Einblicke ins Leben 35 Jahre Integrationsmodell Essen
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Inhalt Einblicke ins IM-Leben 3 Leitbild 4 Differenzierte Wohnformen 6 Selbstbestimmung 8 Aus meinem Leben (I) 9 Ambulant Unterstütztes Einzel- und Paarwohnen in der Entwicklung 10 Leben im Rahmfeld 12 Individuelles Wohnen ist Trumpf 13 30 Jahre Integrationsmodell – Ein Gedicht 14 Fußballturnier 16 Aus meinem Leben (II) 17 Teilhabeorientierte Pflege 18 Aus meinem Leben (III) 20 Umfassende pädagogische Lebensbegleitung 21 Zu Gast in der WG 22 Aus meinem Leben (IV) 23 Wir sind anders – Die Verwaltung 24 Mein Im-Wort 26 Zu Hause IM Leben 28 Ressourcenorientiert arbeiten 29 Erfahrungen einer Pflegefachkraft 30 Angewiesen auf Pflege und Assistenz 32 Sozialwirtschaft und Betriebsratsarbeit 35 Ehrenamt im Integrationsmodell 38 Die Märchenerzählerin 40 Gärten der Vielfalt für vielfältige Wohngruppen 42 Werkstatt der Talente 44 Integrative Körperarbeit 47 Adressen Hausgemeinschaften 48 Adressen Wohngemeinschaften 49 Impressum 52
Einblicke ins IM-Leben „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an …“ barrierefreien Wohnen in einer Wohn- Wer kennt ihn nicht, den bekannten gemeinschaft – dies auch für Menschen Song von Udo Jürgens? mit komplexen Beeinträchtigungen. Aber auch vor dieser markanten Jah- Begegnungen zwischen Menschen reszahl ist das Leben glücklicherweise mit und ohne Behinderung zu fördern, lebenswert und vielfältig – wie ein Blick beispielsweise durch Alltagsaktivitäten, und Momentaufnahmen von Akteuren Feste und jahreszeitliche Feiern, durch unseres Vereins verraten: Freizeitaktivitäten außerhalb des Zu- IM Leben steht das Wirken und die hauses sowie durch kreative und kultu- Entwicklungsarbeit des Integrationsmo- relle Aktionen sind ein weiterer wichti- dells Ortsverband Essen e.V. seit nun- ger Bestandteil der Alltagsarbeit aller mehr 35 Jahren und im Leben stehen Beteiligten. Wir freuen uns nach einer auch alle Wohnenden und betreuten gewissen Vorlauf- und Erprobungszeit Menschen sowie die Mitarbeitenden seit kurzem nun auch offizieller Träger unserer vereinseigenen Dienste des des „Forum Billebrinkhöhe – Inklusive Betreuten Wohnens und des Pflege- Kultur“ zu sein und damit einen aufge- dienstes. schlossenen Ort zu betreiben, der dies Buntheit, Vielfalt und der Respekt alles ermöglicht - uns und allen Interes- und die Achtung des Andersseins sind sieren offensteht! seit jeher Leitlinien und Leitbild des In- Unsere geschilderten Leitlinien galten tegrationsmodells. Auch in Zeiten von unumstößlich bis zur Corona-Pandemie Inklusion sind diese Begrifflichkeiten im Frühjahr 2020 und wir wünschen aktuell wie die Jahre zuvor. uns dies auch wieder uneingeschränkt Das Miteinander im Alltag, trans- für die „Zeit danach“. Trotz aller corona- parente und individuelle Beratung, bedingten hoffentlich nur temporären eine größtmögliche selbstständige Le- Begrenzungen und Herausforderungen bensführung der Wohnenden und die wollten wir nicht davon ablassen unser selbstverständliche Teilhabe im nach- buntes IM-Leben in seiner Vielfalt mit barschaftlichen Sozialraum und darüber dieser Broschüre darzustellen, mit Bei- hinaus gehören zu den Kernaufgaben trägen von Wohnenden, Mitarbeiten- und zum Grundverständnis des „IM“ von den, Freunden und Förderern. Anbeginn bis heute. Dazu zählen auch die Schaffung differenzierter Wohnfor- Vorstand, Geschäftsführung und alle men vom Einzelwohnen in der eigenen Mitwirkenden wünschen Ihnen viel Wohnung, das Leben im Appartement Spass beim Lesen und Stöbern und blei- in einer Hausgemeinschaft bis hin zum ben Sie gesund!
04 Leitbild Jeder einzelne Mensch mit seinen je- weiligen Besonderheiten hat teil an der Vielfalt der Menschen und einen selbstverständlichen Anspruch auf eine eigenständige Lebensführung. Hieraus ergibt sich der Anspruch auf ein „Le- ben im Miteinander“ – in Nachbarschaft und Stadtteil – als Teil der Gesellschaft. Behinderung bezeichnet die Einschrän- kungen, die ein Mensch aufgrund seiner Besonderheiten in seiner persönlichen Lebenswirklichkeit erlebt. Das Integrati- onsmodell entwickelt und fördert alter- native Wohn- und Unterstützungsmo- delle für Menschen mit Behinderungen, um gesellschaftliche Teilhabe zu stärken.
„Miteinander IM Leben“ heißt für uns - die Unterschiedlichkeit der Menschen berücksichtigen - die Privatsphäre jedes Menschen wahren - die eigene Persönlichkeit weiterentwickeln können - sich auf Augenhöhe begegnen - die persönliche Wohnung gestalten - Beziehungen eingehen können ohne Grenzen zu verletzen - Pflege ist Bestandteil der individuellen Lebensgestaltung - Pflege ist Beziehungsgestaltung: ein tolerantes Miteinander zwischen pflegenden Personen und Personen mit Pflegebedarf entwickeln - Zeit für den Einzelnen haben - mit Nähe und Distanz arbeiten Das pädagogische und pflegerische Angebot ist an den individuellen Be- dürfnissen, Interessen und Wünschen des Einzelnen orientiert.
Differenzierte WOHNFORMEN Das Integrationsmodell unterstützt Das Wohnen ist Grundlage für die Menschen mit einer körperlichen und/ persönliche und selbstbestimmte Ge- oder geistigen Behinderung in ihren staltung des Alltags. Es ermöglicht die eigenen Wohnungen oder in Gemein- Erfahrung von Privatheit, Eigenstän- schaftswohnformen. Diese entstehen digkeit, Geborgenheit, Gemeinschaft, nach den Wünschen und Bedürfnissen Schutz, Nachbarschaft und den Einbe- der Betroffenen. Zum Teil finden Grup- zug in das Lebensumfeld des Stadtteils. pen durch die Vermittlung des Integrati- Das Wohnen wird aktiv durch die onsmodells zusammen, zum Teil werden Wohnenden und die Unterstützenden zusammen mit bereits bestehenden Be- gestaltet. zugsgruppen passende Wohnangebote entwickelt.
Darum geht es: - den Alltag gemeinsam bewältigen - Freizeit gemeinsam gestalten - durch Gemeinschaft Freiräume für jeden Einzelnen schaffen • In einer Wohngemeinschaft leben nungen sind Gemeinschaftsräume vor- Erwachsene, die ständig Unterstützung handen. Drei bis zehn Personen leben bei der Lebensführung und in der Pfle- in einer Hausgemeinschaft beieinander. ge benötigen. Jede hat ein persönliches Die Wohnenden entscheiden mit, wer Zimmer und Bad. Für alle gemeinsam dazu gehört. sind Küche und Wohnraum. Fünf bis zwölf Personen leben zusammen. Die • Im Einzel- und Paarwohnen leben Wohnenden entscheiden mit, wer dazu Personen in ihrer eigenen angemieteten gehört. Wohnung. Sie können die regelmäßigen alltäglichen Erfordernisse des Lebens • In einer Hausgemeinschaft leben selbstständig bewältigen. Sie benötigen Personen, die regelmäßige Ansprache, Beratung und Unterstützung in einzel- lebensbegleitende Beratung, Unter- nen Lebensbereichen (z.B. Behördenan- stützung im Haushalt und ggf. Pflege gelegenheiten, Haushaltsführung oder benötigen. Jede hat eine Wohnung und auch Pflege). Zur Begegnung unterein- führt den eigenen Haushalt. Für Begeg- ander gibt es einen Treffpunkt.
