Invasive Pflanzen und Tiere
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Invasive Pflanzen und Tiere Lebensweise, Verbreitung und Problematik der wichtigsten vom Menschen eingeschleppten Pflanzen (Neophyten) und Tiere (Neozoen) in der Schweiz
Inhaltsverzeichnis Einleitung und Begriffe 2–3 Pflanzen Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) 4–5 Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) 6–7 Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) 8–9 Kanadische und Spätblühende Goldrute (Solidago canadensis und Solidago gigantea) 10–11 Aufrechte Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) 12–13 Sommerflieder (Buddleja davidii) 14–15 Robinie (Robinia pseudoacacia) 16–17 Weltkarte mit Neophyten und Neozoen 18–19 Tiere Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis) 20–21 Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) 22–23 Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) 24–25 Wandermuschel (Dreissena polymorpha) 26–27 Singalkrebs (Pacifastacus leniusculus) 28–29 Goldfisch (Carassius auratus) 30–31 Schwarzkopfruderente (Oxyura jamaicensis) 32–33 Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) 34–35 Informationen, Links und Adressen 36 Kartenlegende ursprüngliche Heimat neues Verbreitungsgebiet kein Vorkommen
Einleitung und Begriffe Die Einwanderung von gebietsfremden Pflan- Neophyten – sie sind isoliert und nicht Teil eines natürlichen Neophyten in der Schweiz zen- und Tierarten ist kein neues Phänomen, Neophyten sind nichteinheimische Pflanzen, die Ökosystems: Sie haben kaum natürliche Fein- In der Schweiz kommen rund 3000 wildwach- da der Mensch seit jeher Organismen bewusst vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Ent- de, werden daher nicht als Futter- oder Ma- sende Farn- und Blütenpflanzen vor. Die meisten eingeführt oder ungewollt verschleppt hat. Neu deckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, terialquelle genutzt und können sich rasant sind seit der letzten Eiszeit aus angrenzenden ist allerdings die hohe Mobilität und Menge des bewusst oder unbewusst in Gebiete eingeführt ausbreiten. Gebieten in die Schweiz eingewandert. Rund globalen Waren- und Reiseverkehrs, so dass wurden, in denen sie natürlicherweise nicht – sie richten wirtschaftlichen Schaden an, z. B. 350 Pflanzen gelten als Neophyten. Dennoch viele Arten oft ungewollt und zufällig verbreitet vorkamen. in der Landwirtschaft schafft es nur ein kleiner Teil, sich über grosse werden. Dabei werden geographische und kli- – sie gefährden die Gesundheit des Menschen, Distanzen und Gebiete auszubreiten, in die vor- matologische Barrieren überwunden. Typisch Neozoen z.B. durch Allergien oder Gifte handenen Lebensräume einzudringen und grös- für viele eingeschleppte Arten ist, dass sie sich Bei den nach 1492 eingeschleppten Tierarten – sie schleppen Krankheiten und gebietsfremde sere Bestände zu bilden. Die «Schweizerische in ihrer ursprünglichen Heimat eher unauffällig spricht man entsprechend von Neozoen. Parasiten ein Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen zeigen und dort im Gleichgewicht mit Gegen- – sie führen zu Beeinträchtigungen bei Jagd und SKEW» bezeichnet derzeit 23 Neophyten als spielern und konkurrenzierenden Arten stehen. Neobiota Fischerei besonders invasiv. Sie sind in einer besonderen Demgegenüber können sie sich in ihrer neuen Sammelbegriff für alle durch den Menschen ein- «Schwarzen Liste» aufgeführt und deren Aus- Heimat stark ausbreiten. Dort verursachen sol- gebrachten Organismen. Neobiota können Pflan- Gesetzliche Grundlage in der Schweiz breitung wird beobachtet. che «invasive Arten» oft ökologische, ökonomi- zen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen sein. Seit Anfang Oktober 2008 ist in der Schweiz sche oder medizinische Probleme. Dies wird die Freisetzung von elf Pflanzenarten und drei Meldestellen auch in Zukunft so bleiben oder gar noch häufi- Invasive Arten Tierarten verboten. Wer also amerikanische Bei Fragen zu invasiven Pflanzen und Tieren ger vorkommen: Der gegenwärtige Klimawandel Der Begriff umfasst diejenigen nichteinheimi- Goldruten, Japanische Staudenknöteriche oder stehen Ihnen verschiedene Fachstellen zur Ver- begünstigt invasive Arten, indem sich wärme- schen Organismen, welche sich in neuen Ge- Asiatische Marienkäfer verkauft oder aussetzt, fügung. Eigene Fundmeldungen können spezia- liebende Pflanzen und Tiere bei uns etablieren bieten etablieren, invasionsartig ausbreiten und macht sich strafbar. In der Freisetzungsverord- lisierten Institutionen mitgeteilt werden (weitere können (z.B. Hanfpalme, Tigermücke). Die wich- Probleme verursachen. Nicht alle Neophyten nung hat der Bundesrat den Umgang mit ge- Informationen und Adressen siehe Seite 36). tigsten invasiven Arten der Nordschweiz werden und Neozoen verhalten sich invasiv. bietsfremden Pflanzen und Tieren geregelt um in dieser Broschüre vorgestellt. die Verdrängung einheimischer Arten einzudäm- Probleme und Gefahren men. Damit will er die Gesundheit von Mensch, Die Probleme und Gefahren von invasiven Arten Tier und Umwelt schützen und die Artenvielfalt sind vielfältig: erhalten. – sie vermindern die Artenvielfalt, indem sie ein- heimische Arten gefährden oder verdrängen, z. B. durch Konkurrenz oder Auffressen – sie verändern heimische Ökosysteme 2 3
Riesen-Bärenklau Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Heracleum mantegazzianum Der Riesen-Bärenklau wird im Herbst bis zu Vor fast 200 Jahren wurde der Riesen-Bären- Da die Vermehrung des Riesen-Bärenklaus sehr Familie: Doldengewächse 3.5 m hoch und hat einen kräftigen, hohlen klau als Zierpflanze in Europa eingeführt. Der effizient ist, muss das Absamen verhindert wer- Stängel. Seine Blätter sind bis 1 m lang und tief erste Nachweis stammt aus dem Jahre 1817 den. Die Pflanze sollte möglichst nach der Blüte, 3- oder 5-teilig eingeschnitten. Ab Juni bis Sep- in Grossbritannien, als die Pflanze auf der Sa- aber vor der Samenreife entfernt werden. Bei tember bildet er grosse, weisse Blütenstände. menliste des Königlichen Botanischen Gartens einer mechanischen Bekämpfung muss Schutz- Eine einzelne Pflanze produziert mehrere zehn- in Kew aufgeführt wurde. 