S e - Oberpfälzer Schule - BLLV
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ZKZ 03646 Oberpfälzer Schule Zeitschrift des Bezirksverbandes Oberpfalz 40. Jahrgang 2018, Heft 2 (April) K i n d Kl a s s e S c h u l e u Digitale Bildung in Oberpfälzer Schulen Seite 4 u Schulrecht: Handyverbot an Schulen Seite 14 u Tipps der Polizei für den Medienalltag Seite 19 Oberpfälzer Schule 2018/2
INHALT 2018 Heft Nr. 2 Schule und Politik Kreisverbände 3 Kommentar: Notbetrieb in den Schulen 21 Wir gedenken Digitale Bildung Berichte der Kreisverbände: 4 Digitale Bildung in Oberpfälzer Schulen Amberg-Land: 6 Schule digital: Fit für die Zukunft? Michaela Bergmann leitet den Kreisverband 10 Schulalltag: Baustellen der Digitalisierung Burglengenfeld 12 BLLV-Landesvorstand: Cham: Thesen zur Digitalisierung Sabine Lankes an der Spitze des 12 Parteien: Digitale Bildung in Bayern Kreisverbandes 14 Schulrecht: Handyverbot an Schulen Kemnath: 19 Polizei: Tipps für den Medienalltag Martina Thöns weiterhin Kreisvorsitzende 19 STANDPUNKT: Neustadt/ Waldnaab Lebe wohl, liebe Handschrift! Regensburg-Land Schwandorf BLLV Oberpfalz Sulzbach-Rosenberg Tirschenreuth-Waldsassen 20 Runde Geburtstage von Mitgliedern Vilseck 11 Oberpfälzer Lehrertag Weiden 13 Schirmherrschaft für mehr Zivilcourage 26 Impressum 16 Im Gespräch mit MdB Stefan Schmidt 16 Fachgruppe Fremdsprachen Anzeigen 17 Elternabend – Themen musikalisch aufbereitet 15 Druckerei Wittmann 17 Kutzers Musik erfreute einen vollen Festsaal Drucken für alle Situationen 18 Berufliche Inklusion für Schwerbehinderte 18 Landestheater Oberpfalz in Vohenstrauß: 27 Hundertwasser in Amberg Musical Elternabend 27 Freier Eintritt in Museen 27 BtB Software-Angebot für die Schulen 28 Domino-Verlag Kinder- und Jugendzeitschriften Redaktionstermine für die Oberpfälzer Schule im Jahr 2018 Heft Redaktionsschluss Heft erscheint 3 11.05.2018 Ende Mai 4 06.07.2018 Ende Juli 5 21.09.2018 Mitte Oktober 6 23.11.2018 Mitte Dezember Die nächste Nummer der Oberpfälzer Schule, Heft 2018/3, erscheint Ende Mai. Redaktionsschluss ist am 11.5.2018. Die Oberpfälzer Schule kann eine Woche nach Redaktions- schluss im Internet gelesen werden: www.oberpfalz.bllv.de Oberpfälzer Schule 2018/2 – 40. Jahrgang
KOMMENTAR Notbetrieb in den Schulen Kürzlich veröffentlichte der Bayerische Landtag das Ergebnis 6,4%, also etwa 19 Stun- einer schriftlichen Anfrage zum Thema „Lehrkräftemangel und den pro Woche, ersatzlos nicht regulär erteilte Unterrichtsstunden an bayerischen Schulen ausgefallen sind demnach im Schuljahr 2016/17“. Das Ergebnis, wen wundert´s, ist für knapp 8 Stunden. 300 den Außenstehenden erneut eine Erfolgsmeldung für das Kul- Unterrichtsstunden ent- tusministerium: spricht in etwa 12 Voll- zeitlehrkräften. Demnach Unterrichtsausfall nach Schularten hat im Schuljahr 2016/17 im Schuljahr 2016/2017 jeder Mittelschullehrer Schulart An- Anteil pro Woche knapp zwei teil der der er- Unterrichtsstunden „auf- Abgewendeter satzlos nicht Unterrichtsausfall gefangen“. planmä- orga-durchVertre- ausge- ßigen nisato- fallenen tungen Beispiel Bildungspaket: Lehrer- rische Unter- stunden Maß- richts- nahmen stunden 50 zusätzliche mobile Reserven für Bayern bedeutet fünf für Grundschule 7,0 % 1,6 % 4,6 % 0,7 % die Oberpfalz und im Schnitt eine halbe für jedes Schulamt. Mittelschule 9,1 % 2,1 % 4,3 % 2,6 % Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Förderzentrum 11,4 % 5,4 % 5,6 % 0,4 % seit Jahren fahren wir im Notbetrieb: Die Lehrerversorgung Realschule 11,7 % 2,0 % 8,5 % 1,2 % läuft bereits am Anfang des Schuljahres auf Kante, AG´s oder Gymnasium 9,6 % 1,4 % 5,9 % 2,2 % zusätzliche Fördermöglichkeiten sind normalerweise Fehlan- zeige. Die Hälfte der mobilen Reserven sind vom Anfang des Wirtschaftsschule 8,6 % 2,5 % 3,6 % 2,5 % Schuljahres an fest verplant, für Krankheiten oder Schwanger- Berufsschule 10,0 % 3,6 % 3,8 % 2,6 % schaften gibt es keinen Ersatz, Klassen werden langfristig zu- FOS/BOS 6,2 % 1,3 % 2,3 % 2,7 % sammengelegt, Lehrkräfte mehr und mehr verheizt und Schul- Berufsfachschule 8,0 % 2,8 % 2,4 % 2,8 % leiterinnen und Schulleiter vergeht angesichts der dauerhaften Mängelverwaltung die Lust an ihrer Aufgabe, wie die Bewer- bungslage für ausgeschriebene Schulleiterstellen deutlich signa- Kaum Unterrichtsausfall, zudem „mehr Stunden für die Förde- lisiert. rung von Kindern, eine günstigere Betreuungsrelation zwischen Lehrern und Schülern sowie zusätzliche Stellen durch das Bil- Wann endlich ist die Zeit der Scheuklappen vorbei? Lehrer lei- dungspaket der Staatsregierung – Bayerns Schulen werden wei- sten eine unglaublich wichtige und zunehmend schwierigere ter gestärkt“ (Pressemeldung des KM vom 5. März 2018). Aufgabe angesichts von Inklusion und Integration, von Ganz- tag, Erziehungsdefiziten, Wohlstandverwahrlosung und Kin- Worüber beklagen wir uns eigentlich? Uns geht es an den Schu- derarmut. Unsere Kinder und Jugendlichen haben Anspruch auf len doch so gut wie nie zuvor! gute und nachhaltige Unterrichts- und Erziehungsarbeit, unse- re Lehrkräfte ebenso. Wir werden nicht aufhören, das anzumah- Beispiel Unterrichtsausfall und Vertretung: nen und einzufordern. Ursula Schroll Nehmen wir eine durchschnittliche Mittelschule mit ca. 160 BLLV-Bezirksvorsitzende Schülern und 300 Unterrichtsstunden pro Woche. 9,1% nicht regulär gehaltener Unterricht bedeutet pro Woche im Schnitt etwa 27 Unterrichtsstunden. Aufgefangen durch sog. „organisa- torische Maßnahmen, also Zusammenlegung von Klassen, Auf- lösung von Differenzierungen usw. und Vertretungen wurden Oberpfälzer Schule 2018/2
DIGITALE BILDUNG Thomas Unger, Leitender Regierungsschuldirektor: Digitale Bildung in Oberpfälzer Schulen Digitale gung. Für den Fachbereich Informatik/Di- Geräte unterstützt werden, erfordern Bildung in der gitale Bildung („Schüler lernen digital“) auch grundsätzliche Überlegungen zur Oberpfalz hat wird das Themenmodul „Erste Schritte“ Gestaltung und Möblierung der Unter- einen langen ab Mai 2018 bereit gestellt werden. richtsräume (z.B.: Tischformen, Tablet- Weg hinter Mit BAYERN DIGITAL II wurde be- Aufbewahrung, Stromversorgung …). sich. Mit dem reits am 30. Mai 2017 durch die Baye- Die Nutzung mobiler digitaler Geräte „Bildungs- rische Staatsregierung ein richtungswei- durch Schülerinnen und Schüler erwei- netz Ober- sender 10-Punkte-Masterplan beschlos- tert die Möglichkeiten der Unterrichtsge- pfalz“ zielte sen, in dem unter anderem das „Digi- staltung auf vielfältige Weise. Die Infra- das Projekt tale Klassenzimmer“ explizit verankert struktur des „Digitalen Klassenzimmers“ in den Jah- ist. Die beschlossenen Förderprogramme muss deshalb idealerweise auch die Nut- ren 2011–2014 sehen einen Bewilligungsrahmen von zung drahtlos verbundener digitaler End- auf die Vernetzung von allen im Bereich 162,5 Mio. EUR vor; davon entfallen 100 geräte für alle Schülerinnen und Schüler Schule Handelnden unter Ausschöpfung Mio. EUR zur Verbesserung der IT-Aus- ermöglichen. Eine entsprechende Netz- technischer Möglichkeiten darauf ab, ins- stattung an Schulen und Einführung des