IT-Plattformen für die Smart Service Welt - Verständnis und Handlungsfelder Gregor Engels, Christoph Plass, Franz-Josef Rammig (Hrsg.) - Acatech
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acatech DISKUSSION IT-Plattformen für die Smart Service Welt Verständnis und Handlungsfelder Gregor Engels, Christoph Plass, Franz-Josef Rammig (Hrsg.)
acatech DISKUSSION IT-Plattformen für die Smart Service Welt Verständnis und Handlungsfelder Gregor Engels, Christoph Plass, Franz-Josef Rammig (Hrsg.)
Die Reihe acatech DISKUSSION Diese Reihe dokumentiert Ergebnisse aus Symposien, Arbeitskreisen, Workshops und weiteren Veranstaltungen der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Die Bände dieser Reihe liegen in der inhaltlichen Verantwortung der jeweiligen Herausgeber und Autoren. Alle bisher erschienenen acatech Publikationen stehen unter www.acatech.de/publikationen zur Verfügung.
Inhalt Vorwort 5 Kurzfassung 7 Projekt 10 1 Einleitung 12 2 Zielsetzung und Methodik 14 2.1 Untersuchte Fragestellungen 14 2.2 Vorgehensweise 14 3 Verwandte Arbeiten 16 3.1 Bestandserhebung 16 3.2 Klärungsbedarf 20 4 Kernaussagen 21 4.1 Begrifflichkeiten 21 4.2 Plattformökonomie 24 4.3 Kenntnisse 27 4.4 Entgrenzung 29 4.5 Standards und Normen 32 4.6 Chancen und Risiken 33 4.7 Barrieren 35 4.8 Internationaler Wettbewerb 37 5 Zusammenhang von Geschäftsmodell und Technologie 40 5.1 Das Geschäftsmodell-Technologie-Portfolio 40 5.2 S-Kurven-Konzept für Geschäftsmodelle 41 5.3 Programme in den Unternehmen 42 5.4 Strategische Ansätze für Unternehmen 43 6 Handlungsfelder 45 6.1 Bewusstsein schaffen 45 6.2 Strukturierungshilfen und Handlungsanleitungen entwickeln 45 6.3 (Pilot-)Projekte durchführen 46 6.4 F&E-Maßnahmen initiieren 47
Anhang: Fragenkatalog 49 A. Fragen zu Ihrer Person und Ihrer Organisation 49 B. Fragen zur Begrifflichkeit von IT-Plattformen 50 C. Fragen zu Ihrem/dem aktuellen Einsatz von IT-Plattformen 51 D. Fragen zu Ihrem/dem zukünftigen Einsatz von IT-Plattformen 52 E. Fragen zu übergeordneten Sichtweisen auf das Thema IT-Plattformen 53 Literatur 54
Vorwort „IT-Plattformen für die Smart Service Welt“ ins Leben gerufen. Vorwort Diesehat sich zum Ziel gesetzt, das in Wissenschaft und Wirt- schaft vorhandene Verständnis über die Begrifflichkeiten und Rollen von IT-Plattformen und den notwendigen Harmonisierungs Die neuen datengetriebenen Geschäftsmodelle erfordern eine bedarf im produzierenden Gewerbe zu ermitteln. flexible Vernetzung und eine weitgehend automatisierte Kolla- boration unterschiedlicher Unternehmen und Branchen in digi- In einem ersten Schritt führte das Projektteam Experteninter- talen Ökosystemen. Zentrale Voraussetzung für die Bildung und views durch, um das heutige Verständnis des Plattformbegriffs Organisation dieser Ökosysteme sind digitale Infrastrukturen und bestehende Erwartungen hinsichtlich des gegenwärtigen und IT-Plattformen.1 und zukünftigen Einsatzes von IT-Plattformen im produzierenden Gewerbe zu ermitteln. Auf Grundlage der Interviewergebnisse Bislang fehlt allerdings insbesondere im Produktionsbereich ein wurden in einem Workshop entsprechende Handlungsfelder einheitliches Verständnis des Plattformbegriffs. In verschiedenen abgeleitet. Branchen und Anwendungsfällen ist er bereits unterschiedlich belegt. Dies ist auf das unterschiedliche Verständnis von Platt- Das vorliegende Diskussionspapier fasst die Ergebnisse zusam- formen, die daraus resultierende ungeklärte Situation ihres Zu- men und beschreibt eine Reihe von Handlungsfeldern für rele- sammenspiels, den aktuellen Reifegrad sowie den Stand der vante Akteure. Für die Mitarbeit an diesem Diskussionspapier Technik zurückzuführen. Aktuelle Studien2 liefern zwar einen sowie den intensiven Gedankenaustausch bedanken wir uns bei wichtigen Beitrag zur Typologisierung des Plattformbegriffs, der Projektgruppe, den begleitenden Mitarbeiterinnen und Mit- blenden allerdings das Zusammenkommen verschiedener Platt- arbeitern der acatech Geschäftsstelle sowie bei allen Fachleuten, formtypen in einer Fertigungsstraße aus. die an den Interviews und am Workshop teilgenommen haben. Unser Dank gilt auch dem acatech Förderverein sowie den Da die Harmonisierung von IT-Plattformen im Kontext der indus- Firmen ABB, Atos, SAP, Siemens und UNITY für ihre finanzielle triellen Produktion eine zentrale Bedeutung für die deutsche Unterstützung, ohne welche dieses Diskussionspapier nicht Industrie hat, wurde von acatech im Jahr 2016 die Projektgruppe realisierbar gewesen wäre. Prof. Dr. Gregor Engels Christoph Plass Prof. Dr. Franz-Josef Rammig Software Innovation Campus Paderborn (SICP) UNITY AG Universität Paderborn 1| Vgl. acatech 2015. 2| Vgl. Evans/Gawer 2016. 5
Kurzfassung hin, dass ausgeprägte kollaborative Wertschöpfungsstrukturen Kurzfassung ein dominantes Muster im Plattformkontext darstellen und auf- seiten der Unternehmen eine noch stärkere Bereitschaft zur Öff- nung der eigenen Organisation gegenüber anderen, an dem je- Digitale Plattformen haben eine zentrale Bedeutung für die weiligen Ökosystem beteiligten Stakeholdern voraussetzt. Als deutsche Industrie.3 Sie ermöglichen die Bildung von Ökosyste- wesentliche Stakeholder wurden neben den Anbietern und men für die weitgehend durch IT unterstützte Kollaboration der Nachfragern von Smart Services auch der wirtschaftliche Platt- Unternehmen und sind daher eine zwingende Voraussetzung für formbetreiber sowie unterschiedliche, zur erfolgreichen Umset- die Umsetzung von Smart-Service-basierten Geschäftsmodellen. zung der jeweiligen Plattform benötigte (Schlüssel-)Partner ge- Im produzierenden Gewerbe herrscht hierzu noch ein großer nannt. Dabei müssen produzierende Unternehmen die Bedarf an relevantem Wissen und an Harmonisierung, so die Herausforderungen, die sich aus der strukturellen Veränderung Einschätzung von Fachleuten.4 von Wertschöpfungsketten durch das Aufkommen neuer Stake- holder (vor allem Intermediäre) für ihr bisheriges Geschäft erge- ben, frühzeitig erkennen und angemessen darauf reagieren. Wesentliche Themenfelder in Bezug Hierzu sollten sie das Thema „IT-Plattformen“ sowohl aus einer auf IT-Plattformen technischen Perspektive als auch aus einer Geschäftsmodell- und Plattformökonomie-bezogenen Perspektive betrachten. Ferner Begrifflichkeiten: Verständnis des Plattformbegriffs müssen sie den Sprung vom Produkt- und Systemhersteller hin zum Serviceanbieter bewältigen und sich dabei den Kundenzu- Der Plattformbegriff ist sehr breit gefasst und beinhaltet sowohl gang sowie die Hoheit über die Daten aus der kundenseitigen nicht-IT-basierte als auch IT-basierte