Invasive Pflanzen und Tiere

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Invasive Pflanzen und Tiere
Invasive
­Pflanzen und Tiere
Lebensweise, Verbreitung und Problematik der
wichtigsten vom Menschen eingeschleppten
Pflanzen (Neophyten) und Tiere (Neozoen) in
der Schweiz
Invasive Pflanzen und Tiere
Inhaltsverzeichnis

Einleitung und Begriffe                                                             2–3

Pflanzen
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)                                          4–5
Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)                                     6–7
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)                                        8–9
Kanadische und Spätblühende Goldrute (Solidago canadensis und Solidago gigantea)   10–11
Aufrechte Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia)                                       12–13
Sommerflieder (Buddleja davidii)                                                   14–15
Robinie (Robinia pseudoacacia)                                                     16–17

Weltkarte mit Neophyten und Neozoen                                                18–19

Tiere
Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis)                                        20–21
Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella)                                     22–23
Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris)                                             24–25
Wandermuschel (Dreissena polymorpha)                                               26–27
Singalkrebs (Pacifastacus leniusculus)                                             28–29
Goldfisch (Carassius auratus)                                                      30–31
Schwarzkopfruderente (Oxyura jamaicensis)                                          32–33
Grauhörnchen (Sciurus carolinensis)                                                34–35

Informationen, Links und Adressen                                                    36

Kartenlegende
 ursprüngliche Heimat
 neues Verbreitungsgebiet
 kein Vorkommen
Invasive Pflanzen und Tiere
Einleitung und Begriffe

Die Einwanderung von gebietsfremden Pflan-          Neophyten                                             –	sie sind isoliert und nicht Teil eines natürlichen   Neophyten in der Schweiz
zen- und Tierarten ist kein neues Phänomen,         Neophyten sind nichteinheimische Pflanzen, die           Ökosystems: Sie haben kaum natürliche Fein-          In der Schweiz kommen rund 3000 wildwach-
da der Mensch seit jeher Organismen bewusst         vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Ent-                de, werden daher nicht als Futter- oder Ma-          sende Farn- und Blütenpflanzen vor. Die meisten
eingeführt oder ungewollt verschleppt hat. Neu      deckung Amerikas durch Christoph Kolumbus,               terialquelle genutzt und können sich rasant          sind seit der letzten Eiszeit aus angrenzenden
ist allerdings die hohe Mobilität und Menge des     bewusst oder unbewusst in Gebiete eingeführt             ausbreiten.                                          Gebieten in die Schweiz eingewandert. Rund
globalen Waren- und Reiseverkehrs, so dass          wurden, in denen sie natürlicherweise nicht           –	sie richten wirtschaftlichen Schaden an, z. B.       350 Pflanzen gelten als Neophyten. Dennoch
viele Arten oft ungewollt und zufällig verbreitet   vorkamen.                                                in der Landwirtschaft                                schafft es nur ein kleiner Teil, sich über grosse
werden. Dabei werden geographische und kli-                                                               –	sie gefährden die Gesundheit des Menschen,           Distanzen und Gebiete auszubreiten, in die vor-
matologische Barrieren überwunden. Typisch          Neozoen                                                  z.B. durch Allergien oder Gifte                      handenen Lebensräume einzudringen und grös-
für viele eingeschleppte Arten ist, dass sie sich   Bei den nach 1492 eingeschleppten Tierarten           –	sie schleppen Krankheiten und gebietsfremde          sere Bestände zu bilden. Die «Schweizerische
in ihrer ursprünglichen Heimat eher unauffällig     spricht man entsprechend von Neozoen.                    Parasiten ein                                        Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen
zeigen und dort im Gleichgewicht mit Gegen-                                                               –	sie führen zu Beeinträchtigungen bei Jagd und        SKEW» bezeichnet derzeit 23 Neophyten als
spielern und konkurrenzierenden Arten stehen.       Neobiota                                                 Fischerei                                            besonders invasiv. Sie sind in einer besonderen
Demgegenüber können sie sich in ihrer neuen         Sammelbegriff für alle durch den Menschen ein-                                                                «Schwarzen Liste» aufgeführt und deren Aus-
Heimat stark ausbreiten. Dort verursachen sol-      gebrachten Organismen. Neobiota können Pflan-         Gesetzliche Grundlage in der Schweiz                    breitung wird beobachtet.
che «invasive Arten» oft ökologische, ökonomi-      zen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen sein.           Seit Anfang Oktober 2008 ist in der Schweiz
sche oder medizinische Probleme. Dies wird                                                                die Freisetzung von elf Pflanzenarten und drei          Meldestellen
auch in Zukunft so bleiben oder gar noch häufi-     Invasive Arten                                        Tierarten verboten. Wer also amerikanische              Bei Fragen zu invasiven Pflanzen und Tieren
ger vorkommen: Der gegenwärtige Klimawandel         Der Begriff umfasst diejenigen nichteinheimi-         Goldruten, Japanische Staudenknöteriche oder            stehen Ihnen verschiedene Fachstellen zur Ver-
begünstigt invasive Arten, indem sich wärme-        schen Organismen, welche sich in neuen Ge-            Asia­tische Marienkäfer verkauft oder aussetzt,         fügung. Eigene Fundmeldungen können spezia-
liebende Pflanzen und Tiere bei uns etablieren      bieten etablieren, invasionsartig ausbreiten und      macht sich strafbar. In der Freisetzungsverord-         lisierten Institutionen mitgeteilt werden (weitere
können (z.B. Hanfpalme, Tigermücke). Die wich-      Probleme verursachen. Nicht alle Neophyten            nung hat der Bundesrat den Umgang mit ge-               Informationen und Adressen siehe Seite 36).
tigsten invasiven Arten der Nordschweiz werden      und Neozoen verhalten sich invasiv.                   bietsfremden Pflanzen und Tieren geregelt um
in dieser Broschüre vorgestellt.                                                                          die Verdrängung einheimischer Arten einzudäm-
                                                     Probleme und Gefahren                                men. Damit will er die Gesundheit von Mensch,
                                                     Die Probleme und Gefahren von invasiven Arten        Tier und Umwelt schützen und die Artenvielfalt
                                                     sind vielfältig:                                     erhalten.
                                                    –	sie vermindern die Artenvielfalt, indem sie ein-
                                                        heimische Arten gefährden oder verdrängen,
                                                        z. B. durch Konkurrenz oder Auffressen
                                                    –	sie verändern heimische Ökosysteme

2                                                                                                                                                                                                                 3
Invasive Pflanzen und Tiere
Riesen-Bärenklau           Beschreibung                                        Einwanderungsgeschichte                            Bekämpfung
Heracleum mantegazzianum   Der Riesen-Bärenklau wird im Herbst bis zu          Vor fast 200 Jahren wurde der Riesen-Bären-        Da die Vermehrung des Riesen-Bärenklaus sehr
Familie: Doldengewächse    3.5 m hoch und hat einen kräftigen, hohlen          klau als Zierpflanze in Europa eingeführt. Der     effizient ist, muss das Absamen verhindert wer-
                           Stängel. Seine Blätter sind bis 1 m lang und tief   erste Nachweis stammt aus dem Jahre 1817           den. Die Pflanze sollte möglichst nach der Blüte,
                           3- oder 5-teilig eingeschnitten. Ab Juni bis Sep-   in ­Grossbritannien, als die Pflanze auf der Sa-   aber vor der Samenreife entfernt werden. Bei
                           tember bildet er grosse, weisse Blütenstände.       menliste des Königlichen Botanischen Gartens       einer mechanischen Bekämpfung muss Schutz-
                           Eine einzelne Pflanze produziert mehrere zehn-      in Kew aufgeführt wurde. 11 Jahre später doku­     kleidung getragen werden, um Hautkontakte
                           tausend Samen, die im Boden 2–4 Jahre keim-         mentierte man bereits ihr erstes wildes Vor­       mit der Pflanze zu vermeiden. Die Arbeit sollte
                           fähig bleiben. Aufgrund seiner Grösse kann der      kommen. Bald darauf begann sich die Art rapide     prinzipiell nur an bewölkten Tagen ausgeführt
                           Riesen-Bärenklau mit keiner anderen Pflanze         über ganz Europa auszubreiten. In der Schweiz      werden. Die Wurzeln müssen mindestens 10 cm
                           verwechselt werden.                                 wurde sie erstmals 1884 in Orbe (VD) beschrie-     unter der Erdoberfläche durchstochen werden,
                                                                               ben. Ab 1912 konnte ihre Verwilderung in der       damit die Pflanze nicht wieder austreibt. Eine
                           Lebensraum                                          Schweiz dokumentiert werden.                       gezielte chemische Bekämpfung ist möglich. Die
                           Die Staude besiedelt vor allem nährstoffreiche                                                         Beweidung mit Schafen und Rindern dezimiert
                           und feuchte Standorte. Sie kommt an Waldrän-        Probleme                                           die Pflanze ebenfalls. Bekämpfungsmassnah-
                           dern, in Wiesen, im Uferbereich von Gewässern,      Der Riesen-Bärenklau kann den Menschen             men müssen über mindestens 3 Jahre konse-
                           an Wegrändern und auf Schuttplätzen vom Tief-       ernsthaft gesundheitlich gefährden. Die Pflan-     quent durchgeführt werden. Der Handel, die Ver-
                           land bis in die Bergstufe vor.                      ze sondert einen klaren, wässrigen Saft ab, der    mehrung und Pflanzung des Riesen-Bärenklaus
                                                                               photosensibilisierende Substanzen wie Furano-      sind gemäss Freisetzungsverordnung verboten.
                           Herkunft                                            cumarine enthält. In Kombination mit Sonnen-
                           Der Riesen-Bärenklau stammt aus dem westli-         licht vermögen diese chemischen Substanzen         Besonderes
                           chen Kaukasus und wächst bis 2300 m Höhe.           bei Menschen schwere Hautverbrennungen zu          Die einheimischen, nah verwandten Arten wie
                                                                               verursachen. Schon blosse Berührungen bei          der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)
                                                                               Tageslicht können zu schmerzhaften Verbren-        und der Österreicher Bärenklau (Heracleum aus-
                                                                               nungen führen. Zudem verdrängt die Staude          triacum) sind viel kleiner als der Riesen-Bären-
                                                                               bei dichten Beständen die einheimische Vege-       klau und stellen keine Probleme dar.
                                                                               tation.

