Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019

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Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
Sonntag der
                        Weltmission
                        Die Solidaritätsaktion der
                        Katholiken weltweit

                        27.Oktober 2019

                                                     Fotos: Hartmut Schwarzbach
  Aktionsheft mit

»Wir
  Liturgischen Hilfen

     sind

 Christi statt«
 Gesandte an
  2 Kor 5,20
Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
Inhalt
    Begegnung mit einer außergewöhnlichen Region
    Der Nordosten Indiens steht im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion
    zum Sonntag der Weltmission. Als die Wahl auf Nordostindien fiel,
    war noch nicht bekannt, dass Papst Franziskus den Oktober 2019
    zum Außerordentlichen Monat der Weltmission ausrufen und unter
    das Thema „Getauft und gesandt“ stellen würde. Es hätte kaum bes-
    ser kommen können. Nordostindien ist wie kaum eine andere Region
    in Indien geeignet, die Botschaft von Papst Franziskus zu vermitteln.
    Hier in Deutschland ist die Region vor allem wegen des guten Tees
    bekannt, der in den Teegärten von Assam angebaut wird. Weniger
    bekannt ist Nordostindien für seine lebendige, missionarische Kirche,
    die seit ihren Anfängen vom Engagement der Laien lebt. Wer die
    auch „Seven Sisters“ genannten sieben Bundesstaaten besucht, trifft
                                                                            Infografik:
    auf Christen, die von sich sagen: „Wir sind getauft und gesandt.“
    Ordensfrauen, die als sogenannte Touring Sisters in die Dörfer gehen
                                                                            Die „Seven Sisters“

                                                                            04
    und das Leben der Menschen teilen. Jugendliche, die im Glauben die
    Kraft finden, aus dem Teufelskreis der Schuldknechtschaft auszubre-
    chen und Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Familien, die                                                            A RU N ACHAL P RAD E SH

    die Nachbarschaft jeden Abend in ihr Haus einladen, um gemeinsam
    zu beten und Lösungen für die alltäglichen Probleme zu entwickeln.                                                           Itanagar

    Junge Frauen, die sich als Gesundheitshelferinnen ausbilden lassen,                                                 Tezpur

    um in den abgelegenen Dörfern der Bergregion zu helfen. Mutige                    B r a h m a put r a
                                                                                                                         ASSAM                NAGALAND
    Menschen, die sich in der politisch unruhigen Region für den Frieden                                                                    Kohima

    einsetzen. Junge Adivasi, die als Barfußanwälte ihrer Gemeinschaft           M E G H A L AYA            Shillong

    helfen, gegen den Menschenhandel auf den Teeplantagen vorzuge-                                                                      Imphal

    hen und verschleppte Kinder nach Hause zu holen.                                                                             M A N I P UR

                                                                                                       TRIPURA

    Sie alle setzen auf ihre Weise das Leitwort der missio-Aktion aus dem
                                                                                                                       Aizawl
                                                                                                  Agartala
                                                                                                                       MIZORAM

    zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther um: „Wir sind
    Botschafter an Christi statt.“

    Oder, in den Worten einer der Schwestern, die über Wochen unter-
    wegs sind, um Familien in der kaum zugänglichen Bergregion Arun-        06 REPORTAGE:
    achals zu besuchen: „Wenn Gott unser Herz bewegt, können wir               Mission am Fuße des Himalaya
    nicht still sitzen. Wir müssen in Bewegung bleiben.“                    10 INFO:
                                                                               Auf eine Tasse Tee
    Papst Franziskus spricht in seinem Schreiben Evangelii Gaudium von      12 REPORTAGE:
    der Herausforderung, die „Mystik“ zu entdecken und weiterzuge-             Die dunkle Seite der Teegärten
    ben, die darin liegt, einander zu begegnen.

    Dieses Heft stellt die Aktion zum Sonntag der Weltmission vor. Es
    soll neugierig machen auf die Begegnung mit den Menschen und der
    Kirche in Nordostindien. missio wünscht viel Freude bei der Lektüre
    und Vorbereitung und dankt schon jetzt für Ihre Unterstützung.

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Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
Gemeinde-                                                      24
 aktionen

                                                                24 INFOS UND AKTIONEN:
                                                                   Frauengebetskette,
                                                                   Aktionsartikel, Forum Weltkirche
                                                                   und kontinente-Magazin

                                                                    Liturgische

 16 Indische Begrüßung
                         16                                         Hilfen
    und Teepause
 18 Gemeindeauflauf
 19 Aktion #mymission

Tee
Abwarten und
             trinken
                              20
                              20 Schwarzes Gold:
                                                                    26
                                                                    26 Aufruf der deutschen Bischöfe
                                 Kohlearbeiter in Meghalaya         27 Predigtanregungen
                              22 Indiens unruhiger Nordosten        31 Gemeindemesse
                                 Erzbischof Thomas Menamparampil:   35 Wort-Gottes-Feier
                                 Der sanfte Friedensstifter         40 Bausteine für
                                                                       Kinderkatechesen
                                                                    41 Bausteine für Jugendgottesdienste
                                                                    42 Jugendaktion 2019:
                                                                       Der Fall Paulus
                                                                       Impressum
                                                                    43 missio-Kunstkalender

                                                                                                       3
Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
ARUNACHAL PRADESH
      NEPAL
                                                                                             CHINA

                                                                                           MEGHALAYA

    Die „Seven Sisters“                                                                       ASSAM
                                                                                 Der Großteil der Fläche Assams
                                                                                 liegt im Tal des Brahmaputra zwi­
                                                                                 schen dem Himalaya im Norden
                                                                                 und den Bergen von Meghalaya.

                             Landkarte (mit Teasern zu
    Seit der Unabhängigkeit Indiens 1947 sind die sieben Schwesterstaaten,       Über 1.000 Teeplantagen in der
                                                                                 Tiefebene entlang des Flusses
    „Seven Sisters“, im Nordosten Indiens nur über einen schmalen Korridor mit   bilden das größte zusammenhän­
    Zentralindien verbunden. Mehr als 200 indigene Völker leben in der Region,   gende Teeanbaugebiet der Welt.
    die sich in Aussehen, Sprache und Kultur deutlich vom Rest Indiens unter-    Im Kaziranga Nationalpark leben
    scheiden. Ein großer kultureller Reichtum. Doch die indigenen Volksgrup-     noch mehr als  2400 Panzernas­
                                                                                             MIZORAM
    pen fühlen sich im eignen Land häufig als Bürger zweiter Klasse. Denn die    hörner. Das Nashorn ist das Wahr­
                                                                                 zeichen Nordostindiens.
    Vielfalt im Nordosten wird von der Regierung in Delhi eher als Bedrohung
                                                                                     ARUNACHAL PRADESH
    gesehen. Immer wieder kommt es zu Spannungen mit der Zentralregierung
    und Separationsbewegungen. Auch zwischen den Gruppen selbst entladen
    sich Konflikte oft gewaltsam.

    Der Anteil der christlichen Bevölkerung in den sieben Bundesstaaten liegt
    bei rund 90 Prozent in Nagaland und einer kleinen Minderheit von vier
    Prozent in Assam. In Nagaland, Meghalaya und Mizoram sowie der Berg­                     TRIPURA
    region Manipurs gehört die Mehrheit der Bevölkerung dem Christentum an.
    Überwiegend sind es protestantische Gemeinschaften. Die Einwohner der                  MEGHALAYA
    Ebenen Assams, Tripuras und des Manipur-Tals sind mehrheitlich Hindus.
                                                                                 Der auf einem Hügelplateau gele­
                                                                                 gene Bundesstaat wird auch das
    Weitere Informationen zu Volksgruppen und Religionen:                        „Schottland Indiens“ genannt.
    www.missio-hilft.de/religionen-nordostindien                                 Hier befindet sich der regen­
                                                                                 reichste Ort der Welt. Ende des
                                                                                 19. Jahrhunderts begann mit dem
                                                                                 deutschen NAGALAND
                                                                                            Salvatorianer Pater Otto
                                                                                 Hopfenmüller von Shillong aus die
                                                                                 Missionsarbeit der katholischen
                                                                                               ASSAMIndiens.
                                                                                 Kirche im Nordosten
                                                                                 Die drei großen indigenen Völker
                                                                                 Khasi, Garo und Jaintia leben in
                               INDIEN                                            einer matrilinearen Gesellschaft:
                                                                                 Die jüngste Tochter erbt den
                                                                                 Besitz.