Plattformen. Zur definitori- Nutzung der vernetzten Produkte bewahren. schen Präzisierung des Begriffs der IT-Plattform empfehlen eini- ge der Befragten die Unterteilung in eine technische und eine Kenntnisse: Wissen über IT-Plattformen und über betriebs- und volkswirtschaftliche Perspektive – wobei stets Klar- die Plattformökonomie heit darüber bestehen sollte, aus welcher Perspektive das Thema gerade betrachtet wird. Aus technischer Sicht bezeichnet der Be- Die Aufmerksamkeit für das Thema „IT-Plattformen“ nimmt ins- griff „IT-Plattform“ im weiteren Sinne eine Software, die als Basis gesamt stark zu – nicht nur bei Technologiefirmen, sondern auch für die Entwicklung von Anwendungen dient; im engeren Sinne bei produzierenden Unternehmen. In dieser Hinsicht sind die be- die technische Grundlage für die Entwicklung, Vermarktung und fragten Fachleute mehrheitlich einer Meinung. Obwohl IT-Platt- Umsetzung von Smart Services über Online-Marktplätze und digi- formen derzeit in zahlreichen Industrien Einzug halten, bestehen tale Ökosysteme. Aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Pers- oftmals Wissenslücken – im Hinblick auf die genaue Bedeutung pektive ist der Plattformbegriff bereits seit Ende der 1990er Jah- des Plattformbegriffs sowie die verschiedenen Arten von IT-Platt- re als Fokussierung des allgemeinen Marktbegriffs auf formen. Zusätzlich fehlt es im produzierenden Gewerbe häufig elektronische Marktplätze geläufig. Durch neue technische Ska- an IT-bezogenen sowie an Geschäftsmodell- und Plattformökono- lierungsmöglichkeiten hat der Begriff seither jedoch nochmals mie-bezogenen Kenntnissen zu IT-Plattformen. Entsprechende eine andere Akzentuierung und insgesamt eine größere Bedeu- Kompetenzen in puncto Technik, Plattformgeschäftsmodelle und tung erhalten. Ansätze zur Beurteilung der zugrunde liegenden Plattformöko- nomie müssen – insbesondere im produzierenden Mittelstand – Plattformökonomie: Merkmale und Stakeholder noch stärker vermittelt werden. Der Begriff „Plattformökonomie“ beschreibt die ökonomischen Entgrenzung: Offene versus geschlossene IT- Wirkmechanismen hinter IT-Plattformen sowie die an einem Plattformen plattformbasierten Ökosystem beteiligten Stakeholder. Die Rele- vanz des Konzepts und die Notwendigkeit einer Berücksichti- Auf technischer wie auf geschäftlicher Ebene kommt es in Zu- gung der entsprechenden Zusammenhänge betonen nicht alle kunft zu einer fortschreitenden Entgrenzung. Offene IT-Plattfor- Expertinnen und Experten gleichermaßen. Einige weisen darauf men erlauben es Akteuren außerhalb der Unternehmensgrenzen, 3| Vgl. acatech 2015. 4| Das vorliegende Papier basiert auf 41 mit Fachleuten geführten Interviews (29 im Bereich Industrie und Verbände, 12 im Bereich Wissenschaft) und einem entsprechenden Workshop mit 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. 7
Services und Komponenten auf der IT-Plattform anzubieten und generelle Unsicherheiten und daraus resultierende Ängste, nachzufragen. Die Befragten sehen in dieser Offenheit einen kri- verbunden mit Denkblockaden in der Belegschaft traditioneller tischen Erfolgsfaktor: Sie fördert den Wettbewerb und schafft so Unternehmen sowie ein verhaltenes Eingehen vertretbarer Risi- Raum für weitere Innovationen. Außerdem ermöglicht sie es, ken. Mangelnde Investitionsbereitschaft betrachten hingegen schneller eine kritische Masse an Nutzern zu erreichen. Als Vor- nur wenige der Befragten als Hürde. Gleiches gilt für technologi- teile von nicht-proprietären IT-Plattformen nannten die Befrag- sche Hürden. ten eine individuelle Anpassung und die Transparenz der zugrunde liegenden Ausführungslogik. Als Nachteil steht dem Internationaler Wettbewerb: Künftige Positionierung ein möglicher Kontrollverlust über das Ökosystem der IT-Platt- Deutschlands form entgegen. Interoperabilität sieht ein Großteil der Fachleute als Qualitätsmerkmal, auf das Plattformnutzer drängen müssen, Deutschland und Europa wurden bei Endkunden-Plattformen da es Lock-In-Effekte stark reduziert. von den Wettbewerbern abgehängt. Bei industriebezogenen IT- Plattformen besteht nach Ansicht der Fachleute jedoch die Standards und Normen: Entwicklung und Prozesse Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen: Das in Deutschland vorhandene Branchen-Know-how ist eine wichtige Vorausset- Standards sind für eine Interoperabilität verschiedener IT-Platt- zung für die Entwicklung industriebezogener IT-Plattformen und formen zwingend erforderlich. Uneinig waren sich die Fachleute entsprechender Services. Zudem kann die vorhandene Software- in der Frage, wie sie geschaffen werden sollen. Ein mithilfe von Technik-Expertise bei der Integration unterschiedlicher IT-Platt- Standardisierungs- und Normierungsprozessen entwickelter formen eingesetzt werden. In den nächsten fünf Jahren wird sich Standard hat das Potenzial, unternehmensübergreifend auf den Befragten zufolge zeigen, ob es Deutschland g elingt, die hohe Akzeptanz zu stoßen und schnell ein großes Ökosystem gute Ausgangsbasis zu einer Schlüsselposition bei industrie aufzubauen. Einige der Befragten halten diese Prozesse aber für bezogenen IT-Plattformen auszubauen. innovationshemmend; sie bevorzugen De-facto-Standards, die sich aus dem Markt heraus entwickeln. Sollte sich kein klarer Standard herausbilden, ist die Entwicklung von Konnektoren Handlungsfelder nötig, welche die Kommunikation zwischen den unterschiedli- chen Schnittstellen ermöglichen. Einig waren sich die Befragten, Aus diesen Einschätzungen und Bewertungen ergeben sich aus dass zertifizierbare Sicherheitsstandards Vertrauen bei Plattform- Sicht der befragten Expertinnen und Experten folgende nutzern schaffen. Handlungsfelder: Chancen und Risiken: Auswirkungen für §§ Bewusstsein schaffen für die strategische Bedeutung von Unternehmen IT-Plattformen Es gibt aktuell kein gemeinsames Verständnis von IT-Plattfor- Für die Mehrheit der befragten Expertinnen und Experten über- men und deren strategischer Bedeutung. Für den Mittel- wiegen die mit IT-Plattformen verbundenen Chancen. Als deren stand ist dies aber erforderlich, um seine Positionierung in wichtigste gelten eine Umsatzsteigerung, der Zugang zu neuen der Wettbewerbsarena von morgen erfolgreich zu bestim- Märkten und die Entwicklung völlig neuer Marktleistungen. Der men. Daher sollten Maßnahmen ergriffen werden, die Verlust des Kundenzugangs, mögliche Monopolbildungen und insbesondere dem Mittelstand die strategische Wichtigkeit die Gefahr der Disruption für das angestammte Geschäft werden aufzeigen. Der Einfluss und die möglichen disruptiven Aus- als größte Risiken gesehen. Die Chancen der Nutzung digitaler wirkungen auf das bestehende Geschäft müssen durch Pra- Plattformen müssen von Unternehmen aktiv erschlossen werden, xisbeispiele dargestellt werden. Sowohl die Chancen als Risiken dürfen dabei nicht vergessen werden, so die Befragten. auch die Risiken und Barrieren sind zu vermitteln. Barrieren: Hindernisse für die Nutzung §§ Strukturierungshilfen und Handlungsanleitungen für die Entwicklung von Plattformstrategien erstellen Größtes Hindernis für die Nutzung von IT-Plattformen im produ- Mittelständler, die zwar die Bedeutung von IT-Plattformen zierenden Gewerbe ist das mangelnde Know-how für Plattform- kennen, besitzen größtenteils noch keine Kompetenz in die- geschäftsmodelle. Als weitere Barrieren werten die Fachleute sem Themenfeld. Die bekannten Vorgehensweisen zur 8
