Is(s) von hier - Entdecke die Vielfalt der Region Nachhaltig einkaufen und genießen - Landkreis Osnabrück
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ZUM MITNEHMEN Is(s) von hier Entdecke die Vielfalt der Region Nachhaltig einkaufen und genießen GENUSSWELT HOFLADEN RUNDGANG Gutes aus der Nachbarschaft Selbst ist der Landwirt Frisch auf den Tisch Markthalle Alfhausen – Mitinitiator Warum Familie Alswede in die Buntes Treiben – ein Bummel über Rudi Gosmann im Gespräch Direktvermarktung einsteigt den Wochenmarkt in Bramsche
is(s) von hier_ILEK-THEMENJAHR Regionales FOTO: REM NOL neu entdecken Die Vielfalt regionaler Produkte in den Fokus rücken – ILEK-THEMENJAHR 2021 „REGIONAL!“ im Nordkreis I n den vier Samtgemeinden Artland, Bersenbrück, Fürstenau und Neuenkirchen steht das Jahr 2021 als „ILEK-Themenjahr“ unter dem Motto „Regional!“. In diesem Jahr sollen die Vielfalt, Bedeutung und Vorteile regionaler Lebensmittel und weiterer Produkte im Nord- kreis Osnabrück in den Fokus gerückt und entsprechende Erzeuger und Anbieter gestärkt werden. Regionale Produk- te sind nicht nur gut für Klima und Umwelt, sondern Zudem unterstützt die ILEK-Region den Landkreis aktiv bei fördern auch die regionale Wertschöpfung und leisten so der Bewerbung und Bekanntmachung der Regio-App einen wichtigen Beitrag zur regionalen Identität und Ent- durch die Ansprache von Verkaufsstellen im Nördlichen wicklung. Osnabrücker Land. Aber auch bestehende Bildungs- und Neben der Durchführung einer Online-Befragung zum Informationsangebote rund um regionale Lebensmitteler- Thema „Regionale Produkte“ fand ein Runder Tisch mit zeugung, die sich an „kleine und große“ Bürgerinnen und interessierten Erzeugern und Anbietern regionaler Bürger richten, werden gezielt beworben. Produkte statt. Es sollten Angebote und Aktivitäten ent- ILEK-Region „Nördliches Osnabrücker Land“ wickelt werden, die Erzeugern und Anbietern regionaler Tel. 0441 80994-60 Produkte wirklich weiterhelfen und auch der Bevölkerung Mail: rem@ilek-nol.de das Thema näherbringen. www.ilek-nol.de Jetzt regional genießen mit der RegioApp klimafreundlich essen und Erzeuger aus dem Osnabrücker Land stärken www.regioapp.org
is(s) von hier_EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser! D ie Verminderung von Treibhausgasemissionen ist die wichtigste He- rausforderung unserer Zeit. Die EU will bis 2050 klimaneutral werden. Für Deutschland haben die Verfassungsrichter in Karlsruhe Klimaneu- tralität verbindlich gemacht und den Weg dorthin konkretisiert. 4 Und natürlich findet Klimaschutz auch regional statt. Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, und die Art und Weise, wie Landwirtschaft arbeitet, haben einen Einfluss auf unser Klima. Etwa 15% unseres CO2-Fußabdrucks ergeben sich aus unserer Ernährung. Diese Ausgabe der „Is(s) von hier“ gibt Tipps für eine klima- bewusste Ernährung und stellt Landwirte aus der Region vor, die an Lösungen für die Zukunft arbeiten. Die Corona-Pandemie hat einen regelrechten Boom für regionale Produkte aus- gelöst. Doch was, wenn der Erzeuger von nebenan keinen Hofladen hat? In die- ser Ausgabe stellt sich die Markthalle Alfhausen vor. Dort haben sich mehrere Menschen in einem Gemeinschaftsprojekt zusammengetan und mit dem Dorf- 10 laden einen zentralen Umschlagplatz für regionale Produkte organisiert, den auch Landwirte ohne eigenen Hofladen beliefern können. Auch die Wochen- märkte in der Region erfreuen sich wieder zunehmender Beliebtheit, wie ein Gang über den Bramscher Wochenmarkt zeigt. Es macht Spaß, beim Einkaufen direkt mit den Erzeugern ins Gespräch zu kommen. Immer mehr Landwirte geben sich Mühe, klimaschonender und nachhaltiger zu produzieren. Doch der Mehraufwand muss vom Abnehmer auch honoriert wer- den. Landwirt Frank Alswede – der „is von hier“, nämlich aus Gehrde – erklärt bei einem Besuch auf seinem Hof, warum er in die Direktvermarktung einsteigt, und erläutert, wo er den Klimawandel bereits auf dem Acker spürt. Zu den Folgen des Klimawandels wird auch an der Hochschule Osnabrück ge- 13 forscht. In Haste beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Frage, wie sich Anbaumethoden an die neuen Klimabedingungen an- passen müssen und gleichzeitig die Ernährung einer stetig wachsenden Weltbe- völkerung gesichert werden kann. Die Arbeitsgruppe „Growing Knowledge“ forscht an neuen Systemen zum Indoor-Farming und erklärt, wie ganzjährig re- gional produziert werden könnte. