Investors' Outlook Bloss keine Kohle zu Weihnachten - Dezember 2021 / Januar 2022 - Vontobel
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2 Inhalt Impressum 6 Herausgeber 12 Bank Vontobel AG Gotthardstrasse 43 8022 Zürich Redaktion Martin Gelnar Autoren* Dr. Reto Cueni Chief Economist, Vontobel Stefan Eppenberger Equity & Commodity Strategist, Vontobel Frank Häusler Chief Investment Strategist, Vontobel Michaela Huber 3 Economist, Vontobel Editorial Daniel Maier, CFA Head Thematic Investing, Vontobel Mario Montagnani 4 Senior Investment Strategist, Vontobel Anlagestrategie Sandrine Perret Senior Economist, Fixed Income Strategist, Wir bleiben bei unserer Positionierung – Vontobel Dr. Sven Schubert trotz Inflations- und Energiesorgen Senior Investment Strategist, Head of Strategy Currencies, Vontobel 6 Dan Scott Chief Investment Officer, Makro-Highlights Head of Investments & Thematics, Vontobel Das nächste Jahr wird Erscheinungsweise härter, besser, zäher, grüner Zehnmal pro Jahr (nächste Ausgabe Februar 2022) 12 Konzept MetaDesign AG Viewpoint Gestaltung & Realisation Vontobel Thematische (Mega-) Trends Bilder bleiben oft ein Leben lang – wie Freundschaften Gettyimages, Vontobel 16 Redaktionsschluss 26. November 2021 Anlageklassen im Fokus Bemerkungen * Siehe Seite 21 «Rechtliche Hinweise»: Analystenbestätigung 20 Prognosen
Editorial 3 Bloss keine Kohle zu Weihnachten Welche Geschenke wird uns der Weihnachtsmann dieses — Jahr bescheren? Wird sein Schlitten schwer beladen sein Dan Scott Chief Investment Officer, mit Plastikspielzeug und «Fast Fashion» aus der Ferne? Head of Impact & Thematics, Oder werden seine Rentiere eine leichtere Last zu ziehen Vontobel haben, da die Containerschiffe mit all den guten Gaben noch im Hafen festsitzen? In jedem Fall wird uns der Rau- schebart eines wohl nicht bescheren, weil es zunehmend als toxisch wahrgenommen wird: Kohle. Das gilt auch für seine Kollegin in Italien, die Hexe Befana, die dieses Jahr wohl kaum «Carbone»-Stücke verteilen wird. Kohle, einst willkommener Brennstoff zur Winterzeit, gilt speicherung können wir es uns nicht leisten, unsere mancherorts – ähnlich wie die Rute von Knecht Ruprecht Abhängigkeit von erneuerbaren Energien zu vergrössern. am Nikolaustag – als Strafe für unartige Kinder, wenn sie Batterien eignen sich derzeit noch nicht zur Speicherung zur Bescherung im Weihnachtsstrumpf landet. Und heute, erneuerbarer Energie im industriellen Massstab. Zwar gibt vor dem Hintergrund des Ringens um den Kohleausstieg es andere technische Lösungen wie Pumpspeicherkraft- auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow, ist sie noch wei- werke, wie sie in der Schweiz zum Einsatz kommen, oder ter in der allgemeinen Gunst gesunken. Energiespeicherung durch Schwungräder oder Druckluft. Aber keine von ihnen ist so effizient wie die herkömmli- Die Alternativen: erneuerbare Energie oder chen (umweltverschmutzenden) Arten der Stromerzeu- gar Atomstrom? gung. Wenn wir ernsthaft Klimaneutralität bis 2050 errei- Der Spruch «Finger weg von Kohle» könnte einer unserer chen wollen, müssen wir unsere Einstellung zur Vorsätze für das neue Jahr sein, aber wir wissen, wie es Kernenergie möglicherweise überdenken – ein umstritte- um gute Vorsätze oft bestellt ist. Wir alle sind uns bei der ner Vorschlag, den angesichts der Abkehr von fossilen Richtung einig: Die Treibhausgasemissionen müssen Brennstoffen aber viele Länder zunehmend in Betracht weltweit rasch reduziert werden. Doch wie so viele gute ziehen. Vorsätze könnte sich das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 (oder sogar früher) als zu ehrgeizig erweisen. Ist die Zeit reif für eine «De-Carb-Diät»? Unsere Stromnetze mögen die Abhängigkeit von Kohle Nach der Völlerei des industriellen Zeitalters werden wir verringert haben, sind dafür aber stark auf Gas angewie- nun hoffentlich auf kohlearme Kost setzen und zum sen (ca. 60 Prozent). Erneuerbare Energien machen weni- Wohle des Planeten und unserer Kinder eine «De-Carb- ger als 30 Prozent aus. Diät» beginnen. Gleichzeitig müssen wir jedoch bei unse- ren guten Vorsätzen realistisch bleiben. Falls uns dies Dies ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung. nicht gelingt, könnten wir auf eine Energiekrise zusteuern, Gleichwohl wissen wir, wie anfällig unsere Netze sind, in der viele Haushalte ihre Heizkosten nicht mehr tragen wenn weder die Sonne scheint noch der Wind weht. Man können. In diesem Fall würden sich die energiehungrigen denke auch an den Extremwinter in US-Bundesstaat Verbraucher wohl Befana mit einem Sack voller Kohle Texas im letzten Jahr, in dem die Windkraftanlagen buch- herbeiwünschen oder die Rute von Knecht Ruprecht ver- stäblich einfroren. Ohne Innovationen bei der Energie- feuern. Webcast Um unseren Webcast zu den neuesten Markt- entwicklungen zu sehen, klicken Sie bitte auf folgenden Link: vonto.be/macro-de-dec21
4 Anlagestrategie — — Frank Häusler Mario Montagnani Chief Investment Strategist, Senior Investment Strategist, Vontobel Vontobel Wir bleiben bei unserer Positionierung – trotz Inflations- und Energiesorgen Für gewöhnlich kehrt zur Weihnachtszeit etwas Ruhe ein. Im Gegensatz zur Nervosität an den Finanzmärkten Nach einigen hektischen Monaten täte ein bisschen bewahren wir eine ruhige Hand bei der Allokation. Nach- Entschleunigung gut. Doch die Finanzmärkte sind nicht dem wir das Subsegment «US-Aktien» im Oktober gerade entspannt vor dem Jahreswechsel ins 2022. hochgestuft hatten, bestätigen wir nun unsere moderate Dominierendes Thema bleibt die Inflation – ausser in der Übergewichtung von Aktien. Einer der Vorteile dieser Schweiz, die keinen nennenswerten Preisdruck verspürt. Anlageklasse ist, dass sie eine höhere Inflation besser ver- Dies erklärt sich primär durch den Aufwärtstrend des kraften kann als festverzinsliche Anlagen. Für letztere Schweizer Frankens. Kopfzerbrechen bereitet vielen auch bleibt unsere seit Langem bestehende Untergewichtung die Stagflation. Diese ist nicht Teil unseres Szenarios, ebenfalls in Kraft. Bei alternativen Anlagen mögen Roh- denn unseres Erachtens wird das Wirtschaftswachstum stoffe als eine interessante Chance erscheinen, doch der ausreichen, um eine Stagflation zu vermeiden. Zudem Einstiegszeitpunkt ist nach der jüngsten Rally nicht dürfte sich die Inflation 2022 abschwächen. Auf den optimal. Gold dient weiterhin als wertvoller Puffer gegen nächsten Seiten erfahren Sie mehr zu diesen Themen. unerwartete negative Entwicklungen. Details finden Sie in der Übersicht auf Seite 5 und in den anlageklassen- spezifischen Kommentaren auf den Seiten 16 bis 19.
