MUMM 1/2019 - f Gutes Zusammenleben f Gute Arbeit f Guter öffentlicher Dienst Es geht um uns.
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MUMM Mitarbeiterinnen- Und Mitarbeiter-Magazin des Gesamtpersonalrats für das Land und die Stadtgemeinde Bremen 1/2019 Bremen wählt am 26. Mai 2019. Es geht um uns. ff Gutes Zusammenleben ff Gute Arbeit ff Guter öffentlicher Dienst
2 Liebe Kolleginnen und Kollegen, 1.500 Menschen haben sich am 23. März auf einer Demonstration in Bremen für ein Menschenrecht auf Wohnen stark gemacht. Das macht deutlich: Für immer mehr Menschen in Bremen wird bezahlbares Wohnen zum größten Problem. Es betrifft auch viele von uns im öffentlichen Dienst. Am 26. Mai 2019 entscheiden die Bremerinnen und Bremer auch über die Zukunft der ehemaligen Galopprennbahn. Das Gelän- de der ehemaligen Rennbahn soll zu einem attraktiven Wohnquartier mit großzügigen Flächen für Grün, Sport und Naherholung werden. Damit soll bezahlbarer Wohnraum zum Mieten und Kaufen für Familien, ältere und junge Menschen geschaffen werden. Die Initiatoren des Volksbegehrens wollen hingegen eine Null-Lösung, das heißt die Nutzung des Rennbahngeländes für Wohnbe- bauung ausschließen. Wer sich für eine soziale und ökologische Bebauung des Rennbahnquartiers aussprechen möchte, muss beim Volksentscheid übri- gens mit „Nein“ stimmen. Viel Spaß beim Lesen. Eure MUMM-Redaktion Inhalt Unsere Gewerkschaften zu den Wahlen........................................................... 3/4 Bremen muss bunt und solidarisch bleiben! (ver.di).......................................... 3 Bildung - die entscheidende Frage auch im Kampf gegen rechts (GEW).............. 3 Wahl-O-Mat zur Inneren Sicherheit (GdP)........................................................ 4 MUMM Nicht weiter auf den Knochen der Bediensteten (dbb)....................................... 4 (26.04.2019 - Redaktions- schluss: 29.03.2019) Herrschaft der Algorithmen?........................................................................... 5 Herausgeber: Gesamtpersonalrat für das Wir dürfen uns nicht an der Nase herumführen lassen...................................... 6 Land und die Stadtgemeinde Bremen Augen und Ohren offen halten........................................................................ 7 Knochenhauerstr. 20/25, 28195 Bremen Presserechtl. verantwortlich: Und was ist mit Mitbestimmung?..................................................................... 7 Doris Hülsmeier, Vorsitzende des Gesamtper- Aussagen der Wahlprogramme........................................................................ 8/9 sonalrats SPD............................................................................................................... 8 Redaktionsteam: Die Linke....................................................................................................... 8 Lars Hartwig Bündnis 90/Die Grünen................................................................................... 8 Elke Kosmal-Vöge Kai Mües CDU.............................................................................................................. 9 Ivonne Weinhold FDP............................................................................................................... 9 Burkhard Winsemann Jede Stimme ab 16 zählt - auch deine!............................................................ 10 Kontakt: Telefon: 361-2215 Wählen gehen - für die eigene Zukunft............................................................ 10 Telefax: 496-2215 gpr-zeitung(at)gpr.bremen.de Vorhang auf für junge Akteur_innen................................................................ 11 Fotos: wenn nicht anders an- gegeben: MUMM-Redaktion Frauenbeauftragte üben Kritik......................................................................... 12 Layout: Prekäre Teilzeit? - Nicht mit uns!..................................................................... 13 Elke Kosmal-Vöge Druck: Hausdruckerei Die Senatorin Vielfalt - gut für das Betriebsklima................................................................... 13 für Finanzen Wir sind es wert............................................................................................. 14 Die nächste Ausgabe von MUMM erscheint voraussicht- 100 Jahre Acht-Stunden-Tag........................................................................... 15 lich im November 2019 Das Letzte: 410 Gone..................................................................................... 16
3 Unsere Gewerkschaften zu den Wahlen Bremen muss bunt und solidarisch bleiben! tert wird. Es gibt leider immer gungen. Einiges ist in den letz- noch Parteien, denen die Mit- ten Jahren schon in eine gute bestimmung der Personalräte Richtung gegangen, wie die und damit die Rechte der Be- Bremer Erklärung für faire Be- schäftigten zu weit gehen. Hier schäftigungsbedingungen, sie heißt es: Finger weg! Ein wei- muss jetzt in allen Bereichen terer Punkt muss sein, dass es umgesetzt werden. Ein weiteres keine weiteren Privatisierungen Thema ist uns ganz wichtig: öffentlicher Dienstleistungen Neubauten sollen zu 40 Prozent geben darf. Privatisierungen, für den sozialen Wohnungsbau die in der Vergangenheit statt- zur Verfügung stehen. Für die- gefunden haben, müssen mög- se Wohnungen muss auf Dauer Foto: ver.di lichst zurückgedreht werden. In eine Preisbegrenzung bestehen diesem Kontext fordern wir als bleiben. Die Gebiete, in denen ver.di, dass der Anteil des kom- sozialer Wohnraum entsteht, Markus Westermann, Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Bremen-Nordniedersachsen munalen Trägers an Kita-Plät- müssen mit dem ÖPNV erreich- zen erhalten bleiben muss und bar sein. Bremen ist bunt und solida- auch darum, welche Partei sich weiter ausgebaut wird. Eine Nur so kann Bremen bunt risch. Bei der Bürgerschaftswahl nachhaltig für gute Arbeitsbe- Träger-Vielfalt unterstützen wir. und solidarisch bleiben. Dafür geht es darum, wie Bremen in dingungen und für einen guten Bundesweit agierende kommer- wählen gehen. Zukunft gestaltet werden soll. öffentlichen Dienst ausspricht. zielle Kita-Unternehmen lehnen Markus Westermann Wichtig ist, zur Wahl zu gehen Dazu gehört vor allen Dingen wir ab - Bildung darf keine Ware und sich für die Demokratie eine aufgabenangemessene sein. Zum Thema „Digitaler öf- und den guten sozialen Zusam- ausreichende Personalausstat- fentlicher Dienst“ fordern wir menhalt zu entscheiden. Par- tung. Eine der wesentlichen Regelungen zur sozialverträg- teien, die diese Werte angrei- Forderungen von ver.di ist, dass lichen und menschengerechten fen, dürfen keinen Platz in der das Bremische Personalvertre- Umsetzung