JAGD - MONITORING Umstellung der Gamswildzählung GAMSWILD Situation in Vorarlberg HISTORIE Adlerjagd RECHT Jagd- und Wildschäden
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VORARLBERGER JAGD MAGAZIN DER VORARLBERGER JÄGERSCHAFT JULI & AUGUST 2020 MONITORING Umstellung der Gamswildzählung GAMSWILD Situation in Vorarlberg HISTORIE Adlerjagd RECHT Jagd- und Wildschäden
SEITE 2 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD 15x24i 210x50i 2,412x56i 3,518x50i NEU ERLEBBARE PERFEKTION Die HELIA Serie überzeugt durch kompromisslose Konzentration auf das wirklich Wichtige und einen geradlinigen, ehrlichen Qualitäts anspruch: Erlebbare Perfektion! kahles.at PRO13_VorJagdFisch_182x132_DE.indd 1 27.05.20 09:04 Ihrem Recht auf der Fährte. SUTTERLÜTY KLAGIAN BRÄNDLE GISINGER LINGENHÖLE A 6850 Dornbirn Marktstraße 4 T +43 5572 51800 A 1010 Wien Sprechstelle Habsburgergasse 6 - 8 / 17 T +43 1 5337330 kanzlei@skbgl.at www.skbgl.at Dr. Dr. MMag. Dr. Dr. Dr. Claus Paul Tobias Wilhelm Maximilian Brändle Sutterlüty Gisinger Klagian, LL.M. Lingenhöle Schadenersatz Bau- und Immobilienrecht Jagdrecht Gesellschaftsrecht Vertragsrecht Arbeitsrecht Unternehmensrecht Insolvenzrecht Umgründungen Baurecht Familien- und Erbrecht Vertragsrecht Sanierungen Insolvenzrecht Immobilienrecht Verwaltungsrecht Mergers & Acquisitions Gesellschaftsrecht Steuerrecht Bauträgervertragsrecht Mietrecht Unternehmensrecht Finanzstrafrecht Wettbewerbsrecht
2020 – BEREITS JETZT EIN EREIGNISREICHES JAHR! LIEBE JÄGERINNEN UND JÄGER! D ie Ausnahmesituation anläss- wild. Bereits im Zuge der diesjährigen lich Covid-19 hat in nahezu al- Oberländer Jägertage wurde die Ent- len Lebensbereichen zu Heraus- wicklung der Gamsbestände näher be- forderungen geführt beziehungsweise leuchtet. Landeswildbiologe DI Hubert ihre Spuren hinterlassen. Durch die Schatz hat nun einen fundierten Über- Absage sämtlicher Veranstaltungen blick der Situation zu Papier gebracht war auch die Abwicklung der jährlich und einen Ausblick auf die kommen- stattfindenden Bezirksversammlun- den Jahre gewagt (S. 6). gen davon betroffen. Die Bezirksver- Festzuhalten ist, dass wir Jägerinnen sammlungen der Bezirksgruppen Bre- und Jäger eine hohe Verantwortung Impressum genz und Feldkirch konnten nicht auf für das Wohlergehen der heimischen Titelbild: adobe stock die gewohnte Art und Weise durchge- Wildtiere tragen. Um ihnen den nöti- Redaktion: führt werden. Die Funktionsperiode gen Schutz gewährleisten zu können, Chefredakteur Gernot Heigl MSc gernot.heigl@vjagd.at der gewählten Organe endete jedoch ist es von wesentlicher Bedeutung, mit Ablauf des 31.03.2020. Somit war dass wir durch regelmäßiges Moni- Bezirk Bregenz: Johannes Kaufmann johannes.kaufmann@vjagd.at die Durchführung einer schriftlichen toring Datenmaterial generieren, wel- Bezirk Dornbirn: HM Bruno Metzler Bezirksversammlung und Wahl un- ches auch einer kritischen, objektiven bruno.metzler@vjagd.at umgänglich um die rechtmäßige Ver- Betrachtung standhält. Nur dadurch Bezirk Feldkirch: Andrea Kerbleder tretungsbefugnis aufrecht zu erhalten. wird es uns auch in Zukunft möglich andrea.kerbleder@vjagd.at Alle Mitglieder dieser beiden Be- sein, die Jagd als profunden Ansprech- Bezirk Bludenz: Doris Burtscher zirksgruppen erhielten die entspre- partner für in Bezug auf Wildtiere und doris.burtscher@vjagd.at chenden Unterlagen per Post zugestellt deren Lebensräume zu festigen und Medieninhaber und Herausgeber: und sind nun bis 06. Juli aufgerufen diese zu sichern. Vorarlberger Jägerschaft, Bäumler Park Markus-Sittikus-Straße 20, 6845 Hohenems ihre Stimme per Briefwahl abzugeben. Dieses Ziel verfolgt auch unser neues- Tel 05576 74633, Fax 05576 74677 Für die Mitwirkung und Unter- tes Projekt welches sich mit dem hei- info@vjagd.at, www.vjagd.at stützung möchte ich mich bereits im mischen Rotwild befasst. Unter dem Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: Vorfeld bei den Mitgliedern bedanken! Titel „Zukunft und Lebensraum für Montag bis Freitag: 8 bis 12 Uhr Abseits des historischen Lock- das Rotwild in Vorarlberg“ sollen un- Erscheinungsweise: 6x jährlich Downs brachte und bringt das Jahr ter hochkarätiger wissenschaftlicher Anzeigenmarketing: Media Team GesmbH, Interpark FOCUS 3 2020 weitere, wesentliche Änderun- Begleitung jene Rahmenbedingungen 6832 Röthis , Tel 05523 52392-0 gen und Projekte mit sich. So wurde geschaffen werden, welche mittelfris- office@media-team.at die Festlegung der Abschusspläne tig eine nachhaltige Bewirtschaftung Hersteller: erstmals für eine Planungsperiode von von Rotwild in Vorarlberg mit weid- BULU - Buchdruckerei Lustenau GmbH Millennium Park 10, A-6890 Lustenau zwei Jahren durchgeführt. Nun gilt es gerechten Methoden ermöglichen und die positive, aber auch negative Aspek- sicherstellen. Genauere Informationen PEFC zertifiziert – dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und te dieser Umstellung zu verfolgen, um folgen in der nächsten Ausgabe der kontrollierten Quellen. im Zuge einer Evaluierung eine praxis- Jagdzeitung. orientierte Nachschärfung durchfüh- ren zu können. Mit Weidmannsgruß, Ein wesentlicher Schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf der Charakterwild- Gernot Heigl MSc art unserer Bergreviere, dem Gams- Geschäftsführer www.pefc.at
SEITE 4 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD VORARLBERGER 6 JAGD MAGAZIN DER VORARLBERGER JÄGERSCHAFT JULI & AUGUST 2020 INHALT Alles auf einen Blick! 18 AKTUELL Wie geht es dem Gams in Vorarlberg Seite 6 Neues Gamswildmonitoring Seite 12 Naturwacht Vorarlberg Seite 26 RUBRIKEN Gewinner-Schnappschuss Seite 4 Jagd & Recht: Ersatz von Jagd- und Wildschäden Seite 14 Kinder & Natur: Der Fasan Seite 16 Aus vergangenen Zeiten – Adlergeschichten Seite 18 Rezept: Geschmorte Hirschschulter Seite 23 Nachgedacht Seite 27 Schusszeiten Seite 29 JAGD Abwurfstangenschau Schönenbach Seite 22 JÄGERSCHULE Exkursion in den Glockenwald Seite 20 23 JÄGERINNEN & JÄGER Geburtstage Seite 24 Kindergarten Oberau Seite 25 Nachruf Prof. DDr. Herbert Batliner Seite 27 Nachruf Josef Beck Seite 28 Nachruf Adolf Rädler Seite 28 Nachruf Martin Domig Seite 29 GEWINNER FOTO JSO Peter Ladstätter, Klösterle 26 GEWINNER DES LETZTEN KINDERRÄTSELS Mario Jantsch, Dalaas
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 5 Die Ringeltaube ist die größte heimische Wildtaube. Dieses Foto von Alt- und Jungvogel (sicher ansprechbar anhand des fehlenden Halsrings) gelang Peter Ladstätter am Arlberg. GESUCHT: SCHNAPPSCHÜSSE Die LeserInnen der „Vorarlberger Jagdzeitung“ sind eingeladen, ihre besten Fototrophäen an die Redaktion (info@vjagd.at) zu senden. D ie Aufnahme sollte ein interes- schließlich per E-Mail. Die Teilnahme santes, lustiges, schönes oder ist kostenlos. Als Gewinn winkt seltenes Motiv aus der Natur ab- Die Teilnehmer/-innen gewährleis- bilden. Eine kurze Erklärung zur Person ten, dass sie an den übermittelten Fo- ein Victorinox des Fotografen/der Fotografin, dem Auf- nahmeort und den näheren Umständen tos sämtliche Rechte uneingeschränkt besitzen und keine Rechte Dritter be- HUNTER der Aufnahme wäre wünschenswert. rühren. Taschenmesser mit Die Teilnahme erfolgt durch Über- Die Bilder sollten eine Auflösung in V-Jagd-Logo. sendung eines oder mehrerer Fotos aus- Druckqualität haben.