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! INHALT 02 ILEK-THEMENJAHR Regionales neu entdecken IMPRESSUM 04 GENUSSWELT Herausgeber Anzeigen-/Werbeverkauf Gutes aus Landkreis Osnabrück MSO Medien-Service GmbH & Co. KG Am Schölerberg 1, 49082 Osnabrück Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück der Nachbarschaft Geschäftsführer: Sven Balzer Redaktion E-Mail: anzeigen@mso-medien.de 07 SPEISEPLAN NOW-Medien GmbH & Co. KG Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück Nachhaltig genießen Gestaltung und Produktion in Zusammenarbeit mit bvw werbeagentur + verlag GmbH 08 MARKT-RUNDGANG Landkreis Osnabrück Möserstraße 27, 49074 Osnabrück Referat für Strategische Planung Frisch auf den Tisch Gertrud Heitgerken und Ingo Große-Kracht Druck Am Schölerberg 1, 49082 Osnabrück MEO Media GmbH 10 HOFLADEN Boschstraße 38, 48369 Saerbeck Selbst ist der Landwirt V.i.S.d.P. Landkreis Osnabrück/Burkhard Riepenhoff Titelfoto: Valeriy G/istockphoto.com 13 AGRARWISSENSCHAFTEN „Wir können Pflanze“ |3
is(s) von hier_GENUSSWELT Gutes aus der Nachbarschaft Die Markthalle „ALFHAUSER DORF(ER)LEBEN“ bietet einen zentralen Umschlagplatz für regionale, nachhaltige Lebensmittel. Wir trafen Mitinitiator Rudi Gosmann sowie Silke Poesthorst und Markus Knuf, die die Markthalle mit ihren Produkten beliefern. INTERVIEW: GERTRUD HEITGERKEN UND INGO GROSSE-KRACHT | FOTOS: PHILIPP HÜLSMANN Was steckt hinter der Idee, eine kauf nur noch selten Ort der Kommu- dere regionale und nachhaltig produ- Markthalle in Alfhausen zu grün- nikation oder Anlaufpunkt für beson- zierte Produkte im Ort zu schaffen. den? dere Lebensmittel und Ideen. Die Wa- Wir, das sind vier gestandene Kerle im Rudi Gosmann: Im ländlichen Raum renangebote gleichen sich, wirken besten Alter mit einem Hang zu gutem haben sich die Strukturen in den letz- eintönig, auswechselbar und langwei- Essen und Trinken. Einer ist als Züch- ten Jahren gewandelt. Trotz zwei Ein- lig. So entstand bei uns der Gedanke, ter von Limousin-Rindern dabei, ich kaufsmärkten in Alfhausen ist der Ein- selbst einen kleinen Laden für beson- selbst engagiere mich in der Erhal- tungsarbeit alter und bedrohter Haus- tierrassen und habe selbst 25 Jahre RUDI GOSMANN, MITINITIATOR DER MARKT- lang Wollschweine gezüchtet. Es dau- HALLE „ALFHAUSER DORF(ER)LEBEN“: erte über ein Jahr, bis ein Gesamtkon- „Ein Tante-Emma-Laden hätte zept entwickelt war. Ein Tante-Emma- in diesem Dorf mit zwei Laden hätte in diesem Dorf mit zwei Vollsortimentern keine Vollsortimentern keine Chance ge- Chance gehabt. Unsere habt. Unsere Markthalle soll erlesene Markthalle soll erlesene Lebensmittel anbieten ebenso wie den Raum für Veranstaltungen und Lebensmittel anbieten Events schaffen und das Wir-Gefühl ebenso wie den Raum stärken. für Veranstaltungen und Was ist die Motivation für Ihr Enga- Events schaffen und das gement? Wir-Gefühl stärken.“ Rudi Gosmann: Es geht um Lebens- mittel, also um Mittel zum Leben! Heute leben wir im Überfluss. Hinzu kommt ein Verpackungswahn, der die absurdesten Blüten treibt. Da werden Eier gekocht, gepellt und in Folie ver- packt angeboten – dabei hat die Natur dieses wertvolle Lebensmittel mit ei- ner eigenen, von der Henne produ- zierten, optimalen Verpackung verse- hen. Wohin wird uns dieser Wahnsinn noch treiben? Verpackung ist gut, aber nur dort, wo sie auch notwendig ist. Lebensmittel werden um den halben Erdball transportiert, um sie hier bei uns zu Dumpingpreisen anzubieten, und wir tun Gleiches mit unseren überschüssigen Fleischprodukten und machen dem Kleinbauern in Afrika den Markt kaputt. 4|
FOTO: ALEXANDER WINKLER SILKE POEST- HORST, DAHLHORS- TER HOF IN BADBERGEN: „Ich freue mich, meine Produkte in der Markthalle auch einem breiteren Publikum in unserer Region zugänglich machen zu können. Außerdem finde ich diese gemeinsamen Vermarktungs- projekte sehr unterstützenswert.“ Welche Produkte gibt es in der Markthalle zu kaufen und welche Kriterien sollten diese erfüllen? Rudi Gosmann: Wir alle sollten um- denken und uns an die guten Lebens- mittel erinnern, die auch heute noch direkt um die Ecke produziert werden. Eines der Produkte in der Markthalle ist das Brot vom „Knuf-Bäcker“ aus Voltlage. Außerdem werden Frucht- aufstriche exklusiv für uns in einer kleinen Manufaktur in der Nähe her- gestellt. Die Früchte dazu liefern wir teilweise selbst aus unseren eigenen Gärten. Schafskäse entsteht auf dem „Dahlhorster Hof“ in Badbergen. Un- sere Kuh- und Ziegenmilchprodukte kommen von der Hofkäserei Denne- mann in der Grafschaft Bentheim. Das Gemüse liefern uns „Die Gemüsegärt- ner“ aus Kalkriese. Wie definieren Sie „regionale Le- bensmittel“ für Ihr Angebot? Rudi Gosmann: Der Begriff „Regiona- F |5
