Medien-information - Jan-Jun Wien - Tanzquartier Wien
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TQW PROGRAMM- PRÄSENTATION Do, 14. Dezember 2017, 10 Uhr TQW Halle G Museumsplatz 1, 1070 Wien Begrüßung: Ulrike Heider-Lintschinger, Geschäftsführung Podium Bettina Kogler, künstlerische Leiterin Christa Spatt, Programm Olive Schellander, Training & Workshops Janez Janša, Theoriekurator, Künstler Alexandra Pirici, Künstlerin Kim Tien, KENH Büro für Architektur und Design Inhalt Aufbruch in neue Gebiete 13 TQW Neueröffnung 14 Programm Februar 15 Programm Mai–Juni 20 Labore, Theorie 26 TQW Magazin, Vermittlung, Bibliothek 27 Training & Workshops 29 Tickets, Preise, Wahlabo 30 Neues Erscheinungsbild 32 Zahlen Saison 2016/17 33 Internationale Netzwerke 34 TQW Biografien 35 TQW Team 36 Förderer & Kooperationspartner 37 Pressematerial und Foto-Download: tqw.at/presse Kontakt Franz Jud T +43 1 581 35 91-65 fjud@tqw.at 2
AUFBRUCH IN NEUE GEBIETE „Wir haben die Zeit seit Herbst genutzt, um das TQW neu zu denken, neu zu gestalten und letztlich auch neu zu positionieren. Risiko und Experiment gehören zum neuen TQW ebenso wie Offenheit und kontinuierliche Weiterentwicklung. Wichtig ist uns darüber hinaus eine verstärkte Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Diskursen.“ — Bettina Kogler und Christa Spatt Das Tanzquartier Wien (TQW). Zentrum für zeitgenössische Choreografie und Performance zählt seit seiner Gründung im Jahr 2001 zu den maßgebenden Tanzhäusern Europas. Anfang 2018 übernimmt Bettina Kogler die künstlerische Leitung. Gemeinsam mit Christa Spatt zeichnet sie für das Programm verantwortlich. Das TQW bespielt seine drei Studios von Oktober bis Juni und die Halle G von Oktober bis April. Ziel und Aufgabe des TQW ist die kontinuierliche Zusammenarbeit mit lokalen Kunstschaffenden in den Bereichen Choreografie und Performance. Diese kann die unterschiedlichsten Formate annehmen und scheut weder Risiko noch Experiment. Die Präsentation ausgewählter internationaler Arbeiten bildet einen weiteren Fokus. Darüber hinaus setzt das TQW kontinuierlich umfassende Aktivitäten in den Bereichen Theorie, Probe & Forschung sowie Training & Workshops. Den Besucher_innen stehen eine Bibliothek mit ausgewählter Fachliteratur und eine Mediathek – auch im Sinne eines Archivs – zur Verfügung. Das TQW ist Arbeits- und Austauschplatz für Künstler_innen und zugleich ein Ort, an dem Besucher_innen zeitgenössische Choreografie erleben können, die gesellschaftspolitische und/oder künstlerische Diskurse aufnimmt. Die Erweiterung um Praktiken und Formen anderer Genres wie bildender Kunst, Theater, Film usw. sowie die unmittelbare Körperlichkeit des Tanzes ermöglichen, auch komplexe Zeitphänomene nuanciert zu thematisieren und sinnlich erfahrbar zu machen. Die Vermittlungsarbeit des TQW führt zu einem vertieften Eintauchen und Auseinandersetzen und soll etwaigen Vorbehalten gegenüber dieser Kunstform entgegenwirken. Inhaltlich schließt das TQW in seiner Programmierung u. a. an die Überlegungen von Donna Haraway an. Für die US-amerikanische Theoretikerin ist eine „lebenswertere“ Zukunft dann möglich, wenn wir endlich damit aufhören, uns die immer gleichen destruktiven Geschichten zu erzählen und sie dadurch fortzuschreiben. Das TQW versteht sich insofern als ein kreativer Ort für neue Geschichten und für eine „bessere“ Zukunft. 3
TQW NEUERÖFFNUNG „Mit der Neueröffnung stecken wir wichtige programmatische Eckpfeiler für die Zukunft des TQW ab: Die Diversität der Körper, das Verhältnis von Choreografie zu bildender Kunst und Performance, die Wertschätzung des lokalen Kunstschaffens, aber auch der Blick auf außereuropäische Produktionen – das sind jene Schlagworte, die das Programm der nächsten Jahre bestimmen werden.“ — Bettina Kogler Drei Tage vollgepackt mit internationalen und österreichischen Highlights: Den Startschuss am ersten Tag der TQW Neueröffnung gibt Doris Uhlich. Die Wiener Choreografin zeigt mit ihrem Ensemblestück Every Body Electric, wie gelungene Inklusion im Tanz aussehen kann. Ein Zeichen für Diversität und gegen Ausgrenzung. Julius Deutschbauer serviert Würstel und bestärkt das TQW darin, „seinen Kren wieder selbst zu reiben“. Gleich nach der performativen stationären Verpflegung „versteigt“ sich das Publikum in Andrea Maurers Objektpoesie im Stiegenhaus, um schließlich in den neu gestalteten Studios – dem Herz des TQW – zu landen. Dort schwingt sich der Performer Franko B in einem stimmungsvollen Setting in die Köpfe der Zuschauer_innen. Einen Raum weiter verscherbeln Margareth Kaserer und Simon Steinhauser – wie es sich für eine Kunstinstitution gehört – Künstler_innenbiografien. Danach gibt es ein schweißtreibendes DJ-Set mit David Buder und Jakob Bouchal vom Label Matches Music. Der zweite Tag beginnt in der Kunsthalle Wien mit Alexandra Pirici. Die rumänische Künstlerin sorgte diesen Sommer u. a. bei den Skulptur Projekten Münster für Aufsehen und gilt als eine der zentralen Protagonist_innen der Performancekunst ihrer Generation. Im Stiegenhaus der Studios überrascht Andrea Maurer weiterhin mit ihrer Objektpoesie. Der Choreograf Mark Tompkins geht in einer Sneak Preview seiner neuen Arbeit feinfühlig Fragen des Alterns nach. Zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum ist die aus Uruguay stammende Künstlerin Tamara Cubas mit dem eindrucksvollen zweiten Teil ihrer Anthropophagischen Trilogie zu erleben, mit der sie die südamerikanische Performanceszene im Sturm eingenommen hat. Im Anschluss heizt Therese Terror mit tanzbarem Sound zwischen House und Techno in den Studios ein. Am dritten Tag eröffnet Alexander Gottfarb die Tanzfiliale. Ab sofort wird hier ein Jahr lang täglich getanzt. Alexandra Pirici stellt mit ihren Performer_innen in der Kunsthalle Wien weiterhin historische Ereignisse nach, in denen Popkultur und Politik verschwimmen. Mark Tompkins ist erneut auf einem Anti-Ageism-Trip, während Anne Lise Le Gac und Élie Ortis mit einer Interpretation von Trash- Tanzvideos verzaubern. In der Halle G gibt es zum letzten Mal die Gelegenheit, sich von Tamara Cubas’ atmosphärischer Performance vereinnahmen zu lassen, ehe Philipp Gehmacher gemeinsam mit dem Pianisten Marino Formenti in einem performativen Konzert vielleicht alles auf den Kopf stellt, was von diesem Genre erwartet wird. Danach gibt es feministischen Pop vom Feinsten mit Ankathie Koi. Die Abschlussparty bestreitet das DJ-Kollektiv ON FLEEK. Damit ist das TQW endgültig startbereit für die Saison! 4
