JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade

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JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade
J E D ES I NSEK T ZÄH LT
BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM
E R H A LT D E R I N S E K T E N V I E L FA LT
JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                                    EINLEITUNG

Liebe Leserinnen und Leser,

der Schutz der Biodiversität und der Insekten-          maßnahmen vorhanden sind, um diesen Heraus-          wortung hat die intensive Auseinandersetzung              Mitglied des Gesamtvorstands bei B.A.U.M e. V.
vielfalt ist eine der größten Herausforderun-           forderungen zu begegnen, mangelt es oft an der       mit der Biodiversität auch wirtschaftliche Gründe,        (Bundesdeutscher Arbeitskreis ­Umweltbewusstes
gen dieser Zeit.                                        Umsetzung. Mit dieser ­  Best-Practice-Guideline     denn die dauerhafte Versorgungssicherheit mit             Management) und im Aufsichtsrat der Future
                                                        möchten wir daher Interessierten, Partnern und       Bio-Rohstoffen in bester Qualität ist für Bionade         Cooperative eG. Ein kurzer Beitrag zum Thema
Die Insektenvielfalt ist ein wesentlicher Bestandteil   anderen Unternehmen Möglichkeiten aufzeigen,         entscheidend. Und nur gesunde Ökosysteme                  Bushaltestellen-Begrünung zeigt auf, wie I­nsekten
gesunder Lebensbedingungen für Mensch, Gesell-          wie sie mit dem Erhalt der Insektenvielfalt direkt   können diese bereitstellen. Das Engagement zur            in Großstädten Zwischenstopps geboten werden
schaft und Wirtschaft. Je größer die Vielfalt, desto    vor der eigenen Haustür beginnen können.             Erhaltung und Förderung von Biodiversität ist die         können.
stabiler und widerstandsfähiger sind Ökosysteme,                                                             logische Folgerung. Dank kompetenter Hilfe von
wenn sie von Umweltkatastrophen oder Klima-             Als Hersteller von alkoholfreien biologischen        drei Expertinnen realisieren wir nun mit dieser           Zur Lichtverschmutzung lesen Sie von Diplom-
wandel bedroht werden. Vor allem die vergan-            Erfrischungsgetränken sind wir abhängig von der      ­Guideline eine weitere Plattform für den Wissen-         Biologin Dr. Annette Krop-Benesch Beispiele, wie
genen Dekaden haben gezeigt, welche Gefahr              Natur. Sie bestimmt die Qualität und Verfügbar-       stransfer. Dabei beleuchten wir drei der Haupt-          in Kommunen oder auch in Gärten die Lichtver-
der drastische Biodiversitätsverlust birgt. Obwohl      keit hochwertiger Rohstoffe aus ökologischem          ursachen des Insektensterbens:                           schmutzung reduziert werden kann. Sie ist unter
bereits geeignete Hilfestellungen oder Gegen-           Anbau. Neben unserer unternehmerischen Verant-                                                                 anderem als Dozentin, Autorin, Naturschützerin
                                                                                                             – Intensive Landwirtschaft                                und Beraterin tätig.
                                                                                                             – Versiegelung
                                              02         Einleitung
                                                                                                             – Lichtverschmutzung                                      Die Spezialistinnen wurden gebeten, die stark
                                                         Kapitel 1: Intensive Landwirtschaft
                                                                                                                                                                       wissenschaftlichen Aspekte allgemein zugänglich
                                              06         FiBL zu Intensiver Landwirtschaft
                                                                                                             Zur Intensiven Landwirtschaft hat Nadja                   zu machen. Wer tiefer in die Materie eintauchen
                                              08         Blühstreifen in Obstanlagen
                                                                                                             Kasperczyk vom Forschungsinstitut für biologi-
                                                                                                             ­                                                         möchte und weitere Inspirationen zur Erhaltung
                                              10         Best Practice: Blühstreifen Biohof Ritter
                                              12         Best Practice: Nisthilfen
                                                                                                             schen Landbau (FiBL) Beispiele zur Förderung              der Insektenvielfalt sucht, kann dies über die Links
                                                         Kapitel 2: Versiegelung                             der Insektenvielfalt dargestellt. Sie ist Diplom-         zu den genannten Partnern und Institutionen in
                                              16         Neue Lebensräume mit Insect Respect                 Biologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des          dieser Broschüre tun. Dabei steht eines fest: Jeder
                                              18         Best Practice: Dachbegrünung Reckhaus               Instituts. Ein Beispiel liefert in diesem Kapitel unser   noch so kleine Schritt macht einen Unterschied,
                                              19         Best Practice: Dachbegrünung Halfar                 geschätzter Wegbegleiter und Mitinitiator der Ini-        denn jedes Insekt zählt.
                                              20         Best Practice: Ritter Sport                         tiative „Bio Landbau Rhön“, Martin Ritter.
                                              21         Best Practice: Haltestellen-Begrünung
                                                         Kapitel 3: Lichtverschmutzung                       Das Thema Versiegelung hat Tina Teucher von
                                              24         Dr. Annette Krop-Benesch zur Lichtverschmutzung     Insect Respect anhand von drei Best Practices
                                              26         Best Practice: Insektendorf Silges
                                                                                                             beschrieben. Sie engagiert sich unter anderem als
                                              27         Best Practice: Parkplatzbeleuchtung
                                              28         Best Practice: Kommunale Beleuchtung
                                              29         Impressum

2                                                                                                                                                                                                                        3
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BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT   INTENSIVE LANDWIRTSCHAFT

Natürliche
Schädlingsregulierer:
Wie Insekten zu gesundem
Obst beitragen
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BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                INTENSIVE LANDWIRTSCHAFT

