Institute for Strategy and Business Economics University of Zurich - Working Paper Series
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Institute for Strategy and Business Economics University of Zurich Working Paper Series ISSN 1660-1157 Working Paper No. 137 Besonderheiten des Sports ‐ Was rechtfertigt eine "eigene Ökonomik"? Helmut Dietl November 2010
Besonderheiten des Sports ‐ Was rechtfertigt eine "eigene Ökonomik"? Helmut M. Dietl Universität Zürich Institut für Strategie und Unternehmensökonomik (ISU) Services- und Operationsmanagement 1. Einführung: Plädoyer für eine eigene Sportökonomik Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für eine eigene Sportökonomik. Er untersucht, welche Besonderhei- ten des Sports eine eigene Ökonomik rechtfertigen.1 In Kapitel 2 wird zunächst die Frage beantwor- tet, ob sich eine eigene Sportökonomik bereits aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung des Sports rechtfertigen lässt. Kapitel 3 rechtfertigt eine eigene Sportökonomik aufgrund der ökonomischen Besonderheiten des Wertschöpfungsprozesses im Sport. Inwieweit die Besonderheiten der Wertan- eignung sowie des Wettbewerbs im Sport ein branchenspezifisches ökonomisches Instrumentarium erfordern, wird in den Kapiteln 4 bzw. 5 erörtert. Kapitel 6 beschreibt, warum die institutionellen Eigenheiten des Sports eine eigene Sportökonomik unerlässlich machen. Kapitel 7 erläutert die Be- deutung einer branchenspezifischen Ökonomik zur Beurteilung regulatorischer Eingriffe. Die wis- senschaftlichen Besonderheiten des Sports sind Inhalt von Kapitel 8. Das Plädoyer für eine eigene Sportökonomik wird in Kapitel 9 mit einem kurzen Fazit abgeschlossen. 2. Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Zahlen und Fakten Lässt sich eine eigene Ökonomik des Sports bereits aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung des Sports rechtfertigen? Wie hoch ist die Wertschöpfung im Sport? Tabelle 1 zeigt die Jahreseinnah- men der meistverdienenden Sportler der Welt. Sie wird angeführt von dem Profigolfer Tiger Woods mit einem Jahreseinkommen von $ 110 Mio. An zehnter Stelle liegt der Autorennfahrer Dale Earn- 1 Wichtige Argumente für eine eigene Sportökonomik findet man bereits bei Rottenberg (1956), Neale (1964), El Hodi- ri/Quirk (1971), Sloane (1969), (1971) und Noll (1974). Zu jüngeren Beiträgen vgl. u..a. Quirk/Fort (1992), Fort/Quirk (1995), Franck (1995), Vrooman (1995), Szymanski (2003), Dietl/Frick (2007), Késenne (2008), Büch (2010). 1
hardt jr. mit $ 34 Mio. Trotz dieser stolzen Zahlen gehören Spitzensportler nicht zu den absoluten Spitzenverdienern. Rang Sportler Einkommen 2008 (in Mio.) 1 Tiger Woods (Golf) $ 110 2 Kobe Bryant (Basketball) $ 45 2 Michael Jordan (Basketball) $ 45 2 Kimi Raikkonen (Formel 1) $ 45 5 David Beckham (Fußball) $ 42 6 LeBron James (Basketball) $ 40 6 Phil Mickelson (Golf) $ 40 8 Manny Pacquiao (Boxen) $ 40 9 Valentino Rossi (Mottorrad) $ 35 10 Dale Earnhardt jr. (NASCAR) $ 34 11 Roger Federer (Tennis) $ 33 11 Shaquille O’Neal (Basketball) $ 33 13 Oscar De La Hoya (Boxen) $ 32 13 Lewis Hamilton (Formel 1) $ 32 13 Alexander Rodriguez (Baseball) $ 32 Tabelle 1: Die bestbezahltesten Sportler der Welt (Quelle: Frobes.com) Tabelle 2 zeigt, dass Spitzenmanager weitaus höhere Jahresgehälter beziehen. Auch die Topstars des Showgeschäfts liegen vor den Spitzensportlern. Top-Models hingegen müssen sich mit ver- gleichsweise niedrigeren Einnahmen begnügen als die Spitzensportler. Beruf Person Einkommen 2008 (in Mio.) CEO Lawrence J. Ellison $ 557 CEO Ryan R. Irani $ 223 CEO John B. Hess $ 155 … Show Oprah Winfrey $ 275 2
Film George Lucas $ 170 Film Steven Spielberg $ 150 Musik Madonna $ 110 Film Jerry Bruckheimer $ 100 Musik Celine Dion $ 100 Musik Beyoncé Knowles $ 87 … Top Model Gisele Bündchen $ 35 Top Model Heidi Klum $ 14 Top Model Kate Moss $ 7.5 Tabelle 2: Einkommensvergleiche (Quelle: Frobes.com) Letztendlich lassen sich aus diesen individuellen Einkommen aber keine Rückschlüsse auf die Wertschöpfung im Sport ziehen. Sind die Umsatzzahlen aussagekräftiger? Tabelle 3 gibt einen Überblick über die umsatzstärksten Klubs der Welt. An erster Stelle liegt Real Madrid mit einem Jahresumsatz von € 401 Mio. Rang Klub Umsatz 2008/09 (in Mio.) 1 Real Madrid € 401 2 FC Barcelona € 365 3 New York Yankees ($ 441) € 331 4 Manchester United € 327 5 Bayern Munich € 290 6 Arsenal London € 263 7 Washington Redskins ($ 345) € 259 8 Chelsea FC € 242 9 New England Patriots ($ 302) € 227 10 FC Liverpool € 217 11 Dallas Cowboys ($ 280) € 210 12 Juventus Turin € 203 13 Inter Mailand € 197 13 AC Mailand € 197 3
