INTEGRIERTE KOMMUNALE SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG - FÜR DEN BEZIRK CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF VON BERLIN - Berlin.de

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INTEGRIERTE KOMMUNALE
SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG
FÜR DEN BEZIRK CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF VON BERLIN

- KURZFASSUNG -
INTEGRIERTE KOMMUNALE SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG - FÜR DEN BEZIRK CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF VON BERLIN - Berlin.de
2020
INTEGRIERTE KOMMUNALE SPORTENTWICKLUNGSPLANUNG - FÜR DEN BEZIRK CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF VON BERLIN - Berlin.de
Integrierte kommunale Sportentwicklungsplanung
für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
- Kurzfassung -

eine Studie in Auftrag gegeben vom Land Berlin
vertreten durch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin

Wissenschaftliche Leitung
Prof. Dr. Michael Barsuhn, Prof. Dr. Jürgen Rode, Dipl.-Ing. Wolf Ahner

Projektleitung
M.Sc. Katharina Auerswald

                                                                                               3
Redaktionsleitung
Prof. Dr. Michael Barsuhn

Projektteam und Autorengruppe
Dipl.-Ing. Wolf Ahner, M.Sc. Katharina Auerswald, Prof. Dr. Michael Barsuhn, Prof. Dr. Sil-
ke Becker, M.Sc. Adrian Bursch, M.Sc. Kim Gödeke, M.A. Stefanie Krauß, B.A. Johannes
Lau, M.Sc. Moritz Linow, Dipl. Sportwiss. Nadine Maurer, M.Sc. Konstantin Heinrich Pape,
M.Sc. Christoph Rinne, Prof. Dr. Jürgen Rode, M.Sc. Philipp Schüller, Prof. Dr. Ditmar Wick

                                                                                              IMPRESSUM
Prozessbegleitende bezirkliche Steuerungsgruppe
(AG Sportentwicklungsplanung)
Katharina Auerswald, Michael Barsuhn, Renate Bartsch, Claudia Diederichs, Steffi Ebe-
rhardt, Jürgen Friedrich, Hartmut Garbisch, Andreas Hillmer, Matthias Hort, Andy Jauch,
Rainer Latour, Doris Leymann, Ulrike Lucas, Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar, Susanne
Morgenstern-Dosdall, Susanne Paul-Beckmann, Klaus Raupach, Siegfried Rudolph, Wolf-
gang Scharping, Stephan Schikorra, Walter Schläger, Heike Schmitt-Schmelz, Ralf Schön-
feld, Oliver Schruoffeneger, Gerhard-Peter Schulz, Heiko Seiser, Jutta Sperling, Christian
Tebling, Manfred Thuns, Michael Waibel, Matthes Westphal, Nicoletta Wischnewski

Gesamtstädtische Steuerungsrunde
Wolf Ahner, Katharina Auerswald, Michael Barsuhn, Mathias Braesel, Kerstin Gae-
bel, Ilka Grafschmidt, Torsten Henning, Bernd Holm, David Kozlowski, Fran-
ziska Maschler, Klaus Raupach, Erik Schlaaff, Ulrich Schmidt, Eckehard Scholz,
Ralf Schönfeld, Anja Seegert, Steffen Senkbeil, Heinz Tibbe, Heike Zuzel

Herausgegeben vom Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung an der
Fachhochschule für Sport und Management Potsdam, vertreten durch die Part-
nerschaftsgesellschaft Prof. Dr. Rode/Prof. Dr. Barsuhn/Dipl.-Ing. Ahner

Berlin, September 2021.
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2020
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INHALTS-
VERZEICHNIS
01. AUSGANGSSITUATION/ANLASS
         Im 21. Jahrhundert stehen Städte und Gemeinden vor der Herausforderung, sich zu ansprechen-
         den Lebens- und Bewegungsräumen zu entwickeln, um ihre Bewohner_Innen im kommunalen
         Standortwettbewerb mit attraktiven Sportstätten zu binden und einen Beitrag zur kommunalen
         Gesundheitsförderung zu leisten. In der Folge hat sich der Beratungsbedarf innerhalb von Verwal-
         tungen, Politik und Sportverbänden deutlich erhöht. Auf dieser Grundlage hat der Bezirk Charlot-
         tenburg-Wilmersdorf mit Unterstützung des Senats einen „Integrierten kommunalen Sportent-
         wicklungsplan“ (ISEP) in Auftrag gegeben.

                                                                                                            5
02. ZENTRALE ERGEBNISSE DER BESTANDSAUFNAHMEN UND BEDARFSANALYSEN
         Eine Integrierte kommunale Sportentwicklungsplanung hat das Ziel, möglichst viele kommunale
         Stakeholder mit ihren Bedarfen einzubeziehen. Für den ISEP im Bezirk Charlottenburg-Wilmers-
         dorf wurden alle Sportvereine, Schulen und Kindertagesstätten in die Analysen einbezogen. Zur
         Bedarfsanalyse der Bevölkerung konnte auf die 2017 durch die Berliner Senatsverwaltung für
         Inneres und Sport durchgeführte Gesamtberliner Sportverhaltensstudie zurückgegriffen werden.
         Die Ergebnisse wurden in Bezug zu bundesweit durch das INSPO erhobenen Daten gesetzt.

03. ZENTRALE ERGEBNISSE DER BESTANDS-BEDARFS-BILANZIERUNG
         Auf Grundlage einer systematischen quantitativen und qualitativen Erfassung aller Sporthallen
         und Sportplätze (Sportstättenkataster) wird neben zukünftig zu tätigenden Investitionsmaßnah-
         men eine Bestands-Bedarfs-Bilanzierung erstellt. In diesem Kontext sind sowohl die Sportflächen-
         bedarfe des Vereinssports im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und des privat organisierten
         vereinsungebundenen Sports als auch die Bedarfe des Schulsports zur Durchführung eines lehr-
         plangerechten Sportunterrichts berücksichtigt.

04. KOOPERATIVE PLANUNG UND MODELLRPOJEKTE
         Im Rahmen der Integrierten kommunalen Sportentwicklungsplanung wurden Konzeptideen für
         eine standortbezogene und bedarfsgerechte bezirkliche Sportentwicklung in Form von Modell-
         projekten entwickelt. Die Analysen der Einzelstandorte bieten konkrete Anknüpfungspunkte für
         die Umsetzung der Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen. Bei den Analysen wurden sowohl
         bestehende Sportanlagenstandorte im Hinblick auf ihr Entwicklungspotenzial, aktuelle Schul-
         standortplanungen als auch Orte für Sport und Bewegung im öffentlichen Raum einbezogen.
         Begleitet wurde dieser akteursorientierte kooperative Planungsprozess durch eine fachressort-
         übergreifende Steuerungsgruppe (AG Sportentwicklungsplanung), Gespräche mit Schlüsselakteu-
         ren sowie die Beteiligung der Öffentlichkeit.

05. ZENTRALE HANDLUNGS- UND MASSNAHMENEMPFEHLUNGEN
         Ausgehend von den durchgeführten empirischen Erhebungen und den hieraus abgeleiteten Her-
         ausforderungen und Handlungsbedarfen werden sieben Handlungsfelder (Sportinfrastruktur;
         Sportgelegenheiten; Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport; Sportförderung und Sportverwal-
         tung; Bildung und Soziales; Kommunikation, Kooperation und Netzwerke; Modellprojekte) defi-
         niert und mit Maßnahmen untersetzt. Dies bildet die Grundlage für eine ressortübergreifende
         Umsetzung der geplanten Empfehlungen im Sinne einer zukunftsorientierten sowie bedarfsge-
         rechten Sportentwicklung für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.
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2020

                                                 Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen
                                                 Wandel. Dies betrifft auch den Sport, der aufgrund
                                                 seiner Schnittmenge mit anderen gesellschaftlichen
                                                 Themenfeldern wie Demografie, Gesundheit und
                                                 Stadtentwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnt.
01.                                              Sport und Bewegung respektive Bewegungsmangel
                                                 sind viel diskutierte Themen unserer Zeit. Diese Ent-
AUSGANGSSITUATION/                               wicklung steht in engem Zusammenhang mit der
ANLASS                                           Ausdifferenzierung des Sports im Zuge des späten
                                                 20. Jahrhunderts, die wiederum eine Folge gesamtge-
                                                 sellschaftlicher Pluralisierungs- und Individualisie-
                                                 rungsprozesse war. Dokumentiert wird dieser Wandel
                                                 des Sports durch mehrere hundert durchgeführte
                                                 kommunale Sportverhaltensstudien binnen der ver-
                                                 gangenen Jahre.

