JAHRES-BERICHT 2021 release - to release = "loslassen", "freigeben", "herausgeben"
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Durch Veränderungen bei der Infektionslage kann es zu Abweichungen bei den angegebenen Zeiten kommen. Bitte informieren Sie sich auch auf unserer Homepage: www.release-stuttgart.de releasemitte release U21 Senefelderstr. 51 Villastr. 11 Villastr. 11 70176 Stuttgart 70190 Stuttgart 70190 Stuttgart release-mitte@release-stuttgart.de release-u21@release-stuttgart.de www.take-stuttgart.de Fax 0711 – 26 84 32–31 Fax 0711 – 60 17 37–31 0711 – 26 84 32 – 60 17 37 – 60 17 37 – LEITUNG LEITUNG LEITUNG Jasmin Schlehner 33 Philipp Weber 33 Philipp Weber 33 VERWALTUNG: Irina Dora 30 VERWALTUNG: Faruk Özkan 34 Evi Schneider 30 mobil: Franziska Deters 35 Paula Marinovic 32 Juliane Blanck Julia Hoffmann 34 0160 / 97270888 Anja Völker 36 Sebastian Repsch 37 Maren Pletat 36 Maren Pletat 0175 / 5678166 Lisa Schulz 40 André Kuhn 37 Nicole Lassman Nicole Lassman 38 0151 / 16815619 Maximilian Kiefer 39 Praktikant 41 Release Realtime ist ein Beratungs- Release Netzpause ist ein Beratungs- und Präventionsangebot zum Thema und Präventionsangebot zum Thema Mediengebrauch von Release Mitte. Mediengebrauch von Release U21 Mo: 9 – 12 13 – 16 Mo: 9 – 12 13 – 17 Di: 9 – 12 13 – 16 Di: 13 – 17 Mi: 13 – 16 Mi: 9 – 12 Do: 9 – 12 13 – 16 Do: 13 – 17 Fr: 9 – 12 Offene Sprechstunde: Offene Sprechstunde: Mi. 15:30 – 16:30 Do. 14 – 16:30
GESCHÄFTSFÜHRENDER VORSTAND: BERND KLENK Villastr. 11 70190 Stuttgart Tel. 0711 – 60 17 37-35 klenk@release-stuttgart.de releasedirekt Rieckestr. 15 Kriegsbergstr. 40 70190 Stuttgart 70174 Stuttgart tagwerk@tagwerk-stuttgart.de release-direkt@release-stuttgart.de Fax 0711 – 26 26 790 Fax 0711 – 65 86 45–20 26 26 774 65 86 45 – LEITUNG LEITUNG Dr. Andrea Ackermann-Siegle Uwe Collmar 16 Mobil 0176 / 64615711 VERWALTUNG: Silvia Allgaier 23 RELEASE MITARBEITENDE Leyla Yilmaz 10 Michael Hörner Rebecca Schell 13 Lisa Klement Franziska Rauscher 14 Christine Scherb Sabrina Peignard 15 CARITAS MITARBEITENDE Nadine Genius 17 Farid Hässelbarth Jonathan Ries 18 Stefan Raschinsky Julia Dominke 22 Ulrike Schwarzer Christine Scherb 24 Dennis Segreto Indra Seigerschmidt 25 VERWALTUNG: Annika Kurz 26 Saskia Hoffman-Halaidopulos Timo Grau 27 Café SUB 10 STAR-Büro 19 Mo – Do: 8 – 12 Café SUB 13 – 16 Kriegsbergstr. 40 Fr: 8 – 12 Tel.: 0711 – 65 86 45-10 Öffnungszeiten: Mo – Fr: 7:45 – 13 Mo – Do: 16:45 – 18
4_ IMPRESSUM HERAUSGEBER Release Stuttgart e.V. Villastraße 11 70190 Stuttgart (Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg – DWW) BW Bank IBAN DE12 6005 0101 0002 4812 94 BIC/SWIFT SOLADEST600 FOTOS BAG Fanprojekte Juliane Blanck Josefine Braun Harald Geisbauer Arne Hartenburg Julia Hoffmann Bernd Klenk André Kuhn Nicole Lassmann Heike Mohrmann Faruk Özkan Maren Pletat Julian Rettig Robin Seitter Benjamin Waldmann Philipp Weber GRAFIK Der WeberFink GbR, Büro für grafische Gestaltung Stefan Kaulbersch V.i.S.d.P. Christoph Werkmann, Bernd Klenk
_5 INHALT 06 07 Vorwort – 50 Jahre Release Stuttgart Danke! 36 37 RELEASE MITTE Ambulante Beratung 08 50 Jahre Release – Wir sagen Danke 39 Cannabis – im Jahr 2021 12 13 RELEASE U21 Supporters und Substanzen 40 41 K-O-K-A-I-N Auflagengruppe Release Realtime 14 FreD-Kurs bei Release 42 Suchtberatung für Migranten 15 Kater 2021 45 Externe Drogenberatung in der JVA Zeit für Neues – Zeit für Release Netzpause 46 Öffentlichkeitsarbeit – Netzwerkarbeit – Prävention 16 Statistik Prävention 48 Statistik Release Mitte 18 Typisch Release U21! 50 Kommen und Gehen 19 Die Onlineberatung startet 51 Die Mitarbeitenden Selbsthilfegruppe für Angehörige 20 suchtgefährdeter Kinder (SAsuK) Information, Beratung und Begleitung von Angehörigen 52 53 RELEASE DIREKT STAR – STundenweise ARbeit 22 Beratung Jugendlicher und 55 Ambulant betreutes Wohnen im Heranwachsender in der JVA Individualwohnraum 23 Benefiz 2021 56 Streetwork 24 Statistik Beratung PSBS-Sprechstunde in Arztpraxen Kommen und Gehen 59 Psychosoziale Betreuung in der JVA Stuttgart 27 Die Mitarbeitenden 60 Therapie statt Strafe Schalterdienst statt Café SUB 28 take: Das aufsuchende Partydrogenangebot für die 61 Statistik Release Direkt elektronische Musikszene 63 Kommen und Gehen 29 Take Peers – was wäre Take ohne die 64 Die Mitarbeitenden 66 Ehrenamtlichen 31 POT – endlich am Start TAGWERK Neue Substanzinfos 67 Statistik 32 Sonics Netzwerktreffen in Stuttgart 69 Die Mitarbeitenden 33 Workshop beim Fachtag Next Steps ELTERNKREIS 34 Stadt nach Acht Konferenz in Berlin 70 RELEASE UND KUNST 35 Take goes Corona Part 2 72 STATISTIK GESAMT 74 AUFSICHTSRAT UND GESCHÄFTSFÜHRENDER VORSTAND
6_ 50 JAHRE RELEASE STUTTGART Liebe Leserin, lieber Leser, ein in vielerlei Hinsicht abwechslungsreiches Neben den Feierlichkeiten haben die Mit- und erlebnisreiches Jahr liegt hinter uns. arbeiterinnen und Mitarbeiter von Release wieder unter Corona-Bedingungen ihr Bestes Am 12. Juli 2021 hat Release Stuttgart seinen gegeben. Wieder mussten ein paar wenige 50. Geburtstag gefeiert. Bereiche zeitweise heruntergefahren oder Niemand hätte im Jahr 1971 je daran gedacht, digital angeboten werden, wie z.B. die Präven- dass der damals neu gegründete „Verein tionsveranstaltungen bei U21 oder bei „take“, zur Bekämpfung des Drogenmissbrauchs“, unserem Beratungs- und Präventionsangebot entstanden aus der Idee eines Londoner für Drogenkonsum in der elektronischen „Release-Konzepts“, sich über so viele Jahre Musikszene. Alle anderen Angebote konnten erhalten und weiterentwickeln würde. unter Einhaltung von vorgeschriebenen Min- Die meisten Release-Selbsthilfegruppen von destabständen und Hygieneschutzmaßnah- damals existieren heute nicht mehr oder sind men in vollem Umfang durchgeführt werden. von anderen größeren Trägern übernommen worden. Release Stuttgart hat sich nach an- Aber auch neue Angebote konnten im letzten fänglich sehr schwierigen Zeiten in 50 Jahren Jahr weiter vorangebracht werden. Allen voran zu einem modernen, facettenreichen Unter- der „Hygiene-Raum“, für den eine aussichts- nehmen entwickelt, das an 4 verschiedenen reiche Immobilie gefunden werden konnte. Standorten in Stuttgart arbeitet. Was anfäng- lich eine reine Beratungseinrichtung war, deckt Es war wieder ein großartiges Jahr. Unglaublich heute nahezu alle möglichen Angebote bei viele Menschen haben ihren Teil dazu beige- Sucht- und Drogenproblemen ab. tragen, dass es wieder ein sehr erfolgreiches Das alles war und ist nur möglich, weil es Jahr werden konnte. immer viele Menschen gab, denen die Arbeit von Release am Herzen lag und liegt. Die zum Ganz, ganz herzlichen Dank an alle Mitarbei- 50. Jubiläum erschienene Festschrift bildet terinnen und Mitarbeiter, die auch in einem einen spannenden Teil davon in Interviews ab. Jahr, in dem alles ganz anders war, wiederum mit sehr viel Ausdauer und Begeisterung, Der Vorbereitungs- und Planungskreis für bemerkenswertem Engagement und riesigen das Jubiläum hat das Kunststück fertigge- Motivation mit und für RELEASE tätig waren. bracht, eine sehr große und bunte Palette an Nur so konnte das Jubiläums-Jahr 2021 ins- Jubiläumsfeierlichkeiten so über das Jahr zu gesamt gelingen. verteilen, dass es trotz Corona möglich war, immer in den Zeitfenstern, in denen Treffen Seien Sie auch im Namen aller Aufsichtsrats- von mehreren Menschen in Präsenz möglich mitglieder Sabine Henniger, Dr. Christiane war, einen bunten Strauß von Festlichkeiten Tödter, Dr. Rolf Ahlrichs, Matthias Appelt, anzubieten. In diesem Jahresbericht werden Franz Friedel und Florian Karsten ganz herzlich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, kurze Berichte gegrüßt, davon wiederfinden. Ihr Christoph Werkmann (Vorsitzender des Aufsichtsrats von Release Stuttgart e.V.)