werkinfrastruktur (insbesondere auch besondere bewährte Online-Werkzeuge digitalen Klassenzimmers an bayerischen WLAN) und eine Internetanbindung mit zu nutzen, die über das Internet verfüg- Schulen, 35 Mio. EUR zur IT-Ausstattung ausreichender Bandbreite sind dabei Vor- bar gemacht werden. Im Zentrum standen von integrierten Fachunterrichtsräumen aussetzung. dabei die Steigerung der Unterrichtsqua- an beruflichen Schulen sowie 27,5 Mio. Neben der Ausstattung des Digitalen lität durch den Aufbau eines zielgerichte- EUR zur IT-Ausstattung an Ausbildungs- Klassenzimmers mit schuleigenen mobi- ten online verfügbaren Fortbildungsange- seminaren und Seminarschulen. Nach len Geräten mit einem entsprechenden or- bots für die regionale, lokale und schul- dem erforderlichen Beschluss des Nach- ganisatorischen und technischen Betreu- hausinterne Lehrerfortbildung, die Er- tragshaushalts 2018 durch den Haushalts- ungsaufwand, treten Überlegungen zu möglichung kontinuierlicher Zusammen- gesetzgeber sollen die Förderrichtlinien „Bring Your Own Device (BYOD)“ im- arbeit von Lehrkräften bei der Umsetzung zeitnah in der ersten Jahreshälfte 2018 mer stärker in den Fokus. neuer Schulkonzepte in Online-Commu- veröffentlicht werden. Für den Doppel- Ebenso mitgedacht werden muss die nities sowie die Implementierung von haushalt 2019/2020 sind weitere Schritte Anbindung des „Digitalen Klassenzim- online gestützten Lerninhalten im Un- angekündigt. mers“ an Lernplattformen (Clouds), wie terricht. Seit 01.08.2014 wurde das Bil- z.B. mebis. Seit dem Schuljahr 2014/2015 dungsnetz nach „mebis – Landesmedien- Ziel: digitale Klassenzimmer steht die zentral bereitgestellte mebis- zentrum Bayern“ übergeführt. Das mitt- Lernplattform allen bayerischen Schulen lerweile in ganz Bayern bekannte und ge- Ziel des erstgenannten Förderpro- zur Verfügung (https://lernplattform.me- nutzte Blended-learning-Konzept „Schü- gramms des Staatsministeriums ist es, bis.bayern.de). Die Regierung der Ober- ler als Forscher“ mit den Themenmodu- die zuständigen Sachaufwandsträger bei pfalz, die Staatlichen Schulämter sowie len Elektrizität, Säuren und Basen, Ver- der Verbesserung der IT-Ausstattung der die Grund-und Mittelschulen der Ober- brennung wie auch Mikroskopieren gin- Schulen, insbesondere bei der Einführung pfalz sind als Institutionen auf der Platt- gen daraus hervor. Die Themenmodu- „digitaler Klassenzimmer“ an allen baye- form vollständig verortet. Alle Lehrkräf- le „Schüler als Forscher“ richten sich an rischen Schulen zu unterstützen. te verfügen über einen Userzugang zur alle Mittelschullehrkräfte, die das Fach Das zu fördernde „Digitale Klassen- Plattform. „Natur und Technik/PCB“ unterrichten zimmer“ (vgl. VOTUM 2017) besteht und sich Anregungen für einen kompe- aus einem Lehrerarbeitsplatz mit einer Glasfasernetz für alle Schulen tenzorientierten Unterricht im Fach so- Präsentationseinrichtung (Lehrer-PC, wie Hilfestellungen für die experimentel- Großbilddarstellung, Dokumentenka- Die benannten Programme werden le Umsetzung der jeweiligen Lehrplanin- mera, Audiosystem) und der Möglich- flankiert u. a. durch Förderprogramme halte erwarten. Zwei weitere Redaktions- keit für Schülerinnen und Schüler, di- des Staatsministeriums der Finanzen, für teams der Regierung der Oberpfalz sind gitale Geräte (z.B. Notebooks, Tablets, Landesentwicklung und Heimat, mit de- in Kooperation mit dem eLearning Kom- Smartphones) zu nutzen. Doch das „Di- nen die Sachaufwandsträger aller öffent- petenzzentrum in den Fächern Mathema- gitale Klassenzimmer“ entsteht nicht nur lichen Schulen maßgeblich unterstützt tik („Schüler fit in Mathe“) und Informa- durch die Ausstattung eines Lernraumes werden sollen, WLAN-Netze für den päd- tik/Digitale Bildung („Schüler lernen di- mit technischen Endgeräten. Vielfältige agogischen Einsatz an den Schulen ein- gital“) in Arbeit. Für das Fach Mathema- Unterrichtsmethoden (z.B. Gruppenar- zurichten (Stichwort: BayernWLAN@ tik („Schüler fit in Mathe“) steht der Kurs beit, Schülervortrag, kollaboratives Ar- school) und die Schulen ans schnelle „Rechteck, Quadrat & Co.“ zur Verfü- beiten), die durch den Einsatz digitaler Glasfasernetz anzuschließen. Oberpfälzer Schule 2018/2 – 40. Jahrgang
DIGITALE BILDUNG Weitere Maßnahmen im Rahmen des des Freistaats erhalten, der auf Antrag zur Masterplan BAYERN DIGITAL II, wel- Verfügung stehen wird. che die bayerischen Schulen entscheidend Um digitale Angebote effektiv für den bei der Digitalisierung voranbringen wer- Lernprozess nutzen zu können, wird in- den, sind u. a. eine flächenwirksame Fort- tensive Fortbildungsarbeit zur Unterstüt- bildungsoffensive für alle Lehrkräfte, die zung der Lehrkräfte nötig sein. derzeit konzipiert wird, eine Stärkung des In Bayern wurde dazu im Septem- Fachs Informatik sowie der weitere Aus- ber 2017 durch das Kultusministerium bau von mebis. eine schulartübergreifende Kommission Mit KMS vom 05. Juli 2017 hatte gebildet, mit dem Auftrag Digitale Bil- Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle be- dung in der Lehrerfortbildung konzepti- reits alle Schulen über die Grundzüge des onell zu verorten, sowohl als Bildungs- Masterplans informiert. Dabei hat er be- inhalt als auch als Methode und Instru- tont, dass die Digitalisierung ihr Potential ment um flächenwirksame Lehrerfortbil- zierung der mebis-Koordinatoren der Ein- an den Schulen nur dann entfalten kann, dung über alle Schularten hinweg zu er- zelschulen als Fortbildner zum Einsatz in wenn sie im Rahmen der Schulentwick- möglichen. Durch das E-Learning Kom- der schulhausinternen Lehrerfortbildung lung aktiv von der ganzen Schulfamilie petenzzentrum der ALP-Dillingen sollen (SchiLf) ab dem Schuljahr 2018/19 für gestaltet wird und dieser Prozess in ein u.a. nach fünf Themenfeldern geordnete den Umgang mit der Lernplattform me- schulisches Medienkonzept mündet, das Online-Selbstlernmodule für alle Lehr- bis, insbesondere in Bezug auf den Ein- bis zum Ende des Schuljahres 2018/19 do- kräfte aller Schularten angeboten werden. satz digitaler (virtueller) Klassenzimmer. kumentiert sein soll. Die Erarbeitung der- Für den Bereich Grund- und Mittelschu- Grundlegend und Basis für jede Form artiger Medienentwicklungspläne – die im len waren die Regierungsbezirke Ober- der weiteren digitalen Entwicklung ist je- Hinblick auf Ausstattungsfragen in enger pfalz und Niederbayern im Arbeitsgremi- doch eine stabile, leistungsfähige und ge- Abstimmung mit dem jeweiligen Sach- um vertreten. sicherte Breitbandanbindung jeder Schu- aufwandsträger erfolgen soll – wird in Die Grund- und Mittelschulen im Re- le. Digitalisierung kann ihr Potential an diesem Schreiben als „wichtige und not- gierungsbezirk der Oberpfalz wurden im den Schulen aber nur dann entfalten, wenn wendige Voraussetzung für die im Mas- Zeitraum von Mitte November bis Mit- sie im Rahmen von Schulentwicklung ak- terplan BAYERN DIGITAL II geplanten te Dezember 2017 durch den Bereich 4 tiv von der ganzen Schulfamilie gestaltet Fördermaßnahmen“ benannt. Die Vorla- – Schulen im Grund- und Mittelschulbe- wird und