IQVIA Flashlight 86. Ausgabe - September 2021

 
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IQVIA Flashlight 86. Ausgabe - September 2021
86. Ausgabe – September 2021

IQVIA Flashlight
Inhalt
       Editorial                                                                                        3

       Digitale Gesundheit 2021: Die wichtigsten Trends                                                 4

       Omnichannel-Management: Ausblick und Augenblick                                                  8

       Consumer Health-Markt in der Apotheke in Zeiten der Pandemie: Aktuelle Trends
       und Prognosen                                                                                  13

       Gastbeitrag: Digitales Couponing – Hersteller und stationäre Apotheken vor dem
       Sprung in neue digitale Verkaufskanäle                                                         17

       Real World Daten: Studie zeigt Einflussfaktoren auf Langzeitkrankenstand
       bei COVID-19 auf                                                                               21

       IQVIA Jahrestagung – Digital vom 28. bis 30. September 2021                                    23

GENDER-HINWEIS
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen
Hauptwörtern in diesem Newsletter die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im
Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform ist ausschließlich
redaktionell begründet und beinhaltet keine Wertung.
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der Sommer ist weitgehend vorbei, kalendarisch hat              Digitales Marketing setzen die Internet-Pure-Player
der Herbst begonnen, und Sie haben eine neue Aus-               der Versandapotheken bereits erfolgreich ein. Diese
gabe unseres Newsletters IQVIA Flashlight vor                   Entwicklung stellt eine Herausforderung nicht nur für
Augen. Dieses Mal haben wir fünf Beiträge zu unter-             stationäre Apotheken, sondern auch für Hersteller dar.
schiedlichen Themen aufbereitet, zu denen Sie auch              Couponing-Plattformen bieten hier eine Lösung. Wie
auf unserer digitalen Jahrestagung vom 28. bis 30.              das geht und warum das funktioniert, wird in unserem
September 2021 noch mehr erfahren können. Das                   Gastbeitrag erläutert.
Programm und Informationen zum Anmeldeprocedere
                                                                Im abschließenden Beitrag geht es noch einmal
finden Sie am Ende dieses Newsletters.
                                                                um COVID-19 und die bislang wenig untersuchte
Wir beginnen mit dem omnipräsenten Thema                        Fragestellung, wie verbreitet langfristige Krank-
Digitalisierung. In einem aktuellen Report, den wir für         heitszeiten bei einer Infektion mit dem Virus
diesen Newsletter zusammengefasst haben, befasst                sind und welche Faktoren mit einer langfristigen
sich das IQVIA Institute for Human Data Science                 Krankschreibung assoziiert sind. Forscher von
nämlich mit den wichtigsten Trends zum Thema                    IQVIA präsentieren hierzu im Verbund mit externen
„Digitale Gesundheit“. Die Analyse ist unterlegt mit            Wissenschaftlern interessante Ergebnisse mit
spannenden Fakten und Zahlen und veranschaulicht,               Bedeutung für die öffentliche Gesundheit und
wohin die Reise geht.                                           zukünftige Forschung.

Multi- oder Omnichannel-Management ist derzeit
ebenfalls in aller Munde. Um zu erfahren, wie weit              Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Planungsansätze und Strategien bei pharmazeutischen
Unternehmen fortgeschritten sind, hat IQVIA eine                Ihr
Befragung unter Experten durchgeführt. Die Er-
gebnisse verweisen auf eine hohe Priorität des
Themas, zeigen jedoch hinsichtlich der Realisierung
                                                                Dr. Frank Wartenberg
auf, dass hier noch deutliche Diskrepanzen zwischen
Wunsch und Wirklichkeit bestehen.

Märkte stehen gerade in Zeiten der Pandemie im
Fokus des Interesses. Dieses Mal haben wir den
Consumer Health-Markt in der Apotheke unter die Lupe
genommen. Über die Erklärung aktueller Trends hinaus
prognostizieren unsere Autoren eine Entwicklung
ausgewählter Produktkategorien, inbegriffen ein
Angebot zur Anwendung auf weitere Bereiche.

3 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Digitale Gesundheit 2021: Die wichtigsten
Trends
Digitale Technologien werden Gesundheitssysteme weltweit revolutionieren.
Eine umfangreiche Analyse des IQVIA Institute for Human Data Science zeigt
auf, was sich in den zentralen Feldern getan hat – und wo Herausforderungen
liegen. Die Ergebnisse auf Basis eines neuen Reports im Überblick.

Diagnostik, Therapie oder Prävention: Zentrale                                  Wellness- oder Fitness-Bereich zuzuordnen. Analysen
Schritte der „Patientenreise“ sind heute ohne digitale                          zeigen jedoch, dass die Zahl krankheitsspezifischer
Technologien kaum noch denkbar. Auch forschende                                 Apps oder Online-Anwendungen stetig ansteigt. Zu
Hersteller profitieren im Rahmen klinischer Studien von                         den wichtigsten Indikationen gehören psychische
solchen Tools. Je mehr Daten vorliegen, desto besser                            Erkrankungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-
ist die Evidenz – und desto eher sind Versicherungen                            Erkrankungen. Fast jede zweite krankheitsspezifische
auch bereit, die Kosten zu übernehmen. Das Spektrum                             Anwendung fällt in diesen Bereich.
an Möglichkeiten erweitert sich, und demzufolge lassen
                                                                                Ähnliche Trends sind bei Wearables zu beobachten.
sich mehrere Trends beobachten.
                                                                                Zwar fokussieren sich rund 55 % aller Produkte auf
                                                                                Aktivität und Fitness. Doch das Blatt wendet sich,
TREND 1: DIAGNOSTIK – VOM LIFESTYLE- ZUM                                        seit es mehr Studien zu digitalen Biomarkern gibt.
MEDIZINPRODUKT                                                                  Kein Wunder, dass mittlerweile 45 % aller Wearables
Über die größten App Stores haben Verbraucher                                   Vitalparameter bei bestimmten Krankheiten erfassen:
Zugriff auf mehr als 350.000 digitale Gesundheits-                              ein Weg hin zur engmaschigen Überwachung von
anwendungen – und pro Tag kommen weitere                                        Patienten.
250 hinzu (Abb. 1). Viele Apps waren bislang dem

Abbildung 1: Entwicklung der Anzahl digitaler Gesundheits-Apps von 2013 bis 2021

                                                                                                                                          351,308
                                                                                               318,572               32,736

                                                                         153,403

                                                   165,169

                                                                         165,169
                               98,456
         66,713

                             66,713

          2013                                       2015                                        2017                                       2021

Source: 42 Matters, Jun 2021 and Jul 2017; Mevvy, Jun 2015; IQVIA AppScript App Database, Jun 2021; IQVIA Institute, Jun 2021
Notes: Includes digital health apps that are publicly available to consumers and categorized as Health & Fitness or Medical. Apps that have been removed
from stores are not included.

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Sensoren und digitale Biomarker werden auch in                                       großen Volkskrankheiten ab, etwa Diabetes mellitus,
Designs von klinischen Studien immer häufiger mit                                    Depressionen oder Angststörungen. Patienten sollen
einbezogen. Solche Technologien helfen, hybride                                      individualisiert oder personalisiert behandelt werden,
klinische Studien mit dezentralem Ansatz durch-                                      was eine aktive Beteiligung von Anbietern oder
zuführen. Probanden müssen nicht mehr – wie bislang                                  Coaches erfordert. Daneben gibt es über 100 digitale
– in Studienzentren reisen. Es reicht aus, dass Study                                Pflegeprodukte (DC), -Plattformen und -Hilfsmittel
Nurses Teilnehmern zu Hause Apps und Wearables                                       (Abb. 2).
erläutern. Der Zeitaufwand verringert sich, und alle
                                                                                     In Deutschland haben Ärzte die Möglichkeit, gesetz-
erforderlichen Daten liegen in kürzeren Fristen vor,
                                                                                     lich Versicherten digitale Therapien aus dem DiGA-
weil Probanden seltener ihre Teilnahme abbrechen.
                                                                                     Verzeichnis als Kassenleistung zu verordnen. Das
Die Validierung solcher Technologien läuft auf Hoch-                                 Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
touren. In mindestens 438 Machbarkeitsstudien                                        (BfArM) übernimmt formale Vorprüfungen, bewertet
wurden 933 verschiedene Biomarker untersucht, und                                    aber auch klinische Daten. Nach der Veröffentlichung
in 96 klinischen Studien wurden digitale Biomarker als                               im DiGA-Verzeichnis haben Ärzte die Möglichkeit,
Endpunkte verwendet. Neurologische Erkrankungen,                                     digitale Therapien zu Lasten gesetzlicher Kranken-
Muskel-Skelett-Erkrankungen und Schlafstörungen                                      versicherungen zu verordnen.
zählen zu den wichtigsten Indikationen.
                                                                                     Kein Einzelfall: Regulierungsbehörden aus vielen
                                                                                     Nationen haben erkannt, welches Potenzial in digi-
TREND 2: DIGITALE THERAPIEN GEWINNEN AN                                              talen Therapien steckt. Sie ebnen den Weg für Zu-
BEDEUTUNG                                                                            lassungen und für Erstattungen durch Kostenträger.
In Apps oder in Online-Anwendungen stecken                                           Mindestens 25 solcher Produkte haben im Rahmen von
noch weitere Potenziale. Mittlerweile gibt es 250                                    Regulierungsverfahren die Marktzulassung erhalten,
digitale Therapien (DTx), von denen etwa 150                                         und weitere 23 sind kommerziell verfügbar, wobei die
kommerziell erhältlich sind. Sie zielen oft auf die                                  Indikationen vor allem in den Bereichen psychische