                                                 Vielfältige neue Sport- und Bewegungsformen, neue
                                                 Sporträume, diverse Organisations- und Anbieter-
                                                 strukturen sowie veränderte Motive für sportliche
                                                 Aktivitäten kennzeichnen diesen Wandel. Ein gesund-
                                                 heitsorientierter Lebensstil und das Streben nach
                                                 Fitness bilden heute wichtige Zielvorstellungen in der
                                                 Lebensgestaltung für einen Großteil der Bürger_Innen.
                                                 Sportliche Aktivitäten beschränken sich dabei nicht
                                                 länger auf einzelne Altersgruppen, sondern erstrecken

                       STEP        A                                         STEP        B
            Um die Sportsituation im Bezirk                      Zudem wurden umfassende Be-
            Charlottenburg-Wilmersdorf de-                       darfsanalysen vorgenommen. Die
            tailliert zu erfassen, wurden in                     Datenerhebung fokussierte sich
            einem ersten Schritt umfassende                      auf den vereinsorganisierten
            Bestandsaufnahmen durchgeführt.                      Sport (Sportvereinsbefragung und
            Neben soziodemografischen Para-                      Analyse von Mitgliederstatistiken)
            metern zur Bevölkerungsentwick-                      sowie Befragungen von Kinderta-
            lung und weiteren sportbezogenen                     gesstätten und Schulen. Das
            Daten z. B. zur Vereinsentwicklung                   Sport- und Bewegungsverhalten
            erfolgte eine systematische Be-                      der Bevölkerung wurde über die
            standsaufnahme der Sportanlagen                      2017 durch den Senat durchge-
            in einem Sportstättenkataster                        führte Gesamtberliner Sportver-
            durch zertifizierte Sportanlagen-                    haltensstudie in die Analyse
            prüfer_Innen des INSPO.                              einbezogen.
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sich über die gesamte Lebensspanne. Rein quantitativ     Die durch den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und
kann von einer hohen Sportnachfrage ausgegangen          den Senat beauftragten Leistungen zur Erstellung der
werden. Die in bundesweiten Vergleichsstudien ermit-     Integrierten kommunalen Sportentwicklungsplanung
telten Aktivitätsquoten pendeln zwischen 60 und          sehen im Kern folgende Inhalte vor:
90 %, ohne dass signifikante Unterschiede zwischen
den alten und neuen Bundesländern festzustellen sind       •   Bestandsanalysen soziodemografischer
(vgl. u. a. Barsuhn & Rode, 2017, 2018, 2019; Eckl &           und sportbezogener Grunddaten.

                                                                                                                7
Schabert, 2019).                                           •   Befragungen wichtiger institutionel-
                                                               ler Sportanbieter zu Aspekten von
Auch auf infrastruktureller Ebene spiegelt sich der            Sport und Bewegung (u. a. Sportver-
Wandel des Sports: Zwar spielen nach wie vor normier-          eine, Schulen, Kindertagesstätten).
te Sportanlagen, insbesondere für sportliche Wett-
                                                           •   Die quantitative und qualitative Erfassung
kämpfe und den Schulsport, eine zentrale Rolle für die
                                                               aller Sportanlagen in einem Sportstättenka-
Planungen von Kommunen. Der größte Teil der Sport-
                                                               taster inklusive der Ausweisung zukünftiger
und Bewegungsaktivitäten findet jedoch inzwischen in
                                                               Sanierungs- und Modernisierungskosten.
informellen Sport- und Bewegungsräumen bzw. auf so
genannten Sportgelegenheiten – d. h. nicht aus-            •   Die Bestands-Bedarfs-Bilanzierung der Sport-
schließlich für den Sport gebauten Anlagen (Parks,             hallen und Sportplätze nach Orientierungs-
Straßen, öffentliche Plätze etc.) – statt.                     werten und Leitfaden des Bundesinstituts
                                                               für Sportwissenschaft (BISp-Leitfaden).
Für eine integrierte Stadt- und Sportentwicklungspla-      •   Die Entwicklung von standortbezogenen und
nung ergeben sich hieraus neue Herausforderungen,              bedarfsgerechten Modellprojekten im Rah-
aber zugleich auch Chancen, zukünftig sozialraum-              men eines kooperativen Planungsprozesses.
und quartiersbezogen innovative Konzepte zu entwi-
ckeln, um eine nachfragegerechte Sportstätteninfra-
struktur zu schaffen.

                 STEP       C                                       STEP       D
    Die fachliche qualitative und quan-                  Begleitet und gesteuert wurde
    titative Bestandsaufnahme der                        der gesamte Planungsprozess
    Sportanlagen, das ermittelte                         durch eine heterogen und inter-
    Sportverhalten der Bevölkerung                       sektoral zusammengesetzte
    sowie die Angebote und Bedarfe                       Steuerungsgruppe (AG Sportent-
    des Vereinssports im Abgleich mit                    wicklungsplanung), mit der ge-
    der Schulsportstättensituation                       meinsam standortbezogene
    bildeten die Grundlage für die                       Modellprojekte sowie Hand-
    anschließende Bestands-Bedarfs-                      lungs- und Maßnahmenempfeh-
    Bilanzierung, die differenzierte                     lungen für den zukünftigen Pla-
    Aussagen zu infrastrukturellen                       nungshorizont von ca. 10 Jahren
    Über- und Unterausstattungen                         erarbeitet wurden.
    ermöglicht.
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2020

                          SPORT- UND BEWEGUNGSSTUDIE
                          BERLIN 2017 IM VERGLEICH ZU
                          BUNDESWEIT DURCH DAS INSPO
                          ERHOBENEN DATEN ZUM SPORT-
02.                       UND BEWEGUNGSVERHALTEN
ZENTRALE ERGEBNISSE DER   STUDIENKAPITEL 2.1
BESTANDSAUFNAHMEN UND
BEDARFSANALYSEN
                          Aus der Sportstudie Berlin 2017 der Senatsverwaltung
                          für Inneres und Sport und den als Vergleichsfolie
                          eingesetzten bundesweit durch das INSPO erhobenen
                          repräsentativen Studien zum Sport- und
                          Bewegungsverhalten der Bevölkerung lassen sich
                          folgende zentrale Ergebnisse festhalten:

                          Sport- und Bewegungsaktivität
                            •   Die Aktivitätsquote liegt in Berlin bei 83 %
                                (45 % bewegungsaktiv, 38 % sportaktiv).
                                Berlin nimmt damit im Vergleich zu an-
                                deren Städten eine Spitzenposition ein
                                (INSPO-Bundesschnitt 81 %). 17 % der
                                Berliner_Innen bezeichnen sich als inak-
                                tiv (vgl. Sportstudie Berlin, 2017, S. 12).
                            •   Geschlechtsspezifische Unterschiede zei-
                                gen sich bzgl. der Aktivitätsquote kaum,
                                insgesamt nimmt die Aktivitätsquote
                                jedoch mit zunehmendem Alter ab.
                          Sportformen und Sportthemenfelder
                            •   In Berlin werden vielfältigste Sport- und
                                Bewegungsformen ausgeübt: Im Rahmen
                                der Sportstudie 2017 wurden 180 unter-
                                schiedliche Formen benannt. Diese um-
                                fassen nach dem weitem Sportbegriff
                                neben klassischen Sportarten (Fußball,
                                Volleyball, Basketball) auch Bewegungs-
                                formen wie Wandern und Spazierengehen.
                            •   Die TOP 5 Sport- und Bewegungsformen
                                sind in Berlin gemäß Sportstudie 2017
                                Radfahren, Laufen/Joggen, Fitness/Kraft-
                                sport, Schwimmen und Wandern (vgl.
                                Sportstudie Berlin, 2017, S. 13). Diese Prä-
                                ferenzen spiegeln sich auch auf Bundes-
                                ebene wider. Im Ausprägungsgrad haben
                                Radfahren, Spazierengehen und Fitness-
                                sport bundesweit eine höhere Bedeutung.
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Zeitaufwand für den Sport:                              Organisation des Sporttreibens
Belastungsumfang und -intensität
                                                          •   Sport und Bewegung werden bundesweit sowie
  •   Von den 83 % der sport- und bewegungs-                  in Berlin überwiegend entweder privat/individu-
      aktiven Berliner_Innen betreibt ein Großteil            ell, über Sportvereine oder über kommerzielle
      (42 %) drei Aktivitäten. Der durchschnittliche          Sport- und Bewegungsanbieter organisiert.
      wöchentliche Zeitaufwand beträgt dabei 4,2          •   In Berlin finden 74 % der Sport- und Bewe-
      Stunden (vgl. Sportstudie Berlin, 2017, S. 20).

