JIMplus 2022 Fake News und Hatespeech - mpfs.de
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JIMplus 2022 Fake News und Hatespeech - Fake News und Hatespeech im Alltag von Jugendlichen - Kontakt: Hediye Kheredmand, h.kheredmand@lfk.de www.mpfs.de Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Medienanstalt Rheinland-Pfalz Kooperationspartner: Südwestrundfunk (SWR)
Inhaltsverzeichnis Einführung ………………………………… Seite 3 Zielsetzung…………………………………. Seite 4 Untersuchungsdesign…………………. Seite 5 Informationssuche…………………….. Seite 6 Fake News………………………………….. Seite 14 Hatespeech………………………………… Seite 25 Zusammenfassung……………………… Seite 47
Einführung Die Studienreihe JIM Im Rahmen der Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird seit 1998 im jährlichen Turnus eine repräsentative Basisstudie zum Medienumgang der Zwölf- bis 19-Jährigen in Deutschland durchgeführt. Die JIM- Studie ist als Langzeitprojekt angelegt. So werden einerseits allgemeine Entwicklungen und Trends kontinuierlich abgebildet und dokumentiert, gleichzeitig werden in den einzelnen Untersuchungen spezifische Fragestellungen realisiert, um aktuelle Medienentwicklungen aufzugreifen. Das Informationsverhalten sowie die Themen Desinformation und Beleidigungen im Netz sind dabei fester Bestandteil der JIM-Studie. JIMplus Mit der „JIMplus 2022“ soll ergänzend zur JIM-Studie die Wahrnehmung von Fake News und Hatespeech genauer exploriert werden. Dabei wird unter anderem den Fragen nachgegangen, was Jugendliche unter Fake News und Hatespeech verstehen, auf welchen Plattformen sie damit konfrontiert werden und wie sie mit diesen Phänomenen umgehen. Im Folgenden werden die Zielsetzungen, das Untersuchungsdesign sowie Ergebnisse der JIMplus 2022 Fake News und Hatespeech vorgestellt.
Zielsetzung der Sonder-Untersuchung ● Wie nehmen Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren Fake News wahr und wie gehen sie damit um? o Informationssuche o Themeninteressen o Vertrauenswürdigkeit von Plattformen o Themen der wahrgenommenen Falschnachrichten o Überprüfung von Fake News o Handlungsstrategien ● Wie nehmen Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren Hatespeech im Internet wahr und wie reagieren sie darauf? o Plattformen o Adressaten von Hatespeech im öffentlichen Raum o Adressaten von Hatespeech im privatem Umfeld o Themen der Hasskommentare o Ausgelöste Emotionen o Handlungsstrategien
Untersuchungsdesign Modul 1 Modul 2 qualitative Untersuchung quantitative Untersuchung Zielgruppe: Zielgruppe: Jugendliche von 14 bis 19 Jahren in Deutschland Jugendliche von 12 bis 19 Jahren in Deutschland Stichprobe: Stichprobe: n=36 Personen Repräsentativ, n=1.060 Personen Erhebungszeitraum und -methode: Erhebungszeitraum und -methode: Vorgelagertes Tagebuch zur individuellen Erfassung Online-Interviews anhand eines strukturierten Fragebogens der Informationsbeschaffungswege/anschließende (Online Access Panel) Online-Fokusgruppen nach Alter (14-15, 16-17, 18-19) vom 8. - 17. Juni 2022 und Geschlecht vom 29. April – 9. Mai 2022 Durchführung: Durchführung: mindline media GmbH mindline media GmbH
Informationssuche
Informationssuche Gezielte Informationssuche und zufällige Informationsaufnahme finden gleichermaßen statt. Zwischen den Geschlechtern und den Altersgruppen gibt es kaum Unterschiede in der Informationssuche. Ich suche online gezielt nach Ich komme online eher zufällig Informationen. mit Informationen in Berührung. Fragestellung: Wie erhältst du online Informationen? Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Wege der zufälligen Information Gespräche mit der Peergroup sind der Hauptweg, auf dem Informationen zufällig und ohne gezielte Suche zu den Jugendlichen kommen. Gefolgt von algorithmusgesteuerten Vorschlägen (wie z.B. YouTube, TikTok, Instagram) und das klassische Fernsehen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Wege der zufälligen Information: nach Geschlecht Die Peergroup ist unabhängig von den Teilgruppen der hauptsächliche Weg, auf dem Informationen zufällig und ohne gezielte Suche zu den Jugendlichen kommen. Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind vor allem bei Instagram zu sehen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Wege der zufälligen Information: nach Alter Instagram spielt bei den 17-19 Jährigen eine größere Rolle wenn es darum geht, zufällig neue Informationen zu erfahren. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Informiertheit: Politik & Weltgeschehen Bei der Erkennung von Falschaussagen haben nur 4 % alle 10 Items korrekt eingeordnet. Richtige Aussagen: Wladimir Putin hat im Februar 2022 einen Krieg gegen die Ukraine ausgelöst. Die Klimakrise wurde hauptsächlich vom Menschen verursacht. Gendersprache soll der Gleichbehandlung von allen Geschlechtern dienen. Falsche Aussagen: Alles was in den Medien steht, muss erst von der Regierung freigegeben werden. Datenschutz ist das Verbot über das Löschen personenbezogener Daten. Medien und Politik arbeiten Hand in Hand, um die Bevölkerung zu manipulieren. Olaf Scholz ist der Bundespräsident von Deutschland. Nachrichten über einen Bundesminister müssen erst durch das jeweilige Ministerium genehmigt werden. Im Jahr 2020 fanden in den USA viele Demonstrationen unter dem Slogan „Nobody is perfect“ statt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehört zum Ministerium für Kultur und Medien. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Zustimmung zur Falschaussage „Medien und Politik arbeiten Hand in Hand, um die Bevölkerung zu manipulieren“ – Alter, Geschlecht und Bildung Ein Viertel kann die Falschaussage nicht korrekt zuordnen. Der Bildungshintergrund spielt dabei eine große Rolle. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Aktuell relevante Themen Auf die Frage, über was sich die Jugendlichen auf dem Laufenden halten, sind einige Themen in allen Gruppen aktuell, andere sind exklusiv in einzelnen von Interesse. Animes Sommer-Tipps Bücher 14-15 J. Games Hobbies Fußball Corona- Regelungen Freunde Parties Freunde Promis Fußball 16-17 J. Mädchen Influencer*innen Auto fahrenSchule Ukraine- Mode & Trends Autos & Konflikt Promis Ernährung Motorräder Fußball Nachrichten 18-19 J. Games aus Deutschland Sport Freunde Aktienmarkt Gefühle Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Fake News
Fake News Definition und inhaltliche Abgrenzung (Ergebnisse aus der qualitativen Untersuchung) „Wenn man etwas vorsätzlich falsch darstellt Fake News sind laut den Teilnehmenden der Fokusgruppen… und bekommt dadurch • falsche Informationen, die vorsätzlich als wahre dargestellt werden. Aufmerksamkeit und Fame.“ (weiblich, 18-19 J.) • in der Öffentlichkeit/im Internet verbreitet. • häufig aus dem Kontext gerissene Informationen, die zu verzerrten Interpretationen führen. • häufig Verzerrungen oder Übertreibungen. „Nachrichten die aus dem Kontext gerissen sind oder • zum eigenen Vorteil des Verbreitenden (Aufmerksamkeit, Fame). falsch „Auch gefälschte Bilder zusammengeschnitten • zum Schaden des/der Betroffenen. sind.“ (männlich, 16-17 J.) auf Instagram von Leuten nebeneinander, die sich noch nie gesehen haben.“ (männlich, 18-19 J.) Abgrenzung Fake News gegen Lügen und Ausreden • Falsche Informationen über die eigenen Person sind Lügen oder Ausreden, keine Fake News. „Fake News sind es, sobald • Fake News brauchen eine gewisse Öffentlichkeit (auch lokal) und eine Person, die Nachricht die Runde der sie schaden, Lügen nicht. macht. Auch lokal. Also wenn sich herumspricht, dass ein • Mädchen: Fake News sind oft im Promi-Bereich zu finden. Mädchen mit allen Leuten schläft.“ (männlich, 16-17 J.) • Jungen: Fake News sind oft politisch motiviert. Quelle: JIMplus 2022, Modul 1, Basis: alle Befragten, n=36
