Forschungskonzept Sport und Bewegung 2017-2020

 
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Forschungskonzept Sport und Bewegung 2017-2020
Forschungskonzept
Sport und Bewegung 2017–2020

BASPO
2532 Magglingen
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung                                                     4

1 Einleitung                                                        5

2 Überblick Politikbereich Sport und Bewegung                       6
2.1 Gesetzlicher Auftrag                                            6
2.2 Strategische Ausrichtung des BASPO                              7
2.3 Rückblick auf die Periode 2013–2016                             7
2.4 Finanzierung                                                   10
2.5 Herausforderungen und Handlungsbedarf                          11

3 Themenschwerpunkte 2017–2020                                     12
3.1 Themenschwerpunkt «Allgemeine Sport- und Bewegungsförderung»   12
3.2 Themenschwerpunkt «Leistungssport»                             14
3.3 Themenschwerpunkt «Sport in der Schule»                        16
3.4 Themenschwerpunkt «Sport und Wirtschaft»                       18
3.5 Monitoring im Bereich Sport und Bewegung                       22

4 Finanzierung 2017–2020                                           23
4.1 Planwerte direkte Finanzierung                                 23
4.2 Folgen der Umsetzung der Sparmassnahmen                        23

5 Akteure und Schnittstellen                                       24
5.1 Beschreibung der wichtigsten Akteure                           24
5.2 Schnittstelle zu Forschungs­förderungsinstitutionen            24
5.3 Schnittstelle zum Hochschul­bereich                            24
5.4 Schnittstelle zu anderen V
                             ­ erwaltungseinheiten des Bundes      25
5.5 Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen                     25

6 Organisation und Qualitätssicherung                              26
6.1 Interne Organisation                                           26
6.2 Externe Beratung durch ­wissenschaftliche Begleitgruppe        27
6.3 Qualitätssicherung                                             27
6.4 Wissenstransfer und Verbreitung der Ergebnisse                 27

Anhang                                                             28
Anhang 1: Die Forschung in der Bundesverwaltung                    28
Anhang 2: Liste der wichtigsten Akteure                            32
Anhang 3: Unterstützte Projekte 2013–2016                          34
Zusammenfassung
  Das vorliegende Forschungskonzept thematisiert die For-         In den vergangen drei Perioden zielte die Ressortforschung
  schungstätigkeit des Bundes im Politikbereich Sport und Be-     des Bundes im Politikbereich Sport und Bewegung insbe-
  wegung für die Jahre 2017–2020 und legt deren thematische       sondere darauf ab, die sportwissenschaftlichen Forschungs-
  Schwerpunkte dar. Es ist unter der Federführung des Bun-        kapazitäten und den Aufbau von sportwissenschaftlichen
  desamts für Sport (BASPO) entstanden und eines von 11 For-      Forschungsinstitutionen durch eine kompetitive Vergabe von
  schungskonzepten, deren Erstellung in der Botschaft über die    Projektbeiträgen zu unterstützen. Angesichts der Sparvor-
  Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2017–2020       gaben im Stabilisierungsprogramm 2017–2019 kann dieses
  vom 24. Februar 2016 vom Bundesrat festgelegt wurden.           strukturelle Ziel in der folgenden Periode 2017–2020 nicht
                                                                  länger verfolgt werden. Das BASPO unterstützt daher die
  Im Forschungskonzept wird zunächst ein Überblick über den       Bestrebungen der sportwissenschaftlichen Forschungsinsti-
  Politikbereich Sport und Bewegung gegeben (Kap. 2). Im          tutionen für eine bessere Verankerung der Sportwissenschaft
  ersten Schritt werden die Forschungsaktivitäten des Bundes      in die öffentliche Forschungsförderung des SNF und der KTI.
  im Bereich Sport und Bewegung in die aktuellen gesetzlichen
  Regelungen und strategischen Ausrichtungen des Politik-         Das nachfolgende Kapitel 3 konkretisiert die Themenbe-
  bereichs verortet. Im Anschluss daran erfolgt ein Rückblick     reiche für die Ressortforschung im Politikbereich Sport und
  auf die vorangegangene Förderperiode 2013–2016: zum             Bewegung und formuliert die darin erwachsenen Wissens-
  einen werden die durchgeführten Forschungsprojekte und          bedarfe. Darüber hinaus ist dargestellt, welche Forschungs-
  ihre Finanzierung beschrieben; zum anderen werden wich-         leistungen die Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglin-
  tige Ergebnisse und ihre Nutzung aus ausgewählten man-          gen (EHSM) intramuros im Rahmen der Ressortforschung
  datierten Forschungsprojekten vorgestellt. In einem dritten     zur Deckung der Wissensbedarfe des Bundes erbringt. Die
  Schritt wird der Blick auf die inhaltlichen und strukturellen   Darstellung der Themenschwerpunkte lehnt sich eng an die
  Herausforderungen und Handlungsbedarfe der kommenden            strategische Ausrichtung BASPO an und umfasst 1. die Allge­
  Förderperiode 2017–2020 gerichtet:                              meine Sport- und Bewegungsförderung, 2. den Leistungs-
  Mit dem neuen Sportförderungsgesetz und mit der Erar-           sport, 3. den Sport in der Schule, 4. Sport und Wirtschaft
  beitung der Gesamtschau wurden die Leitlinien der Sport-        sowie 5. das Monitoring im Bereich Sport und Bewegung.
  förderung in der Schweiz überarbeitet und neue Impulse
  zur konkreten Förderung von Breiten-, Nachwuchs- und            Kapitel 4 widmet sich der Finanzierung der Ressortforschung;
  Leistungssport gesetzt. Für den Politikbereich Sport und Be-    insbesondere der Folgen der Umsetzung der aktuellen und
  wegung erwachsen daraus inhaltlich neue Wissensbedarfe,         zukünftigen Sparmassnahmen für die Forschungsförderung.
  deren Deckung auch weiterhin auf sportwissenschaftliche         Im Stabilisierungsprogramm 2017–2019 wird die Einstel-
  Forschung angewiesen ist. Inhaltlich profiliert sich die Res-   lung der Subventionszahlungen an sportwissenschaftliche
  sortforschung im Politikbereich Sport und Bewegung auf          Projekte ausgewiesen.
  die empirische Erforschung der Wirksamkeit und Effizienz
  von Programmen, Projekten und Massnahmen der Sportför-          Zum Abschluss des Forschungskonzepts werden wichtige
  derung des Bundes in den Bereichen Breiten-, Schul- und         externe Akteure und Schnittstellen (Kapitel 5) sowie die in-
  Leistungssport.                                                 terne Organisation und Qualitätssicherung (Kapitel 6) der
                                                                  Ressortforschung im Bereich Sport und Bewegung vorge-
                                                                  stellt. Wichtigste Neuerung ist der durch die Einstellung
                                                                  der Subventionszahlungen bedingte Wegfall der externen
                                                                  wissenschaftlichen Begleitgruppe.

4 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
1 Einleitung

Die Bundesverwaltung initiiert und unterstützt wissenschaft-    Mit der Qualitätssicherung soll garantiert werden, dass sich
liche Forschung, deren Resultate sie zur Erfüllung ihrer Auf-   die Forschung der Bundesverwaltung an den Prinzipien der
gaben benötigt. Diese im öffentlichen Interesse erbrachte       Gesetzmässigkeit, Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirt-
Forschung wird als Ressortforschung bezeichnet. Dazu ge-        schaftlichkeit orientiert.
hören z. B. wissenschaftlichen Grundlagen für die Politikent-
wicklung und -ausgestaltung in den verschiedenen Politik-       Die Aufwendungen für die jährlich in der Schweiz (Finan-
bereichen, für Vollzugsarbeiten im Rahmen der gesetzlichen      zierungsquelle Schweiz und Ausland) gesamthaft durch-
Vorgaben, für legislative Arbeiten oder für die Beantwortung    geführte Forschung und Entwicklung beliefen sich im Jahr
und Umsetzung von parlamentarischen Vorstössen. Die For-        2012 auf rund 18.5 Mia. CHF (Statistik BFS). Der Anteil der
schung der Bundesverwaltung kann praktisch alle Ausprä-         Ressortforschung ist mit 1.3 Prozent gering (rund 234 Mio.
gungen von wissenschaftlicher Forschung, namentlich von         CHF im Jahr 2012). Die Privatwirtschaft finanziert mit 61 Pro-
der Grundlagenforschung über die anwendungsorientierte          zent den Hauptteil, gefolgt von Bund (15 Prozent), Ausland
Forschung bis hin zur Entwicklung – z. B. im Bereich des Ein-   (12 Prozent) und Kantonen (10 Prozent).1 Der Bund fördert
richtens von Pilot- und Demonstrationsanlagen – umfassen.       gemäss FIFG schwergewichtig Forschung und Entwicklung
Die Ressortforschung richtet sich nach klaren gesetzlichen      im Hochschulbereich, Forschungsförderungsinstitutionen
Grundlagen. Neben Art. 64 der Bundesverfassung (SR 101)         wie den Schweizerischen Nationalfonds, wissenschaftliche
ist das Forschungs- und Innovationsförderungsgesetz FIFG        Institutionen und die internationale Forschungszusammen-
(SR 420.1) mit der Totalrevision vom 14. Dezember 2012 zu       arbeit. Der finanzielle Anteil der Ressortforschung beträgt
einem Rahmengesetz für die Ressortforschung ausgearbeitet       an den Gesamtaufwendungen des Bundes für Forschung
worden.                                                         und Entwicklung nur rund 8.3 Prozent.

