DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LETTLAND - Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure - iXPOS
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DIGITALISIERUNG DER HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LETTLAND Zielmarktanalyse 2019 mit Profilen der Marktakteure Durchführer
Impressum Herausgeber Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V. Breite Straße 29 D-10178 Berlin Das Bundesministerium für Wirtschaft und Text und Redaktion Energie ist mit dem Audit berufundfamilie® Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V. für seine familienfreundliche Personalpolitik Strelnieku iela1-4, LV-1010 Riga ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von www.ahk-balt.org der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Gestaltung und Produktion Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland, Litauen e.V. Stand April 2019 Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungs- programms für das Projekt - "Digitalisierung der Holz- und Möbelindustrie in Estland, Lettland, Litauen" erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................................................... I TABELLENVERZEICHNIS ........................................................................................................................................ III ABBILDUNGSVERZEICHNIS.................................................................................................................................... IV ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ....................................................................................................................................V I ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................................................................... 1 II ZIELMARKT ALLGEMEIN ..................................................................................................................................... 2 1. Länderprofil Lettland.............................................................................................................................................. 2 1.1 Politischer Hintergrund................................................................................................................................. 2 1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung .......................................................................................................... 2 1.3 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ...................................................................................................... 4 1.4 Investitionsklima und Förderung .................................................................................................................. 5 2. Holz- und Möbelindustrie in Lettland .................................................................................................................... 9 2.1 Marktüberblick und -entwicklung ................................................................................................................ 9 2.2 Entwicklung in den einzelnen Teilbranchen ............................................................................................... 14 2.3 Ein- und Ausfuhren .................................................................................................................................... 19 2.4 Arbeitsmarkt und –kosten ........................................................................................................................... 22 2.5 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen ....................................................................................................... 24 2.6 Marktausblick ............................................................................................................................................. 27 2.7 Vorhandene IT-Infrastruktur ...................................................................................................................... 30 2.8 Aktuelle Digitalisierungsvorhaben und Projekte ........................................................................................ 32 III MARKTCHANCEN UND EMPFEHLUNGEN AUF DEM LETTISCHEN MARKT ...................................... 33 1. Einstieg und Vertrieb ............................................................................................................................................ 33 1.1 Vertriebspartner und Markteinstieg ............................................................................................................ 33 1.2 Gründung .................................................................................................................................................... 34 2. Finanzierungsmöglichkeiten ................................................................................................................................. 36 2.1 Kreditvergabe in Lettland ........................................................................................................................... 36 2.2 Förderprogramme in Lettland ..................................................................................................................... 37 3. Marktchancen und Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen für einen Markteinstieg ..................... 37 IV ZIELGRUPPENANALYSE..................................................................................................................................... 39 1. Profile der Marktakteure in Lettland .................................................................................................................. 39 1.1 Ministerien und Behörden .......................................................................................................................... 39 1.2 Universitäten und Forschungseinrichtungen .............................................................................................. 39 1.3 Verbände und Multiplikatoren .................................................................................................................... 40 1.4 Wichtige Unternehmen der Holzindustrie .................................................................................................. 41 1.5 Wichtige Unternehmen der Möbelindustrie ............................................................................................... 42 1.6 Kapitalgeber ............................................................................................................................................... 43 2. Sonstiges............................................................................................................................................................... 44 I