... NBA top: L.A. Lakers ($ 209) € 157 ... NHL top: Toronto Maple Leafs ($ 168) € 126 Tabelle 3: Die umsatzstärksten Sportklubs der Welt (Umrechnungskurs vom 22.04.2010) (Quelle: Deloitte (2010), Forbes.com) Wie Tabelle 4 zeigt, erzielen die größten Unternehmen der Welt Jahresumsätze, die mehr als tau- sendmal so groß sind. Rang (weltweit) Unternehmen Umsatz 2008 (in Mio.) 1 Royal Dutch Shell $ 458 361 2 ExxonMobil $ 442 851 3 Wal-Mart $ 405 607 … 14 VW € 113 808 … Daimler € 95 873 23 … 26 E.ON € 86 753 Rang (Deutschland) 50 Maxingvest (Tchibo) € 9 600 … 100 Dachser € 3 500 … 500 Hapag Lloyd Flugges. € 1 100 Tabelle 4: Umsätze ausgewählter Unternehmen (Quelle: Forbes.com, Süddeutsche Zeitung, Weltonline) Tabelle 5 verdeutlicht, dass selbst mit Olympischen Spielen oder Fußball Welt- und Europameister- schaften nur ein Bruchteil der Umsätze dieser Großunternehmen erzielt wird. 4
Olympische Spiele (Zeitraum 2005-2008) Fernsehrechte $ 2570 TOP Programme $ 866 Domestic Sponsorship $ 1555 Ticketing $ 274 Licensing $ 185 Gesamt $ 5450 FIFA Weltmeisterschaft 2006 Gesamt CHF 2858 UEFA Euro 2008 Gesamt € 1'351 Tabelle 5: Umsätze von Sportgrossveranstaltungen (in Mio.) (Quellen: IOC (2010), FIFA (2006), UEFA (2007/08)) Laut Tabelle 6 reichen auch die Jahresumsätze der größten Sportligen der Welt nicht annähernd an die Größenordnung internationaler Großunternehmen heran. Liga Umsatz 2009 (in Mrd.) Major League Baseball (MLB) $ 6.2 National Football League (NFL) $ 6.0 National Basketball Assoziation (NBA) $ 3.2 National Hockey League (NHL) $ 2.4 Premier League (£ 1.93) € 2.44 Bundesliga € 1.72 Tabelle 6: Umsatz von Top-Ligen (Quelle: Plunkett Research (2009), DFL (2010)) Allein aufgrund der erzielten Umsätze im Profisport lässt sich also keine eigene Sportökonomik rechtfertigen. Die Umsatzzahlen des Profisports stehen aber in einem deutlichen Missverhältnis zur erzielten Aufmerksamkeit. Offenbar kann sich der Profisport nur einen Bruchteil der erzielten 5
Wertschöpfung aneignen. Die Ursachen hierfür liegen in den Besonderheiten des Wertschöpfungs- prozesses und den sich hieraus ergebenden Möglichkeiten der Wertaneignung. 3. Besonderheiten des Wertschöpfungsprozesses Im Gegensatz zu den meisten anderen Wirtschaftsbranchen, in denen der Wertschöpfungsprozess in der Regel mit Hilfe der Porterschen Wertschöpfungskette abgebildet wird,2 lässt sich der Wert- schöpfungsprozess im professionellen (Team-)Sport wie in Abbildung 1 dargestellt, besser als Kreislauf beschreiben. Dieser Wertschöpfungskreislauf beginnt damit, dass Sportklubs in ihre Teams investieren. Hierdurch entsteht allerdings noch kein marktfähiges Produkt. Jedes Team braucht mindestens einen Gegner. Eine noch größere Wertschöpfung wird erzielt, wenn sich mehre- re Teams zu einer Liga zusammenschließen und ein Meisterschaftsrennen austragen. Dieses Mei- sterschaftsrennen zieht Fans an. Die Fans ziehen ihrerseits wiederum die Medien an. Fans und Me- dien locken Sponsoren an. Alle drei, Fans, Medien und Sponsoren, ermöglichen Einnahmen, die von den Klubs wiederum dazu benutzt werden, die Attraktivität ihrer Teams zu erhöhen. Auf diese Weise kann ein Wertschöpfungskreislauf in Gang gesetzt werden, der im Idealfall nach dem Schneeballsystem funktioniert. 2 Vgl. Porter (1985). 6
Fans, Medien Klubs und Sponsoren inves+ere bringen n in Einnahmen Teams Fans und Medien Teams ziehen bilden Sponsoren an Liga Fans ziehen Liga organisiert Medien We6bewerbe an We6bewerbe ziehen Fans an Abbildung 1: Wertschöpfungskreislauf im (Team-)Sport Die genaue Funktionsweise dieses Wertschöpfungskreislaufs lässt sich besser verstehen, wenn man den Sport als eine Plattform begreift, über die mehrere Marktseiten miteinander interagieren.3 Wie Abbildung 2 zeigt, ist die Interaktion zwischen diesen verschiedenen Marktseiten, zu denen bei- spielsweise neben den Fans, Medien und Sponsoren auch Wettanbieter und Politiker gehören, durch verschiedenartige Netzwerkeffekte geprägt.4 Unter einem Netzwerkeffekt versteht man dabei die Tatsache, dass der durchschnittliche Nutzen eines Netzwerkteilnehmers mit der Anzahl der Netz- werkteilnehmer variiert. Steigt dieser Durchschnittsnutzen mit zunehmender Anzahl an Netzwerk- teilnehmern, liegen positive, sinkt er mit zunehmender Anzahl, liegen hingegen negative Netzwerk- 3 Vgl. hierzu auch Dietl/Duschl (2010) 4 Vgl. hierzu und zum Folgenden z.B. auch Dietl (2010). 7
