INFORMELL - ERDBEBEN STÜRZT HAITI INS ELEND PHILIPPINEN - DAS HOFFEN DER PINOYS RECHT AUF FAIRE PREISE - OEME ...

Die Seite wird erstellt Katharina Schilling
 
WEITER LESEN
informell
Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden 1.10

       Erdbeben stürzt Haiti ins Elend
  Philippinen – das Hoffen der Pinoys
                Recht auf faire Preise
INHALT                                                                                                                                                          EDITORIAL

        S4:         Haiti im Elend
                    Ein Jahrhunderterdbeben hat Mitte Januar den bitter-
                                                                                                                                                                        «Leere solange nicht
                    armen Karibikstaat Haiti erschüttert und etwa 300 000
                    Menschen getötet. Die Situation ist nach wie vor                                                                                                    dein Wasserglas
                                                                                                                                                                        bis Regen fällt»
                    prekär. HEKS leistet Soforthilfe.

        S12: Philippinen
                    Naturkatastrophen und bewaffnete Konflikte werfen die                                                                                               Die Erzählungen über die philippinische Frau sind eindrück-
                    Philippinen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung immer                                                                                             lich. Sie hat sehr vieles erlebt. Sie hat Dinge gesehen, die ein
                    wieder zurück. Die Pinoys versuchen die Unbill des
                    Lebens mit einem Lachen zu parieren.                                                                                                                Mensch nicht sehen sollte. Und für ihre Familie gekämpft. Die
                                                                                                                                                                        Rede ist von Aida Tumbaga Sebio. Aida hat Träume, Träume
                                                                                                                                                                        von einem Dach über dem Kopf, von Bildung für ihre Enkel und
                                                                                                                                                                        davon, dass ihre Familie wenigstens einmal am Tag zu essen
                                                                                                                                                                        hat. Ihre Geschichte finden Sie auf Seite 17.
        S26: Recht auf faire Preise
                                                                                                                                                                        Schwerpunkt dieses Informells sind die
                    Gesunde Nahrung ist die Grundlage für das Leben.
                    Was sollen jene verdienen, die an der Scholle für unser                                                                                             Philippinen. Wir nehmen Sie mit auf die
                    tägliches Brot arbeiten? Eine Bäuerin aus Rafz über
                    die Herausforderungen für die Landwirtschaft in der
                                                                                                                                                                        Inselgruppen im Pazifischen Ozean, er-
                    Schweiz und im Süden.                                                                                                                               zählen ihnen vom Leben, den Bräuchen
                                                                                                                                                                        und den Schwierigkeiten der Menschen
                                                                                                                                                                        dort und von unseren Projekten. HEKS
        S6:	Aktuell: BFA, HEKS und mission 21
                                                                                                                                                                        fördert etwa den Bananenexport armer
        S13:	Leben auf den Philippinen
                                                                                                                                                                        Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf
        S14:        Projekte: China, Kongo, Philippinen                                                                                                                 der Insel Mindanao.
        S17:        Porträt: Aida Tumbaga Sebio: Leben auf der Flucht                                                                                                   Neu wird HEKS dieses Jahr eine Inland-
        S18:	Nachrichten                                                                                                                                                kampagne zum Thema soziale Integra-
        S20:	Film: Chicken Curry                                                                                                                                        tion lancieren. Warum die Kampagne
        S21:        Bücher                                                                                                                                              Blickwechsel heisst, lesen Sie auf Seite 8. Gleich auf der
        S23:	Angebot: Referenten                                                                                                                                        nächsten Seite 9 erfahren Sie, wie mission 21, DM-échange
        S24:	Veranstaltungen                                                                                                                                            et mission und Cevi mit der Kampagne «Anstoss zum Aus-
                                                                                                                                                                        gleich – Fairplay für Afrika» einen Beitrag dazu leisten, dass
        Titelbild: Ein Schweisser in einem philippinischen Landlosen Projekt von HEKS schweisst das Dach einer Zuckerrohrmühle zusammen.
                                                                                                                                                                        die Menschen in Südafrika mit all ihren Herausforderungen
        informell               BFA – Brot für alle                                              Redaktion                            Erscheint viermal jährlich
                                                                                                                                                                        und Problemen nach der Fussball-WM nicht wieder vergessen
        Mitteilungen der        Monbijoustrasse 29, Postfach 5621, 3001 Bern
                                Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64
                                                                                                 Peter Dettwiler (ped) OeME
                                                                                                 Cornelia Kabus (ck) mission 21
                                                                                                                                      im März, Juni, September und
                                                                                                                                      November
                                                                                                                                                                        werden.
        evangelischen
        Werke für die           E-Mail: bfa @ bfa-ppp.ch, Webseite: www.brotfueralle.ch
                                Spendenkonto: 40 - 984-9
                                                                                                 Katharina Morello (km) BFA
                                                                                                 Christina Wallat (cw) HEKS
                                                                                                                                      PC 40 -726233-2 mission 21
                                                                                                                                      ISSN 1660 - 3788
                                                                                                                                                                        Im Kirchenfenster stellen wir Ihnen schliesslich eine Schweizer
        Kirchgemeinden.
        Herausgegeben von       HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz               Schlussredaktion
                                                                                                 Cornelia Kabus (verantwor tlich)
                                                                                                                                      Adressänderungen und
                                                                                                                                      Abonnementsverwaltung
                                                                                                                                                                        Bäuerin vor, die schildert, was die Öffnung der Grenzen für die
        BFA, HEKS, mission 21   Seminarstrasse 28, Postfach, 8042 Zürich
        und den OeME-           Tel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01                            Telefon: 061 260 22 49
                                                                                                 Missionsstrasse 21, 4003 Basel
                                                                                                                                      Administration mission 21
                                                                                                                                      Missionsstrasse 21, 4003 Basel
                                                                                                                                                                        Landwirtschaft bedeutet.
        Fachstellen             E-Mail: info @ heks.ch, Webseite: www.heks.ch
                                Spendenkonto: 80 -1115-1                                         E-Mail: informell @ mission-21.org   Telefon: 061 260 21 20
                                                                                                                                      Telefax: 061 260 22 68
                                                                                                                                                                        Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre und grüsse herzlich.
                                                                                                 Layout
                                mission 21 – evangelisches missionswerk basel                    Jundt und Par tner, Basel            E-Mail: info@mission-21.org
                                Missionsstrasse 21, 4003 Basel                                   E-Mail: hpjundt @ datacomm.ch        Foto Titelbild: Maya Doetzkies/
                                Tel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22                                                                 HEKS, Foto Rückseite:
                                E-Mail: info @  mission - 21.org, Webseite: www.mission-21.org   Druck
                                                                                                 Werner Druck AG, Basel               Karin Desmarowitz/HEKS
                                Spendenkonto: 40 -726233-2
                                OeME-Fachstellen der Kantonalkirchen
                                Webseite: www.oeme.ch
                                                                                                                                                                                                                        Christina Wallat
2   INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                       INFORMELL 1 l 10   3
Humanitäre Hilfe Haiti: Rasches                                                                                                                                                                     Die Humanitäre Hilfe von HEKS