Kurzfassung Weiterentwicklung des Unternehmens kommen bei IT-Platt- Derartige wissensorientierte Entwicklungen dienen schließ- formen an ihre Grenzen. Daher benötigt der Mittelstand Hil- lich dem Kompetenzaufbau in neuen, datengetriebenen festellungen in Form von Leitfäden, Methoden, Praktiken und serviceorientierten Geschäftsmodellen, die im Vergleich und Wissen. Es sollte ein Vorgehensmodell entwickelt wer- zum klassischen, produktzentrierten Geschäft nachhaltiger den, welches Entwicklungsszenarien und konkrete Hand- und zukunftssicherer sind. lungsfelder für die unterschiedlichen Akteure aufzeigt. Um den Wissensstand über IT-Plattformen im Mittelstand zu er- §§ F&E-Maßnahmen initiieren höhen, müssen geeignete Weiterbildungsangebote sowohl Das Themengebiet der IT-Plattformen für die Smart Service auf der Managementebene als auch unter den Beschäftig- Welt befindet sich wissenschaftlich und technologisch im ten insbesondere im IT-Bereich geschaffen werden. Weiterhin Entwicklungsstadium. In den Interviews und dem mit den sollten Netzwerkstrukturen verstärkt werden, damit Unter- Fachleuten durchgeführten Workshop hat sich gezeigt, dass nehmen in Nutzergruppen ein Forum finden, um Fragen zu noch vielfältiger Forschungs- und Entwicklungsbedarf be- klären und Erfahrungen auszutauschen. steht. Hierzu gehören unter anderem: –– Abstimmung zwischen Geschäftsmodellen und dem §§ (Pilot-)Projekte durchführen Einsatz von IT-Plattformen Auch wenn der Begriff „IT-Plattformen“ noch sehr unter- –– Schärfung des technischen Verständnisses von IT- schiedlich verstanden wird, sind bereits jetzt (Pilot-)Projekte Plattformen, ihrer Architekturen und Integrationsmög- mit den im Markt existierenden Hard- und Software- lichkeiten Angeboten notwendig, um Umsetzungserfahrungen zu –– Harmonisierung und Standardisierung von Plattform- sammeln. Das Ziel besteht darin, schnellstmöglich eine gro- APIs ße Anzahl von Geräten in der deutschen Industrie mit IT- –– Entwicklung und Bereitstellung von Governance-Struk Plattformen zu verbinden. Auf Basis der Erfahrungen, wie turen zur Plattformökonomie Datenmengen intelligent zu verarbeiten sind, können die –– Weiterentwicklung der Entwicklungsmethodik Advanced Aspekte der s emantischen Interoperabilität in der Industrie Systems Engineering besser verstanden und damit Ökosysteme letztlich schneller –– Erweiterung und Nutzung des Software-technischen entwickelt werden. Die Erkenntnisse in der effektiven und Wissens für die Integration von IT-Plattformen (zum Bei- effizienten Nutzung von Daten wiederum könnten als spiel evolutionsfähige Entwicklungsprinzipien) Grundlage für die Weiterentwicklung und Verfeinerung der –– Entwicklung von Sicherheitskonzepten für den Einsatz entsprechenden Smart Services herangezogen werden. von IT-Plattformen 9
–– Thomas Rettich, TRUMPF GmbH + Co. KG Projekt –– Frank Riemensperger, Accenture Holding GmbH & Co. KG –– Otto Schell, DSAG e. V. –– Dr. Christian Schlögel, KUKA Roboter GmbH Projektleitung –– Oliver Stache, Cumulocity GmbH –– Martin Stecher, Intel McAffee –– Prof. Dr. Gregor Engels, Software Innovation Campus Paderborn –– Michael Steinbauer, Siemens AG (SICP) –– Dr. Harald Schöning, Software AG –– Christoph Plass, UNITY AG –– Dr. Karl Waedt, AREVA GmbH –– Prof. Dr. Franz-Josef Rammig, Universität Paderborn/acatech –– Prof. Dr. Dieter Wegener, Siemens AG –– Mathias Weßelmann, Phoenix Contact Electronics GmbH Projektgruppe Wissenschaft: –– Volker Jacumeit, DIN –– Prof. Dr. Dr. h. c. Manfred Broy, Technische Universität Mün- –– Prof. Dr. Matthias Jarke, RWTH Aachen/acatech chen/acatech –– Dr. Ulrich Löwen, Siemens AG –– Prof. Dr. Michael Dowling, Münchner Kreis/acatech –– Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker, Fraunhofer FOKUS –– Prof. Dr. Oliver Gassmann, Universität St. Gallen –– Prof. Dr. Martin Schottenloher, LMU München/Perfect –– Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier, Heinz Nixdorf Institut, Uni- Pattern GmbH/acatech versität Paderborn/acatech Präsidiumsmitglied –– Dr. Hans Jörg Stotz, SAP SE –– Prof. Dr. Dr.-Ing. E. h. Henning Kagermann, acatech –– Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. e. h. Eugen-Georg Woschni, Technische Präsident Universität Chemnitz/acatech –– Prof. Dr. Dr. h. c. Frank Leymann, Universität Stuttgart –– Dr. Christian Zeidler, ABB AG –– Prof. Dr. Dres. h. c. Arnold Picot, Ludwig-Maximilians-Univer- sität München/acatech –– Prof. Dr.-Ing. Günther Schuh, RWTH Aachen/acatech Expertinnen und Experten Präsidiumsmitglied –– Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Wahlster, DFKI – Deutsches Industrie und Verbände: Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH/ acatech –– Dr. Reinhold Achatz, ThyssenKrupp AG –– Ulrich Ahle, Fiware Foundation e. V. –– Henning Banthien, Plattform Industrie 4.0 Projektteam –– Fabian Biegel, SAP SE –– Wolfgang Dorst, Bitkom e. V. –– Marvin Drewel, Heinz Nixdorf Institut, Universität Paderborn –– Dr. Svenja Falk, Accenture Holding GmbH & Co. KG –– Dr. Marvin Grieger, Software Innovation Campus Paderborn –– Dr. Ursula Frank, Beckhoff Automation GmbH & Co. KG (SICP) –– Sven Goldstein, Beckhoff Automation GmbH & Co. KG –– André Hottung, Software Innovation Campus Paderborn –– Dr. Myriam Jahn, IFM Datalink GmbH (SICP) –– Andreas Kausche, Siemens AG –– Dr. Alexander Krebs, Atos SE –– Marquart Franz, Siemens AG –– Dr. Markus Luckey, UNITY AG –– Dieter Meuser, iTAC Software AG –– Dr. Wolfgang Thronicke, Atos SE –– Dr. Jan Stefan Michels, Weidmüller Interface GmbH & Co. KG –– Dr. Oliver Niehörster, iplus 1 GmbH –– Thomas Niessen, Trusted Cloud e. V. Projektkoordination –– Kai Peters, VDMA e. V. –– Thomas Reitelbach, Robert Bosch GmbH –– Dr. Andreas Heindl, acatech Geschäftsstelle 10