DAS PROGRAMM Do, 25. Januar, 19.30 Uhr / TQW Halle G Folgetermine: Do, 8., – Sa, 10. Februar, 19.30 Uhr / TQW Halle G Doris Uhlich (AT) Every Body Electric Performance/Tanz | Erstaufführung | TQW Koproduktion Nach dem Duett Ravemachine lässt Doris Uhlich in diesem Ensemblestück für Menschen mit physischen Beeinträchtigungen individuelle und gemeinschaftliche „Energietanzformen“ entstehen. Jeder Körper hat spezifische Möglichkeiten, seine Dynamik und seine fleischliche Freude zu artikulieren. Die Bewegungen selbst ermöglichen dem Körper, sich aufzuladen, sie werden zu einer Art körpereigenem Treibstoff. Every Body Electric ist eine radikale Einladung, tänzerisch Potenziale zu erforschen, diese sichtbar zu machen und tief in eine energetische Archäologie einzutauchen. Welche weiteren Möglichkeiten eröffnen sich, wenn Maschinen – wie Rollstühle, Prothesen, Krücken – nicht als Hindernisse, sondern als Körpererweiterungen begriffen und auch als solche inszeniert werden? Persönliche Rhythmen, Dynamiken, Beats und Körpereigenschaften führen zu sehr individuellen Tanzstilen. Die Sprengkraft, aber auch die zarte bis kraftvolle Poesie von Every Body Electric liegt letztlich darin, wie die Selbsterfahrung und die Wahrnehmung dieser Körper verändert werden. Choreografie Doris Uhlich Dramaturgie Elisabeth Schack Performance Erwin Aljukic, Yanel Barbeito, Adil Embaby, Sandra Mader, Karin Ofenbeck, Thomas Richter, Vera Rosner, Danijel Sesar, Katharina Zabransky Sound Boris Kopeinig, Doris Uhlich Licht Gerald Pappenberger Feedback Yoshie Maruoka, Theresa Rauter Produktion Christine Sbaschnigg Produktionsassistenz Annamaria Waliczky Eine Koproduktion von Tanzquartier Wien und insert (Theaterverein). Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien. Doris Uhlich studierte Pädagogik für zeitgenössischen Tanz am Konservatorium Wien und entwickelt seit 2006 eigene Projekte. Im Werk der Choreografin steht oft die Beschäftigung mit Alltagsgesten oder auch, wie in SPITZE (2008) oder Come Back (2012), mit künstlichen Gesten – in diesem Fall dem strikten Bewegungscode des klassischen Balletts – im Zentrum. Ihre Performances sind immer Auseinandersetzungen mit Schönheitsidealen und Körpernormen – so z. B. mehr als genug (2009). Seit ihrem Stück more than naked (2013) beschäftigt sich Doris Uhlich in ihren Arbeiten zudem mit der Darstellung von Nacktheit frei von Ideologie und Provokation. Dabei nimmt Musik – besonders Rave – eine wichtige Rolle ein. Zuletzt bespielte sie mit einem ravenden nackten 5
Ensemble die Minoritenkirche in Krems und im Rahmen von ImPulsTanz die Fassade der Wiener Secession. Für die Performance Ravemachine (2016) hat Doris Uhlich gemeinsam mit dem Tänzer Michael Turinsky vor Kurzem den NESTROY-Spezialpreis „für Inklusion auf Augenhöhe“ gewonnen. PERFORMATIVE INSTALLATIONEN Do, 25. Januar, ab 21 Uhr / TQW Studios, Eingang Julius Deutschbauer (AT) Ab jetzt reibt sich das TQW seinen Kren wieder selbst Stationäre performative und kulinarische Betreuung Künftig nimmt die Krenreibe im TQW eine zentrale Rolle ein. Sie besteht aus einem Metallbügel und vier Reibeflächen. Der Metallbügel am oberen Ende der Reibe dient dazu, die linke Hand beim Vorgang des Krenreibens abzustützen, um so der Reibe die nötige Stabilität zu verleihen. Der Kren markiert den gedanklichen Extrakt. Woher der Kren kommt, erklärt sich aus der Kopfzeile des dazugehörigen Plakats; zukünftig führt die/der Künstler_in, wann immer sie/er ins TQW flaniert, eine Krenwurzel mit sich. Krenreiben stellt die Institution. Frei nach Marcel Duchamp: „Le célibataire broie son chocolat lui-même.“ Julius Deutschbauer (geb. 1961 in Klagenfurt) lebt als Performer, bildender und Plakatkünstler, Filmer und Autor ohne festen Wohnsitz in Wien. Von 2000 bis 2007 Zusammenarbeit mit Gerhard Spring. 2008 Gründung der Performancegruppe Theater des Verhinderns. Das Zentrum seiner Arbeit bilden die inzwischen ca. 170 Plakate. Do, 25. / Fr, 26. Januar, 21–24 Uhr + Sa, 27. Januar, 18–24 Uhr / TQW Studios, Stiegenhaus Andrea Maurer (AT) We don’t think enough about staircases Installation Das Stiegenhaus steht für Auf- und Abgang, Ende und Anfang. Im Stiegenhaus steigen Körper von unten nach oben und umgekehrt. Es ist ein Raum des Kommens und Gehens, des Vorher und des Nachher. Der Boden des Stiegenhauses ist gefaltet, der Raum ist gekrümmt. „Man denkt nicht oft genug an die Treppen“, behauptet Georges Perec in seinem Buch Träume von Räumen. Andrea Maurer bearbeitet die Räume zwischen, neben, unter und über den Treppen und den Wänden des TQW Stiegenhauses. Eine Raumkonstruktion? Fragezeichen? Fragezeichen! Der Fluchtweg muss frei bleiben. 6
Andrea Maurer lebt und arbeitet in Wien. Sie behandelt, zerlegt und verdreht in zumeist performativen und/oder installativen Formaten Zusammenhänge von Sprache, Wirklichkeit und Wahrnehmung. Mit dem Kollektiv studio 5 hat sie von 2007 bis 2013 zahlreiche Projekte umgesetzt. Ihre Arbeit Gesprächsgegenstände (2013) wurde mit dem Salzburger Landespreis für Medienkunst ausgezeichnet. Für die Performance SELBSTZERLEGUNG erhielt sie 2016 den H13 Preis für Performance des Kunstraum Niederoesterreich. Der Standard bezeichnete sie als „Meisterin der Sprach-, Zeichen- und Bedeutungszerlegung“, deren „Gesprächsgegenstände die Logik der Gebrauchskommunikation mit Witz ad absurdum führen“. Do, 25. Januar, 21 Uhr / TQW Studios Margareth Kaserer (IT) und Simon Steinhauser (AT) ARTISTS FOR SALE! Performance Der Mensch sieht und glaubt – vor allem von sich selbst – nur das, was er sehen und glauben will. Und natürlich was er für andere darstellen möchte. Alles, was er darstellt, beruht auf Projektionen, subjektiver Wahrnehmung, Hoffnung, Inszenierung oder, sofern er/sie auch Künstler_in ist, auch darauf, wie künstlerisch erfolgreich er/sie ist. Künstler_innen wollen geliebt werden: Nur wenn sie entsprechend gebucht und gekauft werden, fühlen sie sich geliebt. Dann glauben sie zumindest für einen kurzen Moment, dass sie wichtig sind und ihre Kunst von Wert ist. Margareth Kaserer (geb. 1983 in Bozen) schafft performative Arbeiten, Objekte und Installationen und ist Gründerin des Kunstfestivals und des Residency- Programms Hotel Amazonas sowie der Performanceband Planète Concrète. Sie studierte Komparatistik in Wien und machte danach die Postgraduiertenausbildung a.pass (Advanced Performance and Scenography Studies, Antwerpen). Margareth Kaserer lebt und arbeitet in Südtirol. Simon Steinhauser (geb. 1979 in Lienz) zog nach einer Ausbildung zum Zimmermann nach Wien und studierte an der Technischen Universität Architektur. Er ist Gründungsmitglied des Performancekollektivs God’s Entertainment. Seit 2006 kreiert er performative Werke in verschiedenen Formaten für God’s Entertainment, Super Nase & Co u. a. Er ist Mitorganisator von Hotel Amazonas. Simon Steinhauser lebt und arbeitet in Wien und Südtirol. 7
