Is(s) von hier - Entdecke die Vielfalt der Region Nachhaltig einkaufen und genießen - Landkreis Osnabrück

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Is(s) von hier

        Entdecke die Vielfalt
            der Region
                  Nachhaltig einkaufen und genießen
          GENUSSWELT                          HOFLADEN                         RUNDGANG
 Gutes aus der Nachbarschaft            Selbst ist der Landwirt           Frisch auf den Tisch
Markthalle Alfhausen – Mitinitiator   Warum Familie Alswede in die   Buntes Treiben – ein Bummel über
  Rudi Gosmann im Gespräch            Direktvermarktung einsteigt     den Wochenmarkt in Bramsche
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is(s) von hier_ILEK-THEMENJAHR

            Regionales

                                                                  FOTO: REM NOL
          neu entdecken
      Die Vielfalt regionaler Produkte in den
     Fokus rücken – ILEK-THEMENJAHR 2021
           „REGIONAL!“ im Nordkreis

     I     n den vier Samtgemeinden Artland, Bersenbrück,
           Fürstenau und Neuenkirchen steht das Jahr 2021 als
           „ILEK-Themenjahr“ unter dem Motto „Regional!“.
     In diesem Jahr sollen die Vielfalt, Bedeutung und Vorteile
     regionaler Lebensmittel und weiterer Produkte im Nord-
     kreis Osnabrück in den Fokus gerückt und entsprechende
     Erzeuger und Anbieter gestärkt werden. Regionale Produk-
     te sind nicht nur gut für Klima und Umwelt, sondern                     Zudem unterstützt die ILEK-Region den Landkreis aktiv bei
     fördern auch die regionale Wertschöpfung und leisten so                 der Bewerbung und Bekanntmachung der Regio-App
     einen wichtigen Beitrag zur regionalen Identität und Ent-               durch die Ansprache von Verkaufsstellen im Nördlichen
     wicklung.                                                               Osnabrücker Land. Aber auch bestehende Bildungs- und
     Neben der Durchführung einer Online-Befragung zum                       Informationsangebote rund um regionale Lebensmitteler-
     Thema „Regionale Produkte“ fand ein Runder Tisch mit                    zeugung, die sich an „kleine und große“ Bürgerinnen und
     interessierten Erzeugern und Anbietern regionaler                       Bürger richten, werden gezielt beworben.
     Produkte statt. Es sollten Angebote und Aktivitäten ent-                ILEK-Region „Nördliches Osnabrücker Land“
     wickelt werden, die Erzeugern und Anbietern regionaler                  Tel. 0441 80994-60
     Produkte wirklich weiterhelfen und auch der Bevölkerung                 Mail: rem@ilek-nol.de
     das Thema näherbringen.                                                 www.ilek-nol.de

  Jetzt regional genießen
  mit der RegioApp

  klimafreundlich essen
  und Erzeuger aus dem
  Osnabrücker Land stärken

                                                                                  www.regioapp.org
Is(s) von hier - Entdecke die Vielfalt der Region Nachhaltig einkaufen und genießen - Landkreis Osnabrück
is(s) von hier_EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser!
D
           ie Verminderung von Treibhausgasemissionen ist die wichtigste He-
           rausforderung unserer Zeit. Die EU will bis 2050 klimaneutral werden.
           Für Deutschland haben die Verfassungsrichter in Karlsruhe Klimaneu-
tralität verbindlich gemacht und den Weg dorthin konkretisiert.

                                                                                   4
Und natürlich findet Klimaschutz auch regional statt. Die Art und Weise, wie wir
uns ernähren, und die Art und Weise, wie Landwirtschaft arbeitet, haben einen
Einfluss auf unser Klima. Etwa 15% unseres CO2-Fußabdrucks ergeben sich aus
unserer Ernährung. Diese Ausgabe der „Is(s) von hier“ gibt Tipps für eine klima-
bewusste Ernährung und stellt Landwirte aus der Region vor, die an Lösungen
für die Zukunft arbeiten.
Die Corona-Pandemie hat einen regelrechten Boom für regionale Produkte aus-
gelöst. Doch was, wenn der Erzeuger von nebenan keinen Hofladen hat? In die-
ser Ausgabe stellt sich die Markthalle Alfhausen vor. Dort haben sich mehrere
Menschen in einem Gemeinschaftsprojekt zusammengetan und mit dem Dorf-

                                                                                   10
laden einen zentralen Umschlagplatz für regionale Produkte organisiert, den
auch Landwirte ohne eigenen Hofladen beliefern können. Auch die Wochen-
märkte in der Region erfreuen sich wieder zunehmender Beliebtheit, wie ein
Gang über den Bramscher Wochenmarkt zeigt. Es macht Spaß, beim Einkaufen
direkt mit den Erzeugern ins Gespräch zu kommen.
Immer mehr Landwirte geben sich Mühe, klimaschonender und nachhaltiger zu
produzieren. Doch der Mehraufwand muss vom Abnehmer auch honoriert wer-
den. Landwirt Frank Alswede – der „is von hier“, nämlich aus Gehrde – erklärt
bei einem Besuch auf seinem Hof, warum er in die Direktvermarktung einsteigt,
und erläutert, wo er den Klimawandel bereits auf dem Acker spürt.
Zu den Folgen des Klimawandels wird auch an der Hochschule Osnabrück ge-

                                                                                   13
forscht. In Haste beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
mit der Frage, wie sich Anbaumethoden an die neuen Klimabedingungen an-
passen müssen und gleichzeitig die Ernährung einer stetig wachsenden Weltbe-
völkerung gesichert werden kann. Die Arbeitsgruppe „Growing Knowledge“
forscht an neuen Systemen zum Indoor-Farming und erklärt, wie ganzjährig re-
gional produziert werden könnte.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