Blüte für Blüte für mehr
Insektenschutz

Biologische Vielfalt ist die Grundlage für na-          Der biologische Landbau als Gesamtsystem bie-
türliche Prozesse, von denen auch eine land-            tet Vorteile für den Schutz und die Förderung der
wirtschaftliche Bewirtschaftung abhängt:                biologischen Vielfalt, wie etwa für Wildbienen
eine natürliche Bodenfruchtbarkeit durch                und andere Insekten. Ganz wesentlich ist der Ver-
Bodenorganismen, eine Schädlingsregulie-                zicht auf chemisch-synthetische Pestizide. Im Bio-
rung mit natürlichen Gegenspielern und die              landbau zugelassene Pflanzenschutzmittel haben
Bestäubung von Kulturpflanzen.                          keine oder geringe Nebenwirkungen auf Nicht-
                                                        Zielorganismen. Eine mechanische Beikrautregu-
Die anhaltende Intensivierung der Landwirtschaft        lierung im Acker und eine extensive Grünlandnut-
ist ein Hauptgrund für den Verlust der biologi-         zung fördern blütenreichere Bestände.(3)
schen Vielfalt in der Agrarlandschaft, darunter
der drastische Schwund von Fluginsekten. Eine           Vielfältige Fruchtfolgen mit Kleegras und die rein
umfassende Analyse von 66 wissenschaftlichen            organische Düngung sind weitere vorteilhafte Fak-
Studien kommt zu dem Ergebnis, dass in biolo-           toren. Von großer Bedeutung ist der durchschnitt-          Durch geeignete Maßnahmen können
gisch bewirtschafteten Flächen durchschnittlich         lich höhere Anteil an naturnahen Flächen und               Obstanlagen ökologisch aufgewertet werden.
30 % mehr Arten und 50 % mehr Individuen der            Strukturen auf den Biobetrieben, wie z. B. Hecken,                                                          IM ÜBERBLICK
Arten vorkommen.(1) Dabei handelt es sich ins-          Brachen, Blühstreifen und Kleinstrukturen.(6,7)
besondere um Feldvögel, räuberische Insekten,                                                                      sich hier verschiedene Lebensräume, wie Säume,   Das Forschungsinstitut für biologischen Land-
Spinnen, Bodenlebewesen sowie Ackerwildkräu-            In einer Agrarlandschaft, in der es an Land-               Wiesen, Bäume und Sträucher, auf engem Raum.     bau FiBL ist eine der weltweit führenden
ter und Grünlandarten.                                  schaftsstrukturen und -elementen mangelt, können           Durch geeignete Maßnahmen können Obstanla-       Forschungseinrichtungen zur biologischen
                                                        Obstanlagen wichtige Rückzugs-, Nahrungs- und              gen ökologisch aufgewertet werden und bspw.      Landwirtschaft. Es spezialisiert sich auf:
                                                        Lebensräume bieten. Im Erwerbsobstbau bestehen             über die Obstblütezeit hinaus mit zusätzlichen   – interdisziplinäre Forschung
                                                        die Anlagen oft bis zu 25 Jahren, ohne dass sich           Blühangeboten das Nahrungsangebot für blüten-    – gemeinsame Innovationen mit der Landwirtschaft
                                                        die Struktur wesentlich ändert. Zugleich finden            besuchende Insekten erweitern.                     und der Lebensmittelbranche
                                                                                                                                                                    – Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis

                                                                                                                                                                    Mehr Infos unter: www.fibl.org

6                                                                                        Quellen, siehe Seite 13                                                                                                    7
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BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                                                                                                                                                                                 INTENSIVE LANDWIRTSCHAFT

                                                                                                                                                                                                                                                                         Bei der Anlage von Blühstreifen spielt die Pflan-        mehrmaliges Mulchen vertragen. Bei einjährigen
                                                                                                                                                                                                                                                                         zenmischung eine wichtige Rolle. So orientiert sich      Blühstreifen muss die Saat jedes Jahr wiederholt

Die Natur: Effizienter                                                                                                                                                                                                                                                   die Auswahl des Saatguts an den Standortbedin-
                                                                                                                                                                                                                                                                         gungen (Boden, Klima, Niederschläge) und an
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  werden. Für Obstbaumanlagen als Dauerkulturen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  sind mehrjährige Blühstreifen besser geeignet. Die
als manches Pestizid                                     Um die Wirksamkeit von Blühstreifen zu steigern,                                                                                                                                                                den unterschiedlichen Bedürfnissen der Nützlinge         Einsaat mehrjähriger Blühstreifen in Kombination
                                                         braucht es natürliche Elemente und Strukturen                                                                                                                                                                   (Blütenform und -größe). Die Pflanzenmischungen          mit einem alternierenden Mulchsystem kann das
Die folgenden Ergebnisse zu Blühstreifen                 nah an der Obstanlage. Hierzu gehören Hecken,                                                                                                                                                                   sollten einheimische ein- und mehrjährige Pflan-         Nahrungsangebot für Blütenbesucher über die
beziehen sich auf Versuche in Apfelanlagen.              extensiv genutzte Wiesen und Kleinstrukturen                                                                                                                                                                    zenarten mit kurzem Wuchs enthalten, damit sie           gesamte Vegetationsperiode sicherstellen.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass ähn-               wie Totholz- und Steinhaufen. Für Wildbienen als
liche Potenziale auch für Kirsche, Birne & Co.           wichtige Bestäuber haben blütenreiche und klein-

                                                                                                                           Quelle Grafik: Lukas Pfiffner, FiBL, Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), Versuchszentrum Laimburg
bestehen. Dies wird noch erforscht.                      strukturierte Lebensräume hohe Priorität. Da ihre
                                                                                                                                                                                                                                                                   BLÜHSTREIFEN:
                                                         maximalen Flugdistanzen meist zwischen 300
                                                                                                                                                                                                                                                                   NATÜRLICHE SCHÄDLINGSREGULIERUNG
Mehrjährige Blühstreifen in den Fahrgassen von           und 1.500 Metern betragen, müssen ihre Nah-
Obstanlagen fördern viele Arten von Räubern und          rungs- und Nistressourcen nah beieinanderliegen.
Bestäubern, weil sie Schutz und Nahrung (Pollen,         Damit Räuber, wie Laufkäfer, Spinnen, Raubwan-
Nektar, Beutetiere) bieten. Das europäische For-         zen & Co, beim Auftreten der ersten Schädlinge                                                                                                                                                            Natürliche Gegenspieler                MARIENKÄFER
schungsprojekt EcoOrchard hat für Apfelanlagen           schon zahlreich vor Ort sind, brauchen sie ein                                                                                                                                                                                                                                       SCHWEBFLIEGE

gezeigt, dass Blühstreifen die natürlichen Gegen-        Angebot an alternativen Beutetieren. Hecken und
spieler der Mehligen Apfelblattlaus und des              Blühstreifen fördern das Vorhandensein der Beu-                                                                                                                                                                                       SCHLUPFWESPE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             FLEDERMAUS
Apfelwicklers so stark fördern, dass die beiden          tetiere. Befinden sich diese natürlichen Elemente
Apfelschädlinge und die von ihnen verursachten           in der Nähe der Obstanlage, kann Letztere nach                                                                                                                                                                                                                        FALTER
Schäden deutlich reduziert wurden. Idealerweise          Störungen durch Bodenbearbeitung oder Pflan-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       RAUBWANZEN
können so pro Jahr ein bis zwei Spritzungen ein-         zenschutzbehandlungen schnell wieder besiedelt                                                                                                                                                                       VÖGEL
gespart werden.(8)                                       werden.(8)                                                                                                                                                                                                                                                                          KÄFER
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Schädlinge
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              BLATTLAUS