_7 DANKE! Die Finanzierung unserer Arbeit erfolgt durch Zuschüsse der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg. Wir freuen uns sehr darüber, dass auch in diesen schwierigen Zeiten die notwendigen Mittel dafür bereitgestellt werden. Darüber hinaus müssen wir einen erheblichen Teil unseres Finanzhaushaltes über die Zuweisung von Geldbußen, durch Spenden und durch die Erwirtschaftung von Eigenmitteln bestreiten. Der Anteil derjenigen Mittel, der sich aus Geldbußen, Spenden und erwirtschafteten Mitteln, wie aus Release und Kunst, zusammensetzt, lag auch letztes Jahr bei fast 250.000 Euro. Wir danken an dieser Stelle ganz ausdrücklich und sehr herzlich all denen, die durch ihre wertvolle und engagierte Hilfe unsere Arbeit erst möglich gemacht haben. Wir sind auf Sie alle angewiesen. Unser Dank gilt: » allen Privatpersonen für ihre persönliche und finanzielle Unterstützung » allen Richterinnen und Richtern, die Release durch die Zuwendung von Geldbußen unterstützt haben » allen Staatsanwältinnen und Staatsanwälten, die Release durch die Zuweisung von Bußgeldern unterstützt haben » den Künstlerinnen und Künstlern, die mit ihren Werken Release und Kunst gefördert haben » allen Personen und Firmen, die durch den Kauf eines Kunstwerkes unsere Arbeit unterstützt haben » der Aktion „Hilfe für den Nachbarn“ der Stuttgarter Zeitung » der BW Bank, Stuttgart » der EnBW Energie Baden-Württemberg AG » dem Grafikstudio Frank Kicherer » der Hoppe-Ritter Stiftung » der K15t GmbH » der mimacom Deutschland GmbH » der Familie Mohrmann » der Klingele Papierwerke GmbH & Co. KG, Remshalden » dem Kulturwerk, Stuttgart » dem Land Baden-Württemberg » der Landeshauptstadt Stuttgart » der Firma Mende, Buchbinderei, Stuttgart » der Rotary Stiftung Stuttgart » dem Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein e.V. » der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH » dem Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notfällen e.V., Stuttgart » der Wilhelm Gienger GmbH » der Firma Wörwag-Pharma GmbH, Böblingen
8_ 50 JAHRE RELEASE – WIR SAGEN DANKE! Im Jahr 2021 haben wir das 50jährige Jubiläum von Release Stuttgart e.V. gefeiert. Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnten wir diesen Anlass mit vielen Aktionen würdigen. Wir danken allen, die uns bei der Planung und Durchführung unterstützt haben – dem Planungsteam, den Mitarbeitenden, dem Aufsichtsrat von Release, den Redner:innen und Referent:innen, dem Kulturwerk und der Wilden Bühne, den Street Art-Künstlern und den Studierenden der ABK Stuttgart, allen Interviewten in der Chronik, dem Grafikbüro Weberfink für die tolle Gestaltung und allen Institutionen und Personen, die uns anlässlich des Jubiläums mit großzügigen Spenden bedacht haben – insbesondere die Rotary Stiftung Stuttgart, die SWSG und die EnBW AG. Am 19.6.21 gestalteten Maso mmp 0711, Tao Illustration und Dosendave eine ganze Wand in der Hall of Fame mit einem Geburtstags-Graffiti. Bei vier Stadt-Spaziergängen erzählten ehemalige und aktuelle Streetworker von ihren Erlebnissen in der Straßensozialarbeit
_9 In der 50-Jahre-Chronik blicken 50 Menschen in 50 Interviews auf die Entwicklungsschritte und Herausforderungen zurück. www.release-stuttgart.de/aktuelles/ Next Steps: Bei einem Fachtag am 4.11.21 im Hospitalhof Stuttgart haben wir den Blick auf Aktuelles und Themen der Zukunft gerichtet – z.B. Drug Checking, Darknet, Einsatz von Neuro Feedback in der Suchtrehabilitation, Psychedelische Ambulanzen und Veränderungen auf den Drogenmärkten.
10_ Studierende der ABK Stuttgart haben unter Mitwirkung der Dozenten Uli Cluss und Daniel Mijic anlässlich des Jubiläums Geburts- tagsplakate „50 Jahre Release“ gestaltet. Gezeigt wurden die Plakate beim Fachtag, dem Jubiläumsfestakt und einer Ausstellung im Kulturkiosk und schmücken nun viele Büro- und Privaträume. Die Wilde Bühne bringt beim Festakt am 8.10.2021 im Kulturwerk ein Geburtstagsständchen dar.
_11 Sabine Henninger, Aufsichtsrat von Release (links) moderiert die Veranstaltung, Frau Bürgermeisterin Dr. Sußmann, Bürgermeis- terin für Soziales und soziale Integration (rechts) überbringt ein Grußwort, eine Dankesurkunde des Oberbürgermeisters und eine Spende. Der Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Werkmann (links) stellt die Chronik vor und Bernd Klenk (rechts), hauptamtlicher Vorstand, gibt in Blitzlichtern einen kurzen Einblick in die Geschichte von Release. Im Publikum sind viele Unterstützer:innen und Weggefährt:innen der letzten 50 Jahre anwesend.
