IT-STARTUPS IN LETTLAND - Zielmarktanalyse 2017 mit Profilen der Marktakteure - iXPOS

Die Seite wird erstellt Hendrik Henkel
 
WEITER LESEN
IT-STARTUPS IN LETTLAND - Zielmarktanalyse 2017 mit Profilen der Marktakteure - iXPOS
IT-STARTUPS IN LETTLAND
Zielmarktanalyse 2017 mit Profilen der Marktakteure

                                 Durchführer
IT-STARTUPS IN LETTLAND - Zielmarktanalyse 2017 mit Profilen der Marktakteure - iXPOS
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit
11019 Berlin
www.bmwi.de
                                                                               Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Text und Redaktion
                                                                               Energie ist mit dem audit berufundfamilie®
Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V.
                                                                               für seine familienfreundliche Personalpolitik
Strelnieku 1-4, LV-1010 Riga
                                                                               ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von
www.ahk-balt.org
                                                                               der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative
                                                                               der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.
Gestaltung und Produktion
Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V.

Stand
August 2017

Bildnachweis© maxsim - Fotolia.com

Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungs-
programms für das Projekt - Geschäftsanbahnungsreise
"Chancen für deutsche IT-Startups in Estland, Lettland, Litauen"
erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie
geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung.
Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem
Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die
Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten
Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch
die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen
unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber
nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges
Verschulden zur Last gelegt werden kann.
IT-STARTUPS IN LETTLAND - Zielmarktanalyse 2017 mit Profilen der Marktakteure - iXPOS
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................................................... I
TABELLENVERZEICHNIS ........................................................................................................................................ III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS.................................................................................................................................... IV
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ....................................................................................................................................V
I ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................................................................. VI
II ZIELMARKT ALLGEMEIN ................................................................................................................................. VII
      1. Länderprofil Lettland........................................................................................................................................... VII
             1.1 Politischer Hintergrund.............................................................................................................................. VII
             1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ......................................................................................................VIII
             1.3 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ......................................................................................................X
             1.4 Investitionsklima und Förderung ................................................................................................................ XI
      2. Der IT-Markt in Lettland ................................................................................................................................... XVI
             2.1 Marktentwicklung.................................................................................................................................... XVI
             2.2 Ein- und Ausfuhren von IKT-Gütern..................................................................................................... XVIII
             2.3 Wichtigste Marktakteure ........................................................................................................................... XX
             2.4 Arbeitsmarkt und -kosten ....................................................................................................................... XXII
             2.5 Technische und infrastrukturelle Rahmenbedingungen .......................................................................... XXV
             2.6 Marktausblick ..................................................................................................................................... XXVIII
             2.7 Aktuelle Vorhaben und Projekte ...........................................................................................................XXIX
      3. Startups in Lettland .......................................................................................................................................... XXX
             3.1 Marktentwicklung..................................................................................................................................XXXI
             3.2 Wichtigste Branchenspezifika ............................................................................................................. XXXII
             3.3 Vernetzung der Startups ................................................................................................................... XXXVII
             3.4 Staatliche Förderung ........................................................................................................................... XXXIX
             3.5 Investitionen in Startups ......................................................................................................................... XLII
             3.6 Finanzierungsmöglichkeiten .................................................................................................................. XLIII
             3.7 Startup Ökosystem.................................................................................................................................. XLV
III MARKTCHANCEN UND EMPFEHLUNGEN AUF DEM LETTISCHEN MARKT ............................... XLVII
      1. Einstieg und Vertrieb ......................................................................................................................................XLVII
             1.1 Vertriebspartner und Markteinstieg ......................................................................................................XLVII
             1.2 Gründung ..............................................................................................................................................XLVII
      2. Finanzierungsmöglichkeiten ................................................................................................................................... L
             2.1 Kreditvergabe in Lettland ............................................................................................................................. L
             2.2 Förderprogramme in Lettland ...................................................................................................................... LI
      3. Marktchancen und Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen ........................................................... LII
IV ZIELGRUPPENANALYSE.................................................................................................................................. LIII
      1. Profile der Marktakteure in Lettland .................................................................................................................. LIII

                                                                                                                                                                                I
IT-STARTUPS IN LETTLAND - Zielmarktanalyse 2017 mit Profilen der Marktakteure - iXPOS
1.1 Ministerien und Behörden ........................................................................................................................ LIII
             1.2 Universitäten und Forschungseinrichtungen ............................................................................................ LIV
             1.3 Accelerators ............................................................................................................................................... LV
             1.4 Kapitalgeber .............................................................................................................................................. LV
             1.5 Startup-Center/Working Spaces ............................................................................................................. LVII
      2. Sonstiges.......................................................................................................................................................... LVIII
             2.1 Wichtige Messen ................................................................................................................................... LVIII
             2.2 Online-Plattformen ................................................................................................................................... LIX
             2.3 Verbände .................................................................................................................................................. LIX
V SCHLUSSBETRACHTUNG.................................................................................................................................... LX
QUELLENVERZEICHNIS ....................................................................................................................................... LXI

                                                                                                                                                                                     II
IT-STARTUPS IN LETTLAND - Zielmarktanalyse 2017 mit Profilen der Marktakteure - iXPOS
TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Wichtigste Import- und Exportländer 2015 ...........................................................................................................IX

Tabelle 2: Übersicht der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren ..................................................................................................IX

Tabelle 3: Basisdaten des IKT-Sektor, 2011-2015 .............................................................................................................. XVI

Tabelle 4: Umsatz im IKT-Sektor nach Wirtschaftsbereichen in Mio. Euro, 2011-2015 ....................................................XVII

Tabelle 5: Gewinne im IKT-Sektor nach Wirtschaftsbereichen in Mio. Euro, 2011-2015 ...................................................XVII

Tabelle 6: Unternehmen im IKT-Sektor nach Wirtschaftsbereichen, 2011-2015 ............................................................... XVIII

Tabelle 7: Im- und Exporte im IKT-Sektor in Mio. Euro, 2011-2015 ............................................................................... XVIII

Tabelle 8: EU-Vergleich der Internetnutzung 2016, Anteil in % ...................................................................................... XXVI

Tabelle 9: Startup-Konferenzen in Lettland ................................................................................................................. XXXVII

Tabelle 10: Auswirkungen der Startup-Steuer ...................................................................................................................... XL

Tabelle 11: Investitionen in lettische Startups nach Herkunft der Investoren .................................................................... XLIII

Tabelle 12: Wichtigste Gründungskosten SIA ........................................................................................................................ L

                                                                                                                                                                 III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Die Karte Lettlands ....................................................................................................................................... VII

Abbildung 2: Reales Wirtschaftswachstum des BIP 2005 - 2016, Veränderung zum Vorjahr in %....................................... VIII

