INKLUSIONSMODELL FÖRDERUNG VON INKLUSIONSMODELLEN FÜR DRITTSTAATSANGEHÖRIGE IN LOKALEN GEMEINSCHAFTEN: EIN WEG ZUR EIN-BEZIEHUNG LOKALER BEHÖRDEN ...
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INKLUSIONSMODELL FÖRDERUNG VON INKLUSIONSMODELLEN FÜR DRITTSTAATSANGEHÖRIGE IN LOKALEN Co-financed by the AMIF programme of GEMEINSCHAFTEN: EIN WEG ZUR EIN- the European Union BEZIEHUNG LOKALER BEHÖRDEN UND ZIVIL- GESELLSCHAFTLICHER ORGANISATIONEN 1948-2018
Arbeitspaket 2: Aufbau von „Inklusionsmodellen“ Aktivität 2.3: Entwicklung von 3 Inklusionsmodellen Erwartetes Ergebnis Nr. 2.2: 3 Inklusionsmodelle ANERKENNUNG Dieses Dokument wurde vom INVOLVE-Projektkonsortium verfasst: Legambiente — Koordi- nator —, Solidarités Jeunesses, CCVICS (Koordinierungsausschuss für den internationalen Freiwilligendienst) ICJA (Volunteer exchange worldwide), im Rahmen der Finanzhilfeverein- barung der Europäischen Kommission AMIF-2017-AG-INTE 821666
1. EINLEITUNG 05 2. DAS INKLUSIONSMODELL (IM) 06 3. VERWENDUNG DES IMS ZUR EINBEZIEHUNG LOKALER BEHÖRDEN UND ZIVILGESELLSCHAFTLICHER ORGANISATIONEN 11 4. PARTIZIPATIVE ÜBERWACHUNG UND EVALUIERUNG DES IMS, UM DER EINBINDUNG DER AKTEUR*INNEN KONTINUITÄT ZU VERLEIHEN 14 5. DIE IMPLEMENTIERUNG DES IMS IN VERSCHIEDENEN KONTEXTEN: KLEINSTÄDTE, MITTELGROSSE STÄDTE, GROSSSTÄDTE 17 ANHANG 1: UMSETZUNG DES IMS IN DEN LOKALEN ZENTREN DES PROJEKTS 23 Mittelgroße Städte: Paestum, Rovigo und Scicli in Italien Kleinstädte: Saint-Aulaye und Veynes in Frankreich Großstädte: Bezirk Pankow und Mühlenkiez in Berlin, Deutschland ANHANG 2: WERKZEUGE FÜR DIE PARTIZIPATIVE PLANUNG 40 3
1. EINLEITUNG ge hängen von der Stadttypologie ab (kleine, mittelgroße und große Städte). Andere, eben- so wichtige und entscheidende, hängen von den spezifischen Merkmalen des Kontexts ab: Das INVOLVE-Projekt hat es sich zur Aufgabe z. B. der lokalen Geschichte und den Traditio- gemacht, zehn Schlüsselbereiche zur Verbes- nen, sozialen und politischen Strukturen der serung der Inklusion und Integration von Dritt- lokalen Verwaltungen, dem Grad der Partizi- staatsangehörigen in lokalen Gemeinschaften pation sowie des bürgerschaftlichen Engage- zu entwickeln und zu testen. Das daraus re- ments der lokalen Bevölkerung. sultierende Involve Inklusionsmodell ist somit ein Instrument für lokale Verwaltungen und c. Aus methodischer Sicht ermöglichte es das Organisationen der Zivilgesellschaft. Das Mo- Projekt, eine bedarfsgerechte Planung von dell bietet eine Reihe von Vorschlägen, um Interventionsmöglichkeiten herauszuarbeiten. die Chancen für Inklusion und Integration zu In jedem Pilotstandort wurde eine Auswahl erhöhen, Ungleichheiten zu verringern, lo- der für die Inklusionspraxis relevanten Punkte kale Gemeinschaften einladender zu gestal- und Möglichkeiten getroffen, die den jeweili- ten und die Beteiligung aller dort lebenden gen lokalen Charakteristiken gerecht werden Bürger*innen zu fördern. können. Schließlich wurden die beteiligten Vertreter*innen der lokalen Verwaltung und Das Modell wird an den sieben Pilotstandor- sonstiger Interessengruppen gebeten zwei ten des Projekts getestet, zwei in Frankreich, oder drei vorrangige Interventionsbereiche drei in Italien und zwei in Deutschland; die- – bezogen auf die 10 Schlüsselbereiche des se Gebiete repräsentieren jeweils die städti- Modells – zu identifizieren um daraus einen schen Typologien der Kleinstädte, der mittel- Aktionsplan zu entwickeln. großen Städte sowie der Großstädte. Die sieben beobachteten und analysierten Fallstudien können nicht als vollständig re- präsentativ für die Mehrheit der europäischen Städte angesehen werden. Nichtsdestotrotz befähigen uns die Erfahrungen des INVOLVE Projekts, trotz der Komplexität der Variablen und der Unterschiede, die beim Management von Von Inklusions- und Integrationsprozes- sen von Drittstaatsangehörigen auftreten, drei Schlüsselthemen hervorzuheben. a. Die zehn thematischen Kriterien und Schlüsselbereiche, die ursprünglich im Rah- men des Inklusionsmodells identifiziert wor- den waren, wurden inzwischen von mehr als fünfunddreißig Verwaltungsmitarbeiter*innen und lokalen Akteur*innen validiert. Sie sind die bestimmenden Elemente der durchgeführten Fallstudien, wenn auch mit unterschiedlicher Relevanz auf Grund der Verschiedenheit der in den unterschiedlichen Projektorten vorge- fundenen Kontexte und Prozesse. b. Bei allen untersuchten Initiativen lassen sich eine Reihe von Unterschieden feststellen. Eini- [1] Veynes und die Communauté de Communes du pays de Saint Aulaye (Frankreich); Paestum, Rovigo und Scicli (Italien); die Stadtgebiete von Pankow und Mühlenkiez in der Stadt Berlin (Deutschland). 5
2. DAS INKLUSIONS- MODELL (IM) Als „Modell“ bezeichnen wir ein Gefüge von Kriterien, die bei jeder Aufnahme Integrations- erfahrung erfüllt sein sollten, um ihre Qualität, gute Erfolgschancen und Wiederholbarkeit zu garantieren. Das Inklusionsmodell (IM) basiert auf früheren Studien und Erfahrungen und wurde mit den Partnern und Vertreter*innen der lokalen Ver- waltung und sonstiger Interessengruppen dis- kutiert, bis diese endgültige Version entstand. Das entwickelte Modell ist ein Orientierungs- rahmen für lokale Behörden und Einrichtun- gen des Dritten Sektors, die es sich zum Ziel gesetzt haben gute Aufnahme- und Integra- tionspraktiken um zu setzen. Das IM enthält zehn Schlüsselbereiche (sozi- ale Aspekte, organisatorische, motivierende, administrative, wirtschaftliche usw.) als Kriteri- en für eine effektive Integrations- und Aufnah- mepraxis. Nicht alle Kriterien müssen notwen- digerweise im lokalen Kontext erfüllt sein und nicht alle sind in gleichem Maße relevant. Das IM ist so konzipiert, dass es in verschie- denen städtischen Kontexten (Klein-, mittel- große und Großstädte) eingesetzt werden kann. Das Modell enthält eine Reihe von Emp- fehlungen, die an den lokalen Kontext und die Bedürfnisse angepasst werden können und die es den lokalen Akteur*innen ermöglichen, strategische Maßnahmen zu planen und um- zusetzen, um die Inklusion von Drittstaatsan- gehörigen in der jeweiligen Gemeinde zu för- dern. Hauptziel ist es, die Organisationen der Zivilgesellschaft und die lokalen Behörden dabei zu unterstützen, die Steuerung von Auf- nahme- und Integrationsaktivitäten zu verbes- sern. Das Modell zielt darauf ab, klare Ziele und Vorteile unterschiedlicher Inklusions- und Aufnahmeaktivitäten zu identifizieren und die Erfolge anhand qualitativer und quantitativer Indikatoren zu bewerten. 6