                                                                                                                    9
                                                              gungsaktivitäten vereinsungebunden privat
  •   Im Rahmen der sozialen Erwünschtheit                    organisiert statt (INSPO-Bundesschnitt 66 %).
      ist aber davon auszugehen, dass sich Be-                Über kommerzielle Sportanbieter werden 11 %
      fragte als aktiver bezeichnen, als sie es               (INSPO-Bundesschnitt 16 %), über Sportvereine
      tatsächlich sind. Das INSPO stellt daher                9 % (INSPO-Bundesschnitt 15 %) organisiert (6 %
      Kontrollfragen nach zeitlichen Umfängen                 über sonstige Anbieter wie Krankenkassen, Be-
      und Belastungsintensitäten. Hieraus ergibt              triebe etc.; vgl. Sportstudie Berlin, 2017, S. 30).
      sich, dass bundesweit zwar 81 % der Be-
                                                        Sportmotive und Konflikte durch Sport
      völkerung sport- bzw. bewegungsaktiv sind,
      jedoch bezogen auf die Gesamtbevölkerung            •   Die Gründe für Sport- und Bewegungsaktivitä-
      nur 49 % die von der WHO empfohlenen                    ten sind über alle Zielgruppen hinweg sowohl
      Zeit- und Belastungsumfänge (150 Minuten                in Berlin als auch auf Bundesebene in erster
      pro Woche leicht schwitzend), durch die                 Linie auf die positiven Motive (Wohlbefinden,
      gesundheitsrelevante Effekte erzielt werden             Gesundheit, Spaß und Fitness) zurückzufüh-
      können, erreichen. Sportvereinsmitglie-                 ren (vgl. Sportstudie Berlin, 2017, S. 37).
      der erreichen diese gesundheitsrelevanten           •   72 % der Berliner_Innen fühlen sich „nie“
      Zeit- und Belastungsumfänge wesentlich                  durch das Sporttreiben anderer Personen
      häufiger als Nichtvereinsmitglieder, was die            belästigt, nur 3 % „häufig bzw. sehr häu-
      Bedeutung des Vereinssports für die kommu-              fig“ (vgl. Sportstudie Berlin, 2017, S. 37).
      nale Gesundheitsförderung unterstreicht.
                                                        Berliner Sportverhalten im Vergleich (2006-2017)
Sportorte
                                                          •   Die Aktivitätsquote stieg im Vergleich zur letz-
  •   Über die Hälfte der Sport- und Bewegungs-               ten Berliner Sportverhaltensstudie im Jahr
      aktivitäten finden sowohl in Berlin (53 %)              2006 (vgl. Wopp, 2006) um 11 % auf 83 % an.
      als auch im Bundesgebiet (53 % INSPO-
                                                          •   Im Wesentlichen sind 2006 und 2017 die gleichen
      Bundesschnitt) auf Frei- und Verkehrs-
                                                              Sportformen in den TOP 10 vertreten. Auffällig
      flächen (Straßen/Radwege, Parkwege,
                                                              ist dabei ein relativ großer Bedeutungszuwachs
      Grünanlagen, offene Gewässer) statt.
                                                              des Themenfeldes „Gesundheit/Fitness“.
  •   Etwa ein Viertel der Sportaktivitäten
                                                          •   Bei der Wahl der Sportorte gibt es eine leich-
      wird auf öffentlichen bzw. öffentlich
                                                              te Steigerung von „Natur“ und „Straße“
      geförderten Sportstätten, wie Sport-
                                                              und ansonsten relativ wenig Änderung.
      hallen und Sportplätzen, betrieben
      (vgl. Sportstudie Berlin, 2017, S. 24).             •   Der Anteil privat organisierter vereins-
                                                              ungebundener Aktivitäten hat von 2006
                                                              auf 2017 um rund 11 % zugenommen.
                                                          •   Das meistgenannte Motiv des Sporttreibens ist
                                                              sowohl 2006 als auch 2017 „Gesundheit/Fitness“.
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2020

                        SPORTVEREINS-
                                                             Angebotsstrukturen
                        BEFRAGUNG
                                                             Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wird die Ange-
                        STUDIENKAPITEL 2.2                   botsstruktur der Sportarten/Sportformen vom Berg-
                                                             steigen (durch den Sitz der Sektion Berlin des Deut-
                                                             schen Alpenvereins sowie des Alpinclub Berlin im
Mitgliederentwicklung                                        Bezirk; 24.692 Mitglieder) sowie dem Turn- und Frei-
                                                             zeitsport (16.763 Mitglieder) dominiert. Weiterhin sind
Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf kann für den            die Sportarten Fußball, Tennis, Leichtathletik, Hockey,
Untersuchungszeitraum 2010 bis 2020 ein überdurch-           Schwimmen, Eissport und Handball mit einer Mitglie-
schnittlicher Zuwachs der Vereinsmitglieder von 45 %         derzahl von z. T. deutlich über 1.000 Fachverbandsmit-
verzeichnet werden (2010: 66.865; 2020: 97.191). Der         gliedern im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sehr
Gesamt-Berliner Zuwachs liegt bei 32 %. Das prozen-          beliebt. Mit 46 verschiedenen Sportarten weisen die
tuale Wachstum der Mitgliederzahlen ist dabei bei            Vereine im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine
beiden Geschlechtern nahezu identisch (weiblich              breite Angebotspalette auf.
+43 %, männlich +47 %).
                                                             Bei der Analyse der Fachverbandszahlen im Untersu-
Das Mitgliederwachstum erstreckt sich über alle Al-          chungszeitaum (2010 und 2020) zeigen sich sportarten-
tersklassen, ist dabei jedoch unterschiedlich stark          spezifisch sehr unterschiedliche Entwicklungen. Einige
ausgeprägt: So sind beispielsweise im Alter der Kinder       Sportarten (z. B. Bahnengolf, Kegeln und Bowling,
und Jugendlichen von 7 bis 14 Jahren sowie bei den           Luftsport, Kanu) verloren deutlich an Mitgliedern,
Erwachsenen ab 27 Jahren stärkere Zuwächse erkenn-           während andere (z. B. Moderner Fünfkampf, Judo, Ski,
bar, während im Alter zwischen 15 und 26 Jahren nur          Bergsteigen) zum Teil deutliche prozentuale Anstiege
ein leichter prozentualer Anstieg zu verzeichnen ist.        verzeichnen können.
Analog zur Gesamtbevölkerung lässt sich auch in der          Mehr als die Hälfte der Vereine (54 %) sind Einsparten-
geschlechtsspezifischen Analyse eine ähnliche prozen-        sportvereine, fünf Vereine führen mehr als zehn Abtei-
tuale Veränderung der Mitgliederzahlen über die ver-         lungen. Gerade Mehrspartenvereine bzw. Mittel- und
schiedenen Altersklassen hinweg feststellen. Bei den         Großvereine haben häufig mit ihren vielfältigen, ziel-
Jungen und Männern zeigen die 27-60-Jährigen einen           gruppenspezifischen Angeboten, die oft auch für
im Vergleich zu den Mädchen und Frauen erhöhten              Nichtvereinsmitglieder als Kursangebote zur Verfü-
prozentualen Zuwachs. Hevorzuheben ist jedoch auch           gung gestellt werden, besonders gute Voraussetzun-
das erfreuliche Mitgliederwachstum bei den Mädchen           gen, um einen „Sport für Alle“ (vgl. Landessportbund
und Frauen vor allem im Kindesalter ab 7 Jahren bis          Berlin e. V., 2020a) anbieten zu können. So ist bspw.
zum Übergang in das Erwachsenenalter zwischen 19             auch das Eröffnen neuer Abteilungen, um auf Nachfra-
und 26 Jahren.                                               geentwicklungen zu reagieren, für Einspartenvereine
Trotz steigender Mitgliederzahlen sind Frauen und            bzw. Vereine mit geringeren Mitgliederzahlen ein eher
Mädchen in den Sportvereinen im Bezirk Charlotten-           ungewöhnlicher Schritt.
burg-Wilmersdorf unterrepräsentiert: 39 % der Ver-           Erfreulicherweise haben in den letzten fünf Jahren
einsmitglieder sind weiblich, 61 % männlich (Vergleich       dennoch 37 % der Sportvereine im Bezirk neue Sport-/
Gesamt-Berlin: 36 % weiblich, 64 % männlich).                Kursangebote in ihr Profil aufgenommen. Die Angebo-
                                                             te sind dabei vor allem im Bereich des Gesundheits-
                                                             und Individualsports angesiedelt (z. B. Rückenfitness,
          „Die Zusammenarbeit im Bereich Schule/Verein
         muss verstärkt werden. Hierfür sind aber qualifi-   Yoga, Karate, Bouldern u. v. m.).
       zierte Übungsleiter_Innen nötig, welche auch schon
       vormittags verfügbar sind. Dieses ist aber eben das
        große Problem. Daher muss die Vergütung - ggfs.
         als hauptamtliche Übungsleiter_In - deutlich ver-
             bessert und finanziell unterstützt werden.“
                         Zitat aus der
                       Vereinsbefragung
„[Es gibt] insbesondere zu wenig Sport-
Zielgruppen(-fokus)                                                   hallen und Gymnastikräume für Gesund-
                                                                       heitssport [und] Kleinkinderangebote."
Die Sportvereine im Bezirk Charlottenburg-Wilmers-                        Zitat aus der Vereinsbefragung
dorf sprechen mit ihren Angeboten ein erfreulich brei-

