Interne Kommunikation neu gedacht Perspektiven der Digitalisierung

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Interne Kommunikation neu gedacht Perspektiven der Digitalisierung
Interne Kommunikation neu gedacht
Perspek tiven der Digitalisierung
Interne Kommunikation neu gedacht Perspektiven der Digitalisierung
Interne Kommunikation neu gedacht

Perspek tiven der Digitalisierung
Wir danken allen Interviewpartnern für ihre Zeit und die offene, kooperative Zusammenarbeit. Nur
dank Ihrer Expertise konnte dieser Ratgeber so gestaltet werden, wie Sie ihn hier in den Händen
halten. Ein transparenter Austausch von Erfahrungen und Best-Practice ist gerade am Anfang der
individuellen Transformartionsphasen sehr hilfreich. Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen, hierzu
einen Beitrag leisten zu können.

Ein Projekt des Masterstudiengangs Kommunikationsmanagement (Sommersemester 2017) der
Universität Hohenheim.

Mit freundlicher Unterstützung von Prof. Dr. Frank Brettschneider, Inhaber des Lehrstuhls für
Kommunikationswissenschaft, insb. Kommunikationstheorie.

Hohenheim, 2017
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Editorial                                                     6
1 Digitalisierung – Megatrend mit viel Sprengstoff            9
2 Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0            19
3 Mehr als nur ein Trend: Social ist in(tern)                 35
4 Case Studies: Ein Ziel, viele Wege                          51
5 Spinn dein Internetz: Gewusst wie!                          69
6 Best-of: Erfolgreich in und mit dem digitalen Wandel        81
7 Glossar                                                     87
8 Literaturverzeichnis                                        93

Legende

Zitat       Abbildung      Infobox        Glossar    Querverweis
Editorial                                                 gruppen darstellt. In einigen Unternehmen wird
                                                          der Trend der Digitalisierung bereits erfolgreich
                                                          umgesetzt: Interne soziale Medien vereinfachen
                                                          den Datenaustausch sowie die Zusammenarbeit
    „It is not the strongest of the species that sur-     und die Vernetzung der Mitarbeiter enorm. In
    vives, nor the most intelligent that survives. It     anderen Unternehmen wiederum, erfordert es
    is the one that is the most adaptable to change.”     wesentlich mehr Fingerspitzengefühl, alle Mit-
                                         Charles Darwin
                                                          arbeiter nach und nach an eine neue Unterneh-
Auf den Schultern aller Unternehmen lastet ein            menskultur heranzuführen und sowohl Kom-
ständiger Veränderungsdruck durch Umwelt-                 munikationsstrukturen als auch –hierarchien
einflüsse oder Konkurrenz und sie müssen sich             aufzubrechen. Die Digitalisierung fordert von
daher stetig an neue Entwicklungen anpassen.              Unternehmen demnach einen großen Schritt:
Die Digitalisierung erstreckt sich als Megatrend          Ein allumfassendes Umdenken. Im Rahmen des
über sämtliche Lebensbereiche und nimmt nicht             Masterstudiengangs Kommunikationsmanage-
mehr nur im Alltag der Menschen einen immer               ment an der Universität Hohenheim stellten sich
größeren Stellenwert ein. Schlagworte wie fol-            Studierende unter der Leitung von Dr. Ulrich
low, like und share sind allgegenwärtig gewor-            Bihler die Frage, welche Wege Unternehmen
den. Auch in die Arbeitswelt sind soziale Tech-           einschlagen, um auf jenes Umdenken zu reagie-
niken eingedrungen und ermöglichen es, agiler             ren. Diese Publikation präsentiert den wissen-
und effizienter auf Bedürfnisse zu reagieren.             schaftlichen Forschungsstand zum Thema digi-
Die Mitarbeiterkommunikation nimmt dabei                  tale Mitarbeiterkommunikation, kombiniert mit
eine tragende Rolle ein, da sie die Kommunika-            Erfahrungen aus der Berufspraxis von Kommu-
tionsform einer der wichtigsten Stakeholder-              nikationsverantwortlichen: Vom Paradebeispiel

6
Editorial

bis hin zum Kampf gegen Windmühlen. Wie            Als Herzstück der digitalen Mitarbeiterkommu-
können Unternehmen Ängste und Widerstän-           nikation lässt sich nicht zuletzt aufgrund des
de bei Mitarbeitern überwinden? Mit welcher        Booms von Facebook und Co. das Social Intranet
Herangehensweise können soziale Technologi-        benennen. Kapitel 3 gibt einen Überblick über
en erfolgreich implementiert werden? Welche        dessen Vorteile und Erfahrungen aus der Praxis.
Hürden eröffnen sich bei einer bereits etablier-   Wie können Praxisansätze aussehen und mit
ten digitalen Mitarbeiterkommunikation? Die-       welchen Herausforderungen sehen sich Unter-
se und weitere Fragen werden in den folgenden      nehmen unterschiedlicher Größe und Branchen
Kapiteln diskutiert.                               konfrontiert? Kommunikationsverantwortliche
                                                   aus drei Unternehmen gewähren in Kapitel 4.
Kapitel 1 gibt einen Überblick über die Aus-       Einblicke in die Digitalisierungsstrategien ihrer
wirkungen der Digitalisierung als disruptiven      Kommunikationsabteilungen und deren Umset-
Umschwung und die damit einhergehenden             zung. Kapitel 5 zeigt kommende Herausforde-
Herausforderungen, denen Unternehmen ge-           rungen des digitalen Wandels auf und skizziert
recht werden müssen. Dabei gilt es vor allem       passende Lösungsansätze. Einen umfassenden
eine Strategie zur Digitalisierung der Kom-        und gleichzeitig kompakten Überblick über die
munikation des Unternehmens zu entwerfen.          gewonnenen Erkenntnisse dieser Publikation
Welche Faktoren können den Erfolg der Digi-        gibt Kapitel 6. Auch wenn in manchen Punk-
talisierung im eigenen Unternehmen maßgeb-         ten noch immer das nötige Know-How zur Im-
lich beeinflussen? Dieser Frage wird in Kapitel    plementierung digitaler Trends fehlt, bleibt am
2 nachgegangen. Außerdem werden Vorteile           Ende zumindest eine Gewissheit: „Es gibt nie
und Herausforderungen beleuchtet, die es bei       den Punkt, an dem man sagt ‚I am done’“ (Ex-
einer Digitalstrategie zu berücksichtigen gilt.    perte aus der Technologiebranche).

                                                                                                   7
1
Digitalisierung –
Megatrend mit viel Sprengstoff

Christina Drexler & Regina Wittl
Digitalisierung – hört man diesen Begriff, kom-    Während im 20. Jahrhundert die Informations-
 men einem auf Anhieb unzählige Assoziationen       technologie (IT) vor allem der Automatisierung
 in den Kopf. Angefangen von der Digitalkame-       und Optimierung diente, stehen seit Anfang des
 ra über Smartphones, Apps, Smart-TV, digitale      21. Jahrhunderts disruptive Technologien und
 Tools, E-Papers, Social Media bis hin zu Begrif-   innovative Geschäftsmodelle sowie Autonomi-
 fen wie Digital Natives und Digital Immigrants.    sierung, Flexibilisierung und Individualisierung
 Auch unser Arbeitsalltag ist längst betroffen.     in der Digitalisierung im Vordergrund“ (Springer
 Welcher Berufseinsteiger weiß schon noch, was      Gabler Wirtschaftslexikon, 2017).
 eine Diskette ist? Heute lautet die Devise: „Adé
 du unbequemer Hard Drive und hallo du weiche,      Einerseits umfasst Digitalisierung also alle
 wundervolle Cloud!“                                kleinteiligen Prozesse der Transformation ana-
                                                    loger Medien zu digitalen Formaten, auf der
 Die digitale Zukunft hat auch in deutschen Un-     anderen Seite ist damit ein kompletter, dis-
 ternehmen längst begonnen — sie ist nur noch       ruptiver Umschwung in allen denkbaren Be-
 nicht gleichmäßig verteilt. Das hat vor allem      reichen gemeint. Doch was bedeutet eigentlich
 damit zu tun, dass es sich bei der Digitalisie-    Ai disruptiv? „Bestehende, traditionelle Ge-
 rung um ein Phänomen handelt, das facetten-        schäftsmodelle, Produkte, Technologien oder
 reicher nicht sein könnte: „Es kann die digitale   Dienstleistungen werden immer wieder von in-
 Umwandlung und Darstellung bzw. Durchfüh-          novativen Erneuerungen abgelöst und teilweise
 rung von Information und Kommunikation oder        vollständig verdrängt“ (Gründerszene Lexikon,
 die digitale Modifikation von Instrumenten,        2017). Dies geschieht grundsätzlich unerwartet
 Geräten und Fahrzeugen ebenso meinen wie           und birgt deshalb häufig auch große Gefahren.
 die digitale Revolution bzw. die digitale Wende.   „Alte Märkte kollabieren, neue springen her-