11 Jahre später doku kleidung getragen werden, um Hautkontakte tausend Samen, die im Boden 2–4 Jahre keim- mentierte man bereits ihr erstes wildes Vor mit der Pflanze zu vermeiden. Die Arbeit sollte fähig bleiben. Aufgrund seiner Grösse kann der kommen. Bald darauf begann sich die Art rapide prinzipiell nur an bewölkten Tagen ausgeführt Riesen-Bärenklau mit keiner anderen Pflanze über ganz Europa auszubreiten. In der Schweiz werden. Die Wurzeln müssen mindestens 10 cm verwechselt werden. wurde sie erstmals 1884 in Orbe (VD) beschrie- unter der Erdoberfläche durchstochen werden, ben. Ab 1912 konnte ihre Verwilderung in der damit die Pflanze nicht wieder austreibt. Eine Lebensraum Schweiz dokumentiert werden. gezielte chemische Bekämpfung ist möglich. Die Die Staude besiedelt vor allem nährstoffreiche Beweidung mit Schafen und Rindern dezimiert und feuchte Standorte. Sie kommt an Waldrän- Probleme die Pflanze ebenfalls. Bekämpfungsmassnah- dern, in Wiesen, im Uferbereich von Gewässern, Der Riesen-Bärenklau kann den Menschen men müssen über mindestens 3 Jahre konse- an Wegrändern und auf Schuttplätzen vom Tief- ernsthaft gesundheitlich gefährden. Die Pflan- quent durchgeführt werden. Der Handel, die Ver- land bis in die Bergstufe vor. ze sondert einen klaren, wässrigen Saft ab, der mehrung und Pflanzung des Riesen-Bärenklaus photosensibilisierende Substanzen wie Furano- sind gemäss Freisetzungsverordnung verboten. Herkunft cumarine enthält. In Kombination mit Sonnen- Der Riesen-Bärenklau stammt aus dem westli- licht vermögen diese chemischen Substanzen Besonderes chen Kaukasus und wächst bis 2300 m Höhe. bei Menschen schwere Hautverbrennungen zu Die einheimischen, nah verwandten Arten wie verursachen. Schon blosse Berührungen bei der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) Tageslicht können zu schmerzhaften Verbren- und der Österreicher Bärenklau (Heracleum aus- nungen führen. Zudem verdrängt die Staude triacum) sind viel kleiner als der Riesen-Bären- bei dichten Beständen die einheimische Vege- klau und stellen keine Probleme dar. tation. 4 5
Japanischer Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Der Japanische Staudenknöterich wird bis 3 m 1823 kam das erste Exemplar des Japanischen Da die natürlichen Feinde des Japanischen Staudenknöterich hoch und bildet dichte Bestände. Die schnell- Staudenknöterichs nach Holland. 26 Jahre später Staudenknöterichs bei uns fehlen, ist nur eine Fallopia japonica oder Reynoutria japonica wüchsige Pflanze wächst pro Tag bis 30 cm. Der führte der deutsche Arzt und Botaniker Philipp menschliche Bekämpfung möglich. Diese ist Familie: Knöterichgewächse hohle Stängel ist kahl, gelblich-grün und oft rot Franz von Siebold die Pflanze als Zier- und Vieh- aber äusserst schwierig und aufwändig, da gesprenkelt. Die Blätter sind ledrig und zuge- futterpflanze in Europa ein und verbreitete sie in der Japanische Staudenknöterich mit seinem spitzt. Die krautige Pflanze ist zweihäusig, das den Gärten. Ihre Auswilderung wurde schon vor ausgedehnten und tief reichenden Wurzelwerk heisst, männliche und weibliche Blütenstände über 100 Jahren dokumentiert. Seit 1950 erfolgte und der Fähigkeit, aus kleinsten Sprossstücken befinden sich an verschiedenen Pflanzen. Ab in der Schweiz ihre sprunghafte Ausbreitung, vor zu regenerieren, sehr widerstandsfähig ist. August blühen ihre kleinen, weisslichen Blüten. allem entlang von Fliessgewässern. Durch Ausgraben, Mahd oder Beweidung wird Weil in Europa aber fast nur weibliche Pflanzen die Pflanze bestenfalls geschwächt. Bei Pflege- vorkommen, werden kaum Samen gebildet. Probleme oder Bauarbeiten darf kein Pflanzenmaterial Umso effizienter breitet sich die Art dafür mit Der Japanische Staudenknöterich verdrängt mit verschleppt werden. Das entfernte Pflanzengut ihren unterirdischen Ausläufern aus (Rhizome), seinem schnellen Wachstum, dem dichten Blät- muss in der Kehrichtverbrennung entsorgt und die eine Länge von 20 m erreichen können. terdach und durch in den Boden abgegebene keinesfalls kompostiert werden. Ein Herbizid- Schon ein Rhizomstück von 1,5 cm Länge ver- Substanzen die natürliche Vegetation und ge- einsatz darf nur von befugten Personen durch- mag einen neuen Bestand zu begründen. fährdet so die Artenvielfalt. Da im Herbst nach geführt werden. Der Handel, die Vermehrung dem ersten Frost seine oberirdischen Teile ab- und Pflanzung des Japanischen Staudenknö- Lebensraum sterben, bleibt über das Winterhalbjahr offener terichs sind gemäss Freisetzungsverordnung Die Staude besiedelt Bach- und Flussläufe, Weg- und oberflächlich nur wenig durchwurzelter Bo- verboten. ränder, Bahn- und Strassenböschungen sowie den zurück. Dadurch wird insbesondere entlang Waldränder und offene Waldstellen. von Fliessgewässern die Erosion an den kahlen Besonderes Böschungen gefördert. Zudem vermögen seine Der nah verwandte Sachalin-Knöterich (Fallopia Herkunft kräftigen Rhizome Strassenbeläge zu sprengen sachalinensis) stammt auch aus Ostasien. Er ist Die Heimat des Japanischen Staudenknöterichs und die schmalsten Ritzen von Schutzmauern zwar weniger verbreitet, aber ebenfalls ein sehr liegt in Japan, Korea und China. zu durchbrechen. problematischer Neophyt. 6 7
Drüsiges Springkraut Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Impatiens glandulifera Das Drüsige Springkraut ist eine einjährige Pflan- 1839 wurde das Drüsige Springkraut als Zier- Ziel der Bekämpfung dieses einjährigen Krautes Familie: Balsaminen- oder Springkrautgewächse ze, die im selben Jahr keimt, blüht und nach der pflanze und Bienenweide in England eingeführt. ist vor allem die Verhinderung der Samenbildung. Samenbildung abstirbt. Das raschwüchsige Kraut Von dort gelangte es bald in viele europäische Dazu gehören verschiedene mechanische Me- wird bis 2 m hoch. Der kahle Stängel ist leicht Gärten. Aus der Schweiz sind bereits um 1900 thoden wie Mahd oder Beweidung. Dabei ist der durchscheinend, die Blätter sind scharf gezähnt. die ersten ausgewilderten Bestände an der Birs Zeitpunkt entscheidend: Zu früher Schnitt führt Der Blattstiel ist mit den namensgebenden, bis bei Basel bekannt. Seither hat sich das einjährige zu einer Regeneration der Pflanze, zu später zu 3 mm langen Drüsen besetzt. Die duftenden Kraut fast in der ganzen Schweiz ausgebreitet. führt zu einem Nachreifen der Samen an den ge- Blüten variieren von weisslich-rosa über rot bis schnittenen Pflanzen. Der beste Zeitpunkt liegt violett. Die reifen, 3–5 cm langen, keulenförmi- Probleme beim Aufblühen der ersten Blüten, also meist gen Früchte springen bei der geringsten Berüh- Dank der enormen Samenproduktion bildet das Ende Juli. Bekämpfungsmassnahmen müssen rung auf und die Samen werden bis 7 m weit Drüsige Springkraut oft üppige Reinbestände. über 2–3 Jahre konsequent