SCHLÜSSEL- BESCHREIBUNG ZIELE DER INDIKATOREN FAKTOREN THEMENBEREICHE KOOPERATION Zwischen verschie- Garantie von auf die Werden Dienst- denen institutionel- örtlichen Systeme leistungen von der len Ebenen. Zwi- abgestimmten Diens- lokalen Behörde schen Institutionen ten und Ressourcen. und / oder anderen und sozialen Einrich- Organisation von Organisationen an- tungen (Vereinen, Begegnungen zwi- geboten, die für eine lokalen Komitees schen verschiede- bessere Inklusion ar- usw.). Zwischen so- nen Gemeinschaften beiten? Steht Perso- zialen Einrichtungen. (Sprache, Religion, nal für Integration / In- Kultur), um gegensei- klusion innerhalb der tiges Verständnis zu lokalen Behörde zur fördern und Vorurtei- Verfügung? Gibt es le zu bekämpfen. andere interessier- te / verfügbare sozia- le Akteur*innen? Anzahl der organi- sierten Treffen, um Begegnungen zu er- möglichen. VERNETZUNG Durchführung von Das Bewusstsein Wird das Bewusst- Projekten für Inklu- dafür schärfen, dass sein erhöht? sion und Integra- Aufnahme und Inte- tion von Drittstaats gration eine Chance Welche Art von Initia- angehörigen in Auf- und keine Last sind tiven / Projekten gibt nahmegemeinden; es zur Förderung der die Projekte werden Inklusion? von verschiedenen sozialen Subjekten gemeinsam durchge- führt und berücksich- tigen die Unterschie- de und Gemeinsam- keiten der lokalen Räume 7
BEWUSSTSEINS- Vorbereitung des Entwicklung und Gibt es Gelegenhei- BILDUNG UND Projektteams und Durchführung ei- ten zur Selbstrefle- EMPOWERMENT der aufnehmenden nes Prozesses von xion? Wie viele? Gibt Gemeinschaft auf Selbstreflexion und es Schulungsmaß- mögliche Konflikte; Bewusstseinsbildung nahmen für das Pro- Entwicklung von Bil- in der aufnehmen- jektteam? Wie viele? dungsfähigkeiten in den Gemeinschaft in Fühlen sich Perso- Zusammenhang mit Bezug auf kulturelle nen, die diskriminiert Inklusion, Integra- Diversität, Migration wurden, gestärkt? tion und Diversität und Aufnahme; Stär- in Projektteam und kung des Selbstver- in der aufnehmen- trauens jener, die mit den Gemeinschaft Diskriminierung kon- einschließlich von frontiert sind. Seminaren, welche die verschiedenen Formen von Diskrimi- nierung erklären. INFORMATION Kontinuierliche Infor- Verringerung des Ri- Gibt es einen Infor- mation der Aufnah- sikos negativer Aus- mationskanal (Tref- megemeinde über wirkungen fen, Newsletter, Projektziele und Er- (insbesondere auf Website, etc.) zwi- gebnisse durch den / die Ankunft neuer schen denjenigen, die Administrator*in Migrant*innen) und die das Aufnahme- und die durchführen- Transparenz in der projekt umsetzen, de Einrichtung, damit Verwaltung der Pro- und der lokalen Be- Klarheit bezüglich jektressourcen. völkerung? Gibt es der wirtschaftlichen, eine Zunahme der kulturellen, sozialen Zustimmung der lo- Wirkung im lokalen kalen Bevölkerung Raum herrscht. zur Umsetzung von Inklusions- / Integra- tionsmaßnahmen ? KULTUR- Organisation von Förderung von so- In welchem Ausmaß AUSTAUSCH Begegnungen zwi- zialer Interaktion und sind Drittstaatsan- schen Einheimischen Beziehungspflege gehörige an Initiati- und Neuankömmlin- zwischen Einheimi- ven beteiligt, die von gen. Organisation schen und Neuan- der lokalen Gemein- gemeinsamer Aktivi- kömmlingen, um Vor- schaft organisiert täten (z. B. Umwelt- urteile zu verringern: werden? Anzahl der schutz, Wiederher- Migrant*innen lernen Initiativen, die Dritt- stellung öffentlicher Geschichte, Traditio- staatsangehörige Räume, sportliche nen und Kultur der und die lokale Ge- Aktivitäten, kulinari- Aufnahmegemein- meinschaft einbezie- scher Austausch, schaft kennen, und hen, Anzahl der von soziale Anlässe …). Einheimische kom- Drittstaatsangehöri- Initiativen mit Schulen men mit der Kultur gen vorgeschlage- und Kulturzentren. der Neuankömmlin- nen Initiativen. ge in Berührung. 8
EINBINDUNG Förderung der Gewährleistung, Gibt es einen partizi- Diversität von Pro- dass Meinungen und pativen Prozess wäh- jektbetreuer*innen Bedürfnisse von Pro- rend der Planungs- und Begünstigten jektbetreuer*innen und Umsetzungs (Drittstaatsangehöri- und Begünstigten phase des Inklusi- ge und Aufnahmege- bei den Entscheidun- onsprojekts? Haben meinde) in Bezug auf gen über die Projekt- sich die Fähigkeiten unterschiedliche Kul- aktivitäten berück- des Projektteams turen, Geschlechter, sichtigt werden. zum Zuhören ver- Ethnien, Migrations- bessert? hintergründe, Behin- Gibt es Dienste, die derungen usw. auf die Bedürfnisse der Drittstaatsange- hörigen eingehen? ÖFFENTLICHE Verbesserung von Nutzung der vom Anzahl der Maß- DIENST- Sozial-, Gesundheits- Projekt bereitgestell- nahmen in verschie- LEISTUNGEN und Bildungsdiens- ten Dienste, um Syn- denen Bereichen ten usw. in Reaktion ergien mit verschie- (Bildung, Wohnen, auf die neuen Erfor- denen lokalen sozial- Gesundheit, etc.), die dernisse des lokalen politischen Maßnah- Aspekte der Inklu- Raums. men und Ressourcen sion / Integration be- zu ermöglichen; Ab- rücksichtigen. stimmung des Inte- grationsprozesses Anzahl der aktivier- auf die Bedürfnisse ten Dienstleistungen. der Gemeinde und Schaffung von Mög- Anzahl der durch lichkeiten für die Ge- geführten Aktivitäten meinde, Unterstüt- in den Bereichen Ar- zung lokaler Betrie- beit, Ausbildung und be durch Schaffung Berufsvorbereitung. neuer Möglichkeiten. AUTONOMIE Gestaltung von Aus- Vermeidung des Anzahl der Trainings- bildungsaktivitäten Risikos des „Wohl- kurse, die sich an und Entwicklung von fahrtsdenkens“ oder Drittstaatsangehöri- Fähigkeiten, die es der Entstehung einer ge richten. Drittstaatsangehöri- Kultur der Abhängig- gen ermöglichen, keit. Zur Messung des eigenständig Arbeit Anstiegs des Auto- zu finden und ihr nomiegrads der Dritt- Leben in der Ge- staatsangehörigen: meinschaft zu orga- Anzahl der einge- nisieren. reichten Bewerbun- gen – wurde Eigen- initiative ergriffen? 9
GEMEINDE- Einrichtung eines Be- Angebot eines stabi- Gibt es eine Verein- BEGEGNUNGS- gegnungszentrums len Orts für Begeg- barung zwischen der ZENTRUM für kontinuierliche In- nungen zwischen Gemeinde und ande- tegration, eines phy- Drittstaatsangehöri- ren Stellen zur Ein- sischen Ort für kul- gen und Gemeinde, richtung? turellen Austausch, wo auch ein Büro für gemeinsames Ler- Migrant*innen und Ist der physische nen und persönliche Neuankömmlinge Standort für das regi- Entwicklung. eingerichtet werden onale Zentrum fest- könnte. gelegt? Sind Finanzmittel be- reitgestellt? Management? (Tref- fen mit Bürger*innen zur Vorstellung des Zentrums, etc.) RESSOURCEN Verfügbarkeit von Entwicklung per- Wurden die in der finanziellen und manenter innovati- Region verfügbaren Humanressourcen ver Aktivitäten, die finanziellen Mittel zur (möglichst mit spezi- auf die Bedürfnisse Finanzierung von In- fischen Fähigkeiten). sämtlicher Sektoren klusionsprojekten er- der Gemeinde abge- höht? stimmt sind. Gibt es in öffentli- chen und privaten Organisationen Per- sonal, das sich mit Inklusions- / Integra- tionsprojekten be- schäftigt? Wie viel? 10