Selbstbestimmung Die Sicherung von grundlegenden Be- persönlichen Lebens. Handlungsleitend dürfnissen ist Voraussetzung einer sind ihre Bedürfnisse und Wünsche: selbstständigen Lebensführung. Die „Schlafen, aufstehen, essen wann ich selbstbestimmende Ausführung der Le- will“ (Aussage eines Wohnenden). Wie bensaktivitäten hat Einfluss auf Lebens- sie zu realisieren sind, wird gemeinsam gefühl und Gesundheit und somit auf beraten. Durch Beratung und Unter- die gesamte gefühlte Lebensqualität. stützung in den eigenen Fähigkeiten Menschen mit Behinderungen sind und Möglichkeiten soll ein Höchstmaß Experten in eigener Sache. Sie haben an persönlicher Handlungskompetenz die Initiative für die Gestaltung ihres entwickelt werden. Selbstbestimmung bedeutet: - in allen Lebensbereichen Wahlmöglichkeiten haben - Verantwortung für eigene Entscheidungen übernehmen - Recht auf den eigenen privaten Bereich haben - Jeder Mieter verfügt über den eigenen Schlüssel Selbstbestimmung ist abhängig von Grenzen der Selbstbestimmung sind sozialen, zeitlichen und räumlichen Be- Selbst- und Fremdgefährdung oder dingungen. Es gilt, Barrieren zu über- wenn Rechte und Entfaltungsmöglich- winden. keiten anderer beeinträchtigt werden.
Aus meinem Leben Mein Name ist Vera Milaszewski. Ich Durch die Behinderten-Assistenten, die wohne seit 1996 in der Wohngemein- rund um die Uhr im Einsatz sind, haben schaft „Obere Fuhr“ des Integrations- wir ein „integratives Leben“. modells Essen. Wir haben eine Ge- Einkäufe und Arztbesuche werden von meinschaftsküche, wie auch einen der Assistenz begleitet. Für meine Frei- Gemeinschaftsraum, den wir zusammen zeitaktivitäten, wie z.B. Kinobesuche, nach unserem Geschmack einrichten Veranstaltungen (viele vom Integra- durften! Außerdem haben wir einen gro- tionsmodell) oder einen Stadtbummel, ßen Garten mit einem Goldfischteich. habe ich eine Integrationshelferin. Jede/r hat ein eigenes Zimmer. Meins Ich bin froh, dass es das Integrationsmo- befindet sich in der ersten Etage, was dell gibt! Danke. aber kein Problem ist, da wir im Haus Vera Milaszewski einen Aufzug haben.
Ambulant Unterstütztes Einzel- und Paarwohnen in der Entwicklung Vor mehr als zwanzig Jahren, während Beworben habe ich mich dann beim der Erstellung meiner Diplomarbeit, IM direkt im Anschluss an die Prüfun- lernte ich das Integrationsmodell ken- gen. Es erschien mir damals mit Abstand nen. Inhalt der Diplomarbeit war, die das fortschrittlichste Wohnangebot für Qualität verschiedener Einrichtungen Menschen mit Handicap. miteinander zu vergleichen, gemessen Gelandet bin ich im Einzel- und Paar- am „Normalisierungsprinzip“. Ich konnte wohnen, damals bezeichnet als „der in einer Wohngruppe vom IM hospitie- ambulante Bereich“. Es gab sieben ren: Wohnende, kein Büro und keine Infra- Das Grillen, an dem ich teilnehmen struktur. Arbeitstreffen fanden in der durfte, wurde gemeinsam von Mitarbei- Privatwohnung der einzigen Kollegin terInnen und Wohnenden vorbereitet statt, in Cafés oder am Hauptbahnhof. und gestaltet, nicht für die Wohnen- Telefonate wurden von zu Hause ge- den, sondern miteinander. Freude und führt. Nach einem halben Jahr konnten Interesse aneinander wurden deutlich, wir eine Schreibmaschine erwerben und Individualität als Qualität gesehen. Die das Büro in einer Wohngruppe mitnut- Institution als Rahmen schien vorhan- zen. den, aber nicht von Bedeutung für das Im Laufe der Jahre entwickelte sich Wohnen „vor Ort“. Menschen mit und ein Bereich mit derzeit 45 Wohnen- ohne Behinderung lebten gemeinsam, den und 16 MitarbeiterInnen: Sozialar- weil sie die Idee hatten, dass vonein- beiterInnen, Krankenpflegfachkräfte, ander profitiert werden könne. Es gab HeilpädagogenInnen, AssistentInnen im Alltag Gelegenheit, ohne „Profis“ zu und IntegrationshelferInnen unterstüt- sein. Kleine Wohneinheiten, in Essener zen Menschen mit geistigen und/oder Wohnvierteln, nicht als Einrichtung für körperlichen Einschränkungen. Es gibt Menschen mit Handicap erkennbar. Ich die Möglichkeit, als Single oder Paar in war beeindruckt und wollte diese Form einer eigenen Wohnung zu leben, allein der Behindertenarbeit genauer kennen- für sich oder in zwei Hausgemeinschaf- lernen. ten und dabei auch als körperbehinder-
ter Mensch mit Pflegebedarf möglichst anzupassen zu müssen. Immer wieder eigenständig zu bleiben. bewegt die Fragestellung: Wo sind die Mittlerweile gibt es selbstverständ- Grenzen der Selbstbestimmung – ab lich Büros, zwei Dienstwagen, regel- wann müssen wir in die Lebensführung mäßige Teamsitzungen. Es gibt natür- eingreifen, weil das Wohl des Menschen lich auch keine Schreibmaschine mehr gefährdet scheint? – Mobiltelefone und Internet sind un- Beim IM wird viel gesprochen und erlässliche Hilfsmittel, die unsere Arbeit viel diskutiert – manchmal befremdlich erleichtern. Für die Wohnenden gibt für neue Mitarbeitende, ungewöhnlich es Gemeinschaftsräume, die offene für neue Wohnende. Beim IM wird aus- Sprechstunde, eine Männer- und eine gehandelt, abgewogen und der Prozess Frauengruppe. Nach wie vor ist das Leit- gesehen, an dem wir gemeinsam betei- bild unserer Arbeit: ligt sind. Jeder Mensch hat nur einmal die Das ist manchmal nervenaufreibend Chance, sein Leben selbst zu gestalten. und niemals einfach. Aber die langjäh- Professionelles Handeln soll orientiert rige Tätigkeit in diesem Arbeitsfeld hat sein an den Ideen und Vorstellungen, mich davon überzeugt, dass es die am- Wünschen und Zielen der Wohnenden bulanten Wohnformen sind, die es zu und nicht daran, es als Mitarbeitende stärken und zu unterstützen gilt, und da- möglichst leicht zu haben oder als Woh- ran möchte ich weiterhin beteiligt sein! nende sich an vorgesehene Struktur Rita Eiken