Neben dieser Verankerung im FIFG ist die Ressortforschung       Das vorliegende Forschungskonzept des Bundesamts für
auf spezialgesetzliche Bestimmungen und die zugehörigen         Sport BASPO thematisiert die Ressortforschung im Politik­
Verordnungen abgestützt. In diesen werden durch den Bund        bereich Sport und Bewegung. Es zielt darauf ab, die Grund-
spezifische Verpflichtungen für die Durchführung von Intra-     lage für die Weiterentwicklung der Schweizer Sportpoli-
muros- und Auftragsforschung sowie die Finanzierung in Form     tik wissensbasiert sicherzustellen. Durch das vorliegende
von Beiträgen an Forschungseinrichtungen, -programme            ­Dokument soll sowohl das Parlament die gewünschte In-
oder -projekte vorgegeben. Zudem setzen Verpflichtungen          formation über die vom Bund identifizierten Forschungsbe-
aus internationalen Vereinbarungen Ressortforschung voraus.      reiche erhalten, als auch sollen Forschende auf die von der
Die Forschung der Bundesverwaltung nimmt daher auch              Verwaltung als p­ rioritär eingestuften Forschungsfelder und
eine wichtige Rolle auf der internationalen Ebene ein.           ­Forschungslücken hingewiesen werden.

Der übergeordneten Koordination der Forschung der Bundes­
verwaltung wird ein besonderes Gewicht beigemessen. Mit
der Totalrevision des FIFG ist ein permanenter interdeparte-
mentaler Koordinationsausschuss auf Gesetzesbasis etabliert
worden mit den Hauptaufgaben der Koordinierung des
Vorgehens beim Erarbeiten der Mehrjahresprogramme und
der Erarbeitung von Richtlinien über die Qualitätssicherung.
Diese Mehrjahresprogramme, von welchen Sie nun eines in
den Händen halten, werden in Form von ressortübergreifen-
den Forschungskonzepten ausgearbeitet für jeden der elf
durch den Bundesrat bestimmten Politikbereiche. Hauptziele
sind die optimale Abstimmung der Forschungsschwerpunkte
unter den Bundesstellen und die Nutzung der Schnittstellen
mit dem Hochschulbereich und den Forschungsförderungs-
institutionen.
                                                                1
                                                                 Die Zahlen der Statistik, insbesondere jene für die Privatindustrie,
                                                                sind mit einer Unsicherheit behaftet.

                                                                      Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 5
2 Überblick Politikbereich Sport
  und Bewegung

  Die Ziele, die der Bund im Interesse der körperlichen Leis-      Die Forschung im Politikbereich Sport und Bewegung wird
  tungsfähigkeit und der Gesundheit der Bevölkerung, der           spezialgesetzlich im Gesetz über die Förderung von Sport
  ganzheitlichen Bildung und des gesellschaftlichen Zusam-         und Bewegung (Sportförderungsgesetz, SR 415.0) vom
  menhalts verfolgt, finden sich im 2012 in Kraft getretenen       17. Juni 2011 geregelt. Der Zweckartikel hält in Absatz 2 fest,
  Bundesgesetz über die Förderung von Sport und Bewegung           dass der Bund die Verwirklichung seiner Ziele im Rahmen
  (Sportförderungsgesetz, SpoFöG). Demnach bezweckt die            der Sportförderung u. a. durch Massnahmen im Bereich der
  Sportförderung des Bundes eine Steigerung der Sport- und         Forschung anstrebt.
  Bewegungsaktivitäten auf allen Altersstufen, eine Erhöhung
  des Stellenwerts des Sports und der Bewegung in Erziehung        Die Forschung im vorliegenden Politikbereich wird gemäss
  und Ausbildung, die Schaffung geeigneter Rahmenbedingun-         gesetzlichem Auftrag zum einen durch die Unterstützung
  gen zur Förderung des leistungsorientierten Nachwuchssports      öffentlicher oder privater Forschungsinstitutionen ge-
  und des Spitzensports, die Förderung von Verhaltensweisen,       währleistet (extramuros Forschung). Zu den gesetzlichen
  mit denen die positiven Werte des Sports in der Gesellschaft     Massnahmen zählen das Erteilen von Forschungsaufträgen
  verankert und unerwünschte Begleiterscheinungen bekämpft         (gem. Art. 68 SpoFöV) oder das Ausrichten von Beiträgen
  werden und die Verhinderung von Unfällen bei Sport und           für die Durchführung von Forschungsprojekten (gem. Art.
  Bewegung (vgl. Art. 1 SpoFöG).                                   69 SpoFöV).

  Aufgegriffen und weiter ausgearbeitet werden diese allgemei-     Zum anderen wird die Forschung im Politikbereich Sport und
  nen Zielsetzungen im Rahmen der Gesamtschau Sportförde-          Bewegung durch die Eidgenössische Hochschule für Sport
  rung, die zwischen 2013 und 2015 vom VBS, vertreten durch        Magglingen (EHSM) betrieben. Als Teil des BASPO und vor
  das BASPO, und unter Einbezug des Schweizer Sports und           dem Hintergrund der gesetzlichen Grundlagen nimmt die
  weiterer Kreise, erarbeitet wurden. Die Gesamtschau besteht      EHSM (gem. Art. 58 SpoFöV) zwei Aufgaben im Rahmen
  aus einem Leistungssportkonzept, einem Breitensportkon-          der umfassenden Sportförderung des Bundes im Bereich
  zept und einem Immobilienkonzept und bündelt die aktuellen       Forschung und Entwicklung wahr:
  Herausforderungen und Massnahmen zur Entwicklung der             • als Forschungsstelle des Bundes (gem. Art. 67 SpoFöV)
  künftigen Sportförderung des Bundes in diesen Bereichen.2          einerseits greift sie aktuelle Fragen der Gesellschaft zu
                                                                     bestehenden Problemen von sportpolitischer Relevanz
                                                                     auf und erarbeitet mit ihren Tätigkeiten (Forschung, Ent-
                                                                     wicklung, Evaluationen) sportwissenschaftliches Wissen,
  2.1 Gesetzlicher Auftrag                                           das von der Bundesverwaltung bzw. von der Bundes­
                                                                     politik im Bereich Sport und Bewegung für die Erfüllung
  Das Engagement des Bundes in der Forschung und For-                ihrer Aufgaben benötigt wird (intramuros Forschung).
  schungsförderung wird durch Art.64 der Bundesverfassung          • als Institution des Hochschulbereichs (gem. Art. 2 HFKG)
  (SR 101) legitimiert. Die Forschungsaktivitäten der Bundes-        andererseits erfüllt die EHSM die hochschultypische
  verwaltung werden im Forschungs- und Innovationsförde-             Aufgabentrias Forschung und Entwicklung, Lehre und
  rungsgesetz FIFG vom 14. Dezember 2012 (SR 420.1) präzi-           Dienstleistung im Bereich Sport. Sie erarbeitet sport­
  siert. Im Zuge der Totalrevision ist das FIFG als Rahmengesetz     wissenschaftliche Erkenntnisse, die einen Beitrag leisten,
  für die Ressortforschung ausgestaltet worden (detaillierte         um praxisbezogene Probleme des schweizerischen
  Ausführungen dazu in Anhang 1).                                    Sports zu lösen (anwendungsorientierte Forschung).
                                                                     Darüber hinaus liefert sie die wissenschaftlichen Grund-
                                                                     lagen, unter deren Verwertung Produkte, Verfahren,
  2
   Die Gesamtschau Sportförderung wurde vom Bundesrat am 27.         Prozesse und Dienstleistungen für den schweizerischen
  Mai 2015 zur Kenntnis genommen und die Vernehmlassung er-
                                                                     Sport neu entwickelt bzw. besser (effektiver, effizienter,
  öffnet. Am 25. Mai 2016 hat der Bundesrat den Ergebnisbericht
  zum Vernehmlassungsverfahren zur Kenntnis genommen und             equitärer) genutzt werden können (wissenschaftsba-
  das VBS beauftragt, gestützt auf eine weitergehende substan-       sierte Innovation).
  zielle Priorisierung konkrete Massnahmen in einem Aktionsplan
  Sportförderung aufzulisten. Den Aktionsplan Sportförderung des
  Bundes hat der Bundesrat zuhanden des Parlamentes am 26. Ok-
  tober 2016 verabschiedet. Abgerufen am 30.12.2016 von http://
  www.vbs.admin.ch/de/sport/gesamtschau-sportfoerderung.html

