dann
um die Vergebung meiner Sünden bit-
ten? Wie kommt es eigentlich, dass es
so verschiedene Religionen unter den
Menschen gibt? Hat nur eine recht
oder steckt in jeder Religion ein „Körn-
chen Wahrheit“? Mit der letzten Frage
öffnet sich ein Blickfeld, das für christ-
liche Dogmatik zunehmend an Bedeu-
tung gewinnt: der Dialog zwischen den
christlichen Konfessionen und zwischen
den Weltreligionen (Ökumene; Religions-
und Missionswissenschaft).

Die Ethik
Die Ethik als die zweite Subdisziplin der
Systematischen Theologie fragt nach
dem guten und richtigen Handeln.
Welche Handlungsorientierungen folgen
eigentlich aus dem christlichen Glau-
ben? Was heißt z.B. „Gerechtigkeit“,
„Verantwortung“, „Gewissen“ oder
auch „Liebe“? Die Ethik versucht, diese
großen Begriffe aus der christlichen
Tradition mit Leben zu füllen, indem
sie sich den ethischen Problemen ge-
genwärtiger Lebensführung zuwendet.
Als Sozialethik lässt sie gesellschaftliche,
politische und rechtliche Aspekte ge-
genwärtiger Problemlagen in die Ur-
teilsbildung einfließen.

Die Praktische Theologie
Die Begegnung mit Philippus führte bei         kommen, führt die Praktische Theolo-       tungsstrukturen für die Praktische
dem äthiopischen Schatzmeister zu dem          gie einen Dialog mit den sogenannten       Theologie zunehmend an Bedeutung.
Wunsch, sich taufen zu lassen. Mit der         Humanwissenschaften, vor allem mit         (Gemeindeaufbau, Kirchentheorie,
Taufe kommt ein Stück kirchlichen Le-          der Psychologie, Pädagogik und Sozio-      Kybernetik).
bens in den Blick. Sicherlich ist die Theo-    logie. Sie versucht, die aus diesem Dia-
logie als Ganze auf Praxis ausgerichtet,       log gewonnenen Einsichten fruchtbar
weil sie sich auf die Praxis des Glaubens      zu machen für eine theologische Lehre
bezieht, der ihr vorausgeht und über           vom Gottesdienst, von der Predigt, von
den sie nachdenkt. Die Praktische Theo-        der Seelsorge und vom Unterricht.
logie fragt in besonderer Weise nach           Weil Gemeinde aber mehr ist als die
der kirchlichen und der religiösen Praxis      Summe der pastoralen Handlungsfelder,
in Kirche und Gesellschaft. Um zu einem        gewinnt das Verständnis von Gemeinde
tieferen Verständnis menschlichen              und Kirche als Organisationen mit
Verhaltens in religiöser Perspektive zu        komplexen Kommunikations- und Lei-

                                                                                                                           7
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Das Grundstudium
                         Im Grundstudium arbeiten sich die
                         Studierenden in die Kerndisziplinen
                         ein und erwerben eine Grundorient-
                         ierung. Der Besuch von Vorlesungen
Studienverlauf           führt zum Erwerb von Überblickswissen.
                         Proseminare vermitteln die für die je-
                         weilige Disziplin erforderlichen Metho-

Evangelische Theologie   den. Eine gute Kenntnis der biblischen
                         Schriften ist für das Theologiestudium
                         unentbehrlich (Bibelkunde). Das Grund-
                         studium wird mit der Zwischenprüfung
                         abgeschlossen.

                         Das Hauptstudium
                         Im Hauptstudium geht es darum, die
                         erworbenen Kenntnisse zu vertiefen
                         und eigene Studienschwerpunkte zu
                         setzen. Die eigenständige theologische
                         Urteilsbildung auf der Grundlage me-
                         thodischen Könnens und kritischen
                         Verständnisses ist das Ziel des ganzen
                         Studiums. Vorlesungen und Seminare
                         widmen sich speziellen Fragestellungen
                         in den einzelnen Disziplinen. In dem
                         Versuch, das eigene Wissen in den
                         fächerübergreifenden Zusammenhang
                         der ganzen Theologie zu rücken, be-
                         steht die eigentliche Herausforderung
                         der zweiten Hälfte des Theologiestu-
                         diums. Selbstorganisierte Formen des
                         Lernens, z. B. in Arbeitsgruppen und
                         zur Examensvorbereitung, ergänzen
                         das Lehr- und Studienangebot. Über
                         die Zulassungsvoraussetzungen zum
                         Examen informieren die jeweiligen
                         staatlichen oder kirchlichen Prüfungs-
                         ordnungen. Das Studium wird mit der
                         Ersten Theologischen Prüfung/Diplom-
                         prüfung abgeschlossen. Die durch-
                         schnittliche Studiendauer beträgt sechs
                         bis sieben Jahre, je nach Sprachen-
                         voraussetzungen.

                         Die Praktika
                         Wichtiger Bestandteil des Studiums
                         sind Praktika in Kirchengemeinden
                         oder in kirchlichen Handlungsfeldern,
                         wie z.B. in einer diakonischen Einrich-
                         tung, in Bereichen der Seemannsmission,
                         Gefängnisseelsorge oder Krankenhaus-
                         seelsorge sowie des Journalismus oder
                         der Wirtschaft. Es entsteht ein Schatz
                         an gesammelten Erfahrungen und die
                         Entdeckung von vorher ungeahnten
                         Fähigkeiten. Ziel ist es, erworbenes
                         Wissen in die Praxis umzusetzen, die
                         eigenen Perspektiven für den späteren
                         Beruf zu eröffnen und neue Impulse
                         für das Studium zu gewinnen.

 8
In Gottes Namen Berufe in Kirche und Schule - INFORMATION
Der eigene Glaube
Das Theologiestudium ist eine Herausforderung         Das wissenschaftliche Studium schafft
für die eigene Person und ihre Einstellung zur Welt   eine zunächst ungewohnte Distanz zur
                                                      Praxis des Glaubens. Dennoch sollte
und zu Gott. Es fragt nach und verändert.             der eigene Glaube nicht zu kurz kom-
                                                      men. Denn Theologie und die eigene
                                                      Biographie sind eng miteinander ver-
                                                      knüpft. Selbstreflexion gehört zum
                                                      Studium dazu, ebenso wie die Bereit-
                                                      schaft, sich auf andere einzulassen.

                                                      Es gibt viele Möglichkeiten, das wissen-
                                                      schaftliche Studium mit dem persönli-
                                                      chen Glauben zu verbinden. Studieren-
                                                      dengemeinden, Universitätsgottes-
                                                      dienste, Seminare, Studienfahrten oder
                                                      christlich geprägte Wohnheime bieten
                                                      Gelegenheiten, den eigenen Glauben
                                                      in der christlichen Gemeinschaft zu
                                                      leben, zu gestalten und zu prägen.

                                                         Glaube und
                                                         Spiritualität

                                                                                            9
In Gottes Namen Berufe in Kirche und Schule - INFORMATION
Theologie studieren –
heißt nicht nur, sich mit Traditionen auseinander zu setzen,
sondern auch neue, überraschende Einsichten zu gewinnen,

heißt nicht nur Texte zu lesen,
sondern auch Menschen (besser) zu verstehen,

heißt nicht nur fachliche,
sondern auch personale Kompetenz zu erwerben.

