Informationen zur Influenza-Pandemie - Schweinegrippe

 
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Informationen zur Influenza-Pandemie – Schweinegrippe
/ Neue Grippe Stand: 28. August 2009

Die sogenannte Schweinegrippe ist eine ansteckende Atemwegserkrankung, die sich
erstmals seit 2009 in Europa ausbreitet. Der Grippevirus (Influenza A/H1N1) ist durch
genetische Vermischungen (u.a. mit Influenza-Viren der Schweine) entstanden und stellt
einen neuen Virustyp der Influenza dar. Er trifft beim Menschen bislang kaum auf Immunität.
In Fachkreisen wird diese Influenza deswegen „Neue Grippe“ genannt. Diese in Mexiko
erstmals aufgetretene Variante des Virus ist von Mensch zu Mensch übertragbar, nicht aber
über Schweinefleisch. Der Infektionsweg geht über die Atemwegs-Tröpfcheninfektion und
über Schmierkontakte (Hände!). Mit Wasser und Seife ist das Virus gut inaktivierbar – es
sind keine Desinfektionsmittel erforderlich. Persönliche vorbeugende Maßnahmen sind:

   •   regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife
   •   Menschenansammlungen meiden
   •   engen Kontakt mit Kranken meiden

Weltweit breitet sich diese Neue Grippe zur Zeit immer weiter aus, so daß die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 11. Juni 2009 die höchste Pandemiewarnphase 6
(weltweite Epidemie) ausgerufen hat. Allerdings erkrankten Mitte August 2009 in ganz
Deutschland binnen einer Woche lediglich ca. 500 Personen und bei der Mehrheit der Fälle
(knapp 80 Prozent) wurde eine mögliche Infektion im Ausland angegeben.

Eine mögliche Ansteckung kann bereits 1 Tag vor dem Auftreten der ersten
Krankheitszeichen und bis zu 7 Tagen nach dem Erkrankungsbeginn erfolgen (bei Kindern
bis zu 10 Tagen). Ein Erkrankungsverdacht ist ärztlicherseits beim Gesundheitsamt
meldepflichtig (Verordnung vom 30. April 2009). Die Symptome der neuen Grippe sind
ähnlich wie bei der saisonalen Influenza (Wintergrippe). Die ersten Symptome sind:

   •   hohes Fieber
   •   plötzlich beginnendes, heftiges Krankheitsgefühl
   •   Muskel-, Glieder- und/ oder Kopfschmerzen
   •   Halsschmerzen oder Schnupfen
   •   Husten oder Atemnot

Bislang ist unklar, ob es im Herbst 2009 oder später zu einer krisenhaften Zuspitzung der
Erkrankungshäufung kommen wird. Grippeviren verändern ihr Erbgut ständig. Im
Unterschied zur saisonalen Influenza, ist die weitere Entwicklung des neuen Erregers
nicht vorherzusehen. In früheren Pandemien gab es häufig eine zweite, schwerere Welle.
Perspektivisch befürchten Fachleute, daß sich die Aggressivität der derzeit vergleichsweise
harmlos verlaufenden Neuen Grippe mit gefährlicheren krankmachenden Potenzen anderer
Grippeviren vermischen kann, beispielsweise mit den bedrohlichen Eigenschaften der
Vogelgrippe (Influenza A/H5N1).