Leben im Rahmfeld Die Arbeit bis 12 Uhr Montag habe ich Sport um 13.30 Uhr Danach Kochen wir Wenn wir selber Kochen schmeckt es am besten Einen Kochplan haben wir auch Wir haben im Rahmfeld viel zu tun: Einkaufen, zusammen in den Zoo gehen und spazieren Im Rahmfeld spielen wir gerne Malefiz Ich muss natürlich auch die Wohnung putzen. Vorher war ich im Heim und habe alles in den Schoß gelegt gekriegt Im Rahmfeld gefällt es mir jetzt viel besser Eine Wohnende
Individuelles Wohnen ist Trumpf „Na, ich glaube hier piept`s wohl“, denke ebenso von der Wand an wie der Pin- ich, wenn ich das Zimmer von Arne be- Up-Kalender im Zimmer nebenan. trete. In der gemeinsamen Wohnküche je- Und das ist wortwörtlich so gemeint, doch gelten andere Regeln, denn dort denn laut Arnes Aussage befinden sich muss miteinander ausgehandelt werden, etwa insgesamt 200 Vögel in seinem welche Anschaffungen notwendig und Zimmer. Ihr habt sicher schon erraten, von allen erwünscht sind. dass diese nicht echt sind, doch es ist Doch in einem sind sich alle einig: Im trotzdem eine äußerst farbenfrohe und nächsten Sommer gibt’s eine tolle Gar- zwitschernde Gesellschaft, die hier an tenparty mit Swimmingpool, unserem der Decke hängt und die Wände ziert. beliebten Strandkorb und vielen bunten Die anderen Zimmer sind ebenfalls Cocktails. ganz nach dem Geschmack der Woh- Ihr seid herzlich dazu eingeladen! nenden mit unterschiedlichen Wandfar- ben, individueller Deko und selbst aus- Maria Brandt gewählten Möbelstücken ausgestattet. Mitarbeitende Daher lacht uns täglich die Kelly Family WG Auf´m Bögel EG
Mitarbeitergedicht 30 Jahre Integrationsmodell 30 Jahre waren Assistenten schnell, an der Seite der Wohnenden, bei Tag und bei Nacht. Und wenn man mich fragt, was man da so macht, dann will ich es kurz mal zusammenfassen und versuchen, nichts Wichtiges auszulassen. Wir begleiten Menschen in ihrem zuhause Und machen dabei auch so manche Pause. Sitzen dann zusammen bei Kaffee und Tee, und planen den nächsten Urlaub im Schnee. Ganz egal, wo immer das Ziel auch sei, Berge und Meer gibt’s barrierefrei! Wir helfen bei der Pflege um 6 Uhr am Morgen Und macht sich so Mancher auch mal Sorgen über den Streik bei der deutschen Bundesbahn – den Dienst treten wir dann mit dem Fahrrad an! 10 Minuten zu spät ist einerlei, Hauptsache wir haben frische Brötchen dabei. Wir dürfen auch die Busflotte fahren, Schäden muss schließlich die Haftpflicht bezahlen! Wir erledigen bei Aldi den nächsten Großeinkauf Und tragen Wasserkästen die Treppe hinauf. Und was wir zusammen heute können besorgen, das verschieben wir auch nicht auf Morgen. Wir pflanzen gemeinsam die Blumen im Garten und ernten im Sommer auch mal Tomaten. Wir waschen die Wäsche und bügeln nicht gern. So manchen Nachbarn sehn wir lieber von fern. Alle Bewohner unterstützen uns sowieso, wir putzen gemeinsam auch Fenster und Klo.
Wir feiern die Feste, wie sie fallen, schmücken Tannenbäume, die sehr gefallen. Wir reichen Medikamente und das Essen an und fragen, „Wer ist mit dem Spülen dran?“ Wir probieren manch neues Kochrezept, und haben dabei Interessantes entdeckt. Wir schieben den Rolli den Berg hinauf, mitunter auch im Dauerlauf, damit wir noch schnell ins Kino kommen, wenn die Vorstellung schon längst begonnen. Wir lachen zusammen und haben viel Spaß verlieren aber nicht das Augenmaß. Wir hören zu und schlichten Streit, setzen auch Grenzen von Zeit zu Zeit. Wir schreiben am Computer die Dokumentation und arbeiten an den Regeln der Kommunikation. Und wenn uns das auch nicht immer gelingt, verzeiht, weil wir auch nur Menschen sind. Wir begleiten zum Doc und zur Therapie, wir trösten, beraten und verzweifeln nie. Obwohl wir manch Sorge mit dem Wohnenden teilen Auch wenn wir schon längst zuhause verweilen. Assistenz ist mehr als ein Dienst nach Plan, Assistenz fängt mit der Liebe am Menschen an. Durch Assistenz an mehr als 10.000 Tagen eine Verbindung zwischen Menschen entstand: Assistenz in allen Lebenslagen – im Vertrauen reichen wir uns die Hand. Vertrauen schenkt uns auch der Zusammenhalt, der beim IM bereits in 30 Jahren galt. So soll es auch in Zukunft sein; Wir sind und bleiben ein toller Verein! Maria Brand
Fußballturnier Seit mehreren Jahren gibt es Bewohner und Spass am Fußball hatte. So trafen und Mitarbeiter beim IM, die sich tref- sich Frauen und Männer, Bewohner und fen, um gemeinsam ihren Hobby nach- Mitarbeiter und Gäste. zugehen. Zwei Höhepunkte gab es dann noch Zunächst nahmen wir vor ein paar vor der Sommerpause. Zum einen die Jahren an einem Turnier des Franz Sa- Teilnahme beim Allbau Jubiläumsfuß- les teil. Daraus entwickelte sich die Idee ballturnier, im Stadion von Rot-Weiß Es- selber ein Turnier zu veranstalten. 2 Tur- sen an der Hafenstraße. Als einzige in- niere, zum einen in Altenessen und zum tegrative Mannschaft haben alle Spieler anderen 2017 in Kupferdreh, wurden und Zuschauer das Turnier sehr genos- ausgerichtet. Zudem gab es 2017 für ein sen. Geduscht wurde in den Kabine des halbes Jahr ein regelmäßiges Training in RWE, worauf einige Spieler sehr stolz der Halle der Helen-Keller Schule. 2018 waren. legten wir eine Pause ein, um dann 2019 Zum letzten Training vor der Som- einen Neustart, vor allem mit regelmä- merpause hatten wir eine Gastmann- ßigen Training zu probieren. Im Frühjahr schaft, Freunde einer Mitarbeiterin, zu starten wir mit dem 14-tätigen Training Gast, mit denen wir ein kleines eigenes auf dem Franz Sales Gelände. Zwischen Turnier veranstalteten. Im Anschluss 15 und 20 Spieler fanden sich Freitag ließen wir den Abend im Außenbereich um 16.30 ein. Und die einzige Voraus- der HG Thingstraße bei Würstchen und setzung war das man „Erwachsen“ war Getränken ausklingen.
