Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert

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Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inklusion in der Lehrerbildung
an der Ludwig-Maximilians-
Universität München
Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Hrsg. v. Prof. Dr. Ulrich Heimlich, Lehrstuhl Lernbehindertenpädagogik der LMU München
und Prof. Dr. Joachim Kahlert, Lehrstuhl Grundschul­pädagogik und -didaktik der LMU München,
Leopoldstr. 13, 80802 München

                                                       München, im März 2019

                                                       Ein Projekt im Rahmen von „Lehrerbildung@LMU“,
                                                       gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums
                                                       für Bildung und Forschung (BMBF)
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Inklusion in der Lehrerbildung
an der Ludwig-Maximilians-
Universität München
Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inhaltsverzeichnis

n Gemeinsames Grußwort                                                                               4
   des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus (Prof. Dr. Michael Piazolo) und
   des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst (Bernd Sibler)

n Grußwort                                                                                           6
   des Vizepräsidenten der LMU München für den Bereich Studium und Lehre
   (Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Wirsing)

n Grußwort                                                                                           8
   der Direktorin des „Münchener Zentrums für Lehrerbildung (MZL)“
   (Prof.in Dr. Christiane Lütge)

n Vorwort der Herausgeber                                                                           10
  (Prof. Dr. Ulrich Heimlich & Prof. Dr. Joachim Kahlert)

                                                                                                     12
      1.0     Inklusionspädagogisches Grundlagenmodul im Lehrstuhl Schulpädagogik
              (Prof. Dr. Ewald Kiel, StDin Nicole Sacher, Wiss. Mit. Teresa Tillmann &
              PD Dr. Sabine Weiß)

      2.0     Inklusionsdidaktische Lehrbausteine (!DL) –                                            16
              Aufbau einer Online-Plattform zum Thema „Inklusiver Unterricht“
              für die inklusive Lehrerbildung
              (Wiss. Mit. Julia Eiperle, Prof. Dr. Markus Gloe, Prof. Dr. Ulrich Heimlich,
              Prof. Dr. Joachim Kahlert, StR FS Mario Riesch & Dr. Angelika Strauß)

      3.0     Inklusionsdidaktische UNI-Klasse –                                                     26
              Entwicklung, Erprobung und Evaluation einer hochschuldidaktischen
              Konzeption inklusionsorientierten Unterrichts
              (Dr. Birgit Grasy & Prof. Dr. Joachim Kahlert)

      4.0     PSYCH.e – Was Lehrerinnen und Lehrer über psychische Belastungen und                   30
              Störungen bei Schulkindern wissen sollen!
              (Dr. Stephanie Berner & Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne)

      5.0     Kooperierende Projekte in der inklusiven Lehrerbildung                                 36
              n 5.1	Basiswissen Inklusion und Sonderpädagogik                                      38
                      im Erziehungswissenschaftlichen Studium (BAS!S)
                      (StRin FS Susanne Bjarsch, Prof. Dr. Ulrich Heimlich & Prof. Dr. Ewald Kiel)

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Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

            n 5.2	Inklusives Intensivpraktikum (InKip)                                                             44
                    (Dr. Clemens Schlegel)

            n 5.3	Münchener Inklusionstraining für Lehrende (M!T-L)                                                 46
                    (Prof. Dr. Ulrich Heimlich)

            n 5.4	Weiterbildungsangebot „Inklusion und Sonderpädagogik für                                         48
                    Berufsschullehrkräfte“
                    (Prof. Dr. Ulrich Heimlich, Prof. Dr. Reinhard Markowetz,
                    StRin FS Daniela Michnay-Stolz & StRin FS Ulrike Sendelbach)

     6.0    Didaktisch-methodische Basiselemente inklusiver Lehrerbildung (DMB)                                       50
            n 6 .1	DMB 1: Impulsreferat                                                                             52
                     (Prof. Dr. Ulrich Heimlich)

            n 6 .2	DMB 2: Kooperatives Lernen                                                                       54
                     (Prof. Dr. Ulrich Heimlich & Prof. Dr. Joachim Kahlert)

            n 6 .3	DMB 3: Praxistag                                                                                 56
                     (StR FS Mario Riesch)

            n 6 .4	DMB 4: Projektlernen                                                                             59
                     (Wiss. Mit. Julia Eiperle & StR FS Mario Riesch)

            n 6 .5	DMB 5: Außerschulische Lernorte                                                                  62
                     (Dr. Verena Espach & StR FS Mario Riesch)

            n 6 .6	DMB 6: Werkstattlernen                                                                           65
                     (Prof. Dr. Ulrich Heimlich)

            n 6 .7	DMB 7: 90-Minuten-Sprint („Workshop“)                                                            67
                     (StRin FS Susanne Bjarsch & Wiss. Mit. Adina Küchler)

            n 6 .8	DMB 8: Blended Learning                                                                          69
                     (Prof.in Dr. Elke Inckemann)

n Anhang    Kontaktadressen                                                                                          71
			          Linkliste                                                                                                74

                                                                                                                                3
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Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Gemeinsames Grußwort

des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo und
des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler,
für die Broschüre „Inklusive Lehrerbildung an der LMU“

Inklusion ist ein Thema, das unsere Gesellschaft als Ganzes       Hochschule sind etwa die barrierefreie Gestaltung von
betrifft. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, allen Menschen        Gebäuden, umfangreiche Beratungsangebote sowie eine
gleiche Rechte sowie gleiche Teilhabe zu ermöglichen und          Kultur des sozialen Miteinanders. Darüber hinaus haben
Barrieren abzubauen. Dieser Wert eines chancengleichen            die Beauftragten für Studentinnen und Studenten mit Be-
Miteinanders muss einen festen Platz finden in den Köpfen         hinderung und chronischer Erkrankung an den Hochschulen
und Herzen der Menschen sowie in allen Bereichen unseres          ein wertvolles Netzwerk etabliert, um sich gegenseitig zu
täglichen Lebens. Unsere Schulen und Hochschulen stehen           unterstützen und voneinander zu lernen.
hier in einer ganz besonderen Verantwortung und leisten
einen entscheidenden Beitrag, um uns auf unserem Weg              Wir alle wissen: Inklusion muss vor Ort gelebt und um­
noch weiter voranzubringen.                                       gesetzt werden. Der Erfolg von Inklusion an den Schulen
                                                                  steht und fällt mit den Lehrkräften. Darum ist die Ver­
So ist inklusiver Unterricht Aufgabe und gesetzlicher Auf-        mittlung eines Basiswissens im Bereich Inklusion für alle
trag aller Schulen. Wir wollen ein selbstverständ­liches          Lehramtsstudentinnen und -studenten unverzichtbar.
Miteinander von Schülerinnen und Schülern mit und ohne            Die vor­liegende Broschüre mit ihren zukunftsweisenden
sonderpädagogischem Förderbedarf sowie eine bestmögli-            Lehrveranstaltungen und Projekten belegt die hohe Qualität
che Förderung aller Kinder und Jugendlichen im Freistaat.         der Lehrer­aus­bildung an der LMU.
Bei der Inklusion setzen wir in Bayern auf eine Vielfalt
schulischer Angebote, die auch die Förderschulen als              Wir wünschen den Studentinnen und Studenten an der LMU
spezialisierte Förderorte und Kompetenzzentren zur Unter-         erfolgreiche Erkenntnisse, wie sie Inklusion im schulischen
stützung der allgemeinen Schulen einbezieht. Dazu werden          Alltag umsetzen und damit einen wichtigen Beitrag zur
die angehenden Lehrkräfte für Sonderpädagogik intensiv            Chancengleichheit in unserer Gesellschaft leisten können.
in den jeweiligen Förderschwerpunkten an der Ludwig-
Maximilians-Universität München (LMU) ausgebildet.                München, im Dezember 2018

