JAHRES-BERICHT 2021 - Kantonsspital Winterthur
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Kennzahlen 2021 auf einen Blick Kennzahlen Kennzahlen Kennzahlen Patienten Mitarbeitende Finanzen Austritte stationär Vollzeitstellen* Ertrag in Mio. CHF 28 134 2624 572,3 Taxpunkte ambulante Leistungen Mitarbeitende* Aufwand in Mio. CHF 132 987 243 3542 552,3 Neugeborene Auszubildende, Assistenzärzte Gewinn in Mio. CHF inkl. Zwillinge/Drillinge 1920 673 20 EBITDA-Marge CMI (Case Mix Index) 7,5% * inkl. Nebenbetriebe, ohne Lernende, 1,039 Praktikanten, Dozierende, Experten, Sitzwachen und Externe Eigenkapitalquote Ø Aufenthaltsdauer in Tagen 4,8 57,5% Rating Zürcher Kantonalbank AA+ 2 KSW Jahresbericht 2021
Inhalt 1 STATEMENT 4 2 LEISTUNGSBERICHT 6 3 PERSONAL 24 4 FINANZBERICHT 30 5 AUSBLICK 34 6 ORGANISATION 36 DER JAHRESBERICHT DIGITAL Der Jahresbericht beschränkt sich auf die wichtigsten Kennzahlen und informiert über Schwerpunkte der Spitalentwicklung. Die detaillierte Jahresrechnung findet sich im separaten Finanzbericht. Angaben über Diagnosen und Behandlungen der Fachbereiche sind im Leistungsbericht aufgeführt. Sämtliche Berichte sind online verfügbar. ksw.ch/jahresbericht 3
Veränderung als Prämisse für den Erfolg Nach 2020 hat auch das vergangene Geschäfts- jahr im Zeichen der Pandemie gestanden. Die Infektionswellen wechselten sich mit Phasen der Entspannung ab. Auguren aus der Politik und Epi- demiologen haben stets vor einer Überlastung der Gesundheitsversorgung gewarnt. Der Worst Case ist zum Glück ausgeblieben – gleichwohl wurden Spital und KSW-Mitarbeitende strapaziert, da sie den Betrieb laufend an die sich verändernde Pandemie-Situation anpassen mussten und die Behandlung der Patientinnen und Patienten mit COVID-19 aufreibend war. Trotz grosser Unsicherheiten und Einschrän- hat Alexander Nelles dessen Führung übernom- kungen hat das KSW das Jahr 2021 gut gemeis- men und wurde Mitglied der Spitalleitung. Eines tert. Die Zahl der stationär behandelten Patien- der Projekte, an denen intensiv gearbeitet wurde tinnen und Patienten erreichte das Niveau von und wird, ist das neue Klinikinformationssystem. 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Deutlich zuge- Es soll Mitte 2023 bereitstehen. legt hat 2021 die Zahl der Taxpunkte für ambulan- Ein weiteres Infrastruktur-Grossprojekt, der te Leistungen, was die Umsetzung der Strategie Ersatzneubau «didymos», konnte im vergangenen «ambulant vor stationär» abbildet. Jahr fertiggestellt und für den Bezug vorbereitet Das KSW ist stolz darauf, zusätzlich zur or- werden. Erfreulich ist, dass sich die Kosten im dentlichen Gesundheitsversorgung der Bevöl- vorgesehenen Bereich bewegen und es gelungen kerung im Einzugsgebiet mit der stationären ist, am Kapitalmarkt eine vorteilhafte Finanzie- Behandlung von mehr als 800 COVID-19-Patien- rung zu erreichen. tinnen und -Patienten, rund 53 000 PCR-Tests Ein generelles Ziel des KSW ist, zur Bewälti- sowie dem Impf- und Testzentrum einen grossen gung von Herausforderungen agiler zu werden – Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie was auch immer die Zukunft bringen mag. Ende geleistet zu haben. Auf Anfrage der Gesundheits- 2021 wurde dazu die Führungsorganisation neu direktion des Kantons Zürich haben KSW und aufgestellt. Eine sechsköpfige Geschäftsleitung Medbase gemeinsam ein Impfzentrum für die führt seit dem 1. Januar 2022 unter dem Vorsitz Region Winterthur auf die Beine gestellt und bis des CEO das Spital und trägt als Team die ope- Ende Jahr 250 000 Impfungen durchgeführt. Das rative Verantwortung gemeinsam. Die bisheri- Beispiel zeigt, wie wichtig Netzwerkmedizin und ge Spitalleitung wird – ergänzt um zusätzliche unternehmerischer Handlungsspielraum sind. Führungspersonen – die Geschäftsleitung als Darüber hinaus hat das KSW als einer der ers- erweiterte Geschäftsleitungskonferenz begleiten. ten Anbieter eine interdisziplinäre Long-COVID- Durch diese Transformation erhält das KSW eine Sprechstunde mit Begleitforschung eingerichtet höhere unternehmerische Führungskompetenz sowie eine Post-COVID-Sprechstunde für unter und -kapazität. 18-Jährige. Allen Mitarbeitenden, die sich engagiert für die Die wachsende Organisation des KSW und Behandlung unserer Patientinnen und Patienten die Vernetzung mit externen Dienstleistern im eingesetzt oder dazu einen Beitrag geleistet haben, Gesundheitswesen erfordern einen erheblichen sprechen wir unseren grossen Dank aus. Sie sind Aufwand, um mit den Anforderungen einer zeitge- es, die das KSW ausmachen. Und sie sind es, die mässen Digitalisierung Schritt zu halten und den es ermöglichen, dass wir Tag für Tag mit grosser Anschluss an die moderne Welt nicht zu verpassen. Professionalität qualitativ hochstehende medizi- Das KSW hat deshalb den Bereich «Prozessgestal- nische Leistungen für Patientinnen und Patienten tung und Digitalisierung» geschaffen. Anfang 2021 aus unserem Einzugsgebiet erbringen können. Rolf Zehnder Dr. Franz Studer Spitaldirektor Präsident des Spitalrats Statement 5
2 LEISTUNGSBERICHT PATIENTINNEN UND PATIENTEN COVID-19-PANDEMIE PROZESSE UND DIGITALISIERUNG QUALITÄT FORSCHUNG INFRASTRUKTUR 6 KSW Jahresbericht 2021
Anzahl Behandlungen wieder gesteigert Nach 2020 prägte die Corona-Pandemie auch das möglichst kurzen Aufenthaltsdauer im Spital Jahr 2021 und brachte das KSW mehrfach an die werden eine weitere Verschiebung von stationär Belastungsgrenze. Dennoch behandelte das Spital zu ambulant bewirken. 28 134 Patientinnen und Patienten stationär und Detaillierte Angaben zu den Behandlungen in über 250 000 ambulant. Damit liegt die Zahl der allen Fachbereichen sind im separaten Leistungs- Austritte stationär um 0,4% höher als im bisheri- bericht 2021 des KSW publiziert. gen Rekordjahr 2019 und um 4,6% höher als 2020. www.ksw.ch/jahresbericht Die Entwicklung blieb aber insgesamt hinter je- ner in früheren Jahren zurück, weil das KSW vor allem in der zweiten und der fünften Corona-Welle die OPS-Kapazitäten reduzieren und Behandlun- gen aufschieben musste. Versicherungsgrad der Patienten Die Strategie «ambulant vor stationär» beginnt in allen grundversichert 79,6% Fachbereichen zu greifen. halbprivat versichert 14,2% Zugenommen hat die Anzahl grundversicher- privat versichert ter Patientinnen und Patienten. Zusatzversichert 6,2% waren 2021 noch 20,4% gegenüber 21,2% im Vor- jahr. Im Berichtsjahr wurden im Durchschnitt ähnlich komplexe Patientenfälle behandelt wie im Austritte stationär Jahr zuvor. Der Case Mix Index (CMI), der den durchschnittlichen Schweregrad der Fälle angibt, hat sich nur leicht verändert (1,039 gegenüber 1,042 im Vorjahr). Die durchschnittliche Aufent- 28 134 +4,6% 2021 haltsdauer liegt wie schon 2020 bei 4,8 Tagen. Die Anzahl Taxpunkte für ambulante Leistun- gen stieg 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 26 885 2020 10%, nämlich von 121 Mio. auf 133 Mio. Taxpunk- te. Das sind auch deutlich mehr als noch 2019 mit 125 Mio. Taxpunkten für ambulante Leistungen. Taxpunkte ambulante Leistungen 132 987 243 Nicht eingerechnet sind die Leistungen des Insti- tuts für Labormedizin und des Instituts für The- +9,9% rapien und Rehabilitation, die nach einem eigenen Leistungstarif abrechnen. 2021 Die Strategie «ambulant vor stationär» be- ginnt zu greifen, und zwar in allen Fachbereichen. 121 005 605 Die Entwicklungen in der Medizin und die Bedürf- 2020 nisse der Patientinnen und Patienten nach einer Leistungsbericht 7