12_ Release U21 Je mehr du gedacht, je mehr du getan hast, desto länger hast du gelebt. Immanuel Kant Das vergangene Jahr hielt wieder eine Großzahl an Neben unserem Kerngeschäft warten auch in diesem Herausforderungen für uns bereit: Landesweite Lock- Jahr wieder besondere Aufgaben auf uns: Das Projekt downs, Schulschließungen, abgesagte Events und wech- „Aktif Ol“ mit dem Deutsch-Türkischen-Forum Stuttgart selnde Verordnungen haben uns über weite Strecken geht in das letzte Projektjahr, das aufsuchende Ange- des Jahres beschäftigt. Aufgrund der Erfahrungen des bot „POT – Peers on Tour“ kann im zweiten Projektjahr Vorjahres konnten wir immer wieder schnell auf sich ver- hoffentlich bald wieder durch die Stuttgarter Clubs ändernde Rahmenbedingungen reagieren und dafür sor- ziehen und auch dem Thema Drug Checking werden wir gen, dass wir unseren Klient:innen jederzeit mit Hilfe und uns verstärkt widmen: erste Gespräche mit den zustän- Unterstützung zur Seite stehen konnten. digen Ministerien und potentiellen Kooperationspart- ner:innen haben bereits stattgefunden. Darüber hinaus Unsere digitalen Angebote haben wir weiter ent- beschäftigen wir uns intensiv mit den möglichen Aus- wickelt: Die Online-Beratung hat sich etabliert und wird wirkungen einer Legalisierung von Cannabis und deren von Jugendlichen und deren Angehörigen als weiterer Folgen für junge Menschen und unsere tägliche Arbeit. niedrigschwelliger Zugangsweg gut angenommen. Das Partydrogenangebot Take hat seine Präsenz in den Auch auf das Jahr 2022 blicken wir voller Zuversicht sozialen Medien weiter ausgebaut und versorgt die Ziel- und Tatendrang. Bedanken möchten wir uns an dieser gruppe verstärkt auch im Netz mit Informationen. Der Stelle bei allen Kolleg:innen, Unterstützer:innen, Besu- „Fly High“-Workshop, der im Rahmen der „Ekstase“-Aus- cher:innen, Ehrenamtlichen, Spender:innen und allen stellung im Kunstmuseum Stuttgart 2018 entstanden war, kooperierenden Einrichtungen für die gute Zusammen- ist von uns digitalisiert worden und erfreut sich großer arbeit in diesen besonderen Zeiten. Wir freuen uns auf Nachfrage. eine Fortsetzung im Jahr 2022. Die Anzahl der ratsuchenden Personen ist nahe- Philipp Weber zu auf dem hohen Niveau des Vorjahres geblieben. Die Belastungen durch die Einschränkungen des gesellschaft- lichen Lebens, fehlende Handlungsalternativen zum Kon- sum und unstrukturierte Tagesabläufe hatten auch im vergangenen Jahr einen erheblichen Bedarf an Beratung zur Folge. Erfreulicherweise konnten wir die Anzahl der durch- geführten Präventionsveranstaltungen wieder deutlich steigern. Bemerkenswert ist, dass beinahe die Hälfte aller Seminare und Workshops digital stattgefunden hat. Auch wenn der persönliche Austausch und das gemeinsame Erleben nicht mit der Begegnung in Video-Call zu verglei- chen sind, so bieten digitale Formate auch neue Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten zum Erreichen unserer Zielgruppe.
_13 Release U21 SUPPORTERS UND SUBSTANZEN Für viele Fußball-Fans gehört das Bier zur Bratwurst oder die Zigarette zur Beruhigung der Nerven in der Schluss- viertelstunde zum Stadionbesuch dazu. Doch auch viele illegale Substanzen spielen gerade in der aktiven Fanszene eine ernstzu- nehmende Rolle. So kam es, dass wir von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte angefragt wurden, deren Jahrestagung mit einem Workshop zu unterstützen. In einer der Logen des Stadions von Mainz 05 haben wir den Teilnehmenden Grundlagenwis- sen über illegale Substanzen und aktuelle Kon- sumtrends vermittelt und sind durch praxis- nahe Beispiele in einen lebhaften Austausch gekommen. Ein gelungengener Workshop in einer ganz besonderen Location – Rückspiel erwünscht. Philipp Weber
14_ Release U21 FRED-KURSE BEI RELEASE FreD (Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsument*innen) ist Gestartet haben die Kurse analog in der Villastraße im Seminarraum. seit 2009 ein gemeinsames Kursangebot der Träger Klinikum Stuttgart Heute werden die Kurse aufgrund von Corona auch teilweise digital und Release U21. Zielgruppe des Angebots sind Jugendliche, die erst- durchgeführt. mals von der Polizei mit Cannabis erwischt wurden. Das Angebot dient Mit dem Jahr 2022 hat das Klinikum seine Stellenanteile für FreD an zur Reflektion des eigenen Konsumverhaltens und wirkt sich günstig Release abgegeben. Wir möchten uns hiermit für die bereichernde und auf das Strafverfahren aus. zuverlässige langjährige Kooperation bedanken! Julia Hoffmann FreD 1 am 09. und 10.10.2009 im Seminarraum in der Villastraße 11, 70190 Stuttgart Gruppenleitung: Barbara Blank und Stefan Grupp FreD 100 am 24.01. und 26.01.2022 In digitaler Form als Online-Kurs Gruppenleitung: Anne Oesterle und Julia Hoffmann
_15 Release U21 KATER 2021 ZEIT FÜR NETZPAUSE – ZEIT FÜR NEUES KATER ist ein Präventionsangebot für Jugend- Die Corona-Pandemie hat sich auch auf die Netzpause-Prävention liche und junge Erwachsene zwischen 14 und ausgewirkt und dazu geführt, dass weniger Veranstaltungen mit Schul- 20 Jahren, die an ihrem Alkoholkonsum etwas klassen durchgeführt werden konnten. Somit hatten wir Kapazitäten, ändern wollen und / oder mit strafrechtlichen um (neben der Durchführung) einen anderen wichtigen Aspekt der Konsequenzen einer Tat rechnen müssen, die Präventionsarbeit anzugehen: die Weiterentwicklung. sie unter Alkoholeinfluss begangen haben. In den vielen Veranstaltungen der letzten Jahre haben wir Erfahrungen Aufgrund mangelnder Teilnehmerzahlen gesammelt und Rückmeldungen bekommen. Dabei wurde deutlich, konnte im Jahr 2021 leider kein Gruppenange- welche Methoden in welchen Gruppen gut funktionieren (bspw. die bot stattfinden. Jedoch haben 31 Jugendliche Arbeit mit Fallbeispielen), aber wir konnten auch verbesserungswürdige und junge Erwachsene ihre Auflage erfüllt, Punkte identifizieren. Für die Überarbeitung unserer Methoden haben indem sie mehrere Einzelgespräche bei Anja wir uns deshalb vorgenommen, dass unsere Methoden lebensweltnaher Laakmann (Klinikum Stuttgart) oder André und interaktiver werden sollen und dass es möglich sein muss, durch Kuhn (Release U21) wahrgenommen hatten. vielseitige Methoden und Varianten flexibler auf die vielfältigen Klassen eingehen zu können. Bspw. haben wir Texte inhaltlich und sprachlich angepasst, verschiedene Sozialformen integriert (z.B. Einzel- und Gruppenarbeit) und für alle Methoden neben „Standards“ auch Varia- tionsmöglichkeiten erarbeitet. An diesem Prozess