JONATHAN DARLINGTON Duisburger Philharmoniker DEBUSSY La Mer STRAVINSKY Le Sacre - Chandos Records
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Jonathan Darlington Duisburger Igor StraVinsky (1882-1971) Le Sacre du Printemps Philharmoniker Bilder aus dem heidnischen Russland (1910-13) 1. Teil: „L’adoration de la terre“ („Die Anbetung der Erde“) 4 Introduction (Introduktion) 3:37 5 „Les augures printaniers“ – „Danse des adolescentes“ („Die Vorboten des Frühlings“ – „Tanz der Jünglinge“) 3.22 6 „Jeu du rapt“ („Spiel der Entführung“) 1:17 7 „Rondes printanières“ („Frühlingsreigen“) 3.43 8 „Jeu de cité s rivales“ („Kampfspiel der feindlichen Stämme“) 1:50 9 „Cortège du sage“ („Zug des Weisen“) 0:46 10 „Le sage“ („Der Weise“) 0:32 11 „Danse de la terre“ („Tanz der Erde“) 1:18 Claude Debussy (1862-1918) La Mer 12 2. Teil: „Le sacrifice“ („Das Opfer“) Introduction (Introduktion) 4:45 Drei sinfonische Skizzen (1903-05) 13 „Cercles mystérieux des adolescentes“ („Mystischer Reigen der jungen Mädchen“) 3:16 1 I. De l´aube à midi sur la Mer 9:23 (Von der Morgendämmerung bis zum Mittag auf dem Meer). Très lent 14 „Glorification d’Élue“ („Verherrlichung der Erwählten“) 1:36 2 II. Jeux de vagues (Spiel der Wellen). Allegro 7:03 15 „Évocation des ancêtres“ („Beschwörung der Ahnen“) 0:41 3 III. Dialogue du vent et de la Mer 9:18 16 „Action rituelle des ancêtres“ („Ritualtanz der Geister der Ahnen“) 3:59 (Gespräch von Wind und Meer). Animé et tumultueux 17 „Danse sacrale (L’Élue)“ („Opfertanz der Auserwählten“) 5:07 2 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 3
Weniger als ein Jahrzehnt trennt die Urauf- als Schlüsselwerke des zwanzigsten Jahr- I – Das schöne Meer führung von Claude Debussys dreiteiligem hunderts. Die direkte Gegenüberstellung ist bei den Sanguinaire-Inseln, Orchesterwerk „La Mer“ von der Premiere reizvoll und macht auf direkte Gegensätze II – Spiel der Wellen, von Igor Stravinskys „Le Sacre du Printemps“. aufmerksam, denn während Stravinskys „Le Claude Debussy III – Der Wind lässt das Meer tanzen. Sacre du Printemps“ mit elementaren Rhyth- „La Mer“ Daran arbeite ich nach unzähligen Erinnerun- Uraufführungsort war in beiden Fällen die men und kräftigen Orchesterfarben geradezu Drei sinfonische Skizzen gen und versuche es hier zu beenden…“ französische Hauptstadt, allerdings schlugen kantig wirkt, verhält sich „La Mer“ von Clau- bei der Uraufführung von Igor Stravinskys de Debussy hingegen „fließender“. Und inte- Über die langwierige Entstehung von Claude Nun begann sich die Arbeit jedoch über lan- Ballett die Wellen höher: Die Premiere am ressant ist ferner, dass in beiden Fällen die Debussys Orchesterwerk „La Mer“ sind wir ge Zeit hinzuziehen. Übrigens konzipierte der 29. Mai 1913 im Pariser Théâtre des Champs- Komponisten durch außermusikalische Vor- durch Briefe des Komponisten an seinen Komponist sein Werk auch nicht an der Küs- Elysées löste einen gewaltigen Skandal aus. stellungen inspiriert wurden: Igor Stravinsky Verleger Jacques Durand ausführlich unter- te, aber er vermochte seinen Kollegen André Aber auch die Uraufführung von Debussys durch die klaren Vorgaben eines Ballettsze- richtet. Bevor er sich diesem Orchesterwerk Messager zu beruhigen: „Sie wissen vielleicht Orchesterwerk am 15. Oktober 1905 im Rah- narios, Claude Debussy durch die bildlich we- widmete, hatte er das Bühnenwerk „Pelléas nicht, dass ich der schönen Laufbahn eines men der Concerts Lamoureux stand unter kei- niger festgelegten Vorstellungen, die Meer et Mélisande“ vollendet – auch dies keine ge- Seemanns bestimmt war, und dass nur die nem guten Stern, denn die Orchestermusiker und Natur bei ihm auslösten. wöhnliche Oper, da die Dramatik einer Hand- Zufälle des Lebens mich davon abgebracht kamen mit der Neuartigkeit dieser „Sinfoni- lung gewissermaßen nach innen verlagert haben. Nichtsdestoweniger habe ich Ihm schen Skizzen“ nicht wirklich zurecht; auch wird. Am 12. September 1903 teilte Debussy [dem Meer] eine aufrichtige Leidenschaft be- Debussys Komponistenkollegen und die Kriti- Jacques Durand mit: wahrt. Nun werden Sie mir sagen, dass die ker äußerten Vorbehalte. Weinberge der Bourgogne nicht gerade vom „Mein lieber Freund... Ozean umspült werden…! Und dass das Gan- Indessen wurde die Bedeutung der beiden Was würden Sie hierzu sagen: ze womöglich den im Atelier entstandenen Werke bald erkannt, sie sind im Konzert- La Mer Landschaftsbildern ähneln könnte! Aber ich saal heimisch geworden und gelten heute Drei symphonische Skizzen für Orchester. habe unzählige Erinnerungen; das ist meiner 4 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 5
Meinung nach mehr wert als eine Realität, Satzkunst, die im ganzen ziemlich traditions- irgendwie selbst antreibt, ohne die Hilfe eines Zuletzt sei die Frage angesprochen, ob es sich deren Zauber in der Regel die Gedanken zu gebunden geblieben ist, als in der Konzeption verbindlichen Modells.“ bei „La Mer“ in erster Linie um eine sympho- schwer belastet.“ Dann aber änderte Debussy der dialektischen Organisation und der klang- nische Komposition oder um Programmmusik die Satztitel noch verallgemeinernd um und lichen Entwicklung. Die Musik wird hier zu ei- In den drei Sätzen „Von der Morgendämme- handelt. Denn auch Kritiker hat Debussy viele arbeitete 1904 auf der Kanalinsel Jersey und nem geheimnisvollen, rätselhaften Universum, rung bis zum Mittag auf dem Meer“, „Spiel gefunden. So urteilte der Komponist Paul Du- dem französischen Seebad Dieppe schließlich das sich aus sich selbst erzeugt und wieder der Wellen“ und „Gespräch von Wind und kas: „Die einen finden das Meer nicht wieder, doch noch unmittelbar am Meer an der Instru- zerstört. Man wird darin sogar eine Projektion Meer“ stellt Claude Debussy thematische die anderen die Musik.