                                                                                   INHALT
                                                                                   02   ILEK-THEMENJAHR
                                                                                        Regionales neu
                                                                                        entdecken
  IMPRESSUM                                                                        04   GENUSSWELT
  Herausgeber                               Anzeigen-/Werbeverkauf                      Gutes aus
  Landkreis Osnabrück                       MSO Medien-Service GmbH & Co. KG
  Am Schölerberg 1, 49082 Osnabrück         Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück
                                                                                        der Nachbarschaft
                                            Geschäftsführer: Sven Balzer
  Redaktion
                                            E-Mail: anzeigen@mso-medien.de         07   SPEISEPLAN
  NOW-Medien GmbH & Co. KG
  Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück
                                                                                        Nachhaltig genießen
                                            Gestaltung und Produktion
  in Zusammenarbeit mit                     bvw werbeagentur + verlag GmbH         08   MARKT-RUNDGANG
  Landkreis Osnabrück                       Möserstraße 27, 49074 Osnabrück
  Referat für Strategische Planung                                                      Frisch auf den Tisch
  Gertrud Heitgerken und Ingo Große-Kracht Druck
  Am Schölerberg 1, 49082 Osnabrück        MEO Media GmbH                          10   HOFLADEN
                                           Boschstraße 38, 48369 Saerbeck               Selbst ist der Landwirt
  V.i.S.d.P.
  Landkreis Osnabrück/Burkhard Riepenhoff Titelfoto: Valeriy G/istockphoto.com
                                                                                   13   AGRARWISSENSCHAFTEN
                                                                                        „Wir können Pflanze“

                                                                                                                  |3
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is(s) von hier_GENUSSWELT

      Gutes aus der
      Nachbarschaft
      Die Markthalle „ALFHAUSER DORF(ER)LEBEN“ bietet einen zentralen Umschlagplatz
       für regionale, nachhaltige Lebensmittel. Wir trafen Mitinitiator Rudi Gosmann sowie
       Silke Poesthorst und Markus Knuf, die die Markthalle mit ihren Produkten beliefern.
                 INTERVIEW: GERTRUD HEITGERKEN UND INGO GROSSE-KRACHT | FOTOS: PHILIPP HÜLSMANN

     Was steckt hinter der Idee, eine         kauf nur noch selten Ort der Kommu-     dere regionale und nachhaltig produ-
     Markthalle in Alfhausen zu grün-         nikation oder Anlaufpunkt für beson-    zierte Produkte im Ort zu schaffen.
     den?                                     dere Lebensmittel und Ideen. Die Wa-    Wir, das sind vier gestandene Kerle im
     Rudi Gosmann: Im ländlichen Raum         renangebote gleichen sich, wirken       besten Alter mit einem Hang zu gutem
     haben sich die Strukturen in den letz-   eintönig, auswechselbar und langwei-    Essen und Trinken. Einer ist als Züch-
     ten Jahren gewandelt. Trotz zwei Ein-    lig. So entstand bei uns der Gedanke,   ter von Limousin-Rindern dabei, ich
     kaufsmärkten in Alfhausen ist der Ein-   selbst einen kleinen Laden für beson-   selbst engagiere mich in der Erhal-
                                                                                      tungsarbeit alter und bedrohter Haus-
                                                                                      tierrassen und habe selbst 25 Jahre
                                   RUDI GOSMANN, MITINITIATOR DER MARKT-
                                                                                      lang Wollschweine gezüchtet. Es dau-
                                   HALLE „ALFHAUSER DORF(ER)LEBEN“:
                                                                                      erte über ein Jahr, bis ein Gesamtkon-
                                   „Ein Tante-Emma-Laden hätte                        zept entwickelt war. Ein Tante-Emma-
                                    in diesem Dorf mit zwei                           Laden hätte in diesem Dorf mit zwei
                                      Vollsortimentern keine                          Vollsortimentern keine Chance ge-
                                       Chance gehabt. Unsere                          habt. Unsere Markthalle soll erlesene
                                        Markthalle soll erlesene                      Lebensmittel anbieten ebenso wie
                                                                                      den Raum für Veranstaltungen und
                                        Lebensmittel anbieten
                                                                                      Events schaffen und das Wir-Gefühl
                                        ebenso wie den Raum                           stärken.
                                        für Veranstaltungen und                       Was ist die Motivation für Ihr Enga-
                                        Events schaffen und das                       gement?
                                       Wir-Gefühl stärken.“                           Rudi Gosmann: Es geht um Lebens-
                                                                                      mittel, also um Mittel zum Leben!
                                                                                      Heute leben wir im Überfluss. Hinzu
                                                                                      kommt ein Verpackungswahn, der die
                                                                                      absurdesten Blüten treibt. Da werden
                                                                                      Eier gekocht, gepellt und in Folie ver-
                                                                                      packt angeboten – dabei hat die Natur
                                                                                      dieses wertvolle Lebensmittel mit ei-
                                                                                      ner eigenen, von der Henne produ-
                                                                                      zierten, optimalen Verpackung verse-
                                                                                      hen. Wohin wird uns dieser Wahnsinn
                                                                                      noch treiben? Verpackung ist gut, aber
                                                                                      nur dort, wo sie auch notwendig ist.
                                                                                      Lebensmittel werden um den halben
                                                                                      Erdball transportiert, um sie hier bei
                                                                                      uns zu Dumpingpreisen anzubieten,
                                                                                      und wir tun Gleiches mit unseren
                                                                                      überschüssigen Fleischprodukten und
                                                                                      machen dem Kleinbauern in Afrika
                                                                                      den Markt kaputt.

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FOTO: ALEXANDER WINKLER

                                                                      
SILKE POEST-
HORST, DAHLHORS-                                                           
TER HOF IN BADBERGEN:
„Ich freue mich, meine Produkte
in der Markthalle auch einem
breiteren Publikum in unserer
Region zugänglich machen zu
können. Außerdem finde ich
diese gemeinsamen Vermarktungs-
projekte sehr unterstützenswert.“

Welche Produkte gibt es in der
Markthalle zu kaufen und welche
Kriterien sollten diese erfüllen?
Rudi Gosmann: Wir alle sollten um-
denken und uns an die guten Lebens-
mittel erinnern, die auch heute noch
direkt um die Ecke produziert werden.
Eines der Produkte in der Markthalle
ist das Brot vom „Knuf-Bäcker“ aus
Voltlage. Außerdem werden Frucht-
aufstriche exklusiv für uns in einer
kleinen Manufaktur in der Nähe her-
gestellt. Die Früchte dazu liefern wir
teilweise selbst aus unseren eigenen
Gärten. Schafskäse entsteht auf dem
„Dahlhorster Hof“ in Badbergen. Un-
sere Kuh- und Ziegenmilchprodukte
kommen von der Hofkäserei Denne-
mann in der Grafschaft Bentheim. Das
Gemüse liefern uns „Die Gemüsegärt-
ner“ aus Kalkriese.
Wie definieren Sie „regionale Le-
bensmittel“ für Ihr Angebot?
Rudi Gosmann: Der Begriff „Regiona- F