waren alle Mitarbei- tenden von Release U21 beteiligt, wodurch wir auch erreichen konnten, dass nun mehr Mitarbeitende Netzpause-Veranstaltungen durchführen. Eine weitere Entwicklung in unserer Präventionsarbeit ist, dass wir 2021 das Präventionsangebot PROTECT mit einer 7. Klasse des Mörike (Realschule mit Aufbaugymnasium) durchführen konnten. Das Präven- tionsangebot bestand aus zwei Gruppenprogrammen, die im Rahmen von jeweils vier Sitzungen durchgeführt wurden. Beim Programm PROTECTinfo geht es allgemein um die Vermittlung von Wissen und die Förderung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien. Das PROTECTtraining zielt hingegen darauf ab, dass junge Menschen mit bereits riskanter Mediennutzung verschiedene Strategien erarbeiten, um bspw. besser mit Langeweile oder unangenehmen Aufgaben umgehen zu können (ohne dabei hauptsächlich oder ausschließlich digitale Me- dien einzusetzen). Beide Programme wurden seitens der Akademie für Präventionswissenschaften (Heidelberg) evaluiert und deshalb war ein großer organisatorischer Aufwand nötig (bspw. für Terminabsprache, Einholen von Einverständniserklärungen), der besonders von Schulseite Eine Brausetablette hilft wohl gegen negative erbracht wurde. An dieser Stelle möchten wir uns deshalb herzlich beim Auswirkungen eines Rausches – aber nicht ge- Mörike und unserer dortigen Ansprechpartnerin Christine Bopp für die gen rechtliche und persönliche Konsequenzen. Kooperation bedanken. Ohne ihre Bereitschaft, sich auf dieses Projekt einzulassen und ihr Engagement, wäre die Durchführung der beiden Im Präventionsangebot KATER setzen sich Programme nicht möglich gewesen! Vielen Dank! Jugendliche und junge Erwachsene mit ih- Inwiefern PROTECT in unser Regelangebot integriert werden kann, rem Konsumverhalten auseinander, erhalten werden wir im Jahr 2022 testen. Informationen zu Wirkungen und Risiken des Alkoholgebrauchs, der Entstehung von süch- Maximilian Kiefer tigem Verhalten, den Auswirkungen auf den Führerschein, sie lernen, Risiken zu erkennen und zu minimieren und erhalten weitere Hilfe und Unterstützung. Wir freuen uns weiterhin auf motivierte KATER-Teilnehmer:innen und anregende Gespräche. info@release-netzpause.de André Kuhn www.release-netzpause.de
16_ Release U21 STATISTIK PRÄVENTION 2021 (alle Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Vorjahr) Die folgenden Statistiken ergeben sich aus der Gesamtzahl unserer Präventionsangebote von Release U21, Release Netzpause und dem Partydrogenangebot Take. Ebenso sind in der Statistik die Präventionsveranstaltungen von Release Mitte mit der Zielgruppe Migrant:innen enthalten. 1. Gesamtzahl der Veranstaltungen und Zielrichtung Auch im vergangenen Jahr hat die Corona-Pandemie die Präventionsar- beit von Release maßgeblich beeinflusst. Lockdowns, Schulschließungen, Veranstaltungen 250 (185) vorsichtig optimistisch geplante Veranstaltungen, die kurzfristig wieder abgesagt werden mussten, veränderte Regeln und Auflagen haben uns das Jahr über begleitet. Erreichte Personen 4.728 (2.863) Einen Großteil unseres Präventionsangebotes haben wir mittlerweile den neuen Gegebenheiten angepasst und digitalisiert. Nicht nur unsere „klassischen“ Veranstaltungen wie „Ursachen von Sucht“ bieten wir inzwischen digital an, auch Spezialangebote wie den FreD-Kurs oder Endadressat:innen 186 (129) den „Fly-High-Workshop“ führen wir online durch. Erfreulicherweise haben wir aber auch wieder eine Vielzahl an Präsenz- seminaren durchgeführt. Unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Multiplikator:innen 33 (36) Verordnungen haben wir unser Hygienekonzept fortlaufend angepasst und die Voraussetzungen geschaffen, trotz weitreichender Einschrän- kungen die für unsere Arbeit so wichtige Begegnung in der Gruppe und den Austausch vor Ort zu ermöglichen. Öffentlichkeitsarbeit 31 (20) 2. Endadressat:innen Die Stuttgarter Schulen bleiben nach wie vor unsere wichtigsten Kooperationspartner. In Kinder u. Jugendliche 107 (83) vielen Schulklassen treffen wir einerseits auf Jugendliche, die sich vom Konsum illegaler Auszubildende u. FSJ 46 (16) Substanzen distanzieren und andererseits auf Jugendliche, die neugierig darauf sind oder bereits Konsumerfahrungen gemacht Eltern 11 (12) haben. Deutlich zugenommen haben die Ver- anstaltungen mit jungen Menschen, die ein Konsumerfahrene 64 (51) freiwilliges soziales Jahr machen und sich im Rahmen ihrer Seminare für die Themen Sucht Probierkonsument:innen 102 (67) und Substanzkonsum interessieren. Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen. Benjamin Franklin
_17 Release U21 Wer nichts weiß, muss alles glauben. Marie von Ebner-Eschenbach 3. Zielsetzung der Maßnahmen (Mehrfachnennungen möglich) Zum Thema Drogen haben junge Menschen viele Fragen: Warum ist Zunahme an Wissen / Bewusstheit: 239 163) Alkohol erlaubt, aber Cannabis verboten? Wie wird man abhängig von einer Substanz? Wie kann ich einer Person helfen, ihre Sucht zu Stärkung / Veränderung Einstellungen: 158 (98) überwinden? Was ist die gefährlichste Droge? Förderung der Risikokompetenz: 38 (34) Wir wollen mit den Jugendlichen in den Austausch kommen, zur Diskus- sion und Reflektion – auch über die Veranstaltung hinaus – anregen. Der Stärkung der Vernetzung: 31 (40) Konsum wird von uns weder verteufelt noch verharmlost. Wir wollen den jungen Menschen Wissen auf der Grundlage von Fakten vermitteln, so dass sie in der Zukunft eigenständige Entscheidungen treffen können, die nicht auf (gefährlichem) Halbwissen oder Gruppenzwang beruhen. 4. Schwerpunktthemen in den Veranstaltungen mit den Endadressat:innen Lebenskompetenz 155 (119) Alkohol 104 (83) Cannabis 113 (92) Tabak 127 (81) Ecstasy 64 (43) Amphetamin 54 (38) Halluzinogene 37 (8) Kokain 54 (31) Internet 24 (24) Die legalen Substanzen Tabak und Alkohol sind nach wie vor die ver- Medien / Handy 24 (24) breitetsten Suchtmittel in der Lebenswelt der Stuttgarter Jugendlichen. Auch die (noch) illegale Substanz Cannabis hat durch die im Koali- tionsvertrag beschlossene Legalisierung und die begleitende breit ge- führte gesellschaftliche Debatte viel Raum in unseren Veranstaltungen eingenommen. Philipp Weber