6 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
2.2 Strategische Ausrichtung                                  2.3 Rückblick auf die Periode
des BASPO                                                     2013–2016
Die strategische Ausrichtung des BASPO basiert auf einer      Die zunehmende Bedeutung von Sport und Bewegung in
umfassenden strategischen Lagebeurteilung der Schweizer       der Gesellschaft veranlasste den Bundesrat im Jahre 2003,
Sportförderung, der Chancen und Gefahren für den Schwei-      den entsprechenden Politikbereich in den Themenkatalog
zer Sport sowie der Stärken und Schwächen des BASPO.          der Forschung in der Bundesverwaltung aufzunehmen. Der
Sie ist festgehalten im aktuellen Leistungsauftrag des Bun-   Rückblick in diesem Abschnitt bezieht sich auf die dritte kon-
desrats an das BASPO für die Periode 2012–2016 und wird       zeptgeleitete Forschungsphase im Politikbereich Sport und
mit der geplanten Einführung des «Neuen Führungsmodells       Bewegung. In fünf Themenbereichen, namentlich der Allge-
Bund» (NFB) zum 1. Januar 2017 fortgeführt.                   meinen Sport- und Bewegungsförderung, der Untersuchung
                                                              von Bildungseffekten durch den Sport, dem Spitzensport,
Demnach bilden sich die strategische Ausrichtung und die      Sport, Wirtschaft und Nachhaltigkeit sowie Monitoring,
Amtstätigkeiten des BASPO in folgenden vier strategischen     wurden wissenschaftliche Projekte zur Beantwortung der
Geschäftsfeldern ab:                                          aufgeworfenen Forschungsfragen unterstützt. Das in den
                                                              Vorperioden verfolgte duale Ziel – Bereitstellung von Wis-
Allgemeine Sport- und Bewegungsförderung                      sens- und Entscheidgrundlagen für die staatlichen Führungs-
Das BASPO als führendes Kompetenzzentrum für Sport- und       organe und die Verwaltung sowie die Unterstützung des
Bewegungsförderung unterstützt im Interesse der Leistungs-    Aufbau der notwendigen Forschungskapazitäten – wurden
fähigkeit, der sozialen Kohäsion und der Gesundheit der       in angepasster Form weitergeführt. Der Bereitstellung von
Bevölkerung bedarfsgerechte und gezielte Angebote für         Wissens- und Entscheidgrundlagen für die Bundesverwal-
alle Alters- und Leistungsstufen.                             tung wurde mehr Gewicht beigemessen.

Bildung im Sport                                              2.3.1 Direkte Forschungsmandate in der Periode
Das BASPO fördert den Sport mit Aus- und Weiterbildung        2013–2016
sowie Qualitätsempfehlungen für den Sportunterricht und       Periodisch wiederkehrende Erhebungen zum Umfang der
Sportkurse. Es gewährleistet dies durch die Eidgenössische    Sportaktivität der Schweizer Bevölkerung und der wirtschaft-
Hochschule für Sport Magglingen (EHSM), welche Lehre,         lichen Bedeutung des Sports liefern wichtige Grundlagen
Forschung und Entwicklung sowie eine bedürfnisgerechte        für die Politik. Nach beinahe zehn Jahren Unterstützung
Dienstleistungspalette zu Gunsten des Schweizer Sports an-    der sportwissenschaftlichen Forschung wurde eine Erhe-
bietet und gezielt weiterentwickelt.                          bung des Stands der Sportwissenschaft in der Schweiz in
                                                              Zusammenarbeit mit den sportwissenschaftlichen Instituten
Leistungssport                                                in Auftrag gegeben. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die
Das BASPO unterstützt den leistungsorientierten Nach-         direkten Forschungsmandate.
wuchssport und den Spitzensport.

Fairness und Sicherheit im Sport
Im Rahmen seiner Sportfördertätigkeit und in Zusammen­
arbeit mit Partnern fördert das BASPO Verhaltensweisen, die
unerwünschte Begleiterscheinungen und Auswirkungen des
Sports möglichst verhindern.

                                                                   Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 7
Tabelle 1: Übersicht über die im Rahmen des Forschungskonzepts Sport und Bewegung 2013–2016 direkt vergebenen Forschungsmandate
  (Stand: 30.11.2015).
   Mandant                           Laufzeit    Projekttitel                          Inhaltliche Ziele                         Betrag (CHF)
   Lamprecht und Stamm Sozialfor-    2013–2015   Betrieb und Vertiefung                • Optimierung der Indikatoren                 592 000
   schung und Beratung AG, Zürich                des «Observatoriums Sport             • Reflexion vor dem Hintergrund der
                                                 und Bewegung Schweiz»                   gesellschaftlichen und politischen
                                                                                         Entwicklung
                                                                                       • Studie Sport Schweiz 2014
                                                                                         in Zusammenarbeit mit Partnern
                                                                                         realisieren
   Universität Bern                  2012–2014   Berufseinstieg von Absolventinnen     • Darstellung des kritischen Über-              90 000
   Institut für Sportwissenschaft,               und Absolventen sportwissenschaft-      gangsprozesses vom Studium in
   Prof. Dr. S. Nagel                            licher Bachelor- und Masterstudien-     das Berufsleben
                                                 gänge (BASIS future)                  • Erfassen der Berufssituation ein Jahr
                                                                                         nach Abschluss
                                                                                       • Hinweise für die curriculare
                                                                                         ­Ausrichtung gewinnen
   Universität Bern                  2014        Erhebung des Standes der Sportwis-    • Bestandesaufnahme der Schweizer               45 000
   Institut für Sportwissenschaft,               senschaft in der Schweiz                Sportwissenschaft
   Prof. Dr. A. Conzelmann                                                             • Analyse der Entwicklung
                                                                                         der Forschungsleistungen
                                                                                       • Darstellung der gesellschaftliche
                                                                                         ­Relevanz der sportwissenschaftli-
                                                                                          chen Forschung
   Rütter Soceco AG,                 2012–2014   Wirtschaftliche Bedeutung             • Wirtschaftliche Bedeutung                   140 000
   Sozioökonomische                              des Sports – 2011                       des Sports
   Forschung und Beratung,                                                             • Darstellung der Entwicklung der
   Rüschlikon                                                                            Sportwirtschaft im Vergleich zu 2005
                                                                                         und 2008
                                                                                       • Prüfung methodischer Aktualisierung

  2.3.2 Ergebnisse aus ausgewählten                              Neben dem Bericht «Sport Schweiz 2014» und dem «Kinder-
  Forschungsmandaten und ihre Nutzung                            und Jugend­bericht» resultierten weitere Sonderauswertun-
  Im Folgenden werden wichtige Erkenntnisse und ausge-           gen in vielbeachteten Publikationen3 (u. a. sechs Kantonsbe-
  wählte Aspekte qualitativ beschrieben. Detailliertere Anga-    richte, «Factsheets Sportarten», Spezialauswertungen zum
  ben finden sich in den jeweils aufgeführten Publikationen.     Wandern, Mountainbiken, Velofahren und zum Sportkon-
                                                                 sum der Bevölkerung).
  (1) Sport Schweiz 2014
  Über 10 000 Personen zwischen 15 und 74 Jahren wurden          (2) Wirtschaftliche Bedeutung des Sports
  umfassend zu ihrer Sportaktivität, Sportartenpräferenz sowie   Zur Beschreibung und Klassifizierung und damit zur besse-
  zu möglichen Gründen einer Sportabstinenz befragt. Durch       ren Erfassung des Themenfeldes der Ökonomisierung des
  die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern (Kantone,        Sports ist die Erfassung der Ausprägung der wirtschaftlichen
  bfu, SUVA, ASTRA, Antidoping Schweiz, schweizmobil)            Bedeutung des Sports wesentlich. Der Sport trägt insgesamt
  konnten optimale Synergieeffekte erzielt und die Belastung     1.7 % zum Bruttoinlandprodukt der Schweiz bei und 2.5 %
  der Befragten reduziert werden. In einer Zusatzstichprobe      aller Schweizer Beschäftigten sind im Zusammenhang mit
  wurden 1500 Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren befragt.      Sport angestellt. In absoluten Werten entspricht das einer
  Die Sportaktivität steigt weiter an und der Anteil Inaktiver   Bruttowertschöpfung von rund 10 Mia. Schweizer Franken
  bleibt seit Jahren stabil. Die Bevölkerung wird zunehmend
  polysportiver, wobei die Lifetime-Sportarten (Wandern,
                                                                 3
                                                                  Bundesamt für Sport (Hrsg.). Publikationen abgerufen am
  Schwimmen etc.) beliebt bleiben. Zugenommen hat die
                                                                 30.11.2016 von http://www.baspo.admin.ch/de/dokumentation/
  Sportaktivität der älteren Personen.                           publikationen.html und von www.sportobs.ch/neue-publikatio-
                                                                 nen.html.