5 UNTERGEWICHTET NEUTRAL ÜBERGEWICHTET stark leicht leicht stark 1 Unsere leichte Übergewichtung von Barmitteln bleibt bestehen. Viel Liquidität in einem Niedrig- oder Liquide Mittel Negativzinsumfeld empfehlen wir zwar nicht, doch eine gewisse Menge ist angemessen, um Kursrück- schläge als Kaufgelegenheiten nutzen zu können. 2 Wir bleiben bei unserer leicht negativen Haltung. Das aktuelle Zinsniveau ist ungünstig für Anleihen Anleihen und die Aussicht auf langsamer als erwartet sinkende Inflationszahlen verheisst nichts Gutes für die fixen Zinszahlungen auf Anleihen. In Kombination mit den niedrigen Spreads und den etwas höheren Leit- zinsen, die wir in den nächsten zwölf Monaten er- warten, ist Vorsicht angebracht. Unsere Einschätzun- gen der Subsegmente bleiben unverändert. Einige Schwellenländeranleihen bieten weiter solide Renditen, anders als die meisten Staatsanleihen (diese be werten wir aber nach wie vor neutral). Investment- Grade-Unternehmensanleihen bleiben uninteressant. Unsere neutrale Bewertung von Hochzinsanleihen bleibt bestehen. 3 Wir finden unsere Positionierung immer noch ange- messen. Im sogenannten «Post-peak growth»- Aktien Umfeld dürften die Aktienrenditen zwar geringer, aber dennoch positiv ausfallen. Ferner sind wir überzeugt, dass Aktien noch etwas Luft nach oben haben – trotz der jüngsten Rallys und der Aussicht, dass die Noten- banken ihre aussergewöhnlichen Liquiditätsspritzen reduzieren. Darüber hinaus zeigen die jüngst ver öffentlichten Quartalszahlen, dass viele Unternehmen ihre Margen zu schützen wissen. Und nicht zuletzt werden hohe Dividendenausschüttungen und er- hebliche Aktienrückkäufe erwartet, besonders im wachstumsorientierten US-Unternehmenssektor. Wir behalten unsere doppelte Übergewichtung von US- Aktien bei. Der US-Aktienmarkt bietet einen attraktiven Sektorenmix und einen klareren Wachstumsfokus als der Aktienmarkt der Eurozone, der stärker auf sogenannte «Old Economy»- und Value-Sektoren ausgerichtet ist. Aktien aus der Eurozone stufen wir weiterhin negativ ein, jene aus der Schweiz, Japan und Schwellenländern neutral. 4 Wir schätzen Gold weiter leicht positiv ein. Uns ist bewusst, dass das Edelmetall möglichen Gegenwind Gold in Form von höheren Zinsen und insbesondere Real- zinsen zu erwarten hat. Dennoch schätzen wir es für Diversifizierungs- und Absicherungszwecke. Im Fall bewaffneter Konflikte oder ungünstiger Inflationsent- wicklungen wäre Gold ein sicherer Hafen. Auch ein – wenngleich unwahrscheinliches – Stagflations- Szenario wäre günstig für das Edelmetall. 5 Eine weiterhin neutrale Positionierung scheint uns hier vernünftig. Diese Anlageklasse hat im Zuge der Rohstoffe zyklischen Wiederöffnung der Wirtschaft enorm zugelegt, doch die Preise sind zu schnell und zu stark gestiegen. Die längerfristige Prognose ist weiter günstig, da Rohstoffe von den gewaltigen Investiti- onsplänen im Rahmen diverser Dekarbonisierungs- pläne und dem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage profitieren dürften. 6 Unsere moderate Untergewichtung von Hedgefonds bleibt bestehen. Unsere neutrale Haltung zu anderen Alternative alternativen Anlagen wie Versicherungsverbriefungen behalten wir ebenfalls bei. Daher ändert sich auch Strategien unsere insgesamt neutrale Haltung gegenüber alter- nativen Anlagen nicht. Veränderung zum Vormonat: gleich erhöht verringert
7 Unsere Titelwahl lehnt sich an den Song «Harder, Better, Faster, Stronger» von Daft Punk. Das nächste Jahr wird härter: Die in einigen Bereichen erforderlichen strukturellen Anpassungen in China dürften sich deutlicher bemerkbar machen. Das nächste Jahr wird besser: Wir erwarten, dass die pandemiebedingten Ungewissheiten und Lieferkettenprobleme nach- lassen, die Inflation sich normalisiert und das Wachstum sich abschwächt, aber solide bleibt. Das nächste Jahr wird zäher: Es wird bohrende Fragen danach geben, wer für die durch Covid-19 massiv gestiegenen Staatsschulden aufkommt. Das nächste Jahr wird grüner: Der Klimawandel und die Mass- nahmen zu seiner Bekämpfung könnten die Pandemie als dominantes Thema ablösen. — — — — Dr. Reto Cueni Michaela Huber Sandrine Perret Dr. Sven Schubert Chief Economist, Economist, Senior Economist, Senior Investment Strategist, Vontobel Vontobel Fixed Income Strategist, Head of Strategy Currencies, Vontobel Vontobel Erwartet uns 2022 ein gutes oder schlechtes Wirt- In jedem Fall erwarten wir, dass sich die derzeit noch schaftswachstum? Das hängt vom Vergleichsjahr ab. Wer solide Dynamik bis Ende 2022 auf ein Niveau wie vor der das Durchschnittswachstum des vergangenen Jahres Pandemie abschwächt. Je mehr das Wachstum sich dem heranzieht, dürfte enttäuscht werden. Wer sich dagegen Vorkrisen-Trendwachstum nähert (s. Grafik 1), desto här- an den Durchschnittswerten des Jahrzehnts vor der Pan- ter wird es für die Wirtschaft, glänzen zu können. Doch demie orientiert, dürfte mit dem Plus zufrieden sein. Der eine Rückkehr zu «normalen» Wachstumsraten ist wich- Konsum wird wohl weiter zu den Haupttreibern der Erho- tig, um Druck von Lieferketten und Preisen zu nehmen. lung zählen und die Unternehmen zu zusätzlichen Investi- tionen motivieren. Die Gesamtnachfrage wird wahr- Die Inflation dürfte zurückgehen, zumal sich mehrere preis- scheinlich nicht mehr deutlich steigen, aber hoch bleiben, treibende Basiseffekte in der ersten Jahreshälfte 2022 da die Haushalte ungewöhnlich viel gespart und von umkehren werden.1 Dies wird die Inflation wohl nahe an höheren Vermögenspreisen profitiert haben. Wir rechnen oder unter das gängige Zwei-Prozent-Ziel der grossen nicht damit, dass die Staaten ihre fiskalische Unterstüt- Notenbanken drücken (s. Grafik 2). Eine plötzliche, uner- zung schnell reduzieren. Die Wirtschaft dürfte 2022 also wartet schnelle Straffung der Geldpolitik wird so un- nicht von einer «Fiskalklippe» stürzen. Die insgesamt wahrscheinlicher. Allerdings werden die Notenbanken geringeren Staatsausgaben werden Zweitrundeneffekte die Unterstützung in den nächsten Quartalen wohl ent- wie Entlassungen und sektorspezifische Restrukturierun- schlossen reduzieren. gen (z. B. Insolvenzen) wohl verkraftbar machen. Dies dürfte sich auch durch wichtige politische Ereignisse wie die französischen Präsidentschaftswahlen im April und die US-Kongresswahlen im November 2022 kaum ändern (siehe die Übersicht unseres makroökonomischen Basis- szenarios in der Tabelle auf S. 9). 1 Die Inflationsraten sind dieses Jahr gestiegen, teils bedingt durch einen von Energiepreisen ausgehenden Basiseffekt. Die Energie- preise brachen ab Februar 2020 massiv ein, blieben im weiteren Jahresverlauf gering und dämpften die Inflation. Deshalb ging der Vorjahresvergleich ab Februar von einem sehr niedrigen Referenzwert (einer sehr niedrigen «Basis» 2020) aus, wodurch sich die Inflation im Jahr 2021 rein rechnerisch erhöht. Dieser Effekt dürfte sich 2022 umkehren und den Inflationsdruck durch die Energie- preise lindern, sofern diese nicht noch deutlich steigen.