Abbildung 3: Exportanteile des Umsatzes von Produkten und Dienstleistungen im IKT-Sektor, 2008-2015 ........................ XIX

Abbildung 4: Umsatz und Gewinn der größten Unternehmen im IKT-Sektor, 2014.............................................................. XX

Abbildung 5: Umsatz und Produktivität der größten Telekommunikationsanbieter, 2014 .................................................... XXI

Abbildung 6: Umsatz und Produktivität der größten IKT-Hersteller , 2014 ......................................................................... XXI

Abbildung 7: Umsatz und Produktivität der größten IKT-Programmentwickler, 2014 ....................................................... XXII

Abbildung 8: Anteil von IKT-Spezialisten an der Gesamtbeschäftigung, 2015 ................................................................. XXIII

Abbildung 9: Entwicklung der Zahl an registrierten offenen Stellen im IKT-Sektor, 2008-2015 ....................................... XXIV

Abbildung 10: IKT Ausgaben in Euro pro Kopf 2016 ................................................................................................... XXVIII

Abbildung 11: Effektiver Steuersatz für Startup Unternehmen ............................................................................................ XLI

Abbildung 12: Gesamtinvestitionen in lettische Startup-Unternehmen ............................................................................... XLII

Abbildung 13: Investitionen in lettische Startup nach Unternehmen ................................................................................... XLII

                                                                                                                                                                        IV
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Art.    Artikel

AS      Aktiengesellschaft

bzw.    beziehungsweise

ca.     circa

EG      Europäische Gemeinschaft

EU      Europäische Union

EUR     Euro

EW      Einwohnerwert

FWZ     Freie Wirtschaftszone

GTAI    Germany Trade & Invest

ha      Hektar

IK      Eingetragener Kaufmann

IKT     Informations- und Kommunikationstechnologie

Inkl.   Inklusive

KS      Kommanditgesellschaft

m³      Kubikmeter

m²      Quadratmeter

Mio.    Millionen

Mrd.    Milliarden

o.ä.    oder ähnlich

OECD    Organisation for Economic Co-operation and Development

PS      Offene Handelsgesellschaft

SIA     Gesellschaft mit beschränkter Haftung

usw.    und so weiter

z.B.    zum Beispiel

€       Euro

                                                                 V
ZIELMARKTANALYSE

I ZUSAMMENFASSUNG
Einleitung
Trotz seiner zentralen Lage in den baltischen Staaten, stand Lettland zuletzt im Schatten seines nördlichen Nachbarn Estland, der sich
als IT-Plattform besser vermarktete. Im Süden konnte Litauen mit Ansiedlungen industrieller Investoren punkten. Dennoch lässt sich
nicht übersehen, dass auch das lettische Wirtschaftswachstum nach einem starken Einbruch während der Wirtschafts- und Finanzkrise
innerhalb der vergangenen Jahre wieder in Schwung gekommen ist. Besonders zu beobachten ist diese Entwicklung im Bereich der
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Unbestritten gilt die Branche als einer der zentralen Wachstumsmotoren
Europas und liefert darüber hinaus als Querschnittstechnologie entscheidende Impulse für andere Märkte. Auch in Lettland ist die
Erkenntnis ausgeprägt, dass IKT eine Schlüsselrolle für die Leistungsfähigkeit der kleinen, offenen Volkswirtschaft des baltischen
Landes spielen.

Gleichzeitig hat auch die Bedeutung innovativer Unternehmensgründungen für die wirtschaftliche Entwicklung in der öffentlichen
Wahrnehmung in den vergangenen Jahren in Lettland deutlich zugenommen. In kaum einer Rede von Politikern fehlt das Bekenntnis
zu einer aktiven Gründungsförderung und der Bedeutung der Startups für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft. Die Regierung
in Riga bemüht sich deshalb, die bestmöglichen infrastrukturellen und steuerlichen Rahmenbedingungen für junge Unternehmen
bereitzustellen.

Auch zeichnen sich weitere Entwicklungen ab, die von einer zunehmenden Professionalisierung und Institutionalisierung der
Gründerszene in Lettland zeugen. Die Startups gründen branchenspezifische Verbände und unterhalten Netzwerke, Hochschulen und
größere Unternehmen stellen Inkubatoren und andere Unterstützung zur Verfügung. Mit diesem Rückenwind im Heimatmarkt fassen
lettische Startups verstärkt Europa und andere Märkte ins Auge.

Umgekehrt bietet die Marktdynamik in Lettland auch ausländischen Unternehmen zunehmende Perspektiven. Daher sollen mit der
Zielmarktanalyse deutsche Gründer und Jungunternehmer über aktuelle Entwicklungen sowie Marktbedingungen für Startups in
Lettland informiert werden. Neben einer Einführung in die Thematik soll die Analyse einen Überblick über die politische und
wirtschaftliche Situation im mittleren der drei baltischen Staaten geben. Dazu werden geltende Rahmenbedingungen erläutert sowie
die aktuelle Situation und das Potenzial des IT- und Startup-Marktes näher beschrieben.

Aufgezeigt werden soll damit, wie groß der Markt ist, welche Eigenheiten er aufweist und welche Anforderungen darauf bestehen.
Beschrieben und bewertet werden auch Marktchancen für deutsche Unternehmen.

Aufbau
Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert. Zuerst wird der allgemeine Zielmarkt beschrieben. Schwerpunkt des ersten Abschnitts ist
eine Branchenanalyse des IT-Marktes und der Startups in Lettland.

Im darauf folgenden Abschnitt werden die Marktchancen auf dem lettischen Markt dargestellt und Empfehlungen ausgesprochen.

Anschließend werden die Akteure des Zielmarkts genauer analysiert. Verschiedene Tabellen bieten einen Überblick über die
Marktakteure.

Die Schlussbetrachtung greift die Hauptpunkte noch einmal auf und fasst diese zusammen. Die kurz- und langfristigen Perspektiven
für deutsche Startups im lettischen Markt werden dabei hervorgehoben.

                                                                                                                                   VI
II ZIELMARKT ALLGEMEIN

1. LÄNDERPROFIL LETTLAND
Offizieller Name: Latvijas Republika

Lettland ist ein nordosteuropäischer Staat. Es grenzt im Westen an die Ostsee, im Norden an Estland, im Süden an Litauen und im
Osten an Russland und Weißrussland. Die Gesamtbevölkerung betrug 2016 rund 1,98 Mio. Einwohner, wovon etwa 50% in Städten
leben. Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt Lettlands ist Riga mit rund 641.000 Einwohnern. Weitere große Städte sind
Daugavpils (100.000 Einwohner), Liepaja (78.000 Einwohner) und Jelgava (61.000 Einwohner) 1.