dieser Prozess in ein schulisches ge eines fertigen Medienkonzeptes ist im reich in 15 Veranstaltungen zur Unter- Medienkonzept mündet. Das Engagement ersten Schritt der Förderprogramme also stützung bei der Erstellung der Medien- der Lehrkräfte vor Ort ist hier besonders nicht vorgesehen. Es ist zu erwarten, dass konzepte in der Regionalen Lehrerfortbil- zu würdigen und zeigt die Aufgeschlos- nach dem Schreiben vom 05.07.2017 in- dung auf Oberpfalzebene für die Konzept- senheit gegenüber der Digitalen Bildung, zwischen alle Schulen den erforderlichen verantwortlichen und die Schulaufsicht wenn die notwendigen Parameter ge- Prozess initiiert und erste Schritte einge- unterstützt. Als Gewinnbringend erwies geben sind. Die Schulaufsicht wird die leitet haben (Teambildung, Bestandsauf- sich dabei die Einbindung von Vertrete- Schulen in bewährter Weise auf dem Weg nahme usw.). rinnen und Vertretern der Referenzschu- in die digitale Zukunft beratend begleiten. len für Medienbildung sowie des Modell- Zusätzlich werden Schulen bei der Erstel- Medienkonzepte an den Grund- versuchs Digitale Schule 2020, die bereits lung der Medienentwicklungspläne durch und Mittelschulen über „Digitale Klassenzimmer“ und ent- Tandems aus einer Medienexpertin/einem sprechende Medienkonzepte verfügen. Medienexperten (MiB = medienpädago- Dies geschieht in enger Begleitung Zu diesen Fortbildungsveranstaltungen gisch-informationstechnischer Berater/ durch die Schulaufsicht (Zwischenbe- waren auch Vertreterinnen und Vertreter Beraterin) und einer Schulentwicklungs- richterstattung 03/2018 und 07/2018 des Sachaufwandes auf freiwilliger Basis expertin/einem Schulentwicklungsexper- durch die Schulämter an die Regierung zur Teilnahme eingeladen, um eine früh- ten unterstützt. die Regierung der Oberpfalz). Eine Fer- zeitige Abstimmung der Schulen mit dem Für die konzeptionell-inhaltliche Wei- tigstellung der Medienkonzepte an den Sachaufwandsträger hinsichtlich des Aus- terarbeit in der digitalen Thematik kann Grund- und Mittelschulen bis zum Ende stattungskonzeptes einzuleiten. auf einem reichen Erfahrungswissen aus des Schuljahres 2018/19 ist sicherge- diversen Schulversuchen aufgebaut wer- stellt. Die Fortbildung der Lehrkräfte ist Lehrerfortbildung den, wie z.B. auf den Erkenntnissen aus in Abstimmung der Fortbildungsebenen dem aktuellen Projekt des Stiftung Bil- (RLFB, LFB, SCHILF) auf Oberpfalze- Die Lernplattform mebis ist an allen dungspakts Bayern „Digitale Schule bene gewährleistet. Schulen verortet und die Lehrkräfte ver- 2020“. Hinsichtlich der Ausgestaltung der fügen über die notwendigen Zugänge. Thomas Unger, Förderrichtlinien wird das Staatsministe- Aktuell werden in der Oberpfalz auf Ebe- Regierung der Oberpfalz rium versuchen, den Kommunen auf der ne der lokalen Lehrerfortbildung flächen- Bereichsleiter Schulen Basis des Zuwendungsrechts größtmög- wirksam in allen Schulämtern Schulungen liche Flexibilität und Planungssicherheit der mebis-Koordinator der Schulen durch zu ermöglichen. Die Sachaufwandsträger die MiBs (medienpädagogisch-informa- sollen hierzu einen durch fachliche Pa- tionstechnischen BeraterInnen) vorberei- rameter zu bestimmenden Förderbeitrag tet und durchgeführt. Ziel ist die Qualifi- Oberpfälzer Schule 2018/2
DIGITALE BILDUNG Fit für die nach und nach entdeckt und immer wei- ter ausgebaut. Computerinseln und Com- Bildungsprozessen ist, dass unsere Leh- rer als ‚Digital Immigrants‘ eine veralte- Zukunft? – puterräume wurden an den Schulen ein- te, vor-digitale Sprache sprechen und vor gerichtet. Gerade in den letzten Jahren der Herausforderung stehen, Heranwach- wuchsen die Möglichkeiten, digitale Me- sende zu unterrichten, die eine ganz neue Schule dien im Unterricht verwenden zu kön- nen. Verlage produzieren immer mehr di- Sprache sprechen.“ (Prensky, M. (2001): „Digital Natives, Digital Immigrants“, digital gitale Unterrichtsmaterialien. Durch die On in the Horizon MCB University Press, Entwicklung mobiler Geräte wie Tablets Vol. 9 No. 5). oder Laptops ist das digitale Lernen nicht mehr räumlich an den Computerraum ge- Medienbildung – warum? bunden. Dies eröffnet neue, mobile und „Haben grüne Tafel und Kreide im kreative Möglichkeiten des Lernens und „Die Digitalisierung beschreibt einen Klassenzimmer ausgedient?“ „Sol- Unterrichtens. grundsätzlichen Wandel in der Verbrei- len Lehrerinnen und Lehrer jetzt auch noch zu IT-Experten mutieren?“ „Ich tung von Daten, Informationen und Wis- kenne mich mit diesen Dingen nicht Digital Natives – sen“ (Kultusministerkonferenz 2016: Bil- aus!“ Digital Immigrants dung in einer digitalisierten Welt – Strate- Viele Fragen gehen den Kolleginnen gien der Kultusministerkonferenz). Unse- und Kollegen bei den Themen Digi- Als „Digital Natives“ („digitale Eingebo- re Schülerinnen und Schüler sollen durch talisierung und digitale Medien durch rene/Einheimische/Ureinwohner“) wer- Medienbildung befähigt werden, sich ei- den Kopf. den die Geburtsjahrgänge nach 1995 be- genständig, kreativ und verantwortungs- zeichnet. Kennzeichnend für sie ist ihr voll mit der Digitalisierung auseinander- Was sollen und müssen Schu- selbstverständlicher Gebrauch von digi- zusetzen und diese aktiv zu gestalten. Me- talen Technologien wie World Wide Web, dienkompetenz der uns anvertrauten Kin- len in der nächsten Zeit leisten der und Jugendlichen ist das Ziel, die Me- Smartphone, Tablet, WhatsApp etc. seit und wie werden sie dabei unter- dem Kindesalter. Ihnen gegenüber stehen dienbildung der Weg dazu. Dieses Ziel ist stützt? die „Digital Immigrants“ („digitale Ein- dann zu erreichen, wenn Medienbildung wanderer/innen“), wozu alle vor 1995 Ge- über alle Jahrgangsstufen und über alle Medien in der Schule – borenen zählen. Sie lernen wie alle Ein- Fächer hinweg kontinuierlich und syste- lange Tradition wanderer/innen sich ihrer Umwelt anzu- matisch betrieben wird. passen, behalten jedoch im Umgang mit Grundsätzlich sind Medien zur Vermitt- digitalen Medien einen „Akzent“. Digital Das ISB hat im „Kompetenzrahmen zur lung von Lerninhalten nichts Neues. Immigrants drucken sich digitale Texte Medienbildung an bayerischen Schulen“ Printmedien wie Bücher gehören seit je- zum Lesen oder Überarbeiten lieber aus vom Mai 2017 Vorgaben zur Medien- her zum Unterricht. Der Einsatz von Au- oder tätigen „Hast du meine E-Mail be- bildung gemacht. Fünf große Bereiche, diomaterial und Filmen zum Lernen ist kommen“–Anrufe. Zwischen unseren die jeweils wieder mehrfach unterglie- über die Jahrzehnte stetig gewachsen. Schülerinnen und Schülern, den Digital dert sind, beschreiben die Kompetenzen, Seit sich der Computer in den 1980er Jah- Natives, und uns Lehrkräften als Digital die Schülerinnen und Schüler (und auch ren zum Massenmedium etablierte, wur- Immigrants klafft also eine „sprachliche“ Lehrerinnen und Lehrer) erwerben sol- de auch sein Einsatz für Bildungszwecke Lücke. „Das größte Problem in heutigen len. Kompetenzrahmen zur Medienbildung an bayerischen Schulen (ISB) 1. Basiskompetenzen 2. Suchen und verarbeiten 3. Kommunzieren und kooperieren 4. Produzieren und Präsentieren 5. Analysieren und Reflektieren Lernen Lernen über mit Medien Medien Oberpfälzer Schule 2018/2 – 40. Jahrgang