                                                                                                |5
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                                                          FOTO: RUDI GOSMANN

                                                                                   MARKUS KNUF, KNUF BÄCKER IN VOLTLAGE:
                                                                                   „Als Bio-Handwerksbäcker
                                                                                   liegt uns die Nahversorgung
                                                                                   besonders am Herzen. Wir ver-
                                                                                   wenden regionale Getreide, die
                                                                                   teilweise aus dem Osnabrücker
                                                                                   Land kommen. Außerdem
                                                                                   backen wir ein wechselndes
                                                                                   Aktionsbrot mit verschiedenen
                                                                                   Zutaten von umliegenden Höfen.“

     lität“ ist nicht verbindlich definiert.       Wintermonaten nur ein paar Kohl-          glieder kaufen sich dabei mit einem
     Zunächst mal sind es Produkte, die            köpfe, Möhren und Steckrüben im           Anteil ein und können weitere Anteile
     geographisch begrenzt sind und aus            Regal liegen, bleibt der Kunde weg!       hinzukaufen. Das Kapital bleibt erhal-
     einem Umkreis von ca. 50 km kom-              Spargel und Erdbeeren zu Weihnach-        ten, Dividenden werden ausgezahlt
     men. Außerdem sollten die für die             ten wird es bei uns aber dennoch          oder hinzugerechnet. Wir haben aktu-
     Produktion eines Lebensmittels be-            nicht geben.                              ell 109 Mitglieder mit insgesamt 289
     nötigten Zutaten überwiegend aus              Warum haben Sie sich für eine Ge-         Geschäftsanteilen.
     dieser Region stammen und dort auch           nossenschaft als Gesellschaftsform        Welche Auflagen müssen Sie zum
     verarbeitet werden. Es ist nicht ein-         entschieden?                              Beispiel bezüglich Hygiene (Frisch-
     fach, das komplette Warensortiment            Rudi Gosmann: Wir brauchten für           fleisch) erfüllen?
     auf diese Auswahl zu begrenzen.               unser Vorhaben ein gewisses Start-        Rudi Gosmann: Wir haben bei der
     Der Kunde erwartet einfach ein aus-           kapital, insofern lag es nahe, eine       Planung die Lebensmittelaufsicht aus
     reichendes Angebot. Wenn in den               Genossenschaft zu gründen. Die Mit-       Bersenbrück direkt mit einbezogen.
                                                                                             Die Prüfer konnten uns auf die wich-
                                                                                             tigsten Dinge hinweisen. Der Verkauf
      „REGIONAL – NACHHALTIG – BESONDERS“                                                    von Frischfleisch und Fleisch-Dauer-
      Ein Blick ins weitere Sortiment der Markthalle „Alfhauser Dorf(er)leben“               waren erfolgt ausschließlich im ver-
                                                                                             packten Zustand.
      • Kaffee von der Kaffeerösterei Joliente aus Neuenkirchen i.H.                         2017 haben Sie die Markthalle eröff-
      • Mehle vom Biolandhof Bühning aus Schleptrup
                                                                                             net. Wie geht es weiter?
      • Honig aus Westerholte
      • Spargel, Erdbeeren und Äpfel vom Hof Alswede in Menslage-Andorf                      Rudi Gosmann: Nach inzwischen vier
      • Kräuterseitlinge in Bio-Qualität vom Artländer Pilzhof Mejer in Menslage-Halen       Jahren können wir auf Stammkund-
      • handgemachte Nudeln vom Arche-Hof Broxten in Venne                                   schaft vertrauen. Viele davon kom-
      • hausgemachte Speisen im Weckglas vom Partyservice Wolke in Druchhorn                 men aus den Nachbargemeinden
      • Pesto, Dressings und Saucen von Pasta Grande in Wietmarschen                         oder aus Osnabrück. Unsere Aktivitä-
      • Öle aus der Tecklenburger Ölmühle in Ibbenbüren                                      ten stoßen in der Bevölkerung aber
      • Bier aus der Landhaus-Brauerei Borchert in Lünne                                     nicht nur auf Zustimmung. Einige se-
      • Lebensmittel und Spirituosen von „Pistole – Hardcore Food“ aus Badbergen             hen die Markthalle als „etwas, was Alf-
      • Gin aus Kettenkamp
                                                                                             hausen nicht braucht“ an. Trotzdem
      • Tee der Firma „Lebensbaum“ in Diepholz
      • Fleisch von Rind und Wollschwein aus Alfhausen                                       fühlen wir uns bestätigt. Das führte
      • Wild aus heimischer Jagd                                                             dazu, dass wir bald umziehen werden.
                                                                                             Für uns wird in der alten Schule im
      Thiener Straße 19 • 49594 Alfhausen • www.markthallealfhausen.de                       Ortskern ein Ladenlokal mit Neben-
      Öffnungszeiten: freitags 15-18 Uhr, samstags 8-13 Uhr                                  räumen und einer kleinen Showküche
                                                                                             eingerichtet.                        B

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is(s) von hier_SPEISEPLAN

                                                         Nachhaltig
                                                                                                                                        achtet, bewegt gleich drei Hebel: Me-
                                                                                                                                        than, Lachgas und Kohlendioxid. Das
                                                                                                                                        Methan, das bei der Mast entsteht, ist
                                                                                                                                        21-mal schädlicher, das aus dem

                                                          genießen
                                                                                                                                        Dung oder Boden austretende Lach-
                                                                                                                                        gas sogar 300-mal schädlicher als CO2.
                                                                                                                                        Dazu kommen CO2-intensive Trans-
                                                                                                                                        portwege, insbesondere für das Futter
                                                                                                                                        aus Übersee. Für einen klimabewuss-
                                                                                                                                        ten Speiseplan empfiehlt die Deut-
                                                          7 Tipps für Klimaschutz auf dem Teller oder wie                               sche Gesellschaft für Ernährung 300
                                                           maßvoller Genuss den CO2-FUSSABDRUCK                                         bis 600 Gramm Fleisch in der Woche.