        Handeln ist gefragt
                                                                                                                                                                                                            HEKS leistet nach Naturkatastrophen sowie während
                                                                                                                                                                                                            oder nach bewaffneten Konflikten Humanitäre Hilfe
                                                                                                                                                                                                            mit dem Ziel, einer sofortigen und andauernden
                                                                                                                                                                                                            Verbesserung der Lebenssituation der betroffenen
                                                                                                                                                                                                            Menschen. Als ein im internationalen Kontext eher
                                                                                                                                                                                                            kleines Hilfswerk kann HEKS den Anforderungen
        Am Abend des 12. Januar 2010 hat ein                                                                                                                                                                an Professionalität und Qualität nur genügen, wenn
                                                                                                                                                                                                            es für seine Humanitäre Hilfe klare Prioritäten setzt.
        schweres Erdbeben der Stärke 7.0 den                                                                                                                                                                Deshalb wird ein umfassender Ansatz nur in jenen
        Karibikstaat Haiti erschüttert. Das Zen-                                                                                                                                                            HEKS-Schwerpunktländern bzw. -regionen verfolgt,
        trum lag 15 Kilometer westlich der Haupt-                       person aus der Schweiz verstärkt. Diese organisiert die          setzen, haben sich HEKS und die DEZA Mitte Februar                 in denen ein erhöhtes Katastrophenrisiko besteht.
                                                                        Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Orga-             entschieden, gemeinsam mit dem Bürgermeisteramt von
        stadt Port-au-Prince. Zahlreiche Gebäude                        nisationen, damit sicher gestellt werden kann, dass sich         Pétion-Ville hundert Familien je ein Zelt zu geben. 500
                                                                                                                                                                                                            Hier setzt die Humanitäre Hilfe von HEKS in vier
        stürzten in sich zusammen und begruben                                                                                                                                                              Bereichen an:
                                                                        die Arbeit von HEKS reibungslos in die nationalen und            bis 1000 Menschen werden nun bei ihrem ursprünglichen              • bei der Vorbereitung auf mögliche Katastrophen,
        über 300 000 Menschen unter sich. Etwa                          internationalen humanitären Aktivitäten in Haiti einfügt         Zuhause ein Dach über dem Kopf haben. Die Rückkehr                 welche die Risikoanalyse, das Frühwarnsystem und
        1.5 Millionen Menschen sind obdachlos.                          und die Synergien optimal genutzt werden. Gleichzeitig           in die Quartiere auf die ehemaligen Grundstücke ist er-            die operationelle Vorbereitung auf ein Katastrophe-
        HEKS, das Hilfswerk der Evangelischen Kir-                      stellt diese HEKS-Delegierte die zweckmässige Verwendung         schwert durch den Schutt, den die zusammengestürzten               nereignis umfasst;
                                                                        der Gelder vor Ort sicher. Zwei weitere HEKS-Delegierte,         Häuser verursachten und der vielfach einfach liegenbleibt.
        chen Schweiz, leistet für die Erdbebenopfer                     ein Baufachmann und ein Generalist, sind Mitte Februar           HEKS und die DEZA stellen deshalb auch Werkzeuge
                                                                                                                                                                                                            • bei der Soforthilfe;
        auf Haiti Sofort- und Wiederaufbauhilfe.                                                                                                                                                            • beim Wiederaufbau und bei der Rehabilitation;
                                                                        nach Haiti geflogen; sie evaluieren vor Ort die Situation        wie Schaufeln und Schubkarren zur Verfügung, damit die             • bei der Prävention von Katastrophen und Kon-
        Humanitäre Hilfe dieses Ausmasses braucht enorme                und planen die Wiederaufbauprojekte.                             Menschen ihre Grundstücke frei machen können, um ihr               flikten.
        Ressourcen, rasche Entscheide und schnelles Handeln.                                                                             Zelt aufzustellen. Die Werkzeuge werden am Ende des                HEKS unterhält regelmässige Arbeitsbeziehungen zu
        HEKS ist seit 37 Jahren auf Haiti mit Entwicklungs- und            Soforthilfe und Wiederaufbau Das Koordinationsbüro            Projektes an die Quartierkomitees zur weiteren Nutzung             ACT Allianz (Action by Churches Together), der glo-
        Soforthilfeprojekten tätig, verfügt über lokale Partner-           von HEKS in Port-au-Prince hat rasch gehandelt und mit        abgegeben. Gleichzeitig wird bereits der Wiederaufbau              balen Allianz protestantischer und orthodoxer Kirchen
        organisationen und hat ein Koordinationsbüro in Port-              der Hilfe für die notleidende Bevölkerung begonnen: 42        vorbereitet. Die beiden HEKS-Delegierten planen vor                und ihnen nahestehender Hilfswerke unter dem Dach
        au-Prince. Dank dieser guten Vernetzung und lokaler                lokale Angestellte bereiten in einer Grossküche täglich       Ort die Wiederaufbauprojekte. Diese werden sich auf                des Weltkirchenrates. HEKS ist zudem eine akkreditierte
        Mitarbeitenden vor Ort konnte mit der Umsetzung der                3000 warme Mahlzeiten zu. Diese werden in zwölf Camps         ländliche Gebiete konzentrieren, denn vom Erdbeben                 Partnerorganisation der Glückskette.
        Soforthilfe schnell und effizient nach dem Erdbeben                in Pétion-Ville, einem Vorort von Port-au-Prince, verteilt.   zerstörte, abgelegene Regionen wurden bisher kaum                  Spendenkonto: PC 80-1115-1 Vermerk «Erdbeben
        begonnen werden.                                                   Verwendet werden frische Zutaten, die lokal eingekauft        unterstützt. Gerade diese sind jedoch zusätzlich auf Hilfe         auf Haiti»
        Um die Koordinatorin vor Ort zu unterstützen, hat HEKS             werden. Häufig gibt es Reis, Bohnen oder Gemüse. Diese        angewiesen, da sie mit einer Vielzahl von Heimkehrenden
        das Koordinationsbüro in Port-au-Prince um eine Fach-              Soforthilfe ist vorerst auf drei Monate bis Ende April        aus Port-au-Prince konfrontiert sind. HEKS plant den
                                                                                                      angelegt. Da die Regenzeit         Wiederaufbau von Privathäusern und
                                                                                                      beginnt, verteilt HEKS an          von gemeinnütziger Infrastruktur, ergänzt Allein ein paar Decken sind ihr geblieben: das Haus der Haitianerin existiert nicht
        Überlebende räumen die Trümmer eines zerstörten Hauses in Port-au-Prince zur Seite.                                                                                         mehr. Fotos: Paul Jeffrey/ACT
                                                                                                      1300 Familien Plachen. Diese       werden diese Arbeiten mit einkommens-
                                                                                                      Familien wohnen zurzeit in         generierenden Massnahmen.
                                                                                                      den 12 Camps, in denen HEKS        Die bestehenden Projekte werden wei-
                                                                                                      auch die warmen Mahlzeiten         tergeführt und teilweise intensiviert,
                                                                                                      verteilt. Die Plachen schützen     denn sie sind noch nötiger als je zuvor:
                                                                                                      genauso wie Zelte vor dem          Im Südwesten der Insel, im Departement
                                                                                                      Regen und können flexibel          Grand’Anse, ist HEKS seit Jahrzehnten
                                                                                                      aufgespannt werden.                im Bereich Ernährungssicherung, u.a. mit
                                                                                                      Aus Sicherheits- und Hygie-        Landwirtschaftsprojekten aktiv. Mit der
                                                                                                      negründen ist ein zu langer        erdbebenbedingten Migration von der
                                                                                                      Aufenthalt in den spontan ent-     Hauptstadt in die Provinzen – alleine ins
                                                                                                      standenen Übergangs-Camps          Departement Grand’Anse kehren etwa
                                                                                                      (inzwischen sind es 425 Camps      99 000 Erdbebenopfer zurück - stehen
                                                                                                      mit über einer halben Million      dort die Menschen vor neuen Proble-
                                                                                                      Menschen) problematisch.           men. Sie müssen viel grössere Familien
                                                                                                      Die Camps sind überfüllt. Es       versorgen, haben jedoch oft kaum genü-
                                                                                                      gibt keine Privatsphäre. Es        gend Nahrung für sich selbst. Die neue
                                                                                                      ist deshalb wichtig, dass die      Aussaat steht kurz bevor, und es besteht
                                                                                                      Erdbebenopfer so schnell wie       nun das Risiko, dass sie mangels anderer
                                                                                                      möglich auf ihre Grundstücke       Nahrungsmittel das Saatgut essen.
                                                                                                      zurückkehren können. Die           Bis Ende Februar erhielt HEKS über 3
                                                                                                      Menschen wollen nach wie           Millionen Franken Spenden für die Opfer
                                                                                                      vor draussen schlafen und die      des Erdbebens auf Haiti. HEKS bedankt
                                                                                                      Regenzeit setzt ein. Um die        sich bei allen Spenderinnen und Spendern
                                                                                                      Menschen zur Rückkehr zu           für ihre grosszügige Unterstützung.
                                                                                                      animieren und ein Zeichen zu                                             HEKS

4   INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                                    INFORMELL 1 l 10   5
BFA-AKTUELL                                                                                                                      BFA-AKTUELL