                                                                                             MANIPUR

                                                                                            MIZORAM

4                                                                                            TRIPURA
Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
ASSAM

                                                                                                            MEGHALAYA

       ARUNACHAL PRADESH
    Die Bewohner in Arunachal
    Pradesh gehören mehrheitlich
    indigenen Volksgruppen an. Die
    Nyishi, das größte Volk, schmücken                          ARUNACH AL P RAD ESH
    ihre traditionellen Hüte mit dem                                                                         MIZORAM
    bunten Schnabel des Nashornvo­
    gels, heute meist eine Kunststoff­                                                                         ASSAM
    kopie. Die meisten Menschen in
    dem Himalaya-Bundesstaat leben
    von der Landwirtschaft,
                MEGHALAYA    besonders
    dem Anbau von Obst, aber auch
    Gewürzen wie Kardamom.
                                                              Itanagar
BHUTAN
     ARUNACHAL PRADESH
                                                                                                              TRIPURA
                                                     Tezpur
                                                                                                             MIZORAM

                 B r a h m a put r a
                 ASSAM
                                                      A S SAM                 NAGALAND

Kultur und Reportagen)
             MEGHALAYA

         ME GHA LAYA
                                                                          Kohima
                                                                                                             NAGALAND
                                         Shillong                                                  Das Nagaland verdankt seinen
                                                                 ARUNACHAL PRADESH                              TRIPURA
                                                                                                   Namen den rund   16 Volksgruppen,
                                                                                                   deren verschiedene Völker unter
                                                                                                   dem Begriff „Naga“ zusammen­
               MIZORAM                                                  Imphal                     gefasst werden. Seit der Gründung
                                                                                                   Indiens streben die Nagas nach
                                                                                                   Unabhängigkeit. Heute gibt es
                 ASSAM                                          M ANIP UR                          ein Friedensabkommen mit der
                                                                                                   indischen Zentralregierung. Doch
     BANGLADESCH                                                                                   der Konflikt,MANIPUR
                                                                                                                der immer wieder
                                                                                                   gewaltsam aufflammt, ist nicht
                                                                       MEGHALAYA
                                                                                                   gelöst.    NAGALAND
                                   TRIPURA
                                                    Aizawl
                              Agartala
                TRIPURA
                                                    MIZORAM

               MIZORAM                                                      MYANMAR

                                                                           ASSAM                              MANIPUR
                                                                                                   In Manipur kommt es wie in Assam
                                                                                                   und Nagaland immer wieder zu
              NAGALAND                                                                             Spannungen und Unruhen. Separa­
                                                                                                   tistische Gruppen und gewaltsame
                                                                                                   ethnische Auseinandersetzungen
                                                                                                   zwischen verschiedenen Volks­
                TRIPURA                                                                            gruppen lassen den Bundesstaat
    Tripura, von Bangladesch weit­                                                                 nicht zur Ruhe kommen. Experten
    gehend umschlossen, besteht                                                                    sprechen von „permanenter Unord­
    größtenteils aus bewaldetem                                                                    nung“ und „Instabilität“.
                                                                         MIZORAM
    Hügelland. Die Mehrheit der
    Bevölkerung sind Bengalen. Hinzu                          Das „Land der blauen Berge“ ist
    kommen verschiedene                                       zu einem Großteil mit Bambus­
                MANIPURindigene
    Völker. Die Bevölkerung lebt von                          wäldern bewachsen. Zahlreiche
    der Landwirtschaft wie dem Anbau                          Flüsse und Seen prägen die Land­
    von Zuckerrohr, Reis, Kartoffeln,                         schaft. „Mi-zo-ram“ bedeutet so
    Kautschuk NAGALAND
               und Tee.                                       viel wie „Land der Hochländer“.
                                                              In Mizoram liegt die Alphabetisie­
                                                              rungsrate bei über 90 Prozent, auf
                                                              Platz zwei hinter Kerala.
                                                                          TRIPURA
                                                                                                                                       5
Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
REPORTAGE: BETTINA TIBURZY FOTOS: HARTMUT SCHWARZBACH

                    Mission
    am Fuße des
                     Himalaya

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Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
Lange war christlichen Missionaren der Zutritt in die
                                             unwegsame Bergwelt strengstens verboten. Heute ist
                                             die katholische Kirche in vielen Dörfern des Bundes-
                                             staates Arunachal Pradesh ein gern gesehener Gast.
                                             Mit dem Glauben bringt sie auch Entwicklung zu den
                                             Menschen. Dafür nehmen Priester und Ordensschwes­
                                             tern oft große Mühen auf sich. Mit Erfolg.

                                                                                                     Schon im Morgengrauen hatte sich
                                                                                                Schwester Agnes aufgemacht, um an einer
                                                                                                Tauffeier teilzunehmen. Zuerst ging es mit
                                                                                                dem Geländewagen mehrere Stunden lang
                                                                                                über enge, kurvenreiche Straßen die Berge
                                                                                                hoch. Immer wieder blockierten Erdrutsche,
                                                                                                die im Schritttempo umfahren werden muss-
                                                                                                ten, den Weg. Dann setzte Regen ein. Mehr-
                                                                                                fach geriet das Auto auf dem matschigen
                                                                                                Untergrund gefährlich nahe am Abgrund ins
                                                                                                Schlittern. Schließlich erreichte der Wagen
                                                                                                sein Ziel, das Dorf Yangte.
                                                                                                     Vor der Kirche hat sich im Nieselregen
                                                                                                die Gemeinde versammelt. Die Gesichter der
                                                                                                Menschen erinnern eher an Tibeter als an
                                                                                                Inder. Sie gehören zur Volksgruppe der Nyishi,
                                                                                                dem größten von 30 indigenen Völkern in
                                                                                                Arunachal Pradesh. Heute sind in Arunachal
                                                                                                Pradesh rund 30 Prozent der Menschen Chris-
                                                                                                ten. Im Bistum Itanagar, dem größeren der
                                                                                                beiden Bistümer, gehören rund neun Prozent
Schwester Agnes Haokip arbeitet                                                                 der Menschen zur katholischen Kirche. Die
als „Touring Sister“ in der Bergregion des   Schwester Agnes hat sie gerade noch recht-         meisten sind Nyishi.
Bundesstaates Arunachal Pradesh.             zeitig entdeckt. Ein halbes Dutzend Blutegel            Einige Männer tragen die traditionellen
                                             klettert an ihrer Wade hoch. Mit einem Ast         Kopfbedeckungen der Nyishi: Helme mit dem
                                             versucht sie, die nur zwei Zentimeter lan-         Schnabel des Nashornvogels, heute meist nur
                                             gen Würmer abzustreifen. Vergebens. Erst           eine Nachahmung aus Kunststoff und in einer
                                             der beherzte Griff eines Mädchens, das die         Scheide eine Machete. Auch Frauen sind in
                                             Ordensfrau den matschigen Pfad hinauf zu           Tracht erschienen, mit Gürteln aus runden
                                             einer kleinen Kirche begleitet, löst die hartnä-   Metallschellen. Es ist ein besonderer Tag im
                                             ckigen Blutsauger von ihrem Bein.                  Dorf Yangte. Die Gemeinde hat sich in der
                                                  Die Franziskanerschwester Agnes Haokip        Kirche zu einer Taufe zusammengefunden.
                                             besucht mehrmals im Jahr Dörfer im Bistum
                                             Itanagar im Bundesstaat Arunachal Pradesh.         Taufe in Nyishi-Gemeinde
                                             Als „Touring“ bezeichnen die Ordensfrauen          Während der Tauffeier treten mehrere Müt-
                                             die Einsätze, in denen sie oft zu Fuß mehrere      ter mit ihren Babys vor den Altar. Der Pfarrer
                                             Dörfer aufsuchen und Hausbesuche machen.           benetzt die Stirn eines jeden Kindes mit Tauf-
                                             Die „Touring Sisters“ beten mit den Men-           wasser und spricht den Namen laut aus. Dann
                                             schen, leisten medizinische Hilfe, werben für      stimmt die Gemeinde einen feierlichen Gesang
                                             den Schulbesuch und teilen während des             in der Nyishi-Sprache an. Auch Schwester
                                             ein- bis zweiwöchigen Einsatzes das einfache       Agnes singt mit, obwohl die Sprache für sie
                                             Leben der Bergbevölkerung.                         noch etwas ungewohnt ist. Die 36-jährige

                                                                                                                                                 7
Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
Pater John Pudussery (2. v. r.) leitet
                 eine Schule und besucht als Pfarrer
                          regelmäßig Nyishi-Dörfer.