2.1 Wichtige Messen ........................................................................................................................................ 44 2.2 Online-Plattformen ..................................................................................................................................... 45 V SCHLUSSBETRACHTUNG..................................................................................................................................... 46 QUELLENVERZEICHNIS .......................................................................................................................................... VI II
TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Wichtigste Import- und Exportländer 2018 ................................................................................................................... 3 Tabelle 2: Übersicht der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren ........................................................................................................ 3 Tabelle 3: Strukturelle Unternehmensdaten der Holzindustrie, 2017 ........................................................................................... 11 Tabelle 4: Produktionsvolumen der größten Holzpelletsproduzenten in Lettland ....................................................................... 18 Tabelle 6: Wichtigste Import- und Exportländer der lettischen Holzindustrie, 2018 ................................................................... 21 Tabelle 6: EU-Vergleich der Internetnutzung 2016, Anteil in % ................................................................................................. 31 III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Die Karte Lettlands .................................................................................................................................................. 2 Abbildung 2: Reales Wirtschaftswachstum des BIP 2005 - 2018, Veränderung zum Vorjahr in % .............................................. 3 Abbildung 3: Eckdaten der lettischen Holzwirtschaft, 2018 ........................................................................................................ 10 Abbildung 4: Entwicklung der Umsätze des lettischen Forstsektors, 2000-2016 in Mio. EUR ................................................... 11 Abbildung 5: Wertschöpfung und BIP-Anteil des lettischen Forstsektors, 2002-2017 in Mio. EUR .......................................... 12 Abbildung 6: Umsatzträger der Holz- und Möbelindustrie, 2017 ................................................................................................ 12 Abbildung 7: Entwicklung der Durchschnittspreise für Nadelhölzer, 2016-2018........................................................................ 13 Abbildung 8: Entwicklung der Durchschnittspreise für Laubhölzer, Furnierholz und Verpackungsholz, 2016-2018 ................. 13 Abbildung 9: Verarbeitung von Schnittholz in Lettland, 2015-2018 ........................................................................................... 14 Abbildung 10: Die größten Unternehmen der Forstwirtschaft und Holzindustrie in Lettland, nach Umsatz im Jahr 2017 ......... 15 Abbildung 11: Die größten Möbelhersteller in Lettland, 2017 .................................................................................................... 16 Abbildung 12: Entwicklung der Möbelproduktion in Lettland und anderen ausgewählten EU-Staaten, 2013-2017 ................... 16 Abbildung 13: Anteil der einzelnen Energieholzarten am Gesamtaufkommen holzartiger Biomassen, 2005-2016 in % ........... 18 Abbildung 14: Entwicklung der Pelletproduktion in den baltischen Staaten, 2010-2017 in Tonnen ........................................... 19 Abbildung 15: Außenbilanz in einzelnen Teilsektoren der lettischen Wirtschaft, 2016 in Mio. EUR ......................................... 19 Abbildung 16: Anteil der Exporte der Holzindustrie an den Gesamtausfuhren Lettlands, 1993-2017 in Mio. EUR ................... 20 Abbildung 17: Entwicklung der Im- und Exporte in der lettischen Holzwirtschaft, 1993-2017 in Mio. EUR ............................ 20 Abbildung 18: Beschäftigung und Produktivität in der lettischen Holzwirtschaft, 2005-2016 .................................................... 22 Abbildung 19: Alterstruktur des Baumbestands in lettischen Wäldern ........................................................................................ 24 Abbildung 20: Holzfällvolumen in lettischen Wäldern, 2008-2018 in Mio. m3........................................................................... 25 Abbildung 21: Anteiliger Energieverbrauch der Industriesektoren in den EU 28-Staaten, 2015 ................................................. 29 IV
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Art. Artikel AS Aktiengesellschaft bzw. beziehungsweise ca. circa EG Europäische Gemeinschaft EU Europäische Union EUR Euro EW Einwohnerwert FWZ Freie Wirtschaftszone GTAI Germany Trade & Invest ha Hektar IK Eingetragener Kaufmann IKT Informations- und Kommunikationstechnologie Inkl. Inklusive KS Kommanditgesellschaft m³ Kubikmeter m² Quadratmeter Mio. Millionen Mrd. Milliarden o.ä. oder ähnlich OECD Organization for Economic Co-operation and Development PS Offene Handelsgesellschaft SIA Gesellschaft mit beschränkter Haftung usw. und so weiter z.B. zum Beispiel € Euro V
ZIELMARKTANALYSE I ZUSAMMENFASSUNG Einleitung Traditionell besitzt die Holzbranche in Lettland einen hohen Stellenwert. Als Leitbranche hat sie eine wichtige volkswirtschaftliche Bedeutung und trägt entscheidend zu Wachstum und Beschäftigung bei. Anders als andere Sektoren, umfasst die Holzindustrie zusammen mit der Forstwirtschaft nahezu durchgehende Produktionsketten von der ländlich gebundenen Primärproduktion bis hin zu vielfältigen Endprodukten. Daraus haben sich in Lettland teils hochmoderne, technologisch fortschrittliche und umweltfreundliche Industrien entwickelt Viele Unternehmen der lettischen Holzindustrie agieren international, weisen hohe Exportanteile auf und konkurrieren mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt. Um den Qualitätsanforderungen der internationalen Kunden und der hohen Nachfrage nach Holzprodukten gerecht zu werden, wird der Einsatz effizienter Maschinen und Fertigungskonzepte zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Zugleich ist die Vertiefung der Wertschöpfung, in der Lettland noch einen Rückstand auf z.B. den Nachbarn Litauen aufweist, ein Grund für den erhöhten Bedarf an neuen Technologien. Zusammen mit dem Erfordernis der verarbeitenden Betriebe nach einer durchgängigen Versorgung mit Holz, besteht in Lettland vermehrtes Interesse an einer ressourceneffizienten Prozessgestaltung und einer intelligenten Verknüpfung von Prozessen. Deutsche Unternehmen haben die Chance, sich als Anwender digitaler Lösungen und „Industrie 4.0“-Anwendungen zu