Projekt Projektlaufzeit Finanzierung 08/2016 bis 06/2017 acatech dankt den Unternehmen ABB AG, Atos SE, SAP SE, Siemens AG und UNITY AG für ihre finanzielle Unterstützung. 11
Branchengrenzen. Dies zeigt ein Blick in die Geschichte des kom- 1 Einleitung merziellen Internets: Online-Marktplätze, Reiseportale oder Soziale Netzwerke haben die vorherrschende Wettbewerbslogik in ihren Branchen tiefgehend verändert. Der Erfolg von IT-Platt- Deutschland befindet sich auf dem Weg in die Smart Service formen basiert dabei auf der durch das Internet ermöglichten Welt. In Zukunft werden die mithilfe vernetzter Produkte und einfachen Skalierbarkeit in Kombination mit Netzwerkeffekten. Produktionsanlagen gesammelten Daten analysiert, interpre- Das heißt, mit zunehmender Anzahl von Nutzern steigt auch die tiert, verknüpft, ergänzt und auf diese Weise zu Wissen veredelt. Attraktivität der IT-Plattform. Ist die kritische Masse erreicht, Dieses Wissen wird anschließend über individuell kombinierbare besteht die Möglichkeit, eine IT-Plattform als De-facto-Standard und situationsspezifische Smart Services wirtschaftlich genutzt. im Markt zu etablieren. Die vernetzten Produkte werden als Smart Products bezeichnet. Innovationsorientierte Rahmenbedingungen Hierbei handelt es sich um Gegenstände, Geräte und Maschi- Smart Talent Unternehmen, digitales Ökosystem nen, welche mithilfe von Sensoren Daten aller Art sammeln und über das Internet miteinander austauschen. Die Daten dienen Serviceplattformen Smart Services als Ressource für neue Geschäftsmodelle. Im industriellen Kon- Software-definierte Plattformen Smart Data text kann dies etwa bedeuten, dass ein Unternehmen den Ver- Vernetzte physische Plattformen Smart Products trieb komprimierter Gase als Dienstleistung („as a Service“) an- Technische Infrastruktur Smart Spaces bietet, statt Kompressoren zu verkaufen. Smart Services werden den Kunden dabei situationsspezifisch unter Nutzung der mit hilfe von Smart Products gesammelten und verknüpften Daten angeboten. Die zugrunde liegenden Smart-Service-Geschäfts Abbildung 1: Schichtenmodell Digitale Infrastrukturen modelle skalieren dabei zu deutlich niedrigeren Grenzkosten und (Quelle: acatech 2015) wirken sich disruptiv auf bestehende Geschäftsmodelle aus. Für Deutschland ist es daher von entscheidender Bedeutung, sich Bislang sind digitale Plattformen vordergründig im Bereich Busi- als Leitanbieter von Smart Products und Smart Services zu ness to Consumer (B2C) zu finden. Plattformunternehmen wie etablieren, um im internationalen Wettbewerb auf Augenhöhe Apple, Google, Microsoft und Amazon gehören zu den am bes- mitspielen zu können. ten bewerteten Unternehmen der Welt und nehmen mittlerweile in vielen Märkten eine beherrschende Stellung ein (siehe Abbil- Die neuen datenbasierten Geschäftsmodelle erfordern eine flexi- dung 2). Wie die meisten anderen Plattformunternehmen kom- ble und weitgehend IT-gestützte Kollaboration in digitalen Öko- men sie aus Nordamerika. Die Studie The Rise of the Platform systemen. Damit sich diese bilden können, werden Serviceplatt- Enterprise6 aus dem Jahr 2016 hat Plattformunternehmen mit formen als betriebswirtschaftliche Integrationsschicht benötigt.5 einem Marktwert von über einer Milliarde Dollar untersucht. Nur Sie setzen den Rahmen für eine weitgehend IT-gestützte Kollabo- 15 Prozent der identifizierten IT-Plattformen stammen aus ration der Akteure im Hinblick auf den Austausch von Daten, Europa; ihr Anteil am Gesamtwert aller Plattformunternehmen Gütern und Dienstleistungen. Die genutzten Daten werden da- liegt bei nur knapp über 4 Prozent. Demgegenüber stellen die bei von der darunterliegenden Ebene, den Software-definierten nordamerikanischen Plattformunternehmen fast drei Viertel des Plattformen, zur Verfügung gestellt. Diese bilden die technische Börsenwerts aller Plattformunternehmen. Integrationsschicht für heterogene, physische Systeme und Dienste, indem sie allgemein genutzte Grundfunktionen für die Im Vergleich dazu stecken IT-Plattformen im Bereich Business to Systemintegration bereitstellen. Die Anordnung der verschiede- Business (B2B) noch in den Kinderschuhen. Mit der zunehmen- nen Schichten wird im Schichtenmodell Digitale Infrastrukturen den Verbreitung des Internets der Daten, Dinge und Dienste beschrieben (siehe Abbildung 1). werden sie künftig aber auch hier eine zentrale Rolle einneh- men. So können etwa Hersteller von Werkzeugmaschinen einen Die auf digitalen Plattformen aufbauenden Geschäftsmodelle Marktplatz schaffen, auf dem Anwender Daten und Expertisen sind oft disruptiv und schaffen neue Märkte jenseits tradierter zu ihren Produkten austauschen. Damit lassen sich etwa 5| Vgl. acatech 2015. 6| Vgl. Evans/Gawer 2016. 12
Einleitung 1995 2005 2015 Nippon Telegraph 136 ExxonMobil 401 Apple 657 GE 107 GE 357 Google 516 Exxon 104 Johnson & J. 288 Microsoft 431 Coca-Cola 90 Microsoft 274 ExxonMobil 338 Toyota 87 BP 250 Berkshire 332 Philip Morris 71 Time Warner 241 Amazon 316 Roche 70 Citigroup 235 GE 306 Industrial Bank Japan 69 Royal Dutch Shell 230 Facebook 298 Merck 69 P zer 184 Wells Fargo 283 Royal Dutch 68 Wal-Mart 182 Johnson & J. 283 Anteil der Plattformunter- nehmen in den Top 10 0% 10 % 58 % Plattformunternehmen Unternehmen Abbildung 2: Die weltweit zehn wertvollsten Unternehmen im Zeitraum von 1995–2015 in Milliarden US-Dollar (Quelle: fortiss 2016) Maschinenparameter optimieren und Stillstandszeiten reduzie- Ziel dieses Diskussionspapiers ist es daher, das in Wissenschaft ren – und darüber ein monetär messbarer Mehrwert erzielen. und Wirtschaft vorhandene Verständnis von IT-Plattformen in der industriellen Fertigung zu ermitteln. Außerdem soll der not- Voraussetzung für die Entwicklung und den erfolgreichen Betrieb wendige Harmonisierungsbedarf festgestellt werden, denn neue von IT-Plattformen im produzierenden Gewerbe ist ein grundle- Kooperationen und Kollaborationen werden insbesondere in der gendes Verständnis derselben. Ein Blick in die Literatur zeigt produzierenden Industrie voraussichtlich erst durch die jedoch schnell, dass ein einheitliches Verständnis in Bezug auf Vernetzung von IT-Plattformen ermöglicht. IT-Plattformen nicht zu existieren scheint. Die im Rahmen dieser Publikation untersuchten Studien (siehe Kapitel 3) greifen meist Insgesamt kann das Diskussionspapier als Bestandsaufnahme auf ihre eigenen Definitionen zurück. Des Weiteren gibt es kaum verstanden werden, welche die Grundlage für nachfolgende Literatur, welche sich mit IT-Plattformen im produzierenden Ge- Maßnahmen bilden soll. Zielgruppe sind dabei neben Unter werbe beschäftigt. Da die industrielle Fertigung aber gänzlich nehmen im produzierenden Gewerbe auch Anbieter von andere Anforderungen an IT-Plattformen stellt als der Dienstleis- IT-Plattformen. tungssektor, ist eine gesonderte Betrachtung erforderlich. 13
