Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
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Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians- Universität München Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Hrsg. v. Prof. Dr. Ulrich Heimlich, Lehrstuhl Lernbehindertenpädagogik der LMU München und Prof. Dr. Joachim Kahlert, Lehrstuhl Grundschulpädagogik und -didaktik der LMU München, Leopoldstr. 13, 80802 München München, im März 2019 Ein Projekt im Rahmen von „Lehrerbildung@LMU“, gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians- Universität München Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inhaltsverzeichnis n Gemeinsames Grußwort 4 des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus (Prof. Dr. Michael Piazolo) und des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst (Bernd Sibler) n Grußwort 6 des Vizepräsidenten der LMU München für den Bereich Studium und Lehre (Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Wirsing) n Grußwort 8 der Direktorin des „Münchener Zentrums für Lehrerbildung (MZL)“ (Prof.in Dr. Christiane Lütge) n Vorwort der Herausgeber 10 (Prof. Dr. Ulrich Heimlich & Prof. Dr. Joachim Kahlert) 12 1.0 Inklusionspädagogisches Grundlagenmodul im Lehrstuhl Schulpädagogik (Prof. Dr. Ewald Kiel, StDin Nicole Sacher, Wiss. Mit. Teresa Tillmann & PD Dr. Sabine Weiß) 2.0 Inklusionsdidaktische Lehrbausteine (!DL) – 16 Aufbau einer Online-Plattform zum Thema „Inklusiver Unterricht“ für die inklusive Lehrerbildung (Wiss. Mit. Julia Eiperle, Prof. Dr. Markus Gloe, Prof. Dr. Ulrich Heimlich, Prof. Dr. Joachim Kahlert, StR FS Mario Riesch & Dr. Angelika Strauß) 3.0 Inklusionsdidaktische UNI-Klasse – 26 Entwicklung, Erprobung und Evaluation einer hochschuldidaktischen Konzeption inklusionsorientierten Unterrichts (Dr. Birgit Grasy & Prof. Dr. Joachim Kahlert) 4.0 PSYCH.e – Was Lehrerinnen und Lehrer über psychische Belastungen und 30 Störungen bei Schulkindern wissen sollen! (Dr. Stephanie Berner & Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne) 5.0 Kooperierende Projekte in der inklusiven Lehrerbildung 36 n 5.1 Basiswissen Inklusion und Sonderpädagogik 38 im Erziehungswissenschaftlichen Studium (BAS!S) (StRin FS Susanne Bjarsch, Prof. Dr. Ulrich Heimlich & Prof. Dr. Ewald Kiel) 2
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München n 5.2 Inklusives Intensivpraktikum (InKip) 44 (Dr. Clemens Schlegel) n 5.3 Münchener Inklusionstraining für Lehrende (M!T-L) 46 (Prof. Dr. Ulrich Heimlich) n 5.4 Weiterbildungsangebot „Inklusion und Sonderpädagogik für 48 Berufsschullehrkräfte“ (Prof. Dr. Ulrich Heimlich, Prof. Dr. Reinhard Markowetz, StRin FS Daniela Michnay-Stolz & StRin FS Ulrike Sendelbach) 6.0 Didaktisch-methodische Basiselemente inklusiver Lehrerbildung (DMB) 50 n 6 .1 DMB 1: Impulsreferat 52 (Prof. Dr. Ulrich Heimlich) n 6 .2 DMB 2: Kooperatives Lernen 54 (Prof. Dr. Ulrich Heimlich & Prof. Dr. Joachim Kahlert) n 6 .3 DMB 3: Praxistag 56 (StR FS Mario Riesch) n 6 .4 DMB 4: Projektlernen 59 (Wiss. Mit. Julia Eiperle & StR FS Mario Riesch) n 6 .5 DMB 5: Außerschulische Lernorte 62 (Dr. Verena Espach & StR FS Mario Riesch) n 6 .6 DMB 6: Werkstattlernen 65 (Prof. Dr. Ulrich Heimlich) n 6 .7 DMB 7: 90-Minuten-Sprint („Workshop“) 67 (StRin FS Susanne Bjarsch & Wiss. Mit. Adina Küchler) n 6 .8 DMB 8: Blended Learning 69 (Prof.in Dr. Elke Inckemann) n Anhang Kontaktadressen 71 Linkliste 74 3
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Gemeinsames Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo und des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, für die Broschüre „Inklusive Lehrerbildung an der LMU“ Inklusion ist ein Thema, das unsere Gesellschaft als Ganzes Hochschule sind etwa die barrierefreie Gestaltung von betrifft. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, allen Menschen Gebäuden, umfangreiche Beratungsangebote sowie eine gleiche Rechte sowie gleiche Teilhabe zu ermöglichen und Kultur des sozialen Miteinanders. Darüber hinaus haben Barrieren abzubauen. Dieser Wert eines chancengleichen die Beauftragten für Studentinnen und Studenten mit Be- Miteinanders muss einen festen Platz finden in den Köpfen hinderung und chronischer Erkrankung an den Hochschulen und Herzen der Menschen sowie in allen Bereichen unseres ein wertvolles Netzwerk etabliert, um sich gegenseitig zu täglichen Lebens. Unsere Schulen und Hochschulen stehen unterstützen und voneinander zu lernen. hier in einer ganz besonderen Verantwortung und leisten einen entscheidenden Beitrag, um uns auf unserem Weg Wir alle wissen: Inklusion muss vor Ort gelebt und um noch weiter voranzubringen. gesetzt werden. Der Erfolg von Inklusion an den Schulen steht und fällt mit den Lehrkräften. Darum ist die Ver So ist inklusiver Unterricht Aufgabe und gesetzlicher Auf- mittlung eines Basiswissens im Bereich Inklusion für alle trag aller Schulen. Wir wollen ein selbstverständliches Lehramtsstudentinnen und -studenten unverzichtbar. Miteinander von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Die vorliegende Broschüre mit ihren zukunftsweisenden sonderpädagogischem Förderbedarf sowie eine bestmögli- Lehrveranstaltungen und Projekten belegt die hohe Qualität che Förderung aller Kinder und Jugendlichen im Freistaat. der Lehrerausbildung an der LMU. Bei der Inklusion setzen wir in Bayern auf eine Vielfalt schulischer Angebote, die auch die Förderschulen als Wir wünschen den Studentinnen und Studenten an der LMU spezialisierte Förderorte und Kompetenzzentren zur Unter- erfolgreiche Erkenntnisse, wie sie Inklusion im schulischen stützung der allgemeinen Schulen einbezieht. Dazu werden Alltag umsetzen und damit einen wichtigen Beitrag zur die angehenden Lehrkräfte für Sonderpädagogik intensiv Chancengleichheit in unserer Gesellschaft leisten können. in den jeweiligen Förderschwerpunkten an der Ludwig- Maximilians-Universität München (LMU) ausgebildet. München, im Dezember 2018 Auch über die wissenschaftliche Auseinandersetzung hin- aus wird die Inklusion von Studentinnen und Studenten mit Behinderung und chronischer Erkrankung an allen unseren Hochschulen in Bayern konsequent vorangetrieben. Wichtige Bausteine zur Verwirklichung einer inklusiven Prof. Dr. Michael Piazolo Bernd Sibler Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst 5