8 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
bei einem Umsatz von rund 20 Mia. Franken und einer Be-            2.3.3 Öffentlich ausgeschriebene F­ orschungsfragen
schäftigung von rund 97 000 Personen (vollzeitäquivalen-           in der Periode 2013–2016
tes Arbeitsvolumen). Damit spielt die Querschnittsbranche          Der Fragenkatalog der öffentlich ausgeschriebenen For-
Sportwirtschaft in der gleichen Liga wie die Metallerzeugnis-      schungsfragen präzisierte als ergänzender Teil des For-
branche oder die Energie- und Wasserversorgung. Bezüglich          schungskonzeptes Sport und Bewegung 2013–2016 die
Wertschöpfung am bedeutendsten sind die Sportanlagen,              aufgeführten Themenschwerpunkte in Form von öffentlich
vor dem Sporttourismus, den Sportvereinen und -verbänden           ausgeschriebenen Forschungsfragen und diente in erster
sowie den Sportdienstleistungen4.                                  Linie den in der sportwissenschaftlichen Forschung tätigen
                                                                   Institutionen und Forschenden als Orientierungsdokument.
(3) Stand der Sportwissenschaft in der Schweiz
Die Bestandsaufnahme hatte zum Ziel, die Entwicklung der           Durch die Eingrenzung der öffentlich ausgeschriebenen
Schweizer Sportwissenschaft seit 2005 zu erheben, um den           Forschungsfragen auf das Kinder- und Jugendalter ein-
Organen des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und den            schliesslich des Übergangs zum Erwachsenenalter ging die
zuständigen politischen Behörden die Sportwissenschaft und         Zahl der eingereichten Gesuche gegenüber der Vorperiode
ihre Positionierung in der Schweizer Hochschullandschaft zu        zurück. Mit Erfolg beteiligten sich die sportwissenschaftli-
verdeutlichen. Quantitativ und qualitativ hat sich die Sport-      chen Institute an den Ausschreibungen, wobei aufgrund
wissenschaft in den untersuchten zehn Jahren in hohem              der wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung gewisse Insti-
Mass entwickelt. Dies auf Ebene der Strukturen, der Lehre,         tute wenige Berührungspunkte mit den ausgeschriebenen
hinsichtlich des Forschungsoutputs, der Förderung des wis-         Forschungsfragen hatten. Trotzdem konnte der in den Vor-
senschaftlichen Nachwuchses und des gesellschaftlichen Im-         perioden angestrebte und eingeleitete Kompetenzaufbau
pacts. Während 2005 wissenschaftlicher Nachwuchs nahezu            weiter unterstützt werden.
inexistent war, kann die Zahl der Qualifikationsstellen, der
Zahl der abgeschlossenen Promotionen als vergleichbar mit          Eine Übersicht über die Anzahl eingegangener bzw. bewil-
anderen universitären Fächern mit eher anwendungsorien-            ligter Forschungsanträge gibt Tabelle 2. Nach wie vor kommt
tierten Ausrichtung eingestuft werden5.                            dem Ex-ante-Evaluationsprozess eine hohe Bedeutung zu.
                                                                   Die Quote der Projekte, die aufgrund der festgeschriebenen
(4) BASIS Future                                                   Kriterien als unterstützungswürdig beurteilt wurden, betrug
Ziel der Studie BASIS war eine umfassende Analyse der Be-          über die gesamte Periode gemittelt 36 %.
rufskarrieren von Absolventen sportwissenschaftlicher Studi-
engänge in der Schweiz. Neben dem Verlauf des beruflichen          Tabelle 2: Übersicht über die Forschungsanträge im Bereich der öffentlich aus-
Werdegangs interessierte hierbei insbesondere die aktuelle         geschriebenen Forschungsfragen.
Erwerbssituation sowie die Betrachtung zeithistorischer Ver-                  Forschungsanträge [Anzahl]          Finanzvolumen [Mio. CHF]
änderungen im Berufsfeld Sport.                                     Jahr      Eingegangen        Unterstützt         Beantragt         Bewilligt
                                                                    2013                  26                 8              3.8             1.04
Die Ergebnisse zeigen, dass ein sportwissenschaftliches Stu-
                                                                    2014                  21                 7              3.1             0.86
dium eine gute Grundlage für zukünftige berufliche Heraus-
                                                                    2015                  14                 6              1.8             0.92
forderungen im Berufsfeld Sport bietet6.
                                                                    2016                  17                 7              2.2             0.59
                                                                    Total                 78               28              10.9             3.41

4
  Bundesamt für Sport (Hrsg.). Sport und Wirtschaft abgerufen am
30.11.2016 von http://www.baspo.admin.ch/de/dokumentation/
publikationen/sport-und-wirtschaft-schweiz.html
5
  Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2014) Stand der Sportwissen-
schaft. abgerufen am 30.11.2016 von http://www.baspo.admin.
ch/de/bildung-und-forschung/forschung/forschungskonzept/for-
schungsmandate.html, abgerufen am 30.11.2016
6
  Bundesamt für Sport (Hrsg.). Publikationen abgerufen am
30.11.2016 von http://www.baspo.admin.ch/de/dokumentation/
publikationen/sportwissenschaftliches-studium-berufsleben.html

                                                                                      Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 9
Die nachfolgende Abbildung ordnet die unterstützten For-         in Peer-reviewed Journals. Damit soll auch sichergestellt
   schungsprojekte den drei im Fragenkatalog zum Forschungs-        werden, dass die mit öffentlichen Mitteln erarbeiteten For-
   konzept 2013–2016 definierten Themenschwerpunkten zu7.           schungsergebnisse publiziert und somit der Öffentlichkeit
                                                                    zugänglich sind. Aufgrund der eher langwierigen Publika-
                                                                    tionszyklen der wissenschaftlichen Artikel kann keine ab-
                                                                    schliessende quantitative Beurteilung dieses Aspektes vor-
                                                             10     genommen werden.
       6

                                                                    2.4 Finanzierung
                                                                    Die in den Politikbereichen federführenden Ämter legen
                                                                    jeweils in der bundesrätlichen Botschaft über die Förderung
                                                                    von Bildung, Forschung und Innovation8 die für die Periode
                                                                    geplanten Mittel zu Informationszwecken dar. Gegenüber
                                                                    den in der BFI-Periode geplanten Mittel von CHF 6.0 Mio. ist
                                                             12     eine Reduktion der effektiv eingesetzten Mittel zu verzeich-
                                                                    nen. Zum einen ist diese Reduktion eine Folge der Umset-
                                                                    zung der Sparmassnahmen im Rahmen des KAP 2014 (vgl.
        Allg. Sport- und Bewegungsförderung                        Kapitel 4.2), zum anderen konnten nicht alle aufgeworfenen
        Spitzensport                                               Themenbereiche gleichermassen durch Forschungsprojekte
        Entwicklungsförderung und Bildung
                                                                    bearbeitet werden. Insgesamt wurden CHF 4.3 Mio. einge-
                                                                    setzt, um die im Forschungskonzept aufgeworfenen Fragen
   Abb. 1: Anzahl unterstützte Projekte in den ausgeschriebenen     zu bearbeiten. Die nachfolgende Auflistung in Tabelle 3 gibt
   Themenschwerpunkten (N=28). Die Projekte sind namentlich in      Auskunft über die eingesetzten Mittel.
   Anhang 3 aufgeführt.