“ Das Urteil des Mu- mentierung. Im März 1905 lag die Partitur von des Vertikalen auf das Horizontale entdecken, Gebilde von unterschiedlicher Prägnanz vor. sikkritikers Pierre Lalo hatte den Komponis- „La Mer“ endlich vollständig vor. die bisher nur ein Faktum der seriellen Anord- Chromatisch fließende Bildungen tauchen ten übrigens besonders getroffen: „Das Meer nung zu sein schien. auf, und neben wellenartigen Figuren besit- höre ich nicht, sehe ich nicht und spüre ich Mit „La Mer“ gelang Debussy der kühne zen andere Themen signalhafte Wirkungen. nicht.“ Nun steht „La Mer“ fraglos in der Tra- Kunstgriff, sich einerseits an die Form der In allen großen Abschnitten der Musikge- Im scherzohaften zweiten Satz tauchen die dition von Berlioz Programmsymphonien, und Symphonie anzulehnen und sich andererseits schichte tritt das Problem der Entwicklung meisten a-thematischen, in flirrende Klän- musikalische Naturschilderungen gibt es auch sofort wieder hiervon zu entfernen. Treffend auf. Angesichts der Notwendigkeit, das ein- ge übertragenen Gebilde auf, und im Final- bei Beethoven („Pastorale“) und Liszt („Was beurteilt Debussys Biograph Jean Barraqué mal gewählte Material fortschreiten zu las- satz ist der Gegensatz der chromatischen man auf dem Berge hört“). Allerdings ver- dieses Verfahren: „Trotz seines betörenden sen, haben sich die Komponisten seit Beet- „Wind“- und diatonischen „Wellen“-Motive weigert Debussy, der schon den programma- klanglichen Glanzes ist es ein schwieriges hoven vor allem die Aufgabe gestellt, ihr Werk nicht zu verkennen. Der erste und der dritte tischen Tondichtungen eines Richard Strauss Wagnis, auf analytischem Wege an das Werk möglichst von jedem idealen Archetypus fern- Satz gipfeln in einen strahlenden Choral, den skeptisch gegenüberstand, konkrete illustrie- heranzukommen. Um es zu erklären, muss zuhalten. Mit La Mer hat Debussy wirklich ein der Komponist und Dirigent Pierre Boulez als rende Anmerkungen (wie auch bei der Ausar- man faktisch die gewohnten Methoden der Entwicklungsverfahren erfunden, in dem die „springenden Punkt“ bezeichnet hat. Hier tritt beitung die Titel der Sätze immer allgemeiner klassischen Analyse aufgeben. Es ist, als ob ursprünglichen Begriffe von Exposition und die größte Verfestigung auf, hier ereignet sich werden). 1903 notierte Debussy: „Die Musik Debussy mit La Mer die musikalische Technik Durchführung unaufhörlich sprudelnd neben- gewissermaßen eine Apotheose der Musik ist eine geheimnisvolle Mathematik, deren neu erfunden habe, weniger im Bereich der einander existieren, wodurch das Werk sich selbst. Elemente am Unendlichen teilhaben. Sie ist 6 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 7
verantwortlich für die Bewegung der Wasser, Unter diesem Aspekt waren die Perspekti- Obwohl der Komponist vor allem den Cho- das Spiel der Kurven, die die wechselnden ven für Igor Stravinskys „Le Sacre du Print- reographen Waslaw Nijinskij für den Miss- Winde beschreiben; es gibt nichts Musika- emps“ günstig, denn die von dem Dirigenten erfolg verantwortlich machen wollte („Die Igor StraVinsky lischeres als einen Sonnenuntergang.“ Und Pierre Monteux geleitete Uraufführung des einfachsten musikalischen Regeln waren ihm wie schon Paul Cézanne sagte: „Ich habe die „Le Sacre Balletts am 29. Mai 1913 im Pariser Théât- unbekannt. Der arme Kerl konnte weder Noten Natur kopieren wollen; es gelang mir nicht, du Printemps“ re des Champs-Elysées entwickelte sich zu lesen, noch irgendein Instrument spielen.“ ), von welcher Seite ich sie auch nahm“, so ließ Bilder aus dem einem der größten Skandale der Musikge- waren es doch – angefangen von den ers- Debussy sich lediglich von der Natur inspi- heidnischen Russland schichte. Der Komponist Igor Stravinsky war ten Tönen des exponiert hohen eröffnenden rieren. Auf diese Weise will Debussys Musik Augen- und Ohrenzeuge dieses Eklats: „We- Fagottsolos – die neuartigen Klänge und die eher Bild als Abbild sein, oder mit den Worten Ein Ärgernis verschafft Aufmerksamkeit. gen der Schwierigkeiten meiner Partitur brillante Handhabung der Rhythmen, die das Ludwig van Beethovens: „mehr Ausdruck der Jedenfalls kann ein Ereignis oder ein Ge- hatten sehr viele Proben stattfinden müs- Publikum verstörten. Allerdings war ein Miss- Empfindung als Malerei“. genstand durch leidenschaftlich geführte sen; Monteux hatte sie mit der Sorgfalt erfolg dieses Ausmaßes auch nicht zu erwar- Diskussionen und heftige Verurteilungen und Gewissenhaftigkeit geleitet, die ihm ten gewesen, denn die Generalprobe verlief viel mehr Beachtung gewinnen als durch eigen ist. Über die Aufführung der Panto- merkwürdig ruhig und unauffällig. Da waren jede Form gepflegter Anerkennung. Und be- mime kann ich unmöglich urteilen, denn laut Auskunft des Komponisten aber vor al- stätigt es sich, dass nach dem Abklingen er- ich habe den Zuschauerraum verlassen, lem Künstler, Maler, Musiker, Schriftsteller regter Debatten doch nicht alles nur Provo- als bei den ersten Takten des Vorspiels und die „kultiviertesten Mitglieder der Gesell- kation gewesen ist, wenn nämlich unter der sogleich Gelächter und spöttische Zurufe schaft“ anwesend. Und schon bei der ersten Oberfläche die Qualität des inneren Kerns erschollen. Ich war empört. Die Kundge- konzertanten Aufführung im August 1914 in erkannt wird, dann ist der sich anschließen- bungen, am Anfang noch vereinzelt, wur- Paris wurde die bahnbrechende Bedeutung de Siegeszug oft vorprogrammiert. So wur- den bald allgemein. Sie riefen Gegenkund- des Werkes erkannt: „Le Sacre du Printemps“ de manches Werk, das anfangs seiner Zeit gebungen hervor, und so entstand sehr wurde zu einem Klassiker der Moderne, der voraus gewesen ist, später zum Klassiker. schnell ein fürchterlicher Lärm.“ seinen herausfordernden Charakter nicht 8 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 9