                                                              Kiel
                                                                                       Rostock    Greifswald

                                                            Hamburg

                                                                                         Berlin
                                                Bielefeld Bethel
Das Studium der               Münster
Evangelischen Theologie
mit dem Berufsziel Pfarr-
amt ist in Deutschland                                    Göttingen            Halle
an 22 Universitäten und          Bochum
Kirchlichen Hochschulen                                                           Leipzig
                                Wuppertal
möglich. Darüber hinaus
besteht die Chance eines                                                 Jena
ein- oder zweisemestrigen                         Marburg
Studienaufenthaltes im          Bonn
Ausland.
                                                  Frankfurt
Dort lernen die Studie-                 Mainz
renden ganz andere                                                     Erlangen
Formen der Theologie
und Spritualität kennen.                    Heidelberg
In einer fremden Kultur                                       Neuendettelsau
zu leben, öffnet den Blick
für andere Denkweisen –
eine große Chance, auch
sich selbst und die eigenen                 Tübingen
Wurzeln besser kennen                                                      München
zu lernen.

10
Testen Sie Ihren TQ
(Theologie-Quotienten)!
                                                                   NEIN     JA   0-3 x JA:
1. Die Botschaft der Bibel ist für mich heute aktuell.                           Vermutlich liegen Ihre Interessen eher
                                                                                 auf anderen Gebieten als im Studium
2. Der Glaube an Gott prägt mein Leben,                                          der Theologie.
   – ich möchte ihn gerne weitergeben.

3. Die Sache mit Gott lässt mich nicht los.                                      4-9 x JA:
                                                                                 Theologie könnte durchaus für Sie als
4. Religiöse und philosophische Themen                                           Studien- und Berufswahl in Frage
   machen mir im Schulunterricht Spass.                                          kommen.

5. Ich bringe Erfahrungen aus der Gemeindearbeit mit,
   z. B. Kindergottesdienst oder Konfirmandenunterricht.                         10-15 x JA:
                                                                                 Theologie kann für Sie das ideale
6. Ich lese gern.                                                                Studienfach sein. Für den Beruf einer
                                                                                 Pastorin oder eines Pastors bringen
7. Ich bin neugierig auf fremde Sprachen und Kulturen.                           Sie gute Voraussetzungen mit.

8. Ich interessiere mich für Geschichte und Literatur.

9. Ich schreibe meine Gedanken gerne auf,
   z. B. in Briefen oder Aufsätzen.

10. Mich reizt ein Studium, das mich mit verschiedenen
    Wissenschaften ins Gespräch bringt.

11. Mich interessieren Menschen.
    Ich bin neugierig auf ihr Leben.

12. Ich möchte Menschen begleiten und ihnen helfen.

13. Ich möchte mit dem, was ich kann und bin, Verantwortung
    in einer Gemeinde übernehmen.

14. Mit flexiblen Arbeitszeiten kann ich gut umgehen.

15. Ich arbeite gern mit anderen im Team zusammen

Wer Theologie studiert,
- spannt einen Bogen zwischen             -   erlebt die vielfältige Bedeutung
  Glaube und Wissenschaft,                    von Theologie und Religion,
- denkt über Aufgabe und Gestalt          -   setzt eigene Studienschwer-
  der Institution Kirche in der               punkte,
  Gesellschaft nach,                      -   eröffnet sich verschiedene
- blickt über den Tellerrand der              Möglichkeiten der Berufswahl.
  Theologie hinaus auf andere
  Wissenschaften (Philosophie,
  Psychologie, Pädagogik),
                                                                                 das Richtige
                                                                                   für mich?
In der Regel schließt sich an das Studium das Vikariat
an, vergleichbar mit dem Referendariat in der Juristen-
und Lehrerausbildung. Das Vikariat ist die praktisch-
theologische Ausbildung für den Beruf der Pfarrerin
oder des Pfarrers. Der praktische Vorbereitungsdienst
dauert in den verschiedenen Landeskirchen im Durch-
schnitt 2,5 Jahre. Gottesdienst, Seelsorge, Unterricht
und Gemeindeleitung sind die zentralen Inhalte der
Ausbildung.

Das Vikariat                 Vikarinnen und Vikare lernen unter der
                             Anleitung erfahrener Mentorinnen und
                             Mentoren
                                                                      Ein Teil der Ausbildung findet im Theo-
                                                                      logischen (oder Prediger-) Seminar statt.
                                                                      Dort werden Lernprozesse angestoßen
                                                                      und reflektiert. In Gruppenarbeit be-
                             -   die pfarramtliche Praxis kennen,     sprechen die Vikarinnen und Vikare
                             -   Gottesdienste gemeinsam mit der      ihre Praxiserfahrungen und werten sie
                                 Gemeinde zu feiern,                  gemeinsam aus. Die praktisch-theolo-
                             -   Religions- und Konfirmandinnen       gische Ausbildung endet mit der
                                 bzw. Konfirmandenunterricht zu       Zweiten Theologischen Prüfung.
                                 erteilen,
                             -   bei Haus- und Krankenbesuchen        Theologinnen und Theologen können
                                 sowie bei Gesprächen „über den       auch in Berufen außerhalb von Kirche
                                 Gartenzaun“ Menschen im Alltag       arbeiten, z. B.
                                 ihres Lebens, aber auch in Krisen-
                                 situationen zu begleiten,            -   im diakonisch-sozialen Bereich,
                             -   Verantwortung in Leitung und         -   im Medienbereich,
                                 Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-   -   in der Personal- und Organisations-
                                 führung zu übernehmen.                   entwicklung von Profit- und Non-
                                                                          profit-Unternehmen.
                                                                      -   Manche machen sich selbstständig
                             Ziel der Ausbildung ist es,                  (z. B. als Personalberaterin/-berater).
                                                                      -   Einige schlagen die wissenschaftliche
                             -   die Freude am Beruf zu wecken,           Laufbahn ein.
                             -   sich selbst in verschiedenen
                                 Handlungsfeldern zu erproben,
                             -   eine persönliche und pastorale
                                 Identität zu entwickeln.

12
Hochschulen im Bereich der           Ansprechpartner:
Evangelischen Kirche im Rheinland:   Landeskirchenamt der
- Kirchliche Hochschule Wuppertal    Evangelischen Kirche im Rheinland
  www.kiho.uni-wuppertal.de          Ausbildungsdezernat/Abteilung I
- Universität Bonn                   Dr. Volker Lehnert
  www.uni-bonn.de                    (theologischer Dezernent),
- Universität Mainz                  Henning Boecker
  www.uni-mainz.de                   (juristischer Dezernent)
                                     Büro: Holger Rösner
Weitere Infos erhalten Sie           Telefon: 02 11-45 62-232
im Internet unter:                   Fax:      02 11-45 62-559
www.ekir.de                          E-Mail: holger.roesner@ekir-lka.de
www.ekir.de/theologiestudium
www.ev-theologiestudium.de
www.theologiestudium.info

                                                                          13
„Reli“ kann so spannend sein! Das haben Sie vielleicht
selbst im Religionsunterricht erlebt. Wenn Lebensfragen
auf den Tisch kommen und man sich die Köpfe heiß redet,
ist eine Unterrichtsstunde oft viel zu schnell vorbei. Als
Religionslehrerin oder Religionslehrer tragen Sie dazu bei,
dass sich Kinder und Jugendliche auch in der heutigen
Zeit auf christliche Werte verlassen können. Gute Grund-
lagen dafür sollten Sie schon mitbringen, zum Beispiel
Freude an den biblischen Geschichten, Aufgeschlossen-
heit und Lernbereitschaft, aber vor allem Einfühlungs-
vermögen und Verständnis für junge Menschen.