                     Neue Grippe – Merkblatt – Unfallkasse Nord - Seite 1
Die WHO hat die Pandemie bislang als moderat eingestuft und die Erkrankung verläuft in
Mitteleuropa vergleichsweise milde. Todesfälle häuften sich bislang nur auf dem
amerikanischen Kontinent, in Großbritannien und in Ländern mit schlechter
Gesundheitsversorgung. Derzeit wird ein Impfstoff produziert. Für 30% der Bevölkerung
Deutschlands haben die Bundesländer Impfstoff angefordert. Eine Schutzimpfung ist
besonders bei Risikopersonen indiziert: Schwangere, Ältere und abwehrgeschwächte oder
chronische Erkrankte / Herz-Lungenkranke Personen. Besondere exponierte
Berufsgruppen werden vorrangig geimpft: z.B: Gesundheitswesen, Feuerwehr, Polizei und
der Justizvollzug. Für den Fall, daß der Betriebsarzt an diesen Arbeitsplätzen impft, ist
seitens des Bundes vorgesehen, daß die gesetzliche Krankenkasse des jeweiligen
Arbeitnehmers die Kostenpauschale von 28 € trägt. Der Impfstoff wird ab Herbst 2009
zusätzlich zur saisonalen Grippe in den Arztpraxen erhältlich sein (Kassen-Chip-Karte ohne
10 Euro-Gebühr). Eine Impfung gegen die Schweinegrippe kann eine Impfung gegen die
saisonale Grippe (Wintergrippe) nicht ersetzen. Der Impfstoff soll voraussichtlich ähnlich gut
verträglich sein, wie bisherige Grippeimpfstoffe. Die klinischen Teste laufen jetzt an.
Allerdings gibt es warnende Stimmen aufgrund der neuen Rezeptur, bislang sind es jedoch
nur theoretische Risikoerwägungen (siehe Paul-Ehrlich-Institut). Aufgrund der unsicheren
Immunitätslage muß zweimal geimpft werden. Zwischen der 1. und der 2. Impfung sollten
etwa 2 Wochen vergehen. Etwa 10 Tage nach der 2. Impfung ist der Schutz vollständig.

Die Diagnosestellung der Influenza erfolgt beim niedergelassenen Arzt aufgrund des
klinischen Befundes. Wünscht ein Patient eine Labor-Abklärung, ist die Untersuchung privat
zu bezahlen, denn nur im begründeten Ausnahmefall trägt die Krankenkasse eine PCR-
Untersuchung oder gar einen Influenza-Schnelltest.

Besonders schwer Erkrankte können innerhalb der ersten 48 Stunden mit modernen
antiviralen Medikamenten behandelt werden: z.B. Neuraminidase-Hemmer Tamiflu ® und
Relenza ®. Die Länder haben für durchschnittlich 20% der Bevölkerung einen Vorrat an
antiviralen Arzneimitteln angelegt. Diese Medikamente sind für Erkrankte mit einem hohen
Risiko für Komplikationen vorgesehen. Deutsche Apotheken geben Tamiflu ® nur auf
ärztliches Rezept ab – zehn Kapseln zum Preis von ca. 33,36 Euro. Jedoch für Personen,
die nicht zu den Risikogruppen zählen, empfiehlt das Robert Koch-Institut eine
symptomatische Therapie. Eine Prophylaxe mit den oben genannten Mitteln wird zur Zeit
bis auf ganz wenige medizinische Ausnahmen nicht zugelassen. Von einer privat-
individuellen Bevorratung mit antiviralen Mitteln wird ausdrücklich abgeraten. Die
Eigendiagnose ist unzuverlässig und die Therapie bedarf unbedingt ärztlicher Kontrolle
(Nebenwirkungen und Resistenzgefahr - vor allem bei fehlerhafter Anwendung).

Im Arbeitsschutz ist eine betriebliche Pandemieplanung angeraten. Der Arbeitgeber
sollte ein Krisenmanagement vorbereiten, welches insbesondere den biologischen
Arbeitsschutz des Personals für eine Pandemiezeit von ca. 2 Monaten in ausreichender
Bevorratung ermöglicht. Mittels Gefährdungsbeurteilung sollte er insbesondere für
Publikums- und Betreuungskontakte einschätzen, ob z.B. FFP1-Atemschutz, Handschuhe
oder Einmalschutzkittel zu stellen sind - Lieferengpässe sind wahrscheinlich!). Das Virus ist
vorläufig in die Risikogruppe 3 laut BioStoffV eingestuft. Es ist zu erwarten, daß 25 - 30 %
(wahrscheinliche Zahl) bis max. 50 % der aktiven Beschäftigten erkranken und nicht am
Arbeitsplatz erscheinen – Fehlzeit jeweils ca. 2 Wochen. Deswegen sollten alle Betriebe die
unverzichtbaren Tätigkeiten einschätzen und vorplanen – d.h. Minimalbetrieb, Rufdienste
und Schlüsselkompetenzen sind im Krisenplan aufzulisten:

   •   Aufrechterhaltung des Dienst- oder Geschäftsbetriebes (z.B: Zahlungsverkehr)
   •   personelle sowie fachliche Notbesetzung (abteilungsübergreifende Vertretungslisten)

                      Neue Grippe – Merkblatt – Unfallkasse Nord - Seite 2
•   betriebliche Funktionsfähigkeit (z.B. IT-Betrieb, Maschinenwartung ...)
   •   Sicherstellung betrieblicher Vertragspflichten (Dienstleistungen, Liefertermine ...)
   •   Schutz der Betriebsmittel und -einrichtungen (z.B. Anlagensicherheit)
   •   öffentliche Ordnung (z.B. behördliches Genehmigungswesen, Vollzug)
   •   öffentliche Versorgung (z.B: Wasser, Energie, Verkehr...)
   •   soziale und medizinische Hilfeleistung (Gesundheitswesen, ambulante Dienste ...)

Es gilt das praktizierte Arbeitsrecht. Der Arbeitgeber trägt das Beschäftigungsrisiko. Der
Ausbruch einer Pandemie berechtigt jedoch Arbeitnehmer nicht, der Arbeit fernzubleiben und
sich auf ein Leistungsverweigerungsrecht zu berufen. Dies gilt selbst dann, wenn der
Mitarbeiter durch Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Kundenkontakte einem
erhöhten Risiko ausgesetzt ist. Soweit sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer darüber einig sind,
kann der Arbeitgeber den Mitarbeiter ohne Bezahlung freistellen.

Autor: Dr. med. Andreas Dittmann

Unfallkasse Nord, Abteilung Prävention und Arbeitsschutz - Facharzt für Arbeitsmedizin und
Allergologie, Lungen- und Bronchialheilkunde, Neuraltherapie (IGNH)

Weiterführende Links – siehe Folgeseite

                     Neue Grippe – Merkblatt – Unfallkasse Nord - Seite 3
Weiterführende Internetlinks zur Neuen Grippe:

    Allgemeines zur Influenza / Neue Grippe

Influenza – allgemeine Situation in Deutschland

    http://www.rki.de/cln_116/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/IPV/Schweineinfluenza__Situation.html

Influenza - Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Neuen Grippe

    http://www.rki.de/cln_100/nn_200120/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/IPV/FAQ__schweineinfluenza
    __tab__ges.html

Informationen zu Schweinegrippe - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

    http://www.bzga.de/schweinegrippe/

Hinweise und Verhaltenstipps – Fremdsprachliche Flyer

    http://www.bundesregierung.de/nn_56546/Content/DE/Artikel/IB/Artikel/2009-07-15-neue-
    grippe.html

    Impfung und Therapie

Impfung – Fragen und Antworten - Gesundheitsministerin

    http://www.bmg.bund.de/cln_091/nn_1605522/SharedDocs/Standardartikel/DE/AZ/S/Glossar-
    Schweinegrippe/Fragen-und-Antworten-Impfen.html?__nnn=true

Impfung – Fragen und Antworten - Paul-Ehrlich-Institut

    http://www.pei.de/cln_116/nn_1509734/DE/infos/fachkreise/impf-fach/schweineinfluenza/faq/faq-
    node.html?__nnn=true

Impfung – Risikoüberlegungen - Paul-Ehrlich-Institut

    http://www.pei.de/cln_116/nn_1509734/DE/infos/presse/presse-briefing-statement.html

Medikamente zur Behandlung der Influenza

    http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Influenza.pdf

    Öffentliche Belange und Info

Bundesgesundheitsministerium – allgemeine Information

    http://www.bmg.bund.de/cln_091/DE/Gesundheit/Schweinegrippe/schweinegrippe__node.html?_
    _nnn=true

                      Neue Grippe – Merkblatt – Unfallkasse Nord - Seite 4
Robert Koch-Institut – Influenza Pandemie – öffentliche Gesundheit

    http://www.rki.de/cln_116/nn_196658/DE/Content/InfAZ/I/Influenza/IPV/IPV__Node.html?__nnn=
    true