Aus meinem Leben Ich wohne seit vielen Jahren beim Inte- stand und Integrationshilfe bei der Frei- grationsmodell in Essen. Das Integrati- zeitgestaltung, welche ich auch dringend onsmodell ist ein Verein, der Menschen benötige. In den „ICH-Stunden“ kann ich mit Handicap im ambulanten Bereich mal auf meine Wünsche eingehen. unterstützt. Bevor jemand in eine Ich möchte noch einmal die Mög- Wohngruppe einzieht, wird ein Hilfeplan lichkeit bekommen, mit Assistenz des erstellt, nach dem Fachleistungsstunden Integrationsmodells ins Ausland zu ver- und Integrationshilfestunden durch den reisen mit Personen mit denen ich mich Landschaftsverband Rheinland für die/ gut verstehe. Das war früher schon mal den Wohnende/n genehmigt werden. machbar. Der Hilfeplan wird alle 2 Jahre erneuert. Jennifer Saurenhaus, Das ist wichtig, damit die AssistInnen WG Kaupenstrasse, wissen, wo die Wohnenden die ent- langjährige Bewohnersprecherin sprechende Unterstützung benötigen. Ich benötige fast in allen Bereichen des täglichen Lebens die Unterstützung der Assistenz. Die Wohnenden sollen trotz ihres Handicaps und nach ihren Mög- lichkeiten selbstständig leben und Ent- scheidungen treffen können. Die Wohn- gruppe ist kein „Hotel“ wo man schnipp machen kann und die Assistenten sprin- gen. Sollten wir Hilfe brauchen, ist es unsere Aufgabe den Hilfebedarf zu äu- ßern. Ich als Mensch mit Handicap habe auch einen strukturierten Tagesablauf. Ich gehe arbeiten. Manchmal bin ich ge- schafft, wenn ich nach Hause komme. Nach der Arbeit habe ich dann noch Programm; wie Krankengymnastik für meinen körperlichen Gesundheitszu-
Teilhabeorientierte Pflege Unsere Pflege orientiert sich an der indi- notwendig ist und wie die dann fest- viduellen Lebenssituation, der Biografie, gelegten Pflegeziele konkret umgesetzt am tatsächlichen Pflegebedarf und den werden können. Für alle Mit-Pflegenden persönlichen Ressourcen und Potenzia- ist die erstellte Pflegeplanung hand- len. Wir arbeiten präventiv, aktivierend lungsleitend. Eine Pflegefachkraft hat und rehabilitativ, darauf ausgerichtet, dauerhaft die pflegerische Fachverant- Pflegebedürftigkeit zu vermeiden und wortung für eine konstante Gruppe von zu überwinden. Wohnenden. Dadurch ist sie für den ge- Sauber, Satt und trocken ist nicht das, samten Pflegeprozess durchgängig zu- was wir beim IM unter Pflege verste- ständig und kontinuierlich ansprechbar hen. Professionelle zeitgemäße Pflege für Angehörige, gesetzliche Betreuer, bedeutet vielmehr eine ganzheitliche Ärzte, Therapeuten, Sanitätshäuser und Unterstützung. Sie orientiert sich jeden Beratungsstellen. Durch diese Kontinui- Tag aufs Neue an den Wünschen und tät ist eine ausgeprägte, individuelle Be- Bedürfnissen der Wohnenden. Körper- darfsorientierung und verlässliche Be- pflege, Ernährung, Mobilität, Gesund- ziehungsgestaltung möglich. heitsvorsorge und ärztlich verordnete Selbstverständlich ist, dass alle In- therapeutische Maßnahmen stehen formationen über einen Menschen mit im Vordergrund. Damit verbinden sich Pflegebedarf datengeschützt in einer Pflege sozialer Kontakte und der Kom- standardisierten Pflegedokumentation munikationsfähigkeit und der Aufbau festgehalten werden. eines personalen Sicherheitsgefühls. Die autonome Arbeitsweise stellt an Pflegefachkräfte haben die Fachver- die Pflegefachkräfte des Integrations- antwortung. Sie steuern den Pflege- modells besondere Anforderungen. prozess. Durch eine individuelle Pfle- Neben grundlegendem Fachwissen geplanung erfassen sie zusammen mit ist die Bereitschaft zu selbständigem dem betroffenen Menschen, in welchen Arbeiten und zur Übernahme von Fach- Bereichen pflegerische Unterstützung verantwortung erforderlich.
Dafür müssen besondere Kompetenzen erworben und weiterentwickelt werden: - Teamfähigkeit - Kommunikationsfähigkeit - Fachdidaktik, um Fachwissen vermitteln zu können - Organisationsfähigkeit zur Koordination und Kooperation - Konstruktiver Umgang mit Konflikten, Problemen und Verhaltensauffälligkeiten Zum Aufbau und zur Pflege dieser Kompetenzen sind geordnet: - Reflektions- und Beratungsgespräche mit der Pflegedienstleitung - Kollegiale Pflegefachkonferenzen - Interdisziplinäre kollegiale Fallberatung Stimmen aus der Mitarbeiterschaft
Aus meinem Leben Mein größtes Hobby, schon seit meiner kommen dem IM zu Gute. Gerne würde Schulzeit ist das BASTELN und das auf ich aber auch mal, ein anderes Projekt unterschiedliche Art und Weise. Früher kreativ unterstützen, z.B. ein Tierheim, habe ich mit dem Malen von Windows eine KITA oder andere soziale Projek- Color Bildern angefangen, hab mir vie- te. Wenn jemand eine Idee hat und mir le Bücher gekauft und auch ein paar helfen will einen Kontakt herzustellen, Kurse besucht. Stolz bin ich auf mei- melde er/sie sich doch einfach mal beim ne eigenen Grußkarten mit 3D Bildern nächsten Basteltreff in der Bille. oder der Serviettentechnik. Einmal im Ich mache zwar viele Grußkarten. Jahr besuche ich in Dortmund die Bas- Aber der Bastelbereich, ist so groß, dass telmesse CREATIVA. (Ein tolles Erlebnis ich auch gerne mal was anderes auspro- für jeden Bastelfan. Viele Infos, neue bieren würde. Gerne nehme ich neue Produkte, neue Techniken und auch ein Vorschläge an. Ich habe z.B. schon mal paar Workshops gibt es dort zu sehen.) einen Comic-Kurs besucht. Der hat gro- Um neue Ideen zu bekommen, gehe ich ßen Spaß gemacht, aber leider gibt es entweder ins Internet oder kaufe mir im ihn nicht mehr, weil zu wenig Interesse Zeitschriftenladen Kreativ-Zeitschriften. da war. Wie ihr bei meinem langen Ar- Leider gibt es davon immer weniger. tikel merkt, schreibe ich auch sehr ger- Um neue Ideen umzusetzen, gehe ich ne. Vielleicht beschäftige ich mich nach regelmäßig zum Basteltreff in der BIL- dem Basar mehr mit dem Thema Comic- LE. Aber was ist dann mit den schönen Zeichnen, Geschichten schreiben, Stoff Kunstwerken, die zum Wegwerfen viel bemalen oder, oder. Als Nächstes will zu schade sind? Wenn ich zuhause bin, ich versuchen, Seife selber zu machen. sehe ich, dass mein Wohnzimmer vor Diese Idee habe ich z.B. von der Bastel- lauter Kunstwerken und übrigen Mate- messe Creativa und ich habe auch etwas rialien fast überquillt. Die Organisatorin in einer Zeitschrift darüber gelesen. Mal und Leiterin des Basteltreffs, Magdale- sehen, was mir noch alles so einfällt. ne Merkel, gibt sich immer so viel Mühe Aber wenn ihr eine Idee habt, erzählt damit, dass es richtig Spaß macht, ein mir im nächsten Basteltreff davon. Wir Teil daran zu sein. Und die Einnahmen freuen uns über jede/n Besucher/in. Nicole, Thingstrasse
Umfassende pädagogische Lebensbegleitung Die Wohnenden werden in allen All- Wahrnehmung von persönlichen In- tagsbelangen durch multiprofessionelle teressen, Benutzung von öffentlichen Teams begleitet und unterstützt. Verkehrsmitteln, Organisation von Fahr- Die Lebensbegleitung geschieht in diensten, Begleiten zum Einkaufen, zu personeller Kontinuität und orientiert Freizeitaktivitäten, zu kulturellen Veran- sich an den Wünschen, Bedürfnissen staltungen, zu Bildungsveranstaltungen, und der Lebensgeschichte der begleite- bei Ämtergängen und Arztterminen. ten Person. Sie unterstützt umfassend bei der Bewältigung der Alltagsanforde- Die Entwicklung und Pflege der per- rungen wie sönlichen Beziehung steht im Vorder- Körperpflege, Ernährung, hauswirt- grund, die Begegnung auf Augenhöhe. schaftliche Tätigkeiten, Pflege eines Der begleitete Mensch bestimmt das Haustieres, Ausübung von Hobbys, Tempo.