Das Lehramt
Wie wird man eine ‚gute’ Religions-
lehrerin, ein ‚guter’ Religionslehrer?
Macht es Ihnen Spaß, mit Gruppen
umzugehen? Haben Sie schon einmal
eine Gruppe geleitet? Dann könnte
„Reli“ ein Beruf für Sie sein…
Das Wichtigste ist: gesprächsbereit sein,
Fragen stellen, gemeinsam nach Ant-
worten suchen. Nicht schon alles im
Vorhinein wissen. Eigene Zweifel nicht
beiseite schieben. Lehrerinnen und
Lehrer, die das können, lassen andere
Meinung gelten. Sie setzen nicht vor-
aus, dass jede Schülerin und jeder
Schüler vom christlichen Glauben
überzeugt ist, sondern zeigen behut-
sam neue Denkwege auf. Manchmal
reicht es, klarzumachen: Die Bibel und
die Menschen, die in ihr zu Wort kom-
men, können genauso ernst genom-
men werden wie man selbst ernst
genommen werden möchte. In der Bibel
geht es nicht um antiquierte Geschich-
ten und Gedanken, sondern um unse-
re Probleme, unsere Hoffnungen,
unsere Klagen und Gefühle.

14
(Was) muss ich selber glauben, wenn        möchte, muss Mitglied in einer Kirche          Welche Fächer studiere ich?
ich „Reli“ unterrichte?                    sein, die der Arbeitsgemeinschaft              Die theologischen Disziplinen gehören
Das Wichtigste ist: keine abstrakten       Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)      auch zu Ihrem Lehramtsstudium: Altes
Formeln abspulen. Als Religionslehrerin    angehört. Wer zu Beginn des Studiums           und Neues Testament, Kirchenge-
und Religionslehrer werden Sie be-         nicht der Kirche angehört, kann sich           schichte, Dogmatik und Ethik (siehe
stimmt auch einmal gefragt: „Und was       in einer Kirchengemeinde des Heimat-           Seite 6f.). Dazu kommt die Religions-
glauben Sie denn eigentlich?“ Hier sind    oder des Studienortes umsehen und              pädagogik. Sie ist ein Teilgebiet der
keine vorgefertigten Antworten gefragt,    dort das kirchliche Leben kennen lernen.       Praktischen Theologie, die sich – im
sondern ehrliche Auskünfte darüber,        In die Kirche aufgenommen wird man             Dialog mit anderen Humanwissen-
was Ihr Glaube mit Ihrem Leben zu          durch die Taufe.                               schaften – mit den Zielen, Formen und
tun hat. Die Flucht ins Unverbindliche                                                    Arbeitsweisen der Kirche befasst. Die
gilt nicht.                                Brauche ich besondere                          Religionspädagogik ist zuständig für
Wer für sich selbst befriedigende Ant-     Voraussetzungen?                               alle Praxisfelder, die mit religiösen Bil-
worten gefunden hat, ist glaubwürdig,      Nein. Wer in seiner Schulzeit an Religi-       dungs- und Erziehungsprozessen zu
wenn’s konkret wird. Dann sind auch        onskursen oder an Kursen der Fächer-           tun haben. Daher arbeitet sie schwer-
persönliche Zweifel willkommen, die        gruppe Religion-Ethik teilgenommen             punktmäßig auch auf dem Gebiet der
zum christlichen Glauben dazu gehören.     hat, benötigt keine zusätzlichen Kennt-        Didaktik des Religionsunterrichts und
                                           nisse. Von Vorteil ist es, wenn Sie in Ihrer   aller anderen Handlungsfelder christ-
Muss ich Mitglied in der (evangelischen)   Kirchengemeinde schon Erfahrungen              licher Bildungsarbeit.
Kirche sein, um Religionslehre zu          mit Jugend- oder Gemeindegruppen               Wichtig ist: Religionspädagogik kann
studieren?                                 gesammelt haben. Als Religionslehrerin         man nur sinnvoll im Gespräch mit an-
Für das Studium ist die Mitgliedschaft     oder Religionslehrer müssen Sie über           deren Disziplinen der Theologie, den
in der Kirche noch nicht notwendig.        gründliche Kenntnisse biblischer Texte         Humanwissenschaften wie der Allge-
Jeder kann das Fach studieren – wie        verfügen. Aber wenn der Religionsun-           meinen Pädagogik und Didaktik, mit
jedes andere Fach an der Universität       terricht an Ihrer Schule nur verkürzt          Soziologie und Psychologie und mit
oder Hochschule. Wer aber das Berufs-      oder gar nicht stattgefunden hat,              den Religionswissenschaften betreiben.
ziel „Lehramt“ anstrebt und evangeli-      können Sie das im Laufe des Studiums
schen Religionsunterricht erteilen         ausgleichen.

                                                                                                                                 15
Was muss ich lernen, wenn ich Reli-        kommentierten Vorlesungsverzeichnis        sprache war seit dem Römischen Reich
gionslehrer oder Religionslehrerin         zu erfahren. Im Übrigen: Fahren Sie        bis zum 19. Jahrhundert das Lateinische.
werden will?                               vor Beginn des Studiums zu der von         Sie verstehen die Welt der Kirchenge-
Als Religionslehrerin oder Religions-      Ihnen ausgewählten Hochschule und          schichte und der Bibel besser, wenn
lehrer sind Sie keine Fachwissenschaft-    erkundigen Sie sich vor Ort.               Sie diese Sprachen kennen. Für einige
lerin bzw. kein Fachwissenschaftler.                                                  Studiengänge (Grundschule, Haupt-
Sie brauchen vor allem „religionspäda-     Für welche Lehrämter kann ich              und Realschule) werden die Inhalte im
gogische Kompetenz“. Das ist zunächst      Theologie studieren?                       Theologiestudium so aufbereitet,
die Fähigkeit, sich in die Lebenswirk-     Im föderalen Deutschland sind auch         dass eine Kenntnis der alten Sprachen
lichkeit der Schülerinnen und Schüler      die Bezeichnungen und Zuordnungen          zwar wünschenswert, aber keine un-
hinein zu versetzen, mit ihnen in ein      der Lehrämter verschieden. Im Wesent-      abdingbare Voraussetzung ist. Die
Gespräch über Glauben und Leben ein-       lichen lassen sich unterscheiden:          Sprachanforderungen sind je nach
zutreten und ihnen biblisch-theologi-      • Lehramt für die Grundschule              Bundesland und auch von Universität
sche Perspektiven zu erschließen –         • Lehramt für die Hauptschule              zu Universität unterschiedlich gere-
theologisch sachgemäß und schüler-         • Lehramt für die Realschule               gelt, aber in der Regel sind Latein und
orientiert. Ganz praktisch: Denken Sie     • Lehramt für die Gesamtschule             Griechisch für das gymnasiale Lehr-
an einen Lehrer oder eine Lehrerin, der    • Lehramt für das Gymnasium                amt bzw. das Lehramt für die Sekun-
oder die Sie selbst einmal besonders       • Lehramt für die berufsbildenden          darstufe II obligatorisch.
überzeugt hat, und zwar auf der per-         Schulen
sönlichen, auf der sachlichen und auf      • Lehramt für die Sonderpädagogik.         Wie beginnen – was soll ich im
der kommunikativen Ebene.                  Manchmal werden auch die Schulstu-         Grundstudium studieren?
                                           fen genannt, z.B.die Primarstufe, die      Im Grundstudium sollen die Studie-
Wo kann ich studieren?                     Sekundarstufe I oder II, oder es wird      renden Einblicke in fundamentale Fra-
Evangelische Theolgie für das Lehramt      ausgebildet für das „Amt der Lehrerin      gestellungen und Problemfelder der
können Sie an vielen Universitäten und     bzw. des Lehrers 1. – 10. Schuljahr, mit   Theologie bzw. der Religionspädagogik
Hochschulen studieren. Lassen Sie sich     Schwerpunkt Grundschule oder Haupt-        erlangen und deren Arbeitsweisen
nicht durch unterschiedliche Bezeich-      und Realschule“. Für jedes Lehramt         kennen lernen. Außerdem ist es wichtig,
nungen irritieren: An den alten Uni-       gelten besondere Studienbedingungen        die Fähigkeit zu erwerben, das Studium
versitäten heißen die Fachabteilungen      und Prüfungsordnungen.                     selbstständig zu organisieren. Zum
meist „Fakultäten“, aber daneben gibt                                                 Grundstudium gehören, je nach Lehr-
es auch die Bezeichnungen Fachbereich,     Welche Sprachen muss ich kennen?           amt, die ersten drei oder vier Semester.
Abteilung, Seminar oder auch Lehrstuhl.    Ursprünglich ist das Alte Testament in     Wenn zusätzlich Sprachen erlernt
Welche Veranstaltungen angeboten           hebräischer Sprache, das Neue Testa-       werden müssen, sollten Sie das Grund-
werden, ist meist auf den Internetseiten   ment in griechischer Sprache geschrie-     studium nach dem 5. oder 6. Semester
der Fakultäten bzw. Fachbereiche im        ben. Die Verkehrs- und Wissenschafts-      beendet haben. In einigen Studien-