18_ Release U21 TYPISCH RELEASE U21! Donnerstag, Tag der offenen Sprechstunde Oft wird in Präventionsveranstaltungen von Noch bevor ich in die Dienststelle komme, sind zwei meiner Kolleginnen bereits da. Schüler:innen gefragt, wie der Alltag in „so einer Zwischen 8:00 Uhr und 8:30 Uhr starten Frau Marinovic und Frau Drogenberatungsstelle“ denn aussieht. Schneider. Zum Glück, denn so gibt’s es meistens schon Kaffee und nette Gespräche, wenn ich kurze Zeit später die Dienststelle betrete. Exemplarisch nehme ich Sie nun mit zu einem Mit dem Kaffee in der Hand geht es zu den Postfächern im Sekretariat. typischen Tag bei Release U21. Denn bei uns Kam jetzt endlich die Kostenzusage für meine Klientin? Nein. Inner- passiert mehr als „nur“ Beratung. lich schreibe ich auf meine To Do Liste „Krankenkasse anrufen und nachhaken.“ Die Post, der Kaffee und ich machen uns auf den Weg in mein Büro. Auf dem Weg, meines ist nämlich das letzte Büro am Gang, begrüße ich noch die anderen Kolleg:innen und erkundige mich nach ihren gestrigen Terminen. „Und wie war der FreD-Kurs gestern, Julia?“ „Zwei haben wir leider auf dem Weg verloren, dafür waren die anderen da und haben auch relativ gut mitgemacht.“ „Kam dein Klient gestern noch, Max?“ „Ja, tatsächlich kam er, aber leider 15 Minuten zu spät.“ Nachdem ich nun auf dem aktuellen Stand bin, checke ich meine Emails. Zwei Anfragen für Angehörigenberatung, eine Anfrage für Prävention 7. Klasse und…aha, mein Klient von letzter Woche, der nicht erschienen ist, hat endlich auf meine Email geantwortet und den Ersatz-Termin bestätigt. Nachdem ich die Emails beantwortet, die Krankenkasse nicht erreicht und meinen Kaffee ausgetrunken habe, kommt auch schon meine erste Klientin für heute. Nach 45 Minuten ist das Gespräch beendet, wir ma- chen einen neuen Termin aus und ich drucke ihr eine Bestätigung aus. Normalerweise kommen meine Klient:innen nicht vor 11 Uhr, aber ab und zu gibt es diese seltene Ausnahme dann doch. Ich dokumentiere das heutige Gespräch in Patfak, trage den neuen Termin ein und bereite die Präventionsveranstaltung für morgen vor. Mein Büro ... Dann geht’s auch schon in die Mittagspause. Diese wird heute bei mir länger, da ab 14 Uhr die offene Sprechstunde startet und die ist immer wie ein Überraschungs-Ei. Wir wissen nie, wie viele junge Menschen den Weg zu uns finden. Um meinen Oxytocin Haushalt wieder aus- zugleichen, gehe ich noch schnell bei meiner Bürokollegin vorbei und kuschel eine Runde mit ihrem Hund. Für mich ja der schönste Teil des Tages. Kaum habe ich das Büro vorbereitet (Ersatz-Masken, Desinfek- tionsmittel, Taschentücher, Traubenzucker, Aufnahme-Bögen, Schwei- gepflichtentbindungen und Datenschutz-Vereinbarungen) klingelt es auch schon an der Tür. Bis 16:30 Uhr kommen junge Menschen ohne Terminvereinbarung für ein Erstgespräch zu uns. Von freiwillig bis 10 Auflagengesprächen ist heute wieder alles dabei. Bestätigungen ausdrucken, Stammdatensatz anlegen in Patfak, dazwischen wieder desinfizieren und lüften…am Ende wird noch eine Email an die Kolleg:innen schreiben: „Liebe alle, heute hatten wir beim Open-House wieder Full-House ...“. Zum Abschluss nochmal Emails checken, Büro aufräumen ... Mist. Die Krankenkasse habe ich ganz vergessen. Jetzt erreiche ich da halt auch niemanden mehr. Feierabend. Nicole Lassmann
_19 Release U21 DIE ONLINEBERATUNG Screenshot STARTET BEI RELEASE der Release- Webseite Seit Januar 2021 können sich Betroffene und Angehörige anonym, niedrigschwellig und vertraulich Unterstützung über die Online-Beratung holen. Onlineberatung ist „ein niedrigschwelliges Angebot, von dem Durch Herausarbeiten und Unterstreichen der Schlüsselwörter tragen (…) Personen profitieren, die eine Face-to-Face-Beratung nicht wir wichtige Informationen zusammen, können Hypothesen aufstellen in Anspruch nehmen würden, (…) das jederzeit für jedermann und uns mögliche Handlungsoptionen überlegen. Überprüfen müssen erreichbar ist und von dem insbesondere Personen profitieren, wir dabei immer, ob das Ziel der Ratsuchenden und der Auftrag an die sich stigmatisiert fühlen und Distanz zum Berater wahren uns als Berater:innen klar ist. Im Antwortschreiben teilen wir unserem wollen“ (vgl. Tossmann 2007: 21). Gegenüber sachlich und emotional mit, was wir verstanden haben. Wir stellen dann Nachfragen und klären fehlende und unverständliche Ein Aspekt der Onlineberatung ist, dass Menschen sich unabhängig Dinge. Wir zeigen außerdem Problemlösungsmöglichkeiten auf und von Termin und Aufenthaltsort beraten lassen können. Sie haben Zeit, lassen dabei aber immer alternative Lösungswege offen. sich Gedanken über ihr Anliegen zu machen, können dies in Ruhe formulieren und selbst entscheiden, wie detailliert sie in die Beratung Innerhalb einer Woche antworten wir auf die eingegangenen E-Mail-An- einsteigen wollen. fragen und bemühen uns, dass daraus ein weiterführender Beratungs- Bei Release Stuttgart bieten wir aktuell Onlineberatung in Form von prozess entsteht. Um die E-Mails aus der Onlineberatung ordentlich vertraulicher E-Mail-Beratung an. Für uns Beratende ist es ein neuer bearbeiten zu können, ist eine ruhige Arbeitsatmosphäre und genügend und spannender Zugang, da die Beratungsanfrage lediglich auf den eingeplante Zeit notwendig. geschriebenen Text der Ratsuchenden reduziert ist. Welche Personen, Gefühle, Gedanken hinter dem Text stehen, ist uns als Beratenden erst Tossmann, P. (2007) in: Reindl, R.: Journal für Psychologie, 2009, Onlineberatung – einmal unbekannt. Nun ist unsere Aufgabe, den Text auf uns wirken zur digitalen Ausdifferenzierung von Beratung, Heft 1. zu lassen und zu beobachten, welche Gefühle, Bilder und Fantasien beim Lesen entstehen. André Kuhn und Maximilian Kiefer SELBSTHILFEGRUPPE FÜR ANGEHÖRIGE SUCHTGEFÄHRDETER KINDER (SASUK) STUTTGART Ein zweites Jahr unter Pandemie-bedingten Infektionsschutz- Dank (an Release und Kiss!) neu hinterlegter Kontaktdaten fragten in maßnahmen liegt hinter uns. 2021 immerhin zwei Interessen:innen an. Rückblickend sind wir doch froh, dass trotzdem im zurückliegenden Zu berichten ist von – trotzdem! – stattgefundenen Treffen: vier Mal Kalenderjahr Begegnungen (online eben) in i.d.R. kleinerer Besetzung waren Präsenztreffen möglich (unter Beachtung der Schutzmaßnah- stattfinden konnten, ja: stattgefunden haben. Die Struktur der Aus- men und Hygienekonzepte), die weiteren, fast monatlichen, Treffen tauschrunden konnte im bewährten Stil umgesetzt werden: aus den konnten online durchgeführt werden. einleitenden kurzen Statements zum aktuellen, je persönlichen, Erge- Nach wie vor bieten die so gut wie monatlich stattfindenden Treffen hen werden gemeinsam die anschließend ausführlicher zu beratenden für Angehörige suchtgefährdeter Kinder, Jugendlicher und junger Themen