      arbeitet erst seit eineinhalb Jahren im Bistum
      Itanagar. Sie gehört zur Volksgruppe der Kuki,
      die im Nordosten Indiens beheimatet ist.
           Nach der Taufe kommen einige Frauen
      mit ihren Kleinkindern zu Schwester Agnes
      und suchen ihren Rat. Die Ordensfrau hilft,
      wo sie kann. Der nächste Arzt ist weit ent-
      fernt. Es gibt nur wenige Krankenhäuser und
      Gesundheitsstationen. Besonders Kinder
      sterben oft an Krankheiten, die, rechtzeitig
      erkannt und behandelt, leicht heilbar wären.
      „Es macht mich traurig, wenn ich zu spät
                                                          ich eine Frau, die mit ihren Kindern in einer      Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Denn
      gerufen werde und nichts mehr tun kann“,
                                                          völlig verwahrlosten Hütte lebte. Die Frau litt    die nächste liegt manchmal eine Tagesreise
      erklärt Schwester Agnes.
                                                          unter Kinderlähmung und konnte den Haus-           weit entfernt. Auch die Don-Bosco-Schule
           Manchmal lässt sich die Not von Men-
                                                          halt nicht allein führen“, berichtet Schwester     bietet Schülern eine Möglichkeit der Unter-
      schen jedoch schon mit einfachen Mitteln lin-
                                                          Agnes. „Sie war nicht mehr in der Lage, ihre       bringung.
      dern. „Bei einem meiner Hausbesuche fand
                                                          Kleidung zu wechseln oder die ihrer Kinder.
                                                          Meine Mitschwester und ich kamen jedes             Popsongs und Nyishi-Tanz
                                                          Wochenende. Wir versorgten die Familie             Über dem Schulhof wummern die Bässe
                                                          medizinisch und wir badeten die Frau und           indischer Bollywood-Songs aus Lautspre-
                                                          die Kinder. Wir wuschen die Kleidung und           cherboxen. Vor versammelter Schulge-
                                                          säuberten die Hütte.“                              meinschaft tanzen Mädchen und Jungen
                                                               Schließlich baten sie die Katholiken aus      in grünen und pinken Hemden. Nach ihrer
                                                          dem Dorf um Hilfe, um ein neues Haus zu            Darbietung werden sie mit stürmischem
                                                          bauen. Viele halfen. „Heute hat die Familie ein    Applaus entlassen.
                                                          stabiles Haus, das so viel besser sauber zu hal-       Unter den begeisterten Zuschauern ist
                                                          ten ist als die Hütte zuvor“, erzählt die Fran-    auch Pater John Pudussery. Der Direktor der
                                                          ziskanerin. „Das macht mich sehr glücklich.“       Schule feiert heute seinen 52. Geburtstag. 600
                                                               Am nächsten Tag ist Schwester Agnes           Schülerinnen und Schüler der Don-Bosco-
                                                          wieder zurück in der Kleinstadt Palin. Hier        Schule haben dafür tagelang Theaterszenen,
                                                          betreuen die Franziskanerinnen ein Inter-          Sketche und einen Big-Band-Auftritt geprobt.
                                                          nat für Mädchen. Die Kinder besuchen die           Am Ende des Programms tanzen Schülerinnen
                                                          benachbarte Don-Bosco-Schule. Für viele Kin-       in traditioneller Tracht der Nyishi mit den
                                                          der sind diese Unterbringungen oft die einzige     typischen Nashornvogel-Kappen.

    Glückliche Mutter mit ihrem neu getauften
    Baby in dem kleinen Bergdorf Yangte. Die
    meisten Katholiken im Bistum Itanagar
    gehören zu den Nyishi.

                  Stephen Toku Taju (rechts) kam in
                  der Schule mit dem Christentum in
                   Berührung. Sein Vater Kame Taku
                       (links) war einst animistischer
                       Priester. Heute ist er Katholik.

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Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
Selbstbewusst und glaubensstark: Mary Ama
                                                                                                       Tassar macht eine Ausbildung als Wirtschafts­
                                                                                                       prüferin.

     „Wir bestärken unsere Schüler, ihre Orna-     nellen Nyishi-Häuser ist das Haus von Familie
mente und Trachten zu tragen“, erklärt Pater       Tassar ein Bambushaus auf Stelzen. In der
John, der ursprünglich aus Kerala stammt.          Mitte des Raumes brennt ein Feuer.
„Wir sind nicht gegen die indigenen Kulturen.           In einem Nebenraum hat Hausherr Taro
Wir unterstützen und ermutigen sie, weil wir       Tassar einen eigenen Gebetsraum eingerich-
als Kirche nicht außerhalb ihrer Kultur stehen     tet. Neben Bildern von Jesus, Mutter Teresa
wollen.“                                           und Papst Franziskus hängt hier um ein Kreuz
     Neben seiner Arbeit als Lehrer und Direk-     ein großer erleuchteter Rosenkranz. Gemein-
tor besucht Pater John regelmäßig als einer        sam beten die Familien den Rosenkranz und
von drei Pfarrern an den Wochenenden               sprechen Fürbitten. Danach nehmen alle auf
mehrere Nyishi-Gemeinden. Die Pfarrei ist für      dem Boden um das Feuer Platz. Taros Frau
32 Dörfer zuständig. Oft wird er dabei von         Rina serviert ein Reisgericht auf Bananen-
Schülerinnen und Schülern begleitet. „In der       blättern.
Nyishi-Kultur gibt es viele gute Qualitäten, die        Voller Stolz erzählt sie Schwester Agnes,
mit den Werten des Christentums gut verein-        dass ihre Tochter Mary gerade für eine beson-
bar sind“, führt er aus. „Die möchten wir ver-     ders gute Leistung bei ihrer Ausbildung aus-
tiefen und die Dinge, die nicht vereinbar sind,    gezeichnet wurde. Die 20-Jährige hatte ihren        nungsprüfung gehört zu den wichtigsten
wie Kinderehen und Polygamie, beenden.“            Abschluss an der Don-Bosco-Schule in Palin          Aufgaben in einem Unternehmen, damit
     Besonders in der Förderung von Mädchen        gemacht und absolviert jetzt eine Ausbildung        Korruption und Misswirtschaft keine Chance
sieht Pater John eine wichtige Aufgabe. „Ich       zur Wirtschaftsprüferin im Bundesstaat Assam.       haben“, erklärt die junge Frau ihre Motiva-
muss immer wieder miterleben, wie brillante,       „Unter 3.000 Studentinnen hat sie in diesem         tion für die Wahl ihrer Ausbildung.
vielversprechende Schülerinnen, kaum haben         Jahr die beste Abschlussnote erreicht“, berich-         Später möchte Mary in ihre Heimat
sie die 9. Klasse vollendet, verheiratet werden.   tet Rina Tassar stolz.                              zurückkehren und als Wirtschaftsprüferin
Im Alter von 15 Jahren verabschieden sie sich                                                          arbeiten. Und sie plant eine ehrenamtliche
in ein Leben als Hausfrau, oft als Zweit- oder     Glaube und Entwicklung                              Berufsberatung für Jugendliche. Denn sie
Drittfrau“, berichtet er. Umso mehr freut er       Mary Ama Tassar hatte lange recherchiert,           möchte jungen Menschen helfen, sich besser
sich, wenn es einer Schülerin gelingt, ihren       um eine passende Ausbildung zu finden. „Ich         über Studien- und Berufsmöglichkeiten infor-
eigenen Weg zu gehen.                              fand Wirtschaft schon immer spannend. Aber          mieren zu können.
                                                   mir fehlten Informationen über Berufe und               Ihr Glaube spielte für Mary auch dabei
Hausandacht                                        Ausbildungen“, erzählt die junge Frau, die          eine entscheidende Rolle. „Der Glaube ist für
Am Abend nimmt Schwester Agnes an einer            jetzt in Guwahati, der größten Stadt in Nord-       mich wie Salz. Er bringt Geschmack in jede
Andacht in einem Haus einer Familie teil.          ostindien, das „Institut für Wirtschaftsprüfer      Phase meines Lebens. Mir hat mein Glaube
Jeden Abend kommen mehrere Familien in             in Indien“ besucht.                                 geholfen, mich selbst zu finden“, sagt Mary.
einem anderen privaten Haus zusammen,                   Schließlich hat Mary durch ein Video auf
um gemeinsam zu beten. Wie alle traditio-          YouTube gefunden, was sie suchte. „Rech-

ARUNACHAL PRADESH

Schüler und Laien als Glaubensboten
Der Bundesstaat Arunachal Pradesh ist der          die ersten Glaubensboten“, erzählt Stephen          Gedanken finde ich auch im Christentum.
nördlichste der Sieben-Schwester-Staaten.          Toku Taju. Der heute 41-Jährige ist viele           Für mich ist die Fähigkeit, zu vergeben, eine
Er grenzt an Bhutan, China und Myanmar.            Jahre als Katechist tätig gewesen. Heute            der wichtigsten Qualitäten des christlichen
Bis Ende der 1970er-Jahre war Mission in der       arbeitet er an einer Neu­übersetzung der            Glaubens“, erklärt Stephen. „Und dass es
sensiblen Grenzregion strengstens verboten.        Bibel in die Sprache der Nyishi mit. Auch sein      im Christentum Liebe gibt, selbstlose Liebe.
Missionare, die es trotzdem wagten, riskier-       81-jähriger Vater, Kame Taku, ein ehema-            Diese Idee gefällt mir sehr.“
ten, verfolgt, misshandelt oder eingesperrt        liger animistischer Priester, ist heute Katholik.
zu werden.                                             „Schon als Kinder lehrte uns mein Vater,
                                                                                                       Video
     Es waren Internatsschüler aus Arunachal       dass wir Menschen nichts Schlechtes wün-
                                                                                                       Nyishi-Willkommenstanz
Pradeshs Bergdörfern, die in dem kleinen           schen dürfen“, erzählt Stephen. „Nach
                                                                                                       Der 81-jährige Kame
Ort Harmutty eine Schule besuchten und             unserem traditionellen Glauben kann das
                                                                                                       Taku singt dazu ein Lied.
ihre Familien in den Schulferien für das Chri-     einem Menschen schweres Leid zufügen.
stentum begeisterten. „Wir Schüler waren           Stattdessen sollten wir vergeben. Diesen            www.missio-hilft.de/tanz-nordostindien

                                                                                                                                                       9
Wir sind Gesandte an Christi statt - Sonntag der Weltmission 27. Oktober 2019
Die Erfindung des Teebeutels
                                                    … war ein Versehen.
                                                Der New Yorker Teehändler
                                            Thomas Sullivan schickt 1908 seinen
                                              Kunden Tee in Seidensäckchen.
                                             Sie kochen den Tee im Beutel und
                                              sind vom Ergebnis so begeistert,
                                                dass sie Nachschub bestellen.