is(s) von hier_GENUSSWELT FOTO: RUDI GOSMANN MARKUS KNUF, KNUF BÄCKER IN VOLTLAGE: „Als Bio-Handwerksbäcker liegt uns die Nahversorgung besonders am Herzen. Wir ver- wenden regionale Getreide, die teilweise aus dem Osnabrücker Land kommen. Außerdem backen wir ein wechselndes Aktionsbrot mit verschiedenen Zutaten von umliegenden Höfen.“ lität“ ist nicht verbindlich definiert. Wintermonaten nur ein paar Kohl- glieder kaufen sich dabei mit einem Zunächst mal sind es Produkte, die köpfe, Möhren und Steckrüben im Anteil ein und können weitere Anteile geographisch begrenzt sind und aus Regal liegen, bleibt der Kunde weg! hinzukaufen. Das Kapital bleibt erhal- einem Umkreis von ca. 50 km kom- Spargel und Erdbeeren zu Weihnach- ten, Dividenden werden ausgezahlt men. Außerdem sollten die für die ten wird es bei uns aber dennoch oder hinzugerechnet. Wir haben aktu- Produktion eines Lebensmittels be- nicht geben. ell 109 Mitglieder mit insgesamt 289 nötigten Zutaten überwiegend aus Warum haben Sie sich für eine Ge- Geschäftsanteilen. dieser Region stammen und dort auch nossenschaft als Gesellschaftsform Welche Auflagen müssen Sie zum verarbeitet werden. Es ist nicht ein- entschieden? Beispiel bezüglich Hygiene (Frisch- fach, das komplette Warensortiment Rudi Gosmann: Wir brauchten für fleisch) erfüllen? auf diese Auswahl zu begrenzen. unser Vorhaben ein gewisses Start- Rudi Gosmann: Wir haben bei der Der Kunde erwartet einfach ein aus- kapital, insofern lag es nahe, eine Planung die Lebensmittelaufsicht aus reichendes Angebot. Wenn in den Genossenschaft zu gründen. Die Mit- Bersenbrück direkt mit einbezogen. Die Prüfer konnten uns auf die wich- tigsten Dinge hinweisen. Der Verkauf „REGIONAL – NACHHALTIG – BESONDERS“ von Frischfleisch und Fleisch-Dauer- Ein Blick ins weitere Sortiment der Markthalle „Alfhauser Dorf(er)leben“ waren erfolgt ausschließlich im ver- packten Zustand. • Kaffee von der Kaffeerösterei Joliente aus Neuenkirchen i.H. 2017 haben Sie die Markthalle eröff- • Mehle vom Biolandhof Bühning aus Schleptrup net. Wie geht es weiter? • Honig aus Westerholte • Spargel, Erdbeeren und Äpfel vom Hof Alswede in Menslage-Andorf Rudi Gosmann: Nach inzwischen vier • Kräuterseitlinge in Bio-Qualität vom Artländer Pilzhof Mejer in Menslage-Halen Jahren können wir auf Stammkund- • handgemachte Nudeln vom Arche-Hof Broxten in Venne schaft vertrauen. Viele davon kom- • hausgemachte Speisen im Weckglas vom Partyservice Wolke in Druchhorn men aus den Nachbargemeinden • Pesto, Dressings und Saucen von Pasta Grande in Wietmarschen oder aus Osnabrück. Unsere Aktivitä- • Öle aus der Tecklenburger Ölmühle in Ibbenbüren ten stoßen in der Bevölkerung aber • Bier aus der Landhaus-Brauerei Borchert in Lünne nicht nur auf Zustimmung. Einige se- • Lebensmittel und Spirituosen von „Pistole – Hardcore Food“ aus Badbergen hen die Markthalle als „etwas, was Alf- • Gin aus Kettenkamp hausen nicht braucht“ an. Trotzdem • Tee der Firma „Lebensbaum“ in Diepholz • Fleisch von Rind und Wollschwein aus Alfhausen fühlen wir uns bestätigt. Das führte • Wild aus heimischer Jagd dazu, dass wir bald umziehen werden. Für uns wird in der alten Schule im Thiener Straße 19 • 49594 Alfhausen • www.markthallealfhausen.de Ortskern ein Ladenlokal mit Neben- Öffnungszeiten: freitags 15-18 Uhr, samstags 8-13 Uhr räumen und einer kleinen Showküche eingerichtet. B 6|