16
Religionslehrerinnen
                                          und -lehrer sind immer …

gängen wird das Grundstudium mit
einer Zwischenprüfung abgeschlossen.      … im Gespräch mit Kindern
Folgende Veranstaltungen sollten          In der Grundschule geht’s um erste Schritte in eine neue Welt. Still sitzen kön-
zum Grundstudium unbedingt dazu           nen. Nicht durcheinander reden. Lesen, Schreiben, Rechnen. Aber es gibt noch
gehören:                                  mehr: Feste feiern, Lieder singen. Fragen. Biblische Geschichten. Was ist beten?
• ein Grundkurs „Einführung in die        Warum hängt Jesus am Kreuz? Warum hat Aishe ein Kopftuch, geht in die
  Theologie“                              Moschee? Gemeinsame Fragen, gemeinsam die Welt entdecken …
• ein bibelkundlicher Grundkurs
• ein bibelwissenschaftlicher             … im Gespräch mit Jugendlichen
  Grundkurs mit methodischem              Mitten in der Pubertät ist man widerspenstig. Eigenwillig. Wo ist der eigene
  Schwerpunkt                             Weg? Sind denn alle gegen mich? Was ist mir wirklich wichtig? Was kann ich
• weitere Grundkurse im Bereich der       alles ausprobieren? Und die Bibel, ist die nicht out? Aber wenn’s ums ganze
  Religionspädagogik, der Systemati-      Leben geht, muss man darüber reden. Offen sein. Sich aneinander reiben.
  schen Theologie und der Kirchenge-      Orientierungen finden, Lichter am Horizont …
  schichte, in denen Sie lernen, mit
  den Methoden der jeweiligen Dis-        … im Gespräch mit jungen Erwachsenen
  ziplin umzugehen.                       Ich kann was, ich gehe schon in den Betrieb. Verdiene mein eigenes Geld und
Darüber hinaus sollten Sie weitere Ver-   rede mit. So vieles ist wichtig, aber was zählt wirklich? Politik, Pluralismus,
anstaltungen belegen, die Ihnen Ein-      Menschenwürde – was ist das eigentlich für mich? Religion – fremd, interes-
blicke in die grundlegenden Fragestel-    sant. Sinn suchen, überall …
lungen Ihres zweiten Faches bieten.
                                          … im Gespräch mit Eltern
Welches zweite Fach kann ich studieren?   Religion ist gut – für die Moral. 10 Gebote für mein Kind, aber auch Freiheit,
Studierende für das Lehramt studieren     Selbstbestimmung. Unser Kind soll sich selbst entscheiden. Mit „Kirche“
ein zweites Fach. Daher können Sie        haben nicht alle was zu tun. Wie soll man an einem Strang ziehen?
schon vom Umfang her nicht so viele       Anwältin bzw. Anwalt für die Kinder sein, zuhause und in der Schule …
Veranstaltungen im Bereich der Theo-
logie belegen wie das die Studierenden    … im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen
für das Pfarramt tun. Aber es ist auch    „Reli“ an der Schule. Ist Mathe nicht wichtiger fürs Leben? Für die Leistung?
von Vorteil, ganz andere Disziplinen zu   Anderer Meinung sein – mit Profil, aber manchmal auch augenzwinkernd.
kennen – vorausgesetzt, man bringt        „Reli“ ist schließlich auch für die Lehrerinnen und Lehrer da …
die Inhalte, Methoden und Perspektiven
beider Fächer unter einen Hut. Es ist
wünschenswert, beide Fächer mit der-
selben Energie zu studieren.

                                                                                                                            17
Wer kann mich beraten?
     Weitere Tipps zur Auswahl des zweiten
     Fachs gibt Ihnen die zuständige Studien-
     beratung, über die alle Universitäten
     verfügen. Viele Fakultäten bieten auch
     für Erstsemester besondere Einfüh-
     rungsveranstaltungen an, in die man
     hinein schnuppern sollte. Persönliche
     Kontakte zu anderen Studierenden, zum
     eigenen Religionslehrer oder zu den
     Ausbildungsreferentinnen und -refe-
     renten der Landeskirche können eben-
     falls ratsam sein.

     Und nach dem Studium – wie sieht
     der Vorbereitungsdienst aus?
     Das sogenannte Referendariat nach
     dem Studium dauert in der Regel zwei
     Jahre. Ziel des Vorbereitungsdienstes
     ist es, Sie auf den „Ernstfall Unterricht“
     vorzubereiten und Sie mit den vielfäl-
     tigen Anforderungen an gute Lehre-
     rinnen und Lehrer vertraut zu machen.
     Das Referendariat ist keine leichte
     Stufe im Prozess der beruflichen Aus-
     bildung, aber eine unentbehrliche
     Phase: Was Sie im Studium gelernt
     haben, sollte sich nun in der Praxis
     bewähren...