                                                                      im Speiseplan verringert.                                                 Nur freitags Fisch
                                                                                                                                                Beim Fischfang zerstören
                                                                                VON SEBASTIAN FOBBE
                                                                                                                                        Schleppnetze die Meeressedimente
                                                                                                                                        am Boden, die weltweit das meiste
                                                                                                                                        CO2 speichern. Gleichzeitig stößt die
                                                          Margarine statt Butter              man dank des Regionalfensters fündig      Großschleppnetzfischerei laut einer
                                                          Da kommen die meisten ins           werden. Ebenfalls spielt die Jahreszeit   Studie der Fachzeitschrift Nature so
                                                    Staunen: Rindfleisch ist nicht der Kli-   eine Rolle, denn saisonale Lebensmit-     viele Klimagase aus wie der globale
                                                    makiller Nummer 1. Laut Ökotest ist       tel schneiden in der Klimabilanz bes-     Flugverkehr. Weniger Fisch und Mee-
                                                    das Butter. Zwei Pfund bringen 24 Ki-     ser ab. Hier kann ein Saisonkalender      resfrüchte zu essen oder darauf zu
                                                    logramm auf die CO2-Waage. Dieselbe       helfen, den man als App auf dem           verzichten, kommt den Ozeanen und
                                                    Menge Rindfleisch kommt auf unge-         Smartphone installieren oder sich         damit dem Klima zugute.
                                                    fähr die Hälfte. Warum das so ist? In     ausgedruckt ins Portemonnaie legen
                                                    einem Kilo Butter stecken 18 Liter        kann. Wer noch ein paar Kilogramm                  Selbst kochen
                                                    Milch, deren Erzeugung Methan aus-        CO2 zusätzlich sparen will, fährt mit              Zerkleinern, verpacken, ein-
                                                    stößt. Dasselbe gilt für Käse, Sahne      dem Rad zum Einkaufen oder geht zu        frieren – jeder Verarbeitungsschritt
                                                    und andere fettreiche Milchprodukte.      Fuß.                                      kostet Energie und schlägt sich damit
                                                    Deshalb: lieber fettarme Molkereipro-                                               negativ auf den ökologischen Fußab-
                                                    dukte konsumieren oder auf pflanzli-            300 bis 600 Gramm Fleisch           druck nieder. Starkverarbeitete Le-
                                                    che Alternativen umsteigen.                     pro Woche                           bensmittel aus der Tiefkühltruhe oder
                                                                                              Wer auf eine fleischarme Ernährung        der Konservenbüchse wirken sich da-
                                                           Obst und Gemüse in                                                           her schlechter aufs Klima aus als
                                                           Bioqualität                                                                   selbstzubereitete Speisen. Ökotest
                                                    Im Vergleich zur konventionellen                                                         rechnet vor: TK-Pommes verbrau-
                                                    Landwirtschaft achtet der Biolandbau                                                        chen beim Aufbacken 5,7 Kilo
                                                    auf einen schonenderen Umgang mit                                                               CO2, frische Kartoffeln da-
                                                    Ressourcen und Natur. Das ist mit                                                                gegen nur 200 Gramm.
                                                    Blick auf den Erhalt intakter Böden
                                                    und der Artenvielfalt entscheidend.                                                                         Wasser
                                                    Im Schnitt verbrauchen Biobauern                                                                            aufsprudeln
                                                    laut einer Greenpeace-Studie 15 bis 20                                                               Wasser aus dem Kran
                                                    Prozent weniger CO2 als ihre Kollegen                                                                zu trinken, spart nicht
                                                    in der herkömmlichen Landwirt-                                                                     nur Müll und Schlep-
                                                    schaft. Beim Kauf von Le-                                                                      perei. Leitungswasser hat
FOTOS: INVINCIBLE_BULLDOG, VICTOR/ISTOCKPHOTO.COM

                                                    bensmitteln lohnt es sich                                                                   auch eine bessere Klima-
                                                    daher, auf Biosiegel zu                                                                    bilanz als Mineralwasser. Eine
                                                    achten.                                                                                    Studie des Zertifizierungs-
                                                                                                                                                dienstleisters GUTCert besagt,
                                                           Regional und                                                                            dass nur 0,35 Gramm CO2
                                                           saisonal                                                                                   pro Liter Leitungswas-
                                                    Kurze Strecken schonen                                                                             ser bei Gewinnung,
                                                    das Klima: Alternativen                                                                            Aufbereitung und
                                                    zu weitgereistem Obst                                                                              Transport entstehen.
                                                    und Gemüse bieten re-                                                                             Mineralwasser schlägt
                                                    gionale Produkte vom                                                                                dagegen mit über
                                                    Wochenmarkt. Auch                                                                                   200 Gramm CO2 zu
                                                    im Supermarkt kann                                                                                  Buche.                B

                                                                                                                                                                                   |7
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is(s) von hier_MARKT-RUNDGANG

      Frisch auf den Tisch
      Immer wieder freitags locken leckeres Obst und Gemüse, der Duft frischer Kräuter oder
          die farbenfrohe Vielfalt der Blumen und Pflanzen zu einem Bummel über den
      BRAMSCHER WOCHENMARKT. Ein prall gefüllter Einkaufskorb voll regionaler Frische.
                                      VON CLAUDIA SARRAZIN | FOTOS PHILIPP HÜLSMANN