DIGITALE BILDUNG Masterplan BAYERN DIGITAL II Angelegt ist der Masterplan BAYERN DIGITAL II der Staatsregierung als ein fünf Jahre (von 2018 bis 2022) umfassendes Investi- tionsprogramm, das mit konkreten Maßnahmen klare Schwerpunkte auf wichtige Kernthemen der Digitalisierung setzt: 1. Wir schaffen die digitale Infrastruktur für die Gigabit-Gesellschaft. 2. Bayern wird europäische Hochburg für Sicherheit in und mit IT. 3. Bayern setzt neue Maßstäbe in der digitalen Bildung. 4. Wir stärken den akademischen Nachwuchs in digitalen Kerndisziplinen. 5. Wir stärken die digitalen Kompetenzen im bayerischen Mittelstand. 6. Wir erobern Schüsselfelder digitaler Technologien und Anwendungen. 7. Bayern wird Leitregion für intelligente digitale Mobilitätskonzepte. 8. Bayern wird weltweit Spitzenstandort für Digitale Medizin und Pflege. 9. Mit E-Government wird Bayern Spitze bei moderner und digitaler Verwaltung. 10. Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt der digitalen Welt. nen die Sachaufwandsträger aller öffent- Mediencurriculum Dieser 10-Punkte-Plan sieht ein mehrjäh- riges Förderprogramm für den Schulbe- lichen Schulen unterstützt werden sollen, WLAN-Netze für den pädagogischen Ein- Das Mediencurriculum bildet das Herz- reich von 162,5 Mio EUR vor. 100 Mio stück und systematisiert die Medienbil- EUR stehen zur Verbesserung der IT-Aus- satz an Schulen einzurichten (Stichwort: BayernWLAN@school) und die Schulen dung über die Fächer und Jahrgangsstu- stattung an Schulen und zur Einführung fen hinweg. Medienbildung findet nicht des digitalen Klassenzimmers zur Ver- an das schnelle Glasfasernetz anzuschlie- ßen. Vorgesehen ist außerdem eine flä- in gesonderten Stunden, sondern im all- fügung. Das Programm soll insgesamt täglichen Unterricht statt. Das Medien- den Umfang eines mittleren dreistelligen chenwirksame Fortbildungsoffensive für alle Lehrkräfte, die Stärkung des Fachs curriculum fokussiert die im Lehrplan Millionenbetrags haben. Die zuständi- aufgeführten Kompetenzen, die die gen Sachaufwandsträger sollen so bei der Informatik (Pflichtfach ab Sekundarstufe I) und der weitere Ausbau der Lernplatt- Schülerinnen und Schüler im Umgang Verbesserung der (nicht)bestehenden IT- mit Medien erwerben sollen. Es unter- Ausstattung und besonders bei der Ein- form mebis. stützt die Lehrkräfte beim systemati- führung „digitaler Klassenzimmer“ an al- schen Aufbau und der Zuordnung der fä- len bayerischen Schulen unterstützt wer- Medienkonzepte cher- und jahrgangsspezifischen Kompe- den. Im Votum 2017 (www.mebis.bay- an allen Schulen tenzen. Es schafft einen Orientierungs- ern.de/votum) wird beschrieben, welche rahmen für die Medienbildung an der je- Ausstattung für ein digitales Klassen- Alle Schulen sind aufgerufen, ein schulei- weiligen Schule und gewährleistet, dass zimmer empfohlen wird. Derzeit werden genes Medienkonzept zu erarbeiten und alle Schülerinnen und Schüler eine um- die Förderrichtlinien erarbeitet und mit bis Ende des Schuljahres 2018/19 zu do- fassende Medienkompetenz erreichen. den kommunalen Spitzenverbänden ab- kumentieren. Dieses Medienkonzept ist Kompetenzentwicklung über die ver- gestimmt. Flankiert wird die Digitalisie- die Voraussetzung, um Fördermittel zu schiedenen Jahrgangsstufen wird ermög- rungsinitiative durch Förderprogramme erhalten. Das Medienkonzept besteht aus licht, da Lehrerinnen und Lehrer gezielt des Staatsministeriums der Finanzen, für drei Teilen: Mediencurriculum, Fortbil- auf bereits vorhandene Kompetenzen Landesentwicklung und Heimat, mit de- dungsplanung und Ausstattungsplan. aufbauen können. Das Mediencurricu- lum erleichtert auch die Unterrichtspla- nung, weil es auf Methoden und Mate- rialien hinweist und Unterrichtsmodule Medienkonzept vorschlägt. Mediencurriculum Fortbildungsplanung Ausstattungsplan Oberpfälzer Schule 2018/2
DIGITALE BILDUNG Beispiel eines Mediencurriculums für die 3./4. Jahrgangsstufe Grundschule: Kompe- Kompetenzen Inhalte / Themen Fächer Links, tenzrah- Lehrplan Apps, men Plus Software 4.1 Werkzeuge zur Rea- M 4.1 Daten er- Daten unserer Schule lisierung verschiedener Schüler nutzen digitale Medien zur Gestal- fassen und struk- Medienprodukte aus- tung von Arbeitsergebnissen. turiert darstellen Erstellung bewegter wählen und zielgerich- – entnehmen relevante Daten aus verschie- Geschichten mit tet einsetzen denen Darstellungsformen und übertra- D 1.5 Szenisch Stop Motion, Puppet gen die Daten in geeignete andere Darstel- spielen pals lungen (Digital präsentieren) – setzen Medien bewusst ein, um Szenen zu Klanggeschichte 4. gestalten Kaul und Quappe Produzie- (Audioproduktion) ren und 4.2 Medienprodukte un- Schüler nutzen die Grundfunktionen einer Kunst 3.3 Bildbearbeitungs Präsentie- ter Berücksichtigung Fotokamera und eröffnen sich durch Überar- Visuelle Medien programme ren formaler und ästhe- beitung und Weiterverarbeitung von Fotogra- Redewendungen tischer Gestaltungskri- fien neue Gestaltungsmöglichkeiten. bildlich darstellen a terien und Wirkungsab- – nutzen ihre gestalterischen Fähigkeiten (Audioproduktion) sicht erstellen im Umgang mit digitaler Fotografie, um Lernen eine einfache Aktion in einer informativen mit Bildreihe zu dokumentieren Medien 4.3 Arbeitsergebnisse Schüler präsentieren Ergebnisse des eigenen D 1.2 Zu ande- Explain everything unter Einsatz adäquater Lernens auch illustriert durch Medien. ren sprechen (Digital präsentieren) Präsentationstechniken – veranschaulichen Abfolgen und Zusam- D 2.4 Texte er- Redewendungen und medialer Werk- menhänge im Text durch eigene Darstellun schließen bildlich darstellen zeuge sach- und adress- gen D 2.5 Texte prä- (Audioproduktion) satenbezogen darbieten – erstellen und halten mit Hilfe kurze Vor- sentieren audacity, Adobe spark träge 4.4 Publikationswege Schüler verfügen über die Möglichkeit, auf alle Virtuelles Klassen- erschließen, der Schulhomepage oder im virtuellen Klas- zimmer auf mebis, Medienprodukte unter senzimmer ihre Medienprodukte zu veröf- book creator Wahrung von Persön- fentlichen. lichkeits- und Urheber- recht erstellen und ver- öffentlichen Fortbildungsplanung Ausstattungsplan In der Fortbildungsplanung werden alle Welche digitale Infrastruktur und Medi- notwendigen Maßnahmen gesammelt, enausstattung ist notwendig, um die im die Kolleginnen und Kollegen der je- Mediencurriculum vereinbarten Kompe- weiligen Schule benötigen, um kompe- tenzen zu erreichen? Aus dem Medien- tent das schuleigene Mediencurriculum curriculum ergibt sich die benötigte Aus- im Unterricht realisieren zu können. Der stattung. Der Ausstattungsplan umfasst Bedarf ist von Schule zu Schule sehr un- zuerst den aktuellen Ist-Stand der IT-Aus- terschiedlich. Kooperationen zwischen stattung an der jeweiligen Schule zum kleineren Schulen bzw. in den Schulver- Stand 01.01.2018. An allen bayerischen bünden sind sinnvoll und empfehlens- Schulen soll zudem das digitale Klassen- wert. zimmer eingeführt werden. Oberpfälzer Schule 2018/2 – 40. Jahrgang