Abbildung 2: Therapeutische Schwerpunkte digitaler Therapeutika (DTx) und Pflegeprodukte (DCs) in allen
Phasen der Entwicklung, 2021

              N=137 Digital Therapeutics                                     N=122 Digital Care Programs

                                                                                                                                            Cardiovascular
                                                                                 2% 1%
              2%                                                            2%
         3%                                                                                                                                 Dermatology
                      7%                                                  2%              4%
                                                                                                                                            Endocrinology

          5%                                                                                                 24%                            Gastrointestinal
                                                                           8%                                                               Infectious disease
     5%                                        37%
                                                                                                                                            Neurology
    5%                                                                                                                                      Oncology
                                                                      10%
                                                                                                                                            Orthopedics
    5%                                                                                                                                      Other
                                                                                                                17%
                                                                           13%                                                              Psychiatry
                                                                                                                                            Respiratory

                                                                                             17%                                            Rheumatology
                        31%
                                                                                                                                            Woman’s health

Source: IQVIA Digital Solutions Database, Jun 2021; IQVIA Institute, Jun 2021
Notes: Other DCs include rheumatology, hearing disorder, urologic disease, women’s health / sexual health. Other DTx includes dermatology, liver
disease, metabolic disorder, movement disorder, ophthalmology, orthopedics, respiratory, transplantation, vision disorders. DTx and DCs that treat
multiple therapy areas are counted in each, such that DTx were mapped 146 times and DCs 136 times.

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Gesundheit und Verhaltensmodifikation liegen; weitere                                                       Seit dem Jahr 2007 haben Wissenschaftler mehr als
89 befinden sich in früheren Phasen der Entwicklung                                                         2.000 Studien zur klinischen Wirksamkeit von Apps
und der klinischen Untersuchung.                                                                            veröffentlicht, davon fast 1.500 in den letzten fünf
                                                                                                            Jahren. Obwohl sich die jährliche Gesamtzahl an
Viele von ihnen stützen sich auf eine digitale Version
                                                                                                            Publikationen seit 2018 verringert hat, werden immer
der kognitiven Verhaltenstherapie. Durch das Angebot
                                                                                                            häufiger systematische Übersichtsarbeiten und Meta-
einer Betreuung, die über die traditionelle persönliche
                                                                                                            Analysen veröffentlicht (Abb. 3). Das spricht für eine
Interaktion hinausgeht, werden diese Apps für psychi-
                                                                                                            zunehmende Reife der Evidenz.
sche Gesundheit wahrscheinlich die psychische Ge-
sundheitsversorgung zugänglicher machen. Obwohl                                                             In der Tat zeigen wissenschaftliche Untersuchungen,
die Akzeptanz noch recht gering ist, werden digitale                                                        dass digitale Tools bei einer Vielzahl an Erkrankungen
Therapien in vielen Bereichen unsere Zukunft prägen.                                                        zum Einsatz kommen könnten. Dazu gehören kardio-
Jetzt sind Kostenträger weltweit gefordert, neue Wege                                                       vaskuläre Anwendungen (Screening auf Vorhofflim-
der Erstattung einzuschlagen.                                                                               mern und Herzrhythmusstörungen, Management
                                                                                                            von Herzinsuffizienz, kardiale Rehabilitation und
                                                                                                            Bluthochdruck), Verhaltensänderungen (eine bessere
TREND 3: NEUE STUDIEN, MEHR EVIDENZ
                                                                                                            Adhärenz bei Pharmakotherapien, mehr Bewegung,
Für Versicherungen stellt sich vor allem die Frage, ob
                                                                                                            Nikotinentwöhnung, Umstellungen bei der Ernährung)
digitale Therapien relevante Endpunkte bei Patienten
                                                                                                            und das Management bestimmter chronischer Er-
verbessern. Die Tools sollten dazu beitragen, die
                                                                                                            krankungen (Schmerzen, Infektionen einschließlich
Erkennung und Behandlung von Krankheiten zu
                                                                                                            HIV/AIDS, parasitäre Erkrankungen).
optimieren oder Betroffenen zu helfen, trotz ihrer
Krankheit ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Abbildung 3: Kategorien mit einer oder mehreren Meta-Analysen

                                                   Candidates for Adoption                                             Candidates for Inclusion in Clinical Guidelines
 POSITIVE

                                                                                                             Cardiac rehab (e.g., MI, CHF, etc.)
   ALL

                                Hearing loss & tinnitus                                                                                                  Depression and other
                                                              IBD, Crohn’s & colitis                                    Medication                       mood disorders
                                                                                                                        management
                                                 Arthritis                             Infectious and                   Anxiety                          Healthy eating /
                                                                                       parasitic diseases                                                weight management
                                                 Asthma
                                                                                                            COPD
   Average study results

                                                 Sleep / insomnia                                                                                        Diabetes
                                                                                                              Autism
                                   Stroke / acute                                                                                                        Other mental health
                                   cerebrovascular disease
                                                                                AF screening/cardiac                        Hypertension             Exercise
                                                                                dysrhythmias                       CHF          Chronic pain management
                                                                                                                                  Smoking cessation

                                              Other women's health
 NEGATIVE

                                              Pregnancy
                                                                                             Potential Disappointments
                                                                                              or More Study Required
   ALL

                                              Hyperlipidemia

                                                   One meta-analysis                                                             Multiple meta-analysis studies

                                LIMITED                            Relative quantity and quality of available clinical evidence                                   NOTABLE

                           Cumulative # of efficacy studies

Source: IQVIA AppScript Clinical Evidence Database, Jan 2021
Notes: Only includes studies that evaluated the interventional value of a digital health solution (mobile or web app, connected device, or other mobile
intervention such as texting) on patient outcomes such as activity levels, lab results, or healthcare resource utilization. Shows the average of study results for

CHF = chronic heart failure, COPD = chronic obstructive pulmonary disorder.

6 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass                                             TREND 4: NEUE MODELLE DES MARKTZUGANGS
in einigen Fällen noch große randomisierte,                                                Doch selbst bei guter Evidenz stehen Entwickler vor
kontrollierte Studien (RCTs) erforderlich sind. Die                                        der Herausforderung, ihre Tools in den Markt zu
Untersuchungen sollten Daten einer Interventions-                                          bringen. In frühen Phasen setzen sie auf Selbstzahler-
und einer Kontrollgruppe über längere Zeiträume                                            Leistungen. Mittlerweile gibt es mehrere Wege der
hinweg erfassen. Neben klinischen Endpunkten spielt                                        Vermarktung, um Rendite zu erwirtschaften (Abb. 4):
dabei auch die Nutzerfreundlichkeit eine große Rolle.
                                                                                           •     „Direct-to-Consumer“: Ärzte verordnen – oder
Kommen Anwender mit einer Technologie nicht klar,
                                                                                                 empfehlen – digitale Therapien; Patienten tragen
sinkt ihre Adhärenz. Aus Sicht von Kostenträgern
                                                                                                 die Kosten.
sollten RCTs auch ökonomische Vorteile, gemessen
an der bisherigen Standardtherapie, aufzeigen.