                                                                                                                                                                                                                                                                    MARIENKÄFER-LARVEN                                                                                 FLORFLIEGENLARVEN
TIPPS RUND UM BLÜHSTREIFEN                               – Blühstreifen von mindestens 60 cm Breite
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                BLATT-
                                                         fördern die Nützlinge, ohne dass die Blühstreifen                                                                                                                                                                                                                     SAUGER

                                                         mit den Obstbäumen um Wasser und Nährstoffe
– Bei Wühlmäusen und anderen Nagetieren                  konkurrieren.
in hohen Pflanzenbeständen bietet eine                   – Während der Blütezeit der Blühstreifen:
Kombination aus Wühlmaus-Fallen und                      ausnahmslos bienen- und nützlingschonende
Mulchregime Abhilfe.                                     Pflanzenschutzmittel verwenden.
– In Gebieten mit hoher Vegetation und
                                                                                                                                                                                                                                                                                         SPINNEN
höherer Luftfeuchtigkeit können Frostschäden             Hinweise zu vorbereitender Bodenbearbeitung                                                                                                                                                                                                       RAUPEN &
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           LAUFKÄFER, OHRWÜRMER,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          PUPPEN VON
auftreten: daher Blühstreifen nach Beginn der            finden sich in dem FiBL-Merkblatt unter:                                                                                                                                                                                                        SCHÄDLINGEN                       KURZFLÜGELKÄFER

Blütenknospenentwicklung schneiden.                      www.fibl.org/de/shop/1115-bluehstreifen-obstbau.html

8                                                                                                Quellen, siehe Seite 13

                                                                                                                                                                                                                                                                      BLÜHSTREIFEN                                        OBSTBÄUME                                       BLÜHSTREIFEN
JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                        INTENSIVE LANDWIRTSCHAFT

BEST PRACTICE
BLÜHSTREIFEN BIOHOF RITTER
                                                                                                                                                       ­­­
                                                                                                                                                             IM ÜBERBLICK

Übung macht den Pflanzen-                                                                        Er hat die Erfahrung gemacht, dass hohe Blühstrei-
                                                                                                 fen in der Fahrgasse zu stärkeren Schäden durch
schutzmeister                                                                                    Mäuse, insbesondere Wühlmäusen, führen. Diese               Martin Ritter baut in Ostheim im Familien-
                                                                                                 fressen bevorzugt im Winter die Rinde des Holun-            betrieb Bio-Holunder für Bionade an.
Dass Blühstreifen manchmal kulturspezifi-                                                        ders, der dadurch absterben kann. Deswegen                  ­Martin Ritter ist Mitinitiator der ­Initiative
sche Anpassungen brauchen, zeigt das Bei-                                                        achtet Martin Ritter darauf, das Gras zwischen               Bio-Landbau Rhön. Ziel der 2005 ­gegründeten
spiel vom Biohof Ritter in Ostheim v. d. Rhön.                                                   den Baumreihen und Bäumen niedrig zu halten,                 Initiative ist es, eine dauerhafte regionale
Martin Ritter baut mit seiner Familie dort seit                                                  und mulcht vier bis fünf Mal pro Jahr.                       Rohstoffversorgung zu garantieren.
2005 Bio-Holunder für Bionade an.
                                                                                                 Die Blühflächen legt er stattdessen am Rand der             Die Initiative ermöglichte einigen Mitgliedern
Bio-Landbau ist inzwischen tief in der Region ver-                                               Holunderplantagen an. Für seine einjährigen                 sogar die vollständige Umstellung auf
wurzelt: Aus dem Pilotprojekt mit Bionade wurde                                                  Blühstreifen verwendet er eine Saatgut-Mischung             ökologischen Landbau und führt zu einem
ein regionales Erfolgskonzept, dem sich inzwi-                                                   aus Senf, Phacelia, Buchweizen, Sonnenblume                 regen Erfahrungsaustausch unter den
schen 19 Landwirte aus der Region angeschlos-                                                    und verschiedenen Kleesorten. Diese Kombina-                Vertragslandwirten in der Region.
sen haben.                                                                                       tion sorgt für eine längere Blühperiode, von der
                                                                                                 blütenbesuchende Insekten profitieren können.               Mehr Infos unter: www.biohof-ritter.com
Um Insekten zu fördern, pflanzt Martin Ritter schon
seit einigen Jahren Blühstreifen an. Er experimen-
tiert dabei und beobachtet genau die Wirkungen
auf Insekten und Holunder. Anders als bei Apfel-,
Birnen- oder Kirschbäumen wird Holunder durch
Wind bestäubt und ist nicht auf Insekten angewie-
sen. Aber in puncto Pflanzenschutz profitiert der
Holunder von den Blühstreifen. Saugende Insek-
ten, wie Blattläuse, können den Holunder stark
schädigen. Während Martin Ritter Milben mit               Bio-Landwirt Martin Ritter setzt auf
einem natürlichen Pflanzenschutzmittel behandelt,         natürliche Pflanzenschutzmittel.
setzt er bei den Blattläusen ganz auf Marienkäfer
und andere räuberische Insekten. Und von denen
gibt es viele in der Holunderanlage.

                                                                                                                     Der Blühstreifen am Rand der Holunderanlage
                                                                                                                     zieht viele blütenbesuchende Insekten an.