Do, 25. Januar, 21.30 Uhr + 22.30 Uhr / TQW Studios Franko B (IT/UK) I’m Thinking of You Performance | Österreichische Erstaufführung In der Performance I’m Thinking of You entwirft Franco B unterstützt von der Musik der Komponistin Helen Ottaway ein surreales Traumsetting. Zwar spielt wie in allen Performances des Italieners der nackte Körper eine zentrale Rolle, aber in dieser Arbeit sind es auch die Inszenierung der Objekte und die Musik, die die Betrachter_innen auf eine kontemplative Reise schicken. I’m Thinking of You dreht sich um die romantische Utopie kindlicher Fantasie und Unbekümmertheit. Die Inspiration für die Performance lieferte ein Spielzeug aus Franko Bs Kindheit, das er für die Performance in eine Skulptur verwandelt hat. Performance Franko B Musik Helen Ottaway Franko B (geb. 1960 in Mailand) floh mit 19 Jahren nach London, um dem Militärdienst zu entgehen und Kunst zu studieren. Ursprünglich von der Keramikkunst und der Skulptur kommend ist Franko B vor allem für seine radikalen, von Selbstverletzungen geprägten Performances bekannt, die seit den 1990er-Jahren immer wieder für Aufsehen sorgen. Seine Arbeiten sind oft perfekte visuelle Arrangements, einprägsame Kompositionen, die gegen die Bilderflut der heutigen Zeit antreten. In seinen Skulpturen etwa monumentalisiert der ausgebildete Bildhauer ephemere mediale Bilder, indem er sie in Marmor oder Metall „verewigt“. Fr, 26. Januar 17–21 Uhr / Sa, 27. Januar, 18–22 Uhr Zusatztermin So, 28. Januar, 16–20 Uhr / Kunsthalle Wien Alexandra Pirici (RO) Delicate Instruments of Engagement Fortlaufende performative Aktion | Österreichische Erstaufführung | TQW Koproduktion Alexandra Piricis Delicate Instruments of Engagement streift durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und reflektiert die immer mehr verschwindenden Grenzen zwischen Politik und Popkultur. Mit fünf Performer_innen stellt die Künstlerin eine subjektive Auswahl von Bildern, Situationen, Internet-Memes nach, die zu ikonografischen Erinnerungen unserer Zeit geworden sind. Das Publikum kann aus den unterschiedlichen Erzählungen immer wieder verschiedene Anfänge wählen. Darunter befinden sich u. a. die Bilder von Ceauşescus Hinrichtung nach der rumänischen Revolution, die nahezu identischen Reden von Michelle Obama und Melania Trump, das Abhängen von Picassos Wandbild Guernica in der UNO während der Rede des amerikanischen Außenministers Colin Powell für eine Intervention im 8
Irak, Joseph Beuys’ Whisky-Werbespot aus dem Jahr 1984 für die japanische Marke Nikka, der dem Künstler half, das Projekt 7000 Eichen für die documenta zu finanzieren, George Michaels Song Freedom ’90 und Sequenzen aus Grace Jones’ Video zu Slave to the Rhythm. Performance Paul Dunca, Farid Fairuz, Paula Gherghe, Maria Mora, Cristian Nanculescu Licht Andrei Dinu Die Performance erfolgt auf Einladung des Tanzquartier Wien in Kooperation mit der Kunsthalle Wien. Mit Unterstützung von Alexandra Pirici ist eine rumänische Choreografin, die seit der Bespielung des rumänischen Pavillons bei der Biennale di Venezia 2013 (mit Manuel Pelmuş) und anschließenden Arbeiten u. a. bei der Manifesta 10, bei der Berlin Biennale 9 und in der Tate Modern London eine zentrale Protagonistin jener Generation junger Künstler_innen ist, die Performance als Medium verwenden. Zuletzt war sie mit Leaking Territories bei den Skulptur Projekten Münster in aller Munde. Ihre Arbeiten kreisen oft um das Thema neue Technologien und wie sich diese auf den Menschen auswirken, aber auch um soziale Strukturen und Beziehungen. Fr, 26. Januar, 18.30 Uhr / Sa, 27. Januar, 17.30 Uhr / TQW Studios Mark Tompkins (US/FR) STAYIN ALIVE Performance | Sneak Preview Mark Tompkins gibt in STAYIN ALIVE einen ersten Einblick in seinen Arbeitsprozess während seiner Residency am TQW Wien. Die Performance ist eine Meditation über das Altern und den Tod. Wie geht man mit der Widersprüchlichkeit um, das eigene Alter zu akzeptieren, aber gleichzeitig jung bleiben zu wollen? Mark Tompkins stellt sich der unvermeidlichen Transformation von Körper, Geist und Seele. Dabei hinterfragt der französische Choreograf den gesellschaftlichen Umgang mit älteren Menschen, denen jede Eleganz und Kreativität abgesprochen wird. Er verbindet mehrere Charaktere verschiedenen Alters und unterschiedlichen Geschlechts mit realen und fiktiven Erinnerungen zu einem Spiel aus Tanz, Poesie und Musik. Auf diesem Trip voller Überraschungen wird Mark Tompkins unterstützt von Jean-Louis Badet, seinem engsten Mitarbeiter seit 30 Jahren, der für das Bühnenbild und das Kostümdesign verantwortlich zeichnet. Passagier und Reiseleiter zugleich ist Frans Poelstra, Tompkins Alter Ego seit 40 Jahren. Konzept und Performance Mark Tompkins Bühnenbild und Kostüme Jean-Louis Badet Regie Frans Poelstra Die Uraufführung von STAYIN ALIVE erfolgt im Rahmen von ImPulsTanz 2018. 9
Mark Tompkins gründete 1983 die Company I.D.A. – INTERNATIONAL DREEMS ASSOCIATED. Er verschreibt sich einer freien, nomadischen Produktionsform ohne künstlerische Scheuklappen mit einem Faible für „real time composition“. Über 30 Soli und Gruppenstücke, die Tanz, Gesang, Text und Video miteinander vermengen, sind auf dieser Reise, die in den 1970er-Jahren begann, entstanden. Tompkins tourt mit seinen Stücken und Workshops durch die ganze Welt. Fasziniert von der Reibung zwischen Hochkultur und Entertainment lässt er immer wieder populäre Formen wie Varieté, Musical und Burlesque in seine Performances einfließen. Die undefinierbaren performance objects zwischen Tanz, Theater und Musik sind zum Markenzeichen des amerikanischen Choreografen geworden. Fr, 26., + Sa, 27. Januar, 19.30 Uhr / TQW Halle G Tamara Cubas (UY) Anthropophagische Trilogie: Act 2 – To Resist Performance/Tanz | Erstaufführung im deutschsprachigen Raum Die aus Uruguay stammende Choreografin und Künstlerin Tamara Cubas zählt zu den markantesten Stimmen der südamerikanischen Performanceszene – in Europa ist sie noch weitgehend unbekannt. Über 1 000 verstreute Holzbretter bieten in Act 2 – To Resist den wackligen Boden für einen einstündigen Ausnahmezustand. Die erzeugten Vibrationen der instabilen Oberfläche stärken dabei den rauschhaften Widerstand der fünf Tänzer_innen. Sie versinnbildlichen eine neue Form des Zusammenlebens, befreit von übergeordneten Autoritäten. Die angespannte Atmosphäre, der sich das Publikum nicht entziehen kann, lädt sich im Lauf der Zeit immer stärker auf. To Resist ist der mittlere Teil von Tamara Cubas’ Anthropophagie-Trilogie, in der sie drei choreografische Werke aus Brasilien, dem Ursprungsland der kulturellen Anthropophagie-Bewegung, die in den 1920er- Jahren als Antwort auf die europäische Dominanzkultur gegründet wurde, verarbeitet. To Resist versteht sich als ein Akt des Widerstands gegen die Kommerzialisierung unserer Gefühle und Körper, aber auch gegen die Institutionalisierung und Hierarchisierung menschlicher Beziehungen. Regie Tamara Cubas Licht und Sounddesign Leticia Sckrycky Performer_innen Santiago Turenne, Alina Ruiz Folini, Mariana Marchesano, Tamara Gómez, Bruno Brandolino Basierend auf Matadouro von Marcelo Evelin. Eine Produktion von Key Performance. Tamara Cubas (geb. 1972 in Montevideo) lebte mit ihren Eltern bis zu ihrem 13. Lebensjahr im politischen Exil in Havanna, ehe sie in ihre Heimat Uruguay zurückkehrte. Die Dichotomie zwischen Individuum und Kollektiv, die Ideen von Macht und Institution, Entkolonialisierung und alle möglichen Formen sozialer und politischer Organisation sind nur einige Beispiele für die Themen, die Tamara Cubas in ihren choreografischen und visuellen Projekten verhandelt. Cubas studierte bildende Kunst an der Nationalen Fakultät für bildende Künste 10