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Grußwort des Vizepräsidenten für den Bereich Studium und Lehre der LMU München, Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Wirsing Inklusion ist eines der beherrschenden Themen der hinaus sind mittlerweile zahlreiche Studienfächer und aktuellen bildungspolitischen Debatte. Der gemeinsame Studiengänge sowie das Praktikumsamt für Lehramts Schulbesuch von Kindern und Jugendlichen mit unter- studiengänge mit inklusiven Projekten beteiligt. So schiedlichsten Lernvoraussetzungen bietet viele Chancen, arbeitet die LMU z.B. im Projekt „Basiswissen Inklusion stellt aber auch hohe Anforderungen an Lehrkräfte und und Sonderpädagogik für das erziehungswissenschaftliche Schulen. Wer Inklusion nachhaltig und qualitätsvoll Studium (BAS!S)“ unter der federführenden Leitung von umsetzen will, muss also die zukünftigen Lehrerinnen Prof. Dr. Ulrich Heimlich und Prof. Dr. Ewald Kiel mit allen und Lehrer auf diese neue Aufgabe gut vorbereiten. lehrerbildenden Universitäten in Bayern zusammen. Dabei sind sowohl digitalisierte Studienangebote mit zahlreichen Die LMU München beteiligt sich mit zahlreichen Projekten innovativen Materialien als auch völlig neue Lehrveran an der inklusiven Neuausrichtung der Lehrerbildung. staltungsformate entstanden. Gefördert durch Mittel aus der Qualitätsoffensive Lehrer bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Es freut mich, dass die vorliegende Broschüre erstmals setzt die LMU auch einen Schwerpunkt beim Thema „Vor- zusammenfassend über all diese Angebote informiert bereitung auf ein inklusives Schulsystem“. Die vorliegende und ich bin überzeugt, dass die LMU hier wegweisende Broschüre dokumentiert eindrücklich die zahlreichen Akzente setzt. Projekte zur Umsetzung des bildungspolitischen Leitbildes der Inklusion in der Lehrerbildung an der LMU München. Prof. Dr. Dr. h.c. Marin Wirsing Auch über die Qualitätsoffensive Lehrerbildung Vizepräsident für den Bereich Studium und Lehre 7
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Grußwort der Direktorin des Münchener Zentrums für Lehrerbildung (MZL), Prof.in Dr. Christiane Lütge Inklusion ist ein Themenfeld, das immer wichtiger wird, Aber dafür müssen auch die Universitäten ihren Beitrag aber auch vielfältiger Impulse und Anregungen für die leisten. Die Vorbereitung auf ein inklusives Schulsystem Umsetzung bedarf. Lehramtsstudierende sollen ohnehin erfolgt bereits in der ersten Phase der Lehrerausbildung. schon im Studium lernen, wie man Schülerinnen und Auch sprachsensibles Unterrichten einer heterogenen Schüler gezielt fördert, um mit Diversität in verschiedener Schülerschaft gehört dazu und ist eine Querschnittaufgabe Hinsicht umgehen zu können. vieler Fächer. Die Bandbreite der sonderpädagogischen Förderbedarfe muss dabei immer sorgfältig im Blick be Die inklusionsdidaktische Diskussion der letzten Jahre halten werden. hat aber auch gezeigt, dass konkrete Herausforderungen gemeistert werden müssen. Das bedeutet u.a., dass unter- Das Münchener Zentrum für Lehrerbildung (MZL) stellt schiedliche Lernvoraussetzungen, Bedürfnisse und beson- sich den Herausforderungen der Inklusion und initiiert dere Förderbedarfe berücksichtigt werden müssen, damit u.a. im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung Maß- die entsprechende Unterstützung für Lehrkräfte auch nahmen und Projekte, die fächerübergreifende Ansätze gezielt greifen kann. Dafür sind methodische und unter- ermöglichen. Die Zusammenarbeit zwischen Experten richtsorganisatorische Maßnahmen nötig, aber auch die verschiedener Phasen ist dabei entscheidend, denn Rahmenbedingungen insgesamt müssen stimmen. Inklusion unterschiedliche Perspektiven und gelungene Vernetzung berührt viele Facetten, die in der Lehrerbildung eine Rolle sind gerade bei diesem Thema besonders relevant. spielen, sei es in den Bereichen Diagnose, Förderung, Kompetenzentwicklung, Sozialverhalten oder kooperatives Ich freue mich, wenn das MZL bei dieser wichtigen Lernen. Zukunftsaufgabe auch weiterhin einen Beitrag für die Lehrerbildung leisten kann und wünsche dieser Broschüre Der Erfolg von Inklusion entscheidet sich letztlich im dabei gute Resonanz. Klassenzimmer. Wir müssen dafür sorgen, dass Lehrer und Lehrerinnen sich auch situativ auf eine dynamische Prof.in Dr. Christiane Lütge Vielfalt an Lernvoraussetzungen eins tellen können und Direktorin des Münchener Zentrums für Lehrerbildung diese als Chance begreifen. (MZL) 9
VORWORT Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert 10
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Vorwort der Herausgeber Seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention Weiterbildungsangeboten und zusätzlichen Kursen insbe- werden an der Ludwig-Maximilians-Universität München sondere das Projekt „Basiswissen Inklusion und Sonderpäd- (LMU München) zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht, agogik im Erziehungswissenschaftlichen Studium (BAS!S)“. die das Thema Inklusion in der Lehrerbildung verankern Das Projekt zielt unter Federführung der LMU München sollen. Nach einer Phase der multilateralen Kooperation darauf ab, dass alle Lehramtsstudierende in den zehn von Lehrstühlen der Sonderpädagogik, der Schulpädagogik, lehrerbildenden Universitäten Bayerns eine Basissensi der Grundschulpädagogik und der Fachdidaktiken sowie bilisierung zur Inklusion und Sonderpädagogik erhalten. weiterer wissenschaftlicher Disziplinen ist es nun durch Dazu ist ebenfalls eine enge Kooperation mit der Julius- die Mittel der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ möglich, Maximilians-Universität Würzburg vorgesehen. diese Projektinitiativen zu unterstützen, personell auszu- statten und stärker zu institutionalisieren. Aus diesem Erfahrungsberichte aus der Lehrpraxis in der inklusiven Grunde und zur Verbesserung der Vernetzung zwischen Lehrerbildung an der LMU München und Steckbriefe zu den zahlreichen Einzelprojekten ist diese Broschüre ent Didaktisch-methodischen Basiselementen von Lehrveran- wickelt worden. Sie soll zu einer verstärkten Kooperation staltungen ergänzen die Projektporträts bezogen auf ver- in der Lehrerbildung in Verbindung mit dem Thema schiedene Lehrveranstaltungstypen, die sich als besonders „Inklusion“ beitragen. gut implementierbar erwiesen haben. Im Anhang sind Adressen und Links zusammengefasst. Im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ist bezogen auf den ersten Förderzeitraum der Schwerpunkt Wir möchten uns herzlich bei allen Lehreinheiten bedanken, „Vorbereitung auf ein inklusives Schulsystem“ auf der die an der Lehrerbildung in der LMU München partizipieren Basis des Projektes „Lehrerbildung@LMU“ gebildet und mit großem Engagement das Thema „Inklusion“ in ihre worden. In diesem Projektschwerpunkt sind mehrere Teil- Lehrveranstaltungsangebote aufgenommen haben. Ein ganz projekte entwickelt worden, die teilweise bis Ende 2018 besonderer Dank gilt Petra Weidner vom Sekretariat des abgeschlossen sein werden. Es handelt sich um die Teil Lehrstuhls Lernbehindertenpädagogik, die die Herstellung projekte „Inklusionspädagogisches Grundlagenmodul“, der Broschüre bezogen auf Lektorat und Layout in hervor- „Inklusionsdidaktische Lehrbausteine (!DL)“ und „Inklusi- ragender Weise koordiniert hat. onsdidaktische UNI-Klasse“. Im Projekt „PSYCH.e“ wird der Frage nachgegangen, was Lehrerinnen und Lehrer Wir hoffen, dass die Broschüre zur weiteren Vernetzung über psychische Belastungen und Störungen bei Schul der Lehrerbildung an der LMU München bezogen auf das kindern wissen sollten. In der Broschüre werden diese Thema „Inklusion“ beitragen kann und wünschen allen Teilprojekte in ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstand Beteiligten dabei viel Erfolg. ausführlich vorgestellt. München, im Dezember 2018 Außerdem sind weitere kooperierende Projekte zum Thema „Inklusion in der Lehrerbildung“ aufgeführt, die derzeit an der LMU München laufen. Dazu zählt neben einzelnen Prof. Dr. Ulrich Heimlich Prof. Dr. Joachim Kahlert 11
1.0 Inklusions- pädagogisches Grundlagenmodul im Lehrstuhl Schulpädagogik Ewald Kiel, Nicole Sacher, Teresa Tillmann & Sabine Weiß 12
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Das inklusionspädagogische Grundlagenmodul am Lehr- 1.1 Das inklusionspädagogische stuhl für Schulpädagogik greift Desiderate der Forschung und Forderungen der Lehrerfort- und der Lehrerausbildung Grundlagenmodul im Lehrstuhl für auf, die besagen, dass Lehrkräfte und Lehramtsstudierende Schulpädagogik trotz einer positiven Stimmung Unsicherheit und Ängste gegenüber der voranschreitenden Inklusion äußern (siehe Das Online-Seminar zur Inklusion bietet als fest implemen- z.B. die Reviews von AVRAMIDIS, BAYLISS & BURDEN, tiertes Wahlpflichtfach im erziehungswissenschaftlichen 2000, und DE BOER, PIJL & MINNAERT, 2011). Diese sind Studium der LMU den Studierenden aller Lehramtsstudien- unter anderem in einem grundsätzlichen Informations- gänge die Möglichkeit, ECTS-Punkte zu erwerben. Die defizit über die Arbeit mit Schüler*innen mit Behinderung Lehrveranstaltung wird jedes Semester vom Lehrstuhl und Förderbedarf begründet. Aus- und Fortbildung für die für Schulpädagogik angeboten und findet als Online-Veran Arbeit in inklusiven Settings schätzen Lehrkräfte aktuell staltung der virtuellen Hochschule Bayern (vhb) statt. noch als defizitär und wenig hilfreich ein. Hinzu kommt, Den Rahmen für alle Aufgabenstellungen stellt ein authenti- dass Lehrende und Studierende eine Überlastung durch sches Lernszenario in Gestalt einer fiktiven, für das die neuen bzw. veränderten Anforderungen befürchten, mit Seminar konzipierten Schule dar (vgl. REINMANN- denen sie sich durch die Inklusion zusätzlich konfrontiert ROTHMEIER, VOHLE & ADLER, 2003). Diese Schule ist sehen (PEPERKORN, HORSTMANN, DADACZYSKI & eng an realen Verhältnissen orientiert und lässt reale PAULUS, 2017). Angebote an Information, Prävention und Mitwirkende aus der Praxis zur Sprache kommen. Deren Beratung, die einen Anstieg ihrer Arbeitsbelastung und in tatsächliche Erfahrungen stellen den Wirklichkeitsbezug der Folge gesundheitliche Einbußen abmildern könnten, für die Geschichte her, die sich in Filmsequenzen, Bildern fehlen ihnen. und Texten auf einer fiktiven Schulhomepage aufspannt. Die Seminarteilnehmenden werden im Seminar zu aktiven Diesen substantiellen Bedarf möchte das inklusionspäda- Mitgliedern der fiktiven Schulgemeinschaft und erfüllen gogische Grundlagenmodul im Rahmen der universitären Aufgaben für den Schulentwicklungsprozess hin zu einer Lehrerausbildung decken. Basis hierfür sind ein im inklusiven Schule (WEIß, 2016; im Überblick KIEL & WEIß, erziehungswissenschaftlichen Studium fest verankertes 2016). In der Rolle von Lehrkräften der Schule arbeiten Online-Seminar und ein durch Materialien gestützter Lehr- sie mit Schüler*innen, Eltern und anderen Lehrer*innen film. Beide haben konkreten Bezug zu realen schulischen an unterschiedlichen für inklusive Schulentwicklung Anforderungen und Problemstellungen und sind neben wesentlichen Schwerpunkten. Themen sind ein inklusives wechselnden Veranstaltungen oder Projekten zum Thema Schulleben, inklusiver Unterricht, die Kooperation von Inklusion fest am Lehrstuhl für Schulpädagogik verankert, Lehr- und anderem Fachpersonal, persönliche Problem so dass Studierende aller Lehrämter sie nutzen können, stellungen von Inklusionsschüler*innen sowie rechtliche explizit sind auch Studierende weiterführender Schularten Hintergründe. Jede Fragestellung bietet den Studierenden angesprochen (vgl. KIEL, 2015; KIEL & WEIß, 2015, 2016). die Gelegenheit, ihre persönliche Auseinandersetzung mit den Anforderungen eines inklusiven Schulalltags mit Hilfe Über die beiden inhaltlichen Lehrmodule hinaus wird am wissenschaftlicher Fachliteratur oder im Austausch mit Lehrstuhl für Schulpädagogik ein Online-Tool zur Selbst anderen Teilnehmer*innen zu vertiefen. erkundung zur Verfügung stehen, das sich mit Fragen der Anforderungen, der Belastung und der Prävention im Lehrberuf auseinandersetzt und auch die Anforderungen der Inklusion aufgreift. 13
1.2 Materialgestützter Lehrfilm Für viele Studienanfänger*innen ist der Lehrerberuf ein attraktives Berufsziel. Die Entscheidung für eine Tätigkeit „Inklusion – einfach machen?