   2.3.4 Ergebnisse aus den Forschungsprojekten                     Tabelle 3: Übersicht über den Umfang der Mittel im Zeitraum 2013–2016
   Die Befunde aus den einzelnen Forschungsprojekten können         (Projekte und Verträge, die mit Beginn 2013 und später erfasst wurden;
                                                                    da nicht alle Projekte beendet sind, wurden noch die gesamten gesprochenen
   inhaltlich nicht zusammengefasst werden. Das Charakteris-
                                                                    Mittel ausgeschüttet).
   tikum der Sportwissenschaft ist deren Interdisziplinarität. So
                                                                        Themenbereich           Verfügungsbetrag          Anteil an gesamten
   werden Forschungsfragen methodisch und in Bezug auf die
                                                                                                [Mio. CHF]                Mitteln
   Mutterdisziplinen unterschiedlich angegangen. Während in                                     (kompetitiv u. Mandate)   [%]
   den Vorperioden der grösste Teil der Forschungsfragen mit
                                                                        Allgemeine Sport- und   1.48                      34
   naturwissenschaftlich-medizinischen Ansätzen untersucht              ­Bewegungsförderung
   wurden, haben 2013–2016 knapp 50 % der Projekte einen
                                                                        Bildungseffekte         0.60                      14
   sozialwissenschaftlichen Ansatz verfolgt.                            durch Sport
                                                                        Spitzensport            1.33                      31
   Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Berichtes (Juni 2016)
                                                                        Monitoring              0.91                      21
   ist die Hälfte der 28 unterstützten, meist mehrjährigen
                                                                        Total                   4.32
   Projekte formal abgeschlossen. Durch die Publikation von
   Leitlinien zur Erstellung eines Schlussberichtes konnte eine
   Steigerung der Qualität der Schlussberichte erreicht werden.
   Von hoher Bedeutung war die wissenschaftliche Verbreitung
   der Forschungsergebnisse durch die Projektbearbeitenden
                                                                    8
                                                                     Schweizerische Eidgenossenschaft (Hrsg.). (2012) Botschaft über
                                                                    die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2013–
   7
    Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2013) Fragenkatalog zum For-      2016 (vgl. Kapitel 10.4, Seite 3340ff). Abgerufen am 30.11.2016
   schungskonzept Sport und Bewegung 2013–2016, Magglingen          von www.admin.ch/opc/de/federal-gazette/2012/3099.pdf.

10 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
2.5 Herausforderungen                                           Inhaltlich liegen die Schwerpunkte der Forschung im Poli-
und Handlungsbedarf                                             tikbereich Sport und Bewegung bei der empirischen Erfor-
                                                                schung der Wirksamkeit und Effizienz von Programmen,
Mit dem neuen Sportförderungsgesetz und mit der Erar-           Projekten und Massnahmen der Sportförderung des Bundes
beitung der Gesamtschau wurden die Leitlinien der Sport-        in den Bereichen Breiten-, Schul- und Leistungssport. Mit
förderung in der Schweiz überarbeitet und neue Impulse          dieser inhaltlichen Profilierung nimmt die Ressortforschung
zur konkreten Förderung von Breiten-, Nachwuchs- und            im Bereich Sport und Bewegung Bezug auf die jüngere
Leistungssport gesetzt. Für den Politikbereich Sport und Be-    rechtliche und konzeptuelle Überarbeitung der Sportför-
wegung erwachsen daraus inhaltlich neue Wissensbedarfe,         derung im Rahmen des Sportförderungsgesetzes und der
deren Deckung auch weiterhin auf sportwissenschaftliche         Erarbeitung der Gesamtschau zur Förderung des Breiten-
Forschung angewiesen ist.                                       und Leistungssports. Für eine wirksame und effiziente Ge-
                                                                staltung der Sportförderung sind empirische Evidenzen über
Die Ressortforschung des Bundes im Politikbereich Sport         die Ergebnisse und Erträge der dazu öffentlich geförder-
und Bewegung zielte über die vergangen drei Perioden            ten Programme, Projekte und Massnahmen unentbehrlich.
u. a. darauf ab, die sportwissenschaftlichen Forschungs-        Dazu gehören namentlich (a) Wirkungsevaluationen des Pro-
kapazitäten und den Aufbau von sportwissenschaftlichen          gramms «Jugend und Sport» für Kinder und Jugendliche
Forschungsinstitutionen durch eine kompetitive Vergabe von      sowie (b) Wirksamkeits- und Effizienzstudien über die ge-
Forschungsbeiträgen (gem. Art. 69 SpoFöV) zu unterstützen.      setzlich bestimmten Massnahmen zur Förderung des leis-
Angesichts der aktuellen Sparvorgaben im Stabilisierungs-       tungsorientierten Nachwuchssports und des Spitzensports,
programm 2017–2019 kann dieses Ziel in der folgenden            zur Förderung von Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in
Periode 2017–2020 nicht länger verfolgt werden. Wie die         der Schule, zur Förderung der Qualität des Sportunterrichts
im Rahmen des aktuellen Forschungskonzepts 2013–2016 in         sowie zur Förderung der Vorbereitung und Durchführung
Auftrag gegebene Bestandsaufnahme zur Sportwissenschaft         von internationalen Sportgrossanlässen in der Schweiz.
in der Schweiz (vgl. Kap. 2.3.2) zeigt, haben sich die sport-
wissenschaftlichen Forschungskapazitäten während der            Das nachfolgende Kapitel konkretisiert die Themenbereiche
vergangenen 10 Jahre quantitativ und qualitativ erheblich       für die Ressortforschung im Politikbereich Sport und Bewe-
ausgeweitet. Auch die Einwerbung von Zweit- und Dritt-          gung und formuliert die darin erwachsenen Wissensbedarfe.
mitteln seitens staatlicher Mittlerorganisationen (SNF, KTI),   Darüber hinaus ist dargestellt, welche Forschungsleistungen
Stiftungen sowie anderen privater und öffentlicher Quellen      die Eidg. Hochschule für Sport Magglingen (EHSM) intra-
konnte im Zeitraum der Bestandsaufnahme gesteigert wer-         muros im Rahmen der Ressortforschung (gem. Art. 58, Satz
den. Dennoch mangelt es der Schweizer Sportwissenschaft         2 SpoFöV) zur Deckung der Wissensbedarfe des Bundes
noch immer strukturell an den Voraussetzungen, um im            erbringt.
gleichen Masse, wie etablierte wissenschaftliche Disziplinen,
von der Forschungsförderung anderer öffentlicher Instituti-
onen profitieren zu können.

Das BASPO unterstützt daher die Bestrebungen der sport-
wissenschaftlichen Forschungsinstitutionen für eine bessere
Verankerung der Sportwissenschaft in die öffentliche For-
schungsförderung des SNF und der KTI.

                                                                     Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 11
3 Themenschwerpunkte 2017–2020

   Die Darstellung der Themenschwerpunkte lehnt sich eng           Da körperliche Inaktivität bei Kindern die generelle Ent-
   an die strategische Ausrichtung des federführenden Amtes        wicklung, bei Erwachsenen die Risikofaktoren für nicht
   (siehe Kapitel 2.2) an.                                         übertragbare Krankheiten und bei den älteren Menschen
                                                                   die Lebensqualität insgesamt nachteilig beeinflusst, hat die
   Bei den aufgeführten Themen handelt es sich um eine             Gesellschaft einen hohen Nutzen von weit verbreiteter, re-
   Auswahl, die einerseits nicht abschliessend ist, andererseits   gelmässiger körperlicher Aktivität. Der Breitensport kann
   aber auch nicht vollumfänglich bearbeitet werden kann. Die      mit seinem vielfältigem Angebotsspektrum zur Förderung
   Schwerpunkte werden anhand beispielhafter Themen dar-           eines aktiven Lebensstils einen wesentlichen Beitrag leisten10.
   gestellt. Die Themenbereiche sollen im Sinne eines Rahmens
   die strategische Stossrichtung beschreiben. Die Umsetzung       Das Sportverständnis der Bevölkerung ist heute wesentlich
   und Bearbeitung von Fragestellungen, welche für den Poli­tik­   breiter als noch vor 30 Jahren, was sich in einem vielge-
   bereich Sport und Bewegung als relevant erachtet werden,        staltigen und dynamischen Sportangebot niederschlägt.
   erfolgt entweder durch eine öffentliche Ausschreibung oder      Obwohl immer mehr Akteure Sportmöglichkeiten anbieten
   sie werden durch die EHSM bearbeitet.                           und die Bevölkerung ihre Sport- und Bewegungsaktivitäten
                                                                   zunehmend polysportiv sowie ausserhalb traditioneller Ver-
                                                                   einsstrukturen ausübt, spielt der Sportverein in einer adäqua-
                                                                   ten Sportversorgung der Bevölkerung eine wesentliche Rolle.
   3.1 Themenschwerpunkt                                           Die knapp 20 000 Vereine bieten eine enorme Trägerfunktion
   «Allgemeine Sport- und Bewegungs-                               für die Bereiche des Leistungs-, Freizeit- und Gesundheits-
                                                                   sports. Die Bedürfnisse des Freizeit- und Gesundheitssports,
   förderung»                                                      der das lebenslange Sporttreiben begünstigen soll, bedingen
                                                                   eine Weiterentwicklung der Sportarten hin zu angepasste
   3.1.1 Beschreibung des Themenfeldes                             Formen, Regeln und Wettkampfformaten. Damit Vereine
   Die vielseitigen gesundheitsfördernden Wirkungen der kör-       ihr Sportangebot und ihre gesellschaftlichen Leistungen,
   perlichen Aktivität in Form von Sport und Bewegung sind         insbesondere im Bereich der Integration und Sozialisation
   wissenschaftlich eindrücklich belegt. Die vorbeugenden          von Kindern und Jugendlichen erfüllen können, sind genü-
   Effekte regelmässiger Bewegung konnten bei den Erwach-          gend engagierte und angemessen ausgebildete Freiwillige
   senen für eine beachtliche Anzahl nichtübertragbarer Krank-     eine Voraussetzung. Freiwilligenarbeit und das Ehrenamt
   heiten quantifiziert werden9. Besondere Beachtung verdient      werden in der Strategie nachhaltige Entwicklung des Bun-
   die Sport- und Bewegungsförderung bei den Menschen in           des in der Periode 2016–201911 als tragende Elemente des
   der zweiten Lebenshälfte. Die regelmässige körperliche Akti­    gesellschaftlichen Zusammenhalts identifiziert.
   vi­tät trägt zur Erhaltung der funktionellen Kapazitäten und
   damit zur Autonomie und zur Lebensqualität im Alter bei.