2.2 Vorgehensweise 2 Zielsetzung und Die Erarbeitung des Diskussionspapiers war in drei Phasen Methodik gegliedert (siehe Abbildung 3). Zur Studienvorbereitung wurden vorhandene Veröffentlichungen Ziel dieses Diskussionspapiers ist es, das vorhandene Wissen und zum Thema erfasst, aufgearbeitet und analysiert. Die Auswer- den Harmonisierungsbedarf in Bezug auf IT-Plattformen im tung erfolgte unter Berücksichtigung verschiedener Perspektiven produzierenden Gewerbe zu ermitteln. Dazu wurde die Meinung (Methodik: Perspective-based Reading), welche auf Basis der in von Expertinnen und Experten eingeholt. Abschnitt 2.1 beschriebenen Fragestellungen gewählt wurden. Die Ergebnisse der Analyse werden in Kapitel 3 dargestellt. 2.1 Untersuchte Fragestellungen In der zweiten Phase lag der Fokus auf der Vorbereitung, Durch- führung und Auswertung der Experteninterviews. Für die Inter- Die untersuchten Fragestellungen ergaben sich aus dem Ziel des views wurden ein Fragebogen und ein Leitfaden erstellt (siehe Diskussionspapiers und wurden in acht thematische Bereiche Anhang). Letzterer enthält Hinweise zur Gesprächsführung und gegliedert (siehe Kasten). Im Fokus standen dabei jeweils Informationen zum Projekt. Der Fragebogen gliedert sich in fünf IT-Plattformen für das produzierende Gewerbe. Sie haben das Themenkomplexe: Potenzial, dieses nachhaltig zu verändern und stecken – anders §§ Persönlicher Hintergrund der Interviewpartnerin/des Inter- als Konsumenten-Plattformen – in den Kinderschuhen. Für viewpartners Deutschland eröffnet sich damit die Chance, bei der Entwick- §§ Begrifflichkeit „IT-Plattformen“ lung und dem Einsatz von IT-Plattformen für das produzierende §§ Aktueller Einsatz von IT-Plattformen Gewerbe aktiv mitzuwirken. §§ Zukünftiger Einsatz von IT-Plattformen §§ Übergeordnete Sichtweisen auf das Thema „IT-Plattformen“ Untersuchte Fragestellungen Begrifflichkeiten: Was wird unter dem Begriff „Plattform“ verstanden? Plattformökonomie: Welche Merkmale kennzeichnen das Konzept der Plattformökonomie und wie wird dessen Relevanz beurteilt? Welche Stakeholder werden im Plattformkontext wahrgenommen? Kenntnisse: Welche Kenntnisse zu IT-Plattformen und zu deren Einsatz/Entwicklung sind vorhanden? Welche verschiedenen Arten von IT-Plattformen sind bekannt? Entgrenzung: Wird es in Zukunft zu einer Auflösung von Unternehmensgrenzen kommen? Werden sich offene oder geschlossene beziehungsweise proprietäre oder nicht-proprietäre IT-Plattformen durchsetzen? Standards und Normen: Fehlen für den Einsatz von IT-Plattformen Standards und Normen beziehungsweise Zertifikate? Sollen fehlende Standards und Normen mithilfe von Standardisierungs- und Normierungsprozessen entwickelt werden? Chancen und Risiken: Welche Chancen und Risiken werden in Bezug auf IT-Plattformen gesehen? Was sind die größten Chancen beziehungsweise Risiken? Barrieren: Welche Barrieren werden in Bezug auf IT-Plattformen gesehen? Welchen Barrieren wird die größte Relevanz beigemessen? Internationaler Wettbewerb: Wurde Deutschland im internationalen Wettbewerb bereits abgehängt? Ist eine Kooperation mehrerer Unternehmen für Deutschland förderlich? Tabelle 1: Untersuchte Themenbereiche und Fragestellungen 14
Zielsetzung und Methodik Insgesamt wurden 41 Interviews im Zeitraum von Ende Novem- In der dritten Phase wurden die Ergebnisse der Interviews ausge- ber 2016 bis Ende Januar 2017 geführt. 29 Interviewpartner wählten Expertinnen und Experten in einem Workshop vorge- innen und -partner stammten aus der Industrie und Verbänden, stellt und gemeinsam diskutiert. Ziel war es, Schwerpunkte bei weitere zwölf aus der Wissenschaft. Die Interviews wurden in der den identifizierten Chancen, Risiken und Barrieren zu setzen Regel telefonisch mit einer Dauer von rund 90 Minuten geführt. sowie Handlungsfelder abzuleiten. An dem ganztägigen Work- Die bewusst offen gewählten Fragestellungen ermöglichten es, shop, der am 16. Februar 2017 in Paderborn stattfand, nahmen von der Interviewpartnerin oder dem Interviewpartner abhängi- insgesamt 26 Fachleute teil. Die Mehrheit von ihnen hatte zuvor ge Schwerpunkte zu setzen. Die Antworten der Fachleute sowie bereits an den Interviews teilgenommen. alle weiteren Kommentare wurden ausführlich protokolliert. In der anschließenden Auswertung wurden die Aussagen der Be- fragten zueinander in Beziehung gesetzt und nach Themen- schwerpunkten geordnet. 1. Vorbereitung 2. Interviews mit Fachleuten 3. Workshop mit Fachleuten Review verwandter Arbeiten Erstellung des Fragenkatalogs Präsentation der Interview- zu IT-Plattformen Durchführung der Interviews ergebnisse Auswertung der Ergebnisse Ableitung von Handlungsfeldern Abbildung 3: Methodische Vorgehensweise 15
[1] Kompendium Industrie 4.0: Wie digitale Plattformen unsere 3 Verwandte Arbeiten Wirtschaft verändern – und wie die Politik gestalten kann Der zweite Band des Kompendiums Digitale Standortpolitik will einen Beitrag dazu leisten, den durch Industrie 4.0 bedingten Es gibt viele unterschiedliche Ansätze zur Erläuterung des Be- Transformationsprozess differenziert zu beschreiben, um Wirt- griffs „Plattform“ in der Wirtschaft, ein einheitliches Verständnis schaft und Politik dabei zu helfen, die richtigen Entscheidungen besteht nicht. Verwandte Arbeiten können helfen, einen Über- zu treffen. Dafür wird „Industrie 4.0 als Prozess der Plattformisie- blick über die verwendeten Begrifflichkeiten, denkbare Rollen in rung der Wirtschaft beschrieben, der durch digitale Technologien der Plattformökonomie, Chancen und Risiken der Plattformisie- ausgelöst wird“.7 Es wird aufgezeigt, welche Elemente eine rung etc. zu erhalten. digitalePlattform enthält, wie sich digitale Plattformen in fünf bei- spielhaften Branchen gegenwärtig entwickeln und wie der Staat darauf reagieren kann. Formuliert werden vier Thesen zur Verände- 3.1 Bestandserhebung rung der Wirtschaft und vier Thesen zur zukünftigen Rolle des Staates. Beispielsweise wird die These aufgestellt, dass die Platt- Im Vorfeld analysiert wurden primär populärwissenschaftliche formisierung in unterschiedlichen Branchen zu unterschiedlichen Publikationen (siehe Tabelle 2), da diese insbesondere im pro- Konstellationen führen kann. Ferner wird die Auffassung vertreten, duzierenden Gewerbe eine hohe Verbreitung finden. Der Fokus dass keine „nationalen Plattformen, sondern