Auch über die wissenschaftliche Auseinandersetzung hin-
aus wird die Inklusion von Studentinnen und Studenten mit
Behinderung und chronischer Erkrankung an allen unseren
Hochschulen in Bayern konsequent vorangetrieben.
Wichtige Bausteine zur Verwirklichung einer inklusiven

Prof. Dr. Michael Piazolo                                         Bernd Sibler
Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus              Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst

                                                                                                                                        5
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Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Grußwort

des Vizepräsidenten für den Bereich Studium und Lehre der LMU München,
Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Wirsing

Inklusion ist eines der beherrschenden Themen der                hinaus sind mittlerweile zahlreiche Studienfächer und
aktuellen bildungspolitischen Debatte. Der gemein­same           Studiengänge sowie das Praktikumsamt für Lehramts­
Schulbesuch von Kindern und Jugendlichen mit unter-              studiengänge mit inklusiven Projekten beteiligt. So
schiedlichsten Lernvoraussetzungen bietet viele Chancen,         arbeitet die LMU z.B. im Projekt „Basiswissen Inklusion
stellt aber auch hohe Anforderungen an Lehrkräfte und            und Sonderpädagogik für das erziehungswissenschaftliche
Schulen. Wer Inklusion nachhaltig und qualitätsvoll              Studium (BAS!S)“ unter der federführenden Leitung von
um­setzen will, muss also die zukünftigen Lehrerinnen            Prof. Dr. Ulrich Heimlich und Prof. Dr. Ewald Kiel mit allen
und Lehrer auf diese neue Aufgabe gut vorbereiten.               lehrerbildenden Universitäten in Bayern zusammen. Dabei
                                                                 sind sowohl digitalisierte Studienangebote mit zahlreichen
Die LMU München beteiligt sich mit zahlreichen Projekten         innovativen Materialien als auch völlig neue Lehrveran­
an der inklusiven Neuausrichtung der Lehrerbildung.              staltungsformate entstanden.
Gefördert durch Mittel aus der Qualitäts­offensive Lehrer­
bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung         Es freut mich, dass die vorliegende Broschüre erstmals
setzt die LMU auch einen Schwerpunkt beim Thema „Vor-            zusammenfassend über all diese Angebote informiert
bereitung auf ein inklusives Schulsystem“. Die vorliegende       und ich bin überzeugt, dass die LMU hier wegweisende
Broschüre dokumentiert eindrücklich die zahlreichen              Akzente setzt.
Projekte zur Umsetzung des bildungspolitischen Leitbildes
der Inklusion in der Lehrerbildung an der LMU München.           Prof. Dr. Dr. h.c. Marin Wirsing
Auch über die Qualitätsoffensive Lehrerbildung                   Vizepräsident für den Bereich Studium und Lehre

                                                                                                                                       7
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München - Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert
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Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Grußwort

der Direktorin des Münchener Zentrums für Lehrerbildung (MZL),
Prof.in Dr. Christiane Lütge

Inklusion ist ein Themenfeld, das immer wichtiger wird,           Aber dafür müssen auch die Universitäten ihren Beitrag
aber auch vielfältiger Impulse und Anregungen für die             leisten. Die Vorbereitung auf ein inklusives Schulsystem
Umsetzung bedarf. Lehramtsstudierende sollen ohnehin              erfolgt bereits in der ersten Phase der Lehrerausbildung.
schon im Studium lernen, wie man Schülerinnen und                 Auch sprachsensibles Unterrichten einer heterogenen
Schüler gezielt fördert, um mit Diversität in verschiedener       Schülerschaft gehört dazu und ist eine Querschnittaufgabe
Hinsicht umgehen zu können.                                       vieler Fächer. Die Bandbreite der sonderpädagogischen
                                                                  Förderbedarfe muss dabei immer sorgfältig im Blick be­
Die inklusionsdidaktische Diskussion der letzten Jahre            halten werden.
hat aber auch gezeigt, dass konkrete Heraus­forderungen
gemeistert werden müssen. Das bedeutet u.a., dass unter-          Das Münchener Zentrum für Lehrerbildung (MZL) stellt
schiedliche Lernvoraussetzungen, Bedürfnisse und beson-           sich den Herausforderungen der Inklusion und initiiert
dere Förderbedarfe berücksichtigt werden müssen, damit            u.a. im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung Maß-
die entsprechende Unterstützung für Lehrkräfte auch               nahmen und Projekte, die fächerüber­greifende Ansätze
gezielt greifen kann. Dafür sind methodische und unter-           ermöglichen. Die Zusammenarbeit zwischen Experten
richtsorganisatorische Maßnahmen nötig, aber auch die             verschiedener Phasen ist dabei entscheidend, denn
Rahmenbedingungen insgesamt müssen stimmen. Inklusion             unterschiedliche Perspektiven und gelungene Vernetzung
berührt viele Facetten, die in der Lehrerbildung eine Rolle       sind gerade bei diesem Thema besonders relevant.
spielen, sei es in den Bereichen Diagnose, Förderung,
Kompetenzentwicklung, Sozialverhalten oder kooperatives           Ich freue mich, wenn das MZL bei dieser wichtigen
Lernen.                                                           Zukunftsaufgabe auch weiterhin einen Beitrag für die
                                                                  Lehrerbildung leisten kann und wünsche dieser Broschüre
Der Erfolg von Inklusion entscheidet sich letztlich im            dabei gute Resonanz.
Klassenzimmer. Wir müssen dafür sorgen, dass Lehrer
und Lehrerinnen sich auch situativ auf eine dynamische            Prof.in Dr. Christiane Lütge
Vielfalt an Lernvoraussetzungen ein­s tellen können und           Direktorin des Münchener Zentrums für Lehrerbildung
diese als Chance begreifen.                                       (MZL)

                                                                                                                                        9
VORWORT

Ulrich Heimlich & Joachim Kahlert

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Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Vorwort der Herausgeber

Seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskon­vention           Weiterbildungsangeboten und zusätzlichen Kursen insbe-
werden an der Ludwig-Maximilians-Universität München             sondere das Projekt „Basiswissen Inklusion und Sonderpäd-
(LMU München) zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht,          agogik im Erziehungswissenschaftlichen Studium (BAS!S)“.
die das Thema Inklusion in der Lehrerbildung verankern           Das Projekt zielt unter Federführung der LMU München
sollen. Nach einer Phase der multilateralen Kooperation          darauf ab, dass alle Lehramtsstudierende in den zehn
von Lehrstühlen der Sonderpädagogik, der Schulpädagogik,         lehrerbildenden Universitäten Bayerns eine Basissensi­
der Grundschulpädagogik und der Fachdidaktiken sowie             bilisierung zur Inklusion und Sonderpädagogik erhalten.
weiterer wissenschaftlicher Disziplinen ist es nun durch         Dazu ist ebenfalls eine enge Kooperation mit der Julius-
die Mittel der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ möglich,       Maximilians-Universität Würzburg vorgesehen.
diese Projektinitiativen zu unterstützen, personell auszu-
statten und stärker zu institutionalisieren. Aus diesem          Erfahrungsberichte aus der Lehrpraxis in der inklusiven
Grunde und zur Verbesserung der Vernetzung zwischen              Lehrerbildung an der LMU München und Steckbriefe zu
den zahlreichen Einzelprojekten ist diese Broschüre ent­         Didaktisch-methodischen Basiselementen von Lehrveran-
wickelt worden. Sie soll zu einer verstärkten Kooperation        staltungen ergänzen die Projektporträts bezogen auf ver-
in der Lehrerbildung in Verbindung mit dem Thema                 schiedene Lehrveranstaltungstypen, die sich als besonders
„Inklusion“ beitragen.                                           gut implementierbar erwiesen haben. Im Anhang sind
                                                                 Adressen und Links zusammengefasst.
Im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ist
bezogen auf den ersten Förderzeitraum der Schwerpunkt            Wir möchten uns herzlich bei allen Lehreinheiten bedanken,
„Vorbereitung auf ein inklusives Schulsystem“ auf der            die an der Lehrerbildung in der LMU München partizipieren
Basis des Projektes „Lehrerbildung@LMU“ gebildet                 und mit großem Engagement das Thema „Inklusion“ in ihre
worden. In diesem Projektschwerpunkt sind mehrere Teil-          Lehrveranstaltungsangebote aufgenommen haben. Ein ganz
projekte entwickelt worden, die teilweise bis Ende 2018          besonderer Dank gilt Petra Weidner vom Sekretariat des
abgeschlossen sein werden. Es handelt sich um die Teil­          Lehrstuhls Lernbehindertenpädagogik, die die Herstellung
projekte „Inklusionspädagogisches Grundlagenmodul“,              der Broschüre bezogen auf Lektorat und Layout in hervor-
„Inklusionsdidaktische Lehrbausteine (!DL)“ und „Inklusi-        ragender Weise koordiniert hat.
onsdidaktische UNI-Klasse“. Im Projekt „PSYCH.e“ wird
der Frage nachgegangen, was Lehrerinnen und Lehrer               Wir hoffen, dass die Broschüre zur weiteren Vernetzung
über psychische Belastungen und Störungen bei Schul­             der Lehrerbildung an der LMU München bezogen auf das
kindern wissen sollten. In der Broschüre werden diese            Thema „Inklusion“ beitragen kann und wünschen allen
Teilprojekte in ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstand            Beteiligten dabei viel Erfolg.
ausführlich vorgestellt.
                                                                 München, im Dezember 2018
Außerdem sind weitere kooperierende Projekte zum Thema
„Inklusion in der Lehrerbildung“ aufgeführt, die derzeit
an der LMU München laufen. Dazu zählt neben einzelnen            Prof. Dr. Ulrich Heimlich            Prof. Dr. Joachim Kahlert