sowie den Verzicht Bürgerschaft erhalten. Es geht tungsgesetz nicht verschlech- auf betriebsbedingte Kündi- Bildung - die entscheidende Frage auch im Kampf gegen rechts zite gibt und Kolleg*innen nicht nario darstellt. Die Forderung mehr sicher sind, ob und zu was nach bezahlbarem Wohnraum sie sich äußern dürfen - ob im auf einer Galopprennbahn oder Betrieb oder als Lehrkraft vor einem Golfplatz sensibilisiert der Klasse -, ist es offenbar um also gleichzeitig auch für das Selbstbewusstsein und Haltung gemeinsame Leben und Lernen schlecht bestellt. Sensibilisie- im Stadtteil von Arm und Reich, rung tut also not! in Kitas und Schulen. Die Demokratiefrage ist auch Die Wahl - für Bremen und unmittelbar mit der Frage der Europa. Sprechen wir darüber. Mitbestimmung verknüpft. Solidarität und das Aufste- Wird diese aber, also die Mit- hen gegen einfache Lösungen bestimmung zur Disposition braucht gerade jetzt Laut-Stär- Christian Gloede, Landesvorstandssprecher der GEW Bremen gestellt, wird an der Demokratie ke und den Mut, sich auch mal gesägt: Doch wer Mitbestim- que(e)r zu stellen. Wer, wenn Fortschreitende Rechtsent- setzen: Für Offenheit und kul- mungsrechte antastet, ist für nicht wir, sollten ihn haben! wicklung und gesellschaftliche turelle Vielfalt; für ein Bildungs- Gewerkschafter*innen nicht Wann, wenn nicht jetzt? Mor- Entsolidarisierung gehen ein- system, das dazu beiträgt und wählbar! gen ist es zu spät! her mit einer zunehmenden sich zum Ziel setzt, soziale Un- Und Bildung ist mit Woh- Gefährdung des allgemeinen gleichheiten zu bekämpfen und nungsbaupolitik und der Fra- Christian Gloede und öffentlichen Schul-/Bil- inklusive Bildung für Alle er- ge verbunden, wer sich wo dungssystems, das politisch zu möglicht. Dies ist die entschei- wohnen leisten kann. Darüber verantworten ist. Damit nimmt dende Grundlage dafür, allem werden innerstädtische Zuzugs- herrschende Politik - in Bremen, rechtspopulistisch-nazistischem wie Wegzugsströme reguliert, Deutschland und vielen Ländern den Boden zu entziehen. und ein jeweils passendes Bil- der EU - diese Entwicklung billi- Bildung ist untrennbar mit dungsambiente entsteht. Wo- gend in Kauf. der Demokratiefrage und der bei dieses für die einen eher Am 26. Mai können wir hier- Wahrnehmung eigener Rechte ein profitables, für die anderen gegen ein deutliches Zeichen verbunden. Wenn es hier Defi- ein eher prekäres Zukunftssze-
4 Unsere Gewerkschaften zu den Wahlen Wahl-O-Mat zur Inneren Sicherheit Arbeitsbedingungen, könnt ihr, sen. Für den einen oder die an- versehen mit den jeweiligen dere mag auch ein Blick zurück Positionen der GdP, unter an- Grundlage einer Wahlentschei- derem auf unserer Homepage dung sein. Soll wirklich immer (https://www.gdp.de/Bre- derjenige die Suppe auslöffeln, men) noch einmal nachlesen. der sie eingebrockt hat? Kehren Es ist heute nicht absehbar, neue Besen wirklich besser? welche Koalitionen am Ende im Deshalb zählt jede Stimme! Die Foto: Gewerkschaft der Polizei Land Bremen mehrheitsfähig GdP Bremen fordert ihre Mit- sind. So spannend wie dieses glieder wie auch alle anderen Jahr war die Bürgerschafts- Bremerinnen und Bremer des- wahl jedenfalls noch nie. Auf halb auf, wählen zu gehen. Und die Spannung am rechten Rand denkt dran: Der schlimmste könnte die GdP dabei sehr gut Weg, den man wählen kann, ist verzichten. Gewerkschafts- der, keinen zu wählen. Lüder Fasche, Vorsitzender der GdP Bremen feindliches oder gar völkisches Gedankengut hat auf alle Fälle Lüder Fasche Liebe Kolleginnen und Kol- bei unserem „Wahl-O-Mat-mal- in der Bremischen Bürgerschaft legen, am Sonntag, dem anders“ mit 38 Thesen zur In- nichts zu suchen! Umso wich- 26. Mai 2019, wählen Bremer neren Sicherheit und der damit tiger ist es, dass die Beschäf- innen und Bremer ihre neue Beschäftigten konfrontiert. Na- tigten ihre Stimme in die Waag- Bürgerschaft. Die zur Wahl türlich haben wir dabei auch das schale werfen und ihr Wahlrecht stehenden Parteien haben sich Verhältnis der Parteien zur Un- wahrnehmen. Jeder von euch öffentlich positioniert. Wir als antastbarkeit des Bremischen muss dabei selbst entscheiden, Gewerkschaft der Polizei (GdP) Personalvertretungsrechts ab- welcher Partei er am Ende am haben die bei der letzten Wahl geklopft. Die nicht immer über- ehesten zutraut, die nach wie in Fraktionsstärke in die Bür- zeugenden Ergebnisse hierzu, vor sehr großen Probleme Bre- gerschaft gewählten Parteien wie aber auch zum Beispiel zu mens und Bremerhavens zu lö- Nicht weiter auf den Knochen der Bediensteten wie Bildung, Feuerwehr, Ju- der Regierung befindlichen stiz, Kita, Krankenhaus, Polizei, Parteien sollten dieses mit ent- Steuer, Verwaltung und etlichen sprechender Wertschätzung im anderen Einrichtungen und In- Blick behalten. Der öffentliche stitutionen. Die Beschäftigten Arbeitgeber muss jetzt handeln der bremischen Verwaltung ha- und Rahmenbedingungen zur ben trotz der über die Jahre ste- Steigerung der Attraktivität der Foto: deutscher beamtenbund tig gestiegene Arbeitsbelastung öffentlichen Verwaltung umset- einen guten Job gemacht und zen. Abbau prekärer Beschäfti- waren mit vollem Einsatz und gung, Prävention gegen Gewalt, Herzen mit teilweiser grenz- digitale Transformation, wettbe- wertiger Belastung dabei, um werbsfähige Bezahlung, Rück- (Neu)Bürgerinnen und (Neu) kehr zur bundeseinheitlichen Bürgern die Lebensqualität zu Besoldung und Versorgung sind Jürgen Köster, Vorsitzender des dbb Bremen erhalten. Der Service für die anzugehende Punkte. Bewohner_innen des Landes Am 26. Mai 2019 ist Euro- https://www.cesi.org/cesi-eu- Bremen darf nicht weiter auf Jürgen Köster pa- und Bürgerschaftswahl. elections-campaign-visuals-for- den Knochen der vorhandenen Seit den Wahlen vor fünf bzw. europe-and-for-a-better-euro- Bediensteten ausgetragen wer- vier Jahren ist einiges gesche- pe/. Die Europäische Union der den. Es müssen mehr Stellen hen, so dass sehr viel auf dem Unabhängigen Gewerkschaften zur Entlastung geschaffen und Spiel steht. Der dbb beamten- (CESI) stellt die „Unverzicht- frei werdende Stellen zügig bund und tarifunion bremen baren“ in den Vordergrund neu besetzt werden. Die Mit- setzt sich für ein weltoffenes, ihrer Europawahlkampagne. arbeiterinnen und Mitarbeiter freiheitlich-demokratisches Die „Unverzichtbaren“ sind die des öffentlichen Dienstes sind und solidarisches Europa ein. Kolleginnen und Kollegen des die tragenden Säulen, welche Das europäische Dach des dbb öffentlichen Dienstes aus den den Service für den Bürger_in- auch, zu finden unter dem Link unterschiedlichsten Bereichen, nen am Laufen halten. Die in