Abbildung 4: Vermarktungswege für Apps

                                                                      Commercial Models

                                                  “Device-Like”                           “Drug-Like”
  Direct-to-Consumer                              Reimbursement                           Reimbursement                                     Value-Based Contracting
                                                  (Medical Benefit)                       (Pharmacy Benefit)

                                                                                                                               Patient provides insurance details
            App Developer                            App Developer          Price              App Developer         Price                                               App Developer
                                                                       negotiated                              negotiated

                                                                                                                                   and then downloads app
                                                                         and app                                  and app
                                                                       covered by                              covered by
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                                                        Patient    Patient                         Patient   Patient                                                  App manufacturer contracts
               downloads app

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                  Patient

                                                                             Health                                   Health
   Physician                                      Physician                   Plan        Physician                    Plan                                         Health Employer         IDN
                                                                                                                                                                     Plan
                                                                             Patient                                 Patient
                                                                               pays                                    pays
    Physician                                      Physician                  health       Physician                  health                                                Physician
    prescribes                                     prescribes             insurance        prescribes             insurance                                                 prescribes
       app                                            app                  premium            app                  premium                                                     app

                       Patient                                  Patient                                 Patient                              Patient /                                   Physician
                                                                                                                                             Member /
                                                                                                                                             Employee

  • App manufacturer sells                        • App manufacturer sets the             • Reimbursed price negotiated                       • App manufacturer contracts
    directly to patients / end                      price for solution, insurance           between app manufacturer                            with payer, employer or IDN
    users, who pay a subscription                   covers up to a certain                  and payer for the solution to                     • Contracts structured around
    fee                                             amount as part of core                  be listed on pharmacy benefit                       improved outcomes or
  • Payment frequency may vary                      medical benefit or medical              or digital formulary                                reduced costs
    (monthly, annually, etc.) and                   exception                             • Patient pays copay                                • Generally paid on a per
    some could pay with HSA/FSA                   • Patient pays coinsurance              • Typically, an NDC code                              member per month basis
  • User downloads disease                                                                  exists/issued for app                             • Payers may require a pilot
    management app,                                                                                                                             and/or robust evidence & ROI
    sometimes from App Stores                                                                                                                   before adopting
                                                                                                                                              • Contract renewal/payment
                                                                                                                                                often based on usage/
                                                                                                                                                engagement/KPIs

                                                                                       Payment Flow

Source: IQVIA, Mar 2021; IQVIA Institute, Jun 2021
Notes: NDC — National Drug Code, HSA — Health Savings Account; FSA — Flexible Spending Account; IDN — Integrated Delivery Network; KPI — Key
Performance Indicator.

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•   „Device-Like“: App-Hersteller legen einen
    Preis fest. Krankenversicherungen erstatten die
    Kosten nach ärztlicher Verordnung teilweise, und
    Patienten tragen Eigenanteile.

•   „Drug-Like“: Wie bei Arzneimitteln handeln
    App-Hersteller mit Kostenträgern Preise aus.
    Werden sie sich einig, landen Apps in digitalen
    Verzeichnissen. Verordnen Ärzte solche
    Anwendungen, tragen Patienten bestimmte
    Eigenanteile.

•   „Value-based contracting“: Die Höhe
    einer Erstattung orientiert sich am
    tatsächlichen, nachweisbaren Nutzen und an
    gesundheitsökonomischen Einsparungen.
    Hersteller müssen entsprechende Nachweise
    erbringen.

Noch ein Blick auf Deutschland. Hersteller digitaler
Therapien, deren Anwendungen im DiGA-Verzeichnis
gelistet werden, legen im ersten Jahr die Kosten
selbst fest. Danach sollten sie sich mit dem GKV-
Spitzenverband über Erstattungsbeträge verständigen.
Gelingt dies nicht, entscheidet eine Schiedsstelle über
Vergütungen.

Es gibt noch eine Reihe von Hindernissen, die einer
breiten Akzeptanz im Wege stehen. Dazu gehören
je nach Land die Integration digitaler Tools in die
Arbeitsabläufe von Ärzten, das Fehlen von Standards
zur Beurteilung und Bewertung von Apps, Vorgaben
für die Einreichung von Formularen, Standards für die
Verschreibung und Abgabe digitaler Therapien sowie
für deren Erstattung.
                                 Dr. Gisela Maag

                             Zum Download des Reports:

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Omnichannel-Management: Ausblick und
Augenblick
Ein umfassendes und orchestriertes Omnichannel-Management wird für die
pharmazeutische Industrie wichtiger denn je. COVID-19 hat diesen Trend weiter
beschleunigt. Doch es gibt noch viel zu tun. Eine Onlinebefragung von Pharma-
Experten macht deutlich, wo Firmen derzeit stehen – und welche Hürden sie
überwinden müssen.

Vor COVID-19 setzten pharmazeutische Hersteller stark           BEFRAGUNG VON PHARMA-EXPERTEN
auf traditionelle Konzepte der Kundenbindung. Die               Um diese Fragen zu klären, hat IQVIA im Frühsommer
Pandemie hat den Wandel hin zu modernen Ansätzen                2021 eine Onlinebefragung unter Pharma-Experten
immens beschleunigt. Das zeigt eine Befragung von               initiiert, an der Senior-Vertreter von 27 Unternehmen,
Pharma-Experten, wie sie IQVIA seit Jahren immer                vornehmlich auf Geschäftsführungs- oder Bereichs-
wieder vornimmt, um Bedarfe und Herausforderungen               leitungsebene, teilnahmen.
zu ermitteln.
                                                                Unter den Organisationen fanden sich sowohl eta-
Zum Hintergrund: Multichannel- oder Omnichannel-                blierte Unternehmen, die seit mehr als 5 Jahren
Strategien gab es schon weit vor der Pandemie.                  kommerziell tätig sind (89 %), als auch junge Unter-
Der Ansatz bedeutet im Kern, dass Unternehmen                   nehmen (Start-ups) und Firmen, die seit weniger als
verschiedene Kanäle für ihre Kommunikation nutzen,              5 Jahren kommerziell aktiv sind (11 %, Abb. 1).
womöglich unabhängig voneinander.
                                                                Während 69 % der teilnehmenden Unternehmen auf
Um ein einheitliches Verständnis unter den Befragten            den Vertrieb von pharmazeutischen Produkten für
sicherzustellen, wurde Omnichannel Management                   die Primär- oder Facharztversorgung spezialisiert
(OCM) definiert als Fähigkeit, Kommunikation und                sind, machten Consumer Health-Unternehmen (mit
Interaktion mit Kunden (Ärzten, Apotheker, Patienten,           Produkten für Endverbraucher) 31 % der Stichprobe
Leistungsträgern) zu planen und umzusetzen, wobei               aus.
die verfügbaren Kanäle – sowohl traditionelle als
auch digitale – entsprechend den Kundenpräferenzen
                                                                OMNICHANNEL-MANAGEMENT: WELCHE HÜRDEN
optimiert und integriert genutzt werden, unter Einsatz
                                                                ZU BEWÄLTIGEN SIND
von kundenspezifisch maßgeschneiderten, qualitativ
                                                                Viele Unternehmen räumen OCM aktuell eine große
hochwertigen Inhalten.
                                                                bis sehr hohe Priorität (74 %) ein, was auf die hohe
Das Gebot der Stunde lautet, eine Balance zwischen              Relevanz des Themas hindeutet. Nahezu jedes zweite
Zukunftskonzepten und Kontinuität herzustellen.                 Unternehmen verfügte zum Zeitpunkt der Umfrage
In der „neuen Normalität“ wird digitale Kommunika-              jedoch nicht über ausreichend Budget, um notwendige
tion weiter an Bedeutung gewinnen mit der Heraus-               Maßnahmen zur Etablierung eines OCM umzusetzen.
forderung, unterschiedliche Kanäle zu orchestrieren.            41 % aller Befragten berichten über zu wenige Mittel,
Doch wo stehen pharmazeutische Hersteller beim                  weitere 41 % über ausreichende Budgets und nur 19 %
Omnichannel-Management (OCM) derzeit – und welche               über eine komfortable Finanzierung (Abb. 2).
Erfolgstreiber gibt es bzw. welche Hindernisse sind zu
überwinden?