     F
                     reitagmorgen, die Son-    Bramscher Marktmeisterin. Beim Ab-
                     ne scheint, und in        kassieren gehört ein Plausch mit den
                     Bramsche haben rund       Standbetreibern dazu, und auch viele
                     dreißig Marktbeschi-      Wochenmarktbesucher kennen
                     cker ihre Stände aufge-   Schmitz.
                     baut. Auf dem Wo-         Sie läuft an einigen Frauen vorbei, die
     chenmarkt gibt es jeden Freitagvor-       mit gefüllten Körben und Taschen in
     mittag von 7 bis 13 Uhr                                 der Hand zum Klön-
     Lebensmittel, südländi-            „Ich liebe           schnack stehengeblieben
     sche und orientalische             regionale            sind. Warum gehen sie
                                                                                           Melanie Schmitz, Marktmeisterin
     Spezialitäten sowie Ge-          Produkte.“             auf den Wochenmarkt?
                                                                                           in Bramsche: Ein Plausch mit den
     würze, Kaffee, Tee, Tro-           RITA GEYER,          „Ich liebe regionale Pro-     Standbetreibern gehört beim
     ckenfrüchte und Nüsse,        MARKTBESUCHERIN dukte“, erklärt Rita Geyer,             Abkassieren dazu
     aber auch Blumen, Klei-                                 während Susanne Le-
     dung und Haushaltswaren.                  wandowsky sagt: „Hier trifft man im-      sich nicht entgehen lassen? Doris Bol-
     Eine, die jeden Freitag auf dem Markt     mer viele Leute und bleibt meist län-     duin empfiehlt den griechischen Feta
     unterwegs ist, ist Melanie Schmitz.       ger als geplant.“                         und Kuchen, während Geyer findet,
     Denn die Mitarbeiterin des Fachbe-        Dagmar Grollmuß hingegen mag am           jeder Stand sei auf seine Art empfeh-
     reichs für Ordnungswesen und Bür-         Wochenmarkt, dass „er so übersicht-       lenswert.
     gerservice der Stadtverwaltung ist die    lich ist“. Und welchen Stand darf man     Vorläufig sind die Blumenstände das

     Renate Kelb, Bio-Backstube Wieruper Hof: An vielen              Michael Kruse, Ökobauer aus Pente: Vor mehr als
     Ständen wird man persönlich angesprochen                        dreißig Jahren als Spinner belächelt

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nächste Ziel von Schmitz. An einem        Wer mag, kann auch Tee, heiße Scho-
verkauft Peter Mader aus Espelkamp        kolade und Kaltgetränke sowie „Ferti-
seit 47 Jahren Topf- und Schnittblu-      ges und Hausgemachtes“ unter ande-
men: „Ich bin jetzt nur noch die Ver-     rem in Form von Kuchen und beleg-
tretung, meine Tochter Tanja Mader        ten Brötchen und Broten erhalten.
macht nun den Stand“, erklärt er und      Apropos Backwaren: Die gibt es in
beantwortet dann doch die Frage, was      Bramsche unter anderem beim Stand
den Bramscher Wochenmarkt aus-            von Familie Heitkönig, die seit über
macht: „Wir haben hier einen sehr         dreißig Jahren auf dem Markt steht,
schönen Verkaufsplatz, und ich kann       und bei der Bio-Backstube Wieruper
hier richtig eine Show machen“, sagt      Hof. An deren Stand arbeitet Renate
er.                                       Kelb seit mindestens fünfzehn Jahren
Bevor er wieder den Marktschreier         hinter dem Tresen. Sie ist der Mei-        ϵ
                                                                                     ЀϻЅЈ
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gibt, fügt er hinzu: „Rosen gehen im-
mer, aber ich sehe zu, dass ich auch
                                          nung: „Der Wochenmarkt in Bram-
                                          sche ist mit der Zeit lebendiger gewor-
                                                                                     ϲ
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stets etwas Neues habe.“ Unabhängig       den. An vielen Ständen wird man per-
davon habe er festgestellt, dass viele    sönlich angesprochen. Hier ist es ein-
Russen und Polen Blumen lieben:           fach sehr nett“, findet die Marktfrau,
„Ein junger Mann kommt                                  deren Artländer Apfel-
jeden Freitag nach der                                  kuchen besonders beliebt
Spätschicht und kauft bei       „Rosen gehen ist.
mir vier Bund Rosen – ei-           immer.“             Am Obst- und Gemüse-
nen für seine Frau, einen          PETER MADER,         stand vom Hof Kruse ste-
für seine Mutter, einen         BLUMENHÄNDLER hen die Kunden bereits
für seine Schwiegermut-                                 Schlange.
ter und einen für die Oma.“               Dann hat Michael Kruse Zeit für ein
Gegenüber von Mader steht Matthias        kurzes Gespräch. Er hat festgestellt,
Witte mit seinem großen Blumen-           dass inzwischen viele Kunden darauf
angebot, zu dem neben frischen            achten, von den Verkäufern produ-
Schnittblumen aktuell Sommerblu-          zierte, „eigene“ und somit auch regio-
men zählen. Die Besonderheit des          nale Produkte zu kaufen. „Wir sind
Bramscher Wochenmarktes sei seine         seit 32 Jahren auf dem Markt, anfangs
Vielfalt, findet Witte und fragt: „Waren  waren wir als Ökobauern die Spinner.
Sie schon bei Kruse?“                     Doch das sind wir schon lange nicht
Auf dem Weg zum Stand von Ökobau-         mehr“, sagt Kruse, der am Bramscher
er Kruse aus Pente verleitet Kaffeeduft   Wochenmarkt „die besondere Atmo-
zum Zwischenstopp bei Lindes Café.        sphäre“ mag und keinen Stand beson-
Dort brühen Linde Müller und ihre         ders hervorheben möchte. Dann ver-         ϰ
                                                                                     ϼЅϹ
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Tochter frisch gerösteten Kaffee in ita-  rät er dennoch: „Zum Frühstücken              ϹϷϿϼϷ
                                                                                            Ϻ Ϸ
                                                                                              Ͽ Ё
lienischen Siebträgermaschinen auf.       gehe ich zu Linde.“                    B

                                                                                                        |9
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                            Selbst ist
                          der Landwirt
            Auf HOF ALSWEDE geht das Gemüse über die eigene Ladentheke. Mit einem
        Hofladen ergreift die Familie Alswede aus Gehrde eine neue Chance. Das bringt viele
        Vorteile mit sich – aber auch Hürden. Wir haben die Landwirte auf ihrem Hof besucht.
                       VON INGO GROSSE-KRACHT UND GERTRUD HEITGERKEN | FOTOS PHILIPP HÜLSMANN