identifiziert. Gegenseitige ehrliche Offenheit sowie ein brei- Erwachsenen DIE wertvolle niederschwellige Gesprächs-Chance. Im ter Erfahrungsschatz bieten hilfreiche Ansätze zu weiterer Reflexion. Kreis betroffener, teilweise schon lange Jahre betroffener und damit Diese gegenseitige Unterstützung ist eine niederschwellige und daher erfahrener Angehöriger – i.d.R. Eltern – können persönliche Fragen wertvolle Hilfe für Betroffene – auch wenn die Selbsthilfe-Gruppe eine vertraulich und offen eingebracht werden. Bleibt doch sowohl das professionelle Unterstützung nicht ersetzen kann. Zusammenleben mit den gefährdeten Jugendlichen als auch deren Für eben diese fachkundige Unterstützung gilt unser besonderer Dank Lebensbegleitung ein immer wieder neu herausforderndes Moment, den engagierten Fachkräften von Release U 21, im Besonderen Frau nicht selten mit überraschenden Wendungen. Paula Marinovic. Glücklicherweise verhindern die aktuell besonderen Rahmenbedin- Ein weiterer Dank gilt der zuverlässigen Leitung des Angehörigen- gungen eine Begegnung unter gleichermaßen betroffenen Angehö- kreises – und neu: den IT-kompetenten Beteiligten für je ihren Einsatz rigen nicht gänzlich; gleichwohl: der so dringend erforderliche Aus- zur gelingenden Organisation der online-Treffen. Und ein Dank an alle, tausch bleibt erschwert. durch deren Unterstützung der Elternkreis SAsuK möglich ist. Sich Mitteilen, einander interessiert Zuhören, anteilnehmendes Rück- SAsuK war über die internen Treffen hinaus im Berichtsjahr vertreten fragen, verständnisvolles Zunicken, ermutigende Impulse u.ä. – all das bei der Jubiläumsveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen von Relea- ist leider (mit räumlichem Abstand) nur erschwert möglich. Unter die- se Stuttgart e.V. Eine Beteiligung an Angeboten des Landesverbandes ser Distanz leidet die Qualität der Beziehungen. war – wenn überhaupt – nur sehr eingeschränkt möglich. Für neu betroffene Angehörige ist die Hemmschwelle, in den Kreis dazu zu kommen, bei virtuellen Treffen erkennbar höher. Selbsthilfegruppe SAsuK
20_ Release U21 INFORMATION, BERATUNG UND BEGLEITUNG VON ANGEHÖRIGEN Angehörige von Suchtmittel konsumierenden Menschen sind emotional belastet. Der Verdacht und das Wissen über den Konsum lösen viele Fragen und oft auch Vorwürfe aus. Die Faszination der modernen Medien sorgt ebenfalls bei vielen Angehörigen für Fragen und Hilflosigkeit. Wir bieten für Angehörige in diesen Situationen Beratung an. Gedanken besorgter und verzweifelter Eltern: Wie kann ich meiner Tochter helfen, wenn sie sich nicht helfen lassen will? Sophie* ist jetzt wieder in der Psychiatrie. Sie ist oft tagelang weg und für mich nicht erreichbar. Die Sorge um sie zerreißt mich. Wir haben schon so viel durchgemacht – Es ist schwer, das Vertrauen, dass alles gut wird, nicht zu verlieren. ritzen, hungern, jetzt auch noch (Die 19jährige Tochter konsumiert regelmäßig Cannabis und Amphetamine) Drogenkonsum und davon eine Psychose. Wir sind hilflos und haben keine Kraft mehr. (Eltern einer 15jährigen Tochter) Marcel* hat sich durch das Kiffen Mein Sohn macht die Nacht zum Tag, extrem verändert. Er akzeptiert kaum schläft lange und ist dann nur unterwegs. noch Regeln, kommt und geht wie er Zu Hause lässt er alles vermüllen, er will und ist oft auch sehr aggressiv. kümmert sich um nichts. Wenn ich nicht Er brüllt rum und beschimpft uns aufpasse, beklaut er mich. Manchmal unsäglich. Die ganze Familie leidet halte ich es fast nicht mehr aus. massiv darunter. Aber ich kann ihn nicht rauswerfen, (Der 15jährige Sohn konsumiert er ist doch mein Kind. Cannabis und verweigert häufig (Der18jährige Sohn konsumiert täglich die Schule) Cannabis) Tim* zockt extrem viel. Er vernachlässigt alles – Schule, Familie, Körperhygiene. Mein Mann bringt ihm das Essen ins Zimmer, damit bin ich nicht einverstan- den. Mein Mann und ich streiten wegen Tim sehr viel. (Mutter eines 14jährigen Sohnes mit exzessiver Mediennutzung) Wir müssen von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen und warten, bis unsere Seelen uns wieder eingeholt haben. Indianische Weisheit
_21 Release U21 Rückmeldungen aus der Beratung: Ohne die Angehörigenbetreuung, die ich über die Jahre Die Gespräche sind sehr hilfreich, um meine Gedanken zu sor- immer mal wieder in Anspruch genommen habe, hätte ich es tieren und Anregung zu bekommen. nicht geschafft, für mich als Mutter meinen Weg durch den Ich fühle mich verstanden und ernstgenommen. Krankheits- und Abhängigkeitsdschungel zu finden. Ich bin sehr froh, dass es diese Einrichtung, die tollen Leute, Weiter so! Sie helfen vielen Eltern! Danke! die hier arbeiten, gibt und bin unendlich dankbar für die Unter- stützung in jeglicher Hinsicht! Viel Geduld, die mir guttut. Viel kann – nichts muss. Als Eltern sind wir sehr dankbar für die fachlich und menschlich sehr kompetente Begleitung. Wir sind letztlich noch nicht an unserem Ziel (= Kein Konsum mehr unseres Kindes) aber – dank Ihrer Unterstützung – auf einem konstruktiven Weg. Release Der Blickwinkel von außen hilft, das eigene Handeln und die leistet einen wichtigen wertvollen Beitrag zum persönlichen Situation besser einzuordnen. Ich empfinde die Gespräche als Wohl(ergehen), wie auch – unverzichtbar – für die Gesellschaft. sehr hilfreich. DANKE + Applaus! Der Konsum von Suchtmitteln betrifft und belastet immer das ganze Familiensystem. Deshalb freuen wir uns, wenn Angehörige die Beratung als kleine Rast erleben und nutzen können. Paula Marinovic
22_ Release U21 BERATUNG JUGENDLICHER UND HERANWACHSENDER IN DER JVA STUTTGART-STAMMHEIM 2021 DER DRITTE ANLAUF Sehr geehrter Herr Kuhn, Nun hab ich schon 2 nicht absolwierte Therapien hinter mir. Ich hoffe das ist die Chance noch einmal bekomme um mein Cannabis Problem in den Griff zu bekom- men. Ich hab immer unüberlegt gehandelt und falsche entscheidungen getroffen was auch die Therapie betrifft. Um wieder in ein Normales Leben rein zu finden mus ich eine Therapie machen. Ich will mit dem Kapitel (Drogen) abschliesen und ein neues Kapitel beginnen, um auch meiner Vaterrolle nachgehen. Ich hoffe so sehr das es nochmal klapt. Mit freundlichen Grüßen JVA Stuttgart Stammheim Quelle: jva-stuttgart.justiz-bw.de (Originaltext: M.B. Oktober 2021) JVA Statistik 2021 Auch das zweite „Coronajahr“ war für die Beratung Jugendlicher und NACHFRAGE junger Heranwachsender in der JVA Stuttgart-Stammheim wieder ein Gesamtnachfrage 55 Personen besonderes Jahr. Die Beratungen fanden