DIGITALE BILDUNG Beispiel eines digitalen Klassenzimmers (Votum 2017 Kapitel 4): Analoge Analoge Tafel Tafel Digitale Großbilddarstellung Audio/ Video Lehrer- Dokumenten- Computer kamera Schulnetz Digitale Geräte der Schüler Digitales Lernen und einer hohen sozialen und kognitiven Ver- Hilfen bei der Erstellung des netzung zu ermöglichen. Digitale Medi- Medienkonzepts Schulentwicklung en und Werkzeuge sollen zu einem selbst- verständlichen Bestandteil von Schule und Auf den Dienstkonferenzen wurden alle Anliegen der Schulentwicklung ist es, Unterricht werden. Da sich digitale Kom- Schulleiterinnen und Schulleiter über Schule systematisch zu reflektieren und petenzen nur schwer mit Tafel und Kreide die Notwendigkeit der Erstellung eines weiterzuentwickeln. Schulen auf die Her- aufbauen lassen, wird die klassische grü- Medienkonzepts informiert. ausforderungen der digitalen Bildung vor- ne herkömmliche Tafel immer mehr an zubereiten, ist damit eine klassische Schul- Bedeutung verlieren und digitale Geräte Ein Leitfaden für die Erstellung des entwicklungsaufgabe. Schulen stehen vor in unseren Klassenzimmern zum norma- schuleigenen Medienkonzepts findet der Herausforderung sich auf die schnell len Bild gehören. Das geht nicht von heu- sich in mebis (www.mebis.bayern.de/ wandelnden Anforderungen hinsichtlich te auf morgen. Eine gesunde Skepsis be- medienkonzepte/leitfaden). Ein nütz- der erforderlichen Kompetenzen auf Sei- wahrt wahrscheinlich vor teuren Fehlin- liches Tool bei der Bestückung des Me- ten der Schülerinnen und Schüler, der vestitionen, darf jedoch nicht als Vorwand diencurriculums ist der Medienkompe- technischen Ausstattung der Schule sowie für Verweigerung vorgeschoben werden. tenz-Navigator. Er listet praktische und auf den heterogenen Fortbildungsbedarf Machen wir uns gemeinsam auf den Weg erprobte Unterrichtsbeispiele für alle seitens der Lehrkräfte reagieren zu müs- und wagen auch Schritte in (bisher noch) Jahrgangsstufen und alle Fächer auf, sen. Diese Aufgabe kann dann gut gelin- unbekannte digitale Lernwelten! die ins eigene Curriculum übernommen gen, wenn Digitalisierung im Rahmen der *** werden können (mk-navi.mebis.bayern. Schulentwicklung von der ganzen Schul- Birgit Koholka de). familie aktiv gestaltet wird. Schulentwick- Konrektorin an der Grundschule Die medienpädagogisch-informations- lung ist immer auch Unterrichtsentwick- Neunburg vorm Wald, technischen Berater (MIB) stehen bei lung. In den täglichen Unterricht müssen Schulentwicklungsexpertin im Regio- Fragen bezüglich der technischen Aus- die digitalen Medien Schritt für Schritt nalen Tandem Bayern Digital II stattung zur Verfügung (www.mebis. sinnvoll Einzug halten, um kollabora- für die Schulamtsbezirke bayern.de/infoportal/mib). tives, kreatives, individuelles Lernen mit SAD und AM / AS Oberpfälzer Schule 2018/2
DIGITALE BILDUNG Schulalltag: Baustellen der Digitalisierung Es brauchte ein Vierteljahrhundert, so lange sind Computer an Bayerns Baustelle Universität Schulen im Einsatz, bis das Kultusministerium erkannte, dass akuter Handlungsbedarf besteht. Der Zug der Digitalisierung der Alltagswelt ist Viele unserer jungen Kolleginnen und schon lange aus dem Bahnhof abgefahren und mit Höchsttempo unter- Kollegen kommen von der Universität in wegs. Was also tun? Man setzt kurzerhand einen eigenen „Digitalisie- die Unterrichtspraxis, ohne je während rungszug“ auf die Schienen und startet ihn, wie in Bayern üblich – so- des Studiums mit digitalen Bildungsmög- fort. Dass der Zug kaum oder nur schleppend vorankommt, liegt an den lichkeiten in Berührung gekommen zu vielen Baustellen, die an Bayerns Schulen im Bereich der Digitalisie- sein! rung eröffnet, aber nicht weiter bearbeitet werden. Fazit Alle diese Baustellen verhindern, dass der „Digitalisierungszug“ an Fahrt auf- Baustelle Medienkonzept/ und Schüler fit gemacht werden für die nehmen kann. Die Lösungswege sind of- Mediencurriculum Arbeitswelt von morgen. fensichtlich. Schulen kämpfen aktuell mit der Erstel- Baustelle BYOD • Es braucht finanzielle Mittel für die Aus- lung des im Masterplans „BAYERN DI- stattung der Schulen. Hier reicht kein ein- GITAL II“ geforderten Medienkonzepts, (Bring your own device) maliger finanzieller Regenschauer des Fi- das mit Inhalten, Kompetenzen und Un- Schon in naher Zukunft werden eigene nanzministeriums, es sind auch die Folge- terrichtsmaterialien gefüllt werden soll. Geräte der Schüler eine immer wichtigere kosten zu berücksichtigen. Der Streit um Gefüllt von Lehrkräften und Schullei- Rolle spielen. Schon heute wären Smart- die finanziellen Zuständigkeiten muss ge- tungen, denen in Ermangelung entspre- phones an vielen Stellen im Unterricht löst werden. chender Ausbildung und Vorkenntnisse produktiv einsetzbar. Es fehlt aber unter oftmals der Überblick sowohl über un- anderem oft an der notwendigen Infra- • Die Lehrkräfte benötigen Zeit, um sich terrichtliche Einsatzmöglichkeiten neuer struktur (WLAN, schnelles Internet). fortzubilden. Viele anderen Anforde- Medien als deren technische Vorausset- rungen des schulischen Alltags verhin- zungen fehlt. dern dies; genannt sei hier nur die Ganz- Baustelle Systembetreuung tagsschule. Baustelle mebis Betreut in der freien Wirtschaft ein haupt- amtlicher Systembetreuer im Durchschnitt • Die Systembetreuung muss mit ausrei- Im Hau-Ruck-Verfahren wurden alle 50 Computer, werkeln Kolleginnen und chenden Anrechnungsstunden versehen Schulen und Lehrkräfte angehalten, sich Kollegen in der Schule für zwei Anrech- werden, damit die geforderte pädago- im Landesmedienzentrum mebis anzu- nungsstunden oft an 300 und mehr Com- gische Arbeit in den Kollegien geleistet melden und diese auch zu nutzen. Um putern. Alle anderen digitalen Gerätschaf- werden kann. sinnvoll mit der mebis umzugehen, wä- ten gar nicht mitgezählt. Wer dann noch ren intensive und umfangreiche Fortbil- das Pech hat, Systembetreuer an einer Dass sich das Kultusministerium gerade dungen nötig – nicht nur im Umgang mit Grundschule zu sein, der muss sich mit im Schuljahr 2017/2018 die Digitalisie- der Plattform selbst, sondern vor allem im einer Stunde Anrechnung zufrieden ge- rung groß auf ihre Fahnen geschrieben hat Einsatz von E-Learning in der Schule. ben. Anscheinend ist man im KM der An- und die Schulen mit enormem Druck noch Die wirklich sehr sinnvollen und produk- sicht, dass Grundschulcomputer leichter vorne zu puschen versucht, nährt schon tiven Möglichkeiten verpuffen zum Groß- zu pflegen sind. den Verdacht, dass all diese Aktionen der teil wirkungslos. Landtagswahl im Herbst geschuldet sind. Im einzigen und total veralteten KMBek Verschwindet die Digitalisierung nach der Baustelle Hardware-/ vom März 2000 heißt es: „Die zentralen Wahl wieder in den Schubladen der Mi- nisterialbeamten? Schau ma amal, dann Softwareausstattung Aufgaben der Systembetreuerin/des Sys- sehgn ma‘s scho... tembetreuers liegen im pädagogischen Bereich.“ Mit anderen Worten: Hauptauf- Werner Winter Immer noch streiten sich Freistaat und gabe ist Schulung und Information in Sa- Systembetreuer Kommunen über die Finanzierung der chen digitaler Bildung. Selbst die Beam- Sulzbach-Rosenberg Ausstattung von Schulen. Mit Geräten, die oftmals einem Museum zur Ehre ge- ten am KM könnten erkennen, wie viel reichen würden, und mit Software von Zeit für diese Hauptaufgabe noch zur Ver- Gestern sollen viele unserer Schülerinnen fügung steht. 10 Oberpfälzer Schule 2018/2 – 40. Jahrgang