       K
                          artoffeln, Kürbis,     Die Landwirte leben vom Verkauf ih-       Da geht der Landwirt lieber auf die
                          Rote Beete, Blu-       rer Lebensmittel. Der eine Teil des Ge-   Wünsche der Verbraucher ein und
                          men-, Rosen-,          müses geht im eigenen Hofladen über       produziert regional und ökologischer.
                          Weiß- und Rotkohl –    die Theke, der andere Teil geht in den    Seiner Erfahrung nach ist der Ver-
                          über dreißig Gemü-     Großhandel. Der nimmt zwar große          braucher dann auch bereit, dieses
                          sesorten wachsen       Mengen ab, aber „das Problem ist der      Mehr an Einsatz und Qualität zu be-
       auf dem Acker von Familie Alswede.        Preisdruck“, erklärt Frank Alswede.       zahlen. Hauptstandbein des Betriebes
       So weit das Auge reicht, sieht man Far-   „Jeder Erzeuger steht praktisch unter     soll daher die Direktvermarktung wer-
       be und Vielfalt auf dem einhundert        Druck und der eine kann es noch billi-    den. Geplant ist ein 300 Quadratmeter
       Hektar großen Land.                       ger als der andere.“                      großer Verkaufsraum, in dem gemein-

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                                                                                  && ($# ! ((&$ #&" & ($#
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Frank Alswede, Söhne Eike und Arne (Foto linke Seite): Bisher ernährte der                           +  
Betrieb eine, perspektivisch muss er drei Familien versorgen können                                 / ()  ,)()
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sam mit weiteren Partnern ein Voll-     mäßig Prospekte mit aktuellen Ange-
sortiment hochwertiger Lebensmittel     boten veröffentlichen, muss Familie
angeboten wird.                         Alswede selbst kreativ werden. „Man
Mit dabei sind die Zwillingssöhne Eike  muss viel tun, um Kunden zu gewin-
und Arne, die in Osnabrück Landwirt-    nen. Man ruht eigentlich nie“, sagt
schaft studieren und – fast schon un-   Frank Alswede. Ein Beispiel sind
gewöhnlich in heutigen Zeiten – beide   die Grilleimer, die zu Beginn der
den elterlichen Betrieb weiterführen    Saison Grill, Kohle und Steaks der
wollen. Das bedeutet aber auch: „Bis-   Bentheimer Schweine in einem
her musste der Betrieb eine Familie     bereithalten.
versorgen. Perspektivisch müssen        Allein können die Alswedes solche
aber drei Familien davon leben kön-     Aktionen aber nicht umsetzen. Es ist
nen“, rechnet Alswede Senior vor.       zwar nicht immer ganz einfach, Hand-
Diese Zukunft sieht                                        werker zu finden,
die Familie in der            „Man muss viel               die die eigenen Pro-
Direktvermarktung.                                         dukte weiterverar-
                             tun, um Kunden
Eine Schweine- oder
Geflügelmast mit
                           zu gewinnen. Man beiten.                Doch ihr
                                                           Schlachter war ein
etlichen tausend
                          ruht eigentlich nie.“ Glücksgriff. Er kann
Tieren aufbauen,         FRANK   ALSWEDE, LANDWIRT viele Fleischwaren in
das wollte niemand.                                        sehr guter Qualität
Doch es waren die Söhne, die auch die   herstellen, von der Bratwurst über be-
Tierzucht mit in den Betrieb integrier- sagte Grillsteaks bis hin zur Leber-
ten. Neben einigen Hühnern werden       wurst.
inzwischen auch Bentheimer Schwei-      Die Familie ist froh, jemanden wie
ne, Angus- und Galloway-Rinder ge-      ihren Schlachter gefunden zu haben.
züchtet. Die Zucht der Bentheimer       Sie wünschen sich mehr Vernetzung
Schweine ist viel aufwendiger als eine  untereinander im Osnabrücker Land,
herkömmliche Mast. Ein Schwein, das     damit Direktvermarkter wie sie erfah-
auf Hof Alswede geboren wird, lebt      ren, an wen sie sich wenden können,
dort etwa ein Jahr lang, während es in  wenn sie die eigenen Produkte wei-
der konventionellen Haltung ein hal-    terverarbeiten und verpacken lassen
bes Jahr alt wird.                      wollen. Denn mit den hofeigenen
Der Weg in die Direktvermarktung        Eiern ist das noch so eine Sache:
hat aber auch seine beschwerlichen      Für die Verarbeitung der eigenen Eier
Seiten. Während die Discounter regel-   zu Nudeln muss Alswede momentan F

                                                                                                                                    | 11
is(s) von hier_HOFLADEN

                                                                                            rum, den Instagram-Kanal mit aktuel-
                                                                                            len Fotos und Neuigkeiten vom Hof zu
                                                                                            füttern.
                                                                                            Beim Besuch auf dem Hof ist die erste
                                                                                            Hitzewelle des Sommers bereits ange-
                                                                                            kommen und das Gespräch landet
                                                                                            zwangsläufig beim Wetter und Klima-
                                                                                            wandel. „Wir haben immer gesagt, die
                                                                                            trockenen Jahre sind eigentlich die
                                                                                            besseren Jahre bei uns“, erklärt Frank
                                                                                            Alswede. Aber er wird nachdenklicher,
                                                                                            mit Blick auf die beiden letzten sehr
                                                                                            trockenen Sommer.
                                                                                            Zum Glück sind die Böden der Region
                                                                                            relativ fruchtbar. Aber das Thema Be-
                                                                                            regnung wird auch für ihn wichtiger.
                                                                                            So wenig wie möglich möchte er seine
                                                                                            Pflanzen mit künstlichem Regen gie-
                                                                                            ßen, aber gerade Jungpflanzen kom-
                                                                                            men im Gemüsebau ohne Beregnung
                                                                                            nicht aus. Die Starkregenereignisse
            Heike Alswede in ihrem Hofladen: Die Herausforderungen sind groß,               bringen den Pflanzen nichts. Dieses
            genauso wie der Tatendrang der Alswedes                                         Jahr mussten die Alswedes ihre Kür-
                                                                                            bisse schon einmal nachpflanzen, die
            noch bis ins 150 Kilometer entfernte    Für Landwirt Frank Alswede ist ent-     ersten Sprosse hatte ein Hagelschauer
            Walsrode fahren.                        scheidend, Transparenz für den Kun-     zerstört.
            Wird das landwirtschaftliche Urpro-     den zu schaffen. Man kann sich auf      Die Landwirte sind von ihren Produk-
            dukt weiterverarbeitet, gelten auch     dem Betrieb umsehen und sich selbst     ten überzeugt, wollen ihren Kunden
            andere Vorschriften zur Hygiene, zur                                            jeden Wunsch erfüllen und auch mög-
            Produkthaftung oder zur Besteue-                                                lichst ökologisch arbeiten. Der Antrag
            rung. Man muss an sehr viel denken,
                                                     Einblicke zu gewähren                  auf Biozertifizierung ist hoffentlich
            wenn man den Weg der Direktver-
                                                       schafft Vertrauen.                   bald genehmigt. Je länger man sich
            marktung wählt. Nicht ganz unwichtig                                            mit Familie Alswede unterhält, desto
            für einen Landwirt ist auch, dass man   ein Bild von den Haltungs- und An-      mehr begreift man, wie sehr sie für
            sich schnell in den Bereich der ge-     baumethoden machen: „Das ist mit-       ihre Sache brennt. Nachhaltigkeit,
            werblichen Produktion und des ge-       unter wichtiger als irgendein Label“,   Direktvermarktung, Transparenz:
            werblichen Handels begibt, sobald       findet er. Einblicke zu gewähren        Die Herausforderungen sind groß –
            man die eigenen Lebensmittel weiter-    schafft Vertrauen. Währenddessen        genauso wie der Tatendrang der
            verarbeitet.                            kümmern sich die beiden Söhne da-       Alswedes.                             B