verloren hat, jedoch zahlreiche Möglichkeiten ponist gewissermaßen Angst vor der eigenen der Natur bekannt – sie lehrt, wie man ehren die Auserwählte mit einem stürmi- klanglicher und rhythmischer Neuerungen in Courage, und nach dem „Feuervogel“ schrieb weissagt. Junge Mädchen, die Gesichter schen Tanz. Sie rufen die Vorfahren an. Sie der Musik des zwanzigsten Jahrhunderts in er zunächst „Petruschka“. Erst danach folgte bemalt, kommen in einer Reihe vom Fluss übergeben die Auserwählte den weisen al- sich birgt. „Le Sacre du Printemps“, wobei der Kompo- her. Sie tanzen den Frühlingstanz. Die Spiele ten Männern. In Gegenwart der Alten opfert nist sich an den Librettoentwurf hielt, den beginnen. Das Spiel der Brautentführung. sie sich im großen, heiligen Tanz, das große Als „Le Sacre du Printemps“ uraufgeführt er gemeinsam mit dem Bühnenbildner und Man führt den Frühlingsreigen auf. Man Opfer wird ausgeführt.“ wurde, war der Komponist Igor Stravinsky 31 Mythenkundler Nikolaus Roerich ausgearbei- teilt sich in zwei Lager. Ein Lager geht auf Jahre alt, und er konnte den mit den Balletten tet hatte: das andere zu. Keilförmig dringt in die Früh- Die Besonderheiten von „Le Sacre du Print- „Der Feuervogel“ und „Petruschka“ eingelei- „Le Sacre du Printemps ist ein musikalisch- lingsspiele die heilige Prozession der wei- emps“ lassen sich am einfachsten durch den teten internationalen Siegeszug fortsetzen. choreographisches Werk. Es sind Bilder aus sen alten Männer ein. Der älteste und wei- Vergleich mit den beiden älteren Balletten Die Uraufführungen dieser drei Werke fan- dem heidnischen Russland, innerlich zu- seste Greis bricht das Spiel ab. Unter Zittern erklären. Während „Der Feuervogel“ deutlich den in dichter Folge in den Jahren 1910, 1911 sammengehalten von einer Hauptidee: dem erwartet man die große Handlung der Grei- vom französischen Impressionismus beein- und 1913 statt. 1910 war Stravinsky noch Geheimnis des großen Impulses der schöp- se, die Segnung der Frühlingserde. Der Kuss flusst ist, wirkt „Petruschka“ bei vielfacher mit seinem Ballett-Erstling „Der Feuervo- ferischen Kräfte des Frühlings. Es gibt keine der Erde. Man tanzt auf der Erde. Durch Verwendung von originalen Volksliedern oder gel“ beschäftigt, als ihm bei der Vision einer Handlung, aber folgende choreographische den leidenschaftlichen Tanz heiligt man die Tänzen deutlich „russischer“. Der chromati- heidnischen Feier die Idee zu einem weiteren Sukzession: Erde. Im Tanz wird man eins mit der Erde. schen Tonsprache des „Feuervogels“ ist hier Tanzstück kam. In seiner Chronik beschrieb eine bitonale Harmonik gegenübergestellt, Stravinsky das Sujet folgendermaßen: „Alte Teil I: Der Kuss der Erde (später von dem Teil II: Das große Opfer. In der Nacht halten was nichts anderes bedeutet als eine gleich- Männer sitzen im Kreis und schauen dem To- Komponisten „Die Anbetung der Erde“ ge- die Jungfrauen geheimnisvolle Spiele ab. zeitige Überlagerung zweier Tonarten. „Le deskampf eines jungen Mädchens zu, das ge- nannt). Man feiert das Frühlingsfest. Es Herumgehen in Kreisen. Eine ist als Opfer Sacre du Printemps“ gewinnt dagegen einen opfert werden soll, um den Gott des Frühlings findet auf den Hügeln statt. Man bläst auf ausersehen. Das Schicksal bestimmt sie noch radikaleren Charakter, etwa durch stän- günstig zu stimmen. Es war das Thema des Flöten. Junge Männer wahrsagen. Bei ihnen zweimal. Zweimal wird sie in den ausweg- dige komplizierte Taktwechsel oder durch Sacre du Printemps.“ Jedoch hatte der Kom- ist eine alte Frau. Ihr sind die Geheimnisse losen Kreis eingefangen. Die Jungfrauen Umakzentuierungen, mit denen vertraute 10 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 11
Gleise aufgebrochen werden. Doch der Reiz Das ist insofern nicht verwunderlich, als die bütierte und als stellvertretender Musikdirektor der „Sacre“-Partitur ist dadurch noch nicht für das klassische Ballett typischen Wechsel bis 1993 zahlreiche weitere Erfolge feierte. erschöpft, dass kurze Motive, die oft einen des großen Corps de ballet mit Solo oder Pas Mitreißende Dynamik und ein besonderes folkloristischen Ursprung haben, eine Entfes- des deux hier weitgehend fehlen. Seitdem Feingefühl für Tiefe und Balance prägen die selung des Rhythmus bewirken. Hinzu kommt, garantiert die Radikalität der Tonsprache Jonathan Darlington Arbeit von Jonathan Darlington. In seinem dass sich durch ungewöhnliche Spieltechni- bei jeder Aufführung ein faszinierendes Hör- ist Generalmusikdirektor der Duisburger Phil- breitgefächerten Repertoire, das symphoni- ken eine bis dahin ungeahnte Klanglichkeit abenteuer. harmoniker sowie der Vancouver Opera und sche und Opernwerke vom Barock bis zur Ge- einstellt und das Geräusch einbezieht. Sicher- Michael Tegethoff sorgt mit höchster Präzisionsarbeit und En- genwart umfasst, legt er seine Schwerpunkte lich mag man diesbezüglich auf den großen thusiasmus für die außerordentliche Qualität auch auf wenig bekannte Werke