        Welthunger: Gipfel der                                            EinBlick – Zusammenhänge                                       Katerstimmung nach                                               verlangen zuerst ein Eingeständnis dieser Schuld, ohne
                                                                                                                                                                                                          dieses sie ihrerseits nicht bereit sind, etwas in Sachen
        Ignoranz                                                          besser verstehen                                               Kopenhagen                                                       Klima zu unternehmen. Auch bei der Frage des anvisier-
                                                                                                                                                                                                          ten Zieles von maximal zwei Grad Erwärmung scheiden
        Eine Milliarde Menschen leiden weltweit an Hunger                 Ärmere und schwächere Länder haben die Kehrseite               Es war ein dramatischer Moment. Mit Tränen in
                                                                                                                                                                                                          sich die Geister. Für einzelne Länder, wie zum Beispiel
        und Unterernährung – eine neue Rekordzahl! Es schien              der Globalisierung von Anbeginn zu spüren bekommen.            den Augen wandte sich der Vertreter des Insel-
                                                                                                                                                                                                          den Inselstaat Tuvalu, sind schon zwei Grad zuviel. Sie
        unumgänglich, dass die Staatengemeinschaft rasche und             Transnationale Unternehmen hingegen profitieren davon,         staates Tuvalu an die Konferenz: «Eure Entschei-
                                                                                                                                                                                                          werden trotzdem überschwemmt, selbst wenn das schwer
        konkrete Massnahmen beschliesst. Doch der Welternäh-              dass Sozial- und Umweltnormen fehlen. Unter dem Druck          dung bedeutet für uns den Untergang – ist euch
                                                                                                                                                                                                          erreichbare Ziel erreicht würde. So wurden in Kopenha-
        rungsgipfel der UN-Organisation für Landwirtschaft                wirtschaftlicher Sachzwänge scheuen sich Regierungen           das bewusst?» Darauf folgte ein kurzes, betre-
                                                                                                                                                                                                          gen auf der einen Seite ehrgeizigere Ziel verlangt, was
        und Ernährung (FAO) vergangenen November in Rom                   allzu oft, diese Unternehmen in die Pflicht zu nehmen. Brot    tenes Schweigen, die Konferenzleiterin dankte
                                                                                                                                                                                                          wiederum die Industrieländer als völlig unrealistisch
        ernüchterte und enttäuschte vom ersten Tag an: Statt              für alle und Fastenopfer treten seit mehr als 40 Jahren für    für die engagierten Worte, dann kam das nächste
                                                                                                                                                                                                          erklärten und kategorisch ablehnten.
        Diskussion und Austausch, statt Beschlüsse und Ver-               ein Wirtschaften ein, das sich am globalen Gemeinwohl          Statement.
                                                                                                                                                                                                          Wie weiter nun also? «Wenn man die Latte ganz tief
        pflichtungen nur tagelange Reden von Staatsvertretern,            orientiert und die Armut überwinden hilft: Die Wirtschaft
                                                                                                                                         Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik bei Brot               setzt, kann man sagen: Positiv ist nach Kopenhagen
        bei denen nichts herauskam, was den Hunger bekämpfen              hat dem Menschen zu dienen, nicht umgekehrt. Heute
                                                                                                                                         für alle, hat die Klimakonferenz in Kopenhagen vor               wenigstens, dass niemand mehr sagt, Klimaerwärmung
        würde. Bezeichnend für den Verlauf des Gipfels war,               bedeutet dies, dass den Menschenrechtsabkommen auch
                                                                                                                                         Ort verfolgt. «Die Konferenz ist gescheitert!», so seine         findet nicht statt. Positiv ist auch, dass Umweltorganisa-
        dass die Abschlusserklärung bereits zu Tagungsbeginn              für das Verhalten von Wirtschaftsunternehmen Geltung
                                                                                                                                         nüchterne (oder: ernüchterte?) Bilanz. Die in aller Eile         tionen, Hilfswerke und kirchliche Organisationen stark
        verabschiedet wurde. Konkrete Aktivitäten wurden in               verschafft werden muss. Normen, die dem Schutz der
                                                                                                                                         und ganz zuletzt noch ausgehandelte Übereinkunft ist für         aufgetreten sind und sich noch besser vernetzt haben.
        der Folge keine beschlossen, finanzielle Verantwortung            menschlichen Würde dienen, dürfen nicht länger dem
                                                                                                                                         Baumann ein Kompromiss, der weltweit nicht tragfähig             So nimmt der öffentliche Druck zu. Vielleicht trägt das
        übernahm niemand. Die beiden in Rom anwesenden                    Verfolgen wirtschaftlicher Ziele untergeordnet werden.
                                                                                                                                         ist: «Sogar die Länder, die bei der Aushandlung mithalfen,       auch dazu bei, dass die Regierungen erkennen, dass sie
        Vertreter von Brot für alle kritisierten denn auch die            Das Heft EinBlick nimmt die globale Entwicklung der
                                                                                                                                         kritisierten zuletzt im Plenum, dass dies nicht ausreiche,       in Kopenhagen keine grosse Leistung erbracht haben,
        Schweizer Stellungnahme, die insbesondere die Rolle der           Diskussion um Wirtschaft und Menschenrechte auf. Wir
                                                                                                                                         der Klimabedrohung gerecht zu werden!» Auch dem                  dass sie ihre Hausaufgaben machen und bis zur nächsten
        Privatwirtschaft bei der Lösung der Ernährungsprobleme            sind überzeugt: Menschenrechte sind keine Frage der Frei-
                                                                                                                                         vordergründig positiven finanziellen Aspekt der Überein-         Konferenz in Mexiko weitere Schritte tun müssen. Das
        für zentral hält. Es sei jedoch gerade die Agroindustrie,         willigkeit. Die grosse menschenrechtliche «Schutzlücke»
                                                                                                                                         kunft – ab 2020 sollen die Industrieländer jährlich 100          ist zumindest meine Hoffnung», sagt Miges Baumann.
        die durch ihren hohen Landverschleiss und die Verdrän-            ist dringend zu schliessen, auf internationaler Ebene, wie                                                                                                E ntwicklungspolitik , B rot
                                                                                                                                         Milliarden Dollar für die Entwicklungsländer aufbrin-                                                                     für alle
        gung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft wesentlich zum           auch in der nationalen Gesetzgebung.
                                                                                                                                         gen – kann der Entwick-
        Hungerproblem beitrage!                                           EinBlick zum Thema «Wir tschaft und Menschenrechte» ist bei    lungspolitiker nicht viel
                                                                          Brot für alle für Fr. 5.–/Stück zuzüglich Por to erhältlich.   abgewinnen. Das Geld sei
        Intensives Arbeiten am Parallelforum Lebendiger,                  031 380 65 65 oder unter material@bfa-ppp.ch
                                                                                                                                         an Bedingungen geknüpft,
        lösungsorientierter und mit Basisnähe ging es derweil am
                                                                                                                                         die im Moment überhaupt
        Parallelforum zum Gipfel zu und her, wo sich die Dele-                                                                                                            Die Trümmer der gescheiterten Klimakonferenz im Schnee von Kopenhagen. Foto: z.V.g.
                                                                                                                                         nicht erfüllt sind: Die USA
        gierten der Zivilgesellschaft versammelten. Ihr Zugang zur
                                                                                                                                         verlangt, dass China sich
        offiziellen Veranstaltung war sehr eingeschränkt. Umso
                                                                                                                                         kontrollieren lässt, was Chi-
        intensiver arbeiteten die rund 700 Vertreterinnen und
                                                                                                                                         na im Moment nicht will.
        Vertreter von indigenen Völkern, Bauern-, Frauen- und
                                                                                                                                         Und in der Regel sei solches
        Entwicklungsorganisationen an einer Abschlusserklärung,
                                                                                                                                         Geld kein neues Geld, son-
        die am letzten Tag des Gipfels der FAO zumindest vor-
                                                                                                                                         dern werde einfach aus den
        gestellt werden durfte. Am Parallelforum machten von
                                                                                                                                         Entwicklungsbudgets abge-
        der Nahrungskrise direkt Betroffene auf eindrückliche
                                                                                                                                         zogen, neu als Klimageld
        Weise klar, dass es nicht noch mehr Liberalisierung und
                                                                                                                                         deklariert und fehle dann
        Industrialisierung braucht. Vielmehr tue eine konsequente
                                                                                                                                         anderswo.
        Förderung der umweltfreundlichen, kleinbäuerlichen
        Landwirtschaft Not, wie bereits der Weltagrarbericht
                                                                                                                                         Ein wirklich tiefer Graben
        2009 festgestellt hat. Eine reine Steigerung der Nah-
                                                                           The Global Food Challenge                                     Laut Baumann hat sich
        rungsmittelproduktion durch mehr Dünger und Saatgut
                                                                           Passend zum Thema: Die von Brot für alle mit heraus-          in den Verhandlungen in
        beendet den Hunger nicht. Wie das Beispiel Indien zeigt:
                                                                           gegebene Publikation «The Global Food Challenge               Kopenhagen einmal mehr
        Eine Nation kann Lebensmittelüberschuss produzieren –
                                                                           – Towards a Human Rights Approach to Trade and                gezeigt, wie tief der Gra-
        während im Land dennoch Millionen hungern.
                                                         E ster W olf      Investment» behandelt die Rolle des Welthandels in            ben zwischen dem reichen
                                      Entwicklungspolitik Brot für alle    Bezug auf Nahrungssicherheit, die Hintergründe der            Norden und den armen
                                                                           Nahrungskrise, die Rolle der Spekulation sowie die            Entwicklungsländern wirk-
                                                                           Bedeutung der ausländischen Investitionen und ihre            lich ist. Ausgehend von
                                                                           Einflüsse auf die Ernährungslage – und setzt alles in         den Fakten sind die In-
                                                                           den Bezugsrahmen zum Recht auf Nahrung und den                dustrieländer zu rund 70
                                                                           Menschenrechten. Perfekte Hintergrundinformationen            Prozent verantwortlich für
                                                                           mit den neuesten Zahlen und in Englisch für Leute, die        den Klimawandel. Diese
                                                                           in dieser Fragestellung etwas tiefer gehen wollen.            Verantwortung will jedoch
                                                                           Erhältlich bei Brot für alle für Fr. 5.– / Stück zuzüglich    niemand übernehmen, ja,
                                                                           Porto. 031 380 65 65 oder unter                               im Grunde noch nicht ein-
                                                                           material@bfa-ppp.ch                                           mal darüber reden. Die Ent-
                                                                                                                                         wicklungsländer wiederum
6   INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                                   INFORMELL 1 l 10       7
HEKS-AKTUELL                                                                                                               MISSION 21-AKTUELL

        HEKS lancier t «Mein Hilfswerk» Neue HEKS-Inlandkampagne:                                                                  Anstoss zum Ausgleich –                                             Faszination Afrika
        Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) «Blickwechsel»                                                      Fairplay für Afrika                                                 Neben Fussball-Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hat
        lanciert eine Aktion, bei der sich die Bevölkerung zum                                                                                                                                         sich Altbundesrat Adolf Ogi als Patronatsträger
                                                                   Integration bedeutet, einen Schritt aufeinander zuzugehen       Die Kampagne «Anstoss zum Ausgleich – Fairplay                      von «Anstoss zum Ausgleich» zur Verfügung ge-
        zukünftigen Auftritt des Hilfswerks äussern kann. Die
                                                                   und je auch die andere Seite wahrzunehmen. «Blickwech-          für Afrika» von mission 21, DM-échange et missi-                    stellt. Informell bat ihn, zu folgenden Stichworten
        Aktion ist Teil einer langfristigen Strategie, HEKS bei
                                                                   sel» ist deshalb das Thema dieser Integrationswoche.            on und Cevi leistet einen Beitrag dazu, dass die                    ein kurzes Statement abzugeben:
        der Schweizer Bevölkerung noch bekannter zu machen.
                                                                   Ziel ist es, den sozial Benachteiligten in der Schweiz eine     Menschen in Südafrika mit all ihren Herausfor-
        Denn Bekanntheit ist eine wichtige Voraussetzung, damit                                                                                                                                        Beziehung zu Afrika:
                                                                   Stimme zu geben und auf ihre Situation aufmerksam zu            derungen und Problemen nach der Fussball-WM
        Anliegen und Arbeit des Hilfswerks von breiten Teilen                                                                                                                                          Ein faszinierender Kontinent mit einer faszinierenden
                                                                   machen. Deshalb findet vom 22. bis 27. März dieses              nicht wieder vergessen werden. Patronatsträger
        der Bevölkerung mitgetragen und unterstützt werden.                                                                                                                                            Natur- und Tierwelt und faszinierenden Menschen.
                                                                   Jahr zum ersten Mal die nationale Integrationswoche             sind Adolf Ogi und Ottmar Hitzfeld.
        Mit dem Aufruf «Mein Hilfswerk» soll geklärt werden, ob                                                                                                                                        Stellenwert von Fuss-
                                                                   von HEKS statt.                                                 Vom 11. Juni bis 11. Juli 2010 findet zum ersten Mal eine
        eine der zwei neu geschaffenen Bezeichnungen Respecta                                                                                                                                          ball in Afrika:
                                                                   HEKS betreibt in der Schweiz sechs Regionalstellen mit          Fussball-Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden statt.
        oder Vitalibra in kirchlichen Kreisen sowie bei einem                                                                                                                                          Fussball fördert Frie-
                                                                   über vierzig Projekten. Durch seine Tätigkeit im Inland         Mit dem Projekt «Anstoss zum Ausgleich – Fairplay für
        breiten Publikum besser ankommen als die aktuellen                                                                                                                                             den und Völkerver-
                                                                   leistet HEKS einen wichtigen Beitrag an die soziale             Afrika» setzen sich mission 21, DM-échange et mission
        Abkürzungen HEKS und EPER. Steht die Abkürzung                                                                                                                                                 ständigung und ist
                                                                   Integration von benachteiligten Bevölkerungsgruppen             und Cevi dafür ein, dass die Südafrikanerinnen und
        HEKS bzw. EPER für Tradition und Beständigkeit, so                                                                                                                                             eine Weltsprache, die
                                                                   und damit auch zum gesellschaftlichen und sozialen              Südafrikaner nach der Fussball-WM mit ihren Problemen
        steht Respecta für die Botschaft von Respekt und an-                                                                                                                                           von allen verstanden
                                                                   Zusammenhalt in der Schweiz. In jeder Region in der             nicht alleine gelassen werden. Pia Moser von mission 21
        waltschaftlichem Handeln; Vitalibra steht für Freiheit,                                                                                                                                        wird; diese Sprache
                                                                   HEKS tätig ist finden während der Integrationswoche             ist als Gesamtprojektleiterin für «Anstoss zum Ausgleich»
        Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Die Unterzeilen                                                                                                                                           braucht es in Afrika.
                                                                   «Blickwechsel» bzw. Begegnungen statt zwischen pro-             verantwortlich. «Wir wollen dazu anstossen», so die
        «Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz» respek-                                                                                                                                          Bedeutung des afri-
                                                                   minenten Persönlichkeiten und Begünstigten von HEKS.            fussballbegeisterte Theologin, «im Süden und im Nor-
        tive «Entraide protestante suisse» bleiben in jedem Fall                                                                                                                                       kanischen Fussballs
                                                                   Jeweils eine prominente Persönlichkeit wird eine sozial         den sowie zwischen Süden und Norden einen Ausgleich
        erhalten.                                                                                                                                                                                      in der Welt des Fuss-
                                                                   benachteiligte Person einen Tag lang in ihrem Alltag            zu schaffen. Konkret heisst das, gerechte Bedingungen
        HEKS lanciert einen breit angelegten Meinungsbildungs-                                                                                                                                         balls:
                                                                   begleiten und umgekehrt, um einen Einblick in die               für alle Menschen zu schaffen, egal welcher Hautfarbe,
        Prozess. Bis am 31. Mai 2010 kann der favorisierten                                                                                                                                            Eine Bereicherung und
                                                                   Lebenswelt des jeweils anderen zu erhalten. Ziel ist es,        welchen Geschlechts oder aus welcher Schicht.»
        Bezeichnung elektronisch auf www.meinhilfswerk.ch                                                                                                                                              zugleich eine Heraus-
                                                                   dass beide einen Schritt aufeinander zugehen und die                                                                                                        Altbundesrat Adolf Ogi ist ehemaliger Untergene-
        oder schriftlich per Talon die Stimme gegeben werden.                                                                                                                                          forderung. Oder wie ralsekretär und Sonderberater des UNO-General-
                                                                   Lebenswelt des anderen kennenlernen. In jeder Region,           Benefizturniere für zwei Projekte in Afrika Die aktu-
        Die Vernehmlassung hat konsultativen Charakter. Je nach                                                                                                                                        es ein Zitat von Ro- sekretärs für Sport in Entwicklung und Frieden.
                                                                   in der HEKS tätig ist, finden auch Stadtrundgänge zum           elle und attraktive Homepage www.anstoss2010.ch mit
        Abstimmungsergebnis wird der Stiftungsrat von HEKS                                                                                                                                             ger Milla, Kamerun, Foto: zVg
                                                                   Thema soziale Integration statt.                                Hintergrundberichten über die Weltmeisterschaft, den
        über das weitere Vorgehen entscheiden.                                                                                                                                                         am besten ausdrückt:
                                                                   Weitere Informationen zu den Stadtrundgängen und der            Fussball und das Leben in Afrika und ein Wochenende
                                                                                                                                                                                                       «Fussball ist das, was einem kleinen Land ermöglicht,
                                                                   Inlandkampagne unter www.heks.ch/Inlandkampagne                 mit Fussball-Benefizspielen in der ganzen Schweiz sind
                                                                                                                                                                                                       gross zu werden.»
                                                                                                                                   die Hauptmassnahmen der Kampagne. Mit der Benefiz-
                                                                                                                                                                                                       Generellen Erwartungen an die Fussball-Weltmeisterschaft
                                                                                                                                   Aktion «Anstoss zum Ausgleich» laden Cevi, mission 21
                                                                                                                                                                                                       in Südafrika:
                                                                                                                                   und DM-échange et mission die ganze Schweiz ein, am
                                                                                                                                                                                                       Fairplay, spannende Spiele, viel Freude und Begeiste-
                                                                                                                                   Wochenende vom 5. und 6. Juni 2010 zugunsten nachhal-
                                                                                                                                                                                                       rung um den runden Ball und für Südafrika und seine
                                                                                                                                   tiger Projekte in Südafrika Fussball zu spielen. Der Erlös
                                                                                                                                                                                                       Vielfältigkeit.
                                                                                                                                   aller Turniere kommt je zur Hälfte der Cevi-Arbeit und der
                                                                                                                                                                                                       Die Rolle der Schweizer Fussball Nationalmannschaft
                                                                                                                                   Projektarbeit von mission 21 und DM-échange et mission
                                                                                                                                                                                                       an der WM:
                                                                                                                                   zugute. Mit ihrer Teilnahme an diesen Fussballturnieren
                                                                                                                                                                                                       Ich freue mich, dass unsere Nationalmannschaft dabei
                                                                                                                                   unterstützen Jung und Alt ein Heim für behinderte Kin-
                                                                                                                                                                                                       ist und ich wünsche ihr viel Erfolg – auf dass wir die
                                                                                                                                   der und Jugendliche sowie ein Gesundheitsprogramm in
                                                                                                                                                                                                       Schweizer Spiele möglichst lange verfolgen können.
                                                                                                                                   Südafrika (Spenden unter: PC 40-726233-2).