Plattform vs. Quelle In Bezug auf Glaubwürdigkeit unterscheiden die Teilnehmenden der Fokusgruppen eindeutig zwischen Plattform und Quelle. Dieselbe Quelle auf mehreren Plattformen • Die Teilnehmenden nutzen hauptsächlich TikTok, Instagram und Co., um sich zu informieren. „Tagesschau wird ja gehyped – es sind sehr viele Leute die • Dieselben Plattformen schätzen sie aber auch als besonders Fake-News-lastig ein. es schauen, gerade ältere • Diese paradox erscheinenden Erkenntnisse ergeben trotzdem ein stimmiges Bild, Menschen. Denen würde ich denn: Für die Teilnehmenden korreliert die Glaubwürdigkeit der Quelle nicht eher vertrauen als so ganz kleinen Artikeln.“ (weiblich, unbedingt mit der Glaubwürdigkeit der Plattform. 14-15 J.) • Quellen, die die Teilnehmenden (von anderen Plattformen) kennen und dort als glaubwürdig bewerten, sind auch auf TikTok o.ä. vertrauenswürdig. „An bestimmten Kanälen Besonders hervorgehoben als glaubwürdig werden dabei: braucht man nicht zu zweifeln, nur weil sie auf • Die Tagesschau (meistgenannte glaubwürdige Nachrichtenquelle auf TikTok, TikTok sind.“ (männlich, Instagram, der App oder im linearen Fernsehen). 14-15 J.) • Herr Anwalt auf TikTok. „Die Tagesschau ist auf Social Media glaubwürdig, weil sie aus dem Fernsehen bekannt ist.“ (weiblich, 16-17 J.) Quelle: JIMplus 2022, Modul 1, Basis: alle Befragten, n=36
Fake News Wahrnehmung 80 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben schon einmal Fake News im Internet wahrgenommen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Fake News – Welche Themen nehmen Jugendliche wahr? Corona, öffentliches Leben, Politik, Lügenpresse und Krieg: dies sind durchweg die Top 5 Fake News-Themen, die von Jugendlichen zumindest gelegentlich wahrgenommen werden. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Fake News begegnet sind, n=839
Fake News – Werden sie von Jugendlichen überprüft? Prüfen Jugendliche nach, wenn sie auf Fake News stoßen? Knapp zwei Drittel überprüfen dies zumindest gelegentlich. Jeder Vierte, der Fake News wahrnimmt, überprüft diese, aber eher selten. Mit zunehmendem Alter wird die Herkunft von Informationen häufiger überprüft. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Fake News begegnet sind, n=839
Fake News – Wie werden sie überprüft? Wie überprüfen Jugendliche Fake News? Die zwei wichtigsten Wege zum Überprüfen einer zweifelhaften Nachricht ist das Suchen nach anderen Quellen und das Fragen der Eltern, ob die Information wahr ist. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die Informationen überprüfen, n=750
Handlungsstrategien Von denen, die aus Versehen Fake News an andere weitergeleitet haben, machen knapp die Hälfte in der Regel dann darauf aufmerksam. Wenn ich jemand anderem aus Versehen Fake News geschickt habe, mache ich diese Person darauf aufmerksam. Wenn ich Fake News online in einem Beitrag entdecke, ignoriere ich dies. Wenn mir jemand anderes Fake News schickt, gehe ich nicht darauf ein. Wenn mir jemand anderes Fake News schickt, mache ich diese Person darauf aufmerksam. Wenn ich Fake News online in einem Beitrag entdecke, melde ich diesen Beitrag der Plattform. Wenn ich Fake News online in einem Beitrag entdecke, kommentiere ich dies um andere darauf aufmerksam zu machen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Fake News begegnet sind, n=839