außerhalb Anteil von Schlaginstrumenten verweisen. und Beliebtheit beider Orchester. des europäischen Mainstreams. Zahlreiche Aber dies allein wäre für die Zeit noch nicht Nach seinem Studium an der Universität Ur- und Erstaufführungen wie Manfred Tro- einmal untypisch. Ungewöhnlich ist vielmehr, Durham und der Royal Academy of Music in jahns „La Grande Magia” oder Kagels „Broken dass Stravinsky auch die übrigen Instrumente London begann Jonathan Darlington seine Chords” zeugen von seinem besonderen Enga- perkussiv behandelt, etwa kurz nach Beginn Karriere als Pianist und Liedbegleiter in Frank- gement für zeitgenössische Musik. Aufgrund die Streicher bei den hartnäckig wiederkeh- reich, wo er bereits früh mit Musikerpersön- seiner Vielseitigkeit international gefragt, renden Schlagfolgen im „Tanz der jungen lichkeiten wie Pierre Boulez, Riccardo Muti und gastiert Jonathan Darlington bei namhaften Mädchen“. Olivier Messiaen zusammenarbeitete. Sein De- Orchestern und Opernhäusern in der ganzen büt als Dirigent feierte er 1984 am Pariser Welt. Während Igor Stravinsky seine Ballette „Der Théâtre des Champs Elysées mit Francesco In Anerkennung seiner künstlerischen Arbeit Feuervogel“ und „Petruschka“ neu für den Cavalli’s Barockoper „Ormindo”. 1990 engagier- wurde Jonathan Darlington zum Chevalier des Konzertsaal einrichtete, ließ er die Partitur te Myung-Whun Chung Jonathan Darlington Arts et des Lettres ernannt und ist Träger des von „Le Sacre du Printemps“ ohne Umände- als Assistenten an die Opéra Bastille in Paris, selten verliehenen Ehrentitels eines Fellow rungen für konzertante Aufführungen gelten. wo er 1991 mit Mozarts „Le nozze di Figaro” de- der Royal Academy of Music, London. 12 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 13
vorstand. Eine lange Phase künstlerischer Die zeitgenössische Musik hat in den Pro- Beständigkeit verbindet sich mit den Namen grammen der Duisburger Philharmoniker Miltiades Caridis, Lawrence Foster, Alexan- traditionell einen hohen Stellenwert. Be- der Lazarew und Bruno Weil. Seit der Jubi- deutende Komponisten der Gegenwart wie läumssaison 2002/2003 leitet der Brite Jo- Wolfgang Rihm, Mauricio Kagel, Krzysztof nathan Darlington als Generalmusikdirektor Meyer, Jürg Baur und Manfred Trojahn die Geschicke der Duisburger Philharmoniker, schrieben Werke für das Orchester. der seitdem den Charakter des Orchesters Jonathan Darlington setzt diese Tradition nachhaltig geprägt hat. Die Liste der Gastdi- mit wichtigen Premieren fort. Er hob Mau- rigenten ist lang und eindrucksvoll: Alberto ricio Kagels Orchesterwerk „Broken Chords“ Erede, Carlos Kleiber und Horst Stein sind aus der Taufe und dirigierte zur Eröffnung Die Duisburger Philharmoniker wurde. Die Deutsche Erstaufführung von An- hier ebenso verzeichnet wie Christian Thie- der Neuen Mercatorhalle im April 2007 als Mit ihrer mehr als 125jährigen Geschichte ton Bruckners 9. Sinfonie zählt zu den frühen lemann, Ton Koopman und Fabio Luisi. Immer deutsche Erstaufführung Tan Duns Sinfonie zählen die Duisburger Philharmoniker zu den Höhepunkten in der Geschichte der Duisbur- wieder konnten die Duisburger Philharmoni- „Heaven-Earth-Mankind“. traditionsreichsten Orchestern Deutschlands. ger Philharmoniker, ebenso die Interpretation ker auch bedeutende Solisten verpflichten, so Konzertreisen führten die Duisburger Phil- Nach ihrer Gründung im Jahre 1877 entwi- von Richard Strauss’ „Tod und Verklärung“ etwa die Pianisten Ferruccio Busoni, Vladimir harmoniker u.a. in die Sowjetunion, die ckelten sie sich bald zu einem überregional unter Leitung des Komponisten. Horowitz, Claudio Arrau und Wilhelm Kempff Niederlande, nach Spanien, Finnland, Groß- beachteten Klangkörper, der namhafte Diri- Mit Eugen Jochum hatten die Duisburger oder die Geiger Yehudi Menuhin, Henryk britannien, Griechenland und China. genten anzog. Max Reger und Hans Pfitzner Philharmoniker in den dreißiger Jahren einen Szeryng und Arthur Grumiaux. Heute sind so In der Saison 2009/2010 wurden die Duis- waren die ersten prominenten Gäste am Pult Generalmusikdirektor von hohem internatio- gefragte Künstler wie Bruno Leonardo Gel- burger Philharmoniker vom DMV (Deut- des jungen Orchesters, das später auch von nalen Ansehen. Die schwierige Aufbauarbeit ber, Anna Gourari, Frank Peter Zimmermann, scher Musikverleger-Verband e.V.) mit der Künstlerpersönlichkeiten wie Paul Hindemith, nach dem Krieg leistete sein Bruder Georg Antoine Tamestit und Claudio Bohorquez gern Auszeichnung „Bestes Konzertprogramm“ Carl Schuricht und Bruno Walter geprägt Ludwig Jochum, der dem Orchester bis 1970 gesehene Gäste. gewürdigt. 14 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 15
Jonathan Darlington Duisburger Igor Stravinsky (1882-1971) Le Sacre du Printemps Philharmoniker Pictures from pagan Russia (1910-13) First Part: „L’adoration de la terre“ (“The Adoration of the Earth”) 4 Introduction 3:37 5 „Les augures printaniers“ – „Danse des adolescentes“ 3.22 (“Harbringers of spring” – “Dances of the adolescents”) 6 „Jeu du rapt“ (“Ritual of abduction”) 1:17 7 „Rondes printanières“ (“Spring rounds”) 3.43 8 „Jeu de cité s rivales“ (“Games of the rival tribes”) 1:50 9 „Cortège du sage“ (“Procession of the sage”) 0:46 10 „Le sage“ (“The sage”) 0:32 11 „Danse de la terre“ (“Dance of the earth”) 1:18 Claude Debussy (1862-1918) La Mer 12 Second Part: „Le sacrifice“ (“The Sacrifice”) Introduction 4:45 Three symphonic sketches (1903-05) 13 „Cercles mystérieux des adolescentes“ (“Mystical circles of the adolescents”) 3:16 1 I. De l´aube à midi sur la Mer 9:23 (From dawn to midday on the sea). Very slowly 14 „Glorification d’Élue“ (“The glorification of the chosen one”) 1:36 2 II. Jeux de vagues (Play of the waves). Allegro 7:03 15 „Évocation des ancêtres“ (“Evocation of the ancestors”) 0:41 3 III. Dialogue du vent et de la Mer 9:18 16 „Action rituelle des ancêtres“ (“Ritual of the ancestors”) 3:59 (Dialogue of the wind and the sea). Animated and tumultuous 17 „Danse sacrale (L’Élue)“ (“Sacrificial dance of the chosen one”) 5:07 16 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 17