10
Digitalisierung - Megatrend mit viel Sprengstoff

vor“ (Keese, 2016) – die Folge sind komplette     und Beziehungen in allen Varianten vollzogen
Umstrukturierungen und die Zerschlagung be-       werden. Denn genauso facettenreich wie die
stehender Strukturen. Deutlicher als mit dem      Digitalisierung ist, ist auch ihre Umsetzung. Es
Begriff der Disruption ist wohl nicht zu be-      handelt sich dabei um eine neue Form der stra-
schreiben, dass es sich bei der Digitalisierung   tegischen Ausrichtung ( Kapitel 2), weshalb
um einen MsGame Changer handelt, der die          die digitale Transformation eines Unternehmens
Industrie gewaltig unter Zugzwang bringt.         in den Unternehmenszielen verankert sein
                                                  muss. Dass die gesamte Kernorganisation die-
Digitalisierung made in Germany                   sem Prozess mit der gleichen Haltung gegenüber
                                                  steht, ist zugleich größte Hürde und wichtigste
Die digitale Transformation bringt einiges mit    Voraussetzung.
sich – neben den disruptiven Technologien sind
Geschwindigkeit, Kulturwandel und Dialog nur
einige wenige Schlagworte mit enormen Aus-
wirkungen. Bestehendes kann nicht mehr opti-
miert werden – Umdenken in allen Bereichen ist
                                                      „Digitalisierung ist eine organische Ent-
gefragt. Das bedeutet, dass sich Unternehmen
                                                      wicklung. Alles dreht sich schneller, als
neu – und zwar vollkommen digital – organi-
                                                      man vorher gedacht hat.“
sieren müssen. Das fällt vor allem (deutschen)                                Experte aus der Softwarebranche
Unternehmen schwer, die gerne an festen
Strukturen und geregelten Abläufen festhalten,
um Qualität garantieren zu können. Es muss ein
fundamentaler Wechsel der Geschäftsprozesse

                                                                                                                11
Klar ist auch, dass Umstrukturierungen und        stehen immer extrem rasanten Entwicklungen
 Veränderungen in diesem Ausmaß nicht ohne         gegenüber, was insbesondere für kleine oder
 Hindernisse im Unternehmen vonstattengehen.       mittelständische Unternehmen eine große Hür-
 Oft sind vor allem interne Hürden das größte      de darstellt ( Kapitel 3). Dennoch, Digitalisie-
                                                               mm   m

 Problem. Wichtig ist, dass der gesamten Orga-     rung wird heute in der deutschen Wirtschaft
 nisation bewusst wird: Digitalisierung hängt      überwiegend als eine Art evolutionäre Entwick-
 nicht nur mit technischer Entwicklung zusam-      lung angesehen und ernst genommen. Beim
 men; die Haltung gegenüber dem Wandel ist         zweiten Schritt – der erfolgreichen Umsetzung
 mindestens genauso entscheidend.                  – ist bei Organisationen noch Luft nach oben.
                                                   Experten führender deutscher Unternehmen se-
 Luft nach oben                                    hen die Digitalisierung als Herausforderung und
                                                   als große Chance.
 Um diese positive Haltung in Organisatio-
 nen zu erreichen, müssen die Vorteile und der
 Nutzen für jedermann offengelegt werden. Das
 motiviert, gibt Sicherheit und lässt eine radi-       „Es ist ein bisschen ‚Henne und Ei’: einmal
 kale Neuorientierung zu. Denn genau diese ist         kann man natürlich sagen, dass man eine
 notwendig, um als deutsches Unternehmen im            bestimmte kulturelle Verfasstheit eines
 Wettbewerb bestehen zu können und nicht von           Unternehmens braucht, um solche Tech-
 Unternehmen aus Asien, Israel oder den USA –          nologien erfolgreich zu machen. Oder man
 noch mehr als sowieso schon geschehen – über-         braucht Technologien, um die Kultur da-
 holt zu werden (Keese, 2016). Schnelligkeit und       hin zu bewegen, dass das funktioniert.“
                                                                           Experte aus der Softwarebranche
 Flexibilität sind gefragt, denn Change-Projekte

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Digitalisierung - Megatrend mit viel Sprengstoff

Folgende Ratschläge geben die Praktiker:           »   Viele Unternehmen unterschätzen das dis-
                                                       ruptive Potenzial der Digitalisierung. „Es
»   Bei Veränderungen im Rahmen der Digita-            kommt nicht darauf an, irgendwann dahin
    lisierung handelt es sich um Change-Pro-           zu kommen, sondern auch in einer gewissen
    jekte. Um Mitarbeiter dafür zu begeistern,         Geschwindigkeit. Aktives Managen von Ver-
    sollte manm A Change Agents einsetzen und          änderungen ist deswegen erforderlich“ (Ex-
    abteilungsbezogenm AAUse Cases aufbau-             perte aus der Softwarebranche).
    en. So können Erfahrungswerte gesammelt
    werden und man blickt über den Tellerrand.     »   Evaluieren ist das A und O bei Veränderun-
                                                       gen, die im Unternehmen durchgeführt wer-
»   Wenn Unternehmen vor der Umsetzung und             den. Nur so können Schwachstellen sowie
    Implementierung digitaler Prozesse stehen,         positive Erfahrungen und Erfolge festgestellt
    muss in kleinen Schritten gedacht werden.          und aufgezeigt werden.
    Dies kann mit Pilotprojekten innerhalb von
    Abteilungen geschehen.                         Um die digitale Transformation erfolgreich zu
                                                   bewältigen und diese Tipps bestmöglich um-
»   Dazu sollten kleine m kulturelle Cluster ge-   zusetzen, muss der Fokus in den nächsten
    bildet werden und so genannte Treiber im       Jahren vor allem auf der Ebene der Mitarbei-
    Unternehmen gesucht werden. Dabei han-         ter liegen. Aus diesem Grund sollte die Mitar-
    delt es sich um Personen, die kulturellen      beiterkommunikation eine wichtige Säule für
    Veränderungen und Implementierungen of-        diese digitale Transformation darstellen: „Der
    fen gegenüberstehen.                           CEO muss die Mitarbeiter für die Notwendigkeit
                                                   des Wandels sensibilisieren und zum größten