10                                                                                                                                                                                                        11
JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                         INTENSIVE LANDWIRTSCHAFT

BEST PRACTICE
NISTHILFEN

                                                                                                                TIPPS FÜR BEZUGSQUELLEN

Ein willkommenes Zuhause                                                                                        Bezugsquellen für Regionalsaatgut:
                                                                                                                Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V.: www.foeko.de
für Wildbienen                                                                                                  Rieger-Hofmann: www.rieger-hofmann.de
                                                                                                                Appels Wilde Samen: www.appelswilde.de
Die Ansaat von Blühstreifen und das Aufstel-             Die Ausstattung und Größe der Nisthilfen sind
len von Nisthilfen (Nistkästen) sind zusam-              wichtig sowie deren richtige Aufstellung. Ganz
men erfolgreiche Hilfsmaßnahmen für blü-                 wesentlich ist auch der Aufstellungsort. Die Arten-    LITER ATUR UND QUELLENNACHWEIS

tenbesuchende Insekten und insbesondere                  und Individuenzahlen an den Nisthilfen steigen,
für Wildbienen.(4)                                       wenn die nähere Umgebung eine Strukturvielfalt         (1)
                                                                                                                      Bengtsson, J. Ahnström, J. Weibull, A.C. (2005): The effects of organic agriculture on
                                                         (Hecken, Sträucher, Böschungen) und attraktive               biodiversity and abundance: a meta-analysis. Journal of Applied Ecology 42: 261–269
In Mitteleuropa sind die wichtigsten Nistplätze          Lebensräume bietet.                                    (2)
                                                                                                                      Brittain, C. Kremen, C. & Klein, A.M. 2013: Biodiversity buffers pollination from changes in
für Wildbienen je nach Art wenig bewachsene                                                                           environmental conditions. Global change biology, 19, 540–547.
Bodenstellen, Totholz, Fels- und Steinstrukturen         Darüber hinaus werden isoliert stehende Nistkäs-       (3)
                                                                                                                      Clough, Y., Holzschuh, A. Gabriel, D., Purtauf, T., Kleijn, D. et al (2007): Alpha and beta
sowie ungemähte Flächen mit Stängelstrukturen.(7)        ten langsamer besiedelt als Nistkästen, die in losen         diversity of arthropods and plans in organically and conventionally managed wheat fields.
                                                         Gruppen aufgestellt werden („Nachbarschafts-                 Journal of Applied Ecology 44: 804–812
In vielen Niederstamm-Obstanlagen fehlt es               effekt“). Frisch aufgestellte Nisthilfen können in     (4)
                                                                                                                      Herrmann, M. & Martz, H. (2018): Förderung von Wildbienen in Niederstamm-
an Nistmöglichkeiten für oberirdisch nistende            den ersten Jahren arten- und individuenarm sein,             Obstanlagen im Bodenseegebiet; Erfolgskontrolle 2017. Ein Projekt von REWE Group,
Wildbienen. Das Aufstellen von Nisthilfen kann           mit der Zeit nehmen aber die Vielfalt der Bewoh-             „Obst vom Bodensee” und der Bodensee-Stiftung.
diese Wildbienengruppe unterstützen, wobei der           ner und ihre Häufigkeit zu.(4)                         (5)
                                                                                                                      Krismann, J. Kienzle, M. Zimmer, F. Eisenreich, A.-L. Rau, G. Esenova C.P.W. Zebitz,
Besiedlungserfolg von vielen Faktoren abhängt.                                                                        S. Görtz, J. Berger and B. Benduhn: Effects of measures to enhance biodiversity in
                                                                                                                      organic apple orchards in Germany. Available from: https://www.researchgate.net/
                                                                                                                      publication/340594739_Effects_of_measures_to_enhance_biodiversity_in_organic_
                                                                                                                      apple_orchards_in_Germany[accessed Jun 08 2020] 04/2020
                                                          VORTEILE
                                                                                                                (6)
                                                                                                                      Pfiffner, L. & Balmer, O. (2009): Biolandbau und Biodiversität; FiBL-Faktenblatt
                                                          Entscheidende Faktoren für Besiedlungserfolge:        (7)
                                                                                                                      Pfiffner, L. & Müller, A. (2014): Wildbienen und Bestäubung; FiBL-Faktenblatt
                                                          – Ausstattung und Größe der Nisthilfen                (8)
                                                                                                                      Pfiffner, L., Jamar, L., Cahenzli, F., Korsgaard, M., Swirgiel, W., Sigsgaard, L. (2018):
                                                          – richtige Aufstellung                                      Mehrjährige Blühstreifen – ein Instrument zur Förderung der natürlichen
                                                          – Aufstellungsort: am besten in Umgebung mit                Schädlingsregulierung in Obstanlagen; FiBL-Merkblatt 2018, Nr. 1115;
                                                            Strukturvielfalt (Hecken, Sträucher, Böschungen)          veröffentlicht unter https://www.fibl.org/de/shop/1115-bluehstreifen-obstbau.html
                                                          – in Gruppen aufgestellte Nistkästen                  (9)
                                                                                                                      Schindler, M. & Peters, B. 2011: Eignen sich die Mauerbienen Osmia bicornis und Osmia
                                                                                                                      comuta als Bestäuber im Obstbau? Erwerbs-Obstbau, 52, 111–116.
                                                          Nisthilfen kommen vor
                                                          allem Wildbienen zugute.

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JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                VERSIEGELUNG

                                                           Vielfalt
                                                           braucht Fläche :
                                                           Wie entsteht
                                                           neuer Lebensraum
                                                           für Insekten?
JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                                      VERSIEGELUNG

Neue Lebensräume                                                                                              Nebenbei zahlen sie weniger Abwassergebühr
mit Insect Respect                                                                                            für jeden unversiegelten Quadratmeter.
                                                                                                                                                                          IM ÜBERBLICK