5 Herrschaft der Algorithmen? ver.di fordert Digitalisierungstarifvertrag Unsere Steuererklärungen darunter viele Beschäftigte aus Verbindliche Leitplanken von Bund, Ländern und Ge- werden von Programmen ge- dem bremischen öffentlichen zum Schutz der Beschäf- meinden sind zudem die Be- prüft. Arbeit wird durch Pro- Dienst. Zwei Tage war unser tigten teiligung der Beschäftigten bei gramme erledigt. In sozialen Bremer Rathaus erfüllt von neu- der Gestaltung der digitalen Medien diskutieren Programme en Erkenntnissen, kritischen Ein Tarifvertrag garantiert Arbeit und eine starke ebe- mit und sind nicht als solche er- Diskussionen und konzentrier- „verbindliche Leitplanken“ zum nen- und ressort-übergreifende kennbar. Internetkonzerne wie tem Zuhören. Schutz der Beschäftigten: Mitbestimmung der Personal- Google legen riesige personali- Höhepunkt der Tagung aus Ein Recht auf Qualifizierung räte zu sichern. Es geht um sierte Datenbestände über un- Sicht der Beschäftigten war der und die ausreichende Finanzie- gute Zukunftsaussichten für die Beschäftigten, das sichert gleichzeitig die Attraktivität des öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber. Die Digitalisie- rungsgewinne sollen durch Ar- beitszeitverkürzung auch den Beschäftigten zugutekommen. Wir müssen dranbleiben Der Vorschlag für einen Di- gitalisierungstarifvertrag fand eine breite positive Resonanz bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auch die Reak- tionen der Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Ländern Foto: Pressestelle des Senats und Kommunen fielen zustim- mend aus. Henning Lühr, bre- mischer Finanzstaatsrat, der die Tagung in seiner Funktion als Vorsitzender des IT-Planungs- rats initiiert hatte, erhielt dafür viel Applaus. Er unterstrich, Frank Bsirske, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di: dass neue Strukturen erforder- „Damit Beschäftigte in den Digitalisierungsprozessen für sich eine Perspektive gewinnen können, brauchen sie Zu- lich sind für Mitbestimmung kunftsgewissheit: Sie brauchen Aussicht auf neue Tätigkeitsfelder und auf Qualifizierungspfade, sie brauchen Schutz vor Belastungen und Absicherungen gegen Job- und Statusverluste. Ein Tarifvertrag kann diese Wege in die Zukunft mit und Beteiligung und sprach sich Leitplanken absichern.“ für ein umfassendes Qualifizie- rungsprojekt des IT-Planungs- sere Aktivitäten, Vorlieben und Beitrag des Vorsitzenden der rung von Qualifizierungsmodel- rats aus. Abneigungen an und nutzen sie Vereinten Dienstleistungsge- len ist sicherzustellen. Frank Bsirske hat mit seinem für personalisierte Werbung. werkschaft ver.di, Frank Bsirs- Die Beschäftigten müssen Entwurf für einen Digitalisie- Wir alle merken, ob im Privaten ke. Für das Glück der Menschen von den Chancen der Digitali- rungstarifvertrag einen bedeu- oder auf der Arbeit, dass sich brauchen wir nach seiner Auf- sierung, das heißt Verfügung tenden Beitrag geleistet. Ein durch die Digitalisierung vieles fassung tatsächlich eine neue über Zeit und mehr Autonomie, Aufschlag ist jetzt gemacht. komplett verändert. Der Staat Kunst der Staatsführung, die profitieren. Belastungen durch Jetzt müssen wir Beschäftigte ist in doppelter Hinsicht ge- Chancen für ein gutes Leben höhere Flexibilisierungen sind mit unserer Gewerkschaft dran- fordert, darauf Antworten zu und für gute Arbeit für alle er- auszuschließen. bleiben und unsere Zukunft mit- liefern - als Gestalter des Sozi- öffnet. Nicht die Digitalisierung Wieviel Kontrolle soll die gestalten. al- und Rechtsstaats und Ver- ist das Problem, so Bsirske, son- Maschine haben? antwortlicher für das Gemein- dern was die Menschen daraus Die Arbeitsteilung von wohl auf der einen Seite und machen. Er forderte einen Digi- Mensch und Maschine muss Doris Hülsmeier als Arbeitgeber und Nutzer des talisierungstarifvertrag von den zugunsten des Menschen ge- digitalen Wandels auf der ande- öffentlichen Arbeitgebern. Die staltet werden. Insbesondere ren Seite. digitalen Umwälzungen können selbstlernende und -steuernde Spannende Tagung im nur Akzeptanz finden, wenn sie Programme sind auf der Grund- dem Allgemeinwohl dienen und lage ethischer, sozialer und de- Bremer Rathaus gute, bessere Arbeit für mög- mokratischer Standards zu ent- Brauchen wir also eine neue lichst viele Menschen entsteht, Staatskunst? Zwei Tage haben wickeln. Persönlichkeitsrechte betonte er. Das kann nur als ge- müssen gewahrt und Überwa- 160 Menschen aus Bund, Län- meinsame Gestaltungsaufgabe dern, Kommunen, Politik, Wis- chung ausgeschlossen werden. gelingen, so sein Plädoyer. In einem Digitalisierungsta- senschaft und Gewerkschaft intensiv Antworten gesucht, rifvertrag für die Beschäftigten
6 Wir dürfen uns nicht an der Nase herumführen lassen! Warum es wichtig ist, zur Europawahl zu gehen Der 26. Mai ist in diesem Jahr mer_innen muss das Ziel sein, Migration sind aus meiner Sicht ein ganz besonderer Wahltag. dass sie faire und gleiche Löhne ausschließlich gemeinsame Es finden zum einen die Wahl bekommen. Lösungen möglich. Allerdings zur Bremischen Bürgerschaft MUMM: Viele Bürgerinnen und leben wir in einer Zeit, in der und zum anderen die Europa- Bürger sagen, dass die Europa- der Nationalismus wieder stark wahl statt. Die Themen zur Bür- politik weit weg von den Men- anwächst und viele Bauernfän- gerschaftswahl werden uns seit schen vor Ort ist. Was denkst ger die Menschen mit einfachen einiger Zeit von den Medien und du darüber? Lösungen fangen wollen. Ich Parteien stark ins Bewusstsein Horst Seele-Liebetanz: Die- denke, wir sollten das Feld nicht gerückt, aber auch die Europa- sen Eindruck habe ich nicht. den Antieuropäern überlassen. wahl ist für Bremen von großer Wir sind alle mehr von der MUMM: Wie hoch war die Bedeutung. Warum es wichtig EU-Politik direkt betroffen, als Wahlbeteiligung bei der letzten Foto: Horst Seele-Liebetanz ist, zur Europawahl zu gehen, man glaubt! Die Europapoliti- Europawahl? darüber spreche ich mit Horst kerinnen und -politiker kommen Horst Seele-Liebetanz: Die Seele-Liebetanz von der Euro- regelmäßig zu uns in den Euro- letzte Wahlbeteiligung im Land paabteilung der Bevollmächtig- paPunktBremen. Sie berichten Bremen lag bei 40,3 Prozent ten der Freien Hansestadt Bre- dort zum Beispiel in öffentlichen - keine Glanzleistung! men beim Bund, für Europa und Veranstaltungen von ihrer Ar- MUMM: Und wie willst du die Entwicklungszusammenarbeit. beit und stellen sich zu unter- Wahlbeteiligung verbessern? Horst Seele-Liebetanz hat Psychologie MUMM: Ist Europa wichtig für schiedlichen Themen den Dis- Horst Seele-Liebetanz: Die und Philosophie studiert und seine Bremen? kussionen mit den Bremerinnen Bevollmächtigte hat die Kampa- Arbeit 1992 im Informationsbüro Horst Seele-Liebetanz: Bre- und Bremern. So bringen sie die gnen „In Bremen und Bremer- Bremen der Senatskanzlei begonnen. men war in der Vergangenheit europäischen Themen direkt zu haven leben - Europa wählen!