18
Wo kann ich für das Lehramt in             Ansprechpartner:                        Beratungsangebote:
Religionslehre studieren?                  Informationen gibt es in Mainz von      Auch im Landeskirchenamt der
Das Kirchengebiet der rheinischen          der Evangelisch-theologischen Fakul-    Evangelischen Kirche im Rheinland
Kirche ist groß – es erstreckt sich über   tät, in Koblenz und Landau von der      erhalten Sie nähere Informationen –
vier Bundesländer. Wer Religions-          Abteilung für Evangelische Theologie    je nachdem, welche Schwerpunkte
lehrerin oder Religionslehrer werden       /Religionspädagogik.                    Sie bevorzugen.
möchte, kann unter vielen interes-
santen Studienorten auswählen.                                                     Für das Lehramt in Grundschulen
                                           Im Saarland:                            und in Hauptschulen berät Sie
                                           Studium an der Universität in Saar-     Schuldirektor Winfried Walter,
Nordrhein-Westfalen:                       brücken, Abteilung Evangelische Theo-   Telefon: 0211 – 45 62 - 637
Studium an den Universitäten in            logie/Religionspädagogik möglich.
Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn,                                                   Für das Lehramt in Realschulen,
Dortmund, Duisburg , Essen, Köln,                                                  Gesamtschulen und Gymnasien
Münster, Paderborn, Siegen und             In Hessen:                              berät Sie Landespfarrer Eckhard
Wuppertal möglich.                         Studium an den Universitäten in         Langner, Telefon: 0211 - 45 62 - 629
                                           Darmstadt, Frankfurt/Main, Gießen,
Ansprechpartner:                           Kassel und Marburg möglich.             Für das Lehramt in Berufskollegs
Informationen erhalten Sie an den                                                  und Berufsbildenden Schulen
Universitäten in Bochum, Bonn,             Ansprechpartner:                        berät Sie Landeskirchenrat Dieter
Münster von der Evangelisch-theolo-        Informationen bietet in Marburg die     Boge, Telefon: 0211 - 45 62 – 626
gischen Fakultät, an den anderen           Evangelisch-theologische Fakultät, in
Hochschulen von der Abteilung für          Gießen, Frankfurt/Main und Kassel       Informationen gibt’s auch im
Evangelische Theologie/Religionspä-        die Abteilung für Evangelische Theo-    Internet unter:
dagogik.                                   logie/Religionspädagogik.               www.religion-studieren.de
                                           In Darmstadt kann man am Institut
                                           für Theologie und Sozialethik nur für
In Rheinland-Pfalz:                        das Lehramt an beruflichen Schulen
Studium an den Universitäten in            studieren.
Koblenz-Landau und Mainz möglich.

                                                                                                                          19
Sie arbeiten gerne mit Kindern, egal ob      firmandenunterricht. Es gibt aber auch
             am Kicker oder im Kindergottesdienst?        andere Formen, in denen es mehr darum
             Sie verstehen sich gut mit Jugendlichen      geht, Räume für soziale, persönliche
             und möchten sie ein Stück weit beglei-       und politische Erfahrungen zu schaffen.
             ten? Dann gibt es für Sie viel zu tun in     Genauso wichtig ist es, mit professio-
             der Kirche. Bei Freizeiten und Heim-         nellem Handwerkszeug an Konzepti-
             spielen oder in der Disco, beim Sport        onen und Infrastrukturen zu arbeiten,
             und Kulturprogramm, beim Chatten,            um die Bedingungen fürs Aufwachsen
             beim Beten und Diskutieren – überall         und Erwachsenwerden zu verbessern.
             kann man gemeinsam Neues entdecken,
             Wissen vertiefen und vieles mehr.            Wie kann man das lernen?
             Alles, was für Kinder und Jugendliche        Bei vielen entsteht der Berufswunsch
             attraktiv ist, ist auch in der kirchlichen   „Jugendleiter“ oder „Jugendleiterin“
             Jugendarbeit „dran“.                         durch die ehrenamtliche Mitarbeit in
                                                          der Gemeinde oder in einem Praktikum.

     Pädagogische Arbeit                                  Eins ist klar: Ohne Praxis kann man es
                                                          nicht lernen. Der normale Weg in den
                                                          Beruf ist das Studium der Sozialpäda-

       in der Gemeinde –                                  gogik oder Sozialarbeit an einer Fach-
                                                          hochschule. Dieser Weg setzt das Fach-
                                                          abitur voraus. Das Studium bietet mit

     ein Beruf fürs Leben                                 Fächern wie Pädagogik, Soziologie und
                                                          Psychologie, Didaktik und Methodik,
                                                          Politik, Recht und Medienkunde den
             In all diesen Aktivitäten steckt ein ganz    theoretischen Hintergrund für Bezie-
             wichtiger Kern: die Beziehung. Kinder        hungsarbeit und Gruppenleitung, für
             und Jugendliche brauchen Ansprech-           passgenaue Erarbeitung von Konzepten,
             partnerinnen und -partner, denen sie         Team- und Lobbyarbeit. Das Studium
             vertrauen können – weil sie sie an-          bietet auch Einblick in verschiedene
             nehmen, wie sie sind und ihre Kompe-         Praxisfelder, weit über das Gebiet „Ju-
             tenzen fördern, aber auch mal mit ihnen      gendarbeit“ hinaus.
             streiten.
                                                          Wenn man langfristig in der evangeli-
             In einer so verlässlichen Beziehung          schen Kirche arbeiten will, lohnt sich –
             kommt auch an, was einem persönlich          nach dem Abschluss in Sozialpädagogik
             wichtig ist und woran man glaubt. Es         oder Sozialarbeit – der Zusatzstudien-
             gibt Formen von Jugendarbeit, die den        gang „Religions- und Gemeindepäda-
             christlichen Glauben direkt religions-       gogik“. Da geht es speziell um die
             pädagogisch vermitteln, z. B. im Kon-        kirchlichen Inhalte, um theologische

20
Fragen und ihre pädagogische Umset-           keiten fördern, die zu Beginn der Be-
zung. Da werden z. B. Unterrichtsein-         rufstätigkeit noch nicht einmal zu ah-
heiten und Jugendgottesdienste ent-           nen waren. Manche entdecken in der
worfen, Fragen von Seelsorge und              Begleitung von „schwierigen“ Jugend-
Beratung, von Gemeindeaufbau und              lichen ihre therapeutische Begabung
Gemeindeleitung diskutiert. Bei aller         und bilden sie aus. Andere bauen die
kritischen Reflexion der kirchlichen          Erfahrungen in politischen Gremien
Praxis bieten sich dabei auch gute Ge-        oder in der Öffentlichkeitsarbeit aus,
legenheiten, den eigenen Glauben zu           wieder andere gründen eine Band oder
durchdenken und zu vertiefen.                 bauen Theaterarbeit auf. Öffentlich-
                                              keitsarbeit, Kulturarbeit und andere
Geht es auch ohne Studium?                    Schwerpunkte entwickeln sich häufig
Auch das ist möglich. Für diejenigen, die     generationsübergreifend und eröffnen
nicht unbedingt studieren wollen, gibt        andere Arbeitsfelder. Manche beginnen
es in der rheinischen Kirche auch an-         auch schon direkt nach der Ausbildung
dere Wege in die hauptamtliche Mit-           die Arbeit mit Erwachsenen, z. B. mit
arbeit: die Ausbildung als Diakonin oder      Seniorinnen und Senioren.
Diakon. Man beginnt mit einem Sozial-
beruf, z. B. mit einer Erzieher- oder Pfle-   Das alles zeigt: Gemeindepädagogik
geausbildung, und setzt dann später,          ist ein Beruf, aus dem sich vieles ent-
berufsbegleitend in zwei Jahren, die          wickeln kann – ein Beruf fürs Leben.
diakonisch-theologische Ausbildung
darauf.