Handlungsstrategien – mache ich häufiger/fast immer Im Vergleich der verschiedenen Teilgruppen wird deutlich, dass besonders die 12- bis 13-Jährigen und die 17- bis 19-Jährigen unterschiedliche Herangehensweisen an den Umgang mit Fake News haben. Wenn ich jemand anderem aus Versehen Fake News geschickt habe, mache ich diese Person darauf aufmerksam. Wenn ich Fake News online in einem Beitrag entdecke, ignoriere ich dies. Wenn mir jemand anderes Fake News schickt, gehe ich nicht darauf ein. Wenn mir jemand anderes Fake News schickt, mache ich diese Person darauf aufmerksam. Wenn ich Fake News online in einem Beitrag entdecke, melde ich diesen Beitrag der Plattform. Wenn ich Fake News online in einem Beitrag entdecke, kommentiere ich dies um andere darauf aufmerksam zu machen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Fake News begegnet sind, n=839
Fake News – Sensibilisierung in der Schule Die Mehrheit der Befragten hat das Thema Fake News bereits einmal in der Schule behandelt, vor allem in Form von Integration in den regulären Unterricht der Lehrkräfte. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Definition und Wahrnehmung von Verschwörungstheorien Definition und inhaltliche Abgrenzung (Ergebnisse aus der qualitativen Untersuchung) „Jemand, der Fake News Verschwörungstheorien sind laut den Teilnehmenden der Fokusgruppen… verbreitet, weiß, dass das • meist abwegig und unlogisch. nicht wahr ist. Wer Verschwörungstheorien • durch Absurdität häufig witzig und lächerlich. verbreitet, der glaubt ja wirklich daran.“ (männlich, • häufig vermeintliche Erklärungen für reale Phänomene oder Ereignisse. 14-15 J.) • Meinungen, die in einem (häufig kleinen) Teil der Gesellschaft vertreten sind. • in letzter Zeit häufig auf Corona bezogen. „Wir machen uns in unserer Freundesgruppe darüber lustig, weil es einfach falsch In Abgrenzung zu Fake News sind Verschwörungstheorien… ist. Aber man muss • Theorien, an die die Verbreitenden wirklich glauben, während Fake News vorsätzlich aufpassen, auf den ersten Blick kann es Sinn machen.“ verbreitete falsche Informationen darstellen. (männlich, 18-19 J.) • Dauerhaft beeinflussend für die daran Glaubenden, während Fake News nur „Das sind Vermutungen, die kurzzeitig viral gehen. auf einer These beruhen, die gar nicht bestätigt ist oder • Nicht falsifizierbar, während Fake News aufgeklärt werden können. werden kann, aber die Menschen, die daran glauben sind zu 100 % davon überzeugt.“ (weiblich, 16-17 J.) Quelle: JIMplus 2022, Modul 1, Basis: alle Befragten, n=36
Hatespeech
Hatespeech Definition und inhaltliche Abgrenzung (Ergebnisse aus der qualitativen Untersuchung) „Wenn man sich gegen eine Person und nicht gegen ihren Content ausspricht. Man kritisiert nicht Verhalten Hatespeech ist aus Sicht der Teilnehmenden der Fokusgruppen: sondern die Person.“ (männlich, 14-15 J.) • die Verbreitung von Hassbotschaften im Internet. • häufig auf Social Media, also online, aber auch im echten Leben zu finden. „Hab ich jetzt persönlich so • begründet durch Anonymität im Netz. noch nie gehört. Es geht • Hass gegen eine Person als solche (Gewicht, Sexualität, Religion) und nicht aber wahrscheinlich um gegen ihr Verhalten. Hate und Mobbing auf den sozialen Medien z.B. • Grundloses persönliches Beleidigen auf emotionaler Ebene. TikTok.“ (weiblich, 16-17 J.) • eine Form von Mobbing. „Gerade bei Social Media ist es ja auch so schlimm, dass man • Hass von mehreren Personen gegen eine einzelne Zielperson. anonym Sachen machen kann, gegen die Person. Social Media ist schon sehr schlimm deswegen.“ (weiblich, 14-15 J.) „Es ist grundloses, stumpfes Beleidigen. Auf jeder Plattform findet Hatespeech statt – YouTube, TikTok oder Instagram.“ (männlich, 18-19 J.) Quelle: JIMplus 2022, Modul 1, Basis: alle Befragten, n=36