Mit einem Waldanteil von gut 47% der Landesfläche gehört Lettland zu den waldreichsten Staaten Europas. Die Holzwirtschaft stellt
daher einen der wichtigsten Industriezweige Lettlands dar, gefolgt von Elektromotoren- und Fahrzeugbau, Maschinenbau, der
chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Nahrungsmittelindustrie, der Textilindustrie sowie der Informations- und
Telekommunikationsindustrie.2

Abbildung 1: Die Karte Lettlands

Quelle: Wikipedia, Stand: 13.06.2017

1.1 POLITISCHER HINT ERGRUND

Seit Erlangung der Unabhängigkeit im August 1991 ist Lettland eine parlamentarische Demokratie. Staatsoberhaupt ist der Präsident,
der vom Parlament für vier Jahre gewählt wird. Das Amt darf höchstens acht Jahre von derselben Person konsekutiv ausgeübt
werden. Dem Staatspräsidenten obliegen nicht nur repräsentative Aufgaben, sondern unter anderem ein Gesetzesinitiativrecht. Der
derzeitige Staatspräsident, Raimonds Vejonis, trat am 8. Juli 2015 sein Amt an.3

Sämtliche Regierungsaufgaben sowie die Führung des Kabinetts liegen beim Ministerpräsidenten. Er wird durch den Präsidenten
vorgeschlagen und von den 100 Abgeordneten des Parlaments bestätigt. Das Parlament wird in freien, gleichen und geheimen

1
  Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland (2017a):
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, Seite: 16
und 101 ff, abgerufen am 13. Juni 2017.
2
  Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland (2017a):
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, Seite: 16
und 360 ff., abgerufen am 13. Juni 2017.
3
  Die Aufgaben und Person des lettischen Staatspräsidenten werden auf der Webseite der lettischen Präsidialkanzlei beschrieben unter:
http://www.president.lv, abgerufen am 13. Juni 2017.

                                                                                                                                              VII
Wahlen gewählt und verfügt über weitgehende Kompetenzen. Amtierender Ministerpräsident ist seit dem 11. Februar 2016 Maris
Kucinskis.4

Lettland ist seit 2004 Mitglied der EU sowie der NATO und seit Ende 2007 auch Mitglied der Schengen-Zone. Seit dem
1. Januar 2014 ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel in Lettland. Im Juni 2016 wurde Lettland in die Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aufgenommen.

1.2 WIRTSCHAFT, STRUKTUR UND ENTWICKLUNG

Lettlands Wirtschaft wird 2017 nach einhelliger Einschätzung der EU-Kommission, nationaler Stellen und verschiedener
Prognoseinstitute wieder deutlich wachsen. Nach Überwindung der europäische Wirtschafts- und Finanzkrise, in der die
Wirtschaftsleistung zwischen 2008 und 2010 um gut 20 Prozent einbrach, gehört die Ostseerepublik inzwischen wieder zu den
wachstumsstärksten Staaten in Europa. Lettland konnte damals nur durch Hilfskredite der EU und des Internationalen Währungsfonds
(IWF) vor dem Staatsbankrott gerettet werden. Heute sind Haushalt und Wirtschaft nach einem radikalen Spar- und
Reformprogramm wieder auf Kurs – bereits Ende 2012 konnte das Land die Kredite vorzeitig und aus eigener Kraft zurückzahlen.
Seither wurde ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum mit moderaten Zuwachsraten verzeichnet.5

Abbildung 2: Reales Wirtschaftswachstum des BIP 2005 - 2016, Veränderung zum Vorjahr in %

      15
                      11,90
            10,70              9,90
     10
                                                                       6,40
       5                                                                      4,00
                                                                                       2,60     2,10      2,70     2,00

       0
            2005 2006 2007 2008 2009 2010                             2011    2012 2013 2014 2015 2016
      -5                                -3,60               -3,80

    -10

     -15
                                                  -14,30

    -20

                                                       Veränderung in %

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Statistikamt Lettlands

Größter Impulsgeber für den Aufschwung war der wachsende Außenhandel. Wichtigste Handelspartner sind dabei die baltischen
Nachbarländer Litauen und Estland, gefolgt von Russland und an vierter Stelle Deutschland. Das lettische Exportvolumen nahm 2015

4
    Die Aufgaben der lettischen Regierung und die Person des Regierungschefs werden auf der Webseite der lettischen Staatskanzlei beschrieben unter
www.mk.gov.lv, abgerufen am 13. Juni 2017; zum Parlament siehe www.saeima.lv, abgerufen am 13. Juni 2017.
5
  Die Informationen sind abrufbar auf folgenden Websites (2017a): https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/economic-performance-and-
forecasts/economic-forecasts/spring-2017-economic-forecast_en, abgerufen am 13. Juni 2017;
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, Seite: 41,
abgerufen am 13. Juni 2017; https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsausblick,t=wirtschaftsausblick-
juni-2017--lettland,did=1738598.html, abgerufen am 27. Juni 2017.

                                                                                                                                               VIII
real um 1,2% zu, die Einfuhren sanken dagegen um 1,3%. Mit einem Anteil von 79% an den gesamten Ein- und über 73% an den
gesamten Ausfuhren kommt dem Handel mit den EU-Mitgliedstaaten eine große Bedeutung zu. Das gilt besonders für die
Nachbarstaaten: Fast die Hälfte aller Warenimporte und -exporte Lettlands wurde 2016 im Ostseeraum abgewickelt.

Tabelle 1: Wichtigste Import- und Exportländer 2015

Land                           Export, Mio.             Anteil, %            Land                           Import Mio.           Anteil, %
                               Euro                                                                         Euro

Export gesamt                  10.372,3                 100                  Import gesamt                  12.489,0              100

1. Litauen                     1.970,7                  19                   1. Litauen                     2.123,1               17

2. Estland                     1.244,6                  12                   2. Deutschland                 1.373,8               11

3. Russland                    829,8                    8                    3. Polen                       1.373,8               11

4. Deutschland                 726,0                    7                    4. Russland                    999,1                 8

5. Polen                       622,3                    6                    5. Estland                     999,1                 8

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Statistikamt Lettlands

Die ausländischen Direktinvestitionen in Lettland erreichten 2015 einen Gesamtwert von 7,29 Mrd. Euro. Dies entspricht einem
Zuwachs von 1,2% im Vergleich zum Vorjahr.6 Wichtigste Zielbranchen ausländischer Investoren sind der Dienstleistungssektor
sowie die Bank- und Finanzbranche. Dabei stammten knapp 2% der Direktinvestitionen (145,2 Mio. EUR) von deutschen
Unternehmen.7

Deutschland steht damit unter den ausländischen Investoren in Lettland an 14. Stelle. Der größte Anteil der Direkt-investitionen in
Lettland stammt aus Schweden, den Niederlanden, Zypern, Norwegen und Russland.8