“ Heute arbeitet er bei der Bevoll- mächtigten der Freien Hansestadt direkt abhängig von internati- den Menschen nach Bremen. gestartet, um alle Bürgerinnen Bremen beim Bund, für Europa und onalen Lösungen und hat so- Gute Erkenntnisse aus den Dis- und Bürger im Land zu infor- Entwicklungszusammenarbeit. Er lidarische Unterstützung, wie kussionen werden nach Brüssel mieren, wie wichtig und wie wollte immer an der Schnittstelle von zum Beispiel in der Stahl- und getragen. einfach es ist, mitzuwählen! Wir Politik und Wirtschaft arbeiten. Bevor er seine heutige Arbeit im Bereich der Werftenkrise erhalten. Es ist MUMM: Was ist das Besonde- gehen flächendeckend an Schu- Fördermittelberatung und Öffentlich- bekannt, dass gemeinsame Lö- re an deiner Arbeit in der Euro- len, Hochschulen, Vereine, Ver- keitsarbeit aufgenommen hat, hat er sungen in dieser Strukturkrise paabteilung? bände und haben hierfür schon am Standort in Brüssel gearbeitet. das Anwachsen von Arbeitslo- Horst Seele-Liebetanz: Mit über 200 Akteur_innen, die uns sigkeit abgemildert hat. Des- Menschen aus verschiedenen unterstützen. Über die Website halb ist es für Bremen auch in Ländern zusammenzuarbeiten. www.bremen-waehlt-europa. der Zukunft wichtig, von guten Die Erkenntnis, wieviel wir Bre- de und mit Hilfe der Jugend- Politikerinnen und Politikern in mer_innen geben können und beiräte und Infoevents wollen der EU vertreten zu sein. wieviel wir auf der anderen Sei- wir auch die erreichen, die zum MUMM: Wie bringt Bremen te auch zurückbekommen und ersten Mal wählen dürfen. Und sich heute in Europa ein? lernen können. Es gefällt mir, alle Unionsbürger_innen sollen Horst Seele-Liebetanz: Die mit so vielen Menschen zusam- über ihr Wahlrecht informiert beiden Europaabgeordneten Dr. menzuarbeiten. So sind häufig werden! Joachim Schuster und Dr. Hel- Dinge möglich, an die wir alleine MUMM: Vielen Dank für das ga Trüpel machen für Bremen vorher so nicht gedacht hätten. Gespräch. Wir wünschen dir eine gute Arbeit. Ebenfalls ist Vor Jahren haben wir beispiels- bei der weiteren Arbeit für die Bevollmächtigte der Freien weise in einem europaweiten Europa und Bremen viel Erfolg. Hansestadt Bremen beim Bund, Projekt mit der Verwaltung aus für Europa und Entwicklungszu- mehreren anderen EU-Mitglied- Das Interview mit Horst sammenarbeit, Ulrike Hiller, in staaten zusammengearbeitet. Seele-Liebetanz führte Brüssel sehr aktiv. Sie arbeitet Da haben wir eine ganze Menge Lars Hartwig. im Ausschuss der Regionen und mitnehmen können. bringt sich bei der Gestaltung MUMM: Wir erleben zuneh- neuer Gesetzte konstruktiv ein. mend, dass von bestimmten MUMM: Ist das nicht alles Menschen Stimmung gegen Lars Hartwig sehr abstrakt? Hast du ein Bei- ein vereinigtes Europa gemacht spiel, wo EU-Maßnahmen die wird. Was denkst du darüber? Menschen direkt erreichen? Horst Seele-Liebetanz: Wir Horst Seele-Liebetanz: Ein sind alle ein bisschen ratlos, Beispiel ist die Sozialpolitik. Ob- was hier gerade passiert. Als wohl sie zunächst nicht in die ob der Kompass durcheinander- Zuständigkeit der EU fällt, wer- geraten ist. Für viele Probleme den dort gerade jetzt wichtige gibt es heutzutage nur auf in- Initiativen gestartet: Zum Bei- ternationaler Ebene gescheite spiel bei den Wanderarbeitneh- Lösungen. In der Frage der
7 Augen und Ohren offen halten Aussagen der Wahlprogramme zu drei Leitfragen Leitfragen haben wir die Aus- der Gesamtpersonalrat wieder sagen der Wahlprogramme eine Personalräteversamm- (bzw. Programmentwür- lung einberufen, in der die fe) der Parteien untersucht: Spitzenkandidat_innen bzw. Vorsitzenden der in Fraktions- ff Wie wollen wir zusammen- stärke in der Bremischen Bür- leben? gerschaft vertretenen Parteien ff Was tun wir für gute Ar- zu unseren Themen Rede und Foto: gemeinfrei/pixabay.com beit? Antwort stehen können. Die- ff Welche Zukunft erwartet se Veranstaltung findet erst den öffentlichen Dienst? kurz vor der Wahl statt, am 16. Mai 2019. Über Erkennt- Wir haben die aus unserer nisse aus dieser Veranstaltung Sicht wichtigen Linien und Aus- und andere interessante aktu- sagen der Parteien dazu auf- elle Informationen werden wir gespürt. Wir freuen uns, wenn auf gpr.bremen.de und per Mail Am 26. Mai ist es soweit: Bre- der Qualität und Quantität öf- das zum Blick in die Wahlpro- über die örtlichen Personalräte men wählt eine neue Bürger- fentlicher Dienstleistungen be- gramme einlädt. an euch weiterleiten. Wir emp- schaft und stellt die politischen troffen sind. Sondern auch als Die Programme der nicht fehlen deshalb, Augen und Oh- Weichen für die kommenden Beschäftigte, die eben diese in Fraktionsstärke in der Bre- ren offen zu halten. vier Jahre. Bei Erscheinen die- Dienstleistungen erbringen, die mischen Bürgerschaft vertre- Burkhard Winsemann ser MUMM wird der Wahlkampf die von der Politik gesetzten tenen Parteien vom rechten bereits in seine heiße Phase ein- Vorgaben umzusetzen haben Rand haben wir nicht darge- getreten und auch im Stadtbild und deren Arbeitsbedingungen stellt. Diese Parteien geben kei- unübersehbar sein. ebenfalls erheblich davon ab- ne Antwort auf die Frage, wie Uns im öffentlichen Dienst hängen. wir gut zusammenleben. Das betrifft so eine Wahl immer Deshalb schaut die MUMM schafft keine gute Arbeit und doppelt: Nicht nur als Bür- vor Wahlen immer genauer auch keine guten Perspektiven ger_innen, die auf - mehr oder hin, um was es für den öffent- für den öffentlichen Dienst. weniger - vielfältige Weise von lichen Dienst geht. Mit drei Auch vor dieser Wahl wird Und was ist mit Mitbestimmung? Einige kritische Nachfragen einer Anhörung in der Bürger- komplett zur Schuldentilgung Sicherheit ausgeschlossen wer- an die Parteien drängen sich schaft in Frage gestellt. Uns nutzen. So manches Vorhaben den können. auf. Denn oft sind gerade die interessiert brennend, welche wäre an dieser Vorgabe zer- Erfreulich finden wir, dass Themen und Positionen inte- Ziele die Grünen hier verfolgen. schellt. Inzwischen will sie dies sich die meisten Parteien mehr ressant, zu denen die Wahlpro- Ähnlich wenig aussagekräftig nur noch als Durchschnittswert oder weniger deutlich von Kür- gramme nur undeutliche oder ist in dieser Frage auch das verstehen und zunächst doch zungen im öffentlichen Dienst gar keine Aussagen enthalten. Programm der CDU. Eben je- weniger tilgen, in späteren Jah- verabschiedet haben. Selbst So haben die Grünen vor zwei ner CDU, die den Vorstoß der ren aber umso mehr. Was