Hatespeech im Internet Drei Viertel der Jugendlichen nehmen Hatespeech online mindestens selten wahr. Die Wahrnehmung ist mit 67 % am geringsten bei den 12- bis 13-Jährigen, mit 87 % am höchsten bei den 17- bis 19-Jährigen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Kontakt mit Hatespeech Wahrnehmung von Hass-Kommentaren passiert eher beiläufig und, wenn überhaupt, wird nur selten nach Hatespeech gesucht. Zwischen den Geschlechtern gibt es kaum Unterschiede. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech – Wo wird Hass wahrgenommen? Hatespeech wird mit Abstand am häufigsten in Kommentaren wahrgenommen. Bei privater Konversation kommt fast zwei Fünftel mit Hatespeech in Kontakt Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech – Plattform Hatespeech wird vor allem auf den vier wichtigsten Apps der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrgenommen: TikTok, Instagram, YouTube und WhatsApp. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech – Plattform Hatespeech wird vor allem auf den vier wichtigsten Apps der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrgenommen: TikTok, Instagram, YouTube und WhatsApp. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Gegenstand von Hatespeech Adressiert wird vor allem die Sexualität von Menschen, ihre Körperform und ihre Hautfarbe. Die Top 5-Nennung der jeweiligen Altersgruppen unterscheiden sich inhaltlich kaum. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech – ausgelöste Emotionen Wut ist mit Abstand die stärkste ausgelöste Emotion bei der Wahrnehmung von Hass im Internet, der gegen bestimmte Gruppen gerichtet ist. Aber nur die wenigsten haben das Verlangen, sich am Absender rächen zu wollen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech – Reaktionen Trotz des hohen Bedürfnis eingreifen zu wollen, reagieren die Wenigsten aktiv auf Hatespeech und ignorieren sie in den meisten Fällen. Am ehesten verarbeitet man Hatespeech mit Personen aus dem eigenen Umfeld. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech – Reaktionen Reaktionen auf der Plattform Reaktionen außerhalb der Plattform (zumindest gelegentlich) (zumindest gelegentlich) ➢ 65 % blockieren den/die Absender*in auf der Plattform. ➢ 78 % sprechen mit Freunden, 63 % mit ihren Eltern, 41 % ➢ 53 % der Jugendlichen, denen online Hatespeech mit ihren Geschwistern und 34 % mit ihren Lehrkräften. begegnet ist, melden dies auf der Plattform. ➢ 11 % melden den Vorfall der Polizei. ➢ 45 % antworten darauf und stellen die Person zur Rede. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech – Betroffenheit im persönlichen Umfeld Die Mehrheit hat zumindest selten schon einmal Hass im Internet gegen sich selbst erfahren. Gegen Personen aus dem persönlichen Umfeld haben sogar 72 % schon Hatespeech wahrgenommen. Ich habe Hass im Internet … … gegen Menschen, die ich persönlich kenne … gegen mich wie z.B. Freunde, Familie, Mitschüler*innen oder erfahren Lehrkräfte erfahren Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Hatespeech im persönlichen Umfeld – ausgelöste Emotionen Auch bei der Wahrnehmung von Hass gegen Personen aus dem persönlichen Umfeld ist Wut die stärkste ausgelöste Emotion, dicht gefolgt von Traurigkeit und dem Bedürfnis einzugreifen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die Hatespeech gegen Personen im persönlichen Umfeld erlebt haben, n=441
Hatespeech im persönlichen Umfeld – Reaktionen Wird man persönlich oder jemand aus dem direkten Umfeld zum Ziel von Hatespeech sprechen die Jugendlichen vor allem mit ihren Freund*innen darüber und blockieren den/die Absender*in auf der jeweiligen Plattform. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die Hatespeech gegen Personen im persönlichen Umfeld oder sich selbst erlebt haben, n=634