is(s) von hier_SPEISEPLAN Nachhaltig achtet, bewegt gleich drei Hebel: Me- than, Lachgas und Kohlendioxid. Das Methan, das bei der Mast entsteht, ist 21-mal schädlicher, das aus dem genießen Dung oder Boden austretende Lach- gas sogar 300-mal schädlicher als CO2. Dazu kommen CO2-intensive Trans- portwege, insbesondere für das Futter aus Übersee. Für einen klimabewuss- ten Speiseplan empfiehlt die Deut- 7 Tipps für Klimaschutz auf dem Teller oder wie sche Gesellschaft für Ernährung 300 maßvoller Genuss den CO2-FUSSABDRUCK bis 600 Gramm Fleisch in der Woche. im Speiseplan verringert. Nur freitags Fisch Beim Fischfang zerstören VON SEBASTIAN FOBBE Schleppnetze die Meeressedimente am Boden, die weltweit das meiste CO2 speichern. Gleichzeitig stößt die Margarine statt Butter man dank des Regionalfensters fündig Großschleppnetzfischerei laut einer Da kommen die meisten ins werden. Ebenfalls spielt die Jahreszeit Studie der Fachzeitschrift Nature so Staunen: Rindfleisch ist nicht der Kli- eine Rolle, denn saisonale Lebensmit- viele Klimagase aus wie der globale makiller Nummer 1. Laut Ökotest ist tel schneiden in der Klimabilanz bes- Flugverkehr. Weniger Fisch und Mee- das Butter. Zwei Pfund bringen 24 Ki- ser ab. Hier kann ein Saisonkalender resfrüchte zu essen oder darauf zu logramm auf die CO2-Waage. Dieselbe helfen, den man als App auf dem verzichten, kommt den Ozeanen und Menge Rindfleisch kommt auf unge- Smartphone installieren oder sich damit dem Klima zugute. fähr die Hälfte. Warum das so ist? In ausgedruckt ins Portemonnaie legen einem Kilo Butter stecken 18 Liter kann. Wer noch ein paar Kilogramm Selbst kochen Milch, deren Erzeugung Methan aus- CO2 zusätzlich sparen will, fährt mit Zerkleinern, verpacken, ein- stößt. Dasselbe gilt für Käse, Sahne dem Rad zum Einkaufen oder geht zu frieren – jeder Verarbeitungsschritt und andere fettreiche Milchprodukte. Fuß. kostet Energie und schlägt sich damit Deshalb: lieber fettarme Molkereipro- negativ auf den ökologischen Fußab- dukte konsumieren oder auf pflanzli- 300 bis 600 Gramm Fleisch druck nieder. Starkverarbeitete Le- che Alternativen umsteigen. pro Woche bensmittel aus der Tiefkühltruhe oder Wer auf eine fleischarme Ernährung der Konservenbüchse wirken sich da- Obst und Gemüse in her schlechter aufs Klima aus als Bioqualität selbstzubereitete Speisen. Ökotest Im Vergleich zur konventionellen rechnet vor: TK-Pommes verbrau- Landwirtschaft achtet der Biolandbau chen beim Aufbacken 5,7 Kilo auf einen schonenderen Umgang mit CO2, frische Kartoffeln da- Ressourcen und Natur. Das ist mit gegen nur 200 Gramm. Blick auf den Erhalt intakter Böden und der Artenvielfalt entscheidend. Wasser Im Schnitt verbrauchen Biobauern aufsprudeln laut einer Greenpeace-Studie 15 bis 20 Wasser aus dem Kran Prozent weniger CO2 als ihre Kollegen zu trinken, spart nicht in der herkömmlichen Landwirt- nur Müll und Schlep- schaft. Beim Kauf von Le- perei. Leitungswasser hat FOTOS: INVINCIBLE_BULLDOG, VICTOR/ISTOCKPHOTO.COM bensmitteln lohnt es sich auch eine bessere Klima- daher, auf Biosiegel zu bilanz als Mineralwasser. Eine achten. Studie des Zertifizierungs- dienstleisters GUTCert besagt, Regional und dass nur 0,35 Gramm CO2 saisonal pro Liter Leitungswas- Kurze Strecken schonen ser bei Gewinnung, das Klima: Alternativen Aufbereitung und zu weitgereistem Obst Transport entstehen. und Gemüse bieten re- Mineralwasser schlägt gionale Produkte vom dagegen mit über Wochenmarkt. Auch 200 Gramm CO2 zu im Supermarkt kann Buche. B |7
is(s) von hier_MARKT-RUNDGANG Frisch auf den Tisch Immer wieder freitags locken leckeres Obst und Gemüse, der Duft frischer Kräuter oder die farbenfrohe Vielfalt der Blumen und Pflanzen zu einem Bummel über den BRAMSCHER WOCHENMARKT. Ein prall gefüllter Einkaufskorb voll regionaler Frische. VON CLAUDIA SARRAZIN | FOTOS PHILIPP HÜLSMANN F reitagmorgen, die Son- Bramscher Marktmeisterin. Beim Ab- ne scheint, und in kassieren gehört ein Plausch mit den Bramsche haben rund Standbetreibern dazu, und auch viele dreißig Marktbeschi- Wochenmarktbesucher kennen cker ihre Stände aufge- Schmitz. baut. Auf dem Wo- Sie läuft an einigen Frauen vorbei, die chenmarkt gibt es jeden Freitagvor- mit gefüllten Körben und Taschen in mittag von 7 bis 13 Uhr der Hand zum Klön- Lebensmittel, südländi- „Ich liebe schnack stehengeblieben sche und orientalische regionale sind. Warum gehen sie Melanie Schmitz, Marktmeisterin Spezialitäten sowie Ge- Produkte.“ auf den Wochenmarkt? in Bramsche: Ein Plausch mit den würze, Kaffee, Tee, Tro- RITA GEYER, „Ich liebe regionale Pro- Standbetreibern gehört beim ckenfrüchte und Nüsse, MARKTBESUCHERIN dukte“, erklärt Rita Geyer, Abkassieren dazu aber auch Blumen, Klei- während Susanne Le- dung und Haushaltswaren. wandowsky sagt: „Hier trifft man im- sich nicht entgehen lassen? Doris Bol- Eine, die jeden Freitag auf dem Markt mer viele Leute und bleibt meist län- duin empfiehlt den griechischen Feta unterwegs ist, ist Melanie Schmitz. ger als geplant.“ und Kuchen, während Geyer findet, Denn die Mitarbeiterin des Fachbe- Dagmar Grollmuß hingegen mag am jeder Stand sei auf seine Art empfeh- reichs für Ordnungswesen und Bür- Wochenmarkt, dass „er so übersicht- lenswert. gerservice der Stadtverwaltung ist die lich ist“. Und welchen Stand darf man Vorläufig sind die Blumenstände das Renate Kelb, Bio-Backstube Wieruper Hof: An vielen Michael Kruse, Ökobauer aus Pente: Vor mehr als Ständen wird man persönlich angesprochen dreißig Jahren als Spinner belächelt 8|
