IQVIA Flashlight 86. Ausgabe - September 2021
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Inhalt Editorial 3 Digitale Gesundheit 2021: Die wichtigsten Trends 4 Omnichannel-Management: Ausblick und Augenblick 8 Consumer Health-Markt in der Apotheke in Zeiten der Pandemie: Aktuelle Trends und Prognosen 13 Gastbeitrag: Digitales Couponing – Hersteller und stationäre Apotheken vor dem Sprung in neue digitale Verkaufskanäle 17 Real World Daten: Studie zeigt Einflussfaktoren auf Langzeitkrankenstand bei COVID-19 auf 21 IQVIA Jahrestagung – Digital vom 28. bis 30. September 2021 23 GENDER-HINWEIS Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Newsletter die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform ist ausschließlich redaktionell begründet und beinhaltet keine Wertung.
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, der Sommer ist weitgehend vorbei, kalendarisch hat Digitales Marketing setzen die Internet-Pure-Player der Herbst begonnen, und Sie haben eine neue Aus- der Versandapotheken bereits erfolgreich ein. Diese gabe unseres Newsletters IQVIA Flashlight vor Entwicklung stellt eine Herausforderung nicht nur für Augen. Dieses Mal haben wir fünf Beiträge zu unter- stationäre Apotheken, sondern auch für Hersteller dar. schiedlichen Themen aufbereitet, zu denen Sie auch Couponing-Plattformen bieten hier eine Lösung. Wie auf unserer digitalen Jahrestagung vom 28. bis 30. das geht und warum das funktioniert, wird in unserem September 2021 noch mehr erfahren können. Das Gastbeitrag erläutert. Programm und Informationen zum Anmeldeprocedere Im abschließenden Beitrag geht es noch einmal finden Sie am Ende dieses Newsletters. um COVID-19 und die bislang wenig untersuchte Wir beginnen mit dem omnipräsenten Thema Fragestellung, wie verbreitet langfristige Krank- Digitalisierung. In einem aktuellen Report, den wir für heitszeiten bei einer Infektion mit dem Virus diesen Newsletter zusammengefasst haben, befasst sind und welche Faktoren mit einer langfristigen sich das IQVIA Institute for Human Data Science Krankschreibung assoziiert sind. Forscher von nämlich mit den wichtigsten Trends zum Thema IQVIA präsentieren hierzu im Verbund mit externen „Digitale Gesundheit“. Die Analyse ist unterlegt mit Wissenschaftlern interessante Ergebnisse mit spannenden Fakten und Zahlen und veranschaulicht, Bedeutung für die öffentliche Gesundheit und wohin die Reise geht. zukünftige Forschung. Multi- oder Omnichannel-Management ist derzeit ebenfalls in aller Munde. Um zu erfahren, wie weit Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Planungsansätze und Strategien bei pharmazeutischen Unternehmen fortgeschritten sind, hat IQVIA eine Ihr Befragung unter Experten durchgeführt. Die Er- gebnisse verweisen auf eine hohe Priorität des Themas, zeigen jedoch hinsichtlich der Realisierung Dr. Frank Wartenberg auf, dass hier noch deutliche Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit bestehen. Märkte stehen gerade in Zeiten der Pandemie im Fokus des Interesses. Dieses Mal haben wir den Consumer Health-Markt in der Apotheke unter die Lupe genommen. Über die Erklärung aktueller Trends hinaus prognostizieren unsere Autoren eine Entwicklung ausgewählter Produktkategorien, inbegriffen ein Angebot zur Anwendung auf weitere Bereiche. 3 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Digitale Gesundheit 2021: Die wichtigsten Trends Digitale Technologien werden Gesundheitssysteme weltweit revolutionieren. Eine umfangreiche Analyse des IQVIA Institute for Human Data Science zeigt auf, was sich in den zentralen Feldern getan hat – und wo Herausforderungen liegen. Die Ergebnisse auf Basis eines neuen Reports im Überblick. Diagnostik, Therapie oder Prävention: Zentrale Wellness- oder Fitness-Bereich zuzuordnen. Analysen Schritte der „Patientenreise“ sind heute ohne digitale zeigen jedoch, dass die Zahl krankheitsspezifischer Technologien kaum noch denkbar. Auch forschende Apps oder Online-Anwendungen stetig ansteigt. Zu Hersteller profitieren im Rahmen klinischer Studien von den wichtigsten Indikationen gehören psychische solchen Tools. Je mehr Daten vorliegen, desto besser Erkrankungen, Diabetes und Herz-Kreislauf- ist die Evidenz – und desto eher sind Versicherungen Erkrankungen. Fast jede zweite krankheitsspezifische auch bereit, die Kosten zu übernehmen. Das Spektrum Anwendung fällt in diesen Bereich. an Möglichkeiten erweitert sich, und demzufolge lassen Ähnliche Trends sind bei Wearables zu beobachten. sich mehrere Trends beobachten. Zwar fokussieren sich rund 55 % aller Produkte auf Aktivität und Fitness. Doch das Blatt wendet sich, TREND 1: DIAGNOSTIK – VOM LIFESTYLE- ZUM seit es mehr Studien zu digitalen Biomarkern gibt. MEDIZINPRODUKT Kein Wunder, dass mittlerweile 45 % aller Wearables Über die größten App Stores haben Verbraucher Vitalparameter bei bestimmten Krankheiten erfassen: Zugriff auf mehr als 350.000 digitale Gesundheits- ein Weg hin zur engmaschigen Überwachung von anwendungen – und pro Tag kommen weitere Patienten. 250 hinzu (Abb. 1). Viele Apps waren bislang dem Abbildung 1: Entwicklung der Anzahl digitaler Gesundheits-Apps von 2013 bis 2021 351,308 318,572 32,736 153,403 165,169 165,169 98,456 66,713 66,713 2013 2015 2017 2021 Source: 42 Matters, Jun 2021 and Jul 2017; Mevvy, Jun 2015; IQVIA AppScript App Database, Jun 2021; IQVIA Institute, Jun 2021 Notes: Includes digital health apps that are publicly available to consumers and categorized as Health & Fitness or Medical. Apps that have been removed from stores are not included. 4 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Sensoren und digitale Biomarker werden auch in großen Volkskrankheiten ab, etwa Diabetes mellitus, Designs von klinischen Studien immer häufiger mit Depressionen oder Angststörungen. Patienten sollen einbezogen. Solche Technologien helfen, hybride individualisiert oder personalisiert behandelt werden, klinische Studien mit dezentralem Ansatz durch- was eine aktive Beteiligung von Anbietern oder zuführen. Probanden müssen nicht mehr – wie bislang Coaches erfordert. Daneben gibt es über 100 digitale – in Studienzentren reisen. Es reicht aus, dass Study Pflegeprodukte (DC), -Plattformen und -Hilfsmittel Nurses Teilnehmern zu Hause Apps und Wearables (Abb. 2). erläutern. Der Zeitaufwand verringert sich, und alle In Deutschland haben Ärzte die Möglichkeit, gesetz- erforderlichen Daten liegen in kürzeren Fristen vor, lich Versicherten digitale Therapien aus dem DiGA- weil Probanden seltener ihre Teilnahme abbrechen. Verzeichnis als Kassenleistung