will die FDP fordert keine 25%igen Jahren ein Papier veröffentli- Grünen seinerzeit dankbar auf- sie denn jetzt, fragen wir uns Personalkürzungen im Verwal- cht, das den Anstoß zu einer gegriffen hatte und sich deut- da. tungsbereich mehr, wie noch heftigen Debatte über die ver- lich kritisch zum Bremischen Realistischer erscheint da die in der Haushaltsaufstellung meintliche Notwendigkeit von Personalvertretungsgesetz po- Sicht der Linken. Sie meinen, 2016/17. Ganz besonders die Änderungen am Bremischen sitionierte. Wenig Anlass zum dass die Nachholbedarfe, vor SPD, die bereits jetzt mehrere Personalvertretungsgesetz ge- Optimismus gibt auch die Tat- allem hinsichtlich der Investiti- Maßnahmen zur Steigerung der geben hat. Im Wahlprogramm sache, dass im Unternehmen onen in Schulen, so groß sind, Attraktivität des öffentlichen wird das Thema ausgespart. ihres Spitzenkandidaten weder dass selbst die verpflichten- Dienstes - A 13 für Grundschul- Wir fragen uns: Welche Positi- Tarifverträge noch Betriebsrat de Nettoschuldentilgung von lehrer_innen, S8b für viele Er- onen und Ziele haben die Grü- eine Rolle spielen. durchschnittlich 80 Mio. Euro zieher_innen - in den Senat ge- nen hinsichtlich der Rechte von Offenherzig bläst dagegen pro Jahr kaum zu schaffen sein bracht hat, möchten wir fragen: Beschäftigten und der Demo- die FDP zum Angriff auf die Mit- wird. Der Vorschlag, mit einer Warum nicht gleich so? kratie am Arbeitsplatz? Welche bestimmung, während SPD und Schulbaugesellschaft, einer Ziele verfolgen sie hinsichtlich Linke darin übereinstimmen, „öffentlich-öffentlichen Partner- der zentralen Schutzinstru- das Bremische Personalvertre- schaft“, zusätzliche Spielräume Doris Hülsmeier mente für die Beschäftigten, tungsgesetz erhalten zu wollen. außerhalb des Haushaltes zu der vom Gesamtpersonalrat Fragen werfen auch die fi- erschließen, wirft allerdings die abgeschlossenen Dienstverein- nanzpolitischen Pirouetten der Frage auf, ob dabei die proble- barungen? Der Sachverständi- CDU auf. Zunächst wollte sie die matischen Aspekte öffentlich- ge der Grünen hatte diese bei 400 Mio. Euro Sanierungshilfen privater Partnerschaften mit
8 derung soll die Sozialquote von bereich des Tariftreuegesetzes Verbesserungen der Personal- 25 % auf 30 % steigen. Mit der soll erweitert werden. ausstattung schwerpunktmäßig GEWOBA und der Übernahme Allen jungen Menschen soll in Schulen, Kitas, bei Polizei der BREBAU sollen maßgebliche nach der Schule ein Ausbil- (Zielzahl 2.900), Justiz und Beiträge zur Beseitigung von dungsangebot gemacht werden. beim Bürgerservice an. Die Aus- Engpässen am Wohnungsmarkt Um mehr Ausbildungsplätze zu bildung im öffentlichen Dienst erbracht werden. schaffen, sollen Ausbildungs- soll weiter ausgeweitet werden. Zuwander_innen will die SPD fonds eingerichtet werden, die Mit einer Reihe von Maßnahmen 1. Die SPD will den sozialen eine frühestmögliche Integrati- ausbildende Betriebe entlasten. soll die Attraktivität der Arbeit Zusammenhalt in Bremen und on in den Stadtteilen ermögli- Arbeitnehmer_innen sollen ein im öffentlichen Dienst verbes- Bremerhaven stärken. So sol- chen. Sprachangebote für alle, Recht auf berufliche Weiterbil- sert werden. Die SPD will die len die Mittel für das Programm Beratung, dezentrales Wohnen dung haben. Tarifbindung stärken und die Wohnen in Nachbarschaften und die Schaffung von Plätzen Die Ausbildung in den sozi- Mitbestimmung nach dem Bre- aufgestockt, stadtteilbezogene und Kapazitäten in Kita, Schu- alen Berufen soll aufgewertet mischen Personalvertretungs- Einrichtungen und soziale Infra- le und Familienzentren, Ausbil- und als duale Ausbildung orga- gesetz erhalten. strukturen ausgebaut werden. dung, Hochschule und Arbeits- nisiert werden. Tarifabschlüsse sollen zu- Kitas und Schulen sollen dort markt sollen dabei helfen. Langzeitarbeitslosen will die künftig zeit- und inhaltsgleich besonders gut ausgestattet 2. Die SPD fordert gute Arbeit SPD mit dem sozialen Arbeits- auf die Besoldung übertragen werden, wo es soziale Problem- für alle und meint damit „Vor- markt neue Chancen eröffnen. werden. Beamt_innen erhalten lagen gibt. Kinder und Jugend- fahrt für Tarifverträge, betrieb- Die Landesprogramme „Per- zukünftig die Möglichkeit, sich liche sollen kostenlos Busse und liche Mitbestimmung und faire spektive Arbeit“ sollen weiter- in der gesetzlichen Krankenver- Bahnen nutzen können. Löhne“ sowie soziale Absiche- entwickelt werden. Passgenaue sicherung zu versichern. Die SPD will schnell Flächen rung, Aufstiegsmöglichkeiten, Qualifizierungsmaßnahmen sol- mobilisieren, damit 2.500 neue Beschäftigungssicherheit. len Übergänge bis hin zum er- Wohnungen pro Jahr gebaut Der Bremer Landesmindest- sten Arbeitsmarkt schaffen. werden. Bei der Vergabe von lohn soll weiter auf 12 €/Stunde 3. Die SPD will den Perso- Flächen oder Wohnungsbauför- erhöht werden. Der Geltungs- nalabbau beenden und kündigt Einkommen von Männern und erreicht werden. Frauen schließen. Mit speziellen Maßnahmen Um für alle Jugendlichen die und Programmen soll der Zu- Möglichkeit zu einer Berufsaus- gang zum Arbeitsmarkt für Mi- bildung zu garantieren, soll eine grant_innen sowie für Alleiner- Landesausbildungsumlage ein- ziehende erleichtert werden. 1. Die Linke will Stadt und geführt werden. 1. Die Grünen legen in ihrem 3. Weiter hat die Partei sich Land besser in die Lage ver- 3. Ein „Zusatztarifvertrag Wahlprogramm einen Schwer- einen „starken und verläss- setzen, die Stadtentwicklung Fachkräftesicherung“ soll den punkt auf die gesellschaftliche lichen öffentlichen Dienst“ ins zu gestalten und ausreichend öffentlichen Dienst attraktiver Vielfalt in Bremen und Bremer- Programm geschrieben. Sie bezahlbaren Wohnraum zu machen. Tarifabschlüsse sollen haven. Sie machen sich stark wollen ein Programm zur Besei- schaffen. Dazu will sie öffentli- zeit- und inhaltsgleich auf die für Geschlechtergerechtigkeit, tigung des Fachkräftemangels ches Eigentum an Flächen und Besoldung übertragen werden. Teilhaberechte von Menschen im öffentlichen Dienst auflegen. Unternehmen erhalten und wie- Zusätzlich soll der im Länder- mit und ohne Behinderungen Die einheitliche Besoldung von dererlangen. vergleich bestehende Besol- und die Integration von Mi- Beamt_innen in Deutschland Sie steht für eine vielfältige dungsrückstand abgebaut wer- grant_innen. aufzugeben, sei ein Fehler ge- Gesellschaft, in der alle Platz den. Sie wollen die Armutsgefähr- wesen, der, wenn sich die Mög- haben und an der alle gleichbe- Besonders hohe Anforderun- dung in Bremen zügig und ef- lichkeit ergibt, korrigiert werden rechtigt teilhaben können. Sie gen, zum Beispiel in der