nächste Ziel von Schmitz. An einem Wer mag, kann auch Tee, heiße Scho- verkauft Peter Mader aus Espelkamp kolade und Kaltgetränke sowie „Ferti- seit 47 Jahren Topf- und Schnittblu- ges und Hausgemachtes“ unter ande- men: „Ich bin jetzt nur noch die Ver- rem in Form von Kuchen und beleg- tretung, meine Tochter Tanja Mader ten Brötchen und Broten erhalten. macht nun den Stand“, erklärt er und Apropos Backwaren: Die gibt es in beantwortet dann doch die Frage, was Bramsche unter anderem beim Stand den Bramscher Wochenmarkt aus- von Familie Heitkönig, die seit über macht: „Wir haben hier einen sehr dreißig Jahren auf dem Markt steht, schönen Verkaufsplatz, und ich kann und bei der Bio-Backstube Wieruper hier richtig eine Show machen“, sagt Hof. An deren Stand arbeitet Renate er. Kelb seit mindestens fünfzehn Jahren Bevor er wieder den Marktschreier hinter dem Tresen. Sie ist der Mei- ϵ ЀϻЅЈ Ϻ Ͼ ЂІ϶ϼϻЅϷ Ѕ gibt, fügt er hinzu: „Rosen gehen im- mer, aber ich sehe zu, dass ich auch nung: „Der Wochenmarkt in Bram- sche ist mit der Zeit lebendiger gewor- ϲ І ЃЂϲϾЃ ϴ ϻ Ϸϸ stets etwas Neues habe.“ Unabhängig den. An vielen Ständen wird man per- davon habe er festgestellt, dass viele sönlich angesprochen. Hier ist es ein- Russen und Polen Blumen lieben: fach sehr nett“, findet die Marktfrau, „Ein junger Mann kommt deren Artländer Apfel- jeden Freitag nach der kuchen besonders beliebt Spätschicht und kauft bei „Rosen gehen ist. mir vier Bund Rosen – ei- immer.“ Am Obst- und Gemüse- nen für seine Frau, einen PETER MADER, stand vom Hof Kruse ste- für seine Mutter, einen BLUMENHÄNDLER hen die Kunden bereits für seine Schwiegermut- Schlange. ter und einen für die Oma.“ Dann hat Michael Kruse Zeit für ein Gegenüber von Mader steht Matthias kurzes Gespräch. Er hat festgestellt, Witte mit seinem großen Blumen- dass inzwischen viele Kunden darauf angebot, zu dem neben frischen achten, von den Verkäufern produ- Schnittblumen aktuell Sommerblu- zierte, „eigene“ und somit auch regio- men zählen. Die Besonderheit des nale Produkte zu kaufen. „Wir sind Bramscher Wochenmarktes sei seine seit 32 Jahren auf dem Markt, anfangs Vielfalt, findet Witte und fragt: „Waren waren wir als Ökobauern die Spinner. Sie schon bei Kruse?“ Doch das sind wir schon lange nicht Auf dem Weg zum Stand von Ökobau- mehr“, sagt Kruse, der am Bramscher er Kruse aus Pente verleitet Kaffeeduft Wochenmarkt „die besondere Atmo- zum Zwischenstopp bei Lindes Café. sphäre“ mag und keinen Stand beson- Dort brühen Linde Müller und ihre ders hervorheben möchte. Dann ver- ϰ ϼЅϹ І ЅϷ Ͼ Ϯ ϷЈϼЃЃ Ϸ Ͽ Tochter frisch gerösteten Kaffee in ita- rät er dennoch: „Zum Frühstücken ϹϷϿϼϷ Ϻ Ϸ Ͽ Ё lienischen Siebträgermaschinen auf. gehe ich zu Linde.“ B |9
is(s) von hier_HOFLADEN Selbst ist der Landwirt Auf HOF ALSWEDE geht das Gemüse über die eigene Ladentheke. Mit einem Hofladen ergreift die Familie Alswede aus Gehrde eine neue Chance. Das bringt viele Vorteile mit sich – aber auch Hürden. Wir haben die Landwirte auf ihrem Hof besucht. VON INGO GROSSE-KRACHT UND GERTRUD HEITGERKEN | FOTOS PHILIPP HÜLSMANN K artoffeln, Kürbis, Die Landwirte leben vom Verkauf ih- Da geht der Landwirt lieber auf die Rote Beete, Blu- rer Lebensmittel. Der eine Teil des Ge- Wünsche der Verbraucher ein und men-, Rosen-, müses geht im eigenen Hofladen über produziert regional und ökologischer. Weiß- und Rotkohl – die Theke, der andere Teil geht in den Seiner Erfahrung nach ist der Ver- über dreißig Gemü- Großhandel. Der nimmt zwar große braucher dann auch bereit, dieses sesorten wachsen Mengen ab, aber „das Problem ist der Mehr an Einsatz und Qualität zu be- auf dem Acker von Familie Alswede. Preisdruck“, erklärt Frank Alswede. zahlen. Hauptstandbein des Betriebes So weit das Auge reicht, sieht man Far- „Jeder Erzeuger steht praktisch unter soll daher die Direktvermarktung wer- be und Vielfalt auf dem einhundert Druck und der eine kann es noch billi- den. Geplant ist ein 300 Quadratmeter Hektar großen Land. ger als der andere.“ großer Verkaufsraum, in dem gemein- 10 |