“ als Lehrer*in wird von angehenden Studierenden jedoch oft auf der Grundlage von ungenauen Wahrnehmungen und Zweites Standbein des Grundlagenmoduls ist ein Lehrfilm, Vorstellungen getroffen (vgl. WEIß, LERCHE & KIEL, 2011). der aus den Ergebnissen aktueller Forschungsprojekte Folglich findet die in der Literatur vielfach beschriebene des Lehrstuhls hervorgegangen ist und die Studierenden Komplexität (CRAMER, 2016) sowie Individualität des mit offenen Fragen und Spannungsfeldern der Inklusion Lehrerberufs (ROTHLAND, 2013) häufig kaum Berücksich- konfrontiert. Der Film legt seinen Schwerpunkt auf tigung. Mit dem Selbstreflexionstool des Lehrstuhls für Haltungen und Beliefs, welche die Theorie als maßgeblich Schulpädagogik können Lehramtsstudierende und solche, für gelingende Inklusion anführt (ACEDO, FERRER & die es werden wollen, ihre Erwartungen und Eignungen PÀMIES, 2009; DE BOER et al., 2011; WEIß, 2015). Er reflektieren und Unterstützung bei der Entwicklung von greift hierzu verschiedene Aspekte der in der Forschung Ressourcen für ihr zukünftiges Arbeitsfeld bekommen. und auf Praxisebene geführten Inklusionsdiskurse auf und Ein vom Lehrstuhl für Schulpädagogik entwickeltes Mess betrachtet diese aus widersprüchlichen Blickwinkeln. instrument gleicht dazu die persönlichen Motive, Haltungen Erstes Spannungsfeld ist die Haltung zwischen den Extrem- und Erwartungen an die beruflichen Anforderungen sowie positionen einer dem Humanismus verschriebenen Werte wesentliche personale Merkmale mit den Kriterien einer orientierung einerseits und der einer verstärkten Diagnostik erfolgreichen Berufsausübung ab (z.B. TILLMANN, WEIß, zur individualisierenden Förderung auf der anderen Seite. HILLERT & KIEL, im Druck). Der im ersten Schritt anonym Auch die Herausforderung, Gerechtigkeit im Zusammen- auszufüllende Fragebogen greift hierfür wesentliche Aspekte hang mit Inklusion herzustellen, die Frage nach Leistung in auf, welche in einigen am Lehrstuhl für Schulpädagogik einer inklusiven Bildungslandschaft und die Verteilung von durchgeführten Studien für den Umgang mit Belastungs Ressourcen, die durch Politik und Praxis unterschiedlich situationen als bedeutsam herausgefiltert wurden (z.B. beurteilt wird, sind Themen des Films (KIEL, 2016; KIEL & HILLERT, KOCH, KIEL, WEIß & LEHR, 2014). Die inhalt KAHLERT 2016). Dabei stehen die Sichtweisen und Haltun- lichen Schwerpunkte liegen dabei auf den Anforderungen gen von Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Familien und des Lehrerberufs im Allgemeinen als auch auf solchen Praktiker*innen frei von der Festlegung auf eine ‚richtige‘ im Kontext von Inklusion und Heterogenität (vgl. KIEL, Meinung zueinander in Beziehung. Die dadurch entstehen- SYRING & WEIß, 2017; SYRING, TILLMANN, WEIß & KIEL, den logischen Brüche stellen Impulse für eine Auseinander- 2018; auch Fallarbeitsbuch zu Diversität, IVANOVA, setzung mit den Standpunkten dar und können optional SYRING, WEIß & KIEL, 2018). Die Studierenden erhalten durch eine Handreichung mit Informationen, Falldar auf der Basis ihrer Ergebnisse in einem zweiten Schritt ein stellungen und Reflexionsaufgaben vertieft werden. individuelles Feedback über die Passung ihres Profils zur beruflichen Realität des Lehrerberufs und können 1.3 Analyse ressourcenbezogener dies in einem dritten Schritt mit Hilfe von anschließenden Entwicklungsaufgaben (siehe BANDURA, 2004) vertiefen. Faktoren für die erfolgreiche Berufs- Diese regen die eigene Reflexionsfähigkeit der Studieren- ausübung – Entwicklung eines Selbst- den sowie den Umgang mit den künftigen Anforderungen reflexionstools für (angehende) an und helfen ihnen, bestehende Potenziale weiterzuent wickeln. Die Entwicklungsaufgaben werden durch weiter- Studierende führende Beratungsangebote und hilfreiche Literatur ergänzt. 14
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Literaturverzeichnis KIEL, E. & WEIß, S. (2016): Inklusion im Sekundarbereich. In: I. HEDDERICH, ACEDO, C., FERRER, F. & PÀMIES, J. (2009): G. BIEWER, J. HOLLENWEGER & R. MARKOWETZ (Hrsg.), Inclusive education: Open debates and the road ahead. Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik (S. 277-288). In: Prospects, 39 (3), S. 227-238. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. AVRAMIDIS, E., BAYLISS, P. & BURDEN, (2000): KIEL, E. & WEIß, S. (2016): A survey into mainstream teachers‘ attitudes towards the Schulentwicklungsprozesse gestalten – Theorie und inclusion of children with special educational needs in the Praxis von Schulinnovation. Stuttgart: Kohlhammer. ordinary school in one local education authority. ROTHLAND, M. (2013): In: Educational Psychology, 20 (2), S. 191–211. Beruf: Lehrer/Lehrerin – Arbeitsplatz Schule. Charakteristika BANDURA, A. (2004): der Ar-beitstätigkeit und Bedingungen der Berufssituation. Health promotion by social cognitive means. In: M. ROTHLAND (Hrsg.): Belastung und Beanspruchung In: Health Education & Behavior, 31 (2), S. 143-164. im Lehrerberuf. Modelle, Befunde, Interventionen CRAMER, C. (2016): (2., vollst. überarb. Aufl., S. 21-39). Wiesbaden: Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf. Springer VS. Systematisierung und disziplinäre Verortung eines weiten TILLMANN, T., WEIß, S., HILLERT, A. & KIEL, E. (im Druck): Forschungsfeldes. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. W ie erleben Lehrkräfte ihren Arbeitsalltag? Eine DE BOER, A., PIJL, S.P.J. & MINNAERT, A.E.M.G. (2011): empirische Überprüfung von Merkmalen des Lehrerberufs Regular primary schoolteachers’ attitudes towards inclusive in der Wahrnehmung von Lehrerinnen und Lehrern. education: a review of the literature. In: International In: Pädagogische Rundschau. Journal of Inclusive Education, 15 (3), S. 331-353. WEIß, S., LERCHE, T. & KIEL, E. (2011): HILLERT, A., KOCH, S., KIEL, E., WEIß, S. & LEHR, D. (2014): Der Lehrerberuf: Attraktiv für die Falschen? Psychische Erkrankungen von Lehrkräften: In: Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 4 (2), S. 349-365. Berufsbezogene Therapie- und Präventionsangebote. PEPERKORN, M., HORSTMANN, D., DADACZYSKI, K., In: Empirische Pädagogik, 28 (2), S. 190-204. & PAULUS, P. (2017): IVANOVA, A., SYRING, M., WEIß, S. & KIEL, E. (2018): Belastungserleben von Lehrkräften durch schulische Migrationsbedingte Diversität in der Schule – Inklusion. In: Public Health Forum, 25 (4), S. 294-297. Ein Fallarbeitsbuch. München: Stelle für interkulturelle REINMANN-ROTHMEIER, G., VOHLE, F. & ADLER, F. (2003). Arbeit der Landeshauptstadt München. Didaktische Innovation durch Blended Learning: KIEL, E. (2015): Leitlinien anhand eines Beispiels aus der Hochschule. Inklusion im Sekundarbereich. Reihe Inklusion und Bern: Huber. Gesellschaft. Stuttgart: Kohlhammer. SYRING, M., TILLMANN, T., WEIß, S. & KIEL, E. (2018): KIEL, E. (2016): Positive Einstellung zur Inklusion – ab-lehnende Haltung Die Arbeit tun die anderen. Radikale Inklusion als zur Umsetzung in der Schule: Analyse des Widerspruchs politischer Machtanspruch?! In: Vierteljahresschrift für durch Überprüfung eines aus der Heterogenitätsforschung wissenschaftliche Pädagogik, 92 (1), S. 99-120. adaptierten Messinstruments für die Inklusion an Lehramts- KIEL, E., SYRING, M. & WEIß, S. (2017): studierenden. In: Psychologie in Erziehung und Unterricht, How can intercultural school development succeed? 65 (3), S. 206-220. The perspective of teachers and teacher educators. WEIß, S. (2015): In: Pedagogy, Culture and Society, 25 (2), S. 243-261. Was bedeutet Inklusion für das Anforderungsspektrum KIEL, E. & KAHLERT, J. (2016b): von Lehrerinnen und Lehrern in der Sekundarstufe? Ist Inklusion gerecht? In: T. ECKERT & B. GNIEWOCZ In: E. KIEL (Hrsg.), Inklusion im Sekundarbereich (Hrsg.), Bildungsgerechtigkeit (S. 17-26). Wiesbaden: VS. (S. 16-38). Stuttgart: Kohlhammer. KIEL, E. & WEIß, S. (2015): WEIß, S. (2016): Inklusion als Herausforderung für Lehrkräfte höherer Die partizipativ-inklusive Schule. In: E. KIEL & S. WEIß Schulformen. In: G. BIEWER, E. T. BÖHM & S. SCHÜTZ (Hrsg.), Schulentwicklungsprozesse gestalten – Theorie (Hrsg.), Inklusive Pädagogik in der Sekundarstufe und Praxis von Schulinnovation (S. 113-135). Stuttgart: (S. 164-178). Stuttgart: Kohlhammer. Kohlhammer. 15