wie gewohnt in den unter- Davon Neuanmeldungen 2021 45 Personen schiedlichsten Besprechungsräumen im Jugendtrakt (Haus 5) statt. BETREUUNGEN Bedingt durch die Coronakrise wurden jugendliche Inhaftierte weniger schnell in andere JVA´en verlegt und grundsätzlich gab es im Jahr 2021 Gesamtbetreuungen 2021 weniger inhaftierte Jugendliche in der JVA Stuttgart-Stammheim. mit dem Ziel Therapievermittlung 55 Personen Davon Betreuungen mit 5 und mehr Kontakten 22 Personen So konnte ich mit einzelnen Klienten intensiver am Bewerbungs- Davon Betreuungen mit 3-4 Gesprächen 6 Personen prozedere, der Kostenbeantragung und Therapievorbereitung arbeiten. Davon Betreuungen mit 2 Gesprächen 2 Personen Dies hatte als positiven Effekt, dass 16 junge Männer im Jahr 2021 ihre Davon Einmalkontakte 25 Personen Therapie aus Haft beginnen konnten. Dank geht daher an die Mitarbei- tenden der JVA Stuttgart, die Richter:innen der Amts- und Landgerichte, THERAPIEVERMITTLUNGEN Rechtsanwält:innen, Jugendgerichtshelfer:innen, Sachbearbeiter:innen der Kostenträger, den Mitarbeitenden der Rehabilitationseinrichtungen Betreuungen mit 5 und mehr Gesprächen und allen weiteren Personen und Institutionen, die ihren Teil dazu mit dem Ziel Therapievermittlung 22 Personen beigetragen haben, dass junge Menschen eine zweite oder auch dritte Davon Therapie tatsächlich angetreten 16 Personen Chance bekommen! Davon Therapie nicht realisiert (Entlassung aus Haft, Verlegung, rechtliche Hindernisse) 2 Personen Davon Weiterbetreuung 2022 4 Personen André Kuhn
_23 Release U21 BENEFIZ 2021 Im Jahr 2015 haben Heike und Rajco M. ihren Sohn Tim kurz vor seinem Seit 2017 planen und organisieren Heike und Rajco M. Benefizveran- 23. Geburtstag durch eine Überdosis Drogen verloren. Trotz der großen staltungen und sehr einfallsreiche Aktionen, um Spenden zu sammeln. Trauer um Tim sind die Eltern aktiv geworden. Sie engagieren sich in der Das Benefiz von Heike und Rajco M. hatte 2021 sein 5-jähriges Jubilä- Elternselbsthilfe und unterstützen die Drogenprävention bei Release. um. An dieser Stelle ein kleiner Überblick über die vergangenen Jahre: 2017 Ein großartiges Fest mit mehreren Live-Bands, 8.317,13 Euro einer Tombola und tollen Begegnungen. 2018 $ick, der Buchautor von „Shore, Stein, Papier“ erzählt 927,58 Euro aus seinem bewegten Leben als Ex-User. Eine Live-Band sorgt für gute Laune. 2019 $ick und Paul Lücke (Vorstand von Stigma e.V.) 973,00 Euro berichten von ihrem Engagement in der Prävention. Die Wilde Bühne sorgt mit Improvisationstheater für viele Lacher und gute Stimmung. 2020 Es findet keine Präsenzveranstaltung statt. Selbstgenähte 1.342,00 Euro Masken werden an drogenkonsumierende Menschen verschenkt. Die Masken und Dekorationsartikel finden gegen großzügige Spenden zahlreiche Abnehmer:innen. 2021 Auch ohne Präsenzveranstaltung werben Heike und 1.642,01 Euro Rajco M. Spenden für Release ein. Zusätzlich erhalten unsere Klient:innen kleine „Wertschätzungstütchen“. Gesamterlös für Release seit Beginn der Benefizaktionen: 13.201,72 Euro Fast eintausend „Wertschätzungstütchen“ haben Eltern* drogenkon- sumierender Kinder mit gespendeten Artikeln gefüllt und gestaltet, um damit unseren Klient:innen eine kleine Freude zu machen. Mit dieser Geste zeigen die Eltern ihre Wertschätzung gegenüber dem einzelnen Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Konsum ... Unsere Kli- ent:innen waren über die Tütchen und die Geste sehr gerührt. (*Eltern der AG Spero („ich hoffe ...“), der Landesvereinigung der Elternkreise) Wir bedanken uns herzlichst bei Heike und Rajco M. für das Engagement, die Unterstützung und die tollen Ideen. Paula Marinovic Menschen, nicht Orte, schaffen Erinnerungen. Christina Ama Ata Aidoo
24_ Release U21 STATISTIK BERATUNG 2021 1. Klient:innen im Jahr 2021 (inkl. Einmalkontakte und Angehörige N=628) Einmalkontakte (Gesamt: 91) Klienten mit 8 eigener 83 Betroffenheit Gesamt: 2 und mehr Beratungskontakte (Gesamt: 364) 455 48 316 Einmalkontakte (Gesamt: 85) 62 Angehörige 23 Gesamt: 173 2 und mehr Beratungskontakte (Gesamt: 88) weiblich 66 männlich 22 ... davon Klient:innen zum Thema Medien bei Release Netzpause Klienten mit eigener Betroffenheit Gesamt: 12 Angehörige Gesamt: 32 Medien ausschließlich: 8 / Medien relevant: 4 Medien ausschließlich: 25 / Medien relevant: 7 4 8 12 20 Einmalkontakte 2 und mehr Beratungskontakte Einmalkontakte 2 und mehr Beratungskontakte Von den 44 Klient:innen haben sich 33 ausschließlich zum Thema Medien beraten lassen; 11 Personen haben sich wegen Drogenproblemen (als Angehörige oder selbst Betroffene) an Release U21 gewandt – im Beratungsprozess wurde das Thema Medien dann ein weiterer Schwerpunkt. Im Jahr 2021 haben sich 628 Menschen bei Release U21 beraten lassen. 72% davon sind Klient:innen mit eigener Betroffenheit – „Das Problem ist, dass zu viele das bedeutet, ihre Probleme oder Fragestellungen ergeben sich durch den eigenen Substanz- bzw. Medienkonsum; 28% sind Leute mehr Statistiken kennen Angehörige, die sich deshalb Sorgen machen. als sie verstehen.“ Warren S. Torgerson
_25 Release U21 2. Altersverteilung der Klient:innen mit eigener Problematik (inkl. Einmalkontakte N = 455) bis 13 Jahre 3 13 – 17 Jahre 123 18 – 21 Jahre 308 über 21 Jahre 21 Neugier, das Sammeln von Grenzerfahrungen, bewusste Grenzüberschreitungen – auch im vergangenen Jahr waren dies zentrale Aspekte, die unserer Arbeit mit Jugendlichen zugrunde liegen. Wir reflektieren mit den Klient:innen ihren Substanzkonsum und ihre Rauscherlebnisse und versuchen, alternative Handlungsmöglichkeiten zum Konsum aufzuzeigen. 3. Vermittlung der Klient:innen mit eigener Betroffenheit (ohne Einmalkontakte N = 364) Keine Vermittlung / Selbstmelder 114 Soziales Umfeld 25 Arbeitgeber / Betrieb / Schule 3 Einrichtungen der Jugendhilfe 8 Jugendamt 6 Polizei / Justiz 163 Sonstige: Krankenhäuser, Jobcenter … 33 Keine Angabe 12 Die größten Zuweiser bleiben die Justizbehörden und die Polizei. Beratungsgespräche, insbesondere bei Besitz von Betäubungsmitteln, sind weiterhin eine häufig verhängte Auflage. Doch auch andere Instituti- onen, wie die Schulen oder Betriebe können eine Beratung bei Release zur Auflage machen. Angestiegen ist die Zahl der Personen, die sich selbst gemeldet haben: Knapp ein Drittel aller Klient:innen kommt aus eigenem Antrieb: Sie sind mit ihrem Konsum, den Folgen dessen im sozialen, gesundheitlichen oder rechtlichen Bereich unzufrieden und möchten an ihrer Situation etwas ändern.