Patientenstatistik Institute (inkl. Augenklinik, Departement Departement Radio-Onkologie, Departement Departement Geburtshilfe und Kinder- und Notfall- Kennzahlen Patienten Medizin Chirurgie Gynäkologie Jugendmedizin organisation) Austritte stationär 8 672 11 219 4 516 2 932 795 davon grundversicherte Patienten 6 637 8 671 4 108 2 429 545 davon halbprivat versicherte Patienten 1 510 1 616 348 341 182 davon privat versicherte Patienten 525 932 60 162 68 CMI* (durchschnittlicher Schweregrad) 1,184 1,203 0,588 0,797 0,597 Aufenthaltsdauer 6,4 4,3 3,3 4,8 1,7 davon grundversicherte Patienten 6,4 4,3 3,3 5,1 1,8 davon halbprivat versicherte Patienten 6,5 4,7 3,8 3,7 1,6 davon privat versicherte Patienten 6,7 4,4 4,1 2,4 1,6 Taxpunkte ambulante Leistungen** 24 517 447 15 010 764 5 393 184 7 941 690 80 124 158 * CMI 2021 gemäss SwissDRG Version 10.0, CMI 2020 gemäss SwissDRG Version 9.0, CMI 2019 gemäss SwissDRG Version 8.0 Der CMI 2021 wurde per 1. Februar 2022 ermittelt und umfasst 99,8% der zu berücksichtigenden Fälle. Leichte Veränderungen am ausgewiesenen CMI können sich im Verlauf des Jahres 2022 ergeben. Beim CMI des Departements Kinder- und Jugendmedizin sind die Patientinnen und Patienten der Kinderpsychiatrie nicht berücksichtigt. ** Für alle Organisationseinheiten werden Tarmed-Taxpunkte ausgewiesen, mit Ausnahme des Instituts für Labormedizin und des Instituts für Therapien und Rehabilitation (ITR), die nach einem eigenen Leistungstarif abrechnen. Bei den ausgewiesenen Taxpunkten für ambulante Leistungen handelt es sich ausschliesslich um die Taxpunkte der fallführenden Organisationseinheiten. Departement Medizin: exkl. Taxpunkte Alterszentren Winterthur in den Jahren 2020 und 2021. Durchschnittliche Aufenthaltsdauer 5,9 Tage 5,9 Tage 5,7 Tage 5,5 Tage 5,3 Tage 5,0 Tage 5,0 Tage 4,9 Tage 4,8 Tage 4,8 Tage 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Austritte stationär Pflegetage 27 608 28 024 28 134 141 619 138 820 27 088 26 885 138 022 134 639 130 021 2017 2018 2019 2020 2021 2017 2018 2019 2020 2021 8 KSW Jahresbericht 2021
Total KSW Total KSW Total KSW 2021 2020 2019 28 134 100,0% 26 885 100,0% 28 024 100,0% 22 390 79,6% 21 191 78,8% 22 038 78,6% 3 997 14,2% 3 954 14,7% 4 189 14,9% 1 747 6,2% 1 740 6,5% 1 797 6,4% 1,039 1,042 1,033 4,8 4,8 4,9 4,7 4,8 4,9 5,1 5,2 5,3 4,8 4,9 5,0 132 987 243 121 005 605 125 605 410 Mehr Geburten 2021 sind insgesamt 1920 Babys am KSW zur Welt gekommen. Das sind 148 oder 7,1% mehr als in den beiden vorherigen Jahren. 2019 waren es 1781 Neugeborene, ein Jahr später 1792. 2021 wurden 52 Zwillingspaare geboren (104 Babys). Drillingsgeburten gab es keine, wie schon in den letzten zwei Jahren. Ambulante Geburten waren mit 4,6% im Jahr 2021 nach wie vor häufiger als noch vor der Corona-Pandemie, als erst 1,9% der Gebärenden am Tag der Geburt nach Hause zurückkehrten. Erneut ist die Zahl der Kaiser- schnitte im Vergleich zum Vorjahr zugunsten der Spontangeburten gesunken, und zwar um 3,3%. 2021 2020 Geburten total 1 920 1 792 stationär 1 831 1 693 ambulant 89 99 Zwillinge 52 51 Drillinge 0 0 Mädchen 948 857 Knaben 972 935 Leistungsbericht 9
COVID-19: Aus dem Sprint ist ein Marathon geworden Am KSW als einem COVID-A-Spital wurden 2021 805 stationär 805 und ambulant 734 Patientinnen und Patienten mit COVID-19 behandelt. Die KSW-Mit- arbeitenden waren 2021 nebst der hohen Auslas- tung mit Non-COVID-Patientinnen und -Patien- Stationär behandelte Patientinnen und ten deshalb zusätzlich stark gefordert. Denn der Patienten mit COVID-19* Spitalbetrieb musste flexibel an die Erfordernisse 103 der Corona-Wellen angepasst werden. Das Pan- demiemanagement und das Langzeitkonzept, die das KSW 2020 entwickelt hatte, gaben auch 2021 Orientierung. Patientinnen und Patienten mit COVID-19 Je nach Bedarf wurde Personal von anderen auf der Intensivstation* Abteilungen auf die COVID-Station im Depar- 52 730 tement Medizin verschoben. Im Pflegebereich managte die bereichsübergreifende Pflegeka- derkonferenz die Einsätze. Schwieriger war die Umverteilung der Fachassistenzärztinnen und PCR-Tests COVID-19 -ärzte, da sie ihre Weiterbildung vollständig in ih- rem Fachbereich absolvieren müssten. Zusätzlich * Inklusive zugewiesene und verlegte Patientinnen und belastete die hohe Frequenz der Medienanfragen. Patienten mit COVID-19, die nicht in die Detailanalyse eingingen. Fast täglich und sehr kurzfristig wurden ausführ- liche Informationen eingefordert, was aufwendige Analysen nach sich zog. Hohe Belastung in Wellen über das ganze Jahr konnte ein grosser Teil der Patientinnen und Pati- Die Auslastung mit COVID-19-Patientinnen und enten ambulant versorgt werden. -Patienten war 2021 insbesondere während der zweiten Welle Anfang Jahr sehr hoch. Bis zu 50 Qualifiziertes Personal fehlte Patientinnen und Patienten am Tag mussten we- Auf der Intensivstation waren meist 14 der total 18 gen der Virusinfektion am KSW auf der COVID- zertifizierten Betten in Betrieb. Da Patientinnen Station oder der Intensivstation (IPS) behandelt und Patienten mit COVID-19 sehr pflegeintensiv werden. sind und zusätzliches qualifiziertes IPS-Personal Die Notfallstation, wo die Mehrheit der Pati- weder rekrutiert noch für temporäre Einsätze entinnen und Patienten mit COVID-19 aufgenom- gefunden werden konnte, musste der Betrieb teil- men wurde, wurde ebenfalls in Wellen stark be- weise auf 12 Betten beschränkt werden. Vor allem lastet. Zudem mussten vor allem in der zweiten Anfang und Ende Jahr mussten infolge der ange- Jahreshälfte immer wieder auch Non-COVID-Pa- spannten Situation Operationskapazitäten redu- tientinnen und -Patienten extern verlegt werden, ziert werden. was ebenfalls mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden war. Im Januar 2021 wurden auf der Strenges Schutzkonzept und hohe Impfrate Notfallstation 199 Patientinnen und Patienten mit beim Personal COVID-19 gesehen und 73 davon hospitalisiert. Am KSW waren Ende Jahr 84% der Mitarbei- Im März waren es etwas weniger, aber im April tenden vollständig gegen COVID-19 geimpft, 77% gab es wieder bis zu 10 Fälle pro Tag und entspre- auch geboostert. Die effektiven Zahlen dürften chend mehr Hospitalisationen. Von Juni bis Mitte höher sein, da die Bekanntgabe des Impfstatus August konsultierten nur noch wenige Patientin- freiwillig war. Basierend auf dem Schutzkonzept nen und Patienten den Notfall wegen COVID-19. des Kantons Zürich waren Besuche bei Patien- Danach stieg die Kurve wieder steil an. Im August tinnen und Patienten teils nur noch mit COVID- erreichte die Anzahl Notfallkonsultationen mit Zertifikat möglich und auf eine Person pro Tag täglich bis zu 15 Patientinnen und Patienten mit limitiert. Am Eingang wurden strenge Kontrollen COVID-19 einen neuen Höhepunkt. Die Situation durchgeführt. Die Patientinnen und Patienten beruhigte sich wieder, bis im Dezember die nächs- wurden beim Eintritt konsequent auf COVID-19 te Welle anrollte. Anders als zu Beginn des Jahres getestet, wenn kein aktueller PCR-Test vorlag. Leistungsbericht 11