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Invasive Pflanzen und Tiere
Japanischer                                   Beschreibung                                        Einwanderungsgeschichte                              Bekämpfung
                                             Der Japanische Staudenknöterich wird bis 3 m         1823 kam das erste Exemplar des Japanischen          Da die natürlichen Feinde des Japanischen
Staudenknöterich                             hoch und bildet dichte Bestände. Die schnell-        Staudenknöterichs nach Holland. 26 Jahre später      Staudenknöterichs bei uns fehlen, ist nur eine
Fallopia japonica oder Reynoutria japonica   wüchsige Pflanze wächst pro Tag bis 30 cm. Der       führte der deutsche Arzt und Botaniker Philipp       menschliche Bekämpfung möglich. Diese ist
Familie: Knöterichgewächse                    hohle Stängel ist kahl, gelblich-grün und oft rot   Franz von Siebold die Pflanze als Zier- und Vieh-    aber äusserst schwierig und aufwändig, da
                                             gesprenkelt. Die Blätter sind ledrig und zuge-       futterpflanze in Europa ein und verbreitete sie in   der Japanische Staudenknöterich mit seinem
                                             spitzt. Die krautige Pflanze ist zweihäusig, das     den Gärten. Ihre Auswilderung wurde schon vor        ausgedehnten und tief reichenden Wurzelwerk
                                              heisst, männliche und weibliche Blütenstände        über 100 Jahren dokumentiert. Seit 1950 erfolgte     und der Fähigkeit, aus kleinsten Sprossstücken
                                              befinden sich an verschiedenen Pflanzen. Ab         in der Schweiz ihre sprunghafte Ausbreitung, vor     zu regenerieren, sehr widerstandsfähig ist.
                                             August blühen ihre kleinen, weisslichen Blüten.      allem entlang von Fliessgewässern.                   Durch Ausgraben, Mahd oder Beweidung wird
                                             Weil in Europa aber fast nur weibliche Pflanzen                                                           die Pflanze bestenfalls geschwächt. Bei Pflege-
                                             vorkommen, werden kaum Samen gebildet.               Probleme                                             oder Bauarbeiten darf kein Pflanzenmaterial
                                             Umso effizienter breitet sich die Art dafür mit      Der Japanische Staudenknöterich verdrängt mit        verschleppt werden. Das entfernte Pflanzengut
                                             ­ihren unterirdischen Ausläufern aus (­Rhizome),     seinem schnellen Wachstum, dem dichten Blät-         muss in der Kehrichtverbrennung entsorgt und
                                             die eine Länge von 20 m erreichen können.            terdach und durch in den Boden abgegebene            keinesfalls kompostiert werden. Ein Herbizid-
                                             Schon ein Rhizomstück von 1,5 cm Länge ver-          Substanzen die natürliche Vegetation und ge-         einsatz darf nur von befugten Personen durch-
                                             mag einen neuen Bestand zu begründen.                fährdet so die Artenvielfalt. Da im Herbst nach      geführt werden. Der Handel, die Vermehrung
                                                                                                  dem ersten Frost seine oberirdischen Teile ab-       und Pflanzung des Japanischen Staudenknö-
                                             Lebensraum                                           sterben, bleibt über das Winterhalbjahr offener      terichs sind gemäss Freisetzungsverordnung
                                             Die Staude besiedelt Bach- und Flussläufe, Weg-      und oberflächlich nur wenig durchwurzelter Bo-       verboten.
                                             ränder, Bahn- und Strassenböschungen sowie           den zurück. Dadurch wird insbesondere entlang
                                             Waldränder und offene Waldstellen.                   von Fliessgewässern die Erosion an den kahlen        Besonderes
                                                                                                  Böschungen gefördert. Zudem vermögen seine           Der nah verwandte Sachalin-Knöterich (Fallopia
                                             Herkunft                                             kräftigen Rhizome Strassenbeläge zu sprengen         sachalinensis) stammt auch aus Ostasien. Er ist
                                             Die Heimat des Japanischen Staudenknöterichs         und die schmalsten Ritzen von Schutzmauern           zwar weniger verbreitet, aber ebenfalls ein sehr
                                             liegt in Japan, Korea und China.                     zu durchbrechen.                                     problematischer Neophyt.

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Invasive Pflanzen und Tiere
Drüsiges Springkraut                             Beschreibung                                         Einwanderungsgeschichte                              Bekämpfung
Impatiens glandulifera                           Das Drüsige Springkraut ist eine einjährige Pflan-   1839 wurde das Drüsige Springkraut als Zier-         Ziel der Bekämpfung dieses einjährigen Krautes
Familie: Balsaminen- oder ­Springkrautgewächse   ze, die im selben Jahr keimt, blüht und nach der     pflanze und Bienenweide in England eingeführt.       ist vor allem die Verhinderung der Samenbildung.
                                                 Samenbildung abstirbt. Das raschwüchsige Kraut       Von dort gelangte es bald in viele europäische       Dazu gehören verschiedene mechanische Me-
                                                 wird bis 2 m hoch. Der kahle Stängel ist leicht      Gärten. Aus der Schweiz sind bereits um 1900         thoden wie Mahd oder Beweidung. Dabei ist der
                                                 durchscheinend, die Blätter sind scharf gezähnt.     die ersten ausgewilderten Bestände an der Birs       Zeitpunkt entscheidend: Zu früher Schnitt führt
                                                 Der Blattstiel ist mit den namensgebenden, bis       bei Basel bekannt. Seither hat sich das einjährige   zu einer Regeneration der Pflanze, zu später
                                                 zu 3 mm langen Drüsen besetzt. Die duftenden         Kraut fast in der ganzen Schweiz ausgebreitet.       führt zu einem Nachreifen der Samen an den ge-
                                                 Blüten variieren von weisslich-rosa über rot bis                                                          schnittenen Pflanzen. Der beste Zeitpunkt liegt
                                                 violett. Die reifen, 3–5 cm langen, keulenförmi-     Probleme                                             beim Aufblühen der ersten Blüten, also meist
                                                 gen Früchte springen bei der geringsten Berüh-       Dank der enormen Samenproduktion bildet das          Ende Juli. Bekämpfungsmassnahmen müssen
                                                 rung auf und die Samen werden bis 7 m weit           Drüsige Springkraut oft üppige Reinbestände.         über 2–3 Jahre konsequent durchgeführt wer-
                                                 ausgeschleudert. Eine Pflanze produziert bis zu      Durch seine auffällige Dominanz verdrängt es         den. Der Handel, die Vermehrung und Pflanzung
                                                 2500 Samen, ein Reinbestand bis 32 000 Samen         die einheimischen Pflanzenarten. Im Wald ver-        des Drüsigen Springkrauts sind gemäss Freiset-
                                                 pro Quadratmeter.                                    zögert es die natürliche Verjüngung der Gehölze.     zungsverordnung verboten.
                                                                                                      Entlang von Gewässern verdrängt es die ufer-
                                                 Lebensraum                                           sichernde Vegetation und hinterlässt so nach         Besonderes
                                                 Das Drüsige Springkraut ist an feuchte Böden         seinem Absterben im Herbst offene Stellen.           Das Drüsige Springkraut sieht Balfours Spring-
                                                 gebunden und besiedelt Ufer von Fliessgewäs-                                                              kraut (Impatiens balfourii) ähnlich, welches
                                                 sern und Seen, Flussauen, aber auch Riedwie-                                                              eben­falls aus dem Himalaja stammt und als
                                                 sen und Wälder.                                                                                           problematischer Neophyt gilt, aber weniger
                                                                                                                                                           verbreitet vorkommt und nur bis 1 m hoch wird.
                                                 Herkunft                                                                                                  Demgegenüber verursacht das Wald-Springkraut
                                                 Die Pflanze stammt aus dem westlichen Himalaja.                                                           (Impatiens noli-tangere), unsere einheimische,
                                                 Ihr Verbreitungsgebiet reicht von ­Nord-Pakistan                                                          gelb blühende Art, keine Probleme.
                                                 über Kaschmir bis nach Indien. Sie gedeiht dort
                                                 in Höhenlagen von 1800 bis 3000 m.