                                                                                                                      11
tes Zielgruppenspektrum an. Auffällig ist allerdings die
aktuell äußerst geringe Bedeutung von Menschen mit
Behinderung, Kindern im Babyalter sowie die optimie-
rungsfähige Hinwendung zu den Vorschulkindern. Es
                                                           Sportanlagen
ist darauf hinzuweisen, dass insbesondere die letztge-
nannten Zielgruppen die Zukunftsfähigkeit der Vereine      Etwa drei Viertel der erfolgreich befragten Vereine
prägen. Konfrontiert mit der Frage wie sie sich in Zu-     (77 %) legt Wert darauf, dass Sportanlagen den Wett-
kunft aufstellen werden, erklärt ein wachsender Anteil     kampfmaßen entsprechen. Zugleich stimmt ebenfalls
der Vereine, dass sie sich verstärkt der Zielgruppe        ein Großteil der Vereine (69 %) zu, dass vor dem Hinter-
Menschen mit Behinderung zuwenden möchten, was             grund des demografischen Wandels zukünftig auch
zu unterstützen ist. Vertiefende Aussagen zum Thema        kleine und komfortabel eingerichtete Hallen für Ältere
„Inklusion von Menschen mit Behinderung im Sport“          an Bedeutung gewinnen werden. Etwa die Hälfte der
können der Gesamtstudie entnommen werden.                  Charlottenburg-Wilmersdorfer Sportvereine (47 %)
                                                           spricht sich für die Öffnung der Turn- und Sporthallen
Im Kontext der Zunahme zivilisatorischer Gesundheits-
                                                           an den Wochenenden für den Freizeitsport aus.
beeinträchtigungen steigt die Bedeutung von reha-
sport- und allgemein gesundheitsorientierten Angebo-       Im Bereich der ungedeckten Anlagen werden in Zu-
ten. Auch dies wird von den Sportvereinen im Bezirk        kunft aus Vereinsperspektive vor allem die Bedarfe an
Charlottenburg-Wilmersdorf erkannt durch eine ent-         Freibädern, wettkampftauglichen normierten Groß-
sprechende verstärkte Zielgruppenfokussierung. Ein         spielfeldern mit Kunstrasenbelag, Trendsportanlagen
limitierender Faktor sind mangelnde                        sowie multifunktionalen (nicht regelkonformen) Au-
Sportstättenkapazitäten.                                   ßensportanlagen für den Freizeitsport steigen. Mögli-
                                                           che Umsetzungsszenarien für eine integrative Bedarfs-
                                                           abdeckung von Vereinssport und Individualsport
             „Zuteilung [von Anlagenzeiten] erfolgt
           nur, wenn es Leistungssport ist oder wenn       werden beispielhaft in den Modellprojekten der vorlie-
            es gemeldete Teams beim Verband sind.          genden Sportentwicklungsplanung standortbezogen
            Für andere Sporttreibende werden keine         vorgestellt.
             Hallenzeiten bewilligt. Somit kann der
            Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport       Grundsätzlich wird der Bedarf an gedeckten Anlagen
            kaum durchgeführt werden. Darum wird
            hier der Mitgliederverlust immer höher.“       aus Sicht der Sportvereine stark ansteigen. Ein beson-
                                                           deres Augenmerk wird dabei auf Zwei- und Dreifach-
                        Zitat aus der
                      Vereinsbefragung                     hallen, Hallenbäder, regelkonforme Turn- und Sport-
                                                           hallen sowie Kraft- und Fitnessräume gelegt.
            „Mehrmals in der Woche müssen sich             In den freien Antwortfeldern zeigt sich auch, dass
            mehrere Teams eine Halle teilen, da wir
             nicht genug Hallenzeiten bekommen.            insbesondere Lagerkapazitäten benötigt werden
             Insbesondere in der Winterzeit [...}.“        sowie sportartenspezifische Hallen sehr gefragt sind
                        Zitat aus der                      (Basketball, Fechten, Badminton), damit wettkampfge-
                      Vereinsbefragung                     rechte Voraussetzungen eingehalten werden können.
2020

                                   SCHULBEFRAGUNG
                                   STUDIENKAPITEL 2.3

Berlin hat mit dem Curriculum für die „Gute gesunde       insbesondere die Sportplatzkapazitäten kritisch be-
Schule“ Standards und überprüfbare Entwicklungszie-       wertet. Verbesserungspotentiale ergeben sich zudem
le für die Gesundheitsförderung und Prävention fest-      bei der Ausstattung mit alters- und rückengerechtem
gelegt. Die Schulen, insbesondere Schulen mit Ganz-       Schulmobiliar sowie Räumen für Ruhe und Entspan-
tagsangeboten, müssen den Schulalltag so planen und       nung. Im Strukturkomplex „Lehren und Lernen“ sollte
gestalten, dass der Unterricht und die Zeiten außer-      der Fokus zukünftig insbesondere auf eine fächerüber-
halb des Unterricht Bewegungsmöglichkeiten und            greifende Bewegungsförderung, das „dynamische
Entspannungsphasen bieten. Hiermit soll dem Bewe-         Sitzen“ sowie den Sportförderunterricht gelegt wer-
gungsmangel in der Gesellschaft über das Setting          den. Im Strukturkomplex „Schulmanagement und
Schule aktiv entgegengewirkt werden.                      Kooperationen“ lässt sich v. a. die Verfügbarkeit von
                                                          Steuerungsteams für Sport und Bewegung bei den
Sportunterricht und außerunterrichtliches                 Grundschulen positiv hervorzuheben. Die z. T. vorhan-
Sport- und Bewegungsangebot                               denen Steuerungsteams sollten sich um eine fächer-
Der Sportunterricht wird in allen beteiligten Schulen     übergreifende Konzeption der Bewegungsförderung
im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf lehrplangerecht      bemühen, die v. a. bei den weiterführenden Schulen
angeboten. 15 der an der Befragung beteiligten Schu-      nur sehr rudimentär vorhanden ist. Die „Professionali-
len (65 %) bieten auch außerhalb des Sportunterrichts     tät der Lehrkräfte“ ist besonders bei den weiterführen-
Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung an. Mehr als     den Schulen positiv hervorzuheben, bei den Grund-
die Hälfte der Schulen kooperiert bereits mit Sportver-   schulen ergibt sich hier Entwicklungspotenzial.
einen. Ein Großteil der Einrichtungen hat außerdem        In einer zusammenfassenden Stärken-Schwächen-
Ideen für weitere Angebote über Kooperationen (z. B.      Analyse der Strukturmerkmale wird ersichtlich, dass
Bewegungsförderung und Psychomotorik, AGs mit             bewegungsfreundliche Schulstrukturen bei den
Sportvereinen und dem Landessportbund). Gleichzei-        Grundschulen deutlich besser ausgeprägt sind als bei
tig werden aber auch die mangelnden Sporthallenka-        den weiterführenden Schulen. Bemerkenswert ist,
pazitäten als Hinderungsgrund für den weiteren Aus-       dass die Schwächen (insbesondere bei den weiter-
bau von Sportangeboten thematisiert.                      führenden Schulen) überwiegend bei jenen Merkma-
                                                          len auftreten, die für die „Gute gesunde Schule“ zu-
 Entwicklungspotenziale                                   treffend sind.
„Bewegungsfreundlicher Schulstrukturen“                   Die Kernprobleme für beide Schultypen sind vornehm-
                                                          lich die Etablierung einer fächerübergreifenden Bewe-
Im Rahmen der Befragung der Charlottenburg-Wil-
                                                          gungsförderung (konzeptionell) in Kooperation mit
mersdorfer Schulen wurden fünf Strukturkomplexe
                                                          Expert_Innen aus dem Bereich der Bewegungsförde-
unterschieden:
                                                          rung sowie in fehlendem ergonomischen Schulmobi-
   •   Schulsport und Bewegungskonzept                    liar und Ruheräumen.
   •   Infrastrukturelle Rahmenbedingungen                Diesbezüglich ist die Politik bzw. Verwaltung gefragt,
                                                          da neben schulorganisatorischen Fragen insbesondere
   •   Lehren und Lernen
                                                          infrastrukturelle Herausforderungen im Hinblick auf
   •   Schulmanagement und Kooperationen
                                                          Raumgestaltung und Ausstattung zu bewältigen sind.
   •   Professionalität der Lehrkräfte                    Grundsätzlich treffen diese Aussagen auch auf bun-
                                                          desweite Erhebungen zu, wenngleich im Bezirk Char-
 Im Strukturkomplex „Schulsport und Bewegungskon-
                                                          lottenburg-Wilmersdorf ein deutlicheres Entwicklungs-
 zept“ sind schulartübergreifend die Durchführung von
                                                          potenzial im Sinne der professionellen pädagogischen
 Sport- und Bewegungsfesten sowie die Nutzung au-
                                                          Etablierung eines fachübergreifenden Konzeptes der
 ßerschulischer Lernorte für den Sport positiv hervor-
                                                          Bewegungsförderung besteht.
 zuheben. Potenziale ergeben sich zukünftig im Ausbau
 von fächerübergreifenden Inhalts- und Methodenkon-       Die detaillierte Analyse der genannten Strukturkom-
 zepten der Bewegungsförderung sowie der Organisa-        plexe sowie Einzelanalysen zu den jeweiligen Schulen
 tion von Sport- und Bewegungsangeboten im Rahmen         können der Gesamtstudie entnommen werden.
 von Schularbeitsgemeinschaften. Bei den
„infrastrukturellen Rahmenbedingungen“ werden
v