2.0 Inklusionsdidaktische Lehrbausteine (!DL) – Aufbau einer Online-Plattform zum Thema „Inklusiver Unterricht“ für die inklusive Lehrerbildung Julia Eiperle, Markus Gloe, Ulrich Heimlich, Joachim Kahlert, Mario Riesch & Angelika Strauß 16
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ist, angehenden Lehrkräften zu entwickeln. Ausgehend von der bezogen auf den ersten Förderzeitraum an der Ludwig- mehrphasigen Lehrerbildung in Deutschland stellen sich in Maximilians-Universität München (LMU), der Schwerpunkt diesem Zusammenhang unterschiedliche Anforderungen für „Vorbereitung auf ein inklusives Schulsystem“ im Projekt eine inklusive Lehrerbildung. Insbesondere fehlt in vielen „Lehrerbildung@LMU“ aufgebaut worden. In diesem Bereichen außerhalb der Sonderpädagogik die fachliche Projektschwerpunkt wurden mehrere Teilprojekte auf den Kompetenz im Sinne von Wissen und Können bezogen auf Weg gebracht, die teilweise bis Ende 2018 abgeschlossen die Entwicklung des inklusiven Unterrichts (vgl. MUTZECK sein werden. Im Folgenden wird das Teilprojekt „Inklusions- & POPP 2007). Letztlich stellt sich bei der Entwicklung didaktische Lehrbausteine (!DL)“ vorgestellt. eines inklusiven Bildungssystems auch die Aufgabe, ein Konzept inklusiver Bildung zugrunde zu legen, wie es u.a. 2.1 Problemstellung und Stand der in den sich ergänzenden Konzeptionen der „inklusiven Momente“ (vgl. HEIMLICH 2017) als Grundlage für eine Forschung aufmerksame Haltung bzw. Grundorientierung und der Nahezu zehn Jahre nach dem Inkrafttreten der UN-Be „inklusionsdidaktischen Netze“ (vgl. KAHLERT & HEIMLICH hindertenrechtskonvention (UN-BRK) wird in Deutschland 2014) als eher methodisches Verfahren zur praktischen intensiv an der Entwicklung eines inklusiven Bildungs Umsetzung im Unterricht zum Ausdruck kommt. Demnach systems gearbeitet. Eine der wichtigsten Voraussetzungen zielen inklusive Bildungsangebote ausgehend von inklusiven für die Erreichung dieses bildungspolitischen Ziels ist die Momenten darauf ab, Lernerfahrungen zu ermöglichen, an Professionalisierung der pädagogischen Fachkräfte, ins denen alle Schülerinen und Schüler teilhaben können und besondere der Lehrkräfte in Schulen. Insofern gilt es nun- zu denen alle etwas beitragen können. mehr, auch die Lehrerbildung in allen Phasen inklusiv aus- zurichten. Mit der Tagung „Inklusive Bildung professionell In einem inklusiven Bildungssystem sind potenziell alle gestalten“ im Jahre 2013 und dem gleichnamigen Expertisen- Lehrkräfte früher oder später mit der Aufgabe konfrontiert, Band (vgl. DÖBERT/WEISHAUPT 2013) hat das BUNDES- auf Schülerinnen und Schüler mit heterogenen Lernaus- MINISTERIUM FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG (BMBF) gangslagen einzugehen und auch Schülerinnen und Schüler diese Aufgabe prominent in der Fachöffentlichkeit verankert. mit sonderpädagogischem Förderbedarf (special educational Auch die Kultusministerkonferenz hat in ihrer Empfehlung needs) zu unterrichten. Bislang bereitet die 1. Phase der zur inklusiven Bildung (vgl. SEKRETARIAT DER STÄNDIGEN Lehrerbildung noch zu wenig auf diese neue Aufgabe vor. KONFERENZ DER KULTUSMINISTER DER LÄNDER ... Da der inklusive Unterricht zu den zentralen Aufgaben von 2011) auf die Notwendigkeit einer inklusiv ausgerichteten Lehrkräften in inklusiven Settings gehört, gilt es nunmehr Lehrerbildung hingewiesen. HILLENBRAND, MELZER & darauf bezogene professionelle Kompetenzen für alle Lehr- HAGEN (2013, S. 60) kommen in ihrer Expertise zu dem amtsstudierenden zugänglich zu machen. Dazu liegen unter- Ergebnis, dass die Lehrerbildung für ein inklusives Schul- schiedliche Modelle vor. HEINRICH, URBAN & WERNING system kaum empirisch erforscht worden ist. Eine Über- (2013, S. 95f.) unterscheiden im Anschluss an STAYTON & sicht der „EUROPEAN AGENCY FOR DEVELOPMENT IN MCCOLLUM (2002) das Infusion Model, das Collaborative SPECIAL NEEDS EDUCATION“ (2011) zur inklusiven Lehrer- Training Model und das Unification Model. Während im bildung thematisiert zwar die konzeptionellen Anforderungen, ersten Modell nur einige Kurse zur Inklusion in das Studien- basiert jedoch nicht auf empirischen Daten. Professionelle programm aufgenommen werden, werden im zweiten Modell Kompetenzen von Lehrkräften für die Entwicklung eines Studierende unterschiedlicher Lehramtsstudiengänge bzw. inklusiven Schulsystems werden hier in den Dimensionen unterschiedlicher Studienfächer in gemeinsamen Lerngrup- Wissen, Handeln und Einstellungen genannt, wobei als pen zusammengeführt und erhalten deutlich mehr Studien- besonders schwierig eingeschätzt wird, Haltungen von angebote zur Inklusion. Beim dritten Modell nehmen alle 17