                                                                                                                                      11
1.0
     Inklusions­-
     pädagogisches
     Grundlagenmodul
     im Lehrstuhl
     Schulpädagogik
     Ewald Kiel, Nicole Sacher, Teresa Tillmann & Sabine Weiß

12
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Das inklusionspädagogische Grundlagenmodul am Lehr-              1.1 Das inklusionspädagogische
stuhl für Schulpädagogik greift Desiderate der Forschung
und Forderungen der Lehrerfort- und der Lehrerausbildung
                                                                 Grundlagenmodul im Lehrstuhl für
auf, die besagen, dass Lehrkräfte und Lehramtsstudierende        Schulpädagogik
trotz einer positiven Stimmung Unsicherheit und Ängste
gegenüber der voranschreitenden Inklusion äußern (siehe          Das Online-Seminar zur Inklusion bietet als fest implemen-
z.B. die Reviews von AVRAMIDIS, BAYLISS & BURDEN,                tiertes Wahlpflichtfach im erziehungswissenschaftlichen
2000, und DE BOER, PIJL & MINNAERT, 2011). Diese sind            Studium der LMU den Studierenden aller Lehramtsstudien-
unter anderem in einem grundsätzlichen Informations-             gänge die Möglichkeit, ECTS-Punkte zu erwerben. Die
defizit über die Arbeit mit Schüler*innen mit Behinderung        Lehrveranstaltung wird jedes Semester vom Lehrstuhl
und Förderbedarf begründet. Aus- und Fortbildung für die         für Schulpädagogik angeboten und findet als Online-Veran­
Arbeit in inklusiven Settings schätzen Lehrkräfte aktuell        staltung der virtuellen Hochschule Bayern (vhb) statt.
noch als defizitär und wenig hilfreich ein. Hinzu kommt,         Den Rahmen für alle Aufgabenstellungen stellt ein authenti-
dass Lehrende und Studierende eine Überlastung durch             sches Lernszenario in Gestalt einer fiktiven, für das
die neuen bzw. veränderten Anforderungen befürchten, mit         Seminar konzipierten Schule dar (vgl. REINMANN-
denen sie sich durch die Inklusion zusätzlich konfrontiert       ROTHMEIER, VOHLE & ADLER, 2003). Diese Schule ist
sehen (PEPERKORN, HORSTMANN, DADACZYSKI &                        eng an realen Verhältnissen orientiert und lässt reale
PAULUS, 2017). Angebote an Information, Prävention und           Mitwirkende aus der Praxis zur Sprache kommen. Deren
Beratung, die einen Anstieg ihrer Arbeitsbelastung und in        tatsächliche Erfahrungen stellen den Wirklichkeitsbezug
der Folge gesundheitliche Einbußen abmildern könnten,            für die Geschichte her, die sich in Filmsequenzen, Bildern
fehlen ihnen.                                                    und Texten auf einer fiktiven Schulhomepage aufspannt.
                                                                 Die Seminarteilnehmenden werden im Seminar zu aktiven
Diesen substantiellen Bedarf möchte das inklusionspäda-          Mitgliedern der fiktiven Schulgemeinschaft und erfüllen
gogische Grundlagenmodul im Rahmen der universitären             Aufgaben für den Schulentwicklungsprozess hin zu einer
Lehrerausbildung decken. Basis hierfür sind ein im               inklusiven Schule (WEIß, 2016; im Überblick KIEL & WEIß,
er­ziehungswissenschaftlichen Studium fest verankertes           2016). In der Rolle von Lehrkräften der Schule arbeiten
Online-Seminar und ein durch Materialien gestützter Lehr-        sie mit Schüler*innen, Eltern und anderen Lehrer*innen
film. Beide haben konkreten Bezug zu realen schulischen          an unterschiedlichen für inklusive Schulentwicklung
Anforderungen und Problemstellungen und sind neben               wesentlichen Schwerpunkten. Themen sind ein inklusives
wechselnden Veranstaltungen oder Projekten zum Thema             Schulleben, inklusiver Unterricht, die Kooperation von
Inklusion fest am Lehrstuhl für Schulpädagogik verankert,        Lehr- und anderem Fachpersonal, persönliche Problem­
so dass Studierende aller Lehrämter sie nutzen können,           stellungen von Inklusionsschüler*innen sowie rechtliche
explizit sind auch Studierende weiterführender Schularten        Hintergründe. Jede Fragestellung bietet den Studierenden
angesprochen (vgl. KIEL, 2015; KIEL & WEIß, 2015, 2016).         die Gelegenheit, ihre persönliche Auseinandersetzung mit
                                                                 den Anforderungen eines inklusiven Schulalltags mit Hilfe
Über die beiden inhaltlichen Lehrmodule hinaus wird am           wissenschaftlicher Fachliteratur oder im Austausch mit
Lehrstuhl für Schulpädagogik ein Online-Tool zur Selbst­         anderen Teilnehmer*innen zu vertiefen.
erkundung zur Verfügung stehen, das sich mit Fragen
der Anforderungen, der Belastung und der Prävention im
Lehrberuf auseinandersetzt und auch die Anforderungen
der Inklusion aufgreift.