SEITE 6 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD WIE GEHT ES DEM GAMS- WILD IN VORARLBERG? S eit ein paar Jahren wird aus vie- len Ländern des Alpenraumes über einen Bestandesrückgang des Gamswildes berichtet. Klare und eindeutige Gründe dafür können bis- lang nicht genannt werden, mit großer Wahrscheinlichkeit ist es eine Mi- schung aus verschiedenen Einflussfak- toren. Nicht selten dürfte dabei aber die Jagd, ob gewollt oder ungewollt, eine gewichtige Rolle spielen. Das Gams- wild stand auch bei den 15. Oberlän- der-Jägertagen im März 2020 im Fokus der weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannten Jagdfachveranstal- sammengefasste Aussagen jedoch mit oder Frutzschlucht, nach wie vor Gams tung der Vorarlberger Jägerschaft. Im entsprechender Vorsicht zu genießen. vor. Trotz der behördlichen Anordnung Zuge einer Vortragsreihe zum Thema Als Beurteilungskriterien wurden ver- zahlreicher Abschussaufträge in Ver- Gamswild wurde u.a. auch die Frage ab- schiedene Parameter herangezogen, gangenheit und Gegenwart sowie der gehandelt: „Wie geht es dem Gamswild die im Folgenden vorarlbergspezifisch in Jägerkreisen anfangs sehr gefürch- in Vorarlberg?“ Landeswildökologe Hu- abgehandelt werden. Um Entwicklun- teten Ausweisungen von Freihaltun- bert Schatz versuchte fachlich fundier- gen sowie allfällige Veränderungen zu gen ist es im Land in den vergangenen te Antworten zu liefern. Doch wie so erkennen bzw. aufzuzeigen, werden Jahrzehnten zu keiner nennenswerten oft haben sich zu den Antworten neue soweit möglich Vergleiche bis in die Verkleinerung des Gamswildareals ge- Fragen bzw. Forderungen aufgetan, die 1970er Jahre zurück durchgeführt. kommen. es in Zukunft zu lösen gilt. Die Beantwortung der Frage „Wie VERBREITUNG DES GAMSWILDES GAMSWILDDICHTE: geht es dem Gamswild in Vorarlberg“ IN VORARLBERG: beruht nicht auf Ergebnissen wissen- Bei diesem Kriterium geht es we- schaftlicher Analysen, sondern ledig- Mit Hilfe eines langjährigen Ver- niger um die Feststellung von absolu- lich auf einer fachlichen Einschätzung gleiches der getätigten Gamsabschüs- ten Bestandesgrößen als vielmehr um der Situation. Neben den langjährigen se in den einzelnen Revieren kann die Einschätzung eines langjährigen Bestandes- und Abschusszahlen liefern zumindest ein grober Überblick über Bestandestrends. Wie in Abbildung 1 dazu v.a. Gespräche mit erfahrenen die Entwicklung der geographischen ersichtlich, ist beim Vergleich des jähr- Gebietskennern, wie z.B. Berufsjäger Gamswildverbreitung im Land erstellt lichen Gamswildabganges (Abschuss- und Jagdschutzorgane, Hegeobmänner, werden. Diese Analyse zeigt, dass in und Fallwild) zwischen den 1970/80er Jagdnutzungs- und Jagdverfügungs- Vorarlberg in den vergangenen 30 Jah- Jahren mit jenen des neuen Jahrtau- berechtigte sowie Älpler und Wald- ren kaum Veränderungen in der räum- sends eine deutliche Abnahme zu er- aufseher, aber auch die persönlichen lichen Verteilung des Gamswildes kennen, die trotz verschiedener Intensi- Erkenntnisse aus den vergangenen 25 stattgefunden haben. Unabhängig von onen und Maßnahmen in der jagdlichen Dienstjahren die wesentlichen Grund- der Gamsdichte kommen heute selbst Behandlung des Gamswildes, wie z.B. lagen. Nachdem das Land in 13 ver- in den Gams-Randgebieten, wie z.B. Zurücknahme der Abschussfreigaben, schiedene Gamswildräume mit teils im Vorderen Bregenzerwald sowie in auf einen tatsächlichen Rückgang des unterschiedlichen Biotopsituationen vielen tiefergelegenen Waldgebieten, Bestandes schließen lässt. Nach den La- untergliedert ist, sind landesweit zu- wie beispielsweise in der Bregenzerach- winenwintern 1998/99 und 1999/2000
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 7 Abb. 2: Entwicklung der Altersklassenverteilung von Gamsböcken in Vorarlberg Waldes dar. Dazu ist jedoch anzumer- die statistische Auswertung der getätigten ken, dass selbst bei reduzierten Wild- Abschüsse bei den Gamsböcken für das beständen immer noch ein untragbarer gesamte Land zusammengefasst noch kei- Wildeinfluss zutage treten kann, weil nen Einbruch in der Altersentwicklung v.a. in den Bergwaldregionen Wild- erkennen lässt, ist aufgrund des enormen schäden nicht ausschließlich von der Anstiegs der Abschüsse in der Jugendklas- Höhe des Wildbestandes, sondern viel se mit markanten Auswirkungen auf die mehr vom Zeitpunkt und der Dauer des Altersverteilung der männlichen Tiere in Wildaufenthalts im Wald sowie von der Zukunft zu rechnen. Denn der Abschuss- Schadensanfälligkeit des Jungwuchses anteil von Böcken Klasse III (1-3 Jahre) hat abhängig sind. Z.B. ist die Weißtanne in den vergangenen 6 Jahren um 72% ge- in hochmontanen Waldgesellschaf- genüber der Vergleichsperiode 2000-2006 ten besonders verbissgefährdet, sodass zugenommen. In den Altersklassen II (4-7 manchmal schon wenige Gams ausrei- Jahre) und I (>8 Jahre) ist hingegen noch chen, um zumindest lokal Wildschäden eine stabile Entwicklung gegeben (Abb. 2). zu verursachen. Bei den Geißen ist die Altersklassenvertei- lung in den letzten 20 Jahren weitgehend POPULATIONSSTRUKTUR: gleichgeblieben, ein verstärkter Eingriff in die Jugendklasse ist hier nicht ersichtlich. Bezüglich Geschlechterverhältnis An dieser Stelle sei noch auf einen weiteren haben sich die Gamsbestände im und Altersverteilung wird aus vielen bemerkenswerten Unterschied, zwischen Laufe der Jahre wieder erholt und Hochlagenrevieren des Landes sowohl erlegten Böcken und Geissen hingewie- folglich auf einem geringeren Dich- über eine sukzessive Verschiebung des sen: Während bei den weiblichen Stücken teniveau eingependelt. Aufgrund Geschlechterverhältnisses zu Unguns- alljährlich noch ein erheblicher Anteil im der landesweit grassierenden Gams- ten der männlichen Tiere als auch eine Alter von 13 bis 18 Jahren erlegt wird, wer- blindheit in den vergangenen 2 deutliche Abnahme von reifen Gams- den Böcke bereits ab 13 Jahren zur Rarität – Jahren, teilweise gepaart mit hohen böcken im Bestand berichtet. Diese ein Unterschied der weniger biologisch als Schneelagen, sind jedoch wieder Entwicklung kann anhand der eigenen jagdlich begründet ist. Auch wenn ein er- deutliche Rückgänge, gebietsweise Beobachtungen in verschiedenen Gams- legter Gamsbock im Alter von 8 Jahren der sogar bis zu 50% des Gamsbestan- räumen des Landes bestätigt werden Altersklasse I angehört, ist ein solcher Bock des, zu vermuten. In den Waldrevie- und ist mit großer Wahrscheinlichkeit biologisch betrachtet noch um einige Jahre ren ist dieser Rückgang scheinbar auf die anhaltend hohen Abschusszah- zu jung, um ihn bereits aus der Populati- weniger