positionieren und dabei zu helfen, die Vernetzung der gesamten Kette vom Forstbetrieb über den Unternehmer bis zum Spediteur, dem Sägewerk und weiteren Verarbeitungsbetrieben bis hin zur Auslieferung zu gewährleisten. Dabei können deutsche Firmen auf die Marke „Made in Germany“ aufbauen. Diese steht in Lettland für Qualität und Effizienz sowie bereits vorhandene technische Erfahrung in der Integration von Industrieprozessen. Für deutsche Unternehmen stellt der mittlere der drei baltischen Staaten einen interessanten Markt dar, auf dem es eine ausgeprägte Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern gibt. Die vorliegende Zielmarktanalyse soll deutschen Unternehmen einen Überblick über die Marktbedingungen für innovative Lösungen und Technologien aus dem Bereich der Holzwirtschaft und der Industrie 4.0 in Lettland geben. Dazu werden die geltenden Rahmenbedingungen und die politische und wirtschaftliche Situation erläutert sowie die aktuelle Lage in der Holzindustrie und Forstwirtschaft analysiert. Aufgezeigt werden soll damit, wie sich der Markt darstellt, welche Eigenheiten er aufweist und welche besonderen Anforderungen bestehen. Beschrieben und bewertet werden auch Marktchancen für deutsche Unternehmen. Abgerundet wird die Zielmarktanalyse durch grundsätzliche Handlungsempfehlungen für einen Markteintritt und mit Profilen wichtiger Marktakteure. Aufbau Die Arbeit ist in vier Abschnitte gegliedert. Zunächst wird der allgemeine Zielmarkt beschrieben. Schwerpunkt des ersten Abschnittes ist eine Branchenanalyse des Holzverarbeitungs- und Möbelindustriesektors in Lettland. Im darauffolgenden Abschnitt werden die Marktchancen auf dem lettischen Markt dargestellt und darauf bezogene Empfehlungen gegeben. Anschließend werden Akteure des Zielmarktes genauer analysiert. Insoweit bieten verschiedene Tabellen einen Überblick über die derzeitigen Marktakteure. Abschließend werden die Hauptpunkte noch einmal aufgegriffen und zusammengefasst sowie kurz- und langfristige Perspektiven für deutsche Unternehmen auf dem lettischen Markt aufgezeigt. 1
II ZIELMARKT ALLGEMEIN 1. LÄNDERPROFIL LETTLAND Offizieller Name: Latvijas Republika Lettland ist ein nordosteuropäischer Staat. Er grenzt im Westen an die Ostsee, im Norden an Estland, im Süden an Litauen und im Osten an Russland und Weißrussland. Die Gesamtbevölkerung betrug 2018 rund 1,93 Mio. Einwohner, wovon etwa 50% in Städten lebten. Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt Lettlands ist Riga mit rund 638.000 Einwohnern. Weitere große Städte sind Daugavpils (83.250 Einwohner), Liepaja (69.000 Einwohner) und Jelgava (56.000 Einwohner) 1. Mit einem Waldanteil von gut 47% der Landesfläche gehört Lettland zu den waldreichsten Staaten Europas. Die Holzwirtschaft stellt daher einen der wichtigsten Industriezweige dar, gefolgt vom Elektromotoren- und Fahrzeugbau, dem Maschinenbau, der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Nahrungsmittelindustrie, der Textilindustrie sowie der Informations- und Telekommunikationsindustrie.2 Abbildung 1: Die Karte Lettlands Quelle: Wikipedia, Stand: 13.06.2017 1.1 POLITISCHER HINTERGRUND Seit Erlangung der Unabhängigkeit im August 1991 ist Lettland eine parlamentarische Demokratie. Staatsoberhaupt ist der Präsident, der vom Parlament für vier Jahre gewählt wird. Das Amt darf höchstens acht Jahre von derselben Person konsekutiv ausgeübt werden. Dem Staatspräsidenten obliegen nicht nur repräsentative Aufgaben, sondern unter anderem ein Gesetzesinitiativrecht. Der derzeitige Staatspräsident, Raimonds Vejonis, trat am 8. Juli 2015 sein Amt an. Die nächste Präsidentenwahl steht im Sommer 2019 an. Ein offizieller Termin wurde noch nicht festgelegt.3 Sämtliche Regierungsaufgaben sowie die Führung des Kabinetts liegen beim Ministerpräsidenten. Er wird durch den Präsidenten vorgeschlagen und von den 100 Abgeordneten des Parlaments bestätigt. Das Parlament wird in freien, gleichen und geheimen Wahlen gewählt und verfügt über weitgehende Kompetenzen. Regierurngschef ist seit dem 23. Januar 2019 Krišjānis Kariņš.4 Lettland ist seit 2004 Mitglied der EU sowie der NATO und seit Ende 2007 auch Mitglied der Schengen-Zone. Seit dem 1. Januar 2014 ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel. Im Juni 2016 wurde Lettland in die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aufgenommen. 1.2 WIRTSCHAFT, STRUKTUR UND ENTWICK LUNG Lettlands Wirtschaft wird 2019 nach einhelliger Einschätzung der EU-Kommission, nationaler Stellen und verschiedener Prognoseinstitute wieder deutlich wachsen. Nach Überwindung der europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise, in der die 1 Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland: https://www.csb.gov.lv/en/statistics/statistics-by-theme/population/number-and-change/key- indicator/number-population-cities-and-counties, abgerufen am 18.03.2019. 2 Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland: https://www.csb.gov.lv/lv/statistika/statistikas-temas/ekonomika/ikp/meklet-tema/285- latvijas-statistikas-gadagramata-2018, Seite 29, abgerufen am 18.03.2019. 3 Die Person des lettischen Staatspräsidenten und seine Aufgaben werden auf der Webseite der lettischen Präsidialkanzlei beschrieben unter: http://www.president.lv, abgerufen am 18. März 2019. 4 Die Aufgaben der lettischen Regierung und die Person des Regierungschefs werden auf der Webseite der lettischen Staatskanzlei beschrieben unter www.mk.gov.lv, abgerufen am 18. März 2019; zum Parlament siehe www.saeima.lv, abgerufen am 18. März 2019. 2
Wirtschaftsleistung Lettlands zwischen 2008 und 2010 um gut 20 Prozent einbrach, gehört die Ostseerepublik inzwischen wieder zu den wachstumsstärksten Staaten in Europa. Lettland konnte damals nur durch Hilfskredite der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor dem Staatsbankrott gerettet werden. Heute sind Haushalt und Wirtschaft nach einem radikalen Spar- und Reformprogramm wieder auf Kurs – bereits Ende 2012 konnte das Land die Kredite vorzeitig und aus eigener Kraft zurückzahlen. Seither wurde ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum mit moderaten Zuwachsraten verzeichnet. Abbildung 2: Reales Wirtschaftswachstum des BIP 2005 - 2018, Veränderung zum Vorjahr in % 10,70 11,90 9,90 10 6,40 4,00 2,60 2,10 2,70 2,00 4,60 4,70 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 -10 -3,60 -3,80 -20 -14,30 Veränderung in % Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Statistikamt Lettlands Größter Impulsgeber für den Aufschwung war der wachsende Außenhandel. Wichtigste Handelspartner sind dabei die baltischen Nachbarländer Litauen und Estland, gefolgt von Russland, Schweden und an fünfter Stelle Deutschland.5 Mit einem Anteil von 73 % an den gesamten Ein- und über 71 % an den gesamten Ausfuhren kommt dem Handel mit den EU-Mitgliedstaaten eine große