                                            KINDERTAGESSTÄTTEN-
                                            BEFRAGUNG
                                            STUDIENKAPITEL 2.4

Räumliche und materielle Voraussetzung                     Selbsteinschätzung der pädagogischen Arbeit
für die Bewegungsförderung                                 im Schwerpunkt Bewegungsförderung

                                                                                                                    13
Neben den in der Kita zur Verfügung stehenden Innen-       Aus der Selbsteinschätzung der Leiter_Innen der Kin-
und Außenflächen nutzt die Mehrheit der Kitas im           dertagesstätten bezogen auf den Teilbereich der Be-
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zusätzlich regel-        wegungsförderung geht hervor, dass sich die Kinder in
mäßig externe Bewegungsräume wie Parks/Naturer-            nahezu allen Einrichtungen des Bezirks Charlotten-
fahrungsräume, Spielplätze, Sporthallen von Schulen        burg-Wilmersdorf (88 % kumulierte Werte aus trifft
und Vereinen, kommunale Freiflächen, Sportplätze           voll zu/trifft zu) ausreichend und vielfältig bewegen
und Schwimmhallen, um ihre Bewegungsmöglichkei-            können. In 68 % der erfolgreich befragten Kitas ist
ten zu erweitern. 73 % der an der Befragung teilge-        Bewegung als ein Schwerpunkt im Konzept der Ein-
nommenen Kitas geben außerdem an, über einen               richtung verankert. Angeleitete Bewegungsangebote
separaten, gut ausgestatteten Bewegungsraum zu             sind bei 67 % der Kitas ein fester Bestandteil des Wo-
verfügen.                                                  chenplans. Acht Kitas (Zauberflöten-Kita, Kita Zauber-
                                                           worte, Kinderland, Kinderladen Schlumpfenburg,
Angebots- und Leistungsspektrum der Kitas zur              Came-Bridge, Kita Kükenbande, Kinderladen Donner-
Bewegungsförderung                                         bagger, Droysen-Mäuse) verstehen sich explizit als
Die Kitas im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bieten      „Bewegungskita“.
ein breites Spektrum an Bewegungsaktivitäten an:           Es existieren aber auch Entwicklungspotenziale: Hier-
                                                           zu zählen vor allem ausbaufähige Bewegungsflächen
   •   Kurze angeleitete Bewegungsaktivi-                  und -räume sowohl im Innen- als auch Außenbereich.
       täten (86 %) und kleine Bewegungs-                  So begründen 48 % der Einrichtungen das geringere
       spiele in der Gruppe (73 %) finden in               Bewegungsangebot mit dem Mangel an Bewegungsflä-
       einem Großteil der befragten Kitas mehr-            chen im Gebäude bzw. 29 % im Außenbereich. Auch
       mals wöchentlich oder täglich statt.                der Personalmangel (48 %) spielt im Hinblick auf das
   •   In allen befragten Einrichtungen haben Kinder       Bewegungsangebot eine große Rolle.
       mehrmals wöchentlich bis täglich die Mög-           Im Vordergrund stehen zudem Fortbildungsangebote
       lichkeit, auf dem Spielplatz frei zu spielen.       und gesundheitsförderliche Angebote für die Erzieher_
   •   Spaziergänge bzw. Wanderungen werden                Innen selbst im Sinne eines ganzheitlichen (betriebli-
       regelmäßig durchgeführt (einmal in der Wo-          chen) Gesundheitsmanagements vor dem Hintergrund
       che und häufiger in 77 % der Einrichtungen).        der gesundheitlichen Belastungen, als auch Beratun-
                                                           gen hinsichtlich der Bewegungsförderung für Kinder
   •   Die psychomotorische Förderung entwick-
                                                           mit spezifischen Förderbedarfen.
       lungsverzögerter Kinder wird noch nicht
       in allen Kitas regelmäßig durchgeführt:             Kooperationsbeziehungen und Vernetzungen
       knapp ein Viertel der Einrichtungen bie-            im Bereich Bewegung und Sport
       ten dieses Angebot nie bzw. selten an!
                                                           Für zielgerichtete und qualitätsgesicherte Sport- und
                                                           Bewegungsangebote ist die sozialräumliche Vernet-
                                                           zung der Bildungseinrichtungen, kommunalen Verwal-
                                                           tungen, der Fachverbände und Vereine und die Koope-
                                                           ration mit Gesundheitsdienstleistern anzustreben. Die
                „Es fehlt an räumlichen
                                                           Analyse verdeutlicht, dass Kooperationen bislang nur
              Möglichkeiten (auf die Fra-
               ge nach gemeinsamen El-                     schwach ausgeprägt sind. Entscheidend ist jedoch,
              tern- und Kindangeboten)“                    dass ein Viertel der an der Befragung teilgenommenen
                     Zitat aus der                         Kitas ohne Kooperationen Interesse am Aufbau zu-
                    Kitabefragung                          künftiger Kooperationen mit Sportvereinen bzw. wei-
                                                           teren sozialen Einrichtungen bekundet. Dieses Interes-
                                                           se sollte von Seiten der Bezirksverwaltung unterstützt
                                                           werden.
2020

                        Bestands-Bedarfs-Bilanzierung nach
                        Orientierungswerten
                        Orientierungswerte haben die Funktion von fachpolitischen Ziel-
                        vorgaben, die – vergleichbar mit den Richtwerten für die Grünflä-
03.                     chenausstattung von Wohnquartieren – eine angemessene Aus-
                        stattung mit Sportflächen benennen. Insoweit wurden für Berlin je
ZENTRALE ERGEBNISSE     ein Orientierungswert für ungedeckte Sportanlagen (1,47 m²/EW)
DER BESTANDS-BEDARFS-   und ein Orientierungswert für Sporthallen (0,2 m²/EW)
                        vorgeschlagen.
BILANZIERUNG
                        Die gedeckten Anlagen weisen ein rechnerisches gesamtbezirkli-
STUDIENKAPITEL 4        ches Defizit auf. Bei den ungedeckten Anlagen ergibt sich nach
                        Orientierungswerten eine positive Bilanz. Die Aufgliederung nach
                        Prognoseräumen zeigt, dass bezüglich der gedeckten Anlagen in
                        der Hälfte der Prognoseräume ein Mehrbedarf besteht (v. a. Char-
                        lottenburg-Nord, Charlottenburg, Wilmersdorf). Bei den unge-
                        deckten Anlagen weisen die Prognoseräume Charlottenburg und
                        Wilmersdorf ein hohes Defizit auf.
                        Bestands-Bedarfs-Bilanzierung der Kernsportanlagen
                        nach dem BISp-Leitfaden
                        Die Bestands-Bedarfs-Bilanzierung der Kernsportanlagen (Sport-
                        hallen und Sportplätze) erfolgt auf Basis des Leitfadens für die
                        Sportstättenentwicklungsplanung des Bundesinstituts für Sport-
                        wissenschaft (BISp) als anerkannter wissenschaftlicher Planungs-
                        grundlage. In diesem Kontext werden sowohl die Bedarfe des
                        Vereinssports im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf als auch die
                        Bedarfe des vereinsungebundenen Sports der Bevölkerung be-
                        rücksichtigt. Darüber hinaus werden auch die Bedarfe des Schul-
                        sports zur Durchführung eines lehrplangerechten Sportunterrichts
                        einbezogen.