stark ausgeprägt, denn aus len von Gamsböcken in Waldproblem- on zu entnehmen. Nachdem in Vorarlberg forstlicher Sicht stellt der Gams in gebieten, in manchen Gamsräumen kaum Böcke mit einem Alter von mehr als vielen Schutzwaldgebieten nach aber auch allgemein auf einen zu ho- 13 Jahren erlegt werden, ist zu schließen, wie vor ein großes Problem für die hen Eingriff in den Altersklassen I dass in vielen Populationsräumen des Lan- standortgerechte Verjüngung des und II zurückzuführen. Selbst wenn des zu viele Böcke der Altersklassen I und II entnommen werden. Leider ist es mangels statistischer Unterlagen nicht möglich, Ver- gleiche zu früher zu ziehen. Ob im vergan- Abb. 1: Entwicklung des genen Jahrhundert tatsächlich mehr und Gamswildabganges im wesentlich ältere Gamsböcke zur Strecke Bundesland Vorarlberg kamen als heute, kann daher nicht beant- wortet werden. Bei der Betrachtung der Gamskrucken in den Jägerstuben älterer Jäger sowie in Jagdhütten kommt jedenfalls berechtigter Zweifel darüber auf, denn dort sind, von Ausnahmen abgesehen, meistens gute, aber keineswegs von Jahrringen über- säte Bockkrucken zu sehen.
SEITE 8 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD WARUM WERDEN SO VIELE BÖCKE Abb. 3: Entwicklung des Geschlechter- IN DER JUGENDKLASSE ERLEGT? verhältnisses getätigter Gamsabschüsse in in Vorarlberg Die seit einigen Jahren auffallende Zunahme von Bockabschüssen in der AKL III ist v.a. auf die Intensivierung der Gamsbejagung in Schutzwaldgebie- ten zurückzuführen. Immerhin werden bereits 60% der erlegten Jugendklasse- böcke als Abschüsse in Freihaltungen sowie als Abschussaufträge gemeldet. Dass es sich dabei überwiegend um 2- und 3-jährige Stücke handelt, dürfte mit liche als männliche Gams erlegt wur- tionsstruktur mit einem deutlichen dem Wanderverhalten junger Böcke den und mit Abstand der höchste An- Überhang von weiblichen Tieren und sowie das Abschussverhalten der Jäger teil an Böcken der AKL I erzielt wurde, immer jüngeren Gamsböcken im Be- zusammenhängen. Gamsböcke dieses werden seit 2009 jedes Jahr viel mehr stand ist damit vorprogrammiert. Alters lösen sich vom Rudel und vaga- Böcke als Geißen zur Strecke gebracht bundieren. Dabei gelangen sie auch in (Abb. 3). Auch diese für die Populati- KONKURRENZSITUATION den Schutzwald, was für so manchen onsdynamik der Gamsbestände äußerst zur tödlichen Falle wird. Auf der ande- schlechte Entnahmeverteilung ist v.a. Raum- und v.a. Nahrungskonkur- ren Seite werden unerfahrene Gams- auf die Intensivierung der Abschüsse in renz kann die Lebensbedingungen und jünglinge natürlich auch leichter zur Waldgebieten zurückzuführen, wo in damit Entwicklung eines Tierbestandes Beute des Schutzwaldjägers, der sich den vergangenen Jahren alljährlich ca. stark beeinflussen. Die Höhe des artei- nach dem Ansprechen eines Bockes doppelt so viele Böcke als Geißen erlegt genen Bestandes (interspezifische Kon- keine Gedanken über hochbeschlagen wurden. In einigen Schutzwaldrevieren kurrenz) sowie das Vorkommen und oder führend machen muss und sich mit Freihaltungen oder Abschussauf- die Dichte anderer Arten mit ähnlichen daher rasch zum Abschuss entschei- trägen werden sogar sechs- bis sieben- Lebensraum- und Äsungsansprüchen det. Dieses Verhalten ist weidmännisch mal mehr Böcke als Geißen erlegt. Bei (intraspezifische Konkurrenz) sind da- zwar verständlich, letztendlich aber einem Anhalten dieses Abschusstrends her von besonderer Bedeutung. Wäh- auch ein maßgebender Grund für das sind gebietsweise massive negative rend in Vorarlberg sich das Gamswild unausgeglichene Abschussverhältnis Auswirkungen auf die betroffenen Po- seinen Lebensraum gebietsweise mit beim Gamswild in Schwerpunktbeja- pulationsstrukturen und damit auch Rotwild sowie Weidevieh schon län- gungsgebieten. auf die Gesundheit des Gamswildes zu ger teilt, kam das Steinwild erst in den befürchten. Denn ein starker Überhang vergangenen Jahrzehnten als allfälliger KATASTROPHALE ENTWICKLUNG von weiblichen Tieren im Bestand führt Nahrungskonkurrent dazu. Wie groß DER GESCHLECHTERVERTEILUNG: bekannterweise zu langen Brunftzei- der Einfluss des Steinwildes auf das ten, verzögerten Setzterminen sowie Gamswild bei uns tatsächlich ist, kann Während im Zeitraum 2000 bis 2008 körperlich geschwächten Tieren. Die so einfach nicht beantwortet werden, in Vorarlberg jährlich etwas mehr weib- Spirale einer stark gestörten Popula- sondern bedarf genauer Untersuchun-
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 9 gen. Dem Eindruck nach unterschei- der an natürliche, eher stickstoffarme heute die Ausgangspunkte für viele den sich aber die Entwicklungen der aber vielfältige Pflanzen angepasst ist. Sportarten und Freizeitaktivitäten, aber Gamsbestände in Gebieten mit Stein- Eine zu stickstoffreiche Äsung tut dem auch für die Ausübung der Jagd im Berg- wildvorkommen kaum von jenen ohne Gamswild mit Sicherheit nicht gut, au- land darstellen. Nicht zu vergessen sind Steinwild. Auf der anderen Seite darf ßerdem ist nicht auszuschließen, dass aber auch die zahlreichen Lawinen- der heute ca. 1.500 Stück hohe Stein- über die Nahrung aufgenommene Kei- schutzbauten und Schutzwaldbewirt- wildbestand in Vorarlberg sicherlich me zu gesundheitlichen Schäden bei schaftungsprojekte zum Schutze der nicht gänzlich unberücksichtigt blei- den Wildtieren führen. Tourismusorte, Tourismuseinrichtun- ben, wenn es um die Situation und die gen sowie Zufahrtsstraßen vor Natur- Zukunft des Gamswildes im Land geht. TOURISMUS UND FREIZEIT gefahren. Einige dieser Maßnahmen Beispielsweise haben wissenschaftliche werden mitten im Wohnraum der Untersuchungen im Schweizer Natio- Viele ehemals abgelegene Orte in Wildtiere umgesetzt, wodurch der nalpark gezeigt, dass mit zunehmenden Vorarlberg haben sich in den vergange- Gams mancherorts zum Problemtier Bestandesdichten des Rotwildes beim nen Jahrzehnten zu bekannten Touris- in seinem angestammten Lebensraum Gams das Längenwachstum der Schläu- musdestinationen entwickelt. Betrug gemacht wird, weil er beispielswei- che, welches als Indikator für die Kon- die Transportkapazität der Seilbahnen se dem Geschmack oder Geruch ihm stitution junger Gams herangezogen und Lifte in den 1970er Jahren noch ca. bislang nicht bekannter Zirbenauffor- werden kann, abgenommen hat. 40 Mio. Personenhöhenmeter, so sind es stungen nicht widerstehen kann. Auf Wenn es um Konkurrenzsituationen gegenwärtig ca. 120 Millionen. Mit ei- der anderen Seite bringen stets neue geht, darf natürlich auch das Weidevieh ner Förderleistung von ca. 400.000 Men- Erfindungen und Ideen im Sport- und und dabei der Trend