der Universität der Republik Uruguay sowie Kunst und Technologie an der School of the Arts in Utrecht, außerdem zeitgenössischen Tanz an der Schule Contradanza in Montevideo. Im Mai 2015 vertrat sie Uruguay bei der 12. Havanna-Biennale mit der „Massenperformance“ Multitud. Sa, 27. Januar, 16–19 Uhr, ab So, 28. Januar, täglich, 365 Tage, 10–18 Uhr / Ort: tba Alexander Gottfarb (SE/AT) Negotiations Performance/Tanz | TQW Koproduktion Ein Jahr lang bespielt Alexander Gottfarb mit Negotiations ein Geschäft. In dieser Filiale des TQW werden abwechselnd zehn Tänzer_innen verschiedener Generationen täglich zu den üblichen Geschäftszeiten von 10 bis 18 Uhr performen – Tanzen ist schließlich echte Arbeit. Dieses Mammutprojekt ist die dritte Performance des schwedischen Choreografen, die sich mit den Beziehungen zwischen Bewegung und Glaubenssystemen auseinandersetzt. Dabei nimmt Negotiations die Form eines öffentlichen sozialen Rituals an, das die Praxis der Zusammenarbeit, des Dialogs und des Austauschs untersucht. Die Bewegungen oszillieren zwischen erkennbaren, ikonischen Gesten und abstrakten Mustern. Negotiations lädt das Publikum – vor allem aber auch zufällige Passant_innen – dazu ein, nach eigenem Ermessen in der Tanzfiliale zu verweilen und vor allem immer wiederzukommen. In einem Jahr ergeben sich viele Gelegenheiten, diese Arbeit unter immer wieder anderen Parametern wahrzunehmen. Schließlich bietet die Aufführung an einem dunklen Montagnachmittag im Winter eine ganz andere Erfahrung als an einem heißen Sonntagmorgen im Sommer. Programmverdichtungen und Highlights werden laufend auf tqw.at bekannt gegeben. Konzept und Choreografie Alexander Gottfarb Tänzer_innen Sophie Augot, Alex Deutinger, Pawel Dudus, Soraya Emery, Alexander Gottfarb, Katharina Illnar, Nanina Kotlowsky, Raul Maia, Anna Maria Nowak, Charlotta Ruth Dramaturgie Guy Cools Licht Peter Thalhamer Musik Guenther Berger, Sophie Augot, Alexander Gottfarb, Raul Maia Eine Koproduktion von Tanzquartier Wien und Kunstverein Archipelago. Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und der Kunst- und Kultursektion des Bundeskanzleramts Österreich. Alexander Gottfarb schloss 2003 sein Studium an der Stockholmer Ballettakademie ab. Der in Wien lebende Schwede arbeitet als Tänzer für Choreografen wie Elio Gervasi, Iztok Kovač und Chris Haring / Liquid Loft. Er ist Gründungsmitglied der Formation The Loose Collective. Alexander Gottfarb interessiert sich seit seinen frühen Arbeiten besonders für Bewegungen, die politisch (Political Movements, 2010) oder religiös (Moved by Faith, 2011) motiviert sind. Dafür arbeitet der Tänzer und Choreograf mit Repetition und Transformation, mit Disziplin und Erschöpfung. In seiner 72-stündigen 11
Soloperformance A Matter of Belief (2016) begann er zu erforschen, wie Glaube und Motivation die Art und Weise verändern können, wie Bewegungen ausgeführt werden, und damit sein Körpergedächtnis als Tänzer neu zu betrachten. In Together (2017) wurde das Solo zu einem Trio erweitert. Negotiations bringt diese beiden Arbeiten letztlich in eine neue Größenordnung. Sa, 27. Januar, 18 Uhr / TQW Studios Anne Lise Le Gac & Élie Ortis (FR) Grand Mal Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung Glocal Dances nennen Anne Lise Le Gac und Élie Ortis ihre Sammlung von Amateurtanzvideos, die sie auf Facebook und Youtube gefunden haben. Daraus hat sich eine unendliche Konversation über den weitgehend unbekannten Tanzstil Grand Mal entsponnen, die allerdings meistens online stattfinden muss, da Élie in Paris und Anne Lise in Marseille lebt. Vereinzelt treffen sich die beiden aber und bringen dann ihre digitale „trashure box“ gespickt mit Michel-de-Montaigne-Zitaten auf die Bühne. Grand Mal wird dabei zu einer schwärmerischen Tanzfläche ohne Vorbehalte. Ein Lonely Hearts Club, der sich bedingungslos der Musik von niemand anderem als Italo-Dance-König Gigi D'Agostino verschreibt. Choreografie, Performance Anne Lise Le Gac, Élie Ortis Musik Gigi D’Agostino, MIAUX Produktion Smart Koproduktion Eine Koproduktion mit LIFE LONG BURNING Vienne. Mit Unterstützung von Chalet Society, Paris; FAR Festival, Nyon; CND Centre national de la danse, Paris; Mains d’Œuvres, Saint-Ouen; Compagnie LA ZOUZE (Christophe Haleb), Marseille; Compagnie Ultima Vez / Wim Vandekeybus, Brüssel, und OKAY CONFIANCE. Anne Lise Le Gac studierte von 2003 bis 2008 an der Université de Strasbourg mit dem Schwerpunkt Performance Art und lebt nun in Marseille. Von 2011 bis 2013 schloss sie am CNDC Angers das Masterprogramm für Tanz ESSAIS ab. 2014 war sie Teil des Duetts Boomerang, le retour à soi der Choreografin Claudia Triozzi. Die beiden führen ihre Arbeitsbeziehung in Triozzis nächstem Stück fort. Zudem kreiert Le Gac Solostücke, ist aber auch in verschiedene Kollaborationen involviert, u. a. mit Élie Ortis, Aymeric Hainaux und Pauline Le Boulba. Seit 2015 organisiert sie u. a. mit Élie Ortis das Performancefestival OKAY CONFIANCE. Élie Ortis ist Modemacher und Designer. Daneben betreibt er die Website m-o-v-e-y-o-u-r-a-s-s.tumblr.com und sammelt Keramik aus Vallauris. 12