zu verordnen. Das Die Validierung solcher Technologien läuft auf Hoch- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte touren. In mindestens 438 Machbarkeitsstudien (BfArM) übernimmt formale Vorprüfungen, bewertet wurden 933 verschiedene Biomarker untersucht, und aber auch klinische Daten. Nach der Veröffentlichung in 96 klinischen Studien wurden digitale Biomarker als im DiGA-Verzeichnis haben Ärzte die Möglichkeit, Endpunkte verwendet. Neurologische Erkrankungen, digitale Therapien zu Lasten gesetzlicher Kranken- Muskel-Skelett-Erkrankungen und Schlafstörungen versicherungen zu verordnen. zählen zu den wichtigsten Indikationen. Kein Einzelfall: Regulierungsbehörden aus vielen Nationen haben erkannt, welches Potenzial in digi- TREND 2: DIGITALE THERAPIEN GEWINNEN AN talen Therapien steckt. Sie ebnen den Weg für Zu- BEDEUTUNG lassungen und für Erstattungen durch Kostenträger. In Apps oder in Online-Anwendungen stecken Mindestens 25 solcher Produkte haben im Rahmen von noch weitere Potenziale. Mittlerweile gibt es 250 Regulierungsverfahren die Marktzulassung erhalten, digitale Therapien (DTx), von denen etwa 150 und weitere 23 sind kommerziell verfügbar, wobei die kommerziell erhältlich sind. Sie zielen oft auf die Indikationen vor allem in den Bereichen psychische Abbildung 2: Therapeutische Schwerpunkte digitaler Therapeutika (DTx) und Pflegeprodukte (DCs) in allen Phasen der Entwicklung, 2021 N=137 Digital Therapeutics N=122 Digital Care Programs Cardiovascular 2% 1% 2% 2% 3% Dermatology 7% 2% 4% Endocrinology 5% 24% Gastrointestinal 8% Infectious disease 5% 37% Neurology 5% Oncology 10% Orthopedics 5% Other 17% 13% Psychiatry Respiratory 17% Rheumatology 31% Woman’s health Source: IQVIA Digital Solutions Database, Jun 2021; IQVIA Institute, Jun 2021 Notes: Other DCs include rheumatology, hearing disorder, urologic disease, women’s health / sexual health. Other DTx includes dermatology, liver disease, metabolic disorder, movement disorder, ophthalmology, orthopedics, respiratory, transplantation, vision disorders. DTx and DCs that treat multiple therapy areas are counted in each, such that DTx were mapped 146 times and DCs 136 times. 5 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Gesundheit und Verhaltensmodifikation liegen; weitere Seit dem Jahr 2007 haben Wissenschaftler mehr als 89 befinden sich in früheren Phasen der Entwicklung 2.000 Studien zur klinischen Wirksamkeit von Apps und der klinischen Untersuchung. veröffentlicht, davon fast 1.500 in den letzten fünf Jahren. Obwohl sich die jährliche Gesamtzahl an Viele von ihnen stützen sich auf eine digitale Version Publikationen seit 2018 verringert hat, werden immer der kognitiven Verhaltenstherapie. Durch das Angebot häufiger systematische Übersichtsarbeiten und Meta- einer Betreuung, die über die traditionelle persönliche Analysen veröffentlicht (Abb. 3). Das spricht für eine Interaktion hinausgeht, werden diese Apps für psychi- zunehmende Reife der Evidenz. sche Gesundheit wahrscheinlich die psychische Ge- sundheitsversorgung zugänglicher machen. Obwohl In der Tat zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, die Akzeptanz noch recht gering ist, werden digitale dass digitale Tools bei einer Vielzahl an Erkrankungen Therapien in vielen Bereichen unsere Zukunft prägen. zum Einsatz kommen könnten. Dazu gehören kardio- Jetzt sind Kostenträger weltweit gefordert, neue Wege vaskuläre Anwendungen (Screening auf Vorhofflim- der Erstattung einzuschlagen. mern und Herzrhythmusstörungen, Management von Herzinsuffizienz, kardiale Rehabilitation und Bluthochdruck), Verhaltensänderungen (eine bessere TREND 3: NEUE STUDIEN, MEHR EVIDENZ Adhärenz bei Pharmakotherapien, mehr Bewegung, Für Versicherungen stellt sich vor allem die Frage, ob Nikotinentwöhnung, Umstellungen bei der Ernährung) digitale Therapien relevante Endpunkte bei Patienten und das Management bestimmter chronischer Er- verbessern. Die Tools sollten dazu beitragen, die krankungen (Schmerzen, Infektionen einschließlich Erkennung und Behandlung von Krankheiten zu HIV/AIDS, parasitäre Erkrankungen). optimieren oder Betroffenen zu helfen, trotz ihrer Krankheit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Abbildung 3: Kategorien mit einer oder mehreren Meta-Analysen Candidates for Adoption Candidates for Inclusion in Clinical Guidelines POSITIVE Cardiac rehab (e.g., MI, CHF, etc.) ALL Hearing loss & tinnitus Depression and other IBD, Crohn’s & colitis Medication mood disorders management Arthritis Infectious and Anxiety Healthy eating / parasitic diseases weight management Asthma COPD Average study results Sleep / insomnia Diabetes Autism Stroke / acute Other mental health cerebrovascular disease AF screening/cardiac Hypertension Exercise dysrhythmias CHF Chronic pain management Smoking cessation Other women's health NEGATIVE Pregnancy Potential Disappointments or More Study Required ALL Hyperlipidemia One meta-analysis Multiple meta-analysis studies LIMITED Relative quantity and quality of available clinical evidence NOTABLE Cumulative # of efficacy studies Source: IQVIA AppScript Clinical Evidence Database, Jan 2021 Notes: Only includes studies that evaluated the interventional value of a digital health solution (mobile or web app, connected device, or other mobile intervention such as texting) on patient outcomes such as activity levels, lab results, or healthcare resource utilization. Shows the average of study results for CHF = chronic heart failure, COPD = chronic obstructive pulmonary disorder. 6 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass TREND 4: NEUE MODELLE DES MARKTZUGANGS in einigen Fällen noch große randomisierte, Doch selbst bei guter Evidenz stehen Entwickler vor kontrollierte Studien (RCTs) erforderlich sind. Die der Herausforderung, ihre Tools in den Markt zu Untersuchungen sollten Daten einer Interventions- bringen. In frühen Phasen setzen sie auf Selbstzahler- und einer Kontrollgruppe über längere Zeiträume Leistungen. Mittlerweile gibt es mehrere Wege der hinweg erfassen. Neben klinischen Endpunkten spielt Vermarktung, um Rendite zu erwirtschaften (Abb. 4): dabei auch die Nutzerfreundlichkeit eine große Rolle. • „Direct-to-Consumer“: Ärzte verordnen – oder Kommen Anwender mit einer Technologie nicht klar, empfehlen – digitale Therapien; Patienten tragen sinkt ihre Adhärenz. Aus Sicht von Kostenträgern die Kosten. sollten RCTs auch ökonomische Vorteile, gemessen an der bisherigen Standardtherapie, aufzeigen. Abbildung 4: Vermarktungswege für Apps Commercial Models “Device-Like” “Drug-Like” Direct-to-Consumer Reimbursement Reimbursement Value-Based Contracting (Medical Benefit) (Pharmacy Benefit) Patient provides insurance details App Developer App Developer Price App Developer Price App Developer negotiated negotiated and then downloads app and app and app covered by covered by plan plan Patient Patient Patient Patient App manufacturer contracts downloads app pays subscription fee downloads downloads pays with payer, employer or IDN Patient pays a app coinsurance app copay Patient Health Health Physician Physician Plan Physician Plan Health Employer IDN Plan Patient Patient pays pays Physician Physician health Physician health Physician prescribes prescribes insurance prescribes insurance prescribes app app premium app premium app Patient Patient Patient Patient / Physician Member / Employee • App manufacturer sells • App manufacturer sets the • Reimbursed price negotiated • App manufacturer contracts directly to patients / end price for solution, insurance between app manufacturer with payer, employer or IDN users, who pay a subscription covers up to a certain and payer for the solution to • Contracts structured around fee amount as part of core be listed on pharmacy benefit improved outcomes or • Payment frequency may vary medical benefit or medical or digital formulary reduced costs (monthly, annually, etc.) and exception • Patient pays copay • Generally paid on a per some could pay with HSA/FSA • Patient pays coinsurance • Typically, an NDC code member per month basis • User downloads disease exists/issued for app • Payers may require a pilot management app, and/or robust evidence & ROI sometimes from App Stores before adopting • Contract renewal/payment often based on usage/ engagement/KPIs Payment Flow Source: IQVIA, Mar 2021; IQVIA Institute, Jun 2021 Notes: NDC — National Drug Code, HSA — Health Savings Account; FSA — Flexible Spending Account; IDN — Integrated Delivery Network; KPI — Key Performance Indicator. 7 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
• „Device-Like“: App-Hersteller legen einen Preis fest. Krankenversicherungen erstatten die Kosten nach ärztlicher Verordnung teilweise, und Patienten tragen Eigenanteile. • „Drug-Like“: Wie bei Arzneimitteln handeln App-Hersteller mit Kostenträgern Preise aus. Werden sie sich einig, landen Apps in digitalen Verzeichnissen. Verordnen Ärzte solche Anwendungen, tragen Patienten bestimmte Eigenanteile. • „Value-based contracting“: Die Höhe einer Erstattung orientiert sich am tatsächlichen, nachweisbaren Nutzen und an gesundheitsökonomischen Einsparungen. Hersteller müssen entsprechende Nachweise erbringen. Noch ein Blick auf Deutschland. Hersteller digitaler Therapien, deren Anwendungen im DiGA-Verzeichnis gelistet werden, legen im ersten Jahr die Kosten selbst fest. Danach sollten sie sich mit dem GKV- Spitzenverband über Erstattungsbeträge verständigen. Gelingt dies nicht, entscheidet eine Schiedsstelle über Vergütungen. Es gibt noch eine Reihe von Hindernissen, die einer breiten Akzeptanz im Wege stehen. Dazu gehören je nach Land die Integration digitaler Tools in die Arbeitsabläufe von Ärzten, das Fehlen von Standards zur Beurteilung und Bewertung von Apps, Vorgaben für die Einreichung von Formularen, Standards für die Verschreibung und Abgabe digitaler Therapien sowie für deren Erstattung. Dr. Gisela Maag Zum Download des Reports: 8 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Omnichannel-Management: Ausblick und Augenblick Ein umfassendes und orchestriertes Omnichannel-Management wird für die pharmazeutische Industrie wichtiger denn je. COVID-19 hat diesen Trend weiter beschleunigt. Doch es gibt noch viel zu tun. Eine Onlinebefragung von Pharma- Experten macht deutlich, wo Firmen derzeit stehen – und welche Hürden sie überwinden müssen. Vor COVID-19 setzten pharmazeutische Hersteller stark BEFRAGUNG VON PHARMA-EXPERTEN auf traditionelle Konzepte der Kundenbindung. Die Um diese Fragen zu klären, hat IQVIA im Frühsommer Pandemie hat den Wandel hin zu modernen Ansätzen 2021 eine Onlinebefragung unter Pharma-Experten immens beschleunigt. Das zeigt eine Befragung von initiiert, an der Senior-Vertreter von 27 Unternehmen, Pharma-Experten, wie sie IQVIA seit Jahren immer vornehmlich auf Geschäftsführungs- oder Bereichs- wieder vornimmt, um Bedarfe und Herausforderungen leitungsebene, teilnahmen. zu ermitteln. Unter den Organisationen fanden sich sowohl eta- Zum Hintergrund: Multichannel- oder Omnichannel- blierte Unternehmen, die seit mehr als 5 Jahren Strategien gab es schon weit vor der Pandemie. kommerziell tätig sind (89 %), als auch junge Unter- Der Ansatz bedeutet im Kern, dass Unternehmen nehmen (Start-ups) und Firmen, die seit weniger als verschiedene Kanäle für ihre Kommunikation nutzen, 5 Jahren kommerziell aktiv sind (11 %, Abb. 1). womöglich unabhängig voneinander. Während 69 % der teilnehmenden Unternehmen auf Um ein einheitliches Verständnis unter den Befragten den Vertrieb von pharmazeutischen Produkten für sicherzustellen, wurde Omnichannel Management die Primär- oder Facharztversorgung spezialisiert (OCM) definiert als Fähigkeit, Kommunikation und sind, machten Consumer Health-Unternehmen (mit Interaktion mit Kunden (Ärzten, Apotheker, Patienten, Produkten für Endverbraucher) 31 % der Stichprobe Leistungsträgern) zu planen und umzusetzen, wobei aus. die verfügbaren Kanäle – sowohl traditionelle als auch digitale – entsprechend den Kundenpräferenzen OMNICHANNEL-MANAGEMENT: WELCHE HÜRDEN optimiert und integriert genutzt werden, unter Einsatz ZU BEWÄLTIGEN SIND von kundenspezifisch maßgeschneiderten, qualitativ Viele Unternehmen räumen OCM aktuell eine große hochwertigen Inhalten. bis sehr hohe Priorität (74 %) ein, was auf die hohe Das Gebot der Stunde lautet, eine Balance zwischen Relevanz des Themas hindeutet. Nahezu jedes zweite Zukunftskonzepten und Kontinuität herzustellen. Unternehmen verfügte zum Zeitpunkt der Umfrage In der „neuen Normalität“ wird digitale Kommunika- jedoch nicht über ausreichend Budget, um notwendige tion weiter an Bedeutung gewinnen mit der Heraus- Maßnahmen zur Etablierung eines OCM umzusetzen. forderung, unterschiedliche Kanäle zu orchestrieren. 41 % aller Befragten berichten über zu wenige Mittel, Doch wo stehen pharmazeutische Hersteller beim weitere 41 % über ausreichende Budgets und nur 19 % Omnichannel-Management (OCM) derzeit – und welche über eine komfortable Finanzierung (Abb. 2). Erfolgstreiber gibt es bzw. welche Hindernisse sind zu überwinden? 