                                                                                                                                      13
1.2 Materialgestützter Lehrfilm                                Für viele Studienanfänger*innen ist der Lehrerberuf ein
                                                               attraktives Berufsziel. Die Entscheidung für eine Tätigkeit
„Inklusion – einfach machen?“                                  als Lehrer*in wird von angehenden Studierenden jedoch oft
                                                               auf der Grundlage von ungenauen Wahrnehmungen und
Zweites Standbein des Grundlagenmoduls ist ein Lehrfilm,       Vorstellungen getroffen (vgl. WEIß, LERCHE & KIEL, 2011).
der aus den Ergebnissen aktueller Forschungsprojekte           Folglich findet die in der Literatur vielfach beschriebene
des Lehrstuhls hervorgegangen ist und die Studierenden         Komplexität (CRAMER, 2016) sowie Individualität des
mit offenen Fragen und Spannungsfeldern der Inklusion          Lehrerberufs (ROTHLAND, 2013) häufig kaum Berücksich-
konfrontiert. Der Film legt seinen Schwerpunkt auf             tigung. Mit dem Selbstreflexionstool des Lehrstuhls für
Haltungen und Beliefs, welche die Theorie als maßgeblich       Schulpädagogik können Lehramtsstudierende und solche,
für gelingende Inklusion anführt (ACEDO, FERRER &              die es werden wollen, ihre Erwartungen und Eignungen
PÀMIES, 2009; DE BOER et al., 2011; WEIß, 2015). Er            reflektieren und Unterstützung bei der Entwicklung von
greift hierzu verschiedene Aspekte der in der Forschung        Ressourcen für ihr zukünftiges Arbeitsfeld bekommen.
und auf Praxisebene geführten Inklusionsdiskurse auf und       Ein vom Lehrstuhl für Schulpädagogik entwickeltes Mess­
betrachtet diese aus widersprüchlichen Blickwinkeln.           instrument gleicht dazu die persönlichen Motive, Haltungen
Erstes Spannungsfeld ist die Haltung zwischen den Extrem-      und Erwartungen an die beruflichen Anforderungen sowie
positionen einer dem Humanismus verschriebenen Werte­          wesentliche personale Merkmale mit den Kriterien einer
orientierung einerseits und der einer verstärkten Diagnostik   erfolgreichen Berufsausübung ab (z.B. TILLMANN, WEIß,
zur individualisierenden Förderung auf der anderen Seite.      HILLERT & KIEL, im Druck). Der im ersten Schritt anonym
Auch die Herausforderung, Gerechtigkeit im Zusammen-           auszufüllende Fragebogen greift hierfür wesentliche Aspekte
hang mit Inklusion herzustellen, die Frage nach Leistung in    auf, welche in einigen am Lehrstuhl für Schulpädagogik
einer inklusiven Bildungslandschaft und die Verteilung von     durchgeführten Studien für den Umgang mit Belastungs­
Ressourcen, die durch Politik und Praxis unterschiedlich       situationen als bedeutsam herausgefiltert wurden (z.B.
beurteilt wird, sind Themen des Films (KIEL, 2016; KIEL &      HILLERT, KOCH, KIEL, WEIß & LEHR, 2014). Die inhalt­
KAHLERT 2016). Dabei stehen die Sichtweisen und Haltun-        lichen Schwerpunkte liegen dabei auf den Anforderungen
gen von Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Familien und   des Lehrerberufs im Allgemeinen als auch auf solchen
Praktiker*innen frei von der Festlegung auf eine ‚richtige‘    im Kontext von Inklusion und Heterogenität (vgl. KIEL,
Meinung zueinander in Beziehung. Die dadurch entstehen-        SYRING & WEIß, 2017; SYRING, TILLMANN, WEIß & KIEL,
den logischen Brüche stellen Impulse für eine Auseinander-     2018; auch Fallarbeitsbuch zu Diversität, IVANOVA,
setzung mit den Standpunkten dar und können optional           SYRING, WEIß & KIEL, 2018). Die Studierenden erhalten
durch eine Handreichung mit Informationen, Falldar­            auf der Basis ihrer Ergebnisse in einem zweiten Schritt ein
stellungen und Reflexionsaufgaben vertieft werden.             individuelles Feedback über die Passung ihres Profils
                                                               zur beruflichen Realität des Lehrerberufs und können
1.3 Analyse ressourcenbezogener                                dies in einem dritten Schritt mit Hilfe von anschließenden
                                                               Entwicklungsaufgaben (siehe BANDURA, 2004) vertiefen.
Faktoren für die erfolgreiche Berufs-                          Diese regen die eigene Reflexionsfähigkeit der Studieren-
ausübung – Entwicklung eines Selbst-                           den sowie den Umgang mit den künftigen Anforderungen

reflexionstools für (angehende)                                an und helfen ihnen, bestehende Potenziale weiterzuent­
                                                               wickeln. Die Entwicklungsaufgaben werden durch weiter-
Studierende                                                    führende Beratungsangebote und hilfreiche Literatur
                                                               ergänzt.

14
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Literaturverzeichnis                                                       KIEL, E. & WEIß, S. (2016):
                                                                           	Inklusion im Sekundarbereich. In: I. HEDDERICH,
ACEDO, C., FERRER, F. & PÀMIES, J. (2009):                                        G. BIEWER, J. HOLLENWEGER & R. MARKOWETZ (Hrsg.),
     Inclusive education: Open debates and the road ahead.                       Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik (S. 277-288).
     In: Prospects, 39 (3), S. 227-238.                                          Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
AVRAMIDIS, E., BAYLISS, P. & BURDEN, (2000):                               KIEL, E. & WEIß, S. (2016):
	A survey into mainstream teachers‘ attitudes towards the                 	Schulentwicklungsprozesse gestalten – Theorie und
      inclusion of children with special educational needs in the                Praxis von Schulinnovation. Stuttgart: Kohlhammer.
      ordinary school in one local education authority.                    ROTHLAND, M. (2013):
      In: Educational Psychology, 20 (2), S. 191–211.                      	Beruf: Lehrer/Lehrerin – Arbeitsplatz Schule. Charakteristika
BANDURA, A. (2004):                                                              der Ar-beitstätigkeit und Bedingungen der Berufssituation.
      Health promotion by social cognitive means.                                In: M. ROTHLAND (Hrsg.): Belastung und Beanspruchung
     In: Health Education & Behavior, 31 (2), S. 143-164.                        im Lehrerberuf. Modelle, Befunde, Interventionen
CRAMER, C. (2016):                                                               (2., vollst. überarb. Aufl., S. 21-39). Wiesbaden:
     Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf.                                Springer VS.
      Systematisierung und disziplinäre Verortung eines weiten             TILLMANN, T., WEIß, S., HILLERT, A. & KIEL, E. (im Druck):
      Forschungsfeldes. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.                               W ie erleben Lehrkräfte ihren Arbeitsalltag? Eine
DE BOER, A., PIJL, S.P.J. & MINNAERT, A.E.M.G. (2011):                            empirische Überprüfung von Merkmalen des Lehrerberufs
    Regular primary schoolteachers’ attitudes towards inclusive                  in der Wahrnehmung von Lehrerinnen und Lehrern.
     education: a review of the literature. In: Inter­national                    In: Pädagogische Rundschau.
     Journal of Inclusive Education, 15 (3), S. 331-353.                   WEIß, S., LERCHE, T. & KIEL, E. (2011):
HILLERT, A., KOCH, S., KIEL, E., WEIß, S. & LEHR, D. (2014):               	Der Lehrerberuf: Attraktiv für die Falschen?
	Psychische Erkrankungen von Lehrkräften:                                        In: Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 4 (2), S. 349-365.
        Berufsbezogene Therapie- und Präventionsangebote.                  PEPERKORN, M., HORSTMANN, D., DADACZYSKI, K.,
        In: Empirische Pädagogik, 28 (2), S. 190-204.                      & PAULUS, P. (2017):
IVANOVA, A., SYRING, M., WEIß, S. & KIEL, E. (2018):                            Belastungserleben von Lehrkräften durch schulische
      Migrationsbedingte Diversität in der Schule –                              Inklusion. In: Public Health Forum, 25 (4), S. 294-297.
        Ein Fallarbeitsbuch. München: Stelle für interkulturelle           REINMANN-ROTHMEIER, G., VOHLE, F. & ADLER, F. (2003).
        Arbeit der Landeshauptstadt München.                               	Didaktische Innovation durch Blended Learning:
KIEL, E. (2015):                                                                 Leitlinien anhand eines Beispiels aus der Hochschule.
        Inklusion im Sekundarbereich. Reihe Inklusion und                       Bern: Huber.
         Gesellschaft. Stuttgart: Kohlhammer.                              SYRING, M., TILLMANN, T., WEIß, S. & KIEL, E. (2018):
KIEL, E. (2016):                                                           	Positive Einstellung zur Inklusion – ab-lehnende Haltung
         Die Arbeit tun die anderen. Radikale Inklusion als                    zur Umsetzung in der Schule: Analyse des Widerspruchs
          politischer Machtanspruch?! In: Vierteljahresschrift für              durch Überprüfung eines aus der Heterogenitätsforschung
          wissenschaftliche Pädagogik, 92 (1), S. 99-120.                       adaptierten Messinstruments für die Inklusion an Lehramts-
KIEL, E., SYRING, M. & WEIß, S. (2017):                                         studierenden. In: Psychologie in Erziehung und Unterricht,
       How can intercultural school development succeed?                      65 (3), S. 206-220.
          The perspective of teachers and teacher educators.               WEIß, S. (2015):
          In: Pedagogy, Culture and Society, 25 (2), S. 243-261.               Was bedeutet Inklusion für das Anforderungsspektrum
KIEL, E. & KAHLERT, J. (2016b):                                                 von Lehrerinnen und Lehrern in der Sekundarstufe?
          Ist Inklusion gerecht? In: T. ECKERT & B. GNIEWOCZ                   In: E. KIEL (Hrsg.), Inklusion im Sekundarbereich
           (Hrsg.), Bildungsgerechtigkeit (S. 17-26). Wiesbaden: VS.            (S. 16-38). Stuttgart: Kohlhammer.
KIEL, E. & WEIß, S. (2015):                                                WEIß, S. (2016):
           Inklusion als Herausforderung für Lehrkräfte höherer           	Die partizipativ-inklusive Schule. In: E. KIEL & S. WEIß
            Schulformen. In: G. BIEWER, E. T. BÖHM & S. SCHÜTZ                  (Hrsg.), Schulentwicklungsprozesse gestalten – Theorie
           (Hrsg.), Inklusive Pädagogik in der Sekundarstufe                    und Praxis von Schulinnovation (S. 113-135). Stuttgart:
            (S. 164-178). Stuttgart: Kohlhammer.                                Kohlhammer.