einer vermehrten schen pro Stunde liegen Vorarlbergs Erholungsbereich das Gamswild in den Schaf- und Ziegenhaltung im Land Seilbahnbetriebe an der Weltspitze. Hochlagen immer mehr in Bedrängnis. nicht vergessen werden. Um Konflikte Mittlerweile sind fast alle Bergbahnen Ein Ausweichen in den schutzbieten- bzw. Konkurrenz zwischen Gamswild des Landes auch im Sommer und Herbst den Bergwald ist nicht „ratsam“, denn und Nutztieren zu vermeiden, sollten in Betrieb und Tausende von Menschen dort wird aus schutzwaldtechnischen Schafhalter bzw. Hirten und Jäger einen werden ohne jegliche Kraftanstren- Gründen eine verstärkte, oft ganzjäh- engen Kontakt miteinander pflegen. gung in die Wohnung des Gamswildes rige Jagdausübung gefordert. Das Wild Mit Hilfe einer durchdachten und das transportiert, um dort nach Lust und gerät somit immer mehr in die Position freilebende Wild berücksichtigenden Laune auszuströmen oder um umlie- des Zwischenstückes von Hammer und Weideführung könnten viele Probleme gende Berggipfel zu erklimmen. Mit Amboss – Tendenz steigend! Das Aufzei- von vornherein vermieden bzw. mini- speziellen Einrichtungen am Berg, wie gen dieser Entwicklungen soll nun aber miert werden. Schlussendlich sei be- z.B. Klettersteige, Rundwege mit Aus- nicht dazu verwendet werden, um die züglich Äsungsqualität auch noch das sichts-Pattformen versuchen die Seil- Existenzberechtigung des Gamswildes Thema Gülleausbringung im Bergland bahnbetriebe noch mehr Menschen in Frage zu stellen, sondern viel mehr angesprochen. Mit der Gülle können in luftige Höhen zu bringen. In einem als Aufruf für mehr Rücksicht auf die al- pathogene und resistente Keime auf die noch größeren Maße dürfte sich in den pinen Wildtiere und für ein bewusstes Böden und somit in den Nahrungskreis- vergangenen Jahrzehnten der Erschlie- Zurücknehmen des Menschen aus sen- lauf gelangen. Gerade das Gamswild ßungsgrad von Alpen mit Kfz-taugli- siblen Wildlebensräumen verstanden verfügt über einen Wiederkäuermagen, chen Straßen entwickelt haben, welche werden.
SEITE 10 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD KLIMAENTWICKLUNG – BIOTOP- VERÄNDERUNGEN: Die seit einigen Jahren für Mensch und Tier deutlich spürbare Erwärmung des Klimas mit langen Wärmeperio- den und anhaltenden Trockenphasen, noch nie dagewesenen Hitzerekorden, gehäuften Starkniederschlags- und Sturmereignissen sowie verzögerten und eher schneeärmeren Winter ha- ben deutliche Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Wildtiere in subalpinen und alpinen Höhenstufen. Beispielsweise ist bereits gegenwär- tig in manchen Regionen des Landes eine Verschiebung der tannenreichen Waldgesellschaften in höhere Lage festzustellen, wodurch auch die Wild- schadensanfälligkeit in diesen Höhen- stufen steigt. Anderseits sieht man, wie der Gams an Herbst-, teilweise auch schon an Wintertagen vermehrt die Schattenlagen aufsucht, um mit sei- nem warmen dunklen Winterkleid der ungewohnten Wärme zu entfliehen. rend Meister Petz und Isegrim bei uns sowohl für das Wild als auch für den Hitze und Trockenheit beeinträchtigen bislang keine besondere Rolle spielen, Jäger eine neue Herausforderung dar, das Wachstum der Pflanzen und damit ist lokal der Einfluss des Luchses auf be- die v.a. für die Abschussplanung von auch die Nahrungsqualität. Mit großer stimmte Schalenwildarten deutlich zu Bedeutung ist. Der Nahrungsbedarf Wahrscheinlichkeit fördern die lan- spüren. Pinselohr hat sich in den letz- eines Luchses ist durch zahlreiche Un- ganhaltenden Wärmeperioden sowie ten 10 Jahren nach erfolgreichem Ab- tersuchungen gut dokumentiert. Dem- die milden Winter auch die Entwick- schluss des Luchswiederansiedelungs- nach benötigt ein ausgewachsenes Tier lung von Parasiten. Am Beispiel Kli- projektes LUNO in der benachbarten pro Woche ca. 1 Reh oder 1 Gams. Diese maentwicklung ist ersichtlich, dass auf Ostschweiz sukzessive auf Vorarlberg Menge ist auf das Territorium des Luch- unser Berg- und Gebirgswild durchaus ausgebreitet. Heute kommt die Groß- ses umzulegen und bei der Festlegung schwierige Zeiten zukommen könn- katze im Rätikon sowie um den Ho- der jährlichen Abschusszahlen in den ten. Aus diesem Grund muss es unser hen Freschen wieder regelmäßig vor. betroffenen Revieren entsprechend zu aller Ansinnen sein, die Jagd künftig Inzwischen wurden bereits mehrmals berücksichtigen. so zu betreiben, dass nicht möglichst Reproduktionen des Luchses im Land hohe oder niedrige Bestandesdichten, nachgewiesen und der Trend einer wei- AUSBLICK: sondern gut strukturierte Bestände teren Ausbreitung ist offensichtlich. Ei- mit weitgehend ausgeglichenem Ge- gene Erfahrungen im Land bestätigen Trotz zahlreicher negativer Ent- schlechterverhältnis und Altersklas- die Untersuchungsergebnisse aus der wicklungen verfügt Vorarlberg teil- senverteilung unsere Gamspopulatio- Schweiz, wonach der Luchs durchaus weise noch über gute Gamsgebiete mit nen prägen. einen regulierenden Einfluss auf seine recht zufriedenstellenden Bestandes- Hauptbeutetiere Reh- und Gamswild strukturen. Rapide Veränderungen in GROSSRAUBWILD UND GAMS: hat. Der Luchs als sogenannter Spit- jüngster Zeit, insbesondere in der Be- zenregulator des Schalenwildes ist eine jagung, Klimaentwicklung sowie Nut- Bär, Wolf und Luchs sind in letzter große Bereicherung für die heimische zung des Gamslebensraumes, lassen Zeit stark ins Gerede gekommen. Wäh- Biodiversität, stellt aber gleichzeitig jedoch die Zukunft des Gamswildes mit
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 11 einem großen Fragezeichen versehen. einheitliche Vorgaben zur Überwa- stand als werterhaltenden Beitrag für Dasselbe trifft aus ökologischer und chung der körperlichen Entwicklung ihr Eigentum einzusetzen und diesen forstlicher Sicht in vielen Regionen des des Gamswildes erarbeitet werden, um auch entsprechend zu verteidigen. Landes auch für die Baumart Weisstan- auf allfällige Veränderungen bzw. Ver- Aufgrund der besonderen Ausgangssi- ne in höheren Lagen zu. Umso wich- schlechterungen frühzeitig reagieren tuation Vorarlbergs mit wunderbaren tiger wäre es, dass Jäger, Förster und zu können. Gamsbiotopen einerseits, aber schwie- Grundeigentümer einen wesentlich Der Gams ist eine äußerst dankba- rigen Schutzwaldbedingungen und engeren Schulterschluss betreiben und re Wildart, die mit Ausnahme von ein ausgeprägten Tourismus andererseits mit Hilfe raumplanerischer Überlegun- paar Salzsteinen und die regelmäßige müssen wir in unserem Land aber ei- gen räumlich differenzierte Maßnah- Überwachung der Bestände durch fer- nen eigenständigen Weg im Umgang men zur Förderung von