Sa, 27. Januar, 20.45 Uhr / Kunsthalle Wien Philipp Gehmacher (AT) & Marino Formenti (IT) Talk to me of Mendocino Performatives Konzert | Erstaufführung | TQW Koproduktion Für die Neueröffnung des TQW treffen der Choreograf und bildende Künstler Philipp Gehmacher und der Pianist und Performer Marino Formenti erstmals aufeinander. Ihnen gemeinsam sind die Lust und die Neugier, Hierarchien hinter sich zu lassen, die Seh- und Hörgewohnheiten ihres Metiers zu unterwandern. Alles beginnt mit grundsätzlichen Fragen: „… von der verbalen Äußerung zum Singen kommen, zum Miteinandersingen, wie soll das gehen? Die Stimme als Geste hinter dem Mikro? Vielleicht: … eine Art Stand-up, vielleicht sogar fast Spoken Word … und dazwischen immer wieder ein Song, diese kleine Kapsel einer Erzählung“ (PG). Es ist auch „das Projizieren musikalischer Gedanken auf andere Ebenen, weil die Musik eben kein Klangprodukt ist, sondern das In-Schwingung-Bringen einer Luft, die Konsequenzen hat und Konsequenzen erleidet“ (MF). Noch ist alles möglich. Ein Prozess – eine einmalige Begegnung mit offenem Ausgang. Von und mit Marino Formenti und Philipp Gehmacher Produktion Stephanie Leonhardt Eine Koproduktion von Tanzquartier Wien und Philipp Gehmacher/ Mumbling Fish. Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien. Die Performance erfolgt auf Einladung von Tanzquartier Wien in Kooperation mit der Kunsthalle Wien. Philipp Gehmacher ist Choreograf, Tänzer und bildender Künstler, er lebt und arbeitet in Wien. Seine künstlerischen Arbeiten verwenden Körper und Sprache als Formen der Äußerung, den gebauten wie den institutionellen Raum wie das Ding, das Objekt und die Skulptur. Mit seinen Arbeiten zwischen Black Box und White Cube ist Philipp Gehmacher international auf Theaterfestivals und in Ausstellungsinstitutionen vertreten. Er ist zudem Mentor und Lehrer an renommierten Ausbildungsinstitutionen wie P.A.R.T.S in Brüssel, HZT in Berlin, DOCH in Stockholm und Universität Salzburg. Marino Formenti, von der LA Times als „Glenn Gould for the 21st Century“ gepriesen, hat sich u. a. durch Performances einen Namen gemacht, die das Konzertformat hinterfragen. Zu seinen wichtigsten Projekten zählen Kurtag’s Ghosts und Liszt Inspections. In der Langzeitperformance NOWHERE (u. a. Berliner Festspiele) spielte und lebte er mehrere Wochen ununterbrochen in einem öffentlich zugänglichen Raum. One to One (u. a. Art Basel) ist eine zweistündige musikalische Begegnung mit jeweils einer/einem Zuhörer_in. Kollaborationen mit Ann Liv Young (brut Wien), Tim Etchells, Florian Pumhösl, Rodrigo García u. v. m. 13
Sa, 27. Januar, 22 Uhr / TQW Halle G Ankathie Koi (DE/AT) Konzert Bewaffnet mit einer gewaltigen Portion 80er-Extravaganz zieht Ankathie Koi, die wahrscheinlich perfekteste Popstimme des Landes, das Publikum in ihren Bann. Dabei braucht sie den Vergleich mit internationalen Popdiven nicht zu scheuen. Im Frühjahr 2017 wurde Kois erstes Album, I Hate The Way You Chew, veröffentlicht. Auf diesem hat sie das Tempo gehörig angezogen: rough, elektronisch, tanzbar – und nicht zuletzt offensiv feministisch. Eine schillernde Reise zurück in die Zukunft: musikalisch und styletechnisch! 14
PROGRAMM FEBRUAR „Die Programmierung des TQW wird sich in Zukunft stärker an Themensträngen orientieren. Spannende Arbeiten lokaler und internationaler Kunstschaffender im breiten Feld der Choreografie treffen so unter einem Schirmbegriff aufeinander. Das erste Themencluster im Februar erzählt von ‚Grotesken Körperlichkeiten‘.“ — Christa Spatt Fr, 2. Februar, 18 Uhr / TQW Studios Karin Harrasser (AT) Cheetah Legs, Löwenfüße und Hummerscheren. Über Prothesen und die Wertschätzung des Unvermögens Theorie/Vortrag Vortrag zum Schwerpunkt Groteske Körperlichkeiten, kuratiert von Thomas Edlinger Karin Harrasser widmet sich unterschiedlichen Über- und Unterschreitungen des organischen Menschen am Beispiel von Prothesentechnik. Sie fragt zudem nach den politischen Implikationen von (technischen) Transformationsnarrativen und danach, ob nicht technische Körpermodifikationen trotz ihrer Spektakularität einen Hang zum Konservativen haben. Mit Denkanlässen aus der Medizingeschichte der Prothetik und aus der vielfältigen künstlerischen Beschäftigung mit dem Thema wird eine Perspektive entwickelt, die den prekären Status technisch modifizierter Körperlichkeit betont, skeptisch gegenüber „self-fulfilling prophecies“ transhumanistischer Technofantasien ist, aber an technikfreundlichen feministischen Positionen festhält. Karin Harrasser ist Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz. Auf das Studium der Geschichte und der Germanistik folgten die Dissertation an der Universität Wien und die Habilitation an der Humboldt- Universität zu Berlin. Neben ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten war Karin Harrasser an verschiedenen kuratorischen Projekten beteiligt, z. B. in der NGBK Berlin, auf Kampnagel Hamburg, im TQW Wien. Gemeinsam mit Elisabeth Timm gibt sie die Zeitschrift für Kulturwissenschaften heraus. In ihrer letzten Publikation, Prothesen. Figuren einer lädierten Moderne (2016), nimmt sie die Prothese als ein höchst unterschiedliche Wissensgebiete tangierendes Phänomen in den Blick. Im Anschluss an den Vortrag von Karin Harrasser Adam Harper (UK) Permutations of the Body in Electronic Music Imagery Theorie/Vortrag Vortrag zum Schwerpunkt Groteske Körperlichkeiten, kuratiert von Thomas Edlinger 15
Es ist nichts Neues, dass sich die Körper in den Bildern und Videos der Independent- und Undergroundmusik in ihren Repräsentationen vom Mainstream abheben. Auch ihr Bewegungskanon ist oft außergewöhnlich. Mit dem wachsenden Interesse an digitalen Welten und anderen Prismen der Moderne auf diesem Gebiet kommen Metaphern zum Vorschein, die schon seit Langem in der elektronischen Musik spuken: der Körper und seine Ausdrucksformen, die das, was wir als „menschlich“ am Körper wahrnehmen, verstärken oder ganz jenseits davon liegen. Diese Körper – von Cyborgs, Androiden, Maschinen und Mutanten – entsprechen nicht der konventionellen Vorstellung von Schönheit und Authentizität wie die, die uns die populäre Musik vorsetzt. Sie sind vielmehr formbar, instabil, prekär, transformiert – aber auch transformativ. Den Blick auf Künstler_innen wie Holly Herndon, Arca, Jesse Kanda, Gaika, Gazelle Twin, Planningtorock und Moor Mother gerichtet untersucht Adam Harper, wie die Differenz zwischen menschlichen Körpern und zwischen menschlichen und nicht menschlichen Körpern, zwischen realen und nicht realen Körpern und zwischen technologischen und organischen Körpern in Musik, Bild und Bewegung aufgelöst wird. Adam Harper ist Musikkritiker und schreibt für Frieze, The Wire, The FADER und Resident Advisor. Sein Buch Infinite Music: Imagining the Next Millennium of Human Music Making erschien 2011 bei Zero Books und gilt als Antwort auf Simon Reynolds’ Bestseller Retromania, in dem dieser davon ausgeht, dass Pop nur noch aus Konserven schöpft. Adam Harper schreibt und lehrt auch an der City and Goldsmiths University of London. Fr, 2. / Sa, 3. Februar, 19.30 Uhr / TQW Studios Marcela Levi & Lucía Russo (BR) Boca de Ferro / Iron Mouth Performance | Österreichische Erstaufführung Musikalisch ist der Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens, mitten im Amazonasgebiet, aufgrund von historischen Schmuggelrouten karibisch geprägt. In den 1950er-Jahren brachten Schiffe, die mit Parfüm und Whisky beladen waren, auch Schallplatten mit Merengue, Salsa und Zouk mit. Etwa 60 Jahre später münden diese karibischen Klänge in „Tecnobrega“ – ein Musikgenre, das sich aus der Aneignung und Veränderung von Volksliedern mit Synthesizern und Drumcomputern ergibt. Über 3 000 Tecnobrega-Partys schießen pro Monat allein in Belém, der Hauptstadt von Pará, aus dem Boden. Inzwischen tanzen nicht nur in Brasilien Hipster zur „schmutzigen“ Musik aus den Armenvierteln, die immer noch über riesige Ghettoblaster mit dem Spitznamen „boca de ferro“ (engl. iron mouth) ihre Zuhörer_innen beschallt. In dem exzessiven Solo für Ícaro dos Passos Gaya prasselt der harte Sound von Tecnobrega auf den Tänzer ein – dreckig und unanständig wie die frühen Brega-Rhythmen. Unsichtbare „Geister“ scheinen vom Körper des Tänzers Besitz zu ergreifen. Er wird zur grenzenlosen Zone der Invasion, bei der in einem schweißtreibenden Tanz Millionen von Informationen wie Stromstöße durch den Tänzer jagen. Internet-Memes liefern Textfetzen, die Vitalität 16