9 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Abbildung 1: Omnichannel-Management (OCM) – Status Quo-Bewertung durch Pharma-Experten
Überblick auf Merkmale der Befragung
                        Survey Profile                                                                                          Sample Overview

                                                                                Organizational Level                             Level of Seniority                          Type of Organization

                                                                                                      Global
                  Number of participants: 27                                                                                                          Manager                                11%
                                                                                                                                                                                                   Startup
                                                                                                19%
                                                                                                                                                15%
                  Respondents reach: Study represents                                                                  CEO/
                  the perspective on OCM in Germany                                                                Managing
                                                                                                                    Director
  Sample          from senior management’s views                                                                               59%
                  within a diverse set of pharma                                59%                   22%
                                                                       Local
                  companies                                                                                                                       26%
                                                                                                                                                         BU Lead
                                                                                                            Regional
                                                                                                                                                                                       89%
                                                                                                                                                                       Established

                                                                                                      Industry Affiliation                                                  Business Functions
                                                                                                                                             General Management                                              63%
                                                                               Specialty Care only                                    50%
                                                                                                                                                                   Sales         11%
                  Field phase: May – June 2021
                                                                                Consumer Health                          29%             Multichannel Management              7%
                  Length of survey: ~20 mins
  Study                                                                                                                                       Business Intelligence         4%
                  Questionnaire Scope: 26 questions
  Profile                                                             Specialty & Primary Care                   14%
                  Methodology: Online survey                                                                                                     Market Research            4%
                                                                                                                                                                Medical     4%
                                                                                Primary Care only           7%
                                                                                                                                                                 Other        7%

Quelle: Omnichannel Management: Status Quo in Pharma 2021 Industry Survey Report

Abbildung 2: OCM mehrheitlich hoch priorisiert – jedoch zu erheblichem Teil noch als unterfinanziert
betrachtet

Wahrgenommene OCM Priorität & Budgetverfügbarkeit

                      How high is the priority of OCM?                                                                           Is there sufficient budget available?
                      OCM is given a high priority by most companies,                                                                Almost half of the companies are lacking the
         74%          which indicates a high level of awareness                                                        41%           necessary budget to build and run OCM

                                                                                  48%
                                                                                                                               41%                         41%
                                                               26%
                                              19%                                                                                                                                            19%
                               7%
              0%
          Very low            Low         Moderate             High            Very high                                  Under-funded          Adequately funded                      Comfortably
                                                                                                                                                                                         funded

        Q7: How would you rate the priority of your organization puts on                                               Q12: How would you describe the budgetary situation for
        Omnichannel Management?                                                                                        Omnichannel Management –related activities in your organization?

Quelle: Omnichannel Management: Status Quo in Pharma 2021 Industry Survey Report

Eine weitere Erkenntnis: Fast die Hälfte aller Befragten
Firmen hatte noch keine richtungsweisende, klar
definierte und unternehmensweite OCM-Strategie
erarbeitet. Nur 33 % konnten OCM-Strategien für
die meisten Geschäftseinheiten des Unternehmens
vorweisen; unternehmensweite Strategien waren bei
19 % der Firmen vorhanden (Abb. 3).

10 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Abbildung 3: OCM-Strategie noch vielfach unklar – mehr regionale/globale Unterstützung gewünscht

OCM Strategie & Unterstützung

           Do organizations have a clear OCM strategy?                                          Is enough guidance and support provided?
                     Almost half of surveyed organizations do not have                                Most companies do not offer thorough support and
        48%          a clear company-wide OCM strategy in place                             67%       a clear guidance throughout the entire organization

                                                           33%
                           26%                                                                               30%            30%
                                                                                                                                                         26%
                                                                          19%
            11%                             11%
                                                                                               7%                                          7%

           Not yet        Defined       Clear strategy Clear strategy Clear strategy
           defined      basic pillars    across some    across most       across           No guidance   Little guidance Limited, high Some guidance Clear guidance
                       of a strategy         BUs            BUs         company                             & support    level guidance  & support   & full support

        Q8: Does your organization have a clear OCM strategy, direction &                  Q9: Is guidance/support on OCM strategy development and
        roadmap?                                                                           implementation provided by the Global/Regional organization?

Source: Omnichannel Management: Status Quo in Pharma 2021 Industry Survey Report           sample n=27

Nach den drei größten Hürden gefragt, die der vollen                                   WUNSCH UND WIRKLICHKEIT
Ausschöpfung der Vorteile von OCM im Wege stehen,                                      Gemessen an einem den Teilnehmern vorgelegten
nannten die Befragten in absteigender Häufigkeit:                                      optimalen Zielbild, schätzen 60 % der Unternehmens-
                                                                                       vertreter das aktuelle OCM-Niveau ihrer Organisation
•    Interne oder externe Widerstände: Geringe
                                                                                       als “fortgeschritten” ein, während 40 % den Reifegrad
     Akzeptanz bei Kunden, Mitarbeitern und speziell
                                                                                       als “weniger fortgeschritten” beurteilen. Eine individu-
     bei Vertriebsmitarbeitern, aber auch eine
                                                                                       elle Analyse dieser beiden auf den OCM-Reifegrad
     mangelnde organisatorische Bereitschaft zur
                                                                                       bezogenen Kohorten bringt wichtige Erfolgsfaktoren
     Transformation
                                                                                       zutage: Während zum Beispiel 93 % der reiferen
•    Fehlende Kompetenzen: Mangelndes technisches                                      Organisationen OCM eine hohe bis sehr hohe Priorität
     Fachwissen, zu wenig internes Know-how                                            einräumen, ist dies bei weniger als der Hälfte der
                                                                                       weniger Fortgeschrittenen der Fall. Ähnlich verhält es
•    Begrenzte Ressourcen: Zu wenige Mitarbeiter,                                      sich mit der Verfügbarkeit ausreichender Budgets bzw.
     zu geringe Budgets, fehlende Infrastrukturen –                                    deren Bereitstellung.
     aufgrund der Priorisierung anderer Projekte
                                                                                       Ferner geben weniger als 10 % der Nachzügler
•    Schwächen im IT-Bereich: Fehlendes digitales                                      an, einen klaren und die meisten Geschäftsfelder
     Know-how, unzureichende Strukturen, geringe                                       überspannenden OCM-Fahrplan ausgearbeitet zu
     Investitionen, eine schlechte Vernetzung vor-                                     haben – bei den Vorreitern sind dies knapp 80 %. Von
     handener Technologien                                                             diesen kann wiederum die Hälfte auf Unterstützung

•    Rechtliche Vorschriften:                                                          durch globale bzw. regionale Organisationseinheiten

     Datenschutzgrundverordnung, Datenschutz gene-                                     zählen, die z.B. Leitlinien und Werkzeuge für die

     rell und sonstige gesetzliche Einschränkungen                                     Entwicklung und Umsetzung von Omnichannel
                                                                                       Management-Strategien bereitstellt. Eine derartige
                                                                                       Unterstützung bekommen weniger fortgeschrittene
                                                                                       Unternehmen nur in sehr begrenztem Maße (82%)
                                                                                       oder gar nicht (18%).

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Neben einer inhaltlichen und budgetären Priorisierung           3.   Veränderung: Mit Widerständen in der
und deutlichem Management-Fokus zeigt eine                           Organisation rechnen, den Wandel mit
tiefergehende Analyse weitere Unterschiede und                       professionellem Change Management und
Erfolgsfaktoren zwischen den Kohorten auf. Dazu                      Kommunikation unterstützen
wurden die von den Teilnehmern bereitgestellten
                                                                4.   Technologie: Implementierung und Einführung
Selbsteinschätzungen des OCM-Reifegrades in acht
                                                                     der erforderlichen Infrastruktur und Systeme zur
Dimensionen ausgewertet. Im Ergebnis erweisen
                                                                     Förderung von OCM
sich dabei die größten Unterschiede zwischen beiden
Gruppen im Bereich „Menschen und Fähigkeiten“                   Um OCM zu implementieren, haben pharmazeutische
sowie „Technologie und Systeme“.                                Hersteller also eine Vielzahl an unterschiedlichen
                                                                Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette zu
Bei der erstgenannten Dimension zeigt sich, dass
                                                                meistern – aktuell befinden sie sich in verschiedenen
führende Unternehmen deutlich besser dedizierte
                                                                Phasen der Umsetzung.
und differenzierte Rollen und Verantwortlichkeiten
für ein gut integriertes Kundenengagement über
                                                                        Martin Jacobitz, Lilian Tu, Aisen Wang
alle Funktionen hinweg definieren und Mitarbeitern
neue Fähigkeiten über relevante Lern- und Fort-
bildungsangebote vermitteln als dies weniger
fortgeschrittene Firmen tun. Zudem bespielen
die Vorreiter eher vielfältige Kanäle über eine gut
gewartete und harmonisierte Technologieinfrastruktur
und funktionsfähige und hochmoderne Systeme
und Anwendungen, die über alle Funktionen hinweg
angemessen skaliert werden können.