                                                                                                                                   «Faszinierende Menschen»: Jugendliche in Afrika spielen mit grosser Begeisterung Fussball. Foto: mission 21

                                                                   HEKS TG job unterstützt seit mehr als zehn Jahren Erwerbslose
                                                                   bei der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven.
                                                                   Foto: Annette Boutellier / HEKS

8   INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                               INFORMELL 1 l 10         9
MISSION 21-AKTUELL                                                                                                           MISSION 21-AKTUELL

       3. Missionssynode von                                          Verteidigung von Menschenrechten oder den interreligi-
                                                                      ösen Dialog. Es gibt spirituelle Momente und biblische
                                                                                                                                    Religion in Freiheit und Würde                             Würde» ist die Förderung des friedlichen Zusammenle-
                                                                                                                                                                                               bens verschiedener Religionen in Konfliktgebieten. Dazu
       mission 21 im Zentrum für                                      Betrachtungen. Das Motto der Synode ist «Glauben              Mit dem interreligiösen Projekt «Religion in Frei-         möchten wir ideell und finanziell beitragen. Zudem scheint
       Migrationskirchen                                              bewegt – Glauben verbindet» – über Grenzen hinweg,
                                                                      in alle Richtungen.
                                                                                                                                    heit und Würde» setzen sich die reformierten
                                                                                                                                    Landeskirchen der Kantone Aargau, Luzern,
                                                                                                                                                                                               uns der muslimisch-christliche Dialog nach Annahme der
                                                                                                                                                                                               Minarett-Initiative nötiger denn je.
       Auf Einladung der Reformierten Kirche Zürich fin-              Warum tagt die Missionssynode in Zürich?                      St. Gallen, Solothurn, Thurgau, Zug und Zürich             Das Thema der verfolgten Christen bewegt, berührt und
       det die Missionssynode 2010 von mission 21 vom                 Die Synode tagt schon zum zweiten Mal ausserhalb Basels.      sowie mission 21 für die Anliegen verfolgter Men-          verunsichert viele Menschen in der Schweiz. Wie kann
       17.– 19. Juni im Zentrum für Migrationskirchen                 Davon profitieren beide Seiten: Die Delegierten lernen        schen ein. Warum sich das Mitmachen lohnt, erläu-          sich Ihre Kirchgemeinde aktiv für die Anliegen verfolgter
       in Zürich-Wipkingen statt. Silke Fehrenbach, die               den Schweizerischen Kontext durch die Unterbringung in        tern Barbara Fischer, Präsidentin der reformierten         Menschen einsetzen?
       Koordinatorin der Synode bei mission 21, beant-                Gastfamilien und Gemeinden besser kennen. Die Schwei-         Kirchenpflege Aarau, und Dr. Halit Duran, Präsident        Mit Fürbitte, mit Referaten von Fachleuten, mit dem
       wortet die wichtigsten Fragen zur Synode                       zer Kirchen nehmen Anteil an unserer internationalen          des Verbandes Aargauer Muslime (VAM).                      Vorführen des Films «Der Imam und der Pastor», mit
                                                                      Gemeinschaft, vielfältige Begegnungen zwischen Christen                                                                  der Ermöglichung eines Dialogs zwischen Christen
       Die Missionssynode – was darf man darunter verste-
                                                                      und Christinnen aus aller Welt werden möglich.                Halit Duran, was bedeu-                                    und Muslimen, mit dem
       hen?
                                                                      Ist es Zufall, dass die Synode im Zentrum für Migra-          tet das Projekt «Religion                                  Vorstellen des Projektes
       Die Synode ist das höchste Gremium von mission 21.
                                                                      tionskirchen stattfindet?                                     in Freiheit und Würde»                                     am Gemeindesonntag,
       Wir sind eine internationale Gemeinschaft von Kirchen
                                                                      Das Entstehen der Migrationskirchen ist ein Ausdruck          für Sie persönlich?                                        mit dem finanziellen Bei-
       und Organisationen in Europa, Asien, Afrika und Latein-
                                                                      dafür, dass Mission keine Einbahnstrasse mehr ist. Hier in    Als Schweizer Muslim                                       trag.
       amerika. Viele verdanken ihre Existenz der europäischen
                                                                      der Schweiz leben Christen aus dem Süden ihren Glauben        bin ich selbst Teil einer                                  Welches ist Ihre Bot-
       Missionsbewegung, sind aber heute eigenständige und
                                                                      und sind Teil der weltweiten Kirche. Diese Verbindung         Minderheit. Daher bin                                      schaft an potentielle Teil-
       lebendige Partner. Ihre Delegierten an die Synode sind
                                                                      wollen wir deutlich machen und freuen uns über die            ich auf die Situation re-                                  nehmer der Kampagne
       an Entscheidungen beteiligt und übernehmen mit Ver-
                                                                      Beteiligung der Migrationskirchen z.B. am Eröffnungs-         ligiöser Minderheiten                                      «Religion in Freiheit und
       antwortung für unsere Arbeit.
                                                                      gottesdienst an der Synode.                                   sensibilisiert. Ich beg-                                   Würde»?
       Was erwartet die Besucher an der Synode?
                                                                      Haben Sie Interesse, Delegierte im Zeitraum vom 16.           rüsse das Projekt sehr, da                                 mission 21 weiss auf-
       Die Missionssynode ist öffentlich, Besucher und Besuche-
                                                                      – 20. Juni zu beherbergen und etwas über sie, ihr Land        es Friedensprojekte zur                                    grund langjähriger Be-
       rinnen sind herzlich eingeladen. Neben den statuarischen
                                                                      und die Arbeit in ihren Kirchen zu erfahren? J. Traub,        besseren Verständigung                                     ziehungen zu Partnerkir-
       Geschäften hören sie Berichte aus der vielfältigen Arbeit
                                                                      Fachstelle OEME, Tel. 044 258 9239, johanna.traub@            zwischen den Religions-                                    chen in den Spannungs-
       in den Partnerkirchen: bspw. über den Schutz natürlicher
                                                                      zh.ref.ch, nimmt ihre Meldung gerne entgegen.                 gemeinschaften fördert.                                    gebieten Indonesien und
       und kultureller Ressourcen, die Stärkung von Frauen, die
                                                                      Das Programm inklusive der Abendveranstaltung am 17.          Warum braucht es im Der Elektroingenieur Dr. Halit Du-     Nigeria, wie oftmals öko- Barbara Fischer ist Präsidentin
                                                                      Juni finden Sie im beiliegenden Flyer.                        Jahr 2010 ein Projekt, ran ist Präsident des Verbandes     nomische, ethnische und der reformierten Kirchenpflege
       Eindrücke von der Missionssynode 2007 in Bern: Momentaufnah-
       men vom abschliessenden Missionsfest und den Synodeverhand-
                                                                                                               S ilke F ehrenbach   das sich für Verfolgte und Aargauer Muslime (VAM).                                     Aarau, Synodalin und Mitglied der
                                                                                                                                                                                               politische Fakten religiös kantonalen OeME-Kommission.
       lungen. Fotos: mission 21                                                                                                    für die Verständigung                                      interpretiert und instru-
                                                                       Am Missionsfest die weltweite Kirche                         zwischen Religionen und                                    mentalisiert werden. Sie
                                                                                                                                    Kulturen einsetzt?                                         setzt sich einerseits vehement für verfolgte Christinnen
                                                                       erleben                                                      Es ist sehr bedauerlich, aber es bestehen immer noch       und Christen ein, fördert aber gleichzeitig mit allen Kräf-
                                                                       Zum Abschluss der Missionssynode findet am Sonntag           sehr viele Missverständnisse und Vorurteile zwischen den   ten den interreligiösen Dialog. Mit diesem Projekt haben
                                                                       20. Juni der vom Schweizer Fernsehen direkt über-            Religionsgemeinschaften. Wie leicht durch Desinforma-      wir die Gewähr, dass unsere Spende gezielt und effizient
                                                                       tragene Sonntagsgottesdienst mit anschliessendem             tionen eine breite Ablehnung entstehen kann, haben wir     für die Förderung des interreligiösen Zusammenlebens
                                                                       Missionsfest rund ums Grossmünster statt. Mit einem          im Zuge der Minarettinitiative gesehen.                    eingesetzt wird.
                                                                       vielseitigen Programm wird die Vielfalt der weltweiten       Wie können sich Christen und Muslime gemeinsam für
                                                                       Kirche mit allen Sinnen erlebbar gemacht: Essen und          Toleranz und Religionsfreiheit einsetzen?
                                                                       Getränke aus verschiedenen Ländern warten ebenso auf         Der Schlüssel liegt in einem offenen, vorurteilsfreien
                                                                       ein bunt gemischtes Publikum wie internationale Musik        aufeinander Zugehen. Wir müssen uns für ein friedliches     Solidaritätsbeitrag für Verfolgte in Not
                                                                       und interessante Workshops. Der Grossmünsterplatz            Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen auf            «Religion in Freiheit und Würde» bietet den Kirchge-
                                                                       im Herzen von Zürich ermöglicht es mit seiner Weite,         der ganzen Welt einsetzen.                                  meinden die Möglichkeit, sich solidarisch, differenziert
                                                                       dass Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinan-           In welcher Form unterstützt der Verband Aargauer            und engagiert mit dem Thema der Christenverfolgung
                                                                       der ins Gespräch kommen. Spiel- und Bastelangebote           Muslime dieses Projekt?                                     auseinanderzusetzen: mit Veranstaltungen, durch das
                                                                       für die kleinen Besucher runden das Programm des             Wir werden von unserem Verband aus das Projekt direkt       Gebet und durch finanzielle Unterstützung. Damit
                                                                       diesjährigen Missionsfestes ab.                              finanziell unterstützen. Daneben werden wir das Projekt     Friedensprojekte in Indonesien und Nordnigeria ent-
                                                                                                                                    bei unseren Mitgliedsvereinen bekannt machen und an         wickelt und umgesetzt werden können, ist mission 21
                                                                                                                                    der Basis weitere finanzielle Unterstützung anregen. Und    auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Ziel ist es,
                                                                                                                                    natürlich tragen wir das Projekt ideell mit – im Sinne      in den nächsten zwei Jahren mindestens 100 Kirch-
                                                                                                                                    der Friedensförderung zwischen den Religionsgemein-         gemeinden mit einem Unterstützungsbeitrag von je
                                                                                                                                    schaften.                                                   1000 Franken jährlich für dieses Projekt zu gewinnen.
                                                                                                                                                                                                Bereits beteiligen sich 55 Kirchgemeinden an dieser
                                                                                                                                                                                                Kampagne.
                                                                                                                                    Barbara Fischer, warum beteiligt sich die reformierte       Auf www.mission-21.org finden Sie die Interviews in
                                                                                                                                    Kirchgemeinde Aarau am Projekt «Religion in Freiheit        voller Länge und weitere Informationen zu «Religion
                                                                                                                                    und Würde»?                                                 in Freiheit und Würde».
                                                                                                                                    Schwerpunkt des Projektes «Religion in Freiheit und
10 INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                       INFORMELL 1 l 10     11
LEBEN AUF DEN PHILIPPINEN