The premiere of Claude Debussy’s three- recognised as major works of the twen- I – The beautiful sea part work La Mer and the premiere of Igor tieth century. The comparison is appealing near the Sanguinaire Islands, Stravinsky’s Le Sacre du Printemps are less and draws attention to direct contrasts: II – Play of the Waves, than a decade apart. while the elemental rhythms and powerful III – The Wind makes the Sea Dance. orchestral colours of Stravinsky’s Le Sac- After experiencing countless memories, I am In both cases, the pieces were premiered re du Printemps are angular in their effect, Claude Debussy working on this and I am trying to leave it at in the French capital, but the premiere of Claude Debussy’s La Mer behaves more „La Mer“ that…“ Igor Stravinsky’s ballet caused more of a “flowingly”. It is also interesting to note that Three symphonic sketches stir. In fact, its premiere in the Théâtre des in both cases, the composers were inspired But the work took much more time than ex- Champs-Elysées in Paris on May 29, 1913 by images outside the world of music: Igor We can learn in detail about the lengthy crea- pected. Although the composer did not get the induced an enormous scandal. The premiere Stravinsky by the clear delineations of a tion of Claude Debussy’s orchestral work La idea for the piece on the coast, he was able to of Debussy’s orchestral work on October 15, ballet scene and Claude Debussy by more Mer through letters to his publisher Jacques assuage his fellow composer André Messager 1905 at the Concerts Lamoureux was also vague imagery provoked in him by the sea Durand. Before he started the composition, by writing: “Maybe you don’t know that I was plagued by misfortune, since the orches- and nature. he completed the opera Pelléas et Mélisan- intended for the fine career of a sailor, and tral musicians found it hard to cope with de – which is also not a conventional opera, only life’s fortunes have led me away from it. the technical innovations of the symphonic since the dramaturgy is in some respects Nevertheless I have still a sincere passion for sketches. Debussy’s fellow composers as quite introverted. On September 12, 1903, it [the sea]. Now you might say that the ocean well as critics also expressed their reser- Debussy wrote to Jacques Durand: doesn’t exactly wash the hills of Burgundy…! vations. And that the whole thing might be similar to “My dear friend… the landscape paintings created in my atelier! However, the importance of both works What do you say to this: But I have countless memories which are, in was soon recognized. They have both be- La Mer my opinion, worth more than a reality that in come well known concert pieces and are Three symphonic sketches for orchestra. general weighs too heavily on one’s thoughts.” 18 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 19
Then Debussy changed the titles of the move- itself and then destroys itself again. One can tions appear, wave-like phrases co-exist with symphonies, and musical depictions of nature ments to make them more general and worked even discover a projection of the vertical onto themes acting as signals. In the scherzo-like can also be found in the music of Beethoven on the instrumentation by the sea after all: on the horizontal, which until now appeared only second movement, athematic and fleeting (“Pastorale”) and Liszt (“Was man auf dem the Channel Island of Jersey and in the French as a practice in serial compositions. sound images appear and in the final move- Berge hört” – “What one hears on the moun- seaside resort of Dieppe. In March of 1905, the ment, the contrast between the chromatic tains”). However, Debussy, who was already full score of La Mer was finally complete. In all major eras of music history, the problem “wind” motif and the diatonic “wave” motif skeptical of the programmatic tone poems of musical development has been an issue. is not to be mistaken. The first and third mo- of Richard Strauss, rejected concrete illust- With La Mer, Debussy succeeded in orienta- Because of the necessity to advance original vements culminate in a brilliant chorale which rative remarks (just as he edited the titles of ting the work to that of the symphonic form material, composers since Beethoven have composer and conductor Pierre Boulez descri- the movements, making them more general). and at the same time in distancing himself given themselves the challenge of keeping bes as the “leaping point”. This is a moment In 1903, Debussy noted: “Music is like mys- from this form. Debussy’s biographer Jean their works removed from any ideal archetype. of huge consolidation, in some respects an terious mathematics whose elements parti- Barraqué summed up his art by writing: “In Debussy indeed invented a method of deve- apotheosis of music itself. cipate ad infinitum. It is responsible for the spite of its captivating brilliance, any ana- lopment in La Mer where the original ideas movement