Hospitalisationsrate Patientinnen un stationär und ambulant pro Woche 19. April Patientinnen und Patienten stationär Patientinnen und Patienten ambulant Öffnung von Terrassen etc., Veranstaltungen 31. Mai mit Einschrän- Öffnung von kungen wieder Restaurants möglich innen, grössere 1. März 18. Januar Gruppen erlaubt Öffnung von Verschärfung Läden, Museen, Massnahmen mit 24. April Sportanlagen Homeoffice-Pflicht, Beginn der etc. Schliessung von Frühlingsferien Läden mit Gütern für den nicht täglichen Bedarf, 26. Juni max. 5 Personen 33 Grossanlässe, 26 an privaten Treffen Arbeiten im 30 Büro wieder er- 23 22 laubt, weiterhin Maskenpflicht im Innern 26 14 22 17 22 14 16 15 15 18 13 18 18 18 11 10 17 11 14 6 6 13 3 12 12 12 10 9 9 8 8 7 7 7 7 3 6 6 6 5 4 3 2 2 2 1 2 1 KW 53 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 Patientinnen und Patienten mit COVID-19 auf der COVID-Station und der Intensivstation pro Tag 40 35 30 25 20 15 10 5 0 12 KSW Jahresbericht 2021
d Patienten mit COVID-19 6. Dezember erweiterte 23 Zertifikats-/ 13. September Maskenpflicht Zertifikatspflicht in Restaurants, Bars und Freizeit- 27 einrichtungen 28 20. Dezember 27 2G, 2G+, 19. Juli Homeoffice- Beginn der Pflicht Sommerferien 27 25 54 12 14 24 11. Oktober Beginn der 15 Herbstferien 41 23 38 38 37 34 33 9 31 20 11 29 24 23 9 10 7 18 11 16 5 5 13 12 10 4 10 9 5 3 8 6 3 6 6 5 1 4 3 2 2 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 COVID-Station Intensivstation Leistungsbericht 13
COVID-19 in Zahlen Anzahl Hospitalisierte Ein- und Austritte (COVID-Station und Insgesamt wurden 2021 am KSW 805 Patientin- Intensivstation) nen und Patienten mit SARS-CoV-2-Infekt hos- 94% der 725 Patientinnen und Patienten traten pitalisiert. Davon waren 14 Rehospitalisationen von zu Hause ein, gut 1% aus Alters-, Pflege- oder (1,7%). 51 Patientinnen und Patienten wurden im Krankenheimen; 5% wurden von einem anderen Departement Kinder- und Jugendmedizin, 9 in Spital, einer Reha oder der Psychiatrie zugewie- der Chirurgie sowie 6 im Departement Gynäkolo- sen. Nur 72% der Austretenden durften direkt gie und Geburtshilfe behandelt. Die meisten, näm- wieder nach Hause zurückkehren. 14% wurden in lich 725 Patientinnen und Patienten (92%), wur- eine stationäre Rehabilitation überwiesen, 5% in den auf der COVID-Station des Departements ein anderes Spital, 3% in ein Alters-, Pflege- oder Medizin oder im Zentrum für Intensivmedizin Krankenheim und 1% in die Psychiatrie. 5% der (ZIM) stationär behandelt. Patientinnen und Patienten verstarben. COVID-Station Departement Medizin oder Zentrum für Intensivmedizin 739 während der gesamten Dauer am KSW hospitalisiert 673 Verlegung von anderem Spital ans KSW oder vom KSW an anderes Spital während Hospitalisation 52 805 Rehospitalisationen 14 Departement Kinder- und Jugendmedizin 51 Hospitalisierte Departement Gynäkologie und Geburtshilfe 6 Departement Chirurgie 9 Grundlagen vertiefte Datenanalyse 2021 Für die vertiefte Analyse wurden nur die Daten derjenigen Patientinnen und Patienten herange- zogen, welche auf der COVID-Station der Inneren Medizin oder im ZIM für die gesamte Dauer stati- onär behandelt wurden. Nicht in die Detailanalyse einbezogen wurden die 14 rehospitalisierten sowie die 52 Patientinnen und Patienten, die entweder von einem anderen oder in ein anderes Spital verlegt worden waren (die meisten davon von der * Die Daten 2020 sind nicht mit den im oder auf die Intensivstation), da das KSW nicht Jahresbericht 2020 publizierten vergleich- über die Daten zum gesamten Verlauf der Hospi- bar, da dort Zahlen vom 1. März 2020 bis 31. Januar 2021 untersucht wurden und talisation verfügte. Nachfolgend werden deshalb auch von einem anderen oder in ein anderes nur die Daten von 673 Patientinnen und Patienten Spital verlegte Patientinnen und Patienten detailliert präsentiert (2020: 452)*. in die Analyse einbezogen waren. 14 KSW Jahresbericht 2021
COVID-19-Patientinnen und -Patienten Deutlich weniger Todesfälle jünger als im Vorjahr 2021 sind leider 35 Patientinnen und Patienten Im Durchschnitt waren die Patientinnen und Pati- im KSW verstorben; 3 weitere, die verstarben, enten, die wegen COVID-19 hospitalisiert werden waren zuvor dem KSW zugewiesen worden. Die mussten, deutlich jünger als im Jahr zuvor: 60,6 Sterblichkeit war 2021 mit 5,2% deutlich geringer Jahre 2021 versus 66,0 Jahre 2020. Im Spital be- als im Jahr zuvor, als sie bei 9,1% lag. Das Risiko, handeln lassen mussten sich 2021 hauptsächlich an COVID-19 zu sterben, war für Menschen über Personen im Alter zwischen 30 und 79 Jahren. 80 Jahre nach wie vor am höchsten. Bei den 65- Nur noch 15,0% der Hospitalisierten waren über bis 79-Jährigen nahm die Sterblichkeit im Jahr 80 Jahre alt, während es im letzten Jahr noch 2021 jedoch zu (9,0% versus 7,6% im Jahr zuvor). 23,7% gewesen waren. Doppelt oder dreifach Ge- Die Hälfte aller Verstorbenen (18) gehörte 2021 zu impfte waren besser geschützt als Menschen, die dieser Altersgruppe. 16 Verstorbene waren über erst einmal oder gar nicht geimpft waren. Laut 80 Jahre alt. In der Altersgruppe 50 bis 64 Jahre Statistik des Kantons Zürich waren rund 97% der verstarb 1 hospitalisierter Patient an COVID-19. über 80-Jährigen im Kanton bis Ende Jahr min- destens zweimal geimpft worden. Durchschnittsalter Sterblichkeit der COVID-19-Patienten und -Patienten gestorbe n 60,6 en ss n tla 35 gestor ben 8 en e 63 tla ss 2021 n 1 41 e 41 66,0 2020 5,2% 9,1% 200 2021 2020 190 29,7% 28,2% 152 22,6% 101 15% Männer 58% Frauen 42% 30 Insgesamt waren auch 2021 mehr Männer als Frauen wegen 4,5% COVID-19 hospitalisiert. Der Anteil hat sich gegenüber 2020 18–29 Jahre 30–49 50–64 65–79 >80 nicht signifikant verändert. Leistungsbericht 15
COVID-19 in Zahlen Therapie hat sich verändert Mehr und längere IPS-Hospitalisationen 2021 hat das KSW die spezialisierte respiratori- Entsprechend dem jüngeren Alter litten etwas sche Therapie, unterstützt durch die Physiothera- weniger Patientinnen und Patienten an relevan- pie und die Pneumologie, auf der COVID-Station ten weiteren Erkrankungen. Die Dauer der Hos- deutlich ausgebaut. Rund 38% der Patientinnen pitalisation von Nicht-IPS-Patientinnen und -Pa- und Patienten wurden mit einer CPAP-Therapie tienten blieb fast gleich (7,3 Tage 2021 versus 6,9 behandelt, einer nichtinvasiven Atemunterstüt- Tage 2020). Wegen des schweren Krankheitsver- zung mit leicht erhöhtem Luftdruck. 19% der Pa- laufs bei Ansteckungen mit den neuen Virusvari- tientinnen und Patienten erhielten eine Highflow- anten waren deutlich mehr IPS-Hospitalisationen Therapie. Davon wurden rund 61% ausschliesslich zu verzeichnen (12,2% versus 9,3%), dies auch mit auf der COVID-Station behandelt, was die IPS einer deutlich längeren Aufenthaltsdauer gesamt- entlastete. haft (28,9 Tage versus 22,4 Tage) und auf der IPS Das KSW hat als einer der ersten Anbieter (17,5 Tage versus 11,9 Tage). Die schweren Ver- eine interdisziplinäre Post-COVID-Sprechstun- läufe spiegeln sich auch im durchschnittlichen de mit Begleitforschung eingerichtet sowie eine Schweregrad (CMI). Dieser lag im Durchschnitt Post-COVID-Sprechstunde für unter 18-Jährige. 2021 bei 2,30 gegenüber 1,64 im Jahr 2020 (Medi- an 1,10 versus 0,99). Anteil IPS-Patientinnen und -Patienten Ø Aufenthaltsdauer alle Patientinnen und Patienten 8,4 Tage ten Nic tien ht- S-Pa IPS IP -P at i 2020 82 59 en 10,0 Tage 1 te n 2021 12,2% 28,9 Tage 11,4 Tage auf der Station 22,4 Tage 10,5 2021 Tage auf der Station 17,5 tienten S-Pa Nic Tage IP ht auf der -IP 42 IPS S- 4 Pa tie 10 11,9 nte Tage n 7,3 Tage auf der 6,9 Tage 9,3% IPS IPS- Nicht-IPS- IPS- Nicht-IPS- Patienten Patienten Patienten Patienten 2020 2021 2020 16 KSW Jahresbericht 2021