Zu Gast in der WG Als ich mich vor 13 Jahren beruflich neu Natürlich gibt es hier wie im norma- orientieren musste, erzählte mir eine len Leben immer wieder Reibereien und Freundin, dass beim IM immer wieder Streitereien untereinander, aber bisher Krankenschwestern zur Betreuung von konnten wir das immer wieder – vor al- Menschen mit Behinderung gesucht lem mit viel Humor- regeln. Jede/r kennt würden. Nach 30 Jahren Tätigkeit im die „Macken“ der Anderen, sowohl von Krankenhaus war das für mich einerseits Wohnenden als auch von Mitarbeiten- Chance der „Maschinerie Krankenhaus“ den und stellt sich darauf ein. zu entkommen, aber andererseits auch Letztendlich finde ich meine jetzige eine große Herausforderung, da Behin- Tätigkeit wesentlich vielfältiger als mei- dertenarbeit und ambulante Pflege für ne Arbeit im Krankenhaus. Natürlich ist mich zwei ganz neue Beschäftigungsfel- das Ganze auch mit viel Bürokratie ver- der waren. bunden: Pflegeprozessplanung, Doku- Schnell konnte ich feststellen, dass mentation, Organisation von Arzttermi- ich von fast allen Wohnenden der WG nen und Therapien, Kontakt zu Eltern, mit Freude aufgenommen wurde. Sie Betreuern der Werkstatt usw. Aber für zeigten mir, in wie weit meine Unter- mich zählt, dass ich zwar zusätzlich zur stützung gebraucht und erwünschet Pflege manchmal auch mit den Woh- war. Ich durfte viele Einblicke ins Privat- nenden putzen muss, aber dafür auch leben und in die einzelnen Lebensläu- mit ihnen kochen darf, sie in ihrer Frei- fe nehmen und Höhen und Tiefen mit zeit begleite, mit ihnen Feste feiere und durchleben. Es ist toll, als Gast in der mit ihnen in den Urlaub fahre. Ist das WG am Leben jedes Einzelnen teilhaben nicht toll? zu dürfen. Paula Vogl, Mitarbeiterin
Aus meinem Leben Ich lebe seit 1998 in der Wohngemein- schaft Kupferdreh, und es gefällt mir sehr gut, weil wir auch viel zusammen unter- nehmen. Wir waren auch alle zusammen in Urlaub, wo es sehr schön war. Kleine Ausflüge werden auch unternommen. Wir hatten auch eine Hündin namens Lea, die auch schon 6 Welpen bekom- men hat. Ich werde auch die nächste Zeit gerne hier verbringen, wenn nichts dazwischen kommt. Melanie Kunsek 23
Wir sind anders es anders zu sein. Viele der Menschen, die anrufen, sind Wohnende. Für vie- In der Welt des Integrationsmodells sind le stellt die Sprache eine Barriere zur wir irgendwie anders; eine Gruppe von Umwelt dar. Aber mit Geduld, Einfüh- Menschen, die aus dem Rahmen fällt. lungsvermögen und einem offenen Wir sind keine Wohngemeinschaft, kei- Ohr gelingt es, die Wünsche oder auch ne Hausgemeinschaft und gehören nicht Probleme zu verstehen, den erhofften zum Einzel- und Paarwohnen. Aber Rat zu geben, mit den zuständigen Mit- manchmal haben wir trotzdem das Ge- arbeitenden zu verbinden oder einfach fühl, wir wohnen beim IM, denn viele, nur zuzuhören. Und genau Zuhören viele Stunden wöchentlich verbringen und Unterstützen ist auch dann gefragt, wir in der Geschäftsstelle. Wir sind kei- wenn Wohnende persönlich in die Ge- ne Pädagogen, keine Pfleger oder Assis- schäftsstelle kommen. Sie sind immer tenten. Wir sind als Kaufleute tätig mit herzlich willkommen. verschiedenen Schwerpunkten. Wie ge- Genauso geht es den Wohnenden, sagt, wir sind anders und wir sind doch die in die Abteilungen „Buchhaltung“ für ALLE da. und „Fakturierung“ kommen. Fragen zu Die „Allgemeine Verwaltung“ ist, wie Betriebs- und Nebenkostenabrechnun- ihr Name schon sagt, für allgemeine gen für die Wohnung oder das Zimmer Aufgaben in der Verwaltung tätig. Hier und zum Stand der Mietzahlungen wer- ist die Arbeit anders als sonst in so ge- den umgehend beantwortet. Und auch nannten Sekretariaten. Zwar wird auch hier, wie in jeder Firma, der Postein- und ausgang bearbeitet, es werden Briefe geschrieben, Einladungen vorbereitet, es wird für die Bewirtung von Gästen gesorgt und es werden viele Telefonat entgegen genommen. Und hier beginnt
verträgen angestellt und vor allem mit monatlichen Gehaltszahlungen versorgt sind, würden doch die Menschen fehlen, die jeden Tag aufs Neue die Wohnenden unterstützen. Die Mitarbeitenden in der Verwaltung haben Kontakt zu den Wohnenden. Sie kennen die Menschen, die sich das In- tegrationsmodell und die dort Arbeiten- wenn eine offene Rechnung mal nicht den zur Lebensassistenz ausgesucht ha- sofort komplett bezahlt werden kann, ben. Es gibt Gelegenheiten, Wohnende finden die Mitarbeitenden gemeinsam zu besuchen: Eine Wohngemeinscheit mit den Wohnenden eine Lösung. lädt zum Essen ein. Gemeinsam wird ein Die Fakturierung steht mit den Mit- Garten winterfest gemacht. Feste wer- arbeitenden in den Wohnprojekten in den gefeiert. Wo immer man sich trifft: intensivem Kontakt. Jede einzeln er- Es ist da ein Verstehen und ein Mitein- brachte Leistung dort muss in Listen ander zu erleben, das heutzutage nicht verzeichnet werden. Die Wohnenden, mehr selbstverständlich ist. die die Leistung in Anspruch genommen Und deswegen sind wir anders, wir in haben, müssen dies durch ihre Unter- der Verwaltung und wir im Integrations- schrift bestätigen. Diese Dokumen- modell. Wir sind stolz darauf. te sind die Grundlage, nach denen die Rechnungen für die Kostenträger er- Mitarbeitende der Geschäftsstelle stellt werden. Und dann gibt es noch die „Personal- verwaltung“, ohne die im Integrations- modell nichts laufen würde. Denn wenn die Mitarbeitenden nicht mit Arbeits-
Zusammenhalt Paradies Gemeinsam Leidenschaft Wohnen Selbstbestimmung Zu Hause Lachen Party, Party Buntes Sehr gut! Vertrauensvoll Kochen Herzlich Miteinander Versorgt Loyal und treu Kollegial
sei mutiger Zufriedenheit Seele und Liebe Wandel Spaß Trauer Leben Improvisationsmodell Vielfältigkeit Schön Verständnis Super Brunch Bewegung Die helfen mir! Von Wohnenden und Mitarbeitenden: Mein IM-Wort
Zuhause IM Leben In meiner früheren Arbeit als Integrati- lichkeit verspricht, der einen Ruhepol onshelfer (bei einem anderen Träger) lag bietet und viele andere positive Emp- mein Arbeitsfeld hauptsächlich in der findungen mehr. Ich arbeite in einer Freizeitbegleitung von Menschen mit Wohngemeinschaft wo es natürlich Er- Beeinträchtigung, ab und an bereichert fahrungen zu genüge gibt, das eben mit Schulbegleitung. Nach diesen Ein- gesagte abzuschwächen. Es gibt Streit. sätzen war am Feierabend mein eindeu- Wohnende durchleben schwere Zeiten, tiges Gefühl, dass ich nun ´nach Hause´ Krankheiten. Menschen die einem lieb fahre. geworden sind, sterben. Dennoch ist In meiner jetzt über achtjährigen Tä- das grundsätzliche Gefühl wie vorhin tigkeit beim Integrationsmodell hat sich beschrieben: dieses Gefühl verlagert, dahingehend, Ich wechsle zwischen zwei „Zuhause“. dass mich der Gang zu meinem Arbeits- Zwischen meinem und dem der Woh- platz auch in „ein Zuhause“ führt. Und nenden in der WG. Ich bin dort Gast und auch wenn dieses Zuhause nicht meines fühle mich zugleich auch Zuhause. ist und ich vor Ort ein Gast bin, ist mein Dies bedeutet einen nicht zu unter- Gefühl zuhause zu sein weniger davon schätzenden Anstieg an Qualität in mei- getrennt. Denn mit einem Zuhause ver- nem Arbeitsalltag. binden die meisten Menschen – und Vielen Dank an die WG Kupferdreh. so auch ich – einen Platz der Behag- Philipp Ruhland