Makro-Highlights 8 Was sind die grössten Risiken unseres Basisszenarios? Grafik 1: USA und Eurozone dürften Vor-Covid- Durch den Pandemieverlauf könnte das Wachstum im Trendwachstum 2022 erreichen; China hinkt hinterher Winter wegen neuer Gegenmassnahmen wieder sinken BIP indexiert auf Vor-Covid-Niveau (Ende 2019) und im Sommer zurückschnellen (s. Abschnitt «Euro- 120 zone»). Zudem könnten härtere Beschränkungen neben 115 weiteren Faktoren erneut zu Liefer- und Energieeng 110 pässen und damit höheren Preisen führen. Diese könnten 105 dann die Nachfrage drücken (falls die Löhne zu langsam 100 steigen) oder eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen 95 (falls die Löhne mit der Inflation steigen) und die hohe 90 Inflation so verhärten. Eine solche Entwicklung könnte 85 Vontobel-Prognosen die Notenbanken zu schnellen Straffungen veranlassen 80 (s. Abschnitt «USA»). Zudem dürften die chinesischen Q4 Q2 Q4 Q2 Q4 Q2 Q4 2019 2020 2020 2021 2021 2022 2022 Immobilien- und sonstigen Wachstumssorgen nicht ein- fach verschwinden. Der Erfolg (oder Misserfolg) der Eurozone Trend Eurozone Vor-Covid-Niveau Regierung bei der Bewältigung dieser Probleme wird USA Trend USA China Trend China sich auf die Weltwirtschaft auswirken (s. Abschnitt «Emerging Markets»). Quelle: Eurostat, BEA, NBS, Refinitiv Datastream, Vontobel Eurozone 2022: Jahr der unsteten Normalisierung Eine weitere Runde pandemiebedingter Restriktionen in Grafik 2: Inflation dürften in Eurozone und USA auf mehreren europäischen Ländern könnte die Verbraucher Notenbankziel zurückgehen wieder vom Konsum abhalten. Dies dürfte das Wachstum Quartalsinflation in % (Veränderung ggü. Vj.) in den Wintermonaten dämpfen, im Sommer aber einen 7.0 weiteren Aufschwung auslösen, sofern sich das saisonale 6.0 Muster der Covid-Einschränkungen fortsetzt. Die Wirt- 5.0 schaftsentwicklung hängt davon ab, wie Staaten die 4.0 Schliessungen und Öffnungen steuern, ob Unternehmen 3.0 angesichts dieser Steuerung investieren und vorauspla- 2.0 nen können und wie sich dies auf den Verbrauch der 1.0 Haushalte auswirkt. Bislang berücksichtigen wir in unse- 0 Vontobel-Prognosen rer Prognose für die Eurozone keine Veränderung des −1 Konsumklimas und rechnen weiter mit steigendem priva- Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 2021 2022 2022 2022 2022 tem Konsum, sofern die Einschränkungen das zulassen. Ferner erwarten wir, dass die Staatsausgaben 2022 zwar Eurozone USA China hinter jenen von 2021 zurückbleiben, jedoch für eine Quelle: Eurostat, BLS, NBS, Refinitiv Datastream, Vontobel Stützung der Konjunkturerholung ausreichen (insbeson- dere wegen der EU-Aufbaufondsmittel für die Peripherie- länder) – selbst bei temporär rigorosen Einschränkungen. Somit prognostizieren wir ein im Vergleich zu 5 Prozent Grafik 3: Verbraucher haben noch Kaufkraft dank für 2021 weiterhin günstiges Jahreswachstum von hoher Ersparnisse in der Pandemie 4,4 Prozent für 2022. Haushaltsersparnisse in % des verfügbaren Einkommens 30 Die Inflation in der Eurozone dürfte im zweiten Halbjahr 25 2022 unter das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) 20 fallen. Daher rechnen wir nicht mit einer baldigen Straf- 15 fung der Geldpolitik (erster Zinsschritt nicht vor 2023). 10 Die Anleihenkäufe der EZB dürften nächsten Sommer 5 immer noch 20 – 40 Milliarden Euro monatlich betragen, 0 gegenüber derzeit über 80 Milliarden. Die französischen 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 20 Wahlen sollten kaum Überraschungen bieten. Laut aktu- Eurozone ellen Umfragen wird Macron oder ein wirtschaftsfreund- Quellen: Eurostat, Refinitiv Datastream, Vontobel, Daten per Q2 2021 licher Kandidat der Konkurrenz-Partei «Les Republicains» im zweiten Wahlgang siegen.
9 Unser ökonomisches Basisszenario für 2022: Härter, besser, zäher, grüner – und was es gefährden könnte – Global: Nach überschrittenem Höhepunkt weiter gutes Wachstum, Inflations- normalisierung im H1, starke, aber weniger üppige fiskalpolitische Unterstützung – USA: Wachstumsverlangsamung auf Niveau vor der Pandemie, Inflations- «Härter, besser, zäher, grüner» Basisszenario: normalisierung zum Sommer hin, starke fiskalpolitische Unterstützung – Eurozone: Langsameres Wachstum, aber über Vorkrisenniveau, abklingende Inflation im H1, funktionierender Aufbaufonds – China: Schwaches Wachstum zu Jahresbeginn, stärkere fiskal- und geld politische Unterstützung ab Frühjahr – Notenbanken: Schrittweise Reduzierung der geldpolitischen Unterstützung, in den USA schneller als in der Eurozone Die folgenden Risiken könnten sich erheblich auf unser Basisszenario auswirken, indem sie eine stärker positive oder negative Entwicklung auslösen: die unser Basisszenario – Lieferengpässe könnten sich verschärfen, die Preise antreiben und die Nach- gefährden könnten Wichtige Risiken, frage drücken, sofern das Lohnwachstum nicht mithält – Stärkere fiskalpolitische Massnahmen und eine schnellere Umsetzung könnten Nachfrage und Inflation ankurbeln – Covid-Ungewissheit könnte ausgeprägt bleiben, die Dienstleistungsnach- frage belasten und die Zweitrundeneffekte eskalieren lassen – Eine eskalierende Immobilienkrise in China und ungeeignete geld- und fiskal- politische Massnahmen könnten wirtschaftliche Turbulenzen auslösen – Die Notenbanken könnten angesichts der erhöhten Inflation die Geduld ver- lieren – eine schnelle Straffung der Geldpolitik würde das Wachstum drücken Makrothemen, die wir mit Blick auf 2022 für wichtig halten: – Härter: Erforderliche strukturelle Anpassungen des chinesischen Immobilien- Makrothemen sektors belasten das Wachstum und die diplomatischen Beziehungen für 2022 – Besser: Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage als Auslöser der starken Inflation und der Energiekrise nehmen 2022 ab – Zäher: Die langfristigen Auswirkungen von Covid-19 treten zutage: weniger fiskalpolitische Unterstützung, höhere Schulden und Steuern – Grüner: Das Bewusstsein für den Klimawandel wächst – wie auch die Dringlichkeit drastischer (weiterer) Massnahmen und Bestimmungen Quelle: Datastream, Vontobel