Studierenden an allen Studienangeboten teil, so dass alle 2.2 Konzept und Projektziel im Projekt auch auf die Arbeit in einem inklusiven Schulsystem vor bereitet werden. Vor dem Hintergrund der mehrphasigen „Inklusionsdidaktische Lehrbausteine Struktur der Lehrerbildung in Deutschland mit einer (!DL)“ eigenständigen sonderpädagogischen Lehrerbildung (Lehramtstyp 6, vgl. SEKRETARIAT DER STÄNDIGEN Im Projekt !DL entsteht eine selbstständig nutzbare KONFERENZ DER KULTUSMINISTER DER LÄNDER 2011) Online-Plattform zur Unterstützung unterschiedlicher findet inklusive Lehrerbildung in der 1. Phase derzeit Lehrveranstaltungsformate in der inklusiven Lehrerbil- überwiegend im Infusion Model und im Collaborative dung. Diese Online-Plattform soll ohne tutorielle Begleitung Training Model statt. Um jedoch auf diesen Ebenen pro in Anspruch genommen werden können, eine durchaus fessionelle Kompetenzen zum inklusiven Unterricht für alle anspruchsvolle Zielsetzung im Rahmen von e-learning- Lehramtsstudierenden zu vermitteln, ist es zunächst einmal Angeboten, die eine umfassende Erprobung und Evaluation notwendig, entsprechende fachliche Grundlagen in den voraussetzt. Zielgruppe sind zunächst Lehrende und Studie- verschiedenen sonderpädagogischen Förderschwerpunkten, rende in der inklusiven Lehrerbildung an der LMU München den unterschiedlichen Fachdidaktiken und bezogen auf die in allen Studienschwerpunkten ohne besondere Vorkennt- Vielfalt inklusiver Settings im deutschen Bildungssystem zu nisse im Bereich Inklusion und Sonderpädagogik. Zu einem erschließen. Dies erfordert eine enge Kooperation zwischen späteren Zeitpunkt soll die Plattform auch zur Lehrerfort- und Sonderpädagogik und Fachdidaktik, insbesondere wenn die -weiterbildung geöffnet werden. Daher ist bei der Konzeption effektive Vorbereitung von Lehramtsstudierenden auf den der Plattform auf ein möglichst niedrigschwelliges Angebot inklusiven Unterricht angestrebt wird. Aus diesem Grund ist Wert gelegt worden, welches unmittelbar in die Praxis der im Projekt „Inklusionsdidaktische Lehrbausteine (!DL)“ die Lehrveranstaltungen einbezogen oder auch autodidaktisch Zielsetzung formuliert worden, Lehr-/Lernmaterialien für verwendet werden kann. Zur Erreichung dieses Zieles ist eine Lehrende und Studierende (z.B. Videosequenzen aus dem enge Kooperation zwischen den sonderpädagogischen inklusiven Unterricht und darauf bezogene Aufgaben zur Ver- und den fachdidaktischen Lehrstühlen der LMU München tiefung) zur Verfügung zu stellen, die in Lehrveranstaltungen erforderlich, weshalb in regelmäßigen Abständen Steuer- der 1. Phase der Lehrerbildung sonderpädagogisches und und Arbeitsgruppentreffen organisiert werden. Darüber fachdidaktisches Wissen und Können als Grundlage für die hinaus sind die „Royal Filmmakers“ (www.royalfilmmakers. Entwicklung professioneller Kompetenzen von Lehrenden com) zur Erstellung des Filmmaterials als Kooperations und Studierenden unmittelbar genutzt werden können. partner einbezogen, mit denen ebenfalls ein enger konzepti- Diese Materialien liegen derzeit im deutschsprachigen oneller Austausch praktiziert wird. Raum nicht vor. Das Projekt !DL steht deshalb auch vor der Schwierigkeit, dass diese Lehr-/Lernmaterialien zunächst In der ersten Projektphase (bis Ende 2018) steht die konzipiert und entwickelt werden müssen, um sie dann Konzipierung und Entwicklung der Videosequenzen und entsprechend erproben und evaluieren zu können. Ins der darauf bezogenen Lehr-/Lernmaterialien sowie der Lehr- gesamt liegt dem Projekt !DL deshalb ein kompetenz veranstaltungsformate in Verbindung mit der Einrichtung theoretisches Modell der inklusiven Lehrerbildung zu- der Online-Plattform im Vordergrund. Dazu kooperieren grunde (vgl. TERHART 2010). Ausgehend von Aufgaben Abgeordnete Lehrkräfte aus den sonderpädagogischen beschreibungen von Lehrkräften in inklusiven Settings Fachrichtungen und den Fachdidaktiken mit inklusiven werden so inklusive Kompetenzen im Sinne von Wissen, Settings im schulischen Bereich (v.a. inklusive Grund- und Können und Haltungen abgeleitet, deren Aneignung Mittelschulen). In der zweiten Phase (ab Anfang 2019) wird wiederum durch die Komponenten der Online-Plattform die Online-Plattform für die Erprobung und Evaluation ge- !DL ermöglicht werden soll. öffnet. Auf der Basis des Design-Based-Research-Ansatzes 18
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (vgl. REINMANN 2016) werden die Materialien über Online- Abb. 1: „Navigator !DL“ Tools, studentische Lehrevaluationen und Beobachtungs- studien zum Nutzerverhalten im Rahmen eines Mixed- Ges Method-Designs überprüft und in mehreren Feed-back- ts ch chi Deu cht Schleifen revidiert. Körperliche und e Motorische Entwick lung 2.3 Entwicklungsstand der Online- Soz Sp n he ra h Stolpersteine Se ch lisc e Plattform !DL ia lku Eng Eltern Gruppe nde Die Online-Plattform wird derzeit barrierefrei mit Hilfe Entwicklung Inklusive Momente Geistige Hören eines Content-Management-Systems erstellt. 2.3.1 Aufbau und Struktur Zeit Beziehung Che sik Zur barrierefreien und anwenderorientierten Nutzung Mu mie der Online-Plattform !DL bzw. zum leichteren Auffinden Haltung us Le m der gewünschten Themen, Fragen oder Probleme werden rn t is en Au drei unterschiedliche Zugangsweisen angeboten: Emotionale und n über eine fachliche Systematik: sonderpädagogische Ma Soziale Entwicklung the st Förderschwerpunkte (Emotionale und soziale Ent ma tik Kun wicklung, Geistige Entwicklung, Hören, Körperliche und motorische Entwicklung, Lernen, Sprache und Autismus), Fachdidaktiken (Chemie, Deutsch, Englisch, Zentral für den Zugang zum jeweiligen Thema sind stets die Geschichte, Kunst, Mathematik, Musik, Sozialkunde/ „Inklusiven Momente“, die im Bildungsprozess in solchen Politische Bildung) und inklusiven Settings (Grund Lehr-Lern-Situationen entstehen, in denen Teilhaben und schule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium, Förder- Beitragen für alle Schülerinnen und Schüler erfahrbar schule und Berufsschule) werden (vgl. HEIMLICH 2017). Daher wird versucht, auf der n über das Stichwortverzeichnis (alphabetisches Tool), Online-Plattform !DL gezielt derartige „inklusive Momente“ n über den „Navigator“, eine Grafik mit Mouse-Over- filmisch einzufangen und sowohl didaktisch als auch medial Funktion zum schnellen Einstieg in Querschnittsthemen. aufzubereiten. 2.3.2 Inhalte der Online-Plattform !DL Bis zum Jahresende 2018 entstehen 25 audio-visuelle Lehrbausteine mit insgesamt 237 final produzierten Film- minuten, welche in mehreren Korrektur-Schleifen mit den Experten aus der Sonderpädagogik, den Fachdidaktiken und der Schulpraxis finalisiert wurden. Zu allen Video sequenzen (jeweils im Umfang von 5-8 Minuten) werden in Kooperation zwischen Sonderpädagogik und Fach didaktiken exakt darauf abgestimmte Lehr-/Lernmaterialien entwickelt. 19