effekte vor. Darüber hinaus kann man selbstseitige (Same-Side-) und wechselseitige (Cross-Side-) Netzwerkeffekte unterscheiden. Bei selbstseitigen Netzwerkeffekten wird der Durchschnittsnutzen aller Netzwerkteilnehmer von der Anzahl der Netzwerkteilnehmer auf derselben Marktseite beein- flusst. Positive Same-Side-Netzwerkeffekte liegen beispielsweise auf Seiten der Stadionbesucher vor. Eine Sportveranstaltung, die vor leeren Rängen stattfindet, ist weniger attraktiv, als eine, bei der eine große Zuschauermenge mit fiebert. Negative Same-Side-Effekte wirken hingegen zumin- dest teilweise auf der Sponsorenseite. Für einen Automobilhersteller ist es attraktiver als Exklusiv- sponsor anstatt als Mitglied eines größeren Sponsorenpools aufzutreten. Cross-Side-Effekte wirken beispielsweise zwischen Fans und Medien, Medien und Sponsoren sowie Fans und Sponsoren. Cross-‐ Side Ef-‐ fekt Same-‐Side Sport-‐ Same-‐Side Effekt Markt-‐ Plattform Markt-‐ Effekt seite A seite B Cross-‐ Side Ef-‐ fekt Abbildung 2: Arten von Netzwerkeffekten Eine eigene Sportökonomik rechtefertigt sich jedoch nicht allein aufgrund der Netzwerkeffekte ei- ner Sportplattform. Entscheidend ist, dass die Wertschöpfung von Faktoren determiniert wird, die man in dieser Kombination in keiner anderen Branche vorfindet. Zunächst einmal hängt die Wert- schöpfung von der Qualität der Sportveranstaltung ab. Diese sportliche Qualität hängt im Wesentli- chen von drei Faktoren ab: der absoluten Leistung, der sportlichen Ausgeglichenheit sowie der sportlichen Integrität und Fairness. Dabei spielt die absolute Leistung wie z.B. die Anzahl der ge- 8
schossenen Tore oder die Durchschnittsgeschwindigkeit häufig eine untergeordnete Rolle. Weitaus wichtiger ist in der Regel die sportliche Ausgeglichenheit. Ein Fußballspiel, das 3:2 endet ist viel at- traktiver als ein 6:0. Die großen Anstrengungen bei der Doping- und Manipulationsbekämpfung machen deutlich, dass die sportliche Qualität neben der absoluten Leistung und der sportlichen Ausgeglichenheit auch durch die sportliche Integrität und Fairness maßgeblich beeinflusst wird. Aber selbst wenn eine Sportveranstaltung eine hohe absolute Leistung, sportliche Ausgeglichenheit, Fairness und Integrität aufweist, ist dies keine Garantie für eine große Wertschöpfung. Beispiels- weise gibt es Badminton-, Ring- oder Ruderwettkämpfe, bei denen sowohl die absolute Leistung als auch die sportliche Ausgeglichenheit, Fairness und Integrität deutlich höher sind als bei einem Fuß- ballbundesligaspiel. Dennoch ist die Wertschöpfung im Fußball wesentlich grösser als im Badmin- ton, Ringen oder Rudern. Dies hängt damit zusammen, dass Sportzuschauer die volle Qualität einer Sportveranstaltung erst dann wahrnehmen können, wenn sie ausreichend Konsumkapital aufgebaut haben.5 Wenn ein Zuschauer die Abseitsregel versteht, selbst Fußball gespielt hat und die Rivalität der beteiligten Klubs kennt, wird er einen viel größeren persönlichen Nutzen aus dem „Konsum“ eines Spiels ziehen können als ein Zuschauer, der dieses Konsumkapital noch nicht aufgebaut hat, d.h. also die Regeln nicht versteht, die Leistung nicht nachvollziehen kann und die historischen Hintergründe nicht kennt. Da der Aufbau eines derartigen Konsumkapitals Kosten verursacht, ins- besondere Zeit und Mühe beansprucht, kann er nicht für alle Sportarten gleichermaßen erfolgen. Hier kommen nun wiederum die Netzwerkeffekte ins Spiel. Ein Teil des „Sportkonsums „ besteht nämlich in der Kommunikation bzw. Interaktion mit anderen über den Sport. Man möchte sich über ein vermeintliches Foulspiel, das Abseitstor oder die Mannschaftstaktik mit anderen unterhalten. Dies kann man am besten, wenn man sein Konsumkapital in der gleichen Sportart aufgebaut hat wie die meisten Freunde und Bekannten. Wenn mehr Fans fußball- anstatt baseballspezifisches Kon- sumkapital aufgebaut haben, ist es für neue Fans attraktiver sich ebenfalls dem Fußball und nicht dem Baseball zuzuwenden. 5 Vgl. zur Theorie des Konsumkapitals Stigler/Becker (1977) 9