35 26 im Testzentrum am KSW KSW-Testzentrum und Labor 1 Das KSW hat 2021 total 52 730 PCR-Tests durch- geführt und im eigenen Institut für Labormedizin analysiert. In Spitzenzeiten fielen mehr als 500 52 730 6874 PCR-Tests pro Tag an. Um die Ergebnisse mög- bei internen Patienten stationär und ambulant lichst zeitnah bereitstellen zu können, hat das Institut für Labormedizin innovative Lösungen PCR-Tests entwickelt und die SARS-CoV-2-Diagnostik über alle Bereiche des Instituts breit abgestützt. Auch Antigen-Tests wurden am KSW ein- 8 bei externen Patienten gesetzt, zum Beispiel bei der Aufnahme von 23 6 asymptomatischen Patientinnen und Patienten. Im speziell für die Bevölkerung der Region auf- 4357 gebauten Testzentrum am KSW wurden jedoch beim Personal ausschliesslich PCR-Tests angeboten. KSW und Medbase: Gemeinsames Impfzen weder für Medbase noch für das KSW gelohnt. trum für die Region Die Gesundheitsdirektion hat, wie geplant, nur Mit der Ankündigung der COVID-19-Impfung die reinen Betriebskosten ohne Marge übernom- hatte die Gesundheitsdirektion des Kantons men. KSW und Medbase haben jedoch gezeigt, Zürich Ende 2020 die anspruchsvolle Aufga- dass durch eine partnerschaftliche Zusammenar- be, kurzfristig eine Infrastruktur und eine Be- beit eine rasche flächendeckende Versorgung der triebsorganisation zur Impfung der Bevölkerung Bevölkerung qualitativ gut und effizient erreicht bereitzustellen. KSW und Medbase hatten sich werden kann. Sie haben damit einen relevanten bereit erklärt, die Trägerschaft und die Vorfi- Beitrag zur Prävention schwerer COVID-19-Er- nanzierung des zweitgrössten Impfzentrums des krankungen im Grossraum Winterthur geleistet. Kantons zu übernehmen. Sie gründeten dazu eine gemeinsame Gesellschaft: die «Gesundheits- und Ausbau des Testangebots durch Medbase Impfzentrum WIN AG», ein Paradebeispiel für und KSW moderne Netzwerkmedizin. Um die grosse Nachfrage nach Tests bewältigen Medbase mit ihrer Kompetenz für den Betrieb zu können, betrieben KSW und Medbase zusam- von Praxen und Apotheken und das KSW mit sei- men ab November 2021 zusätzlich das Testzen- ner spezialärztlichen Kompetenz und dem Know- trum Winterthur-Töss. Total wurden bis Ende how zur Bereitstellung der Infrastruktur bauten Jahr 8339 Tests durchgeführt, davon 4417 Anti- zusammen in Winterthur innert kürzester Zeit gen-Schnelltests und 3922 PCR-Tests. ein Impfzentrum auf und betrieben es. Dazu wur- de eine ehemalige Produktionshalle der Firma Rieter in Winterthur-Töss umgenutzt. Rund 700 Mitarbeitende, die speziell für das Impfzentrum rekrutiert wurden, engagierten sich für eine effi- ziente Abwicklung. Die erfolgreiche Public-private-Partnership hat 2021 fast 250 000 Impfungen durchgeführt und damit rund 10% der Impfungen im Kanton Zürich abgewickelt. Im Spital selber hat das KSW keine Impfungen für die breite Bevölkerung an- geboten. Wirtschaftlich hat sich das Engagement Leistungsbericht 17
18 KSW Jahresbericht 2021
Digitalisierung: Neues Denken und Arbeiten Wenn von Digitalisierung die Rede ist, denken stimmt. Das KSW war in den vergangenen Jahren wohl viele reflexartig an IT und Software. Das ist agil und hat schnell auf Trends in Gesellschaft, zwar nicht falsch, reicht jedoch nicht tief genug. Politik und Gesundheitswesen reagiert. Diese Die Digitalisierung verlangt nichts anderes als Fähigkeit besitzt das KSW zwar nach wie vor. Im ein anderes Denken und Arbeiten. Deshalb hat Zeitalter der Digitalisierung steht es jedoch vor das KSW in seiner neuen Organisationsstruktur, neuen Herausforderungen. Stichworte sind mehr die ab Geschäftsjahr 2022 in Kraft ist, «Prozess- und immer ältere, multimorbide Patientinnen und gestaltung und Digitalisierung» (PGD) als einen Patienten, mehr Mitarbeitende und Abteilungen, mehr ambulante Behandlungen und kürzere Be- handlungszeiten. Diese Entwicklungen verlangen Auch in der digitalen Welt nach neuen Prozessen und Abläufen. steht der Mensch im Zentrum. Steine aus dem Patientenpfad räumen Wie fühlt sich die Patientin oder der Patient im KSW vom Empfang bis zum Austritt? Das ist eine von sechs Geschäftsleitungsbereichen bestimmt. der Fragen, die PGD in den Mittelpunkt stellt. Seine Digitalisierungsstrategie hat das KSW be- Heute ist das KSW sehr gut in der medizinischen reits 2020 festgelegt und ein Jahr später in einer Behandlung, brilliert jedoch noch nicht, wenn es Roadmap für die nächsten Jahre festgehalten. um den nicht medizinischen Patientenpfad geht. Die wichtigste Erkenntnis: Wir ändern uns heute, Beispiele dafür sind Prozesse für eine einfache weil wir als KSW zukunftssicher sein wollen. Anmeldung, aber auch komplexere Fragestellun- gen im Zusammenhang mit der Strategie «ambu- Ohne Digitalisierung geht es nicht lant vor stationär». Die Aufgabe von PGD wird es Man könnte jetzt einwenden, dass das Kantons- sein, die entsprechenden Prozesse zu optimieren spital Winterthur bereits in der Vergangenheit sowie, wo nötig, neue Prozesse zu kreieren und zu sehr erfolgreich unterwegs gewesen ist. Das implementieren. Ein Neubau voller IT Ein neues KIS für die Dokumentation Digitalisierte Rechnungsabwicklung Auch der Bereich PGD wurde 2021 Alle Schritte auf dem Patientenweg, Lediglich für die Software und die Inte- vom Neubau in Atem gehalten. Über die in der medizinischen Behandlung gration ins ERP-System Navision war das gesamte Jahr hinweg waren bis gemacht werden – egal ob Konsul- PGD im Projekt «Procure to pay» der zu siebzig Spezialistinnen und Spezi- tation, Behandlung, Operation oder Abteilungen Finanzen sowie Einkauf alisten damit beschäftigt, «didymos» Medikamentenabgabe –, müssen do- + Logistik verantwortlich. Dieses zeigt IT-mässig auszustatten. Gefragt waren kumentiert werden. Die Daten werden jedoch exemplarisch, wie eine kluge unter anderem die Netzwerk-Leute, die im Klinikinformationssystem (KIS) Digitalisierung Prozesse und Abläufe das gesamte Gebäude «verdrahten» abgelegt. Das bisherige System ist an vereinfachen und effizienter gestalten mussten. Darüber hinaus hat die IT sein Lebensende gekommen und wird kann, so dass Kapazitäten für ande- sämtliche Arbeitsplätze, Zimmer, Be- 2023 ersetzt. Das neue System KISIM re Aufgaben freigespielt werden. In handlungsräume und Operationssäle der Firma CISTEC hat sich bereits bei Zukunft werden sämtliche Rechnun- mit der nötigen digitalen Infrastruktur anderen Gesundheitseinrichtungen gen an das KSW von einem externen ausgerüstet. wie dem Universitätsspital Zürich Dienstleister gescannt und digital in bewährt. Am 1. April 2021 ist das Pro- die KSW-Systeme eingespeist, wo sie jekt in eine vorentscheidende Phase dann in einem Workflow elektronisch gestartet. Rund 5500 Seiten Anpas- weiterverarbeitet werden. sungen haben die PGD-Fachleute in die Detailspezifikation des zukünftigen Systems geschrieben; das hat eben- falls viele Ressourcen gebunden. Leistungsbericht 19