Ressourcenorientiert arbeiten Meine „Karriere“ beim IM begann mit zurücknehmen, wenn ein/e Wohnen- meinem Freiwilligen Sozialen Jahr. Ich de/r eine Aufgabe eigentlich auch allein kam aus der Schule und hatte bis dato bewältigen kann. Aber nur so geschieht noch keine nennenswerte Begegnung ressourcenorientierte Arbeit, wie ich sie mit Menschen mit Behinderung. Nun verstehe und in meiner Funktion auszu- studiere ich und bin in Teilzeit angestellt. üben versuche. Schön ist es dann, wenn Am Anfang war ich mir äußerst un- man sieht, dass der/die Wohnende/r schlüssig, ob der Bereich „Pflege“ etwas seine/ihre Fähigkeiten einsetzt und gar für mich sein würde. Mit der Erfahrung noch erweitern konnte. Und wenn mei- kam aber die Einsicht, dass es bei dieser ne Arbeit geschätzt wird! Natürlich gibt Arbeit weiß Gott nicht nur um Pflege es nicht nur schöne Zeiten. Hier geht es geht. Ich begleite Menschen mit einem halt auch normal zu. Nicht alles ist Frie- Handicap auf ihrem Lebensweg in allen de-Freude-Eierkuchen. Wenn ich mein Bereichen. Sei es Begleiten zum Arzt, Studium beendet habe und damit eine Unterstützen beim Einkaufen oder im neue Tätigkeit auf mich wartet, werde Haushalt oder zusammen Weihnachten ich die WG Kupferdreh – dann nach und Ostern feiern. Ein/e jede/r tut das, über 8 Jahren – aber sicherlich mit ei- was sie/er kann und wir AssistInnen hel- nem weinenden Auge verlassen. fen dabei. Ich selbst musste mich dabei des Öfteren in Geduld üben und mich Laura, ehemalige Mitarbeiterin
Erfahrungen einer Pflegefachkraft Seitdem ich seit fast sieben Jahren Wofür brauchen die denn da Kranken- als Pflegefachkraft beim IM bin, höre schwestern?“ ich immer wieder mal von Freunden, Das hab´ ich mich vorher auch ge- Bekannten, Ex-Kollegen (aus Kranken- fragt – im Vorstellungsgespräch hieß es haus/ Altenheim/ ambulanter Pflege … ) „Wir machen Lebensbegleitung“. die Frage: Und das trifft es. „Hmm … also Wohnen für Menschen Lebensbegleitung in so gut wie allen mit Behinderung … kein Heim also … was Bereichen – wir übernehmen Verant- machst du denn dann da als Pflegekraft? wortung für alle pflegerischen/ medi-
zinischen Belange der Wohnenden wie dass es bei fast allen Wohnenden ein Medikamentenversorgung, Arzttermine ganz großes Potential an persönlicher vereinbaren und begleiten, regelmäßi- Weiterentwicklung gibt. Auch und gera- ge Vorsorgeuntersuchungen im Auge de in Lebensbereichen wie Reflektions- behalten, beraten zu Gesundheits-, fähigkeit, Übernahme von Verantwor- Krankheits-, Ernährungs-, Befindlich- tung für die eigene soziale, körperliche keitsfragen, kümmern uns ums Manage- und psychische Befindlichkeit und die ment akuter Erkrankungen/ Verletzun- Gestaltung von Lebensraum und Bezie- gen, sprechen mit Eltern, Betreuern, hungen u.v.m. Therapeuten, unterstützen die Assis- Diese Potentiale zu sehen und – hof- tenten-Kollegen bei der Pflege und lei- fentlich – zur Entwicklung beizutragen, ten entsprechend an, bilden uns selbst auch mal was Unbequemes einzufor- fort, tauschen uns untereinander aus, dern, ist die gefühlt größte Herausfor- springen mal bei Notständen in anderen derung innerhalb der täglichen Arbeit; WGs ein, … nicht scharf abzugrenzen gegen die … und waschen, putzen, kaufen ein, Arbeit der Kollegen aus Assistenz und kochen mit den Wohnenden, begleiten Pädagogik. Ausflüge und Urlaube … mit der „klas- Eigene und andere Grenzen des Wol- sischen“ Pflegetätigkeit im Krankenhaus lens, Könnens und Können - Wollens zu also gar nicht vergleichbar. sehen und zu akzeptieren; immer wie- Vielleicht mehr andere, vielseitige- der neue Wege (ver-) suchen, nicht auf- re, buntere, spannendere, lautere, nicht geben, wenn es (noch) nicht geht. Nicht immer planbare Tage. Aber mit deutlich immer einfach, nicht immer so realisier- mehr Spaß, mehr persönlichem, enge- bar, aber möglich. rem, und viel mehr Bereiche umfassen- Wir arbeiten jeden Tag intensiv mit dem Kontakt, als ich das in ca. 30 Jahren Menschen zusammen, die unglaublich in herkömmlichen Einrichtungen erlebt liebenswert, spannend, mitreißend, in- habe. spirierend sind. Aber genauso wie ab- Daß das Konzept und die Möglichkei- lehnend, unzufrieden, nervtötend, träge ten, Fähigkeiten, Wünsche und Bedürf- oder gleichgültig sein können. Jede WG nisse von Wohnenden und Mitarbei- ist ein kleiner Mikrokosmos und so bunt tern nicht immer deckungsgleich sind, und vielseitig wie der Rest der Welt! Das ist klar. Und natürlich gibt es Tage und ist es, was mich zu (fast) jedem Dienst Situationen, wo nichts und niemand so gern kommen lässt und mir bei allen De- funktioniert wie geplant und gewollt, fiziten und Unzulänglichkeiten das Ge- wo ein ungeplantes Ereignis alles durch- fühl gibt, hier gern und richtig zu sein. einanderbringt und improvisiert wird (das „Improvisationsmodell“). Susanne Zabsky, Pflegefachkraft Und es gibt „Dauerbaustellen“. Für mich immer wieder die Wahrnehmung,
Angewiesen auf Pflege und Assistenz Erfahrungen mit der Scham Meine Situation: ich kann meine Arme Für Viele ist es das größte Problem, und Beine nicht bewegen. Folglich brau- sich im Intimbereich pflegen lassen zu che ich bei allen körperlichen Funktio- müssen. Dies verstärkt sich noch bei nen Unterstützung in jeglicher Hinsicht. Frauen, wenn die Intimpflege von einem Solange ich in meinem Elternhaus Mann übernommen werden muss. lebte, habe ich mich nicht für die Hilfe Was ich damals nicht erfahren habe geschämt, die ich in Anspruch nehmen ist, dass Pflege auch Entspannung, Er- musste, – egal in welcher Form. Mei- holung und Wohlfühlen sein kann an- ne Eltern signalisierten mir auch nie, statt eines technischen Vorgangs. dass ich mich dafür schämen müsste. Entscheidend ist für mich, dass meine Dort war Hilfe nehmen und Hilfe geben Assistenten konstante und mir vertrau- nichts Besonderes. te Personen sind und diese permanent Ich kann mich auch nicht erinnern, anwesend sind. Jede alltägliche Situa- ob ich mich geschämt habe, als meine tion, jedes kleine Bedürfnis erfordert Mutter den ersten Zivi in meiner Pfle- dies. Zum Beispiel, wenn mir in einem ge anlernte. Es war ja alles sauber. Ich Arbeitsgespräch die Nase läuft und ich habe Inkontinenzeinlagen getragen, die ohne meinen Assistenten bin, habe ich blütenrein sauber und frisch waren. Der nur die Wahl zwischen „Rotznase“ oder Anfang des Tages war nicht das Prob- der Möglichkeit, mir von einem unver- lem, sondern das Ende des Tages. Und trauten Menschen ins Gesicht fassen zu so ist es auch geblieben. Ich schäme lassen, um mir die Nase zu putzen. Das mich nicht, wenn ich mich duschen oder empfinde ich als äußerst unangenehm waschen lassen möchte, auch im Intim- und peinlich, da auch das Gesicht ein bereich. Wie die Hände gehört auch die sehr persönlicher Bereich ist. Man muss Scheide zum Körper. Das ist natürlich. sich nur vorstellen, das wäre die Hand So habe ich das gelernt. Und das hilft eines Vorgesetzten oder die des Mit- mir sehr. Kein Mensch der Inkontinenz- arbeiters, mit dem ich gerade ein schwie- einlagen trägt, tut dies zum Spaß. Er/ Sie riges dienstliches Gespräch führe. muss diese benutzen. So ist das auch Als Assistenznehmerin in sozialpäd- bei mir. agogischer Verantwortung. Meine Er-