& ', #& #+ ) && ($# ! ((&$ #&" & ($# # ! &&" $ +( $&# ( # & # &# )#& ( .(/! /( (+ + ) ( (++ . ())+) ) 0, (,"( ,+ () , ++ , ++ #/ !$ )+ -( ,) )+ ,) ) / ,)(( & ++' ) , (+% ( - + )"( ( ) ( (+ , Frank Alswede, Söhne Eike und Arne (Foto linke Seite): Bisher ernährte der + Betrieb eine, perspektivisch muss er drei Familien versorgen können / () ,)() $ &# && (&# *** #(&$ # ( sam mit weiteren Partnern ein Voll- mäßig Prospekte mit aktuellen Ange- sortiment hochwertiger Lebensmittel boten veröffentlichen, muss Familie angeboten wird. Alswede selbst kreativ werden. „Man Mit dabei sind die Zwillingssöhne Eike muss viel tun, um Kunden zu gewin- und Arne, die in Osnabrück Landwirt- nen. Man ruht eigentlich nie“, sagt schaft studieren und – fast schon un- Frank Alswede. Ein Beispiel sind gewöhnlich in heutigen Zeiten – beide die Grilleimer, die zu Beginn der den elterlichen Betrieb weiterführen Saison Grill, Kohle und Steaks der wollen. Das bedeutet aber auch: „Bis- Bentheimer Schweine in einem her musste der Betrieb eine Familie bereithalten. versorgen. Perspektivisch müssen Allein können die Alswedes solche aber drei Familien davon leben kön- Aktionen aber nicht umsetzen. Es ist nen“, rechnet Alswede Senior vor. zwar nicht immer ganz einfach, Hand- Diese Zukunft sieht werker zu finden, die Familie in der „Man muss viel die die eigenen Pro- Direktvermarktung. dukte weiterverar- tun, um Kunden Eine Schweine- oder Geflügelmast mit zu gewinnen. Man beiten. Doch ihr Schlachter war ein etlichen tausend ruht eigentlich nie.“ Glücksgriff. Er kann Tieren aufbauen, FRANK ALSWEDE, LANDWIRT viele Fleischwaren in das wollte niemand. sehr guter Qualität Doch es waren die Söhne, die auch die herstellen, von der Bratwurst über be- Tierzucht mit in den Betrieb integrier- sagte Grillsteaks bis hin zur Leber- ten. Neben einigen Hühnern werden wurst. inzwischen auch Bentheimer Schwei- Die Familie ist froh, jemanden wie ne, Angus- und Galloway-Rinder ge- ihren Schlachter gefunden zu haben. züchtet. Die Zucht der Bentheimer Sie wünschen sich mehr Vernetzung Schweine ist viel aufwendiger als eine untereinander im Osnabrücker Land, herkömmliche Mast. Ein Schwein, das damit Direktvermarkter wie sie erfah- auf Hof Alswede geboren wird, lebt ren, an wen sie sich wenden können, dort etwa ein Jahr lang, während es in wenn sie die eigenen Produkte wei- der konventionellen Haltung ein hal- terverarbeiten und verpacken lassen bes Jahr alt wird. wollen. Denn mit den hofeigenen Der Weg in die Direktvermarktung Eiern ist das noch so eine Sache: hat aber auch seine beschwerlichen Für die Verarbeitung der eigenen Eier Seiten. Während die Discounter regel- zu Nudeln muss Alswede momentan F | 11
is(s) von hier_HOFLADEN rum, den Instagram-Kanal mit aktuel- len Fotos und Neuigkeiten vom Hof zu füttern. Beim Besuch auf dem Hof ist die erste Hitzewelle des Sommers bereits ange- kommen und das Gespräch landet zwangsläufig beim Wetter und Klima- wandel. „Wir haben immer gesagt, die trockenen Jahre sind eigentlich die besseren Jahre bei uns“, erklärt Frank Alswede. Aber er wird nachdenklicher, mit Blick auf die beiden letzten sehr trockenen Sommer. Zum Glück sind die Böden der Region relativ fruchtbar. Aber das Thema Be- regnung wird auch für ihn wichtiger. So wenig wie möglich möchte er seine Pflanzen mit künstlichem Regen gie- ßen, aber gerade Jungpflanzen kom- men im Gemüsebau ohne Beregnung nicht aus. Die Starkregenereignisse Heike Alswede in ihrem Hofladen: Die Herausforderungen sind groß, bringen den Pflanzen nichts. Dieses genauso wie der Tatendrang der Alswedes Jahr mussten die Alswedes ihre Kür- bisse schon einmal nachpflanzen, die noch bis ins 150 Kilometer entfernte Für Landwirt Frank Alswede ist ent- ersten Sprosse hatte ein Hagelschauer Walsrode fahren. scheidend, Transparenz für den Kun- zerstört. Wird das landwirtschaftliche Urpro- den zu schaffen. Man kann sich auf Die Landwirte sind von ihren Produk- dukt weiterverarbeitet, gelten auch dem Betrieb umsehen und sich selbst ten überzeugt, wollen ihren Kunden andere Vorschriften zur Hygiene, zur jeden Wunsch erfüllen und auch mög- Produkthaftung oder zur Besteue- lichst ökologisch arbeiten. Der Antrag