                 Teelegende                                                                     Assamtee
      Der chinesische Kaiser Shen Nung                                              Der Assamtee wird an beiden Ufern
     soll schon 2737 vor Christus auf den                                            des Flusses Brahmaputra geerntet.
          Geschmack gekommen sein.                                                   Tropenklima und fruchtbare Böden
      Als er unter einem Baum ruht, fällt                                              sorgen für ein würzig-malziges
      ein Teeblatt zufällig in kochendes                                            Aroma. Der Schwarztee findet sich in
        Wasser. Der Kaiser probiert das                                             vielen englischen und ostfriesischen
            Getränk und ist entzückt.                                                         Teemischungen.

                                             Was zuerst: Milch oder Tee?
                                              Zuerst die Milch – dann den Tee.
                                              Denn Eiweißverbindungen in der
                                               Milch bleiben nur bis zu einer
                                             Temperatur von 70 Grad stabil und
                                             können Bitterstoffe im Tee binden.
                                            Wer seinen Tee bitter mag, der sollte
                                            zuerst den Tee in die Tasse schütten.

     auf eine Tasse

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     Tee
Teeanbau in Indien
                                     Indien ist nach China der zweitgrößte
                                        Teeproduzent der Welt. Assam ist
                                        die produktivste Region im Land,
                                       in der die Hälfte des indischen Tees
                                      produziert wird. Das Getränk ist sehr
                                      beliebt. 70 Prozent des Tees trinken
                                                  die Inder selbst.

    Assamica-Teepflanze
Der Schotte Robert Bruce entdeckt
 1823 in Assam eine einheimische
Teepflanze. Wenig später beginnen
    die Briten, Teeplantagen in
Nordostindien anzulegen, um nicht
länger von China abhängig zu sein.

                                                 Masala Chai
                                       In Indien wird für Tee der Begriff
                                         „Chai“ verwendet. Die Inder
                                     trinken ihren Schwarztee gerne mit
                                     Milch, Zucker und einer Mischung,
                                     „Masala“ genannt. Diese kann aus
                                     Gewürzen wie Kardamom, Muskat,
                                         Pfeffer und Ingwer bestehen.

                                                Chai-Wallahs
                                            … nennen die Inder die
                                       Teeverkäufer, die auf der Straße,
                                       auf Bahnhöfen oder im Zug ihren
                                       Tee, genannt „Chai“, verkaufen.
                                        Die „Wallahs“, Händler, gießen
                                       den Chai oft aus großer Höhe in
                                         kleine Tontassen oder Gläser.

                                                                              11
REPORTAGE: BETTINA TIBURZY FOTOS: HARTMUT SCHWARZBACH

     DIE DUNKLE SEITE
     DER TEEGÄRTEN

                                                             E
     Tee aus Assam ist weltbekannt. Doch auf den                       in Meer sattgrüner Pflanzen säumt
                                                                       den Weg entlang der Teeplantage.
     Plantagen im Nordosten Indiens wird nicht nur                     Vor den Häusern am Rand der Tee-
     mit Tee gehandelt. Menschenhändler nutzen die                     gärten fassen sich zwei Mädchen
                                                             an den Händen. Sie lachen, drehen sich im
     verzweifelte Lage vieler Teepflückerfamilien aus.       Kreis. Schneller, immer schneller. Plötzlich
     Dagegen machen Ordensfrauen mobil – durch               bricht eines der beiden zusammen. Der Teen­
                                                             a­ger krümmt sich unter Schmerzen auf dem
     Aufklärung und auch durch ein Evangelisierungs-         Boden. Jugendliche eilen herbei, rufen um
     programm.                                               Hilfe. Das Mädchen rührt sich nicht mehr.
                                                                 Die Szene ist Teil eines Straßentheater-
                                                             stücks, das Jugendliche vor den Wohnquar-
                                                             tieren der Teepflückerinnen in einer Tee-
                                                             plantage aufführen. Eine Gruppe Zuschauer,
                                                             darunter zahlreiche Kinder, verfolgt auf-
                                                             merksam das Spiel der Jugendlichen.
                                                                 „Mit dem Stück wollen wir über die
                                                             Gefahren des Menschenhandels auf den
                                                             Teeplantagen aufklären“, erzählt Schwester
                                                             Annie Enchenatil. Die Salesianerin leitet die

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In einer Teeplantage klären Ordensfrauen mit Straßen­
                                                                                    theater über die Gefahren des Menschenhandels auf.

                                                                                   wurde. Kurz darauf starb Monica. „Die           Löhne für die Knochenarbeit sind niedrig:
                                                                                   Eltern versuchten nicht einmal, die Ver-        176 Rupien, rund 2,20 Euro pro Tag.
                                                                                   antwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.           Der Arbeitstag der 24-jährigen Teepflü-
                                                                                   Sie waren Analphabeten und hatten nie-          ckerin Soba Kachap* beginnt um sieben
                                                                                   manden, der sie unterstützt“, berichtet         Uhr morgens. Dann muss die zweifache
                                                                                   Schwester Annie. Die Ordensfrau kennt           Mutter pünktlich beim Vorarbeiter antre-
                                                                                   viele solcher Geschichten. In den Teegärten     ten. Gepflückt wird neun Stunden mit einer
                                                                                   Assams blüht das Geschäft der Menschen-         halben Stunde Pause dazwischen. Danach
                                                                                   händler.                                        müssen die Arbeiterinnen oft weite Wege
                                                                                       Entlang des Flusses Brahmaputra bilden      zurücklegen, um den Tee wiegen zu lassen.
                                                                                   Hunderte Plantagen das größte zusammen-         So dauert es oft noch viel länger, bis Soba
                                                                                   hängende Anbaugebiet für Tee weltweit. Der      wieder bei ihren Kindern ist.
                                                                                   Tee aus Assam ist gefragt. Rund 17 Prozent          Manche Mütter haben niemanden, der
                                                                                   der weltweiten Teeproduktion stammen aus        auf die Kinder aufpasst, berichtet Schwester
                                                                                   der Region im äußersten Nordosten Indiens.      Annie. „Die Mütter erzählten, dass sie den
                                sozial-pastoralen Programme ihres Ordens,          Man findet den Schwarztee in englischen         Kindern ,eine Art Opium’ geben, damit sie
                                die dem Menschenhandel in den Teegärten            und ostfriesischen Teebeuteln. Vom Leid der     tagsüber schlafen“, erzählt die Ordensfrau.
                                den Kampf angesagt haben. „Das Theater-            Menschen, die ihn produzieren, dürften die          Auf Sobas Kinder passt deren Mutter
                                stück handelt von einem wahren Fall.“              Teekonsumenten kaum etwas ahnen.                auf. Mit ihr und drei Brüdern lebt Soba in
                                     Die 16-jährige Monica Kandulna*                                                               einem der Häuser auf der Teeplantage, das
                                stammte aus einer armen Teepflückerfami-                                                           dem Plantagenbesitzer gehört. Die hellblau
                                lie. Eines Tages sprach die Familie ein Mann
                                                                                    KNOCHENARBEIT                                  getünchten Wände im Inneren sind klamm.
                                an, der anbot, Monica eine bezahlte Arbeit         In der stechenden Sonne zupfen Frauen               An einer Wand lehnt ein halbes Dutzend
                                als Hausmädchen in Kolkata zu vermitteln.          Teeblätter von den Teepflanzen. Auf ihren       Säcke mit Reis, Teil der Bezahlung durch den
                                Die Familie willigte ein. Monica arbeitete ein     Rücken tragen sie mit einem Trageriemen         Plantagenbesitzer. Daneben hängen ein Bild
                                Jahr im Haushalt, als man bei der Frau des         um die Stirn befestigt große Körbe. Darin       der Jungfrau Maria und ein Rosenkranz. Auf
                                Hauses ein Nierenversagen feststellte. Ihr         verschwindet alle paar Sekunden eine Hand-      der anderen Seite hat einer von Sobas Brü-
* Name von Redaktion geändert

                                Ehemann lockte Monica ins Krankenhaus.             voll Blätter.                                   dern einen Kalender mit einem Flugzeug der
                                Ohne das Einverständnis des Mädchens ent-               Die Teepflückerinnen gehören zu den        indischen Armee befestigt. Außer den Betten
                                nahm man ihr eine Niere und pflanzte sie der       Adivasi. Seit rund 150 Jahren pflücken und      in den drei Zimmern gibt es kaum Möbel.
                                Ehefrau ein. Als es bei Monica Komplikati-         verarbeiten diese ursprünglich aus Zentral­         Sobas Brüder besuchen die Schule und
                                onen gab, brachte ein Agent sie zurück nach        indien stammenden Volksgruppen den              das College. „Als meine Mutter älter wurde
                                Hause, wo sie kollabierte.                         Tee. Doch vom Teehandel profitieren die         und nicht mehr schnell genug pflückte, sagte
                                     Ein Arzt teilte den Eltern schließlich mit,   Menschen, die in der Produktionskette die       der Manager, ich soll ihre Arbeit überneh-
                                dass ihrer Tochter eine Niere entnommen            härteste Arbeit leisten, am wenigsten. Die      men“, erzählt Soba. Damit die Familie nicht

                                                                                                                                                                                  13
Soba mit Töchterchen Ahita. Sie soll es eines
                                                                                                       Tages besser haben und Lehrerin werden.