kom- fektiv reduzieren und streben soll. will Diskriminierungen bekämp- munalen sozialen Arbeit und in an, dies zur Querschnittsaufga- Digitale Möglichkeiten sollen fen und eine Stadt organisieren, Bildung/Erziehung, sollen sich be des Senats zu machen. Sie das Angebot erweitern, aber in der es Teilhabe und Entwick- in der Bezahlung widerspiegeln. wollen ein Modellprojekt für ein den persönlichen Kontakt mit lungsmöglichkeiten für alle gibt. Der öffentliche Dienst soll bedingungsloses Grundeinkom- den Bürger_innen nicht erset- 2. Die Linke will den Landes- ausreichend mit Personal ausge- men und meinen, Bremen und zen. Die Grünen wollen prüfen, mindestlohn so weit erhöhen, stattet werden. Leiharbeit soll es Bremerhaven seien dafür geeig- ob der Einsatz von „machine dass er auch auskömmliche im öffentlichen Dienst nur noch nete Städte. learning“, bei dem Entschei- Rentenansprüche sichert. Nach zur Deckung von Belastungs- 2. Die Grünen wollen den dungen einschließlich Ermes- derzeitigem Stand wäre das bei spitzen geben. Dabei sollen Bremer Mindestlohn auf ein sensausübungen „automatisch“ 12,63 € der Fall. interne Lösungen, wie Stadtteil- armutsfestes Niveau erhö- getroffen werden können, in der Das Tariftreuegesetz soll auf schule oder Gesamthafenbe- hen. Minijobs wollen sie auf Verwaltung zu effizienteren Ent- alle öffentlichen Aufträge aus- triebsverein, Vorrang vor pri- Bundesebene abschaffen und scheidungen beitragen kann. geweitet werden, soweit dies vater Arbeitnehmerüberlassung statt dessen sozialversiche- Zusätzliches Personal wollen nach EU-Recht möglich ist. haben. rungspflichtige Beschäftigungs- die Grünen für verschiedene Auch für Zuwendungsempfän- Eine Einschränkung von Mit- formen fördern. Analog zum Bereiche einsetzen, insbeson- ger will die Linke eine Tarifbin- bestimmungsrechten nach dem Mindestlohn wollen sie auch dere in Kitas und Schulen, im dung festschreiben. Bremischen Personalvertre- eine Mindestausbildungsvergü- Jugendamt, in der Steuerver- Mit einem Entgeltgleichheits- tungsgesetz lehnt die Linke ab. tung einführen. Mit einer Ausbil- waltung, in der Stadtentwick- gesetz auf Landesebene will die dungsumlage soll ein besseres lung, in der Justiz. Linke die Lücke zwischen den Angebot an Ausbildungsplätzen
9 Zeitarbeit will die FDP durch ungszeiten in Kitas flexibilisiert den Abbau von Regulierungen und Kinder auch betreut wer- fördern. den, wenn sie krank sind. Kinderbetreuungsangebote 3. Die CDU steht für einen sieht die FDP als Arbeitsmarkt- starken und jederzeit hand- instrument. Sie will diese so lungsfähigen Staat, der sich ausweiten, dass sie eine ganz- und seine Regeln behauptet. tägige Arbeit ermöglichen. Er- Sie kündigt an, die Personalaus- 1. Die FDP will städtisches gänzend soll es Angebote von 1. Die CDU sieht Zuwan- stattung im öffentlichen Dienst Eigentum an zahlreichen Ge- Tagespflegepersonen für Eltern derung grundsätzlich als Be- an den Aufgaben bemessen sellschaften, wie BLG und Flug- in Schichtarbeit oder mit wech- reicherung an. Grundlage und keinen pauschalen Perso- hafen Bremen, veräußern. Die selnden Arbeitszeiten geben. müssten die grundgesetzliche nalabbau betreiben zu wollen. Wohnungsbaugesellschaften 3. In hohen Krankenständen Rechtsordnung und „christlich- Andererseits betont sie, dass sie GEWOBA, Brebau und StäWoG sieht die FDP einen Hinweis auf aufklärerische Werte“ sein. In auf strenge Ausgabendisziplin sollen Wohnungen verkaufen. belastende Arbeitsbedingungen der Zuwanderungspolitik will setzt und auf „eine zum Beispiel Auch eine Privatisierung der Kli- und fordert eine „angemessene die CDU gleichzeitig „mehr Ein- durch die Digitalisierung effek- niken soll tabulos geprüft wer- Ausstattung“ der Verwaltung. deutigkeit“. Darunter versteht tiver und schneller handelnde den. Die FDP will, dass Bremen sie, Asylbewerber_innen ohne Verwaltung“. Vielfalt, Integration und In- und Bremerhaven zu „moder- Bleiberechtsperspektive konse- Die Polizei soll in Bremen auf klusion schaffen nach Ansicht nen Serviceeinrichtungen“ um- quent „zurückzuführen“. mindestens 2.800 aufgestockt der FDP Chancen für den Ar- gebaut werden. Wichtigstes Einem „überproportionalen werden. beitsmarkt in Bremen und Bre- Instrument dazu soll eine Anwachsen“ der Ausgaben für Familiennahe Dienstleis- merhaven. Diese sollen mit „grundlegende Modernisierung den sozialen Bereich will sie tungen des Staates, zum Bei- Diversity Management erschlos- des Personalvertretungsge- entgegenwirken. Nach ihrer spiel Elterngeld, sollen schneller sen werden. Dies „wirkt sich setzes“ sein, wodurch eine „lan- Auffassung wurde hier bislang erbracht werden. Dies soll durch positiv auf das Image aus, er- ge überfällige Personalstruktur- nach dem Prinzip „viel hilft viel“ „prioritäre Reorganisation“ und leichtert das Finden neuer Mit- reform im öffentlichen Dienst“ vorgegangen. Digitalisierung erfolgen. arbeiter“. Sozialleistungen zur ermöglicht werde. Damit sollen 2. Die CDU will einerseits auf Gleichzeitig will die CDU die Sicherung des Lebensunterhalts vermeintlich „im Vergleich zu eine höhere Tarifbindung der Sanierungshilfen von jährlich will die FDP zu einem „Bürger- anderen Bundesländern (…) Unternehmen hinwirken. An- 400 Millionen Euro vollständig geld“ zusammenfassen, dessen zu hohe Personalausgaben“ dererseits kündigt sie an, das zur Schuldentilgung nutzen, Bearbeitung durch die Finan- reduziert werden. Zusätzliches Tariftreue- und Vergabegesetz hält sich jedoch Flexibilisie- zämter erfolgt. Personal soll aber die Polizei zu „entschlacken“, ohne dies rungsmöglichkeiten offen. 2. Die FDP fordert zwar kei- erhalten, die auf 2.900 Stellen näher zu erläutern. Die Partei Bei allen das Personal be- ne gute, dafür aber „bessere wachsen soll. macht sich das Prinzip „Privat treffenden Veränderungen will Arbeit“. Diese soll vorrangiges Außerdem will die FDP eine vor Staat“ zu eigen. Sie will die CDU die Kompetenzen der Mittel zur Armutsbekämpfung intensive Aufgabenkritik durch- auch öffentlich-private Partner- Personalvertretungen einbinden sein. Die Arbeitsmarktpolitik will führen und durch eine verstärk- schaften nutzen. und bietet ihnen „partnerschaft- sie „kritisch auf Inhalte, Zielset- te Digitalisierung Vorgänge und Besonders Alleinerziehende liche Zusammenarbeit“ an. zungen und vor allem hinsicht- Prozesse optimieren. will die CDU stärker in Arbeit lich ihrer Vergabepraxis prüfen“. bringen. Dazu sollen Betreu- Foto: Bürgerschaftskanzlei Der Plenarsaal der Bremischen Bürgerschaft. Hier tagt die Legislative in regelmäßigen Abständen. In der nächsten Wahlperiode wird die Bre- mische Bürgerschaft 84 Abgeordnete haben, 69 aus Bremen und 15 aus Bremerhaven.