2.3.3 Audiovisuelle Lehrbausteine Im Jahre 2016 wurden 81 Filmminuten produziert, 2017 weitere 80 Minuten und 2018 zusätzliche 76. Die Gesamtzahl der Filmminuten teilt sich folgendermaßen auf. Tab. 1: Videosequenzen im Projekt !DL Förderschwerpunkte (FS) Filmminuten FS Geistige Entwicklung – 5 Filme 40 Min. n Einstiegsfilm: „Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung“ n Lebenspraxis: ein wichtiges Feld des Bildungsauftrages n Inklusive Deutschdidaktik im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung n Unterrichtsorganisation: Differenzierung und Elementarisierung in Mathematik und Heimat- und Sachkundeunterricht FS Hören – 5 Filme 41 Min. n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt Hören“ n Hörgeschädigte Schüler an allgemeinen Schulen n Mathematikunterricht am Gisela-Gymnasium München n Physikunterricht am Derksen Gymnasium München n Unterrichtsprinzipien (Deutsch) FS Lernen – 5 Filme 46 Min. n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt Lernen“ n Gelingensbedingungen: Schulleitung n Inklusive Momente planen n Inklusive Sozialkundedidaktik: Das Inselspiel n Kooperation und Beratung FS Emotionale und soziale Entwicklung – 5 Filme 49 Min. n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung“ n Modul „Regulation in der Klasse – präventives Lehrerverhalten“ n Inklusive Chemiedidaktik n Einzelfallbetrachtung: Sich Hilfe holen in schwierigen Situationen n Beziehungsgestaltung FS Sprache – 3 Filme 23 Min. n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt Sprache“ n Unterrichtsprinzipien n Lehrersprache Autismus – 1 Film 13 Min. n Autismus am Beispiel „Attila“ Schulpädagogik/Antinomien – 1 Film 25 Min. n „Einfach machen? Antinomien in der Inklusion“ 20
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München In den jeweiligen Einstiegsfilmen erfolgt eine kurz ge- gestellt und sollen später auch für die 2. und 3. Phase der fasste Einführung in die sonderpädagogischen Förder- Lehrerbildung geöffnet werden. schwerpunkte. Dazu werden einzelne Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Lernsituationen (Klassen Die inklusionsdidaktischen Lehrbausteine enthalten zudem unterricht, Kleingruppen- und Einzelförderung) porträtiert. spezielle Informationen für Lehrkräfte und eine interes- Darüber hinaus kommen die Schülerinnen und Schüler sierte Öffentlichkeit: typische Fördermöglichkeiten der sowie deren Lehrkräfte zu Wort. Zusätzlich liegen Doku- jeweiligen sonderpädagogischen Teildisziplinen, wie z.B. mentationen von inklusiven Lehrveranstaltungsformaten besondere Entwicklungsbedürfnisse, adaptierte fachliche vor, in denen Lehrende der fachdidaktischen und der sonder- Lernanforderungen, Erfahrungen mit der Elternarbeit, pädagogischen Lehrstühle der LMU in enger Kooperation weitere Unterstützung für die pädagogische Arbeit an den gemeinsam Seminare geplant, durchgeführt und evaluiert Schulen, typische „inklusive Momente“ im Schulalltag haben. sowie Möglichkeiten, soziale Teilhabe zu stiften oder Haltungen und Einstellungen zu modifizieren. Die Fachdi- Damit diese Filme entstehen können, wurden Tandems daktiken stellen wesentliche inhaltliche Herausforderungen aus Sonderpädagogik und Fachdidaktiken gebildet, was in mit speziellen Lern- und Verständnisschwierigkeiten des der Praxis wertvolle Synergien hervorbringt. Abgeordnete jeweiligen Fachs dar. Darüber hinaus werden geeignete Lehrkräfte können ihre Kontakte in die Schulen nutzen, so Unterstützungsmöglichkeiten, etwa Lernhilfen, Anschau- dass auf diese Weise der Weg zum Filmen vor Ort geebnet ungsmaterialien, Informationsmaterial, Arbeitsaufträge, wurde. Porträtierte Schülerinnen und Schüler, die sich frei- Übungen oder Aufgaben präsentiert und in unterschied willig als Protagonisten zur Verfügung stellen, sind den Ab- lichen Medien, wie z.B. Karteikarten, PowerPoint-Präsenta- geordneten Lehrkräften teilweise schon seit vielen Jahren tionen, Podcasts, Audiodateien, Fotos oder dergleichen aus dem Schulalltag bekannt und damit auch sehr vertraut. mehr aufbereitet. Die Einverständniserklärungen der Eltern liegen für alle ge- filmten Kinder vor, Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren 2.3.5 Lehrveranstaltungsformate unterzeichnen zusätzlich selbst. Alle Eltern wurden durch Die Online-Plattform !DL enthält Materialien für derzeit 32 ein ausführliches Schreiben der Universität über die Vorge- Lehrveranstaltungen folgender Themengebiete. hensweise während der Filmaufnahmen, die rechtliche Lage und die Verwendung des entstandenen Bild-/Tonmaterials informiert. Sowohl Eltern als auch Kinder können ihr Ein- verständnis jederzeit widerrufen. 2.3.4 Lehr-/Lernmaterialien Aufbauend auf den audiovisuellen Lehrbausteinen werden Lehr-/Lernmaterialien entwickelt, die die fall- und themen- bezogen gezeigten Videosequenzen vertiefen und mit konkreten Arbeitsaufgaben versehen. Diese Materialien sollen unmittelbar in Lehrveranstaltungen eingebunden werden können. Die Filme sowie alle weiteren didaktisch- methodischen Materialien entstehen für die 1. Phase der Lehrerbildung. Sie werden über die Online-Plattform !DL Lehrenden und Studierenden als Anregungen für Seminare, Vorlesungen sowie für das Selbststudium zur Verfügung 21
Tab. 2: Seminarthemen während der Projektlaufzeit 2016-2018 Fach Veranstaltung Sommersemester 2018 (8 Seminare) Grundschulpädagogik und -didaktik Digitale Medien bei Schülern mit einer Sehbehinderung im Rahmen der Veranstaltung: Lehren und Lernen mit Medien Grundschulpädagogik und -didaktik Digitale Medien bei Schülern mit motorischen Beeinträchtigungen im Rahmen der Veranstaltung: Lehren und Lernen mit Medien Grundschulpädagogik und -didaktik Apps für den FS geistige Entwicklung Grundschulpädagogik und -didaktik Förderung des Lesens und Schreibens in einer inklusiven Klasse Grundschulpädagogik und -didaktik Individuelle Förderung im Schriftspracherwerb – reflektiert anhand der Beobachtung und konkreten Förderung eines Kindes mit besonderem Förderbedarf Grundschulpädagogik und -didaktik Schriftspracherwerb in einem inklusiven Setting Grundschulpädagogik und -didaktik Wer nicht sehen kann, muss hören – Die Steuerung des IPads mit Hilfe von VoiceOver Mathematik Seminar zum Mathematikunterricht in der Mittelschule, Schwerpunkt Inklusion Wintersemester 2017/18 (2 Seminare) Deutschdidaktik/Didaktik Deutsch als Schreiben im inklusiven Unterricht Zweitsprache Mathematik (Grundschule) Seminar zum inklusiven Mathematikunterricht in der Grundschule am Beispiel ausgewählter Themen der Arithmetik Sommersemester 2017 (9 Seminare) Chemie Inklusion im Chemieunterricht Deutsch Sprachsensibler Unterricht analysiert durch videographische Aufzeichnungen Deutsch Kommunikation im inklusiven Unterricht Deutsch Schreiben im inklusiven Unterricht Englisch Aktuelle Kernfragen der Englischdidaktik und Inklusion Grundschulpädagogik Inklusionsorientieren Sachunterricht planen und evaluieren Grundschulpädagogik Inklusionsorientierte Schreib- und Lesewerkstatt Grundschulpädagogik Inklusionsdidaktische Netze entwickeln und in der inklusions didaktischen UNI-Klasse umsetzen Politische Bildung/Sozialkunde Inklusive Politische Bildung. Aufgabenfelder und didaktische Prinzipien politischer Bildung 22