                                                                                                       Manchmal geben sie den Eltern Geld. 1000
                                                                                                       Rupien, rund zwölf Euro, sind für eine arme
                                                                                                       Familie schon sehr viel. Dann bringen sie die
                                                                                                       Kinder in eine große Stadt wie Delhi oder
                                                                                                       Bombay, wo Mädchen oft als Hausmäd-
                                                                                                       chen und Jungen in Hotels arbeiten. Anfangs
                                                                                                       bekommen die Eltern kleine Beträge zuge-
                                                                                                       sandt. Sie glauben, alles sei in Ordnung.
                                                                                                       Aber nach einigen Monaten oder einem Jahr
                                                                                                       stellen die Agenten die Zahlungen ein. Von
                                                                                                       den Kindern fehlt dann oft jede Spur.

                                                                                                        RETTUNGSAKTION
                                                                                                       Manchmal gelingt es Schwester Annie und
                                                                                                       ihrem Team, Opfer der Menschenhändler
                                                                                                       zu retten. Fünfzehn waren es in den letzten
                                                                                                       drei Jahren. „Wir haben junge Menschen
     das Haus verliert, brach Soba die Schule ab.     halten sie für minderwertig. Oft werden sie      in Chennai, Bombay, Delhi wiederfinden
     Denn es muss mindestens ein Familienmit-         diskriminiert. Für die Besitzer der Teeplan-     können. Von ihnen haben wir erfahren, wie
     glied in den Teegärten arbeiten, damit eine      tagen sind sie billige Arbeitskräfte, deren in   die Bedingungen sind“, erzählt sie. „Von
     Familie in einem der Häuser wohnen kann.         Generationen etablierte Schuldknechtschaft       morgens bis abends müssen sie arbeiten. Sie
     Manchmal blättert Soba die alten Schulbü-        sie erhalten wollen. Und den Adivasi selbst      werden wie Sklaven behandelt.“
     cher durch, erzählt sie. Sie wäre gerne weiter   mangelt es oft an Selbstvertrauen.                    Seit zehn Jahren leitet Schwester Annie
     zur Schule gegangen.                                  Um das zu ändern, begannen die Sale-        das „Auxilium Reach Out“-Programm des
                                                      sianerinnen, Frauen zu unterrichten. „Wir        Ordens, das in 34 Zentren in Nordostindien
                                                      haben 65 Selbsthilfegruppen gegründet, die       sozial-pastorale Arbeit leistet. Dazu gehören
      MANGELNDE BILDUNG                               Frauen lesen, schreiben, rechnen gelehrt und     die Katechistenausbildung, Hausbesuche,
     Dabei hatte es Soba noch gut. Viele Frauen       ihnen erklärt, wie man ein Konto bei einer       Bildung für Mädchen und Frauen, Selbst-
     auf den Plantagen haben nie eine Schule          Bank eröffnet“, erzählt Schwester Annie.         hilfegruppen für Frauen und Kinderparla-
     besucht, können weder lesen noch schreiben.      „Jetzt sind sie in der Lage, für sich zu spre-   mente.
     Das nutzen manche aus. „Beim Wiegen der          chen. Sie kennen ihre Rechte und haben den            Seit 2016 legt der Orden einen Schwer-
     Teeblätter haben die Arbeiter an der Waage       Mut, sie einzufordern.“                          punkt auf den Kampf gegen Menschen-
     die Frauen manchmal getäuscht. Hatte                  Die Menschenhändler wissen um die           handel. „Armut und Menschenhandel
     jemand zehn Kilo gepflückt, behauptete           schwierige Situation der Plantagenarbeiter       machen aus Gottes Kindern Sklaven“, erklärt
     der Arbeiter, es seien nur acht Kilo“, erklärt   und suchen gezielt nach kinderreichen Fami-      Schwes­ter Annie. „All unsere Aktivitäten
     Schwester Annie. „Als wir davon erfuhren,        lien. „Sie wissen genau, welche Familien ver-    richten sich gegen dieses Übel.“
     ermutigten wir die Frauen, ihre Rechte ein-      schuldet sind und wo sie große und kleine             Ziel der Ordensfrauen ist es, 30 gefähr-
     zufordern.“                                      Kinder finden können“, berichtet Schwe-          dete Dorfgemeinschaften bis 2020 so zu
         Für ihre Rechte einzustehen, ist für die     ster Annie. Sie erzählen den Eltern, dass        sensibilisieren, dass Menschenhändler
     Adivasi nicht selbstverständlich. Die ande-      die Tochter oder der Sohn eine gute Arbeit       keine Chance haben. Dazu haben die
     ren Volksgruppen schauen auf sie herab,          bekommt, Geld nach Hause schicken kann.          Schwestern eine Art Bürgerkomitee gegen
                                                                                                       Menschenhandel gegründet, das in den
                                                                                                       Gemeinschaften wacht, gegebenenfalls
                                                                                                       die Polizei einschaltet, aber auch über

                                                      »
                                                      Armut und Menschenhandel
                                                      machen aus Gottes Kindern
                                                                                                       sichere Formen der Migration und Arbeits-
                                                                                                       suche informiert.
                                                      Sklaven. All unsere Aktivitäten                       Besondere Hoffnung setzt Schwester
                                                      richten sich gegen dieses Übel.                  Annie in die Adivasi-Jugendlichen. „Wir
                                                                                                       wollen die Jugendlichen fördern, ihr Selbst-
                                                      Schwester Annie Enchenatil
                                                                                                       vertrauen stärken und sie zu Führungsper-
                                                                                                       sönlichkeiten in ihrer Kirchengemeinde und
                                                                                                       in den Gemeinschaften machen“, erklärt
                                                                                                       Schwester Annie. Darum haben sie in den
                                                                                                       Dörfern jugendliche Multiplikatorengruppen
                                                                                                       gegründet, in denen sie christliche Werte

14
Wer sind die Adivasi?
vermitteln und die Jugendlichen ermutigen,      In Indien gehören rund 700 indigene          Mitte des 19. Jahrhunderts versprachen
sich in ihrem Umfeld zu engagieren.             Volksgruppen zu den Adivasi, Sanskrit       die Briten nach Hungersnöten in Zentra­l­-
    Vielen Schulabbrechern haben die            für „erste Siedler“. Die se Urvölker sind   ­indien Tausenden Menschen eine bes-
Schwestern lesen und schreiben beigebracht.     die Nachfahren indischer Ureinwohner,       sere Zukunft im Nordosten Indiens. Doch
Neben Berufsberatung, Aufklärung über die       die schon vor der Invasion von Hirten-      einmal in Assam angekommen, mussten
Gefahren von Drogenkonsum und Umgang            völkern aus Zentralasien vor 3.500 Jah-     die Menschen den dichten Urwald roden
mit Medien werden die Jugendlichen auch         ren den indischen Kontinent besiedelten.    und Teeplantagen anlegen. Die einheimi-
über die Gefahren des Menschenhandels           Im Nordosten Indiens werden heute die       sche Bevölkerung hatte sich geweigert,
aufgeklärt. Und sie verbreiten ihr Wissen       indigenen Volksgruppen, die vor rund        die Knochenarbeit zu verrichten. Seither
unter Gleichaltrigen, auch durch die Auffüh-    150 Jahren von der britischen Kolonial-     arbeiten Generationen von Adivasi in den
rungen von Straßentheater.                      macht umgesiedelt wurden, als „Adivasi“     Teegärten, oft in großer Abhängigkeit von
    Nachdem das Mädchen im Theaterstück         bezeichnet.                                 den Plantagenbesitzern.
an den Folgen der Nierentransplantation
gestorben ist, strömen Nachbarn und ihre
Familie herbei. Sie weinen und wehkla-
gen. Die Eltern bedauern, ihre Tochter in
die Obhut von Leuten gegeben zu haben,
die sie nicht kannten. Sie appellieren an die
Zuschauer: „Bitte, tut das niemals euren
Kindern an!“