                                                                                                                 13
Fürsprecher der Digitalisierung im Unterneh-        Das Schlagwort der nächsten Jahre
 men werden“ (etventure, 2017). Wie bereits er-
 wähnt, ist es in Bezug auf die Mitarbeiter wich-    Diese Entwicklung ist ein Paradigmenwechsel,
 tig, ihnen zuerst einmal die Vorteile und den       der aktuell in zahlreichen Unternehmen statt-
 Nutzen des Game Changers „digitale Transfor-        findet: Hierarchien werden aufgebrochen und
 mation“ im Unternehmen ersichtlich zu machen        Mitarbeiter als Markenbotschafter eingesetzt.
 und ihnen Orientierung zu bieten. Dabei gilt        „Die Grenzen, was innen und was außen ist, lö-
 vor allem, die Mitarbeiter einzubeziehen und zu     sen sich so zunehmend auf”, sagt ein Experte
 motivieren – getreu dem Motto: Alle müssen an       aus der Softwarebranche. Mit der Digitalisierung
 einem Strang ziehen. Denn Mitarbeiter müssen        in den Unternehmen wird es eine zunehmen-
 „für die Bedeutung des Themas mitgenommen           de Transparenz zwischen externen und inter-
 werden” (etventure, 2017). Nur so ist es möglich,   nen Prozessen geben. „Open“ ist das Schlagwort
 die Grundhaltung und den Kulturwandel auf die       der nächsten Jahre. Die Unternehmen müssen
 gesamte Kernorganisation zu übertragen. Mit-        „nachempfinden, was draußen schon längst Re-
 arbeiter – und infolgedessen auch die Anspra-       alität ist“, so ein Experte aus der Elektrobranche,
 che der Mitarbeiter – sind heutzutage wichti-       denn die digitalen Veränderungen außerhalb des
 ger denn je. Denn sie verkörpern zum einen das      Unternehmens haben fundamentale Einflüs-
 Unternehmen und sind zum anderen auch Kun-          se auf die Mitarbeiter: Sie lernen außerhalb des
 den. Man könnte sagen, sie gehören mit zu den       Unternehmens zahlreiche andere Möglichkei-
 wichtigsten Stakeholdern und sind das Erfolgs-      ten kennen und nehmen so die Veränderungen
 potenzial der Zukunft. Um im Sinne des Unter-       des Game Changers wahr. Die nutzerzentrier-
 nehmens erfolgreich zu sein und zu handeln,         te Denk- und Vorgehensweise in Unterneh-
 muss ihre Aufmerksamkeit generiert werden.          men ist daher ein zentraler Erfolgsfaktor bei der

14
Digitalisierung - Megatrend mit viel Sprengstoff

Digitalisierung. Die Herausforderung, vor der       Interne Kommunikation wird
viele Unternehmen diesbezüglich stehen, ist die     wichtiger
Frage: was wollen ihre Kunden heute und was
können ihre Mitarbeiter? Die Fokussierung auf       Das ist unter anderem Aufgabe der Unterneh-
den Mitarbeiter und seine Kompetenzen „liegt        menskommunikation. Einhergehend mit dem
traditionell eher in der DNA amerikanischer als     Megatrend verändert sich dieser Bereich stark.
deutscher Konzerne, wo das Interesse an neuer       So wie es zwischen externen und internen Pro-
Technik und neuen Produkten im Vordergrund          zessen im Unternehmen keine klare Trennung
steht” (etventure, 2017). Amerika ist schließlich   mehr gibt, kann auch die Unternehmenskom-
das Mutterland der Digitalisierung. Doch die        munikation nicht mehr strikt aufgeteilt sein.
Digitalisierung macht auch vor deutschen Un-        Denn der Stellenwert der Kommunikation in-
ternehmen nicht halt. Um sie im Unternehmen         nerhalb des Unternehmens gewinnt zunehmend
erfolgreich zu implementieren, ist es zwingend      an Bedeutung. Seit einigen Jahren wächst die
notwendig, das disruptive Potenzial, die enorme     Einsicht, dass es erfolgsentscheidend ist, die
Geschwindigkeit sowie neu entstandene Dyna-         Kommunikation innerhalb von Organisationen
miken der Digitalisierung zu erkennen und zu        als Management- und Managementunterstüt-
beachten.                                           zungsfunktion besser in die ganze Unterneh-
                                                    menssteuerung einzubeziehen ( AiKapitel 2).

                                                    Das geschieht vor dem Hintergrund gesell-
                                                    schaftlicher und technologischer Veränderun-
                                                    gen (v. a. Digitalisierung und Globalisierung),
                                                    die “die Relevanz von Kommunikation für den

                                                                                                                 15
Organisationserfolg verändert haben“ (Rade-         bewältigen. Das geht über den kommunikativen
 macher, 2015). Die interne Kommunikation hat        Aspekt hinaus, aber darin liegt die Sprengkraft
 sich stark verändert und weiterentwickelt. „Man     von Digitalisierung.”
 könnte sagen: heutzutage sind alle die interne
 Kommunikation. Das hat nichts mehr mit der
 ursprünglichen Funktion der internen Kommu-
 nikation zu tun. Das ist nicht zukunftsfähig. Das
 bisherige Verständnis ist nicht mehr zeitgemäß,
 denn Kommunikation funktioniert heute unter
 anderen Mechanismen“, so ein Experte aus der
 Softwarebranche.

 Das zeitgemäße Grundverständnis ist eine in-
 tegrierte Kommunikation (ii Kapitel 2). Der Be-
 griff „beschreibt sowohl eine Kommunikations-
 haltung als auch eine Methode bzw. ein Konzept“
 (Rademacher, 2015). Die Sensibilisierung für die-
 se Neuorientierung liegt in der Aufgabenhoheit
 der Kommunikationsabteilungen. Ein Experte
 aus der Softwarebranche meint: „Wir reden hier
 von einem gewaltigen Change-Projekt in Un-
 ternehmen, bei dem Unternehmen auf Kommu-
 nikation angewiesen sind, um das erfolgreich zu

16
Digitalisierung - Megatrend mit viel Sprengstoff

                                              17
2
Digital und disruptiv:
Interne Kommunikation 4.0

Linda Enns & Monika Paikert
Wir wissen nun: die Digitalisierung ist ein dis-     folgendermaßen in den Unternehmenskontext
 ruptiver Megatrend, der keine Abteilung, kein        ein: „Eine Digitalstrategie muss zum einen an
 Unternehmen und keinen Markt unberührt lässt         die Kommunikationsstrategie angepasst wer-
 ( Kapitel 1). Um sich weiterhin orientieren zu       den, die wiederum Teil der Gesamtstrategie ist.
 können, bedarf es einer guten Strategie für das      Sie wirkt sich also auf das gesamtunternehme-
 digitale Zeitalter – inklusive einer Strategie für   rische Handeln aus.“
 die digitale Mitarbeiterkommunikation. Diese
 Strategie beschreibt, mit welchen Mitteln und        Neben einer ganzheitlichen Betrachtung müs-
 Wegen ein Unternehmen seine Ziele erreichen          sen Unternehmen außerdem individuell darü-
 will und bietet den Mitarbeitern zusätzlich Ori-     ber entscheiden, ob eine Digitalstrategie für sie
 entierung und Handlungsanweisungen. Verpasst         notwendig ist oder nicht. Selbstverständlich hält
 ein Unternehmen die strategische Anpassung an        die Digitalisierung in fast allen Unternehmen
 die sich laufend verändernden Anforderungen,         Einzug und man sollte diesen Trend nicht ver-
 droht die Gefahr der Krise ( Kapitel 5).             schlafen. Trotzdem muss die Digitalisierung zur
                                                      Unternehmenskultur und Gesamtstrategie des
 Unter einer      Digitalstrategie für die Un-        Unternehmens passen und nicht als „Digitali-
 ternehmenskommunikation versteht man alle            sierung der Digitalisierung wegen“ stattfinden.
 strategischen Überlegungen und Entscheidun-
 gen zur Digitalisierung der Kommunikation im
 Rahmen der digitalen Transformation des Un-
 ternehmens. Eine Professorin am Lehrgebiet
 Unternehmenskommunikation an einer deut-
 schen Hochschule ordnet die Digitalstrategie

20
Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0

Strategische Facetten – die Bauteile                 Integrierte Kommunikation – abgestimmt und
der Digitalstrategie                                 konsistent

Strategische Facetten stellen wichtige Aspekte           Integrierte Kommunikation ist ein geflü-
der Digitalstrategie dar. Im Folgenden sollen sie    geltes Wort – es wird häufig verwendet, jedoch
entlang des Managementkreislaufs vorgestellt         herrscht oft Uneinigkeit darüber, was genau
werden. Konkret handelt es sich um: Integrierte      darunter verstanden wird. Konkret heißt es in
Kommunikation, Unternehmenskultur, Einbe-            der Literatur dazu: „Integrierte Kommunikation
ziehen von Stakeholdern, Agilität, Vernetzung        ist ein Prozess, der darauf ausgelegt ist, aus den
und Restriktionen.                                   differenzierten Quellen der internen und ex-
                                                     ternen Kommunikation von Unternehmen eine
                                                     Einheit herzustellen, um ein für die Zielgrup-
   „Integrierte Kommunikation ist ein Pro-           pen der Kommunikation konsistentes Erschei-
   zess, der darauf ausgelegt ist, aus den dif-      nungsbild über das Unternehmen bzw. ein Be-
   ferenzierten Quellen der internen und ex-         zugsobjekt der Kommunikation zu vermitteln“
   ternen Kommunikation von Unternehmen              (Bruhn, 2016).
   eine Einheit herzustellen, um ein für die
   Zielgruppen der Kommunikation konsis-             Was bedeutet dies nun konkret für die Umset-
   tentes Erscheinungsbild über das Unter-           zung der Kommunikation? Zum einen sollte sie
   nehmen bzw. ein Bezugsobjekt der Kom-             zielgerichtet sein und bereits in der strategi-
   munikation zu vermitteln.“                        schen Planung berücksichtigen, dass intern so-
                                       Bruhn, 2006
                                                     wie extern einheitlich kommuniziert wird.