of water, the play of the curves lytical approach to the piece is done at one’s of exposition and development exist next to Then there is the question of whether La Mer which describe the changing winds; there is own peril. In order to explain it, one needs each other with continuous effervescence, and is first and foremost a symphonic compositi- nothing more musical than a sunset.” And to practically abandon the usual methods of somehow the piece drives itself without the on or if it is programme music. Debussy also as Paul Cézanne once said: “I tried to copy classical analysis. It is as if Debussy invented aid of some binding model.” drew many critics. Composer Paul Dukas nature; but I couldn’t, I searched, turned, musicality anew in La Mer, not really the art once judged: “Some don’t see the sea, others looked at it from every direction, but in vain”. of composition, which on the whole remains In three movements, “Dawn to midday on the don’t see the music.” The judgement of mu- Debussy could only be inspired by nature. In quite bound to tradition, as much as the con- sea”, “Play of the waves” and “Dialogue of sic critic Pierre Lalo especially hurt the com- this way, Debussy’s music is more a symbol ception of dialectical organisation and the the wind and the sea”, Claude Debussy int- poser: “I don’t hear the sea; I don’t see it and than a copy, or in the words of Ludwig van development of sound. The music becomes a roduces thematic images of varying degrees I don’t feel it.” La Mer is without question in Beethoven: “more an expression of feeling mysterious and cryptic universe which creates of conciseness. Chromatically flowing forma- the same tradition as Berlioz’s programme than a painting”. 20 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 21
were favourable, because the premiere at ment.” ), it was really the new sounds – from scores The Firebird and Petrouchka. The first Igor Stravinsky the Théâtre des Champs-Elysées in Paris the first tones of the opening exposed high performances of these three works took conducted by Pierre Monteux on May 29, bassoon solo – and the brilliant handling of place in quick succession in 1910, 1911 and „Le Sacre 1913 became one of the greatest scandals the rhythm which disturbed the audience. 1913. Stravinsky was occupied with his first du Printemps“ in music history. The composer Igor Stra- A failure of this proportion was not expec- ballet The Firebird in 1910 when he envisi- Pictures vinsky was eyewitness to the uproar: “Be- ted, since the dress rehearsal was strangely oned the idea of a pagan ritual for a further from pagan Russia cause of the difficulties of my score, there unremarkable. According to the composer’s ballet. In his writings, Stravinsky described were many rehearsals; Monteux led them information, the “most cultivated members the subject of the piece: “Old men sit in a Scandals draw attention. An event or an with his usual care and thoroughness. I can- of society” were present, above all artists, circle and witness the mortal agony of a object can at least gain much more renown not judge the performance, because I left painters, musicians and writers. But even young girl who is to be sacrificed in order to through passionately led discussions and the hall as soon as laughter and cat-calls at the first concert performance in August please the god of spring. It was the theme fierce condemnations than any form of poli- interrupted the first bars of the introduction. 1914 in Paris, the groundbreaking impor- of Le Sacre du Printemps.” The composer te appreciation. And after the heated deba- I was outraged. Voices called out against the tance of the piece was recognized. Le Sacre lacked the courage somewhat to follow tes die down, if it comes to light that it was work, at first one at a time, then in unison. du Printemps has become a modern classic through and composed Petrouchka after not all just a great provocation, if quality Then other people started shouting in fa- whose challenging character has not been The Firebird. Only later did Le Sacre du Prin- and integrity are recognized under the sur- vour of the work, and very quickly it became lost and which contains numerous examples temps follow. The composer, however, stuck face, then the triumph which follows is of- a horrible noise.” of tonal and rhythmic innovations of the mu- to the draft of the libretto which he had ten a matter of course. Some pieces which sic of the twentieth century. worked out with stage designer and myth appear ahead of their time later become Although the composer tried to make the specialist Nikolaus Roerich: classics. choreographer Vaslav Nijinsky responsible Le Sacre du Printemps was premiered when “Le Sacre du Printemps is a musical-choreo- for the failure (“The simplest musical ru- the composer Igor Stravinsky was 31 years grapical work. It depicts images from pagan Seen this way, the prospects for Igor les were unknown to him. The poor fellow old and with it he gained further internati- Russia, bound together by a main idea: Stravinsky’s ballet Le Sacre du Printemps could neither read music nor play an instru- onal acclaim after the success of his ballet the secret of the great impulse of the 22 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 23