Maßnahmen im Bereich des öffentlichen Lebens - Gesundheitsministerin

    http://www.bmg.bund.de/nn_1605522/SharedDocs/Standardartikel/DE/AZ/S/Glossar-
    Schweinegrippe/Ma_C3_9Fnahmen__oeffentliches__Leben.html?__nnn=true

Gesundheitsbehörde Schleswig-Holstein

    http://www.schleswig-
    holstein.de/MSGF/DE/Gesundheit/OeffentlicherGesundheitsdienst/NeueInfluenza/neueInfluenza
    __node.html

Gesundheitsbehörde Hamburg

    http://www.hamburg.de/schweinegrippe/

Bundesärztekammer

    http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=1.306.7072

    Arbeitsschutz

DGUV - Informationen zur Neuen Grippe

    http://www.dguv.de/inhalt/praevention/themen_a_z/biol_gefaehrdung/mexikogrippe/index.jsp

BauA – Ausschuß biologische Arbeitsstoffe – Maßnahmen im Gesundheitswesen

    http://www.baua.de/nn_15408/de/Themen-von-A-Z/Biologische-
    Arbeitsstoffe/TRBA/pdf/Beschluss-609.pdf

BauA – Biologische Arbeitsstoffe - Einstufung

    http://www.baua.de/nn_86680/de/Themen-von-A-Z/Biologische-Arbeitsstoffe/ABAS/aus-dem-
    ABAS/pdf/Schweinegrippe.pdf

Arbeitsschutz - Linkliste

    http://www.zoonosen.bayern.de/aktuelles/neue_grippe.htm

    Arbeitsrecht

Arbeitsrecht – Fernbleiben vom Arbeitsplatz – Entsendung ins Ausland

    http://www.ihk24-
    lueneburg.de/servicemarken/presse/Schweinegrippe/NeueGrippeundArbeitsrecht.jsp

    Betriebliche Pandemieplanung

                      Neue Grippe – Merkblatt – Unfallkasse Nord - Seite 5
Betriebliche Pandemieplanung – Handbuch mit Checklisten - ausführlich

    http://www.gesundheitsamt-bw.de/servlet/PB/show/1238642/Handbuch BePP Version 2.2B
    071220.pdf

Betriebliche Pandemieplanung – Kurzübersicht

    http://www.ihk24-lueneburg.de/servicemarken/presse/Schweinegrippe/Betr_Pandemieplan.pdf

Betriebliche Pandemieplanung - Checkliste des VDBW für Firmen

    http://www.vdbw.de/fileadmin/01-Redaktion/05-Presse/02-
    PDF/Grippe/Checkliste_fuer_Firmen_im_Rahmen_der_Influenza.pdf

Betriebliche Pandemieplanung – Verband der Betriebsärzte - VDBW

    http://www.vdbw.de/Aktuell-
    Detailansicht.27.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=360&tx_ttnews[backPid]=3&cHash=c
    cad90281c

    Pandemieplanung im Krankenhaus und Arztpraxis

Krankenhäuser - Pandemieplanung

    http://www.dkgev.de/media/file/6355.RS269-09_Anlage1.pdf

Krankenhäuser - Pandemieplanung in der Großstadt Hamburg - Zahlen

    http://www.bag-zna.de/pdf/referate/symposium_4/huggett.pdf

Krankenhäuser - Empfehlungen zur Bevorratung

    http://www.schleswig-
    holstein.de/MSGF/DE/Gesundheit/OeffentlicherGesundheitsdienst/InfektionsschutzImpfungen/infl
    uenzaPandemiePlanSHBevorrat,templateId=raw,property=publicationFile.pdf

Krankenhäuser – Infos der Deutschen Krankenhausgesellschaft

    http://www.dkgev.de/dkg.php/cat/43/aid/6256

Arztpraxen – Risikomanagement zur Influenzapandemie

    http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.7.47.6922

                     Neue Grippe – Merkblatt – Unfallkasse Nord - Seite 6
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