Medien-information - Jan-Jun Wien - Tanzquartier Wien

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Medien-information - Jan-Jun Wien - Tanzquartier Wien
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              Wien

tqw.at
         Jan–Jun
            2018
Medien-information - Jan-Jun Wien - Tanzquartier Wien
TQW PROGRAMM-
              PRÄSENTATION
Do, 14. Dezember 2017, 10 Uhr
TQW Halle G
Museumsplatz 1, 1070 Wien

Begrüßung: Ulrike Heider-Lintschinger, Geschäftsführung

Podium
Bettina Kogler, künstlerische Leiterin
Christa Spatt, Programm
Olive Schellander, Training & Workshops
Janez Janša, Theoriekurator, Künstler
Alexandra Pirici, Künstlerin
Kim Tien, KENH Büro für Architektur und Design

Inhalt
Aufbruch in neue Gebiete                13
TQW Neueröffnung                        14
Programm Februar                        15
Programm Mai–Juni                       20
Labore, Theorie                         26
TQW Magazin, Vermittlung, Bibliothek    27
Training & Workshops                    29
Tickets, Preise, Wahlabo                30
Neues Erscheinungsbild                  32
Zahlen Saison 2016/17                   33
Internationale Netzwerke                34
TQW Biografien                          35
TQW Team                                36
Förderer & Kooperationspartner          37

Pressematerial und Foto-Download: tqw.at/presse

Kontakt
Franz Jud
T +43 1 581 35 91-65
fjud@tqw.at

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AUFBRUCH IN NEUE
              GEBIETE

„Wir haben die Zeit seit Herbst genutzt, um das TQW neu zu denken, neu zu
gestalten und letztlich auch neu zu positionieren. Risiko und Experiment gehören
zum neuen TQW ebenso wie Offenheit und kontinuierliche Weiterentwicklung.
Wichtig ist uns darüber hinaus eine verstärkte Auseinandersetzung mit
zeitgenössischen Diskursen.“ — Bettina Kogler und Christa Spatt

Das Tanzquartier Wien (TQW). Zentrum für zeitgenössische Choreografie und
Performance zählt seit seiner Gründung im Jahr 2001 zu den maßgebenden
Tanzhäusern Europas. Anfang 2018 übernimmt Bettina Kogler die künstlerische
Leitung. Gemeinsam mit Christa Spatt zeichnet sie für das Programm
verantwortlich. Das TQW bespielt seine drei Studios von Oktober bis Juni und die
Halle G von Oktober bis April.

Ziel und Aufgabe des TQW ist die kontinuierliche Zusammenarbeit mit lokalen
Kunstschaffenden in den Bereichen Choreografie und Performance. Diese kann die
unterschiedlichsten Formate annehmen und scheut weder Risiko noch Experiment.
Die Präsentation ausgewählter internationaler Arbeiten bildet einen weiteren Fokus.
Darüber hinaus setzt das TQW kontinuierlich umfassende Aktivitäten in den
Bereichen Theorie, Probe & Forschung sowie Training & Workshops. Den
Besucher_innen stehen eine Bibliothek mit ausgewählter Fachliteratur und eine
Mediathek – auch im Sinne eines Archivs – zur Verfügung.

Das TQW ist Arbeits- und Austauschplatz für Künstler_innen und zugleich ein Ort,
an dem Besucher_innen zeitgenössische Choreografie erleben können, die
gesellschaftspolitische und/oder künstlerische Diskurse aufnimmt. Die Erweiterung
um Praktiken und Formen anderer Genres wie bildender Kunst, Theater, Film usw.
sowie die unmittelbare Körperlichkeit des Tanzes ermöglichen, auch komplexe
Zeitphänomene nuanciert zu thematisieren und sinnlich erfahrbar zu machen. Die
Vermittlungsarbeit des TQW führt zu einem vertieften Eintauchen und
Auseinandersetzen und soll etwaigen Vorbehalten gegenüber dieser Kunstform
entgegenwirken.

Inhaltlich schließt das TQW in seiner Programmierung u. a. an die Überlegungen von
Donna Haraway an. Für die US-amerikanische Theoretikerin ist eine „lebenswertere“
Zukunft dann möglich, wenn wir endlich damit aufhören, uns die immer gleichen
destruktiven Geschichten zu erzählen und sie dadurch fortzuschreiben. Das TQW
versteht sich insofern als ein kreativer Ort für neue Geschichten und für eine
„bessere“ Zukunft.

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TQW NEUERÖFFNUNG
„Mit der Neueröffnung stecken wir wichtige programmatische Eckpfeiler für die
Zukunft des TQW ab: Die Diversität der Körper, das Verhältnis von Choreografie zu
bildender Kunst und Performance, die Wertschätzung des lokalen Kunstschaffens,
aber auch der Blick auf außereuropäische Produktionen – das sind jene
Schlagworte, die das Programm der nächsten Jahre bestimmen werden.“
— Bettina Kogler

Drei Tage vollgepackt mit internationalen und österreichischen Highlights: Den
Startschuss am ersten Tag der TQW Neueröffnung gibt Doris Uhlich. Die Wiener
Choreografin zeigt mit ihrem Ensemblestück Every Body Electric, wie gelungene
Inklusion im Tanz aussehen kann. Ein Zeichen für Diversität und gegen
Ausgrenzung. Julius Deutschbauer serviert Würstel und bestärkt das TQW darin,
„seinen Kren wieder selbst zu reiben“. Gleich nach der performativen stationären
Verpflegung „versteigt“ sich das Publikum in Andrea Maurers Objektpoesie im
Stiegenhaus, um schließlich in den neu gestalteten Studios – dem Herz des TQW –
zu landen. Dort schwingt sich der Performer Franko B in einem stimmungsvollen
Setting in die Köpfe der Zuschauer_innen. Einen Raum weiter verscherbeln
Margareth Kaserer und Simon Steinhauser – wie es sich für eine Kunstinstitution
gehört – Künstler_innenbiografien. Danach gibt es ein schweißtreibendes DJ-Set
mit David Buder und Jakob Bouchal vom Label Matches Music.

Der zweite Tag beginnt in der Kunsthalle Wien mit Alexandra Pirici. Die rumänische
Künstlerin sorgte diesen Sommer u. a. bei den Skulptur Projekten Münster für
Aufsehen und gilt als eine der zentralen Protagonist_innen der Performancekunst
ihrer Generation. Im Stiegenhaus der Studios überrascht Andrea Maurer weiterhin
mit ihrer Objektpoesie. Der Choreograf Mark Tompkins geht in einer Sneak Preview
seiner neuen Arbeit feinfühlig Fragen des Alterns nach. Zum ersten Mal im
deutschsprachigen Raum ist die aus Uruguay stammende Künstlerin Tamara Cubas
mit dem eindrucksvollen zweiten Teil ihrer Anthropophagischen Trilogie zu
erleben, mit der sie die südamerikanische Performanceszene im Sturm
eingenommen hat. Im Anschluss heizt Therese Terror mit tanzbarem Sound
zwischen House und Techno in den Studios ein.