fahrungen in der Angewiesenheit auf Bei meiner Einfühlung in die Woh- Assistenz prägen und bereichern meine nenden ist es mir wichtig, situativ zu berufliche Rolle als Sozialpädagogin. Sie entscheiden, wie Distanz und Nähe zu sind Basis meines Verständnisses für gestalten sind. die Situation der Wohnenden in ihrer Dadurch, dass ich mich tagaus tagein Abhängigkeit. Mein Mitfühlen entsteht in vielen Situationen mit meinen per- nicht nur in meinem Kopf, sondern wur- sönlichen Assistenten auseinander set- zelt in meinem Erleben. ze, um mich und meine Bedürfnisse zu Wenn zum Beispiel ein Wohnender, erklären, kenne ich auch viele Unsicher- der im Bett liegt, mehrfach hintereinan- heiten, Fragen und Ängste seitens der der schellt, das erste Mal um eine Tasse Assistenten. Diese Erfahrungen helfen Kaffee bittet, das zweite Mal weil das mir, mich in die Situation der Assisten- Handy nicht in für ihn erreichbarer Nähe ten in der WG einfühlen zu können. liegt, das dritte Mal, weil die Brille her- unter gefallen ist; dann muss das häufi- ge Schellen nicht eine Schikane sein. Es Sozialpädagogin als kann einfach eine Situation des Alltags sein, wie bei jedem anderen Menschen. Assistenznehmerin – Wie oft habe ich beobachtet, dass mei- Selbstständig durch ne Kollegen oder Freunde sich eine Tas- se Kaffee holen, sich hinsetzen, wieder Assistenz aufstehen, weil der Zucker vergessen wurde, sich hinsetzen, zur Zeitung grei- Meine schwere körperliche Behinde- fen, wiederum aufstehen müssen, weil rung und das in meiner Kindheit erlernte die Brille nicht in erreichbarer Nähe liegt. Umgehen damit, nämlich sie als meine Der Unterschied zwischen diesen bei- persönliche „normale“ Befindlichkeit den Beispielen ist, dass der eine Mensch anzunehmen, verhilft mir dazu, diese selbst mobil ist und er andere nicht und Haltung auch in mein Arbeitsleben zu also auf Assistenz angewiesen. übertragen. Für die Ausübung meiner Durch meine eigenen Erfahrungen sozialpädagogischen Verantwortung ist gehe ich meistens erstmal davon aus, meine Körperbehinderung nicht aus- dass der behinderte Mensch genau- schlaggebend. Wenn ich Mitarbeitende so wie der nicht behinderte in einem anleiten, korrigieren oder gar kritisieren solchen Moment nicht so sortiert war, muss, fühle ich mich trotz meiner star- um alles zu bedenken. Es macht mich ken Behinderung nicht klein und hilflos. betroffen und beschämt mich, bei Mit- Durch die Assistenz, die mich auch arbeitern und Kollegen hören zu müs- am Arbeitsplatz begleitet, habe ich das sen, wie häufig das beschriebene Ver- notwendige Selbstbewusstsein und die halten als Schikane oder böswilliges Möglichkeit, initiativ zu sein. Durch mei- Verhalten aufgefasst wird. ne Assistenten kann ich meine Nicht-
Mobilität fast ausgleichen. Daraus lässt sich leicht schließen, wie ich mich ohne meinen Assistenten fühle. Durch sei- ne Tätigkeit bin ich arbeitsfähig, kann ich selbstbewusst und uneingeschränkt arbeiten. Es ist mir möglich, Sitzungen zu leiten. Ich kann Notizen machen, be- diene meinen Kalender. Auch außerhäu- siges Arbeiten ist möglich (Autofahrten). Seine Tätigkeiten bewahren mich vor Peinlichkeiten und Hilflosigkeit. Ohne ihn fühle ich mich amputiert. Mein As- sistent gibt mir während meiner Arbeit, insbesondere bei Gesprächen, durch seine Anwesenheit Sicherheit. Er ver- vollständigt mich. Wenn keine Assistenz bei Arbeitsgesprächen dabei sein kann, wechsele ich sofort in eine andere Rolle. Es wird mir meine Selbstsicherheit und Selbstständigkeit genommen. Ich füh- le mich in der Situation fremdabhängig und unvollständig. Meine Assistenz habe ich, damit ich selbstständig bin. Eine Mieterin und pädagosische Mitarbeiterin
Betriebsratsarbeit und Sozialwirtschaft Gesellschaftliche Sozialwirtschaft zunehmend schwie- riger geworden ist, die wirtschaftliche und ökonomische Leistungserbringung und die erforder- Rahmenbedingungen lichen Personalkosten in ein Gleichge- wicht zu bringen. Insbesondere in den letzten beiden Zu Beginn der 1990er Jahre ist der Sozi- Jahrzehnten hat sich vor allem die Art al-und Gesundheitsdienst grundlegend und Weise der Leistungserbringung, so- umgestaltet und verändert worden. Aus wie deren Refinanzierung grundlegend der „Daseinsvorsorge“, die von gemein- gewandelt. Das Kostendeckungsprinzip nützigen und öffentlichen Trägern um- ist nach und nach vom Leistungsprinzip gesetzt wurde und deren Kosten erstat- abgelöst worden (Pro-Kopf-Pauschale, tet wurden, ist ein Wettbewerbsmodell Leistungskomplexe, Module). Mit die- geworden. Die Politik hat eine Konkur- sem Systemwechsel der Refinanzierung renz zwischen privaten und öffentli- von sozialen Dienstleistungen stehen chen Trägern geschaffen, um die Kosten sowohl die Finanzierungs- und Vergü- für den Sozialstaat zu reduzieren. tungsmodelle als auch die Vergütung Einrichtungen aus der Sozialwirt- der dort Tätigen permanent zur Disposi- schaft erbringen ihre Leistungen in tion. Der Druck auf die Personalkosten, einem speziellen Umfeld aus gesetz- ausgelöst u.a. durch die staatliche Spar- lichen Grundlagen, Leistungsvereinba- politik und die Unterfinanzierung des rungen mit „Kunden“ und Leistungsträ- Sozialsektors, führt regelmäßig zu neu- gern. An die dort Tätigen werden hohe en Gestaltungsvorschlägen durch deren Anforderungen in Bezug auf Qualifika- Träger. tion und Personalplanung gestellt. Über viele Jahrzehnte hinweg galt es Sozialwirtschaft kann unter verschie- quasi als Selbstverständlichkeit, sich in denen Aspekten betrachtet werden. den gemeinnützigen Unternehmen und Professionelle soziale Dienstleistungen Verbänden in ihren Arbeitsverträgen werden erbracht (erwirtschaftet) und an denen des öffentlichen Dienstes zu dann in Geld bewertet. Es ist ein offenes orientieren. Der TVöD, vormals BAT, Geheimnis, dass es für viele Träger der hatte die Wirkung eines Flächentarifes.