                                                                   10
                                                                      Bundesamt für Sport (Hrsg.). Gesamtschau Sportförderung:
                                                                   Breitensportkonzept Bund. Abgerufen am 30.12.2016 von http://
                                                                   www.vbs.admin.ch/de/sport/gesamtschau-sportfoerderung.
                                                                   detail.document.html/vbs-internet/de/documents/sport/gesamt-
                                                                   schausportfoerderung/Breitensportkonzept_de.pdf.html
   9
    Bundesamt für Gesundheit (Hrsg.). Gesundheit 2020: Massnah-    11
                                                                      Schweizerischer Bundesrat (Hrsg.). Strategie nachhaltige Ent-
   me 1.3.1 und die Ausführungen zur Strategie Prävention nich-    wicklung 2016–2019 (vgl. Ziel 8.1). Abgerufen am 30.11.2016
   tübertragbarer Krankheiten (NCD). Abgerufen am 30.11.2016       von https://www.are.admin.ch/are/de/home/nachhaltige-ent-
   von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/strategi-       wicklung/politik-und-strategie/strategie-nachhaltige-entwick-
   en-politik/gesundheit-2020.html                                 lung-2016-2019.html.

12 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
3.1.2 Wissensbedarf                                             Jugendlicher und junger Erwachsener? Welche Zusammen-
In diesem Themenfeld stehen Beiträge zur Klärung nachfol-       arbeitsformen mit niederschwelligen Sportanbietern oder
gender Aspekte im Vordergrund:                                  Angeboten im Bereich der Jugend- und Sozialarbeit können
(1) Motive und Determinanten für langfristig wirksame           die Reduktion der körperlichen Aktivität Alter von 15 bis
    Sportaktivität                                              18 Jahren auffangen und bisher durch die traditionellen
(2) Möglichkeiten und Grenzen zielgruppenspezifischer           Sportangebote schlecht erreichte Zielgruppen erreichen?
    Inszenierungen
(3) Erfolgreiche Vereinsarbeit durch Freiwilligenarbeit         Ansätze zur zielgruppenspezifischen Inszenierungen (Alter,
(4) Entwicklung und Bedeutung des nicht organisierten           Gender, Inklusion) der Sport- und Bewegungsförderung sind
    Sports                                                      zu identifizieren und auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen.

(1) Motive und Determinanten für langfristig                    (3) Erfolgreiche Vereinsarbeit durch Freiwilligenarbeit
­wirksame Sport­aktivität                                       Sportverbände und -vereine erfüllen eine Vielzahl von Ge-
 Nach wie vor sinkt die Sportaktivität im Laufe der Adoles-     meinwohlfunktionen. Lebensgrundlage des schweizerischen
 zenz und im frühen Erwachsenenalter. Eindimensionale In-       Verbands- und Vereinswesens sind das Ehrenamt und die
 terventionen auf Ebene des Verhaltens greifen oft zu kurz.     Freiwilligenarbeit, damit werden wichtige gesellschaftliche
 Deshalb sollten Konzepte zur Entwicklung von wirksamen         Dienste abgedeckt und gleichzeitig der Zusammenhalt und
 Interventionen neben dem Verhalten auch sozialstrukturelle     das Zusammenleben in der Gesellschaft gefördert. Sportver-
 Determinanten – wie etwa das Setting der sportlichen Ak-       eine als Interessensorganisationen wurden bislang vornehm-
 tivität (Schule, Arbeitsplatz, Gemeinde, etc.) – enthalten.    lich aus einer Organisationsperspektive heraus untersucht12.
 Es wäre von grossem Nutzen zu erfahren, wie die Barrieren      Sie werden jedoch in ihrer sozialen und organisatorischen
 für die Aktivität in spezifischen Gruppen von Kindern und      Ausgestaltung massgeblich durch die Mitglieder, die sich
 Jugendlichen mit einem hohen Anteil an Inaktiven überwun-      auf dieser Interessensbasis freiwillig engagieren, geprägt. In
 den werden könnten und ob entsprechende Massnahmen             Bezug auf die Stabilität des Engagements stellt sich ange-
 längerfristig wirken. Von besonderem Interesse sind die        sichts des gesellschaftlichen Wandels eine Reihe von Fragen.
 vielversprechenden multisektoralen Ansätze. Bei sportlich
 und bewegungsaktiven Kindern und Jugendlichen wäre es          (4) Entwicklung und Bedeutung des nicht
 interessant herauszufinden, welche Motive einen hohen          ­organisierten Sports
 Sportkonsum bewirken und welche Erwartungen mit der             Die Schweizer Bevölkerung betreibt im Erwachsenenalter
 regelmässigen Aktivität verbunden werden. Kenntnisse über       ihre sportliche Aktivität zum grossen Teil ausserhalb traditio-
 diese Motive könnten helfen, die Ausgestaltung der Förder-      neller Vereinsstrukturen. Im Sport- und Freizeitmarkt hat sich
 massnahmen spezifischer auf die Kinder und Jugendlichen         neben Fitnesscentern eine Vielzahl von Anbietern etabliert.
 auszurichten, damit diese Massnahmen eine höhere Ak-            Hier stellen sich Fragen zur Attraktivität: welche Bevölke-
 zeptanz erlangen und eine langfristige Aufrechterhaltung        rungsgruppe nutzt aus welchen Gründen welche Angebote?
 des sport- und bewegungsbezogenen Lebensstils bewirken.         Gibt es auf lokaler Ebene Zusammenarbeitsformen und Syn-
                                                                 ergien, die zu einer gegenseitigen Befruchtung, verbesserten
(2) Zielgruppenspezifische Inszenierungen                        Nutzung der vorhandenen Infrastrukturen und letztlich zu
der Sport- und Bewegungsförderung                                einer steigenden körperlichen Aktivität führen können?
Die periodische Befragung der Schweizer Bevölkerung zu
ihrer Sportaktivität und ihrer Einstellung gegenüber dem        3.1.3 Schwerpunkte der EHSM
Sport liefert wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung   Die EHSM beschäftigt sich mit Aspekten der sportlichen
der Sportförderung und weist auf Forschungsthemen hin.          ­Aktivität der Schweizer Bevölkerung. Sie begleitet inhaltlich
Trotz vielfältiger Bemühungen der Sport- und Bewegungs-          die umfassenden Beobachtungen im Zuge der grossange-
förderung bestehen nach wie vor soziale Ungleichheiten           legten Studie zum Sportverhalten (Sport Schweiz, vgl. 3.5).
hinsichtlich der Sportbeteiligung der Schweizer Bevölkerung      Zudem werden ausgewählte Aspekte des Bewegungsver-
und insbesondere die Ausstiegsraten im Jugendalter bzw.
jungen Erwachsenenalter sind relativ hoch. Wie beeinflussen     12
                                                                   Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2011) Sportvereine in der
sportbezogene Strukturbedingungen auf lokaler Ebene und         Schweiz, Abgerufen am 30.11.2016 von www.baspo.admin.ch/
kulturell geprägte Wertvorstellungen die Sportpartizipation     de/dokumentation/publikationen/sportvereine-schweiz.html