Am dritten Tag eröffnet Alexander Gottfarb die Tanzfiliale. Ab sofort wird hier ein
Jahr lang täglich getanzt. Alexandra Pirici stellt mit ihren Performer_innen in der
Kunsthalle Wien weiterhin historische Ereignisse nach, in denen Popkultur und
Politik verschwimmen. Mark Tompkins ist erneut auf einem Anti-Ageism-Trip,
während Anne Lise Le Gac und Élie Ortis mit einer Interpretation von Trash-
Tanzvideos verzaubern. In der Halle G gibt es zum letzten Mal die Gelegenheit, sich
von Tamara Cubas’ atmosphärischer Performance vereinnahmen zu lassen, ehe
Philipp Gehmacher gemeinsam mit dem Pianisten Marino Formenti in einem
performativen Konzert vielleicht alles auf den Kopf stellt, was von diesem Genre
erwartet wird. Danach gibt es feministischen Pop vom Feinsten mit Ankathie Koi.
Die Abschlussparty bestreitet das DJ-Kollektiv ON FLEEK. Damit ist das TQW
endgültig startbereit für die Saison!
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DAS PROGRAMM
Do, 25. Januar, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Folgetermine: Do, 8., – Sa, 10. Februar, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Doris Uhlich (AT)
Every Body Electric
Performance/Tanz | Erstaufführung | TQW Koproduktion

Nach dem Duett Ravemachine lässt Doris Uhlich in diesem Ensemblestück für
Menschen mit physischen Beeinträchtigungen individuelle und gemeinschaftliche
„Energietanzformen“ entstehen. Jeder Körper hat spezifische Möglichkeiten, seine
Dynamik und seine fleischliche Freude zu artikulieren. Die Bewegungen selbst
ermöglichen dem Körper, sich aufzuladen, sie werden zu einer Art körpereigenem
Treibstoff. Every Body Electric ist eine radikale Einladung, tänzerisch Potenziale zu
erforschen, diese sichtbar zu machen und tief in eine energetische Archäologie
einzutauchen. Welche weiteren Möglichkeiten eröffnen sich, wenn Maschinen – wie
Rollstühle,   Prothesen,   Krücken    –   nicht   als   Hindernisse,   sondern    als
Körpererweiterungen begriffen und auch als solche inszeniert werden? Persönliche
Rhythmen, Dynamiken, Beats und Körpereigenschaften führen zu sehr individuellen
Tanzstilen. Die Sprengkraft, aber auch die zarte bis kraftvolle Poesie von Every
Body Electric liegt letztlich darin, wie die Selbsterfahrung und die Wahrnehmung
dieser Körper verändert werden.

Choreografie Doris Uhlich Dramaturgie Elisabeth Schack Performance Erwin
Aljukic, Yanel Barbeito, Adil Embaby, Sandra Mader, Karin Ofenbeck, Thomas
Richter, Vera Rosner, Danijel Sesar, Katharina Zabransky Sound Boris Kopeinig,
Doris Uhlich Licht Gerald Pappenberger Feedback Yoshie Maruoka, Theresa
Rauter     Produktion   Christine   Sbaschnigg    Produktionsassistenz   Annamaria
Waliczky
Eine Koproduktion von Tanzquartier Wien und insert (Theaterverein). Mit
Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien.

Doris Uhlich studierte Pädagogik für zeitgenössischen Tanz am Konservatorium
Wien und entwickelt seit 2006 eigene Projekte. Im Werk der Choreografin steht
oft die Beschäftigung mit Alltagsgesten oder auch, wie in SPITZE (2008) oder
Come Back (2012), mit künstlichen Gesten – in diesem Fall dem strikten
Bewegungscode des klassischen Balletts – im Zentrum. Ihre Performances sind
immer Auseinandersetzungen mit Schönheitsidealen und Körpernormen – so
z. B. mehr als genug (2009). Seit ihrem Stück more than naked (2013)
beschäftigt sich Doris Uhlich in ihren Arbeiten zudem mit der Darstellung von
Nacktheit frei von Ideologie und Provokation. Dabei nimmt Musik – besonders
Rave – eine wichtige Rolle ein. Zuletzt bespielte sie mit einem ravenden nackten
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Ensemble die Minoritenkirche in Krems und im Rahmen von ImPulsTanz die
Fassade der Wiener Secession. Für die Performance Ravemachine (2016) hat
Doris Uhlich gemeinsam mit dem Tänzer Michael Turinsky vor Kurzem den
NESTROY-Spezialpreis „für Inklusion auf Augenhöhe“ gewonnen.

               PERFORMATIVE INSTALLATIONEN

Do, 25. Januar, ab 21 Uhr / TQW Studios, Eingang
Julius Deutschbauer (AT)
Ab jetzt reibt sich das TQW seinen Kren wieder selbst
Stationäre performative und kulinarische Betreuung

Künftig nimmt die Krenreibe im TQW eine zentrale Rolle ein. Sie besteht aus einem
Metallbügel und vier Reibeflächen. Der Metallbügel am oberen Ende der Reibe dient
dazu, die linke Hand beim Vorgang des Krenreibens abzustützen, um so der Reibe
die nötige Stabilität zu verleihen. Der Kren markiert den gedanklichen Extrakt.
Woher der Kren kommt, erklärt sich aus der Kopfzeile des dazugehörigen Plakats;
zukünftig führt die/der Künstler_in, wann immer sie/er ins TQW flaniert, eine
Krenwurzel mit sich. Krenreiben stellt die Institution. Frei nach Marcel Duchamp:
„Le célibataire broie son chocolat lui-même.“

Julius Deutschbauer (geb. 1961 in Klagenfurt) lebt als Performer, bildender und
Plakatkünstler, Filmer und Autor ohne festen Wohnsitz in Wien. Von 2000 bis
2007 Zusammenarbeit mit Gerhard Spring. 2008 Gründung der
Performancegruppe Theater des Verhinderns. Das Zentrum seiner Arbeit bilden
die inzwischen ca. 170 Plakate.

Do, 25. / Fr, 26. Januar, 21–24 Uhr + Sa, 27. Januar, 18–24 Uhr /
TQW Studios, Stiegenhaus
Andrea Maurer (AT)
We don’t think enough about staircases
Installation

Das Stiegenhaus steht für Auf- und Abgang, Ende und Anfang. Im Stiegenhaus
steigen Körper von unten nach oben und umgekehrt. Es ist ein Raum des Kommens
und Gehens, des Vorher und des Nachher. Der Boden des Stiegenhauses ist
gefaltet, der Raum ist gekrümmt. „Man denkt nicht oft genug an die Treppen“,
behauptet Georges Perec in seinem Buch Träume von Räumen. Andrea Maurer
bearbeitet die Räume zwischen, neben, unter und über den Treppen und den
Wänden des TQW Stiegenhauses. Eine Raumkonstruktion? Fragezeichen?
Fragezeichen! Der Fluchtweg muss frei bleiben.
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Andrea Maurer lebt und arbeitet in Wien. Sie behandelt, zerlegt und verdreht in
zumeist performativen und/oder installativen Formaten Zusammenhänge von
Sprache, Wirklichkeit und Wahrnehmung. Mit dem Kollektiv studio 5 hat sie
von 2007 bis 2013 zahlreiche Projekte umgesetzt. Ihre Arbeit
Gesprächsgegenstände (2013) wurde mit dem Salzburger Landespreis für
Medienkunst ausgezeichnet. Für die Performance SELBSTZERLEGUNG erhielt sie
2016 den H13 Preis für Performance des Kunstraum Niederoesterreich. Der
Standard bezeichnete sie als „Meisterin der Sprach-, Zeichen- und
Bedeutungszerlegung“, deren „Gesprächsgegenstände die Logik der
Gebrauchskommunikation mit Witz ad absurdum führen“.

Do, 25. Januar, 21 Uhr / TQW Studios
Margareth Kaserer (IT) und Simon Steinhauser (AT)
ARTISTS FOR SALE!
Performance

Der Mensch sieht und glaubt – vor allem von sich selbst – nur das, was er sehen und
glauben will. Und natürlich was er für andere darstellen möchte. Alles, was er
darstellt,   beruht   auf   Projektionen,   subjektiver   Wahrnehmung,   Hoffnung,
Inszenierung oder, sofern er/sie auch Künstler_in ist, auch darauf, wie künstlerisch
erfolgreich er/sie ist. Künstler_innen wollen geliebt werden: Nur wenn sie
entsprechend gebucht und gekauft werden, fühlen sie sich geliebt. Dann glauben
sie zumindest für einen kurzen Moment, dass sie wichtig sind und ihre Kunst von
Wert ist.

Margareth Kaserer (geb. 1983 in Bozen) schafft performative Arbeiten, Objekte
und Installationen und ist Gründerin des Kunstfestivals und des Residency-
Programms Hotel Amazonas sowie der Performanceband Planète Concrète. Sie
studierte Komparatistik in Wien und machte danach die
Postgraduiertenausbildung a.pass (Advanced Performance and Scenography
Studies, Antwerpen). Margareth Kaserer lebt und arbeitet in Südtirol.