Wald und Wild me Gamswildjäger vergleichsweise und in der jagdlichen Handhabung setzen. Die bisher gepflogenen Modali- geringe Kosten verursacht. Auf der bzw. Bewirtschaftung des Gamswildes täten in der Abschussfreigabe im Zuge anderen Seite ist der Alpengams unter gehen. Eine taugliche Basis für diesen der Abschussplanungen sollten einer Jägern eine besonders begehrte Wild- gemeinsamen Weg könnte eine spezi- fachlichen Prüfung unterzogen wer- art, weil sie geographisch betrachtet ell für das Gamswild erarbeitete Raum- den, ob sie den heutigen Anforderun- auf die Bergregionen des Alpenraumes planung auf Ebene der bereits vorhan- gen und Situationen überhaupt noch beschränkt ist, beide Geschlechter tro- denen Gamswildräume sein. Auf dieser entsprechen. Die Hegegemeinschaften phäentragend sind, überwiegend tag- Grundlage könnten klare räumlich dif- müssen sich in Zukunft wieder mehr aktiv und meistens in beeindrucken- ferenzierte Regeln im Umgang mit dem um qualitativ gute und glaubhafte Er- den Landschaften bejagt wird. Umso Gamswild, aber auch Maßnahmen zur hebungen der Gamsbestände sowie um mehr sollte es auch ein Anliegen der Erhaltung seines Lebensraumes sowie die Fortführung einer genauen, lücken- Grundeigentümer sein, sich in sonst er- auch zur Verbesserung des Schutzwal- losen und allenfalls erweiterten Erfas- tragsschwachen Grundbesitzeinheiten des geschaffen werden. sung der Abschussstrukturen bemü- wie Alp- und Felsregionen für einen hen. Letztendlich sollten in Zukunft gesunden, gut strukturierten Gamsbe- DI Hubert Schatz
SEITE 12 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD NEUES GAMSWILD- MONITORING Die Bestandeserhebung in Vorarlberg wird umgestellt. O bjektive Zahlen und Daten sind aber nicht nur als Grundlage für die Abschussplanung un- ersetzlich, sondern sind auch für die Umsetzung von notwendigen Rück- zugsräumen oberster Priorität. Es muss daher im Interesse aller Vorarlberger Jägerinnen und Jäger liegen, eine hohe Qualität der Zählergebnisse sicherzu- stellen und die Verantwortung für diese Charakterart der heimischen Bergrevie- re zu übernehmen und sich für sie ein- zusetzen. Der Gamswildausschuss der Vorarl- berger Jägerschaft hat sich im vergange- nen Herbst intensiv mit der Thematik der Gamswildzählung beschäftigt und nach dem Erfahrungsaustausch mit Experten eine Empfehlung für die zu- künftige Durchführung der Bestandes- erhebung des Gamswildes in Vorarlberg HAUPTREFERENZGEBIETE ausgearbeitet. Der Fokus liegt dabei im Erfassen Ein Hauptreferenzgebiet muss fol- In Hauptreferenzgebieten wird ein- von Bestandesentwicklungen auf gende Anforderungen erfüllen, um mal jährlich eine Bestandeserfassung räumlicher Ebene der dreizehn Gams- aussagekräftige Ergebnisse liefern zu im Oktober durchgeführt. Die Festle- wildräume (siehe Karte). In jedem können: gung von Referenzgebieten richtet sich Gamswildraum werden zukünftig in dabei ausschließlich nach topografi- mindestens einem Hauptreferenz- so- • 5 0 Stück Mindestbestand von Gams- schen sowie wildökologischen Fakto- wie mehreren Nebenreferenzgebieten wild im Oktober ren. Ein Referenzgebiet kann sich somit jährliche Zählungen durchgeführt. •M indestfläche von rund 500 Hektar auch über mehrere Jagdreviergrenzen Um die Aussagekraft der erhobenen •m öglichst störungsarmes Gebiet (z.B. erstrecken. Für jeden Gamswildraum Daten zu erhöhen sowie mögliche ne- Tourismus, etc.) wird zumindest ein Hauptreferenzge- gative oder auch positive Trends besser • g ut abgrenzbares Gebiet biet eingerichtet. interpretieren zu können, soll zusätz- • g ut einsehbar, ohne das Wild zu beun- lich ein Bericht über die Lebensraum- ruhigen situation, vergangene Abschusszahlen, •B eobachtungsplätze müssen auch bei Krankheiten sowie weitere Einflussfak- schlechten Witterungsbedingungen toren erstellt und ausgewertet werden. gefahrlos erreichbar sein
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 13 NEBENREFERENZGEBIETE: ABLAUF DER ZÄHLUNGEN •k leinräumige Gebiete (einzelne Kare/ Die Koordinierung des Monitorings Kessel – zirka 200 Hektar) in den Gebieten wird durch den jewei- • g eringerer Gamswildbestand als in ligen Gamswildraumsprecher über- Hauptreferenzgebieten nommen. Die Terminauswahl erfolgt in • erfassbar durch ein bis zwei Personen jedem Referenzgebiet eigenständig. Die Durchführung der Zählungen sollte In solchen kleinräumigen Neben- durch die zuständigen Jagdschutzorga- referenzgebieten werden jeweils im ne sowie die Jagdnutzungsberechtigten Juni und Oktober eines jeden Jahres übernommen werden, da diese über Bestandeszählungen durchgeführt. die beste Revierkenntnis verfügen. Pro Diese Ergebnisse dienen der Ergänzung Zählteam sollte im Idealfall eine exter- und Absicherung der Daten aus den ne Person (z.B. AusbildungsjägerIn) hin- Hauptreferenzgebieten. Somit können zugezogen werden. Trends und Entwicklungen auf ihre Neben der erhobenen Stückzahl Gültigkeit für den gesamten Gamswild- soll im Zuge der Zählung jeweils nach raum hin überprüft werden. Böcken, Gaißen und Kitzen unterschie- den werden – wenn möglich, wäre auch die Feststellung des Jährlinganteils von Vorteil, um Rückschlüsse auf die Win- Legende tersterblichkeit ziehen zu können. Landesweite Zählungen, wie bisher Gamsfreiheit-Spullers-Tannberg Walserkamm Kanisfluh-Hoher Freschen Zitterklapfen Feuerstätter Winterstaude durchgeführt, werden zukünftig in ei- Diedamskopf-Ifer-Widderstein Davenna-Eisentäler nem zeitlichen Abstand von fünf Jah- Verwall Silvretta Vallula-Ibau ren abgehalten. Natürlich sind alle Jäge- rinnen und Jäger auch weiterhin dazu Rhätikon Gamperdona Reviere Feuerstätter aufgerufen, die Bestandesentwicklung in ihren Revieren zu verfolgen und zu Winterstaude dokumentieren. Aktuell befindet sich die Umstel- lung des Monitoringsystems in der letzten Phase. Mehrere Referenzgebiete konnten bereits festgelegt werden. In Diedamskopf-Ifer-Widderstein Kanisfluh-Hoher Freschen den kommenden Wochen sollen weite- Zitterklapfen re folgen, um noch dieses Jahr mit ers- ten Bestandeserhebungen beginnen zu Walserkamm können. Gamsfreiheit-Spullers-Tannberg Gamperdona Davenna-Eisentäler Rhätikon Verwall Vallüla-Ibau Die dreizehn Gamswild-räume stellen die Silvretta Bewirtschaftungsgrundlage dar. Gamswildräume in Vorarlberg www.vorarlberg.at\forstwesen Druckdatum: 21.02.2020 Maßstab: 1:73.000 Bearbeitung: Abt. Vc - Forstwesen Quellen: Land Vorarlberg, BEV DKM-Stand: 01.10.2019