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Invasive Pflanzen und Tiere
Kanadische und                              Beschreibung                                      Herkunft                                         Bekämpfung
                                             Die Kanadische und die Spätblühende Goldru-       Das natürliche Areal der beiden Goldrutenarten   Wegen ihres oft massenhaften Vorkommens
­Spätblühende Goldrute                      te sind sich in Aussehen und Biologie ähnlich.     liegt in den Prärien und lichten Wäldern Nord-   ist eine vollständige Ausrottung der beiden
Solidago canadensis und Solidago gigantea   ­Beide wachsen als ausdauernde krautige Pflan-     amerikas und reicht von den USA über Kanada      Goldruten-Arten äusserst aufwändig. Als erste
Familie: Korbblütler                        zen und bilden zahlreiche goldgelbe Blüten-        bis nach Alaska.                                 Massnahme ist es daher wichtig, ihre weitere
                                             köpfchen. Während die Kanadische Goldrute                                                          Verbreitung zu verhindern. Die Samenbildung
                                             bis 250 cm hoch wird, einen flaumig behaarten     Einwanderungsgeschichte                          lässt sich mit einem frühen Schnitt im Mai / Juni
                                            Stängel hat und ihre Blätter auf der Unterseite    Die Kanadische Goldrute ist eine der ältesten    unterbinden. Regelmässige Mahd oder Bewei-
                                            dicht behaart sind, wird die Spätblühende Gold-    aus Nordamerika eingeführten Zierpflanzen und    dung schwächt die Pflanzen. Ausgegrabene
                                            rute nicht über 120 cm hoch, hat einen kahlen      seit 1645 in England bekannt. Die Spätblühen-    Rhizome sind in der Kehrichtverbrennung zu
                                            Stängel und ihre Blätter sind oft nur am Rande     de Goldrute kam rund 100 Jahre später nach       entsorgen. Der Handel, die Vermehrung und
                                             kurz behaart. ­Beide Arten verbreiten sich sehr   Europa und wurde ebenfalls in Gärten und als     Pflanzung von amerikanischen Goldruten sind
                                            erfolgreich: Eine einzelne Pflanze produziert      Bienenweide geschätzt. Erste Auswilderungen      gemäss Freisetzungsverordnung verboten.
                                             bis zu 20 000 Samen, die vom Wind verbreitet      sind in Mitteleuropa seit 1850 beschrieben. In
                                            werden. Zudem bilden sie lange unterirdische       der Schweiz wurden bereits 1877 verwilderte      Besonderes
                                             Kriechsprossen (Rhizome) und wachsen in dich-     Populationen der Spätblühenden Goldrute bei      Die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) ist eine
                                            ten Beständen.                                     Aarberg an der Aare dokumentiert.                einheimische Pflanzenart. Sie ist meist kleiner
                                                                                                                                                als ihre amerikanischen Verwandten und verur-
                                            Lebensraum                                         Probleme                                         sacht keine Probleme.
                                            Die beiden Goldrutenarten sind auf vielen nicht    Wegen der erfolgreichen Vermehrungs- und
                                            oder nur wenig genutzten Flächen unterhalb         Verbreitungsstrategie gedeihen die beiden
                                            von 900 m Höhe verbreitet: in Ufergebüschen,       Goldrutenarten oft in dichten Beständen. Durch
                                            Auen, Waldlichtungen, Brachen, Kiesgruben, an      Lichtentzug verhindern sie die Keimung anderer
                                            Wegrändern, Strassen- und Bahnböschungen.          Pflanzenarten, so dass die einheimische Flora
                                            Dabei bevorzugt die Kanadische Goldrute eher       auf grossen Flächen verdrängt wird. Natur-
                                            trockenere, die Spätblühende eher feuchtere        schutzrelevante Lebensräume können auf diese
                                            Standorte.                                         Weise entwertet werden.

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Invasive Pflanzen und Tiere
Aufrechte Ambrosie        Beschreibung                                        Herkunft                                              Bekämpfung
Ambrosia artemisiifolia   Die Aufrechte Ambrosie, auch Beifussblättriges      Die Heimat der Aufrechten Ambrosie sind die           Als einjähriges Kraut lässt sich die Aufrechte
Familie: Korbblütler      Traubenkraut genannt, wird bis 120 cm hoch.         Prärien Nordamerikas.                                 Ambrosie samt Wurzel leicht ausreissen. Ist die
                          Das einjährige Kraut hat einen rot angelaufe-                                                             Pflanze aber schon voll entwickelt, sollte man
                          nen Stängel, der besonders im oberen Bereich        Einwanderungsgeschichte                               unbedingt mit Handschuhen und Mundschutz
                          behaart ist. Die Pflanze ist reich verzweigt und    Im 19. Jahrhundert wurde die Aufrechte ­Ambrosie      ausgerüstet sein und das Pflanzenmaterial in
                          buschartig. Die Blätter sind im unteren Abschnitt   mit Getreide und amerikanischem Kleesaatgut           der Kehrrichtverbrennung entsorgen. Grössere
                          gegenständig, im oberen wechselständig. Weib-       nach Europa eingeschleppt. In der Schweiz wur-        Bestände können gemäht werden. Der Handel,
                          liche und männliche Blüten wachsen nicht zu-        de die Pflanze um 1865 erstmals beschrieben.          die Vermehrung und Pflanzung der Aufrechten
                          sammen, befinden sich aber auf der gleichen         Sie blieb jedoch unbeachtet, da sie nur an weni-      Ambrosia sind gemäss Freisetzungsverordnung
                          Pflanze. Sie gehört zu den wenigen Korbblütern,     gen Orten wie beispielsweise am Rheinhafen bei        verboten. Pflanzen-Vorkommen müssen bei der
                          die durch den Wind und nicht durch Insekten be-     Basel vorkam. Seit dem Zweiten Weltkrieg und          Kantonalen Fachstelle für Pflanzenschutz gemel-
                          stäubt werden. Daher sind ihre Blüten eher un-      vor allem ab 1990 bereitete sie sich stark aus,       det werden.
                          scheinbar, die Blütenstaubproduktion ist jedoch     insbesondere bei Genf und im Tessin.
                          enorm: bis zu einer Milliarde Pollen werden pro                                                           Besonderes
                          Pflanze produziert. Die Ambrosie hat ein star-      Probleme                                              Im jungen Zustand besteht eine Verwechslungs-
                          kes Ausbreitungspotenzial. Ihre Früchte sind mit    Die Pollenkörner der Ambrosie können Allergien        gefahr mit anderen Pflanzen, wie beispielsweise
                          kurzen Stacheln versehen und werden vor allem       auslösen. Weil schon 11 Pollen/m3 Luft genügen,       mit dem Gemeinen Beifuss (Artemisia vulgaris).
                          durch den Menschen verbreitet: in den Rillen von    ist ihre allergene Wirkung deutlich stärker als die
                          Autopneus, an Erntemaschinen, beim Transport        von Gräserpollen. Wegen ihrer riesigen Pollen-
                          von Erde und Kies und in Siedlungsgebieten vor      produktion kann es zu Atemnot oder Asthma­
                          allem beim Ausstreuen von Vogelfutter, das mit      anfällen kommen. Da die Pflanze von August bis
                          Samen der Ambrosie verunreinigt ist.                Oktober blüht, verlängert sich die Pollensaison
                                                                              für Allergiker beträchtlich. Zudem kann bei Be-
                          Lebensraum                                          rührung der Ambrosie eine allergische Haut­
                          Die Ambrosie bevorzugt offene Bodenflächen          reaktion auftreten.
                          und meidet dichte Vegetation. Sie gedeiht auf
                          Schuttplätzen, an Wegrändern, in Gärten, an
                          Strassen- und Bahnböschungen, in Kiesgruben,
                          Baustellen und auf landwirtschaftlichen Flächen.
                          Sie kommt bis rund 1550 m Höhe vor.