4. Besonderheiten der Wertaneignung Auch die Besonderheiten im Rahmen der Wertaneignung im Profisport rechtfertigen eine eigene Sportökonomik. Es gibt keine andere Branche in der das Wertgrenzprodukt, d.h. der Anteil Einzel- ner an der Wertschöpfung, schwieriger zu ermitteln ist als im Sport. In den meisten Sportbereichen ist es sogar gänzlich unmöglich, individuelle Wertschöpfungsbeiträge zu ermitteln.6 Wie bereits in Abbildung 1 dargestellt, erfolgt der Wertschöpfungskreislauf im Sport auf mehreren Stufen. Ausgangspunkt ist dabei zunächst die „Produktion“ einer sportlichen Leistung durch Trai- ning. Bereits auf dieser „Produktionsstufe“ sind die Wertgrenzprodukte aller Beteiligten (Sportler, Trainer, Physiotherapeut, Psychologe, etc.) nicht messbar. Die individuellen Leistungen können quasi als „Input“ nachgelagerter Produktionsstufen verstanden werden. Im Teamsport beispielswei- se stellen diese Individualleistungen den Input dar, aus dem die Teamleistung „produziert“ wird. Diese Teamleistung geht dann wiederum ihrerseits als Input in weitere Produktionsstufen ein. Bei- spielsweise wird in den meisten Mannschaftssportarten eine „Meisterschaft“ organisiert, indem je- weils zwei Mannschaften gegeneinander ein Spiel austragen, das dann seinerseits mit zahlreichen anderen Spielen als Input zu einem übergeordneten Meisterschaftsrennen veredelt wird. In diesem mehrstufigen Veredelungs- bzw. Produktionsprozess ist das Wertgrenzprodukt einzelner Sportler, Teams oder Spiele nicht ermittelbar. Die erzielte Wertschöpfung ist das Gesamtresultat aller Inputs. Häufig ist man geneigt, das Wertgrenzprodukt anhand des sportlichen Erfolgs zu messen. Dies ist ökonomisch gesehen aber falsch. Der Beitrag des Siegers an der Wertschöpfung ist nicht grösser als der des Verlierers. Wirtschaftlich gesehen braucht der Sieger den Verlierer. Alleine kann er kein marktfähiges Produkt herstellen. Bei Meisterschaften oder Turnieren kann man auch nicht das Wertgrenzprodukt eines einzelnen Wettkampfs oder Spiels ermitteln. Beispielsweise lockt bei Ten- nisturnieren in der Regel das Finalspiel mit Abstand die meisten Zuschauer an. Daraus lässt sich aber kein Wertgrenzprodukt ableiten. Das Finalspiel ist untrennbar mit den Halb-, Viertel-, Achtel- finalspielen usw. verbunden. Wenn in der Champions League Real Madrid gegen Manchester Uni- 6 Vgl. zur Problematik der Wertgrenzproduktmessung bei Teamproduktion Alchian/Demsetz (1972). 10
ted spielt, dann ist die Wertschöpfung untrennbar damit verbunden, dass andere Spiele stattfinden bzw. stattgefunden haben, die dem Spiel Madrid gegen Manchester erst seine Bedeutung geben. Da es unmöglich ist, das Wertgrenzprodukt einzelner Sportler, Teams oder Spiele zu ermitteln, er- folgt die Verteilung der Einnahmen meist nach sportlichen Kriterien. So erhält beispielsweise in der Fußballbundesliga der Erstplatzierte einen höheren Anteil an den Fernseheinnahmen als der Zweit- platzierte usw. Aus ökonomischer Sicht ist die Orientierung am sportlichen Erfolg problematisch und kann aufgrund der Besonderheiten des wirtschaftlichen Wettbewerbs im Sport zu ökonomi- schen Fehlanreizen führen. 5. Besonderheiten des Wettbewerbs „A rising tide lifts all boats“. Damit wollte der frühere US-Präsident John F. Kennedy zum Aus- druck bringen, dass Wirtschaftswachstum und Wohlstandsmehrung letztendlich allen zugutekommt. In nahezu jeder Branche führt Umsatzwachstum zu Gewinnwachstum. Die einzige Ausnahme ist offenbar der Sport. Beispielsweise beobachten wir seit vielen Jahren im europäischen Profifußball eine regelrechte Umsatzexplosion. Gleichzeitig steigen aber nicht die Gewinne, sondern die Schul- denberge immer weiter an. Zahlreiche Klubs befinden sich am Rande der Insolvenz. Selbst die sportlich erfolgreichsten Klubs bleiben von diesem Phänomen nicht verschont. Beispielsweise er- wirtschaftete der Traditionsklub Manchester United in der Saison 2007/08 einen Verlust von £ 55 Millionen, obwohl der Klub englischer Meister wurde und die Champions League gewann.7 Diese chronischen Finanzprobleme haben ihre Ursache in den Besonderheiten des wirtschaftlichen Wettbewerbs im Sport. Dieser unterscheidet sich vom sportlichen Wettbewerb. Sportlich gesehen sind Bayern München und der Hamburger SV Konkurrenten. Wirtschaftlich gesehen sind sie jedoch Komplementoren. Bayern München kann alleine kein marktfähiges Produkt herstellen, sondern braucht einen Gegner wie den Hamburger SV, um ein Spiel auszutragen. Dabei wird das Spiel um- so attraktiver, je gleichwertiger die beiden Mannschaften sind. Die New York Yankees, das bekann- teste und erfolgreichste Baseballteam der Welt, hatte deshalb das berühmte Stoßgebet geprägt: „Lord, make us strong, but not too strong!“ Man wollte sportlich so stark sein, dass man den Titel 7 Vgl. Guardian vom 3. Juni 2009 11