SEITE 14 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD JAGD & RECHT ERSATZ VON JAGD- UND WILDSCHÄDEN I n den vergangenen Jahren wurden früchten verursachte Schaden wird die Gerichte immer häufiger mit hingegen als Wildschaden bezeichnet. der Geltendmachung von Ersat- Wildschäden in Gemüse- und Ziergär- zansprüchen für Jagd- und Wildschä- ten sowie in Baumschulen und derglei- den konfrontiert. Neben der Einhal- chen sind nur dann ersatzfähig, wenn tung der formellen Erfordernisse zur die Schädigung erfolgte, obwohl vom Geltendmachung von Jagd- und Wild- Geschädigten übliche Vorkehrungen schäden sind insbesondere die mate- zum Schutz von Wildschäden für der- riellen Voraussetzungen nach dem artige Anpflanzungen vorgenommen Vorarlberger Jagdgesetz die zentralen wurden. die Bereitstellung von Futterplätzen Fragen derartiger Auseinandersetzun- und Einstandsgebieten für Rotwild auf gen. Das Vorarlberger Jagdgesetz regelt GESETZLICHE AUSNAHMEN VON einen allfälligen Ersatzanspruch für den Ersatz von Jagd- und Wildschaden DER ERSATZPFLICHT Schäden durch Rotwild anzurechnen. im 8. Abschnitt (§§ 59 f JagdG). Gemäß § 59 Abs 1 JagdG hat der Jagdnutzungs- Nach § 59 Abs 3 JagdG kann der PROZESS ALS ULTIMA RATIO – berechtigte dem Eigentümer oder Nut- Grundeigentümer oder Nutzungsbe- ZWINGENDES SCHLICHTUNGS- zungsberechtigten des betroffenen rechtigte vom Jagdschutzberechtigten VERFAHREN Grundstücks, soweit zwischen ihnen für bestimmte Grundstücke mit beson- nichts anderes vereinbart ist, den Jagd- ders gefährdetem forstlichen Bewuchs Der Geschädigte hat innerhalb und Wildschaden zu ersetzen. die Beistellung (nicht die Anbringung!) von drei Monaten, nachdem dieser geeigneter Mittel zum Schutz einzelner vom Eintritt des Schadens Kenntnis WAS WIRD UNTER JAGD- UND Pflanzen verlangen. Kommt der Jagd- erlangt hat, die Schadenersatzansprü- WILDSCHADEN VERSTANDEN? nutzungsberechtigte einem solchen che gemäß § 59 JagdG gegenüber dem Verlangen nach, so ist er vom Schaden- Jagdnutzungsberechtigten schriftlich Ein Jagdschaden ist der bei der Aus- ersatz befreit, wenn die bereitgestellten geltend zu machen. Kommt eine ein- übung der Jagd vom Jagdnutzungsbe- Mittel nicht oder nicht fachgerecht vernehmliche Lösung nicht zustande, rechtigten selbst, seinen Hilfskräften, angebracht worden sind. Weiters sind ist vom Geschädigten ein sogenanntes den Jagdgästen oder von Jagdhunden Wildschäden nicht zu ersetzen, wenn Schlichtungsverfahren zu beantra- an den Grundstücken, den noch nicht der Geschädigte die vom Jagdnut- gen. Das Schlichtungsverfahren muss eingebrachten Früchten sowie an zungsberechtigten zur Abwehr von vom Geschädigten innerhalb von vier Haustieren verursachte Schaden. Der Wildschäden rechtmäßig getroffenen Monaten nachdem er vom Eintritt des durch das Schalenwild am Bewuchs so- Maßnahmen unwirksam macht. Zu- Schadens Kenntnis erlangt hat, bei der wie durch Hasen und Dachse an Feld- dem sind Leistungen zur Abgeltung für Behörde schriftlich beantragt werden.
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 15 Ausmaß wie Sachverständige im ge- richtlichen Verfahren). Die Gebühren des Schlichters sind grundsätzlich zur Gänze vom Jagdnutzungsberechtigten zu tragen (§ 10 Abs 5 JagdG). Die Ge- bühren werden nur dann je zur Hälfte zwischen dem Jagdnutzungsberechtig- ten und dem Geschädigten aufgeteilt, wenn der Schlichter zum Ergebnis gelangt dass die Voraussetzungen der In diesem Stadium ist daher der Weg gestellten schriftlichen Gutachten des Schadenersatzpflicht gemäß § 59 JagdG ans Gericht (noch) unzulässig. Schlichters nicht einverstanden, sind nicht vorliegen oder wenn der Scha- Den Antrag des Geschädigten hat sie verpflichtet dies innerhalb eines denersatzbetrag nicht höher ist, als der die Behörde unverzüglich einem so- Monats mitzuteilen. Ohne ablehnende vom Jagdnutzungsberechtigten dem genannten Schlichter zuzuweisen, der Mitteilung wird die Zustimmung zum Geschädigten zuvor schriftlich angebo- im Hinblick auf die Schadensart und Vergleich auf Grundlage des Gutach- tenen Betrag. Erforderlichenfalls sind den Schadensort fachlich geeignet tens angenommen. Der Schlichter hat die Gebühren von der Behörde mit Be- und vertrauenswürdig sein muss. Der die Parteien schriftlich über das Zustan- scheid vorzuschreiben. Schlichter ist in der Folge verpflichtet, dekommen des Vergleiches zu infor- Erst wenn der Schlichter eine Scha- ein schriftliches Gutachten darüber zu mieren. Der Jagdnutzungsberechtigte denersatzpflicht gemäß § 59 JagdG ver- erstellen, ob die Voraussetzungen für ist verpflichtet, den im Vergleichswege neint, im Schlichtungsverfahren kein eine Schadenersatzpflicht gemäß § 59 vereinbarten Schadenersatz innerhalb Vergleich zustande gekommen ist, oder JagdG vorliegen und gegebenenfalls eines Monats an den Geschädigten zu das Gutachten des Schlichters nicht wie hoch der Schaden tatsächlich ist. bezahlen. Wesentlich ist, dass ein über innerhalb von neun Monaten vorliegt, Der Schlichter hat den Jagdnutzungs- das Schlichtungsverfahren zustande kann der Geschädigte Schadenersat- berechtigten und den Geschädigten zur gekommener Vergleich die Wirkung zansprüche aufgrund von Jagd- und Teilnahme an den Besichtigungen des eines gerichtlichen Vergleichs entfaltet Wildschaden als Ultima Ratio auf dem behaupteten Jagd- und Wildschadens und rechtlich bereits als Exekutionsti- ordentlichen Rechtsweg (vor den Ge- einzuladen und ihnen Gelegenheit zu tel im Sinne der Exekutionsordnung zu richten) geltend machen. geben, sich über die Schadensursache qualifizieren ist. und Schadenshöhe zu äußern. Für die Abwicklung des Schlich- Sind der Jagdnutzungsberechtigten tungsverfahrens hat der Schlichter oder der Geschädigte mit dem ihnen zu- Anspruch auf Gebühren (im gleichen MMag. Dr. Tobias Gisinger
SEITE 16 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD Text: Andrea Kerbleder; Design: kreativsi.at Bildnachweis: Adobe Stock De EDLES GEFIEDER r Fasan Fasane fallen besonders durch ihr prächtiges, schimmerndes und buntes Gefieder auf. Mit ihren langen Schwanzfedern und ihrem stolzen Gang wirken sie sehr edel und königlich. Beachtlich sind vor allem der weiße Halsring und die roten Hautschwülste um die Augen. Im Gegensatz zu den Männchen tragen die Weibchen ein braunes schlichtes Federkleid. Der Fasan lebt gerne in Gebieten mit Äckern, Wiesen, an Waldrändern, in lichten Auwäldern oder Weingärten. Auch bei uns in Vorarlberg ist er beheimatet. Er stammt ursprünglich aus Asien und wurde vor langer Zeit bei uns angesiedelt. Ein erwachsener Fasan wiegt ungefähr ein Kilogramm. BUNTER SPEISEPLAN Der erwachsene Fasan ernährt sich gerne pflanzlich, zum Beispiel von Samen, Haselnüssen, Eicheln, Beeren, kleinen Zwiebeln, Sprossen und Blättern. Die Küken lieben aber Insekten, Regenwürmer und Schnecken, also tierische Nahrung.