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Invasive Pflanzen und Tiere
Sommerflieder                    Beschreibung                                        Einwanderungsgeschichte                             Bekämpfung
Buddleja davidii                 Der Sommerflieder, auch Schmetterlingsstrauch       1869 entdeckte der französische Missionar und       Vorbeugend sollte der Sommerflieder nicht mehr
Familie: Sommerfliedergewächse   genannt, ist meistens mehrstämmig und wird          Botaniker Armand David den Sommerflieder in         verkauft und angepflanzt werden. Abgeblühte
                                 2–3 m hoch. Die gegenständigen Blätter sind         China und die Pflanze gelangte als Herbarbeleg      Blütenstände sollten vor der Samenreife abge-
                                 lange zugespitzt und auf der Unterseite auffällig   nach Westeuropa. 21 Jahre später wurde der          schnitten werden. Junge Pflanzen lassen sich
                                 graufilzig. Der sommergrüne Strauch hat die Ten-    Strauch erstmals als Zierpflanze in Europa ein-     ausreissen. Haben sich aber bereits grössere
                                 denz, seine Blätter auch im Winter zu behalten.     geführt. Die ersten Verwilderungen traten in den    Sträucher gebildet, müssen auch die Wurzeln
                                 Der 10–30 cm lange Blütenstand ist dicht mit        1930er-Jahren in England auf. Seither hat er sich   entfernt werden. Da sich die Pflanze auch mit
                                 kleinen, nach Honig duftenden Blüten besetzt,       auch in der Schweiz weit verbreitet.                unterirdischen Ausläufern und mit Stockaus-
                                 deren Farbe von dunkelviolett über lila bis weiss                                                       schlag vermehrt, ist dies oft ein schwieriges
                                 variiert. Ein ausgewachsener Strauch produziert      Probleme                                           Unterfangen. Das Pflanzenmaterial soll in der
                                 jährlich rund 3 Millionen Samen, die vom Wind        Der Sommerflieder kann dichte Bestände bilden,     Kehrichtverbrennung entsorgt werden.
                                 über weite Distanzen verbreitet werden und im        welche die einheimische Vegetation verdrängen.
                                 Boden über viele Jahre keimfähig bleiben.           Als Pionierstrauch besiedelt er gerne Kiesbänke     Besonderes
                                                                                      und offene Flächen und verhindert das Aufkom-      Die Gattung Buddleja umfasst rund 100 Arten,
                                 Lebensraum                                           men der einheimischen Pflanzen. Naturschutz-       die in Asien, Amerika und Afrika vorkommen.
                                 Der Pionierstrauch bevorzugt weitgehend ve-          relevante Gebiete können so entwertet werden.      Da in Europa natürlicherweise keine Sommer-
                                 getationsfreie Standorte wie Ödland, Bahnbö-         Die Bekämpfungsmassnahmen sind zeitaufwän-         fliedergewächse vorkommen, ist der Strauch
                                 schungen, Kiesgruben, brach liegende Industrie-     dig, wodurch hohe Kosten entstehen. Obwohl          unverkennbar.
                                 flächen, Fluss- und Seeufer, Auen, lichte Wälder    der Schmetterlingsstrauch im Herbst verschie-
                                 und Aufforstungsgebiete. Häufig besiedelt er        dene Schmetterlinge anlockt, welche sich vom
                                 auch Fugen in Mauern und Gebäuden. In der            Nektar ernähren, wird sein Wert für die Insek-
                                 Schweiz kommt er bis rund 1300 m Höhe vor.           ten überschätzt, weil sich ihre Raupen nicht am
                                                                                      Strauch entwickeln können. Dafür verdrängt
                                 Herkunft                                            er gewisse Futterpflanzen der Raupen und ist
                                 Der Sommerflieder stammt aus dem Hochland           ­daher für Schmetterlinge sogar schädlich.
                                 des südwestlichen China und Tibet. Er gedeiht
                                 dort bis in Höhen von 2600 m.

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Invasive Pflanzen und Tiere
Robinie                          Beschreibung                                        Herkunft                                             Bekämpfung
Robinia pseudoacacia             Die Robinie ist ein sommergrüner, bis 25 m          Die Robinie stammt aus Nordamerika. Ihre ur-        Robinien sollten nicht mehr angepflanzt werden.
Familie: Schmetterlingsblütler   hoher Baum. Die graubraune Rinde weist tiefe        sprüngliche Heimat sind die Appalachen und          Innerhalb von wertvollen Lebensräumen wie
                                 Längsrisse auf. Paarig angelegte Dornen dienen      einige Gebiete westlich des Mississippi.            ­Ruderalstandorten, Magerwiesen und lichten
                                 als Frassschutz. Die Blätter sind aus 6–20 ova-                                                         Wäldern sind diese Bäume zu entfernen. Um
                                 len Teilblättern zusammengesetzt. Die weissen,      Einwanderungsgeschichte                             den Stockausschlag zu unterdrücken, kann die
                                 wohlriechenden Blüten sind in lockeren, hän-        Die Robinie gelangte zwischen 1623 und 1635          Methode des Ringelns angewandt werden. Da-
                                 genden Trauben angeordnet und blühen von            nach Paris. Danach wurde sie in Europa vor al-       bei wird mit der Motorsäge die Rinde auf Brust-
                                 Mai bis Juni. Ihre flachen Hülsenfrüchte bleiben    lem in Gärten als exotisches Ziergehölz ange-        höhe mit ­einem Schnitt von rund 2 cm Breite
                                 oft bis in den Winter geschlossen. Dann werden      pflanzt. Bereits im frühen 18. Jahrhundert baute     bandartig zerstört. Im Folgejahr kann der Baum
                                 die Samen durch den Wind verbreitet, meist im       man sie zu forstlichen Zwecken in Wäldern an.       gefällt werden, ohne dass er Stockausschläge
                                 Umkreis des Elternbaumes und nur selten wei-        Von dort aus begann sie sich selbständig aus-        bildet.
                                 ter als 100 m. Zudem verbreitet sich die Robinie    zubreiten. In der Schweiz ist sie in den tieferen
                                 auch mit Wurzelausläufern und Stockausschlag.       Lagen schon weit verbreitet.                        Besonderes
                                 Als Schmetterlingsblütler besitzt die Robinie die                                                       Die Robinie wird auch Falsche Akazie genannt.
                                 Fähigkeit, mittels Knöllchenbakterien Luftstick-    Probleme                                            Obwohl sie zur gleichen Pflanzenfamilie gehört,
                                 stoff zu binden und verschafft sich durch den       Die Robine ist giftig. Rinde, Samen und Blätter     ist sie mit den echten Akazien nicht näher ver-
                                 Düngeeffekt auf mageren Böden einen Konkur-         enthalten Lectine, die nach dem Verzehr Bauch-      wandt, die vor allem in Australien und Afrika
                                 renzvorteil gegenüber anderen Gehölzen.             schmerzen mit Übelkeit und Brechreiz hervor-        vorkommen.
                                                                                     rufen. Für Tiere kann der Genuss tödlich enden.
                                 Lebensraum                                          Obwohl das harte und dauerhafte Holz der
                                 Die Pionierpflanze bevorzugt trockene, warme        Robine von der Holzwirtschaft geschätzt wird,
                                 Standorte. Sie besiedelt lichte Wälder, Auen,       ist sie ein problematischer Neophyt. Die rasch-
                                 Dämme, Ödland, Schuttplätze und felsige Orte        wüchsigen Bäume können sehr dichte Bestände
                                 des Tieflandes.                                     bilden und verdrängen die einheimischen Sträu-
                                                                                     cher und Bäume. Zudem sondern ihre Wurzeln
                                                                                     Stoffe ab, die das Wachstum anderer Pflanzen
                                                                                     hemmen.