                        Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf besteht für den vereinsor-
                        ganisierten Sport (70.927 m²) und den privat organisierten vereins-
                        ungebundenen Sport (10.526 m²) bei einer durchschnittlichen
                        Auslastungsquote von 90 % unter Berücksichtigung der Fußballer
                        bis 14 Jahre (n=2.477) ein rechnerischer Gesamtbedarf an Sport-
                        hallenfläche von 81.453 m². Demgegenüber steht ein Ist-Bestand
                        von 47.086 m². Es ergibt sich somit ein Defizit von 34.367 m².

                        Dem Bestand an wettkampfgeeigneten Sporthallenflächen von
                        23.588 m² steht ein Bedarf von 52.944 m² gegenüber (vgl. Abb.
                        rechte Seite). Es ergibt sich somit ein Defizit in einer Größenord-
                        nung von 29.356 m², was in etwa 30 Zweifeldhallen à 968 m²
                        entspricht.

                        Für den vereinsorganisierten Fußballsport stehen im Bezirk Char-
                        lottenburg-Wilmersdorf 247.332 m² Spielfeldfläche auf Großspiel-
                        feldern zur Verfügung. Demgegenüber steht ein Gesamtbedarf an
                        320.931 m² (vgl. Abb. rechte Seite). Hieraus ergibt sich ein Defizit
                        von 73.599 m², was in etwa zehn Großspielfeldern (à 7.140 m²
                        Regelmaß) entspricht. Zusätzlich bestehen weitere Mehrbedarfe
                        für die Sportart Baseball/Softball (Defizit von 4.268 m² entspricht 1
                        AE à 14.400 m²), die Sportart American Football (Defizit von
                        15.363 m² entspricht 3 AE à 5.356 m²) sowie die Sportart Rugby
                        (Defizit von 56.455 m² entspricht 7 AE à 8.160 m²).
Bestand
               Sporthallenflächen
               47.086 m²
                                         Defizit Sport-
               Bedarf vereinsorga-       hallenflächen
               nisierter Sport
                                         -34.367 m²
               70.927 m²
    GEDECKTE   Bedarf privat orga-

                                                                 15
SPORTANLAGEN   nisierter vereinsunge-
               bundener Sport
               10.526 m²

               Davon Bestand
               wettkampfgeeignete
               Sporthallenflächen
               23.588 m²                 Defizit wettkampf-
                                         geeignete Sport-
                                         hallenflächen
               Davon Bedarf              -29.356 m²
               wettkampfgeeignete
               Sporthallenflächen
                                        Regelmaß à 968 m² ent-
               52.944 m²                spricht 30 Sporthallen

  UNGEDECKTE
SPORTANLAGEN   Bestand Großspiel-
               felder Fußball
               247.332 m²
                                         Defizit Groß-
                                         spielfelder Fußball
                                         -73.599 m²
               Bedarf Groß-
               spielfelder Fußball
               320.931 m²               Regelmaß à 7.140 m²
                                        entspricht 10 GSF
2020

Bilanzierung Schulsportstätten nach den
Vorgaben des Planungshandbuchs
Fachraum Sport zur Durchführung
eines lehrplangerechten Sportunterrichts
Der Neubau von Schulen folgt in Berlin nach einheitli-
chen schulfachlich-pädagogischen Vorgaben. In glei-
cher Weise sollen künftig auch einheitliche baufachli-
che Standards zugrunde liegen. Dadurch lässt sich        Der Bedarf an Außensportanlagen ist in den entspre-
sicherstellen, dass zeitgemäße und qualitativ hoch-      chenden Musterfreiflächenprogrammen für die jeweili-
wertige Schulbauten für Berlin entstehen. Die Anforde-   ge Schulart festgelegt. Grundlagen für die Ausbildung
rungen an Schulgebäude haben sich dabei geändert:        von Freiflächen sowie der Spiel- und Sportplatzflächen
Schulen sind nicht länger Halbtagseinrichtungen. Sie     sind die „Standards für den Neubau von Schulen“ im
haben sich zum ganztägigen inklusiven Lern- und          Rahmen der Berliner Schulbauoffensive (BSO Baustan-
Lebensraum entwickelt, in dem Schüler_Innen indivi-      dards), Abschnitt Außenanlagen (KG500).
duell gefördert werden.
                                                         Die Beurteilung der verfügbaren Sportnutzungsflä-
Der Unterricht im Fach Sport findet größtenteils in      chen (Sporthallen und Spielfelder) wurde im Kontext
Sporthallen statt. Diese sind fast immer mit Trennvor-   der Vorgaben des Planungshandbuchs Fachraum
hängen in mehrere Sporthallenteile zu teilen und         Sport (Januar 2019), des Sportstättenkatasters, der
werden aufgrund der begrenzten Grundstücksflächen        Belegungspläne sowie mit Hilfe der Schulentwick-
in der Stadt häufig auch als Doppelsporthallen mit       lungsplanung und dem aktuellen Musterraumpro-
zwei übereinandergestellten Hallenräumen errichtet.      gramm (aktualisierte Fassung Juni 2019; Senatsver-
Die Planungsvorgaben von Sporthallen sind im Pla-        waltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft)
nungshandbuch Fachraum Sport der Berliner Senats-        vorgenommen.
verwaltung für Bildung, Jugend und Familie festgehal-
                                                         Im Bereich der gedeckten Schulsportanlagen ergibt
ten. Die notwendigen Flächen der Außensportanlagen
                                                         sich bei einem Bestand von 45.195 m² und einem
werden im Musterfreiflächenprogramm der jeweiligen
                                                         Bedarf von 49.368 m² (Bezugsgröße 968 m² nach Pla-
Schulart dargestellt. Auf Basis der Stundentafeln, der
                                                         nungshandbuch Fachraum Sport) ein Defizit an Schul-
Rahmenlehrpläne sowie weiterer pädagogischer Vor-
                                                         sporthallenflächen von 4.173 m², was in etwa vier
gaben wurden für den Neubau von Schulen Muster-
                                                         Sporthallen (Regelmaß 968 m²) entspricht. Insgesamt
raumprogramme entwickelt, um berlinweit einheitli-
                                                         weisen 12 Schulstandorte prioritäre Defizite bei den
che Standards zu gewährleisten. Diese beinhalten zu
                                                         gedeckten Anlagen auf.
jedem Schultyp Angaben zur standardmäßigen erfor-
derlichen Anzahl und Ausstattung mit Fachräumen          Bei den ungedeckten Schulsportanlagen weisen elf
– auch für den Fachraum Sport. Weitere Standards         Schulstandorte prioritäre Defizite auf, obwohl die
sind der DIN 18032 zu entnehmen, die für alle Sport-     Gesamtbilanzierung durch die Mitnutzung weiterer
hallen und Sporträume gilt.                              bezirklicher Sportanlagen ausgeglichen ist. Alle weiter-
                                                         führenden Schulstandorte benötigen nach Musterfrei-
Nach der schulischen Nutzung stehen Sporthallen der
                                                         flächenprogramm 5.828 m² Spielfeldfläche. Bei einer
Nutzung durch Sportvereine zur Verfügung. Die Pla-
                                                         schrittweisen Reduktion der Schulsportdefizite profi-
nung berücksichtigt deshalb die Erfordernisse des
                                                         tiert auch der Vereinssport als Mitnutzer der Anlagen.
schulischen und des außerschulischen Sports (vgl.
Planungshandbuch Fachraum Sport 2019).
Bestand Schulsport-
               hallenflächen
               45.195 m²
                                                   Defizit Schul-

                                                                              17
                                                   sporthallenflächen
                                                   -4.173 m²
SCHULSPORT     Bedarf Schulsport-
               hallenflächen
  GEDECKTE     49.368 m²                          Regelmaß à 968 m²
                                                  entspricht 4 Sporthallen
   ANLAGEN
                                               Insgesamt weisen 12
                                               Schulstandorte prioritäre
                                               Defizite bei den gedeckten
                                               Anlagen auf.