Bedeutung zu. Das gilt besonders für die Nachbarstaaten: Fast die Hälfte aller Warenimporte und -exporte Lettlands wurde 2018 im Ostseeraum abgewickelt. Tabelle 1: Wichtigste Import- und Exportländer 2018 Land Export, Mio. Anteil, % Land Import Mio. Anteil, % Euro Euro Export gesamt 12.34 100 Import gesamt 15.46 100 1. Litauen 1.977,7 15 1. Litauen 2.703,3 17 2. Estland 1.418,9 11 2. Deutschland 1.634,9 10 3. Russland 1.128,5 9 3. Polen 1377,3 9 4. Schweden 896,6 7 4. Russland 1263,3 8 5. Deutschland 858,1 7 5. Estland 1183,1 7 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Statistikamt Lettlands Die ausländischen Direktinvestitionen in Lettland erreichten 2017 einen Gesamtwert von 14,37 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr.6 Wichtigste Zielbranchen ausländischer Investoren sind der Dienstleistungssektor sowie die Bank- und Finanzbranche. Dabei stammten knapp 4,51 % der Direktinvestitionen (648 Mio. EUR) von deutschen Unternehmen.7 Deutschland steht damit unter den ausländischen Investoren in Lettland an 8. Stelle. Der größte Anteil der Direktinvestitionen in Lettland stammt aus Schweden, Russland, Estland, Zypern und den Niederlanden. 8 Tabelle 2: Übersicht der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren Indikator 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 BIP, laufende Preise 21,9 22,8 23,6 24,4 25,0 27,03 29,5 (in Mrd. Euro) BIP pro Kopf (in 10 743 11 315 11 838 12 324 12.760 11,6 12,3 Euro) 5 Abrufbar auf der Website das Statistikamts Lettland: https://www.csb.gov.lv/lv/statistika/statistikas-temas/areja-tirdznieciba/apkopojums/meklet- tema/2509-latvijas-areja-tirdznieciba-2018-gada, abgerufen am 18.03.2019. 6 Informationen der Investment and Development Agency of Latvia, http://www.liaa.gov.lv/en/invest-latvia/investor-business-guide/foreign-direct- investment, abgerufen am 18.03.2019. 7 Informationen der Investment and Development Agency of Latvia, http://www.liaa.gov.lv/en/invest-latvia/investor-business-guide/foreign-direct- investment, abgerufen am 18.03.2019. 8 Informationen der Investment and Development Agency of Latvia, http://www.liaa.gov.lv/en/invest-latvia/investor-business-guide/foreign-direct- investment, abgerufen am 18.03.2019. 3
BIP-Wachstum 4,0 2,6 2,1 2,7 2,0 4,6 4,8 (in %) Inflationsrate (in %) 2,3 0 0,6 0,2 0,1 2,9 2,6 Export (in Mrd. 9,9 10,0 10,2 10,4 10,4 11,5 12,34 Euro) Import (in Mrd. 12,5 12,6 12,6 12,5 12,2 14,0 15,46 Euro) Export nach 782,6 742,2 702,6 658,9 747,3 838,6 n.a. Deutschland (in Mio. Euro) Import aus 1 444,7 1 463,4 1 445,0 1 404,4 1457,8 1,585 Deutschland (in Mio. Euro) Arbeitslosen-rate (in 15,0 11,9 10,8 9,9 9,6 8,7 %) Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Daten des Statistikamt Lettlands und von Eurostat Trotz des stetigen Wachstums des Bruttoinlandsprodukts seit Ende der Wirtschaftskrise, steht Lettland weiterhin vor Herausforderungen. Dazu zählen die Arbeitslosigkeit, das vergleichsweise niedrige Lohnniveau sowie die Abwanderung von Fachkräften. Nachdem die Arbeitslosigkeit im Jahr 2009 aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise sprunghaft angestiegen war und 2010 ihr Höchstniveau erreichte, nahm die Arbeitslosenrate seither fortlaufend ab. Mit 7,3% lag sie im Januar 2019 weiterhin über dem EU-Durchschnitt von 6,5% aber unter dem Durchschnitt in der Eurozone von 7,8%. 9 Auch das Lohnniveau erreicht mit monatlich durchschnittlich 1.004 Euro brutto bzw. 742 Euro netto (2018) trotz Aufwärtstrend nach wie vor nicht EU Standards.10 Eine der größten Herausforderungen für die lettische Wirtschaft ist die kontinuierliche Abwanderung ins Ausland. Die Bevölkerung schrumpft seit Jahren. Im Jahr 1990 gab es in Lettland noch 2,67 Mio. Einwohner. 2015 fiel die Einwohnerzahl dagegen erstmals unter die Zwei-Millionen-Grenze (1,98 Mio.) – fast 700.000 Menschen (26%) weniger als zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung vor 25 Jahren. Neben der Emigration trägt zur Bevölkerungsabnahme auch der Geburtenrückgang bei. Der Trend der Abwanderung wird aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren anhalten. Während zu Beginn des Jahrtausends jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Letten das Land verließen, stieg die Zahl im Zuge der Finanzkrise auf knapp 40.000 Personen.11 Seither ist die Zahl der Emigranten zwar wieder zurückgegangen. Doch auch 2017 wanderten ca. 18.000 Letten aus.12 Umgekehrt kehren bislang nur wenige Auswanderer wieder in ihre Heimat zurück. Daran hat auch ein von der Regierung in Riga 2013 ins Leben gerufener Reemigrationsplan, der Rückkehrern finanzielle Anreize und praktische Unterstützung in Aussicht stellt, bislang nur wenig geändert.13 Die Abwanderung hauptsächlich junger Einwohner verstärkt bei einem steigenden Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung das Problem des Fachkräftemangels. 1.3 WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN ZU DEUTSCHLAN D Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Lettland sind seit der lettischen Unabhängigkeit Anfang der 1990er Jahre gewachsen und heute ausgesprochen freundschaftlich. Vor dem EU-Beitritt wurde Lettland auf seinem Weg in die Europäische Union durch Deutschland intensiv unterstützt. Erhebungen zufolge sind in Lettland derzeit rund 1.200 Unternehmen mit deutschem Kapitalanteil ansässig.14 Diese sind überwiegend in der Metallindustrie, im Handel sowie im Dienstleistungssektor tätig. Die größten lettischen Unternehmen mit deutscher Beteiligung sind Valmieras stikla skiedra AS, KNAUF SIA, Klasmann-Deilmann Latvia SIA, 9 Pressemitteilung von Eurostat, abrufbar unter https://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/9628005/3-01032019-BP-EN.pdf/fdee8c71-7b1a- 411a-86fa-da4af63710e1, abgerufen am 19.03.2019. 10 Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland: https://www.csb.gov.lv/en/statistics/statistics-by-theme/social-conditions/wages/search-in- theme/2608-changes-wages-and-salaries-2018, abgerufen am 18.03.2019. 11 Abrufbar unter der Website des Statistikamts Lettland: https://www.csb.gov.lv/en/statistics/statistics-by-theme/population/migration/key- indicator/immigration-emmigration-and-net-migration, abgerufen am 18.03.2019. 12 Immigration, emmigration and net migration, einsehbar unter https://www.csb.gov.lv/en/statistics/statistics-by-theme/population/migration/key- indicator/immigration-emmigration-and-net-migration, abgerufen am 01.04.2019. 13 Vgl. Presseartikel der LSM: https://eng.lsm.lv/article/society/latvians-abroad/remigration-pilot-project-has-brought-64-families-back-to- latvia.a290679/, abgerufen am 18.03.2018. 14 Lettland: Beziehungen zu Deutschland, Auswärtiges Amt: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/lettland- node/bilateral/200578#content_1, abgerufen am 18.03.2019. 4