durchgeführt wer- ausgeschleudert. Eine Pflanze produziert bis zu Durch seine auffällige Dominanz verdrängt es den. Der Handel, die Vermehrung und Pflanzung 2500 Samen, ein Reinbestand bis 32 000 Samen die einheimischen Pflanzenarten. Im Wald ver- des Drüsigen Springkrauts sind gemäss Freiset- pro Quadratmeter. zögert es die natürliche Verjüngung der Gehölze. zungsverordnung verboten. Entlang von Gewässern verdrängt es die ufer- Lebensraum sichernde Vegetation und hinterlässt so nach Besonderes Das Drüsige Springkraut ist an feuchte Böden seinem Absterben im Herbst offene Stellen. Das Drüsige Springkraut sieht Balfours Spring- gebunden und besiedelt Ufer von Fliessgewäs- kraut (Impatiens balfourii) ähnlich, welches sern und Seen, Flussauen, aber auch Riedwie- ebenfalls aus dem Himalaja stammt und als sen und Wälder. problematischer Neophyt gilt, aber weniger verbreitet vorkommt und nur bis 1 m hoch wird. Herkunft Demgegenüber verursacht das Wald-Springkraut Die Pflanze stammt aus dem westlichen Himalaja. (Impatiens noli-tangere), unsere einheimische, Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Nord-Pakistan gelb blühende Art, keine Probleme. über Kaschmir bis nach Indien. Sie gedeiht dort in Höhenlagen von 1800 bis 3000 m. 8 9
Kanadische und Beschreibung Herkunft Bekämpfung Die Kanadische und die Spätblühende Goldru- Das natürliche Areal der beiden Goldrutenarten Wegen ihres oft massenhaften Vorkommens Spätblühende Goldrute te sind sich in Aussehen und Biologie ähnlich. liegt in den Prärien und lichten Wäldern Nord- ist eine vollständige Ausrottung der beiden Solidago canadensis und Solidago gigantea Beide wachsen als ausdauernde krautige Pflan- amerikas und reicht von den USA über Kanada Goldruten-Arten äusserst aufwändig. Als erste Familie: Korbblütler zen und bilden zahlreiche goldgelbe Blüten- bis nach Alaska. Massnahme ist es daher wichtig, ihre weitere köpfchen. Während die Kanadische Goldrute Verbreitung zu verhindern. Die Samenbildung bis 250 cm hoch wird, einen flaumig behaarten Einwanderungsgeschichte lässt sich mit einem frühen Schnitt im Mai / Juni Stängel hat und ihre Blätter auf der Unterseite Die Kanadische Goldrute ist eine der ältesten unterbinden. Regelmässige Mahd oder Bewei- dicht behaart sind, wird die Spätblühende Gold- aus Nordamerika eingeführten Zierpflanzen und dung schwächt die Pflanzen. Ausgegrabene rute nicht über 120 cm hoch, hat einen kahlen seit 1645 in England bekannt. Die Spätblühen- Rhizome sind in der Kehrichtverbrennung zu Stängel und ihre Blätter sind oft nur am Rande de Goldrute kam rund 100 Jahre später nach entsorgen. Der Handel, die Vermehrung und kurz behaart. Beide Arten verbreiten sich sehr Europa und wurde ebenfalls in Gärten und als Pflanzung von amerikanischen Goldruten sind erfolgreich: Eine einzelne Pflanze produziert Bienenweide geschätzt. Erste Auswilderungen gemäss Freisetzungsverordnung verboten. bis zu 20 000 Samen, die vom Wind verbreitet sind in Mitteleuropa seit 1850 beschrieben. In werden. Zudem bilden sie lange unterirdische der Schweiz wurden bereits 1877 verwilderte Besonderes Kriechsprossen (Rhizome) und wachsen in dich- Populationen der Spätblühenden Goldrute bei Die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) ist eine ten Beständen. Aarberg an der Aare dokumentiert. einheimische Pflanzenart. Sie ist meist kleiner als ihre amerikanischen Verwandten und verur- Lebensraum Probleme sacht keine Probleme. Die beiden Goldrutenarten sind auf vielen nicht Wegen der erfolgreichen Vermehrungs- und oder nur wenig genutzten Flächen unterhalb Verbreitungsstrategie gedeihen die beiden von 900 m Höhe verbreitet: in Ufergebüschen, Goldrutenarten oft in dichten Beständen. Durch Auen, Waldlichtungen, Brachen, Kiesgruben, an Lichtentzug verhindern sie die Keimung anderer Wegrändern, Strassen- und Bahnböschungen. Pflanzenarten, so dass die einheimische Flora Dabei bevorzugt die Kanadische Goldrute eher auf grossen Flächen verdrängt wird. Natur- trockenere, die Spätblühende eher feuchtere schutzrelevante Lebensräume können auf diese Standorte. Weise entwertet werden. 10 11
Aufrechte Ambrosie Beschreibung Herkunft Bekämpfung Ambrosia artemisiifolia Die Aufrechte Ambrosie, auch Beifussblättriges Die Heimat der Aufrechten Ambrosie sind die Als einjähriges Kraut lässt sich die Aufrechte Familie: Korbblütler Traubenkraut genannt, wird bis 120 cm hoch. Prärien Nordamerikas. Ambrosie samt Wurzel leicht ausreissen. Ist die Das einjährige Kraut hat einen rot angelaufe- Pflanze aber schon voll entwickelt, sollte man nen Stängel, der besonders im oberen Bereich Einwanderungsgeschichte unbedingt mit Handschuhen und Mundschutz behaart ist. Die Pflanze ist reich verzweigt und Im 19. Jahrhundert wurde die Aufrechte Ambrosie ausgerüstet sein und das Pflanzenmaterial in buschartig. Die Blätter sind im unteren Abschnitt mit Getreide und amerikanischem Kleesaatgut der Kehrrichtverbrennung entsorgen. Grössere gegenständig, im oberen wechselständig. Weib- nach Europa eingeschleppt. In der Schweiz wur- Bestände können gemäht werden. Der Handel, liche und männliche Blüten wachsen nicht zu- de die Pflanze um 1865 erstmals beschrieben. die Vermehrung und Pflanzung der Aufrechten sammen, befinden sich aber auf der gleichen Sie blieb jedoch unbeachtet, da sie nur an weni- Ambrosia sind gemäss Freisetzungsverordnung Pflanze. Sie gehört zu den wenigen Korbblütern, gen Orten wie beispielsweise am Rheinhafen bei verboten. Pflanzen-Vorkommen müssen bei der die durch den Wind und nicht durch Insekten be- Basel vorkam. Seit dem Zweiten Weltkrieg und Kantonalen Fachstelle für Pflanzenschutz gemel- stäubt werden. Daher sind ihre Blüten eher un- vor allem ab 1990 bereitete sie sich stark aus, det werden. scheinbar, die Blütenstaubproduktion ist jedoch insbesondere bei Genf und im Tessin. enorm: bis zu einer Milliarde Pollen werden pro Besonderes Pflanze produziert. Die Ambrosie hat ein star- Probleme Im jungen Zustand besteht eine Verwechslungs- kes Ausbreitungspotenzial. Ihre Früchte sind mit Die Pollenkörner der Ambrosie können Allergien gefahr mit anderen Pflanzen, wie beispielsweise kurzen Stacheln versehen und werden vor allem auslösen. Weil schon 11 Pollen/m3 Luft genügen, mit dem Gemeinen Beifuss (Artemisia vulgaris). durch den Menschen verbreitet: in den Rillen von ist ihre allergene Wirkung deutlich stärker als die Autopneus, an Erntemaschinen, beim Transport von Gräserpollen. Wegen ihrer riesigen Pollen- von Erde und Kies und in Siedlungsgebieten vor produktion kann es zu Atemnot oder Asthma allem beim Ausstreuen von Vogelfutter, das mit anfällen kommen. Da die Pflanze von August bis Samen der Ambrosie verunreinigt ist. Oktober blüht, verlängert sich die Pollensaison für Allergiker beträchtlich. Zudem kann bei Be- Lebensraum rührung der Ambrosie eine allergische Haut Die Ambrosie bevorzugt offene Bodenflächen reaktion auftreten. und meidet dichte Vegetation. Sie gedeiht auf Schuttplätzen, an Wegrändern, in Gärten, an Strassen- und Bahnböschungen, in Kiesgruben, Baustellen und auf landwirtschaftlichen Flächen. Sie kommt bis rund 1550 m Höhe vor. 12 13