10 Makro-Highlights USA 2022: Nachlassende Inflation, steigende Zinsen Japan 2022: Erholung zuerst, Normalisierung später Die USA werden stärker ins Jahr 2022 starten: Die Wirt- Wegen Covid-19 und einer Reihe von Notfallmassnahmen schaft dürfte im vierten Quartal 2021 wieder kräftiger war Japan ein später Gast auf der «Erholungsparty». anziehen, nachdem sie im dritten mit 2,1 Prozent annuali- Unserer Meinung nach sollte sich das jüngst verkündete siert schwächer gewachsen war. Die erwartete Rate von Konjunkturpaket positiv auf die Konsumentenstimmung vier Prozent für 2022 insgesamt würde bedeuten, dass und den Konsum auswirken. Zudem dürften viele der das Wachstum stärker bleibt als vor der Pandemie. Wir angebotsseitigen Belastungen der heimischen Produzen- erwarten weiter steigende Dienstleistungsausgaben und ten in den kommenden Monaten nachlassen. eine anhaltend solide, aber nachlassende Güternach- frage. Eine schwächere Verbrauchernachfrage dürfte Was könnte unser Basisszenario gefährden? Einerseits durch den Nachholbedarf bei den Lagerbeständen von würde etwa eine Konjunktureintrübung in den USA oder Endprodukten kompensiert werden. Dies dürfte die in China dem exportabhängigen Japan schaden. Ande- Produktion des verarbeitenen Gewerbes durch das Jahr rerseits muss der frisch gewählte Premierminister Fumio hindurch stützen. Kishida noch zeigen, dass er die Öffentlichkeit überzeu- gen kann. Scheitert er, könnte seine Amtszeit so kurz Die US-Gesamtinflation hat mit 6,2 Prozent im Oktober ausfallen wie die seines Vorgängers. Zu beobachten im Vorjahresvergleich ein 30-Jahres-Hoch erreicht. Der bleibt auch das unerwartet grosse Konjunkturpaket, Preisdruck wird mindestens bis zum zweiten Quartal durch das die Wirtschaft überhitzen könnte. Naturkatast- 2022 erhöht bleiben. Dann werden negative Basiseffekte rophen wie Erdbeben sind ein weiteres japanspezifisches und nachlassende angebotsseitige Probleme zur schritt- Risiko. weisen Dämpfung der Inflation beitragen. Die Inflation könnte hartnäckiger sein als gedacht. Dennoch rechnen Emerging Markets / China 2022: Mehr statt weniger wir nicht mit exorbitanten Preissteigerungen oder sich Konjunkturmassnahmen eintrübenden Verbrauchererwartungen. Die US-Noten- Nach einem zu erwartenden kräftigen Plus von 6,6 Pro- bank Fed scheint indes entschlossen, die Anleihenkäufe zent 2021 dürfte sich das Wachstum der Schwellenländer bis Mitte 2022 einzustellen und dann in der zweiten Jah- 2022 abschwächen. Die geldpolitische Straffung in vielen reshälfte mit Leitzinserhöhungen zu beginnen. Joe Biden Ländern, die im ersten Halbjahr 2021 begann, dürfte hat Jerome Powell für eine zweite Amtszeit als Fed-Vor- nächstes Jahr ihren Tribut fordern. Zudem könnten einige sitzender und Lael Brainard als Vize-Vorsitzende nomi- EM-Anlagen angesichts wahrscheinlich steigender Leit- niert. Dies wird für Kontinuität an der Fed-Spitze und für zinsen in den Industrieländern für Anleger an Attraktivität einen reibungslosen Ausstieg aus der expansiven Geld- verlieren, was der regionalen Konjunktur schaden würde. politik sorgen. Das Risiko steigender Inflation impliziert Dennoch rechnen wir für die Schwellenländer 2022 mit aber, dass die Notenbank notfalls restriktiver agieren einer soliden Wachstumsrate von mindestens 4,4 Prozent. könnte. Dies würde unerwartet frühe und kräftige Zinser- Die Inflation dürfte nächstes Frühjahr ihren Höhepunkt höhungen bedeuten – vielleicht schon Ende des zweiten erreichen, wenn steigende Temperaturen den Brennstoff- Quartals. Mit einem solchen Szenario rechnen wir nur, bedarf und damit die Rohstoffpreise unter Kontrolle brin- wenn schneller wieder Vollbeschäftigung herrscht und gen. Ferner ist auch bei den Lieferengpässen (Container, die Lohnsteigerungen breitere Schichten erreichen. Halbleiter) mit Besserung zu rechnen. Die demokratische Partei von Biden könnte bei den Kon- Die Unwägbarkeiten bei unserer Prognose gehen auf den gresswahlen im November 2022 ihre knappe Mehrheit in üblichen Verdächtigen China zurück. Die überschuldeten einer oder beiden Kammern des US-Kongresses verlie- chinesischen Immobilienentwickler könnten in der ren. Dies wäre ein weiteres Problem für den Präsidenten, Finanzbranche immer noch Wellen schlagen und die der derzeit geringe Zustimmung geniesst – trotz eines Haushalte belasten. Die Folgen würden über die Schwel- ersten legislativen Erfolgs durch sein Gesetz über Infra- lenländer hinausgehen. Allerdings haben die chinesi- strukturinvestitionen in Höhe von USD 1.2 Billionen. Seine schen Behörden schon reagiert. Weitere Schritte zur Sta- künftige Beliebtheit hängt stark davon ab, ob er dieses bilisierung des Immobiliensektors könnten folgen. Die Jahr oder Anfang nächsten Jahres zusätzlich das USD chinesische Notenbank hat ihre Politik Anfang des Jahres 1,75 Billionen schwere «Build-Back-Better»-Gesetz über bereits von Normalisierung und Schuldenabbau auf Investitionen in Gesellschaft und Klimaschutz durchsetzt. moderate Lockerung umgestellt. Es sind wohl weitere Massnahmen nötig, damit das von uns für 2022 prognos- tizierte chinesische Wachstum von 5,5 Prozent erreicht werden kann, doch wir bleiben optimistisch.