Rettenmeier Baltic Timber SIA, Olaines kudra SIA, Terminals Vecmilgravis SIA, J & P Logistics, Zemkopiba SIA, Z-Light SIA, Latvian Fishing Company SIA, AKG Thermotechnik Lettland SIA. 15 Deutschland zählt zudem zu den wichtigsten Handelspartnern Lettlands. Ungeachtet des Einbruchs der Binnenkonjunktur während der Wirtschafts- und Finanzkrise, besteht in Lettland unverändert eine rege Nachfrage nach deutschen Waren. Mit einem Anteil von 10% an den lettischen Gesamteinfuhren ist Deutschland weiterhin der zweitwichtigste Importpartner Lettlands nach dem Nachbarland Litauen.16 Deutsche Unternehmen exportieren nach Lettland vor allem Elektrotechnik und Elektronik, Fahrzeuge und Fahrzeugteile, Maschinen und Ausrüstungsgegenstände, Nahrungsmittel sowie chemische Erzeugnisse. Umgekehrt bezieht die Bundesrepublik in erster Linie Holzprodukte, Fahrzeugteile sowie Metallwaren aus dem baltischen Staat.17 Nach Angaben des Statischen Bundesamtes, erreichte der Warenaustausch zwischen Deutschland und Lettland 2018 ein Volumen von 2,7 Mrd. EUR. Im Saldo weist die Handelsbilanz dabei einen Überschuss von 877 Mrd. EUR zugunsten Deutschlands aus.18 1.4 INVESTITIONSKLIM A UND FÖRDERUNG Verfügbarkeit / Kosten lokaler Arbeitskräfte Generell zeigten in Lettland die sehr starken Konjunkturausschläge in den vergangenen Jahren jeweils äußerst schnelle und spürbare Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Begünstigt wurde dies auch durch das relativ flexible Arbeitsrecht und den geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad. Mit verbesserter Konjunktur zeigt der lettische Arbeitsmarkt eine positive Entwicklung. Seit Mitte 2010 nimmt die Beschäftigtenzahl zu, auch ist seitdem die Arbeitslosenrate kontinuierlich rückläufig. Dazu beigetragen hat vor allem die Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze, insbesondere im Handels- und Dienstleistungssektor.19 Die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter geht wegen der Alterung der Gesellschaft aber auch wegen der Arbeitsemigration zurück. In den Krisenjahren haben viele Arbeitnehmer eine Stelle in anderen EU-Ländern angenommen und sind nicht zurückgekehrt. Trotzdem herrscht nach Angaben des lettischen Statistikamtes und von Eurostat in Lettland mit 6,6220 Euro pro Stunde (2018) eines der niedrigsten Arbeitskostenniveaus innerhalb der EU – bei Produktivitätsvorteilen gegenüber Bulgarien und Rumänien. Auch der gesetzliche Mindestlohn ist mit 430 Euro (2018) einer der niedrigsten innerhalb der EU. 21 Branchenbedingt kann es jedoch durch Fachkräftemangel bei Löhnen und Gehältern zu starken Ausschlägen nach oben kommen. Innerhalb der Wirtschaftszweige wurden die höchsten lettischen durchschnittlichen Bruttomonatslöhne 201822 im Finanzwesen (1.847 EUR), dem IKT-Sektor (1.480 EUR), der öffentlichen Verwaltung (1.132 EUR) und der Energiewirtschaft (1.120 EUR) gezahlt. Spitzenverdiener/-innen arbeiten im Bereich des Lufttransports (2.065 EUR). Bei der Personalsuche haben Onlinebörsen eine starke Bedeutung. Bei der Rekrutierung von Führungs- und spezialisierten Fachkräften schalten Unternehmen oft lettische oder internationale Personalagenturen ein. Einsatz ausländischer Arbeitskräfte Grundsätzlich benötigen EU-Staatsbürger keine Arbeitserlaubnis, um in Lettland einer Beschäftigung nachzugehen. Deutsche Arbeitnehmer benötigen nur im Falle einer Tätigkeit von mehr als 90 Tagen innerhalb von sechs Monaten eine Aufenthaltserlaubnis. Diese kann beim Amt für Einwanderung und Staatsbürgerschaft beantragt werden. Die Entsendung deutscher Arbeitnehmer erfordert lediglich die Anmeldung des Arbeitnehmers bei der lettischen Arbeitsinspektion durch den Arbeitgeber mindestens einen Werktag vor Entsendung. Die voraussichtliche Dauer der Entsendung spielt für die Meldepflicht keine Rolle. Infolge des Beitritts zum Schengen-Abkommen, finden an den EU-Binnengrenzen keinerlei Personenkontrollen mehr statt. Staatsangehörige der EU sowie Angehörige des europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) sollten bei der Einreise aber dennoch einen Personalausweis mit ausreichender Gültigkeit (geplante Aufenthaltsdauer + drei Monate) mitführen. Nicht-EU-Bürger benötigen zur Einreise ein Einreisevisum. Aufenthaltsgenehmigungen werden in der Regel für ein Jahr erteilt. Angesichts starker Abwanderung ist der Bedarf an ausländischen Arbeitskräften in nahezu allen Sektoren gestiegen. 20 15 LIAA: Lettlands wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland, unter www. liaa.gov.lv, abgerufen am 19.03.2019. 16 Statistikamt Lettland, Trade Turnover Latvia, unter https://www.csb.gov.lv/en/statistics/statistics-by-theme/foreign-trade/foreign-trade- aggregated/search-in-theme/2510-foreign-trade-latvia-january, abgerufen am 18.03.2019. 17 LIAA, Foreign Trade Statistics, unter http://www.liaa.gov.lv/en/trade/foreign-trade-statistics, abgerufen am 19.03.2019. 18 Statistisches Bundesamt, abgerufen am 19.03.2019. 19 Pressemittteilung des Statistikamts Lettland, unter https://www.csb.gov.lv/en/statistics/statistics-by-theme/social-conditions/unemployment/search- in-theme/2582-employment-2018, abgerufen am 19.03.2019. 20 Statistikamt Lettland, Regular average gross monthly and hourly wages and salaries by kind of economic activity (euro), abrufbar unter https://data1.csb.gov.lv/pxweb/en/sociala/sociala__dsamaksa__ikgad/DSG080.px/table/tableViewLayout1/, abgerufen am 19.03.2019. 21 Informationen von Eurostat, abrufbar unter https://ec.europa.eu/eurostat/statistics- explained/index.php?title=File:Minimum_wages,_January_2009_and_January_2019_(EUR_per_month_and_%25).png, abgerufen am 19.03.2019; Statistikamt Lettland, National minimum monthly wage and salaries (euro), abrufbar unter https://data1.csb.gov.lv/pxweb/en/sociala/sociala__dsamaksa__ikgad/DSG001.px/table/tableViewLayout1/, abgerufen am 19.03.2019. 22 Statistikamt Lettland, Regular average gross monthly and hourly wages and salaries by kind of economic activity (euro), abrufbar unter https://data1.csb.gov.lv/pxweb/en/sociala/sociala__dsamaksa__ikgad/DSG080.px/table/tableViewLayout1/, abgerufen am 19.03.2019. 5