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Fach Veranstaltung Wintersemester 2016/17 (7 Seminare) Natur und Technik (Chemie) Ausarbeitung von Stundenbildern und Unterrichtsversuchen für den Anfangsunterricht Chemie Inklusive Momente beim Unterrichten im Fach Chemie Chemie Ausarbeitung von Stundenbildern und Unterrichtsversuchen für den Anfangsunterricht im Sinne einer inklusiven Didaktik Deutsch Kommunikationsgestaltung, Unterrichtsplanung und szenische Umsetzung im inklusiven Deutschunterricht Geschichte/Deutsch Inklusion in der Praxis – Inklusionsdidaktische Netze und historisches Lernen Musik Basisqualifikation und Inklusion Politische Bildung/Sozialkunde Inklusive Politische Bildung. Didaktische Zugänge politischer Bildung für die Grund, Mittel-, Real- und Förderschule Sommersemester 2016 (6 Seminare) Natur und Technik (Chemie) Ausarbeitung von Stundenbildern und Unterrichtsversuchen für den Anfangsunterricht Deutsch/FS Geistige Entwicklung Proseminar „Inklusive Fachdidaktik Deutsch“ Musik Basisqualifikation und Inklusion Mathematik Inklusion bewegt – Herausforderungen für den Mathematikunterricht Mathematik Inklusion bewegt – Herausforderungen für den Mathematikunterricht der Grundschule in den Jahrgangsstufen 3/4 Geschichte Visuelle Zugänge zur Geschichte – inklusive Altstadtführung Bis August 2019 wird eine erste Version der Online-Plattform !DL für alle Personen mit einer Campus-Kennung der LMU zur ortsunabhängigen virtuellen Bildung freigeschaltet und im Anschluss daran für die Evaluation geöffnet (s. Kap. 3.0). 23
2.4 Ausblick: Erprobung und Evaluation der Anwender in Einzelfallstudien über Verhaltensbeobach- tung erhoben werden. Darüber hinaus ist eine weitere Eva- Die zweite Phase des Projektes !DL ab Januar 2019 steht luation von Lehrveranstaltungsformaten unter Einbeziehung im Zeichen der Erprobung und Evaluation auf der Basis von Lehrenden und Studierenden über ein Online-Tool eines mehrstufigen Evaluationskonzeptes. Geplant ist hier- geplant. Das Evaluationskonzept wird eingerahmt durch den bei eine formative Evaluation der Online-Plattform !DL über „Design-Based-Research-Ansatz“ (DBR) (vgl. EULER 2014; Online-Tools zur Nutzung durch Lehrende und Studierende, REINMANN 2016), mit dessen Hilfe die Online-Plattform wobei die Erhebung sowohl qualitativ als auch quantitativ !DL in mindestens drei Feedback-Schleifen in einen Prozess stattfinden soll. Ergänzend dazu soll das Nutzungsverhalten des Re-Designs und Re-Re-Designs eingebunden werden soll. Abb. 2: Modell des Designed-Based-Research-Ansatzes Ablauf der Forschung nach dem DBR-Ansatz (mod. nach Dieter Euler 2014) Zielsetzung Formulierung von Planung Forschungsfragen Auswertung Evalution von Literatur/ Erfahrungen > theoret. summativ Bezugsrahmen Re-Design Prüfen – entwerfen – weiterentwickeln Kooperation Entwicklung/Design Gestaltungsprinzipien zwischen Ausarbeitung der Lehr-/ mit Generalisierungs Wissenschaft Lernmaterialen, Aufbau der Plattform anspruch und Praxis in Kooperation mit Praktikem Erprobung/ Erarbeitung des formative Prototyps Evaluation Plattform !DL Erprobung in verschiedenen Reifegraden im Feld Auf diese Weise erfolgt eine prozessbegleitende Optimierung der Online-Plattform !DL mit dem Ziel, die Möglichkeit der selbstständigen Nutzung durch Lehrende und Studierende zu erreichen. Über das DBR-Konzept ist schlussendlich eine summative Evaluation geplant. Nach Abschluss der Evaluationsstudie wird die Plattform für alle Phasen der Lehrerbildung geöffnet. 24
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Literaturverzeichnis REINMANN, G. (2016): Design-Based-Research am Beispiel hochschuldidaktischer DÖBERT, H. & WEISHAUPT, H. (Hrsg.) (2013): Forschung, Redemanuskript. (URL: https://gabi-reinmann.de/ Inklusive Bildung professionell gestalten. Situationsanalyse wp-content/uploads/2016/11/Vortrag_Berlin_Nov2016.pdf, und Handlungsempfehlungen. Münster u.a.: Waxmann. letzter Aufruf: 21.08.2018). EULER, D. (2014): SEKRETARIAT DER STÄNDIGEN KONFERENZ DER KULTUS D esign-Research – a paradigm under development. MINISTER DER LÄNDER (1994): In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik/Beiheft, Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung S. 15-41. für ein sonderpädagogisches Lehramt. Lehramtstyp 6. EUROPEAN AGENCY FOR DEVELOPMENT IN SPECIAL NEEDS Beschluss der Kultusministerkonferenz vom EDUCATION (2011): 06.05.1994 i.d.F. vom 10.10.2013. Berlin, Bonn Teacher Education for Inclusion across Europe. (URL: letzter Aufruf: 09.11.2018). Chellenges and Opportunities. Odense (DK): European SEKRETARIAT DER STÄNDIGEN KONFERENZ DER KULTUS Agency for Development in Special Needs Education MINISTER DER LÄNDER (2011): (URL: https://www.european-agency.org/sites/default/files/ Inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit te4i-challenges-and-opportunities_TE4I-Synthesis-Report-EN. Behinderung in Schulen. Beschluss der Kultusminister pdf, letzter Aufruf: 09.11.2018). konferenz vom 20.10.2011. Berlin, Bonn HEIMLICH, U. (2017): (URL: https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffent Inklusive Momente im Bildungsprozess. lichungen-beschluesse/2011/2011_10_20-Inklusive-Bildung. In: Pädagogische Rundschau 71, 2, S. 171-186. pdf (letzter Aufruf: 09.11.2018). HEINRICH, M., URBAN, M. & WERNING, R. (2013): STAYTON, V.D. & MCCOLLUM, J. (2002): Grundlagen, Handlungsstrategien und Forschungs Unifying general and special education: What does the perspektiven für die Ausbildung und Professionalisierung research tell us? In: Teacher Education and Special von Fachkräften für inklusive Schulen. In: H. DÖBERT, & H. Education 25, 3, S. 211-218. WEISHAUPT, a.a.O., S. 69-133. TERHART, E. (2010): HILLENBRAND, C., MELZER, C. & HAGEN, T. (2013): Heterogenität der Schüler – Professionalität der Lehrer: Bildung schulischer Fachkräfte für inklusive Bildungssysteme. Ansprüche und Wirklichkeiten. In: S. ELLGER-RÜTTGARDT& In: H. DÖBERT, & H. WEISHAUPT, a.a.O., S. 33-68. P. WACHTEL (Hrsg.): Pädagogische Professionalität und MUTZECK, W. & POPP, K. (2007): Behinderung. Herausforderungen aus historischer, Professionalisierung von Sonderpädagogen. Standards, nationaler und internationaler Perspektive. Stuttgart: Kompetenzen und Methoden. Weinheim u. Basel: Beltz. Kohlhammer, S. 89-104. 25
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