9 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Abbildung 1: Omnichannel-Management (OCM) – Status Quo-Bewertung durch Pharma-Experten Überblick auf Merkmale der Befragung Survey Profile Sample Overview Organizational Level Level of Seniority Type of Organization Global Number of participants: 27 Manager 11% Startup 19% 15% Respondents reach: Study represents CEO/ the perspective on OCM in Germany Managing Director Sample from senior management’s views 59% within a diverse set of pharma 59% 22% Local companies 26% BU Lead Regional 89% Established Industry Affiliation Business Functions General Management 63% Specialty Care only 50% Sales 11% Field phase: May – June 2021 Consumer Health 29% Multichannel Management 7% Length of survey: ~20 mins Study Business Intelligence 4% Questionnaire Scope: 26 questions Profile Specialty & Primary Care 14% Methodology: Online survey Market Research 4% Medical 4% Primary Care only 7% Other 7% Quelle: Omnichannel Management: Status Quo in Pharma 2021 Industry Survey Report Abbildung 2: OCM mehrheitlich hoch priorisiert – jedoch zu erheblichem Teil noch als unterfinanziert betrachtet Wahrgenommene OCM Priorität & Budgetverfügbarkeit How high is the priority of OCM? Is there sufficient budget available? OCM is given a high priority by most companies, Almost half of the companies are lacking the 74% which indicates a high level of awareness 41% necessary budget to build and run OCM 48% 41% 41% 26% 19% 19% 7% 0% Very low Low Moderate High Very high Under-funded Adequately funded Comfortably funded Q7: How would you rate the priority of your organization puts on Q12: How would you describe the budgetary situation for Omnichannel Management? Omnichannel Management –related activities in your organization? Quelle: Omnichannel Management: Status Quo in Pharma 2021 Industry Survey Report Eine weitere Erkenntnis: Fast die Hälfte aller Befragten Firmen hatte noch keine richtungsweisende, klar definierte und unternehmensweite OCM-Strategie erarbeitet. Nur 33 % konnten OCM-Strategien für die meisten Geschäftseinheiten des Unternehmens vorweisen; unternehmensweite Strategien waren bei 19 % der Firmen vorhanden (Abb. 3). 10 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Abbildung 3: OCM-Strategie noch vielfach unklar – mehr regionale/globale Unterstützung gewünscht OCM Strategie & Unterstützung Do organizations have a clear OCM strategy? Is enough guidance and support provided? Almost half of surveyed organizations do not have Most companies do not offer thorough support and 48% a clear company-wide OCM strategy in place 67% a clear guidance throughout the entire organization 33% 26% 30% 30% 26% 19% 11% 11% 7% 7% Not yet Defined Clear strategy Clear strategy Clear strategy defined basic pillars across some across most across No guidance Little guidance Limited, high Some guidance Clear guidance of a strategy BUs BUs company & support level guidance & support & full support Q8: Does your organization have a clear OCM strategy, direction & Q9: Is guidance/support on OCM strategy development and roadmap? implementation provided by the Global/Regional organization? Source: Omnichannel Management: Status Quo in Pharma 2021 Industry Survey Report sample n=27 Nach den drei größten Hürden gefragt, die der vollen WUNSCH UND WIRKLICHKEIT Ausschöpfung der Vorteile von OCM im Wege stehen, Gemessen an einem den Teilnehmern vorgelegten nannten die Befragten in absteigender Häufigkeit: optimalen Zielbild, schätzen 60 % der Unternehmens- vertreter das aktuelle OCM-Niveau ihrer Organisation • Interne oder externe Widerstände: Geringe als “fortgeschritten” ein, während 40 % den Reifegrad Akzeptanz bei Kunden, Mitarbeitern und speziell als “weniger fortgeschritten” beurteilen. Eine individu- bei Vertriebsmitarbeitern, aber auch eine elle Analyse dieser beiden auf den OCM-Reifegrad mangelnde organisatorische Bereitschaft zur bezogenen Kohorten bringt wichtige Erfolgsfaktoren Transformation zutage: Während zum Beispiel 93 % der reiferen • Fehlende Kompetenzen: Mangelndes technisches Organisationen OCM eine hohe bis sehr hohe Priorität Fachwissen, zu wenig internes Know-how einräumen, ist dies bei weniger als der Hälfte der weniger Fortgeschrittenen der Fall. Ähnlich verhält es • Begrenzte Ressourcen: Zu wenige Mitarbeiter, sich mit der Verfügbarkeit ausreichender Budgets bzw. zu geringe Budgets, fehlende Infrastrukturen – deren Bereitstellung. aufgrund der Priorisierung anderer Projekte Ferner geben weniger als 10 % der Nachzügler • Schwächen im IT-Bereich: Fehlendes digitales an, einen klaren und die meisten Geschäftsfelder Know-how, unzureichende Strukturen, geringe überspannenden OCM-Fahrplan ausgearbeitet zu Investitionen, eine schlechte Vernetzung vor- haben – bei den Vorreitern sind dies knapp 80 %. Von handener Technologien diesen kann wiederum die Hälfte auf Unterstützung • Rechtliche Vorschriften: durch globale bzw. regionale Organisationseinheiten Datenschutzgrundverordnung, Datenschutz gene- zählen, die z.B. Leitlinien und Werkzeuge für die rell und sonstige gesetzliche Einschränkungen Entwicklung und Umsetzung von Omnichannel Management-Strategien bereitstellt. Eine derartige Unterstützung bekommen weniger fortgeschrittene Unternehmen nur in sehr begrenztem Maße (82%) oder gar nicht (18%). 11 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Neben einer inhaltlichen und budgetären Priorisierung 3. Veränderung: Mit Widerständen in der und deutlichem Management-Fokus zeigt eine Organisation rechnen, den Wandel mit tiefergehende Analyse weitere Unterschiede und professionellem Change Management und Erfolgsfaktoren zwischen den Kohorten auf. Dazu Kommunikation unterstützen wurden die von den Teilnehmern bereitgestellten 4. Technologie: Implementierung und Einführung Selbsteinschätzungen des OCM-Reifegrades in acht der erforderlichen Infrastruktur und Systeme zur Dimensionen ausgewertet. Im Ergebnis erweisen Förderung von OCM sich dabei die größten Unterschiede zwischen beiden Gruppen im Bereich „Menschen und Fähigkeiten“ Um OCM zu implementieren, haben pharmazeutische sowie „Technologie und Systeme“. Hersteller also eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette zu Bei der erstgenannten Dimension zeigt sich, dass meistern – aktuell befinden sie sich in verschiedenen führende Unternehmen deutlich besser dedizierte Phasen der Umsetzung. und differenzierte Rollen und Verantwortlichkeiten für ein gut integriertes Kundenengagement über Martin Jacobitz, Lilian Tu, Aisen Wang alle Funktionen hinweg definieren und Mitarbeitern neue Fähigkeiten über relevante