                                                                                                                 21
Für viele Unternehmen stellt das eine besonders     tet werden. Das ist durch die und aufgrund der
 große Herausforderung dar – schließlich herr-       sich immer weiter ausdifferenzierenden Kanäle
 schen nicht überall die idealen strukturellen       allerdings nicht immer ganz einfach. Es entwi-
 Voraussetzungen für einheitliche Kommuni-           ckeln sich immer mehr interne Kommunikati-
 kation. „Wir erleben ganz oft in Unternehmen,       onskanäle (z. B. Social Intranet, Firmenblogs,
 dass zwischen den Abteilungen, beispielsweise       Snapchat, …), deren Bespielung bestenfalls stra-
 der Kommunikations-, Marketing- und Perso-          tegisch geplant und aufeinander abgestimmt
 nalabteilung nicht ideal zusammengearbeitet         erfolgt. Um hier ein konsistentes Erscheinungs-
 wird. Sprich, die externen Kanäle werden von        bild zu vermitteln, müssen alle Kanäle bei der
 anderen Kollegen betreut als die internen Ka-       Strategieentwicklung berücksichtigt werden.
 näle. Und das führt natürlich ganz schnell zu
 Schwierigkeiten, weil dann nach innen etwas         Unternehmenskultur – wie tickt die
 anderes kommuniziert wird als nach außen“, so       Company?
 die geschäftsführende Partnerin einer Agentur
 für interne Kommunikation.                          Jedes Unternehmen ist anders – je nach Fir-
                                                     mengeschichte, Größe und Branche variieren
 Hier gilt es, eine Strategie zu wählen, die als     Umgangston, Arbeitsklima und somit auch die
 Schnittstelle dient und alle Bereiche integrieren   Unternehmenskultur. Das muss bei der Aus-
 kann, um somit eine einheitliche Kommunika-         richtung der internen Kommunikation und vor
 tion nach innen und außen zu ermöglichen. Für       allem bei der Implementierung ihrer digitalen
 eine einheitliche Kommunikation nach innen          Strategie besonders beachtet werden. „Entschei-
 und außen müssen konsistente, abgestimmte           dend für den Erfolg einer digitalen Kommunika-
 Inhalte über alle Medien und Kanäle verbrei-        tionsstrategie ist die Analyse der eigenen Unter-

22
Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0

nehmenskultur – dies ist ein enorm wichtiger
Punkt“, erklärt die geschäftsführende Partne-
rin einer Agentur für interne Kommunikation.      „Digitalisierung bietet die Möglichkeit,
Welche Bedürfnisse haben meine Mitarbeiter?       ganz agil darauf reagieren zu können,
Kommen sie mit der Digitalisierung der Kom-       wenn es neue Bedürfnisse gibt. Wenn Sie
munikationskanäle überhaupt klar? Besteht ein     merken, Artikel werden nicht mehr gele-
Bedarf für einen Strategiewechsel? Diese Fragen   sen, Nutzerzahlen gehen zurück oder nur
müssen im Zuge der Strategieplanung geklärt       bei bestimmten Themen hoch, können Sie
und beantwortet werden – am besten von den        relativ schnell Anpassungen vornehmen.“
                                                                    Expertin für interne Kommunikation
Mitarbeitern selbst.

Durch neue, digitale Kanäle und Medien erge-
ben sich zahlreiche neue Möglichkeiten – auch
die eines Kulturwandels innerhalb des Unter-
nehmens. Eine neue digitale Strategie kann
Anlass dafür sein, das Mindset der Mitarbeiter
zu ändern, sie an neue Medien heranzuführen
und so Prozesse effizienter zu gestalten. Für
solch einen Kulturwandel muss jedoch klar sein,
wo die Mitarbeiter abgeholt werden müssen,
auf welchem Stand sie stehen und ob überhaupt
Potenzial, Wille und Bedürfnis für Änderungen
dieser Art vorhanden sind.

                                                                                                         23
Abhängigkeit von            Einbeziehen von                                             Ermöglichen von
      Unternehmenskultur          Top-Management           Einbeziehen von                       Vernetzung
                                                           Mitarbeitern und
      Kulturwandel durch          Einbeziehen vom          Führungskräften                    Erweiterbarkeit von
        Digitalisierung              Betriebsrat                                                digitalen Tools

                                                      Analyse                                 Technologische und
       Flexible Anpassung                                                                         finanzielle
         durch schnellere                                                                        Restriktionen
     Evaluations- und Reak-   Evaluation                                  Planung
       tionsmöglichkeiten
                                                                                                  Datenschutz
                                                     Umsetzung

                                  Einbeziehen von                                                 Konsistentes
                                  Mitarbeitern und       Zusammenführen von                 Erscheinungsbild über
                                  Führungskräften         Wissenskomplexen                  alle Medien und Kanäle

                                    Konsistentes          Einheit von interner               Einheit von interner
                              Erscheinungsbild über          und externer                       und externer
                              alle Medien und Kanäle        Kommunikation                      Kommunikation

      Integrierte Kommunikation          Agilität
      Unternehmenskultur                 Vernetzung
      Einbeziehen von Stakeholdern       Restriktionen
                                                          Integration der strategischen Facetten in den Managementkreislauf

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Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0

                                            Einbeziehen von Stakeholdern

Strategische Prozesse lassen sich entlang   „Von Anfang an alle Stakeholder mit an Bord
des Managementkreislaufs leichter struk-    holen“ – das rät die geschäftsführende Partne-
turieren: In den einzelnen Phasen Analy-    rin einer Agentur für interne Kommunikation.
se, Planung, Umsetzung und Evaluation       Bei der Planung einer digitalen Strategie für
müssen jeweils unterschiedliche Facet-      die Mitarbeiterkommunikation ist das Einbe-
ten einer digitalen Strategie berücksich-   ziehen von Stakeholdern unerlässlich. Interne
tigt werden. Konkret handelt es sich bei    Kommunikation ist zunächst Kommunikation
diesen Facetten um integrierte Kommu-       für Mitarbeiter – nun bringt es nicht viel, wenn
nikation, Unternehmenskultur, das Ein-      Kommunikationsmaßnahmen an einer der
beziehen von Stakeholdern, Agilität, Ver-   wichtigsten Zielgruppen vorbeilaufen. Das kann
netzung und Restriktionen. Das Modell       passieren, wenn die Bedürfnisse der Mitarbei-
dieses Kapitels versucht, ein Idealgerüst   ter bei der Strategieplanung nicht berücksich-
der digitalen internen Kommunikation        tigt wurden. Sind Bedürfnisse, Fähigkeiten und
bereitzustellen, das Kommunikations-        Kompetenzen der Mitarbeiter bekannt, kann die
schaffende bei der Strategieentwicklung     digitale Strategie danach ausgerichtet werden.
unterstützen soll.                          Entsprechend sollten Mitarbeiter bei der Um-
                                            setzung auch an neue Medien und Technologi-
                                            en herangeführt werden. „Wie affin sind meine
                                            Mitarbeiter bereits im Umgang mit technischen
                                            Geräten, welche Hilfestellungen sind von Nö-
                                            ten? Möglicherweise bedarf es Schulungen zur