Jugendarbeit – und was daraus
(er)wachsen kann
Wer über mehrere Jahre in der Kinder-
und Jugendarbeit einer Gemeinde
steckt, wird erleben, dass nicht nur die
Kids immer größer werden, auch die
Arbeit wächst. Die Arbeit mit Kindern
zieht die Arbeit mit Eltern und Familien
nach sich – vielleicht genau in den Jah-
ren, in denen man selbst Kinder hat.
Die Gemeinde kann auf diese Weise
ein Lebensraum sein, der mitwächst.
Für die eigene Person entfalten sich
neue Perspektiven. So kann die Arbeit
mit Jugendlichen Interessen und Fähig-

                                                                                        21
Dabei bleiben
heißt Entwicklung
 und Mitwirkung
                  Von der ehrenamtlichen zur
                 hauptamtlichen Jugendarbeit
                                                                                              Lutz Zemke, Jahrgang 1953,
                                                                             Synodaljugendreferent im Kirchenkreis Moers

Meine Geschichte mit „Kirche“ ist eine Beziehungsgeschichte.    Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die sich in ihrer
Sie fing an mit Beziehungen zu Gleichaltrigen im Kinder-        Arbeit für die Kinder und Jugendlichen verschlissen haben
gottesdienst und in der Jungschar. Es war eine gute und         und sich nicht wahrgenommen fühlen. Oft stimmte dieses
prägende Zeit, die Lust auf mehr, auf Mitmachen bereitete.      Gefühl sogar. Ich habe mich davon nicht irre machen lassen.
Ich wurde sogar gefragt, ob ich Lust hätte, mitzumachen         Denn die Grundlage unserer Arbeit, jenseits von Lob und
und bin dann ein ehrenamtlicher Mitarbeiter geworden.           Anerkennung, ist die gute Nachricht von dem unbedingten
Dass ich dann noch im Fach Religionslehre ein „Sehr gut“        Gewolltsein und Geliebtsein jedes Menschen als Geschöpf
hatte, führte dazu, dass alle meinten, ich würde bestimmt       Gottes.
Pfarrer werden. Für eine „selbsterfüllende Prophezeiung“        Mit dieser Gewissheit und mit einem deutlichen Bewusst-
reichte die Intensität dieser Impulse zwar nicht aus. Aber      sein davon, dass alles Planen und Handeln, Organisieren
irgendwie faszinierte mich der „Laden“ Kirche.                  und Konzipieren nur ein „Vorletztes“ ist und dass Kirche
Über ein Theologiestudium – ohne Abschluss – und ein            eben mehr ist, als nur Institution, bin ich – trotz mancher
Studium der Religions- und Gemeindepädagogik bin ich            schmerzlichen Erfahrungen – dabei geblieben. Ich habe
schließlich als „Professioneller“ in die gemeindliche Jugend-   über die Jahre lediglich die Qualität meiner Wahrnehmung
arbeit und nach vier Jahren in die kreiskirchliche Jugendar-    verbessert. Sehr hilfreich war dabei übrigens meine Ausbil-
beit hineingewachsen – hinein-„erwachsen“ und inzwischen        dung in Supervision. Und ich habe mir nicht die Freiheit
„hineingealtert“.                                               nehmen lassen, zu träumen und Vorstellungen davon zu
Ich habe in den 20 Berufsjahren die Kinder- und Jugendarbeit    entwickeln, wie so genannte „Dienstgemeinschaft“ in der
unserer Kirche in vielen Facetten kennengelernt: Als offene     Kirche weiter verwirklicht werden kann. „Dabei bleiben“
Jugendarbeit in einem sozialen Brennpunkt, als Gruppen-         heißt für mich „Entwicklung“ und „Mitwirkung“. Dafür
arbeit mit braven Kindern in dörflichen Strukturen, im kirch-   bietet die kirchliche Jugendarbeit gute Chancen. Ich bin
lichen Unterricht in der Stadt und in ländlicher Diaspora-      fest davon überzeugt, dass die über Jahre gewonnene Er-
situation – und noch in vielen anderen Arbeitsformen, mit       fahrung mit Kindern und Jugendlichen, dazu die Erfahrung
unterschiedlichen Arbeitsbedingungen von Jugendarbeit.          mit der Institution Kirche und ihren Gremien, dazu die durch
Ich weiß von dem Bemühen und der Mühsal, Kindern und            regelmäßige Fort- und Weiterbildung erworbenen Fähig-
Jugendlichen „Kirche“ als interessanten Lebens- und Begeg-      keiten insgesamt eine hohe Qualifikation darstellen, eine
nungsraum schmackhaft zu machen. Ich weiß von so man-           wertvolle Ressource für die Kirche, um die Herausforderungen
chen redlichen – aber auch manchmal unredlich vorge-            der Zukunft anzunehmen.
schobenen – Konzeptionsdebatten um die „offene Jugend-
arbeit“ und die Frage, was daran „evangelisch“, bzw.
„christlich“ sei.

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Nähere Information zur Ausbildung     Diakonenausbildungsstätten:
und zu den Berufschancen erhalten
Sie bei:                              Diakonisch-Theologische
                                      Ausbildungsstätte
Landespfarrerin Renate Biebrach       Theodor Fliedner Stiftung
Beauftragte für Mitarbeiterinnen      Kölner Straße 292
und Mitarbeiter                       45481 Mülheim an der Ruhr
Evangelische Kirche im Rheinland      Telefon: 02 08-48 43-136
Landeskirchenamt                      Telefax: 02 08-48 43-136
Hans-Böckler-Straße 7                 E-Mail: martha.vahrenkamp
40476 Düsseldorf                               @ausbildung.fliedner.de
Telefon: 02 11-45 62-310              www.ausbildung.fliedner.de
Telefax: 02 11-45 62-503
E-Mail: renate.biebrach@ekir-lka.de   Diakonenausbildungsstätte des
                                      Neukirchener Erziehungsvereins
Landespfarrer Rüdiger Breer           Heckenrathstraße 24
Amt für Jugendarbeit der              Telefon: 02 845-392-479
Evangelische Kirche im Rheinland      Telefax: 02 845-392-406
Rochusstraße 44                       www.neukirchener.de
40479 Düsseldorf
Telefon: 02 11-36 10-296              Diakonenschule Paulinum
Telefax: 02 11-36 10-444              Bösgrunder Weg 12
E-Mail: breer@jugend.ekir.de          555 Bad Kreuznach
                                      Telefon: 06 71-60 53-266
                                      Telefax: 06 71-60 53-271
Ausbildungsstätten:                   E-Mail: stahlmi@diakonenschule.de
                                      www.diakonenschule.de
Fachhochschule
Evangelische Fachhochschule           Diakonenausbildung
Rheinland-Westfalen-Lippe             Evangelische Stiftung Tannenhof
Immanuel Kant Straße 18-20            Remscheider Straße 76
44803 Bochum                          42899 Remscheid-Lüttringhausen
Telefon: 02 34-369 01-0               Telefon: 02 191-12 11 01
Telefax: 02 34-369 01-100             Telefax: 02 191-12 11 02
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www.efh-bochum.de                              @stiftung-tannenhof.de
                                      www.stiftung-tannenhof.de

                                                                          23
Wer in der Kirche arbeitet, ist nicht nur im Pfarramt, in
der Schule oder in den vielen Aufgabenfeldern der Ge-
meinden, Ämtern und Einrichtungen zu finden, sondern
in jedem Fall auch in der kirchlichen Verwaltung. Mit
ihren persönlichen Fragen und Wünschen sind die Ge-
meindemitglieder hier oft an genau der richtigen Stelle,
denn nicht immer geht es um Seelsorge oder Amtshand-
lungen. Wenn z. B Informationen über die Presbyteriums-
wahlen, die richtigen Ansprechpartner, die richtigen
Öffnungszeiten gebraucht werden, wissen die kirchlichen
Verwaltungsangestellten den richtigen Rat.

                                                                     Auch in der Evangelischen Kirche im
                                                                     Rheinland arbeiten viele Verwaltungs-
                                                                     angestellte in den Ortsgemeinden,
                                                                     den Kirchenkreisen oder der Landes-
                                                                     kirche.
                                                                     Nach abgeschlossener Berufsausbildung
                                                                     finden Verwaltungsfachangestellte Aus-
                                                                     übungsmöglichkeiten in allen oben ge-
                                                                     nannten Verwaltungsbereichen.
                                                                     Darüber hinaus arbeiten Verwaltungs-
                                                                     fachangestellte in privatrechtlichen
                                                                     Einrichtungen. Das berufliche Spektrum
                                                                     ist groß. Wer zur Kirche kommt, ent-
                                                                     scheidet sich ganz bewusst für ein
                                                                     besonderes Umfeld.