Lern- und Fort- bildungsangebote vermitteln als dies weniger fortgeschrittene Firmen tun. Zudem bespielen die Vorreiter eher vielfältige Kanäle über eine gut gewartete und harmonisierte Technologieinfrastruktur und funktionsfähige und hochmoderne Systeme und Anwendungen, die über alle Funktionen hinweg angemessen skaliert werden können. FAZIT: HÜRDEN ÜBERWINDEN, OCM IMPLEMENTIEREN Die Studie hat gezeigt, dass in allen Unternehmen Maßnahmen ergriffen werden, um OCM voranzu- treiben. Dabei stoßen Firmen auf mehrere Hürden, die es zu überwinden gilt. Manche Unternehmen sehen schon die Ziellinie, während andere sich gerade aus den Startblöcken erheben und beschleunigen. Am Ende ist OCM aber kein Sprint, sondern erfordert ein umfangreiches Unterfangen, das genauer Planung und effizienter Umsetzung bedarf. Damit dies gelingt, sollten vier Erfolgsfaktoren berücksichtigt werden: 1. Vision: Die Entwicklung klarer, strategischer Ziele und daraus abgeleitet eines Target Operating Modells 2. Mittelausstattung: Sicherstellung einer ausreichenden Ressourcenpriorität (personell wie finanziell), um konzertierte und funktionsübergreifende Aktivitäten voranzutreiben zu können 12 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Consumer Health-Markt in der Apotheke in Zeiten der Pandemie: Aktuelle Trends und Prognosen Wie entwickelt sich der Consumer Health-Markt in der Offizin- und Versand- handelsapotheke während und (voraussichtlich) nach der COVID-19 Pandemie? Welche Veränderungen ergeben sich in der Kundenfrequenz und im Patienten- verhalten? Wer sind die Gewinner und Verlierer, und welche Trends sind in Zukunft zu erwarten? Diesen Fragen geht der vorliegende Beitrag nach, mit Blick auf den Vergleichszeitraum 2020/21.1 EINFLUSS DER PANDEMIE AUF DEN GESAMTMARKT rezeptpflichtige Arzneimittel leicht zulegen konnten CONSUMER HEALTH (+0,8 %). Insbesondere die Bereiche Over-the- Der deutsche Apothekenmarkt erreichte im gleitenden Counter (OTC), Kosmetik/Personal Care (PEC) und Einjahreszeitraum April 2020 bis März 2021 (MAT Nahrungsergänzung/Nutrition (NUT) sind von diesem 03/2021: Moving Annual Total) einen Gesamtumsatz Umsatzrückgang betroffen. So verlor der OTC-Sektor von 63,3 Mrd. Euro (Apothekenverkaufspreise, mit rezeptfreien Medikamenten und konkurrierenden Abb. 1). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zeigt Nichtarzneimitteln um -10,6 % und PEC mit Artikeln sich, dass der Consumer Health-Bereich im Zuge zu Gesichtspflege, Sonnenschutz, Handpflege und der Pandemie um -7,5 % rückläufig war, während Mundhygiene um -4,5 % an Umsatz. Im Rahmen der Abbildung 1: Die Pandemie hat vor allem die Umsatzentwicklung in den Bereichen OTC und PEC (Kosmetik) negativ beeinflusst Apotheke Total (RX, OTC, PAC, PEC, NUT), Umsatz vs. Vorjahr, MAT 03/2021*, Apotheke (Offizin+VH) Apotheken-Markt: 63,3 Milliarden Euro** -1,1% +0,8% -10,6% +1,4% -4.5% -4.1% Patient Personal Nutrition RX OTC Care (PAC) Care (PEC) (NUT) 78,9% 13,8% 4,3% 2,4% 0,5% Beinhaltet u.a.: Beinhaltet u.a.: Beinhaltet u.a.: Rezeptfreie Rezeptpflichtige Arzneimittel und • Messgeräte, Tests • Gesichtspflege • Sport- und Arzneimittel konkurrierende • Wundversorgung • Sonnenschutz Kraftnahrung Nichtarzneimittel • Masken • Handpflege • Enterale • Mundhygiene Ernährung * MAT 03/2021=April 2020 bis März 2021 Quelle: IQVIA PharmaTrend® ** Apothekenverkaufspreise Consumer Health -7,5% 1 Quellen der Auswertung sind IQVIA PharmaTrend®, Bondaten und IQVIA Disease Analyzer. 13 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
IQVIA Consumer Health-Klassifikation konnte nur der Start der bundesweiten COVID-19-Impfkampagne Patient Care (PAC) Markt mit Tests, Hilfsmitteln usw. bei Hausärzten zusammen. Eine steigende Impf- um +1,4 % leicht zulegen. Dies hängt insbesondere mit quote, wärmere Temperaturen und ein erhöhtes dem Verkauf von medizinischen Masken zusammen. Sicherheitsgefühl der Bevölkerung sind vermutlich ausschlaggebende Faktoren für diese normalisierende Der Apotheken-Versandhandel konnte im Vergleichs- Entwicklung. zeitraum durch Zunahme von Online-Bestellungen zulasten der Offizin-Apotheken deutlich zulegen. Im Bereich Consumer Health / OTC erreichen Ver- GEWINNER UND VERLIERER NACH CONSUMER sandhandelsapotheken inzwischen einen Umsatzanteil HEALTH-KATEGORIEN von rund 20 % – etwa 4 % mehr als vor Beginn der Wie hat sich diese Entwicklung auf die Consumer COVID-19 Pandemie. Im analysierten Zeitraum fällt Health-Produktkategorien innerhalb der beiden zudem auf, dass der Monat März 2020 mit etwa 1,5 Apothekenkanäle ausgewirkt? Kurz zusammengefasst: Mrd. Euro Umsatz die höchsten Umsätze aller Zeiten In der Offizin haben Masken, Chroniker-Versorgung verbuchen konnte. Dies ist vor allem auf sogenannte und Hygiene stark zugelegt – im Versandhandel die „Bevorratungskäufe“ zurückzuführen, von denen bekannten „COVID-19-OTC-Kategorien“. beide Apothekenkanäle enorm profitierten. Selbst Zu den Top 5 Umsatzkategorien der Offizin-Apotheke der Versandhandel konnte im März 2021 vs. März im absoluten Vergleich zum Vorjahreszeitraum zählten 2020 nicht wachsen. Dies ist jedoch eine vermutlich in absteigender Reihenfolge Atemschutzmasken einmalige Sondersituation. Beim Vergleich der (Kategorie „Sonstige Care-Produkte“, +66 Mio. Euro), Umsatzzahlen aus dem Zeitraum April 2020 bis März spezielle Wundverbände (+32 Mio. Euro), Einweghand- 2021 mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum, schuhe (+20 Mio. Euro), Vitamin A- und D-Produkte also einem Zeitraum vor der COVID-19 Pandemie, fällt (+18 Mio. Euro) sowie Antiallergika (+17 Mio. Euro). auf, dass der Rückgang im Consumer Health-Markt nur -1 % beträgt (anstatt aktuell -7,5 %). Top 5 der Versandhandelsapotheke im absoluten Ver- gleich zum Vorjahreszeitraum waren Artikel zur Be- handlung von Muskeln und Gelenken (+20 Mio. Euro), KUNDENFREQUENZ UND PATIENTENVERHALTEN ebenfalls Vitamin A- und D-Produkte (+10 Mio. Euro) Wie haben sich Kundenbesuche in der Offizin und sowie Antiallergika (+9 Mio. Euro), Produkte gegen Patientenverhalten beim Arzt entwickelt – und inwie- Haarausfall (+9 Mio. Euro) und für die Körperpflege fern bedingen sich diese beiden Faktoren? Unsere (+9 Mio. Euro). Analysen zeigen, dass sowohl die Kundenfrequenz in Offizin-Apotheken als auch Arztbesuche einen Die fünf Produktkategorien, die im Vergleich nach ähnlichen Verlauf aufweisen. Seit dem ersten Lock- absoluten Werten zum Vorjahreszeitraum in der down im März 2020 nahm die Anzahl der Arztbesuche Offizin-Apotheke am stärksten von Umsatzrückgängen aus bekannten Gründen (Sorge vor