3. DAS INKLUSIONS- Für die Anfangsphase der partizipativen Pla- MODELL ALS TOOL ZUR nung hat das INVOLVE-Projekt drei grundle- gende Schritte vorgeschlagen und den Part- EINBEZIEHUNG VON nerorganisationen spezifische Formulare und LOKALEN BEHÖRDEN UND Unterstützung zur Verfügung gestellt, um die- sen Prozess zu erleichtern. VON ORGANISATIONEN DER ZIVIL GESELLSCHAFT ERSTER SCHRITT Für die Organisationen, die daran interessiert Das Inklusionsmodell (IM) mit seiner Reihe von sind, Stakeholder, lokale Behörden (im engli- Schlüsselbereichen kann als Instrument ver- schen Original Local administrators LA) und zi- wendet werden, um den Partnern im lokalen vilgesellschaftliche Organisationen (NRO) ein- Umfeld zu helfen, den Weg zu identifizieren, zubeziehen, ist der erste Schritt die korrekte den sie gemeinsam gehen müssen, um die In- Vorbereitung der Co-Planungsaktivitäten mit tegration von Drittstaatsangehörigen zu erhö- den Stakeholdern. Die Organisationen können hen. das Inklusionsmodell nutzen, um die Stärken und Schwächen des betreffen den Gebiets im Partizipative Planung und die Identifizierung Hinblick auf die zehn Schlüsselbereiche des und Einbeziehung der verschiedenen Inte- Modells zu kartieren. Diese erste Kontextana- ressengruppen im lokalen Kontext sind der lyse ermöglicht es, die strategischen Hand- „Schlüssel“ für Maßnahmen, die geeignet sind, lungsfelder für den lokalen Kontext zu identifi- um die Integration der Drittstaatsangehörigen zieren, die den lokalen Interessenvertreter*in- in die lokale Gemeinschaft zu erhöhen. nen vorgeschlagen werden sollen. Diese Ar- Offensichtlich können verschiedene loka- beitsweise trägt zu einer stärkeren Einbezie- le Kontexte unterschiedliche Situationen hin- hung der Drittstaatsangehören bei. Der erste sichtlich der 10 Schlüsselbereiche aufweisen. Schritt beinhaltet natürlich auch die Identifi- Dennoch können zivilgesellschaftliche Orga- zierung der einzubeziehenden Stakeholder. nisationen und lokale Behörden das Modell nutzen, um andere lokale Interessenvertre- ZWEITER SCHRITT ter*innen in die Analyse ihres Kontexts einzu- beziehen und so die Bereiche zu definieren, Der zweite Schritt besteht darin, die Verfüg- die als Prioritäten für ihre vernetzte Interven- barkeit der lokalen Stakeholder, der Gebiets- tion in Frage kommen. körperschaften und der zivilgesellschaftlichen Die Kontinuität der Aktivitäten des Netzwerks Organisationen, für die Arbeit an der gemein- ist, wie wir im nächsten Abschnitt sehen wer- samen Planung von Aktivitäten festzustellen den, eine weitere Voraussetzung, da die Be- und mit ihnen zu definieren, wo mit dem ge- schäftigung mit dem Modell es den Stakehol- meinsamen Handeln begonnen werden soll. dern ermöglichen kann, zu erkennen, wo erste Im zweiten Schritt vertiefen die Stakehol- Schritte unternommen werden müssen. Aber der gemeinsam die Analyse der Stärken und um einen effektiven Fortschritt in einem Kon- Schwächen ihres Gebiets, um gemeinsam die text zu erreichen, darf der Weg nicht bei den Rangfolge der Schlüsselbereiche in ihrem ersten Schritten aufhören. Das Inklusionsmo- Kontext zu erlangen. Die Rangfolge erfolgt dell kann auch darüber hinaus als Instrument nach Relevanz: zur Überwachung des Fortschritts, zur Identi- Bereiche, die im lokalen Kontext als problema- fizierung kritischer Punkte und zur gemeinsa- tischer wahrgenommen werden, erhalten eine men Planung der nächsten Schritte auf dem höhere Priorität. Wenn die jeweilige Gemein- Weg zu einer besseren Inklusion genutzt wer- de beispielsweise bereits über ein starkes Ge- den. Durch kontinuierliche Begleitung können meindezentrum / einen kommunalen Knoten- die Beteiligten ihre Intervention bewerten und punkt verfügt, der traditionell sehr wichtig für zum Beispiel entscheiden, ob sie die Bereiche die Inklusion war, kann das Netzwerk der Sta- verbessern wollen, die ursprünglich als Priori- keholder entscheiden, dass dieses Zentrum täten angesehen wurden, oder ob sie diese jetzt keine Priorität hat und dass die Arbeit an Prioritäten bereits gelöst haben und andere anderen Bereichen, die eine koordinierte An- Bereiche angehen wollen. strengung zur Lösung erfordern, relevanter ist. 11
Auf der Grundlage der oben beschriebenen den können, sondern sie definieren auch Rangfolge können die Stakeholder die Prio- ritäten auswählen und die Hauptaktionsfel- a) die erwarteten Auswirkungen auf die Ge- der definieren, die realistischerweise gemein- meinschaft, wenn die geplanten Ziele er- sam, unter Einsatz der jeweils zur Verfügung reicht werden. stehenden Ressourcen, angegangen werden können. b) die Hauptrisiken, denen ihr Netzwerk in Basierend auf der Kontextanalyse werden so- ihrem lokalen Bereich ausgesetzt sein könn- dann für jeden Aktionsbereich die konkreten te, um die geplanten Ziele zu erreichen. Aktionen gewählt, um die Einbeziehung der Drittstaatsangehörigen entsprechend des c) die am besten geeigneten Maßnahmen, jeweiligen lokalen Kontexts zu fördern. um diese Risiken zu verringern. Wie wir im nächsten Abschnitt sehen wer- DRITTER SCHRITT den, bilden diese letzteren Elemente zusam- Der dritte Schritt für das Netzwerk der Stake- men mit der gemeinsamen Kontextanalyse die holder ist eine partizipative Planung zu den Grundlage für ein kontinuierliches Monitoring beiden gewählten Hauptaktionsfeldern, die der Aktivitäten des Netzwerks. sich als Prioritäten herauskristallisiert haben (Tabelle S. 12). In diesem legen sie nicht nur Aktivitäten und Ziele fest, die gemeinsam in einem bestimmten Zeitrahmen erreicht wer- 12
TABELLE 1: SCHRITTE DER PARTIZIPATIVEN PLANUNG SCHRITT 1: VORBEREITUNG DER CO-PLANUNGSAKTIVITÄTEN Die Lokalen Gemeinschaftszentren bereiten eine erste Kontextanalyse vor und identifizie- ren Stakeholder. (Tool A: Stärken und Schwächen des Gebiets im Rahmen der zehn Schlüs- selbereiche des Modells) SCHRITT 2: CO-PLANUNGSAKTIVITÄTEN MIT LOKALEN STAKEHOLDERN BASIEREND AUF DER ANALYSE UND DEN ERGEBNISSEN VON SCHRITT 1. Die lokalen Begegnungszentren und Interessenvertreter*innen diskutieren die Stärken und Schwächen ihres lokalen Kontexts im Rahmen der zehn Schlüsselbereiche. (Tool Abis) Die Stakeholder definieren gemeinsam eine Rangfolge der Bereiche. Auf dieser Basis identifizieren die Stakeholder zwei prioritäre Bereiche als strategische Handlungsfelder für ihren lokalen Kontext und definieren Aktivitäten, um als Netzwerk zu intervenieren. (Tool B) SCHRITT 3: LOKALE GEMEINSCHAFTSZENTREN UND STAKEHOLDER TREF- FEN WEITERE ENTSCHEIDUNGEN im Rahmen der gemeinsamen Planung der Maßnahmen und berücksichtigen dabei die er- warteten Auswirkungen sowie Risiken und Maßnahmen zur Verringerung dieser Risiken. (Tool C) * Siehe Anhang 2 für WERKZEUG A, A bis, B, C 13