Tabelle 2: Übersicht der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren

Indikator                           2008         2009         2010          2011        2012       2013       2014        2015          2016

BIP, laufende Preise (in               24,4        18,8         17,9         20,3          21,9     22,8        23,6       24,4          25,0
Mrd. Euro)

BIP pro Kopf (in Euro)               11 182       8 789        8 553         9 845        10 743   11 315      11 838     12 324        12.760

BIP-Wachstum (in %)                    -3,6        -14,3        -3,8          6,4          4,0       2,6            2,1     2,7           2,0

Inflationsrate (in %)                  15,4         3,5         -1,1          4,4          2,3       0              0,6     0,2           0,1

Export (in Mrd. Euro)                  6,3          5,1          6,7          8,5          9,9      10,0        10,3       10,4           n.a

6
  Informationsplattform des Unternehmensregisters der Republik Lettland, http://blog.lursoft.lv/2016/01/14/2015-gada-uzkrato-arvalstu-tieso-
investiciju-apjoms-audzis-lenak/, abgerufen am 29.03.2016.
7
  Informationsplattform des Unternehmensregisters der Republik Lettland, https://www.lursoft.lv/lursoft_statistika/?&id=501, abgerufen am
29.03.2016.
88
    Informationsplattform des Unternehmensregisters der Republik Lettland, Ausländische Direktinvestitionen in Lettland 2015,
http://blog.lursoft.lv/tag/arvalstu-investicijas/page/2/, abgerufen am 29.03.2016.

                                                                                                                                                 IX
Import (in Mrd. Euro)                 10,7          6,7          8,4         11,0            12,5    12,6      12,6      12,5        n.a

Export nach Deutschland               510,0       446,8        582,8        706,3        782,6      742,2     702,6     658,9       747,3
(in Mio. Euro)

Import aus Deutschland               1 396,7      772,8        967,7       1 331,1      1 444,7     1 463,4   1 445,0   1 404,4   1457,8
(in Mio. Euro)

Arbeitslosenrate (in %)                7,7         17,5         19,5         16,2            15,0    11,9      10,8       9,9        9,6

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Statistikamt Lettlands und von Eurostat

Trotz des stetigen Wachstums des Bruttoinlandsprodukts seit Überwindung der Wirtschaftskrise, steht Lettland weiterhin vor
Herausforderungen. Dazu zählen die Arbeitslosigkeit, das vergleichsweise niedrige Lohnniveau sowie die Abwanderung von
Fachkräften. Nachdem die Arbeitslosigkeit im Jahr 2009 aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise sprunghaft angestiegen war und
2010 ihr Höchstniveau erreichte, nahm die Arbeitslosenrate seither fortlaufend ab. Mit 9,6 Prozent lag sie Ende 2016 aber weiterhin
über dem europäischen Durchschnitt von 8,5 Prozent. Auch das Lohnniveau in Lettland entspricht mit 859 Euro brutto (631 Euro
netto im Jahr 2016) trotz eines steigenden Trends nach wie vor nicht europäischen Standards.9

Eine der größten Herausforderungen für die lettische Wirtschaft ist die kontinuierliche Bevölkerungsabwanderung.
Die Bevölkerung des baltischen Staats schrumpft seit Jahren. Im Jahr 1990 gab es in Lettland noch 2,67 Mio. Einwohner. 2015 fiel
die Einwohnerzahl dagegen erstmals unter die Zwei-Millionen-Grenze (1,98 Millionen) – fast 700.000 Menschen (26 Prozent )
weniger als zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung vor 25 Jahren. Hauptursachen sind der Geburtenrückgang und die Emigration ins
Ausland. Der Trend der Abwanderung wird aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren anhalten. Während zu Beginn des
Jahrtausends jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Letten das Land verließen, stieg die Zahl im Zuge der Finanzkrise auf knapp
40.000 Personen.10

Seither ist die Zahl der Emigranten zwar wieder zurückgegangen. Doch auch 2013 und 2014 wanderten jeweils über 20.000 Letten
aus. Umgekehrt kehren bislang nur wenige Auswanderer wieder in ihre Heimat zurück. Daran hat auch ein von der Regierung in Riga
2013 ins Leben gerufener Reemigrationsplan, der Rückkehrern finanzielle Anreize und praktische Unterstützung in Aussicht stellt,
bislang nur wenig geändert. Die Abwanderung hauptsächlich junger Einwohner verstärkt bei einem steigenden Anteil älterer
Menschen an der Gesamtbevölkerung das Problem des Fachkräftemangels. 11

1.3 WIRTSCHAFTSBEZIE HUNGEN ZU DEUTSCHLAN D

Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Lettland sind seit der lettischen Unabhängigkeit Anfang der 1990 Jahre
gewachsen und heute ausgesprochen freundschaftlich. Vor dem EU-Beitritt wurde Lettland auf seinem Weg in die Europäische
Union durch Deutschland intensiv unterstützt. Erhebungen zufolge sind in Lettland derzeit fast 1.300 Unternehmen mit deutschen
Kapitalbeteiligungen ansässig. Diese sind überwiegend in der Metallindustrie, im Handel sowie im Dienstleistungssektor tätig12.

9
  Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland (2017a):
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, abgerufen
am 13. Juni 2017.
10
   Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland (2017a):
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, abgerufen
am 13. Juni 2017.
11
   Weitergehende Informationen zum Reemigrationsplan gibt es auf der Webseite des lettischen Wirtschaftsministeriums unter:
https://www.em.gov.lv/lv/nozares_politika/reemigracijas_atbalsta_pasakumi/, abgerufen am 26. Juni 2017.
12
   Auswärtiges Amt, http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Lettland/Bilateral_node.html, abgerufen am 21. März
2017.

                                                                                                                                               X
Die größten lettischen Unternehmen mit deutscher Beteiligung sind Valmieras stikla skiedra AS, KNAUF SIA, Klasmann-Deilmann
Latvia SIA, Rettenmeier Baltic Timber SIA, Olaines kudra SIA, Terminals Vecmilgravis SIA, J & P Logistics, Zemkopiba SIA, Z-Light
SIA, Latvian Fishing Company SIA, AKG Thermotechnik Lettland SIA.13

Deutschland zählt zudem zu den wichtigsten Handelspartnern Lettlands. Ungeachtet des Einbruchs der Binnenkonjunktur während
der Wirtschafts- und Finanzkrise, besteht in Lettland unverändert eine rege Nachfrage nach deutschen Waren. Mit einem Anteil von
11% an den lettischen Gesamteinfuhren ist Deutschland weiterhin der zweitwichtigste Importpartner Lettlands nach dem Nachbarland
Litauen.14