                                                                     Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 13
haltens der Schweizer Bevölkerung mittels Akzelerator-Stu-         Anstieg des Leistungsniveaus identifizierbar. Der Weg an
   dien bei Kinder- und Jugendlichen präzisiert. Die EHSM             die Spitze wird für den Nachwuchs immer aufwendiger. Der
   beschäftigt sich auch mit der systematischen Messung der           Spitzensport steht deshalb unter einem permanenten Inno-
   Leistung junger Erwachsener im Rahmen der militärischen            vationsdruck: Um den sportlichen Erfolg zu sichern, muss er
   Rekrutierung und während der militärischen Grundausbil-            bekannte Vorgehensweisen optimieren und sich durch Neu-
   dung. Schliesslich wird das Konsumverhalten der Schweizer          entwicklungen Wissensvorsprünge gegenüber anderen Na-
   Bevölkerung im Sport mit Partialstudien weiter vertieft. Es gilt   tionen erarbeiten. Alle erfolgreichen Nationen haben in den
   auch hier die Gründe des Sportverhaltens weiter zu vertiefen       letzten Jahren und Jahrzehnten die sportwissenschaftliche
   und zu verstehen. Nur vor diesem Hintergrund können Be-            Unterstützung implementiert und fortlaufend ausgebaut.
   wegungsangebote formuliert und gefördert werden, welche            Für die zukünftigen Entwicklungschancen und Erfolgsaus-
   lebenslanges Sportreiben von breiten Bevölkerungsschichten         sichten des Schweizer Spitzensports gewinnt deshalb eine
   nicht nur ein Wunsch sondern auch eine Realität werden             erhöhte wissenschaftliche Unterstützung immer mehr an
   lassen.                                                            Bedeutung, ja, ist gar unverzichtbar geworden. Dabei richten
                                                                      sich die Forschungsinhalte daran aus, alle legalen und nicht
   Das Interesse der EHSM bezieht sich auch auf das insti-            gesundheitsbeeinträchtigenden, aber wirkungsvollen Mass-
   tutionelle Setting, im welchen die Angebote stattfinden.           nahmen in Training und Wettkampf in den verschiedenen
   Wo werden die Sportangebote gemacht: In der Schule, im             Sportarten zu verbessern bzw. wissenschaftlich abzusichern.
   freiwilligen Schulsport im Verein oder aber in privatwirt-         Wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg im Spitzensport
   schaftlichen Angeboten? Zudem ist die Art des Angebotes            sind einerseits eine gezielte Nachwuchs- und Elitesportför-
   wichtig: Wie zeichnen sich beliebte Sportangebote aus? In          derung mit gut ausgebildeten Trainern und Funktionären
   welchem Alter sind welche Angebote erfolgreich? Zentraler          sowie anderseits kontinuierliche Forschungs- und Entwick-
   Baustein ist hier das Wirkmodell J+S, welches zum Ziel hat,        lungsaktivitäten. Anhand von neuen Erkenntnissen können
   die Förderangebote dieses umfassenden Förderprogrammes             wirksame Massnahmen im Bereich der Talentförderung und
   des Bundes zu evaluieren und dadurch laufend zu verbes-            Leistungsentwicklung identifiziert und somit der Erfolg im
   sern. Das Forschungsinteresse der EHSM bezieht sich dar-           Spitzensport optimiert werden.
   über hinaus auf die Angebote, welche in den Vereinen im
   Rahmen der Sportförderung zur Verfügung gestellt werden            3.2.2 Wissensbedarf
   und schliesslich interessieren Best Practice Beispiele aus dem     (1) Sportartanalysen zur Identifikation der leistungs-
   kommerziellen Sport zu diesem Thema. Allen voran gilt den          relevanten Faktoren
   Sportfördermassnahmen, wie sie im Kontext von grösseren            Die Leistung bei einem Wettkampf hängt davon ab, wie
   Sportveranstaltungen initiiert werden oder aber Sportförder-       gut die leistungsrelevanten Determinanten oder Faktoren
   angeboten in Unternehmen die Aufmerksamkeit der EHSM.              des Athleten, der Athletin oder des Teams entwickelt sind.
   Dieses Themenfeld gilt es mit Partialstudien Schritt für Schritt   Welche Faktoren für die Leistung massgebend sind, wird
   zu erschliessen.                                                   stark durch die Sportart bzw. die Sportdisziplin bestimmt.
                                                                      Ein Ziel der Leistungssportforschung ist, die leistungsrelevan-
                                                                      ten Faktoren von Sportarten oder -disziplinen zu ermitteln
                                                                      und diese möglichst detailliert zu beschreiben. Auf der Basis
   3.2 Themenschwerpunkt                                              dieser Kenntnisse lassen sich sportartspezifische Anforde-
   «Leistungssport»                                                   rungsprofile erstellen, die mit einem möglichst geschlechts-,
                                                                      entwicklungs- und trainingsaltersabhängigen System von
   3.2.1 Beschreibung des Themenfeldes                                biopsychosozialen Grössen unterlegt werden. Daraus wie-
   Spitzensport steht im öffentlichen Interesse und ist eine der      derum lassen sich Indikatoren ableiten, die in den Bereichen
   treibenden Kräfte der gesamtgesellschaftlichen Sportent-           der Nachwuchsförderung und im Elitesport mit wirksamen
   wicklung: Motivator für den Breitensport, internationale           Trainingsmethoden gesteuert und mit analytischen Metho-
   Präsentationsplattform nationaler Leistungsfähigkeit, na-          den beobachtet und bestimmt werden sollten.
   tionaler Identitätsstifter und auch ein zunehmender Wirt-
   schaftsfaktor. Diese Entwicklung entfaltete sich vor allem
   mit dem sportlichen Erfolg der Schweizer Athletinnen und
   Athleten. In den meisten Sportarten ist ein kontinuierlicher