 SELBSTVERTRAUEN
Einer der jungen Schauspieler ist Barnabas
Kongadi. Seine Mutter arbeitet auf der
Plantage als Teepflückerin. Seine vier jün-
geren Schwestern gehen alle zur Schule.
Der 23-Jährige hat am Programm der Sale-
sianerinnen teilgenommen. „Dadurch ist
mir vieles klar geworden“, erzählt Barna-
bas. „Es hat mich meiner Religion näher
gebracht und meinen Glauben vertieft,
auch den Glauben an mich selbst. Und ich
habe rausgefunden, was ich mit meinem           Barfußanwälte gegen Menschenhandel
Leben anfangen will.“ Heute studiert Bar-
nabas am College. Er will Lehrer werden         Sich für die eigene Gemeinschaft einset-    Als Shiblal im Mai 2017 Hinweise erhält,
und sagt: „Ich möchte möglichst viele arme      zen, den Menschenhandel bekämpfen:          dass eine Gruppe Kinder mit dem „Inter-
Kinder davor bewahren, die Schule abzu-         Junge Adivasi wie Shiblal Panika machen     city Express“ nach Delhi „verschickt“ wer-
brechen. Das ist mein Traum.“                   es vor. Der 23-Jährige ist einer von 500    den sollte, macht er sich frühmorgens zum
     Auch bei den Adivasi-Frauen zeigt das      „Barfußanwälten“ in Assam, die sich auf     Bahnhof auf. Er findet die Gruppe, ruft die
Programm Wirkung. „Meine Mitschwes­             den Teeplantagen ehrenamtlich enga-         Bahnhofspolizei. Die Menschenhändler
tern fragten vor Kurzem Mütter, ob sie ihre     gieren. „Barfußanwälte“ sind jugend-        werden festgenommen, später verurteilt.
Kinder zu uns in die Gemeinde schicken          liche Adivasi, die lernen, welche Rechte    Initiiert und geschult wurden die „Barfuß-
könnten, um uns bei einer Arbeit zu helfen.     sie haben und wie sie ihrer Gemeinschaft    anwälte“ von den Jesuiten (Legal Cell for
Die Frauen antworteten: ,Aber Schwestern,       helfen können, um gegen den Menschen-       Human Rights). Seit Kurzem machen auch
ihr habt uns doch erklärt, dass wir unsere      handel vorgehen zu können.                  Frauen mit.
Kinder nirgendwohin schicken sollen. Denn
es ist gefährlich’“, erzählt Schwester Annie.
Und mit einem Schmunzeln fügt sie hinzu:
„Das gefiel meinen Mitschwestern und mir.“

Video
Straßentheater
in Teeplantage

www.missio-hilft.de/strassentheater-assam

                                                                                                                                          15
Gemeinde-
     aktionen
     Machen Sie und Ihre Gemeinde mit bei der missio-Kampagne zum Weltmissionssonn­
     tag am 27. Oktober. Wir haben dazu einige Ideen und Anregungen zusammengestellt,
     die sich einzeln realisieren lassen oder miteinander kombiniert werden können – auch
     mit unseren Aktionsideen rund um das Thema „Mission“. Papst Franziskus hat dazu
     aufgerufen, sich mit diesem Thema eigens auseinanderzusetzen, und deshalb den Okto­
     ber 2019 zum Außerordentlichen Monat der Weltmission erklärt. Nutzen Sie also gerne
     das gemeinsame Essen nach dem Sonntagsgottesdienst („Gemeindeauflauf“), um über
     „Mission heute“ ins Gespräch zu kommen und die Aktionskarten „Meine Mission“ ein­
     zusetzen. Oder beenden Sie Ihre „Touring Mission“ durch die Gemeinde bei einer Tasse
     indischem Masala-Chai-Tee.

     Indische Begrüßung
     und Teepause
     In der nordostindischen Region Assam, dem größten Tee-
     anbaugebiet Indiens, tragen die Einwohner oftmals Schals
     mit einem roten Design, das typisch für diese indigene
     Volksgruppe ist. In der bergigen Region schützen Schals
     im Winter vor der Kälte, im heißen Sommer vor der Sonne.
     Dieser Schal heißt Gamcha. Gäste bekommen einen sol-
     chen Gamcha mit einem freundlichen „Hearty Welcome“
     um die Schultern gelegt – ein Ausdruck der Gastfreund-
     schaft.
         Angeboten wird Gästen außerdem zu jeder Gelegenheit
                                                                   REZEPT
     Tee. Chai-Tee ist das Nationalgetränk Indiens. Fliegende
     Teehändler, sogenannte Chai-Wallahs, gibt es in Indien an     Masala
                                                                   Chai
     vielen Straßenecken. Mal kurz durchatmen, Pause machen,
     die Sinne wieder schärfen: Die Inder trinken den köstlichen
     Chai aus schwarzem Tee, Milch und Gewürzen zu jeder
     Tageszeit.
                                                                   Für 4 Personen:
         Eine festgelegte Teezeremonie, wie sie etwa in Japan
                                                                   650 ml Wasser
     stattfindet, gibt es in Indien nicht. Und auch das eine
                                                                   400 ml Vollmilch (alternativ Büffelmilch)
     Rezept für Chai gibt es nicht: Beinahe jede Familie hat
                                                                   5 grüne Kardamomkapseln
     ihr ganz eigenes Rezept für Chai und ihre ganz eigene
                                                                   6 Gewürznelken
     Gewürzmischung (Masala). Im Nordosten des Landes wird
                                                                   2 Sternanis (oder 1 TL Anis)
     Chai beispielsweise mit Salz verfeinert oder auch mit Zie-
                                                                   1 Zimtstange
     genmilch vermischt. Er ist ein an-, aber kein aufregendes
                                                                   1 Stück Ingwer, frisch, in Scheiben gehackt
     Getränk. Wohl bekomm’s!
                                                                   1 gehäufter EL schwarzer Assamtee
                                                                   3 – 4 EL Zucker, Ahornsirup oder Honig (nach Belieben)

16
Tee
                                                                                                              Abwarten und

                                                                PamelaJoeMcFarlane/Getty Images/iStockphoto
                                                                                                                                            trinken

  REZEPT

  Peda                                                                                                         Die schöne Tasse Tee ist für viele Europäer der Inbegriff
                                                                                                               von Entspannung und Genuss. Wie anders wirkt der Tee
  mit Pistazien                                                                                                auf die Arbeiterinnen, die ihn unter menschenverachtenden
                                                                                                               Bedingun­gen pflücken müssen: Akkordarbeit statt Entschleu-
  Diese Kekse passen perfekt zu einer Tasse Tee.
                                                                                                               nigung, Hungerlöhne statt Genuss!
                                                                                                                    Umgerechnet etwa 2,20 Euro erhalten die Arbeiterinnen
  Zutaten für etwa 16 Stück:
                                                                                                               für den Ertrag eines langen Tages. Den Plantagenbesitzern
  160 g Khoya (Sojamilchtrockenmasse,
                                                                                                               gehört hier alles. Das Land, die Häuser – und in gewisser
  gibt es in gut sortierten indischen Lebensmittelgeschäften)
                                                                                                               Weise auch die Menschen. Nur wer die Akkordvorgaben
  100 g Zucker
                                                                                                               erzielt, darf hier auch wohnen. Wenn eine der Frauen krank
  2 Esslöffel Butter
                                                                                                               wird oder zu alt ist, müssen die Töchter an die Arbeit.
  ½ Teelöffel Kardamom, gemahlen
                                                                                                                    Seit Jahren engagieren sich Ordensschwestern für die
  3 – 4 Safranfäden, in 3 Esslöffel warmer Vollmilch aufgelöst
                                                                                                               Familien der Teepflücker im nordindischen Assam und sehen
  40 g gehackte Pistazien zum Dekorieren
                                                                                                               sich dabei mit enormen Widerständen konfrontiert: Planta-
                                                                                                               genbesitzern, die die Armut der Familien ausnutzen, dem
  Zubereitung:
                                                                                                               Analphabetismus, der die Ohnmacht der Menschen zemen-
  1. Khoya und Butter in einem schweren Topf bei niedriger
                                                                                                               tiert, und rücksichtslosen Menschenhändlern, die junge Leute
     Flamme schmelzen, das dauert circa 2 Minuten.
                                                                                                               unter falschen Versprechungen in die Großstädte des Südens
  2. Zucker hinzugeben und 15 Minuten weiterrühren, bis die
                                                                                                               verfrachten.
     Masse eindickt und sich langsam vom Topfrand löst und zu
                                                                                                                    Mit Alphabetisierungskursen und Bildungsprogrammen
     einer Art Teig wird. Vom Herd nehmen.
                                                                                                               stemmen sich die Schwestern gegen das Unrecht. „Abwarten
  3. Daraus 16 Kugeln formen. Mit dem Daumen in die Mitte
                                                                                                               und Tee trinken,“ heißt es in einem deutschen Sprichwort. In
     eine Mulde drücken (sodass eine etwas flachere Scheibe
                                                                                                               Assam aber gilt es, jetzt zu handeln.
     entsteht). Mit gehackten Pistazien dekorieren. Die Peda
                                                                                                                    Informieren Sie die Gemeindemitglieder über die Situation
     halten sich in einem luftdichten Behälter im Kühlschrank bis
                                                                                                               der Teepflückerinnen und rufen Sie sie zu Spenden auf, damit
     zu einem Monat.
                                                                                                               die Familien der Teepflückerinnen ein menschenwürdiges
                                                                                                               Leben führen können.

      www.missio-hilft.de/assamtee
                                                                                                               Info-Paket
                                                                                                               Tee
                                                                                                               In unserem kostenlosen Infopaket „Tee“ finden Sie:
                                                                                                               – Das Aktionsheft mit liturgischen Hilfen
Zubereitung:
                                                                                                               – 50 Hefte „Tee trinken und handeln“
1. Alle Gewürze bis auf den Ingwer im Mörser fein zerstoßen.
                                                                                                               – 50 Info-Flyer zu Teeprojekt („Bitterer Tee“)
2. Die Gewürze mit Ingwer und Tee in einem Topf bei mittlerer
                                                                                                               – 50 Aktionskarten „Meine Mission“
   Hitze anrösten, bis sie duften. Vorsicht, dass nichts anbrennt!
                                                                                                               – Plakate „Sonntag der Weltmission“
3. Mit Wasser aufgießen und aufkochen lassen. Dann die Tempe-
                                                                                                                  und „Tee trinken und handeln“ in DIN A4
   ratur reduzieren und unter ständigem Rühren köcheln lassen.
                                                                                                               (Bestell-Nr. 600999)
4. Milch hinzugeben sowie Zucker, Ahornsirup oder Honig nach
   Belieben zum Süßen. Weitere 3 Minuten köcheln lassen. Den
   Masala-Chai-Tee dann durch ein Sieb in eine Kanne gießen.
   Aus etwa 30 cm in die Becher gießen, dann bildet sich etwas
   Schaum auf der Oberfläche.