4. NUTZUNG DES PARTIZI- erreicht werden sollen, und geben die erwar- PATIVEN MONITORINGS teten Auswirkungen auf die jeweilige Kommu- ne an. UND DER EVALUIERUNG DES INKLUSIONSMODELLS, Durch den partizipatorischen Ansatz erhalten sie auch eine Analyse der Risiken hinsicht- UM DER EINBINDUNG DER lich der geplanten Maßnahmen, die den Er- STAKEHOLDER KONTINUI- folg ihrer gemeinsamen Bemühungen unter- TÄT ZU VERLEIHEN graben könnten. Basierend auf der gemein- samen Analyse der Risiken legen die Betei- ligten ihr Engagement für spezifische Maß- nahmen zur Minderung dieser Risiken fest. Um das volle Potenzial des Inklusionsmodells Das Aufzeigen dieser Risiken ist mehr als zu nutzen, darf sich die Einbindung der Stake- eine mechanische Übung, es ermöglicht das holder nicht darauf beschränken, dieses Inst- Bewusstwerden und die Verständigung über rument nur zur Orientierung der anfänglichen mögliche Stolpersteine, die innerhalb und au- Planung zu nutzen. ßerhalb des Zuständigkeitsbereiches des Sta- Die Stakeholder können eine Kontinuität ihrer keholder-Netzwerks liegen können. koordinierten Aktivitäten erreichen, wenn sie das Modell auch zur Überwachung der Errei- Andererseits ermöglichen die Ergebnisse der chung ihrer Ziele und zur Evaluierung der in ih- partizipativen Planung den Akteur*innen, die rem Kontext erzielten Fortschritte nutzen und Umsetzung der Aktivitäten zu überwachen die Kontextanalyse fortlaufend aktualisieren. und zu bewerten sowie aktuelle Aktivitäten Dies kann es dem Netzwerk ermöglichen, sei- zu korrigieren und neue Aktivitäten für die Zu- ne Prioritäten neu zu bewerten und so neue kunft zu definieren. Aktivitäten für die Zukunft zu definieren. Die Definition der zu erwartenden Auswir- Die Grundlage für das partizipative Monito- kungen ermöglicht es, nicht nur die Ergeb- ring und die Evaluierung wird in der Art und nisse einzelner Aktivitäten zu messen, son- Weise gelegt, wie sie ihre Planung aufbauen. dern die Breitenwirkung aller Aktivitäten des Am Ende des partizipativen Planungsprozes- Netzwerks. ses können sich die Akteur*innen auf wichti- Die vereinbarten Aktionen zur Risikoverringe- ge Ergebnisse stützen, die die Grundlage für rung können dazu dienen, das Engagement Monitoring und Evaluation vorbereiten kön- der Akteur*innen bei der Überwindung der- nen, was ihnen mehr Autonomie für ihre zu- jenigen Faktoren zu begleiten, die die kol- künftigen Netzwerkaktivitäten im lokalen Kon- lektiven Bemühungen im lokalen Kontext text ermöglicht. untergraben. Wie wir im vorigen Abschnitt gesehen haben, Diese Elemente ermöglichen eine regelmäßi- basieren die Stakeholder ihre partizipative ge Bewertung kritischer Punkte, die sowohl Planung auf eine gemeinsame Analyse der interne (von den Partnern nicht praktizierte Stärken und Schwächen ihres lokalen Kon- Aktionen) als auch externe (neue kontextu- texts in Bezug auf jeden der zehn Schlüssel- elle Bedingungen, die zu einer Überprüfung bereiche des Inklusionsmodells. des lokalen Interventionsmodells führen) Gründe haben können. Auf der Grundlage dieser gemeinsamen Kon- Vor diesem Hintergrund kann das künftige En- textanalyse erstellen die Beteiligten eine ge- gagement der Akteur*innen auf einer struktu- meinsame Rangfolge der Schlüsselbereiche. rierteren Analyse dessen, was in der Vergan- Aus dieser Rangfolge wählen sie die Prioritä- genheit erreicht wurde, aufbauen. ten, die wichtigsten Handlungsfelder, in de- Partizipatives Monitoring erlaubt es, kritische nen sie als Netzwerk strategisch intervenie- Punkte zu identifizieren und den Weg zu kor- ren wollen. Sie identifizieren sodann für jedes rigieren, aber auch die Errungenschaften und der ausgewählten Handlungsfelder die dar- die Herausforderungen zu identifizieren, die aus ermittelten Ziele (der Aktivitäten zur Stär- von den Stakeholdern gemeinsam erfolgreich kung der Einbeziehung von Drittstaatsange- bewältigt wurden. Die Schaffung der Voraus- hörigen), die realistischerweise gemeinsam setzungen für die Überwachung und Bewer- 14
PARTICIPATORY MONITORING AND EVALUATION OF THE INCLUSION MODEL tung kann dann das gegenseitige Vertrauen in der Lage, die Anforderungen für eine gu- und Engagement im Netzwerk der Interes- te Integrations- und Aufnahmepraxis im Hin- senvertreter*innen stärken, indem nicht nur blick auf die Merkmale des lokalen Kontexts die zu lösenden Probleme, sondern auch die zu identifizieren. gemeinsamen Erfolge identifiziert werden. Durch die Definition der Ziele, der erwarteten Wenn das partizipative Monitoring adäquat Auswirkungen, der Risiken und der Aktivitä- eingesetzt wird und die Bewertung auf ge- ten zur Abschwächung der Auswirkungen al- genseitigem Vertrauen basiert, kann das ler Akteur*innen, definiert das Netzwerk den Netzwerk beschließen, seine Zusammenar- Rahmen für ein kontinuierliches Monitoring beit fortzusetzen und nicht nur die Maßnah- mit dem Ziel, den Fortschritt der Maßnahmen men in den vorrangigen Bereichen zu verbes- regelmäßig zu überprüfen. sern, die sie ursprünglich für den Beginn ihrer Durch die Überwachung der Aktionen kann Aktivitäten ausgewählt haben, sondern auch festgestellt werden, ob sich das Projekt wie in den anderen verbleibenden thematischen beabsichtigt weiterentwickelt oder ob Ände- Bereichen des IMs, wobei hierfür möglicher- rungen / Verbesserungen erforderlich sind. weise neue Akteur*innen im lokalen Kontext Die Partner können gemeinsam festlegen, identifiziert und einbezogen werden. wie der Fortschritt ihrer gemeinsamen Initiati- ven überwacht werden soll, z. B. mittels eines Mit dem partizipativen Ansatz bei der Nutzung Fragebogens, der an alle lokalen Stakeholder des Inklusionsmodells führen die Stakeholder geschickt wird, die am Inklusionspfad beteiligt eine erste Ex-ante-Evaluierung durch, um die sind. Relevanz und die Durchführbarkeit der Ini- tiativen zu überprüfen, die sie gemeinsam in Die Stakeholder haben die Elemente für die ihrem lokalen Kontext beginnen wollen. Dies abschließende Bewertung ihrer Initiativen, hilft dabei, sicherzustellen, dass die Initiati- die Überprüfung der Ergebnisse und die Kon- ve so relevant und adäquat wie möglich ist. trolle der Verantwortlichkeiten. Die abschlie- Vertreter*innen der jeweiligen Kommune sind ßende Evaluierung ist ein wesentlicher Schritt, 15
