JONATHAN DARLINGTON Duisburger Philharmoniker DEBUSSY La Mer STRAVINSKY Le Sacre - Chandos Records

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JONATHAN DARLINGTON Duisburger Philharmoniker DEBUSSY La Mer STRAVINSKY Le Sacre - Chandos Records
JONATHAN
 DARLINGTON
     Duisburger
Philharmoniker
DEBUSSY La Mer
STRAVINSKY Le Sacre
     du Printemps
JONATHAN DARLINGTON Duisburger Philharmoniker DEBUSSY La Mer STRAVINSKY Le Sacre - Chandos Records
Jonathan
                  Darlington
                                     Duisburger                                                            Igor StraVinsky (1882-1971)                      Le Sacre du Printemps
                                Philharmoniker                                                             Bilder aus dem heidnischen Russland (1910-13)
                                                                                                         1. Teil: „L’adoration de la terre“ („Die Anbetung der Erde“)
                                                                                                      4 Introduction (Introduktion) 3:37
                                                                                                       5 „Les augures printaniers“ – „Danse des adolescentes“
                                                                                                     			 („Die Vorboten des Frühlings“ – „Tanz der Jünglinge“) 3.22
                                                                                                      6 „Jeu du rapt“ („Spiel der Entführung“) 1:17
                                                                                                       7 „Rondes printanières“ („Frühlingsreigen“) 3.43
                                                                                                       8 „Jeu de cité s rivales“ („Kampfspiel der feindlichen Stämme“) 1:50
                                                                                                      9 „Cortège du sage“ („Zug des Weisen“) 0:46
                                                                                                      10 „Le sage“ („Der Weise“) 0:32
                                                                                                      11 „Danse de la terre“ („Tanz der Erde“) 1:18

      Claude Debussy (1862-1918)          La Mer                                                         12
                                                                                                              2. Teil: „Le sacrifice“ („Das Opfer“)
                                                                                                                Introduction (Introduktion) 4:45
		 Drei sinfonische Skizzen (1903-05)
                                                                                                         13    „Cercles mystérieux des adolescentes“ („Mystischer Reigen der jungen Mädchen“) 3:16
 1 I. De l´aube à midi sur la Mer 9:23
			 (Von der Morgendämmerung bis zum Mittag auf dem Meer). Très lent                                     14    „Glorification d’Élue“ („Verherrlichung der Erwählten“) 1:36
 2	II. Jeux de vagues (Spiel der Wellen). Allegro 7:03                                                   15    „Évocation des ancêtres“ („Beschwörung der Ahnen“) 0:41
 3	III. Dialogue du vent et de la Mer 9:18                                                               16    „Action rituelle des ancêtres“ („Ritualtanz der Geister der Ahnen“) 3:59
			 (Gespräch von Wind und Meer). Animé et tumultueux                                                    17    „Danse sacrale (L’Élue)“ („Opfertanz der Auserwählten“) 5:07

2                                                Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps      Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                            3
JONATHAN DARLINGTON Duisburger Philharmoniker DEBUSSY La Mer STRAVINSKY Le Sacre - Chandos Records
Weniger als ein Jahrzehnt trennt die Urauf-     als Schlüsselwerke des zwanzigsten Jahr-                                                                          I – Das schöne Meer
führung von Claude Debussys dreiteiligem        hunderts. Die direkte Gegenüberstellung ist                                                                           bei den Sanguinaire-Inseln,
Orchesterwerk „La Mer“ von der Premiere         reizvoll und macht auf direkte Gegensätze                                                                        II – Spiel der Wellen,
von Igor Stravinskys „Le Sacre du Printemps“.   aufmerksam, denn während Stravinskys „Le                    Claude Debussy                                      III – Der Wind lässt das Meer tanzen.
                                                Sacre du Printemps“ mit elementaren Rhyth-                  „La Mer“                                            Daran arbeite ich nach unzähligen Erinnerun-
Uraufführungsort war in beiden Fällen die       men und kräftigen Orchesterfarben geradezu                    Drei sinfonische Skizzen                          gen und versuche es hier zu beenden…“
französische Hauptstadt, allerdings schlugen    kantig wirkt, verhält sich „La Mer“ von Clau-
bei der Uraufführung von Igor Stravinskys       de Debussy hingegen „fließender“. Und inte-                 Über die langwierige Entstehung von Claude          Nun begann sich die Arbeit jedoch über lan-
Ballett die Wellen höher: Die Premiere am       ressant ist ferner, dass in beiden Fällen die               Debussys Orchesterwerk „La Mer“ sind wir            ge Zeit hinzuziehen. Übrigens konzipierte der
29. Mai 1913 im Pariser Théâtre des Champs-     Komponisten durch außermusikalische Vor-                    durch Briefe des Komponisten an seinen              Komponist sein Werk auch nicht an der Küs-
Elysées löste einen gewaltigen Skandal aus.     stellungen inspiriert wurden: Igor Stravinsky               Verleger Jacques Durand ausführlich unter-          te, aber er vermochte seinen Kollegen André
Aber auch die Uraufführung von Debussys         durch die klaren Vorgaben eines Ballettsze-                 richtet. Bevor er sich diesem Orchesterwerk         Messager zu beruhigen: „Sie wissen vielleicht
Orchesterwerk am 15. Oktober 1905 im Rah-       narios, Claude Debussy durch die bildlich we-               widmete, hatte er das Bühnenwerk „Pelléas           nicht, dass ich der schönen Laufbahn eines
men der Concerts Lamoureux stand unter kei-     niger festgelegten Vorstellungen, die Meer                  et Mélisande“ vollendet – auch dies keine ge-       Seemanns bestimmt war, und dass nur die
nem guten Stern, denn die Orchestermusiker      und Natur bei ihm auslösten.                                wöhnliche Oper, da die Dramatik einer Hand-         Zufälle des Lebens mich davon abgebracht
kamen mit der Neuartigkeit dieser „Sinfoni-                                                                 lung gewissermaßen nach innen verlagert             haben. Nichtsdestoweniger habe ich Ihm
schen Skizzen“ nicht wirklich zurecht; auch                                                                 wird. Am 12. September 1903 teilte Debussy          [dem Meer] eine aufrichtige Leidenschaft be-
Debussys Komponistenkollegen und die Kriti-                                                                 Jacques Durand mit:                                 wahrt. Nun werden Sie mir sagen, dass die
ker äußerten Vorbehalte.                                                                                                                                        Weinberge der Bourgogne nicht gerade vom
                                                                                                            „Mein lieber Freund...                              Ozean umspült werden…! Und dass das Gan-
Indessen wurde die Bedeutung der beiden                                                                     Was würden Sie hierzu sagen:                        ze womöglich den im Atelier entstandenen
Werke bald erkannt, sie sind im Konzert-                                                                    La Mer                                              Landschaftsbildern ähneln könnte! Aber ich
saal heimisch geworden und gelten heute                                                                     Drei symphonische Skizzen für Orchester.            habe unzählige Erinnerungen; das ist meiner