Simon Steinhauser (geb. 1979 in Lienz) zog nach einer Ausbildung zum
Zimmermann nach Wien und studierte an der Technischen Universität
Architektur. Er ist Gründungsmitglied des Performancekollektivs God’s
Entertainment. Seit 2006 kreiert er performative Werke in verschiedenen
Formaten für God’s Entertainment, Super Nase & Co u. a. Er ist Mitorganisator
von Hotel Amazonas. Simon Steinhauser lebt und arbeitet in Wien und Südtirol.

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Do, 25. Januar, 21.30 Uhr + 22.30 Uhr / TQW Studios
Franko B (IT/UK)
I’m Thinking of You
Performance | Österreichische Erstaufführung

In der Performance I’m Thinking of You entwirft Franco B unterstützt von der Musik
der Komponistin Helen Ottaway ein surreales Traumsetting. Zwar spielt wie in allen
Performances des Italieners der nackte Körper eine zentrale Rolle, aber in dieser
Arbeit sind es auch die Inszenierung der Objekte und die Musik, die die
Betrachter_innen auf eine kontemplative Reise schicken. I’m Thinking of You dreht
sich um die romantische Utopie kindlicher Fantasie und Unbekümmertheit. Die
Inspiration für die Performance lieferte ein Spielzeug aus Franko Bs Kindheit, das er
für die Performance in eine Skulptur verwandelt hat.

Performance Franko B Musik Helen Ottaway

Franko B (geb. 1960 in Mailand) floh mit 19 Jahren nach London, um dem
Militärdienst zu entgehen und Kunst zu studieren. Ursprünglich von der
Keramikkunst und der Skulptur kommend ist Franko B vor allem für seine
radikalen, von Selbstverletzungen geprägten Performances bekannt, die seit den
1990er-Jahren immer wieder für Aufsehen sorgen. Seine Arbeiten sind oft
perfekte visuelle Arrangements, einprägsame Kompositionen, die gegen die
Bilderflut der heutigen Zeit antreten. In seinen Skulpturen etwa
monumentalisiert der ausgebildete Bildhauer ephemere mediale Bilder, indem er
sie in Marmor oder Metall „verewigt“.

Fr, 26. Januar 17–21 Uhr / Sa, 27. Januar, 18–22 Uhr
Zusatztermin So, 28. Januar, 16–20 Uhr / Kunsthalle Wien
Alexandra Pirici (RO)
Delicate Instruments of Engagement
Fortlaufende performative Aktion | Österreichische Erstaufführung | TQW
Koproduktion

Alexandra Piricis Delicate Instruments of Engagement streift durch Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft und reflektiert die immer mehr verschwindenden Grenzen
zwischen Politik und Popkultur. Mit fünf Performer_innen stellt die Künstlerin eine
subjektive Auswahl von Bildern, Situationen, Internet-Memes nach, die zu
ikonografischen Erinnerungen unserer Zeit geworden sind. Das Publikum kann aus
den unterschiedlichen Erzählungen immer wieder verschiedene Anfänge wählen.
Darunter befinden sich u. a. die Bilder von Ceauşescus Hinrichtung nach der
rumänischen Revolution, die nahezu identischen Reden von Michelle Obama und
Melania Trump, das Abhängen von Picassos Wandbild Guernica in der UNO während
der Rede des amerikanischen Außenministers Colin Powell für eine Intervention im

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Irak, Joseph Beuys’ Whisky-Werbespot aus dem Jahr 1984 für die japanische Marke
Nikka, der dem Künstler half, das Projekt 7000 Eichen für die documenta zu
finanzieren, George Michaels Song Freedom ’90 und Sequenzen aus Grace Jones’
Video zu Slave to the Rhythm.

Performance Paul Dunca, Farid Fairuz, Paula Gherghe, Maria Mora, Cristian
Nanculescu Licht Andrei Dinu

Die Performance erfolgt auf Einladung des Tanzquartier Wien in Kooperation mit
der Kunsthalle Wien.

Mit Unterstützung von

Alexandra Pirici ist eine rumänische Choreografin, die seit der Bespielung des
rumänischen Pavillons bei der Biennale di Venezia 2013 (mit Manuel Pelmuş)
und anschließenden Arbeiten u. a. bei der Manifesta 10, bei der Berlin Biennale
9 und in der Tate Modern London eine zentrale Protagonistin jener Generation
junger Künstler_innen ist, die Performance als Medium verwenden. Zuletzt war
sie mit Leaking Territories bei den Skulptur Projekten Münster in aller Munde.
Ihre Arbeiten kreisen oft um das Thema neue Technologien und wie sich diese
auf den Menschen auswirken, aber auch um soziale Strukturen und
Beziehungen.

Fr, 26. Januar, 18.30 Uhr / Sa, 27. Januar, 17.30 Uhr / TQW Studios
Mark Tompkins (US/FR)
STAYIN ALIVE
Performance | Sneak Preview

Mark Tompkins gibt in STAYIN ALIVE einen ersten Einblick in seinen Arbeitsprozess
während seiner Residency am TQW Wien. Die Performance ist eine Meditation über
das Altern und den Tod. Wie geht man mit der Widersprüchlichkeit um, das eigene
Alter zu akzeptieren, aber gleichzeitig jung bleiben zu wollen? Mark Tompkins stellt
sich der unvermeidlichen Transformation von Körper, Geist und Seele. Dabei
hinterfragt der französische Choreograf den gesellschaftlichen Umgang mit älteren
Menschen, denen jede Eleganz und Kreativität abgesprochen wird. Er verbindet
mehrere Charaktere verschiedenen Alters und unterschiedlichen Geschlechts mit
realen und fiktiven Erinnerungen zu einem Spiel aus Tanz, Poesie und Musik. Auf
diesem Trip voller Überraschungen wird Mark Tompkins unterstützt von Jean-Louis
Badet, seinem engsten Mitarbeiter seit 30 Jahren, der für das Bühnenbild und das
Kostümdesign verantwortlich zeichnet. Passagier und Reiseleiter zugleich ist Frans
Poelstra, Tompkins Alter Ego seit 40 Jahren.

Konzept und Performance Mark Tompkins Bühnenbild und Kostüme Jean-Louis
Badet Regie Frans Poelstra

Die Uraufführung von STAYIN ALIVE erfolgt im Rahmen von ImPulsTanz 2018.
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Mark Tompkins gründete 1983 die Company I.D.A. – INTERNATIONAL DREEMS
ASSOCIATED. Er verschreibt sich einer freien, nomadischen Produktionsform
ohne künstlerische Scheuklappen mit einem Faible für „real time composition“.
Über 30 Soli und Gruppenstücke, die Tanz, Gesang, Text und Video miteinander
vermengen, sind auf dieser Reise, die in den 1970er-Jahren begann, entstanden.
Tompkins tourt mit seinen Stücken und Workshops durch die ganze Welt.
Fasziniert von der Reibung zwischen Hochkultur und Entertainment lässt er
immer wieder populäre Formen wie Varieté, Musical und Burlesque in seine
Performances einfließen. Die undefinierbaren performance objects zwischen
Tanz, Theater und Musik sind zum Markenzeichen des amerikanischen
Choreografen geworden.

Fr, 26., + Sa, 27. Januar, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Tamara Cubas (UY)
Anthropophagische Trilogie: Act 2 – To Resist
Performance/Tanz | Erstaufführung im deutschsprachigen Raum

Die aus Uruguay stammende Choreografin und Künstlerin Tamara Cubas zählt zu
den markantesten Stimmen der südamerikanischen Performanceszene – in Europa
ist sie noch weitgehend unbekannt. Über 1 000 verstreute Holzbretter bieten in Act
2 – To Resist den wackligen Boden für einen einstündigen Ausnahmezustand. Die
erzeugten Vibrationen der instabilen Oberfläche stärken dabei den rauschhaften
Widerstand der fünf Tänzer_innen. Sie versinnbildlichen eine neue Form des
Zusammenlebens, befreit von übergeordneten Autoritäten. Die angespannte
Atmosphäre, der sich das Publikum nicht entziehen kann, lädt sich im Lauf der Zeit
immer stärker auf. To Resist ist der mittlere Teil von Tamara Cubas’
Anthropophagie-Trilogie, in der sie drei choreografische Werke aus Brasilien, dem
Ursprungsland der kulturellen Anthropophagie-Bewegung, die in den 1920er-
Jahren als Antwort auf die europäische Dominanzkultur gegründet wurde,
verarbeitet. To Resist versteht sich als ein Akt des Widerstands gegen die
Kommerzialisierung unserer Gefühle und Körper, aber auch gegen die
Institutionalisierung und Hierarchisierung menschlicher Beziehungen.