da sie es ermöglicht, die Ergebnisse zu be- Auswirkungen auf die lokale Gemeinde als werten und die geleistete Arbeit zu analysie- Ganzes hervorgerufen wurden. ren. Auch für diese Art der Evaluation können die Stakeholder Instrumente wie Fragebögen Diese Ex-post-Evaluierung hat auch eine inter- (sowohl mit offenem als auch mit geschlosse- ne Dimension: Basierend auf der Bewertung nem Fragestil) und Interviews festlegen. ihrer Zusammenarbeit bei der Lösung von de- finierten und aufkommenden Risiken können Basierend auf der abschließenden Bewertung sie ihr gegenseitiges Vertrauen einschätzen verfügen die Stakeholder auch über Elemen- und bewusst entscheiden, ihren Weg gemein- te, um die Durchführung einer Ex-Post-Evalua- sam fortzusetzen. tion zu vertiefen: Durch die gemeinsame Fest- Noch wichtiger ist, dass die Partner die Bedin- legung der Stärken und Schwächen des Kon- gungen definieren können, die sie verbessern texts und der erwarteten Auswirkungen ih- müssen, um die Vertrauensbasis für zukünfti- rer Aktivitäten auf die ausgewählten Berei- ges gemeinsames Engagement zu erhalten. che können die Partner die Übereinstimmung Der Hauptzweck der Ex-Post-Evaluierung be- zwischen den erzielten Ergebnissen und den steht darin, das lokale Stakeholder-Netzwerk Bedürfnissen des Gebiets, in dem die Inklu- zu ermutigen, über die sich verändernden sionsinitiative stattfand, berücksichtigen. Die Merkmale des lokalen Kontextes nachzuden- Bewertungsinstrumente werden Fragebögen ken. Von diesem Standpunkt aus gesehen, er- und Interviews sein, die mit den Gemeinde- möglicht die Folgeevaluierung den Stakehol- mitgliedern durchgeführt werden. dern einerseits zu überprüfen, ob das Projekt die beabsichtigten Veränderungen im jeweili- Das Modell sieht Möglichkeiten vor, die erziel- gen Gebiet ausgelöst hat und was die neuen ten Ergebnisse und die durch die operative Bedingungen sind. Umsetzung des Inklusionsmodells herbeige- Andererseits erlaubt sie es, das Vertrauen führten Transformationen zu evaluieren. in die Zusammensetzung des Netzwerks zu Durch die Definition der erwarteten Auswir- überprüfen, um gemeinsame weitere Schritte kungen (auf einen zuvor analysierten Kontext) zu unternehmen und die Kontextanalyse ent- können die am Prozess beteiligten Migrant*in- sprechend anzupassen. nen und lokalen Bürger*innen sowie weitere Akteur*innen die Veränderungen messen, die durch die umgesetzten Maßnahmen und die 16
5. UMSETZUNG DES In der Regel gibt es in Kleinstädten eine schär- INKLUSIONSMODELLS fere demografische Unterscheidung zwischen Alteingesessenen und Migrant*innen. IN UNTERSCHIEDLICHEN Viele Kleinstädte sind sogar mit einem Rück- KONTEXTEN: KLEINSTÄDTE, gang der Einwohner*innen und Langzeitbe- wohner*innen konfrontiert. MITTELGROSSE STÄDTE, Trotz der weit verbreiteten Vorstellung, dass GROSSSTÄDTE in Kleinstädten alles und jede*r erreichbar ist, kann gerade in Kleinstädten und in Netzwer- ken von Kleinstädten die physische Isolation Partizipative Planung und Monitoring rund um (die sich aus dem Mangel an Transportmög- die Themenbereiche des Inklusionsmodells lichkeiten in bestimmten Gebieten ergibt) eine (IM) bilden den gemeinsamen operativen An- wichtige Quelle von Risiken für die Inklusion satz, der in jedem lokalen Kontext verwendet und Kommunikation sein. Dies gilt insbeson- werden kann. dere für Migrant*innen, die nicht autonom im Dennoch kann die Größe der lokalen Ort- Transport sind und sich keine private Mobilität schaft / Kommune eine wichtige Variable bei leisten können. der Umsetzung der partizipativen Planung sein. Kleinstädte basieren im Allgemeinen mehr Die Größe der Gemeinschaft kann sich nicht auf zwischenmenschlichen Beziehungen nur auf die Rangfolge der zehn Schlüssel und der Verbundenheit mit dem Gebiet als bereiche des Inklusionsmodells auswirken, auf traditionellen sozialen Hilfsdiensten. Die sondern sie birgt auch Risiken, die mit der De- lokale Bevölkerung ist demnach das wichtigs- finition des Netzwerks einerseits und mit der te Kapital von Kleinstädten und ländlichen Ge- Umsetzung der mitgeplanten Aktionen und bieten, was das freiwillige Engagement der deren Bewertung andererseits, einhergehen. Personen wesentlich macht. Die Chance für Langzeitbewohner*innen, ak- tiv zu sein und sich in die Integrationspoli- tik von Drittstaatsangehörigen einzubringen, 5.1 KLEINSTÄDTE kann die Nachteile von Kleinstädten (geringe finanzielle Ressourcen, Verödung von Dör- Die Größe einer Kleinstadt ist von Land zu fern, Arbeitslosigkeit usw.) ausgleichen. Au- Land sehr unterschiedlich. ßerdem ergeben sich Chancen, in verschie- Mit Kleinstadt meinen wir hier jede Agglome- dene Aktivitäten zu investieren, die es Dritt- ration mit bis zu 5000 Einwohner*innen. staatsangehörigen ermöglichen, sich in das Bei den Erfahrungen von Kleinstädten sind lokale Leben einzubringen, ein unterstützen- die Unterschiede zwischen den EU-Mitglied- des und freundliches soziales Netzwerk zu staaten in Bezug auf die Migrationserfahrung schaffen und Autonomie in der Gemeinschaft wichtig je nachdem, ob eine Stadt ein Einrei- zu erlangen. seort, ein Ort auf der Migrationsroute oder ein Auf der anderen Seite führt der häufig beob- Zielort ist. Was den Umgang mit Geflüchteten achtete Mangel an hauptamtlichem Personal und Asylbewerber*innen betrifft, so sind die in vielen Fällen zu einem Gefühl der Zersplit- EU-Mitgliedstaaten relativ autonom in der Be- terung bei der Umsetzung von Projekten. handlung, was zu großen Unterschieden im Wenn die Einbindung der lokalen Bevölke- Vorgehen führt. rung in Kleinstädten ein wichtiger Aktivposten ist, kann sich die Inklusion nicht nur auf die Im Allgemeinen und wie die Erfahrungen un- Ressourcen von Ehrenamtlichen verlassen. serer Partnerorganisationen zeigen, lässt sich Es werden mehr professionalisierte Vermitt- feststellen, dass weit entfernt von der Anony- ler*innen benötigt, da alteingesessene Be- mität der Großstädte, die Sichtbarkeit von Ge- wohner*innen und Neuankömmlinge geschult flüchteten in Kleinstädten einen Prozess der und unterstützt werden müssen, um Vorurteile Mobilisierung von lokalen Behörden, kommu- abzubauen, sich gegenseitig kennenzulernen nalen Beamt*innen, lokalen Organisationen und gleichberechtigt am Leben der Stadt teil- und vor allem der Bevölkerung auslöst. zunehmen. Es müssen spezifische Aktivitäten entwickelt werden, die es Drittstaatsangehöri- 17