                                                                                                        25
Medienkompetenz, damit alle Mitarbeiter dort        Das Top-Management ist schließlich diejeni-
 abgeholt werden, wo sie stehen“, erklärt die        ge Stakeholder-Gruppe, die die Planung und
 Expertin. Zudem müssen interne Kommunika-           Umsetzung einer digitalen Strategie für die
 tionsmaßnahmen nach innen vermarktet wer-           Mitarbeiterkommunikation erst ermöglicht.
 den. Eine weitere wichtige Stakeholder-Gruppe       Deswegen gilt es, diese Bezugsgruppe von der
 der Mitarbeiterkommunikation stellen die Füh-       Strategie zu überzeugen, noch bevor es um die
 rungskräfte dar: Damit neue, digitale Kommu-        Bewilligung von Ressourcen geht. In den meis-
 nikationsmaßnahmen funktionieren, müssen            ten Unternehmen wird die Relevanz der inter-
 Führungskräfte diese Veränderungen mittragen.       nen Kommunikation und ihrer Digitalisierung
                                                     auch zunehmend von höheren Managemente-
 Sie sind wichtige Multiplikatoren, die Verände-     benen erkannt – die Prozesse werden allgemein
 rungen an die Mitarbeiter herantragen. Die He-      komplexer und das Unternehmen profitiert da-
 rausforderung: „Im Normalfall sind Führungs-        von, wenn Mitarbeiter durch die richtige Kom-
 kräfte einen Tick älter als der durchschnittliche   munikation die richtigen Infos zur richtigen Zeit
 Mitarbeiter, sie sind schon länger im Unter-        erhalten.
 nehmen und sind auch an bestehende Prozes-
 se gewöhnt. Sie müssen von Anfang an mitge-         Vor allem, wenn es um Themen des Datenschut-
 nommen und zu Begleitern und Förderern des          zes geht, ist der Betriebsrat mit von der Partie.
 Projekts gemacht werden“, so die geschäftsfüh-      Zudem können tangierte Themen wie Work-Li-
 rende Partnerin einer Agentur für interne Kom-      fe-Balance den Betriebsrat auf den Plan rufen:
 munikation.                                         „Je mehr Sie in die Digitalisierung hineingehen,
                                                     desto weniger gibt es eine ganz klare und strik-
                                                     te Trennung von Privatem und Geschäftlichem.

26
Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0

Und da schaltet sich häufig der Betriebsrat ein“,    den, ohne dass ein komplett neues System auf-
erklärt die geschäftsführende Partnerin einer        gesetzt werden muss. Bereits bei der Wahl des
Agentur für interne Kommunikation. Dieser            Tools muss daher strategisch überlegt werden,
Faktor muss also auf jeden Fall bereits in der       ob bei der gewählten digitalen Kommunikati-
Analyse- und Planungsphase berücksichtigt            onslösung solche Erweiterungen möglich und
werden.                                              auch sinnvoll sind, um zukünftige Kosten mög-
                                                     lichst gering zu halten.
Agilität – flexibel und schnell zum Optimum
                                                     Mehr Effizienz durch Vernetzung
„Digitalisierung bietet die Möglichkeit, ganz agil
darauf reagieren zu können, wenn es neue Be-         Digitalisierung und Vernetzung sind zwei Be-
dürfnisse gibt. Wenn Sie merken, Artikel werden      griffe, die sehr eng miteinander verbunden sind.
nicht mehr gelesen, Nutzerzahlen gehen zurück        Durch Digitalisierung wird eine schnellere und
oder nur bei bestimmten Themen hoch, können          bessere Vernetzung ermöglicht, wodurch Ar-
Sie relativ schnell Anpassungen vornehmen“, er-      beitsprozesse effizienter gestaltet werden kön-
klärt die Expertin für interne Kommunikation.        nen. Dies kann und soll sich die interne Kom-
Auf die schnelle Evaluation können dann ent-         munikation zu Nutzen machen, deren Aufgabe
sprechende Reaktionen folgen, die Themen und         der Austausch zwischen Mitarbeitern und Ab-
Inhalte den Bedürfnissen entsprechend anglei-        teilungen ist. Dieser Austausch ermöglicht es
chen. Agilität ist zudem auch bei technischen        außerdem, bereits bestehende Prozesse und Ab-
Lösungen ein Vorteil – viele digitale Tools wie      läufe kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls
Social Intranet können, sobald es Neuerungen         effizienter zu gestalten. Auch ist der Aspekt der
gibt, einfach durch weitere Module ergänzt wer-      Schwarmintelligenz nicht zu verkennen. Des-

                                                                                                                 27
wegen ist es Aufgabe der internen Kommuni-          einen Kostenrahmen, der sich einschränkend
 kation, die Möglichkeiten zur Vernetzung, die       auf geplante Strategien und Maßnahmen aus-
 die Digitalisierung bietet, optimal auszuschöp-     wirken kann.
 fen und Mitarbeitern bereitzustellen. Dies muss
 auch bei der strategischen Planung berücksich-      Vor allem durch die Digitalisierung und dem
 tigt werden.                                        daraus folgenden, vereinfachten Datentrans-
                                                     fer spielt der Aspekt des Datenschutzes eine
 Restriktionen                                       sehr wichtige Rolle. Dabei geht es zum einen
                                                     um Daten der Mitarbeiter und inwiefern diese
 Wie bei jeder Strategie muss auch eine digitale,    beispielsweise im Social Intranet preisgegeben
 interne Kommunikationsstrategie Einschrän-          werden können, zum anderen aber auch um Un-
 kungen bereits bei der strategischen Planung        ternehmensdaten, die nur für die interne Kom-
 berücksichtigen. Unter technologischen Rest-        munikation vorgesehen sind. Bei einer Mitar-
 riktionen werden vor allem Einschränkungen          beiter-App werden Daten beispielsweise auf das
 hinsichtlich erhältlicher Software- und IT-Lö-      private Smartphone des Mitarbeiters gespielt —
 sungen verstanden. Es ist leider (noch) nicht al-   hier gilt es genau zu prüfen, welche Informatio-
 les technisch möglich, was man sich als interner    nen dabei herausgegeben werden können.
 Kommunikator vorstellt. Zudem muss auch die
 bestehende IT-Infrastruktur im Unternehmen
 und inwiefern diese ausbau- und erweiterbar ist
 berücksichtigt werden. Ein wichtiger Punkt sind
 zudem Fragen zum Budget und zu bestehenden
 Ressourcen. Jede Kommunikationsabteilung hat

28
Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0

Digital-Facetten im                                 men befinden wir uns? Sind wir in einem tech-
Managementkreislauf                                 nologischen Unternehmen? Sind wir in einem
                                                    althergebrachten Familienunternehmen, wo es
Wie interne Kommunikatoren bei der Imple-           ganz andere Kommunikationskanäle und -wege
mentierung einer Strategie der digitalen Mitar-     gibt? Und was brauchen die Kollegen aus die-
beiterkommunikation und ihrer strategischen         ser Historie heraus?“ Hier kommt vor allem der
Facetten vorgehen können, soll im Folgenden an      strategische Teilaspekt der Abhängigkeit von der
Hand des     Managementkreislaufes und sei-         Unternehmenskultur zum Tragen. Zudem kann
ner einzelnen Phasen vorgestellt werden: Der        ausgehend von einer solchen Analyse ermittelt
Analyse, der Planung, der Umsetzung und der         werden, inwiefern ein Kulturwandel möglich
Evaluation.                                         beziehungsweise gewünscht ist.

Wo steht das Unternehmen,                           In einem zweiten Analyseschritt müssen kon-
welchen Kurs schlägt es ein?                        krete Ziele definiert werden. In Bezug auf die
                                                    Digitalisierung der internen Kommunikation
Die Situationsanalyse ist Ausgangspunkt die-        müssen Unternehmen entscheiden, ob Digita-
ses strategischen Planungsprozesses. Sie erfasst    lisierung zur Erreichung der gesamten Kom-
die spezifische Situation, in der sich das Unter-   munikationsziele beitragen kann und ob zu den
nehmen befindet und wirft einen Blick auf die       bereits definierten Zielen ein digitales Medium
Eigenheiten der Unternehmenskultur. Laut der        passt. So können Ziele einer Digitalstrategie
geschäftsführenden Partnerin einer Agentur für      beispielsweise sein, Ressourcen zu sparen, einen
interne Kommunikation spielen hierbei folgende      Kulturwechsel anzustoßen oder sich an verän-
Aspekte eine Rolle. „In was für einem Unterneh-     dernde Bedürfnisse der Mitarbeiter anzupassen.