11 Je nach Umfang der Konjunkturmassnahmen könnte sich die Lage schnell aufhellen. Vielleicht bietet dies nach einem düsteren Jahr 2021 eine Kaufgelegenheit für EM- Anlagen. Anleger und Ökonomen könnten 2022 zudem von gelockerten Covid-19-Einschränkungen überrascht werden – ermöglicht durch intensive Impfprogramme in vielen Schwellenländern. Südostasien und Lateinamerika würden so womöglich zu attraktiven Zielen für die wich- tige Tourismusbranche. Abzuwarten bleibt, ob China seine Null-Covid-Strategie nach der Winterolympiade in Peking aufgibt. Grafik 4: Anfang 2022 starker Dienstleistungssektor Grafik 5: Immer noch weit entfernt von ihrem Inflations- erwartet, später dann Normalisierung in Sicht ziel hat Japans Notenbank wenig Spielraum Index (Non-Manufacturing ISM und Komponenten) Inflation in % (ggü. Vj.) In Bio. Yen 90 4 800 80 3 600 70 2 400 60 1 200 50 0 0 40 −1 30 −2 −200 20 −3 −400 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Non-Manuf. ISM gesamt Auftragseingang Japanische Gesamtinflation Beschäftigung Gezahlte Preise Jap. Kerninflation (ohne frische Nahrungsmittel) Geschäftsaktivität Lieferungen Jap. «Kern-Kern»-Inflation (ohne fr. Nahrungsm./Energie) Bilanz der Bank of Japan (rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream, Institute for Supply Management (ISM), Vontobel Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel Grafik 6: Chinesischer Immobilienmarkt vor scharfer Korrektur Veränderung ggü. Vj. in %, 3-Monats-Durchschnitt 120 100 80 60 40 20 0 −20 −40 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 4-jähr. Zyklus 3-jähr. Zyklus 3-jähr. Zyklus 5-jähr. Zyklus 1 Jahr Immobilienfläche im Bau Immobilienfläche im Verkauf Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel
12 Viewpoint Thematische (Mega-) Trends bleiben oft ein Leben lang – wie Freundschaften Es heisst: «The trend is your friend». Doch wie unterscheidet man als Anleger kurzfristige Trends von solchen, die Jahrzehnte Bestand haben? Wir sind der Auffassung, dass unser auf «Megatrends» ausgerichteter Anlageansatz eine Antwort auf diese Frage liefert. Bei einer Freundschaft zählen die inneren Werte – bei Megatrends sind es die eingebetteten Themen, die potenzielle Anlagechancen bieten. — — Daniel Maier, CFA Dan Scott Head Thematic Investing, Chief Investment Officer, Vontobel Head of Impact & Thematics, Vontobel
13 Für uns verbinden Megatrends enorme Beständigkeit, die an die Verschiebung tektonischer Platten erinnert, mit der Flexibilität, auf tiefgreifende Veränderungen einzugehen. Sie bleiben jahrzehntelang aktuell und haben das Poten- zial, unseren Alltag zu beeinflussen. Ein Beispiel für eine Verschiebung dieser Art ist der Übergang vom Industrie- zum Informationszeitalter, den der Autor und Futurist John Naisbitt1 in den 1980er Jahren voraussagte, und die damit verbundenen technischen Errungenschaften wie PC, Internet und Mobiltelefon. Als Vermögensverwalter mit einer Megatrend-Strategie sind wir bestrebt, Ver- schiebungen zu antizipieren, die unser Leben verändern können. Vier solcher Megatrends stehen derzeit auf unse- rer Liste: – Nachhaltige Wertschöpfung Die Nachfrage der Anleger nach Unternehmen mit hohen Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards wächst. Solche Unternehmen sind in Bereichen wie Energieerzeugung, Mobilität und Recycling zu finden. – Eine multipolare Welt Der Aufstieg Chinas und anderer Schwellenländer hat die Weltwirtschaftsordnung auf den Kopf gestellt. Angesichts neuer Wettbewerber und Verbraucher, die international auf den Plan treten, werden Computer- netzwerke und die Verfügbarkeit und Sicherheit von Daten immer wichtiger. – Demografische Entwicklung und Verstädterung Heute leben mehr Menschen in Städten als je zuvor. Sie entwickeln neue Konsumgewohnheiten und nut- zen neue Unterhaltungsformen wie E-Sport. Gleich- zeitig kommt es in Industrieländern zu einer raschen Alterung der Gesellschaft, wodurch die Zahl der Arbeitskräfte zurückgeht und das Gesundheitswesen unter Druck gerät. – Technologiekonvergenz Die Digitalisierung macht der analogen Welt zuneh- mend Konkurrenz, und die Art und Weise, in der wir Geschäfte oder Zahlungen tätigen, verändert sich rasant. Neben E-Commerce, autonomen Fahrzeugen und Robotertechnik gibt es zahlreiche weitere Berei- che, in denen Konnektivität und künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle spielen. 1 «Megatrends: Ten New Directions Transforming our Lives», 1982 von John Naisbitt nach fast zehn Jahren Forschung veröffentlicht, wurde ein internationaler Erfolg.
14 Viewpoint Aus Megatrends resultierende Themen … Wasser Intelligentes Gesundheitswesen Cloud Computing Smart Farming und Disruptoren Lebensmitteltechnologie Demografische Ent- wicklung und Ver- Nachhaltige Infrastruktur städterung Technologiekonvergenz E-Commerce Multipolare Welt Nachhaltige Wertschöp- fung Marken der neuen Generation Energiewende Förderung guter Entwicklungen Ära der Robotertechnik Fintech E-Sport & Gaming … und die entsprechenden Wachstumsraten In % E-Commerce 19.8 Cloud Computing 17.2 Intelligentes Gesundheitswesen 16.4 E-Sport & Gaming 16.3 Fintech 11.7 Energiewende 11.5 Disruptoren 10.5 Die Ära der Robotik 10.4 Förderung guter Entwicklungen 10.2 Marken der neuen Generation 9.5 Intelligente Landwirtschaft u. Lebensmitteltechnologie 6.3 Nachhaltige Infrastruktur 6.2 Wasser 5.8 Globales BIP 4.3 0 5 10 15 20 25 * Erwartete durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von Unternehmen im thematischen Anlageuniversum ggü. globalen Wachstumsprognosen (CAGR 2021 – 2023 für alle Kennzahlen, BIP-Daten des IWF per 19. November 2021) Quelle: Bloomberg, MSCI, Internationaler Währungsfonds, Vontobel
15 Angesichts einer an Tempo verlierenden Weltkonjunktur Thematische Anlagen können, müssen aber nicht erscheint uns die aufmerksame Suche nach Marktni- nachhaltig sein schen mit hohem Wachstumspotenzial als vernünftiger Thematisches Investieren liegt immer mehr im Ansatz. Viele Unternehmen in diesen Bereich kommen für Trend und ist eng mit der Popularität «nachhaltiger» unser Megatrends-Portfolio infrage. Die Themenfelder, für Anlagen verbunden. Man muss sich jedoch vor die sie stehen, warten nur darauf, bestellt zu werden Augen halten, dass thematische Anlagen nicht (vgl. Grafik). immer nachhaltig sind. Viele Themen wie Cloud Computing, Robotertechnik, E-Sports und Mobile Die Macht der Schnittmengen Gaming haben kaum etwas mit positiven ökologi- Die thematische Übersicht zeigt den hohen Grad an schen oder sozialen Veränderungen zu tun. Demge- Diversifizierung unserer Megatrends-Strategie: Risiken, genüber fügt sich das sogenannte «Impact Inves- die während bestimmter Marktphasen mit einigen The- ting» – ein weiterer zunehmend populärer men einhergehen, stehen Chancen im Bereich anderer Anlageansatz – passgenau in die Nachhaltigkeits- Themen gegenüber, die sie im Idealfall mehr als ausglei- kategorie. Was also unterscheidet thematische von chen. Die Risikominderung geht also mit dem Ziel der nachhaltigen Anlagen oder Impact Investing? Kurz Renditesteigerung Hand in Hand. Wahre Schätze lassen gesagt: Thematische Anlagen konzentrieren sich sich häufig in Bereichen finden, in denen sich mehrere auf Chancen im Zusammenhang mit einem oder Megatrends überschneiden. Ein Beispiel ist «Smart Far- mehreren Themen im Kontext globaler Megatrends. ming und Lebensmitteltechnologie». Dieses Thema ver- Im Fokus nachhaltiger Anlagen stehen unterdessen eint alle unsere vier Megatrends. Die Herausforderung Nachhaltigkeitsprinzipien, d. h. ein Portfolio aus besteht hierbei in der begrenzten Verfügbarkeit von Unternehmen, die Umwelt-, Sozial- und Gover- Ackerland und natürlichen Ressourcen, um die wach- nance-Standards (ESG) einhalten. Impact Investing sende Weltbevölkerung zu ernähren. Neue Technologien geht noch einen Schritt weiter und verfolgt konkrete helfen uns, die Produktion nachhaltig effizienter zu ökologische und/oder soziale Ziele. Impact-Anleger gestalten und der Nahrungsmittelverschwendung entge- erwarten nicht nur solide Renditen. Sie wollen genzuwirken. genau nachvollziehen, wie die positiven Beiträge der Unternehmen im Portfolio gemessen und Natürlich können Sie sich als Anleger auf eins oder gemeldet werden. mehrere der von uns genannten Themen konzentrieren und selbst eine Titelauswahl für Ihre thematischen Port- Mangels Benennungskonventionen kann sich die folios treffen. Wir sind jedoch der Ansicht, dass unsere Einordnung eines Finanzprodukts als thematisch, multithematische Lösung den Zugang zu einem breiten nachhaltig oder Impact-Produkt schwierig gestal- Spektrum hochmoderner Industrien und wegweisender ten. Insbesondere in der Europäischen Union Unternehmen eröffnet, die von strukturellen Wachstums- bemüht man sich derzeit darum, nachhaltige Anla- treibern und Themenreinheit profitieren. Das Portfolio gen transparenter zu machen – ein Vorreiterprojekt bietet einen gesunden Mix aus etablierten Titeln und wenig bei der Kodifizierung «grüner» Produkte. Produkte bekannten Neulingen. Das sorgt nicht nur für einen hohen nach «Artikel 9», die die strengsten Auflagen der EU aktiven Anteil, sondern auch für eine Diversifikation, um erfüllen, werden zur Verdeutlichung mit zwei dun- auch unter schwierigen Marktbedingungen bestehen zu kelgrünen Blättern gekennzeichnet. Vermögensver- können. walter mit einem entsprechenden Angebot, das zumeist an saubere Technologie, erneuerbare Ener- Der kanadischen Eishockey-Legende Wayne Gretzky gien oder andere Impact-Ziele geknüpft ist, müssen zufolge ist ein guter Spieler dort, wo auch der Puck ist – nachweisen, inwiefern ihre Produkte dem Nachhal- ein hervorragender Spieler positioniert sich hingegen tigkeitsanspruch gerecht werden und die soge- dort, wo der Puck sein wird. Wir sind überzeugt, dass nannte «EU-Taxonomie» einhalten – ein von der EU diese Philosophie auch bei der Anlagetätigkeit den ent- eigens für diese Initiative eingeführter Begriff. Für scheidenden Unterschied macht. Vermögensverwalter bedeutet dies gründliche Ana- lysen und aktiven Kontakt mit den Portfoliounter- nehmen.