FAZIT: HÜRDEN ÜBERWINDEN, OCM
IMPLEMENTIEREN
Die Studie hat gezeigt, dass in allen Unternehmen
Maßnahmen ergriffen werden, um OCM voranzu-
treiben. Dabei stoßen Firmen auf mehrere Hürden, die
es zu überwinden gilt. Manche Unternehmen sehen
schon die Ziellinie, während andere sich gerade aus
den Startblöcken erheben und beschleunigen. Am
Ende ist OCM aber kein Sprint, sondern erfordert ein
umfangreiches Unterfangen, das genauer Planung
und effizienter Umsetzung bedarf. Damit dies gelingt,
sollten vier Erfolgsfaktoren berücksichtigt werden:

1.   Vision: Die Entwicklung klarer, strategischer Ziele
     und daraus abgeleitet eines Target Operating
     Modells

2.   Mittelausstattung: Sicherstellung einer
     ausreichenden Ressourcenpriorität
     (personell wie finanziell), um konzertierte und
     funktionsübergreifende Aktivitäten voranzutreiben
     zu können

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Consumer Health-Markt in der Apotheke in
Zeiten der Pandemie: Aktuelle Trends und
Prognosen
Wie entwickelt sich der Consumer Health-Markt in der Offizin- und Versand-
handelsapotheke während und (voraussichtlich) nach der COVID-19 Pandemie?
Welche Veränderungen ergeben sich in der Kundenfrequenz und im Patienten-
verhalten? Wer sind die Gewinner und Verlierer, und welche Trends sind in
Zukunft zu erwarten? Diesen Fragen geht der vorliegende Beitrag nach, mit
Blick auf den Vergleichszeitraum 2020/21.1

EINFLUSS DER PANDEMIE AUF DEN GESAMTMARKT                                             rezeptpflichtige Arzneimittel leicht zulegen konnten
CONSUMER HEALTH                                                                       (+0,8 %). Insbesondere die Bereiche Over-the-
Der deutsche Apothekenmarkt erreichte im gleitenden                                   Counter (OTC), Kosmetik/Personal Care (PEC) und
Einjahreszeitraum April 2020 bis März 2021 (MAT                                       Nahrungsergänzung/Nutrition (NUT) sind von diesem
03/2021: Moving Annual Total) einen Gesamtumsatz                                      Umsatzrückgang betroffen. So verlor der OTC-Sektor
von 63,3 Mrd. Euro (Apothekenverkaufspreise,                                          mit rezeptfreien Medikamenten und konkurrierenden
Abb. 1). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zeigt                                     Nichtarzneimitteln um -10,6 % und PEC mit Artikeln
sich, dass der Consumer Health-Bereich im Zuge                                        zu Gesichtspflege, Sonnenschutz, Handpflege und
der Pandemie um -7,5 % rückläufig war, während                                        Mundhygiene um -4,5 % an Umsatz. Im Rahmen der

Abbildung 1: Die Pandemie hat vor allem die Umsatzentwicklung in den Bereichen OTC und PEC (Kosmetik)
negativ beeinflusst

Apotheke Total (RX, OTC, PAC, PEC, NUT), Umsatz vs. Vorjahr, MAT 03/2021*, Apotheke (Offizin+VH)

          Apotheken-Markt: 63,3 Milliarden Euro** -1,1%

      +0,8%                    -10,6%                       +1,4%                           -4.5%                    -4.1%
                                                                         Patient                     Personal                Nutrition
                  RX                       OTC                          Care (PAC)                  Care (PEC)                (NUT)
                78,9%                     13,8%                           4,3%                         2,4%                    0,5%

                                                                 Beinhaltet u.a.:             Beinhaltet u.a.:          Beinhaltet u.a.:
                                   Rezeptfreie
         Rezeptpflichtige          Arzneimittel und              •      Messgeräte, Tests     •     Gesichtspflege      •    Sport- und
         Arzneimittel              konkurrierende                •      Wundversorgung        •     Sonnenschutz             Kraftnahrung
                                   Nichtarzneimittel             •      Masken                •     Handpflege          •    Enterale
                                                                                              •     Mundhygiene              Ernährung

                               * MAT 03/2021=April 2020 bis März 2021
Quelle: IQVIA PharmaTrend®     ** Apothekenverkaufspreise
                                                                                Consumer Health -7,5%

1
    Quellen der Auswertung sind IQVIA PharmaTrend®, Bondaten und IQVIA Disease Analyzer.

13 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
IQVIA Consumer Health-Klassifikation konnte nur der             Start der bundesweiten COVID-19-Impfkampagne
Patient Care (PAC) Markt mit Tests, Hilfsmitteln usw.           bei Hausärzten zusammen. Eine steigende Impf-
um +1,4 % leicht zulegen. Dies hängt insbesondere mit           quote, wärmere Temperaturen und ein erhöhtes
dem Verkauf von medizinischen Masken zusammen.                  Sicherheitsgefühl der Bevölkerung sind vermutlich
                                                                ausschlaggebende Faktoren für diese normalisierende
Der Apotheken-Versandhandel konnte im Vergleichs-
                                                                Entwicklung.
zeitraum durch Zunahme von Online-Bestellungen
zulasten der Offizin-Apotheken deutlich zulegen.
Im Bereich Consumer Health / OTC erreichen Ver-                 GEWINNER UND VERLIERER NACH CONSUMER
sandhandelsapotheken inzwischen einen Umsatzanteil              HEALTH-KATEGORIEN
von rund 20 % – etwa 4 % mehr als vor Beginn der                Wie hat sich diese Entwicklung auf die Consumer
COVID-19 Pandemie. Im analysierten Zeitraum fällt               Health-Produktkategorien innerhalb der beiden
zudem auf, dass der Monat März 2020 mit etwa 1,5                Apothekenkanäle ausgewirkt? Kurz zusammengefasst:
Mrd. Euro Umsatz die höchsten Umsätze aller Zeiten              In der Offizin haben Masken, Chroniker-Versorgung
verbuchen konnte. Dies ist vor allem auf sogenannte             und Hygiene stark zugelegt – im Versandhandel die
„Bevorratungskäufe“ zurückzuführen, von denen                   bekannten „COVID-19-OTC-Kategorien“.
beide Apothekenkanäle enorm profitierten. Selbst
                                                                Zu den Top 5 Umsatzkategorien der Offizin-Apotheke
der Versandhandel konnte im März 2021 vs. März
                                                                im absoluten Vergleich zum Vorjahreszeitraum zählten
2020 nicht wachsen. Dies ist jedoch eine vermutlich
                                                                in absteigender Reihenfolge Atemschutzmasken
einmalige Sondersituation. Beim Vergleich der
                                                                (Kategorie „Sonstige Care-Produkte“, +66 Mio. Euro),
Umsatzzahlen aus dem Zeitraum April 2020 bis März
                                                                spezielle Wundverbände (+32 Mio. Euro), Einweghand-
2021 mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum,
                                                                schuhe (+20 Mio. Euro), Vitamin A- und D-Produkte
also einem Zeitraum vor der COVID-19 Pandemie, fällt
                                                                (+18 Mio. Euro) sowie Antiallergika (+17 Mio. Euro).
auf, dass der Rückgang im Consumer Health-Markt nur
-1 % beträgt (anstatt aktuell -7,5 %).                          Top 5 der Versandhandelsapotheke im absoluten Ver-
                                                                gleich zum Vorjahreszeitraum waren Artikel zur Be-
                                                                handlung von Muskeln und Gelenken (+20 Mio. Euro),
KUNDENFREQUENZ UND PATIENTENVERHALTEN
                                                                ebenfalls Vitamin A- und D-Produkte (+10 Mio. Euro)
Wie haben sich Kundenbesuche in der Offizin und
                                                                sowie Antiallergika (+9 Mio. Euro), Produkte gegen
Patientenverhalten beim Arzt entwickelt – und inwie-
                                                                Haarausfall (+9 Mio. Euro) und für die Körperpflege
fern bedingen sich diese beiden Faktoren? Unsere
                                                                (+9 Mio. Euro).
Analysen zeigen, dass sowohl die Kundenfrequenz
in Offizin-Apotheken als auch Arztbesuche einen                 Die fünf Produktkategorien, die im Vergleich nach
ähnlichen Verlauf aufweisen. Seit dem ersten Lock-              absoluten Werten zum Vorjahreszeitraum in der
down im März 2020 nahm die Anzahl der Arztbesuche               Offizin-Apotheke am stärksten von Umsatzrückgängen
aus bekannten Gründen (Sorge vor Ansteckungs-                   betroffen sind, waren Produkte für sonstige Atem-
gefahr, Verschiebung elektiver Eingriffe, etc.) stark ab.       wegserkrankungen (-168 Mio. Euro), Hustenlöser
Die niedrigere Kundenfrequenz in der Offizin-Apotheke           (-152 Mio. Euro), Erkältungsmittel und Mittel gegen
spiegelt dieses Patientenverhalten wider. Auch die              Grippe (-149 Mio. Euro), Halsschmerzmittel (-135 Mio.
statistisch höheren Einkaufswerte pro Einkauf konnten           Euro) sowie Schnupfenmittel (-91 Mio. Euro).
die niedrigere Besuchsfrequenz in der Apotheke vor
Ort insgesamt nicht ausgleichen.                                Im Versandhandel wurden im Vergleich nach abso-
                                                                luten Werten zum Vorjahreszeitraum die letzten fünf
Erst zum Ausklingen des zweiten Lockdowns (April                Ränge belegt von Erkältungsmitteln und Mitteln
2021) erfolgte wieder ein starker Anstieg der Arzt- und         gegen Grippe (-16 Mio. Euro), Produkten für sonstige
Apothekenbesuche. Dieser Zeitpunkt fällt mit dem                Atemwegserkrankungen (-15 Mio. Euro), Hustenlösern