Hatespeech im persönlichen Umfeld – Reaktionen Reaktionen auf der Plattform Reaktionen außerhalb der Plattform (zumindest gelegentlich) (zumindest gelegentlich) ➢ 54 % der Jugendlichen, die online Hatespeech gegen sich ➢ 85 % sprechen mit Freunden, 65 % mit ihren Eltern, 44 % oder gegen Personen im persönlichen Umfeld erlebt mit ihren Geschwistern und 36 % mit ihren Lehrkräften. haben, melden dies auf der Plattform. ➢ 14 % melden den Vorfall der Polizei. ➢ Drei Viertel blockieren den/die Absender*in auf der ➢ 13 % wenden sich an anonyme Hilfestellen. Plattform. ➢ 64 % antworten darauf und stellen die Person zur Rede. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die Hatespeech gegen Personen im persönlichen Umfeld oder sich selbst erlebt haben, n=634
Hatespeech im persönlichen Umfeld – Reaktionen Persönliche Kommunikation hilft den von Hatespeech Betroffenen nach eigener Aussage am meisten: 55 % hilft es mit den Freund*innen zu sprechen und 48 % reden mit ihren Eltern darüber. Den/die Absender*in zu blockieren hilft 44 % weiter. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die Hatespeech gegen Personen im persönlichen Umfeld oder sich selbst erlebt haben, n=634
Reaktionen auf Hatespeech – allgemein im Internet vs. im persönlichen Umfeld - mache ich häufig - Bei Hatespeech im persönlichen Umfeld werden mehr Jugendliche selber aktiv, um etwas dagegen zu tun. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, die Hatespeech gegen Personen im persönlichen Umfeld oder sich selbst erlebt haben, n=634
Einfluss von Pandemie & Krieg Die Corona-Pandemie hat in den Augen der Jugendlichen einen deutlich größeren Einfluss auf Hatespeech als der Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. Während der Corona- Seit dem Krieg zwischen Pandemie Russland und der Ukraine Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: Befragte, denen online Hatespeech begegnet ist, n=812
Sensibilisierung in der Schule Die Mehrheit der Befragten hat auch das Thema Hatespeech bereits einmal in der Schule behandelt, da die Lehrkräfte das Thema in den regulären Unterricht integriert haben. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Hatespeech und Gewalt-Bewertung Was werten Jugendliche als Gewalt? Wie wird Gewalt im Netz eingeordnet? Körperliche Verletzung ist für die absolute Mehrheit der befragten Jugendlichen eine Form von Gewalt. Aber auch Hatespeech wird von drei Viertel der Mädchen und rund 60 % der Jungen als Gewalt wahrgenommen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Aussagen zu Hatespeech Jugendliche nehmen einen deutlichen Einfluss von Hatespeech auf die Gesellschaft wahr und sehen einen klaren Zusammenhang zwischen Fake News und Hass im Internet. Fake News können Hatespeech in den sozialen Medien verstärken. Mich überrascht, wieviel Zustimmung Hasskommentare online bekommen. Hatespeech beeinflusst den Umgang miteinander im realen Leben. Ich befürchte, dass zunehmender Hass im Internet den Schul- bzw. Ausbildungsalltag verändert. Hatespeech schränkt die Meinungsvielfalt online ein. Ich befürchte bei einer direkten Konfrontation mit der ausübenden Person selbst angegriffen bzw. Opfer von Hatespeech zu werden. Ich bin mir unsicher, wann Hatespeech im Internet das Gesetz bricht. Ich nehme Hasskommentare online nicht ernst. Ich habe Freunde, die sich wegen Hasskommentaren weniger an Diskussionen online beteiligen. Ich poste meine Meinung nicht mehr öffentlich aus Angst vor negativen Reaktionen darauf. Ich weiß nicht, was ich bei Hatespeech online tun kann. Ich beteilige mich aus Spaß an Debatten im Internet und schreibe Dinge, die ich eigentlich nicht ernst meine. Ich habe schon einmal absichtlich etwas Abwertendes über jemand anderes oder eine andere Personengruppe gepostet. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Aussagen zu Hatespeech Hatespeech und Meinungsvielfalt Einfluss von Hatespeech auf das reale Leben ➢ 57 % der Jugendlichen sind der Meinung, dass ➢ Drei Viertel der Jugendlichen sehen einen Einfluss von Hatespeech die Meinungsfreiheit online einschränkt. online-Hatespeech auf den Umgang miteinander im ➢ Ein Drittel postet aus Angst vor negativen Reaktionen realen Leben. ihre Meinung nicht mehr öffentlich. ➢ 70 % haben die Befürchtung, dass zunehmender Hass im ➢ 40 % haben Freunde, die sich wegen Hasskommentaren Internet den Schul- bzw. Ausbildungsalltag verändert. weniger online an Diskussionen beteiligen. Quelle: JIMplus 2022, Modul 2, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.060
Zusammenfassung Informationsorientierung Fake News • Wenn Informationen zum Weltgeschehen zufällig • Wenn auch der Begriff „Fake News“ wegen der wahrgenommen werden, geschieht dies vor allem über Unbestimmtheit in der Fachwelt umstritten ist, haben Gespräche in der Peergroup, gefolgt von Jugendliche doch eine klare und eindeutige Vorstellung, algorithmusgesteuerten Vorschlägen (wie z.B. YouTube, was dieser Begriff bedeutet. Fake News sind demnach: TikTok, Instagram) und dem klassischen Fernsehen. falsche Informationen, die vorsätzlich als wahre • Informiertheitsabfrage mit Aussagen zum dargestellt und vor allem im Internet verbreitet werden. Weltgeschehen wurde von den wenigsten komplett • Die Mehrheit der Befragten nimmt Fake News mindestens korrekt eingeordnet: gelegentlich wahr, besonders in Bezug auf Corona und ➢ Für Jugendliche haben vor allem die Themen Personen des öffentlichen Lebens. Relevanz, die ihr Leben direkt beeinflussen und • Ob eine Nachricht stimmt oder nicht wird vor allem daran aus ihrer Lebenswelt kommen. gemessen, ob andere Quellen auch darüber berichten. Ein blauer Haken, der die Echtheit eines Profils bestätigt und viele Follower*innen sind eher kein Anzeichen für Glaubwürdigkeit. • Trotz Wahrnehmung von Falschnachrichten wird selbst aktiv kaum etwas gegen Fake News unternommen. Ignorieren ist die verbreitetste Handlungsstrategie.
Zusammenfassung Hatespeech • Die Mehrheit der Jugendlichen hat zumindest selten schon einmal Hatespeech wahrgenommen. Dabei handelt es sich vor allem um hasserfüllte Social Media- Kommentare, vor allem auf Instagram, TikTok, YouTube und WhatsApp – den vier beliebtesten Apps der Jugendlichen. Insgesamt zeigt sich angesichts der hohen Alltagsrelevanz von • Inhaltlich richten sich der Hate gegen Sexualität der Fake News und Hatespeech die Bedeutung eines kompetenten Menschen allgemein sowie dem äußeren Umgangs mit problematischen Inhalten im Netz. Die Erscheinungsbild einer Person. Förderung von Medienkompetenz bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen stellt dabei eine zentrale Voraussetzung • Hatespeech löst Betroffenheit und Emotionen wie Wut, dar. Traurigkeit sowie der Motivation etwas zu unternehmen, aus. Gleichzeitig zeigt die Untersuchung aber auch die • Hatespeech wird im öffentlichen Kontext vor allem Verantwortung der Anbieter, Meldestellen und altersgerechte ignoriert. Kommunikationsplattformen einzurichten und selbst aktiv • Im privaten Umfeld wird sie mit nahestehenden gegen Fake News und Hassrede vorzugehen, um deren Personen verarbeitet, der*die Absender*in blockiert Verbreitung einzudämmen. oder ignoriert.
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