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                                                                                         3                         4        1
5             4                7                                                                               2
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              5                8                                                                                                                                                                     2
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        2
                                                                                                                                                    3

              4                                                                                                                                         3

                                                                                                                                                                                    3

                                      4

                                                                                                                                                                                                     6

Invasive Neophyten                                  Invasive Arten, die in Mitteleuropa                                Invasive Arten, die weltweit
                                                    ­ ingeschleppt wurden
                                                    e                                                                  verschleppt wurden
und Neozoen weltweit
Eingeschleppte, gebietsfremde Pflanzen und          Pflanzen                       Heimat                              Pflanzen                  Heimat                   Neues Gebiet
                                                    1 Riesen-Bärenklau             Kaukasus                            1 Blutweiderich           Europa                   Nordamerika
Tiere finden sich nicht nur in der Schweiz, son-
                                                    2 Japanischer Staudenknöterich Japan, Korea, China                 2 Opuntien                Mittelamerika            Australien, Mittelmeerraum
dern stellen ein weltweites Problem dar. Auf der    3 Drüsiges Springkraut         Nord-Pakistan-Indien                3 Dach-Trespe             Europa                   Nordamerika
Weltkarte sind nebst der in der Broschüre vorge-    4 Goldruten                    Nordamerika                         4 Wasser-Hyazinthe        Tropisches Amerika       Tropen weltweit
stellten Arten auch einige Vertreter dargestellt,   5 Aufrechte Ambrosie           Nordamerika                         5 Wandelröschen           Mittelamerika            Australien, Südafrika, Tropen
                                                    6 Sommerflieder                Tibet, China                                                                           weltweit
welche sich in anderen Teilen der Welt invasiv
                                                    7 Robinie                      Osten Nordamerikas                  6 Eukalypten              Australien               Warme Gebiete weltweit
ausbreiten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
wurde darauf verzichtet, die Ausbreitungswege       Tiere                                                              Tiere
der weltweit tausenden invasiven Arten darzu-       1 Asiatischer Marienkäfer      Ostrussland, China, Japan           1 Wanderratte             Ostasien                 Weltweit
                                                    2 Rosskastanienminiermotte     Mazedonien                          2 Wildkaninchen           Südwesteuropa            Australien
stellen. Stattdessen zeigt die Karte die Herkunft
                                                    3 Spanische Wegschnecke        Spanien, Portugal                   3 Asiatische Tigermücke   Südostasien              Nordamerika, Südamerika,
und die wichtigsten neuen Verbreitungsgebiete       4 Wandermuschel                Schwarzen Meer                                                                         Südeuropa
einiger ausgewählter Arten an.                      5 Signalkrebs                  Westen Nordamerikas                 4 Aga-Kröte               Süd- und Mittelamerika   Australien
                                                    6 Goldfisch                    Ostasien                            5 Deutsche Wespe          Europa                   Südamerika, Neuseeland
                                                    7 Schwarzkopfruderente         Nordamerika
                                                    8 Grauhörnchen                 Osten Nordamerikas

18                                                                                                                                                                                                        19
Asiatischer Marienkäfer   Beschreibung                                       Herkunft                                           Probleme
Harmonia axyridis         Ausgewachsene Asiatische Marienkäfer sind in       Die Heimat des Asiatischen Marienkäfers liegt in   Die Asiatischen Marienkäfer sind sehr konkur-
Familie: Marienkäfer      ihrem Aussehen und ihrer Färbung sehr varia-       Zentral- und Ostasien und reicht von Russland      renzstark und nutzen verschiedene Nahrungs-
                          bel. Die Farbe der Deckflügel variiert zwischen    über China bis nach Japan. Dort lebt er sowohl     quellen: nebst Blattläusen fressen sie auch
                          hellgelb und dunkelrot. Auch die Anzahl der        in warmen und kalten Regionen und ist gut an       andere weichschalige Insekten, Insekteneier
                          meist schwarzen Punkte kann zwischen 0 und         Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, aber          und Larven. Dadurch verdrängen sie die einhei-
                          19 schwanken. Ein wichtiges Erkennungsmerk-        auch über 30 °C angepasst.                         mischen Marienkäferarten und andere einhei-
                          mal ist das schwarze «M» auf dem weissen                                                              mische Insektenarten. Ausserdem fressen sie
                          Halsschild, das aber nicht immer vorhanden sein     Einwanderungsgeschichte                           reife Früchte wie Äpfel oder Trauben. In Mas-
                          muss. Mit einer Länge von 6–8 mm ist er grösser    Der Asiatische Marienkäfer wurde zur biologi-      sen vorkommend, schädigen die Asiatischen
                          als die meisten einheimischen Marienkäferarten.    schen Schädlingsbekämpfung gezüchtet und           Marienkäfer die Ernte und verderben durch
                          Die Larven des Asiatischen Marienkäfers haben      um 1980 in den USA zum Schutz von Zier- und        ihren unangenehmen Geruch den Geschmack
                          eine schwarz- bis blaugraue Grundfärbung und       Nutzpflanzen vor Blattläusen eingesetzt. In        des Weins.
                          tragen am ganzen Körper mit zwei oder drei         ­Europa wurde der Käfer seit 1982 vor allem in
                          Ästen versehene Borsten. Auf dem Hinterleib        Gewächshäusern freigelassen und 9 Jahre später     Bekämpfung
                          befinden sich zwei orangenfarbene Linien.          stellte man in Belgien erstmalig Freilandpopula-   Die Bekämpfung des Asiatischen Marienkäfers
                                                                             tionen fest. Seither breitet er sich rasant über   ist sehr schwierig. Natürliche Feinde hat er we-
                          Lebensraum                                         ganz Mitteleuropa aus. Obwohl der Asiatische       nige, da er wie die meisten Marienkäferarten
                          Asiatische Marienkäfer leben überall dort, wo       Marienkäfer in der Schweiz nicht als Nützling     bei Gefahr durch Reflexbluten eine gelbe, bitter
                          es Blattläuse gibt. Pro Tag vertilgen ausgewach-   für den biologischen Pflanzenschutz bewilligt      schmeckende und giftige Körperflüssigkeit ab-
                          sene Tiere davon 100 bis 270 Stück. Aber auch      wurde, gelangte er zu uns. Das erste Exemplar      sondern kann. Zudem sind seine Larve durch die
                          ihre Larven sind sehr gefrässig: Während ihrer     wurde 2004 in Basel gesichtet. Jetzt findet man    langen Borsten gut geschützt. Der Handel, die
                          zweiwöchigen Entwicklung fressen sie bis zu        die Käfer schon in weiten Teilen der Schweiz.      Vermehrung und Verbreitung des Asiatischen
                          1200 Blattläuse. Im Herbst können ausgewach-                                                          Marienkäfers sind gemäss Freisetzungsverord-
                          sene Asiatische Marienkäfer grosse Schwärme                                                           nung in der Schweiz verboten.
                          bilden, die zum Überwintern in Häuser und Mau-
                          ern eindringen.                                                                                       Besonderes
                                                                                                                                Der einheimische Siebenpunkt-Marienkäfer hat
                                                                                                                                stets sieben schwarze Punkte auf den roten
                                                                                                                                Deckflügeln.

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Rosskastanien­          Beschreibung                                        Herkunft                                            Bekämpfung
                        Die ausgewachsene Rosskastanienminiermotte          1984 wurde die Rosskastanienminiermotte in          Als neu eingewanderte Art hat die Rosskasta-
miniermotte             wird 3–5 mm lang. Die bräunlichen Vorderflügel      Mazedonien entdeckt und als eigene Art be-          nienminiermotte wenige natürliche Fressfeinde.
Cameraria ohridella     zieren drei weisse Querbänder. Auffällig ist das    schrieben. Man nimmt an, dass in den abge-          Dennoch wird sie schon von Vögeln, insbeson-
Familie: Miniermotten   federartige Ende der Hinterflügel. Oft ist es       legenen Gebieten von Mazedonien auch ihre           dere von Meisen gefressen. Das anfallende
                        schwierig, die Tiere zu sehen. Demgegenüber         ursprüngliche Heimat liegt.                         Laub sollte gesammelt und entsorgt werden.
                        ist das braune Schadbild auf den Blättern der                                                           Das Herbstlaub sollte bis Anfang März kom-
                        Rosskastanie leicht zu erkennen. Ein Motten-        Einwanderungsgeschichte                             plett entfernt werden. Es kann auch in kleine-
                        weibchen legt 20–50 Eier auf die Blattoberfläche    Seit ihrer ersten Entdeckung verbreitete sich die   ren Haufen kompostiert werden, sofern es mit
                        der Rosskastanie, aus denen nach 2–3 Wochen         Motte unaufhaltsam in Europa. Offensichtlich        einer zusätzlichen Schicht aus Gras, Erde oder
                        die Larven schlüpfen. Diese bohren sich ins Blatt   bedient sie sich auch öffentlicher und privater     anderem Laub abgedeckt wird. Eine chemische
                        und beginnen zu «minieren», fressen sich also       Verkehrsmittel. Die Rosskastanienminiermotte        Bekämpfung ist schwierig, da ausgewachsene
                        einen kleinen Gang parallel zum Blattnerv. Da-      wird als Puppe in abgefallenen Blättern oder als    Motten sehr beweglich sind.
                        bei zerstören sie die lebenswichtige Schicht des    Schmetterling mit verschiedenen Transportmit-
                        Blattes. Die Larven verpuppen sich nach etwa        teln (Laster, Eisenbahn, Auto) verschleppt und      Besonderes
                        vier Wochen. Zwei Wochen später schlüpfen die       kann sich dann an einem neuen Ort weiter ent-       Die braunen Blattverfärbungen an Rosskastani-
                        Kleinschmetterlinge, paaren sich und legen er-      wickeln. In der Schweiz wurde sie 1998 erstmals     en können auch andere Ursachen haben: Pilzbe-
                        neut Eier. Der Fortpflanzungszyklus wiederholt      im St. Galler Rheintal, in Bern und Basel nachge-   fall, Trockenheitsstress oder Salzschäden.
                        sich meist dreimal pro Jahr.                        wiesen. Seither hat sie sich stark ausgebreitet.