rung. Man muss an sehr viel denken, Einblicke zu gewähren auf Biozertifizierung ist hoffentlich wenn man den Weg der Direktver- schafft Vertrauen. bald genehmigt. Je länger man sich marktung wählt. Nicht ganz unwichtig mit Familie Alswede unterhält, desto für einen Landwirt ist auch, dass man ein Bild von den Haltungs- und An- mehr begreift man, wie sehr sie für sich schnell in den Bereich der ge- baumethoden machen: „Das ist mit- ihre Sache brennt. Nachhaltigkeit, werblichen Produktion und des ge- unter wichtiger als irgendein Label“, Direktvermarktung, Transparenz: werblichen Handels begibt, sobald findet er. Einblicke zu gewähren Die Herausforderungen sind groß – man die eigenen Lebensmittel weiter- schafft Vertrauen. Währenddessen genauso wie der Tatendrang der verarbeitet. kümmern sich die beiden Söhne da- Alswedes. B
is(s) von hier_AGRARWISSENSCHAFTEN Wachstum ohne Erde, Luft und Sonnenlicht? Die Pflanze bekommt aus dem Wasser die gelösten Nährstoffe und kann diese viel besser erschließen als im gewachsenen Boden „Wir können Pflanze“ An der Hochschule Osnabrück erforscht die AG „Growing Knowledge“ wie AGRARSYSTEME DER ZUKUNFT aussehen könnten. Andreas Ulbrich und Inse Rosenbusch über Pflanzen, die ohne Erde in Regalen wachsen. VON INGO GROSSE-KRACHT UND GERTRUD HEITGERKEN | FOTOS PHILIPP HÜLSMANN Sie forschen an neuen Formen des schaft entsprechen, neue pflanzliche zenbau sinnvoll steuern? Also wie Gemüsebaus. Was treibt Sie an? Lebensmittel aber regional und res- kann man Licht, CO2 oder Wärme effi- Andreas Ulbrich: Bald werden zwei sourceneffizient produzieren. zient einsetzen und welche Pflanze er- Drittel der Weltbevölkerung in Städ- gibt in einem jeweiligen System Sinn? ten leben und sie werden veränderte Unser Motto ist: „Wir können Pflanze“ Essgewohnheiten haben. Diesen „Was uns besonders und davon ausgehend denken wir in Wandel wollen wir begleiten. Essge- reizt, ist das Indoor- Bezug auf die Entwicklung von Kultur- wohnheiten werden globaler, aber die Vertical-Farming.“ systemen. Unser Ziel sind standardi- Süßkartoffel wird zum Beispiel eigent- INSE ROSENBUSCH sierte Produkte und wir denken dabei lich nicht hier angebaut. Und wenn sie beispielsweise an Wasserlinsen oder im Freiland angebaut wird, ist sie zwar Inse Rosenbusch: Uns treibt die Fra- Süßkartoffeln und weitere alternative temperaturtoleranter, aber auch ge- ge an: Wie können wir in Zukunft Protein- und Kohlenhydratquellen. schmacklich weniger interessant. Wir pflanzliche Lebensmittel ressourcen- Welche Auswirkungen hat der Kli- wollen dem globalen Tun der Gesell- effizient produzieren und den Pflan- mawandel auf die Landwirtschaft im F | 13
is(s) von hier_AGRARWISSENSCHAFTEN Stichwort Hydroponik: Alle Nähr- stoffe, alles Wasser wird wieder aufgefangen und rezirkuliert, Faktoren wie CO2, Temperatur oder Luftfeuchte werden intelligent gesteuert Osnabrücker Land? ming. Was versteht man darunter? das Indoor-Vertical-Farming. Dabei Andreas Ulbrich: Wir merken, dass Inse Rosenbusch: Beim Indoor-Far- geht es auch um den sinnvollen Ein- wir übers Jahr gesehen weniger Nie- ming werden Lebensmittel in ge- satz von Fläche als Ressource. derschlag haben. Es gibt mehr Nieder- schlossenen Nährstoffkreisläufen an- Andreas Ulbrich: Wenn wir im Frei- schläge auf einem kurzen Zeitraum gebaut, abseits von natürlichem Licht. land unter normalen Bedingungen und dann lange Trockenzeiten. Und Ein Stichwort ist Hydroponik: Alle Salat kultivieren und dann in die Ver- zweitens haben wir deutlich veränder- Nährstoffe, alles Wasser wird wieder tikale gehen, zum Beispiel mit Salat te Temperaturen, mittlerweile Tages- aufgefangen und rezirkuliert. Weitere im Gewächshaus, kann man die Flä- spitzenwerte von 40 Grad. Und wir ha- Faktoren wie CO2, Temperatur oder che 1,5-fach stärker nutzen. Das ist er- ben sogenannte Tropennächte, was Luftfeuchte werden intelligent gesteu- heblich. bedeutet, dass die Nachttemperaturen ert. Durch Indoor-Farming kann man Können Pflanzen wirklich ohne Er- über 20 Grad bleiben. Diese Klimaver- das ganze Jahr über produzieren. Das de wachsen? Brauchen sie nicht Luft änderungen ma- bietet den Vorteil, und Sonnenlicht? chen den regiona- len Anbau von Ge- „Die große Vision ist durch Standardisie- rung und Regelbar- Andreas Ulbrich: Das braucht man wirklich nicht. Die Pflanze bekommt müseprodukten beispielsweise eine In- keit, Ressourcen