               Bestand Schul-
               spielfelder
               254.945 m²
                                                   Bilanz Schul-
                                                   spielfelder
                                                   +68.429 m²
               Bedarf Schul-
               spielfelder
SCHULSPORT     186.516 m²
UNGEDECKTE   Grundschulen 1.215 m²
             Weiterführende Schulen 5.828 m²
   ANLAGEN                                     Obwohl die Gesamtbilanz
                                               positiv ist, weisen 11
                                               Schulstandorte prioritäre
                                               Defizite bei den ungedeckten
                                               Anlagen auf.
2020

                          Innenentwicklungspotenziale auf entwick-
                          lungsfähigen Sportanlagenstandorten
                          (S. 22-53)
                          Grundlage für die Ermittlung von Innenentwicklungs-
                          potenzialen auf vorhandenen Sportstandorten bilden
04.                       das Fachliche Sportstättenkataster (vgl. „Kapitel 3.1
                          Fachliches Sportstättenkataster“ in der Gesamtstudie)
KOOPERATIVE PLANUNG UND
                          sowie der kooperative Planungsprozess. Durch die
MODELLPROJEKTE            Begehung der bezirklichen Sportstandorte konnten
                          Erweiterungs-, Umbau- bzw. Sanierungs- und Moder-
STUDIENKAPITEL 5
                          nisierungspotenziale durch die zertifizierten Sport-
                          stättenprüfer_Innen des INSPO lokalisiert werden. Die
                          identifizierten Standorte wurden im Rahmen der
                          kooperativen Planung den Mitgliedern der prozessbe-
                          gleitenden AG Sportentwicklungsplanung anhand von
                          Steckbriefen vorgestellt. Durch die Expertise der AG-
                          Mitglieder konnten fachressortübergreifende Impulse
                          für die Aufwertung von Standorten eingebracht wer-
                          den. Für die Modellstandorte wurden folgende Aspek-
                          te differenziert geprüft und für die konzeptionelle
                          Ausarbeitung herangezogen:

                             •   Belegung/Auslastung im Trai-
                                 nings- und Spielbetrieb
                             •   ausgeübte Sportarten/-for-
                                 men auf der Sportanlage
                             •   Schulstandort bzw. Nutzung der bezirk-
                                 lichen Sportanlage für den Schulsport
                             •   Bauzustandsstufen
                             •   Bedarfe gedeckt/ungedeckt

                          Aufgrund der ermittelten Unterversorgung mit ge-
                          deckten und ungedeckten Sportanlagen (vgl. Kapitel
                          „3 Zentrale Ergebnisse der Bestands-Bedarfs-Bilanzie-
                          rung“) im Bezirk sind die konzeptionellen Überlegun-
                          gen zudem auf die Reduzierung des Defizits ausgelegt.
                          Die konzeptionellen Überlegungen wurden im April
                          2021 in einer bezirklichen Abstimmungsrunde vorge-
                          stellt. Die nun vorliegenden Konzeptideen bilden die
                          Grundlage für folgende Machbarkeitsstudien zur Um-
                          setzung der Modellprojekte.
Angebote für Sport und Bewegung im öffentli-
chen Raum (S. 54-65)
Sportverhaltensstudien im gesamten Bundesgebiet          (SenBJF) wird empfohlen, im Rahmen der Bedarfspro-
verweisen auf die wachsende Bedeutung des öffentli-      grammerstellung die außerschulischen Sportbedarfe
chen städtischen Raums als beliebter und stark fre-      im Partizipationsverfahren standortbezogen einzu-
quentierter Ort für Sport- und Bewegungsaktivitäten      bringen. Hierzu sind Rücksprachen zwischen Sport-
(vgl. u. a. Barsuhn & Rode, 2017, 2018, 2019). Zu die-   amt, Bezirkssportbund, Landessportbund und Se-
sem Ergebnis kommt auch die im Auftrag der Senats-       nInnDS nötig. Das erarbeitete Bedarfsprogramm wird
verwaltung für Inneres und Sport durchgeführte           von SenBJF geprüft und nach Kostenprüfung und
Berliner Sportverhaltensstudie (vgl. Senatsverwal-       Genehmigung durch SenSW ZMH an die „Baudienst-
tung für Inneres und Sport, 2018). Im Bezirk Charlot-    stelle“ als Planungsgrundlage übergeben. Die außer-
tenburg-Wilmersdorf wurden daher in Abstimmung           schulischen Mehrbedarfe können somit bei der Ent-
mit der bezirklichen Steuerungsgruppe (AG Sportent-      wurfsplanung auf Schulstandorten berücksichtigt
wicklungsplanung) Grün- und Freiflächen untersucht,      werden.

                                                                                                                 19
um an deren Beispiel darzulegen, wie diese urbanen
wohnungsnahen Sportgelegenheiten gestaltet wer-          Als kommunale Pflichtaufgabe hat der lehrplangerech-
den könnten. Durch eine nutzungsorientierte Pla-         te Sportunterricht und die damit einhergehende Si-
nung ist es möglich, öffentlichem Raum bestimmte         cherstellung der entsprechenden Sportflächen nach
Nutzungen zuzuweisen, ohne dass dadurch Konflikte        Planungshandbuch Fachraum Sport sowie Musterfrei-
entstehen oder sich verstärken. Im Bezirk Charlotten-    flächenprogramm für die unterschiedlichen Schulty-
burg-Wilmersdorf handelt es sich bei diesen beispiel-    pen höchste Priorität.
haft bearbeiteten Modellprojekten um den Volkspark
                                                         Begleitflächen von Spielfeldern, Schnittstellen zwi-
Jungfernheide, den Park Ruhwald, den Spielplatz
                                                         schen den Sportfreiflächen, Pausenhöfen und sonsti-
Olbersstraße, den Lietzenseepark, den Margarete-
                                                         gen geeigneten Flächen sollten nach Möglichkeit,
und-Arthur-Eloesser-Park, den Steinplatz sowie den
                                                         neben den üblichen Tischtennisplatten, Streetballkör-
Volkspark Wilmersdorf.
                                                         ben etc., mit attraktiven weiteren sport- und bewe-
Außerschulischer Sportbedarf im Kontext aktu-            gungsgeeigneten Elementen auch für außerschulische
eller Schulstandortplanungen (BSO-Standorte)             Zielgruppen ausgestattet werden, u. a.:

Im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive werden im          •   Beachvolleyballfelder (auch in freien,
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf Schulstandorte                nicht normgebundenen Geometrien)
erweitert bzw. neugestaltet. Um die Schulstandorte          •   Boulder- bzw. Kletterwände, Kletter-
auf weitere Flächenpotenziale für den außerschuli-              netze (mit bis zu 2,99 m Höhe), Kletter-
schen Mehrbedarf zu untersuchen, wurden die vorhan-             parcours zwischen Ballfangzäunen
denen Grundstücksgrößen rechnerisch den benötig-            •   Calisthenics-Parcours
ten Schul- und Sportflächen für den jeweiligen              •   Freigeometrische Kurz-Rundlaufbahnen,
Schultyp gegenübergestellt. Neben den gedeckten                 Finnbahnen
und ungedeckten Sportanlagen wurde mit 10 m²
                                                            •   Slackline-Poller, Balancierbalken, bo-
Schulhoffläche pro Kind sowie Vorbehaltsflächen für
                                                                dengleiche Trampolinfelder
Neubauten (Schulgebäude/Sporthalle) gerechnet.
                                                            •   Skateboard-Pools und Obstacles
Im Kontext der kooperativen Abstimmung mit der              •   Outdoor-Fitnessgeräte
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
                                                            •   Temporäre Ausstattungen für z. B. Ra-
                                                                senboccia, Jugger, Padel, Petanque/
                                                                Boule, Badminton, Volleyball, etc.
                                                            •   Ausstattungsangebote mit be-
                                                                sonderer Bedeutung für Inklusion;
                                                                z. B. barrierefreie Sportgeräte
2020