und Obszönität, Banalität und Tod nebeneinanderstellen und Gegensätze nicht auflösen, sondern in der Ekstase noch zuspitzen. Künstlerische Leitung Marcela Levi & Lucía Russo Performance und künstlerische Mitarbeit Ícaro dos Passos Gaya Assistenz Tamires Costa Sounddesign all team Kostüm Levi & Russo Lichtdesign Isadora Giuntini Produktion Improvável Produções Distribution Something Great, Berlin Mit Unterstützung von Centro Coreográfico da Cidade do Rio de Janeiro, Consulado da Argentina no Rio de Janeiro, Espaço Cultural Sitio Canto da Sabiá, Rio Janeiro, Dança Gamboa Festival, Rio de Janeiro, Graner / Sâlmon Festival and Sala Hiroshima, Barcelona. Marcela Levi studierte an der Tanzschule Angel Vianna in Rio de Janeiro und kreiert seit 17 Jahren Performances an der Schnittstelle zwischen Tanz und bildender Kunst. Ihre Arbeiten wurden auf verschiedenen Festivals gezeigt, u. a. Kunstenfestivaldesarts (Brüssel), COCOA Festival (Buenos Aires) und ImPulsTanz. Sie arbeitete u. a. mit Lia Rodrigues, Vera Mantero und Guillermo Gomez-Peña zusammen. 2010 gründeten Marcela Levi und Lucía Russo in Rio de Janeiro Improvável Produções: ein offenes Autor_innenprojekt, bei dem Dissens als konstruktive, kritische Kraft genutzt wird, ohne sich in Widersprüchlichkeiten aufzulösen. Lucía Russo studierte Psychologie an der Universität von Buenos Aires sowie zeitgenössischen Tanz im European Dance Development Center in Arnhem und im Rojas Cultural Center in Buenos Aires. Sie koordinierte u. a. in Zusammenarbeit mit Red Sudamericana de Danza das Projekt Dialogues: Interchanging processes of creation in contemporary dance (2006–2008) in Lateinamerika. So, 4., – Do, 8. Februar / TQW Studios Marcela Levi & Lucía Russo Groteske Körperlichkeiten Labor Nach ihren Performances werden Marcela Levi und Lucía Russo ein fünftägiges Researchlabor am TQW leiten, in dem sie mit einer kleinen Gruppe lokaler Künstler_innen und Theoretiker_innen in Austausch treten werden. Ein künstlerisches Zusammentreffen und ein gemeinsames Arbeiten rund um groteske Körperlichkeiten und den Körper als Polyphonie: ein unfertiger, mehrdeutiger Körper, stets im Zustand der Konstruktion und der Kreation. Ein Körper, der die Welt absorbiert und von ihr absorbiert wird und der sich seiner Grenzen entledigt. Die Teilnehmer_innen dieses ersten TQW Labors sind Clélia Colonna, Anne Juren, Sara Lanner, Petr Ochvat und Julia Ostwald. Ob im Anschluss eine öffentliche Präsentation stattfindet, entscheiden die Teilnehmer_innen im Lauf des Labors. Aktuelle Infos auf tqw.at. 17
Mi, 14., – Fr, 16. Februar, 19.30 Uhr / TQW Studios Janez Janša / Boštjan Narat / Irena Preda / Irena Tomažin (SI) Something’s in the Air Performance | Österreichische Erstaufführung In einer Zeit immer brüchiger werdender sozialer Bindungen stellt uns die Frage, wie wir zusammenleben sollen, vor enorme gesellschaftliche Herausforderungen. Umgelegt auf die Theatersituation geht es auch in jeder Aufführung um die Frage eines „Miteinanders“. Im Theaterraum formiert sich Abend für Abend aus einander meist Unbekannten eine Gemeinschaft auf Zeit – die die gleiche Luft atmet. Something’s in the Air kreiert ausgehend vom einfachen physischen Akt des Atmens einen Raum, in dem sich die/der Einzelne nur schwer der Gemeinschaft entziehen kann. Das experimentelle Setting von Something’s in the Air ist eine Ode an das Einzige, das wir gemeinsam haben: die Luft. Solange wir sie noch haben! Janez Janša (geb. als Emil Hrvatin 1964 in Rijeka) lebt in Ljubljana. Er ließ sich 2007 gemeinsam mit zwei anderen slowenischen Künstlern als Zeichen des Protests gegen den damaligen konservativen Ministerpräsidenten Sloweniens auf dessen Namen umtaufen. Als Herausgeber, Autor, Regisseur und Performer interdisziplinärer Arbeiten durchleuchtet er die Beziehungen zwischen Kunst und Gesellschaft und experimentiert dabei immer wieder mit dem Dispositiv des Theaters. Seit 2018 ist er einer der neuen drei Theoriekurator_innen des TQW. Boštjan Narat ist Philosoph, Musiker und Autor. 2001 gründete er die Band Katalena. 2014 startete er eine Solokarriere als Singer/Songwriter. Er schreibt außerdem Musik für diverse Theaterproduktionen. Irena Preda ist Sopranistin. Sie studierte am renommierten Trinity College of Music in London und hat in zahlreichen Opern und Performances mitgewirkt. Irena Tomažin ist Philosophin, Tänzerin und Choreografin. Ihre mehrfach ausgezeichneten Arbeiten fokussieren die Bedeutung der Stimme in Performances. Darüber hinaus ist sie auch Sängerin in der slowenischen Band Borghesia. Autor_innen Janša/Narat/Preda/Tomažin Konzept & Regie Janez Janša Dramaturgie & Komposition Boštjan Narat Performer_innen Irena Preda, Irena Tomažin & Dragana Alfirević, Leja Jurišić, Teja Reba, Jelena Rusjan, Tina Valentan Eine Produktion von Maska. Mit Unterstützung des slowenischen Kulturministeriums und der Stadt Ljubljana. 18