internationales richtete sich dabei auf die Fragestellungen des vorliegenden Engagement deutscher Unternehmen“ notwendig sei, da es zum Diskussionspapiers. Die dargestellten Arbeiten erheben keinen Beispiel aus Anwendersicht irrelevant ist, aus welchem Land ein Anspruch auf Vollständigkeit; sie sollen vielmehr einen Über- Plattformbetreiber kommt, solange die Plattform einem Unterneh- blick über das Themengebiet IT-Plattformen geben. men Marktzugänge verschafft und seine Wertschöpfung erhöht. Nr. Publikationen Kompendium Digitale Standortpolitik Band 2 (2015): [1] Kompendium Industrie 4.0: Wie digitale Plattformen die Wirtschaft verändern – und wie die Politik gestalten kann The Center for Global Enterprise (2016): [2] The Rise of the Platform Enterprise: A Global Survey acatech (2015): [3] Smart Service Welt: Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste für die Wirtschaft – Abschlussbericht acatech (2016): [4] Smart Service Welt: Digitale Serviceplattformen – Praxiserfahrungen aus der Industrie Plattform Industrie 4.0 (2016): [5] Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI 4.0) Industrial Data Space (2016): [6] Digitale Souveränität über Daten (Whitepaper) Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördertes Verbundvorhaben „IKT-Wandel“ (2016): [7] Abschlussbericht: Digitale Transformation – Wie Informations- und Kommunikationstechnologie etablierte Branchen grundlegend verändern Siemens (2016): [8] The Role of Platforms for the Digitalisation of European Industry Internet Economy Foundation (IE.F) und Roland Berger (2016): [9] Fair Play in der digitalen Welt – Wie Europa für Plattformen den richtigen Rahmen setzt Mitglieder der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) (2016): [10] EFI-Gutachten 2016 Accenture (2016): [11] Five Ways to Win with Digital Platforms Tabelle 2: Ausschnitt der analysierten Publikationen 7| Vgl. Baums et al. 2015, S. 6. 16
Verwandte Arbeiten Fazit: Die Autorinnen und Autoren beschreiben die Elemente daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet. Weiterhin werden einer IT-Plattform und zeigen beispielhaft auf, zu welchen Ver Handlungsempfehlungen zur Erarbeitung einer integrierten For- änderungen digitale Plattformen in ausgewählten Branchen füh- schungsagenda „Technologien der digitalen Plattformen“ zur zu- ren. Auf dieser Grundlage wird dargelegt, wie die Politik auf die künftigen Organisations- und Arbeitsgestaltung und zu innovati- Plattformisierung reagieren kann und wie Industrie 4.0 politisch onsorientierten Rahmenbedingungen abgegeben. gestaltet werden kann. Dabei wird das produzierende Gewerbe als ein Bereich unter vielen betrachtet, ohne darauf im Detail Fazit: Der Arbeitskreis Smart Service Welt liefert mit seinem einzugehen. Abschlussbericht eine umfassende Arbeit, in welcher die grund- sätzlichen Begrifflichkeiten und Zusammenhänge in der Platt [2] The Rise of the Platform Enterprise: A Global Survey formökonomie beschrieben werden. Weiterhin werden Chancen In der Untersuchung des IBM-nahen Think Tanks „The Center for und Risiken sowie Barrieren digitaler Plattformen aufgezeigt. Global Survey“ werden vier Arten von digitalen Plattformen be- schrieben: Transaktionsplattformen, Innovationsplattformen, Inte- [4] Smart Service Welt: Digitale Serviceplattformen – Praxiserfah- grierte Plattformen und Investmentplattformen. Die Autorinnen rungen aus der Industrie und Autoren führen für 176 identifizierte Plattformunternehmen acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften initi- einen internationalen Vergleich durch und zeigen, wo weltweit ierte mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft die meisten dieser Unternehmen existieren und wie wertvoll diese und Energie (BMWi) im November 2015 das Projekt „Digitale sind. So wird unter anderem gezeigt, welche Städte als „Hot- Serviceplattformen – Praxiserfahrungen aus der Industrie“. Es spots“ auf diesem Gebiet gelten können, zum Beispiel San Fran- soll Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Pilo cisco oder Peking. Dabei werden die identifizierten IT-Plattformen tierung digitaler Plattformen unterstützen. Damit wird direkt stets einer der vier Arten zugeteilt. Auffällig ist, dass überwie- eine Empfehlung des Arbeitskreises „Smart Service Welt“ aufge- gend B2C-Plattformen betrachtet werden und der Einsatz von IT- griffen. Anhand von Praxisbeispielen wird gezeigt, dass auch Plattformen in der Industrie nicht behandelt wird. Diese sind aber deutsche Unternehmen bereits Smart Services anbieten und auf insbesondere bei der Umsetzung von Industrie 4.0 relevant. digitalen Plattformen vertreiben. Dafür werden Beispiele in den Bereichen Smart Production Services, Smart Transport and Fazit: Die vier beschriebenen Plattformarten können zur Klassifi- Mobility, Smart Healthcare Services, Wissensmanagement und zierung von IT-Plattformen herangezogen werden. Weiterhin Smart Service für den Endkunden aufgezeigt. Auf Grundlage der liefert die Studie einen guten Überblick über den internationalen Praxisbeispiele werden Leitfäden für die schnelle Umsetzung Wettbewerb im Zusammenhang mit IT-Plattformen, indem die digitaler Plattformen abgeleitet und Empfehlungen zur Gestal- führenden Regionen der Welt miteinander verglichen werden. tung günstiger Rahmenbedingungen formuliert. Der Fokus liegt insbesondere auf dem B2C-Bereich, B2B-Platt formen werden allenfalls am Rande betrachtet. Fazit: Die Ergebnisse des Projekts „Digitale Serviceplattformen – Praxiserfahrungen aus der Industrie“ zeigen, dass auch deutsche [3] Smart Service Welt: Umsetzungsempfehlungen für das Unternehmen in der Lage sind, digitale Plattformen aufzubauen. Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste für die Wirtschaft Dabei werden insbesondere Chancen und Risiken sowie Barrieren – Abschlussbericht von IT-Plattformen anhand von Praxisbeispielen belegt. Der Arbeitskreis „Smart Service Welt“ hat in seinem Abschluss bericht Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Inter- [5] Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI 4.0) netbasierte Dienste für die Wirtschaft formuliert. Dafür wird zu- Das Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI 4.0) erlaubt nächst die Vision einer Smart Service Welt 2025 beschrieben, es, Industrie 4.0-Technologien in ein dreidimensionales Schich- welche sich unmittelbar an die Vision von Industrie 4.0 an- tenmodell einzuordnen. Es ist aus der Zusammenarbeit mehrerer schließt. Dementsprechend wird auf die Produktion fokussiert. In Institutionen entstanden. Ziel des Modells ist ein gemeinsames einer Smart Service Welt werden Dienstleistungen und Dienste Verständnis über Standards, Anwendungsbeispiele, Normen etc. auf Grundlage von Smart Products und Factories bedarfsgerecht für Industrie 4.0. Es werden drei Achsen unterschieden: die Hier- zusammengestellt. Die Autorinnen und Autoren beschreiben das archiestufen (vom Produkt bis zur vernetzten Welt), der Lebenszy- Ziel einer digitalen Führungsrolle für Deutschland im internatio- klus einer Marktleistung und die IT-Repräsentanz einer Industrie nalen Vergleich. Zur Veranschaulichung werden zukünftige 4.0-Komponente (anhand von sechs Schichten). Die Besonder- Anwendungsbeispiele und gegenwärtige Trends dargelegt und heit des Modells ist die Verknüpfung von Wertschöpfungskette 17