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 17 TARNKLEID Die Henne legt in ein einfaches Nest am Boden rund 10 Eier. Normalerweise brütet sie nur einmal pro Jahr. Schnappt sich jedoch ein Räuber die Eier, macht sie nochmal ein Nachgelege. Nach 3 Wochen schlüpfen die Küken, die ein braunes Tarnkleid tragen. Schon 2 Wochen später sind sie flugfähig, das ist auch wichtig, denn die Jungen haben viele Feinde. Wiesel, Marder, Iltis, Fuchs, Katze und Habicht haben die Küken zum Fressen gerne. Ihre Schlafplätze suchen sie deshalb meist auf JÄGERSPRACHE Bäumen. Für ausgewachsene Fasane können der Fuchs und der Marder sowie der Habicht Beine = Ständer zur Gefahr werden. Flügel = Schwingen zu Fuß laufender Hahn = Infanterist Dorn an der Hinterseite der Beine = Sporn Henne und Küken zusammen = Gesperre sehen mit den Augen = äugen Schwanz = Spiel fressen = äsen HAHNENKÄMPFE Hennen und Hahn leben im Winter getrennt in Wintertrupps. Im Frühjahr besetzen die Hähne wieder die Gebiete und die Hennen schließen sich einem Hahn an. Die Balz – also FINDE DAS LÖSUNGSWORT: das Werben um Weibchen – dauert von März Einen zu Fuß laufenden Hahn nennt man? bis Mai. Die Fasanenhähne verteidigen ihr Revier durch Hahnenkämpfe. Sie können 1 sich schon ordentlich in die Federn kriegen Wie nennt man den Dorn an der Bein-Rückseite? und laut aufflattern, um so ihr Revier zu verteidigen. Der heisere und gockende 2 Ruf ist weit zu hören. Der Gewinner der Wie nennt man in der Jägersprache: Henne Hahnenkämpfe darf bleiben. Die Verlierer und Kücken zusammen? bleiben ohne Revier und haben keine Chance, sich fortzupflanzen. 3 Wie verteidigt der Fasan sein Revier? 4 Wie nennt man die rote Haut um die Augen der Fasanenmännchen? 1 2 3 4 Sende deine Lösung an: info@vjagd.at und mach mit bei der Verlosung von einem tollen Kinderbuch. Die Lösung findest du in der nächsten Jagdzeitung. Ausgabe Mai / Juni 2020: CHITIN
SEITE 18 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD AUS VERGANGENEN ZEITEN ADLERGESCHICHTEN Gnadenlose Jagd auf den König der Lüfte A n der östlichsten Ecke des Bun- deslandes Vorarlberg, – an der Schnittstelle zwischen den All- gäuer und Lechtaler Alpen sowie den höchsten Bergen des Bregenzerwaldes, Festumzug in Hindelang im also zwischen dem Hohen Ifen, Widder- Frühjahr 1891 zu Ehren des „Helden“ Adlerkönig Leo stein, Biberkopf, Mädelegabel, Höfats Dorn und dem Oberstdorfer Nebelhorn, er- eigneten sich vor mehr als einhundert Jahren – aus heutiger Sicht betrachtet – unvorstellbare Szenen der Steinadler- bekämpfung. Das überreichliche Wildvorkom- der Bevölkerung wie Volkshelden gefei- Unwesen stellte und manche sogar bis men in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- ert wurden. ins Tirol verfolgte. Dabei kam es des hunderts im hinteren Bregenzerwald, Öfteren auch zu gefährlichen Schuss- Kleinwalsertal, Stillach-, Trettach-, „ADLERKÖNIG“ LEO DORN wechseln, leider auch zu solchen mit Rappenal -, Oy- und Lechtal, sowie die tödlichem Ausgang. Als Leo Dorn am in diesen Hochalpgebieten weidenden Ein besonderes Beispiel dafür ist der 10. Nov. 1890 seinen 50. Adler erlegte, tausenden von Schafen, Jungrindern legendäre „Adlerkönig“ Leo Dorn aus ernannte der bayerische Prinzregent und Ziegen, stellten naturgemäß ein Oberstdorf, Ober- u. Leibjäger seiner Luitpold seinen Leibjäger Leo Dorn per großes Nahrungsangebot für die in Königlichen Hoheit Prinzregent Luit- Urkunde und Dekret zum „Adlerkönig“ diesem Gebiet horstenden zahlreichen pold von Bayern, der schon als 15-jähri- und veranstaltete im darauffolgenden Steinadler dar. Viele Lämmer ( „Huder- ger Bursche am 4. Juli 1851 im Oberst- Frühjahr zu Ehren Dorns ein großes Jä- lein“ ), Gams- und Rehkitze, Murmeltie- dorfer Oytal in Anwesenheit von ca. gerfest mit Festumzug in Hindelang. re, Füchse, Spiel- und Auerhahnen und 1.500 Menschen und im Rahmen eines Sein fanatischer Jagdtrieb auf Adler dergleichen mehr, landeten somit als Volksfestes mit Musik und Wurstbu- ging sogar so weit, dass er so manches Beute in den Felshorsten, um dort ge- den, an einem Seil hängend, in einer geschossene Gämslein als Adlerluder kröpft zu werden. gefährlichen Aktion und unter lauten verwendete, anstatt es der ärmlichen Be- Als Wild- und Beutegreifer war der Beifallsbekundungen und Jubel, die völkerung zu spendieren, wie es Prinz- Steinadler ein „Jagdkonkurrent“ und Jungvögel aus einem bekannten Adler- regent Luitpold eigentlich vorgesehen somit in den Kreisen der Hirten, Älpler horst ausnahm. Brandgefährlich wurde hatte. Als einträglichen Nebenerwerb und vor allem der Jäger ein verhasster diese Aushebung, als plötzlich die bei- veräußerte Dorn die begehrten Adler- Greif und Schädling, der schonungslos den Altvögel den wagemutigen Dorn at- federn, den Adlerflaum und die Fänge und mit allen Mitteln verfolgt wurde. tackierten, worauf die Jagdgehilfen von (80 – 100 DM) Sogar dem dt. Reichs- Mit Fangeisen, Giftködern, Schlagfal- einem erhöhten Felsvorsprung aus mit kanzler Bismarck soll Dorn Schreibfe- len, Horst- u. Brutaushebungen, aber heruntergeworfenen Steinen und Ästen dern aus dem Gefieder der Greifvögel vor allem mit der oft langwierigen An- die Angreifer verscheuchen konnten. geliefert haben. Seinen letzten, den 79. sitzjagd zu jeder Jahreszeit an ausgeleg- Der Königliche Oberjäger Leo Dorn Adler, schoss Leo Dorn im Winter 1912 ten Luderköderstücken, versuchte man war aber nicht nur ein fanatischer auf einem Misthaufen in Hindelang. den Steinadler regelrecht auszurotten. Adlerjäger sowie ein verwegener und Sogar der Schriftsteller und Zeitgenosse Zudem galt es als Stolz und jägeri- furchtloser Alpinist, sondern auch ein von Dorn, Ludwig Ganghofer, verherr- sche Ehre, nach erfolgreicher Jagd mit grobschlächtiger, gefürchteter und lichte das Tun und Wirken Dorns und einem erlegten Steinadler ins Dorf zu- kompromissloser Wildererbekämpfer, vor allem die markige Jägerpersön- rückzukehren, wobei manche Jäger von der nachweislich 41 Wilderer bei ihrem lichkeit in seinen Schriften. Auch der