                                                                                                                29
Neben einer Analyse der eigenen Ziele, sollte       Wo muss die Kommunikation ansetzen?
 in der Analysephase eine interne und exter-
 ne Marktbeobachtung vorgenommen werden.             Je umfangreicher die Analysephase ausgefal-
 Dies umfasst eine Evaluation der internen Ziel-     len ist, desto einfacher fällt in einem zweiten
 gruppen – durch Befragungen, moderierte Ge-         Schritt die konkrete Planung des strategischen
 sprächsgruppen oder Workshops. Durch eine           Prozesses. Hier wird beispielsweise bestimmt,
 Mischung qualitativer und quantitativer Metho-      zu welchem Zeitpunkt und unter welchem Um-
 den kann festgestellt werden, ob die Mitarbei-      stand Inhalte an die zuvor betrachtete Zielgrup-
 ter in Hinblick auf Alter und Affinität für eine    pe übermittelt werden. Welche Inhalte werden
 Digitalisierung bereit sind. Wichtig ist hierbei,   also über digitale bzw. analoge Kanäle ausge-
 dass man intern alle entscheidenden Stake-          spielt und weshalb? Entscheidungen dieser Art
 holder einbezieht: Mitarbeiter, Führungskräfte,     basieren auf zuvor gewonnenen Erkenntnissen
 Top-Management und Betriebsrat - um finanzi-        zu Zielen, Zielgruppe und Ausgangssituation des
 ellen, rechtlichen oder sonstigen Hürden recht-     Unternehmens. Ein großer Vorteil der Digitali-
 zeitig zu begegnen. Außerdem sollte der Blick       sierung ist die Möglichkeit der Vernetzung. Bei
 nach außen und auf die Konkurrenz gerichtet         der Planung sollte erarbeitet werden, wie die in-
 werden. Mit welchen Systemen und Tools wird         terne Kommunikation eine möglichst effiziente
 bereits gearbeitet und welche Trends lassen sich    Vernetzung mithilfe neuer Tools ermöglichen
 außerhalb meines Unternehmensumfelds iden-          kann. Auch muss in dieser Phase die Erweiter-
 tifizieren?                                         barkeit von digitalen Tools mit berücksichtigt
                                                     und überlegt werden, inwiefern diese Mög-
                                                     lichkeiten genutzt werden sollten. Gleichzeitig
                                                     müssen bei der Planung auch Einschränkungen

30
Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0

einkalkuliert werden: „Sie müssen es bezahlen,     Um den Erfolg einer neuen Kommunikations-
Sie müssen es umsetzen können, Sie brauchen        maßnahme zu garantieren, sollten Mitarbeiter
die technologischen Voraussetzungen dafür“,        und Führungskräfte bei Bedarf unterstützt wer-
erklärt der Leiter der Corporate Publishing-Ab-    den: „Hier kann die Kommunikation eingreifen –
teilung eines IT-Dienstleisters.                   in Form von Schulung oder Befähigung der Mit-
                                                   arbeiter“, erklärt eine Professorin am Lehrgebiet
Konkrete Umsetzung                                 Unternehmenskommunikation einer deutschen
                                                   Hochschule. Sind neue Maßnahmen gut ange-
In der Umsetzungsphase werden die zuvor stra-      kommen und werden diese auch genutzt, wer-
tegisch formulierten Ansprüche auf eine opera-     den Wissenskomplexe zusammengeführt. Dies
tive Ebene gesetzt. Kommunikationsmaßnah-          muss von der internen Kommunikation vor al-
men werden implementiert und Mitarbeiter und       lem in der Umsetzung aktiv gefördert und gege-
Führungskräfte darüber in Kenntnis gesetzt. An     benenfalls auch betreut werden, so dass Syner-
dieser Stelle spielen zwei Faktoren eine wichti-   gien entstehen können.
ge Rolle. Zum einen sollten neue Kommunika-
tionsmaßnahmen im Voraus angekündigt wer-          Evaluation — Was ist erreicht worden?
den. Die Kommunikationsabteilungen sollten
zugleich Spannung aufbauen und Erklärungen         In der vierten und letzten Phase des strategi-
dafür bereitstellen. Zum anderen ist zu berück-    schen Managementkreislaufs werden die zuvor
sichtigen, dass digitale Kommunikationsmaß-        durchgeführten Schritte einer Evaluation un-
nahmen, wie beispielsweise die Einführung ei-      terzogen, um den Erfolg der implementierten
nes Social Intranets, eine technische Affinität    Kommunikationsmaßnahmen zu überprüfen.
der Mitarbeiter voraussetzen.                      Gerade in Bezug auf digitale Medien bieten sich

                                                                                                               31
hier zahlreiche und einfache Möglichkeiten:
 Kennzahlen wie Klickzahlen, Likes oder Kom-
 mentare im Social Intranet können hier wichti-
 ge Erkenntnisse liefern. Eine Auswertung dieser
 Daten ermöglicht flexible Anpassung und kann
 als Basis für Nachjustierungen dienen.

     „Entscheidend für den Erfolg einer digita-
     len Kommunikationsstrategie ist die Ana-
     lyse der eigenen Unternehmenskultur –
     dies ist ein enorm wichtiger Punkt.“
                 Geschäftsführende Partnerin einer Agentur
                               für interne Kommunikation

32
Digital und disruptiv: Interne Kommunikation 4.0

                                            33
3
Mehr als nur ein Trend:
Social ist in(tern)

Lena Krumbein, Sarah Rögele & Annika Zimmer
Facebook, YouTube, Twitter & Co. – Sozia-           unter einer Vielzahl an Begrifflichkeiten wie
 le Netzwerke erleben einen weltweiten Boom          etwa     Social Intranet, Social Business Soft-
 und bestimmen den Alltag vieler Nutzer maß-         ware, Social Collaboration oder auch Enterprise
 geblich mit. Im Juli 2017 etwa knackte Facebook     2.0, bekannt (Meske et al., 2014).
 die 2-Milliarden-Nutzer-Marke. Somit ist jeder
 vierte Mensch dieser Welt ein Teil des sozialen
 Netzwerks Facebook (Jacobsen, 2017). Die stei-
 genden Nutzerzahlen zeigen: Social ist in! Und
 Social ist auch intern: Längst sind soziale Tech-      „Da kann man posten, liken, kommen-
 nologien auch in die Arbeitswelt eingedrungen          tieren, sharen, hashtagen, also alles, was
 und verändern die Kommunikation sowie die              Rang und Namen hat.“
                                                                           Experte aus der Technologiebranche
 Zusammenarbeit in Unternehmen. Denn Un-
 ternehmen können soziale Medien nicht nur
 zur Kommunikation mit externen Stakeholdern
 nutzen, sondern auch zur Kommunikation mit          Was es nun genau für ein Unternehmen bedeu-
 internen Zielgruppen (Leonardi, Huysman &           tet, ein Social Intranet zu implementieren, zei-
 Steinfield, 2013; Meske, Stieglitz & Middelbeck,    gen diverse Definitionsversuche in der Literatur.
 2014). Während sich der Einsatz sozialer Medien     Das Social Intranet wird im Wesentlichen als
 zur Kommunikation nach außen bereits durch          innerbetriebliches soziales Netzwerk mit diver-
 die ausgeprägte Nutzung dieser Technologi-          sen Funktionen, wie beispielsweise Newsfeeds,
 en von relevanten Anspruchsgruppen erklären         Wikis, Chats und Blogs definiert, die Mitarbei-
 lässt, bedarf der interne Einsatz einer intensi-    tern die Möglichkeit bieten, sich untereinander
 veren Betrachtung. Interne soziale Medien sind      zu vernetzen, zu kommunizieren sowie nutze-