Regie Tamara Cubas Licht und Sounddesign Leticia Sckrycky Performer_innen
Santiago Turenne, Alina Ruiz Folini, Mariana Marchesano, Tamara Gómez, Bruno
Brandolino

Basierend auf Matadouro von Marcelo Evelin. Eine Produktion von Key
Performance.

Tamara Cubas (geb. 1972 in Montevideo) lebte mit ihren Eltern bis zu ihrem 13.
Lebensjahr im politischen Exil in Havanna, ehe sie in ihre Heimat Uruguay
zurückkehrte. Die Dichotomie zwischen Individuum und Kollektiv, die Ideen von
Macht und Institution, Entkolonialisierung und alle möglichen Formen sozialer
und politischer Organisation sind nur einige Beispiele für die Themen, die
Tamara Cubas in ihren choreografischen und visuellen Projekten verhandelt.
Cubas studierte bildende Kunst an der Nationalen Fakultät für bildende Künste

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der Universität der Republik Uruguay sowie Kunst und Technologie an der
School of the Arts in Utrecht, außerdem zeitgenössischen Tanz an der Schule
Contradanza in Montevideo. Im Mai 2015 vertrat sie Uruguay bei der 12.
Havanna-Biennale mit der „Massenperformance“ Multitud.

Sa, 27. Januar, 16–19 Uhr, ab So, 28. Januar, täglich, 365 Tage, 10–18 Uhr /
Ort: tba
Alexander Gottfarb (SE/AT)
Negotiations
Performance/Tanz | TQW Koproduktion

Ein Jahr lang bespielt Alexander Gottfarb mit Negotiations ein Geschäft. In dieser
Filiale des TQW werden abwechselnd zehn Tänzer_innen verschiedener
Generationen täglich zu den üblichen Geschäftszeiten von 10 bis 18 Uhr performen
– Tanzen ist schließlich echte Arbeit. Dieses Mammutprojekt ist die dritte
Performance des schwedischen Choreografen, die sich mit den Beziehungen
zwischen Bewegung und Glaubenssystemen auseinandersetzt. Dabei nimmt
Negotiations die Form eines öffentlichen sozialen Rituals an, das die Praxis der
Zusammenarbeit, des Dialogs und des Austauschs untersucht. Die Bewegungen
oszillieren zwischen erkennbaren, ikonischen Gesten und abstrakten Mustern.
Negotiations lädt das Publikum – vor allem aber auch zufällige Passant_innen –
dazu ein, nach eigenem Ermessen in der Tanzfiliale zu verweilen und vor allem
immer wiederzukommen. In einem Jahr ergeben sich viele Gelegenheiten, diese
Arbeit unter immer wieder anderen Parametern wahrzunehmen. Schließlich bietet
die Aufführung an einem dunklen Montagnachmittag im Winter eine ganz andere
Erfahrung     als   an     einem    heißen     Sonntagmorgen      im    Sommer.
Programmverdichtungen und Highlights werden laufend auf tqw.at bekannt
gegeben.

Konzept und Choreografie Alexander Gottfarb Tänzer_innen Sophie Augot, Alex
Deutinger, Pawel Dudus, Soraya Emery, Alexander Gottfarb, Katharina Illnar,
Nanina Kotlowsky, Raul Maia, Anna Maria Nowak, Charlotta Ruth Dramaturgie Guy
Cools Licht Peter Thalhamer Musik Guenther Berger, Sophie Augot, Alexander
Gottfarb, Raul Maia

Eine Koproduktion von Tanzquartier Wien und Kunstverein Archipelago. Mit
Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und der Kunst- und Kultursektion
des Bundeskanzleramts Österreich.

Alexander Gottfarb schloss 2003 sein Studium an der Stockholmer
Ballettakademie ab. Der in Wien lebende Schwede arbeitet als Tänzer für
Choreografen wie Elio Gervasi, Iztok Kovač und Chris Haring / Liquid Loft. Er ist
Gründungsmitglied der Formation The Loose Collective. Alexander Gottfarb
interessiert sich seit seinen frühen Arbeiten besonders für Bewegungen, die
politisch (Political Movements, 2010) oder religiös (Moved by Faith, 2011)
motiviert sind. Dafür arbeitet der Tänzer und Choreograf mit Repetition und
Transformation, mit Disziplin und Erschöpfung. In seiner 72-stündigen

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Soloperformance A Matter of Belief (2016) begann er zu erforschen, wie Glaube
und Motivation die Art und Weise verändern können, wie Bewegungen
ausgeführt werden, und damit sein Körpergedächtnis als Tänzer neu zu
betrachten. In Together (2017) wurde das Solo zu einem Trio erweitert.
Negotiations bringt diese beiden Arbeiten letztlich in eine neue Größenordnung.

Sa, 27. Januar, 18 Uhr / TQW Studios
Anne Lise Le Gac & Élie Ortis (FR)
Grand Mal
Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung

Glocal Dances nennen Anne Lise Le Gac und Élie Ortis ihre Sammlung von
Amateurtanzvideos, die sie auf Facebook und Youtube gefunden haben. Daraus hat
sich eine unendliche Konversation über den weitgehend unbekannten Tanzstil
Grand Mal entsponnen, die allerdings meistens online stattfinden muss, da Élie in
Paris und Anne Lise in Marseille lebt. Vereinzelt treffen sich die beiden aber und
bringen dann ihre digitale „trashure box“ gespickt mit Michel-de-Montaigne-Zitaten
auf die Bühne. Grand Mal wird dabei zu einer schwärmerischen Tanzfläche ohne
Vorbehalte. Ein Lonely Hearts Club, der sich bedingungslos der Musik von niemand
anderem als Italo-Dance-König Gigi D'Agostino verschreibt.

Choreografie, Performance Anne Lise Le Gac, Élie Ortis Musik Gigi D’Agostino,
MIAUX Produktion Smart Koproduktion

Eine Koproduktion mit LIFE LONG BURNING Vienne. Mit Unterstützung von Chalet
Society, Paris; FAR Festival, Nyon; CND Centre national de la danse, Paris; Mains
d’Œuvres, Saint-Ouen; Compagnie LA ZOUZE (Christophe Haleb), Marseille;
Compagnie Ultima Vez / Wim Vandekeybus, Brüssel, und OKAY CONFIANCE.

Anne Lise Le Gac studierte von 2003 bis 2008 an der Université de Strasbourg
mit dem Schwerpunkt Performance Art und lebt nun in Marseille. Von 2011 bis
2013 schloss sie am CNDC Angers das Masterprogramm für Tanz ESSAIS ab.
2014 war sie Teil des Duetts Boomerang, le retour à soi der Choreografin Claudia
Triozzi. Die beiden führen ihre Arbeitsbeziehung in Triozzis nächstem Stück
fort. Zudem kreiert Le Gac Solostücke, ist aber auch in verschiedene
Kollaborationen involviert, u. a. mit Élie Ortis, Aymeric Hainaux und Pauline Le
Boulba. Seit 2015 organisiert sie u. a. mit Élie Ortis das Performancefestival
OKAY CONFIANCE.

Élie Ortis ist Modemacher und Designer. Daneben betreibt er die Website
m-o-v-e-y-o-u-r-a-s-s.tumblr.com und sammelt Keramik aus Vallauris.