10 Jede Stimme ab 16 zählt - auch deine! 20. Wahl zur Bremischen Bürgerschaft steht vor der Tür Am 26. Mai dieses Jahres fin- von 2015 genauer angeschaut auf das Wahlergebnis der Bür- (CDU/CSU) zur Wahl gegen- det die 20. Wahl zur Bremischen haben. Die Auswertung zeigt gerschaftswahl 2015 hatte und über. Die Wahl entschied da- Bürgerschaft statt. Jede/Jeder uns ein anderes Bild der jun- auch dieses Jahr hoffentlich ha- mals Gerhard Schröder für sich, Wahlberechtigte in Bremen ab gen Bremer Wähler_innen: Die ben wird. Jede Stimme zählt - jedoch mit nur 0,01 % Unter- 16 Jahren hat das demokra- 16- bis 21-Jährigen beteiligten auch deine! schied. Das waren bundesweit tische Recht, seine/ihre Stim- sich zu 48,4 % an der Wahl. Warum gehen wir wählen? nur etwa 6000 Stimmen. me für die Zukunft Bremens Vergleicht man diesen Wert mit Wählen gehen ist die Möglich- In diesem Sinne: „Gib auch abzugeben. Das Wahlrecht der Wahlbeteiligung der 30- keit, mitzubestimmen. Mit der du deine Stimme ab, denn jede ab 16 Jahren gibt es übrigens bis 35-Jährigen, so liegt dieser Teilnahme an der Wahl können Stimme zählt.“ Wir sind auf je- in Bremen bereits seit 2009. um 7,8 % höher. Die gesamte wir für politische Themen von den Fall gespannt, ob die Wahl- morgen, wie beispielsweise den beteiligung an der Wahl zur Klimawandel (Freitag-Demos), Bremischen Bürgerschaft am Verantwortung übernehmen. 26. Mai 2019 steigt, wie viele Wählen gehen sichert uns die junge Wähler_innen mitstim- Teilhabe an der Gesellschaft men und welche Partei das Ren- - sonst entscheiden andere für nen macht. uns. Wir können mit unserer Teilnahme an der Wahl denen Eure JAV im GPR Respekt zeigen, die für unse- Feli Smidt re Demokratie und freie Wah- Nils Schröder len gekämpft haben. Wer nicht wählt, macht es extremistischen Parteien leichter, größeren Ein- Unser Tipp: fluss auf uns und das Umfeld, Interesse an einer spe- Foto: Feli Smidt in dem wir leben, zu nehmen. ziellen Jugendführung in Die Entscheidung, wer Politik der Bremischen Bürger- machen darf, kann manchmal schaft? Dann klickt hier: nur von wenigen Stimmen ab- https://www.bremische- Schade ist nur, dass jungen Wahlbeteiligung bei der Bürger- hängen. Ein bekanntes Beispiel buergerschaft.de/index. Menschen oft ein Desinteresse schaftswahl 2015 lag bei nur hierfür ist die Bundestagswahl php?id=94 an dem Thema Politik nachge- 52,1 %. Damit wird deutlich, im Jahr 2002: Damals standen sagt wird. Das war der Grund, dass die Wahlbeteiligung von sich der Altbundeskanzler Ger- warum wir uns die Statistik jungen Bremer_innen eine nicht hard Schröder (SPD) und sein der Bremer Bürgerschaftswahl zu unterschätzende Auswirkung Herausforderer Edmund Stoiber Wählen gehen - für die eigene Zukunft Junge Menschen sind in un- Ran an die Wahlurnen und serer Bremischen Bürgerschaft zeigt dem Land Bremen, wem unterrepräsentiert. Aber wer die Zukunft gehört. kann die Interessen junger Menschen in der Politik am be- Lisa Peyer, Referentin der sten vertreten? Sie selbst, na- Landeszentrale für poli- türlich. Würden alle jungen Bre- tische Bildung Bremen merinnen und Bremer unter 30 Jahre wählen gehen - sie hätten Foto: Landeszentrale für politische Bildung einen spürbaren Einfluss auf das Gesamtergebnis der Bür- gerschaftswahl. Und damit auch auf das, was im Land Bremen in den nächsten Jahren entschie- den wird. Wählen gehen ist in der Demokratie der einfachste Weg auszudrücken, was man will oder nicht will. Darum meine Bitte: Liebe Erst- und Jungwähler_innen, liebe Auszubildende, liebe Stu- In der Publikationsausgabe der Landeszentrale für politische Bildung Bremen dierende: gibt es kostenlose Zeitschriften, Bücher und Informationsmaterialien rund um die Themen Politik und Wahlen.
11 Vorhang auf für junge Akteur_innen Auszubildende unterstützen tatkräftig das Wahlamt Es braucht schon viele helfen- lagen vollständig ausgegeben. de Hände, wenn Ende Mai die Nach Aussagen von vorherigen Bremer Wahlen und die Europa- Auszubildenden kommt es hier- wahl stattfinden. Die Senatorin bei auch immer mal zu amü- für Finanzen hat bereits 2005 santen und kuriosen Szenen entschieden, Auszubildende zur - wie im Theater. Persönlichen Unterstützung des Wahlamtes Kontakt haben die Auszubilden- Große Bühne im Auszählzentrum im alten Postamt: Nach der Wahl zählen hier die Wahlhelfer_innen mit Unterstützung der Auszubildenden an vielen Tischen die Stimmzettel aus Die zuständige Ausbildungs- beauftragte vom Aus- und Fortbildungszentrum, Simone Manz-Matthiesen, wird die Aus- Vorhang zu: Geheime Wahl! Martin Kesper probt im Wahlamt schon mal den Ernstfall. Hier können Briefwähler_innen ihre Stimme abgeben zubildenden während ihrer Zeit im Wahlamt regelmäßig besu- bei Wahlen einzusetzen. Dafür den auch noch in der Auszähl- chen. Im Anschluss an den Ein- ist beim Statistischen Landes- woche. Dann sind sie nämlich satz findet dann in bewährter Ivonne Weinhold amt Martin Kesper der verant- als Tischbetreuer_innen für die Tradition ein Feedback mit allen wortliche Ausbilder. Er und sein Briefwahl- und Auszählwahlvor- Auszubildenden, Beteiligten und Team freuen sich vom 8. April stände im Einsatz. Diese freuen dem Ausbildungspersonalrat bis 31. Mai auf die zusätzliche sich erfahrungsgemäß immer statt. Unterstützung. 39 Verwaltungs- sehr über die kompetenten jun- fachangestellte und vier Kauf- gen Ansprechpartner_innen. leute für Büromanagement im ersten Ausbildungsjahr kom- men dann dort zum Einsatz. Es warten vielfältige Aufgaben auf die Unterstützer_innen: Zuerst werden die Auszubildenden im Umgang mit dem Wahlge- setz und der Bremischen Lan- deswahlordnung fit gemacht. Anschließend heißt es Einar- beitung in die Meldesoftware „Meso“, mit der das Wähler_in- nenverzeichnis erstellt und die Wahlscheine gedruckt werden. Mit diesen Kenntnissen können nun Briefwahlanträge bearbei- tet, geprüft und zusammenge- stellt werden. Am spannendsten ist aus Sicht von Martin Kesper aber die Abwicklung der persön- lichen Briefwahl. Hier nehmen die Auszubildenden im direkten persönlichen Kontakt Anträge von Bremer Bürgerinnen und Bürgern entgegen. Die Anträ- ge werden sofort geprüft, der individuelle Wahlschein ausge- Premiere für die Auszubildenden der Klassen VFA 2018 a und VFA 2018 b: Sie haben ihren großen Auftritt zur Wahl der druckt und die Briefwahlunter- Bremischen Bürgerschaft
12 Frauenbeauftragte üben Kritik Gleichberechtigung im öffentlichen Dienst noch nicht erreicht Frauen haben in Deutschland zeskonform ausführen können. Frauenbeauftragte haben seit 100 Jahren das Wahlrecht, Dafür machen sie unterschied- eine wichtige Rolle. Es ist noch Auf der Grundlage der seit 1949 gibt es die gesetzlich liche Gründe fest, so zum Bei- viel zu tun, um zu einer Gleich- Verfassung formale Gleichstellung der Ge- spiel fehlende Freistellungen, stellung der Geschlechter zu schlechter - aber erst seit 1958 bewusste Umgehung ihrer Be- kommen. Die Frauenbeauftrag- In Artikel 3 des Grund- ist das Gleichberechtigungsge- teiligungsrechte und Maßnah- ten haben mit ihrem offenen gesetzes ist festgeschrie- setz in Kraft. Fast vergessen ist men der Frauenförderung. Mit Brief darauf hingewiesen, dass ben, dass Frauen und heute, dass in der BRD bis dahin ihrem Vorstoß weisen sie auf sie für ihre Aufgaben politische Männer gleichberechtigt ein Ehemann das Dienstverhält- diese Probleme hin und bitten Unterstützung und bessere sind und der Staat die nis seiner Frau kündigen durfte. um mehr Eindeutigkeit für die Rahmenbedingungen brauchen. tatsächliche Durchset- Dass Ehemänner Arbeitsverträ- Umsetzung und um Stärkung Ich