Arbeitsrechtliche Bestimmungen Die Arbeitsbedingungen und Leistungen werden durch einen Arbeitsvertrag festgehalten, welcher gem. Art. 40 des lettischen Arbeitsgesetzes23 der Schriftform unterliegt. Grundsätzlich besteht für den Arbeitgeber die Möglichkeit, ein Arbeitsverhältnis für bestimmte Branchen unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu befristen. Die Höchstdauer der Befristung ist jedoch auf zwei Jahre inkl. möglicher Verlängerungen begrenzt. Eine stillschweigende Verlängerung durch tatsächliche Fortführung führt dazu, dass der Arbeitsvertrag als unbefristet geschlossen gilt. Für ein Arbeitsverhältnis kann auch eine Probezeit von maximal drei Monaten vereinbart werden, während derer eine beiderseitige Kündigungsfrist von drei Tagen gilt (Art. 46 des lettischen Arbeitsgesetzes).24 Die gesetzliche Mindestlohnregelung sieht eine monatliche Vergütung von nicht weniger als 430 EUR vor. Leistet der Arbeitnehmer Überstunden, müssen diese über den Mindestlohn hinaus zusätzlich vergütet werden. Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses erfolgt nach Art. 100 ff. des lettischen Arbeitsgesetzesim Fall einer unbefristeten Beschäftigung durch Kündigung eines Vertragspartners. Die gesetzlich vorgesehene Kündigungsfrist für Arbeitnehmer beträgt grundsätzlich einen Monat. Eine Kündigung durch den Arbeitgeber ist nur aus den gesetzlich festgelegten Gründen möglich, welche entweder im Verhalten oder in der Person des Arbeitnehmers liegen müssen oder betriebliche Gründe haben. Die Kündigung hat stets unter Angabe der Gründe zu erfolgen. Je nach der Schwere des Verstoßes kann die Kündigung fristlos oder unter Einhaltung einer Frist von bis zu einem Monat erfolgen. Die Beweislast für das Vorliegen eines Kündigungsgrundes liegt beim Arbeitgeber. 25 Die tägliche Arbeitszeit in Lettland beträgt acht Stunden, was einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden entspricht. Eine darüberhinausgehende Beschäftigung ist nur zulässig, wenn die Vertragsparteien eine diesbezügliche schriftliche Vereinbarung getroffen haben. Europarechtlich ist eine maximale Arbeitszeit von durchschnittlich 48 Stunden in der Woche vorgesehen. Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf Mindesturlaub in Höhe von vier Kalenderwochen, bei denen die Wochenenden mitgezählt werden. Grundsätzlich kann der Urlaub aufgeteilt werden, es muss jedoch mindestens eine zweiwöchige Dauer gewährt werden. Investitionsrecht Ausländische natürliche oder juristische Personen können ohne rechtliche Beschränkungen in Lettland ein Unternehmen gründen oder in sonstiger Weise unternehmerisch tätig werden. Ausnahmen gelten lediglich für strategisch wichtige Bereiche, wie etwa die Energieversorgung. Lettische Steuerzahler profitieren bei erstmaligen langfristigen Investitionen, die im Rahmen eines geförderten Investitionsprojekts geleistet werden, von Steuerermäßigungen in Höhe von 25% (Gesamtbetrag maximal 50 Mio. Euro). Für Investitionen zwischen 50 und 100 Mio. Euro werden Steuerermäßigungen in Höhe von 15% für den Überschussbetrag gewährt. 26 Immobilienerwerb Immobilien können von Ausländern ohne besondere Beschränkungen erworben werden. Seit 2014 dürfen Bürger und juristische Personen aus Staaten der Europäischen Union zudem Grundstücke ohne jede Beschränkung erwerben. Beschränkungen bestehen lediglich beim Erwerb von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Waldflächen u.Ä. Ausländische Käufer solcher Flächen müssen beispielsweise über Kenntnisse der lettischen Sprache verfügen (B2 Niveau) und auf Wunsch der kommunalen Verwaltung ihre Pläne für das erworbene Grundstück vorlegen.27 Das lettische Gesetz über die Landprivatisierung in ländlichen Gebieten sieht vor, dass juristische Personen, deren Alleingesellschafter oder deren Gesellschafter, die zusammen mehr als die Hälfte der Anteile dieser juristischen Personen halten als auch Personen, die zur Vertretung der juristischen Personen berechtigt sind für den Erwerb solcher Nutzflächen eine EU-Registrierungsbescheinigung in Lettland und ein Bescheinigung über Sprachkenntnisse mit B2-Niveau vorweisen müssen. Diese Anforderungen gelten auch für natürliche Personen. 28 Zusätzlich können verbundene Parteien maximal 4.000 Hektar Land erwerben. Die Europäische Kommission äußerte Bedenken bezüglich dieser Regelungen, insbesondere hinsichtlich des Erfordernisses von Sprachkenntnissen und stufte diese als diskriminierend ein. 29 23 Lettisches Arbeitsgesetzbuch „Darba likums“, abrufbar unter: https://likumi.lv/ta/id/26019-darba-likums, abgerufen am 19.03.2019. 24 Lettisches Arbeitsgesetzbuch „Darba likums“,abrufbar unter: https://likumi.lv/ta/id/26019-darba-likums, abgerufen am 19.03.2019. 25 Lettisches Arbeitsgesetzbuch „Darba likums“,abrufbar unter: https://likumi.lv/ta/id/26019-darba-likums, abgerufen am 19.03.2019. 26 Mehr Informationen dazu sind auf der Website des lettischen Wirtschaftsministeriums hinterlegt unter: https://www.em.gov.lv/en/sectoral_policy/industrial_policy/foreign_direct_investment/, abgerufen am 19.03.2019. 27 Lettisches Gesetz: On Land Privatisation in Rural Areas, vor allem Section 27 ff., einsehbar unter https://likumi.lv/ta/en/id/74241-on-land- privatisation-in-rural-areas, abgerufen am 20.03.2019. 28 Lettisches Gesetz: On Land Privatisation in Rural Areas, vor allem Section 27 ff., einsehbar unter https://likumi.lv/ta/en/id/74241-on-land- privatisation-in-rural-areas, abgerufen am 20.03.2019; Erwerb landwirtschaftlicher Flächen – EU-Kommission veröffentlicht Leitlinien für die Mitgliedstaaten, Lauschke/Krastina, abrufbar unter https://www.roedl.de/themen/baltikumsbrief/2018-02/erwerb-landwirtschaftliche-flaechen, abgerufen am 19.03.2019. 29 Erwerb landwirtschaftlicher Flächen – EU-Kommission veröffentlicht Leitlinien für die Mitgliedstaaten, Lauschke/Krastina, abrufbar unter https://www.roedl.de/themen/baltikumsbrief/2018-02/erwerb-landwirtschaftliche-flaechen, abgerufen am 19.03.2019; Mitteilung der Kommission zu Auslegungsfragen über den Erwerb von Agrarland und das Unionsrecht, abrufbar unter https://eur-lex.europa.eu/legal- content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52017XC1018(01)&from=EN, abgerufen am 20.03.2019. 6
Spezifische Gesetze rund um das Thema „Wald“ Gesetze, die die Nutzung des Waldes regeln, sind das Waldgesetz30 sowie das Gesetz über die Waldregeneration, Waldaufforstung und den Plantagenwald31 und das Gesetz über das Baumfällen.32 Innerhalb des Waldgesetzes wird die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder geregelt. Regelungsbereiche sind unter anderem das Fällen von Bäumen, die Verwendung von nicht-hölzernen Erzeugnissen, das Vermehrungsmaterial, die Wiederaufforstung und Erstaufforstung, Waldschutzmaßnahmen, Informationspflichten und Waldbewirtschaftungsplan, Naturschutz im Wald, Parks und Waldparks und die Entwaldung. Das Gesetz über die Waldregeneration, Waldaufforstung und den Plantagenwald legt die Erneuerungszeiträume für Wälder fest und regelt das Verfahren, nach dem Vermehrungsmaterial für die Wiederaufforstung und Erstaufforstung verwendet werden darf. Auch das Pflanzen, die Registrierung und die Bewirtschaftung eines Plantagenwaldes ist in dem Gesetz geregelt. Das Fällen von Bäumen, der Durchmesser der Hauptfällung (unterschieden nach der vorherrschenden Baumart und dem Ertrag) und andere Themen der Baumfällung wird durch das Gesetz über das Baumfällen reglementiert. Für die Entwicklung der Waldpolitik ist die Abteilung Wald des Landwirtschaftsministeriums zuständig.33 Gesellschaftsrecht Die verschiedenen Gesellschaftsformen in Lettland ähneln dem deutschen Recht. Ebenso