16 Anleihen Potenziell raues Fahrwasser trotz wirtschaftlicher Normalisierung — betrachten wir eine relative Bevorzugung von EM-Anlei- Sandrine Perret hen gegenüber IG-Unternehmensanleihen weiter als Senior Economist, Fixed Income Strategist, angemessen. Vontobel Geringe oder negative Realrenditen für 2022 erwartet Wie schon 2021 dürfte die Aussicht auf auslaufende geldpolitische Unterstützung Anleihen auch im kommen- den Jahr belasten. Gekoppelt mit den immer noch sehr hohen Inflationszahlen Anfang 2022 dürften die erwarte- ten Realrenditen für die meisten Niedrigzins-Schuldtitel Für die Fixed-Income-Märkte war 2021 durchwachsen. negativ bleiben. Wir gehen von steigenden Realrenditen Vor dem Hintergrund überschrittener Inflationsziele und für Unternehmensanleihen im Jahresverlauf 2022 aus, da der Normalisierung von Renditen verzeichneten High- die Rekordinflationserwartungen langsam abflauen. Die Yield-Anleihen die solidesten Resultate. Ausgehend von Nominalrenditen dürften ihren moderaten Aufwärtstrend Prognosen sinkender Inflation im kommenden Jahr dürf- zudem fortsetzen: Unsere Drei- und Zwölf-Monats-Prog- ten sich die Renditen weiter normalisieren. Aufgrund nosen für zehnjährige US-Renditen liegen bei 1,7 bzw. anhaltend günstiger Finanzierungsbedingungen dürften 1,9 Prozent (vgl. Grafik 2) Anleihen auch bei schwindender geldpolitischer Unter- stützung stabil bleiben. Da einige Industrienationen mit verhaltenen Zinsanhe- bungen beginnen, dürften sich die Renditekurven 2022 Einen Monat vor dem Jahresende 2021 weisen High- grösstenteils abflachen. Doch da der Markt eine stärkere Yield-Anleihen die besten Renditen im Fixed-Income- Straffung einpreist, als sie einige der Zentralbanken sig- Bereich auf, während Staats- und EM-Unternehmensan- nalisieren, gehen wir davon aus, dass der Anleihenmarkt leihen mit einem Minus schliessen dürften (vgl. Grafik 1). steigende Zinsen recht gut verkraften wird. In den USA Nach dem Stand des ICE BofAML Move Index von sollte auch die Ernennung von Jerome Powell für eine 80 Punkten Mitte November zu schliessen (der höchste zweite Amtszeit als Fed-Chef zur allgemeinen Beruhi- Wert seit Beginn der Pandemie), sind die Märkte nervös gung beitragen (siehe auch unseren Artikel «Makro-High- und die Volatilität ist erhöht. Ein Grund sind die Absichten lights» auf Seite 6). Bei den Unternehmensanleihen dürf- diverser Zentralbanken, die im Zuge der Pandemie ergrif- ten sich die Rendite-Spreads 2022 angesichts des fenen Notfallmassnahmen auslaufen zu lassen. Darüber derzeit sehr engen Niveaus und der hohen Bewertungen hinaus nimmt das Risiko weiter zu, dass höhere Inflations- leicht ausweiten. Allerdings dürften günstige Finanzie- zahlen Zentralbanken wie die Fed zu einer vorzeitigen rungsbedingungen die Auswirkungen auf diesen Teil des Straffung veranlassen könnten. Im Wesentlichen behalten Marktes begrenzen und die Ausfallquote niedrig halten, wir unsere weitgehend negative Prognose für den Anlei- da die Realrenditen auf einem Niveau knapp über ihren henmarkt jedoch bei. Innerhalb der Anlageklasse historischen Tiefstständen verharren werden. Grafik 1 High-Yield- und EM-Unternehmensanleihen mit Grafik 2: Renditeanstieg 10-j. US-Staatsanleihen auf höchsten Renditen 2021 2 % bis Ende 2022 erwartet Gesamtrendite in Lokalwährung, in % Rendite in % 6 3,5 4,2 4,2 4 3,0 2 1,0 2,5 0,3 0 2,0 −2 −1,2 1,5 −1,7 −2,0 −2,1 −4 1,0 −3,6 −3,8 −6 0,5 US-HY-Anleihen US-IG-Anleihen EM-Hartwährungsanl. 10-j. dt. Bundesanleihen EM-Lokalwährungsanl. EUR-HY-Anleihen EUR-IG-Anleihen 10-j. US-Treasuries EM-Unternehmensanl. US-MBS 0,0 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 10-jährige US-Staatsanleihen 3-Monats- / 12-Monats-Prognosen Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel Quelle: Refinitiv Datastream, Bloomberg Barclays, JP Morgan, Vontobel Stand: 22.11.2021
Aktien 17 Keine Angst vor hohen Bewertungen bei Aktien — Anlass zur Sorge gibt die Tatsache, dass der Buffett- Stefan Eppenberger Indikator jüngst ein neues Allzeithoch erreicht hat (vgl. Equity & Commodity Strategist, Vontobel Grafik 1), das sogar den Stand kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 übertrifft. Allerdings be- rücksichtigt der Indikator die Zinsen nicht. Und die sind derzeit so niedrig, dass risikoreiche Anlageklassen wie Aktien zu den wenigen mit solidem Renditepotenzial gehören. Anleger sollten sich nicht auf einen einzigen, wenn auch In den Augen vieler Anleger sind Aktien derzeit ent- wichtigen Indikator wie den «Buffett» verlassen. Wir etwa weder zu teuer in absoluten Zahlen oder so hoch be- ziehen diverse Kennzahlen zu Rate, die das einfache wertet, dass sie absturzgefährdet sind – oder beides. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das zyklisch bereinigte Im Gegensatz dazu spiegelt unsere Übergewichtung KGV und Aktienrisikoprämien nachverfolgen. Aktuell von Aktien unsere Ansicht, dass starke Unternehmens- gehen fünf von zehn Indikatoren (den Buffett-Indikator gewinne den Nachteil leicht überhöhter Bewertungen eingeschlossen) von übermässig hohen Aktienkursen, die ausgleichen werden. übrigen von angemessenen Bewertungen aus. Hier greift unsere erste Faustregel: Die langfristigen Renditeerwar- Im Hinblick auf die Bewertung, die den Gewinn je Aktie tungen sollten in den kommenden Jahren gegenüber den ins Verhältnis zum aktuellen Kurs setzt, befolgen wir zwei Vorjahren tatsächlich leicht nach unten korrigiert werden. Faustregeln. Erstens: je höher die Bewertung, desto geringer das langfristige