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Sa, 27. Januar, 20.45 Uhr / Kunsthalle Wien
Philipp Gehmacher (AT) & Marino Formenti (IT)
Talk to me of Mendocino
Performatives Konzert | Erstaufführung | TQW Koproduktion

Für die Neueröffnung des TQW treffen der Choreograf und bildende Künstler
Philipp Gehmacher und der Pianist und Performer Marino Formenti erstmals
aufeinander. Ihnen gemeinsam sind die Lust und die Neugier, Hierarchien hinter sich
zu lassen, die Seh- und Hörgewohnheiten ihres Metiers zu unterwandern. Alles
beginnt mit grundsätzlichen Fragen: „… von der verbalen Äußerung zum Singen
kommen, zum Miteinandersingen, wie soll das gehen? Die Stimme als Geste hinter
dem Mikro? Vielleicht: … eine Art Stand-up, vielleicht sogar fast Spoken Word … und
dazwischen immer wieder ein Song, diese kleine Kapsel einer Erzählung“ (PG). Es ist
auch „das Projizieren musikalischer Gedanken auf andere Ebenen, weil die Musik
eben kein Klangprodukt ist, sondern das In-Schwingung-Bringen einer Luft, die
Konsequenzen hat und Konsequenzen erleidet“ (MF). Noch ist alles möglich. Ein
Prozess – eine einmalige Begegnung mit offenem Ausgang.

Von und mit Marino Formenti und Philipp Gehmacher Produktion Stephanie
Leonhardt

Eine Koproduktion von Tanzquartier Wien und Philipp Gehmacher/ Mumbling Fish.
Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien.

Die Performance erfolgt auf Einladung von Tanzquartier Wien in Kooperation mit
der Kunsthalle Wien.

Philipp Gehmacher ist Choreograf, Tänzer und bildender Künstler, er lebt und
arbeitet in Wien. Seine künstlerischen Arbeiten verwenden Körper und Sprache
als Formen der Äußerung, den gebauten wie den institutionellen Raum wie das
Ding, das Objekt und die Skulptur. Mit seinen Arbeiten zwischen Black Box und
White Cube ist Philipp Gehmacher international auf Theaterfestivals und in
Ausstellungsinstitutionen vertreten. Er ist zudem Mentor und Lehrer an
renommierten Ausbildungsinstitutionen wie P.A.R.T.S in Brüssel, HZT in Berlin,
DOCH in Stockholm und Universität Salzburg.

Marino Formenti, von der LA Times als „Glenn Gould for the 21st Century“
gepriesen, hat sich u. a. durch Performances einen Namen gemacht, die das
Konzertformat hinterfragen. Zu seinen wichtigsten Projekten zählen Kurtag’s
Ghosts und Liszt Inspections. In der Langzeitperformance NOWHERE (u. a.
Berliner Festspiele) spielte und lebte er mehrere Wochen ununterbrochen in
einem öffentlich zugänglichen Raum. One to One (u. a. Art Basel) ist eine
zweistündige musikalische Begegnung mit jeweils einer/einem Zuhörer_in.
Kollaborationen mit Ann Liv Young (brut Wien), Tim Etchells, Florian Pumhösl,
Rodrigo García u. v. m.

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Sa, 27. Januar, 22 Uhr / TQW Halle G
Ankathie Koi (DE/AT)
Konzert

Bewaffnet mit einer gewaltigen Portion 80er-Extravaganz zieht Ankathie Koi, die
wahrscheinlich perfekteste Popstimme des Landes, das Publikum in ihren Bann.
Dabei braucht sie den Vergleich mit internationalen Popdiven nicht zu scheuen. Im
Frühjahr 2017 wurde Kois erstes Album, I Hate The Way You Chew, veröffentlicht.
Auf diesem hat sie das Tempo gehörig angezogen: rough, elektronisch, tanzbar –
und nicht zuletzt offensiv feministisch. Eine schillernde Reise zurück in die Zukunft:
musikalisch und styletechnisch!

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PROGRAMM FEBRUAR
„Die Programmierung des TQW wird sich in Zukunft stärker an Themensträngen
orientieren. Spannende Arbeiten lokaler und internationaler Kunstschaffender im
breiten Feld der Choreografie treffen so unter einem Schirmbegriff aufeinander.
Das erste Themencluster im Februar erzählt von ‚Grotesken Körperlichkeiten‘.“
— Christa Spatt

Fr, 2. Februar, 18 Uhr / TQW Studios
Karin Harrasser (AT)
Cheetah Legs, Löwenfüße und Hummerscheren. Über
Prothesen und die Wertschätzung des Unvermögens
Theorie/Vortrag
Vortrag zum Schwerpunkt Groteske Körperlichkeiten, kuratiert von Thomas
Edlinger

Karin Harrasser widmet sich unterschiedlichen Über- und Unterschreitungen des
organischen Menschen am Beispiel von Prothesentechnik. Sie fragt zudem nach
den politischen Implikationen von (technischen) Transformationsnarrativen und
danach, ob nicht technische Körpermodifikationen trotz ihrer Spektakularität einen
Hang zum Konservativen haben. Mit Denkanlässen aus der Medizingeschichte der
Prothetik und aus der vielfältigen künstlerischen Beschäftigung mit dem Thema
wird eine Perspektive entwickelt, die den prekären Status technisch modifizierter
Körperlichkeit   betont,    skeptisch gegenüber „self-fulfilling prophecies“
transhumanistischer Technofantasien        ist, aber an       technikfreundlichen
feministischen Positionen festhält.

Karin Harrasser ist Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität
Linz. Auf das Studium der Geschichte und der Germanistik folgten die
Dissertation an der Universität Wien und die Habilitation an der Humboldt-
Universität zu Berlin. Neben ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten war Karin
Harrasser an verschiedenen kuratorischen Projekten beteiligt, z. B. in der NGBK
Berlin, auf Kampnagel Hamburg, im TQW Wien. Gemeinsam mit Elisabeth Timm
gibt sie die Zeitschrift für Kulturwissenschaften heraus. In ihrer letzten
Publikation, Prothesen. Figuren einer lädierten Moderne (2016), nimmt sie die
Prothese als ein höchst unterschiedliche Wissensgebiete tangierendes
Phänomen in den Blick.

Im Anschluss an den Vortrag von Karin Harrasser
Adam Harper (UK)
Permutations of the Body in Electronic Music Imagery
Theorie/Vortrag
Vortrag zum Schwerpunkt Groteske Körperlichkeiten, kuratiert von Thomas
Edlinger
                                                                                  15
Es ist nichts Neues, dass sich die Körper in den Bildern und Videos der Independent-
und Undergroundmusik in ihren Repräsentationen vom Mainstream abheben. Auch
ihr Bewegungskanon ist oft außergewöhnlich. Mit dem wachsenden Interesse an
digitalen Welten und anderen Prismen der Moderne auf diesem Gebiet kommen
Metaphern zum Vorschein, die schon seit Langem in der elektronischen Musik
spuken: der Körper und seine Ausdrucksformen, die das, was wir als „menschlich“
am Körper wahrnehmen, verstärken oder ganz jenseits davon liegen. Diese Körper –
von Cyborgs, Androiden, Maschinen und Mutanten – entsprechen nicht der
konventionellen Vorstellung von Schönheit und Authentizität wie die, die uns die
populäre Musik vorsetzt. Sie sind vielmehr formbar, instabil, prekär, transformiert –
aber auch transformativ. Den Blick auf Künstler_innen wie Holly Herndon, Arca,
Jesse Kanda, Gaika, Gazelle Twin, Planningtorock und Moor Mother gerichtet
untersucht Adam Harper, wie die Differenz zwischen menschlichen Körpern und
zwischen menschlichen und nicht menschlichen Körpern, zwischen realen und nicht
realen Körpern und zwischen technologischen und organischen Körpern in Musik,
Bild und Bewegung aufgelöst wird.

Adam Harper ist Musikkritiker und schreibt für Frieze, The Wire, The FADER
und Resident Advisor. Sein Buch Infinite Music: Imagining the Next Millennium
of Human Music Making erschien 2011 bei Zero Books und gilt als Antwort auf
Simon Reynolds’ Bestseller Retromania, in dem dieser davon ausgeht, dass Pop
nur noch aus Konserven schöpft. Adam Harper schreibt und lehrt auch an der
City and Goldsmiths University of London.