Sommerflieder Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Buddleja davidii Der Sommerflieder, auch Schmetterlingsstrauch 1869 entdeckte der französische Missionar und Vorbeugend sollte der Sommerflieder nicht mehr Familie: Sommerfliedergewächse genannt, ist meistens mehrstämmig und wird Botaniker Armand David den Sommerflieder in verkauft und angepflanzt werden. Abgeblühte 2–3 m hoch. Die gegenständigen Blätter sind China und die Pflanze gelangte als Herbarbeleg Blütenstände sollten vor der Samenreife abge- lange zugespitzt und auf der Unterseite auffällig nach Westeuropa. 21 Jahre später wurde der schnitten werden. Junge Pflanzen lassen sich graufilzig. Der sommergrüne Strauch hat die Ten- Strauch erstmals als Zierpflanze in Europa ein- ausreissen. Haben sich aber bereits grössere denz, seine Blätter auch im Winter zu behalten. geführt. Die ersten Verwilderungen traten in den Sträucher gebildet, müssen auch die Wurzeln Der 10–30 cm lange Blütenstand ist dicht mit 1930er-Jahren in England auf. Seither hat er sich entfernt werden. Da sich die Pflanze auch mit kleinen, nach Honig duftenden Blüten besetzt, auch in der Schweiz weit verbreitet. unterirdischen Ausläufern und mit Stockaus- deren Farbe von dunkelviolett über lila bis weiss schlag vermehrt, ist dies oft ein schwieriges variiert. Ein ausgewachsener Strauch produziert Probleme Unterfangen. Das Pflanzenmaterial soll in der jährlich rund 3 Millionen Samen, die vom Wind Der Sommerflieder kann dichte Bestände bilden, Kehrichtverbrennung entsorgt werden. über weite Distanzen verbreitet werden und im welche die einheimische Vegetation verdrängen. Boden über viele Jahre keimfähig bleiben. Als Pionierstrauch besiedelt er gerne Kiesbänke Besonderes und offene Flächen und verhindert das Aufkom- Die Gattung Buddleja umfasst rund 100 Arten, Lebensraum men der einheimischen Pflanzen. Naturschutz- die in Asien, Amerika und Afrika vorkommen. Der Pionierstrauch bevorzugt weitgehend ve- relevante Gebiete können so entwertet werden. Da in Europa natürlicherweise keine Sommer- getationsfreie Standorte wie Ödland, Bahnbö- Die Bekämpfungsmassnahmen sind zeitaufwän- fliedergewächse vorkommen, ist der Strauch schungen, Kiesgruben, brach liegende Industrie- dig, wodurch hohe Kosten entstehen. Obwohl unverkennbar. flächen, Fluss- und Seeufer, Auen, lichte Wälder der Schmetterlingsstrauch im Herbst verschie- und Aufforstungsgebiete. Häufig besiedelt er dene Schmetterlinge anlockt, welche sich vom auch Fugen in Mauern und Gebäuden. In der Nektar ernähren, wird sein Wert für die Insek- Schweiz kommt er bis rund 1300 m Höhe vor. ten überschätzt, weil sich ihre Raupen nicht am Strauch entwickeln können. Dafür verdrängt Herkunft er gewisse Futterpflanzen der Raupen und ist Der Sommerflieder stammt aus dem Hochland daher für Schmetterlinge sogar schädlich. des südwestlichen China und Tibet. Er gedeiht dort bis in Höhen von 2600 m. 14 15
Robinie Beschreibung Herkunft Bekämpfung Robinia pseudoacacia Die Robinie ist ein sommergrüner, bis 25 m Die Robinie stammt aus Nordamerika. Ihre ur- Robinien sollten nicht mehr angepflanzt werden. Familie: Schmetterlingsblütler hoher Baum. Die graubraune Rinde weist tiefe sprüngliche Heimat sind die Appalachen und Innerhalb von wertvollen Lebensräumen wie Längsrisse auf. Paarig angelegte Dornen dienen einige Gebiete westlich des Mississippi. Ruderalstandorten, Magerwiesen und lichten als Frassschutz. Die Blätter sind aus 6–20 ova- Wäldern sind diese Bäume zu entfernen. Um len Teilblättern zusammengesetzt. Die weissen, Einwanderungsgeschichte den Stockausschlag zu unterdrücken, kann die wohlriechenden Blüten sind in lockeren, hän- Die Robinie gelangte zwischen 1623 und 1635 Methode des Ringelns angewandt werden. Da- genden Trauben angeordnet und blühen von nach Paris. Danach wurde sie in Europa vor al- bei wird mit der Motorsäge die Rinde auf Brust- Mai bis Juni. Ihre flachen Hülsenfrüchte bleiben lem in Gärten als exotisches Ziergehölz ange- höhe mit einem Schnitt von rund 2 cm Breite oft bis in den Winter geschlossen. Dann werden pflanzt. Bereits im frühen 18. Jahrhundert baute bandartig zerstört. Im Folgejahr kann der Baum die Samen durch den Wind verbreitet, meist im man sie zu forstlichen Zwecken in Wäldern an. gefällt werden, ohne dass er Stockausschläge Umkreis des Elternbaumes und nur selten wei- Von dort aus begann sie sich selbständig aus- bildet. ter als 100 m. Zudem verbreitet sich die Robinie zubreiten. In der Schweiz ist sie in den tieferen auch mit Wurzelausläufern und Stockausschlag. Lagen schon weit verbreitet. Besonderes Als Schmetterlingsblütler besitzt die Robinie die Die Robinie wird auch Falsche Akazie genannt. Fähigkeit, mittels Knöllchenbakterien Luftstick- Probleme Obwohl sie zur gleichen Pflanzenfamilie gehört, stoff zu binden und verschafft sich durch den Die Robine ist giftig. Rinde, Samen und Blätter ist sie mit den echten Akazien nicht näher ver- Düngeeffekt auf mageren Böden einen Konkur- enthalten Lectine, die nach dem Verzehr Bauch- wandt, die vor allem in Australien und Afrika renzvorteil gegenüber anderen Gehölzen. schmerzen mit Übelkeit und Brechreiz hervor- vorkommen. rufen. Für Tiere kann der Genuss tödlich enden. Lebensraum Obwohl das harte und dauerhafte Holz der Die Pionierpflanze bevorzugt trockene, warme Robine von der Holzwirtschaft geschätzt wird, Standorte. Sie besiedelt lichte Wälder, Auen, ist sie ein problematischer Neophyt. Die rasch- Dämme, Ödland, Schuttplätze und felsige Orte wüchsigen Bäume können sehr dichte Bestände des Tieflandes. bilden und verdrängen die einheimischen Sträu- cher und Bäume. Zudem sondern ihre Wurzeln Stoffe ab, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmen. 16 17