Deutsche Unternehmen exportieren nach Lettland vor allem Elektrotechnik und Elektronik, Fahrzeuge und Fahrzeugteile, Maschinen
und Ausrüstungsgegenstände, Nahrungsmittel sowie chemische Erzeugnisse. Umgekehrt bezieht die Bundesrepublik in erster Linie
Holzprodukte, Fahrzeugteile sowie Metallwaren aus dem baltischen Staat.15

Nach Angaben des Statischen Bundesamtes, erreichte der Warenaustausch zwischen Deutschland und Lettland 2016 ein Volumen
von 2,4 Milliarden Euro. Im Saldo weist die Handelsbilanz dabei einen Überschuss von 950 Millionen Euro zugunsten
Deutschlands aus.16

1.4 INVESTITIONSKLIM A UND FÖRDERUNG

Verfügbarkeit / Kosten lokaler Arbeitskräfte

Generell zeigten in Lettland die sehr starken Konjunkturausschläge in den vergangenen Jahren jeweils äußerst schnelle und spürbare
Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Begünstigt wurde dies auch durch das relativ flexible Arbeitsrecht und den geringen
gewerkschaftlichen Organisationsgrad. Mit verbesserter Konjunktur zeigt der lettische Arbeitsmarkt eine positive Entwicklung. Seit
Mitte 2010 nimmt die Beschäftigtenzahl zu, auch ist seitdem die Arbeitslosenrate kontinuierlich rückläufig. Dazu beigetragen hat vor
allem die Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze, insbesondere im Handels- und Dienstleistungssektor.17

Generell geht die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter wegen der Alterung der Gesellschaft, aber auch wegen der Arbeitsemigration,
zurück. In den Krisenjahren haben viele Arbeitnehmer eine Arbeit in anderen EU-Ländern angenommen und sind nicht
zurückgekehrt. Das Lohnniveau liegt in Lettland, wie bereits beschrieben, trotz eines stetigen Anstiegs mit 859 Euro brutto noch
immer deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Nach Angaben von Eurostat herrscht in Lettland mit 7,10 Euro pro Stunde
(2015) das viertniedrigste Arbeitskostenniveau innerhalb der EU – bei Produktivitätsvorteilen gegenüber Bulgarien und Rumänien.
Auch der gesetzliche Mindestlohn ist mit 380 Euro (2017) einer der niedrigsten innerhalb der EU.18

Branchenbedingt kann es jedoch durch Fachkräftemangel bei Löhnen und Gehältern zu starken Ausschlägen nach oben kommen.
Innerhalb der Wirtschaftszweige wurden die höchsten lettischen Bruttomonatslöhne 2016 im Finanzwesen
(1.819 Euro), dem IKT-Sektor (1.364 Euro) und der Energiewirtschaft (1.163 Euro) gezahlt.

13
   LIAA: Lettlands wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland (2017b), unter www. liaa.gov.lv.
14
   LIAA: Lettlands wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland (2017b), unter www.liaa.gov.lv.
15
   LIAA: Lettlands wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland (2017b), unter www.liaa.gov.lv.
16
   Destatis: Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland (2017a), abrufbar unter:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Aussenhandel/Tabellen/RangfolgeHandelspartner.pdf?__blob=publicationFile,
abgerufen am 13. Juni 2017.
17
   Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland (2017a):
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, Seite:
247ff., abgerufen am 13. Juni 2017.
18
   Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland (2017a):
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, Seite: 16
und 101 ff, abgerufen am 13. Juni 2017.

                                                                                                                                               XI
Bei der Personalsuche haben Onlinebörsen eine starke Bedeutung. Bei der Rekrutierung von Führungs- und spezialisierten
Fachkräften schalten Unternehmen oft lettische oder internationale Personalagenturen ein. 19

In Lettland existieren große regionale Unterschiede, die sich auch auf die Gehaltsdynamik auswirken. Dabei besteht eine große
Verdienstkluft zwischen der Hauptstadt Riga und den übrigen Landesteilen, in denen teils eine starke strukturelle Arbeitslosigkeit
vorherrscht. Auf dem Arbeitsmarkt spiegelt sich zudem die Heterogenität der Bevölkerung wieder. Mehr als ein Viertel der knapp
zwei Millionen Einwohner Lettlands sind Russen oder haben einen russischen Ursprung. Viele davon sind nicht oder nur bedingt der
lettischen Sprache mächtig. Umgekehrt spricht der Großteil der lettischen Bevölkerung fließend Russisch. Gerade bei den jüngeren
Generationen sind auch Englisch- und teilweise sogar Deutsch-kenntnisse weit verbreitet.

Einsatz ausländischer Arbeitskräfte

Grundsätzlich benötigen EU-Staatsbürger keine Arbeitserlaubnis, um in Lettland einer Beschäftigung nachzugehen. Deutsche
Arbeitnehmer benötigen nur im Falle einer Tätigkeit von mehr als 90 Tagen innerhalb von sechs Monaten eine Aufenthaltserlaubnis.
Diese kann beim Amt für Einwanderung und Staatsbürgerschaft beantragt werden. Vorzulegen sind lediglich ein Formblatt, ein Foto
und der Arbeitsvertrag. Die Entsendung deutscher Arbeitnehmer erfordert lediglich die Anmeldung des Arbeitnehmers bei der
lettischen Arbeitsinspektion durch den Arbeitgeber mindestens einen Werktag vor Entsendung. Die voraussichtliche Dauer der
Entsendung spielt für die Meldepflicht keine Rolle.

Infolge des Beitritts zum Schengen-Abkommen finden an den EU-Binnengrenzen keinerlei Personenkontrollen mehr statt.
Staatsangehörige der EU sowie Angehörige des europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) sollten bei der Einreise aber dennoch einen
Personalausweis mit ausreichender Gültigkeit (geplante Aufenthaltsdauer + drei Monate) mitführen. Nicht-EU-Bürger benötigen zur
Einreise ein Einreisevisum. Aufenthaltsgenehmigungen werden in der Regel für ein Jahr erteilt.

Nicht-EU-Bürger erhalten eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, sofern sie seit mindestens fünf Jahren ununterbrochen im Besitz
einer vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung gewesen sind. Angesichts starker Abwanderung ist der Bedarf an ausländischen
Arbeitskräften in nahezu allen Sektoren gestiegen.20

Arbeitsrechtliche Bestimmungen

Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben im Rahmen der Koalitionsfreiheit die Möglichkeit, sich Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbänden anzuschließen. Die Arbeitsbedingungen und Leistungen werden durch einen Arbeitsvertrag festgehalten,
welcher gem. Art. 40 des lettischen Arbeitsgesetzes20 der Schriftform entsprechen muss. Grundsätzlich besteht für den Arbeitgeber
die Möglichkeit, ein Arbeitsverhältnis für bestimmte Branchen unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu befristen. Die
Höchstdauer der Befristung ist jedoch auf zwei Jahre inkl. möglicher Verlängerungen begrenzt. Eine stillschweigende Verlängerung
durch tatsächliche Fortführung des Arbeitsverhältnisses führt dazu, dass der Arbeitsvertrag als unbefristet geschlossen gilt.