                                                                                                              Flächen blühen auf
Weltweit wächst die Bevölkerung – und damit              Renaturierung bis 2030                               Dem Insektensterben und der Versiegelung wir-               Insect Respect ist das Gütesiegel für
der Bedarf an Ressourcen und Infrastruktur.              Mit der 2021 beginnenden UN-Dekade für die           ken gezielte Begrünungen entgegen, wie sie z. B.            einen neuen Umgang mit Insekten. Weil
Bis Mitte des Jahrhunderts werden über zwei              Wiederherstellung von Ökosystemen (Ecosystem         Insect Respect mit seinen Partnern und Partnerin-           sie wertvoll, aber bedroht sind, gilt:
Drittel der Menschen in Städten leben, pro-              Restoration) wollen die Vereinten Nationen die-      nen realisiert. Firmengelände erblühen, wo vorher           – Bekämpfung reduzieren.
gnostizieren die Vereinten ­Nationen. Doch               sem Trend entgegenwirken. Jedes Land ist aufge-      artenarmer Rasen war. Kommunen verwandeln                      Durch Bildung und Präventionstipps
dort, wo neue Wege und Orte zum Leben                    rufen, in den nächsten zehn Jahren neben dem         Kreisverkehre, Brachflächen oder Bushaltestellen            – ökologische Lösungen stärken.
und Arbeiten entstehen, landet Lebensraum                Schutz bestehender Ökosysteme auch die Renatu-       in bunte Aushängeschilder für die Region, als                  U. a. durch Lebendfangfallen
für Insekten unter Asphalt und Beton.                    rierung von degradierten Böden und Gewässern         Paradiese für Insekten. Privatgärten verabschie-            – Verluste ausgleichen. Durch Schaffung
                                                         zu stärken. Zu solchen regenerativen Maßnah-         den sich vom tristen Grau bloßer Steine und                    neuer Lebensräume
Auch in Deutschland verschwindet immer mehr              men gehört auch die Entsiegelung.                    Betonplatten und heißen Insekten-Futterpflanzen
Natur unter Gebäuden und Straßen. Zwar hat                                                                    wie Schafgarbe oder Thymian willkommen.                     Mehr Infos unter: www.insect-respect.org
sich die Bundesregierung bereits im Jahr 2018            Begrünung zahlt sich aus
mit der Neuauflage der Deutschen Nachhaltig-             Die Entsiegelung und Begrünung von Flächen hat
keitsstrategie als Ziel gesetzt, die Flächenversie-      zahlreiche ökologische, soziale und ökonomische
gelung durch Siedlung und Verkehr auf maximal            Vorteile. Wo Grün in die Stadt zurückkommt, steigt
30 Hektar pro Tag zu begrenzen. Doch wir sind            die Biodiversität – und die Lebensqualität. Pflan-
weit davon entfernt. 56 Hektar sind es pro Tag           zen binden gesundheitsschädlichen Feinstaub im
– einige sprechen deshalb von einem regelrech-           urbanen Raum. Die Vegetation hat zudem einen
ten Flächenfraß. Die Vielfalt der Ökosysteme sinkt       kühlenden Effekt, vor allem auch in städtischen
und mit ihr die Vielfalt der Arten. Von den 690          Hitze-Inseln, die durch die Klimaerhitzung in
in Deutschland vorkommenden Lebensraumtypen              Zukunft zunehmen werden. So sparen Gebäude-
gelten zwei Drittel als gefährdet oder von der           betreibende Energiekosten für Klimaanlagen.
Vernichtung bedroht. Daher finden auch Insekten
immer weniger Nahrung und Nistmöglichkeiten.

                                                                                                              In Deutschland werden 10 m2 pro Sekunde versiegelt. Was wäre, wenn wir 20 m2 pro Sekunde entsiegeln?
                                                                                                              Ein insektenfreundlicher Lebensraum bietet Nahrung, Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten.

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JEDES INSEKT ZÄHLT BEST -PR AC TICE - GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEK TENVIELFALT - Bionade
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                                     VERSIEGELUNG

BEST PRACTICE                                                                                                        BEST PRACTICE
DACHBEGRÜNUNG RECKHAUS                                                                                               DACHBEGRÜNUNG HALFAR
                                                                                                                                                                          VORTEILE FÜR MENSCH, GELDBEUTEL UND UMWELT

Natur im                                                                                                             Teamwork                                             Zu den Mehrwerten extensiver, insektenfreund-

Industriegebiet                                                                                                      für Vielfalt                                         licher Lebensräume auf Dächern gehören:
                                                                                                                                                                          – ungestörter Lebensraum
                                                                                                                                                                          – Vernetzungsfunktion mit anderen
Bereits im Jahr 2012 verwandelte die Firma               Die Neugestaltung als extensives Flachdach hat              Der Taschenhersteller Armin Halfar und
                                                                                                                                                                             Grünflächen (Trittsteine)
Reckhaus GmbH & Co. KG das Flachdach                     die lokale biologische Vielfalt nachweislich erhöht.        seine Mitarbeitenden sind ihrem Unterneh-
                                                                                                                                                                          – längere Lebensdauer für Dächer
ihres Verwaltungsgebäudes in Bielefeld in                                                                            men nicht nur sprichwörtlich für Insekten aufs
                                                                                                                                                                          – Regenwasserrückhalt
eine insektenfreundliche Zone: die erste                 Nach dem Motto „Jeder Quadratmeter zählt“                   Dach gestiegen.
                                                                                                                                                                          – Abschirmung von hochfrequenter
Insect Respect Ausgleichsfläche.                         erweiterte Reckhaus das Firmengelände 2018
                                                                                                                                                                             elektromagnetischer Strahlung
                                                         um weitere insektenfreundliche Lebensräume – in             Um die biologische Vielfalt zu erhöhen, s­chufen
                                                                                                                                                                          – verbessertes Umgebungsklima,
Ursprünglich fand sich dort nur eine Schutzfolie,        der Ebene, vertikal an Gebäuden und auf Dach-               sie 2019 in einer hausinternen Pflanzaktion ge-
                                                                                                                                                                             Bindung von CO2 und Feinstaub
ohne organisches Substrat und keinerlei Leben.           flächen.                                                    meinsam einen neuen Lebensraum. Mit der Bera-
                                                                                                                                                                          – Kosteneinsparungen (u. a. bei Energiekosten,
                                                                                                                     tung durch Insect Respect entstand eine 450 m2
                                                                                                                                                                             Abwassergebühren, Sanierung)
		                                                                                                                   große Fläche, speziell für Insekten:
                                                                                                                     ­