26_ Release U21 4. Hauptdiagnose Zusatzfragen: Riskanter Konsum Keine Angabe / keine Diagnose 259 Riskantes Konsumverhalten 99 Schädlicher Gebrauch von Cannabinoiden 27 Probleme in Schule und Beruf 44 Abhängigkeit von Cannabinoiden 48 Probleme in sozialen Bezügen 35 Schädlicher Gebrauch von Alkohol 4 Rechtliche Probleme 45 Abhängigkeit von Alkohol 1 Vernachlässigung Hobbies/Aufgaben 31 Schädlicher Gebrauch von Kokain 0 Straftaten und finanzielle Probleme 35 Abhängigkeit von Kokain 1 Konsum ist Teil des Selbstbildes 25 Schädlicher Gebrauch von Stimulantien 0 Konsum dient der Vermeidung 33 Abhängigkeit von Stimulantien 1 Risiko andere Bereiche 11 Abhängigkeit von Tabak 0 Selbstmedikation 29 Polytoxikomanie 4 Beendigung laufender 9 Exzessive Mediennutzung: 2 Unterstützungsmaßnahmen Erhöhte Risikofaktoren für die 30 Gesundheit Für die Diagnosen „Abhängigkeit“ und „Schädlicher Gebrauch“ gibt es festgelegte Kriterien, die der Großteil unserer jungen Klient:innen glück- licherweise (noch) nicht erfüllt. Deshalb dokumentieren wir in den Zusatzfragen „Riskanter Konsum“, in welchen Bereichen sich bereits Schwie- rigkeiten ergeben bzw. negative Entwicklungen abzusehen sind. Dies betrifft häufig Probleme in der Familie oder sonstigen sozialen Bezügen, in Schule oder Beruf, aber auch juristische oder gesundheitliche Probleme können bereits eine Rolle spielen. Philipp Weber „Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns endlich Daten sehen.“ Gerhard Kocher
_27 Release U21 DIE MITARBEITENDEN RELEASE U21 PHILIPP WEBER EVI SCHNEIDER JULIANE BLANCK Dienststellenleitung, Prävention und Beratung, Sekretariat Beratung, Partydrogen (Take) Netzpause Tel. 0711 - 60 17 37-30 Tel. 0160 - 97270888 Tel. 0711 - 60 17 37-33 schneider@release-stuttgart.de blanck@release-stuttgart.de weber@release-stuttgart.de JULIA HOFFMANN MAXIMILIAN KIEFER ANDRÉ KUHN Prävention und Beratung, Netzpause Prävention und Beratung, Netzpause Prävention und Beratung, Beratung im Vollzug, Tel. 0711 - 60 17 37-34 Tel. 0711 - 60 17 37-39 Netzpause hoffmann@release-stuttgart.de kiefer@release-stuttgart.de Tel. 0711 - 60 17 37-37 kuhn@release-stuttgart.de NICOLE LASSMANN PAULA MARINOVIC MAREN PLETAT Prävention und Beratung, Partydrogen (Take), Beratung, Angehörigenarbeit, Netzpause Prävention und Beratung, Qualitätsmanage- Netzpause Tel. 0711 - 60 17 37-32 ment, Partydrogen (Take), Netzpause Tel. 0711 - 60 17 37-38 marinovic@release-stuttgart.de Tel. 0711 - 60 17 37-36 lassmann@release-stuttgart.de pletat@release-stuttgart.de
28_ TAKE Das aufsuchende Partydrogenangebot für die elektronische Musikszene www.take-stuttgart.de Im zweiten Pandemiejahr hatten wir schon eine gewisse Routine im Gestalten von coronakon- formen Angeboten, daher verlief das Jahr 2021 so bunt und vielfältig wie wir es von take ken- nen. Inhaltlich hat sich viel getan – zwar war der Zeitraum, in dem Veranstaltungen im annähernd gewohnten Maße stattfinden konnten, auf den Sommer und Herbst begrenzt – jedoch haben wir diese Einsätze mit der Ergänzung durch POT (= Peers on Tour) sehr gut genutzt. Die Peers on Tour starteten im Juni mit eigenver- antwortlichen Einsätzen, die von uns Hauptamt- lichen nur noch im Hintergrund begleitet wer- den. Es fand nicht nur eine, sondern zum ersten Mal zwei Peerschulungen statt, da das Interesse, bei uns mitzuarbeiten, auch durch Corona nicht gebrochen wurde. Unsere Substanzinformationen – in den Broschü- ren und auf der Homepage zu lesen – wurden weiter überarbeitet und sind noch detaillierter als bisher. Die Take Talks auf Instagram decken eine span- nende Palette an Themen ab. Beim bundesweiten Netzwerktreffen der Party- drogenprojekte konnten wir unsere Skills als Gastgeber:innen herausstellen und beim Kongress Stadt nach 8 waren wir mit 6 Take’lern vertreten. Unser fester Vorsatz auch für das kommende Jahr: Corona soll uns nicht beeindrucken oder gar lähmen, sondern wir passen uns an die Lage an und bleiben mit den Nutzer:innen unseres Ange- bots weiter verbunden. Maren Pletat
_29 TAKE TAKE PEERS – WAS WÄRE TAKE OHNE DIE EHRENAMTLICHEN ... Noch bevor die neue Landesverord- nung zugelassen hat, dass Clubs wieder öffnen durften, schulten wir im Frühjahr wieder 10 Menschen, die sich für die Mitarbeit bei take gemeldet haben. Nachdem letztes Jahr die Schulung durch den Lockdown beeinträchtigt wurde, entschlossen wir uns, ein neues Konzept auszuprobieren. Wir führten die Schulung nicht wie bisher an fünf Freitagen durch, sondern konzentrierten die Inhalte an einem Wochenende. Das hatte den Vorteil, dass wir uns alle gegenseitig bes- ser kennenlernen und auf Inhalte intensiver eingehen konnten. Da dies so ein großer Erfolg war, entschlossen wir uns, zum ersten Mal in der Geschichte von take, eine weitere Schulung im Herbst anzubieten. Dies lag natürlich nicht zuletzt an dem nicht abreißenden Interesse, bei uns mitzuarbeiten. Schulung in der Villastraße Ein ganz besonderer Einsatz fand im Oktober statt. Das Hauptteam, begleitet von Nicole Lassmann, war auf einer Veran- staltung im Lehmann Club, während drei POT-Peers durch die Stadt gezogen sind und an drei verschiedenen Locations einen kleinen Info- stand aufgebaut haben. So konnten wir in nur einer Nacht an vielen Orten gleichzeitig sein und viele Menschen erreichen. Das war ein so großer Erfolg, dass wir am liebsten sofort so weitergemacht hätten. Leider machte uns auch hier Corona mal wieder einen Strich durch die Rechnung ... Im Seminarraum Darüber hinaus gründete sich eine neue Ar- beitsgruppe, in der unsere Ehrenamtlichen selbstständig die Substanzinfos auf der Website und auch in unseren Broschüren überarbeiteten. Wir boten außerdem noch Vertiefungsschulungen zu einzelnen Inhalten an und die Peers nahmen diese Angebote dankbar an. So konnten wir die Zeit bis zur Wiederöffnung der Clubs gut überbrücken. Als dann die ersten Take Stand beim Panopticum am Berger Festplatz Einsätze wieder stattfinden konnten, waren unsere Peers sofort zur Stelle.
30_ TAKE POT Einsatz Im Lehmann Club Doch take wäre nicht take, wenn wir uns davon entmutigen lassen würden. Die „Corona“-Projekte wurden wieder aus dem Hut gezaubert und wir konzentrierten uns auf unsere Online Angebote. Nicole Lassmann Take Talks auf Instagram
_31 TAKE POT – ENDLICH AM START Seit April 2021 fährt ein kleines Beiboot namens „Peers on Tour“ – oder abgekürzt „POT“ - neben unserem großen Take Schiff. Um bei dieser Metapher zu bleiben: POT ist POT Kick-Off kleiner und wendiger. Es kann auch spon- FoBi Plakat tan in kleine Häfen einfahren und besucht bei Bedarf auch mehrere nacheinander. Die Peers können sich durch einen gewachsenen Erfahrungsschatz und interne und externe Weiterbildungen für POT qualifizieren. Beginnend mit dem Kick-Off am 10. April 2021 läuft die Förderung des Projekts POT mit einer wachsenden Zahl an beteiligten Peers und ergänzt das Take Angebot. Kleine flexible Einsatzteams, die meistens von 3-4 Ehrenamt- lichen gebildet werden, starten mit besonders zugeschnittener Ausrüstung unabhängig oder ergänzend zu unserem hauptamtlichen Team. Dadurch ist es endlich möglich, mehr Partys im Monat zu begleiten und somit einen breiteren POT Einsatz bei Fridas Pier Zugang für die Nutzer:innen unseres Angebots zu schaffen. Vor allem kleinere Clubs und nicht gewerbliche Veranstalter:innen freuen sich über das Engagement der POT Peers. Trotz der Beschränkungen hat das Projekt POT mit derzeit 14 beteiligten Peers im Jahr 2021 in und um Stuttgart 5 Veranstaltungen besucht. Es verzeichnete 268 Beratungen und 891 Kontakte. Wir bedanken uns bei der LBBW Stiftung für die dreijährige Projektförderung. Maren Pletat NEUE SUBSTANZINFOS Anfang des Jahres gründete sich eine neue Arbeitsgruppe von rund fünf Ehrenamtlichen, die sich mit unseren Substanzinfos auseinandersetzten. Neben der Überarbeitung unserer Infos auf der Website, bekamen auch einige unserer Broschüren neue, zusätzliche Inhalte. Neu auf der Website wurden die Substanzen Tilidin und DMT / Ayahuasca veröffentlicht. Die Broschüren über Pilze, Kokain, Alkohol und Speed wurden ebenfalls neu gedruckt. Nicole Lassmann
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