       Philippinen
       Diesen Witz erzählen sie Fremden gern:
       7000 Inseln gehören zu den Philippinen
       – bei Flut. Bei Ebbe sind es 7100. Mag
       dieses Zahlenspiel nun stimmen oder
       nicht, sicher ist, dass der Archipel expo-
       niert und damit vielen Stürmen ausge-                    immer wieder zurück. Aber auch die bewaffneten Kon-
       setzt ist, die von Osten über den Pazifik                flikte auf der südlichsten Insel, Mindanao, die seit 30
                                                                Jahren immer wieder ausbrechen und sich manchmal
       ziehen. Dauerte früher die Taifun-Saison                 zu regelrechten Kriegen ausbreiten, wirken hemmend.
       von August bis Dezember, beginnt sie                     Der Grund dieser Konflikte ist, dass sich muslimische
       heute schon im Juni. Im Oktober 2009                     Gruppen kulturell und religiös eher zum Kulturkreis             Gemeinsamer Umzug: Ein Haus wird versetzt. Fotos: Maya Doetzkies / HEKS
       wurden acht Millionen Menschen von zwei                  von Indonesien/Malaysia zugehörig fühlen statt zur
       Stürmen heimgesucht. HEKS leistete Not-                  weit entfernten Hauptstadt Manila, des zu 90 Prozent
                                                                katholischen Landes. Die Muslime möchten mehr Un-
       hilfe und unterstützt noch Tausende beim
                                                                abhängigkeit. Gräbt man tiefer nach den Wurzeln des
       Wiederaufbau ihres Lebens.                               Dauerkonflikts, stösst man auf soziale und materielle
       Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche       Ungerechtigkeiten, oft geht es um Verteilungskämpfe
       werfen das Land in seiner wirtschaftlichen Entwicklung   zwischen Arm und Reich.
                                                                Dabei waren die Hoffnungen gross, als 1986 Ferdinand
                                                                Marcos aus dem Amt abgesetzt wurde. Dem Diktator
                                                                folgten demokratisch gewählte und legitimierte Regie-
                                                                rungen; aber entweder stellten sie ihre eigenen Interessen
                                                                über die des Volkes oder waren Angehörige immens
                                                                reicher Familien, die ihre Macht missbrauchten. Auf
                                                                den Philippinen leben 80 Millionen Menschen und ihr
                                                                Lebensstandard ist immer noch viel zu niedrig.

                                                                Reiskammer zu bitterer Armut verkommen Früher
                                                                war Mindanao die Reiskammer des Landes. Heute leben
                                                                mehr als 30 Prozent der Menschen in bitterer Armut und
                                                                mit weniger als einem Franken pro Tag. Wie eine HEKS-
                                                                Studie ergab, brechen viele Jugendliche die Grundschule
                                                                ab, weil sie zu arm sind für den Schulbesuch. Sie suchen
                                                                                                                                Gemeinsames Anpflanzen: Teamwork zur Überlebenssicherung.                        Nachbarshilfe 1: Kinder wachsen zusammen auf.
                                                                Gelegenheitsjobs, geraten in die Kriminalität und stellen
                                                                ein Potenzial für Rebellen und Banditen. Wer in ländlichen                                                                       Nachbarshilfe 2: Das Essen wird geteilt.
                                                                Gebieten kein Auskommen findet, migriert in die urbanen         Ein alter Brauch lebt
                                                                Zentren, wo das Heer von Slumbewohnern wächst. Auch             Bayanihan stammt vom Wort Bayan ab, das für Nation
                                                                zu Metro-Manila gibt es ein Zahlenspiel: Tagsüber leben         oder Gemeinschaft steht. Bayanihan ist ein alter philippi-
                                                                22 Millionen in diesem Zentrum, nachts 18 Millionen,            nischer Brauch, sich gegenseitig Hilfe zu leisten. Ursprüng-
                                                                wenn die Arbeitenden nach Hause zurückgekehrt sind.             lich bezog sich diese Tradition darauf, Nachbarn beim
                                                                Dabei wären die Philippinen mit Rohstoffen, gutem Bo-           Umzug ihres Hauses zu helfen – und dies ist wörtlich zu
                                                                den für Landwirtschaft, genügend Regen und endlosen             nehmen. Unter das Haus wurden Bambusstangen gesteckt,
                                                                weissen Sandstränden gesegnet. Aber wo der politische           mit dem das ganze Haus aufgehoben und an den neuen
                                                                Wille fehlt, findet keine Entwicklung für alle statt. Oder      Ort getragen werden konnte. Als Dank lud die Familie
                                                                vielleicht doch: Im Mai 2010 sind Wahlen. Der Sohn der          die Träger zu einem kleinen Fest ein.
                                                                jüngst verstorbenen Volksheldin und ersten Präsidentin          Sowohl Begriff wie Tradition sind noch heute im Alltag
                                                                nach Marcos, Corry Aquino tritt an. Vielleicht wird             verankert. Bauernfamilien helfen sich gegenseitig beim
                                                                dann vieles besser. Das hoffen die Pinoys, wie sich selbst      Bepflanzen der Reisfelder oder beim Bau von Bewäs-
                                                                nennen. Und das ist der grösste Schatz des Landes: die          serungskanälen. Schulen haben den Brauch adaptiert:
                                                                Zuversicht und Gabe der Menschen, die Unbill des Lebens         jeweils in der letzten Maiwoche, bevor im Juni das neue
                                                                mit einem Lachen zu parieren.                                   Schuljahr beginnt, kommen die Eltern in die Schule zur
                                                                                                            M aya D oetzkies    «Brigada Eskwela»-Woche. Frauen putzen und reinigen
                                                                                 HEKS-Programmbeauftragte für die Philippinen   das Gebäude, Männer flicken die Pulte und reparieren,
                                                                                                                                was kaputt gegangen ist.