MASSNAHMEN
                                                                                                                     Unterschiedliche Substrattypen und Schichthöhen
                                                                                                                     lassen verschiedene Pflanzenhabitate entstehen.
– Extensive Begrünung (u. a. Wildstauden)
                                                                                                                     Die Insekten können in Lehm und Sand Nisthöhlen
– Anhügelungen und Kleinstrukturen wie offene
                                                                                                                     graben. Strukturelemente wie Altholz bieten Platz
  Sandstellen, Totholzhaufen
                                                                                                                     zum Verstecken und Zellulose zum Nestbau. Ein-       Mitmachen schafft Verbindung: Bei der Firma
– 570 m2 insektenfreundliche Lebensräume
                                                                                                                     zelne Wasserstellen laden vor allem nach Regenfäl-   Halfar in Bielefeld gab es ein großes Interesse
  auf Firmendächern
                                                                                                                     len Insekten und Vögel zum Trinken und Baden ein.    der Mitarbeitenden, für Insekten mit anzupacken.
– 500 m2 Grünfläche in der Ebene und ent-
  siegelte Parkplätze (umgewandelt in
  Insektenwiese)
– Vertikale Begrünung (v. a. Efeu) bietet
  zusätzliche Futterquelle im Spätsommer
– Ungemähte Säume dienen im Winter mit
  Blütenköpfen und Stängeln als Überwinte-
  rungsmöglichkeit für Insekten
– Monitoring der Biodiversität in                         Begrünte Dächer punkten ökonomisch durch eine längere
  Kooperation mit Entomologen                             Lebensdauer und ökologisch mit höherer Insektenvielfalt.

18                                                                                                                                                                                                                           19
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                                     VERSIEGELUNG

BEST PRACTICE                                                                                                       BEST PRACTICE
BIOTOP BEI RITTER SPORT                                                                                             HALTESTELLEN-BEGRÜNUNG
                                                                                                                                                                         MASSNAHMEN

Ritter Sport: Das                                                                                                   Haltestellen-Begrünung:                              Meist kommen auf Haltestellen-Häuschen

lebendige Quadrat                                                                                                   Nicht länger warten                                  Pflanzen der Gattung Sedum zum Ein-
                                                                                                                                                                         satz. Umgangssprachlich werden sie auch
                                                                                                                                                                         Mauerpfeffer oder Fetthenne genannt.
Auszubildende des Schokoladen-Herstellers                holzhaufen und Wildstaudenbeete. Als Ziel setz-            Wartehäuschen rücken mit ihrem Potenzial für
                                                                                                                                                                         – Utrecht in den Niederlanden gilt als Vorreiter
erhielten in ihrem Projekt „Ritter Sport hilft!“         ten sich die Jugendlichen, die Biodiversität vor Ort       mehr Stadtgrün zunehmend in den Fokus der
                                                                                                                                                                           in Europa und hat über 300 Wartehäuschen
eine Beratung durch Insect Respect und schu-             zu fördern.                                                Öffentlichkeit. Gehören ­insektenfreundliche
                                                                                                                                                                           mit durchschnittlich 6 m2 bepflanzen lassen.
fen ein Biotop für verschiedene Tier- und                                                                           Haltestellen bald zur urbanen Normalität?
                                                                                                                                                                         – Leipzig hat seit 2019 über 400
Pflanzenarten.                                           Schon bald zeigte sich auch bei anderen Mitar-
                                                                                                                                                                           Haltestellen begrünt
                                                         beitenden ein Sensibilisierungseffekt: Die Flächen         Bei der Entsiegelung zählt jeder Quadratmeter.
                                                                                                                                                                         – Auch Düsseldorf, Hamburg, Bremen,
So entstanden ein „lebendiges Quadrat“ als               und Hinweisschilder steigern das Verständnis für           Denn auch kleine Flächen mit Pflanzen dienen als
                                                                                                                                                                           Dresden, Berlin und weitere Städte setzen
große Insekten-Nisthilfe, sowie Feuchtwiesen, Tot-       Insekten und ökologische Zusammenhänge.                    sogenannte Trittsteine, die Ökosysteme miteinan-
                                                                                                                                                                           zunehmen auf Blütenpflanzen und Moose
                                                                                                                    der verbinden. So können begrünte Haltestellen
                                                                                                                                                                           in Wartebereichen des öffentlichen Verkehrs
                                                                                                                    die Mobilität von Insekten in Siedlungsgebieten
                                                                                                                    erleichtern und gleichzeitig den ÖPNV fördern.
MASSNAHMEN
                                                                                                                    Fahrgäste erwarten von Wartebereichen laut
                                                                                                                    einer Befragung von HeatResilientCity auch den
Die Begrünung auf dem Ritter Sport                                                                                  Schutz vor Sonneneinstrahlung.
Firmengelände strebt eine ganz-
heitliche Naturerfahrung an:                                                                                        Die fleischigen Blätter von Sedum-Pflanzen filtern
– Einrichtung verschiedener Lebensräume                                                                             Feinstaub, speichern Wasser und kommen so
– ökologische Aufwertung der Flächenpflege                                                                          auch gut mit Hitze und Trockenphasen zurecht. Für
– Integration eines Lehrpfads                                                                                       Insekten wie Schmetterlingslarven oder Hummeln
                                                                                                                    bieten sie eine Nahrungsquelle.
Im Mittelpunkt steht ein „lebendiges
Quadrat“ aus Holz:
– Unterschlupf, u. a. für Insekten,
  Spinnen, Mäuse und Igel
– unterschiedliche Baumaterialien,
  abgestimmt auf die Bedürfnisse der
  Besucher: Hartholzblöcke, Ziegelsteine,
  Bambusröhrchen, Stroh, Zapfen                          Quadratisch, tierisch, gut: Das „lebendige Quadrat“
                                                                                                                                                                         Bushaltestellen-Begrünung bietet einen
– 12.000 Niströhrchen, 68 Paletten, 400 Löcher           bietet Insekten, Spinnen, Mäusen und Igeln Unterschlupf.
                                                                                                                                                                         Anflugpunkt für Sechsbeiner, auch in
                                                                                                                                                                         stark versiegelten Städten.
20                                                                                                                                                                                                                         21
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT   LICHTVERSCHMUTZUNG

   Lichtverschmutzung :
   Warum mehr
   Dunkelheit weniger
   Insektensterben
   bedeutet
BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                    LICHTVERSCHMUTZUNG