creative forces of spring. There is no plot, dance on the earth. The passionate dance chromatic tonal language of The Firebird is Although Igor Stravinsky arranged special only the following choreographic succession sanctifies the earth. They become one with contrasted with the bi-tonal harmony of Pe- versions of his ballets The Firebird and of events: the earth through dance. trouchka, which means nothing more than Petrouchka for the concert hall, he left the the concurrent interaction of two tonalities. score of Le Sacre du Printemps unchanged Part I: The kiss of the earth (later named“ Part II: The great sacrifice. At night, the Le Sacre du Printemps has an even more for concert performances. This is not at all Adoration of the earth” by the composer). maidens play mysterious games. They walk radical character which is accomplished surprising since the usual changes between The celebration of the spring festival. It takes around in circles. One is chosen as a victim. through constant change of time or through the large corps de ballet, solos and pas de place on a hill. Flutes are sounded. Young She is determined by fate twice. She is cap- changes in accentuation which break the deux are lacking here. The radical nature men soothsay. There is an old woman with tured in a circle twice. The maidens honour barriers of more conventional rhythms. But of the tonal language ensures a fascinating them. She knows the secrets of nature - she the chosen one with a rapturous dance. They the appeal of the Sacre score does not end listening adventure every performance. teaches them how to be soothsayers. Young evoke the ancestors. They hand over the there. Short motifs which often have their girls whose faces are painted come up from chosen one to the wise old men. In the pre- origins in folk melodies have the effect of Michael Tegethoff the river one by one. They dance the dance sence of the old ones, she sacrifices herself unleashing the rhythm. Also, unusual tech- of spring. The games begin. The game of in a great, holy dance and the great sacrifice niques and timbres unknown until then, the abduction of the bride. They perform is carried out.” even noise, are included. Surely one can the spring rounds. They are divided into two point to the disproportionate use of per- tribes. One tribe attacks the other. The holy The noteworthiness of Le Sacre du Print- cussion instruments, but these alone were procession of the old wise men breaks into emps is easiest to explain by comparing it not atypical at the time. What was more the spring games like a wedge. The oldest to Stravinsky’s previous two ballets. Whe- unusual was that Stravinsky also treated and wisest sage interrupts the game. The reas The Firebird is considerably influenced the other instruments as percussion instru- great action of the sage is anticipated with by French impressionism, Petrouchka has a ments, for example the persistent beats of trembling excitement, the blessing of the much more “Russian” effect through the use the strings shortly after the introduction in spring soil. The kissing of the earth. They of original folk melodies and dances. The “Dance of the adolescents”. 24 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 25
Myung-Whun Chung at the Paris Opéra with Le nozze di Figaro. Sensitivity for depth and balance and an Jonathan Darlington infectious dynamism are the hallmarks is music director of the Duisburg Philharmo- of Jonathan Darlington’s work. His vast nic Orchestra and the Vancouver Opera. His symphonic and operatic repertoire ranges demand for the highest level of professio- from the baroque to the contemporary, with nalism and precision, infused with genuine an emphasis on lesser known (contemporary) enthusiasm, has ever increased the quality works outside the European mainstream. and popularity of both orchestras. Numerous world and national premieres of works such as Trojahn’s La Grande Magia or A graduate of Durham University and the Kagel’s Broken Chords attest to his commit- Royal Academy of Music, he began his ment to contemporary music. career as freelance pianist, accompanist and repetiteur in France. His work was Renowned for his broad repertoire, he gives influenced early on by such outstanding regular guest appearances with major or- musical personalities of our time as Pierre chestras and opera houses the world over. Boulez, Riccardo Muti and Olivier Messiaen. He made his conducting debut in 1984 at the Jonathan Darlington holds the distinctions of Parisian Théâtre des Champs Elysées with a Chevalier des Arts et des Lettres as well as Francesco Cavalli’s baroque opera Ormindo, an Honorary LRAM and a Fellow of the Royal and in 1991, as deputy to the Music Director Academy of Music, London (FRAM). 26 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 27
podium of the young orchestra, which was later also moulded by artistic personalities such as Paul Hindemith, Carl Schuricht, and Bruno Walter. The German premiere of Bruckner’s 9th symphony features among the early highlights in the orchestra’s history, Duisburg Philharmonic Orchestra as its music as does the performance of Richard Strauss’ director. He has since substantially moulded “Tod und Verklärung” under the baton of the and refined the orchestra’s personality. The composer himself. impressive list of past guest conductors features names such as Alberto Erede, Carlos In the 1930’s the Duisburg Philharmonic Kleiber, and Horst Stein, as well as Christian Orchestra found a music director of high Thielemann, Ton Koopmann, and Fabio Luisi. international renown in Eugen Jochum, Over the years the Duisburg Philharmonic succeeded by his brother Georg Ludwig Orchestra has attracted on a regular basis Jochum, who oversaw the difficult task