                                                                                                                                                                                17
Gemeinde                                                            REZEPT

      auflauf                                                             Pulao –
                                                                          indischer
                                                                               Reisauflauf
                                                                          Zutaten für zwei Personen:
                                                                          3 EL Sojasoße hell            100 g Backpflaumen
                                                                          2 EL Worcestersoße            2 Bananen
                                                                          Öl                            Salz
                                                                          1 Stk. Ingwer frisch          Zimt
                                                                          200 g Langkornreis            Gewürznelkenpulver
                                                                          400 ml Hühnerbrühe            25 ml Orangensaft
                                                                          2 TL Curry                    300 g saure Sahne
                                                                          1 Zwiebel                     1 TL brauner Zucker
                                                                          200 g Möhren
                                                                          300 g Blumenkohl, frisch      (evtl. 500 g Putenbrust)

                                                                          Zubereitung:
                                                                          1. Zwiebel fein würfeln, Ingwer hacken. Die Zwiebel in Öl
                                                                             mit 1 TL Curry anschwitzen. Reis und Ingwer dazugeben
                                                                             und nach kurzem Anbraten mit der Brühe aufgießen.
                                                                             20 min köcheln lassen.
                                                                          2. Unterdessen das Gemüse putzen, Möhren in Scheiben,
                                                                             Blumenkohl in Röschen teilen. 10 min in Salzwasser
                                                                             garen.
                                                                          3. Backpflaumen würfeln. Form fetten, Ofen auf
                                                                             200 Grad vorheizen.
                                                                          4. Bananen geschält in ein Gefäß geben und mit dem
                                                                             O-Saft und der Sahne pürieren. Mit restlichem Curry,
      Machen Sie den Sonntag der Weltmission in Ihrer Gemeinde
                                                                             Zucker, Nelken und Zimt abschmecken.
      zum kulinarischen Fest der Weltkirche. Laden Sie die Gemeinde-
                                                                          5. Gemüse mit Backpflaumen und Soße unter den Reis
      mitglieder ein, zum Sonntagsgottesdienst ihren Lieblingsauflauf
                                                                             mischen, wenn gewünscht Putenstreifen unterheben
      mitzubringen – möglichst frisch aus dem Ofen, dann ist er nach
                                                                             und in die Form füllen. Restliche Soße verteilen und
      der Messe noch warm. Nach der gemeinsamen Messfeier sind
                                                                             dann 30 min backen.
      alle Besucher zum Essen eingeladen. Genauso vielfältig wie die
      Weltkirche wird der Tisch mit den unterschiedlichsten Aufläufen
                                                                          Variante mit Fleisch:
      gedeckt sein. Ein kulinarischer Genuss und ein geselliges Mitei-
                                                                          Fleisch in etwa 1 cm dicke Streifen schneiden und in der
      nander sind garantiert.
                                                                          Soja- und Worcestersoße für 1 h marinieren. Anschließend
                                                                          in Öl anbraten.
      Als Gericht eignet sich ein indischer Reisauflauf. Dazu passt das
      vegetarische Linsengericht Dal, das in Nordostindien gerne und
      oft mit Reis gegessen wird. Probieren Sie es einfach einmal aus.
      Wir wünschen guten Appetit!                                         REZEPT
                                                                          Linsen
                                                                          Dal
                                                                          Zutaten für 4 Personen:

                                                                          500 g Linsen                  120 g rote Currypaste
                                                                          4 EL Öl                       800 ml Kokosmilch
                                                                          2 EL Ingwer                   2 TL Kurkuma
                                                                          2 rote Zwiebeln               2 TL Currypulver
                                                                          4 Knoblauchzehen, fein        Salz und Pfeffer nach
                                                                          gehackt                       Geschmack

                                                                          Zubereitung:
                                                                          Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer fein hacken und im
                                                                          heißen Öl anbraten. Gewürze und Linsen hinzufügen, bis
                                                                          die Linsen glasig sind. Wasser dazugießen und kochen
 www.missio-hilft.de/gemeindeaktion                                       lassen, bis die Linsen weich sind. Salzen und pfeffern nach
                                                                          Geschmack.

18
TOURING
MISSION    JEDER UND JEDE IST MISSION,
           SAGT PAPST FRANZISKUS.
                                                                            #mymission
Zum Außerordentlichen Monat der Weltmission, den Papst                      #mymission ist eine weltweite Aktion der Päpstlichen Missions-
Franziskus für Oktober 2019 ausgerufen hat, laden wir Sie ein,              werke im Außerordentlichen Monat der Weltmission. Chris­tinnen
Ihre Gemeinde mit den Augen von Papst Franziskus zu betrach-                und Christen rund um den Globus setzen ein Zeichen und teilen
ten und neu zu entdecken, was es heißt, „getauft und gesandt“               ihre Mission, mit anderen. Für die einen ist Mission, eine große
zu sein. Da jede Stadt andere Möglichkeiten aufweist, bietet                Schwester zu sein oder stets ein offenes Ohr für seine Mitmen-
missio als Orientierungshilfe die Broschüre „Touring Mission“               schen zu haben, für andere, einen möglichst kleinen ökologischen
an. An sechs Stationen werden Gedanken aus dem päpstlichen                  Fußabdruck zu hinterlassen oder sich für Menschenrechte einzu-
Schreiben Evangelii Gaudium zum Thema „Mission“ aufgegrif-                  setzen. Erzählen Sie uns Ihre! Setzen Sie dazu die Karten „Meine
fen und durch Impulstexte sowie Gebete vertieft. Orte des Glau-             Mission“ ein.
bens und des Gedenkens, Orte der Begegnung und der Solidari-                    www.missio-hilft.de/mymission
tät – sie laden ein, hinauszugehen und Ehrenamtliche, Nachbarn
und Einwohner näher kennenzulernen.
    www.missio-hilft.de/touringmission

                                                                                                                                          MiaMisio

JUGEND AKTIV

Was treibt dich an?
                                                                            WAS TRNE?IBT ICH
Jugendliche in Deutschland, Europa und der ganzen Welt demonstrie-          DICH A
ren für ihre Anliegen – für ihre Mission. Dabei stellen sich diese jungen
                                                                                                                                  WILL
Menschen der Frage nach einer gerechteren Welt. Aber was bedeu-                                ICH
                                                                                                                                  KOHLE
tet Gerechtigkeit? Wo begegnen wir Ungerechtigkeiten in unserem
                                                                                               WILL
                                                                                               SPASS

                                                                                                                                               ICH
Alltag? Und wo erleben Menschen in anderen Teilen der Erde Unge-
                                                                                                                                               WILL
                                                                                                                                               LIKES

                                                                              ICH
rechtigkeiten? Diesen Fragen können Sie in zwei Gruppenstunden                WILL KEINE
                                                                              FREMDEN

gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen nachgehen und dabei
herausarbeiten, dass jeder scheinbar kleine Beitrag etwas Großes in
dieser Welt bewegen kann. Jung und Alt, Mann und Frau, Reich und                                        NGEN.
                                                                                 ZIELE. TRÄU ME. HOFFNU
Arm … wir alle können die Welt verbessern und sind dazu aufgeru-                      IS T DEINE MISSION?
                                                                                 WAS           www.missio-hilf
                                                                                                               t.de/jugendaktiv

fen, uns für „den Nächsten“ starkzumachen. Die Gruppenstunden
                                                                                  #mymission

finden Sie hier: www.missio-hilft.de/jugendaktiv                                                                                                       19
Schwarzes
        Gold

20
Lebensgefährlich ist die Arbeit in den illegalen Minen im Bundesstaat
Meghalaya. Die Kohlearbeiter steigen auf ungesicherten Bambus-
leitern in die Tiefe. Mit Spitzhacken schlagen sie das schwarze Gold
aus den engen Tunneln. Eine lebensgefährliche Arbeit. Immer wieder
sterben Menschen. Doch die Arbeiter müssen das Risiko eingehen.
Die Kohle sichert ihnen und ihren Familien das Überleben. Schwester
Blinda und ihre Mitschwestern kümmern sich um die Familien im
Kohlerevier. Sie wollen den Menschen helfen, einen Weg aus dem
Elend zu finden.