                                             

                                                                                                                    
                                                                                                     
is(s) von hier_AGRARWISSENSCHAFTEN

Wachstum ohne Erde, Luft und Sonnenlicht? Die Pflanze bekommt aus dem Wasser die gelösten Nährstoffe
und kann diese viel besser erschließen als im gewachsenen Boden

                   „Wir können
                     Pflanze“
        An der Hochschule Osnabrück erforscht die AG „Growing Knowledge“ wie
        AGRARSYSTEME DER ZUKUNFT aussehen könnten. Andreas Ulbrich und
           Inse Rosenbusch über Pflanzen, die ohne Erde in Regalen wachsen.
                VON INGO GROSSE-KRACHT UND GERTRUD HEITGERKEN | FOTOS PHILIPP HÜLSMANN

Sie forschen an neuen Formen des          schaft entsprechen, neue pflanzliche   zenbau sinnvoll steuern? Also wie
Gemüsebaus. Was treibt Sie an?            Lebensmittel aber regional und res-    kann man Licht, CO2 oder Wärme effi-
Andreas Ulbrich: Bald werden zwei         sourceneffizient produzieren.          zient einsetzen und welche Pflanze er-
Drittel der Weltbevölkerung in Städ-                                             gibt in einem jeweiligen System Sinn?
ten leben und sie werden veränderte                                              Unser Motto ist: „Wir können Pflanze“
Essgewohnheiten haben. Diesen
                                             „Was uns besonders                  und davon ausgehend denken wir in
Wandel wollen wir begleiten. Essge-
                                             reizt, ist das Indoor-              Bezug auf die Entwicklung von Kultur-
wohnheiten werden globaler, aber die          Vertical-Farming.“                 systemen. Unser Ziel sind standardi-
Süßkartoffel wird zum Beispiel eigent-           INSE ROSENBUSCH                 sierte Produkte und wir denken dabei
lich nicht hier angebaut. Und wenn sie                                           beispielsweise an Wasserlinsen oder
im Freiland angebaut wird, ist sie zwar   Inse Rosenbusch: Uns treibt die Fra-   Süßkartoffeln und weitere alternative
temperaturtoleranter, aber auch ge-       ge an: Wie können wir in Zukunft       Protein- und Kohlenhydratquellen.
schmacklich weniger interessant. Wir      pflanzliche Lebensmittel ressourcen-   Welche Auswirkungen hat der Kli-
wollen dem globalen Tun der Gesell-       effizient produzieren und den Pflan-   mawandel auf die Landwirtschaft im F

                                                                                                                          | 13
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                                                                                           Stichwort Hydroponik: Alle Nähr-
                                                                                           stoffe, alles Wasser wird wieder
                                                                                           aufgefangen und rezirkuliert,
                                                                                           Faktoren wie CO2, Temperatur
                                                                                           oder Luftfeuchte werden intelligent
                                                                                           gesteuert

        Osnabrücker Land?                       ming. Was versteht man darunter?           das Indoor-Vertical-Farming. Dabei
        Andreas Ulbrich: Wir merken, dass       Inse Rosenbusch: Beim Indoor-Far-          geht es auch um den sinnvollen Ein-
        wir übers Jahr gesehen weniger Nie-     ming werden Lebensmittel in ge-            satz von Fläche als Ressource.
        derschlag haben. Es gibt mehr Nieder-   schlossenen Nährstoffkreisläufen an-       Andreas Ulbrich: Wenn wir im Frei-
        schläge auf einem kurzen Zeitraum       gebaut, abseits von natürlichem Licht.     land unter normalen Bedingungen
        und dann lange Trockenzeiten. Und       Ein Stichwort ist Hydroponik: Alle         Salat kultivieren und dann in die Ver-
        zweitens haben wir deutlich veränder-   Nährstoffe, alles Wasser wird wieder       tikale gehen, zum Beispiel mit Salat
        te Temperaturen, mittlerweile Tages-    aufgefangen und rezirkuliert. Weitere      im Gewächshaus, kann man die Flä-
        spitzenwerte von 40 Grad. Und wir ha-   Faktoren wie CO2, Temperatur oder          che 1,5-fach stärker nutzen. Das ist er-
        ben sogenannte Tropennächte, was        Luftfeuchte werden intelligent gesteu-     heblich.
        bedeutet, dass die Nachttemperaturen    ert. Durch Indoor-Farming kann man         Können Pflanzen wirklich ohne Er-
        über 20 Grad bleiben. Diese Klimaver-   das ganze Jahr über produzieren. Das       de wachsen? Brauchen sie nicht Luft
        änderungen ma-                                             bietet den Vorteil,     und Sonnenlicht?
        chen den regiona-
        len Anbau von Ge-
                                „Die große Vision ist durch                Standardisie-
                                                                   rung und Regelbar-
                                                                                           Andreas Ulbrich: Das braucht man
                                                                                           wirklich nicht. Die Pflanze bekommt
        müseprodukten
                               beispielsweise eine In- keit, Ressourcen                    aus dem Wasser die gelösten Nähr-
        deutlich schwerer.
                                door-Farm, in die die wie Wasser, Nähr-                    stoffe und kann diese viel besser er-
        Blattsalate mögen      Keimlinge      automatisch stoffe und Wärme                 schließen als im gewachsenen Boden.
        diese Veränderun-          hineinfahren…“                  deutlich effizienter    Der Boden dient eigentlich nur als
        gen überhaupt                ANDREAS ULBRICH               einsetzen zu kön-       Haltestandort, damit sich die Pflanze
        nicht. Deswegen                                            nen. Und wenn wir       verankern kann. Aber in hydroponi-
        muss man schauen, wann, wo und wie      eine Pflanze mit Indoor-Farming pro-       schen Systemen wird ihr da geholfen:
        überhaupt der Nachfrage nach Blatt-     duzieren, dann wollen wir die gesam-       Wir halten sie. Und im gewachsenen
        salat regional entsprochen werden       te Pflanze verwerten. Man denkt dabei      Boden sind nur rund 50 Prozent des
        kann. Aus diesen Gründen entwickeln     oft an Salat oder Kräuter. Wir denken      Wassers für die Pflanze erschließbar.
        wir neue Kulturkonzepte und -syste-     aber auch an die künftige Welternäh-       Der Rest ist fest an Bodenpartikel ge-
        me, um diesen Klimaveränderungen        rung und deshalb zum Beispiel an           bunden. In einem wassergeführten
        im regionalen Raum erfolgreich zu be-   kohlenhydratreiche Pflanzen wie die        System sind 100 Prozent des Wassers
        gegnen.                                 Süßkartoffel oder die Moringa-Pflan-       pflanzenverfügbar. Das stresst die
        Sie forschen im Bereich Indoor-Far-     ze. Was uns aber besonders reizt, ist      Pflanze überhaupt nicht und lässt sie