Fr, 2. / Sa, 3. Februar, 19.30 Uhr / TQW Studios
Marcela Levi & Lucía Russo (BR)
Boca de Ferro / Iron Mouth
Performance | Österreichische Erstaufführung

Musikalisch ist der Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens, mitten im
Amazonasgebiet, aufgrund von historischen Schmuggelrouten karibisch geprägt. In
den 1950er-Jahren brachten Schiffe, die mit Parfüm und Whisky beladen waren,
auch Schallplatten mit Merengue, Salsa und Zouk mit. Etwa 60 Jahre später
münden diese karibischen Klänge in „Tecnobrega“ – ein Musikgenre, das sich aus
der Aneignung und Veränderung von Volksliedern mit Synthesizern und
Drumcomputern ergibt. Über 3 000 Tecnobrega-Partys schießen pro Monat allein
in Belém, der Hauptstadt von Pará, aus dem Boden. Inzwischen tanzen nicht nur in
Brasilien Hipster zur „schmutzigen“ Musik aus den Armenvierteln, die immer noch
über riesige Ghettoblaster mit dem Spitznamen „boca de ferro“ (engl. iron mouth)
ihre Zuhörer_innen beschallt. In dem exzessiven Solo für Ícaro dos Passos Gaya
prasselt der harte Sound von Tecnobrega auf den Tänzer ein – dreckig und
unanständig wie die frühen Brega-Rhythmen. Unsichtbare „Geister“ scheinen vom
Körper des Tänzers Besitz zu ergreifen. Er wird zur grenzenlosen Zone der Invasion,
bei der in einem schweißtreibenden Tanz Millionen von Informationen wie
Stromstöße durch den Tänzer jagen. Internet-Memes liefern Textfetzen, die Vitalität
                                                                                   16
und Obszönität, Banalität und Tod nebeneinanderstellen und Gegensätze nicht
auflösen, sondern in der Ekstase noch zuspitzen.

Künstlerische Leitung Marcela Levi & Lucía Russo Performance und künstlerische
Mitarbeit Ícaro dos Passos Gaya Assistenz Tamires Costa Sounddesign all team
Kostüm Levi & Russo Lichtdesign Isadora Giuntini Produktion Improvável
Produções Distribution Something Great, Berlin

Mit Unterstützung von Centro Coreográfico da Cidade do Rio de Janeiro,
Consulado da Argentina no Rio de Janeiro, Espaço Cultural Sitio Canto da Sabiá, Rio
Janeiro, Dança Gamboa Festival, Rio de Janeiro, Graner / Sâlmon Festival and Sala
Hiroshima, Barcelona.

Marcela Levi studierte an der Tanzschule Angel Vianna in Rio de Janeiro und
kreiert seit 17 Jahren Performances an der Schnittstelle zwischen Tanz und
bildender Kunst. Ihre Arbeiten wurden auf verschiedenen Festivals gezeigt, u. a.
Kunstenfestivaldesarts (Brüssel), COCOA Festival (Buenos Aires) und
ImPulsTanz. Sie arbeitete u. a. mit Lia Rodrigues, Vera Mantero und Guillermo
Gomez-Peña zusammen. 2010 gründeten Marcela Levi und Lucía Russo in Rio de
Janeiro Improvável Produções: ein offenes Autor_innenprojekt, bei dem Dissens
als konstruktive, kritische Kraft genutzt wird, ohne sich in
Widersprüchlichkeiten aufzulösen.

Lucía Russo studierte Psychologie an der Universität von Buenos Aires sowie
zeitgenössischen Tanz im European Dance Development Center in Arnhem und
im Rojas Cultural Center in Buenos Aires. Sie koordinierte u. a. in
Zusammenarbeit mit Red Sudamericana de Danza das Projekt Dialogues:
Interchanging processes of creation in contemporary dance (2006–2008) in
Lateinamerika.

So, 4., – Do, 8. Februar / TQW Studios
Marcela Levi & Lucía Russo
Groteske Körperlichkeiten
Labor

Nach ihren Performances werden Marcela Levi und Lucía Russo ein fünftägiges
Researchlabor am TQW leiten, in dem sie mit einer kleinen Gruppe lokaler
Künstler_innen und Theoretiker_innen in Austausch treten werden. Ein
künstlerisches Zusammentreffen und ein gemeinsames Arbeiten rund um groteske
Körperlichkeiten und den Körper als Polyphonie: ein unfertiger, mehrdeutiger
Körper, stets im Zustand der Konstruktion und der Kreation. Ein Körper, der die
Welt absorbiert und von ihr absorbiert wird und der sich seiner Grenzen entledigt.
Die Teilnehmer_innen dieses ersten TQW Labors sind Clélia Colonna, Anne Juren,
Sara Lanner, Petr Ochvat und Julia Ostwald. Ob im Anschluss eine öffentliche
Präsentation stattfindet, entscheiden die Teilnehmer_innen im Lauf des Labors.
Aktuelle Infos auf tqw.at.
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Mi, 14., – Fr, 16. Februar, 19.30 Uhr / TQW Studios
Janez Janša / Boštjan Narat / Irena Preda / Irena
Tomažin (SI)
Something’s in the Air
Performance | Österreichische Erstaufführung

In einer Zeit immer brüchiger werdender sozialer Bindungen stellt uns die Frage, wie
wir zusammenleben sollen, vor enorme gesellschaftliche Herausforderungen.
Umgelegt auf die Theatersituation geht es auch in jeder Aufführung um die Frage
eines „Miteinanders“. Im Theaterraum formiert sich Abend für Abend aus einander
meist Unbekannten eine Gemeinschaft auf Zeit – die die gleiche Luft atmet.
Something’s in the Air kreiert ausgehend vom einfachen physischen Akt des
Atmens einen Raum, in dem sich die/der Einzelne nur schwer der Gemeinschaft
entziehen kann. Das experimentelle Setting von Something’s in the Air ist eine Ode
an das Einzige, das wir gemeinsam haben: die Luft. Solange wir sie noch haben!

Janez Janša (geb. als Emil Hrvatin 1964 in Rijeka) lebt in Ljubljana. Er ließ sich
2007 gemeinsam mit zwei anderen slowenischen Künstlern als Zeichen des
Protests gegen den damaligen konservativen Ministerpräsidenten Sloweniens auf
dessen Namen umtaufen. Als Herausgeber, Autor, Regisseur und Performer
interdisziplinärer Arbeiten durchleuchtet er die Beziehungen zwischen Kunst
und Gesellschaft und experimentiert dabei immer wieder mit dem Dispositiv des
Theaters. Seit 2018 ist er einer der neuen drei Theoriekurator_innen des TQW.

Boštjan Narat ist Philosoph, Musiker und Autor. 2001 gründete er die Band
Katalena. 2014 startete er eine Solokarriere als Singer/Songwriter. Er schreibt
außerdem Musik für diverse Theaterproduktionen.

Irena Preda ist Sopranistin. Sie studierte am renommierten Trinity College of
Music in London und hat in zahlreichen Opern und Performances mitgewirkt.

Irena Tomažin ist Philosophin, Tänzerin und Choreografin. Ihre mehrfach
ausgezeichneten Arbeiten fokussieren die Bedeutung der Stimme in
Performances. Darüber hinaus ist sie auch Sängerin in der slowenischen Band
Borghesia.

Autor_innen Janša/Narat/Preda/Tomažin Konzept & Regie Janez Janša
Dramaturgie & Komposition Boštjan Narat Performer_innen Irena Preda, Irena
Tomažin & Dragana Alfirević, Leja Jurišić, Teja Reba, Jelena Rusjan, Tina Valentan

Eine Produktion von Maska. Mit Unterstützung des slowenischen Kulturministeriums
und der Stadt Ljubljana.