36
Mehr als nur ein Trend: Social ist in(tern)

rübergreifend Texte und Dateien zu posten und        Vernetzung, Interaktion und Hierarchiefreiheit
zu bearbeiten (Leonardi et al., 2013; Mergel,        — hier herrscht Einigkeit unter den Kommuni-
2016). Folglich soll das Social Intranet ganz klar   kationsexperten verschiedener Branchen — sind
einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten,        die drei wesentlichen Schlagworte zur Charak-
indem das Wissens- und Informationsmanage-           terisierung des Social Intranets. Effektive und
ment verbessert wird, die Mitarbeiter stärker        effiziente Zusammenarbeit gelingt nur, wenn
miteinander vernetzt und Prozesse sowie Work-        Mitarbeiter funktions-, orts- und zeitübergrei-
flows optimiert werden (Meske et al., 2014). So      fend miteinander vernetzt sind (      Kapitel 2).
weit die Theorie. Aber wie sehen es Kommuni-         Und genau dies leistet das Social Intranet im
kationsprofis aus der Praxis?                        Unternehmen: Internes Wissen und neue Ide-
                                                     en werden allen Mitarbeitern unabhängig ihres
Grenzenlose Kommunikation                            Standortes und ihres Arbeitsgebietes zur Verfü-
                                                     gung gestellt. Kennzeichnend für eine erfolgrei-
Die Implementierung einer neuen Technolo-            che Vernetzung ist hier die Unmittelbarkeit und
gie setzt voraus, dass unternehmensintern ein        Direktheit der Kommunikation.
einheitliches Technologieverständnis herrscht.
Dieses Verständnis stellt die Basis für die an die   Die reine Vernetzung ist jedoch nur ein Ba-
Technologie gerichteten Erwartungen und Ziele.       sis-Charakteristikum, denn im Social Intranet
Dies wirft die Frage auf, welche Eigenschaften       werden Mitarbeiter nicht nur passiv miteinan-
das Intranet gemäß Kommunikationsexperten            der vernetzt, sie sollen vielmehr aktiv beteiligt
„social“ machen und es somit vom traditionellen      werden. Die Interaktion der Mitarbeiter unter-
Intranet abgrenzen.                                  einander ist folglich eines der zentralen Merk-
                                                     male eines Social Intranets. Somit stellt es keine

                                                                                                                   37
reine Kommunikationsplattform dar, sondern         re weitaus mehr als nur eine Software – dies
 einen Ort der funktionsübergreifenden Zusam-       mag dabei auch ein Phänomen der jeweiligen
 menarbeit. Doch erst durch das Vorhandensein       Branche sein. So ist das zugrundeliegende Ver-
 einer hierarchiefreien Kommunikation wird die      ständnis in der Softwarebranche stark von den
 interne Zusammenarbeit im Social Intranet als      funktionalen Möglichkeiten des genutzten Tools
 unverkennbar social charakterisiert. So sollen     geprägt, während das Verständnis in der Tele-
 die Kommunikation und Zusammenarbeit im            kommunikationsbranche zusätzlich durch eine
 Social Intranet weitestgehend selbstorganisiert    emotionale Komponente ergänzt wird. Ob das
 ablaufen und jeder Mitarbeiter, unabhängig von     Social Intranet letztlich als reine Software oder
 seiner Position im Unternehmen, soll die glei-     als „Herzschlag des Unternehmens“ angesehen
 chen Funktionen und Rechte im Social Intranet      wird, entscheidet also das individuelle Ver-
 besitzen.                                          ständnis.

 Die Frage „Social Intranet – Was ist das?“ kann    Wieso, weshalb, warum?
 aus der Perspektive von Kommunikationsex-
 perten daher so beantwortet werden: Das So-        Doch welche Gründe sprechen für die Imple-
 cial Intranet ist eine interne Plattform zur un-   mentierung eines Social Intranets und wieso
 mittelbaren und hierarchiefreien Vernetzung        sollte die interne Kommunikation und Zusam-
 und Interaktion der Mitarbeiter. Dennoch zeigt     menarbeit überhaupt verändert werden? Die
 sich: Social ist nicht gleich social! Denn wäh-    Begründung ist einfach: Die Wirtschafts- und
 rend das Social Intranet für manche Kommuni-       Arbeitswelt wandelt sich. Unternehmen sollten
 kationsexperten ein reines Tool zur Vernetzung     sich diesem Wandel anpassen, um weiterhin
 und Zusammenarbeit darstellt, ist es für ande-     effektiv und effizient zu bleiben. Was bedeutet

38
Mehr als nur ein Trend: Social ist in(tern)

das konkret? Die interne Zusammenarbeit wird        hinweg geteilt werden. Oftmals ist den Mitar-
komplexer, denn die klassischen Prozesse mit        beitern nicht bekannt, welche Informationen an
klar festgelegten Strukturen werden zuneh-          welcher Stelle zu finden sind, wie ein Experte
mend abgelöst durch dynamische Arbeitspro-          aus der Technologiebranche schildert: „Es geht
zesse, die einer stetigen Anpassung an äußere       darum, einfach Informationen zu finden, zu tei-
Gegebenheiten bedürfen. Dies erhöht die Rele-       len und um das Auffinden von Best Practice. Es
vanz einer schnellen und effektiven Informati-      geht darum, mit gleichgesinnten Kollegen und
onsweitergabe zwischen den Mitarbeitern. Auch       Experten zu diskutieren und sich auszutau-
die Globalisierung leistet ihren Beitrag zu einer   schen. Wenn ich nicht weiß, wer die Experten in
komplexeren Zusammenarbeit, da die Mitar-           einer großen Firma sind, ist das sehr mühsam.“
beiter hierdurch über verschiedene Länder und
Kontinente hinweg verteilt sind. Dies zeigt: Un-    Ohne Vernetzung der einzelnen Abteilungen
ternehmen benötigen Kommunikationstechno-           weiß Abteilung A nicht, was Abteilung B tut,
logien, die den Mitarbeitern unabhängig von Ort     sodass kostbares Know-how sowie Synergieef-
und Zeitzone eine flexible, dynamische Zusam-       fekte verschenkt werden. Die fehlende Vernet-
menarbeit ermöglichen (Hamm, 2014).                 zung führt darüber hinaus zu einem Denken in
                                                    voneinander getrennten Silos. Ein Experte aus
In der Praxis fehlt es allerdings häufig an der     der Telekommunikationsbranche bezeichnet
optimalen Vernetzung, was zudem mit einem           das Social Intranet als Möglichkeit, „um eine
Mangel an Transparenz innerhalb des Unter-          Plattform zu schaffen, mit der man diese Silos,
nehmens einhergeht. Starre Strukturen und die       diese Ländergrenzen, diese Abteilungsgrenzen,
Einteilung in feste Bereiche verhindern, dass       wenigstens durch eine Kommunikation ab-
Wissen und Ressourcen über Bereichsgrenzen          schwächt.“

                                                                                                                 39
Darum trägt die Verantwortlichkeit für das Social   Schneller, höher, weiter
 Intranet auch niemals nur eine Abteilung allei-
 ne. In erster Linie ist es ein Gemeinschaftspro-    Natürlich sind mit einem Gemeinschaftspro-
 jekt von Unternehmenskommunikation und IT.          jekt wie dem Social Intranet auch Erwartungen
 Aber auch Abteilungen wie Human Resources,          und Ziele verbunden. Im Fokus stehen hierbei
 die Innovationsabteilung, Research & Develop-       die Optimierung, Beschleunigung und Digitali-
 ment sowie externe Agenturen können mit ins         sierung der Arbeitsprozesse. Im Vergleich zum
 Boot geholt werden. Der große Unterschied zum       klassischen Intranet bietet das Social Intranet
 klassischen Intranet ist außerdem, dass wirklich    nicht nur die Möglichkeit Informationen be-
 alle Mitarbeiter ihren Teil zum Social Intranet     reitzustellen, sondern darüber hinaus aktiv zu
 beitragen können – es geht mehr um die Men-         kommunizieren und Wissen zu teilen. Dabei gibt
 schen, als um die Technologie. „Wenn ich sehe,      es sowohl Unterschiede als auch Gemeinsam-
 mit welcher Energie und Leidenschaft die Kolle-     keiten bei der Zielsetzung und den Erwartungen
 gen daran arbeiten, ihr eigenes Intranet zu bau-    verschiedener Branchen ( Abbildung 2).
 en, dann fühle ich mich wie ein stolzer Vater”,
 erzählt ein Experte aus der Telekommunikati-
 onsbranche. Dass die Mitarbeiter mehr Verant-
 wortung übernehmen, ist seiner Ansicht nach
 einer der zentralen Aspekte eines Social Intra-
 nets. Dabei müssen natürlich bestimmte Regeln
 eingehalten werden — dafür sorgen Moderato-
 ren, die sogenannten       Community Manager.