12 INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                           INFORMELL 1 l 10   13
PROJEKT IN CHINA                                                                                                               PROJEKT IN DER DEMOKRATISCHEN REPUBLIK KONGO

       Das junge China spricht Englisch                                                                                               Endlich verstanden werden

       In Chinas Bildungssystem nimmt Englisch
       eine Schlüsselfunktion ein. Den Schulbe-
       hörden ist es deshalb ein Anliegen, die
       Qualität des Sprachunterrichts an den                          konzentriert sich auf landwirtschaftliche und medizinische
       Schulen und Lehrerseminaren durch den                          Projekte, Ausbildungsprogramme, Sozialprogramme für
       Einbezug von Muttersprachlern zu verbes-                       Behinderte und Waisen sowie Bibeldruck. Mit vielen
       sern. Amity Foundation, eine Partnerorga-                      Organisationen ausserhalb Chinas, unter anderem auch
                                                                      mit mission 21, pflegt Amity freundschaftliche Bezie-
       nisation von mission 21, lädt deshalb seit                     hungen.
       1985 Lehrpersonen aus Nordamerika und
       Europa ein, damit sie Schülerinnen und                              Mit Englisch zum Erfolg Seit August 2009 leben Ueli
       Schüler an Mittelschulen oder Studieren-                            und Johanna Walter Marquez in Hezhou in der Guang-
       de an Universitäten unterrichten.                                   xi Provinz, die eine der ärmsten Provinzen Chinas ist.
                                                                           Ueli Walter ist als Englischdozent am Hezhou College
       Neben Mathematik und Chinesisch hat Englisch in tätig. Das College bietet ungefähr 6000 Studierenden
       Chinas Bildungssystem eine Schlüsselfunktion. Ohne ein grosses Angebot an Fächern an. Unter den 600
       Englischkenntnisse haben junge Leute keine beruflichen Lehrpersonen arbeiten neben dem Schweizer vier weitere
       Entwicklungschancen und wenig Aussichten auf eine ausländische Dozenten. Ueli Walters Unterrichtsplan sieht
       universitäre Ausbildung. Seit 1985 lädt Amity Founda- vor, dass er sechs Klassen mit 35 bis 40 Studierenden in
                                                                                                                                      Dank des Unterrichts können sich die Kinder verständigen und werden nicht mehr ausgegrenzt. Foto: Petra Graf / HEKS
       tion Englischlehrkräfte aus Nordamerika und Europa Oral English unterrichtet. Jeweils zwei Klassen gehören
       ein und vermittelt sie je nach beruflichem Hintergrund zum Fachbereich Education English, Business English
       an Mittelschulen oder Universitäten.                                und Tourismus English. Der wöchentlich stattfindende       Die Gehörlosen in Goma, im Osten Kon-                              Bevölkerung im Kongo hat keinen Zugang zu Bildung,
       Amity Foundation wurde 1985 durch die Initiative English Corner ermöglicht den Studierenden zusätzlich,                        gos, wurden früher geächtet und von der                            so wie es in Goma ermöglicht wird.
       chinesischer Christen in Nanjing gegründet. Sie ist eine ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen.
                                                                                                                                      Gesellschaft ausgeschlossen. Bis die
       vom Staat und der Kirche unabhängige Nichtregierungs- Seit 2009 werden die ökumenischen Einsätze in China                                                                                         Die Lautsprache wird sichtbar Auf dem Pausenplatz
       organisation. Sie gilt als eine der professionellsten und in Kooperation von mission 21 und der katholischen                   Gehörlosenschule Ephphatha ihre Tore öff-                          ist es beinahe still, aber deshalb nicht weniger lebhaft;
       erfolgreichsten NGOs der Volksrepublik. Ihr Engagement Organisation Bethlehem Mission Immensee durchge-                        nete und ihren Schülerinnen und Schülern                           die Schülerinnen und Schüler kommunizieren fröhlich
                                                                                                 führt. Im Rahmen des Amity-          seither den Weg in eine Welt der Verstän-                          miteinander. Wie dies möglich ist, schildert die Lehrerin
                                                                                                 Lehrerprogramms finanzieren die      digung zeigt.                                                      Catherine Kaufmann. Die Gebärdensprache erlaube eine
       Eine Lehrkraft aus Europa beim Unterrichten. Foto: Jacqueline Honndorf
                                                                                                 beiden Werke den Einsatz von                                                                            gute Kommunikation mit Gesprächspartnern, welche
                                                                                                 Ueli und Johanna Walter. Seit        «Wir haben die gleiche Sprache. Nur drücken wir uns                diese Sprache beherrschen. Um jedoch lautsprachlich gut
                                                                                                 dem Sommer 2009 leistet zudem        anders aus.» Die Sechstklässlerin Wajinanga Bilolo sagt            zu kommunizieren, hilft eine andere Methode: die «Er-
                                                                                                 eine junge Schweizerin einen PEP-    dies voller Stolz. Doch ihr Selbstbewusstsein musste erst          gänzte Lautsprache» (ELS oder Cued speech). Catherine
                                                                                                 Einsatz (Professionals Exposure      wachsen. Denn für sie ist es keineswegs selbstverständlich,        Kaufmann ist ausgebildete ELS-Kodiererin, verbrachte
                                                                                                 Program) in China.                   normal zu kommunizieren. Wajinanga ist gehörlos. Die erste         drei Monate in einem freiwilligen Einsatz für HEKS in
                                                                                                                       mission   21   Klasse absolvierte die Schülerin zweimal in einer staatlichen      Goma und unterrichtete an der Schule Ephphatha.
                                                                                                                                      Schule. Weder Lehrer, noch ihre Mutter wussten, warum              Die ELS-Methode erleichtert
                                                                                                                                      Wajinanga keine Fortschritte machte. Doch dann öffnete             gehörlosen Menschen, von
                                                                                               In der Schweiz verantwor tlich:        sich die Türe in eine andere Welt: Wajinanga’s Mutter              den Lippen ablesen zu kön-       In der Schweiz verantwor tlich: HEKS
                                                                                               mission 21, Missionsstr. 21            erfuhr von der Gehörlosenschule Ephphatha in Goma und              nen. Dies ist vor allem in-      Seminarstrasse 28, 8042 Zürich
                                                                                               4003 Basel                             schulte ihre Tochter ein. Seitdem blüht Wajinanga auf.             nerhalb der Familie und          Programmbeauftragte für die Demo-
                                                                                               Kirchgemeinden, die dieses Projekt
                                                                                                                                      Der Name der Gehörlosenschule Ephphatha bedeutet in                bei der Arbeit sehr wichtig.     kratische Republik Kongo:
                                                                                               unterstützen möchten, erhalten                                                                                                             Petra Graf, Tel.: 044 360 88 72
                                                                                               Auskunft bei:                          Suahili «öffne dich». HEKS unterstützt diese Schule seit           Catherine Kaufmann ist sich
                                                                                                                                                                                                                                          Kirchgemeinden, die dieses Projekt
                                                                                               Projektdienst Tel. 061 260 23 03       über zehn Jahren; sie bietet den gehörlosen Kindern und            sicher, dass mittels dieser      unterstützen möchten, erhalten Aus-
                                                                                               projektdienst@mission-21.org           Jugendlichen eine Grundausbildung und vermittelt ihren             Methode vielen weiteren          kunft bei:
                                                                                               Weitere Informationen:                 Absolventen später auch eine berufliche Ausbildung. An             gehörlosen Menschen ge-          Annelies Hegnauer
                                                                                               www.mission-21.org,                    der Schule, die seit 1985 existiert, gibt es alle Klassen,         holfen werden kann. Sie          Tel. 044 360 88 06
                                                                                               Regionalprogramm 216.1020                                                                                                                  Spendenkonto: 80-1115-1
                                                                                               Spendenkonto: PC 40-726233-2
                                                                                                                                      vom Kindergarten bis zur Sekundarschule. Durch den                 begegnete vielen Mädchen
                                                                                                                                      Schulbesuch gelingt es den meisten Absolventinnen, ein             wie Wajinanga, die wie sie,      Weitere Informationen unter
                                                                                                                                                                                                                                          www.heks.ch
                                                                                                                                      normales Leben zu führen und sich in der Gesellschaft zu           aufblühten und nun eine
                                                                                                                                      integrieren. Wer einen Abschluss in seinen Händen hält,            Perspektive haben.
                                                                                                                                      hat Grosses erreicht. Denn der Grossteil der gehörlosen                     Christina Wallat, HEKS

14 INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                                    INFORMELL 1 l 10      15
PROJEKT AUF DEN PHILIPPINEN                                                                                                     PORTRÄT

       Fairer Handel verbessert                                                                                                        Ein Leben auf der Flucht
       Lebensgrundlage