                        Lebensraum                                          Probleme
                        Die Rosskastanienminiermotte lebt vor allem         Die Rosskastanienminiermotte befällt die Ge-
                        auf den Blättern der Gewöhnlichen Rosskasta-        wöhnliche Rosskastanie, die bei uns in Park-
                        nie (Aesculus hippocastanum). Ausnahmsweise         und Gartenanlagen sowie als Strassenbaum
                        befällt sie auch Berg- und Spitzahorn.              kultiviert wird. Aufgrund der Gefrässigkeit der
                                                                            Motten und der raschen Vermehrungsrate tre-
                                                                            ten an den Bäumen massive Blattschäden auf.
                                                                            Verbräunungen und sommerlicher Blattfall sind
                                                                            bereits ab Juni gut sichtbar. Die Bäume werden
                                                                            geschwächt, sind aber bisher nicht daran ge-
                                                                            storben.

22                                                                                                                                                                         23
Spanische                              Beschreibung                                        Einwanderungsgeschichte                                Bekämpfung
                                        Erwachsene Spanische Wegschnecken errei-            In der Schweiz wurde die Spanische Wegschne-           Die Spanische Wegschnecke hat bei uns fast
­Wegschnecke                            chen eine Länge von 7–15 cm. Wie alle Vertre-       cke das erste Mal 1955 in Spiez (BE) nachgewie-        keine natürlichen Feinde, Parasiten oder Krank-
Arion vulgaris oder Arion lusitanicus   terinnen der Familie der Wegschnecken besit-        sen. Obwohl ihre Mobilität für eine Wegschnecke        heiten, die sie dezimieren. Wegen der starken
Familie: Wegschnecken                   zen sie kein Gehäuse. Ihre Hautfärbung ist sehr     mit 5–9 m/h erstaunlich hoch ist, war sie bei ­ihrer   Absonderung ihres bitteren Schleims wird sie
                                        variabel, meist bräunlich, kann aber auch rot,      Einschleppung auf den Menschen angewiesen.             von Igeln und Kröten meist verschmäht. Die
                                        orangefarben, grau, grünlichgrau oder sogar         Diese erfolgte vermutlich durch Gemüse­importe         einfachste Bekämpfung der Spanischen Weg-
                                        schwärzlich sein. Von der einheimischen Roten       von der Iberischen Halbinsel. Ursprünglich ver-        schnecke ist das manuelle Sammeln der Tiere,
                                        Wegschnecke, die oft ein bisschen grösser wird,     lief die Ausbreitung relativ langsam. Erst in den      die dann durch Überbrühen mit heissem Was-
                                        ist sie äusserlich nur schwer unterscheidbar. Da-   90er-Jahren kam es zu einer explosionsartigen          ser getötet werden. Das Zerschneiden der Weg-
                                        gegen lassen sich die Jungtiere gut unterschei-     Verbreitung sowohl in der Schweiz, als auch in         schnecken ist weniger empfehlenswert, da die
                                        den: die Rote Wegschnecke ist hell-gelblich und     Mitteleuropa.                                          toten Tiere ihre Artgenossen anlocken. Chemi-
                                        hat einen dunklen Kopf, während die Spanische                                                              sche Bekämpfungsmittel sollten nicht eingesetzt
                                        Wegschnecke bunt gebändert ist.                     Probleme                                               werden, weil die Giftstoffe die Böden belasten
                                                                                            Die Spanischen Wegschnecken können sich als            und auch Vögel und Igel schädigen können.
                                        Lebensraum                                          Zwitter gegenseitig begatten und legen 200–400
                                        Als Pflanzenfresserin, die auch Aas nicht ver-      Eier pro Jahr. Somit vermögen sie sich enorm           Besonderes
                                        schmäht, ist die Spanische Wegschnecke fast         schnell zu vermehren. In England wurden im             In der Schweiz gibt es rund 250 verschiedene
                                        überall zu finden, wo es feucht ist und Pflanzen    Sommer 2007 bis zu 1000 Exemplare pro m2               Schneckenarten. Davon gelten aber nur die
                                        wachsen, so auch in Gärten und landwirtschaft-      gezählt. In Gärten und in landwirtschaftlichen         Graue und die Genetzte Ackerschnecke als
                                        lichen Kulturen. Aber auch auf Mülldeponien und     Kulturen stellen sie eine Plage dar. Sie dringen       gefürchtete Schädlinge im Garten und in der
                                        Holzlagerplätzen kommt sie vor.                     auch in natürliche Lebensräume wie Auengebie-          Landwirtschaft.
                                                                                            te und Bergwälder ein. Die konkurrenzstarken
                                        Herkunft                                            Tiere verdrängen die einheimischen Nackt- und
                                        Die ursprüngliche Heimat der Spanischen Weg-        Gehäuseschnecken.
                                        schnecke liegt in den laubabwerfenden Wäldern
                                        von Portugal und Spanien.

24                                                                                                                                                                                             25
Wandermuschel               Beschreibung                                        Einwanderungsgeschichte                              Bekämpfung
Dreissena polymorpha        Die Wandermuschel wird auch Zebramuschel            Im 18. Jahrhundert gelangte die Wandermuschel        Die Wandermuschel hat sich in vielen unserer
Familie: Dreikantmuscheln   oder Dreiecksmuschel genannt. Sie hat eine          mit dem Schiffsverkehr nach Mitteleuropa. Dabei      Gewässer fest etabliert. Eine Bekämpfung ist
                            dreieckige Schalenform. Die scharfkantigen Scha­-   hefteten sie sich an Schiffsrümpfe oder gelang-      fast nicht mehr möglich. Dennoch gilt es die
                            len sind gelblich bis schwarz gefärbt mit brau-     ten als Larven über das Ballastwasser der Schif-     weitere Ausbreitung zu stoppen. Bei Schiffs-
                            nen bogenförmigen, oft gezackten Streifen. Die      fe in die neuen Lebensräume. In der Schweiz          transporten von einem Gewässersystem in ein
                            26–40 mm langen und 17–20 mm hohen Schalen          traten die ersten Exemplare der Wandermuschel        anderes oder auf Strecken über Land sind die
                            sind dickwandig. An ihrem Muschelfuss befindet      bereits 1850 in Basel auf. Seither leben sie bei     Schiffsrümpfe von den Wandermuscheln und
                            sich ein Faden, der ihr ein festes Anhaften auf     uns in fast allen grösseren Flüssen und Seen.        anderen anhaftenden Arten zu reinigen.
                            dem Untergrund ermöglicht. Als einzige Drei-
                            kantmuschel erzeugt sie Larven, welche frei         Probleme                                             Besonderes
                            schwimmen und so durch die Wasserströmun-           Da Wandermuscheln sich oft auf anderen Mu-           Zwei einheimische Muschelarten, die von der
                            gen über weite Strecken transportiert werden        scheln festsetzen, erschweren sie deren Fort-        Wandermuschel verdrängt werden, sind viel
                            können. Wandermuscheln können rasch grosse          bewegung und behindern ihr Wachstum. Sie             grösser als diese: die Schale der Grossen Teich-
                            Kolonien bilden, wo sich tausende Individuen auf    sind zudem starke Nahrungskonkurrenten und           muschel wird rund 20 cm lang, diejenige der
                            einem Quadratmeter befinden.                        verdrängen die einheimischen Muschelarten.           Gemeinen Flussmuschel bis 10 cm.
                                                                                Durch ihr massenhaftes Aufkommen reduzie-
                            Lebensraum                                          ren sie die natürliche Artenvielfalt beträchtlich.
                            Die Wandermuschel besiedelt hauptsächlich           Wandermuscheln können als Larven auch in
                            langsam fliessende Gewässer, Flussmündun-           schwer zugängliche Bereiche gelangen, so dass
                            gen und Süsswasserseen, kommt aber auch im          es später durch die ausgewachsenen Tiere zu
                            salzigen Brackwasser vor. Mit ihren Fäden heftet    Verstopfungen von Wasserleitungen, Kühlan-
                            sie sich an Wasserpflanzen, aber auch auf Steine,   lagen und Filtersystemen kommen kann. Die
                            Holz und andere Muscheln.                           scharfkantigen Schalen können beim Baden zu
                                                                                Verletzungen führen. Demgegenüber filtrieren
                            Herkunft                                            sie trübes Wasser und reinigen es dabei von
                            Die ursprüngliche Heimat der Wandermuschel          Schadstoffen. Weiter bieten die Muschelbänke
                            liegt im Gebiet vom Schwarzen Meer, dem Kas-        eine zusätzliche Nahrungsquelle für Tauchenten
                            pischen Meer und dem Aralsee, die nach der          und andere Wasservogelarten.
                            letzten Eiszeit noch miteinander verbunden
                            waren.