                                                                                                                                                15
2.0
     Inklusionsdidaktische
     Lehrbausteine (!DL) –
     Aufbau einer
     Online-Plattform zum
     Thema „Inklusiver
     Unterricht“ für die
     inklusive Lehrerbildung
     Julia Eiperle, Markus Gloe, Ulrich Heimlich, Joachim Kahlert,
     Mario Riesch & Angelika Strauß

16
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ist,             angehenden Lehrkräften zu entwickeln. Ausgehend von der
bezogen auf den ersten Förderzeitraum an der Ludwig-              mehrphasigen Lehrerbildung in Deutschland stellen sich in
Maximilians-Universität München (LMU), der Schwerpunkt            diesem Zusammenhang unterschiedliche Anforderungen für
„Vorbereitung auf ein inklusives Schulsystem“ im Projekt          eine inklusive Lehrerbildung. Insbesondere fehlt in vielen
„Lehrerbildung@LMU“ aufgebaut worden. In diesem                   Bereichen außerhalb der Sonderpädagogik die fachliche
Projektschwerpunkt wurden mehrere Teilprojekte auf den            Kompetenz im Sinne von Wissen und Können bezogen auf
Weg gebracht, die teilweise bis Ende 2018 abgeschlossen           die Entwicklung des inklusiven Unterrichts (vgl. MUTZECK
sein werden. Im Folgenden wird das Teilprojekt „Inklusions-       & POPP 2007). Letztlich stellt sich bei der Entwicklung
didaktische Lehrbausteine (!DL)“ vorgestellt.                     eines inklusiven Bildungssystems auch die Aufgabe, ein
                                                                  Konzept inklusiver Bildung zugrunde zu legen, wie es u.a.
2.1 Problemstellung und Stand der                                 in den sich ergänzenden Konzeptionen der „inklusiven
                                                                  Momente“ (vgl. HEIMLICH 2017) als Grundlage für eine
Forschung                                                         aufmerksame Haltung bzw. Grundorientierung und der
Nahezu zehn Jahre nach dem Inkrafttreten der UN-Be­               „inklusionsdidaktischen Netze“ (vgl. KAHLERT & HEIMLICH
hindertenrechtskonvention (UN-BRK) wird in Deutschland            2014) als eher methodisches Verfahren zur praktischen
intensiv an der Entwicklung eines inklusiven Bildungs­            Umsetzung im Unterricht zum Ausdruck kommt. Demnach
systems gearbeitet. Eine der wichtigsten Voraussetzungen          zielen inklusive Bildungsangebote ausgehend von inklusiven
für die Erreichung dieses bildungspolitischen Ziels ist die       Momenten darauf ab, Lernerfahrungen zu ermöglichen, an
Professionalisierung der pädagogischen Fachkräfte, ins­           denen alle Schülerinen und Schüler teilhaben können und
besondere der Lehrkräfte in Schulen. Insofern gilt es nun-        zu denen alle etwas beitragen können.
mehr, auch die Lehrerbildung in allen Phasen inklusiv aus-
zurichten. Mit der Tagung „Inklusive Bildung professionell        In einem inklusiven Bildungssystem sind potenziell alle
gestalten“ im Jahre 2013 und dem gleichnamigen Expertisen-        Lehrkräfte früher oder später mit der Aufgabe konfrontiert,
Band (vgl. DÖBERT/WEISHAUPT 2013) hat das BUNDES-                 auf Schülerinnen und Schüler mit heterogenen Lernaus-
MINISTERIUM FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG (BMBF)                      gangslagen einzugehen und auch Schülerinnen und Schüler
diese Aufgabe prominent in der Fachöffentlichkeit verankert.      mit sonderpädagogischem Förderbedarf (special educational
Auch die Kultusministerkonferenz hat in ihrer Empfehlung          needs) zu unterrichten. Bislang bereitet die 1. Phase der
zur inklusiven Bildung (vgl. SEKRETARIAT DER STÄNDIGEN            Lehrerbildung noch zu wenig auf diese neue Aufgabe vor.
KONFERENZ DER KULTUSMINISTER DER LÄNDER ...                       Da der inklusive Unterricht zu den zentralen Aufgaben von
2011) auf die Notwendigkeit einer inklusiv ausgerichteten         Lehrkräften in inklusiven Settings gehört, gilt es nunmehr
Lehrer­bildung hingewiesen. HILLENBRAND, MELZER &                 darauf bezogene professionelle Kompetenzen für alle Lehr-
HAGEN (2013, S. 60) kommen in ihrer Expertise zu dem              amtsstudierenden zugänglich zu machen. Dazu liegen unter-
Ergebnis, dass die Lehrerbildung für ein inklusives Schul-        schiedliche Modelle vor. HEINRICH, URBAN & WERNING
system kaum empirisch erforscht worden ist. Eine Über-            (2013, S. 95f.) unterscheiden im Anschluss an STAYTON &
sicht der „EUROPEAN AGENCY FOR DEVELOPMENT IN                     MCCOLLUM (2002) das Infusion Model, das Collaborative
SPECIAL NEEDS EDUCATION“ (2011) zur inklusiven Lehrer-            Training Model und das Unification Model. Während im
bildung thematisiert zwar die konzeptionellen Anforderungen,      ersten Modell nur einige Kurse zur Inklusion in das Studien-
basiert jedoch nicht auf empirischen Daten. Professionelle        programm aufgenommen werden, werden im zweiten Modell
Kompetenzen von Lehrkräften für die Entwicklung eines             Studierende unterschiedlicher Lehramtsstudiengänge bzw.
inklusiven Schulsystems werden hier in den Dimensionen            unterschiedlicher Studienfächer in gemeinsamen Lerngrup-
Wissen, Handeln und Einstellungen genannt, wobei als              pen zusammengeführt und erhalten deutlich mehr Studien-
besonders schwierig eingeschätzt wird, Haltungen von              angebote zur Inklusion. Beim dritten Modell nehmen alle