Renditepotenzial. Zweitens: je Einige Kennzahlen sind zurückgegangen höher der Leitzins, desto stärker gehen die Bewertungen Interessanterweise sind drei Kennzahlen trotz des Höhen- tendenziell zurück. Entsprechend sollte die Einschätzung flugs der Aktienmärkte in den letzten sechs Monaten der Bewertungen langfristige Renditeerwartungen deutlich zurückgegangen, beispielsweise das einfache berücksichtigen. KGV (vgl. Grafik 2). Das liegt daran, dass Unternehmen die hohen Markterwartungen an künftige Gewinne nicht Um zu ermitteln, ob eine Aktie zu teuer ist, ziehen viele nur erfüllt, sondern übertroffen haben. Die Abwärtsbe Anleger den Buffett-Indikator herbei – benannt nach wegung spiegelt allerdings auch veränderte Erwartungen Warren Buffett, einem der erfolgreichsten Aktienanleger in Bezug auf die nächsten Schritte der grossen Zentral- aller Zeiten. Dieser Wert vergleicht den Gesamtwert banken und die zweite Faustregel. Gleichwohl halten wir aller globalen Aktien im MSCI World Index (d. h. die soge- weiter daran fest, dass der durch eine straffere Geldpolitik nannte Marktkapitalisierung) mit dem globalen BIP. Die entstehende Druck auf Aktien im nächsten Jahr durch Überlegung dahinter: Der Wert aller Unternehmen dürfte solides Gewinnwachstum ausgeglichen werden dürfte. relativ eng an die Wirtschaftsleistung gekoppelt sein. Grafik 1: Aktuelles Hoch des Buffett-Indikators bereitet Grafik 2: Aktien mit Blick auf KGV fair bewertet einigen Anlegern Sorge In % Verhältnis 140 35 120 30 100 25 80 20 60 15 40 10 20 5 0 0 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 2017 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2013 2018 Marktkapitalisierung des MSCI World Index gemessen am BIP KGV globaler Aktien Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel
18 Rohstoffe Knappe Lagerbestände könnten künftig höhere Preise bedeuten — Es gilt zu beachten, dass die Ölvorräte sich derzeit ihrem Stefan Eppenberger Tiefstand von 2015 annähern (vgl. Grafik 1). Das nährte Equity & Commodity Strategist, Vontobel Spekulationen, die USA könnten einen Teil ihrer strategi- schen Ölreserven freigeben – was Ende November tat- sächlich geschah. Die Vorräte an Kupfer und anderen Metallen sind noch geringer als vor der Finanzkrise (vgl. Grafik 2). Obwohl knappe Lagerbestände nicht automa- tisch höhere Preise bedeuten, könnten sie im Fall eines positiven Nachfrage- (z. B. mehr fiskalische Impulse in China) oder negativen Angebotsschocks (z. B. Spannun- Das rückläufige Wachstum in China verheisst nichts gen im Nahen Osten) die Vorbedingung für eine Preis- Gutes für Rohstoffe, weshalb wir die Anlageklasse trotz spitze sein – vergleichbar mit der aktuellen Situation bei starker Preisschübe nicht übergewichten. Auch wenn Computerchips oder Öl- und Gaspreisen (siehe Novem- die rekordverdächtig niedrigen Lagerbestände den ber-Ausgabe des Investors’ Outlook). Eine Rohstoff-Posi- Markt anfällig für externe Schocks machen, sind sie tion erscheint uns daher als ratsam. einer der Gründe, warum unsere Portfolios ein gewisses Rohstoff-Engagement aufweisen. Allgemein sind wir der Auffassung, dass die Aussichten für diese Anlageklasse kurz- wie langfristig günstig blei- In der ersten Jahreshälfte profitierten wir von unserer ben. Obwohl die Rohstoffnachfrage erhöht bleiben wird, Rohstoff-Übergewichtung, gaben diese Positionierung zeigt sich die Angebotssituation aufgrund jahrelangen dann aber zu früh auf. Allerdings machte unser verstärkter Investitionsmangels infolge geringer Preise nun labil. Dar- Aktienfokus später das, was uns in puncto Rohstoffe über hinaus haben viele Anleger mit der Finanzierung entgangen war, mehr als wett. nachhaltigkeitsbezogener Projekte begonnen, statt ihr Kapital in die alte Schwerindustrie zu stecken. Die Rückkehr zu einer Rohstoff-Übergewichtung er- scheint uns derzeit nicht sinnvoll. Die globale Nachfrage Dekarbonisierung als Rohstoff-Preistreiber wächst schleppender als Anfang 2021 und die Abküh- Der weltweite Trend zur Dekarbonisierung schafft neue lung der rohstoffhungrigen chinesischen Konjunktur – Nachfrage, doch eher für andere Teile des Rohstoffspekt- besonders im Immobiliensektor – ist ein schlechtes rums. Daher gehen wir nicht von einem künftigen Preis- Omen für Metallpreise. Einstweilen dürfte die Ölnach- zerfall aus. Allerdings werden wir warten, bis der Kon- frage zum Winter hin unter einem erneuten Covid-19- junkturzyklus vielversprechend aussieht, bevor wir ein Lockdown leiden. Zudem steigert die Organisation erdöl stärkeres Rohstoff-Engagement erwägen. exportierender Länder (OPEC) derzeit die Fördermenge monatlich um 400 000 Barrel pro Tag. Grafik 1: Globale Ölspeicher leeren sich rasant Grafik 2: Kupfervorräte auf tiefstem Stand seit Jahren In Mio. Barrel In Tsd. Tonnen 3500 1.000 3250 800 3000 600 2750 400 2500 200 2250 0 1993 1999 2002 2008 2014 2020 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 Rohölvorräte der OECD-Mitglieder Globale Kupfervorräte, saisonbereinigt, laut London (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit Metal Exchange, New York Mercantile Exchange und Entwicklung) und Shanghai Metal Exchange Quelle: Energy Information Administration, Refinitiv Datastream, Vontobel Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel
Währungen 19 Zwei wichtige sichere Häfen trotzen dem Risikoappetit — Schweizer Währung kurzfristig keine Parität mit dem Euro Dr. Sven Schubert erreichen – die SNB würde das nicht zulassen –, doch in Senior Investment Strategist, Head of Strategy Currencies, den kommenden Jahren könnte dies der Fall sein. Vontobel Den Euro halten unterdessen neuerliche Lockdowns in einigen europäischen Ländern zurück, welche die Kon- junktur bremsen. Dagegen scheint sich die Wachstums- dynamik in den USA vor dem Hintergrund gelockerter Covid-19-Massnahmen (vgl. Grafik 2) und des umfangrei- chen vom Kongress verabschiedeten Infrastrukturgeset- Abseits der zunehmenden Risikobereitschaft zählen zes zu verbessern. Dies schürte die Erwartung einer vor- neuerdings zwei Safe-Haven-Währungen zu den zeitigen Straffung der US-Geldpolitik – ein weiterer Lieblingen des Devisenmarktes. Droht dem US-Dollar Grund für die jüngste starke Rally des Dollars gegenüber potenziell auch eine kurzfristige Schwäche, könnte dem Euro. Doch da die Märkte für das kommende Jahr er sich 2022 durch die Straffung der US-Geldpolitik bereits drei Zinserhöhungen in den USA einpreisen, erholen. Der Schweizer Franken dürfte aufgrund erscheint das weitere Aufwärtspotenzial gegenüber dem niedriger Binneninflation stabil bleiben. Euro kurzfristig begrenzt. Sollte zudem die neue Pande- miewelle die USA erreichen (z. B. durch mehr europäische Die robuste Gesundheit des Frankens unter Aufsicht der Touristen), dürfte der Euro einen kurzfristigen Anstieg nervösen Schweizerischen Nationalbank (SNB) resultiert verzeichnen, bevor der Straffungszyklus der US-Noten- aus dem langfristigen Leistungsbilanzüberschuss der bank ihn gegenüber dem Dollar erneut sinken lässt – auf Schweiz und dem eher verhaltenen Inflationsdruck. Die- unser seit Langem bestehendes Zwölf-Monats-Ziel von ser zweite Faktor macht das Land (dank einer Verbesse- 1.12. rung der Schweizer Kaufkraft) wettbewerbsfähiger im Vergleich mit den USA und Europa, wo die Inflation höher Lohnen Yuan-Anlagen die Aufmerksamkeit? ist. Unser «Wave»-Konjunkturzyklusmodell deutet seit Die Schwellenländer sind weit solider aufgestellt als vor einiger Zeit auf eine Stärkung des Schweizer Frankens dem US-Straffungszyklus 2015. So verzeichnen viele von hin, da die Schweiz unter den 50 von uns beobachteten ihnen rekordverdächtige Leistungsbilanzüberschüsse. Ländern die stärkste Wachstumsdynamik aufweist. Allerdings bedeutet ein Jahr geldpolitischer Normalisie- rung in den USA (steigende US-Renditen) und abflauenden Deshalb könnte bei steigenden Zinsen ausserhalb der Wachstums in vielen Schwellenländern keinen nachhalti- Schweiz eine Abwanderung aus Franken-Anlagen aus- gen Aufwärtstrend für die entsprechenden Währungen. bleiben. Natürlich ist die Nominalrendite in Ländern wie Anleger müssen also selektiv vorgehen. Auf Yuan lautende den USA und sogar der Kern-Eurozone gestiegen. Das Anlagen dürften einen Blick wert sein, sofern China seine gilt jedoch auch für die Inflation. Die beiden Entwicklun- Wachstumsprobleme in der ersten Jahreshälfte 2022 gen gleichen einander aus (vgl. Grafik 1). Zwar dürfte die überwinden kann. Grafik 1: Historisch niedrige Rendite-Spreads zwischen Grafik 2: USA lockern Lockdown, Europa verschärft ihn Eurozone und Schweiz stützen Franken Wechselkurs In Prozentpunkten Wechselkurs Index 1.20 2,2 1.29 32 1.18 1,6 1.26 24 1.16 1,0 1.23 16 1.14 0,4 1.20 8 1.12 −0,2 1.17 0 1.10 −0,8 1.14 −8 1.08 −1,4 1.11 −16 1.06 −2,0 1.08 −24 Strengerer Lockdown in Eurozone als in den USA 1.04 −2,6 1.05 −32 1.02 −3,2 1.02 −40 03.15 03.16 03.17 03.18 03.19 03.20 03.21 01.2020 05.2020 09.2020 01.2021 05.2021 09.2021 EUR / CHF EUR/USD Realer 10-j. Swap-Spread (Eurozone ggü. Schweiz, Relativer Oxford Stringency Index (Eurozone ggü. USA, rechte Skala) rechte Skala) Quelle: Refinitiv Datastream, Vontobel Quelle: Refinitiv Datastream, Oxford Economics, Vontobel
20 Prognosen Konjunktur und Finanzmärkte 2019 – 2022 Die folgende Liste zeigt für Bruttoinlandsprodukt (BIP), Inflation/Inflationserwartung, Notenbankzinsen, zehnjährige Staatsanleihen, Wechselkurse und Rohstoffe die effektiven Werte, Wechselkurse und Preise für die Jahre 2019 und 2020 sowie die Vontobel-Prognosen für die Jahre 2021 und 2022. PROGNOSE PROGNOSE BIP (IN %) 2019 2020 AKTUELL 2021 2022 Eurozone 1,6 −6,5 3,7 5,0 4,4 USA 2,3 −3,4 4,9 5,5 4,0 Japan 0,0 −4,7 7,7 2,3 2,5 Grossbritannien 1,7 −9,7 6,6 6,7 5,2 Schweiz 1,3 −2,5 7,7 3,5 2,8 China 6,0 2,3 4,9 7,7 5,5 INFLATION (IN %) Eurozone 1,2 0,3 4,1 2,5 2,2 USA 1,8 1,2 6,2 4,5 3,6 Japan 0,5 0,0 0,2 −0,1 0,4 Grossbritannien 1,8 0,9 3,1 2,4 3,1 Schweiz 0,4 −0,7 1,2 0,6 0,7 China 2,9 2,5 1,5 1,0 1,8 3-MONATS- 12-MONATS- NOTENBANKZINSEN (IN %) 2019 2020 AKTUELL PROGNOSE PROGNOSE EUR −0,50 −0,50 −0,50 −0,50 −0,50 USD 1,75 0,25 0,25 0,25 0,50 JPY −0,10 −0,10 −0,10 −0,10 −0,10 GBP 0,75 0,10 0,10 0,25 0,75 CHF −0,69 −0,76 −0,75 −0,75 −0,75 CNY 4,35 4,35 4,35 4,35 4,35 RENDITEN 10-JÄHRIGER STAATSANLEIHEN (IN %) EUR (Deutschland) −0,2 −0,6 −0,3 −0,2 0,0 USD 1,9 0,9 1,6 1,7 1,9 JPY 0,0 0,0 0,1 0,1 0,1 GBP 0,8 0,2 0,9 1,1 1,3 CHF −0,5 −0,5 −0,1 −0,1 0,1 WECHSELKURSE CHF je EUR 1.09 1.08 1.05 1.07 1.05 CHF je USD 0.97 0.88 0.92 0.92 0.94 CHF je 100 JPY 0.89 0.86 0.81 0.84 0.87 CHF je GBP 1.28 1.21 1.23 1.24 1.21 CHF je AUD 0.68 0.68 0.67 0.67 0.66 USD je EUR 1.12 1.22 1.14 1.16 1.12 JPY je USD 109 103 114 110 108 USD je AUD 0.70 0.77 0.73 0.73 0.70 CNY je USD 6.95 6.51 6.86 6.45 6.50 ROHSTOFFE Rohöl (Brent, USD/Barrel) 66 52 83 80 80 Gold (USD/Feinunze) 1 521 1 898 1 862 1 800 1 800 Kupfer (USD/Tonne) 6 149 7 749 9 841 11 000 12 000 Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel; Schlusskurse für alle Daten: 12.11.2021, Prognosen mit Stand vom 18.11.2021
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