gewinnt, aber nicht zu stark, damit die Meisterschaftsspiele interessant bleiben. Während in allen anderen Branchen ein Unternehmen in der Regel von schwächeren Wettbewerbern profitiert, ist dies im Sport gerade umgekehrt: Je schwächer der Gegner, desto geringer ist die erzeugte Wert- schöpfung. Dieser Zusammenhang wird lediglich dadurch verschleiert, dass die Wertschöpfung häufig nach sportlichem Erfolg auf die Konkurrenten verteilt wird, weil sich die jeweiligen Wert- grenzprodukte nicht ermitteln lassen und damit nicht als Maßstab für die Verteilung der Wertschöp- fung herangezogen werden können. Damit bildet aber der sportliche Wettbewerb die Grundlage des wirtschaftlichen Wettbewerbs. Der sportliche Wettbewerb ist ein so genannter Rangwettbewerb. Der Beste wird Erster, der Zweit- beste Zweiter, usw. Da die Anzahl der Ränge ist fix ist, entsteht ein Nullsummenspiel. Kein Kon- kurrent kann seinen Rang verbessern, ohne den Rang eines anderen zu verschlechtern. Sobald der wirtschaftliche Erfolg an den sportlichen Erfolg gekoppelt ist, wird auch der wirtschaftliche Wett- bewerb zu einem Rangwettbewerb. Bei diesem Rangwettbewerb besteht die Gefahr, dass er in einen ruinösen Rüstungswettlauf mündet. Jeder Konkurrent erhöht seine Anstrengungen und Investitio- nen, um seinen Rang zu verbessern.8 Da dies aber alle tun, verbessert sich am Ende gar niemand. Lediglich die Anstrengungen bzw. Investitionen haben sich erhöht. Um diesen Rüstungswettlauf, seine Determinanten und Begrenzungsmöglichkeiten verstehen zu können, braucht es eine eigene Sportökonomik. Ceteris paribus nimmt die Intensität des Rüstungswettlaufs zu, wenn die Korrelati- on zwischen Anstrengung bzw. Investition und sportlichem Erfolg ansteigt, neue Konkurrenten leichter in den Wettbewerb einsteigen können und die Erlösunterschiede zwischen den Rängen zu- nehmen.9 8 Vgl. hierzu auch Whitney (1993). 9 Vgl. hierzu ausführlicher Dietl/Franck/Lang (2002). 12
6. Institutionelle Besonderheiten Aufgrund der Besonderheiten der Wertschöpfung, der Wertaneignung und des Wettbewerbs bildete sich im Sport eine Reihe von Institutionen heraus, die man in anderen Branchen in dieser Form nicht findet. Hierzu gehören vor allem Transferrestriktionen, Salary Caps bzw. Luxussteuern, Re- venue-Sharing und Draft-Systeme. Diese institutionellen Regelungen dienen vor allem dazu, den ruinösen Rüstungswettlauf zu bremsen und die sportliche Ausgeglichenheit zu erhöhen. Transferre- striktionen verhindern zwar nicht, dass die reichsten Klubs die besten Spieler verpflichten.10 Sie erhöhen aber die Verhandlungsmacht des abgebenden Klubs und stellen damit sicher, dass er für den erlittenen Talentverlust entschädigt wird und Anreize hat, in die Talentausbildung zu investie- ren.11 Salary Caps begrenzen die Gehaltssumme, die ein Klub für Spieler ausgeben darf. Sie wer- den üblicherweise in Tarifverhandlungen zwischen Vertretern der Klubeigentümer einerseits und der Spielergewerkschaft andererseits festgelegt. In der Regel werden Salary Caps als kollektive Grenze auf Teamebene festgelegt. Neben der Obergrenze (Cap) existiert in den meisten Fällen auch eine Untergrenze (Floor), die angibt, wie viel der Klub mindestens an Spielergehältern bezahlen muss. In der US-amerikanischen Footballliga NFL betrug die Obergrenze je Klub in der Saison 2009 US$ 128 Millionen während die Untergrenze bei 87,6% der Obergrenze lag. Salary Caps er- höhen die finanzielle Stabilität von Profiklubs und verbessern die sportliche Ausgeglichenheit einer Liga.12 Die nordamerikanische Baseballliga MLB vertraut anstatt auf Salary Caps auf eine sogenannte Lu- xussteuer. Vereinfacht gesagt werden Luxussteuern immer dann erhoben, wenn ein Klub bei seinen Gehaltszahlungen den Salary Cap übersteigt. Der Klub muss dann einen gewissen Prozentsatz des Betrages, um den seine Gehaltszahlungen den Cap übersteigen, als „Steuer“ an die Liga abführen. Die „Steuereinnahmen“ werden anschließend auf alle Klubs verteilt. Durch eine solche Luxussteuer 10 Vgl. hierzu die grundlegenden Überlegungen von Rottenberg (1956), dessen Invarianz-Hypothese als Vorläufer des berühmten Coase-Theorems gilt. Vgl. hierzu Fort (2005). 11 Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 7. 12 Vgl. hierzu ausführlicher Késenne (2000), Dietl/Lang/Rathke (2009) und (2010) 13