Künstliches Licht stört den
Rhythmus des Lebens

Licht erfüllt eine Vielzahl von Funktionen bei           würmchen leuchten im Dunkel der Nacht. Doch
Insekten, vor allem bei der Orientierung und             wo viel Kunstlicht ist, fällt das Glühen nicht mehr
bei der Steuerung von Aktivität ihrer Physio-            auf und die Glühwürmchen finden sich nicht.
logie – auch in der Nacht.
                                                         Das Leben kommt aus dem Takt
Licht verändert die Ortsnutzung                          Künstliches Licht greift in anderer Weise noch tie-
Nachtaktive Insekten nutzen das Licht des Mon-           fer in das Leben der Insekten ein, denn es stört
des und der Sterne zur Orientierung. Helle Licht-        den Tag-Nacht-Rhythmus. Aktivität, Nahrungsauf-
quellen wirken wie Staubsauger, die Insekten aus         nahme und Fortpflanzung werden von der inneren
teilweise 100 Meter Entfernung anziehen. Viele           Uhr gesteuert, die aus dem Takt kommt. Manche         Helle Lichtquellen wirken wie Staubsauger, die
Insekten sterben dort durch Erschöpfung oder die         Nachtfalter sind in hellen Bereichen weniger aktiv,   Insekten aus bis zu 100 Meter Entfernung anziehen.
Hitze der Lampen. Andere werden leichte Beute            fressen und paaren sich weniger.                                                                           DATEN/FAKTEN

für Fledermäuse, die im Lichtkegel jagen. Doch
nicht alle Fledermäuse profitieren davon: Viele          In einem Lebensraum mit künstlicher Beleuchtung       Die Bestäubungsleistung ist gestört                  Dr. Annette Krop-Benesch ist Chronobiologin
Arten scheuen das Licht und finden weniger Insek-        verschwinden zudem die Jahreszeiten, denn die         Die Folgen von künstlicher Beleuchtung zeigen        und Wissenschaftskommunikatorin mit den
ten in den dunklen Bereichen.                            Tageslänge ist konstant. Dadurch verschieben sich     sich auch in der Interaktion zwischen Insekten und   Schwerpunkten Lichtverschmutzung und
                                                         auch die Entwicklungsabläufe der Larven: Man-         Pflanzen. Beleuchtete Wiesen werden nicht nur        Lichtgesundheit. Sie arbeitet mit internationalen
Die toten Insekten dienen Spinnen und boden-             che Larven schlüpfen zu früh und haben zu wenig       von weniger Insekten besucht, sondern weisen         Wissenschaftlern und Lichtplanern für die
lebenden Gliedertieren als Nahrung – doch                Gewicht, andere schlüpfen zu spät.                    auch eine geringere Artenvielfalt bei den Bestäu-    – Erhaltung des Lebensraums Nacht
die lichtempfindlichen Arten verschwinden aus                                                                  bern auf. Einige Pflanzen produzieren dadurch        – Bewahrung der biologischen Rhythmen
beleuchteten Bereichen und werden durch tag-                                                                   weniger Früchte, die anderen Insekten wiederum
aktive Arten ersetzt. Dadurch verändert sich die                                                               als Nahrung fehlen.                                  Mehr Informationen zum Thema Umwelteinflüsse
Biodiversität vor Ort. Manche Insekten produzie-                                                                                                                    von Lichtemissionen finden Sie auf ihrer Internetseite
ren ihr eigenes Licht für die Partnerfindung: Glüh-                                                            Orte mit hoher nächtlicher Helligkeit sind meist     und ihrem Blog unter www.nachhaltig-beleuchten.de
                                                                                                               auch Orte mit starkem Insektenrückgang. Wie
                                                                                                               stark der Anteil der Lichtverschmutzung am Insek-
                                                                                                               tensterben ist, ist noch ungeklärt, doch Lösungs-
                                                                                                               ansätze sind bereits vorhanden und sind leichter
                                                                                                               umzusetzen als bei anderen Bedrohungen.

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BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                                                    LICHTVERSCHMUTZUNG

BEST PRACTICE                                                                                               BEST PRACTICE
INSEKTENDORF SILGES                                                                                         PARKPLATZBELEUCHTUNG

Insektenschonende                                                                                           Gezielte Parkplatz-
Ortsbeleuchtung                                                                                             beleuchtung
Insekten sind mehr als Honigbienen und                                                                      Für einen sicheren Parkplatz ist eine gleich-        Umgebung nicht beleuchtet werden. Das redu-
Tagschmetterlinge. Das Insektendorf Silges                                                                  mäßige Ausleuchtung wichtiger als reine              ziert die Sichtbarkeit des Lichts für Insekten. Park-
denkt deshalb bei seiner Beleuchtung auch                                                                   Helligkeit, vor allem, wenn es wenige Licht-         plätze sollten zudem nur beleuchtet sein, wenn sie
an Nachtinsekten.                                                                                           quellen in der Umgebung gibt wie an einem            auch benutzt werden. Abschaltungen zu Schließ-
                                                                                                            Ortsrand.                                            zeiten schaffen ökologisch wichtige Dunkelstun-
Siedlungen erzeugen Lichtverschmutzung durch               Das Insektendorf Silges hat seine Beleuchtung                                                         den und sparen Energie, ohne die Sicherheit zu
unnötig helle und unabgeschirmte Beleuchtung,              möglichst insektenschonend ausgerichtet.         Benötigt wird das Licht am Boden, die Lichtquellen   gefährden.
schlecht ausgerichtete Kirchenanstrahlung und                                                               selbst sollten verborgen bleiben. Auch sollte die
zu blauhaltiges Licht. So werden Naturräume in
Siedlungen zerstört, Insekten aus der Umgebung             VORTEILE
angezogen und der Nachthimmel aufgehellt.
                                                                                                            VORTEILE
                                                           – Amber-LEDs mit einer Farbtemperatur von
Das Insektendorf Silges hat seine Beleuchtung
                                                           etwa 1800 K ziehen weniger Insekten an
möglichst insektenschonend ausgerichtet, um rund                                                            – Full-Cut-Off-Leuchten geben kein Licht             – Nachtabschaltung und Bewegungsmelder
                                                           als weiße LEDs. Das warme Licht stört zudem
um die Uhr etwas für den Insektenschutz zu tun.                                                             oberhalb der Horizontalen ab. Dadurch hellen         ermöglichen Dunkelheit, wenn kein Licht
                                                           weniger die innere Uhr von Insekten, anderen
Deshalb wird gezielt die Straße beleuchtet und                                                              diese Leuchten den Himmel kaum auf. Es werden        gebraucht wird, ohne die Sicherheit zu
                                                           Tieren und Menschen.
nicht die Grünflächen. Das Beleuchtungsniveau                                                               zudem weniger Insekten angezogen.                    reduzieren.
ist hell genug für sicheres Sehen, aber ohne Blen-
                                                           – Selbst orangefarbenes Licht stört die Natur,
dung. Statt neutralweißer 4000-Kelvin-LEDs wer-                                                             – Abgeschirmte Leuchten sparen viel Energie,
                                                           deshalb wird so wenig Licht verwendet wie
den Amber-LEDs mit 1800 Kelvin verwendet. Auf                                                               da kein Licht verschwendet wird, sondern nur
                                                           möglich, um die Störwirkung zu reduzieren.
eine zusätzliche Kirchenanstrahlung wird gänz-                                                              notwendige Bereiche beleuchtet werden. So
lich verzichtet.                                                                                            wird auch die Nachbarschaft weniger in ihrer
                                                           – Auf die Straße gerichtetes Licht reduziert
                                                                                                            Nachtruhe gestört.
                                                           die Anziehung von Insekten, außerdem werden
                                                           Naturräume und der Nachthimmel weniger
                                                           stark aufgehellt.