wie in Deutschland unterscheidet man zwischen Personen- und Kapitalgesellschaften. Die wichtigsten Gesellschaftsformen sowie die notwendigen Schritte zur Gründung einer Gesellschaft werden im Kapitel „III.1.1.2 Gründung“ näher beschrieben. Steuerrecht Seit 01.01.2019 gilt in Lettland ein progressiver Einkommensteuersatz. Für Jahreseinkommen bis 20.004 Euro gilt ein Steuersatz von 20%. Für Jahreseinkommen von 20.004 Euro bis 62.800 Euro beträgt die Einkommensteuer 31,4%. Einkommen aus Kapitalerträgen wird mit 20% besteuert, Einkommen aus Eigentum grundsätzlich mit 10%.34 Juristische Personen mit Sitz oder Verwaltung in Lettland unterliegen mit ihren weltweit erzielten Erträgen der Körperschaftsteuerpflicht. Für Körperschaften ohne Sitz oder Verwaltung in Lettland beschränkt sich die Körperschaftsteuer auf in Lettland erzielte Einkünfte. Der Körperschaftsteuersatz beträgt grundsätzlich 20%.35 Die lettische Immobiliensteuer beinhaltet auch die Grundsteuer. Der Regelsteuersatz für Bauland und Gebäude beträgt 1,5% des Katasterwerts. Für nicht gewerblich genutzte Gebäude existieren abweichende Steuersätze von 0,2 bis 0,6 % des Katasterwertes.36 Zwischen Lettland und der Bundesrepublik Deutschland besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen. Insolvenzrecht Für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bedarf es analog zum deutschen Recht eines Grundes, welcher die Insolvenzlage hervorruft. Die Insolvenzgründe für juristische Personen sind gesetzlich abschließend geregelt. Bei Vorliegen eines Grundes besteht eine Insolvenzpflicht für sämtliche Gesellschaftsformen sowie Einzelunternehmer. Der Insolvenzantrag ist bei dem Gericht einzureichen, in dessen Bezirk der Schuldner seinen Wohn- bzw. Unternehmenssitz hat. Für den Fall der Eröffnung einer Insolvenz wird ein Insolvenzverwalter bestellt, der die Verwaltung und Geschäftsführung des zahlungsunfähigen Unternehmens übernimmt. Gläubiger können ihre Forderungen innerhalb eines Monats nach Eröffnung der Insolvenz anmelden. Devisenrecht / Zahlungsverkehr Die Ein- und Ausfuhr von Devisen durch In- und Ausländer ist unbeschränkt möglich. Auch grenzüberschreitende Überweisungen in Euro unterliegen keinerlei Beschränkungen. Für Geldsummen von über 10.000 Euro besteht eine Deklarationspflicht bei der Ein- und Ausreise. Aus- und inländische juristische und natürliche Personen dürfen Konten in Landes- und Fremdwährung unterhalten. Der Zahlungsverkehr in Lettland hat ausschließlich in Euro zu erfolgen. Unternehmen dürfen Gewinne ohne Beschränkungen in andere Staaten repatriieren und in andere Währungen konvertieren. Generell sind alle gängigen Kreditkartensysteme in Lettland eingeführt und akzeptiert. Rechtsverfolgung 30 Meža likums, einsehbar unter https://likumi.lv/ta/id/2825-meza-likums, abgerufen am 20.03.2019. 31 Meža atjaunošanas, meža ieaudzēšanas un plantāciju meža noteikumi, einsehbar unter https://likumi.lv/doc.php?id=247349, abgerufen am 20.03.2019. 32 Noteikumi par koku ciršanu mežā, abrufbar unter https://likumi.lv/doc.php?id=253760, abgerufen am 20.03.2019. 33 Kontakt der Abteilung Wald des Landwirtschaftsministeriums, abrufbar unter , abgerufen am 20.03.2019. 34 Angaben des lettischen Finanzministeriums, abrufbar unter http://www.fm.gov.lv/en/s/taxes, abgerufen am 19.03.2019. 35 Angaben des lettischen Finanzministeriums, abrufbar unter http://www.fm.gov.lv/en/s/taxes, abgerufen am 19.03.2019. 36 Alle Steuergesetze in englischer Übersetzung abrufbar unter: https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Recht-Zoll/Wirtschafts-und- steuerrecht/gesetze-im-ausland,t=gesetze-in-lettland,did=1002310.html#1002346, abgerufen am 19.03.2019; Lettisches Finanzministerium, abrufbar unter http://www.fm.gov.lv/en/s/taxes, abgerufen am 19.03.2019. 7
Das Gerichtssystem in Lettland besteht aus Zivil- und Strafgerichten sowie Verwaltungsgerichten. Die ordentliche Gerichtsbarkeit besteht aus Distrikt- und Stadtgerichten, Regionalgerichten und dem Obersten Gerichtshof. Grundsätzlich sind Bezirks- bzw. Stadtgerichte erstinstanzlich zuständig, sofern keine Zuständigkeit der Regionalgerichte gegeben ist. Bei einem Streitwert von mehr als 201.000 Euro sowie streitwertunabhängig bei Immobilienstreitigkeiten, Insolvenzverfahren und in Angelegenheiten des gewerblichen Rechtsschutzes sind in erster Instanz die Regionalgerichte zuständig. In Zivilprozessen besteht kein grundsätzlicher Anwaltszwang. Für die Prozessführung empfiehlt sich jedoch die Einschaltung eines lokalen Rechtsanwalts. Lettland hat das Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche (New Yorker Übereinkommen) ratifiziert. Auf dem Hoheitsgebiet eines anderen Vertragsstaates ergangene Schiedssprüche können in Lettland vollstreckt werden. Schutz geistigen Eigentums Lettland ist den meisten multilateralen internationalen Verträgen im Bereich des geistigen und gewerblichen Rechtsschutzes beigetreten. Der Patentschutz entsteht durch Anmeldung und gilt grundsätzlich für 20 Jahre. Auf Grundlage der internationalen Patentkooperationsvereinbarung (PCT) kann auch durch Anmeldung des Patents beim Europäischen oder Deutschen Patentamt ein Rechtsschutz in Lettland erlangt werden.37 Der Markenschutz entsteht durch Eintragung. Eintragungsfähig als Marke sind unter anderem Wörter, Bilder sowie Wort-/ Bildkombinationen. Die Schutzdauer beträgt zunächst zehn Jahre. Der Schutz gewerblicher Muster entsteht mit der gebührenpflichtigen Registrierung und bietet Rechtsschutz für fünf Jahre. Nach Ablauf kann der Schutz viermal verlängert werden. Förderung Lettland erhält derzeit Mittel zur Regionalförderung aus den europäischen Strukturfonds. Diese dienen nationalen Vorhaben und fließen somit in die staatlichen Förderangebote ein. In der Haushaltsphase 2014 - 202038 werden Lettland Mittel aus drei verschiedenen Fonds zur Verfügung gestellt: dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, dem Europäischen Sozialfonds, dem Kohäsionsfonds.39 Hinzu kommen Mittel aus der Youth Employment Initiative (YEI) der EU. 40 In dieser Zeitspanne kann Lettland auf mehr als 4,4 Mrd. Euro an Fördermitteln zurückgreifen.41 Die europäischen Strukturmittel fließen in Lettland in die Förderung folgender Bereiche42: • Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation • IT- und Telekommunikationsdienstleistungen, E-Government • Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen • Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft • Umweltschutz und der Ressourceneffizienz • Nachhaltige Verkehrssysteme • Nachhaltige und hochwertige Beschäftigung und Unterstützung der Mobilität von Arbeitskräften • Soziale Eingliederung und Bekämpfung der Armut • Aus- und Weiterbildung und lebenslanges Lernen. Die Unternehmensförderung ist hauptsächlich auf lettische Unternehmen ausgerichtet. Sie kann jedoch auch von Unternehmen in Anspruch genommen werden, die mit ausländischem Kapital in Lettland gegründet wurden. 