Do, 22., – Sa, 24. Februar, 19.30 Uhr / TQW Halle G Florentina Holzinger (AT) Apollon Musagète Tanz/Performance | Ab 18 Jahren „Ein überlegen kluger, angstfreier, grandioser Abend.“ — Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung Florentina Holzinger kennt keine Berührungsängste, wenn es darum geht, ungewöhnliche Genres neu zu remixen. Seit 2011 bereichert sie die internationale Performanceszene mit schwindelerregender Akrobatik, muskulösen Frauenkörpern und Martial-Arts-Kampfszenen – popkulturelle Referenzen und ein Faible für Trash kommen dabei nicht zu kurz. In ihrer neuesten Arbeit, Apollon Musagète, erobern sechs nackte Frauen George Balanchines gleichnamiges neoklassisches Ballett aus dem Jahr 1928, das vom Gott der Künste und seinen drei Musen handelt. Holzinger und ihre Kolleginnen haben jedoch anderes im Sinn, als um den Posterboy des Olymp zu tänzeln. Sie sind selbst die Stars dieser Show. Dabei haben sie teils bizarre und waghalsige Tricks auf Lager. Mit schwarzem Humor und Elementen der Zirkus- Freakshow und der 1960er-Jahre-Live-Art bewaffnet zielen die Performerinnen auf den neoliberalen Körperkult und dessen voyeuristische Mechanismen. Sie werfen in Spitzenschuhen und mit olympischen Gewichten auf ihren Schultern den eitlen Gott von seinem Thron auf dem Parnass. Konzept und Performance Florentina Holzinger Mit Renée Copraij, Evelyn Frantti, Florentina Holzinger, Annina Lara Maria Machaz, Xana Novais, Maria Netti Nüganen Sound Design Stephan Schneider Dramaturgie Sara Ostertag & Michele Rizzo Bühnenbild Nikola Knežević Coaching Btissame Amadour Beratung Manu Scheiwiller & Fernando Belfiore Technische Leitung Bram Geldhof, Anne Meeussen, Maarten Van Trigt Eine Produktion von CAMPO in Koproduktion mit Münchner Kammerspiele, La Bâtie, festival de Genève, Frascati Productions Amsterdam, steirischer herbst Graz, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt and Sophiensaele Berlin. Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien. Florentina Holzinger (geb. 1986 in Wien) hat Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) in Amsterdam studiert. Sie spielt in all ihren Arbeiten bewusst mit der Grenzverschiebung zwischen Hochkultur und Entertainment. Kein Applaus für Scheiße (2011), die erste gemeinsame Arbeit von Florentina Holzinger und Vincent Riebeek, brachte den beiden auf Anhieb den Ruf als „provokanteste Nachwuchschoreograf_innen“ ein. Kurz danach folgte Florentina Holzingers Solo Silk, für das sie bei lmPulsTanz 2012 den Prix Jardin d’Europe gewann. Neben weiteren Zusammenarbeiten mit Riebeek (Spirit, Wellness und zuletzt Schönheitsabend) zeigte Holzinger 2015 auch das Solo Recovery, in dem sie das Trauma eines schweren Unfalls, den sie bei einer Performance erlitten hatte, verarbeitete. 19
PROGRAMMVORSCHAU MÄRZ–JUNI Fr, 2. / Sa, 3. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G Cláudia Dias (PT) & Pablo Fidalgo Lareo (ES) Monday: Watch Out for the Right Performance | Österreichische Erstaufführung Ist die Zukunft wie eine Welle, die über uns hereinbricht, oder haben wir dabei etwas mitzureden? In Monday: Watch Out for the Right treten die portugiesische Choreografin Cláudia Dias und der spanische Schriftsteller Pablo Fidalgo Lareo gemeinsam in den Boxring. Sie kämpft mit Fäusten, er mit Worten. Seine Fragen treffen wie Kinnhaken. Privates und Politisches werden in zwölf Runden ausgefochten. Beide gehören zu einer Gesellschaft, die schon oft zu Boden gegangen ist. Gerade deshalb halten sie ein kämpferisches Plädoyer, der Zukunft ohne Angst entgegenzutreten, immer gefasst auf den nächsten Schlag. Monday: Watch Out for the Right ist das erste einer Serie von sieben Stücken, in denen die Choreografin Cláudia Dias auf eine Reihe politisch inspirierter Persönlichkeiten trifft – und das, bis die Funken fliegen. Do, 8., – Sa, 10. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G Michael Turinsky (AT) REVERBERATIONS Performance | Erstaufführung | TQW Koproduktion REVERBERATIONS ist eine choreografische Versuchsanordnung für fünf behinderte und nicht behinderte Performer_innen. Die Performance positioniert sich entlang dreier diskursiver Koordinaten. Zunächst geht es in REVERBERATIONS um einen von Crip Theory und Afrofuturismus geprägten Diskurs über Zeitlichkeit und Zukunft, hinzu kommen die Auseinandersetzung mit dem Diskurs über Behinderung, Verkörperung und Solidarität und nicht zuletzt die Ontologie der Vibration. Im Verweben der gebrochenen, nachhallenden Klangwelten des von schweren Bässen geprägten Dub mit einer Vielzahl von sich bewegenden Körpern öffnet REVERBERATIONS einen Raum für „ekstatische Kontemplation“. Eine lebhaft pulsierende akustisch-somatische Textur entfaltet sich, die bestaunt, gefühlt und erfasst werden kann – über den Horizont ihrer eigenen Flüchtigkeit hinaus, in Erinnerung an das Noch-nicht. 20
Fr, 16. / Sa, 17. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G Nicola Gunn (AU) Piece For Person And Ghetto Blaster Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung “Comic genius … Gunn’s text is intricate and often brilliant, full of unpredictable digressions and curious factoids. It’s the verbal equivalent of skimming stones over water. ”— Cameron Woodhead, The Age Nicola Gunn scheut keine Konflikte. Im Gegenteil: Sie wagt sich in die unangenehmen Sphären menschlichen Verhaltens vor und seziert – mit einem bestechenden Mix aus Theater, Tanz und Performancekunst – das ethische Dilemma einer zugleich alltäglichen und surrealen Situation in seiner ganzen Bandbreite. Erinnerungen an die irritierende Begegnung mit einem Fremden werden mit philosophischen Betrachtungen über Konflikt und Frieden, über moralischen Relativismus, ethische Fragen der Intervention und die eigentliche Funktion von Kunst verknüpft. Wie kaum eine andere versteht es Nicola Gunn, eine moralisch komplexe Fragestellung in eine entwaffnend einfache und selbstironische Arbeit voller Humor und Reflexion zu verpacken. Für Piece For Person And Ghetto Blaster wurde Nicola Gunn bereits mehrfach ausgezeichnet. Do, 22. / Fr, 23. März, 19.30 Uhr / TQW Halle G Jefta van Dinther (SE/DE) Dark Field Analysis Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung | TQW Koproduktion Ausgangspunkt von Jefta van Dinthers neuer Arbeit ist die Unterhaltung zweier nackter Männer. In einem Setting aus diffusem Licht zerfließen Zeit, Körper und der von PJ-Harvey-Songs inspirierte Sound zu einem synästhetischen Ort der Entgrenzung. Die Körper der beiden Männer wirken geradezu virtuell, trotz Nacktheit ist weder Erotik noch Sexualität Thema. Zentrales Motiv ist vielmehr die Faszination für Blut. So verweist der Stücktitel auf eine Methode zur mikroskopischen Blutuntersuchung. Dark Field Analysis ruft uns die Intensität alles Lebendigen in Erinnerung, indem sie uns Menschen in Beziehung zu anderen Lebensformen setzt. Ein unheimlicher Ausnahmezustand als audiovisuelle Erfahrung, bei dem der eigene Körper kaum mehr von seiner Umgebung zu unterscheiden ist. Mi, 28., – Fr, 30. März, 19.30 Uhr / TQW Studios Deborah Hazler (AT) & Macarena Campbell (CL) Something for the Heart / Algo para el corazón Performance | Erstaufführung | TQW Koproduktion Wie utopisch ist es heutzutage, eine zärtliche Welt auf der Grundlage von Liebe zu erschaffen, in der sanfte Worte und Küsse eine diskrete Form von Widerstand in einer brutalen Umgebung bedeuten? Erich Fromm hat einmal vorgeschlagen nicht 21