Qualität: Die Patientensicht im Fokus Die Qualität zu fördern und zu verbessern, ge- KSW eine Software implementiert, mit der defi- hört zur DNA des Kantonsspitals Winterthur. nierte Gruppen von Patientinnen und Patienten Ein gutes Instrument, um Patientenanforderun- zu behandlungsspezifischen Aspekten systema- gen kennenzulernen und die Betreuungsqualität tisch befragt werden können. Als erster Fachbe- zu verbessern, sind Befragungen. Es gibt zwei reich setzt die Klinik für Orthopädie und Trauma- Arten: PROM – Patient Reported Outcome Mea tologie die Software ein. Wird eine Patientin oder sures – und PREM – Patient Reported Experience ein Patient für einen Eingriff aufgeboten, wird Measures. PREM eruiert, wie zufrieden die Pa- automatisch ein Befragungszyklus ausgelöst. Die tientinnen und Patienten mit ihrem stationären Software versendet in der Folge vor und nach der Aufenthalt im KSW sind. PROM, wie sie ihren Intervention von selbst Fragebögen zum Gesund- Gesundheitszustand und ihre Lebensqualität vor heitszustand. Ende November 2021 hatte die neue und nach einem Eingriff selbst einschätzen. Software, die das KSW als erstes Spital in der Schweiz nutzt, den Praxistest bestanden. PROM: Befragung zum Gesundheitszustand Ziel der PROM-Erhebungen ist es, herausfinden, PREM: Befragung nach einem stationären wie es den Patientinnen und Patienten vor und Aufenthalt nach einer Behandlung geht. Für einzelne Ein- Die PREM-Befragung zielt darauf ab, in Erfah- griffe hat die Gesundheitsdirektion des Kantons rung zu bringen, wie zufrieden die Patientinnen Zürich solche Befragungen vorgeschrieben. Am und Patienten mit der pflegerischen und ärzt- Kantonsspital Winterthur gehen diese weit über lichen Betreuung auf der einen Seite und den die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Um sie Dienstleistungen, der Infrastruktur und den Pro- möglichst praktikabel zu handhaben, hat das zessen des KSW auf der anderen Seite sind. Die stationär behandelten Patientinnen und Patien- ten erhalten dazu eine Woche nach ihrem Austritt einen Fragebogen: heute noch per Post, zukünftig per E-Mail. Gleichzeitig kommt ein neuer Frage- Nach wie vor hohe Patientenzufriedenheit bogen zum Einsatz, der sich bereits in anderen Die Gesamtzufriedenheit der Patientinnen und Spitälern bewährt hat. Das erlaubt dem KSW Patienten war trotz Einschränkungen durch künftig, die eigene Qualität mit derjenigen von an- die Corona-Pandemie nach wie vor hoch (3,65 deren Spitälern zu vergleichen. von maximal 4 Punkten). Dies widerspiegelt das ausserordentliche Engagement der KSW- Zertifikate wirken nach innen und nach Mitarbeitenden, aber auch das Verständnis der aussen Patientinnen und Patienten für die Umstände in Zertifikate sind ein Nachweis, dass Behandlungen diesem anspruchsvollen Jahr. höchste Qualitätskriterien erfüllen. Sie stärken so- Die Behandlungsqualität wird mit durchschnitt- mit das Vertrauen der Patientinnen und Patienten lich 3,77 Punkten praktisch gleich bewertet wie in die Institution. Gleichzeitig bestätigen sie das vor der Pandemie (2019: 3,75 Punkte). Gut 97% medizinische Personal in seiner Arbeit. Zertifikate der Patientinnen und Patienten würden das KSW erlauben es zudem, fachspezifische Zentren zu bil- Familie und Freunden weiterempfehlen. den, die die Kompetenzen aus unterschiedlichen Eine hohe Zufriedenheit zeigt sich auch in Bezug Disziplinen und Fachbereichen bündeln. 2021 ist auf die Fähigkeit der Mitarbeitenden, auf die das Departement für Kinder- und Jugendmedizin Befürchtungen und Ängste der Patientinnen und als Pädiatrisches Adipositas-Referenzzentrum an- Patienten einzugehen (3,68 Punkte). Obwohl die erkannt worden. Die Deutsche Krebsgesellschaft zusätzlichen Herausforderungen, die sich auf- (DKG) zertifizierte ihrerseits die beiden Organ- grund der Corona-Pandemie stellten, zu spüren zentren für Lungentumoren und für Speiseröh- waren, haben sich die Patientinnen und Patienten rentumoren. Als erste Institution der Schweiz hat in Krisen- wie Notfallsituationen sehr gut betreut das KSW darüber hinaus das IASIOS-Zertifikat gefühlt (Notfall: 2020: 3,40; 2021: 3,58 Punkte; (International Accreditation System for Interven- Intensivstation: 2020: 3,40, 2021: 3,70 Punkte). tional Oncology Services) erhalten. Dem Institut 38% aller Patientinnen und Patienten nahmen für Radiologie und Nuklearmedizin wird damit at- 2021 an der Zufriedenheitsumfrage teil. testiert, dass es über besondere Expertise in der lokalen Bekämpfung von Tumoren verfügt. 20 KSW Jahresbericht 2021
Forschung: Engagiert und erfolgreich Das Kantonsspital Winterthur forscht schon Stipendium der Universität Zürich dank seit Jahren engagiert und erfolgreich, hat jedoch innovativer Forschung keinen offiziellen Forschungsauftrag. Die For- Mit ihrem innovativen Forschungsprojekt «Esti- schungstätigkeit hängt deshalb, so wichtig sie so- mating Time to Deterioration Using Artificial In- wohl für das Spital wie auch für Patientinnen und telligence to Avoid Overtreatment of Patients with Patienten ist, primär von der intrinsischen Moti- Brain Metastases during the End of Life Phase» vation der jeweiligen Mitarbeitenden ab, in ihrer hat die Stellvertretende Oberärztin am Institut Freizeit zu forschen, und von ihrem Geschick, für Radio-Onkologie, Christina Schröder, ein Sti- die Finanzierung selbst in die Hand zu nehmen. pendium des Laufbahnförderprogramms «Filling Ab 2022 kann das KSW kleinere Projekte und the Gap» der Universität Zürich gewonnen. Sie solche aus Gebieten, die sonst kaum Zugang zu wertet unter anderem die klinischen und radiolo- Fördermitteln erhalten, finanziell unterstützen. gischen Daten von rund 650 Tumorpatientinnen Grössere Studien sind dagegen nur möglich, wenn und -patienten aus, die zwischen 2010 und 2020 Dritte wie die pharmazeutische Industrie, Ver- am KSW behandelt worden sind. Ziel von «Filling bände, Stiftungen oder der Nationalfonds Gelder the Gap» ist es, in der universitären Medizin mit- sprechen. tel- und längerfristig die Anzahl Professorinnen zu erhöhen und leitende Positionen vermehrt mit 35 Studien von klein und fein bis ganz gross Frauen zu besetzen. Begleitet wird die Forschungstätigkeit am KSW von der Forschungskommission. Sie gewährleis- tet, dass die Studien den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Die Studienverantwortlichen tragen alle bewilligten Projekte ins KSW-Studienregister ein. Im Berichtsjahr sind am KSW 35 neue Studi- KSW-Professor zum Präsidenten der en lanciert worden – von der fokussierten