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(-8 Mio. Euro), Halsschmerzmitteln (-4 Mio. Euro) und                          aufstrebender Einschätzung nachhaltig eingebrochen.
Immunstimulanzien gegen Erkältungen (-3 Mio. Euro).                            Kumulierte Marktzahlen zu den ersten Monaten liegen
                                                                               für den Erkältungsmarkt bei ca. -21 % im Vergleich zu
Insbesondere in der Offizin-Apotheke (-52,6 %), aber
                                                                               2019 und ungefähr auf Vorjahresniveau bezüglich 2020
auch im Versandhandel (-32,5 %) sorgte die in 2020/21
                                                                               (Datenstand KW 29). Auch die Influenza-Laborwerte
praktisch ausgefallene Erkältungswelle für einen
                                                                               bleiben weiterhin auf einem sehr niedrigen Level, wie
deutlichen prozentualen Umsatzrückgang (Januar
                                                                               bereits seit März 2020 zu verzeichnen war2. Dies zeigt
2020 bis Mai 2021, Vergleich vs. Vorjahr). In Summe                            die Komplexität und Schnelllebigkeit der COVID-19
ergibt sich eine starke Verschiebung zwischen den                              Situation.
verschiedenen Kategorien.
                                                                               Aus aktueller Sicht ist diese Entwicklung allerdings
AUSBLICK                                                                       kein guter Frühindikator für Deutschland mehr. Auf
Die Umsatz- und Absatzentwicklung im Consumer                                  Grund der deutschen Impfquote von gegenwärtig
Health-Markt wird stark durch die Erkältungssaison                             > 60 % (Vollzulassung in USA, Kinderempfehlung der
beeinflusst. Bislang stellten die Daten aus dem                                STIKO etc.) erwarten wir – sofern es keinen Durchbruch
saisonal weiter fortgeschrittenen Gesundheitsmarkt                             einer Mutante gibt – auch in der Erkältungssaison
in Australien einen guten Frühindikator für die zu                             2021/2022 eine deutlich höhere Mobilität und Kontakt-
erwartende Entwicklung in Deutschland dar. Nach                                frequenz in Deutschland. Auf dieser Basis wird der
einer nahezu nicht vorhandenen Erkältungssaison im                             Erkältungsmarkt in Deutschland sich positiver ent-
Jahr 2020 zeigte die australische Entwicklung zu Beginn                        wickeln als in Australien. Dies wird auch einen positiven
der Erkältungssaison 2021 bis zur Ausbreitung der                              Effekt auf den gesamten OTC-Markt zur Folge haben.
Delta-Variante auf Basis von IQVIA Umsatzdaten nach
                                                                               Mit Blick auf das „New Normal“, die „neue Normalität“
oben. Abgesehen von kurzen Lockdowns einzelner
                                                                               nach einem Abflauen der Pandemie, rechnet IQVIA mit
Städte war das Land weitgehend frei von COVID-19.
                                                                               verschiedenen Top-/Flop-Kategorien (Abb. 2).
Die Abverkäufe von Erkältungsmitteln nahmen einen
ähnlichen Verlauf wie zuletzt 2018 an (ca. +50 % vs.                           Exemplarisch für die dargestellte, vereinfachte
2020). IQVIA Umsatzzahlen zeigten ebenfalls, dass                              Entwicklungsprognose greifen wir je ein Beispiel
der Verbrauch von Handdesinfektionsmitteln und                                 aus beiden Kategorien auf. Die zu erwartende
Immunitätsprodukten zu dieser Zeit vergleichbar                                Zunahme von Reise- und Urlaubsaktivitäten wird
mit der Zeit vor der COVID-19 Pandemie war – die                               nach unserer Einschätzung kurz- und langfristig zu
Verbraucher verhielten sich größtenteils so wie zuvor.                         einer verstärkten Nachfrage nach Verstopfungs-/
Städte, die von kurzen, strikten Lock-downs betroffen                          Diarrhoe-Mitteln sowie Sonnenschutzprodukten
waren, zeigten Anzeichen einer Verlangsamung                                   führen, nachdem diese Produktbereiche aufgrund
des Wachstums von Erkältungs- und Grippemitteln,                               der stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten nur
wohingegen strukturgleiche Gebiete, die nicht von                              einen vergleichsweise schwachen Umsatz verbuchen
Lockdowns betroffen waren, ein nahezu exponentielles                           konnten. Im Zuge der Beruhigung der allgemeinen
Wachstum verzeichneten – sogar über dem üblichen                               Infektionslage ist kurzfristig ein Nachfragerückgang
saisonalen Höchstwert.                                                         bei Beruhigungsprodukten und Schlafmitteln
                                                                               anzunehmen. Diese Mittel waren im bisherigen
In der Zwischenzeit hat sich dieses Bild gedreht.
                                                                               Verlauf der Pandemie überdurchschnittlich gefragt,
Mittlerweile existieren in fast allen australischen                            aufgrund der psychischen Belastungssituation im
Staaten Restriktionen inklusive Lockdowns. Selbst in                           Alltag vieler Menschen. Langfristig erwarten wir
deutschen Medien war zu lesen, dass die “Zero-COVID-                           einen Wiederanstieg, da psychische Belastungen
Strategie” gescheitert zu sein scheint. Auf dieser Basis                       grundsätzlich zunehmen und Krankenstände immer
sind die Abverkäufe im Erkältungsmarkt nach zunächst                           häufiger auf psychische Ursachen zurückzuführen
                                                                               sind.
2
    Quelle: Australian Government, Department of Health, National Notifiable Diseases Surveillance System (NNDSS).

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Abbildung 2: Prognostizierte Entwicklung ausgewählter Consumer Health-Kategorien nach der Pandemie

Auswirkungen auf ausgewählte Consumer Health-Kategorien im IQVIA-Szenario „(Neu-)Normalisierung“

                                   „(Neu-)Normalisierung" und entsprechende Einflüsse führen zu ...