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sammenschluss mit Forschern und               der aufgefangen und der Kreislauf ist
                                            Unternehmen aus dem Pflanzenbau               ansatzweise geschlossen. Das sind
                                            und aus technischen Feldern.                  unsere Traumvorstellungen und da-
                                            Warum ist es wichtig, Kreisläufe zu           ran müssen wir weiterarbeiten.
                                            schließen? Wie sehen Beispiele für            Wie sieht aus Ihrer Sicht die Land-
                                            eine Landwirtschaft mit geschlosse-           wirtschaft in unserer Region im Jahr
                                            nen Kreisläufen aus?                          2050 aus?
                                            Andreas Ulbrich: Es ist wichtig, wenn         Andreas Ulbrich: Die große Vision ist
                                            wir klimaneutraler und nachhaltiger           beispielsweise eine Indoor-Farm, in
                                            werden wollen. Wir versuchen das im           die die Keimlinge automatisch hinein-
                                            Forschungsprogramm „Agrarsysteme              fahren. Die Pflanzen wachsen im In-
                                            der Zukunft“. Welche energetischen            neren und kommen automatisch als
                                            und stofflichen Ressourcen können             fertiges Produkt wieder heraus. Die
                                            wir in die Produktion pflanzlicher und        Entwicklung wird aber sicher noch ei-
                                            tierischer Produkte einbringen und            nige Jahre dauern. Ganz wichtig: Wir
                                            wo Kreisläufe schließen? Ein Beispiel         müssen einen Weg finden, das mit
                                            ist das Projekt SUSKULT, wo wir Nähr-         dem Verbraucher und der Gesell-
                                            stoffe aus einem Klärwerk in eine ur-         schaft gemeinsam zu entwickeln, da-
                                            bane Pflanzenproduktion einbringen            mit es wertgeschätzt und auch gerne
                                            wollen. Und in einem DBU-Projekt              gekauft wird.
                                            nutzen wir die Flüssigphase der Gülle         Inse Rosenbusch: Was vielleicht von
                                            als Nährstoffquelle für eine vertikale        unseren Visionen in naher Zukunft
Andreas Ulbrich, Professor für              Indoorkultivierung von Wasserlinsen           schon real werden kann, ist der verti-
Gemüseproduktion und Verarbei-              – erstmalig auch so gedacht, dass die-        kale Anbau im Gewächshaus. Wir ha-
tung, und Inse Rosenbusch,                  se Wasserlinsen als Tierfutter, alterna-      ben sehr viel Hülle, die absolut unge-
Projektmanagerin AG Growing
Knowledge: Erforschen Möglich-              tiv zum Soja, für zum Beispiel Schwei-        nutzt ist. Da haben wir andere Ideen
keiten, neue pflanzliche Lebens-            ne verwendet werden. Die dann ent-            und ich vermute, dass das im Jahr
mittel regional und ressourcen-             stehenden Exkremente werden wie-              2050 gelebte Realität ist.            B
effizient zu produzieren

besser wachsen.
In Indoor-Systemen kann man
Pflanzen auch absichtlich stressen.
Was steckt dahinter?
                                                                        
                                                                        
                                                                                         
                                                                                                     
                                                                                                                       
                                                                                                                          
                                                                                                                                    
Inse Rosenbusch: Wenn Pflanzen ge-
zielt gestresst werden, bilden sie unter
anderem bestimmte und gesunde In-
haltsstoffe stärker aus. Licht ist da ein                                                                                      9336* & 3$,*1
großes Thema. Pflanzen nehmen die
                                                                                                            &2 (&2* 9$ 963 9#2 93
verschiedenen Farbspektren wahr,
                                                                                                             /2$* & 9*3 "2* 29 *
setzen sie um und produzieren, wenn
wir sie „ärgern“, gewisse sekundäre In-
haltstoffe, die wir entweder speziell                                     
                                                                        
extrahieren oder die die Pflanze op-                                        
                                                                                                                   
tisch schöner machen. Da ist viel
                                                                                             1
möglich. Wir können Inhaltsstoffe
                                                                           *"& # 
speziell triggern und dafür sorgen,
dass die Pflanze gewisse Inhaltsstoffe
in besonderem Ausmaße produziert.                                       &2 29* 9*3 33
D‘‘‹Uh± " )‹‹)_
                                 

  ‘Ćëý äŝŊßăÄŕĠëĢ ĆĢ äëŊ
  ‹īĘëŊëĢÄˎ ŎīĢĢŕÄþŎ äŝŊßă
  äĆë þëĴýýĢëŕëĢ
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