und Lebenszyklus mit einem strukturierten Ansatz zur Definition beschrieben. Im weiteren Verlauf des Berichts werden die ge- von Industrie 4.0-Komponenten. Weiterhin greift RAMI 4.0 auf führten Experteninterviews zu den Indikatoren der Digitalisie- bereits bestehende Standards zurück und verdeutlicht so, wo rung qualitativ ausgewertet. Dazu wird ein Überblick jeder Normen beziehungsweise Standards fehlen und wo Überschnei- Branche erstellt und ein sogenanntes Maturity-Modell zur Be- dungen existieren. Zudem können bestehende Anwendungsfälle wertung der sozioökonomischen und technischen Entwicklung im Modell verortet werden. des Reifegrads verwendet. Auf Grundlage der gewonnenen Er- kenntnisse w erden anschließend branchenübergreifende Trends Fazit: Mit dem Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 liefern abgeleitet. Mithilfe verschiedener Plattform-Ökosysteme wer- die Autorinnen und Autoren ein wohlstrukturiertes Gerüst zur den die Charakteristika dieser Trends verdeutlicht. Im weiteren systematischen Einordnung von Industrie 4.0-Technologien und Verlauf werden dann die Schnittstellen von Politik, Wirtschaft, zu deren Bewertung. Damit wird insbesondere ein Beitrag zu den Wissenschaft und Gesellschaft untersucht, bewertet und durch Standards und Normen im Zusammenhang mit Industrie alternative Methoden e rgänzt. Im finalen Teil des Berichts wer- 4.0-Technologien geleistet. IT-Plattformen lassen sich mit dem den im Rahmen einer SWOT-Analyse die Ergebnisse zu den ein- Modell jedoch nur teilweise beschreiben. zelnen Branchen aufbereitet und international verglichen. Schließlich werden aufbauend auf den zuvor gesammelten Er- [6] Digitale Souveränität über Daten (Whitepaper) kenntnissen Handlungsempfehlungen für die Bereiche For- Das Whitepaper der Fraunhofer Gesellschaft liefert eine Übersicht schung, Wirtschaft sowie Politik abgeleitet und diskutiert. zu Zielen und zur Architektur des sogenannten Industrial Data Space. Dieser beschreibt einen virtuellen Datenraum zum geregel- Fazit: Der Bericht bewertet die Branchen Automobilindustrie, ten und sicheren Austausch von Daten in Geschäftsökosystemen. Maschinenbau und Logistik in Deutschland und leitet anhand Dabei wird zunächst die Digitalisierung als Trendtreiber beleuch- von Experteninterviews Einschätzungen, Prognosen sowie über- tet und die Rolle der Daten als Wirtschaftsgut und Bindeglied zwi- greifende Trends ab. Es werden Chancen und Risiken aufgezeigt, schen der Smart Service Welt und der Industrie 4.0 hervorgeho- wesentliche Begrifflichkeiten genannt, Plattform-Ökosysteme ben. Im Anschluss daran wird die Architektur des Industrial Data klassifiziert sowie weitergehende Handlungsempfehlungen für Space erklärt. Dabei stehen zum einen die Schlüsselmerkmale und Forschung, Wirtschaft und Politik im Rahmen der digitalen Trans- verschiedenen Rollenmodelle im Vordergrund. Zum anderen wird formation formuliert. Dabei wird auch ein internationaler die Geschäfts-, Software- und Sicherheitsarchitektur des Referenz- Vergleich vorgenommen. Der Abschlussbericht kann damit als Re- modells untersucht. Abschließend werden einige ausgewählte ferenzdokument für das vorliegende Diskussionspapier dienen. Einsatzszenarien des Industrial Data Space betrachtet, zum Beispiel die LKW-Steuerung in der Inbound-Logistik oder die [8] The Role of Platforms for the Digitalisation of European Entwicklung medizinischer und pharmazeutischer Produkte. Industry Die Firma Siemens richtet sich mit dem Papier The Role of Fazit: Das Whitepaper zeigt die Funktionsweise und den Aufbau Platforms for the Digitalisation of European Industry direkt an des Industrial Data Space. Es verdeutlicht insbesondere die die politischen Entscheidungsträger auf nationaler sowie europä durch die Digitalisierung getriebenen Sicherheits- und Standardi- ischer Ebene. Basierend auf der Annahme, die im eigenen Land sierungsbedarfe von Unternehmen. Darüber hinaus wird die entstandenen IT-Plattformen seien Stützpfeiler der Digitalisie- Barriere der IT-Sicherheit in dem Papier ausführlich behandelt, rung der europäischen Wirtschaft, teilen die Autorinnen und Au- eine Betrachtung weiterer Barrieren bleibt aus. toren ihre Sichtweise und Entscheidungsempfehlungen für die zukünftige Gestaltung der Digitalisierungsstrategie Europas mit. [7] Abschlussbericht: Digitale Transformation – Wie Informa- Dazu informieren sie zuerst über die aus ihrer Sicht drei wesent- tions- und Kommunikationstechnologie etablierte Branchen lichen Plattformarten – sogenannte Commercial digital plat- grundlegend verändern forms, Non-commercial digital platforms und Stakeholder plat- Der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ge- forms. Eine Einordnung nach Aktivitätstyp und förderte Abschlussbericht des Verbundvorhabens „IKT-Wandel“ Digitalisierungsgrad findet ebenfalls statt. Entsprechend den analysiert den Reifegrad von Automobilindustrie, Maschinen- drei Plattformarten werden die Ansichten und Empfehlungen bau und Logistik im internationalen Vergleich im Kontext der von Siemens aufgezeigt. So stellen die Autorinnen und Autoren Digitalisierung. Dazu werden zunächst relevante Begriffe und beispielsweise heraus, dass die aufstrebende zweite Welle der die wichtigsten Einflussfaktoren des IKT-induzierten Wandels Commercial digital platforms im B2B-Bereich nicht verpasst 18