  … höherer Übertragung von            … höherer Relevanz der                  … zunehmenden Reise- und              … Verbreitung von weiteren
  "normalen" Viren & Bakterien         persönlichen Attraktivität              Urlaubsaktivitäten                    übertragbaren Krankheiten

  Husten- & Erkältungsprod.            Kosmetika, Haar & Haut                  Verstopfung/Diarrhoe Mittel           Antimykotika
  Verdauungsmittel                     Abnehmprodukte                          Sonnenschutzprodukte                  Läusemittel

 … ausgewogener Work-Life-             … zunehmender körperlicher              … geringerer Relevanz von             … abnehmendem Fokus auf
 Balance und weniger Isolation         Aktivitäten & Gesundheit                Selbstschutz und Hygiene              Immunstärkung & Prävention

 Beruhigungsprodukte                   Topische Schmerzmittel                  Masken                                Vitamine und Mineralstoffe
 Schlafprodukte                        Muskel- / Gelenkprodukte                Desinfektionsmittel                   Ergänzungsmittel

                                 Top / Flop Rebound-Kategorien (kurzfristiger Ausblick)              Top / Flop Rebound-Kategorien (langfristiger Ausblick)
Quelle: IQVIA

Die langfristige Entwicklungsprognose bleibt
differenziert, vor allem auch mit Blick auf die
dynamische Entwicklung in den einzelnen Produkt-
kategorien. Im Wettbewerb der Apothekenformen
wird die Offizin-Apotheke mit Blick auf den sich
weiter verschärfenden Verteilungskampf mit
dem Versandhandel auch künftig mit hoher
Beratungs- und Servicequalität sowie individuellen
Alleinstellungsmerkmalen zu punkten versuchen.
Insgesamt bleibt der Marktausblick positiv.

         Thomas Heil, Richard Laven, Jens Witte

  Für weitere Fragen oder Informationen zum
  Thema sowie Bedarf an individuellen, quantitativen
  Prognosen für OTC-Kategorien wenden Sie sich
  bitte an Thomas.Heil@iqvia.com oder
  Richard.Laven@iqvia.com.

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Gastbeitrag

Digitales Couponing
Hersteller und stationäre Apotheken vor dem Sprung in neue digitale
Verkaufskanäle

Für Hersteller rezeptfreier Produkte stellt sich angesichts eines wachsenden
Konkurrenzumfeldes die Frage, wie sie den Abverkauf ihrer Produkte in
lokalen Apotheken gezielt fördern können. Helfen würde eine homogene
Händlerstruktur, wie man sie aus dem Drogeriefachhandel kennt. Die
Filialisten des Drogeriefachhandels (DFH) haben ihre Stores digital vernetzt
und sind dadurch in der digitalen Welt angekommen. Nahezu jede Customer
Journey wird aktuell vom DFH bedient: ein homogener und flächendeckender
Omnichannel. Für Hersteller wäre es ein großer Vorteil, wenn sich ihre
Marketingmaßnahmen über eine Vernetzung der stationären Apotheken
umsetzen ließen.

Digitales Marketing setzen die Internet-Pure-                   Wachstumsrate im OTC-Markt der Jahre 2018 und 2019
Player der Versandhandelsapotheken wie Shop-                    bei 16 %1. Durch COVID-19 hat der Versandhandel
Apotheke, DocMorris und Co erfolgreich um.                      nochmals deutlich zugelegt, und das E-Rezept steht
Kunden und Kundengruppen werden gezielt                         vor der Tür. Der entscheidende Faktor ist die Ein-
aktiviert. Eingesetzt wird dazu ein intelligentes und           bindung des Internets. Konsumenten recherchieren
dynamisches Preismarketing im Zusammenspiel                     häufig online und treffen auf diesem Weg auch ihre
mit einer entsprechenden datenbasierten Kampa-                  Kaufentscheidungen.
gnensteuerung, telefonischer Beratung, direkten
                                                                Diese Entwicklung bereitet nicht nur den Apotheken
Kundeninteraktionen, Chats und schnellen
                                                                vor Ort Probleme. Auch die Hersteller machen sich von
Lieferservices. Schon vor der Pandemie lag die
                                                                den großen Versandhändlern zunehmend abhängig.

1
    Quelle: IQVIA PharmaTrend®

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Der Versandhandel kontrolliert weitestgehend die                doch solange jede einzelne Apotheke ihre Preise selbst
Werbekanäle im Internet und die Produktplatzierung              festlegt, wird das beim Endkunden nicht funktionieren.
im Onlineshop. Hersteller müssen daher immer mehr               Einem Preisvergleich werden sich die Apotheken auf
für ihren Umsatz an den Versandhandel abgeben                   dieser Plattform sicher nicht aussetzen.
– für Distribution, Marketing, Versandlogistik,
Kundenbindung etc. Bezahlt ein Wettbewerber mehr,
                                                                DIE HERAUSFORDERUNG
hat er Vorrang. Hersteller werden so zunehmend
                                                                Wie lässt sich zukünftig die Preisattraktivität der
austauschbarer. Die im Versandhandel erzielten
                                                                lokalen Apotheken steigern, ohne dass diese
Gewinne sinken drastisch. Für Großhändler stellt
                                                                in einen ruinösen Preiswettbewerb mit dem
sich diese Entwicklung noch kritischer dar, da schon
                                                                Versandhandel geraten? Wie lässt sich die Marketing-
jetzt die großen Versandhändler direkt beliefert
                                                                Power der Hersteller auf das verkaufsorientierte
werden. Es wird also deutlich, dass für Hersteller
                                                                (transaktionsorientierte) Internet übertragen und
und Großhändler die Apotheken vor Ort existenziell
                                                                wie lassen sich die Apotheken vor Ort einbinden?
sind. Welche Möglichkeiten gibt es nun, die lokalen
                                                                Wie schaffen es Hersteller und Apotheken vor Ort,
Apotheken zu stärken, um damit dieser Entwicklung
                                                                den Kunden ein attraktives nachhaltiges Angebot zu
entgegenzuwirken?
                                                                machen?

SCHLÜSSELFAKTOR PREIS
                                                                DIE LÖSUNG
Eine Schlüsselfunktion nimmt dabei der Preis bzw. das
                                                                Die Lösung heißt Digitalisierung. Dafür sind digitale
Preismarketing ein. Hegt der Kunde eine Kaufabsicht
                                                                Infrastrukturen zu schaffen, um Marketing- und
– das ist der Fall, wenn er im Internet aktiv wird –,
                                                                Vertriebsprozesse beim Hersteller, bei der Apotheke
dann erwartet er eine Preisnennung. Häufig wird
                                                                und auch beim Kunden weitestgehend zu vereinfachen
die Preisauszeichnung so prominent kommuniziert,
                                                                und so zu automatisieren, dass so gut wie kein manu-
beispielsweise mit einer Rabattierung zur UVP2,
                                                                eller Aufwand entsteht. Damit steigt die Flexibilität in
dass der Preis den Kunden entscheidend zum Kauf
                                                                der Umsetzung, Aufwand und Kosten sinken für alle
aktiviert. Versandhändler nutzen das konsequent
                                                                Beteiligten.
aus. Die zentralen Werbeplätze im Internet sind
sogar von Preisvergleichen besetzt, allen voran                 Ein Blick ins Nachbarland Österreich zeigt, wie es
Google Shopping-Anzeigen. Sie erscheinen direkt,                schon heute funktioniert. Mit der dort verwendeten
wenn man eine Google-Suchanfrage stellt. Diese                  Couponing-Plattform können Hersteller in das
Anzeigen können nur belegt werden, wenn der                     Preismarketing einsteigen und damit gezielt Kunden
Kunde durch einen Klick auf die Anzeige zu einem                zum Kauf aktivieren, und zwar in allen Werbekanälen,
Onlineshop geleitet wird und dort das Produkt direkt            speziell auch im Internet – mobil oder stationär.
kaufen kann. Preisangaben sind dabei zwingend                   Die teilnehmenden Apotheken vor Ort sind dabei
erforderlich. Die Hersteller sind hier nicht im Boot,           immer direkt in die Prozesse als Ziel der Customer
denn sie betreiben in der Regel keinen eigenen Shop.            Journey integriert. Sie gewinnen dadurch neue
Mit reiner Image-Werbung ohne Anbindung zum                     Kunden, steigern die Kauffrequenzen, den Umsatz,
Verkauf und ohne konkrete Preisangabe sind sie nicht            den Abverkauf und binden Kunden. Dabei büßen die
wettbewerbsfähig. Auch Apotheken können nur jeweils             Apotheken keinerlei Marge ein. Die Rabattierung
einzeln den Onlinemarketing-Budgets und -Profis der             übernehmen die Hersteller, ohne Aufwand für die
Versandhändler entgegentreten. Denn jede Apotheke               Apotheken. Beim Einlöseprozess scannt die Apotheke
hat ihre eigene Preishoheit. Zwar ist es denkbar, alle          einfach nur den Coupon – sei es vom Papier oder vom
Vor-Ort-Apotheken auf einer Plattform zu bündeln                Smartphone. Das ist alles (Abb. 1).
und diese mit Marketinggeldern bekannt zu machen;
2
    Unverbindliche Preisempfehlung