wünsche mir, dass die Poli- zung der Gleichberechti- ge ihrer Frauen unterschreiben ihrer Möglichkeiten, um gegen tik diese Hinweise aufgreift und gung fördert und auf die mussten, wurde erst 1977 ab- Verstöße aktiv zu werden. gute Lösungen erarbeitet, damit Beseitigung bestehender geschafft. Die Gleichstellung Es sind die Strukturen, die der Auftrag unserer Verfassung von Frauen erregt auch heute sich träge und mächtig zeigen. im Sinne der Gleichberechti- Nachteile hinwirkt. immer noch die Gemüter. Ist Wie sonst ist es zu erklären, gung von Frauen und Männern Auch die Bremische Lan- das gerechtfertigt? Ist denn dass eine Gleichstellung der besser umgesetzt werden kann. desverfassung weist in nicht alles in bester Ordnung? Geschlechter in den Leitungs- Artikel 2 auf die Gleich- Die Förderung der Gleich- ebenen des öffentlichen Diens- berechtigung hin. Dort stellung gelingt nicht in aus- tes und der Gesellschaften des heißt es unter anderem: Saskia Coenraats reichendem Maße. Die Frauen- Landes Bremen nach 29 Jahren „Alle Menschen sind vor beauftragten in Bremen sind Landesgleichstellungsgesetz dem Gesetz gleich (…) daher mit einem offenen Brief nicht erreicht ist? Wie sonst ist an die Öffentlichkeit gegan- es zu erklären, dass es im öf- Frauen und Männer sind gen. Sie kritisieren, dass sie fentlichen Bereich immer noch gleichberechtigt. Das ihre Aufgaben, die im Landes- Arbeitsplätze im Niedriglohn- Land, die Stadtgemein- gleichstellungsgesetz verankert sektor in Teilzeit gibt - sie sind den und die anderen Trä- sind, nicht oder nicht geset- zu 95 % mit Frauen besetzt. ger der öffentlichen Ver- waltung sind verpflichtet, für die gleichberechtigte Teilhabe der Geschlech- ter in Staat und Gesell- schaft durch wirksame Maßnahmen zu sorgen“. Der Auftrag des Bremischen Landesgleich- stellungsgesetzes Foto: Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau Im Bremischen Landesgleichstellungsgesetz wird kon- kretisiert, wie die Gleichberechtigung im öffentlichen Dienst umzusetzen ist. Für die Gesellschaften, die sich im Besitz Bremens befinden, wurden vergleichbare Re- gelungen entwickelt. Die Beratung der Dienststellen- und Betriebsleitungen bei der Umsetzung des Gesetzes ist die primäre Aufgabe der gewählten Frauenbeauftragten. Bei Planung und Entscheidungsfindung ist sie beratend zu beteiligen. Die Frauenbeauftragte hat immer ein Ohr im Betrieb und kennt die Situationen, in denen Frauen beruflich benachteiligt werden. Wichtig ist auch das an- dere Ohr bei der Öffentlichkeit, um festzustellen, welche wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen für ihre Aufgabe von Bedeutung sind. Bei der Beratung der Geschäfts- und Dienststellenleitung zu personellen, sozialen und organisatorischen Maßnahmen soll dieses Wissen berücksichtigt werden. Verantwortlich für die 21 % weniger Gehalt: Frauen werden in Deutschland noch immer schlechter Umsetzung des Landesgleichstellungsgesetzes sind die bezahlt als Männer - und die Lücke wird nur langsam geschlossen. Der „Equal Pay Day“ weist auf dieses Problem hin, in diesem Jahr am 18. März Dienststellen- und Betriebsleitungen.
13 Prekäre Teilzeit? - Nicht mit uns! Gelebte Praxis einer Frauenbeauftragten Die unfreiwillige Teilzeit mit den Kolleginnen die benötigte in Teilzeit oder Vollzeit möglich 20 Stunden sorgte bei zwei Kol- Stundenaufstockung mit sofor- sind. Auch das ist inzwischen im leginnen für ein prekäres Be- tiger Wirkung unbefristet an- Frauenförderplan festgeschrie- schäftigungsverhältnis. Sie wa- geboten wurde. Das ging nicht ben. So können Frauen nach ih- Foto: Ann-Kathrin Rieke-Brodda ren aufgrund ihres Einkommens von heute auf morgen, sondern rem individuellen Lebensmodell auf zusätzliche Hilfen zum Le- nur mit Entschlossenheit und ihre Arbeitszeit wählen. bensunterhalt angewiesen. Als langem Atem. Aber es hat ge- Für die Zukunft strebt die Ge- sogenannte „Aufstockerinnen“ klappt. schäftsleitung Performa Nord unterlagen sie beim Jobcenter Hieraus folgend hat Perfor- bei künftigen Ausschreibungen der Meldepflicht und der Aufla- ma Nord im Frauenförderplan für das BTB die Möglichkeit von ge, sich auf freie Vollzeitstellen verankert, dass Stundenaufsto- Voll- und Teilzeitarbeitsplätzen auf dem allgemeinen Arbeits- ckungswünsche stets in dem gemäß dem Landesgleichstel- Kolleg_innen, die ihr Ar- markt zu bewerben. Das war Maße befürwortet werden, dass lungsgesetz an. beitsverhältnis im Bürgertelefon eine sehr belastende Situation unfreiwillige, prekäre Arbeits- Mit meinen Möglichkeiten als Bremen bei der Performa Nord für die Kolleginnen. verhältnisse in Teilzeit unter Frauenbeauftragte konnte ich (BTB) beginnen, wird ein unbe- Die Bremer Erklärung für faire Anwendung der Bremer Erklä- wirkungsvoll dafür sorgen, dass fristeter Teilzeitarbeitsvertrag Beschäftigungsbedingungen rung ausgeschlossen sind. Als Benachteiligungen bei frau- mit 20 bzw. 25 Wochenstunden sieht allerdings vor, dass Teil- weitere Lösung für diese immer enspezifischen Arbeitsplätzen angeboten. Gerechtfertigt wur- zeitbeschäftigten auf Wunsch noch frauentypischen Arbeits- beseitigt wurden. de dies mit Stoßzeiten, in de- eine Vollzeitbeschäftigung er- plätze und als Aufstiegschan- nen das BTB hoch frequentiert möglicht werden soll. ce aus der Telefonie werden Ann-Kathrin Rieke-Brodda, ist und der Annahme, dass ein Mit Hilfe der Bremer Erklä- zusätzlich Mischarbeitsplätze Frauenbeauftragte bei Arbeitsplatz in der Telefonie als rung habe ich als Frauenbeauf- (Telefonie und Sachbearbei- Performa Nord Vollzeitstelle nicht geeignet ist. tragte darauf hingewirkt, dass tung) angeboten, die sowohl Vielfalt - gut für das Betriebsklima Diversity im öffentlichen Dienst wertschätzen und fördern Seinen Ursprung hat der Be- können die Dinge aus ganz gut funktionierende Vielfalt in den eigenen Vorurteilen oder griff Diversity (deutsch: Vielfalt) unterschiedlichen Perspektiven der Arbeitswelt ist ein respekt- Ängsten auseinanderzusetzen. in der Antidiskriminierungs- und betrachten. Damit können sich voller Umgang mit Unterschied- Das geht uns alle an! Nur so be- Bürgerrechtsbewegung in den neue Denkansätze und pro- lichkeiten. gegnet man Diskriminierungen, Vereinigten Staaten von Ame- duktive Lösungsansätze entwi- Es ist wichtig, offen für Neues fördert Chancengleichheit und rika der fünfziger Jahre. Dabei ckeln. Voraussetzung für eine zu sein und sich kritisch mit stärkt die Zufriedenheit und Mo- geht es darum, den Ausschluss tivation der Beschäftigten. von Menschen zu verhindern, Wir alle verfügen über indi- die einer bestimmten Gruppe viduelle Voraussetzungen, Er- angehören. Wir alle unterschei- fahrungen und Fähigkeiten, die den uns nach Geschlecht und wir mit an den Arbeitsplatz brin- geschlechtlicher Identität, Her- gen. Wenn diese Vielfalt wert- kunft und Kultur, Alter, sexueller geschätzt und weiter richtig Orientierung, Weltanschauung gefördert wird, hat sie positive und Glaubensrichtung sowie Auswirkungen auf das Betriebs- nach physischen und psychi- klima. Und Wertschätzung und schen Fähigkeiten. ein gutes Betriebsklima wollen Diese Vielfalt unserer Gesell- wir doch alle, oder? schaft gilt es, anzuerkennen und innerhalb des öffentlichen Dienstes noch mehr zu fördern. Mit dem Blick auf die Globali- Lars Hartwig sierung, den Fachkräftemangel Foto: gemeinfrei/pixabay.com und den demografischen Wan- del bieten die vielfältigen Po- tenziale im Arbeitsumfeld viele Chancen. Teams, die sich aus Beschäftigten mit unterschied- lichen Talenten und Lebenser- fahrungen zusammensetzen,
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