gen ermöglichen, die Gemeinde nicht nur als Ein weiteres Risiko besteht darin, dass oft, be- freundlichen Ort zu verstehen, sondern auch sonders in kleinen Kontexten, das Personal aus einer Arbeitsperspektive, die Orientie- und die Methoden von institutionellen Pro- rung über die Beschäftigungsmöglichkeiten in jekten oder Initiativen als weit entfernt von einem ländlichen, fragmentierten Gebiet bie- den Merkmalen und Gewohnheiten der Be- tet, in den Arbeitsmöglichkeiten im Allgemei- völkerung wahrgenommen werden können, nen schwer zu finden sind. die sich selbst um Inklusion herum organi- siert. Die Einbindung der Anwohner*innen und die In kleinen Städten kann der Unterschied zwi- Einbeziehung von Drittstaatsangehörigen schen der Organisation und den Nutznie- kann nur dann ein höheres Niveau erlangen, ßer*innen sichtbarer sein, sodass die Notwen- wenn die Behörden auf lokaler Ebene diese digkeit besteht, Vielfalt in allen Aspekten des Mobilisierung unterstützen und fördern. Hinzu Projekts (Vorstand, Drehscheibe, Aktionen) zu kommt, dass es Absprachen zur Rolle der öf- gewährleisten und das Gefühl eines institutio- fentlichen Dienste und der Rolle der Sozialar- nellen bürokratischen TopDown Ansatzes zu beiter*innen von Vereinen, die vom Staat und vermeiden. der lokalen Bevölkerung subventioniert wer- den, geben muss. NUTZUNG DER PARTIZIPATIVEN Ohne Kooperations- und Vernetzungsaktivitä- ten vor Ort verlieren die Projekte ihren Sinn PLANUNG UND ÜBERWACHUNG FÜR und ihre Effizienz, die ehrenamtlich engagier- DIE UMSETZUNG DES INKLUSIONS- ten Akteur*innen ermüden und sind von Er- MODELLS schöpfungszuständen bedroht. Es ist also wichtig, vom Beginn des Projekts Wie bereits erwähnt, kann das Inklusions- bis zu seiner Umsetzung in einem Netzwerk modell in allen lokalen Kontexten eingesetzt zu arbeiten und dabei die Evaluation nicht zu werden. In Kleinstädten, in denen sich die Ak- vergessen, um zu verstehen, was sich in Zu- teur*innen scheinbar sehr nahe stehen und kunft verbessern lässt. Dies sorgt nicht nur für die Kommunikation einfach und kontinuier- mehr Effizienz, sondern die Projekte werden lich zu sein scheint, ist offenbar eine beson- auch durch die Nutzung vorhandener Res- dere zusätzliche Anstrengung notwendig, um sourcen in einem Gebiet stärker, noch dazu in die Bedeutung der Organisation regelmäßiger einem kleinen Kontext, in dem die Ressourcen Treffen zwischen den Akteur*innen auf struk- (personell und finanziell) sehr begrenzt sein turierte Weise zu vermitteln. Nur auf diese können. Weise kann die Investition in die partizipative Planung des IM besonders fruchtbar sein. Sie In kleinen Städten, in denen die personellen erlaubt den Stakeholdern, die Mapping-Tools und finanziellen Ressourcen begrenzt sein zur Verfügung zu stellen, um ihren Weg zur können, kann die Zusammenarbeit und Ver- Verbesserung der Inklusion von Drittstaatsan- netzung nicht nur innerhalb einer einzelnen gehörigen zu überwachen und dann ihre Res- Gemeinde, sondern zwischen den Gemein- sourcen auf eine bewusstere und vertrauens- den ein wesentlicher Faktor für die erfolgrei- vollere Weise zu teilen. che Integration von Drittstaatsangehörigen Außerdem sollten sich regelmäßige Treffen sein. nicht darauf beschränken, das IM nur für die anfängliche Planung und deren Überwachung Während institutionelles Engagement lokaler zu nutzen. Das IM sollte auf strukturierte Wei- Behörden einerseits viele Vorteile für die So- se auch zur Durchführung einer partizipativen lidität von Netzwerken in einer einzelnen klei- Expost-Evaluierung genutzt werden, die die nen Gemeinde und zwischen kleinen Gemein- Beteiligten in die Lage versetzt, die Bedingun- den haben kann, kann dies andererseits auch gen für die Kontinuität des Netzwerks zu de- Nebenwirkungen haben, denen angemessen finieren. begegnet werden sollte. Institutionelle Initiati- Eine zusätzliche Anstrengung, um eine Frag- ven können leicht als ein „Projekt dieser Ge- mentierung des Netzwerks in kleinen Städten meinde“ wahrgenommen werden, mit dem zu vermeiden, besteht darin, dass die Leitung Effekt, dass einige der anderen Akteur*innen dieser ständigen Evaluierung nicht nur den lo- das Projekt schlichtweg aufgrund politischer kalen Behörden überlassen werden kann. An- Vorurteile ablehnen. dere Akteur*innen in der gleichen Gemeinde 18
oder in anderen Gemeinden des Netzwerks Andererseits ist die Zusammenarbeit zwi- könnten sonst aus dem Gefühl einer politi- schen den Vereinen, mehr als in kleineren schen Ausrichtung heraus leicht mit einer vor- Städten, notwendig. Es geht nicht nur dar- urteilsbehafteten Ablehnung reagieren. um, Ressourcen zu teilen, sondern vor allem darum, Doppelarbeit zu reduzieren und ei- ne solidere und konstantere Verbindung mit den lokalen Institutionen zu schaffen. Um diese Kontinuität der Beziehung zu den 5.2 MITTELGROSSE STÄDTE lokalen Institutionen in Bezug auf die Bedürf- nisse von Drittstaatsangehörigen zu begüns- Unter mittelgroßen Städten verstehen wir tigen, besteht in mittelgroßen Städten oft die städtische Zentren mit einer Bevölkerung von Notwendigkeit, diesen Nutznießer*innen mehr bis zu 200000 Einwohner*innen. Sichtbarkeit zu geben und das Verständnis für ihre Sichtweisen und Bedürfnisse in Bezug Normalerweise haben mittelgroße Städte ei- auf die Schwierigkeiten und Möglichkeiten nen oder mehrere Teile, die aus dem histo- des Kontextes und seiner Entwicklung mehr rischen Zentrum herausgewachsen sind. Im Kontinuität zu verleihen. Des Weiteren bietet Allgemeinen wuchsen diese relativ neuen sich den Drittstaatsangehörigen die Möglich- Gebiete schnell in der Nähe der großen Ver- keit, die lokale Kultur und Traditionen zu ent- kehrswege. Diese neuen Teile von mittelgro- decken und besser kennenzulernen, indem ßen Städten sind wirtschaftlich aktiver, stärker sie die Interaktion mit den Einheimischen in bevölkert, haben eine jüngere demografische einem Ansatz der gegenseitigen Entwicklung Zusammensetzung und einen höheren An- fördern. teil an Migrant*innen. Aufgrund ihrer schnel- In mittelgroßen Städten kann die kulturell- len Expansion in jüngster Zeit können diese affektive Einbindung von Drittstaatsange- Randgebiete selbst für diejenigen die dort seit hörigen weniger „natürlich“ erscheinen als in langem wohnen häufig kulturell anonym und kleinen Städten und sich auf weniger Möglich- unverbunden erscheinen. keiten und Ressourcen stützen als in großen Oft versuchen Migrant*innen, sich für länge- Städten. Die Unterstützung für das Verständ- re Zeit in diesen neuen Gebieten niederzulas- nis der lokalen Geschichte, Denkmäler und sen, da sie mehr Arbeitsmöglichkeiten bieten. Traditionen kann die aktive Teilnahme am so- Im Vergleich zu kleineren Städten gibt es in zialen und kulturellen Leben der Gastgemein- mittelgroßen Städten im Allgemeinen eine hö- de erhöhen und mehr Elemente für das Errei- here Anzahl von Drittstaatsangehörigen, die chen der persönlichen, sozialen, affektiven für längere Zeit bleiben. Oft siedelt sich eine und beruflichen Autonomie der Migrant*innen Familie an. Mittelgroße Städte sind dann zu- bieten. nehmend mit den z. T. unterschiedlichen Be- dürfnissen der zweiten Generation von Mig- Auf diese Weise