aus dem Wasser die gelösten Nähr- deutlich schwerer. door-Farm, in die die wie Wasser, Nähr- stoffe und kann diese viel besser er- Blattsalate mögen Keimlinge automatisch stoffe und Wärme schließen als im gewachsenen Boden. diese Veränderun- hineinfahren…“ deutlich effizienter Der Boden dient eigentlich nur als gen überhaupt ANDREAS ULBRICH einsetzen zu kön- Haltestandort, damit sich die Pflanze nicht. Deswegen nen. Und wenn wir verankern kann. Aber in hydroponi- muss man schauen, wann, wo und wie eine Pflanze mit Indoor-Farming pro- schen Systemen wird ihr da geholfen: überhaupt der Nachfrage nach Blatt- duzieren, dann wollen wir die gesam- Wir halten sie. Und im gewachsenen salat regional entsprochen werden te Pflanze verwerten. Man denkt dabei Boden sind nur rund 50 Prozent des kann. Aus diesen Gründen entwickeln oft an Salat oder Kräuter. Wir denken Wassers für die Pflanze erschließbar. wir neue Kulturkonzepte und -syste- aber auch an die künftige Welternäh- Der Rest ist fest an Bodenpartikel ge- me, um diesen Klimaveränderungen rung und deshalb zum Beispiel an bunden. In einem wassergeführten im regionalen Raum erfolgreich zu be- kohlenhydratreiche Pflanzen wie die System sind 100 Prozent des Wassers gegnen. Süßkartoffel oder die Moringa-Pflan- pflanzenverfügbar. Das stresst die Sie forschen im Bereich Indoor-Far- ze. Was uns aber besonders reizt, ist Pflanze überhaupt nicht und lässt sie 14 |
sammenschluss mit Forschern und der aufgefangen und der Kreislauf ist Unternehmen aus dem Pflanzenbau ansatzweise geschlossen. Das sind und aus technischen Feldern. unsere Traumvorstellungen und da- Warum ist es wichtig, Kreisläufe zu ran müssen wir weiterarbeiten. schließen? Wie sehen Beispiele für Wie sieht aus Ihrer Sicht die Land- eine Landwirtschaft mit geschlosse- wirtschaft in unserer Region im Jahr nen Kreisläufen aus? 2050 aus? Andreas Ulbrich: Es ist wichtig, wenn Andreas Ulbrich: Die große Vision ist wir klimaneutraler und nachhaltiger beispielsweise eine Indoor-Farm, in werden wollen. Wir versuchen das im die die Keimlinge automatisch hinein- Forschungsprogramm „Agrarsysteme fahren. Die Pflanzen wachsen im In- der Zukunft“. Welche energetischen neren und kommen automatisch als und stofflichen Ressourcen können fertiges Produkt wieder heraus. Die wir in die Produktion pflanzlicher und Entwicklung wird aber sicher noch ei- tierischer Produkte einbringen und nige Jahre dauern. Ganz wichtig: Wir wo Kreisläufe schließen? Ein Beispiel müssen einen Weg finden, das mit ist das Projekt SUSKULT, wo wir Nähr- dem Verbraucher und der Gesell- stoffe aus einem Klärwerk in eine ur- schaft gemeinsam zu entwickeln, da- bane Pflanzenproduktion einbringen mit es wertgeschätzt und auch gerne wollen. Und in einem DBU-Projekt gekauft wird. nutzen wir die Flüssigphase der Gülle Inse Rosenbusch: Was vielleicht von als Nährstoffquelle für eine vertikale unseren Visionen in naher Zukunft Andreas Ulbrich, Professor für Indoorkultivierung von Wasserlinsen schon real werden kann, ist der verti- Gemüseproduktion und Verarbei- – erstmalig auch so gedacht, dass die- kale Anbau im Gewächshaus. Wir ha- tung, und Inse Rosenbusch, se Wasserlinsen als Tierfutter, alterna- ben sehr viel Hülle, die absolut unge- Projektmanagerin AG Growing Knowledge: Erforschen Möglich- tiv zum Soja, für zum Beispiel Schwei- nutzt ist. Da haben wir andere Ideen keiten, neue pflanzliche Lebens- ne verwendet werden. Die dann ent- und ich vermute, dass das im Jahr mittel regional und ressourcen- stehenden Exkremente werden wie- 2050 gelebte Realität ist. B effizient zu produzieren besser wachsen. In Indoor-Systemen kann man Pflanzen auch absichtlich stressen. Was steckt dahinter? Inse Rosenbusch: Wenn Pflanzen ge- zielt gestresst werden, bilden sie unter anderem bestimmte und gesunde In- haltsstoffe stärker aus. Licht ist da ein 9336* & 3$,*1 großes Thema. Pflanzen nehmen die &2 (&2* 9$ 963 9#2 93 verschiedenen Farbspektren wahr, /2$* & 9*3 "2* 29 * setzen sie um und produzieren, wenn wir sie „ärgern“, gewisse sekundäre In- haltstoffe, die wir entweder speziell extrahieren oder die die Pflanze op- tisch schöner machen. Da ist viel 1 möglich. Wir können Inhaltsstoffe *"& # speziell triggern und dafür sorgen, dass die Pflanze gewisse Inhaltsstoffe in besonderem Ausmaße produziert. &2 29* 9*3 33
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