Dienstleistung und                                                   Was sollte man mitbringen?
                                                                     Wer gern selbstständig arbeitet und

Kundenorientierung –                                                 Freude an Teamarbeit hat, Verantwor-
                                                                     tung übernehmen und zielorientiert
                                                                     arbeiten kann, hat interessante Berufs-

auch in der Kirche                                                   chancen. Voraussetzungen sind eine
                                                                     gute Allgemeinbildung, ein hohes Maß
                                                                     an Zuverlässigkeit und Sorgfältigkeit
                                                                     sowie die Fähigkeit zum logischen
                             Was ist das für ein Beruf ?             Denken und ein gutes Ausdrucksver-
                             Der Beruf der Verwaltungsfachange-      mögen in Wort und Schrift. Verwaltung-
                             stellten oder des Verwaltungsfachan-    sangestellte sind Dialogpartnerinnen
                             gestellten ist ein anerkannter Aus-     und -partner, und das ist in der Kirche
                             bildungsberuf und grundsätzlich in      besonders wichtig. Schließlich gilt hier
                             fünf Fachrichtungen möglich:            der Grundsatz, dass alle gemeinsam an
                             • Bundesverwaltung                      der Gestalt der Kirche mitwirken, jede
                             • Landesverwaltung                      und jeder nach seinen Gaben und Auf-
                             • Kommunalverwaltung                    gaben. Die Verwaltungsangestellten
                             • Handwerksorganisationen und           müssen die Rechtsvorschriften ihrer
                               Industrie- und Handelskammern         Gemeinde, ihrer Kirche kennen und
                               und auch in der                       diese problemgerecht anwenden kön-
                             • Kirchenverwaltung aller Glied-        nen. Dabei ist es von großer Wichtig-
                               kirchen der Evangelischen Kirche in   keit, kundenorientiert vorzugehen.
                               Deutschland (EKD).                    Wenn Menschen ein Anliegen haben,

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sind Vorschriften dazu da, ihre Bedürf-     Gibt es auch theoretischen                 Welche Prüfungen muss
nisse zu erfüllen oder Probleme zu          Unterricht?                                man bestehen?
lösen – nicht etwa umgekehrt. Oft           In der Berufsschule und in kirchlichen     In einer Zwischenprüfung werden u. a.
hängt es vom zuvorkommenden Um-             Lehrgängen gibt es viele Gelegenheiten,    Klausuren in den Prüfungsbereichen
gangston der Verwaltungsangestellten        das Erlebte zu überdenken und das          Wirtschafts- und Sozialkunde, Haus-
ab, ob dieser Grundsatz auch gewahrt        Verwaltungsgeschehen im staatlichen        haltswesen und Beschaffung, Arbeits-
wird. Kirchliche Verwaltungsangestellte     und kirchlichen Zusammenhang zu            organisation und bürowirtschaftliche
müssen deshalb ein gutes Gespür und         verstehen. Kenntnisse über kirchliche      Abläufe geschrieben. In der Abschluss-
Verständnis für die Besonderheiten im       Strukturen, ihren Aufbau und ihre Be-      prüfung geht es um schriftliche Prü-
kirchlichen Leben mitbringen.               sonderheiten und über das kirchliche       fungen in den Bereichen Wirtschafts-
                                            Recht werden hier ebenfalls vermittelt.    und Sozialkunde, Verwaltungsrecht
Welche Qualifikationen erlernt man          Nicht zu vergessen: Wichtig ist es auch,   und Verwaltungsverfahren, Personal-
in der praktischen Ausbildung?              die eigene Berufsausbildung aktiv zu       wesen und Verwaltungsbetriebswirt-
Die Ausbildung umfasst einen prakti-        planen und mitzugestalten, und last        schaft. Im Prüfungsbereich „Fallbezo-
schen Teil, in dem z.B. die nötige Bera-    but not least erfolgt die nötige Vorbe-    gene Rechtsanwendung“ hat der Prüf-
tungskompetenz direkt im Umgang mit         reitung auf die umfangreichen Prü-         ling nach einer kurzen Vorbereitungs-
den Gemeindemitgliedern erworben            fungen.                                    zeit Gelegenheit, den freien Umgang
wird. Auch die richtige, d.h. dienstleis-                                              mit einer berufstypischen Problem-
tungsgerechte und kundenorientierte         Wie lange dauert die Ausbildung?           stellung zu demonstrieren. Dabei
Erledigung von Verwaltungsaufgaben          Insgesamt dauert die Ausbildung drei       kommt es auf die fachliche, aber auch
lernt man in der Praxis. Dabei ist es oft   Jahre. Danach besteht durch weitere        auf die soziale und kommunikative
nötig, mit anderen internen oder exter-     Lehrgänge die Möglichkeit zur Ver-         Kompetenz an.
nen Dienststellen zu kooperieren. Wer       beamtung im mittleren und gehobenen
einen Antrag auf Wiedereintritt in die      Dienst.                                    ... und was sagen Auszubildende, die
evangelische Kirche auf den Schreibtisch                                               sich für diesen Beruf entschieden
bekommt, muss z. B. rasch ermitteln,        Während der praktischen Ausbildung         haben?
welche Unterlagen dafür erforderlich        in den Verwaltungsämtern der Gemein-
und wem sie vorzulegen sind. Auch           den, Kirchenkreise und der Landeskirche
Materialbeschaffung und -bewirtschaf-       erfolgt der Besuch der Berufsschule
tung gehören zu den Aufgaben der            im Block- oder Tagemodell – je nach
Verwaltungsangestellten, z. B. die          örtlichen Erfordernissen. Gleichzeitig
Kalkulatiom der Büroausstattung für         finden 14 kirchenspezifische Lehrgänge
den reibungslosen Arbeitsablauf.            in Wochenblockform statt.
                                            Kirchenspezifischer Unterrichtsstoff,
Bei Personalangelegenheiten sind die        wie z. B. Kirchensteuerrecht oder
Verwaltungsangestellten unentbehrlich:      kirchliches Verfassungsrecht, werden
Sie nehmen die Gehaltsabrechnungen          hier vermittelt.
vor und begleiten die Einstellungsver-
fahren. Sie erledigen die Buchführung
und wickeln den Zahlungsverkehr ab.