                                                                                                                                       17
Studierenden an allen Studienangeboten teil, so dass alle       2.2 Konzept und Projektziel im Projekt
auch auf die Arbeit in einem inklusiven Schulsystem vor­
bereitet werden. Vor dem Hintergrund der mehrphasigen
                                                                „Inklusionsdidaktische Lehrbausteine
Struktur der Lehrerbildung in Deutschland mit einer             (!DL)“
eigenständigen sonderpädagogischen Lehrerbildung
(Lehramtstyp 6, vgl. SEKRETARIAT DER STÄNDIGEN                  Im Projekt !DL entsteht eine selbstständig nutzbare
KONFERENZ DER KULTUSMINISTER DER LÄNDER 2011)                   Online-Plattform zur Unterstützung unterschiedlicher
findet inklusive Lehrerbildung in der 1. Phase derzeit          Lehrveranstaltungsformate in der inklusiven Lehrerbil-
überwiegend im Infusion Model und im Collaborative              dung. Diese Online-Plattform soll ohne tutorielle Begleitung
Training Model statt. Um jedoch auf diesen Ebenen pro­          in Anspruch genommen werden können, eine durchaus
fessionelle Kompetenzen zum inklusiven Unterricht für alle      anspruchsvolle Zielsetzung im Rahmen von e-learning-
Lehramtsstudierenden zu vermitteln, ist es zunächst einmal      Angeboten, die eine umfassende Erprobung und Evaluation
notwendig, entsprechende fachliche Grundlagen in den            voraussetzt. Zielgruppe sind zunächst Lehrende und Studie-
verschiedenen sonderpädagogischen Förderschwerpunkten,          rende in der inklusiven Lehrerbildung an der LMU München
den unterschiedlichen Fachdidaktiken und bezogen auf die        in allen Studienschwerpunkten ohne besondere Vorkennt-
Vielfalt inklusiver Settings im deutschen Bildungssystem zu     nisse im Bereich Inklusion und Sonderpädagogik. Zu einem
erschließen. Dies erfordert eine enge Kooperation zwischen      späteren Zeitpunkt soll die Plattform auch zur Lehrerfort- und
Sonderpädagogik und Fachdidaktik, insbesondere wenn die         -weiterbildung geöffnet werden. Daher ist bei der Konzeption
effektive Vorbereitung von Lehramtsstudierenden auf den         der Plattform auf ein möglichst niedrigschwelliges Angebot
inklusiven Unterricht angestrebt wird. Aus diesem Grund ist     Wert gelegt worden, welches unmittelbar in die Praxis der
im Projekt „Inklusionsdidaktische Lehrbausteine (!DL)“ die      Lehrveranstaltungen einbezogen oder auch autodidaktisch
Zielsetzung formuliert worden, Lehr-/Lernmaterialien für        verwendet werden kann. Zur Erreichung dieses Zieles ist eine
Lehrende und Studierende (z.B. Videosequenzen aus dem           enge Kooperation zwischen den sonderpädagogischen
inklusiven Unterricht und darauf bezogene Aufgaben zur Ver-     und den fachdidaktischen Lehrstühlen der LMU München
tiefung) zur Verfügung zu stellen, die in Lehrveranstaltungen   erforderlich, weshalb in regelmäßigen Abständen Steuer-
der 1. Phase der Lehrerbildung sonderpädagogisches und          und Arbeitsgruppentreffen organisiert werden. Darüber
fachdidaktisches Wissen und Können als Grundlage für die        hinaus sind die „Royal Filmmakers“ (www.royalfilmmakers.
Entwicklung professioneller Kompetenzen von Lehrenden           com) zur Erstellung des Filmmaterials als Kooperations­
und Studierenden unmittelbar genutzt werden können.             partner einbezogen, mit denen ebenfalls ein enger konzepti-
Diese Materialien liegen derzeit im deutschsprachigen           oneller Austausch praktiziert wird.
Raum nicht vor. Das Projekt !DL steht deshalb auch vor der
Schwierigkeit, dass diese Lehr-/Lernmaterialien zunächst        In der ersten Projektphase (bis Ende 2018) steht die
konzipiert und entwickelt werden müssen, um sie dann            Konzipierung und Entwicklung der Videosequenzen und
entsprechend erproben und evaluieren zu können. Ins­            der darauf bezogenen Lehr-/Lernmaterialien sowie der Lehr-
gesamt liegt dem Projekt !DL deshalb ein kompetenz­             veranstaltungsformate in Verbindung mit der Einrichtung
theoretisches Modell der inklusiven Lehrerbildung zu-           der Online-Plattform im Vordergrund. Dazu kooperieren
grunde (vgl. TERHART 2010). Ausgehend von Aufgaben­             Abgeordnete Lehrkräfte aus den sonderpädagogischen
beschreibungen von Lehrkräften in inklusiven Settings           Fachrichtungen und den Fachdidaktiken mit inklusiven
werden so inklusive Kompetenzen im Sinne von Wissen,            Settings im schulischen Bereich (v.a. inklusive Grund- und
Können und Haltungen abgeleitet, deren Aneignung                Mittelschulen). In der zweiten Phase (ab Anfang 2019) wird
wiederum durch die Komponenten der Online-Plattform             die Online-Plattform für die Erprobung und Evaluation ge-
!DL ermöglicht werden soll.                                     öffnet. Auf der Basis des Design-Based-Research-Ansatzes

18
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

(vgl. REINMANN 2016) werden die Materialien über Online-       Abb. 1: „Navigator !DL“
Tools, studentische Lehrevaluationen und Beobachtungs-
studien zum Nutzerverhalten im Rahmen eines Mixed-                                                             Ges
Method-Designs überprüft und in mehreren Feed-back-                                     ts    ch                     chi
                                                                                    Deu                                 cht
Schleifen revidiert.                                                                             Körperliche und                  e
                                                                                              Motorische Entwick lung

2.3 Entwicklungsstand der Online-

                                                                                                                                            Soz
                                                                                                                           Sp
                                                                                    n
                                                                                he

                                                                                                                             ra
                                                                   h
                                                                                                Stolpersteine

                                                                               Se

                                                                                                                                  ch
                                                               lisc

                                                                                                                                   e
Plattform !DL

                                                                                                                                               ia    lku
                                                            Eng
                                                                                        Eltern                  Gruppe

                                                                                                                                                      nde
Die Online-Plattform wird derzeit barrierefrei mit Hilfe

                                                                                                                                       Entwicklung
                                                                               Inklusive Momente

                                                                                                                                         Geistige
                                                                       Hören

eines Content-Management-Systems erstellt.

2.3.1 Aufbau und Struktur                                                                Zeit            Beziehung
                                                              Che

                                                                                                                                                     sik
Zur barrierefreien und anwenderorientierten Nutzung

                                                                                                                                             Mu
                                                                mie

der Online-Plattform !DL bzw. zum leichteren Auffinden
                                                                                                      Haltung

                                                                                                                                us
                                                                               Le

                                                                                                                             m
der gewünschten Themen, Fragen oder Probleme werden
                                                                                rn

                                                                                                                           t is
                                                                                    en

                                                                                                                        Au
drei unterschiedliche Zugangsweisen angeboten:                                                   Emotionale und
n über eine fachliche Systematik: sonderpädagogische                          Ma              Soziale Entwicklung
                                                                                        the                                st
  Förderschwerpunkte (Emotionale und soziale Ent­                                          ma
                                                                                                tik                  Kun
  wicklung, Geistige Entwicklung, Hören, Körperliche
  und motorische Entwicklung, Lernen, Sprache und
  Autismus), Fachdidaktiken (Chemie, Deutsch, Englisch,        Zentral für den Zugang zum jeweiligen Thema sind stets die
  Geschichte, Kunst, Mathematik, Musik, Sozialkunde/           „Inklusiven Momente“, die im Bildungsprozess in solchen
  Politische Bildung) und inklusiven Settings (Grund­          Lehr-Lern-Situationen entstehen, in denen Teilhaben und
  schule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium, Förder-         Beitragen für alle Schülerinnen und Schüler erfahrbar
  schule und Berufsschule)                                     werden (vgl. HEIMLICH 2017). Daher wird versucht, auf der
n über das Stichwortverzeichnis (alphabetisches Tool),        Online-Plattform !DL gezielt derartige „inklusive Momente“
n über den „Navigator“, eine Grafik mit Mouse-Over-           filmisch einzufangen und sowohl didaktisch als auch medial
  Funktion zum schnellen Einstieg in Querschnittsthemen.       aufzubereiten.