1 3 5 1 1 3 4 1 5 4 7 2 2 5 8 2 7 6 6 5 1 2 3 4 3 3 4 6 Invasive Neophyten Invasive Arten, die in Mitteleuropa Invasive Arten, die weltweit ingeschleppt wurden e verschleppt wurden und Neozoen weltweit Eingeschleppte, gebietsfremde Pflanzen und Pflanzen Heimat Pflanzen Heimat Neues Gebiet 1 Riesen-Bärenklau Kaukasus 1 Blutweiderich Europa Nordamerika Tiere finden sich nicht nur in der Schweiz, son- 2 Japanischer Staudenknöterich Japan, Korea, China 2 Opuntien Mittelamerika Australien, Mittelmeerraum dern stellen ein weltweites Problem dar. Auf der 3 Drüsiges Springkraut Nord-Pakistan-Indien 3 Dach-Trespe Europa Nordamerika Weltkarte sind nebst der in der Broschüre vorge- 4 Goldruten Nordamerika 4 Wasser-Hyazinthe Tropisches Amerika Tropen weltweit stellten Arten auch einige Vertreter dargestellt, 5 Aufrechte Ambrosie Nordamerika 5 Wandelröschen Mittelamerika Australien, Südafrika, Tropen 6 Sommerflieder Tibet, China weltweit welche sich in anderen Teilen der Welt invasiv 7 Robinie Osten Nordamerikas 6 Eukalypten Australien Warme Gebiete weltweit ausbreiten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde darauf verzichtet, die Ausbreitungswege Tiere Tiere der weltweit tausenden invasiven Arten darzu- 1 Asiatischer Marienkäfer Ostrussland, China, Japan 1 Wanderratte Ostasien Weltweit 2 Rosskastanienminiermotte Mazedonien 2 Wildkaninchen Südwesteuropa Australien stellen. Stattdessen zeigt die Karte die Herkunft 3 Spanische Wegschnecke Spanien, Portugal 3 Asiatische Tigermücke Südostasien Nordamerika, Südamerika, und die wichtigsten neuen Verbreitungsgebiete 4 Wandermuschel Schwarzen Meer Südeuropa einiger ausgewählter Arten an. 5 Signalkrebs Westen Nordamerikas 4 Aga-Kröte Süd- und Mittelamerika Australien 6 Goldfisch Ostasien 5 Deutsche Wespe Europa Südamerika, Neuseeland 7 Schwarzkopfruderente Nordamerika 8 Grauhörnchen Osten Nordamerikas 18 19
Asiatischer Marienkäfer Beschreibung Herkunft Probleme Harmonia axyridis Ausgewachsene Asiatische Marienkäfer sind in Die Heimat des Asiatischen Marienkäfers liegt in Die Asiatischen Marienkäfer sind sehr konkur- Familie: Marienkäfer ihrem Aussehen und ihrer Färbung sehr varia- Zentral- und Ostasien und reicht von Russland renzstark und nutzen verschiedene Nahrungs- bel. Die Farbe der Deckflügel variiert zwischen über China bis nach Japan. Dort lebt er sowohl quellen: nebst Blattläusen fressen sie auch hellgelb und dunkelrot. Auch die Anzahl der in warmen und kalten Regionen und ist gut an andere weichschalige Insekten, Insekteneier meist schwarzen Punkte kann zwischen 0 und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, aber und Larven. Dadurch verdrängen sie die einhei- 19 schwanken. Ein wichtiges Erkennungsmerk- auch über 30 °C angepasst. mischen Marienkäferarten und andere einhei- mal ist das schwarze «M» auf dem weissen mische Insektenarten. Ausserdem fressen sie Halsschild, das aber nicht immer vorhanden sein Einwanderungsgeschichte reife Früchte wie Äpfel oder Trauben. In Mas- muss. Mit einer Länge von 6–8 mm ist er grösser Der Asiatische Marienkäfer wurde zur biologi- sen vorkommend, schädigen die Asiatischen als die meisten einheimischen Marienkäferarten. schen Schädlingsbekämpfung gezüchtet und Marienkäfer die Ernte und verderben durch Die Larven des Asiatischen Marienkäfers haben um 1980 in den USA zum Schutz von Zier- und ihren unangenehmen Geruch den Geschmack eine schwarz- bis blaugraue Grundfärbung und Nutzpflanzen vor Blattläusen eingesetzt. In des Weins. tragen am ganzen Körper mit zwei oder drei Europa wurde der Käfer seit 1982 vor allem in Ästen versehene Borsten. Auf dem Hinterleib Gewächshäusern freigelassen und 9 Jahre später Bekämpfung befinden sich zwei orangenfarbene Linien. stellte man in Belgien erstmalig Freilandpopula- Die Bekämpfung des Asiatischen Marienkäfers tionen fest. Seither breitet er sich rasant über ist sehr schwierig. Natürliche Feinde hat er we- Lebensraum ganz Mitteleuropa aus. Obwohl der Asiatische nige, da er wie die meisten Marienkäferarten Asiatische Marienkäfer leben überall dort, wo Marienkäfer in der Schweiz nicht als Nützling bei Gefahr durch Reflexbluten eine gelbe, bitter es Blattläuse gibt. Pro Tag vertilgen ausgewach- für den biologischen Pflanzenschutz bewilligt schmeckende und giftige Körperflüssigkeit ab- sene Tiere davon 100 bis 270 Stück. Aber auch wurde, gelangte er zu uns. Das erste Exemplar sondern kann. Zudem sind seine Larve durch die ihre Larven sind sehr gefrässig: Während ihrer wurde 2004 in Basel gesichtet. Jetzt findet man langen Borsten gut geschützt. Der Handel, die zweiwöchigen Entwicklung fressen sie bis zu die Käfer schon in weiten Teilen der Schweiz. Vermehrung und Verbreitung des Asiatischen 1200 Blattläuse. Im Herbst können ausgewach- Marienkäfers sind gemäss Freisetzungsverord- sene Asiatische Marienkäfer grosse Schwärme nung in der Schweiz verboten. bilden, die zum Überwintern in Häuser und Mau- ern eindringen. Besonderes Der einheimische Siebenpunkt-Marienkäfer hat stets sieben schwarze Punkte auf den roten Deckflügeln. 20 21
Rosskastanien Beschreibung Herkunft Bekämpfung Die ausgewachsene Rosskastanienminiermotte 1984 wurde die Rosskastanienminiermotte in Als neu eingewanderte Art hat die Rosskasta- miniermotte wird 3–5 mm lang. Die bräunlichen Vorderflügel Mazedonien entdeckt und als eigene Art be- nienminiermotte wenige natürliche Fressfeinde. Cameraria ohridella zieren drei weisse Querbänder. Auffällig ist das schrieben. Man nimmt an, dass in den abge- Dennoch wird sie schon von Vögeln, insbeson- Familie: Miniermotten federartige Ende der Hinterflügel. Oft ist es legenen Gebieten von Mazedonien auch ihre dere von Meisen gefressen. Das anfallende schwierig, die Tiere zu sehen. Demgegenüber ursprüngliche Heimat liegt. Laub sollte gesammelt und entsorgt werden. ist das braune Schadbild auf den Blättern der Das Herbstlaub sollte bis Anfang März kom- Rosskastanie leicht zu erkennen. Ein Motten- Einwanderungsgeschichte plett entfernt werden. Es kann auch in kleine- weibchen legt 20–50 Eier auf die Blattoberfläche Seit ihrer ersten Entdeckung verbreitete sich die ren Haufen kompostiert werden, sofern es mit der Rosskastanie, aus denen nach 2–3 Wochen Motte unaufhaltsam in Europa. Offensichtlich einer zusätzlichen Schicht aus Gras, Erde oder die Larven schlüpfen. Diese bohren sich ins Blatt bedient sie sich auch öffentlicher und privater anderem Laub abgedeckt wird. Eine chemische und beginnen zu «minieren», fressen sich also Verkehrsmittel. Die Rosskastanienminiermotte Bekämpfung ist schwierig, da ausgewachsene einen kleinen Gang parallel zum Blattnerv. Da- wird als Puppe in abgefallenen Blättern oder als Motten