erhöht sich nicht nur die sportliche Ausgeglichenheit. Es können sich auch die Gewinne der Klubs und letztendlich die gesamte Wohlfahrt erhöhen.13 Während Salary Caps und Luxussteuern an den Symptome des ökonomischen Wettbewerbs im Sport ansetzen, versuchen Revenue-Sharing- Maßnahmen die Ursachen zu bekämpfen. Dem liegt folgende Idee zugrunde: Wenn die Erträge unabhängig vom sportlichen Erfolg anfallen, wird der Rüstungswettlauf zwischen den Klubs entschärft.14 Bestes Beispiel hierfür ist die NFL. Dort wer- den die meisten Erträge relativ gleichmäßig auf alle Klubs verteilt. So geht beispielsweise sogar ein Großteil der Ticketerlöse zunächst in den Ligatopf und wird anschließend auf alle Klubs verteilt. Als Folge dieser Revenue-Sharing-Maßnahmen ist das Umsatzgefälle innerhalb der Lige relativ ge- ring. In der Saison 2008/09 führten die Washington Redskins die Umsatzrangliste mit $ 345 Millio- nen. An letzter Stelle lagen die Minnesota Vikings mit $ 208 Millionen. Damit verdiente der Erste ungefähr das 1,7-fache des Letzten. In der Fußball- Bundesliga liegt dieselbe Relation hingegen bei über 10:1. Beim Draft-System werden die Zugriffsrechte auf die besten Nachwuchsspieler in Abhängigkeit der erlittenen Niederlagen verteilt. Der Klub mit den meisten Niederlagen erhält das erste Zugriffsrecht, der Klub mit den zweitmeisten Niederlagen das zweite Zugriffsrecht, etc. Da einige Klubs gegen Ende der Saison ihre Spiele absichtlich verloren haben, um die besten Nachwuchsspieler zu ver- pflichten, hat die nordamerikanische Basketballliga NBA ein Losverfahren eingeführt. Auch bei diesem Losverfahren haben die Klubs mit den meisten Niederlagen die höchste Wahrscheinlichkeit, die besten Draft-Rechte zu gewinnen. Diese institutionellen Arrangements, die man in dieser Form in keiner anderen Branche findet, rechtfertigen ebenfalls eine branchenspezifische Ökonomik. Würde man diese Institutionen allein mit den Instrumenten einer allgemeinen branchenübergreifenden Ökonomik analysieren, bestünde die große Gefahr, dass wesentliche Zusammenhänge gar nicht, falsch oder nur unzureichend erfasst werden. 13 Vgl. hierzu Rosen/Sanderson (2001) und Dietl/Lang/Werner (2010). 14 Allerdings sind die Wirkungen des Revenue-Sharing, insbesondere des Gate-Revenue-Sharing nicht immer eindeu- tig. Vgl. z.B. Szymanski/Késenne (2004), Dietl/Lang (2008), Feess/Stähler (2009) und Dietl/Lang/Grossmann (2010). 14
7. Regulatorische Besonderheiten Im Sport gibt es mehr Monopole als in jeder anderen Branche. Beispielsweise besitzt die DFL ein Monopol auf die deutsche Fußballmeisterschaft, das IOK besitzt das Olympiamonopol. Dies gilt analog für andere Sportarten. Es macht ja auch keinen Sinn, mehrere Konkurrenzmeisterschaften parallel auszutragen. Per Definition kann es jeweils nur einen deutschen Meister, eine Weltmeiste- rin und einen Olympiasieger geben. In der allgemeinen Ökonomik gelten Kartelle und Monopole als ineffizient. Sie bergen die Gefahr in sich, dass Produkte und Dienstleistungen in zu geringer Menge zu einem zu hohen Preis angebo- ten werden. Aus diesem Grund unterliegen Kartelle und Monopole auch strengen Regulierungsvor- schriften. Es würde jedoch zu regulatorischen Fehleingriffen führen, wenn man bei der Regulierung von `Kartellen und Monopolen im Sport die branchenspezifischen Besonderheiten ignoriert. Bei- spielsweise wäre es problematisch, im Fußball einzelne Klubs als Unternehmen und ihren Zusam- menschluss zu einer Liga als Kartell zu interpretieren. Aufgrund des sportspezifischen Wertschöp- fungsprozesses sind einzelne Klubs gar nicht in der Lage, marktfähige Güter zu produzieren. Der Zusammenschluss zu einer Liga ist deshalb aus Effizienzgründen notwendig und darf nicht aus- schließlich unter Marktmachtgesichtspunkten reguliert werden. Auch bei anderen sportspezifischen