26                                                                                                                                                                                27
Signalkrebs                Beschreibung                                      Herkunft                                             Bekämpfung
Pacifastacus leniusculus   Der Signalkrebs ist ein grosswüchsiger Fluss-     Der Signalkrebs stammt aus dem Westen Nord-          In kleinen Weihern und Tümpeln können aus-
Familie: Grosskrebse       krebs. Männchen können bis 16 cm Körper-          amerikas.                                            gesetzte Raubfische wie Hecht und Aale den
                           länge erreichen, Weibchen bleiben mit 12 cm                                                            Signalkrebs dezimieren, in grösseren Seen ist
                           kleiner. Der glatte Panzer der Signalkrebse ist    Einwanderungsgeschichte                             dies aber nicht der Fall. Gifteinsätze sind nicht
                           braun bis olivbraun. Die Scheren sind besonders    Um 1960 wurden die Populationen des in ­Europa      zu empfehlen, da andere Tierarten ebenfalls von
                           beim Männchen breit und gross. Die Unterseite      heimischen Edelkrebses durch die Krebspest,         der drastischen Massnahme in Mitleidenschaft
                           der Scheren ist leuchtend rot gefärbt und dient   ­einer tödlichen Pilzkrankheit, stark dezimiert.     gezogen werden. Das Bundesgesetz über die
                           ihm als Warnfarbe. An der Scherenoberseite         Daraufhin führte man den Signalkrebs in ver-        Fischerei verbietet das Aussetzen von nicht
                           befindet sich am Gelenk ein heller Fleck, der     schiedenen Ländern Europas ein. Hiermit be-          einheimischen Krebsen.
                           dem ­Signalkrebs den Namen gab. Der Signal-       zweckte man einerseits, die fehlenden Erträge
                           krebs sieht sehr ähnlich aus wie der einheimi-     beim Edelkrebs auszugleichen, anderseits wollte     Besonderes
                           sche Edelkrebs (Astacus astacus), der aber auf     man die «Lücke» im Ökosystem füllen, da man         In der Schweiz kommen drei einheimische
                           der Scherenunterseite keinen Fleck hat. Signal­   annahm, er sei gegen die Krebspest immun.            Krebsarten vor: Edelkrebs, Steinkrebs und Doh-
                           krebse werden bis 10 Jahre alt.                    Der Signalkrebs erwies sich tatsächlich als re-     lenkrebs. Ihre Populationen sind rückläufig und
                                                                             sistent, stellte sich aber selbst als Überträger     alle drei Arten sind stark bedroht. Umgekehrt
                           Lebensraum                                        der Krankheit heraus. In der Schweiz wurde           verläuft die Entwicklung bei vier eingeführten
                           Der Lebensraum des Signalkrebses sind klei-       der Signalkrebs Ende der 1980er-Jahre erstmals       Krebsarten, die sich weiter ausbreiten und alle
                           nere Flüsse und stehende Gewässer. Tagsüber        beobachtet. Seither breitet er sich in Still- und   Überträger der Krebspest sind, ohne selber da-
                           vergraben sich die Krebse in Uferhöhlen oder       Fliessgewässern der Ebene und höher gelegener       ran zu erkranken: Der Galizierkrebs, der natürli-
                           unter Steinen. In der Dämmerung kriechen die       Gebiete aus.                                        cherweise in Südosteuropa heimisch ist, sowie
                           Allesfresser hervor. Signalkrebse können in                                                            die amerikanischen Krebsarten Kamberkrebs,
                           feuchter und kühler Umgebung ausserhalb des       Probleme                                             Roter Sumpfkrebs und Signalkrebs.
                           Wassers überleben. Dabei vermögen sie über        Der Signalkrebs ist sehr konkurrenzstark und
                           grössere Distanzen zu wandern und somit neue      verdrängt die einheimischen Krebsarten aus ih-
                           Gewässer zu besiedeln. Jungkrebse finden sich     ren angestammten Lebensräumen. Zudem über-
                           oft zwischen den Wasserpflanzen, die sie zur      trägt der Signalkrebs die Krebspest, eine für die
                           Nahrungsaufnahme abweiden.                        einheimischen Krebse tödliche Pilzkrankheit. In
                                                                             Gewässern, in denen der Signalkrebs vorkommt,
                                                                             sterben die einheimischen Krebse aus und kön-
                                                                             nen kaum mehr angesiedelt werden.

28                                                                                                                                                                             29
Goldfisch                   Beschreibung                                        Einwanderungsgeschichte                             Bekämpfung
Carassius auratus auratus   Der Goldfisch ist eine Zuchtform der asiatischen    Vermutlich wurde der Goldfisch im 17. Jahrhun-      Goldfische dürfen nicht ausgesetzt werden. In
Familie: Karpfenfische      Silberkarausche (Carassius auratus) und gehört      dert als teurer Zierfisch in England eingeführt.    einem Kleingewässer ist es sehr schwierig, sie
                            zur Familie der Karpfenfische. Die ersten Gold­-    Ab 1728 wurden die beliebten Fische erfolgreich     zu bekämpfen. Sie vermehren sich stark und
                            fische entdeckte man im alten China vor 2400        gezüchtet und in Teichen ausgesetzt. Wann der       sind aus einem Gewässer auch durch Elektro-
                            Jahren. Dabei handelte es sich um natürliche        erste Goldfisch in die Schweiz gelangte ist nicht   fischen nur schwer zu entfernen, da sie sich
                            goldfarbene Mutationen der Silberkarausche.         bekannt. Heute besiedelt der Goldfisch viele        kaum vollzählig fangen lassen und sich in der
                            Seither wurden diese besonderen Fische gehegt       Gewässer des Mittellandes und des südlichen         Vegetation oder im Schlamm verstecken. Eine
                            und weitergezüchtet. Daher ist ihre äussere Er-     Tessins.                                            sehr wirksame aber sehr aufwändige Methode
                            scheinung sehr variabel und es gibt Zuchtformen                                                         ist das Abpumpen des Wassers und die zeit­
                            in gold, silber, rot, gelb, blau, schwarz, weiss,   Probleme                                            weise Trockenlegung des Gewässers.
                            orange oder gefleckte Formen. Goldfische er-        Goldfische sind Allesfresser, die sich von Eiern,
                            reichen abhängig von ihren Haltungsbedingun-        Larven, Kaulquappen, Kleintieren sowie Pflan-       Besonderes
                            gen eine Grösse von 35 cm und werden bis 30         zenteilen ernähren. In Tümpeln und Kleingewäs-      Auch andere Fische aus der Heimhaltung wie
                            Jahre alt.                                          sern beschleunigen ausgesetzte Goldfische das       beispielsweise Sonnenbarsche oder Stichlinge
                                                                                lokale Aussterben von einheimischen Tierarten.      dürfen nicht in Gewässer ausgesetzt werden.
                            Lebensraum                                          Besonders stark bedroht sind dabei seltene
                            Der Goldfisch lebt in Seen, Sümpfen, Teichen        Amphibienarten, wie beispielsweise der Laub-
                            und langsam fliessenden Gewässern.                  frosch und der Kammmolch, deren Populationen
                                                                                innert weniger Jahre vernichtet werden können.
                            Herkunft                                            Dieser Vorgang geht schleichend vor sich, da
                            Die ursprüngliche Heimat des Goldfisches be-        in der Regel nicht die erwachsenen Tiere, son-
                            ziehungsweise der Silberkarausche liegt in Ost-     dern deren Eier, Larven und Kaulquappen auf-
                            asien.                                              gefressen werden. Neben dem Raubdruck auf
                                                                                die einheimische Fauna ist bei Kleingewässern
                                                                                auch die Wasserverunreinigung durch Goldfisch-
                                                                                kot problematisch.