EI N Bezirksverband Oberpfalz OBERPFÄLZER LA D LEHRERTAG U N G 21. APRIL 2018 ACC AMBERGERBEGINN: CONGRESS CENTRUM 9.30 Uhr BEGRÜSSUNG: HAUPTVORTRAG: Ursula Schroll, Bezirksvorsitzende Prof. Dr. med. Joachim BAUER GRUSSWORTE KINDER UND JUGENDLICHE VERSTEHEN, ERREICHEN UND MOTIVIEREN MUSIKALISCHE UMRAHMUNG: Chor der Albert-Schweitzer-Grundschule SCHUTZ DER LEHRERGESUNDHEIT Amberg, Leitung Caroline Pirzer DURCH STÄRKUNG DER BEZIEHUNGSKOMPETENZ Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V. - Bezirksverband Oberpfalz V.i.S.d.P. Ursula Schroll, Bezirksvorsitzende Oberpfalz Regerstr. 4a, 92318 Neumarkt, Telefon: 09181 30999, E-Mail: vorsitzende@oberpfalz.bllv.de Mit freundlicher Unterstützung des BLLV-Wirtschaftsdienstes Oberpfälzer Schule 2018/2 11
DIGITALE BILDUNG BLLV-Landesvorstand: Parteien: Thesen Digitale Bildung an zur Digitalisierung Bayerns Schulen Dem BLLV ist es wichtig festzustellen, dass erfolgreicher Unter- CSU: „Bayerns Schüler haben eine große digitale Zukunft. richt der Zukunft digital sein muss, aber nicht ausschließlich. Bei Kein anderes Bundesland investiert mehr in die digitale Bil- der Implementierung digitaler Lerninhalte muss der Werteorien- dung als der Freistaat.“ Daran erinnert der Vorsitzende des Ar- tierung und der Medienethik ein hoher Stellenwert eingeräumt beitskreises Bildung und Kultus der CSU-Fraktion, Professor werden. Für die Entwicklung der Digitalisierung ist zu empfeh- Dr. Gerhard Waschler. len, dass sich jede Lehrkraft einer Schule ausgehend von ihrer Der Masterplan Bayern Digital II umfasst insgesamt drei Milli- Medienbiographie und ihrem persönlichen Engagement mit die- arden Euro und rund 2.000 neue Stellen, rechnet Waschler vor. sem identifizieren und der Mehrwert erkennen und wertschät- So seien unter anderem Förderprogramme für digitale Klas- zen kann. Dazu gehört auch, dass digitale und analoge Medien senzimmer, die Fächer Informatik und Informationstechnolo- gleichberechtigt zielorientiert und differenziert eingesetzt wer- gie als Pflichtfach an Mittelschulen, ein Landesmedienzent- den. Dem Aspekt der Gesundheitsförderung muss insbesondere rum Bayern, eine Fortbildungsoffensive für alle Lehrkräfte so- im Bereich von Digitalisierung in den Schulen Rechnung getra- wie die Einrichtung von Kompetenzzentren für digitales Leh- gen werden. ren und Lernen an den Lehrerbildungszentren der Universi- 1. Die Digitalisierung ist ein wichtiges bildungspolitisches täten vorgesehen. Thema neben anderen. Die Bausteine der Digitalisierung, wie sie das KM entwickelt hat, sind richtig. Zahlreiche Umsetzungsde- SPD: Die SPD-Landtagsfraktion fordert kostenlose Ta- tails sind noch zu klären. Schulen brauchen hierfür Zeit und per- blets für alle Schüler. SPD-Bildungssprecher Güll fordert, dass sonelle Unterstützung. Digitalisierung nicht kleinreden – aber es mit der Einführung von technischen Geräten auch pädago- auch nicht zu groß machen! gische Konzepte geben müsse. Im Mittelpunkt sollte dabei die 2. Der Aktionismus und die Hektik sind für eine nachhaltige Di- Fortbildung der Lehrer stehen. gitalisierung an den Schulen kontraproduktiv. Die Digitalisierung An vielen Schulen in Bayern herrsche aber noch technolo- ist ein langer und kontinuierlicher Prozess und nur dann nachhal- gische Steinzeit, stellt Karl fest. Der Freistaat müsse umgehend tig, im Sinne er einer Optimierung der Lernprozesse bei den Schü- Glasfaseranschlüsse für alle Schulen für schnelles Internet be- lerinnen und Schülern, wenn sie nicht durch überhöhte Erwar- reitstellen. Eine Expertengruppe soll optimierte Hardware-Set tungen gefährdet wird. Digitalisierung nicht um jeden Preis! ups und Software-Setups entwickeln. 3. Die technischen Voraussetzungen müssen zügig geschaf- fen werden (Breitbandverkabelung, W-Lan, Hard- und Softwa- reausstattung. Dazu gehört auch die Sicherstellung der Betreu- Freie Wähler: Der reflektierte und kreative Umgang mit ung der Hardware durch externe Experten. Hier sind die Sach- digitalen Produkten wird zur Kulturtechnik, die auch als Kom- aufwandsträger (Bund. Land, Kommunen) gefragt. Die Grund- petenz erworben werden muss – ebenso wie Lesen, Schreiben schulen müssen dabei gleiche Wertigkeit erfahren wie die wei- und Rechnen. Digitale Bildung wird in Zukunft zur Vorausset- terführenden Schulen. Qualitätsstandards sind für alle Schul- zung für gesellschaftliche Teilhabe und Beschäftigungsfähig- arten Grundlage! keit. Die FREIE WÄHLER wollen Bayerns Bildung zukunfts- 4. An den Grundschulen müssen die Grundlagen für den kri- fähiger gestalten – jedenfalls, wenn es um den Einzug der Di- tischen Umgang mit digitalen Medien im schulischen Kontext gitalisierung in die Klassenzimmer und Hörsäle des Freistaats angelegt werden. Ein „roter Faden“ an digitalen Kompetenzen geht. Wir wollen mehr in die Digitale Bildung an allgemei- muss von der KITA bis zu Hochschule Grundlage allen Handelns nen und berufsbildenden Schulen und in der Ausbildung der sein. Digitalisierung am roten Faden entlang! Lehrenden investieren und auch die Vermittlung von digitalen 5. Die Einführung muss in unterschiedlichen Geschwindig- Grundkompetenzen bereits in der Grundschule ausbauen. keiten erfolgen, a Voraussetzungen, Notwendigkeiten und Be- reitschaft der einzelnen Schulen sehr unterschiedlich sind. Des- BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN: Zur Studie „Digi- halb dürfen Mittel nicht im „Windhundverfahren“ vergeben wer- tale Bildung an bayerischen Schulen“ erklärt der bildungspoli- den. Keine Schule darf aber zurückallen. Das Ziel der Bildungs- tische Sprecher der Landtags-Grünen, Thomas Gehring: „Wir gerechtigkeit ist Grundlage! müssen alle Schüler auf die zunehmende Digitalisierung opti- 6. Eine große Herausforderung ist es, alle Kolleginnen und mal vorbereiten: Erstens müssen sich genug Lehrkräfte wei- Kollegen zu ermuntern. Dazu gehört, dass nicht alle Kollegen terbilden... Zweitens muss die IT-Ausstattung an Schulen auf Experten werden müssen, sie allerdings adäquate zeitliche Res- dem aktuellsten Stand sein. Den Lehrkräften fehlt die Zeit für sourcen zur Fortbildung breitgestellt bekommen müssen. Digi- Fortbildung, und es fehlt an Personal für die Wartung der Aus- tale Schule geht nur mit allen Beteiligten! stattung... Ein vom Freistaat bezahlter IT-Hausmeister kann Abhilfe Fazit: Lehrerpersönlichkeit und Beziehung geht vor Digita- schaffen und digitale Bildung gewährleisten, während sich die lisierung! Lehrkräfte auf den Unterricht konzentrieren können.“ 12 Oberpfälzer Schule 2018/2 – 40. Jahrgang