Studie wichtigsten Schweizer Organisation in der mit wenigen Probandinnen und Probanden bis klinischen Krebsforschung gewählt zum Grossprojekt mit mehreren tausend Teilneh- An ihrer Mitgliederversammlung 2021 hat menden. Die 2020 ins Leben gerufene CovidSurg die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) Prof. Dr. med. Miklos Pless für die nächsten drei Jahre zu ihrem Präsidenten gewählt. Die SAKK ist die wichtigste Im Berichtsjahr sind Organisation in der klinischen Krebsforschung am KSW 35 neue Studien in der Schweiz und geniesst international ein hohes Ansehen. Professor Pless ist Chefarzt der lanciert worden. Medizinischen Onkologie am Kantonsspital Win- terthur, Leiter des Tumorzentrums Winterthur und seit zehn Jahren Mitglied der Forschungs- kommission des KSW. Collaborative, an der sich auch das KSW beteiligt, blieb 2021 aktiv und erweiterte ihr Netzwerk in der ganzen Schweiz. Die Initiative untersucht, welchen Einfluss die Pandemie auf Patientinnen und Patienten hat, die sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen müssen. Unerlässlich ist die Forschungstätigkeit, wenn es darum geht, ein Tu- morzentrum zertifizieren zu lassen. Um die ent- sprechenden Qualitätskriterien zu erfüllen, muss die Klinik nachweisen, dass sie in ihrem Fachge- biet aktiv forscht. Im Berichtsjahr gelang das den beiden Organzentren für Lungentumoren sowie für Speiseröhrentumoren. Leistungsbericht 21
Infrastruktur: Zwei Meilensteine erreicht Das Kantonsspital Winterthur erreichte 2021 in Um die neue Infrastruktur effizient nutzen zu seinen Infrastrukturprojekten zwei Meilensteine: können, haben die Mitarbeiterinnen und Mitar- Der Neubau «didymos» wurde fertiggestellt und beiter, die im Neubau tätig sein werden, die neuen der Kantonsrat sagte Ja zum Masterplan 2030+, Abläufe und Prozesse detailliert geplant. Nicht der wegweisend für die weitere Zukunft ist. Mit nur auf dem Papier, sondern auch in praxisnahen dem markanten, nach Minergie-P-ECO zertifi- Übungen. Komplette Teams von Ärztinnen und zierten Neubau mit mehr als 200 Betten, 7 Ope- Ärzten, Anästhesistinnen und Anästhesisten, rationssälen und fast 100 Behandlungsräumen Pflege- und Hilfspersonen sowie Therapeutinnen stellt das KSW eine zukunftweisende und quali- und Therapeuten spielten jedes denkbare Szena- tativ hochwertige Gesundheitsversorgung für die rio nach einem detaillierten Drehbuch durch. Je- Region Winterthur mit ihren rund 250’000 Ein- der Handgriff musste sitzen, damit im Ernstfall wohnerinnen und Einwohnern sicher. keine kostbare Zeit verloren geht. Das ist umso wichtiger, als im Neubau nicht nur Gebäudehül- Gesundheitsversorgung für die nächsten le und Einrichtungen neu sind, sondern auch die fünfzig Jahre Behandlungsprozesse. Die Sprechstundenland- Ende Oktober 2021 war es so weit: Die wichtigsten schaften sind zum Beispiel so gestaltet worden, Mängel waren beseitigt, die Räumlichkeiten fertig dass dort kleine Eingriffe ambulant vorgenommen ausgebaut und die Medizintechnik, die neu zuge- werden können. Neue Abläufe verlangen auch kauft werden musste, installiert. Nach einer über die im KSW bislang ungewohnten Open-Space- zehnjährigen Planungs-, Bewilligungs- und Bau- Arbeitswelten. Sie sollen zu einem besseren Aus- zeit sowie der Bremswirkung der Corona-Pande- tausch zwischen den Fachpersonen beitragen und mie war das alles andere als eine Selbstverständ- die interprofessionelle Zusammenarbeit fördern. lichkeit. Mit der Fertigstellung war klar, dass der Neubau zeitlich und kostenmässig im vereinbar- Der Kantonsrat stimmt dem Masterplan ten Rahmen in Betrieb genommen werden kann. 2030+ zu Parallel dazu bereiteten Spezialistinnen und Spe- Das KSW hat seinen Neubau am 8. Februar 2022 zialisten aus Technik, Sicherheit, Einkauf, Logis- offiziell in Betrieb genommen. Nun steht die tik, Services, Versorgung, ICT, Medizin und Pflege Schadstoffsanierung des Hochhauses an, bevor es in unzähligen Stunden die Inbetriebnahme und komplett rückgebaut wird. Die raumplanerische den Umzug akribisch vor. Entwicklung des KSW geht allerdings bereits weit Auf dem Neubau Die luftige Eingangs- prangt das aufgefrisch- halle bereitet einen te Logo des KSW. freundlichen Empfang. 22 KSW Jahresbericht 2021
Vision: Zielbild zum baulichen darüber hinaus und ist im Masterplan 2030+ fest- Masterplan von der Stadt Winterthur und den Masterplan gehalten. Dieser umfasst auch Teile des heutigen kantonalen Ämtern auf seine Umweltverträglich- 2030+, Archipel Haldengut-Areals, die der Kanton vor gut zehn keit hin geprüft. Generalplanung AG, Bern Jahren treuhänderisch für die Nutzung durch das KSW erworben hat. Der Masterplan legt unter Neue OP-Räume für ambulante Eingriffe anderem fest, dass auf diesem Areal, das heute in Neben dem Neubau und dem Masterplan gab es der Industriezone liegt, künftig nur eine öffentli- 2021 weitere wichtige Infrastrukturprojekte. Ganz che, gesundheitsspezifische Nutzung zulässig ist. zuvorderst das neue Operationszentrum für am- Grundprinzipien für die weitere Planung sind die bulante Eingriffe. Der rund 2,5 Millionen Franken Verdichtung nach innen mit einem neuen Hoch- teure Umbau wurde in der rekordverdächtigen haus – schätzungsweise in zwanzig Jahren –, eine Zeit von weniger als einem Jahr realisiert. In den kompakte Bauweise, viel Grünraum und eine bes- vorerst drei Operationsräumen mit schlanker In- sere Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Die frastruktur und kurzen Wegen können kleinere Weiterentwicklung des Masterplans liegt nicht al- Eingriffe effizient durchgeführt werden. Das ent- lein in den Händen des KSW. Den Rahmen geben lastet nicht zuletzt die grossen Operationssäle, der kantonale Richtplan, die Stadtplanung sowie die für komplexere Eingriffe benötigt werden. Das die Bedürfnisse der Umwelt und des Quartiers ambulante OP-Zentrum ist direkt mit der Tages- mit vor. Im Masterplan enthalten ist bereits die klinik verbunden, die insgesamt 18 Betten umfasst. Idee, eine Brücke über die Geleise zum Bahnhof Die Patientinnen und Patienten können dadurch und zu den angrenzenden Quartieren zu bauen. bedürfnisgerecht betreut werden. Das neue OP- Der Kantonsrat hat an seiner Sitzung vom 25. Ok- Zentrum ist Teil der Strategie «ambulant vor sta- tober 2021 den Richtplaneintrag genehmigt und tionär», mit der die Wirtschaftlichkeit bestimmter damit einen Meilenstein gesetzt. Zurzeit wird der operativer Eingriffe verbessert werden soll. Die komfortablen Pati- Der Hybrid-Operations entenzimmer tragen zur saal ermöglicht schonen- Genesung bei. dere Eingriffe. Leistungsbericht 23
3 PERSONAL EIN BEWEGENDES JAHR MITARBEITENDE IN ZAHLEN AUS- UND WEITERBILDUNG 24 KSW Jahresbericht 2021