                                                                                                                          25
Verwaltung
und Kirche –
das passt!

                                                                 Kristof Niklasch:
                                                                 Vom Schreibtisch aus den Menschen helfen
                                                                                        „Der Beruf, den ich einmal ausüben
                                                                                        wollte, sollte etwas mit ‚Kirche‘ zu tun
                                                                                        haben. Ich wollte einen Beruf ergreifen,
                                                                                        mit dem ich anderen Menschen helfen
                                                                                        kann. Ich fühlte mich aber nicht zum
Marcus Flagmeyer:                                                                       Pfarrer oder Sozialarbeiter berufen. Mir
Berufswunsch und Kirche miteinander verbinden                                           persönlich lag schon immer mehr die
                     „So fing es an: Als die Schulzeit langsam                          Verwaltung. Ich wollte einen Job an
                     zu Ende ging, musste ich mir überlegen,                            einem Schreibtisch und trotzdem in
                     ob ich weiter zur Schule gehe oder eine     der Lage sein, den Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen.
                     Ausbildung anfange. Von Bekannten           Ich helfe zwar nicht direkt, in dem ich z. B. Menschen in
                     und aus Informationsmaterial habe ich       schwierigen Lebenslagen berate, aber ich helfe mit, die dia-
                     erfahren, welche Aufgabenbereiche Ver-      konische und seelsorgliche Arbeit weiter zu führen. Ich denke,
                     waltungsfachangestellte haben und           diesen Beruf habe ich in der evangelischen Kirche gefunden.
                     dass es verschiedene Arten von Verwal-      Zudem habe ich schon eine gewisse ‚Vorbelastung‘, da ich
                     tungsfachangestellten gibt. Nach vie-       meinen Zivildienst in einer Kirchengemeinde abgeleistet
lem Nachdenken habe ich mich entschieden, eine solche            habe und so einen gewissen Einblick in die Verwaltung einer
Ausbildung zu beginnen. Was mich bewogen hat, kirchlicher        Kirchengemeinde erhalten habe.
Verwaltungsfachangestellter zu werden? Vor meiner Aus-           Ein weiterer Grund, warum ich mich für die Kirche als Aus-
bildung war ich freizeitmäßig ehrenamtlicher Mitarbeiter         bildungsstätte entschieden habe: Ich bin ehrenamtliches
in meiner Kirchengemeinde. Ich habe dort eine Jungen-            Mitglied in verschiedenen Ausschüssen meiner Gemeinde.
jungschar und eine „Kinder OT (offene Tür)“ mitgeleitet, wo      Auch auf Gemeindefesten helfe ich immer noch gerne, und
Kinder neben ihrem Schulalltag eine gewisse Freizeitmög-         ich betreue Freizeiten für Konfirmanden und Jugendliche.
lichkeit haben wie z. B. Tanzen, Spielen und Basteln. Also       Viel Aufwand ist nötig, um Gemeinde und Kirche auch
habe ich mir gedacht, warum soll ich nicht meinen Berufs-        heute noch aufrecht zu erhalten. Dazu, denke ich, braucht
wunsch und die Kirche in Verbindung bringen? Nach diesem         die Kirche, speziell in der kirchlichen Verwaltung, junge
Entschluss habe ich mich informiert, wo und wer kirchliche       Menschen, die genau wissen, wie es auch vor Ort in der
Verwaltungsfachangestellte ausbildet. Nachdem ich dieses         Gemeinde aussieht und wie man dort arbeitet. Genau an
herausgefunden hatte, setzte ich mich an meinem Schreib-         diesem Punkt möchte ich ansetzen, um zu gewährleisten,
tisch und fing an, Bewerbungen zu schreiben. Nun habe ich        dass auch noch meine Kinder die Kirche so erleben, wie ich
meine Ausbildung begonnen und es macht mir Freude, die           es konnte.“
Kirche und meinen Berufswunsch so verbunden zu haben.
Zusammengefasst betrachtet meine ich, dass ich mit dem
Ausbildungsberuf kirchlicher Verwaltungsfachangestellter
eine sehr gute Entscheidung für die Zukunft getroffen habe.“

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Sandra Vosgerau:
Kontakt mit anderen Menschen haben
                      „Bevor ich diese Ausbildung begann,
                      ging ich auf eine Realschule in Velbert.
                      Ab der neunten Klasse kam dann das
                      Arbeitsamt regelmäßig zu uns in die
                      Klasse und sprach mit uns über unsere
                      Berufsvorstellungen. Die meisten von
                      uns wollten weiter zur Schule gehen,
                      aber für mich war klar, dass ich eine      Sebastian Köhler:
                      Ausbildung anfangen wollte. Ich wußte      Andere Wertmaßstäbe haben und anderen helfen
nur noch nicht, was. Da meine Tante mir öfter von ihrer Tä-                            „Wir haben in unserer Gemeinde mit
tigkeit als Verwaltungsangestellte bei der Stadt erzählt                               Pfarrer Großarth einen Seelsorger, der
hatte, erkundigte ich mich bei ihr nach diesem Beruf. Sie                              sich sehr stark für die Jugendarbeit in
erzählte mir, dass es verschiedene Abteilungen gibt, die man                           der Gemeinde eingesetzt hat. So habe
in der Ausbildung durchlaufen muss und dass daher die                                  ich schon als Kind an vielen der ange-
Arbeit sehr abwechslungsreich sei.                                                     botenen Jugendfreizeitaktivitäten teil-
                                                                                       genommen. Dabei habe ich im Laufe
Ein wichtiger Punkt für mich war auch, dass man Kontakt                                der Zeit auch einen Einblick in die Auf-
mit anderen Menschen hat. Also schrieb ich verschiedene                                gaben und Tätigkeiten der Kirche ge-
Bewerbungen an verschiedene Städte in der Umgebung.              wonnen und erkannt, wie breit gefächert und wichtig das
Aber es kamen nur Absagen zurück. Also stand ich wieder          Angebot der kirchlichen Einrichtungen ist (z. B. Kindergärten,
da und wusste nicht weiter. Ich wandte mich wieder an das        Schulen, Diakonie, Seelsorge). Gerade, wenn es darum geht,
Arbeitsamt, doch von denen bekam ich nur die Auskunft,           anderen Menschen zu helfen, steht die Kirche an vorderster
dass ich mir etwas Neues überlegen sollte. Nur durch Zu-         Stelle. Als ich dann auf das Abitur zuging, las ich im evan-
fall bekam ich mit, dass es die Ausbildung zur Verwaltungs-      gelischen Sonntagsblatt „Der Weg“, dass das Landeskirchen-
fachangestellten auch bei der Kirche gibt. Ich ging noch-        amt der Evangelische Kirche im Rheinland Auszubildende
mals zum Arbeitsamt und fragte nach dieser Ausbildung.           für den Beruf des Verwaltungsfachangestellten, Fachrich-
So bekam ich die Adresse der evangelischen Kirchenge-            tung Kirchenverwaltung, sucht. Ich beschloss, mich dort zu
meinde in Velbert und bewarb mich dort um die Ausbildung         bewerben und erhielt zum Glück auch eine Zusage. Warum
zur kirchlichen Verwaltungsfachangestellten. Nun bin ich         habe ich mich gerade bei der Kirche beworben? Unsere
seit August letzten Jahres in dieser Kirchengemeinde und         heutige Zeit ist außergewöhnlich materiell eingestellt. Un-
denke, dass ich mich mit dieser Berufswahl richtig ent-          ternehmer und Manager sind nur noch an Umsatz- und
schieden habe.“                                                  Gewinnsteigerungen interessiert. In so einer Berufswelt
                                                                 möchte ich nicht leben. Ich denke, dass die Kirche aufgrund
                                                                 der christlichen Wurzeln andere Wertmaßstäbe hat und in
Interessiert?                                                    dem Mitarbeiter in erster Linie den Menschen sieht, von
Nähere Informationen erhalten Sie beim:                          dem sie zwar Leistungsbereitschaft erwartet, dem gegen-
Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland           über sie sich aber auch verantwortlich fühlt. Ich denke, dass
Abteilung II                                                     ich durch meine Tätigkeit in der Verwaltung Anteil an der
Dr. Ullrich Wimmer (theologischer Dezernent)                     Erfüllung der kirchlichen Aufgaben habe und auf diesem
Dr. Götz Klostermann ( juristischer Dezernent)                   Weg anderen Menschen helfe. Auf jeden Fall kann ich sagen,
Büro: Alexandra Diehl                                            dass ich die richtige Wahl getroffen habe.“
Telefon: 0211 - 45 62 - 222
Telefon: 0211 - 45 62 - 560
E-Mail: alexandra.diehl@ekir-lka.de

                                                                                                                            27
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