40
Mehr als nur ein Trend: Social ist in(tern)

                                                                                Telekommunikationsbranche
                                            Technologiebranche
                                                                               »      Wissens- und Informations-
        Softwarebranche                                                               management
                                      »   Wissens- und Informationsma-
                                          nagement                             »
»   Etablierung einer zentralen
                                      »                                        »      Effektivität der Arbeitsprozesse
    Kommunikationsplattform
                                      »   Effizienz der Arbeitsprozesse        »
                                      »                                        »      Schnelligkeit
»   Digitalisierung der Arbeitspro-
                                      »   Schnelligkeit der Informations-      »
    zesse
                                          verbreitung                          »      Innovationen
                                      »                                        »
»   Komprimierte, schnelle und
                                      »   Offener Austausch                    »      Aktivität der Mitarbeiter
    interaktive Zusammenarbeit

                                                        Social Intranet – Zielsetzung und Erwartungen verschiedener Branchen

                                                                                                                                 41
In Hinblick auf die Effektivität der Prozesse zi-   Experte aus der Softwarebranche. Unternehmen
 tiert ein Telekommunikationsexperte einen           stehen hierbei immer vor der Frage, insbeson-
 Kollegen: „Ein Scheißprozess digitalisiert, ist     dere, wenn sie aus einer traditionellen Kultur
 immer noch ein scheiß digitaler Prozess.“ Sollen    mit hierarchischen Strukturen kommen: „Muss
 die Ziele und Erwartungen erfüllt werden, reicht    ich jetzt erstmal meine Kultur dahin bringen,
 es also nicht, die bestehenden Vorgänge im Un-      um solche Technologien erfolgreich zu machen,
 ternehmen in eine neue Technologie zu pressen.      oder brauche ich die Technologien, die dann
 Die Einführung eines Social Intranets unterliegt    die Kultur verändern?“ Die befragten Exper-
 bestimmten Voraussetzungen.                         ten kommen zu dem Konsens, dass bereits vor
                                                     Einführung des Social Intranets eine offene Un-
 Neben der technologischen Veränderung               ternehmenskultur notwendig ist, um die Tech-
 braucht es zudem einen Kulturwandel inner-          nologie erfolgreich zu etablieren. Der Weg von
 halb des Unternehmens (A Kapitel 2). So müs-        einer Command & Control-Kultur hin zu einer
 sen die Mitarbeiter eine gewisse Bereitschaft zur   Unternehmenskultur, die Veränderungen auf-
 Veränderung und Innovation aufweisen, denn          geschlossen gegenübersteht und daran interes-
 die Einführung einer neuen Kommunikations-          siert ist, Hierarchien aufzubrechen, hat mehrere
 technologie geht zwangsläufig mit einer Verän-      Stufen.
 derung der Arbeitsprozesse einher. Das Social
 Intranet „ist nicht einfach nur eine neue Tech-     Ein erster Schritt kann beispielsweise eine Pi-
 nologie, sondern eine andere Kultur, die man        lotphase mit nur einem Teil der Mitarbeiter sein,
 damit auch etabliert – das geht nicht einfach       um deren Erwartungen und Befürchtungen zu
 mit ein bisschen Technologie scharf schalten,       erkennen. Die ganzheitliche Einführung des
 sondern da muss man mehr zu tun“, erklärt ein       Social Intranets sollte dann als Change-Projekt

42
Mehr als nur ein Trend: Social ist in(tern)

betrachtet und entsprechend begleitet werden.      Let’s do it!
Hierbei ist es wichtig, Schritt für Schritt das
Denken in Grenzen abzuschaffen und Wissen zu       Was theoretisch logisch klingt, ist in der prakti-
teilen, anstatt Wissen als Macht zu definieren.    schen Umsetzung oftmals nicht so einfach. Ein
Kurz: Es braucht eine offene Wissenskultur.        Experte aus der Technologiebranche erklärt, wie
                                                   es trotzdem klappen kann: „Wir haben damals
Das Social Intranet demokratisiert die Kommu-      in der Vorbereitung sehr stark darauf geachtet,
nikation – etablierte Kommunikationsstruktu-       dass wir alle Risiken, Ängste und Befürchtungen
ren und -hierarchien weichen auf. Jeder Mitar-     mitnehmen. Dazu haben wir schrittweise eine
beiter kann sowohl Sender als auch Empfänger       Pilotierung gemacht, das heißt, wir haben peu
von Botschaften sein. Folglich ist die Implemen-   à peu immer mehr Gruppierungen, sogenannte
tierung eines Social Intranets nur erfolgreich,    Communities, dazu genommen und haben dann
wenn alle Mitarbeiter zu einem offenen und ak-     knapp ein Jahr lang Pilotphase gehabt. Da ha-
tiven Wissensaustausch bereit sind (Grossmann      ben wir sehr viel gelernt, zum Beispiel über die
& Slotosch, 2015). Die Einführung eines Social     Erwartungen der Mitarbeiter und ihre Befürch-
Intranets erfordert Aufgeschlossenheit, Koope-     tungen. Das hat dann auch — und das war ganz
rationsbereitschaft, den Willen zu Veränderung     wichtig — in einer Betriebsvereinbarung geen-
und eine offene Diskussionskultur über alle Hi-    det.“
erarchieebenen hinweg. Eng damit verknüpft ist
die Anforderung der Akzeptanz, denn nur, wenn      Es braucht also Zeit, bis die Hürden gegenüber
Mitarbeiter den Mehrwert einer Technologie er-     dem Social Intranet und den damit einherge-
kennen, wird die Technologie akzeptiert.           henden Veränderungen abgebaut sind. Ein ge-
                                                   meinsam ausgearbeitetes Regelwerk für die

                                                                                                                 43
Zusammenarbeit führt bei den Mitarbeitern zu       Das Schweizer Taschenmesser
 mehr Sicherheit und steigert deren Akzeptanz
 gegenüber der Einführung. Hilfreich für eine er-   Weil das Social Intranet so viele Funktionen
 folgreiche Einführung ist zudem die Einbindung     hat, wird es unternehmensintern auch gern als
 der Mitarbeiter. „Wir haben die Mitarbeiter mit    „Schweizer Taschenmesser“ bezeichnet, verrät
 einbezogen bei der Gestaltung dieser Plattform,    ein Experte aus der Telekommunikationsbran-
 weil man kauft nicht einfach eine Software ein,    che. „Es sind alle Funktionalitäten im Intranet
 sondern da muss viel entschieden werden. Und       integriert, die man sich vorstellen kann. Von
 diese Einbindung hat nochmal geholfen, dass        der Erfüllung von Manageraufgaben, Leistungs-
 die Mitarbeiter auch das Gefühl hatten, die        bewertungen, Reisekostenabrechnungen. Bei
 Plattform gehört ihnen“, erklärt ein Experte aus   uns gibt es nichts mit Papier und folglich ist
 der Softwarebranche. Neben der frühzeitigen        das die Stärke des Intranets“, ergänzt ein Ex-
 Mitgestaltungsmöglichkeit ist auch die beglei-     perte der Softwarebranche. Die Kommunikati-
 tende Kommunikation sowie das Communi-             on und Zusammenarbeit läuft in Communities
 ty Management von hoher Bedeutung, um die          ab, die wie Facebook- oder LinkedIn-Gruppen
 Mitarbeiter auf dem Laufenden zu halten, sie       aufgebaut sind. In diesen Communities finden
 kommunikativ zu unterstützen und die Diskus-       sich die Mitarbeiter zusammen, diskutieren und
 sionen im Social Intranet zu moderieren.           tauschen Dokumente untereinander aus. „Da
                                                    kann man posten, liken, kommentieren, sharen,
                                                    hashtagen, also alles, was Rang und Namen hat“,
                                                    resümiert ein Experte der Technologiebranche.
                                                    Neben den klassischen Funktionen der sozialen
                                                    Medien, zu denen darüber hinaus auch Wikis,

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