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Schwarzkopfruderente   Beschreibung                                       Einwanderungsgeschichte                             Bekämpfung
Oxyura jamaicensis     Das Männchen der Schwarzkopfruderente trägt        1948 wurden sieben Schwarzkopfruderenten aus        Schwarzkopfruderenten sind nur in geschlos-
Familie: Entenvögel    zur Brutzeit eine schwarze Kopfhaube, die sich     den USA als Ziervögel nach England importiert.      senen Volieren zu halten. Die eidgenössische
                       deutlich vom übrigen Weiss am Kopf abhebt.         Fünf Jahre später entwichen die ersten Vögel        Jagdverordnung verbietet ihre Aussetzung. Zu-
                       Sehr auffällig ist der hellblaue Schnabel. Das     aus den Volieren. 1960 brüteten die «Ausbreche-     dem sind Massnahmen zu ergreifen, falls sich
                       Körpergefieder ist leuchtend kastanienbraun.       rinnen» das erste Mal erfolgreich in freier Wild-   ausgesetzte Tiere in freier Wildbahn vermehren
                       Während der übrigen Zeit variiert das Körperge-    bahn und eine eigenständige Brutpopulation          und ausbreiten. Ein internationaler Aktionsplan
                       fieder des Männchens zwischen grau und braun,      entstand, die sich rasch in Europa ausbreitete.     des Europarates zum Schutz der Weisskopf­
                       der Schnabel ist dunkelgrau. Das Gefieder des      1981 wurde die erste Schwarzkopfruderente in        ruderente sieht die vollständige Eliminierung
                       Weibchens ist ganzjährig graubraun. Schwarz-       der Schweiz am Genfersee bei Prangins (VD)          der Schwarzkopfruderenten in der Wildbahn
                       kopfruderenten halten oft ihren langen Schwanz     nachgewiesen. Seither wird sie als regelmässi-      Europas vor.
                       in die Höhe.                                       ger, aber seltener Zugvogel oder lokaler Sommer-
                                                                          und Wintergast beobachtet. Als Brutvogel ist        Besonderes
                       Lebensraum                                         die Schwarzkopfruderente in der Schweiz nicht       Die Weisskopfruderenten haben ein sehr fle-
                       Schwarzkopfruderenten sind hervorragende           bekannt. Sie wurde vor allem an ­Mittellandseen     ckenhaftes Verbreitungsgebiet und kommen von
                       Schwimmerinnen und bestens ans Wasser an-          (Genfer-, Neuenburger- und Bodensee) sowie          Spanien über Nordafrika bis nach Zentralasien
                       gepasst. Als Tauchenten suchen sie im Schlamm      am Klingnauer Stausee gesichtet.                    vor. In der Schweiz ist die Weisskopfruderente
                       nach Kleinlebewesen sowie Samen und Früch-                                                             heute als Irrgast sehr selten anzutreffen, da-
                       ten von Wasserpflanzen. Ihr Lebensraum sind        Probleme                                            gegen war sie im 19. und noch zu Beginn des
                       vegetationsreiche Süsswasserseen und leicht        Die Schwarzkopfruderente bedroht die spani-         20. Jahrhunderts viel häufiger.
                       salzwasserhaltige Flachseen. Sie nisten im Ried-   schen Populationen der in Europa heimischen
                       dickicht in Gewässernähe.                          und seltenen Weisskopfruderente (Oxyura leu-
                                                                          cocephala). Als Nahrungs- und Nistplatzkonkur-
                       Herkunft                                           rent bedrängt die amerikanische die europäische
                       Die ursprüngliche Heimat der Schwarzkopfruder­     Art. Zudem sind die Männchen der Schwarzkopf­
                       ente liegt in Nordamerika und erstreckt sich vom   ruderenten aggressiver als die der Weisskopf­
                       südlichen Kanada bis Kalifornien und Texas so-     ruderenten und paaren sich mit deren Weibchen.
                       wie von einzelnen Gebieten im Osten der USA        Es kommt zur Vermischung des Erbgutes beider
                       bis zu den Karibischen Inseln.                     Arten. Die fortpflanzungsfähigen Hybriden sind
                                                                          gegenüber der Weisskopfruderente dominanter,
                                                                          was zu deren Verschwinden führen kann.

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Grauhörnchen           Beschreibung                                        hörnchen ausgesetzt: 1948 südlich von Turin im        Bekämpfung
Sciurus carolinensis   Das Grauhörnchen hat ein graues Fell, dessen        Park einer Villa und einige Jahre später im Parco     In England und in Norditalien hat sich das Grau-
Familie: Hörnchen      Tönung zwischen hellem silbergrau und schwarz-      del Ticino in der Lombardei. Auch hier hat sich       hörnchen fest etabliert. Natürliche Feinde fehlen
                       grau variieren kann. Eine rötliche Färbung kann     die amerikanische Art stark ausgebreitet und          weitgehend. Da es gegen das Virus keinen Impf-
                       auch auftreten, ist aber selten. Männchen und       das einheimische Eichhörnchen verdrängt.              stoff gibt, kann sich dieses mit den Grauhörn-
                       Weibchen sehen gleich aus. Mit einer Kopf-                                                                chen weiter ausbreiten. Daher gilt es in erster
                       Rumpf Länge bis 50 cm und einer Schwanzlän-         Probleme                                              Linie, keine weiteren Aussetzungen zuzulassen.
                       ge von 15–25 cm ist das Grauhörnchen grösser        Die Einführung des Grauhörnchens in Europa            In der Schweiz sind diese verboten, da die Tie-
                       als unser einheimisches Eichhörnchen (Sciurus       führt zu einer massiven Verdrängung des ein-          re nicht zur einheimischen Fauna gehören. In
                       vulgaris). Im Unterschied zum Eichhörnchen hat      heimischen Eichhörnchens. Die amerikanische           Italien wurde Ausrottungskonzepte bisher von
                       das Grauhörnchen keine Haarbüschel auf den          Art ist nicht nur robuster, sondern sie erträgt die   «Tierschützern» verhindert. In England wird ver-
                       Ohren.                                              rauen, winterlichen Temperaturen besser und           sucht, die Vermehrung der Grauhörnchen durch
                                                                           verwertet ein breiteres Nahrungsangebot als ihr       Ausstreuung spezieller Verhütungsmittel zu ver-
                       Lebensraum                                          europäischer Verwandter. Die Jungtiere der ein-       langsamen und einzudämmen.
                       Grauhörnchen leben in Wäldern, Parks, Gärten        geführten Art sind lebhafter und besetzen freie
                       und städtischen Grünflächen.                        Plätze früher, so dass die einheimischen Jung-         Besonderes
                                                                           tiere weiter weg ziehen müssen. Zudem ist das         In der Schweiz wurde das Grauhörnchen noch
                       Herkunft                                            Grauhörnchen Träger eines Parapoxvirus. Das           nicht beobachtet. Weil das Grauhörnchen in
                       Die Heimat des Grauhörnchens ist der Osten von      Grauhörnchen überträgt das Virus, erkrankt aber       ­Italien bereits am Lago Maggiore vorkommt, ist
                       Nordamerika und reicht vom Golf von Mexiko bis      selber nicht. Infiziert sich dagegen ein einhei-      mit einer Ausbreitung ins Tessin in naher Zukunft
                       nach Südkanada.                                     misches Eichhörnchen, stirbt es innerhalb von         zu rechnen.
                                                                           ein bis zwei Wochen. Aktuell stehen in England
                       Einwanderungsgeschichte                             nur noch 160 000 Eichhörnchen einer Popula-
                       1889 wurden in England die ersten Grauhörn-         tion von 3 Millionen Grauhörnchen gegenüber.
                       chen zum Vergnügen der Bevölkerung in Parks         Zudem tritt das Grauhörnchen in England als
                       und Gärten ausgesetzt. Weitere Einbürgerungs-       Forstschädling auf. Im Frühjahr frisst es in den
                       aktionen folgten und die Tiere breiteten sich er-   Laubwäldern die Rinden von Buchen, Bergahorn
                       folgreich aus. Vor allem zwischen 1930 und 1945     und weitern Baumarten. Durch das Abreissen
                       vermehrten sich die Grauhörnchen explosions-        und Anknabbern der Rinde können Pilze ein-
                       artig und verdrängen seither das einheimische       dringen, die die Bäume schädigen und sogar
                       Eichhörnchen. Auch in Italien wurde das Grau-       absterben lassen.

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