sehr beweglich sind. bei zerstören sie die lebenswichtige Schicht des Schmetterling mit verschiedenen Transportmit- Blattes. Die Larven verpuppen sich nach etwa teln (Laster, Eisenbahn, Auto) verschleppt und Besonderes vier Wochen. Zwei Wochen später schlüpfen die kann sich dann an einem neuen Ort weiter ent- Die braunen Blattverfärbungen an Rosskastani- Kleinschmetterlinge, paaren sich und legen er- wickeln. In der Schweiz wurde sie 1998 erstmals en können auch andere Ursachen haben: Pilzbe- neut Eier. Der Fortpflanzungszyklus wiederholt im St. Galler Rheintal, in Bern und Basel nachge- fall, Trockenheitsstress oder Salzschäden. sich meist dreimal pro Jahr. wiesen. Seither hat sie sich stark ausgebreitet. Lebensraum Probleme Die Rosskastanienminiermotte lebt vor allem Die Rosskastanienminiermotte befällt die Ge- auf den Blättern der Gewöhnlichen Rosskasta- wöhnliche Rosskastanie, die bei uns in Park- nie (Aesculus hippocastanum). Ausnahmsweise und Gartenanlagen sowie als Strassenbaum befällt sie auch Berg- und Spitzahorn. kultiviert wird. Aufgrund der Gefrässigkeit der Motten und der raschen Vermehrungsrate tre- ten an den Bäumen massive Blattschäden auf. Verbräunungen und sommerlicher Blattfall sind bereits ab Juni gut sichtbar. Die Bäume werden geschwächt, sind aber bisher nicht daran ge- storben. 22 23
Spanische Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Erwachsene Spanische Wegschnecken errei- In der Schweiz wurde die Spanische Wegschne- Die Spanische Wegschnecke hat bei uns fast Wegschnecke chen eine Länge von 7–15 cm. Wie alle Vertre- cke das erste Mal 1955 in Spiez (BE) nachgewie- keine natürlichen Feinde, Parasiten oder Krank- Arion vulgaris oder Arion lusitanicus terinnen der Familie der Wegschnecken besit- sen. Obwohl ihre Mobilität für eine Wegschnecke heiten, die sie dezimieren. Wegen der starken Familie: Wegschnecken zen sie kein Gehäuse. Ihre Hautfärbung ist sehr mit 5–9 m/h erstaunlich hoch ist, war sie bei ihrer Absonderung ihres bitteren Schleims wird sie variabel, meist bräunlich, kann aber auch rot, Einschleppung auf den Menschen angewiesen. von Igeln und Kröten meist verschmäht. Die orangefarben, grau, grünlichgrau oder sogar Diese erfolgte vermutlich durch Gemüseimporte einfachste Bekämpfung der Spanischen Weg- schwärzlich sein. Von der einheimischen Roten von der Iberischen Halbinsel. Ursprünglich ver- schnecke ist das manuelle Sammeln der Tiere, Wegschnecke, die oft ein bisschen grösser wird, lief die Ausbreitung relativ langsam. Erst in den die dann durch Überbrühen mit heissem Was- ist sie äusserlich nur schwer unterscheidbar. Da- 90er-Jahren kam es zu einer explosionsartigen ser getötet werden. Das Zerschneiden der Weg- gegen lassen sich die Jungtiere gut unterschei- Verbreitung sowohl in der Schweiz, als auch in schnecken ist weniger empfehlenswert, da die den: die Rote Wegschnecke ist hell-gelblich und Mitteleuropa. toten Tiere ihre Artgenossen anlocken. Chemi- hat einen dunklen Kopf, während die Spanische sche Bekämpfungsmittel sollten nicht eingesetzt Wegschnecke bunt gebändert ist. Probleme werden, weil die Giftstoffe die Böden belasten Die Spanischen Wegschnecken können sich als und auch Vögel und Igel schädigen können. Lebensraum Zwitter gegenseitig begatten und legen 200–400 Als Pflanzenfresserin, die auch Aas nicht ver- Eier pro Jahr. Somit vermögen sie sich enorm Besonderes schmäht, ist die Spanische Wegschnecke fast schnell zu vermehren. In England wurden im In der Schweiz gibt es rund 250 verschiedene überall zu finden, wo es feucht ist und Pflanzen Sommer 2007 bis zu 1000 Exemplare pro m2 Schneckenarten. Davon gelten aber nur die wachsen, so auch in Gärten und landwirtschaft- gezählt. In Gärten und in landwirtschaftlichen Graue und die Genetzte Ackerschnecke als lichen Kulturen. Aber auch auf Mülldeponien und Kulturen stellen sie eine Plage dar. Sie dringen gefürchtete Schädlinge im Garten und in der Holzlagerplätzen kommt sie vor. auch in natürliche Lebensräume wie Auengebie- Landwirtschaft. te und Bergwälder ein. Die konkurrenzstarken Herkunft Tiere verdrängen die einheimischen Nackt- und Die ursprüngliche Heimat der Spanischen Weg- Gehäuseschnecken. schnecke liegt in den laubabwerfenden Wäldern von Portugal und Spanien. 24 25
Wandermuschel Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Dreissena polymorpha Die Wandermuschel wird auch Zebramuschel Im 18. Jahrhundert gelangte die Wandermuschel Die Wandermuschel hat sich in vielen unserer Familie: Dreikantmuscheln oder Dreiecksmuschel genannt. Sie hat eine mit dem Schiffsverkehr nach Mitteleuropa. Dabei Gewässer fest etabliert. Eine Bekämpfung ist dreieckige Schalenform. Die scharfkantigen Scha- hefteten sie sich an Schiffsrümpfe oder gelang- fast nicht mehr möglich. Dennoch gilt es die len sind gelblich bis schwarz gefärbt mit brau- ten als Larven über das Ballastwasser der Schif- weitere Ausbreitung zu stoppen. Bei Schiffs- nen bogenförmigen, oft gezackten Streifen. Die fe in die neuen Lebensräume. In der Schweiz transporten von einem Gewässersystem in ein 26–40 mm langen und 17–20 mm hohen Schalen traten die ersten Exemplare der Wandermuschel anderes oder auf Strecken über Land sind die sind dickwandig. An ihrem Muschelfuss befindet bereits 1850 in Basel auf. Seither leben sie bei Schiffsrümpfe von den Wandermuscheln und sich ein Faden, der ihr ein festes Anhaften auf uns in fast allen grösseren Flüssen und Seen. anderen anhaftenden Arten zu reinigen. dem Untergrund ermöglicht. Als einzige Drei- kantmuschel erzeugt sie Larven, welche frei Probleme Besonderes schwimmen und so durch die Wasserströmun- Da Wandermuscheln sich oft auf anderen Mu- Zwei einheimische Muschelarten, die von der gen über weite Strecken transportiert werden scheln festsetzen, erschweren sie deren Fort- Wandermuschel verdrängt werden, sind viel können. Wandermuscheln können rasch grosse bewegung und behindern ihr Wachstum. Sie grösser als diese: die Schale der Grossen Teich- Kolonien bilden, wo sich tausende Individuen auf sind zudem starke Nahrungskonkurrenten und muschel wird rund 20 cm lang, diejenige der einem Quadratmeter befinden. verdrängen die einheimischen Muschelarten. Gemeinen Flussmuschel bis 10 cm. Durch ihr massenhaftes Aufkommen reduzie- Lebensraum ren sie die natürliche Artenvielfalt beträchtlich. Die Wandermuschel besiedelt hauptsächlich Wandermuscheln können als Larven auch in langsam fliessende Gewässer, Flussmündun- schwer zugängliche Bereiche gelangen, so dass gen und Süsswasserseen, kommt aber auch im es später durch die ausgewachsenen Tiere zu salzigen Brackwasser vor. Mit ihren Fäden heftet Verstopfungen von Wasserleitungen, Kühlan- sie sich an Wasserpflanzen, aber auch auf Steine, lagen und Filtersystemen kommen kann. Die Holz und andere Muscheln. scharfkantigen Schalen können beim Baden zu Verletzungen führen. Demgegenüber filtrieren Herkunft sie trübes Wasser und reinigen es dabei von Die ursprüngliche Heimat der Wandermuschel Schadstoffen. Weiter bieten die Muschelbänke liegt im Gebiet vom Schwarzen Meer, dem Kas- eine zusätzliche Nahrungsquelle für Tauchenten pischen Meer und dem Aralsee, die nach der und andere Wasservogelarten. letzten Eiszeit noch miteinander verbunden waren. 26 27