OBERPFALZ Regierungspräsident Axel Bartelt: entweder durchgängig über das Jahr ver- teilt oder auch als Projekt. Schirmherrschaft für Wie Schroll betonnte, finden die Semi- nare, welche die Teilnehmer in ihrer Frei- mehr Zivilcourage zeit am Freitag und Samstag besuchen, größten Zuspruch. Schroll dankte dem Regierungspräsidenten für die Aufge- schlossenheit und weitere Übernahme der Schirmherrschaft. Bei der Unterzeichnung des Kooperati- onsvertrages waren in der Regierung der Oberpfalz zusammengekommen: der Re- gierungspräsident, der Bereichsleiter für das Schulwesen in der Oberpfalz, Thomas Unger, Ursula Schroll, Alwin Ferstl, der Ansprechpartner für „Pack ma‘s“ in der Oberpfalz, Vertreter der Dominik-Brun- ner-Stiftung sowie Kriminalhauptkom- missar Witte. Dominik Brunner wurde als Helfer mit Zivilcourage am 12. September 2009 Op- fer eines brutalen Gewaltverbrechens. Seine selbstlose Hilfe musste er mit dem Leben bezahlen. Die Dominik-Brunner- Stiftung, in Niederbayern gegründet, ver- Für weitere drei Jahre wird das Projekt für ler dieser Fähigkeiten sind die fortgebil- folgt drei Ziele: die Aufklärung und Sen- mehr Zivilcourage, „Pack ma‘s genannt, deten Lehrer. Langfristig will man das sibilisierung der Bevölkerung für Zivil- unter der Schirmherrschaft des oberpfäl- Angebot der Fortbildung auf in ganz Bay- courage, die Prävention von Gewalt und zischen Regierungspräsidenten Axel Bar- ern anbieten. Prävention, so die Organisa- die Hilfe für Opfer. telt durchgeführt. Die Aktion erfolgt in toren, sei der beste Schutz, um Konflikte, Bei der Zusammenkunft in der Regierung Zusammenarbeit zwischen dem BLLV- Gewalt und Mobbing an unseren Schulen ließ sich der Regierungspräsident über die Bezirksverband und der Dominik-Brun- zu vermeiden. praktische Arbeit der Fortbildung infor- ner-Stiftung (in Neufahrn/ Niederbayern). Wie bei der Unterzeichnung der Schirm- mieren, dankte den Lehrerinnen und Leh- Ende Februar wurde die weitere Schirm- herrschaft die BLLV-Bezirksvorsitzende rern für das „vorbildliche“ Engagement, herrschaft besiegelt. Ursula Schroll erläuterte, wurden in der wünschte dem Verein erfolgreiche Arbeit „Pack ma‘s“ ist eine Fortbildungsreihe Oberpfalz in den letzten drei Jahren 20 und versprach (im Hinblick auf das im für Lehrer und Schulsozialpädagogen an Seminare mit durchschnittlich 25 Teilneh- nächsten Jahr zehnjährige Bestehen des Grund-, Mittel- und Förderschulen sowie mern aus allen Schularten durchgeführt. Vereins) volle Unterstützung. –as– an Realschulen, Gymnasien und beruf- Für diese Seminare stehen zwei Krimi- lichen Schulen. nalhauptkommissare, Nicolo Witte und Ansprechpartner für die Seminare in der Im Mittelpunkt der Fortbildung stehen Ralph Kappelmeier, mit ihrem Team zur Oberpfalz ist Alwin Ferstl, E-Mail: Simulationsspiele, bei denen die Schüler Verfügung. Die Weitergabe des Wissens schulpolitik@oberpfalz.bllv.de lernen sollen, in Krisensituationen ange- an die Schüler an den einzelnen Schulen Weitere Informationen: www.dominik- messen handeln zu können. Die Vermitt- kann auf verschiedene Weise erfolgen: brunner-stiftung.de/foerderverein Sinnvolles Helferverhalten: Sinnvolles Opferverhalten – Als Helfer – Gefahrensituation frühzeitig erkennen: muss ich mich selbst nie in Gefahren bringen – Aus Situation herausgehen – Opfer ansprechen und Hilfe anbieten – Täter nicht anfassen, nicht provozieren – Hilfe holen (Polizei, Lehrer, Busfahrer...) – Täter immer siezen – Überzahl herstellen – Öffentlichkeit herstellen – Ggf. Opfer aus der Situation herausholen – Personen konkret ansprechen und Auftrag erteilen – Täter nicht beleidigen und nicht provozieren – Hilfe holen (Polizei, Lehrer, Busfahrer...) – Täter siezen – Notrufeinrichtungen nutzen – Notruf-/ Nothilfeeinrichtungen nutzen – Trillerpfeife – Als Zeuge zur Verfügung stehen – Ggf. geforderte Sache herausgeben (Notruf)... In einer Kurzfassung, mit der Größe einer Visitenkarte gibt die Kriminalpolizei Hinweise für ein sinnvolles Verhalten Oberpfälzer Schule 2018/2 13
SCHULE UND RECHT Handyverbot an Schulen Die Diskussion um das Handyverbot an Schulen nimmt kein Ende. Jetzt befasst sich auch der Bayerische Landtag mit dem Problem. Im Folgenden die derzeitige rechtliche Situation. 1. SACHINFORMATION behalten setzt nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vor- 1.1 Handy in der Schule aus, dass im konkreten Fall mit einer erneuten Zuwiderhandlung zu rechnen ist. Wenn nur ein Verstoß gegen das Einschaltver- Unstrittig in vorbezeichneter Sache ist, dass Schülerinnen und bot vorliegt, wird das „vorübergehend“ einbehaltene Speicher- Schüler ein Handy in der Schule mitführen dürfen, allerdings medium (Handy) -spätestens- zum Schulende desselben Tages grundsätzlich ausgeschaltet (auch in den Pausen). Im Schulge- (gfs. auch bei Fachunterricht zum Unterrichtsende) an den Schü- bäude und auf dem Schulgelände sind Mobilfunktelefone und ler zurückzugeben sein. sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwe- Häufen sich Zuwiderhandlungen gegen das Ausschaltgebot cken verwendet werden, auszuschalten. Die unterrichtende oder und ist deshalb gfs. an eine Ausweitung der Dauer der Einbehal- die außerhalb des Unterrichts Aufsicht führende Lehrkraft kann tung gedacht, so stünde diese im Ermessen der Lehrkraft und/ Ausnahmen gestatten. Bei Zuwiderhandlungen kann ein Mobil- oder des Schulleiters. Eine Einbehaltung über das Ende einer funktelefon oder ein sonstiges digitales Speichermedium vor- Unterrichtsstunde (Fachunterricht) hinaus bzw. über das Schu- übergehend einbehalten werden (vgl. Art. 56 Abs. 5 BayEUG, lende desselben Tages hinaus aber wäre wohl ermessensfehler- auch § 23 Abs. 2 Satz 2 BaySchO). haft und damit rechtswidrig. Bei o. b. Häufung von Zuwider- handlungen wird gfs. auf Ordnungsmaßnahmen zurückzugrei- 1.2 Einbehalten des Handys (vorübergehend) fen sein. „Bei Zuwiderhandlung“, heißt es dort, kann ein Mobilfunk- Lehrkräfte dürfen deshalb auch nicht morgens Handys z. B. in telefon oder ein sonstiges digitales Speichermedium vorü- der Klasse einsammeln, in Behältern lagern, verschlossen aufbe- bergehend einbehalten werden. Einbehalten kann eine Lehr- wahren und am Schulende wieder austeilen. Ein hierzu gfs. er- kraft ein Handy ja nur, wenn sie das Handy überhaupt in Be- gangene „Ermächtigungsbeschluss“ der Lehrerkonferenz und/ sitz bekommt. Die Lehrkraft darf das Handy nicht mit Ge- oder des Elternbeirats (Schulforums) geht ins Leere. Da das Ein- walt an sich bringen. Schulisch betrachtet bleibt nur ein behalten einen Verstoß des Zuwiderhandelnden voraussetzt, ist Weg: mit den Eltern Kontakt aufnehmen und/oder eine ver- diese Regelung ermessensfehlerhaft bzw. rechtswidrig. hältnismäßige Ordnungsmaßnahme nach Art. 86 Bay- EUG. Das reicht vom Verweis bis zum Schulausschluss. 