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Abbildung 1: Funktionsweise des Couponing

                   1. Scannen                         2. Prüfen                       3. Abrechnen

                                                                                            Kyte-Tec

                                                         Kyte-Tec

                                                                                           Apotheke
Quelle: Kyte-Tec

Prüfung und steuerkonforme Abrechnung erfolgen                  Beispiel apotheken.de, KlickA, Zack-und-Da, px-Reach,
direkt im digitalen Zusammenspiel mit der Kasse                 Mauve und den Kooperationen MVDA/Linda, ELAC,
über das Warenwirtschaftssystem. Zum Monatsende                 Wave integriert.
erhalten die Apotheken die gegebenen Rabattbeträge
automatisch überwiesen, inklusive einer kompatiblen             WARUM FUNKTIONIERT COUPONING?
Dokumentationsdatei für die Buchhaltung. Über ein               Die Wettbewerbsfähigkeit der Apotheken vor Ort wird
Onlineportal lassen sich alle Einlösungen nachver-              also nicht zuletzt auch auf dem digitalen Schlachtfeld
folgen. Hier werden die Apotheken auch regelmäßig               geschlagen. Die oben beschriebene Automatisierung
über Kampagnen der Hersteller informiert und können             ist dabei aber nur ein Faktor. Warum sich Coupons
jeweils entscheiden, ob sie mitmachen möchten oder              überhaupt so positiv auf den stationären Handel
nicht. Dieser Service wird allen Apotheken kostenlos            auswirken, hat mehrere Gründe.
zur Verfügung gestellt. Denn nur wenn möglichst
                                                                1. Ein kleines Stückchen Glück
alle Apotheken mitmachen, entfaltet die Couponing-
                                                                Coupons ermöglichen dem Kunden, dass er ein
Plattform die größte Wirkung. Schließlich soll der
                                                                Produkt günstiger als andere Verbraucher beziehen
Endkunde seine Coupons überall einlösen können.
                                                                kann. Coupons sind also durch ihre Art persönlich.
Dieselbe Couponing-Plattform, die in Österreich                 Die Bereitschaft zur Nutzung ist über alle Zielgruppen
bereits erfolgreich im Einsatz ist, wird auch Apotheken         sehr hoch, auch wenn man dafür in einem bestimmten
in Deutschland zur Verfügung stehen, und zwar je nach           Zeitraum einkaufen, die Marke oder das Geschäft
Kassensystem voraussichtlich ab Q3/Q4 2021. Da die              wechseln muss. Jeder kennt das: Erhält man etwas
Plattform mit allen Couponing-Anbietern kompatibel              Relevantes, was andere nicht haben, so ist das
ist, wird sichergestellt, dass sämtliche Coupons in den         etwas Besonderes und man empfindet Glück.
teilnehmenden Apotheken eingelöst werden können.                Verantwortlich dafür ist der Botenstoff Dopamin.
Zielsetzung ist es, dass die Couponing-Plattform                Diese Glücksempfindung ist dabei unspezifisch. Es ist
überall bei jedem Marktteilnehmer integriert wird,              also unerheblich, ob wir 5, 10 oder 15 Euro sparen,
mit Ausnahme des Versandhandels. Aktuell ist die                die Freude darüber ist die gleiche. Aber Dopamin
Plattform in großen Apothekenservices wie zum                   sorgt zusätzlich dafür, dass sich unser Gehirn dieses

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Erlebnis besonders gut merkt – wir lernen und werden            stimmt und die Apotheke einen guten Service bietet,
motiviert, mehr davon zu wollen. Beim Couponing                 wird das für den Verbraucher ein rundes Paket. Wie
führt dieser Effekt dazu, dass die Preissensibilität            so ein Zusammenspiel aussehen kann, zeigt die
aufgeweicht wird. Das positive Erlebnis überträgt sich          aktuelle Kampagne von GeloSitin®. Dies wird in stark
auf die Marke sowie den Überbringer des Coupons                 frequentierten COVID-19-Testzentren beworben. Frisch
und erzielt in unserem Gehirn eine nachhaltige Wir-             getestete Personen mit gereizter Nasenschleimhaut
kung. Die Preise bleiben stabil, da Coupons nur bei             können das pflegende Nasenöl, das per QR-Code
einem bestimmten Einkaufsverhalten greifen. Alle                mit zwei Euro rabattiert wird, direkt in der lokalen
Onlineplattformen setzen auf diesen Effekt. Couponing           Apotheke abholen. Ein weiteres Beispiel, welches
ist also nicht nur Shopper-Aktivierung mit Rabatten,            besonders nah an der Apotheke ist, sind Checkout-
sondern ein Instrument, um nachhaltig unser Einkaufs-           Coupons. Sie werden auf dem Kassenbon ausgedruckt
verhalten zu beeinflussen.                                      und haben so einen direkten Bezug zum getätigten
                                                                Einkauf. Mit dem Effekt, dass der Kunde wieder in die
2. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
                                                                Apotheke kommt.
Wo, wann und wie Coupons beworben werden, ist
entscheidend für die Wirkung der Kampagne. Das                  3. Was bringt das alles?
gilt nicht nur für Couponing, sondern für Werbung               Im reinen Onlineversandhandel ist Messbarkeit
im Allgemeinen. Je relevanter Werbung für den                   immer eingebaut, denn hier wird jeder einzelne
Verbraucher ist, desto wirkungsvoller ist sie. Das heißt,       Abverkauf nachverfolgt. Das ist ein großer
ein wesentliches Werbeziel besteht darin, mit der               Wettbewerbsvorteil gegenüber dem lokalen Handel.
Werbung räumlich und zeitlich möglichst nahe an die             Couponing ermöglicht diese Nachverfolgung und
Kaufentscheidung zu gelangen.                                   damit Wirksamkeitsmessung von Marketing auch in
                                                                der realen Welt. Hersteller können die Wirkung ihrer
Um die Verbreitung weiter voranzutreiben, gibt
                                                                Werbekanäle besser messen, analysieren, steuern und
es Schnittstellen, mit denen das Couponing mög-
                                                                optimieren. Wirkungsvollere Werbung bedeutet mehr
lichst einfach zu integrieren ist. Damit wird es
                                                                Kunden in lokalen Apotheken. Welcher Werbekanal
sowohl lokalen Apotheken als auch Herstellern
                                                                mit welchem Werbemittel welche Wirkung bringt,
so unkompliziert wie möglich gemacht, das
                                                                wird dank Echtzeit-Reporting direkt transparent.
Preismarketinginstrument Couponing in Marketing
                                                                Das bringt mehr Sicherheit für die Budgets und
und Verkaufsförderungskampagnen zu nutzen.
                                                                öffnet die Tür für Performance-basiertes Marketing.
Denn erst das Couponing ermöglicht es den
                                                                Hersteller können ihren existenziellen Vertriebskanal,
Herstellern, effektives Onlinemarketing gezielt
                                                                die lokale Apotheke, nun direkt in ihre Kampagnen
für die Apotheken vor Ort zu betreiben. Durch die
                                                                einbinden. Der Versandhandel bekommt dadurch
Integration in wichtige Bestellplattformen kommen
                                                                ernsthaften Wettbewerbsdruck im eigenen Medium.
alle Apotheken, die dort angemeldet sind, direkt
                                                                Voraussetzung dafür ist, dass die lokalen Apotheken
in den Genuss von maßgeschneiderten Coupon-
                                                                mitziehen.
Kampagnen. Die Apotheke ist durch das Couponing
im Preis wettbewerbsfähiger und muss nichts weiter                                                   Fabian Zink
tun. Wenn sie möchte, bekommt sie sogar zusätzliche
Möglichkeiten, das Couponing-Angebot selbst zu                    Zum Autor: Fabian Zink ist studierter Raumfahrt-
verbreiten, beispielsweise über Flyer, Social Media               Ingenieur und Gründer sowie Geschäftsführer des
Plattformen oder Newsletter.                                      Digitaldienstleisters KYTE-TEC GmbH.

Mittelfristig wird es sich kein Hersteller mehr leisten
können, auf das automatisierte Marketinginstrument
Couponing für die Apotheke vor Ort zu verzichten.
Wenn zusätzlich durch das Couponing der Preis

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