04. KOOPERATIVE PLANUNG UND                               Beteiligungsphase 1
MODELLPROJEKTE                                            - Auftaktsitzung der fachressortübergreifenden
                                                            AG Sportentwicklungsplanung: Workshop zur
Ein zentraler Bestandteil der bezirklichen Berliner         Identifikation von Potenzialflächen
Sportentwicklungsplanungen befasst sich mit der
Ausarbeitung standortbezogener Entwicklungsimpul-         Die Auftaktsitzung der AG Sportentwicklungsplanung
se. Beim INSPO wird dies eng begleitet durch ein inter-   diente zur Vorstellung des wissenschaftlichen Pla-
disziplinäres Team aus Stadtentwicklungs- und Land-       nungsverfahrens sowie der Identifikation entwick-
schaftsplaner_Innen sowie Sportwissenschaftler_In-        lungsfähiger Sportstandorte im Bezirk Charlottenburg-
nen. Grundlage bilden fachliche Bestandsaufnahmen         Wilmersdorf. Wesentliche Datengrundlage bildete die
inkl. Vor-Ort-Begehungen sowie kooperative Abstim-        Vor-Ort-Begehung der Sportanlagen und die Analyse
mungs- und Beteiligungsformate. Im Rahmen der             der Standorte anhand der bekannten Parameter durch
Erstellung des Sportentwicklungsplans für den Bezirk      das INSPO. Diese stellt nicht nur das Fundament für die
Charlottenburg-Wilmersdorf wurden eine fachressort-       Bestands-Bedarfs-Bilanzierung und die Ableitung
übergreifende Steuerungsgruppe (AG Sportentwick-          notwendiger Sanierungskosten dar, sondern liefert
lungsplanung), Gespräche mit Schlüsselakteuren (u. a.     darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zur Aufwertung
BSB Charlottenburg-Wilmersdorf) sowie die Beteili-        von Sportstandorten. Ebenso wurden weitere Konzep-
gung der Öffentlichkeit für die akteursorientierte        te und Planungen wie das Soziale Infrastrukturkonzept
kooperative Bedarfsermittlung eingesetzt.                 Charlottenburg-Wilmersdorf (SIKo), das Kleingarten-
                                                          entwicklungskonzept (KEP) sowie die Daten der Berli-
Öffentlichkeitswirksame Formate wie ein Öffentlicher      ner Schulbauoffensive (BSO) im Vorfeld auf potenzielle
Dialog und die Bereitstellung eines Online-Dialogs auf    entwicklungsfähige Sport- und Bewegungsflächen
der Beteiligungsplattform mein.Berlin.de gaben allen      analysiert und schließlich in der Sitzung zur Diskussion
interessierten Berliner_Innen die Möglichkeit, ihre       gestellt.
Bedarfe zu äußern. Die prozessbegleitende Berichter-
stattung im Sportausschuss ist ebenso ein wichtiger       Um das breite Spektrum von Sport und Bewegung im
Teil der kooperativen Bedarfsermittlung und wurde         Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf abbilden zu kön-
zur Präsentation von aktuellen Ergebnissen sowie zum      nen, wurden drei Thementische (Sportstättenkataster,
Austausch zu sportpolitischen Themen genutzt. Flan-       Aktivplätze, Grünflächen) gebildet, die im Rundlaufver-
kiert wurde der Prozess durch fachressortbezogene         fahren von allen Teilnehmenden binnen der dreistündi-
Abstimmungen mit der Sportverwaltung, der Abtei-          gen Sitzung besucht und mit Ideen bereichert wurden.
lung Stadtentwicklung und dem Bezirkssportbund.

Die gewonnenen Erkenntnisse bildeten eine wichtige
Grundlage für die Ausarbeitung von Modellprojekten.
Im Folgenden werden die Formate des kooperativen
Planungsprozesses dokumentiert und wesentliche
Erkenntnisse zusammengefasst.
Beteiligungsphase 2                                        Beteiligungsphase 3
- Öffentlicher Dialog                                      - 2. Sitzung der fachressortübergreifenden AG
                                                             Sportentwicklungsplanung: Workshop zur
Um die Bevölkerung im Bezirk aktiv anzusprechen und          Auswahl von Modellstandorten
für das Thema Sportentwicklungsplanung zu sensibili-
sieren, fand am 29. Mai 2019 ein Öffentlicher Dialog im    In der zweiten Sitzung der AG Sportentwicklungspla-
Saal der Bezirksverordnetenversammlung des Rathau-         nung wurde auf Grundlage der gesammelten Hinweise
ses Charlottenburg statt. Rund 60 sport- und bewe-         der ersten Sitzung, des öffentlichen Dialogs sowie des
gungsinteressierte Personen aus u. a. Zivilgesellschaft,   Online-Dialogs eine vorläufige Auswahl der Modellpro-
Politik, Verwaltung, Sportvereinen, Sportinitiativen,      jekte zur kooperativen Abstimmung präsentiert. Um
LSB und BSB nahmen an der Veranstaltung teil, die          Spezifika darzustellen und zu systematisieren, wurden
Prof. Dr. Barsuhn mit einer Einführung zum wissen-         die Standorte anhand von Steckbriefen thematisch
schaftlichen Planungsverfahren und zu den Baustei-         gegliedert nach „Sportkomplexen“, „Sportanlagen“
nen der Bedarfsanalyse eröffnete. Mit seinen einfüh-       und „Öffentlicher Raum und Grünflächen“ im World-
renden Worten leitete er direkt in den sogenannten         Café-Charakter diskutiert. Die Steuerungsgruppenmit-

                                                                                                                    21
„Marktplatz der Sportentwicklungsplanung“ über. Auf        glieder hatten die Möglichkeit, standortspezifische
diesem konnten sich die Teilnehmenden an den Infor-        Anregungen einzubringen.
mationsständen zur Sportstudie Berlin 2017, den Be-
fragungen der Vereine, Schulen und Kitas sowie zu          Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem Sport-
multifunktionalen Sport- und Bewegungsräumen               amt des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf war es
informieren. Ziel war es, den Teilnehmenden die The-       möglich, weitere Abstimmungen zu den Modellprojek-
men und Inhalte der Fragebögen zu vermitteln sowie         ten sowie zum Handlungs- und Maßnahmenkatalog

                                                                                                                    5. Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen
bereits vorliegende Ergebnisse der Sportstudie Berlin      trotz der Covid 19-Pandemie auf der Arbeitsebene mit
2017 zu erläutern. Zudem wurde an weiteren Stellwän-       dem Sportamt und dem Straßen- und Grünflächenamt
den zur aktiven Beteiligung eingeladen. Auf gesamtbe-      vorzunehmen.
zirklichen Karten konnten die Teilnehmenden von            Zudem konnte eine dritte Sitzung der AG Sportent-
ihnen genutzte Sport- und Bewegungsräume, aktuelle         wicklungsplanung am 24.06.2021 in digitaler Form
Probleme und Herausforderungen, aktuelle Stärken           umgesetzt werden, sodass die kooperative Planung zu
sowie weitere Ideen für Sport und Bewegung im Bezirk       einem erfolgreichen Abschluss geführt wurde.
Charlottenburg-Wilmersdorf benennen und räumlich
verorten.                                                  Neben den empirischen Erhebungen (vgl. Kapitel 2
                                                           „Zentrale Ergebnisse der Bestandsaufnahmen und
Beteiligungsphase 2                                        Bedarfsanalysen“) bildet der kooperative Planungs-
- Öffentliche Online-Beteiligung auf                       prozess (Sitzungen der AG Sportentwicklungsplanung,
  mein.Berlin.de                                           Öffentlicher Dialog, Online Dialog) das wesentliche
Als ein weiteres Instrument öffentlichkeitswirksamer       Fundament für die Formulierung bezirksspezifischer
Beteiligung wurde das vom Land Berlin betriebene           Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen (vgl. Kapi-
Online-Portal mein.Berlin.de genutzt, um ein noch          tel 5 „Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen“)
breiteres Spektrum an Sportler_Innen zu erreichen.         sowie die Ausarbeitung von Modellprojekten (vgl.
Zwischen Juni und Juli 2019 erhielten die Bewohner_        Kapitel 4 „Modellprojekte“).
Innen im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf die Mög-
lichkeit, Auskünfte zu ihrem Sportverhalten und den
favorisierten Sport- und Bewegungsorten sowie Anre-
gungen für mögliche Verbesserungsvorschläge zu
geben.

In den Kommentaren spiegeln sich wesentliche auch in
den empirischen Datengrundlagen reflektierte
Schwerpunkte wider, wie die Notwendigkeit zusätzli-
cher wettkampfgeeigneter Flächenressourcen für den
Vereinssport, die integrierte Planung von Schul- und
Sportstandorten, die Aufwertung von vorhandenen
Grün- und Parkanlagen sowie die innovative Nutzbar-
machung von Flächenressourcen für Sport und Bewe-
gung im Rahmen der Stadtplanung.
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