Diese Orientierung wurde von vielen zialwirtschaft aber allein nach Gesichts- Unternehmen und Vereinen aufgekün- punkten der Marktwirtschaft, wird sich digt und damit gravierend verändert. eine eigenständige Organisations-Kultur Damit wird die letzte Säule „geschliffen“, und ein unverwechselbares und sozial weil damit auch die Diskussion um die ausgerichtetes Unternehmens-Leitbild Professionalität derer befördert wird, nur schwerlich realisieren lassen. die im Sozial- und Gesundheitsdienst Soziale und gesellschaftliche Wer- ansonsten als sogenanntes „Humanka- te sind nicht nur für das eigene Selbst- pital“ große Wertschätzung genießen. verständnis von Bedeutung, sondern Man muss die berechtigte Sorge for- durchaus auch ein relevantes Merkmal mulieren, dass die Grenzen zwischen für die Wahrnehmung in der Öffent- freiwilligem Ehrenamt, Mini-Jobs, ge- lichkeit. Für einen langfristigen und ring entlohnten Hilfstätigkeiten und der überzeugenden Erfolg und die werte- fachlichen Arbeit in der Pflege und der orientierte Entwicklung einer Unter- sozialen Arbeit verschwimmen und ten- nehmenskultur sind Glaubwürdigkeit denziell aufgelöst werden. in der Außendarstellung, Fairness und Respekt im internen Umgang, die Be- achtung von gesundheitlichen Faktoren Unternehmerisches und eine angemessene Bezahlung von entscheidender Bedeutung. Der Spagat Handeln zwischen einer auf eigenständigen Wer- ten basierenden und zugleich dem be- Die Sozialwirtschaft als Leistungserbrin- triebswirtschaftlichen Erfolg verpflich- ger muss auf veränderte politische und teten Unternehmensführung ist Alltag ökonomische Rahmenbedingungen re- in der Sozialwirtschaft. Werte sollen der agieren. Wer als Anbieter von sozialen/ pflegerischen Dienstleistungen in einem marktwirtschaftlich und damit auf ein Gewinnstreben hin orientiertem System die „Spielregeln“ des Marktes nicht be- rücksichtigen kann, bekommt erhebliche Schwierigkeiten. Organisiert sich die So-
Orientierung dienen und auch Ziele be- der Verpflichtung, nicht nur Arbeitsplät- schreiben. ze zu sichern, sondern auch Strategien Der wesentliche Unterschied zwi- zu entwickeln und zu kommunizieren, schen Privat- und Sozialwirtschaft ist wie die inhaltliche Arbeit langfristig und die Gewinnorientierung- und maximi- strukturell abgesichert werden kann. rung. Gutes tun und dabei gutes Geld verdienen – wer wollte das nicht ? Als Dies meint insbesondere die Energie, Anspruch ist es leicht formuliert; In der welche notwendig ist, um perspekti- täglichen Arbeit zu entscheiden, was visch zu den tariflichen Verhältnissen den Vorrang hat, wenn doch beides des TVöD zurückzukehren und damit nicht zusammenpassen will, darin mag ein deutliches Signal an die Mitarbeiten- wohl eine der wesentlichsten Heraus- den zu senden, weil es auch und gera- forderungen bestehen. de um die monetäre Wertschätzung für Gerade im Sozial- und Gesundheits- die geleistete Arbeit (in allen Bereichen!) sektor sind die Träger, Vereine und ge- geht. meinwohlorientierten Verbände gut beraten, sich auf gemeinsame und trag- Uli Wolf, Betriebsrat fähige Strategien zu verständigen, um (Auszug aus einem längeren Artikel.) sich politisch durchsetzungsfähiger zu machen. Das IM als Mitgliedsverein im Paritätischen NRW ist permanent auf- gerufen und für die Mitarbeitenden in
Ehrenamt im Integrationsmodell Oft führt der Weg ins Ehrenamt über die Betätigung eigener Interessen. Vielseitigkeit ist das Kennzeichen für Durch das Dabeisein, das Mitmachen ehrenamtliche Tätigkeit im Integrations- bei Aktivitäten entstehen Begegnun- modell. gen. Teilnehmende werden zu Akteu- „Was wird denn da gebraucht?“ ist die ren, Empfänger werden zu Anbietern. Es häufig gestellte Frage. „Was kann man ist ein Nehmen und Geben. Man nimmt da machen?“ – DAS KOMMT DRAUF teil an einer Aktivität (z.B. beim Malen), AN! FAST ALLES! Grundsätzlich gilt: macht mit für sich selbst und man sieht, Jeder, der an ehrenamtlicher Arbeit in- wo ein kleiner Handgriff nötig ist, mal teressiert ist, wird „gebraucht“. Wir su- hier, mal da – und so wird man „Unter- chen so lange gemeinsam nach der rich- stützerIn“. tigen Aufgabe, dem richtigen „Ort“, bis Durch einen Besuch des „Basar- es passt. Manchmal ist das sehr schnell Cafés“ kommt jemand regelmäßig zu klar, manchmal dauert es länger. Nur sel- Veranstaltungen, wirkt beim Flohmarkt ten finden wir nicht zusammen. mit, beteiligt sich aktiv an Veranstaltun- Besonders gut „passt“ ein Ehrenamt, gen – ehrenamtlich ebenso wie „passiv“ wenn persönliche Interessen von beiden teilnehmend. Seiten sich decken. (Hier ist das Wort Manche kommen auch durch Vermitt- „Bedarf“ falsch.) lung der Ehrenamtsagentur der Stadt Eine Frührentnerin meldete sich. Sie Essen hat nur vage Vorstellungen von dem, EhrenamlerIn werden kann, wer schö- was sie tun könnte - Gesellschaftsspie- ne Stimmung liebt, wer gern mit Men- le? Im Beruf ist sie Kosmetikerin gewe- schen zusammen ist, gerne Räume ein- sen. Dem trauert sie nach. Nun also: ladend macht, gerne Gespräche führt, kosmetische Beratung – ehrenamtlich: gerne im Team arbeitet, eigene Talente Hautpflege, Tipps zum Schminken. Eine einbringen will, gerne kreativ gestaltet, schöne Sache für beide Seiten. gerne anpackt …
Manche schaffen schnell „was weg“. Andere machen ein Angebot. Andere sind einfach da, setzen sich dazu, hören zu. Diese Arbeite schenkt Lebensquali- So kommt es zum: tät und sie ist unbezahlbar. • Mitwirken bei Gartenarbeit, Veran- Ehrenamtler kriegen viel, wenn auch staltungsräume vor und nachbereiten, kein Geld. allerlei Küchendienst, Veranstaltungs- Was bereichert und macht doch nicht service; reich? DAS EHRENAMT! • sich Beteiligen beim Kegeln, Sport- „ … aber bestimmt kannst du was gruppen (Fußball, Tischtennis, Fitness), anderes!“ … tröstet eine Frau mit Behin- verschiedenen Kreativangeboten, bei derung (!) eine Frau ohne Behinderung (!), Aktivgruppen; als diese die Knüpftechnik nicht sofort • sich Einbringen beim Inklusiven Poli- versteht. tischen Stammtisch, beim Literaturge- sprächskreis; Um es mit dem Motto der Fachtagung • Begleiten bei individuellen Interes- 2014 zu sagen: sen, bei Ausflügen, Freizeitaktivitäten, Spazieren gehen, beim Schwimmen. Gemeinsamkeit Der Vielseitigkeit der ehrenamtlichen macht alle stark! Tätigkeiten entspricht der Vielfalt und Jede ehrenamtliche Tätigkeit ist ein Verschiedenartigkeit der Menschen, die ganz großes Geschenk! dabei zusammen kommen. Männer und Frauen, Junge Menschen, Studentin- nen, Berufstätige, Ruheständlerinnen, Menschen mit und ohne Behinderung.
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