Regelungen wie etwa Gehaltsobergrenzen (Salary Caps), Aus- länderregeln, Transferrestriktionen und Revenue-Sharing-Arrangements bedarf es einer eigenen Sportökonomik, um zwischen Effizienzgründen und der Marktmachtargumenten differenzieren zu können. Am deutlichsten wird dies beim so genannten Bosman-Urteil. Mit dem Bosman-Urteil hat der europäische Gerichtshof das bis dahin praktizierte Transfersystem im europäischen Profiteam- sport für rechtswidrig erklärt. Vor dem Bosman-Urteil durfte ein Spieler nur dann für einen anderen Klub spielen, wenn sein bisheriger Klub ihm hierfür die Freigabe erteilte. Diese Regelung hatte mehrere Effizienzvorteile. Sie ermöglichte es den Klubs, Transferentschädigungen für leistungs- starke Spieler zu fordern. Diese Transferzahlungen schafften Anreize, in die Spielerausbildung zu investieren, und verringerten die sportliche Unausgeglichenheit zwischen umsatzstarken und um- 15
satzschwachen Klubs.15 Zudem ermöglichte es das alte Transfersystem den Klubs, ihre Spieler ge- gen Einkommensunsicherheiten zu versichern, indem sie ihren Spielern ein weitgehendes leistung- sunabhängiges Festgehalt bezahlten. Die Klubs mussten im alten System keine Angst haben, dass sie auf den „schlechten“ Risiken, d.h. den Spielern, deren Leistungen sich unerwartet verschlechter- ten, sitzen bleiben, während ihnen die „guten“ Risiken, d.h. diejenigen Speiler, deren Leistungen sich unerwartet verbesserten, davonlaufen. Durch die ursprünglichen Transferrestriktionen wurden die Klubs durch Transferzahlungen dafür entschädigt, wenn ihnen ein „gutes“ Risiko davonlief.16 Bei dem Bosman-Urteil wurde zudem übersehen, dass durch das Urteil zwar der Arbeitsmarkt für Spieler geöffnet wurde. Auf diesem offenen Arbeitsmarkt müssen alle Klubs den gleichen Preis für eine Talenteinheit bezahlen. Zugleich blieben im professionellen Teamsport aber, anders als in an- deren Branchen, die Produktmärkte abgeschottet. Dies hatte zur Folge, dass ehemalige Traditions- klubs aus kleineren europäischen Ligen gegenüber ihren Konkurrenten aus den größeren Ligen chancenlos wurden. Klubs wie Ajax Amsterdam, Rapid Wien oder Steau Bukarest konkurrieren auf dem offenen europäischen Spielermarkt mit Real Madrid, Chelsea London, AC Mailand und Bay- ern München um talentierte Spieler. Gleichzeitig haben sie aber keinen Zugang zu den attraktiven englischen, spanischen, deutschen und italienischen Absatzmärkten. Man hätte also die Arbeits- märkte nicht öffnen dürfen, ohne auch die entsprechenden Absatzmärkte zu öffnen. Letztendlich zeigt das Bosman-Urteil, dass man den Sport nicht effizient regulieren kann, ohne seine branchen- spezifischen ökonomischen Besonderheiten zu berücksichtigen. Dies gilt beispielsweise auch für die Frage der Zentralvermarktung von Medienrechten, die immer wieder unter Kartellgesichtspunkten in Frage gestellt wird.17 Wenn man sich den Produktionspro- zess im professionellen Teamsport genauer ansieht, wird aber deutlich, dass die relevanten Produk- tionseinheiten nicht die einzelnen Klubs sein können. Ein einzelner Klub kann kein marktfähiges Produkt herstellen. Die relevante Produktionseinheit ist die Liga, die ein Meisterschaftsrennen pro- 15 Vgl. hierzu ausführlicher Schellhaaß/May (2002) und (2003) sowie zu weiteren ökonomischen Auswirkungen des Bosman-Urteils Feess/Mühlheusser (2002) und (2003). 16 Vgl. hierzu ausführlicher Dietl/Franck/Lang (2008). 17 Vgl. z.B. Parlasca (1993), Quitzau (2003). 16
duziert. Aus dieser Sicht ist die Liga kein Kartell, sondern ein Unternehmen.18 Die Zentralvermark- tung von Medienrechten ist nicht zuletzt auch deshalb notwendig, damit die sportliche Ausgegli- chenheit innerhalb einer Liga durch geeignete Umverteilungs- bzw. Revenue-Sharing-Maßnahmen optimiert werden kann. 8. Wissenschaftliche Besonderheiten Auch aus wissenschaftlicher Sicht weist der Sport eine Reihe von Besonderheiten auf. Man kann der Sport als großes Forschungslabor bezeichnen.19 Es gibt eine Vielfalt relativ detaillierter Per- formance- und Kennzahlen über einen vergleichsweise langen Zeitraum hinweg. Ein Großteil der Daten ist objektiver Natur (z.B. Anzahl geschossener Tore, Zuschauerzahlen, Gehälter, Transfer- zahlungen, etc.) und weitestgehend öffentlich verfügbar. Aufgrund der Datenvielfalt und des Da- tenumfangs wird der Sport auch häufig zur Überprüfung