kann das Netzwerk von Ver- rant*innen konfrontiert. einen, die im Bereich der Migration arbeiten, ihren Einfluss erhöhen sowie eine Verbindung Die Organisationen sind in der Regel struk- mit einem breiteren Netzwerk von lokalen turierter als in Kleinstädten. Sie können sich Organisationen und Institutionen im Bereich auf spezifische Schulungen der Akteur*innen der Kultur, Bildung und des Schutzes des na- über Inklusions- und Integrationsprozesse ver- türlichen und kulturellen Erbes herstellen. lassen, um das Risiko von Konflikten zwischen Anders ausgedrückt: Bemühungen um Inklu- Einzelpersonen oder Gruppen zu verringern sion und Integration scheinen dort am besten und Drittstaatsangehörigen dabei zu helfen, zu funktionieren, wo weitreichende Formen die Möglichkeiten und Dienstleistungen im der Aufnahme in Netzwerken von Akteur*in- Gebiet zu erkennen und zu erreichen. nen und Organisationen aus verschiedenen Politikbereichen geschaffen werden, und zwar Im Vergleich zu kleineren Städten sind Verei- durch einen Ansatz der gemeinwohlorientier- ne in mittelgroßen Städten in der Regel besser ten Multi-Level-Governance. strukturiert, um spezifische Hilfe und Unter- stützung anzubieten. Das Risiko einer fehlen- den effektiven Kommunikation zwischen den Akteur*innen ist höher als in kleinen Städten. 19
NUTZUNG DER PARTIZIPATIVEN rung der Kontextanalyse und zur Bewertung PLANUNG UND ÜBERWACHUNG FÜR der erwarteten Auswirkungen kann einen sys- DIE UMSETZUNG DES INKLUSIONS- temischeren Ansatz begünstigen. Auf dieser MODELLS regelmäßigen und systematischen Basis kann der partizipative Ansatz des IMs seinen Sinn In mittelgroßen Städten kann ein kooperieren- voll entfalten. des Netzwerk von Vereinen, die einen partizi- Da das Netzwerk in der Lage ist, den Fort- pativen Ansatz rund um das IM verfolgen, die schritt in allen Bereichen des Entwicklungs- Inklusion verbessern. modells kontinuierlich zu überwachen, ist es Die Schaffung eines spezifischen Gemeinde- auch eher in der Lage, mit den lokalen Behör- zentrums und die gemeinsame Nutzung von den zu diskutieren und sie, falls nötig, zu ei- Ressourcen kann eine adäquatere Bedarfs- nem aktiveren Ansatz anzuregen. analyse begünstigen und somit bessere Ant- worten liefern. Ein spezifisches Begegnungs- zentrum kann z. B. als Mehrwert ein klares und sichtbares Zeichen sein, durch das das Thema der Drittstaatsangehörigen-Integration für die 5.3 GROSSSTÄDTE Einheimischen, Institutionen und Drittstaats- angehörigen selbst konkret erfahrbar wird. Mit Großstädten meinen wir urbane Zentren In Kontexten, in denen es bereits ein solides mit einer Bevölkerung von mehr als 200000 Zentrum im jeweiligen Gebiet für Migrant*in- Einwohner*innen. nen gibt, können sich die Bemühungen um Natürlich können sich Großstädte nicht nur eine stärkere Integration durch die Einbezie- durch ihre Größe, sondern auch durch ihre hung lokaler Interessenvertreter*innen auch sozioökonomische Situation und ihre Zuwan- auf andere Prioritäten konzentrieren. Eine derungsrate stark unterscheiden. Großstäd- stärkere Verbindung zwischen den Interes- te können auch ein unterschiedliches Maß senvertreter*innen kann es zum Beispiel er- an Verflechtungen mit anderen Ländern ha- möglichen, Initiativen vermeiden und eine ben, was zu unterschiedlichen Raten von Mig- stärkere Beziehung zu Institutionen und Ver- rant*innen führt, die aus verschiedenen Grün- einen aus verschiedenen Sektoren herstellen, den vom Tourismus bis hin zu Studium und wobei insbesondere die Beziehung von tra- Arbeit für kurze oder lange Zeit in der Stadt ditionellen Aufnahmediensten mit den Berei- leben. chen Kultur und Bildung gestärkt wird. Auf je- den Fall können Netzwerke in mittelgroßen Im Allgemeinen können Großstädte im Ver- Städten, mehr als in kleineren Städten, den gleich zu kleineren Städten auf eine größere Risiken des „scheinbaren“ Engagements Anzahl von Initiativen, Projekten, Netzwer- von Akteur*innen und der Diskontinuität ken und gemeinnützigen Organisationen ausgesetzt sein. Lokale Behörden können zählen, die sich für die Unterstützung und zum Beispiel in den ersten Schritten, in denen Orientierung von Drittstaatsangehörigen Aktivitäten definiert werden, als präsent emp- einsetzen, insbesondere für Geflüchtete, die funden werden, aber weniger während der in den letzten 4 – 5 Jahren angekommen sind. Umsetzung und deren Überwachung. Über dieses spezifische Angebot hinaus kön- Regelmäßige Treffen zur partizipativen Evalu- nen Großstädte auch auf Angebote für Neu- ation und Planung rund um die Bereiche des ankömmlinge aus anderen Ländern zählen, Inklusionsmodells können es erlauben, diese wie z. B. soziale Dienste und Programme, Risiken zu reduzieren. Es ist wichtig, dass die Rechtsberatung, Sprachkurse, Sprachlern- Akteur*innen des Netzwerks sich nicht nur da- Tandems, gemeinsames Kochen und Freund- rauf beschränken, das Erreichen der Ergeb- schaftsveranstaltungen. nisse eines einzelnen Projekts zu überwachen Dieses Angebot kann von einer großen Viel- und zu evaluieren, an dem sie vorübergehend falt an Organisationen kommen, von selbst- gemeinsam arbeiten wollen. Regelmäßige organisierten Bürger*innen bis hin zu struk- Treffen sollten die lokalen Behörden bei der turierten und institutionellen Diensten. Ne- Bewertung der Expost-Wirkungen einbezie- ben der Vielfalt der Akteur*innen kann es in hen, über die Bewertung der einzelnen Akti- Großstädten auch eine Vielzahl von Netzwer- vitäten hinaus. Eine regelmäßige Verbindung ken zwischen den Akteur*innen geben. Eini- mit der Gebietskörperschaft zur Aktualisie- ge von ihnen können eine unterschiedliche 20
Geschichte haben, von denen, die eine lange die in anderen Städten, nicht nur im gleichen Tradition haben, bis zu denen, die vielleicht Land, sondern sogar auf anderen Kontinenten nur für ein einziges Projekt bestehen. In die- aktiv sind. sem Zusammenhang ist es wichtig zu beden- Wenn der Fokus auf der Interaktion von loka- ken, dass die Förderung der Aktivitäten einer len Langzeitbewohner*innen und Drittstaats- einzelnen Organisation deren Teilnahme in angehörigen liegt, ist die Ebene des Stadt- verschiedenen Netzwerken erforderlich ma- teils entscheidend. Normalerweise sind große chen kann. Es ist nicht selten, dass in einer gro- Städte in Bezirke unterteilt, von denen jeder ßen Stadt eine einzelne Organisation Teil von eine lokale Behörde hat, die institutionell für mehreren Netzwerken ist, von denen vielleicht die Verwaltung der Dienstleistungen und Ver- nicht alle Mitarbeiter*innen Kenntnis haben. eine in ihrem Umfeld verantwortlich ist. Ein weiteres relevantes Merkmal von Groß- Auch auf dieser kleineren Ebene haben die städten im Vergleich