43 Eine genauere Beschreibung der Fördermöglichkeiten findet sich im Kapitel „III.2.2.2. Förderprogramme in Lettland“. 37 Mehr Informationen auf der Website des lettischen Patentamtes: https://www.lrpv.gov.lv/en/patent-office/legal-texts, abgerufen am 19.03.2019. 38 National Development Plan of Latvia for 2014-2020, abrufbar unter https://www.pkc.gov.lv/sites/default/files/inline- files/NDP2020%20English%20Final__.pdf, abgerufen am 19.03.2019. 39 Informationen der Europäischen Kommission, abrufbar unter https://ec.europa.eu/regional_policy/EN/atlas/programmes/2014- 2020/latvia/2014lv16maop001, abgerufen am 19.03.2019. 40 Informationen der Europäischen Kommission, abrufbar unter https://ec.europa.eu/regional_policy/EN/atlas/programmes/2014- 2020/latvia/2014lv16maop001, abgerufen am 19.03.2019. 41 Informationen auf der offizielle Website der Europäischen Kommission: http://ec.europa.eu/regional_policy/EN/atlas/programmes/2014- 2020/latvia/2014lv16maop001, abgerufen am 19.03.2019; Informationen der Europäischen Kommission, abrufbar unter https://ec.europa.eu/regional_policy/EN/atlas/programmes/2014-2020/latvia/2014lv16maop001, abgerufen am 19.03.2019. 42 Informationen der Europäischen Kommission, abrufbar unter https://ec.europa.eu/regional_policy/EN/atlas/programmes/2014- 2020/latvia/2014lv16maop001, abgerufen am 19.03.2019. 43 LIAA, Incentives for R&D, abrufbar unter http://www.liaa.gov.lv/en/invest-latvia/investor-business-guide/incentives-investors/incentives-rd, abgerufen am 19.03.2019. 8
In der Regel beträgt der Anteil der Eigenfinanzierung an den zu beantragenden Finanzierungsprojekten im Privatsektor 50% der förderfähigen Ausgaben. In jedem Förderprogramm kann dieser Wert jedoch abhängig von den spezifischen Programmbedingungen variieren. Ebenso ist zu beachten, dass die Fördermittel erst nach Abschluss des Projektes ausgezahlt werden. Für die Unternehmensförderung ist in Lettland die staatliche Investitions- und Wirtschaftsförderungsagentur (LIAA) zuständig. Informationen über unternehmensbezogene Programme finden sich auf der Internetseite der Agentur unter www.liaa.gov.lv. Weitere Investitionsanreize bieten in Lettland die Sonderwirtschaftszonen in Liepāja (www.liepaja-sez.lv) und Rezekne (www.rsez.lv) sowie die Freihäfen Riga (www.freeportofriga.lv) und Ventspils (www.portofventspils.lv). Innerhalb dieser Zonen findet keine Umsatzbesteuerung der wesentlichen Waren und Dienstleistungen oder angeschafften Investitionsgüter statt. 44 Ebenso werden keine Zölle und Verbrauchsteuern für die genutzten Brennstoffe erhoben. Die Körperschaftsteuer und die Immobiliensteuer sind auf 20% des regulären Steuersatzes begrenzt. 45 In Lettland gibt es mehrere Industrieparks mit moderner Infrastruktur, die ausländischen Unternehmen ein günstiges Geschäftsumfeld bieten. Vorwiegend befinden sie sich in den Sonderwirtschaftszonen oder in der Nähe der Hauptstadt Riga. Dazu zählen etwa der Nordic Technology Park in der Nähe des Rigaer Flughafens sowie der BHC Industrial Park und der Industrial Park Liepāja, die in der Sonderwirtschaftszone der Stadt Liepāja gelegen sind. Weitere Parks sind in Daugavpils, Jelgava, Ogre sowie in Ventspils in der Freihandelszone des exportstärksten Hafens der Region gelegen. Ebenso werden Großinvestitionen in Lettland begünstigt. Firmen, die innerhalb von fünf Jahren zwischen zehn und 50 Mio. Euro investieren, erhalten eine Ermäßigung der Körperschaftsteuer von 25%. Für Investitionen, die 50 Mio. Euro überschreiten, wird eine Ermäßigung der Körperschaftsteuer in Höhe von 15% gewährt. 46 2. HOLZ- UND MÖBELINDUSTRIE IN LETTLAND 2.1 MARKTÜBERBLICK UND -ENTWICKLUNG Holz zählt zu den wichtigsten natürlichen Ressourcen Lettlands. Traditionell ist die holzbearbeitende und -verarbeitende Gewerbe ein bedeutender Wirtschaftszweig und trägt wesentlich zur Gesamtproduktion des verarbeitenden Gewerbes bei – ihr Wertschöpfungsanteil beträgt gut ein Viertel. Nach Angaben des Branchenverbands ist der Sektor in dem Jahren durchschnittlich zwischen 3% und 5% gewachsen. Die Forstwirtschaft und Holzindustrie spielen zudem eine wichtige Rolle bei der regionalen Entwicklung und für Wachstum und Beschäftigung insgesamt. In Lettland existiert kaum eine Gemeinde, in der es keinen großen oder kleinen Betrieb gibt, der sich mit der Holzverarbeitung beschäftigt. Gerade in ländlichen Gegenden ist die Branche oft der Hauptarbeitgeber.47 Unter Forstwirtschaft (NACE 02) werden forstwirtschaftliche Aktivitäten im Sinne von planmäßigen, wirtschaftlichen Handeln auf Waldflächen verstanden. Dazu zählen die Erzeugung und Nutzung von Waldprodukten, insbesondere Holz, aber auch damit verbundene Infrastrukturleistungen. Die Holzverarbeitung dagegen ist infolge unterschiedlicher Branchenzuordnungen nicht immer einheitlich definiert. In Lettland werden in der nationalen Statistik und auf Verbandsebene darunter vor allem die Herstellung und Veredelung verschiedener Holzprodukte (NACE 16) und die Herstellung von Möbeln (NACE 31) verstanden. Die Papier- und Zellstoffindustrie (NACE 17) bleibt wird dagegen oftmals außen vor – sie soll in dieser Zielmarktanalyse stellenweise aber mitbetrachtet werden. Nach Beschäftigten und Umsatz ist die Holzverarbeitende Industrie eine Leitbranche: Sie beschäftigt in Lettland über 20% aller Industriearbeiter, umfasst gut 2.800 Betriebe und erzielt einen Jahresumsatz von etwa 2,2 Mrd. EUR. Diese vergleichsweise große Bedeutung eines Teilsektors ist Ausdruck der gewachsenen Spezialisierungsstruktur. Sie ergibt sich aus spezifischen Vorteilen Lettlands, etwa dem Vorhandensein von Rohstoffen und natürlichen Ressourcen sowie verschiedener wirtschaftlicher Entwicklungsmodelle im Zeitverlauf.48 44 Special economic zones and free ports, abrufbar unter https://www.vid.gov.lv/en/special-economic-zones-and-free-ports, abgerufen am 19.03.2019. 45 LIAA, Tax Incentives, abrufbar unter http://www.liaa.gov.lv/en/invest-latvia/investor-business-guide/incentives-investors/tax-incentives, abgerufen am 19.03.2019. 46 LIAA, Tax Incentives, abrufbar unter http://www.liaa.gov.lv/en/invest-latvia/investor-business-guide/incentives-investors/tax-incentives, abgerufen am 19.03.2018. 47 Gespräch mit dem Leiter des Dachverbands der lettischen Holzindustrie, Kristaps Klauss, am 13. März 2019 in Riga. 48 Wirtschaftsministerium Lettland, Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung Lettlands, abrufbar unter https://www.em.gov.lv/files/tautsaimniecibas_attistiba/leap/leap_2018.pdf, abgerufen am 22. März 2019; Wirtschaftsministerium Lettland, Macroeconomic Review of Latvia, #71 | 2018-2, abrufbar unter https://www.em.gov.lv/files/tautsaimniecibas_attistiba/makro/macro_71_eng.pdf, abgerufen am 22. März 2019. 9
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