Ansteckungs- betroffen sind, waren Produkte für sonstige Atem- gefahr, Verschiebung elektiver Eingriffe, etc.) stark ab. wegserkrankungen (-168 Mio. Euro), Hustenlöser Die niedrigere Kundenfrequenz in der Offizin-Apotheke (-152 Mio. Euro), Erkältungsmittel und Mittel gegen spiegelt dieses Patientenverhalten wider. Auch die Grippe (-149 Mio. Euro), Halsschmerzmittel (-135 Mio. statistisch höheren Einkaufswerte pro Einkauf konnten Euro) sowie Schnupfenmittel (-91 Mio. Euro). die niedrigere Besuchsfrequenz in der Apotheke vor Ort insgesamt nicht ausgleichen. Im Versandhandel wurden im Vergleich nach abso- luten Werten zum Vorjahreszeitraum die letzten fünf Erst zum Ausklingen des zweiten Lockdowns (April Ränge belegt von Erkältungsmitteln und Mitteln 2021) erfolgte wieder ein starker Anstieg der Arzt- und gegen Grippe (-16 Mio. Euro), Produkten für sonstige Apothekenbesuche. Dieser Zeitpunkt fällt mit dem Atemwegserkrankungen (-15 Mio. Euro), Hustenlösern 14 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
(-8 Mio. Euro), Halsschmerzmitteln (-4 Mio. Euro) und aufstrebender Einschätzung nachhaltig eingebrochen. Immunstimulanzien gegen Erkältungen (-3 Mio. Euro). Kumulierte Marktzahlen zu den ersten Monaten liegen für den Erkältungsmarkt bei ca. -21 % im Vergleich zu Insbesondere in der Offizin-Apotheke (-52,6 %), aber 2019 und ungefähr auf Vorjahresniveau bezüglich 2020 auch im Versandhandel (-32,5 %) sorgte die in 2020/21 (Datenstand KW 29). Auch die Influenza-Laborwerte praktisch ausgefallene Erkältungswelle für einen bleiben weiterhin auf einem sehr niedrigen Level, wie deutlichen prozentualen Umsatzrückgang (Januar bereits seit März 2020 zu verzeichnen war2. Dies zeigt 2020 bis Mai 2021, Vergleich vs. Vorjahr). In Summe die Komplexität und Schnelllebigkeit der COVID-19 ergibt sich eine starke Verschiebung zwischen den Situation. verschiedenen Kategorien. Aus aktueller Sicht ist diese Entwicklung allerdings AUSBLICK kein guter Frühindikator für Deutschland mehr. Auf Die Umsatz- und Absatzentwicklung im Consumer Grund der deutschen Impfquote von gegenwärtig Health-Markt wird stark durch die Erkältungssaison > 60 % (Vollzulassung in USA, Kinderempfehlung der beeinflusst. Bislang stellten die Daten aus dem STIKO etc.) erwarten wir – sofern es keinen Durchbruch saisonal weiter fortgeschrittenen Gesundheitsmarkt einer Mutante gibt – auch in der Erkältungssaison in Australien einen guten Frühindikator für die zu 2021/2022 eine deutlich höhere Mobilität und Kontakt- erwartende Entwicklung in Deutschland dar. Nach frequenz in Deutschland. Auf dieser Basis wird der einer nahezu nicht vorhandenen Erkältungssaison im Erkältungsmarkt in Deutschland sich positiver ent- Jahr 2020 zeigte die australische Entwicklung zu Beginn wickeln als in Australien. Dies wird auch einen positiven der Erkältungssaison 2021 bis zur Ausbreitung der Effekt auf den gesamten OTC-Markt zur Folge haben. Delta-Variante auf Basis von IQVIA Umsatzdaten nach Mit Blick auf das „New Normal“, die „neue Normalität“ oben. Abgesehen von kurzen Lockdowns einzelner nach einem Abflauen der Pandemie, rechnet IQVIA mit Städte war das Land weitgehend frei von COVID-19. verschiedenen Top-/Flop-Kategorien (Abb. 2). Die Abverkäufe von Erkältungsmitteln nahmen einen ähnlichen Verlauf wie zuletzt 2018 an (ca. +50 % vs. Exemplarisch für die dargestellte, vereinfachte 2020). IQVIA Umsatzzahlen zeigten ebenfalls, dass Entwicklungsprognose greifen wir je ein Beispiel der Verbrauch von Handdesinfektionsmitteln und aus beiden Kategorien auf. Die zu erwartende Immunitätsprodukten zu dieser Zeit vergleichbar Zunahme von Reise- und Urlaubsaktivitäten wird mit der Zeit vor der COVID-19 Pandemie war – die nach unserer Einschätzung kurz- und langfristig zu Verbraucher verhielten sich größtenteils so wie zuvor. einer verstärkten Nachfrage nach Verstopfungs-/ Städte, die von kurzen, strikten Lock-downs betroffen Diarrhoe-Mitteln sowie Sonnenschutzprodukten waren, zeigten Anzeichen einer Verlangsamung führen, nachdem diese Produktbereiche aufgrund des Wachstums von Erkältungs- und Grippemitteln, der stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten nur wohingegen strukturgleiche Gebiete, die nicht von einen vergleichsweise schwachen Umsatz verbuchen Lockdowns betroffen waren, ein nahezu exponentielles konnten. Im Zuge der Beruhigung der allgemeinen Wachstum verzeichneten – sogar über dem üblichen Infektionslage ist kurzfristig ein Nachfragerückgang saisonalen Höchstwert. bei Beruhigungsprodukten und Schlafmitteln anzunehmen. Diese Mittel waren im bisherigen In der Zwischenzeit hat sich dieses Bild gedreht. Verlauf der Pandemie überdurchschnittlich gefragt, Mittlerweile existieren in fast allen australischen aufgrund der psychischen Belastungssituation im Staaten Restriktionen inklusive Lockdowns. Selbst in Alltag vieler Menschen. Langfristig erwarten wir deutschen Medien war zu lesen, dass die “Zero-COVID- einen Wiederanstieg, da psychische Belastungen Strategie” gescheitert zu sein scheint. Auf dieser Basis grundsätzlich zunehmen und Krankenstände immer sind die Abverkäufe im Erkältungsmarkt nach zunächst häufiger auf psychische Ursachen zurückzuführen sind. 2 Quelle: Australian Government, Department of Health, National Notifiable Diseases Surveillance System (NNDSS). 15 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Abbildung 2: Prognostizierte Entwicklung ausgewählter Consumer Health-Kategorien nach der Pandemie Auswirkungen auf ausgewählte Consumer Health-Kategorien im IQVIA-Szenario „(Neu-)Normalisierung“ „(Neu-)Normalisierung" und entsprechende Einflüsse führen zu ... … höherer Übertragung von … höherer Relevanz der … zunehmenden Reise- und … Verbreitung von weiteren "normalen" Viren & Bakterien persönlichen Attraktivität Urlaubsaktivitäten übertragbaren Krankheiten Husten- & Erkältungsprod. Kosmetika, Haar & Haut Verstopfung/Diarrhoe Mittel Antimykotika Verdauungsmittel Abnehmprodukte Sonnenschutzprodukte Läusemittel … ausgewogener Work-Life- … zunehmender körperlicher … geringerer Relevanz von … abnehmendem Fokus auf Balance und weniger Isolation Aktivitäten & Gesundheit Selbstschutz und Hygiene Immunstärkung & Prävention Beruhigungsprodukte Topische Schmerzmittel Masken Vitamine und Mineralstoffe Schlafprodukte Muskel- / Gelenkprodukte Desinfektionsmittel Ergänzungsmittel Top / Flop Rebound-Kategorien (kurzfristiger Ausblick) Top / Flop Rebound-Kategorien (langfristiger Ausblick) Quelle: IQVIA Die langfristige Entwicklungsprognose bleibt differenziert, vor allem auch mit Blick auf die