Signalkrebs Beschreibung Herkunft Bekämpfung Pacifastacus leniusculus Der Signalkrebs ist ein grosswüchsiger Fluss- Der Signalkrebs stammt aus dem Westen Nord- In kleinen Weihern und Tümpeln können aus- Familie: Grosskrebse krebs. Männchen können bis 16 cm Körper- amerikas. gesetzte Raubfische wie Hecht und Aale den länge erreichen, Weibchen bleiben mit 12 cm Signalkrebs dezimieren, in grösseren Seen ist kleiner. Der glatte Panzer der Signalkrebse ist Einwanderungsgeschichte dies aber nicht der Fall. Gifteinsätze sind nicht braun bis olivbraun. Die Scheren sind besonders Um 1960 wurden die Populationen des in Europa zu empfehlen, da andere Tierarten ebenfalls von beim Männchen breit und gross. Die Unterseite heimischen Edelkrebses durch die Krebspest, der drastischen Massnahme in Mitleidenschaft der Scheren ist leuchtend rot gefärbt und dient einer tödlichen Pilzkrankheit, stark dezimiert. gezogen werden. Das Bundesgesetz über die ihm als Warnfarbe. An der Scherenoberseite Daraufhin führte man den Signalkrebs in ver- Fischerei verbietet das Aussetzen von nicht befindet sich am Gelenk ein heller Fleck, der schiedenen Ländern Europas ein. Hiermit be- einheimischen Krebsen. dem Signalkrebs den Namen gab. Der Signal- zweckte man einerseits, die fehlenden Erträge krebs sieht sehr ähnlich aus wie der einheimi- beim Edelkrebs auszugleichen, anderseits wollte Besonderes sche Edelkrebs (Astacus astacus), der aber auf man die «Lücke» im Ökosystem füllen, da man In der Schweiz kommen drei einheimische der Scherenunterseite keinen Fleck hat. Signal annahm, er sei gegen die Krebspest immun. Krebsarten vor: Edelkrebs, Steinkrebs und Doh- krebse werden bis 10 Jahre alt. Der Signalkrebs erwies sich tatsächlich als re- lenkrebs. Ihre Populationen sind rückläufig und sistent, stellte sich aber selbst als Überträger alle drei Arten sind stark bedroht. Umgekehrt Lebensraum der Krankheit heraus. In der Schweiz wurde verläuft die Entwicklung bei vier eingeführten Der Lebensraum des Signalkrebses sind klei- der Signalkrebs Ende der 1980er-Jahre erstmals Krebsarten, die sich weiter ausbreiten und alle nere Flüsse und stehende Gewässer. Tagsüber beobachtet. Seither breitet er sich in Still- und Überträger der Krebspest sind, ohne selber da- vergraben sich die Krebse in Uferhöhlen oder Fliessgewässern der Ebene und höher gelegener ran zu erkranken: Der Galizierkrebs, der natürli- unter Steinen. In der Dämmerung kriechen die Gebiete aus. cherweise in Südosteuropa heimisch ist, sowie Allesfresser hervor. Signalkrebse können in die amerikanischen Krebsarten Kamberkrebs, feuchter und kühler Umgebung ausserhalb des Probleme Roter Sumpfkrebs und Signalkrebs. Wassers überleben. Dabei vermögen sie über Der Signalkrebs ist sehr konkurrenzstark und grössere Distanzen zu wandern und somit neue verdrängt die einheimischen Krebsarten aus ih- Gewässer zu besiedeln. Jungkrebse finden sich ren angestammten Lebensräumen. Zudem über- oft zwischen den Wasserpflanzen, die sie zur trägt der Signalkrebs die Krebspest, eine für die Nahrungsaufnahme abweiden. einheimischen Krebse tödliche Pilzkrankheit. In Gewässern, in denen der Signalkrebs vorkommt, sterben die einheimischen Krebse aus und kön- nen kaum mehr angesiedelt werden. 28 29
Goldfisch Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Carassius auratus auratus Der Goldfisch ist eine Zuchtform der asiatischen Vermutlich wurde der Goldfisch im 17. Jahrhun- Goldfische dürfen nicht ausgesetzt werden. In Familie: Karpfenfische Silberkarausche (Carassius auratus) und gehört dert als teurer Zierfisch in England eingeführt. einem Kleingewässer ist es sehr schwierig, sie zur Familie der Karpfenfische. Die ersten Gold- Ab 1728 wurden die beliebten Fische erfolgreich zu bekämpfen. Sie vermehren sich stark und fische entdeckte man im alten China vor 2400 gezüchtet und in Teichen ausgesetzt. Wann der sind aus einem Gewässer auch durch Elektro- Jahren. Dabei handelte es sich um natürliche erste Goldfisch in die Schweiz gelangte ist nicht fischen nur schwer zu entfernen, da sie sich goldfarbene Mutationen der Silberkarausche. bekannt. Heute besiedelt der Goldfisch viele kaum vollzählig fangen lassen und sich in der Seither wurden diese besonderen Fische gehegt Gewässer des Mittellandes und des südlichen Vegetation oder im Schlamm verstecken. Eine und weitergezüchtet. Daher ist ihre äussere Er- Tessins. sehr wirksame aber sehr aufwändige Methode scheinung sehr variabel und es gibt Zuchtformen ist das Abpumpen des Wassers und die zeit in gold, silber, rot, gelb, blau, schwarz, weiss, Probleme weise Trockenlegung des Gewässers. orange oder gefleckte Formen. Goldfische er- Goldfische sind Allesfresser, die sich von Eiern, reichen abhängig von ihren Haltungsbedingun- Larven, Kaulquappen, Kleintieren sowie Pflan- Besonderes gen eine Grösse von 35 cm und werden bis 30 zenteilen ernähren. In Tümpeln und Kleingewäs- Auch andere Fische aus der Heimhaltung wie Jahre alt. sern beschleunigen ausgesetzte Goldfische das beispielsweise Sonnenbarsche oder Stichlinge lokale Aussterben von einheimischen Tierarten. dürfen nicht in Gewässer ausgesetzt werden. Lebensraum Besonders stark bedroht sind dabei seltene Der Goldfisch lebt in Seen, Sümpfen, Teichen Amphibienarten, wie beispielsweise der Laub- und langsam fliessenden Gewässern. frosch und der Kammmolch, deren Populationen innert weniger Jahre vernichtet werden können. Herkunft Dieser Vorgang geht schleichend vor sich, da Die ursprüngliche Heimat des Goldfisches be- in der Regel nicht die erwachsenen Tiere, son- ziehungsweise der Silberkarausche liegt in Ost- dern deren Eier, Larven und Kaulquappen auf- asien. gefressen werden. Neben dem Raubdruck auf die einheimische Fauna ist bei Kleingewässern auch die Wasserverunreinigung durch Goldfisch- kot problematisch. 30 31