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Do, 22., – Sa, 24. Februar, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Florentina Holzinger (AT)
Apollon Musagète
Tanz/Performance | Ab 18 Jahren

„Ein überlegen kluger, angstfreier, grandioser Abend.“
— Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung

Florentina Holzinger kennt keine Berührungsängste, wenn es darum geht,
ungewöhnliche Genres neu zu remixen. Seit 2011 bereichert sie die internationale
Performanceszene mit schwindelerregender Akrobatik, muskulösen Frauenkörpern
und Martial-Arts-Kampfszenen – popkulturelle Referenzen und ein Faible für Trash
kommen dabei nicht zu kurz. In ihrer neuesten Arbeit, Apollon Musagète, erobern
sechs nackte Frauen George Balanchines gleichnamiges neoklassisches Ballett aus
dem Jahr 1928, das vom Gott der Künste und seinen drei Musen handelt. Holzinger
und ihre Kolleginnen haben jedoch anderes im Sinn, als um den Posterboy des
Olymp zu tänzeln. Sie sind selbst die Stars dieser Show. Dabei haben sie teils bizarre
und waghalsige Tricks auf Lager. Mit schwarzem Humor und Elementen der Zirkus-
Freakshow und der 1960er-Jahre-Live-Art bewaffnet zielen die Performerinnen auf
den neoliberalen Körperkult und dessen voyeuristische Mechanismen. Sie werfen in
Spitzenschuhen und mit olympischen Gewichten auf ihren Schultern den eitlen Gott
von seinem Thron auf dem Parnass.

Konzept und Performance Florentina Holzinger Mit Renée Copraij, Evelyn Frantti,
Florentina Holzinger, Annina Lara Maria Machaz, Xana Novais, Maria Netti
Nüganen Sound Design Stephan Schneider Dramaturgie Sara Ostertag & Michele
Rizzo Bühnenbild Nikola Knežević Coaching Btissame Amadour Beratung Manu
Scheiwiller & Fernando Belfiore Technische Leitung Bram Geldhof, Anne
Meeussen, Maarten Van Trigt

Eine Produktion von CAMPO in Koproduktion mit Münchner Kammerspiele, La
Bâtie, festival de Genève, Frascati Productions Amsterdam, steirischer herbst Graz,
Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt and Sophiensaele Berlin. Mit Unterstützung der
Kulturabteilung der Stadt Wien.

Florentina Holzinger (geb. 1986 in Wien) hat Choreografie an der School for New
Dance Development (SNDO) in Amsterdam studiert. Sie spielt in all ihren
Arbeiten bewusst mit der Grenzverschiebung zwischen Hochkultur und
Entertainment. Kein Applaus für Scheiße (2011), die erste gemeinsame Arbeit
von Florentina Holzinger und Vincent Riebeek, brachte den beiden auf Anhieb
den Ruf als „provokanteste Nachwuchschoreograf_innen“ ein. Kurz danach folgte
Florentina Holzingers Solo Silk, für das sie bei lmPulsTanz 2012 den Prix Jardin
d’Europe gewann. Neben weiteren Zusammenarbeiten mit Riebeek (Spirit,
Wellness und zuletzt Schönheitsabend) zeigte Holzinger 2015 auch das Solo
Recovery, in dem sie das Trauma eines schweren Unfalls, den sie bei einer
Performance erlitten hatte, verarbeitete.

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PROGRAMMVORSCHAU
       MÄRZ–JUNI
Fr, 2. / Sa, 3. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Cláudia Dias (PT) & Pablo Fidalgo Lareo (ES)
Monday: Watch Out for the Right
Performance | Österreichische Erstaufführung

Ist die Zukunft wie eine Welle, die über uns hereinbricht, oder haben wir dabei etwas
mitzureden? In Monday: Watch Out for the Right treten die portugiesische
Choreografin Cláudia Dias und der spanische Schriftsteller Pablo Fidalgo Lareo
gemeinsam in den Boxring. Sie kämpft mit Fäusten, er mit Worten. Seine Fragen
treffen wie Kinnhaken. Privates und Politisches werden in zwölf Runden
ausgefochten. Beide gehören zu einer Gesellschaft, die schon oft zu Boden
gegangen ist. Gerade deshalb halten sie ein kämpferisches Plädoyer, der Zukunft
ohne Angst entgegenzutreten, immer gefasst auf den nächsten Schlag.
Monday: Watch Out for the Right ist das erste einer Serie von sieben Stücken, in
denen die Choreografin Cláudia Dias auf eine Reihe politisch inspirierter
Persönlichkeiten trifft – und das, bis die Funken fliegen.

Do, 8., – Sa, 10. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Michael Turinsky (AT)
REVERBERATIONS
Performance | Erstaufführung | TQW Koproduktion

REVERBERATIONS ist eine choreografische Versuchsanordnung für fünf
behinderte und nicht behinderte Performer_innen. Die Performance positioniert
sich entlang dreier diskursiver Koordinaten. Zunächst geht es in REVERBERATIONS
um einen von Crip Theory und Afrofuturismus geprägten Diskurs über Zeitlichkeit
und Zukunft, hinzu kommen die Auseinandersetzung mit dem Diskurs über
Behinderung, Verkörperung und Solidarität und nicht zuletzt die Ontologie der
Vibration. Im Verweben der gebrochenen, nachhallenden Klangwelten des von
schweren Bässen geprägten Dub mit einer Vielzahl von sich bewegenden Körpern
öffnet REVERBERATIONS einen Raum für „ekstatische Kontemplation“. Eine lebhaft
pulsierende akustisch-somatische Textur entfaltet sich, die bestaunt, gefühlt und
erfasst werden kann – über den Horizont ihrer eigenen Flüchtigkeit hinaus, in
Erinnerung an das Noch-nicht.

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Fr, 16. / Sa, 17. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Nicola Gunn (AU)
Piece For Person And Ghetto Blaster
Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung

“Comic genius … Gunn’s text is intricate and often brilliant, full of unpredictable
digressions and curious factoids. It’s the verbal equivalent of skimming stones over
water. ”— Cameron Woodhead, The Age

Nicola Gunn scheut keine Konflikte. Im Gegenteil: Sie wagt sich in die
unangenehmen Sphären menschlichen Verhaltens vor und seziert – mit einem
bestechenden Mix aus Theater, Tanz und Performancekunst – das ethische
Dilemma einer zugleich alltäglichen und surrealen Situation in seiner ganzen
Bandbreite. Erinnerungen an die irritierende Begegnung mit einem Fremden werden
mit philosophischen Betrachtungen über Konflikt und Frieden, über moralischen
Relativismus, ethische Fragen der Intervention und die eigentliche Funktion von
Kunst verknüpft. Wie kaum eine andere versteht es Nicola Gunn, eine moralisch
komplexe Fragestellung in eine entwaffnend einfache und selbstironische Arbeit
voller Humor und Reflexion zu verpacken. Für Piece For Person And Ghetto Blaster
wurde Nicola Gunn bereits mehrfach ausgezeichnet.

Do, 22. / Fr, 23. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Jefta van Dinther (SE/DE)
Dark Field Analysis
Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung | TQW Koproduktion

Ausgangspunkt von Jefta van Dinthers neuer Arbeit ist die Unterhaltung zweier
nackter Männer. In einem Setting aus diffusem Licht zerfließen Zeit, Körper und der
von PJ-Harvey-Songs inspirierte Sound zu einem synästhetischen Ort der
Entgrenzung. Die Körper der beiden Männer wirken geradezu virtuell, trotz
Nacktheit ist weder Erotik noch Sexualität Thema. Zentrales Motiv ist vielmehr die
Faszination für Blut. So verweist der Stücktitel auf eine Methode zur
mikroskopischen Blutuntersuchung. Dark Field Analysis ruft uns die Intensität alles
Lebendigen in Erinnerung, indem sie uns Menschen in Beziehung zu anderen
Lebensformen setzt. Ein unheimlicher Ausnahmezustand als audiovisuelle
Erfahrung, bei dem der eigene Körper kaum mehr von seiner Umgebung zu
unterscheiden ist.

Mi, 28., – Fr, 30. März, 19.30 Uhr / TQW Studios
Deborah Hazler (AT) & Macarena Campbell (CL)
Something for the Heart / Algo para el corazón
Performance | Erstaufführung | TQW Koproduktion

Wie utopisch ist es heutzutage, eine zärtliche Welt auf der Grundlage von Liebe zu
erschaffen, in der sanfte Worte und Küsse eine diskrete Form von Widerstand in
einer brutalen Umgebung bedeuten? Erich Fromm hat einmal vorgeschlagen nicht
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nur die Theorie der Liebe zu meistern, sondern auch ihre Praxis: „Nichts auf der Welt
darf uns wichtiger sein als diese Kunst.“ Dementsprechend geht es darum, sich zu
verbinden und sich nicht aus Furcht davon abhalten zu lassen. Wir sollten alle mehr,
großzügiger und leidenschaftlicher lieben. Diese poetische Arbeit macht einen
ersten Schritt in diese Richtung.