Für ein Arbeitsverhältnis kann auch eine Probezeit von maximal drei Monaten vereinbart werden, während der eine beiderseitige
Kündigungsfrist von drei Tagen gilt, Art. 46 des lettischen Arbeitsgesetzes.21

Die gesetzliche Mindestlohnregelung sieht vor, dass die monatliche Vergütung nicht unter 380 € liegen darf. Ab dem Jahr 2018 wird
dieser Mindestlohn auf 430 € angehoben. Leistet der Arbeitnehmer Überstunden, müssen diese über den Mindestlohn hinaus
zusätzlich vergütet werden.

Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses erfolgt nach Art. 100 ff. des lettischen Arbeitsgesetzes22 bei unbefristeter Beschäftigung
durch Kündigung eines Vertragspartners. Die gesetzlich vorgesehene Kündigungsfrist für Arbeitnehmer beträgt grundsätzlich einen
Monat, sofern keine abweichenden Vereinbarungen im Arbeits- oder Tarifvertrag getroffen worden sind. Eine Kündigung durch den

19
   Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettlands (2017b):
http://www.csb.gov.lv/sites/default/files/nr_01_latvijas_statistikas_gadagramata_2016_statistical_yearbook_of_latvia_16_00_lv_en_0.pdf, abgerufen
am 13. Juni 2017.
20
   Lettisches Arbeitsgesetzbuch „Darba likums“, englische Übersetzung abrufbar unter: https://likumi.lv/ta/id/26019-darba-likums, abgerufen am 25.
Juli 2017.
21
   Lettisches Arbeitsgesetzbuch „Darba likums“, englische Übersetzung abrufbar unter: https://likumi.lv/ta/id/26019-darba-likums, abgerufen am 25.
Juli 2017.
22
   Lettisches Arbeitsgesetzbuch „Darba likums“, englische Übersetzung abrufbar unter: https://likumi.lv/ta/id/26019-darba-likums, abgerufen am 25.
Juli 2017.

                                                                                                                                              XII
Arbeitgeber ist nur aus den gesetzlich festgelegten Gründen möglich, welche entweder im Verhalten oder in der Person des Arbeit-
nehmers liegen müssen oder betriebliche Gründe haben. Die Kündigung hat stets unter Angabe der Gründe zu erfolgen. Je nach der
Schwere des Verstoßes durch den Arbeitnehmer kann die Kündigung fristlos oder unter Einhaltung einer Frist von bis zu einem
Monat erfolgen. Die Beweislast für das Vorliegen eines Kündigungsgrundes liegt beim Arbeitgeber.

Die tägliche Arbeitszeit in Lettland beträgt acht Stunden, was einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden entspricht. Eine
darüber hinausgehende Beschäftigung ist nur zulässig, wenn die Vertragsparteien eine diesbezügliche schriftliche Vereinbarung
getroffen haben.

Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf Mindesturlaub in Höhe von vier Kalenderwochen. Grundsätzlich kann der Urlaub aufgeteilt
werden, es muss jedoch mindestens eine zweiwöchige Dauer gewährt werden. Urlaubstage, die aus betrieblichen Gründen nicht im
laufenden Kalenderjahr genommen werden können, können durch schriftliche Vereinbarung auf das nachfolgende Kalenderjahr
übertragen werden.23

Investitionsrecht

Ausländische natürliche oder juristische Personen können ohne rechtliche Beschränkungen in Lettland ein Unternehmen gründen
oder in sonstiger Weise unternehmerisch tätig werden. Ausnahmen gelten lediglich für strategisch wichtige Bereiche, wie
beispielsweise die Energieversorgung.

Immobilien können von Ausländern ohne besondere Beschränkungen erworben werden. Seit 2014 dürfen Bürger und juristische
Personen aus Staaten der Europäischen Union zudem Grundstücke ohne jede Beschränkung erwerben. Beschränkungen bestehen
lediglich beim Erwerb von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Waldflächen usw.

Lettische Steuerzahler profitieren bei erstmaligen langfristigen Investitionen, die im Rahmen eines geförderten Investitionsprojekts
geleistet werden, von Steuerermäßigungen in Höhe von 25% (Gesamtbetrag maximal 50 Mio. Euro). Für Investitionen, die zwischen
50 und 100 Mio. Euro liegen, werden Steuerermäßigungen in Höhe von 15% für den Überschussbetrag gewährt. 23

Gesellschaftsrecht

Die verschiedenen Gesellschaftsformen in Lettland ähneln dem deutschen Recht. Ebenso wie in Deutschland unterscheidet man
zwischen Personen- und Kapitalgesellschaften. Die wichtigsten Gesellschaftsformen sowie die notwendigen Schritte zur Gründung
einer Gesellschaft werden im Kapitel „III.1.2.1 Gesellschaftsformen“ näher beschrieben.

Steuerrecht

Natürliche Personen mit Wohnsitz in Lettland unterliegen der unbeschränkten Einkommensteuerpflicht auf alle weltweit erlangten
Einkünfte. Personen ohne Wohnsitz sind beschränkt einkommensteuerpflichtig in Bezug auf in Lettland erzielte Einkünfte. Der
einheitliche Steuersatz für natürliche Personen beträgt 23%.

Juristische Personen mit Sitz oder Verwaltung in Lettland unterliegen mit ihren weltweit erzielten Erträgen der
Körperschaftsteuerpflicht. Für Körperschaften ohne Sitz oder Verwaltung in Lettland beschränkt sich die Körperschaftsteuer auf in
Lettland erzielte Einkünfte. Der Körperschaftsteuersatz beträgt 15%. Kleinstunternehmer, deren Jahresumsatz eine Grenze von
100.000 EUR nicht übersteigt, zahlen einen vergünstigten Steuersatz von lediglich 9%.

Der Regelsteuersatz der Umsatzsteuer beträgt 21%. Der ermäßigte Tarif für bestimmte Warengruppen und Dienstleistungen beträgt
12%. Eine Gewerbesteuer kennt das lettische Recht nicht.

Eine Grundsteuer fällt für juristische und natürliche Personen an, die Eigentümer lettischer Immobilien sind. Der Regelsteuersatz für
Bauland und Gebäude beträgt 1,5% des Katasterwerts. Für nicht gewerblich genutzte Gebäude existieren abweichende Steuersätze.24

23
   Mehr Informationen dazu sind auf der Website des lettischen Wirtschaftsministeriums hinterlegt unter:
https://www.em.gov.lv/en/sectoral_policy/industrial_policy/foreign_direct_investment/, abgerufen am 15. Mai 2017.
24
   Alle Steuergesetze in englischer Übersetzung abrufbar unter: https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Recht-Zoll/Wirtschafts-und-
steuerrecht/gesetze-im-ausland,t=gesetze-in-lettland,did=1002310.html#1002346, abgerufen am 25. Juli 2017.