                                                               2.3.2 Inhalte der Online-Plattform !DL
                                                               Bis zum Jahresende 2018 entstehen 25 audio-visuelle
                                                               Lehrbausteine mit insgesamt 237 final produzierten Film-
                                                               minuten, welche in mehreren Korrektur-Schleifen mit den
                                                               Experten aus der Sonderpädagogik, den Fachdidaktiken
                                                               und der Schulpraxis finalisiert wurden. Zu allen Video­
                                                               sequenzen (jeweils im Umfang von 5-8 Minuten) werden
                                                               in Kooperation zwischen Sonderpädagogik und Fach­
                                                               didaktiken exakt darauf abgestimmte Lehr-/Lernmaterialien
                                                               entwickelt.

                                                                                                                                                       19
2.3.3 Audiovisuelle Lehrbausteine
Im Jahre 2016 wurden 81 Filmminuten produziert, 2017 weitere 80 Minuten und 2018 zusätzliche 76. Die Gesamtzahl der
Filmminuten teilt sich folgendermaßen auf.

Tab. 1: Videosequenzen im Projekt !DL

 Förderschwerpunkte (FS)                                                                 Filmminuten

 FS Geistige Entwicklung – 5 Filme                                                       40 Min.
     n Einstiegsfilm: „Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung“
     n Lebenspraxis: ein wichtiges Feld des Bildungsauftrages
     n Inklusive Deutschdidaktik im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung
     n Unterrichtsorganisation: Differenzierung und Elementarisierung in Mathematik
       und Heimat- und Sachkundeunterricht

 FS Hören – 5 Filme                                                                      41 Min.
     n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt Hören“
     n Hörgeschädigte Schüler an allgemeinen Schulen
     n Mathematikunterricht am Gisela-Gymnasium München
     n Physikunterricht am Derksen Gymnasium München
     n Unterrichtsprinzipien (Deutsch)
 FS Lernen – 5 Filme                                                                     46 Min.
     n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt Lernen“
     n Gelingensbedingungen: Schulleitung
     n Inklusive Momente planen
     n Inklusive Sozialkundedidaktik: Das Inselspiel
     n Kooperation und Beratung
 FS Emotionale und soziale Entwicklung – 5 Filme                                         49 Min.
     n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung“
     n Modul „Regulation in der Klasse – präventives Lehrerverhalten“
     n Inklusive Chemiedidaktik
     n Einzelfallbetrachtung: Sich Hilfe holen in schwierigen Situationen
     n Beziehungsgestaltung
 FS Sprache – 3 Filme                                                                    23 Min.
     n Einstiegsfilm „Förderschwerpunkt Sprache“
     n Unterrichtsprinzipien
     n Lehrersprache
 Autismus – 1 Film                                                                       13 Min.
     n Autismus am Beispiel „Attila“
 Schulpädagogik/Antinomien – 1 Film                                                      25 Min.
     n „Einfach machen? Antinomien in der Inklusion“

20
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

In den jeweiligen Einstiegsfilmen erfolgt eine kurz ge-            gestellt und sollen später auch für die 2. und 3. Phase der
fasste Einführung in die sonderpädagogischen Förder-               Lehrerbildung geöffnet werden.
schwerpunkte. Dazu werden einzelne Schülerinnen und
Schüler in unterschiedlichen Lernsituationen (Klassen­             Die inklusionsdidaktischen Lehrbausteine enthalten zudem
unterricht, Kleingruppen- und Einzelförderung) porträtiert.        spezielle Informationen für Lehrkräfte und eine interes-
Darüber hinaus kommen die Schülerinnen und Schüler                 sierte Öffentlichkeit: typische Fördermöglichkeiten der
sowie deren Lehrkräfte zu Wort. Zusätzlich liegen Doku-            jeweiligen sonderpädagogischen Teildisziplinen, wie z.B.
mentationen von inklusiven Lehrveranstaltungsformaten              besondere Entwicklungsbedürfnisse, adaptierte fachliche
vor, in denen Lehrende der fachdidaktischen und der sonder-        Lernanforderungen, Erfahrungen mit der Elternarbeit,
pädagogischen Lehrstühle der LMU in enger Kooperation              weitere Unterstützung für die pädagogische Arbeit an den
gemeinsam Seminare geplant, durchgeführt und evaluiert             Schulen, typische „inklusive Momente“ im Schulalltag
haben.                                                             sowie Möglichkeiten, soziale Teilhabe zu stiften oder
                                                                   Haltungen und Einstellungen zu modifizieren. Die Fachdi-
Damit diese Filme entstehen können, wurden Tandems                 daktiken stellen wesentliche inhaltliche Herausforderungen
aus Sonderpädagogik und Fachdidaktiken gebildet, was in            mit speziellen Lern- und Verständnisschwierigkeiten des
der Praxis wertvolle Synergien hervorbringt. Abgeordnete           jeweiligen Fachs dar. Darüber hinaus werden geeignete
Lehrkräfte können ihre Kontakte in die Schulen nutzen, so          Unterstützungsmöglichkeiten, etwa Lernhilfen, Anschau-
dass auf diese Weise der Weg zum Filmen vor Ort geebnet            ungsmaterialien, Informationsmaterial, Arbeitsaufträge,
wurde. Porträtierte Schülerinnen und Schüler, die sich frei-       Übungen oder Aufgaben präsentiert und in unterschied­
willig als Protagonisten zur Verfügung stellen, sind den Ab-       lichen Medien, wie z.B. Karteikarten, PowerPoint-Präsenta-
geordneten Lehrkräften teilweise schon seit vielen Jahren          tionen, Podcasts, Audiodateien, Fotos oder dergleichen
aus dem Schulalltag bekannt und damit auch sehr vertraut.          mehr aufbereitet.
Die Einverständniserklärungen der Eltern liegen für alle ge-
filmten Kinder vor, Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren          2.3.5 Lehrveranstaltungsformate
unterzeichnen zusätzlich selbst. Alle Eltern wurden durch          Die Online-Plattform !DL enthält Materialien für derzeit 32
ein ausführliches Schreiben der Universität über die Vorge-        Lehrveranstaltungen folgender Themengebiete.
hensweise während der Filmaufnahmen, die rechtliche Lage
und die Verwendung des entstandenen Bild-/Tonmaterials
informiert. Sowohl Eltern als auch Kinder können ihr Ein-
verständnis jederzeit widerrufen.