Ein bewegendes Jahr Veränderungen und die Notwendigkeit, agil zu Die Berufsgruppen Arzt/Ärztin, Pflege, Pflege- sein, haben die Kultur am KSW in den letzten technik und Medizintechnik wuchsen um je 3% zwei Jahren besonders stark geprägt. Waren die und beanspruchten 62 der neuen Vollzeitstellen. laufend notwendigen Anpassungen an die Corona- Die Berufsgruppen Verwaltung, Ökonomie und Wellen 2020 noch ungewohnt, sind sie 2021 fast Technik legten mit 40 Vollzeitstellen um 5 bis 10% schon selbstverständlich geworden. Die Pande- zu, was die hohe Auslastung und den Nachholbe- mie hat den Zusammenhalt über Bereiche und darf auch in diesen Bereichen zeigt. Von den total Professionen hinweg gestärkt. Das zeigen auch 102 Stellen wurden 15 allein für die COVID-Sta die Ergebnisse der Mitarbeitenden-Umfrage auf tion und 8 für das KSW-Testzentrum bewilligt. der nächsten Seite. Im 2020 neu geschaffenen Bereich «Pro- Dass die Mitarbeitenden das KSW gern als zessgestaltung und Digitalisierung» wurden gute Arbeitgeberin weiterempfehlen, trug we- Mitarbeitende zusammengezogen, die vorher in sentlich dazu bei, dass die meisten offenen Stellen anderen Bereichen angestellt waren, und neue letztes Jahr durch qualifiziertes Personal besetzt Mitarbeitende eingestellt. Ihre Aufgabe ist es, werden konnten. Sehr schwierig bis unmöglich die Digitalisierungsfähigkeit zu stärken und ICT- war jedoch die Rekrutierung von spezialisiertem Grossprojekte wie den Aufbau des neuen Klinik- Personal mit abgeschlossener Ausbildung für die informationssystems zu meistern. Intensivstation und das Notfallzentrum. Das In- teresse an Ausbildungsplätzen war zwar gross, Teilzeitstellen gefragt doch fehlte teilweise die Kapazität auf den Sta- Die Vollzeitstellen verteilten sich 2021 auf 3542 tionen, um mehr Fachkräfte als ursprünglich ge- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das sind 122 plant auszubilden. mehr als 2021. 54% arbeiteten Teilzeit, das sind 3% mehr als vor zwei Jahren. Als Teilzeit gilt ein Zeitintensive Aufgaben erforderten mehr Beschäftigungsgrad von weniger als 90%. Wegen Personal des grossen Bedürfnisses nach Teilzeitbeschäfti- Um die zahlreichen Herausforderungen in den gung wird bei der Ausschreibung von neuen Stel- unterschiedlichen Bereichen zu bewältigen, schuf len für das Pensum eine bestimmte Bandbreite das KSW 2021 insgesamt 102 neue Vollzeitstellen. angegeben. Entwicklung Vollzeitstellen / Mitarbeitende über 3 Jahre inkl. Nebenbetriebe*, ohne Lernende, Praktikanten, Dozierende, Experten, Sitzwachen und Externe 3542 3420 3294 2624 2465 2522 * Nebenbetriebe: Studienfonds, Kindertagesstätte La Luna, Rettungsdienst 2019 2020 2021 2019 2020 2021 Vollzeitstellen Mitarbeitende Personal 25
Mitarbeitende in Zahlen Mehr Frauen auch in Arztberufen Lohngleichheit für beide Geschlechter Am KSW arbeiteten auch 2021 dreimal so viele Neben fortschrittlichen Arbeitsmodellen sind Frauen wie Männer. Auf der obersten Hierar- für das KSW auch faire Löhne erklärtes Ziel. chiestufe in der Ärzteschaft waren nach wie vor Mit einer vom Bund anerkannten Methode wur- mehr Männer als Frauen tätig. Bei den Ober- und de untersucht, ob es am KSW Lohnunterschiede Assistenzärztinnen und -ärzten waren jedoch die zwischen den Geschlechtern gibt. Die Resultate Frauen mit einem Anteil von 61% respektive 59% zeigen, dass Männer am KSW durchschnittlich in der Mehrzahl. 28,5% mehr verdienen als Frauen. 24,7% können erklärt werden durch arbeitsplatzbezogene oder persönliche Unterschiede wie zum Beispiel hier- archische Stellung im Betrieb oder Ausbildungs- niveau. Die Differenz von 3,8% kann nicht syste- misch erklärt werden, ausser bei den ärztlichen Honoraren. In diesem Bereich kann eine system- bedingte Ungleichbehandlung nachgewiesen wer- den, wobei das Honorargesetz die Verteilung der Berufsgruppen und Geschlecht der Mitarbeitenden* Honorare vorgibt und nicht das KSW. Insgesamt liegt die Differenz aber trotzdem unter der vom Bund vorgegebenen Toleranzschwelle von 5%, die nicht signifikant überschritten werden sollte. 1004 Männer 26% 21,1% er 30 Jahre Frauen 74% unt 507 0+ 6 378 2% 6, 230 181 157 143 133 104 111 91 88 89 68 77 52 56 38 25 10 Chefärzte / Oberärzte Assistenz- Pflege Pflegetechnik Medizintechnik, Rettungsdienst Verwaltung Ökonomie Technik Leitende Ärzte ärzte Therapien und Beratung 26 KSW Jahresbericht 2021
Guter Mix von Jung und Alt Überzeit vor allem bei Pflege auf IPS Am KSW ist die Altersverteilung ausgewogen. Die Gleitzeitsaldi der Mitarbeitenden am KSW Mit 29,4% aller Mitarbeitenden waren die 30- bis haben sich trotz ausserordentlicher Belastung 39-Jährigen 2021 am stärksten vertreten. Mit- durch die Corona-Pandemie im Vergleich zum arbeitende ab 50 mit langjähriger Erfahrung Vor-Corona-Jahr 2019 insgesamt kaum verän- machten einen Anteil von total 27% aus. Der dert. Deutlich mehr Überzeit leistete jedoch die Nachwuchs rückt nach: Unter 30 Jahre alt war im Berufsgruppe Pflege auf der Intensivstation. Dort Berichtsjahr mit 21,1% der Belegschaft rund 1% fielen zudem die Ausfälle wegen Krankheit im mehr als im Vorjahr – Auszubildende und Prakti- Vergleich zu 2019 höher aus. Auch Mitarbeitende kanten nicht eingerechnet. in der Verwaltung, in den Bereichen Bau, Technik und Sicherheit wie auch Prozesse und Digitalisie- rung waren wegen diverser Grossprojekte über- durchschnittlich stark ausgelastet. Fluktuation auf fast unverändertem Niveau Alter der Mitarbeitenden* Die Fluktuation lag 2021 insgesamt im Rahmen der Jahre vor Corona. Höher war sie 2021 vor allem bei Mitarbeitenden während des ersten 29,4% Anstellungsjahres beim KSW in den von Corona betroffenen Bereichen. Dass 2020 sogar weniger Mitarbeitende als in anderen Jahren gekündigt hatten, zeugt vom grossen Engagement in der 39 Jahre 30– Krisenzeit. Zufriedenheit der Mitarbeitenden 2021 weiterhin hoch Im Vergleich mit elf ähnlich grossen Akutspitälern in der Schweiz haben die Mitarbeitenden dem 40–49 Jahre 22,4% KSW auch 2021 sehr gute Noten erteilt. Mehr als 54% des Personals haben an der Mitarbeitenden- Umfrage teilgenommen. Diese führt eine unab- hängige Firma alle drei Jahre durch. Überdurchschnittlich gut schnitt das KSW bei Fragen zur interdisziplinären Zusammenar- beit, zur Führung und zum Ruf ab. Die Führung schwang unter anderem mit guten Bewertungen von Information, fachlicher Kompetenz, Fehler- kultur oder Kritikfähigkeit obenaus und verbes- serte sich gegenüber 2018 weiter. Die Mitarbei- 50–59 Jahre tenden empfehlen das Spital als Arbeitgeber wie auch für eine Behandlung gern weiter. Etwas weniger gut schnitt das KSW bei Themen wie Per- sonalanlässe, Gesundheitsförderung, Parkplätze, 20,8% Ferien oder Lohn ab. Die Spitalleitung und die Leitungen der Depar- temente, Institute und Dienste haben sich Ende Jahr vertieft mit den Ergebnissen und Kommen- taren auseinandergesetzt. Ziel ist, im eigenen * Total Mitarbeitende (Anzahl Personen) Bereich Massnahmen zu entwickeln und zu KSW inkl. Nebenbetriebe, ohne Lernende, etablieren. Praktikanten, Dozierende, Experten, Sitzwachen und Externe Personal 27