Mehr dazu in dieser Multimediageschichte:
www.missio-hilft.de/kohlemine-nordostindien                             21
Indiens
        unruhiger                                                                   Der sanfte
      Nordosten                                                                     Friedensstifter
                                                                                    Ein Mann lauter Worte ist er nicht. Doch
                                                                                    wenn er mit leiser Stimme spricht, hören
                                                                                    ihm alle zu. Seit mehr als 20 Jahren ver­
                                                                                    mitteln der indische Erzbischof Thomas
                                                                                    Menamparampil und sein ökumenisches
                                                                                    Friedensteam erfolgreich zwischen ver­
                                                                                    feindeten Gruppen in Nordostindien.
                                                                                    Nicht das Taktieren, Verhandeln und
                                                                                    Überzeugen gehören zu seiner Methode,
     Von „permanenter Unruheregion“ und „instabilen Verhält­                        sondern zuhören, Mitgefühl zeigen und
     nissen“ ist schnell die Rede, wenn der Nordosten Indiens                       für Kompromisse werben.
     Thema ist. Mehr als zweihundert indigene Volksgruppen
     leben in diesem Teil des Landes, deren Menschen sich kultu­
     rell und sprachlich deutlich von Zentralindien unterscheiden.
     Seit der Unabhängigkeit Indiens 1947 kämpfen zahlreiche
     dieser Gruppen für ihre Unabhängigkeit oder Autonomie.
     Besonders in Nagaland, Manipur und Assam gibt es viele
     aufständische Gruppen.

     Die indische Zentralregierung geht gegen sie mit extremer militärischer
     Härte vor. Seit 1972 steht ein Großteil des Nordostens unter einem Sonder-
     ermächtigungsgesetz, das es staatlichen Sicherheitskräften erlaubt, exzessiv
     Gewalt auszuüben, ohne sich dafür strafrechtlich verantworten zu müssen.
     Die Rebellengruppen ihrerseits begehen massive Menschenrechtsverlet-
     zungen und bekämpfen nicht allein die Zentralregierung, sondern sehr
     häufig sich auch gegenseitig.
         Immer wieder brechen auch zwischen den indigenen Völkern gewalt-
     same Konflikte aus, bei denen es meist um die Verteilung von Ressourcen,
     Landrechten, Fragen der Migration sowie um politische Mitsprache geht.
     So starben 1996 bei einem blutigen Konflikt um Land in Assam zwischen
     dem Volk der Bodo und den Santhal Hunderte Menschen. 250.000 Dorf-
     bewohner mussten aus ihren Häusern fliehen.
         Die zahlreichen Konflikte hemmen die wirtschaftliche Entwicklung die-
     ser Region und haben tiefe emotionale Wunden hinterlassen. Seit einigen
     Jahren hat ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Naga-Rebellengrup-
     pen und der Regierung in Delhi den Konflikt um die Unabhängigkeit leicht
     entspannt. Ihrer Forderung nach einem unabhängigen „Groß-Nagaland“
     mit allen von Naga bewohnten Territorien haben die beiden großen Naga-
     Rebellengruppen allerdings nicht aufgegeben.

22
»
Manche Friedensstifter beginnen
mit ‚Vergebung‘, aber wir arbeiten
zum Ende darauf hin. Denn dann
erleben die Parteien die Vorteile des
Friedens bereits.

Erzbischof Thomas Menamparampil

Die 82 Jahre merkt man ihm nicht an. Mit               Dann wirbt das Friedensteam für Kom-
sicherem Schritt geht er auf Menschen zu. Die     promisse. „Wenn eine Seite beginnt, bei
Augen hellwach. Er trägt eine einfache weiße      einem kleineren Anliegen nachzugeben, folgt       Jugend für
Soutane. In einer Pause zwischen zwei Vorträ-
gen an einem kirchlichen Ausbildungszentrum
                                                  oft auch die andere Seite“, erzählt der Erz-
                                                  bischof. Schließlich können größere Schritte
                                                                                                    den Frieden
nimmt er sich Zeit für ein Interview über seine   gemacht werden. „Wir überlassen dann die
Friedensinitiativen im Nordosten Indiens.         endgültigen Entscheidungen den politischen        Die Initiative „Peace Channel“
     Alles beginnt 1996. Ein Konflikt um Land     Autoritäten, den Regierungen und den bei-
zwischen den Volksgruppen Bodo und San-           den Konfliktparteien. Wir wollen nicht dieje-
thal eskaliert. Tausende Menschen kampieren       nigen sein, die entscheiden. Wir ziehen uns
                                                                                                    Den Teufelskreis der Gewalt zu durch-
in provisorischen Flüchtlingslagern. Menam-       zurück.“
                                                                                                    brechen, dieses Ziel hat sich die Jugend-
parampil ist im Jahr zuvor zum Erzbischof von          Erst zum Schluss wendet sich das
                                                                                                    bewegung „Peace Channel“ gesetzt.
Guwahati ernannt worden. Er will den ver-         Friedens­team dem wichtigen Prozess der
                                                                                                    Das Bistum Kohima in Nagaland hat die
zweifelten Menschen helfen. „Wir beschlos-        Vergebung und Heilung zu. „Manche Frie-
                                                                                                    Friedenserziehung als eine der wich-
sen, dass wir bei unseren Hilfsaktionen mit       densstifter beginnen mit ‚Vergebung‘, aber
                                                                                                    tigsten Aufgaben in seiner Diözese defi-
anderen Kirchen nicht wetteifern wollten“,        wir arbeiten zum Ende darauf hin. Denn dann
                                                                                                    niert. „Junge Menschen können Dinge
erzählt Erzbischof Thomas.                        erleben die Parteien die Vorteile des Friedens
                                                                                                    verändern. Die Jugend hat die Kraft,
     Er wirbt für Abstimmung. Mit Erfolg.         bereits“, erklärt Erzbischof Thomas.
                                                                                                    die Kultur der Gewalt zu stoppen und
Hilfs­organisationen verschiedener Konfessi-           So konnten die Friedensteams in den ver-
                                                                                                    Frieden zu schaffen“, erklärt Fr. Anto
onen schließen sich zusammen. Jedes Werk          gangenen Jahren rund ein Dutzend Konflikte
                                                                                                    Chowaran, der den „Peace Channel“
leistet, was es am besten kann. Die gemein-       zwischen Volksgruppen in Nordostindien
                                                                                                    2005 gegründet hat.
same Hilfe ist so erfolgreich, dass die Kon-      lösen. Für seinen Einsatz ist der Erzbischof
fliktparteien um Vermittlung im Streit bitten.    sogar für den Friedensnobelpreis nominiert
                                                                                                    In Kooperation mit Bildungseinrichtun­
                                                  worden.
                                                                                                    gen, Gemeinden und anderen Institu­tio­
Ökumenische Friedensteams                              Mittlerweile ist Erzbischof Thomas eme-
                                                                                                    nen hat der „Peace Channel“ Friedens­
So entsteht das erste ökumenische Friedens-       ritiert. Sein Terminkalender ist trotzdem voll.
                                                                                                    clubs gegründet, in denen Jugendliche
team. „Mitglieder waren Leute, die eng mit        Er spricht bei internationalen Konferenzen,
                                                                                                    in gewaltfreier Kommunikation, Metho-
den Gemeinschaften verbunden waren, die           unterrichtet Novizinnen und Seminaristen
                                                                                                    den zur Konfliktlösung und Mediation
eine Idee von der emotionalen Dimension           und schreibt Bücher und Artikel. Besonders
                                                                                                    geschult werden. Mittlerweile machen
in den Gemeinschaften hatten“, erklärt der        liebt er es, mit den Menschen in den Dörfern
                                                                                                    auch Angehörige anderer Religionsge-
Erzbischof. „Das Friedensteam sprach zuerst       die Messe zu feiern. Natürlich setzt er sich
                                                                                                    meinschaften mit. Heute ist die Bewe-
getrennt mit den Konfliktparteien. Nicht          mit seinen ökumenischen Kollegen weiter für
                                                                                                    gung so erfolgreich, dass sie auch in
so, als könnten wir das Problem lösen. Wir        Frieden und Versöhnung im Nordosten ein.
                                                                                                    anderen Bundesstaaten im Nordosten
hörten ihnen zu, mit Sympathie für ihr Klagen     Manchmal sogar ohne dass die Öffentlichkeit
                                                                                                    Indiens aktiv ist. 329 Friedenclubs mit
und ihr Leid, ohne zu urteilen.“                  etwas davon mitbekommt. Leise eben.
                                                                                                    über 30.000 Jugendlichen setzen sich
    Erst danach bringt das Friedensteam die
                                                                                                    heute in Nordostindien aktiv für den
Konfliktparteien zusammen. In einem zwei-
                                                                                                    Frieden ein.
ten Schritt ermutigen sie diese, in die Zukunft    Im Oktober kommt Erzbischof Thomas
zu blicken. Sie sollen sich vor Augen führen,      Menamparampil nach Deutschland, um
was sie erreichen könnten, wenn das Töten          für die missio-Jahresaktion zum Welt­
aufhört. Die Kinder können wieder sicher           missionssonntag über seinen Einsatz für
zur Schule gehen. Märkte wieder geöffnet           den Frieden und Methoden zur Konflikt­
werden.                                            lösung zu berichten.

                                                                                                                                                23
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