VORARLBERGER JAGD JULI & AUGUST 2020 SEITE 19 AUS VERGANGENEN ZEITEN Schutz gestellt wurde. ADLERJAGD AUCH IM HINTEREN Ebenfalls in denselben Jahren hatte BREGENZERWALD ein Besitzer einer großen Schafherde im Rohrmoosertal innerhalb von zwei „Dio Luderviechor holen nit lei Jahren alle neugeborenen Lämmlein dio Lamplen und Mankeis, sondern a (Huderlein ) an die Adler verloren, dio gonzen Gamskitzln“, schrieb der sodass der Jagdherr Graf Max von Ar- Maund’sche Oberjäger Franz Brugger co-Zinneberg persönlich eingriff. Er aus dem Zillertal, der in der Jagdvilla nahm in einer waghalsigen Aktion, Maund in Hopfreben als einer von vier unter den begeisterten Anfeuerungs- Berufsjägern in Jagddiensten reicher rufen der Volksmenge, im Jahre 1860 Engländer stand, in seinem Jagdtage- und später im Jahre 1871 unter einem buch aus dem Jahre 1908/09. Tatsäch- überhängenden Felsvorsprung an der lich haben sowohl er und seine Jäger Roten Wand mittels mehrerer zusam- als auch die illustren Jagdgäste aus al- mengebundener Holzleitern einen ler Welt, wie z.B. seine Kaiserliche Ho- Adlerhorst aus. Insgesamt erlegte er heit, der deutsche Kronprinz Wilhelm während seiner langjährigen Zeit als von Hohenzollern, im Bereich der Zit- Jagdherr insgesamt 48 Steinadler im terklapfen, Künzelspitze, Schadona, Gebiet Rohrmoosertal/Hoher Ifen Braunarl – und Juppenspitze so man- (Vlbg.) Eine im Jahre 1886 auf einer chen prächtigen „König der Lüfte“ zur Jungviehalpe im Gebiet des Hohen Strecke gebracht, wobei sich die Zahl Ifen stattgefundene „Kindesentfüh- der nachweislich erlegten Adler so zwi- rung“ eines zweijährigen Mädchens schen 35 und 40 bewegt. durch einen Adler – die Eltern hatten Es war vielfach auch der Stolz eines ihr Kind beim Beerenpflücken kurz Bergjägers, einen präparierten Steinad- Nachfolger von Dorn, Oberjäger Anton im Beerenkraut abgelegt – verschärfte ler im Jagdzimmer hängen zu haben, Kleis, brachte es immerhin auf 41 erleg- die Abneigung und kurbelte die gna- der zwangsläufig dazu führte, dass die- te Steinadler ! denlose Verfolgung der Steinadler aufs ser stolze Vogel beinahe ausgerottet Neue an. wurde. Tatsache ist, dass obwohl im OBERJÄGER MAX SPEISER Wenn man die nachweislichen Jahre 1959 und später im Jahre 1965 Erlegungen von Steinadlern in der die teilweise strengen Schutzbestim- Zur gleichen Zeit war auch Oberjä- eingangs erwähnten Region – getä- mungen in Kraft traten, immer wieder ger Max Speiser verantwortlicher Jäger tigt in einer Zeitspanne von 1855 bis in Fangeisen oder durch Köder vergif- im Dienste von Baron Freiherr v. Heyl 1923 – addiert und noch eine sehr tete und qualvoll verendete Adler auf- im 12.000 ha großen Revier des an das wahrscheinlich berechtigte zehnpro- gefunden wurden. Erst im Jahre 1973 Tiroler Lechtal und Hochtannberggebiet zentige Dunkelziffer (Fangeisen, Gift- wurde in Vorarlberg das ausnahmslose angrenzenden Trettach- und Rappenalp- köder u.Ä.) dazurechnet, so kommt Bejagungsverbot und die behördliche tals. Oberjäger Max Speiser war ebenfalls man auf weit über vierhundert erlegte Unterschutzstellung verfügt. Seit dieser ein durch und durch fanatischer Jäger Steinadler innerhalb einer Zeitspanne Zeit ist auch der Adlerbestand im Länd- und ein besonderer Beschützer und He- von ca. 70 Jahren, was dann wohl auch le wieder konstant stabil und der König ger seiner ihm anvertrauten Wildtiere, tatsächlich zu viel war und schließlich der Lüfte kann wieder frei und gefahr- und so kam es, dass auch er im Laufe die totale Unterschutzstellung und los seine Kreise ziehen. seiner langjährigen Dienstzeit insge- ganzjährige Schonung der verbliebe- samt 59 Steinadler erlegte. Im Winter nen Steinadlerpopulation erforderte. Beitrag von Alt-BJM Stv. OSR Roland Moos 1919 erlegte Max Speiser am Ortsrand von Oberstdorf einen Seeadler mit 2,47 m „Flugweite“, der neben einem Bauern- häusl einen verendeten Fuchs kröpfte. Es gab auch Tage, an denen Speiser zwei und mehr Adler erlegte. (Buch: „Erleb- nisse eines Bergjägers“ v. OJ Max Speiser 1933 – aus den Jagdtagebüchern) Seinen letzten, den 59. Adler erlegte Oberjä- ger Max Speiser im Jahre 1922 an einer Eingangshalle Jagdvilla Rotwildfütterung, ebenfalls in Talnähe Maund mit „Overhead“ Steinadlerpräparat von Oberstdorf, bis schließlich 1923 der Steinadler im Allgäu unter völligen
SEITE 20 JULI & AUGUST 2020 VORARLBERGER JAGD EXKURSION DER AUSBILDUNGSJÄGER IN DEN GLOCKENWALD (GJ ÜBERSAXEN) A uf Initiative von Jörg Gers- wobei der gesamte forstliche Bestand an Fichten, Tannen, Ahorn, vereinzelt tendörfer trafen sich die Aus- geerntet wurde und dadurch eine Buchen, Himbeeren und Brombeeren bildungsjäger des Jahrganges Kahlfläche von ca. 2.000 m2 entstand. vor. 2019/2020 am Samstag, den 6. Juni Die Holzernte wurde mittels einer Seil- Geologisch gesehen befinden wir 2020 zu einer Abschlussveranstaltung bahn effizient durchgeführt. Damals uns in der helvetischen Zone der Sän- in der Genossenschaftsjagd Übersaxen. konnte ein guter Ertrag aus der einge- tis-Decke. Ein humusreicher Unter- Ziel war eine forstliche Begehung des brachten Holzernte erwirtschaftet wer- grund (kalkreiche Braunerden) mit Glockenwaldes im Revier von Jagd- den. ausgeglichenem Wasserhaushalt und pächter Willi Reisegger. Auf einer Höhe von ca. 1.250 m, einem guten Naturanflug begünstigt Problemstellung: Vor 10 Jahren montane Lage, mit einer Nord-West-Ex- ein kräftiges Wachstum eines klassi- wurde in dieser Waldparzelle von der position finden wir in einer steilen schen Bergmischwaldes. Agrar-Genossenschaft Übersaxen eine Hanglage eine klassische Waldgesell- Jedoch ist diese Kahlfläche nun größere Holznutzung durchgeführt, schaft mit einem kräftigen Jungwuchs auch, wie nicht anders zu erwarten, zu einem attraktiven Einstand für Rot-, Gams- und Rehwild geworden. Ein star- ker Verbissdruck kann beobachtet wer- den. Die Tannen sind stark verbissen. Ältere Losung von Rot- und Rehwild ist zu finden. Vor zwei Jahren, immer noch sichtbar, wurde von den Jägern gemeinsam mit der Agrar einmalig ein Verbissschutz mit Trico ausgebracht. Leider wurde diese Maßnahme nicht weiterverfolgt und regelmäßig durch- geführt. Oft ist der neue Terminaltrieb bis auf die Höhe der mit Trico behan- delten Zweige verbissen. Wernfried Lins als zuständiges Jagdschutzorgan gemeinsam mit dem
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