Fr, 6. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Eleanor Bauer & Chris Peck / Ictus (US/BE)
Meyoucycle
Tanz/Performance/Musical | Österreichische Erstaufführung

In naher Zukunft hat sich eine Gruppe von „poetic terrorists“ und „emotional
hackers“ in die Anonymität der Dunkelheit zurückgezogen. Unter einem riesigen
Bühnenmond entfaltet sich Meyoucycle als ein politisches Sci-Fi-Konzert über
zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation im Zeitalter von
Turbokapitalismus und digitaler Interaktion. Meyoucycle klingt so, als würde man
das Wort „Musical“ mit einem fremdartigen Akzent aussprechen. Gemeinsam mit
Chris Peck und vier Musiker_innen setzt Eleanor Bauer zwar alle klassischen Mittel
eines Musicals ein, sie kreiert damit aber ein völlig neues, hybrides Genre.

Do, 12. / Fr, 13. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Christine Gaigg / 2nd nature (AT)
Maybe the way you made love twenty years ago is the answer?
Performance/Tanz | Wiederaufführung

Christine Gaigg
This is where we are now
Podiumsdiskussion mit Gästen Im Anschluss an die beiden Vorstellungen von
Maybe the way you made love twenty years ago is the answer?

Fr, 13. / Sa, 14. April / TQW Halle G
Christine Gaigg und Gäste
Meet
Performance | Erstaufführung | TQW Koproduktion

Als Christine Gaigg Maybe the way you made love twenty years ago is the answer?
herausbrachte – ein Bühnenessay aus somatischer Tanzpraxis, fragmentarischen
Erinnerungen, Beobachtungen zum gesellschaftlichen Stellenwert von Sexualität
und ein aus der Sicht einer Nutznießerin der sexuellen Revolution geschriebenes
Manifest – war es 2014. In den paar Jahren, die seither vergangen sind, hat das
mediale Getriebe seine Schrauben angezogen, mit #metoo startete eine „Debatte in
Schwarz-Weiß“, so Christine Gaigg.

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Beginnend mit der Wiederaufführung von Maybe the way you made love twenty
years ago is the answer? setzt die Wiener Choreografin ihre Beschäftigung mit dem
Begehren und mit dem neuen Framing, in dem das Thema Sex verhandelt wird, auf
zwei Schienen fort: zum einen in der Podiumsdiskussion This is where we are now,
die der schwarz-weiß geführten Debatte eine differenzierte Grautönigkeit
hinzufügen will. Zum anderen im performativen Setting Meet, das auf intime
Verhältnisse zoomt, dorthin, wo Emotion und Zumutung, Bedürfnis und Drängen,
Peinlichkeit und Souveränität ein erotisches Fluidum herstellen.

Do, 19., – Sa, 21. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Luke George (AU) & Daniel Kok (SG)
BUNNY
Performance | Österreichische Erstaufführung

Luke George und Daniel Kok machen sich in ihrer Bondage-Performance die
physikalischen Eigenschaften von Seilen und Knoten zunutze, um die Grenzen des
Verlangens, des Vertrauens, der Zustimmung und der Beziehung zwischen sich und
dem Publikum auszuloten. Mit dem Ziel, gemeinsame Verbindungslinien zu
erforschen, Spannungen abzubauen und kollektive Wünsche freizusetzen, greifen
George und Kok auf Makramee, Seemannsknoten und chinesische Knoten zurück
und verweben alles zu einer interaktiven Erfahrung von Kollektivität. Als „Bunny“
bezeichnet man jene Person, die mittels Seilen gefesselt wird. An diesem Abend
stellt sich die Frage: Was, wenn jede/r ein Bunny ist?

Fr, 27. / Sa, 28. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G
Philipp Gehmacher (AT)
new work 2018 (Arbeitstitel)
Performance/Tanz | Erstaufführung | TQW Koproduktion

In seiner neuen Arbeit macht Philipp Gehmacher erstmals die eigene Biografie
bewusst zum Thema. Zwanzig Jahre künstlerische Arbeit wie gleichermaßen
zwanzig Jahre Leben mit der eigenen Kunst. Gegebenheiten, die wie ein Scharnier
fungieren, das den Menschen Philipp Gehmacher mit seinen künstlerischen Medien
Körper, Sprache, Raum und Objekt verbindet und ausmacht. Zudem eine
Gelegenheit die virulente Verbindung von Identität und Form zu befragen.

„Meine künstlerische Arbeit, die mittlerweile Körper, Sprache und Objekt beinhaltet,
ist eine, die Inhalt und Form nicht trennen möchte. Sie ist einerseits der Idee des
Subjekts, andererseits der Form und damit der Geschichte der Abstraktion
geschuldet. Meine Tanz-, Wort- und Objektsprache wird erforscht, ihre Fähigkeit, zu
verweisen und gehört zu werden, also auch ihr Potenzial und ihre Resonanz. Ich
möchte den Raum der Identitätsbildung als Ausgangspunkt nehmen, um meine
künstlerischen Mittel im Kontext meiner Geschichte zu verstehen und um von
diesem Punkt aus eine potenzielle Gegenwart wie Zukunft greifbar zu machen.“
— Philipp Gehmacher
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Do, 3. / Fr, 4. Mai + Do, 10. / Fr, 11. Mai / TQW Studios
RAKETE
Nachwuchsschwerpunkt

Die Nachwuchsarbeit war schon immer ein Steckenpferd von Bettina Kogler.
Dementsprechend möchte sie den Nachwuchs auch im TQW verstärkt fördern. Mit
dem Schwerpunkt RAKETE konzentriert sich das TQW an zwei Wochenenden im
Mai auf das Kunstschaffen lokaler und internationaler Nachwuchskünstler_innen
aus dem Bereich Choreografie. Neben der Präsentation von Arbeiten (sowohl fertige
als auch Work-in-Progress-Showings) stehen der Austausch zwischen den
Choreograf_innen, die Reflexion über die eigene Praxis sowie die
Auseinandersetzung mit Ästhetiken und politischen Diskursen im Kontext der
Performing Arts im Vordergrund. Das TQW begleitet lokale Künstler_innen während
des Probenprozesses dramaturgisch.

Mit Oona Doherty, Costas Kekis, Anna Prokopová & Petr Ochvat, Mzamo Nondlwana
u. a.

Fr, 1. / Sa, 2. Juni / TQW Studios
Studio Kottlett (AT)
TQW Queer Performance Festival

Das am TQW neu von Studio Kottlett gehostete zweitägige Queer Performance
Festival ist eine Plattform von und für freie queer-feministische Künstler_innen.
Dabei soll zeitgenössischen queeren Fragestellungen Raum gegeben werden. Das
Festival setzt zudem auf mehr Diversität dank eingeladener Gastkurator_innen.
Geplant sind auch ein Open Call sowie ein zweiwöchiger Workshop, der die
Performer_innen darin unterstützt, Performances auszuarbeiten und nicht zuletzt
auch aufzuführen. Das Festival möchte zum einen marginalisierten Personen
zu mehr Sichtbarkeit, Eigenregie und Handlungsspielräumen verhelfen und
zum anderen nicht nur szenespezifische, sondern jedenfalls gesellschaftlich
relevante und aktuelle Diskurse mittels Performances oder Lectures
vermitteln. Doch was wäre ein queeres Festival ohne Konzerte und Partys?
Dementsprechend kommt selbstverständlich auch das Feiern nicht zu kurz.
Denn: „If I can’t dance, it’s not my revolution!“ (Emma Goldman).

Do, 14. / Fr, 15. Juni / MuseumsQuartier
César Vayssié (FR)
COPROUDUCTION
Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung

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