allgemeinerer ökonomischer Theorien he- rangezogen.20 Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten. Die branchenspezifischen Besonderheiten lassen eine Verallgemeinerung der Erkenntnisse wenn überhaupt, dann oft nur mit Erheblichen Ein- schränkungen zu. 9. Fazit Die vorangegangenen Ausführungen machten deutlich, dass der Sport eine Vielzahl branchenspezi- fischer Besonderheiten aufweist. Diese Besonderheiten machen eine „eigene Ökonomik“ notwen- dig. Die Sportökonomik ist jedoch nicht als eigenständige Disziplin neben der allgemeinen Ökono- mik zu verstehen, sondern vielmehr als Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften. Als solche baut sie auf dem grundlegenden wirtschaftswissenschaftlichen Fundament auf. Beispielsweise basieren auch in der Sportökonomik viele zentrale Überlegungen auf dem Kosten-Nutzen-Kalkül, dem me- thodologischen Individualismus und dem Marginalprinzip. Diese Prinzipien müssen aber auf die spezifischen Besonderheiten des Sports angewandt werden. Es ist falsch, Ergebnisse, die man mit diesen Prinzipien in anderen Branchen gewonnen hat, unreflektiert auf die Sportbranche zu übertra- 18 Vgl. z.B. Schnellhaass (1998). 19 Vgl. Kahn (2000). 20 Vgl. z.B. Walker/Wooders (2001), Chiappori/Levitt/Groseclose (2002) und Palacios-Huerta (2003). 17
gen. Insofern ist Sportökonomik eine wirtschaftswissenschaftliche Disziplin, die ökonomische Me- thoden wie beispielsweise die Spieltheorie unter Berücksichtigung der sportspezifischen Besonder- heiten auf relevante Fragestellungen aus dem Sport anwendet und hieraus branchenspezifische Er- kenntnisse gewinnt. Somit wäre es also auch falsch, die Erkenntnisse der sportökonomischen For- schung unreflektiert auf andere Branchen zu verallgemeinern, ohne zu hinterfragen, ob diese Er- kenntnisse nur unter den sportspezifischen ökonomischen Rahmenbedingungen gelten. Literatur: Alchian, A.A./Demsetz, H. (1972): Production , Information Costs, and Economic Organization, in: American Economic Review, Vol. 62(5), 1977, 777-795. Büch, M.-P. (2010): Sportökonomik: Grundlage für Sportmanagement, Schorndorf (Hofmann). Chiappori, P.A./Levitt, S./Groseclose, T. (2002): Testing Mixed-Strategy Equilibria when Players are Heterogeneous: The Case of Penalty Kicks in Soccer, in: American Economic Review, Vol. 92, 1138-1151. Deloitte (2010): Annual Review of Football Finance, 2010. DFL (2010): Bericht des Liagverbandes, Zur Generalversammlung 2010. Dietl, H. (2010): Erfolgsstrategien im Plattformwettbewerb, in: Dietl, H./Franck, E./Neuburger, R. (Hrsg.): Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, Sonderheft 62/10, Information, Organisation, Innovation: Theoretische und empirische Forschung, 2010, 63- 83. Dietl, H./Duschl, T. (2010): Sport und Sportgroßveranstaltungen in Europa – Zwischen Zentralstaat und Regionen, in: Straubhaar, T. (Hrsg.): Edition HWWI, Bd. 4, Hamburg University Press, 2010. Dietl, H./Franck, E./Lang, M. (2002): Overinvestment in Team Sports: A Contest Theory Model, in: Scottish Journal of Political Economy, Vol. 55, 2008, 353-368. Dietl, H./Franck, E./Lang, M. (2008): Why Football Players may Benefit from the Shadow of the Transfer System, in: European Journal of Law and Economics, Vol. 26 (2008), 129-151. Dietl, H./Frick, B. (2007): Introduction to Symposium on Sports Economics, in : Eastern Economic Journal, Vol. 33(3), 2007, 376-377. Dietl, H./Lang, M. (2008): The Effect of Gate Revenue Sharing on Social Welfare, in: Contempo- rary Economic Policy, Vol. 26 (2008), 448–459. Dietl, H./Lang, M./Grossmann, M. (2010): Revenue Sharing and Competitive Balance in a Dynam- ic Contest Model, in: Review of Industrial Organization, Vol. 36, No. 1, 2010, 17-36. Dietl, H./Lang, M./Rathke, A. (2009): The Effect of Salary Caps in Professional Team Sports on Social Welfare, in: The B.E. Journal of Economic Analysis & Policy, Vol. 9, Iss. 1 (Topics), 2009, Article 17. Dietl, H./Lang, M./Rathke, A. (2010): The Combined Effect of Salary Restrictions and Revenue Sharing in Sports Leagues, in: Economic Inquiry (im Druck). Dietl, H./Lang, M./Werner, S. (2010): The Effect of Luxury Taxes on Competitive Balance, Club Profits, and Social Welfare in Sports Leagues, in: International Journal of Sport Finance, Vol. 5, Iss. 1, 2010, 41-51. 18
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