nur die Theorie der Liebe zu meistern, sondern auch ihre Praxis: „Nichts auf der Welt darf uns wichtiger sein als diese Kunst.“ Dementsprechend geht es darum, sich zu verbinden und sich nicht aus Furcht davon abhalten zu lassen. Wir sollten alle mehr, großzügiger und leidenschaftlicher lieben. Diese poetische Arbeit macht einen ersten Schritt in diese Richtung. Fr, 6. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G Eleanor Bauer & Chris Peck / Ictus (US/BE) Meyoucycle Tanz/Performance/Musical | Österreichische Erstaufführung In naher Zukunft hat sich eine Gruppe von „poetic terrorists“ und „emotional hackers“ in die Anonymität der Dunkelheit zurückgezogen. Unter einem riesigen Bühnenmond entfaltet sich Meyoucycle als ein politisches Sci-Fi-Konzert über zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation im Zeitalter von Turbokapitalismus und digitaler Interaktion. Meyoucycle klingt so, als würde man das Wort „Musical“ mit einem fremdartigen Akzent aussprechen. Gemeinsam mit Chris Peck und vier Musiker_innen setzt Eleanor Bauer zwar alle klassischen Mittel eines Musicals ein, sie kreiert damit aber ein völlig neues, hybrides Genre. Do, 12. / Fr, 13. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G Christine Gaigg / 2nd nature (AT) Maybe the way you made love twenty years ago is the answer? Performance/Tanz | Wiederaufführung Christine Gaigg This is where we are now Podiumsdiskussion mit Gästen Im Anschluss an die beiden Vorstellungen von Maybe the way you made love twenty years ago is the answer? Fr, 13. / Sa, 14. April / TQW Halle G Christine Gaigg und Gäste Meet Performance | Erstaufführung | TQW Koproduktion Als Christine Gaigg Maybe the way you made love twenty years ago is the answer? herausbrachte – ein Bühnenessay aus somatischer Tanzpraxis, fragmentarischen Erinnerungen, Beobachtungen zum gesellschaftlichen Stellenwert von Sexualität und ein aus der Sicht einer Nutznießerin der sexuellen Revolution geschriebenes Manifest – war es 2014. In den paar Jahren, die seither vergangen sind, hat das mediale Getriebe seine Schrauben angezogen, mit #metoo startete eine „Debatte in Schwarz-Weiß“, so Christine Gaigg. 22
Beginnend mit der Wiederaufführung von Maybe the way you made love twenty years ago is the answer? setzt die Wiener Choreografin ihre Beschäftigung mit dem Begehren und mit dem neuen Framing, in dem das Thema Sex verhandelt wird, auf zwei Schienen fort: zum einen in der Podiumsdiskussion This is where we are now, die der schwarz-weiß geführten Debatte eine differenzierte Grautönigkeit hinzufügen will. Zum anderen im performativen Setting Meet, das auf intime Verhältnisse zoomt, dorthin, wo Emotion und Zumutung, Bedürfnis und Drängen, Peinlichkeit und Souveränität ein erotisches Fluidum herstellen. Do, 19., – Sa, 21. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G Luke George (AU) & Daniel Kok (SG) BUNNY Performance | Österreichische Erstaufführung Luke George und Daniel Kok machen sich in ihrer Bondage-Performance die physikalischen Eigenschaften von Seilen und Knoten zunutze, um die Grenzen des Verlangens, des Vertrauens, der Zustimmung und der Beziehung zwischen sich und dem Publikum auszuloten. Mit dem Ziel, gemeinsame Verbindungslinien zu erforschen, Spannungen abzubauen und kollektive Wünsche freizusetzen, greifen George und Kok auf Makramee, Seemannsknoten und chinesische Knoten zurück und verweben alles zu einer interaktiven Erfahrung von Kollektivität. Als „Bunny“ bezeichnet man jene Person, die mittels Seilen gefesselt wird. An diesem Abend stellt sich die Frage: Was, wenn jede/r ein Bunny ist? Fr, 27. / Sa, 28. April, 19.30 Uhr / TQW Halle G Philipp Gehmacher (AT) new work 2018 (Arbeitstitel) Performance/Tanz | Erstaufführung | TQW Koproduktion In seiner neuen Arbeit macht Philipp Gehmacher erstmals die eigene Biografie bewusst zum Thema. Zwanzig Jahre künstlerische Arbeit wie gleichermaßen zwanzig Jahre Leben mit der eigenen Kunst. Gegebenheiten, die wie ein Scharnier fungieren, das den Menschen Philipp Gehmacher mit seinen künstlerischen Medien Körper, Sprache, Raum und Objekt verbindet und ausmacht. Zudem eine Gelegenheit die virulente Verbindung von Identität und Form zu befragen. „Meine künstlerische Arbeit, die mittlerweile Körper, Sprache und Objekt beinhaltet, ist eine, die Inhalt und Form nicht trennen möchte. Sie ist einerseits der Idee des Subjekts, andererseits der Form und damit der Geschichte der Abstraktion geschuldet. Meine Tanz-, Wort- und Objektsprache wird erforscht, ihre Fähigkeit, zu verweisen und gehört zu werden, also auch ihr Potenzial und ihre Resonanz. Ich möchte den Raum der Identitätsbildung als Ausgangspunkt nehmen, um meine künstlerischen Mittel im Kontext meiner Geschichte zu verstehen und um von diesem Punkt aus eine potenzielle Gegenwart wie Zukunft greifbar zu machen.“ — Philipp Gehmacher 23
Do, 3. / Fr, 4. Mai + Do, 10. / Fr, 11. Mai / TQW Studios RAKETE Nachwuchsschwerpunkt Die Nachwuchsarbeit war schon immer ein Steckenpferd von Bettina Kogler. Dementsprechend möchte sie den Nachwuchs auch im TQW verstärkt fördern. Mit dem Schwerpunkt RAKETE konzentriert sich das TQW an zwei Wochenenden im Mai auf das Kunstschaffen lokaler und internationaler Nachwuchskünstler_innen aus dem Bereich Choreografie. Neben der Präsentation von Arbeiten (sowohl fertige als auch Work-in-Progress-Showings) stehen der Austausch zwischen den Choreograf_innen, die Reflexion über die eigene Praxis sowie die Auseinandersetzung mit Ästhetiken und politischen Diskursen im Kontext der Performing Arts im Vordergrund. Das TQW begleitet lokale Künstler_innen während des Probenprozesses dramaturgisch. Mit Oona Doherty, Costas Kekis, Anna Prokopová & Petr Ochvat, Mzamo Nondlwana u. a. Fr, 1. / Sa, 2. Juni / TQW Studios Studio Kottlett (AT) TQW Queer Performance Festival Das am TQW neu von Studio Kottlett gehostete zweitägige Queer Performance Festival ist eine Plattform von und für freie queer-feministische Künstler_innen. Dabei soll zeitgenössischen queeren Fragestellungen Raum gegeben werden. Das Festival setzt zudem auf mehr Diversität dank eingeladener Gastkurator_innen. Geplant sind auch ein Open Call sowie ein zweiwöchiger Workshop, der die Performer_innen darin unterstützt, Performances auszuarbeiten und nicht zuletzt auch aufzuführen. Das Festival möchte zum einen marginalisierten Personen zu mehr Sichtbarkeit, Eigenregie und Handlungsspielräumen verhelfen und zum anderen nicht nur szenespezifische, sondern jedenfalls gesellschaftlich relevante und aktuelle Diskurse mittels Performances oder Lectures vermitteln. Doch was wäre ein queeres Festival ohne Konzerte und Partys? Dementsprechend kommt selbstverständlich auch das Feiern nicht zu kurz. Denn: „If I can’t dance, it’s not my revolution!“ (Emma Goldman). Do, 14. / Fr, 15. Juni / MuseumsQuartier César Vayssié (FR) COPROUDUCTION Performance/Tanz | Österreichische Erstaufführung 24
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