                                                                                                                                           XIII
Zwischen Lettland und der Bundesrepublik Deutschland besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen. 25

Welche steuerlichen Vergünstigungen durch das Inkrafttreten des lettischen Startup-Gesetzes am 1.1.2017 entstanden sind, wird im
Kapitel „II.2.1.5 Rechtliche Rahmenbedingungen“ eingehender erläutert.

Insolvenzrecht

Für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bedarf es entsprechend dem deutschen Recht eines Grundes, welcher die Insolvenzlage
hervorruft. Die Insolvenzgründe für juristische Personen sind gesetzlich abschließend geregelt. Bei Vorliegen eines Grundes besteht
eine Insolvenzpflicht für sämtliche Gesellschaftsformen sowie Einzelunternehmer. Der Insolvenzantrag ist bei dem Gericht ein-
zureichen, in dessen Bezirk der Schuldner seinen Wohn- bzw. Unternehmenssitz hat. Für den Fall der Eröffnung einer Insolvenz wird
ein Isolvenzverwalter bestellt, der die Verwaltung und Geschäftsführung des insolventen Unternehmens übernimmt. Gläubiger
können ihre Forderungen innerhalb eines Monats nach Eröffnung der Insolvenz anmelden.

Devisenrecht / Zahlungsverkehr

Die Ein- und Ausfuhr von Devisen durch In- und Ausländer ist unbeschränkt möglich. Auch grenzüberschreitende
Überweisungen in Euro unterliegen keinerlei Beschränkungen. Für Geldsummen von über 10.000 Euro besteht eine
Deklarationspflicht bei der Ein- und Ausreise. Aus- und inländische juristische und natürliche Personen dürfen Konten in Landes-
und Fremdwährung unterhalten. Der Zahlungsverkehr in Lettland hat ausschließlich in Euro zu erfolgen.

Unternehmen dürfen Gewinne ohne Beschränkungen in andere Staaten repatriieren und in andere Währungen konvertieren. Generell
sind alle gängigen Kreditkartensysteme in Lettland eingeführt und akzeptiert.

Rechtsverfolgung

Das Gerichtssystem in Lettland besteht aus Zivil- und Strafgerichten sowie Verwaltungsgerichten. Die ordentliche Gerichtsbarkeit
besteht aus Distrikt- und Stadtgerichten, Regionalgerichten und dem Obersten Gerichtshof. Grundsätzlich sind Bezirks- bzw.
Stadtgerichte erstinstanzlich zuständig, sofern keine Zuständigkeit der Regionalgerichte gegeben ist. Bei einem Streitwert von mehr
als 201.000 Euro sowie streitwertunabhängig bei Immobilienstreitigkeiten, Insolvenzverfahren und in Angelegenheiten des
gewerblichen Rechtsschutzes sind in erster Instanz die Regionalgerichte zuständig. In Zivilprozessen besteht kein grundsätzlicher
Anwaltszwang. Für die Prozessführung empfiehlt sich jedoch die Einschaltung eines lokalen Rechtsanwalts.

Lettland hat das Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche (New Yorker
Übereinkommen) ratifiziert. Auf dem Hoheitsgebiet eines anderen Vertragsstaates ergangene Schiedssprüche können in Lettland
vollstreckt werden.

Schutz geistigen Eigentums

Lettland ist den meisten multilateralen internationalen Verträgen im Bereich des geistigen und gewerblichen Rechtsschutzes
beigetreten. Der Patentschutz entsteht durch Anmeldung und gilt grundsätzlich für 20 Jahre. Auf Grundlage der internationalen
Patentkooperationsvereinbarung (PCT) kann auch durch Anmeldung des Patents beim Europäischen oder Deutschen Patentamt ein
Rechtsschutz in Lettland erlangt werden26.

Der Markenschutz entsteht durch Eintragung. Eintragungsfähig als Marke sind unter anderem Wörter, Bilder sowie Wort-/
Bildkombinationen. Die Schutzdauer beträgt zunächst zehn Jahre.

Der Schutz gewerblicher Muster entsteht mit der gebührenpflichtigen Registrierung und bietet Rechtsschutz für fünf Jahre. Nach
Ablauf kann der Schutz viermal verlängert werden.

25
   Mehr Informationen dazu finden sich auf der Website des BMF unter:
http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Internationales_Steuerrecht/Staatenbezogene_Informationen/L
aender_A_Z/Lettland/1998-04-06-Lettland-Abkommen-DBA.html , abgerufen am 25. Juli 2017.
26
   Mehr Informationen unter der offiziellen Website des lettischen Patentamtes: https://www.lrpv.gov.lv/en/patent-office/legal-texts, abgerufen am
27.07.2017.

                                                                                                                                             XIV
Förderung

Lettland erhält derzeit Mittel zur Regionalförderung aus den europäischen Strukturfonds. Diese dienen nationalen Vorhaben und
fließen somit in die staatlichen Förderangebote ein. In der Haushaltsphase 2014 - 2020 werden Lettland Mittel aus drei verschiedenen
Fonds zur Verfügung gestellt: dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, dem Europäischen Sozialfonds und dem
Kohäsionsfonds. In dieser Zeitspanne kann Lettland auf 4,4 Mrd. Euro an Fördermitteln zurückgreifen.27

Die europäischen Strukturmittel fließen in Lettland in die Förderung folgender Bereiche:

         Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation
         IT- und Telekommunikationsdienstleistungen, E-Government
         Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen
         Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft
         Umweltschutz und der Ressourceneffizienz
         Nachhaltige Verkehrssysteme
         Nachhaltige und hochwertige Beschäftigung und Unterstützung der Mobilität von Arbeitskräften
         Soziale Eingliederung und Bekämpfung der Armut
         Aus- und Weiterbildung und lebenslanges Lernen.

Die Unternehmensförderung ist hauptsächlich auf lettische Unternehmen ausgerichtet. Sie kann jedoch auch von Unternehmen in
Anspruch genommen werden, die mit ausländischem Kapital in Lettland gegründet wurden. Eine genauere Beschreibung der
Fördermöglichkeiten findet sich im Kapitel „III.2.2. Förderprogramme in Lettland“.

In der Regel beträgt der Anteil der Eigenfinanzierung an den zu beantragenden Finanzierungsprojekten im Privatsektor 50% der
förderfähigen Ausgaben. In jedem Förderprogramm kann dieser Wert jedoch abhängig von den spezifischen Programmbedingungen
variieren. Ebenso ist zu beachten, dass die Fördermittel erst nach Abschluss des Projektes ausgezahlt werden. Für die
Unternehmensförderung ist in Lettland die staatliche Investitions- und Wirtschaftsförderungsagentur (LIAA) zuständig.
Informationen über unternehmensbezogene Programme finden Sie auf der Internetseite der Agentur unter www.liaa.gov.lv.