1.3 Keine Einsichtnahme Kommt ein Schüler der Aufforderung der Lehrkraft nicht nach, Vorsicht: Handy nicht „sichten“! Das Post- und Fernmeldege- bedeutet das immer auch einen gewissen Autoritätsverlust vor heimnis verbietet der Lehrkraft oder dem Schulleiter, das Handy der Klasse. Es offenbart sich da eine gewisse Ohnmacht, auch zu sichten. Das gilt auch dann, wenn der dringende Verdacht be- wenn ein derartiges Verhalten eines Schülers nicht nur einen Re- steht, dass damit während des Unterrichts Aufnahmen gemacht gelverstoß darstellt, sondern auch ein schwerwiegendes Fehlver- wurden. Hat eine Schülerin oder ein Schüler Bild- oder Tonauf- halten. Eine Lehrkraft sollte sich daher rechtzeitig bewusst ma- nahmen von Mitschülern oder Lehrkräften gemacht, handelt es chen, in welche Grenzsituation der Pädagogik sie sich manöv- sich um einen Straftatbestand, insbesondere um die Verletzung riert, wenn sie dazu auffordert, das Handy herauszugeben. von Persönlichkeitsrechten, des Rechts am eigenen Bild sowie Kommt die Lehrkraft in den Besitz des Handys, weil der Schü- um einen Verstoß gegen das Datenschutzgesetz. Nur den Ermitt- ler es aushändigt oder weil die Lehrkraft es ohne Gewalt an sich lungsbehörden, Polizei und Staatsanwaltschaft steht ein Zugriff nehmen kann, muss es sicher aufbewahrt werden. Das Gerät auf das Handy und die darauf befindlichen Daten zu. kommt ja in der Schule durch die Lehrkraft oder die Schullei- Streit entbrennt oftmals um die Frage, wann das abgenommene tung in „amtliche Verwahrung“. Die Schublade der Lehrkraft ist Handy zurückgegeben werden muss. Manche Schulen regeln die nicht der geeignete Ort. Immer wieder kommt es vor, dass Be- Rückgabe in einer „Hausordnung“. Lehrerkonferenz, Elternbei- sitztümer von dort entwendet werden. rat beziehungsweise Schulforum müssen ihr zugestimmt haben. Die Rechtsgrundlage für ein vorübergehendes Einbehalten bei Dort steht dann beispielsweise: „Das abgenommene Handy ver- unbefugtem Einschalten ist Art. 56 Abs. 5 BayEUG. Das Ein- bleibt fünf Tage an der Schule und muss dann von den Erzie- 14 Oberpfälzer Schule 2018/2 – 40. Jahrgang
hungsberechtigten abgeholt wer- rektur der Prüfungsnote in „ungenügend“ den.“ Auch wenn eine solche Regel sei nicht verhältnismäßig. Zwar macht sich pädagogisch sinnvoll ist, rechtlich derjenige, der während der Prüfung ein ist sie problematisch. Handy mit sich führt, eines Täuschungs- versuchs schuldig. Denn das Mitführen Verschiedene Rechtsgüter spie- von unerlaubten Hilfsmitteln ist nicht ge- len eine Rolle: Formal betrachtet, stattet. Doch muss je nach Einzelfall ent- ist jedes Kind ab dem 7. Lebensjahr schieden werden. Die Sanktion kann milder nach § 106 Bürgerliches Gesetz- ausfallen. So besteht z. B. bei einer münd- buch (BGB) beschränkt geschäfts- lichen Prüfung kaum Gelegenheit, ein Han- fähig und kann deshalb nach § 107 dy für einen Täuschungsversuch zu verwen- BGB sein Eigentums- und Besitz- den. Außerdem hätten die Prüfer vor jeder recht und den Herausgabeanspruch Prüfung noch einmal deutlich auf ein Ver- nach § 985 BGB geltend machen, bot hinweisen müssen. Sie hatten lediglich ohne auf die Eltern angewiesen zu im Rahmen der schriftlichen Prüfung auf sein. Das bedeutet, dass die Schu- ein entsprechendes Handyverbot aufmerk- le ein abgenommenes Handy zum sam gemacht (VG Karlsruhe, Urteil vom Ende des Fachunterrichts/am Ende 29.6.2011G). des Unterrichtstages zurückgeben 2.4 Kein Handy am Wochenende; kein muss, auch wenn das pädagogisch schwerwiegender Grundrechtseingriff für den Schüler mehr als unbefriedigend ist (hierzu entgegen allerdings Nr. 2.4) Das VG Berlin stellte (allerdings) in seinem Urteil vom 2. HINWEIS FÜR DIE PRAXIS 4.4.2017 fest, dass die „Einziehung“ eines Smartphones über das 2.1 Vor Prüfungen Handys einsammeln? Wochenende mit der Folge, dass der Schüler (plötzlich) uner- Sollte die Schule das Handy dennoch über eine längere Zeit reichbar war, keinen schwerwiegenden Grundrechtseingriff dar- einbehalten, hätte sie ein nicht unerhebliches Risiko, beispiels- stellt. weise Schadensersatz leisten zu müssen. Als rechtlich proble- 2.5 Hinweise des Bayer. Staatsministeriums für Unterricht matisch könnte sich auch darstellen, wenn ein Schüler, dem das und Kultus Handy abgenommen wurde, auf dem Nachhauseweg in eine Ge- fahrensituation käme und keine Hilfe herbeirufen könnte. Eine „... Die Schulen können gemäß Art. 56 Abs. 5 des Bayerischen Sondersituation liegt bei Prüfungen vor. Das bloße Mitführen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) eines Handys reicht aus/könnte ausreichen, um den Tatbestand die Benutzung von Mobiltelefonen und digitalen Speichermedi- des Unterschleifs zu erfüllen. Darauf muss die Schule die Schü- en an Schulen zu Unterrichtszwecken erlauben. Die unterricht- lerinnen und Schüler vor Prüfungsbeginn (explizit) hinweisen enden oder Aufsicht führenden Lehrkräfte können Schülerinnen und ihnen die Möglichkeit gewähren, die Geräte – selbstver- und Schülern erlauben, das Mobiltelefon oder ein digitales Spei- ständlich zur „sicheren und amtlichen Verwahrung“ – abzuge- chermedium auch für nicht-unterrichtliche Zwecke zu verwen- ben.“ den. Grundsätzlich entscheidet hier die Lehrkraft vor Ort im Ein- zelfall und nach pädagogischem Ermessen. Die Eigenverantwor- 2.2 Verhältnismäßigkeit einer Sanktion tung der Schulen ermöglicht es darüber hinaus, im Rahmen der Das bloße Mitführen eines nicht zugelassenen Hilfsmittels gesetzlichen Vorgaben allgemeine Grundsätze zur Handynut- (Handy) in einer Prüfung reicht aus, um eine Prüfungsleistung zung in der jeweiligen Schule festzulegen. Es können dabei in mit „ungenügend“ zu bewerten. Diese prüfungsrechtliche Sank- diesem Rahmen auch angemessene Zeitfenster zur Handynut- tion kann nur dann als verhältnismäßig angesehen werden, wenn zung außerhalb des Unterrichts beschlossen werden...“ (Druck- die Schüler vor der Prüfung in klarer und unmissverständlicher sache Bayer. Landtag Nr. 17/19343 vom 30.11.2017 S. 42). Weise auf das Verbot hingewiesen worden sind. 2.6 Bewährung der gesetzlichen Regelungen zum Han- 2.3 Keine Verhältnismäßigkeit einer Sanktion dyverbot Eine Fachhochschulabsolventin hatte zu ihrer mündlichen Der Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Abschlussprüfung ein Handy in ihrem Rucksack mitgebracht, Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, hat einen runden Tisch mit den Ver- der jedoch in einiger Entfernung auf dem Boden lag. Kurz vor tretern der gesamten Schulfamilie angekündigt, bei dem erörtert der mündlichen Prüfung klingelte das Telefon, die Absolven- werden soll, wie sich die im Jahr 2006 verabschiedete gesetz- tin schaltete es aus. Die anschließende Prüfung wurde mit „gut“ liche Regelung bislang bewährt hat. bewertet. Nachträglich erfuhr die stellvertretende Schulleiterin Udo Behn, vom Handyvorfall und korrigierte daraufhin das Prüfungsergeb- BLLV-Rechtsabteilung Oberpfalz nis in ein „ungenügend“, weil sich die Studentin durch das Mit- führen eines Handys während der Prüfung der Täuschung schul- Der obige Artikel von Udo Behn dig gemacht habe. Die Studentin setzte sich gegen die Sanktions- beschreibt die aktuelle note zur Wehr. Sie habe das Handy während der Prüfung nicht Rechtslage. genutzt, das Telefon sei in der Tasche geblieben, was drei Prüfer Änderungen kann es geben, bezeugen könnten. weil sich derzeit auch der Landtag mit dem Das Verwaltungsgericht gab der jungen Frau recht. Die Kor- Thema befasst. Oberpfälzer Schule 2018/2 15
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