       Indigene Gruppen gehören auf den Philip-
       pinen zu den ärmsten der Bevölkerung.                          Perspektive für ihre Dörfer. Und dies ist der Inhalt des         Aida Tumbaga Sebio hat einen Traum:
       HEKS unterstützt auf der Insel Mindanao                        HEKS-Projekts. Priorität hat die Beseitigung des Hungers.        Sie träumt, dass ihre Enkelkinder zur
       ethnische Gruppen bei der Verbesserung                         Die Familien erhalten Saatgut für Gemüse und Mais,               Schule gehen können. Sie träumt, dass
                                                                      Werkzeug und weitere Arbeitsgeräte. Sie lernen, wie sie          sie ein Zuhause hat, aus dem sie nicht
       ihrer Lebensgrundlagen. Im Zentrum steht
                                                                      ihre steilen Hänge beackern können. Jede Familie muss            mehr vertrieben wird. Und sie träumt,
       dabei das Recht auf Nahrung.                                   mindestens fünf verschiedene Gemüsesorten anbauen,               eines Tages genügend zu essen zu haben,
       Sie leben oben am Berg, am Saum des Regenwaldes.               dazu Palawan, ein traditionelles Wurzelgemüse, das man           so dass es für jeden Tag reicht. Beschei-
       T‘boli und Ubo ist ihr Stammesname, sie waren einst            kochen oder frittieren kann.                                     dene Träume, eigentlich. Aber für Aida
       Jäger und Sammler. Doch heute, sesshaft geworden, sind                                                                          unerreichbar. Geboren wurde sie 1954,
       sie so arm, dass ihre Nahrungsmittel nur für ein halbes        Unabhängig dank alternativen Produkten Als Zweites               als eines von acht Kindern, in der Stadt
       Jahr reichen. Doch sie besitzen eine Frucht, die die Wende        geht es darum, den Bananenanbau zu vergrössern, um            Upi in Mindanao. Sie gehört der Ethnie
       bringen könnte: Balangon-Bananen, die nur noch hier oben          der Nachfrage der Fairhandels-Konsumenten in Japan            der Manobo an. Natürlich war früher
       wachsen. Klein, süss und aromatisch treffen Balangon-             besser gerecht zu werden. Schösslinge werden verteilt         nicht alles besser, aber manches doch
       Bananen genau den Geschmack von Japanern. Vor zwei                und schonend aufgezogen, Verpackungen, Transport und          leichter: sie absolvierte die Highschool
       Jahren hat die Fairhandels-Organisation «Alter Trade»             Handel sind bereits eingespielt und können vergrössert        und arbeitete als Lehrerin. Bis die be-
       mit dem Vertrieb der Balangon-Bananen nach Japan be-              werden. Drittens werden die Verkaufsprodukte erweitert,       waffneten Unruhen zwischen Muslimen
       gonnen. Allerdings sind die Mengen sehr klein – und das           um die T’boli und Ubo nicht vom Handel mit Bananen            und der Armee 1970 ausbrachen – seither
       Einkommen der Ubo und T’boli entsprechend bescheiden.             abhängig zu machen. Alternative Produkte sind Kaffee,         ist sie oft auf der Flucht.
       Allein mit Bananen wird die Entwicklung kaum möglich              Kokospalmen und Gummibäume. Wichtigste Vorausset-             Muslime heiraten jung. Sie war gerade
       sein. Was die Menschen brauchen, ist eine ganzheitliche           zung für eine nachhaltige Entwicklung ist die Klärung         mal 16 Jahre alt, als sie Marcelino Sma-
                                                                                         des Landbesitzes. Die indigenen Grup-         biar Adolfo heiratete. Zusammen haben
                                                                                         pen müssen ein unendlich kompliziertes        sie acht Kinder und 12 Enkelkinder. 5
       Die Menschen leben inmitten der Bananenstauden, ihrer Lebensgrundlage.            Prozedere durchlaufen, um zu beweisen,        Enkel leben bei Aida, auch ihre 82-jäh-
       Foto: Maya Doetzkies/Heks
                                                                                         dass ihre Ethnie seit langem hier lebt und    rige Mutter, für die sie sorgt.
                                                                                         sie somit Anspruch darauf haben. HEKS         Schwer wurde Aidas Leben, als ihr Mann
                                                                                         unterstützt die Menschen bei diesem           in den 1980er-Jahren ermordet wurde.
                                                                                                                                                                                 Foto: Barbara E. Salazar / HEKS
                                                                                         langwierigen Prozess des Landrechts.          Als Leiter einer Freiwilligengruppe be-
                                                                                         Die T‘boli und Ubo pflanzen traditionell      schuldigten ihn die Militärs, an Morden,
                                                                                         Balangon-Bananen als Markierung an,           Geisselnahmen und Viehdiebstählen
                                                                                         um ihre Felder wieder zu erkennen, wenn       beteiligt gewesen zu sein. Oft werden solche Anklagen Kräfte. Die Gesichter der Frauen sind gezeichnet. Sorge,
                                                                                         sie dorthin zurückkehren. So hat sich         willkürlich erhoben, um Morde der Soldaten im Nach- Ungewissheit, Verwirrung. Vor ein paar Wochen hat sich
                                                                                         diese alte Sorte erhalten. Die Balangon-      hinein zu rechtfertigen. Die bewaffneten Konflikte rissen Aida in einer Gegend niedergelassen, wo sie sich sicherer
                                                                                         Bananen sind nun ihr Mittel, sich von der     nicht ab. «Seit ich Witwe geworden bin, habe ich die fühlt. Ihr Sohn Gerry hat ihr geholfen, eine Hütte aus
                                                                                         Tradition in die Moderne zu retten.           meiste Zeit in Flüchtlingszentren gelebt», sagt Aida.         Bambuswänden mit Grasdach zu zimmern, dazu einen
                                                                                                                    M aya D oetzkies   Besonders zermürbend war die jüngste Flucht. Im Mai Gemüsegarten anzulegen. Nun pflanzt Aida Tomaten,
                                                                                        HEKS-Programmbeauftragte für die Philippinen   2009 griff das Militär plötzlich ihr Dorf Fukol an. Kürbisse und Gurken an. So haben ihre Enkelkinder
                                                                                                                                       «Plötzlich fielen Bomben, wir waren nicht vorgewarnt wenigstens zu essen.
                                                                                                                                       worden, und wir wussten nicht, in welche Richtung wir Trotz aller Sorge: resigniert hat Aida nicht. Sie, die früher
                                                                                                                                       rennen sollten.» Die philippinische Armee vermutete neun Jahre im Gemeinderat ihres Dorfes aktiv war, hat
                                                                                         In der Schweiz verantwor tlich: HEKS
                                                                                                                                       Rebellen in diesem schwer zugänglichen Gebiet. Opfer nun, mit Unterstützung von HEKS, eine Frauengruppe auf
                                                                                         Seminarstrasse 28, 8042 Zürich
                                                                                         Programmbeauftragte für die Philippinen:      waren Frauen, Kinder und ältere Menschen. Sie flohen in die Beine gestellt. Die Frauen wollen eine Schule für ihre
                                                                                         Maya Doetzkies, Tel.: 044 360 88 85           die Nähe der Hauptstrasse, wo sie sich mehr Sicherheit Kinder und sie organisieren den Verkauf von geflochtenen
                                                                                         Kirchgemeinden, die dieses Projekt unter-     erhofften. Der Fussmarsch dauerte Stunden, führte durch Körben und Gemüseüberschüssen. Warum sie das nicht
                                                                                         stützen möchten, erhalten Auskunft bei:       Flüsse ohne Brücken und durch hüfthohes Gras. Viele gemeinsam mit den Männern tun? «Weil, wir wollten»,
                                                                                         Annelies Hegnauer, Tel. 044 360 88 06         Monate blieben sie im Evakuierungslager. Im Oktober sagt Aida, «dass eine Frau einmal Präsidentin einer Gruppe
                                                                                         Spendenkonto: 80-1115-1
                                                                                         Weitere Informationen unter www.heks.ch
                                                                                                                                       2009 wagten sich jüngere Familien nach Hause zurück. wird. In gemischten Gruppen bekommen doch nur wieder
                                                                                                                                       Die älteren wie die 56-jährige Aida blieben. Die ewigen Männer dieses Amt, Wahlen hin oder her.»
                                                                                                                                       Fluchten sind ihnen zu viel geworden. Sie mögen nicht                                          B arbara E. S alazar
                                                                                                                                       mehr vor Bomben davon laufen. Das übersteigt ihre                                      HEKS-Koordinatorin Philippinen

16 INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                        INFORMELL 1 l 10    17
NACHRICHTEN

       Fairtrade Breakfast                     jekten zu unterstützen. Einerseits        dazu: Handelsregeln, die die Rechte      wurden prioritär die Stellung der         Religionen» 2009, wie es in einer          schen gar eine Erhöhung. Dies zeigt
                                               können Kirchgemeinden einen Anteil        der Menschen in den Entwicklungs-        Frau im Islam, die Burka, und das         Medienmitteilung der interreligi-          eine repräsentative Umfrage, die im
       2010                                    ihrer Energiekosten auf diese Weise       ländern berücksichtigen und eine auf     Kopftuch genannt. Vorwiegend in           ösen Arbeitsgemeinschaft Iras Cotis        Auftrag von Alliance Sud und dem
       Zum internationalen Tag des Fairen      kompensieren, andererseits können         Ernährungssouveränität ausgerichtete     der französischen Schweiz waren           heisst.                                    Deza bei 1205 Stimmberechtigten
       Handels am 8. Mai 2010 lanciert         sie so ihre Solidarität mit dem Süden     Agrarpolitik. Die Hilfswerke wollen      zudem Bedenken wegen Al Qaida und         In der «Woche der Religionen» 2009         durchgeführt wurde. Die Wirksamkeit
       claro fair trade zusammen mit der       zeigen.                                   auf Projekte für sichere Ernährung       die Situation der Schweizer Geiseln       seien es mit 170 dezentralen Anläs-        der Schweizer Entwicklungshilfe wird
       Max Havelaar-Stiftung sowie wei-        Der Jahresbericht des Spezialfonds        aufmerksam machen und zeigen, dass       in Libyen wichtig. Eine Mehrheit          sen etwa gleich viele wie im Vorjahr       dort am höchsten eingeschätzt, wo
       teren Partnern aus dem Detailhandel     Klima und Entwicklung kann als PDF        fairer Handel eine Alternative sein      schätzt die Muslime in der Schweiz        gewesen, doch diese seien durch-           sie in Zusammenarbeit mit Schweizer
       und der Gastronomie zum zweiten         heruntergeladen werden unter www.         kann. Ins Visier nehmen sie dabei        als gemässigt und wenig anfällig für      schnittlich besser besucht worden          Hilfswerken und direkt(bilateral) mit
       Mal die Aktion «Fairtrade Break-        brotfueralle.ch/klimafonds                die Beschaffungsstellen von Bund,        fundamentalistische Strömungen            als 2008, «wohl aus gesteigertem           den Ländern des Südens geschieht. 53
                                                                                  BFA    Kantonen und Gemeinden. Bei ihnen        ein.                                      Interesse im Zusammenhang mit der
       fast». Bei der ersten Aktion 2009                                                                                                                                                                               Prozent (8 Prozent mehr als 2004)
       haben mehr als 22 000 Menschen                                                    gebe es grosse Unterschiede. Eine                                      RNA/kipa    Minarett-Verbots-Kampagne», wie es         betrachten die Entwicklungszusam-
       teilgenommen. Diese Zahl soll 2010                                                Umfrage zeige, dass es Fair-Trade-                                                 heisst. Iras Cotis plane auch dieses       menarbeit klar als wirksame Strategie
       übertroffen werden. Deshalb sind        Strengere Zulassungs-                     Profis, aber auch Fair-Trade-Neulinge                                              Jahr eine Woche der Religionen.            zur Lösung der weltweiten Armuts-
       alle Privatpersonen, Familien, Ver-     kriterien für Agrotreib-                  gebe. Einkäufer der öffentlichen Hand    Beschwerde wegen                          Dabei gehe es nicht um eine falsch         und Entwicklungsprobleme.
       eine, Firmen und Institutionen sowie    stoffe                                    müssten abwägen zwischen sozialer        Kirchenglocken abge-                      verstandene Harmonie, sondern ums                                             RNA