Schwarzkopfruderente Beschreibung Einwanderungsgeschichte Bekämpfung Oxyura jamaicensis Das Männchen der Schwarzkopfruderente trägt 1948 wurden sieben Schwarzkopfruderenten aus Schwarzkopfruderenten sind nur in geschlos- Familie: Entenvögel zur Brutzeit eine schwarze Kopfhaube, die sich den USA als Ziervögel nach England importiert. senen Volieren zu halten. Die eidgenössische deutlich vom übrigen Weiss am Kopf abhebt. Fünf Jahre später entwichen die ersten Vögel Jagdverordnung verbietet ihre Aussetzung. Zu- Sehr auffällig ist der hellblaue Schnabel. Das aus den Volieren. 1960 brüteten die «Ausbreche- dem sind Massnahmen zu ergreifen, falls sich Körpergefieder ist leuchtend kastanienbraun. rinnen» das erste Mal erfolgreich in freier Wild- ausgesetzte Tiere in freier Wildbahn vermehren Während der übrigen Zeit variiert das Körperge- bahn und eine eigenständige Brutpopulation und ausbreiten. Ein internationaler Aktionsplan fieder des Männchens zwischen grau und braun, entstand, die sich rasch in Europa ausbreitete. des Europarates zum Schutz der Weisskopf der Schnabel ist dunkelgrau. Das Gefieder des 1981 wurde die erste Schwarzkopfruderente in ruderente sieht die vollständige Eliminierung Weibchens ist ganzjährig graubraun. Schwarz- der Schweiz am Genfersee bei Prangins (VD) der Schwarzkopfruderenten in der Wildbahn kopfruderenten halten oft ihren langen Schwanz nachgewiesen. Seither wird sie als regelmässi- Europas vor. in die Höhe. ger, aber seltener Zugvogel oder lokaler Sommer- und Wintergast beobachtet. Als Brutvogel ist Besonderes Lebensraum die Schwarzkopfruderente in der Schweiz nicht Die Weisskopfruderenten haben ein sehr fle- Schwarzkopfruderenten sind hervorragende bekannt. Sie wurde vor allem an Mittellandseen ckenhaftes Verbreitungsgebiet und kommen von Schwimmerinnen und bestens ans Wasser an- (Genfer-, Neuenburger- und Bodensee) sowie Spanien über Nordafrika bis nach Zentralasien gepasst. Als Tauchenten suchen sie im Schlamm am Klingnauer Stausee gesichtet. vor. In der Schweiz ist die Weisskopfruderente nach Kleinlebewesen sowie Samen und Früch- heute als Irrgast sehr selten anzutreffen, da- ten von Wasserpflanzen. Ihr Lebensraum sind Probleme gegen war sie im 19. und noch zu Beginn des vegetationsreiche Süsswasserseen und leicht Die Schwarzkopfruderente bedroht die spani- 20. Jahrhunderts viel häufiger. salzwasserhaltige Flachseen. Sie nisten im Ried- schen Populationen der in Europa heimischen dickicht in Gewässernähe. und seltenen Weisskopfruderente (Oxyura leu- cocephala). Als Nahrungs- und Nistplatzkonkur- Herkunft rent bedrängt die amerikanische die europäische Die ursprüngliche Heimat der Schwarzkopfruder Art. Zudem sind die Männchen der Schwarzkopf ente liegt in Nordamerika und erstreckt sich vom ruderenten aggressiver als die der Weisskopf südlichen Kanada bis Kalifornien und Texas so- ruderenten und paaren sich mit deren Weibchen. wie von einzelnen Gebieten im Osten der USA Es kommt zur Vermischung des Erbgutes beider bis zu den Karibischen Inseln. Arten. Die fortpflanzungsfähigen Hybriden sind gegenüber der Weisskopfruderente dominanter, was zu deren Verschwinden führen kann. 32 33
Grauhörnchen Beschreibung hörnchen ausgesetzt: 1948 südlich von Turin im Bekämpfung Sciurus carolinensis Das Grauhörnchen hat ein graues Fell, dessen Park einer Villa und einige Jahre später im Parco In England und in Norditalien hat sich das Grau- Familie: Hörnchen Tönung zwischen hellem silbergrau und schwarz- del Ticino in der Lombardei. Auch hier hat sich hörnchen fest etabliert. Natürliche Feinde fehlen grau variieren kann. Eine rötliche Färbung kann die amerikanische Art stark ausgebreitet und weitgehend. Da es gegen das Virus keinen Impf- auch auftreten, ist aber selten. Männchen und das einheimische Eichhörnchen verdrängt. stoff gibt, kann sich dieses mit den Grauhörn- Weibchen sehen gleich aus. Mit einer Kopf- chen weiter ausbreiten. Daher gilt es in erster Rumpf Länge bis 50 cm und einer Schwanzlän- Probleme Linie, keine weiteren Aussetzungen zuzulassen. ge von 15–25 cm ist das Grauhörnchen grösser Die Einführung des Grauhörnchens in Europa In der Schweiz sind diese verboten, da die Tie- als unser einheimisches Eichhörnchen (Sciurus führt zu einer massiven Verdrängung des ein- re nicht zur einheimischen Fauna gehören. In vulgaris). Im Unterschied zum Eichhörnchen hat heimischen Eichhörnchens. Die amerikanische Italien wurde Ausrottungskonzepte bisher von das Grauhörnchen keine Haarbüschel auf den Art ist nicht nur robuster, sondern sie erträgt die «Tierschützern» verhindert. In England wird ver- Ohren. rauen, winterlichen Temperaturen besser und sucht, die Vermehrung der Grauhörnchen durch verwertet ein breiteres Nahrungsangebot als ihr Ausstreuung spezieller Verhütungsmittel zu ver- Lebensraum europäischer Verwandter. Die Jungtiere der ein- langsamen und einzudämmen. Grauhörnchen leben in Wäldern, Parks, Gärten geführten Art sind lebhafter und besetzen freie und städtischen Grünflächen. Plätze früher, so dass die einheimischen Jung- Besonderes tiere weiter weg ziehen müssen. Zudem ist das In der Schweiz wurde das Grauhörnchen noch Herkunft Grauhörnchen Träger eines Parapoxvirus. Das nicht beobachtet. Weil das Grauhörnchen in Die Heimat des Grauhörnchens ist der Osten von Grauhörnchen überträgt das Virus, erkrankt aber Italien bereits am Lago Maggiore vorkommt, ist Nordamerika und reicht vom Golf von Mexiko bis selber nicht. Infiziert sich dagegen ein einhei- mit einer Ausbreitung ins Tessin in naher Zukunft nach Südkanada. misches Eichhörnchen, stirbt es innerhalb von zu rechnen. ein bis zwei Wochen. Aktuell stehen in England Einwanderungsgeschichte nur noch 160 000 Eichhörnchen einer Popula- 1889 wurden in England die ersten Grauhörn- tion von 3 Millionen Grauhörnchen gegenüber. chen zum Vergnügen der Bevölkerung in Parks Zudem tritt das Grauhörnchen in England als und Gärten ausgesetzt. Weitere Einbürgerungs- Forstschädling auf. Im Frühjahr frisst es in den aktionen folgten und die Tiere breiteten sich er- Laubwäldern die Rinden von Buchen, Bergahorn folgreich aus. Vor allem zwischen 1930 und 1945 und weitern Baumarten. Durch das Abreissen vermehrten sich die Grauhörnchen explosions- und Anknabbern der Rinde können Pilze ein- artig und verdrängen seither das einheimische dringen, die die Bäume schädigen und sogar Eichhörnchen. Auch in Italien wurde das Grau- absterben lassen. 34 35
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