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Aus- und Weiterbildung: Eine Herzensangelegenheit Das Kantonsspital Winterthur gehört zu den des Kantons Zürich dieser schwierigen Situation grössten Ausbildungsbetrieben im Gesundheits- Rechnung getragen und Anfang 2022 entschie- wesen des Kantons Zürich. Die Aus- und Weiter- den, die Weiterbildungskosten der Nachdiplom- bildung ist zwar vom Gesetzgeber vorgeschrieben, studiengänge Intensiv- und Notfallpflege, die in beim KSW jedoch auch eine Herzensangelegen- den Jahren 2022 bis 2024 beginnen, zu subventio- heit. Insgesamt bot das KSW im Berichtsjahr nieren. Das KSW wird davon ebenfalls profitieren. 673 vor allem jungen Frauen und Männern die www.ksw.ch/ausbildung Möglichkeit, sich im Gesundheitswesen aus- oder weiterzubilden: 142 in der Erstausbildung – vor allem in der Pflege, aber auch in Verwaltung und Ökonomie –, 237 auf Stufe Fachhochschule und Höhere Fachschule sowie 268 Assistenzärztinnen und -ärzten, die sich ihren Facharzttitel verdie- SAMW-Award «Interprofessionalität 2021» nen wollen. Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) hat das Kantonsspital Zu wenig Fachkräfte in IPS und Notfall Winterthur und das Universitätsspital Zürich Einen besonderen Ausbildungseffort verlangte (USZ) für ihr ZIPAS-Programm mit dem SAMW- im Berichtsjahr die Personalsituation im Zen Award «Interprofessionalität 2021» ausgezeich- trum für Intensivmedizin und im Notfallzentrum. net. ZIPAS steht für Zürcher Interprofessionelle Die Ausfälle wegen der COVID-19-Pandemie – vor Klinische Ausbildungsstation und ermöglicht Ler- allem infolge von Infektionen bei Mitarbeitenden nenden wie auch Studierenden aus unterschied- und ihren Familienangehörigen – machten sich in lichen Professionen und Bildungsstufen, Patien- diesen spezialisierten und personalintensiven Be- tinnen und Patienten gemeinsam zu betreuen. Die reichen besonders stark bemerkbar. Unter diesen Auszubildenden werden im interprofessionellen erschwerten Bedingungen war es äusserst her- Setting angeleitet, ohne dass ihnen Lösungswege ausfordernd, die Mitarbeitenden in Weiterbildung vorgegeben werden. Die Zusammenarbeit über adäquat zu betreuen. Gleichzeitig war und ist der Fachgrenzen hinweg wird angesichts zunehmen- Markt für IPS- und Notfall-Pflegekräfte ausge- der chronischer Krankheiten und stetig komplexer trocknet. Dass in Zukunft zusätzliches Fachper- werdender Behandlungsmethoden immer wich- sonal nötig ist und ausgebildet werden muss, tiger. Das USZ und das KSW sind bisher schweiz- wurde augenfällig. Das KSW hat in dieser Situa- weit die einzigen Spitäler, die diesen innovativen tion verschiedene kreative Personalbeschaffungs- Ansatz in ihren Normalbetrieb integriert haben. möglichkeiten diskutiert und getestet. Ohne nam- www.zipas.ch / www.samw.ch haften Erfolg. Inzwischen hat der Regierungsrat Anzahl Auszubildende / Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung (HC) 2021 2020 Assistenzärztin/-arzt 268 250 Unterassistenz 35 32 Pflege 272 294 Pflegetechnik 20 21 MTTB 40 43 Verwaltung 18 16 Ökonomie 18 17 Technik 2 2 Total Auszubildende 673 675 Personal 29
3 FINANZBERICHT MANAGEMENT SUMMARY ERFOLGSRECHNUNG 30 KSW Jahresbericht 2021
KSW mit erfreulich gutem Jahresergebnis Finanziell wirkte sich die Corona-Pandemie 2021 Green Bond für nachhaltigen Neubau weniger stark aus als im Vorjahr, schlug aber mit Um die Schlusszahlung des Minergie-P-ECO- rund 7 Mio. CHF Ertragsausfällen und Zusatzkos- Neubaus zu finanzieren, ist das KSW im Herbst ten negativ zu Buche. Trotzdem erzielte das KSW 2021 zum zweiten Mal am Kapitalmarkt in Er- im Jahr 2021 mit 20 Mio. CHF Gewinn ein gutes scheinung getreten. Dabei hat das KSW als erstes Jahresergebnis. Dies auch dank mehrerer Son- Spital in der Schweiz einen Green Bond am Kapi- dereffekte in der Höhe von 7,3 Mio. CHF. Ein Teil talmarkt platziert. Dank des hervorragenden Ra- des guten Jahresergebnisses des KSW ist auf die tings von AA+ und der grossen Nachfrage nach Verschiebung von Ausgaben zurückzuführen, die nachhaltigen Anlagen konnte die Anleihe über im Jahr 2022 anfallen werden statt im Jahr 2021. 100 Mio. CHF mit einer Laufzeit von vier Jahren Insgesamt stieg der Aufwand um 3,2%, nämlich zur niedrigsten Verzinsung platziert werden, die von 535,2 auf 552,3 Mio. CHF, während die Erträge ein Spital in der Schweiz je erhalten hat. um 6,6% von 536,9 auf 572,3 Mio. CHF zunahmen. Der Personalaufwand hat 2021 um 2,7% zugenom- men. Gründe dafür waren der Aufbau von über 100 Stellen und ein coronabedingter zusätzlicher Personalaufwand für Überzeitentschädigungen, werden. Die dadurch erlittenen Ertragsausfälle nicht bezogene Ferien und Corona-Prämien. wurden jedoch durch die Erträge aus den Behand- Im stationären Bereich stieg der Ertrag um lungen von COVID-19-Patientinnen und -Patien- 5,8% von 321,3 auf 339,8 Mio. CHF. Der Ertrag aus ten grösstenteils kompensiert. Entsprechend be- dem ambulanten Bereich konnte mit 10,1% noch grenzte sich der Ertragsausfall auf 0,5 Mio. CHF. deutlicher gesteigert werden: von 172,7 auf 190,2 Mio. CHF. Die starke Zunahme der Erträge im Gesteigerte EBITDA-Marge und gestärkte Jahr 2021 ist allerdings vor dem Hintergrund der Eigenkapitalbasis Die EBIT-Marge (Betriebsgewinn vor Zinsen) stieg von 0,1% im Jahr 2020 auf 3,2% und die EBITDAR-Marge (Betriebsergebnis vor Mieten, Investitionen müssen Abschreibungen und Zinsen) von 6,6% auf 7,9%. Die EBITDAR- und EBITDA-Margen 2021 sind auch in Zukunft möglich sein. wesentlich beeinflusst durch nicht aktivierte Erstausstattungen im Neubau von 7,6 Mio. CHF, was beide Margen um je rund 1,3% senkt. Ohne pandemiebedingt niedrigen Patientenzahlen 2020 diese nicht aktivierten Investitionen läge die zu sehen. Im Vergleich zu 2019 sind die durch- EBITDA-Marge trotz Corona-Pandemie bei 8,8% schnittlichen jährlichen Wachstumsraten deutlich statt bei 7,5% (2020: 6,2%). geringer: 0,7% stationär und 5,3% ambulant. Wie bereits für 2020 beantragt der Spitalrat Weil die OPS-Kapazitäten im Januar und Fe- auch für 2021, den Jahresgewinn dem Eigenkapi- bruar wegen Corona reduziert werden mussten, tal des KSW zuzuweisen, damit das KSW in den verzeichnete das KSW, verglichen mit demselben nächsten Jahren wesentliche zusätzliche Belas- Zeitraum vor der Pandemie (2019), im stationären tungen tragen kann. Das Eigenkapital erhöht sich Bereich einen Ertragsausfall von 5,8 Mio. CHF. somit per 31. Dezember 2021 von 387 Mio. CHF auf Erst in den Sommermonaten konnte das KSW ei- 407 Mio. CHF. Die Eigenkapitalquote beträgt per nige aufgeschobene Behandlungen nachholen. Da- 31. Dezember 2021 57,5%. mit dies möglich wurde, verzichtete das Personal Eine Eigenkapitalquote von über 50% erlaubt teilweise auf Sommerferien oder verkürzte sie. dem KSW, grössere Investitionen selber zu tra- Dank dieses ausserordentlichen Einsatzes gelang gen und auch ein finanziell schwierigeres Jahr es, im Juli und August über 7% mehr Patientinnen zu verkraften. In den zehn Jahren der neuen Spi- und Patienten als 2019 stationär zu behandeln und talfinanzierung hat das KSW einen Gewinn von einen Mehrertrag von 3,2 Mio. CHF zu erzielen. insgesamt über 200 Mio. CHF erwirtschaftet. Es Während der fünften Welle von November war deshalb in der Lage, das vom Kanton gewähr- bis Ende Jahr musste das KSW den Spitalbe- te Darlehen für das dem KSW übergebene Spital- trieb wiederum erheblich umstellen: Über 200 gebäude sofort abzulösen und die Baurechnungen Non-COVID-Patienten konnten nicht behandelt der ersten Etappe des Neubaus zu bezahlen. Finanzen 31
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