       Handels- und Gastronomiebetriebe
                                               Ein wichtiger Schritt in die rich-
                                                                                         und ökologischer Nachhaltigkeit          wiesen                                    Kennenlernen von Gemeinsamem und
       aufgerufen, zwischen dem 19. 4. und                                               einerseits und Wirtschaftlichkeit                                                  Trennendem. Die Woche soll vom 31.
                                               tige Richtung: In einem deutlichen                                                 Die Glocken der reformierten Kirche
       23. 5. 2010 ein Fairtrade Breakfast
                                               Entscheid hat die Kommission für
                                                                                         andererseits.
                                                                                                                       RNA/sda    in Gossau ZH dürfen auch weiterhin
                                                                                                                                                                            Oktober bis 6. November 2010 in            Bundesrat gegen
       zu organisieren und sich auf diese                                                                                                                                   allen Landesteilen stattfinden.            Burka-Verbot
       Weise für einen Fairen Welthandel       Umwelt, Raumplanung und Ener-                                                      nachts die Zeit schlagen. Das Bun-                                            RNA

       einzusetzen. Das Angebot an fair        gie (UREK) des Ständerats einer                                                    desgericht hat die Beschwerde eines                                                  Der Bundesrat will auch weiterhin
                                               Initiative Folge geleistet, die strenge                                            Anwohners abgewiesen, der sich                                                       kein Burka-Verbot. Denn in der
       gehandelten Frühstücksprodukten
                                               Zulassungskriterien für Agrotreib-        Rolle der Frau im Islam                  durch den übermässigen Lärm in            Preis für Schweizer                        Schweiz gibt es nur wenige Frauen,
       ist gross: das claro-Sortiment reicht
       von Kaffee, Tee, Fruchtsäften und       stoffe fordert. «Wir begrüssen diesen     ausschlaggebend                          seinem Schlaf gestört fühlte.
                                                                                                                                                                            Film                                       die einen Ganzkörperschleier tragen.
       Schokoladegetränken über Honig,         Entscheid sehr und hoffen, dass nun       Die Rolle der Frau im Islam war of-      Der Anwohner einer 50 Meter vom                                                      Die Regierung schätzt ihre Zahl auf
                                               auch der Bundesrat in diese Richtung                                               Kirchturm entfernten Liegenschaft         Die Ökumenische Jury hat an der            etwa hundert. Der Bundesrat will
       Konfitüre, Schokoladebrotaufstrich,                                               fenbar grossenteils für das Ja zur An-
                                               geht», sagt Miges Baumann, Res-                                                    hatte bereits früher vom Gemein-          Berlinale einen ihrer drei Preise an den   auch keinen Unterschied zwischen
       Zucker bis hin zu Trockenfrüchten,                                                timinarett-Initiative im vergangenen
                                               sortleiter Entwicklungspolitik. Brot                                               derat gefordert, dass die Nachtruhe       Film «Aisheen» (Still Alive in Gaza)       Burka-Trägerinnen aus der Schweiz
       Müesli und gesüssten Flakes aus                                                   Herbst verantwortlich. 83 Prozent der
                                               für alle engagiert sich im Rahmen                                                  einzuhalten sei und zwischen 21.45        der Westschweizer Regisseure Nico-         und dem Ausland machen. Dies würde
       Quinoa.                                                                           Stimmenden hätten sich zudem früh
                                               der Plattform Agrotreibstoffe für                                                  Uhr und 6.00 Uhr auf die Stunden-         las Wadimoff und Béatrice Guelpa           dem Gleichbehandlungsgebot wider-
       Mehr Informationen rund um die                                                    zu einem Ja oder Nein entschieden.
                                               strengere Auflagen in der Schweiz.                                                 und Viertelstundenschläge verzichtet      vergeben. Ihren Hauptpreis sprach          sprechen. Zwar ist der Bundesrat der
       Aktion und feine Frühstücksprodukte                                               Dies erbrachte eine Umfrage des Mei-
                                               Denn bisherige Erfahrungen zeigen,                                                 werde. Das Geläut übersteige den          die Jury dem türkischen Spielfilm          Ansicht, dass ein komplett verschlei-
       auf www.fairtradebreakfast.ch und                                                 nungsforschungsinstituts Demoscope
                                               dass Agrotreibstoffe weder umwelt-                                                 zulässigen Grenzwert von 60 Dezibel.      «Bal» (Honey / Honig) von Semih            ertes Gesicht ein Integrationshindernis
       www.claro.ch.                                                                     in Adligenswil.
                                         BFA   noch klimafreundlich sind und die                                                  Die Eingabe wurde abgewiesen und          Kaplanoglu zu.                             darstellen kann. Gleichzeitig ermög-
                                                                                         Im Unterschied zu einer Umfrage des
                                               Nahrungsmittelproduktion konkur-                                                   gelangte vor das Zürcher Verwal-          «Aisheen», der im Programm des             liche es aber diesen Frauen, sich in
                                                                                         Meinungsforschungsinstituts Vox
                                               renzieren. Mehr Informationen auf                                                  tungsgericht. Dieses kam zum Schluss,     «Forums» zu sehen war, ist ein Situ-       der Öffentlichkeit zu bewegen. Ohne
       Guter Start für Klima-                                                            fragte Demoscope nach den Gründen
                                               www.brotfueralle.ch                                                                dass die Lärmschutzvorschriften nicht     ationsbericht aus dem Gaza-Streifen        Schleier würden sie bloss zu Hause
                                                                                         und Überlegungen für das Ja. Die
       fonds                                                                      BFA    Vox-Analyse aus Bern kam ebenso          eingehalten seien, auf Sanierungs-        vom Februar 2009. Er spielt nur            weggeschlossen.
                                                                                                                                  massnahmen aber verzichtet werden         einen Monat nach dem Ende der                                             RNA/sda
       Der Klimafonds hat ein erfolgreiches                                              wie Demoscope zum Ergebnis, dass
                                                                                                                                  dürfe. Es seien nur wenige Personen       israelischen Militäroffensive. Neben
       erstes Jahr hinter sich. Von Kirch-                                               nicht die «linken Frauen», wie von
       gemeinden und Privaten wurden im
                                               Hilfswerke gegen unge-                    verschiedener Seite behauptet, für       betroffen und der nächtliche Zeit-        den Preisen für «Bal» und «Aisheen»
       ersten Jahr gegen 90 000 Franken        rechten Handel                            den 57 Prozent Ja-Stimmen-Anteil         schlag sei allgemein akzeptiert. An der   gab es einen dritten für « Kawasakiho      Gottfried W. Locher als
                                                                                                                                  Beibehaltung dieser Tradition bestehe     ruze (Kawasaki’s Rose) des tsche-
       einbezahlt, die wie geplant direkt in   Handel als Pokerspiel: Die kirchlichen    bei der Abstimmung über die Mi-
                                                                                                                                  ein öffentliches Interesse. Der Anwoh-    chischen Regisseurs Jan Hrebejk, der
                                                                                                                                                                                                                       SEK-Ratspräsident
       die ersten vier ausgewählten Projekte   Hilfswerke rufen in ihrer Kampagne        narette verantwortlichen seien. Die
                                                                                                                                  ner zog weiter ans Bundesgericht in       im Programm «Panorama Special»             nominiert
       investiert werden konnten.              zur Fastenzeit zum fairen Handel auf.     Vox-Analyse ergab zudem, dass eher
                                                                                                                                  Lausanne, das seine Beschwerde nun        zu sehen war.                              Der Berner Synodalrat hat den Theo-
       Die Klimaerwärmung trifft jene am       Sie wenden sich dabei an Beschaf-         Landbewohner, religiöse Christen,                                                                                      RNA
       härtesten, die am wenigsten dazu                                                  Schweizer ohne akademische Aus-          ebenfalls abgewiesen hat. Die lärm-                                                  logen und Ökumeniker Gottfried W.
                                               fungsstellen von Bund, Kantonen
       beigetragen haben: Die Armen im                                                   bildung und politisch Konservative       rechtlichen Sanierungserleichterungen                                                Locher einstimmig als Kandidaten für
                                               und Gemeinden. Sie müssten dem
       Süden der Welt. Deshalb haben           guten Beispiel der Konsumenten beim       ja stimmten.                             seien rechtens.
                                                                                                                                                            RNA/sda/kipa
                                                                                                                                                                            Schweizer Bevölke-                         das Präsidium des Schweizerischen
                                                                                                                                                                                                                       Evangelischen Kirchenbundes (SEK)
       Brot für alle und Fastenopfer im        Einkaufen folgen.                         Die Fragestellung von Demoscope                                                    rungsmehrheit steht                        nominiert. Die Wahlen für die Nach-
       Rahmen der letztjährigen ökume-         Das Plakat der Kampagne von Brot          wollte herausfinden, «welche Überle-                                               hinter Entwicklungszu-
       nischen Kampagne «Gerechtigkeit         für alle und Fastenopfer zeigt Herren     gungen zu einem Nein beziehungswei-      2010 wird es wieder                                                                  folge des Ende Jahr zurücktretenden
       im Klimawandel» den Spezialfonds        verschiedener Hautfarbe an einem          se einem Ja beim Urnengang geführt       eine Woche der Reli-                      sammenarbeit                               Präsidenten Thomas Wipf finden im
       Klima und Entwicklung ins Leben         Pokertisch mit Esswaren – die meisten     haben». 87 Prozent bezeichnen die                                                  Entwicklungszusammenarbeit wird            Juni statt.
       gerufen. Für Kirchgemeinden und         Nahrungsmittel sind in den Händen         Abstimmung als eher wichtig bis sehr
                                                                                                                                  gionen geben                              zwar oft kritisiert, doch 53 Prozent                                          RNA
       Privatpersonen bietet der Fonds die     des Vertreters der Industrieländer. Zu    wichtig. Dies lasse darauf schliessen,   Gleich viele, jedoch besser besuchte      der Schweizerinnen und Schweizer
       Möglichkeit, gezielt klimarelevante     sehen ist das Plakat bis am 4. April      dass überlegt abgestimmt worden          Veranstaltungen als im Vorjahr, so        sind für eine Weiterführung auf
       Massnahmen in Entwicklungspro-          (Ostersonntag). Die Forderungen           sei. Als Gründe für die Zustimmung       lautet die Bilanz der «Woche der          bisherigem Niveau. 30 Prozent wün-
18 INFORMELL 1 l 10                                                                                                                                                                                                                          INFORMELL 1 l 10    19
Sie können auch lesen