                                                                                                                                                                 Gezielte Maßnahmen sorgen für Sicherheit
                                                                                                                                                                 und schützen Insekten an Parkplätzen.

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BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT                                                                                                  IMPRESSUM

                                                          VORTEILE

                                                           – Da selbst geringe Lichtmengen einen negativen     Herausgeber:
                                                                                                               BIONADE GmbH
                                                           Einfluss auf Insekten haben, ist ein Verzicht auf
                                                                                                               Nordheimer Straße 14
                                                           Beleuchtung die einzige wirklich insektenfreund-    97645 Ostheim v. d. Rhön
                                                           liche Lösung.                                       Telefon 09777 910 10
                                                                                                               Fax 09777 910 18 16
                                                                                                               info@bionade.de
                                                           – Natürlich dunkle Bereiche bieten Rückzugs-
                                                           bereiche in einer durch Lichtemissionen fragmen-    Koordination und Kontakt:
                                                                                                               Lucia Benchekroun
                                                           tierten Nachtlandschaft. Sie sind ein wichtiger
                                                           Beitrag zur Reduktion der großflächigen Licht-      Datum:
                                                                                                               Oktober 2021
                                                           verschmutzung durch Himmelsaufhellung.
                                                                                                               Bildnachweis:
                                                                                                               N. Kasperczyk, FiBL (Seite 11)
                                                           – Unbeleuchtete Orte erlauben das Erleben           Jelena Gernert, Insect Respect (Seite 17)
Weniger Beleuchtung bringt auf Pellworm                    der natürlichen Nacht und nur was wir kennen,       Reimar Ott, Insect Respect (Seite 18, 19)
                                                                                                               Ritter Sport (Seite 20)
nachts die Milchstraße zum Vorschein.                      schätzen und schützen wir.
                                                                                                               RBL Media (Seite 21)
                                                                                                               Alexander Mergel (Seite 26)
                                                                                                               Annette Krop-Benesch (Seite 27)
                                                                                                               Andreas Hänel (Seite 28)
 BEST PRACTICE		                                                                                               Bionade (Seite 10, 30)
                                                          hat ihren Reiz und lädt zum Erkunden ein. An man-    gettyimages (Seite 4, 7, 14, 22)
 KOMMUNALE BELEUCHTUNG
                                                          chen Stellen wird sogar die Milchstraße wieder       iStock (Seite 12, 25)
                                                          sichtbar. Gerade außerhalb von Siedlungen ist
 Mehr Nacht – mehr
                                                                                                               Gestaltung:
                                                          ein Verzicht auf Beleuchtung wichtig, doch auch      van Ommen visuelle Kommunikation
                                                                                                               www.van-ommen.de
 Vorteile für Mensch                                      innerorts hilft jedes nicht beleuchtete Gebäude
                                                          der Natur in Hinblick auf Arten- und Klimaschutz.
 und Tierwelt                                                                                                  Wir bedanken uns bei allen, die zur Erstellung
                                                                                                               dieser Broschüre beigetragen haben.
                                                          Übrigens gibt es keine generelle Verpflichtung zur
 Am ökologischsten ist es, gar nicht zu be-               Beleuchtung von Straßen, Plätzen und Wegen.
 leuchten. Nur so bleibt die Nacht in ihrer               Daher sollte die Notwendigkeit, Intensität und
 Qualität erhalten.                                       Dauer jeder Beleuchtung ernsthaft hinterfragt wer-
                                                          den. So kann ein beleuchteter Kirchturm nicht nur
 Zwar ist eine Sehenswürdigkeit dann nicht mehr           Insekten und anderen Tieren schaden, sondern
 von Weitem sichtbar, doch auch die Dunkelheit            auch die Nachbarschaft in ihrer Nachtruhe stören.

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BEST-PRACTICE- GUIDELINE ZUM ERHALT DER INSEKTENVIELFALT

                                                                ÜBER RÜCKMELDUNGEN UND ANREGUNGEN UNTER
                                                                NACHHALTIGKEIT@BIONADE.DE

                                                                                          FREUEN WIR UNS.

BIONADE-NATURGARTEN

Wir hoffen, die Lektüre bietet Ihnen jede Menge
Anregungen zum Insektenschutz.

Wenn Sie Lust auf mehr verspüren, besuchen
Sie uns gern. Bei unserer Entdeckertour auf dem
Bionade-Betriebsgelände erwartet Sie auch der
Bionade-Naturgarten mit drei Insektenhotels.
Hier sind Wildbienen, Hummeln, verschiedene
Wespenarten aber auch zahlreiche Käfer und
andere Krabbeltiere zuhause.

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BIONADE GmbH
Nordheimer Straße 14
97645 Ostheim v. d. Rhön
Telefon 09777 910 10

info@bionade.de
www.bionade.de
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