dynamische Entwicklung in den einzelnen Produkt- kategorien. Im Wettbewerb der Apothekenformen wird die Offizin-Apotheke mit Blick auf den sich weiter verschärfenden Verteilungskampf mit dem Versandhandel auch künftig mit hoher Beratungs- und Servicequalität sowie individuellen Alleinstellungsmerkmalen zu punkten versuchen. Insgesamt bleibt der Marktausblick positiv. Thomas Heil, Richard Laven, Jens Witte Für weitere Fragen oder Informationen zum Thema sowie Bedarf an individuellen, quantitativen Prognosen für OTC-Kategorien wenden Sie sich bitte an Thomas.Heil@iqvia.com oder Richard.Laven@iqvia.com. 16 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Gastbeitrag Digitales Couponing Hersteller und stationäre Apotheken vor dem Sprung in neue digitale Verkaufskanäle Für Hersteller rezeptfreier Produkte stellt sich angesichts eines wachsenden Konkurrenzumfeldes die Frage, wie sie den Abverkauf ihrer Produkte in lokalen Apotheken gezielt fördern können. Helfen würde eine homogene Händlerstruktur, wie man sie aus dem Drogeriefachhandel kennt. Die Filialisten des Drogeriefachhandels (DFH) haben ihre Stores digital vernetzt und sind dadurch in der digitalen Welt angekommen. Nahezu jede Customer Journey wird aktuell vom DFH bedient: ein homogener und flächendeckender Omnichannel. Für Hersteller wäre es ein großer Vorteil, wenn sich ihre Marketingmaßnahmen über eine Vernetzung der stationären Apotheken umsetzen ließen. Digitales Marketing setzen die Internet-Pure- Wachstumsrate im OTC-Markt der Jahre 2018 und 2019 Player der Versandhandelsapotheken wie Shop- bei 16 %1. Durch COVID-19 hat der Versandhandel Apotheke, DocMorris und Co erfolgreich um. nochmals deutlich zugelegt, und das E-Rezept steht Kunden und Kundengruppen werden gezielt vor der Tür. Der entscheidende Faktor ist die Ein- aktiviert. Eingesetzt wird dazu ein intelligentes und bindung des Internets. Konsumenten recherchieren dynamisches Preismarketing im Zusammenspiel häufig online und treffen auf diesem Weg auch ihre mit einer entsprechenden datenbasierten Kampa- Kaufentscheidungen. gnensteuerung, telefonischer Beratung, direkten Diese Entwicklung bereitet nicht nur den Apotheken Kundeninteraktionen, Chats und schnellen vor Ort Probleme. Auch die Hersteller machen sich von Lieferservices. Schon vor der Pandemie lag die den großen Versandhändlern zunehmend abhängig. 1 Quelle: IQVIA PharmaTrend® 17 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Der Versandhandel kontrolliert weitestgehend die doch solange jede einzelne Apotheke ihre Preise selbst Werbekanäle im Internet und die Produktplatzierung festlegt, wird das beim Endkunden nicht funktionieren. im Onlineshop. Hersteller müssen daher immer mehr Einem Preisvergleich werden sich die Apotheken auf für ihren Umsatz an den Versandhandel abgeben dieser Plattform sicher nicht aussetzen. – für Distribution, Marketing, Versandlogistik, Kundenbindung etc. Bezahlt ein Wettbewerber mehr, DIE HERAUSFORDERUNG hat er Vorrang. Hersteller werden so zunehmend Wie lässt sich zukünftig die Preisattraktivität der austauschbarer. Die im Versandhandel erzielten lokalen Apotheken steigern, ohne dass diese Gewinne sinken drastisch. Für Großhändler stellt in einen ruinösen Preiswettbewerb mit dem sich diese Entwicklung noch kritischer dar, da schon Versandhandel geraten? Wie lässt sich die Marketing- jetzt die großen Versandhändler direkt beliefert Power der Hersteller auf das verkaufsorientierte werden. Es wird also deutlich, dass für Hersteller (transaktionsorientierte) Internet übertragen und und Großhändler die Apotheken vor Ort existenziell wie lassen sich die Apotheken vor Ort einbinden? sind. Welche Möglichkeiten gibt es nun, die lokalen Wie schaffen es Hersteller und Apotheken vor Ort, Apotheken zu stärken, um damit dieser Entwicklung den Kunden ein attraktives nachhaltiges Angebot zu entgegenzuwirken? machen? SCHLÜSSELFAKTOR PREIS DIE LÖSUNG Eine Schlüsselfunktion nimmt dabei der Preis bzw. das Die Lösung heißt Digitalisierung. Dafür sind digitale Preismarketing ein. Hegt der Kunde eine Kaufabsicht Infrastrukturen zu schaffen, um Marketing- und – das ist der Fall, wenn er im Internet aktiv wird –, Vertriebsprozesse beim Hersteller, bei der Apotheke dann erwartet er eine Preisnennung. Häufig wird und auch beim Kunden weitestgehend zu vereinfachen die Preisauszeichnung so prominent kommuniziert, und so zu automatisieren, dass so gut wie kein manu- beispielsweise mit einer Rabattierung zur UVP2, eller Aufwand entsteht. Damit steigt die Flexibilität in dass der Preis den Kunden entscheidend zum Kauf der Umsetzung, Aufwand und Kosten sinken für alle aktiviert. Versandhändler nutzen das konsequent Beteiligten. aus. Die zentralen Werbeplätze im Internet sind sogar von Preisvergleichen besetzt, allen voran Ein Blick ins Nachbarland Österreich zeigt, wie es Google Shopping-Anzeigen. Sie erscheinen direkt, schon heute funktioniert. Mit der dort verwendeten wenn man eine Google-Suchanfrage stellt. Diese Couponing-Plattform können Hersteller in das Anzeigen können nur belegt werden, wenn der Preismarketing einsteigen und damit gezielt Kunden Kunde durch einen Klick auf die Anzeige zu einem zum Kauf aktivieren, und zwar in allen Werbekanälen, Onlineshop geleitet wird und dort das Produkt direkt speziell auch im Internet – mobil oder stationär. kaufen kann. Preisangaben sind dabei zwingend Die teilnehmenden Apotheken vor Ort sind dabei erforderlich. Die Hersteller sind hier nicht im Boot, immer direkt in die Prozesse als Ziel der Customer denn sie betreiben in der Regel keinen eigenen Shop. Journey integriert. Sie gewinnen dadurch neue Mit reiner Image-Werbung ohne Anbindung zum Kunden, steigern die Kauffrequenzen, den Umsatz, Verkauf und ohne konkrete Preisangabe sind sie nicht den Abverkauf und binden Kunden. Dabei büßen die wettbewerbsfähig. Auch Apotheken können nur jeweils Apotheken keinerlei Marge ein. Die Rabattierung einzeln den Onlinemarketing-Budgets und -Profis der übernehmen die Hersteller, ohne Aufwand für die Versandhändler entgegentreten. Denn jede Apotheke Apotheken. Beim Einlöseprozess scannt die Apotheke hat ihre eigene Preishoheit. Zwar ist es denkbar, alle einfach nur den Coupon – sei es vom Papier oder vom Vor-Ort-Apotheken auf einer Plattform zu bündeln Smartphone. Das ist alles (Abb. 1). und diese mit Marketinggeldern bekannt zu machen; 2 Unverbindliche Preisempfehlung 18 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Abbildung 1: Funktionsweise des Couponing 1. Scannen 2. Prüfen 3. Abrechnen Kyte-Tec Kyte-Tec Apotheke Quelle: Kyte-Tec