Weitere Investitionsanreize bieten in Lettland die Sonderwirtschaftszonen in Liepāja (www.liepaja-sez.lv) und Rezekne
(www.rsez.lv) sowie die Freihäfen Riga (www.freeportofriga.lv) und Ventspils (www.portofventspils.lv). Innerhalb dieser Zonen
findet keine Umsatzbesteuerung der wesentlichen Waren und Dienstleistungen oder angeschafften Investitionsgüter statt. Ebenso
werden keine Zölle und Verbrauchsteuern für die genutzten Brennstoffe erhoben. Die Körperschaftsteuer und die Immobiliensteuer
sind auf 20% des regulären Steuersatzes begrenzt.

In Lettland gibt es mehrere Industrieparks mit moderner Infrastruktur, die ausländischen Unternehmen ein günstiges Geschäftsumfeld
bieten. Vorwiegend befinden sie sich in den Sonderwirtschaftszonen oder in der Nähe der Hauptstadt Riga. Dazu zählen
beispielsweise der Nordic Technology Park in der Nähe des Rigaer Flughafens sowie der BHC Industrial Park und der Industrial
Park Liepāja, die in der Sonderwirtschaftszone der Stadt Liepāja gelegen sind. Weitere Parks sind in Daugavpils, Jelgava, Ogre sowie
in Ventspils in der Freihandelszone des exportstärksten Hafens der Region gelegen.

Ebenso werden Großinvestitionen in Lettland begünstigt. Unternehmen, die innerhalb von fünf Jahren zwischen zehn und 50 Mio.
Euro investieren, erhalten eine Ermäßigung der Körperschaftsteuer von 25%. Für Investitionen, die 50 Mio. Euro überschreiten, wird
eine Ermäßigung der Körperschaftsteuer in Höhe von 15% gewährt.

27
  Informationen auf der offizielle Website der Europäischen Kommission: http://ec.europa.eu/regional_policy/EN/atlas/programmes/2014-
2020/latvia/2014lv16maop001, abgerufen am 25. Juli 2017.

                                                                                                                                        XV
2. DER IT-MARKT IN LETTLAND

2.1 M ARKTENTWICKLUNG

Die Bedeutung der Informationstechnologie- und Kommunikationsbranche (IKT) für Lettland wächst. Neben den klassischen
Sektoren wie Holzwirtschaft, Metallverarbeitung, Lebensmittelproduktion und Logistik hat der IKT-Sektor eine zunehmend wichtige
Funktion für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung des baltischen Staats. Nach Angaben des lettischen Branchenverbands hat der
IKT-Sektor in den vergangenen Jahren ein stabiles Wachstum von 20 bis 30 Prozent verzeichnet. Selbst während der Wirtschaft- und
Finanzkrise sei die Branche weitestgehend von einem Rückgang verschont geblieben. Die positive Entwicklung soll sich nach
Einschätzung von Experten auch in den kommenden Jahren fortsetzen. 28

Die Grundlagen für den lettischen IKT-Sektor legten das Institut für Mathematik und Informatik und das Institut für Elektronik und
Informatik in Riga. Gegründet wurden die beiden Einrichtungen in den 1960er Jahren. Damals wurde Lettland innerhalb des zentral
organisierten Forschungssystems der Sowjetunion als ein Standort für Hochtechnologie auserkoren.29

In Lettland trägt der IKT-Sektor knapp 5% zur gesamten Wertschöpfung der Volkswirtschaft und rund 6% zum Steueraufkommen
bei. Dass es nicht noch mehr ist, hängt auch mit einem Mangel an Fachkräften zusammen. Die mehr als 6.180 Unternehmen der
Branche erwirtschaften 2015 einen Umsatz von knapp 3,5 Milliarden Euro und beschäftigten etwas mehr als 28.000 Mitarbeiter.
Knapp 95% der Firmen haben weniger als neun Mitarbeiter. Sie bilden das Rückgrat der IKT-Branche. Nur 1% der Unternehmen
beschäftigten mehr als 50 Angestellte.30

Angesiedelt sind sie vorwiegend in der Hauptstadtregion. Vermehrt entstehen aber auch zumindest kleinere Niederlassungen
außerhalb Rigas. In den Städten Ventspils, Valmiera und Cēsis haben sich Unternehmen und Institutionen zu spezialisierten,
regionalen Netzwerken zusammengeschlossen. Begünstigt wird die Clusterbildung durch Hochschulen und Forschungseinrichtungen
vor Ort, an denen Unternehmen verstärkt zudem direkt nach (zukünftigen) Mitarbeitern suchen. Auch sind die Mietkosten in der
Regel deutlich niedriger als in Riga.

Das Ausmaß der Dezentralisierung im IKT-Sektor und der Verlagerung von Unternehmensstrukturen wird allerdings durch die
Verfügbarkeit von Fachkräften beschränkt. Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern dürfte es nach Einschätzung von
Branchenexperten schwer fallen, offene Stellen adäquat zu besetzen.31

Tabelle 3: Basisdaten des IKT-Sektor, 2011-2015

                                                         2011          2012        2013      2014         2015

Anzahl an Unternehmen                                   3 373          4 390       5 064    5 432         6 180

Beschäftigtenanzahl                                   18 337         21 449       23 305   26 522       28 312

Umsatz (in Mio. Euro)                                   2 275          2 897       3 099    3 063         3 462

Gewinn (in Mio. Euro)                                     152               205     206       221           242

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Statistikamt Lettlands

Die IKT-Branche in Lettland setzt sich zusammen aus spezialisierten Unternehmen des produzierenden Gewerbes (IKT-Fertigung),
Unternehmen des Handels mit IKT-Produkten (IKT-Großhandel) und insbesondere den Unternehmen, die in ihrer Haupttätigkeit
Service-Leistungen im Bereich IT und Telekommunikation anbieten (IKT-Dienstleistungen).

28
   Gespräch mit dem Leiter des lettischen IKT-Verbands, Andris Melnudris, am 6.Juni 2017 in Riga.
29
   LIAA: Information and Communications Technology Industry in Latvia (2014), unter liaa.gov.lv.
30
   Domnīca Certus, Lettlands Wettbewerbsfähigkeitsreport 2016: Informations- und Kommunikationstechnologiebranche in Lettland, Seite: 9.
31
   Gespräch mit der Leiterin des lettischen IT-Clusters, Aiga Irmeja, am 30. Mai 2017 in Riga.

                                                                                                                                           XVI
Sie können auch lesen