zu kleineren Städten Aktivitäten von Organisationen, die sich auf sind in der Regel ihre effizienteren Verkehrs- kulturelle, soziale und ehrenamtliche Aktivi- netze. Eine einzelne Organisation kann mit täten in einem Bezirk spezialisiert haben, ei- Menschen interagieren, die nicht unbedingt nige relevante Unterschiede im Vergleich zu aus demselben Bereich der Stadt kommen. denen, die in Kleinstädten stattfinden. Einerseits können Großstädte verschiedene Im Allgemeinen haben die Bezirke in europäi- Gebiete mit sehr unterschiedlichen Merkma- schen Großstädten eine Basis von alten, lang- len haben, einige mit einem höheren Maß an jährigen Bewohner*innen, die mit der Verän- sozioökonomischen Problemen; andererseits derung der demografischen Zusammenset- kann ihre Angebotsvielfalt potenziell von ver- zung des Bezirks interagieren, wobei Dritt- schiedenen Gebieten aus erreicht werden. staatsangehörige eine der Gruppen unter der Vielfalt der neuen Bewohner*innen des Be- In dieser Angebotsvielfalt versuchen einzel- zirks sind. Einige Gebiete von Großstädten ne Organisationen oft, ihre Identität, ihre Ziel- können sich besser an Migrant*innen gewöh- gruppen, die Bedürfnisse, die sie befriedigen nen, die aus verschiedenen Gründen wie Stu- können, und die Hauptdienstleistungen, die dium, Arbeit usw. für unterschiedlich lange Zeit sie von den anderen Organisationen unter- in der Stadt leben. In der Tat wird die Inklusion scheiden, zu definieren. und Integration von Drittstaatsangehörigen in Gleichzeitig müssen Organisationen die An- Großstädten aufgrund unterschiedlicher loka- gebote anderer Organisationen recherchie- ler Politik (auf Bezirksebene) auf verschiedene ren und kennen, um ggf. denen, die diese Weise gefördert. Dienste benötigen, entsprechenden Angebo- te machen zu können, auch wenn sie von der Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Men- eigenen Organisation nicht abgedeckt wer- schen in Großstädten leicht die Möglichkeit den können. bekommen, auch die Dienste von Organisa- Aufgrund des raschen Wandels der demo- tionen in anderen Stadtteilen in Anspruch zu grafischen Zusammensetzung der Großstädte nehmen. Das passiert vor allem dann, wenn und der sich daraus ergebenden Vielfalt an die Organisationen versuchen, lokal im Bezirk Dienstleistungsangeboten sind die Vereine zu agieren, um eine persönlichere Beziehung ständig gefordert: sowohl intern, indem sie zwischen den verschiedenen Gruppen, die in ihre Mitarbeiter*innen in Bezug auf Beratung der Gegend leben, zu fördern. und Orientierung entsprechend schulen, als Mit dieser höheren Möglichkeit der Diskonti- auch extern, indem sie solide Beziehungen nuität der Beziehung, in den großen Städten zu anderen verlässlichen Vereinen und Ak- sogar auf Bezirksebene, erwähnen die Verei- teur*innen aufbauen. ne oft das Risiko der Anonymität der Bezie- hungen mit den unbekannten Nutzer*innen In großen Städten können die Netzwerke, in eines Zentrums, da die Beziehungen sehr die eine einzelne Organisation eingebunden flüchtig und nicht kontinuierlich gestaltet ist, auch in ihrer Ausdehnung variieren. Ver- werden können. bindungen können nicht nur zu anderen Or- Um dieses Risiko zu mindern, konzentrieren ganisationen im lokalen Stadtgebiet beste- sich die Vereine in den Stadtteilen auf die hen, sondern oft auch zu Organisationen, Notwendigkeit einer tieferen Ausbildung der 21
Ehrenamtlichen in Bezug auf die Beratung mehr anstrengen als in anderen Kontexten, und das Verständnis für die Bedürfnisse der um in der Vielzahl der Vernetzungsaktivitä- Drittstaatsangehörigen. Darüber hinaus ver- ten seinen Auftrag und sein Handlungsfeld suchen die Vereine, die Teilnahme und das zu finden. Empowerment von Drittstaatsangehörigen zu erleichtern, damit sie am Gemeinschaftsleben In einer großen Stadt ist die Beteiligung der teilnehmen können. lokalen Verwaltung wahrscheinlich eine we- sentliche Voraussetzung für die effektive Auch die Strategie der Schaffung eines vielfäl- Nutzung des IM. Die lokale Ebene des Stadt- tigen und heterogenen Teams kann sehr wert- teils kann mehr Potenzial für eine erste par- voll sein, vor allem bei der Entscheidung über tizipative Bestandsaufnahme der Stärken und neue Aktivitäten, die an die Interessen der Schwächen in Bezug auf die zehn Schlüssel- Zielgruppe angepasst werden sollen. Um die faktoren des IM bieten. Der Aufbau regelmäßi- Freiwilligen einzubinden und sie zu einem Teil ger Treffen mit den lokalen Behörden auf Be- des Lebens der Organisation oder Institution zirksebene kann die Produktivität der Über- zu machen, konzentrieren sich die Vereine wachung und Evaluierung der partizipativen dann oft auf den Aufwand, regelmäßige Team- Co-Planung rund um das IM erhöhen und da- treffen zu organisieren. Anders ausgedrückt, mit die Kontinuität des Netzwerks und seiner auch auf der Ebene des Stadtteils sind die Auswirkungen steigern. Verbände ständig in Praktiken der partizipati- Ohne das starke Engagement der Akteur*in- ven Planung eingebunden. Diese Co-Planung nen auf kommunaler bzw. auf Bezirksebene wird nicht nur mit anderen Vereinen, sondern könnte die partizipative Arbeit am IM schließ- auch intern durchgeführt. So kann ein Team- lich eine verschwindende lokale Definition ha- Netzwerk aus neuen und alten Bewohner*in- ben. Die Netzwerkaktivität würde leicht als ei- nen geschaffen werden, die sich gleicherma- ne von vielen empfunden werden, in die ein ßen für die Durchführung der Aktivitäten und einzelner Verein während seiner Aktivitäten die Aufrechterhaltung einer positiven Atmo- ständig involviert ist. sphäre in der jeweiligen Organisation oder Einrichtung verantwortlich fühlen. NUTZUNG DER PARTIZIPATIVEN PLANUNG UND BEGLEITUNG FÜR DIE UMSETZUNG DES INKLUSIONS- MODELLS Wie bereits erwähnt, kann das IM in jedem lo- kalen Kontext eingesetzt werden. Dennoch zeigt die Umsetzung des IM in Großstädten, dass einige Faktoren mit besonderer Auf- merksamkeit behandelt werden müssen. Für einzelne Organisationen in Großstädten ist die Vernetzung gewissermaßen Alltagsge- schäft. Die Vernetzung mit anderen Vereinen ist entscheidend, um die eigene Identität in der großen Vielfalt der Angebote zu fördern und zu definieren. Sie hilft dabei, aus direk- ter Erfahrung den Service der anderen zu ken- nen und somit Bedürfnisse, die vom einzelnen Verein nicht vollständig beantwortet werden können, verantwortungsvoll umzuleiten. In Großstädten sind Vereine, die sich für die In- klusion einsetzen, oft auch ständig in die in- terne partizipative Planung eingebunden. Un- ter diesem Aspekt muss sich die Bildung ei- nes spezifischen Netzwerks rund um das IM 22
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