such renowned soloists as the pianists of reconstructing the orchestra after the Ferruccio Busoni, Vladimir Horowitz, Claudio war and remained music director until Arrau, and Wilhelm Kempf, and the violinists 1970. A long period of artistic continuity Yehudi Menuhin, Henryk Szeryng, and Arthur Duisburg Philharmonic Orchestra is associated with the names of Miltiades Grumiaux. Today much sought after artists Looking back on more than 125 years of in 1877, it soon developed into a nationally Caridis, Lawrence Foster, Alexander Lazarew, such as Bruno Leonardo Gelber, Anna Gourari, history, the Duisburg Philharmonic Orches- respected orchestra attracting renowned and Bruno Weil. Since the jubilee season of Frank Peter Zimmermann, Antoine Tamestit, tra ranks among those German orchestras conductors. Max Reger and Hans Pfitzner 2002/2003, the British conductor Jonathan and Claudio Bohorquez are welcome guests richest in tradition. After its establishment were the first prominent guests on the Darlington has guided the fortunes of the of the orchestra. 28 Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps Debussy La Mer Stravinsky Le Sacre du Printemps 29
WEITERE CDs bei ACOUSENCE classics the Duisburg Philharmonic Orchestra has symphony Heaven-earth-Mankind. the Duis- Peter Iljitsch Tschaikowsky always been committed to performing and burg Philharmonic Orchestra’s success has Konzert für Violine und Orchester commissioning new works. in recent times been complemented by concert tours to D-Dur op. 35 featured composers have included Wolfgang the former soviet union, the netherlands, rihm, Mauricio kagel, krzysztof Meyer, spain, Finland, Great britain, Greece, and Ralph Vaughan Williams Jörg baur, and Manfred trojahn. Jonathan China. Fantasie über ein Thema von Thomas Darlington has continued to build on this Tallis für doppeltes Streichorchester tradition by initiating important premieres, For its 2009/2010 season, the Duisburg such as the world premiere of Mauricio Philharmonic Orchestra has been honoured Susanna Yoko Henkel | Violine Katalognummer ACO-CD 21510 kagel’s orchestral work broken Chords with the best Concert Programme award by Duisburger Philharmoniker and the German premiere of tan Dun’s DMv (Deutscher Musikverleger-verband e.v.) Jonathan Darlington España Chabrier: „España“ / Turina: „Danzas fantásticas” / Rodrigo: „Concierto de Aranjuez” / Ravel: „Alborada 24Bit Quad Sampling Ultra Definition Recording del gracioso” / de Falla: Drei Tänze aus „El sombrero de aCOusenCe uses digital recording equipment of highest quality combined with finest analog equipment. Multitrack recording in 24bit/176,4kHz or 192kHz, high quality analog mixing for the best possible high resolution stereo sum, then tres picos” / Marquéz: Danzón No. 2 master recording and mastering direct to 192kHz for CD, DVD+FLAC and Download. Equipment Marlon Titre | Gitarre neuMann (M150 tube/kM130/140/184/143) MiCrOteCH GeFeLL (uM75/uMt70s/M296/M70) Microphones Anhaltische Philharmonie Dessau aCOusenCe’s custom-built artistiC FiDeLty reFerenCe MiCaMP | apogee aD16X, Da16X, rOsetta800, Katalognummer ACO-CD 21610 Antony Hermus Mytek stereo192aDC converters | MerGinG teCHnOLOGies Pyramix system | aCOusenCe’s custom-built passive analog mixing Auch erhältlich als hochauflösende FLAC-Files für Mediaplayer: Download bei www.linnrecords.com oder als DVD+FLAC Disc unter www.acousence.de • Also available as high resolution FLAC files for media players: Download at www.linnrecords.com or on DVD+FLAC disc at www.acousence.de 30 Debussy La Mer stravinsky Le Sacre du Printemps
CLAUDE DEBUSSY (1862-1918) La Mer Drei sinfonische Skizzen (1903-05) IGOR STRAVINSKY (1882-1971) Le Sacre du Printemps JONATHAN Bilder aus dem heidnischen Russland DARLINGTON (1910-13) Duisburger Philharmoniker Die LIVING CONCERT SERIES verkörpert The LIVING CONCERT SERIES embodies den Grundgedanken der „Label-Philo- the basic concept behind ACOUSENCE’s sophie“ von ACOUSENCE. Diese Musik- “label philosophy”. These music recordings aufnahmen überzeugen neben der musi- provide exceptional musical content, kalischen Güte und der audiophilen Klang- audiophile sound quality, and above all, qualität vor allem durch die emotionale emotionally intense performances. The Kraft und Intensität der Darbietung. Die spontaneity and excitement of a live Spontaneität und die Natürlichkeit einer performance combined with highly re- Live-Aufführung kombiniert mit ausgefeil- fined recording techniques capable of ter Aufnahmetechnik, die besonders die transmitting the finest nuances of sound für Atmosphäre und emotionale Wirkung so essential in portraying atmosphere so essenziell wichtigen kleinsten Nuancen and emotional content gives you a true im Klangbild übertragen kann, lassen Sie “concert” experience. Ihr Konzerterlebnis erfahren. Aufnahmeleitung, Aufnahmetechnik / recording producer, recording engineer: Ralf Kolbinger, Ralf Koschnicke • Mischung, Schnitt / mixing engineer, editor: Ralf Koschnicke • Produzent / producer: Ralf Koschnicke • Technik / recording facilities: ACOUSENCE recording mobile / ACOUSENCE recordings • Aufnahmeort / recording location: Philharmonie Mercatorhalle Duisburg, 03./04.02.2010 [1-3], 09./10.09.2009 [4-17] • Gestaltung / artwork: Harald Priem, [trans-ponder.de] • Fotografie / photography: Christoph Müller-Girod • Verlage / publishers: DURAND [1-3]; BOOSEY & HAWKES [4-17] ©+ P 2010 ACOUSENCE records www.acousence.de Made in the EU ACO-CD 21710
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