Prüfung und steuerkonforme Abrechnung erfolgen Beispiel apotheken.de, KlickA, Zack-und-Da, px-Reach, direkt im digitalen Zusammenspiel mit der Kasse Mauve und den Kooperationen MVDA/Linda, ELAC, über das Warenwirtschaftssystem. Zum Monatsende Wave integriert. erhalten die Apotheken die gegebenen Rabattbeträge automatisch überwiesen, inklusive einer kompatiblen WARUM FUNKTIONIERT COUPONING? Dokumentationsdatei für die Buchhaltung. Über ein Die Wettbewerbsfähigkeit der Apotheken vor Ort wird Onlineportal lassen sich alle Einlösungen nachver- also nicht zuletzt auch auf dem digitalen Schlachtfeld folgen. Hier werden die Apotheken auch regelmäßig geschlagen. Die oben beschriebene Automatisierung über Kampagnen der Hersteller informiert und können ist dabei aber nur ein Faktor. Warum sich Coupons jeweils entscheiden, ob sie mitmachen möchten oder überhaupt so positiv auf den stationären Handel nicht. Dieser Service wird allen Apotheken kostenlos auswirken, hat mehrere Gründe. zur Verfügung gestellt. Denn nur wenn möglichst 1. Ein kleines Stückchen Glück alle Apotheken mitmachen, entfaltet die Couponing- Coupons ermöglichen dem Kunden, dass er ein Plattform die größte Wirkung. Schließlich soll der Produkt günstiger als andere Verbraucher beziehen Endkunde seine Coupons überall einlösen können. kann. Coupons sind also durch ihre Art persönlich. Dieselbe Couponing-Plattform, die in Österreich Die Bereitschaft zur Nutzung ist über alle Zielgruppen bereits erfolgreich im Einsatz ist, wird auch Apotheken sehr hoch, auch wenn man dafür in einem bestimmten in Deutschland zur Verfügung stehen, und zwar je nach Zeitraum einkaufen, die Marke oder das Geschäft Kassensystem voraussichtlich ab Q3/Q4 2021. Da die wechseln muss. Jeder kennt das: Erhält man etwas Plattform mit allen Couponing-Anbietern kompatibel Relevantes, was andere nicht haben, so ist das ist, wird sichergestellt, dass sämtliche Coupons in den etwas Besonderes und man empfindet Glück. teilnehmenden Apotheken eingelöst werden können. Verantwortlich dafür ist der Botenstoff Dopamin. Zielsetzung ist es, dass die Couponing-Plattform Diese Glücksempfindung ist dabei unspezifisch. Es ist überall bei jedem Marktteilnehmer integriert wird, also unerheblich, ob wir 5, 10 oder 15 Euro sparen, mit Ausnahme des Versandhandels. Aktuell ist die die Freude darüber ist die gleiche. Aber Dopamin Plattform in großen Apothekenservices wie zum sorgt zusätzlich dafür, dass sich unser Gehirn dieses 19 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
Erlebnis besonders gut merkt – wir lernen und werden stimmt und die Apotheke einen guten Service bietet, motiviert, mehr davon zu wollen. Beim Couponing wird das für den Verbraucher ein rundes Paket. Wie führt dieser Effekt dazu, dass die Preissensibilität so ein Zusammenspiel aussehen kann, zeigt die aufgeweicht wird. Das positive Erlebnis überträgt sich aktuelle Kampagne von GeloSitin®. Dies wird in stark auf die Marke sowie den Überbringer des Coupons frequentierten COVID-19-Testzentren beworben. Frisch und erzielt in unserem Gehirn eine nachhaltige Wir- getestete Personen mit gereizter Nasenschleimhaut kung. Die Preise bleiben stabil, da Coupons nur bei können das pflegende Nasenöl, das per QR-Code einem bestimmten Einkaufsverhalten greifen. Alle mit zwei Euro rabattiert wird, direkt in der lokalen Onlineplattformen setzen auf diesen Effekt. Couponing Apotheke abholen. Ein weiteres Beispiel, welches ist also nicht nur Shopper-Aktivierung mit Rabatten, besonders nah an der Apotheke ist, sind Checkout- sondern ein Instrument, um nachhaltig unser Einkaufs- Coupons. Sie werden auf dem Kassenbon ausgedruckt verhalten zu beeinflussen. und haben so einen direkten Bezug zum getätigten Einkauf. Mit dem Effekt, dass der Kunde wieder in die 2. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Apotheke kommt. Wo, wann und wie Coupons beworben werden, ist entscheidend für die Wirkung der Kampagne. Das 3. Was bringt das alles? gilt nicht nur für Couponing, sondern für Werbung Im reinen Onlineversandhandel ist Messbarkeit im Allgemeinen. Je relevanter Werbung für den immer eingebaut, denn hier wird jeder einzelne Verbraucher ist, desto wirkungsvoller ist sie. Das heißt, Abverkauf nachverfolgt. Das ist ein großer ein wesentliches Werbeziel besteht darin, mit der Wettbewerbsvorteil gegenüber dem lokalen Handel. Werbung räumlich und zeitlich möglichst nahe an die Couponing ermöglicht diese Nachverfolgung und Kaufentscheidung zu gelangen. damit Wirksamkeitsmessung von Marketing auch in der realen Welt. Hersteller können die Wirkung ihrer Um die Verbreitung weiter voranzutreiben, gibt Werbekanäle besser messen, analysieren, steuern und es Schnittstellen, mit denen das Couponing mög- optimieren. Wirkungsvollere Werbung bedeutet mehr lichst einfach zu integrieren ist. Damit wird es Kunden in lokalen Apotheken. Welcher Werbekanal sowohl lokalen Apotheken als auch Herstellern mit welchem Werbemittel welche Wirkung bringt, so unkompliziert wie möglich gemacht, das wird dank Echtzeit-Reporting direkt transparent. Preismarketinginstrument Couponing in Marketing Das bringt mehr Sicherheit für die Budgets und und Verkaufsförderungskampagnen zu nutzen. öffnet die Tür für Performance-basiertes Marketing. Denn erst das Couponing ermöglicht es den Hersteller können ihren existenziellen Vertriebskanal, Herstellern, effektives Onlinemarketing gezielt die lokale Apotheke, nun direkt in ihre Kampagnen für die Apotheken vor Ort zu betreiben. Durch die einbinden. Der Versandhandel bekommt dadurch Integration in wichtige Bestellplattformen kommen ernsthaften Wettbewerbsdruck im eigenen Medium. alle Apotheken, die dort angemeldet sind, direkt Voraussetzung dafür ist, dass die lokalen Apotheken in den Genuss von maßgeschneiderten Coupon- mitziehen. Kampagnen. Die Apotheke ist durch das Couponing im Preis wettbewerbsfähiger und muss nichts weiter Fabian Zink tun. Wenn sie möchte, bekommt sie sogar zusätzliche Möglichkeiten, das Couponing-Angebot selbst zu Zum Autor: Fabian Zink ist studierter Raumfahrt- verbreiten, beispielsweise über Flyer, Social Media Ingenieur und Gründer sowie Geschäftsführer des Plattformen oder Newsletter. Digitaldienstleisters KYTE-TEC GmbH. Mittelfristig wird es sich kein Hersteller mehr leisten können, auf das automatisierte Marketinginstrument Couponing für die Apotheke vor Ort zu verzichten. Wenn zusätzlich durch das Couponing der Preis 20 | © 2021, IQVIA Commercial GmbH & Co. OHG, IQVIA Flashlight 86 – September 2021
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