2.3.4 Lehr-/Lernmaterialien
Aufbauend auf den audiovisuellen Lehrbausteinen werden
Lehr-/Lernmaterialien entwickelt, die die fall- und themen-
bezogen gezeigten Videosequenzen vertiefen und mit
konkreten Arbeitsaufgaben versehen. Diese Materialien
sollen unmittelbar in Lehrveranstaltungen eingebunden
werden können. Die Filme sowie alle weiteren didaktisch-
methodischen Materialien entstehen für die 1. Phase der
Lehrerbildung. Sie werden über die Online-Plattform !DL
Lehrenden und Studierenden als Anregungen für Seminare,
Vorlesungen sowie für das Selbststudium zur Verfügung

                                                                                                                                        21
Tab. 2: Seminarthemen während der Projektlaufzeit 2016-2018

 Fach                                             Veranstaltung

Sommersemester 2018 (8 Seminare)

 Grundschulpädagogik und -didaktik                Digitale Medien bei Schülern mit einer Sehbehinderung
                                                  im Rahmen der Veranstaltung: Lehren und Lernen mit Medien
 Grundschulpädagogik und -didaktik                Digitale Medien bei Schülern mit motorischen Beeinträchtigungen
                                                  im Rahmen der Veranstaltung: Lehren und Lernen mit Medien
 Grundschulpädagogik und -didaktik                Apps für den FS geistige Entwicklung
 Grundschulpädagogik und -didaktik                Förderung des Lesens und Schreibens in einer inklusiven Klasse
 Grundschulpädagogik und -didaktik                Individuelle Förderung im Schriftspracherwerb – reflektiert
                                                  anhand der Beobachtung und konkreten Förderung eines Kindes
                                                  mit besonderem Förderbedarf
 Grundschulpädagogik und -didaktik                Schriftspracherwerb in einem inklusiven Setting
 Grundschulpädagogik und -didaktik                Wer nicht sehen kann, muss hören – Die Steuerung des IPads mit
                                                  Hilfe von VoiceOver
 Mathematik                                       Seminar zum Mathematikunterricht in der Mittelschule,
                                                  Schwerpunkt Inklusion

Wintersemester 2017/18 (2 Seminare)

 Deutschdidaktik/Didaktik Deutsch als             Schreiben im inklusiven Unterricht
 Zweitsprache
 Mathematik (Grundschule)                         Seminar zum inklusiven Mathematikunterricht in der Grundschule
                                                  am Beispiel ausgewählter Themen der Arithmetik

Sommersemester 2017 (9 Seminare)

 Chemie                                           Inklusion im Chemieunterricht
 Deutsch                                          Sprachsensibler Unterricht analysiert durch videographische
                                                  Aufzeichnungen
 Deutsch                                          Kommunikation im inklusiven Unterricht
 Deutsch                                          Schreiben im inklusiven Unterricht
 Englisch                                         Aktuelle Kernfragen der Englischdidaktik und Inklusion
 Grundschulpädagogik                              Inklusionsorientieren Sachunterricht planen und evaluieren
 Grundschulpädagogik                              Inklusionsorientierte Schreib- und Lesewerkstatt
 Grundschulpädagogik                              Inklusionsdidaktische Netze entwickeln und in der inklusions­
                                                  didaktischen UNI-Klasse umsetzen
 Politische Bildung/Sozialkunde                   Inklusive Politische Bildung. Aufgabenfelder und didaktische
                                                  Prinzipien politischer Bildung

22
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

 Fach                                                Veranstaltung

Wintersemester 2016/17 (7 Seminare)

 Natur und Technik (Chemie)                          Ausarbeitung von Stundenbildern und Unterrichtsversuchen
                                                     für den Anfangsunterricht
 Chemie                                              Inklusive Momente beim Unterrichten im Fach Chemie
 Chemie                                              Ausarbeitung von Stundenbildern und Unterrichtsversuchen
                                                     für den Anfangsunterricht im Sinne einer inklusiven Didaktik
 Deutsch                                             Kommunikationsgestaltung, Unterrichtsplanung und szenische
                                                     Umsetzung im inklusiven Deutschunterricht
 Geschichte/Deutsch                                  Inklusion in der Praxis – Inklusionsdidaktische Netze und
                                                     historisches Lernen
 Musik                                               Basisqualifikation und Inklusion
 Politische Bildung/Sozialkunde                      Inklusive Politische Bildung. Didaktische Zugänge politischer
                                                     Bildung für die Grund, Mittel-, Real- und Förderschule

Sommersemester 2016 (6 Seminare)

 Natur und Technik (Chemie)                          Ausarbeitung von Stundenbildern und Unterrichtsversuchen
                                                     für den Anfangsunterricht
 Deutsch/FS Geistige Entwicklung                     Proseminar „Inklusive Fachdidaktik Deutsch“
 Musik                                               Basisqualifikation und Inklusion
 Mathematik                                          Inklusion bewegt – Herausforderungen für den
                                                     Mathematikunterricht
 Mathematik                                          Inklusion bewegt – Herausforderungen für den
                                                     Mathematikunterricht der Grundschule
                                                     in den Jahrgangsstufen 3/4
 Geschichte                                          Visuelle Zugänge zur Geschichte – inklusive Altstadtführung

Bis August 2019 wird eine erste Version der Online-Plattform !DL für alle Personen mit einer Campus-Kennung der LMU
zur ortsunabhängigen virtuellen Bildung freigeschaltet und im Anschluss daran für die Evaluation geöffnet
(s. Kap. 3.0).

                                                                                                                                   23
2.4 Ausblick: Erprobung und Evaluation                        der Anwender in Einzelfallstudien über Verhaltensbeobach-
                                                              tung erhoben werden. Darüber hinaus ist eine weitere Eva-
Die zweite Phase des Projektes !DL ab Januar 2019 steht       luation von Lehrveranstaltungsformaten unter Einbeziehung
im Zeichen der Erprobung und Evaluation auf der Basis         von Lehrenden und Studierenden über ein Online-Tool
eines mehrstufigen Evaluationskonzeptes. Geplant ist hier-    geplant. Das Evaluationskonzept wird eingerahmt durch den
bei eine formative Evaluation der Online-Plattform !DL über   „Design-Based-Research-Ansatz“ (DBR) (vgl. EULER 2014;
Online-Tools zur Nutzung durch Lehrende und Studierende,      REINMANN 2016), mit dessen Hilfe die Online-Plattform
wobei die Erhebung sowohl qualitativ als auch quantitativ     !DL in mindestens drei Feedback-Schleifen in einen Prozess
stattfinden soll. Ergänzend dazu soll das Nutzungsverhalten   des Re-Designs und Re-Re-Designs eingebunden werden soll.

Abb. 2: Modell des Designed-Based-Research-Ansatzes

 Ablauf der Forschung nach dem DBR-Ansatz                     (mod. nach Dieter Euler 2014)

                                           Zielsetzung
                                           Formulierung von
                                                                                 Planung
                                           Forschungsfragen                      Auswertung
        Evalution                                                               von Literatur/
                                                                            Erfahrungen > theoret.
        summativ                                                                Bezugsrahmen

                                            Re-Design
                                    Prüfen – entwerfen – weiterentwickeln

                                                  Kooperation                      Entwicklung/Design
       Gestaltungsprinzipien
                                                    zwischen                          Ausarbeitung der Lehr-/
       mit Generalisierungs­                      Wissenschaft                 Lernmaterialen, Aufbau der Plattform
             anspruch                              und Praxis
                                                                                   in Kooperation mit Praktikem

                                     Erprobung/
                                                                  Erarbeitung des
                                      formative
                                                                     Prototyps
                                     Evaluation                        Plattform !DL

 Erprobung in verschiedenen Reifegraden im Feld

Auf diese Weise erfolgt eine prozessbegleitende Optimierung der Online-Plattform !DL mit dem Ziel, die Möglichkeit der
selbstständigen Nutzung durch Lehrende und Studierende zu erreichen. Über das DBR-Konzept ist schlussendlich eine
summative Evaluation geplant. Nach Abschluss der Evaluationsstudie wird die Plattform für alle Phasen der Lehrerbildung
geöffnet.

24
Inklusion in der Lehrerbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Literaturverzeichnis                                                  REINMANN, G. (2016):
                                                                      	Design-Based-Research am Beispiel hochschuldidaktischer
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