14 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
(2) Talenterkennung und -entwicklung                            men der vorhandenen Zeit die nötigen Reize bewirken, die
Die Talenterkennung und die gezielte Förderung im Bereich       schliesslich zur gewünschten Leistungssteigerung führen.
des Nachwuchsleistungssports stellen eine grosse Herausfor-     Zusätzlich ist zu prüfen, welche mentalen Fähigkeiten und
derung dar. Generell bestehen zur Talenterkennung und zur       Strategien dem Athleten helfen, die geforderten Trainings-
optimalen Talentförderung wenig wissenschaftlich belegte        reize zu erbringen. Gleichzeitig gewinnen die physische und
Erkenntnisse. Auf der Basis der oben beschriebenen Cha-         mentale Regeneration sowie die Ernährung in diesem Kon-
rakterisierung der sportartspezifischen, leistungsrelevanten    text an Bedeutung, da in der zur Verfügung stehenden Zeit
Faktoren im Kinder- und Jugendsport sollten für jede Ent-       die Adaptationsprozesse durch entsprechende Massnahmen
wicklungsstufe physiologische und psychologische Kenn-          beschleunigt werden sollen. In allen drei Bereichen – Trai-
zahlen festgelegt werden, die mit dem Leistungsniveau der       ning, Regeneration und Ernährung – sind neue, innovative
Athletinnen und Athleten im Elitealter in Beziehung gesetzt     Massnahmen, die den physischen und psychischen leistungs-
werden können. Diese Kennzahlen erlauben die Beurtei-           limitierenden Faktoren entgegenwirken, in Abhängigkeit
lung der Leistungsentwicklung von potentiellen Talenten.        von körperlicher Entwicklung und Geschlecht zu entwickeln
Sind diese bestimmt, müssen sie möglichst optimal an eine       und zu validieren.
hohe Leistungsfähigkeit herangeführt werden. Kenntnisse
über trainingsgünstige Zeiträume, während deren leistungs-      (4) Vorbereitung und Verhalten am Wettkampf unter
relevante Faktoren besonders günstig beeinflusst werden         normalen und speziellen Bedingungen
könnten, helfen, die Entwicklungsmöglichkeiten der Talente      Das Ziel der Athletinnen und Athleten ist es, an Wett-
über die Trainingssteuerung auszuschöpfen. Bei all den leis-    kämpfen eine möglichst hohe Leistung (Peak Performance)
tungsfördernden Massnahmen sollte die Belastung den vom         umzusetzen. Damit sie darin unterstützt werden können,
Entwicklungsstand abhängigen sich verändernden Kapazitä-        sind Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nötig, um
ten der Kinder und Jugendlichen so angepasst werden, dass       optimierte trainingswissenschaftliche (physiologische und
gleichzeitig ihre Gesundheit gefördert wird. Die Gestaltung     psychologische) Methoden in der Wettkampfvorbereitung
der Wettkampfsysteme im Nachwuchsbereich sollte sich            und im Wettkampf selber zu identifizieren und auf individu-
ebenfalls an diesen Erkenntnissen orientieren und damit         eller Basis zu überprüfen. In der Periode 2017‒2020 finden
die Talententwicklung unterstützen. Im Kinder- und Jugend-      verschiedene wichtige Grossanlässe unter speziellen klima-
sport bestehen auf den jeweiligen Entwicklungsstufen kaum       tischen Bedingungen (Hitze, Feuchtigkeit, Höhe) statt. Eine
valide Kennzahlen bezüglich Entwicklung der leistungsrele-      spezielle Aufmerksamkeit gilt deshalb der Erforschung der
vanten Faktoren. Auch betreffend den trainingsgünstigen         Fragestellung, wie die Wirkung dieser leistungslimitierenden
Zeiträumen für spezifische Trainingsreize sind die Kenntnisse   Faktoren durch verschiedene Massnahmen (z. B. Akklimati-
lückenhaft. Im Bereich der Trainings- und Wettkampmetho-        sation, Vorkühlung, mentale Vorbereitung etc.) minimiert
dik sind noch immer viele Fragen zur Belastbarkeit und zu       werden können, so dass am Wettkampf eine möglichst hohe
den zu erwartenden Effekten im Kinder- und Jugendalter          Leistung erbracht werden kann.
offen. Untersuchungen, die versuchen, die erwähnten Wis-
senslücken zu schliessen, tragen zu einer wirksameren und       (5) Technologien für Training und Wettkampf
optimierten Talentselektion und -förderung bei.                 In vielen verschiedenen Bereichen der Technologie werden
                                                                laufend Innovationen realisiert, was zu einer rasanten Ent-
(3) Trainingssteuerung                                          wicklung von Produkten führt. Bei verschiedenen Sportar-
Ziel dieses Forschungsbereichs ist ein Monitoring der Trai-     ten spielen Materialien und technologische Produkte eine
ningsmethodik und Trainingssteuerung im Nachwuchsleis-          leistungsrelevante Rolle. Hier profitiert der Leistungssport
tungs- und Spitzensport, um diese so zu optimieren, dass        teilweise indirekt, aber auch direkt vom Innovationspotential
positive Adaptionen der belasteten Funktionssysteme auf-        im Bereich der Technologie. Besonders wirksam sind aus
grund hoher reizwirksamer Belastungsintensitäten zu einer       Sicht des Sports diejenigen Innovationen, die gemeinsam
möglichst hohen Leistungsverbesserung führen und dabei          von den Trainern, Athleten und Ingenieuren erforscht und
die gesunde Entwicklung der Sportlerinnen und Sportler          entwickelt werden. Die entwickelten Produkte unterstützen
fördern. Die Trainingseffizienz stellt dabei einen zentralen    optimalerweise die Trainings- und Wettkampfmassnahmen,
Aspekt dar. Im Vergleich zu früher ist die Trainingsbelas-      die zur erwünschten Leistungssteigerung führen.
tung der Athletinnen und Athleten angestiegen. Es stellt
sich deshalb die Frage, welche Trainingsmethoden im Rah-

                                                                     Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020 15
(6) Wissensmanagement                                          3.3 Themenschwerpunkt
   Die Wichtigkeit der Ressource Wissen und deren Bedeu-          «Sport in der Schule»
   tung für Erfolge im Leistungssport sind unbestritten. Meh-
   rere grosse Sportnationen haben diesbezüglich grosse An-       3.3.1 Beschreibung des Themenfeldes
   strengungen unternommen und verfügen über erfolgreich          Der Sport in der Schule umfasst alle sportlichen Bewegungs-
   eingesetzte, nationenspezifische Konzepte. Im Schweizer        aktivitäten, die Kindern und Jugendlichen während ihrer
   Leistungssport wurden in den letzten Jahren verschiedene       Schulzeit in der Schule angeboten werden. Dazu gehören
   spezifische Angebote entwickelt. Diese entstanden jedoch       der obligatorische Sportunterricht, der freiwillige Schulsport
   ohne Gesamtkonzept sowie ohne mittel- und langfristige         sowie weitere formelle Sport- und Bewegungsangebote im
   Planung. Es ist deshalb wichtig, in einem ersten Schritt die   Schulalltag (z. B. schulische Sportanlässe oder der bewegte
   aktuelle Situation zu analysieren, um so das Optimierungs-     Unterricht im Klassenzimmer).
   potential zu identifizieren. Danach wird ein Gesamtkonzept,
   verbunden mit der Entwicklung und Optimierung von ge-          In all diesen Angeboten stehen Sport und Bewegung unter
   eigneten Massnahmen, entworfen. Schliesslich gilt es, be-      dem gesellschaftlichen Erziehungs- und Bildungsauftrag der
   darfsspezifisch ausgewählte Massnahmen zu evaluieren, um       Schule. Sport und Bewegung sollen demnach in der Schule
   allfälligen Änderungsbedarf bestimmen zu können. Dies soll     dazu beitragen,
   dem Schweizer Leistungssport mittel- und langfristig einen     a) dass alle Kinder und Jugendliche durch eine die ausser­
   effizienteren Umgang mit relevantem Wissen ermöglichen.           schulische Sport- und Bewegungssozialisation ergän-
                                                                     zende Erziehung zum Sport sowie durch die Bereit-
   (7) Ökonomisierung des Sports                                     stellung von Bildungsanlässen zu einer Teilhabe an der
   Der Erforschung der Ökonomisierung des Spitzensports              Sport- und Bewegungskultur befähigt werden, und
   kommt eine besondere Rolle zu. Diese wird deshalb im           b) dass alle Kinder und Jugendliche durch eine pädago-
   übergeordneten Kapitel 3.4 behandelt.                             gisch professionelle Aktivierung der pädagogischen
                                                                     Potenziale des Sports in ihrer Entwicklung gefördert
   3.2.3 Schwerpunkte der EHSM                                       werden: nicht nur in motorischer und körperlicher,
   Das Ressort Leistungssport der EHSM mit seinen Organisa-          sondern auch in emotionaler, motivationaler, kognitiver
   tionseinheiten (Trainingswissenschaft, Sportmedizin, Sport-       und sozialer Hinsicht.
   physiotherapie, Sportphysiologie Ausdauer, Sportphysiolo-
   gie Kraft und Spielsport, Sportpsychologie, Trainerbildung     Unter dem pädagogischen Auftrag einer Erziehung zum
   sowie Monitoring und Evaluation) befasst sich strategisch      Sport (a.) zielt der Sport in der Schule darauf ab, Heran-
   gezielt mit dem in 3.2.2 identifizierten Wissensbedarf der     wachsende zu einer erfolgreichen, mündigen und möglichst
   verschiedenen Forschungsfelder und bearbeitet diese mit        lebenslangen Teilhabe an den Praktiken der Sport- und Be-
   für den Spitzensport relevanten Fragestellungen. Durch den     wegungskultur zu befähigen. Um dieses Ziel zu erreichen,
   Umfang des Wissensbedarfs in Relation zu den Ressourcen        vermittelt der Sport in der Schule die dazu notwendigen Kul-
   des Ressorts werden gezielt strategische Partnerschaften mit   turtechniken und stärkt die zu ihrer erfolgreichen Ausübung
   verschiedenen Verbänden (z. B. Swiss Olympic Association)      erforderlichen körperlichen Fähigkeiten und sportbezogenen
   und Institutionen (z. B. Universitäten) eingegangen, um die    Kenntnisse. Er weckt darüber hinaus das Interesse am Sport
   Fragestellungen möglichst effizient beantworten zu können.     und an der Bewegung und trägt so dazu bei, dass Schüle-
                                                                  rinnen und Schüler darin ihre Begabungen entfalten möch-
                                                                  ten, auch ohne dass sie eigens dazu angehalten werden
                                                                  müssten. Unter dem Anspruch einer Erziehung zum Sport
                                                                  unterstützt der Sport in der Schule die Heranwachsenden
                                                                  aber auch darin, die Vielfalt von Sport und Bewegung zu
                                                                  entdecken und im eigenen sportlichen Bewegungshandeln
                                                                  zu berücksichtigen.

16 Forschungskonzept «Sport und Bewegung» 2017–2020
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