Verwandte Arbeiten werden darf. Für die europäischen Technologieführer sollen er- die hohe Gründungstätigkeit bei Geschäftsmodellen der digita- folgsorientierte Rahmenbedingungen geschaffen werden, um len Wirtschaft beleuchtet und eine Typologie der verschiede- weiterhin konkurrenzstark im B2B-Segment agieren zu können. nen Geschäftsmodelle herausgearbeitet. Zusätzlich wird auf die Zurückhaltung und Versäumnisse der bestehenden Unter- Fazit: Der Artikel liefert eine industrielle Sicht auf die Chancen nehmen eingegangen und die Relevanz von Technologien wie und Handlungsspielräume der digitalen und nicht-digitalen zum Beispiel Big Data hervorgehoben. Auch auf die Expansion Plattformen in Europa. Die Autorinnen und Autoren geben der Geschäfts- und Tätigkeitsfelder wird im Umfang des Gut- grundlegende Erklärungen zu den Begrifflichkeiten und einzel- achtens eingegangen. Am Ende des betrachteten Kapitels wer- nen Plattformkategorien und ergänzen dazu die Standpunkte den mehrere Verbesserungsvorschläge für die Rahmenbedin- und Handlungsempfehlungen von Siemens. gungen der digitalen Wirtschaft ausgearbeitet. Diese umfassen etwa rechtliche Grundsatzfragen, regulatorische Eingriffe oder [9] Fair Play in der digitalen Welt – Wie Europa für Plattformen auch begleitende Wettbewerbsprozesse. Im Anschluss daran den richtigen Rahmen setzt werden Bewertungen und Handlungsempfehlungenfür In der Ausarbeitung der Roland Berger GmbH und der Internet Deutschland formuliert. Economy Foundation geht es maßgeblich um die Gestaltungsop tionen des europäischen Raums in Bezug auf eine eigene digitale Fazit: Das betrachtete Kapitel des EFI-Gutachtens beleuchtet Wirtschaft, basierend auf digitalen Plattformen. Dazu wird zuerst den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland und gibt die Relevanz digitaler Plattformen hervorgehoben und die Vor- einen kurzen Einblick in die verschiedenen Ausprägungen digi machtstellung der Schlüsselspieler, insbesondere der USA, betont. taler Geschäftsmodelle. Die prognostizierten Entwicklungen und Anschließend werden die Charakteristika beleuchtet, die Wettbe- der aufgezeigte Handlungsbedarf helfen dabei, die zukünftige werbsmuster analysiert und die Marktmacht sowie Systemrelevanz Bedeutung digitaler Plattformen besser zu verstehen und so zum der IT-Plattformen verdeutlicht. Diese Betrachtung erfolgt im steti- Beispiel in Deutschland vorhandene Barrieren abzubauen. gen Vergleich mit realen Unternehmen und Ereignissen. Im fina- len Teil des Artikels wird der aktuelle Rechtsrahmen Europas unter- [11] Five Ways to Win with Digital Platforms sucht und es werden verschiedene Handlungsbedarfe abgeleitet. In dem Artikel Five Ways to Win with Digital Platforms werden Anschließend werden diese in Handlungskonzepte umgesetzt und die kritischen Erfolgsfaktoren für plattformbasierte Geschäfts dienen somit als Handlungsempfehlungen für die zukünftige Aus- modelle aufgezeigt. Dabei stehen sowohl bestehende als auch gestaltung des rechtlichen Rahmens der digitalen Ökonomie neu gegründete Unternehmen im Fokus. Im Verlauf des Artikels Europas. Vor allem die zehn politischen Handlungsempfehlungen untermauern die Autorinnen und Autoren von Accenture und der Wachstumsagenda sind in diesem Kontext hervorzuheben. G20 – Young Entrepreneurs Alliance die durchdringende Kraft der digitalen Plattformen und zeigen die fünf wichtigsten Fazit: In der Publikation werden die wesentlichen Begrifflichkeiten Erfolgsfaktoren (P’s) auf. Diese fünf P’s sind: Proposition, Perso- und Zusammenhänge der Plattformökonomie dargelegt sowie die nalization, Price, Protection und Partners. Weiterhin stellen die Chancen, Risiken und Barrieren im internationalen Vergleich Autorinnen und Autoren die Relevanz der Datenmonetarisie- betrachtet. Weiterhin werden wichtige Handlungsempfehlungen rung für bereits bestehende Unternehmen heraus. Zum Ende des konkretisiert, um eine konkurrenzfähige, digitale Ökonomie in Artikels werden die Erfolgsfaktoren und Rahmenbedingungen Europa zu ermöglichen. im sogenannten "Platform Readiness Index" für m ehrere Natio- nen verglichen und wichtige Entscheidungsempfehlungen für [10] EFI-Gutachten 2016 die Gesetzgeber dieser Länder formuliert. Aus dem Gutachten der Expertenkommission zur Forschung, Innovation und technologischen Leistungsfähigkeit Deutsch- Fazit: Im Artikel werden die Zusammenhänge in der Plattform- lands des Jahres 2016 soll im Folgenden das Kapitel „Ge- ökonomie beschrieben und Erfolgsfaktoren für den Betrieb digi- schäftsmodelle der digitalen Wirtschaft“ betrachtet werden. taler Plattformen formuliert. Weiterhin werden die Rahmenbe- Dabei werden besonders innovative, internetbasierte Ge- dingungen verschiedener Länder mittels des „Platform Readiness schäftsmodelle berücksichtigt und diskutiert. Das Gutachten Index“ verglichen und wichtige Handlungsempfehlungen für die betrachtet vor allem die zunehmende Marktdominanz von US- Gesetzgeber abgeleitet. Dies kann bei der Identifikation von Unternehmen und stellt einen internationalen Vergleich der Chancen und Risiken digitaler Plattformen helfen. Marktkapitalisierung der Internetwirtschaft auf. Weiterhin wird 19
3.2 Klärungsbedarf (siehe Abbildung 4). Dieses Thema stellt folglich den Schwer- punkt der durchgeführten Befragung dar. Da das vorliegende Die Analyse der Publikationen im Hinblick auf die adressierten Diskussionspapier eine Bestandsaufnahme zu allen acht Themenbereiche zeigt, dass insbesondere die im Zusammen- Themenbereichen im produzierenden Gewerbe anstrebt, hang mit IT-Plattformen notwendigen Kenntnisse im produzie- wurden die untersuchten Publikationen hinsichtlich der renden Gewerbe bislang nur unzureichend aufgebaut wurden Themenbereiche bewertet. Bewertung der untersuchten Publikationen Adressierte Themenbereiche hinsichtlich der adressierten Themenbereiche Fragestellung: „Adressiert die untersuchte Publikation (Zeile) die in Internationaler Wettbewerb der Zielsetzung adressierten Themenbereiche (Spalte)?“ Standards und Normen Chancen und Risiken Bewertungsskala: Plattformökonomie Begrifflichkeiten = nicht adressiert Entgrenzung Kenntnisse = teilweise adressiert Barrieren = umfassend adressiert Kompendium Industrie 4.0: Wie digitale Plattformen unsere Wirtschaft verändern – und wie die Politik gestaltet werden kann The Rise of the Platform Enterprise: A Global Survey Smart Service Welt: Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste für die Wissenschaft – Abschlussbericht Smart Service Welt: Digitale Service Plattformen – Praxiserfahrungen aus der Industrie Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI 4.0) Digitale Souveränität über Daten (Whitepaper) Abschlussbericht: Digitale Transformation – Wie Informations- und Kommunikationstechnologie etablierte Branchen verändert The Role of Platforms for the Digitalisation of European Industrie Fair Play in der digitalen Welt – Wie Europa für Plattformen den richtigen Rahmen setzt EFI Gutachten 2016 Five Ways to Win with Digital Platforms Abbildung 4: Betrachtete Publikationen und Themenbereiche 20
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