4                                                       Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                               5
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Meinung nach mehr wert als eine Realität,       Satzkunst, die im ganzen ziemlich traditions-               irgendwie selbst antreibt, ohne die Hilfe eines Zuletzt sei die Frage angesprochen, ob es sich
deren Zauber in der Regel die Gedanken zu       gebunden geblieben ist, als in der Konzeption               verbindlichen Modells.“                         bei „La Mer“ in erster Linie um eine sympho-
schwer belastet.“ Dann aber änderte Debussy     der dialektischen Organisation und der klang-                                                               nische Komposition oder um Programmmusik
die Satztitel noch verallgemeinernd um und      lichen Entwicklung. Die Musik wird hier zu ei-              In den drei Sätzen „Von der Morgendämme- handelt. Denn auch Kritiker hat Debussy viele
arbeitete 1904 auf der Kanalinsel Jersey und    nem geheimnisvollen, rätselhaften Universum,                rung bis zum Mittag auf dem Meer“, „Spiel gefunden. So urteilte der Komponist Paul Du-
dem französischen Seebad Dieppe schließlich     das sich aus sich selbst erzeugt und wieder                 der Wellen“ und „Gespräch von Wind und kas: „Die einen finden das Meer nicht wieder,
doch noch unmittelbar am Meer an der Instru-    zerstört. Man wird darin sogar eine Projektion              Meer“ stellt Claude Debussy thematische die anderen die Musik.“ Das Urteil des Mu-
mentierung. Im März 1905 lag die Partitur von   des Vertikalen auf das Horizontale entdecken,               Gebilde von unterschiedlicher Prägnanz vor. sikkritikers Pierre Lalo hatte den Komponis-
„La Mer“ endlich vollständig vor.               die bisher nur ein Faktum der seriellen Anord-              Chromatisch fließende Bildungen tauchen ten übrigens besonders getroffen: „Das Meer
                                                nung zu sein schien.                                        auf, und neben wellenartigen Figuren besit- höre ich nicht, sehe ich nicht und spüre ich
Mit „La Mer“ gelang Debussy der kühne                                                                       zen andere Themen signalhafte Wirkungen. nicht.“ Nun steht „La Mer“ fraglos in der Tra-
Kunstgriff, sich einerseits an die Form der     In allen großen Abschnitten der Musikge-                    Im scherzohaften zweiten Satz tauchen die dition von Berlioz Programmsymphonien, und
Symphonie anzulehnen und sich andererseits      schichte tritt das Problem der Entwicklung                  meisten a-thematischen, in flirrende Klän- musikalische Naturschilderungen gibt es auch
sofort wieder hiervon zu entfernen. Treffend    auf. Angesichts der Notwendigkeit, das ein-                 ge übertragenen Gebilde auf, und im Final- bei Beethoven („Pastorale“) und Liszt („Was
beurteilt Debussys Biograph Jean Barraqué       mal gewählte Material fortschreiten zu las-                 satz ist der Gegensatz der chromatischen man auf dem Berge hört“). Allerdings ver-
dieses Verfahren: „Trotz seines betörenden      sen, haben sich die Komponisten seit Beet-                  „Wind“- und diatonischen „Wellen“-Motive weigert Debussy, der schon den programma-
klanglichen Glanzes ist es ein schwieriges      hoven vor allem die Aufgabe gestellt, ihr Werk              nicht zu verkennen. Der erste und der dritte tischen Tondichtungen eines Richard Strauss
Wagnis, auf analytischem Wege an das Werk       möglichst von jedem idealen Archetypus fern-                Satz gipfeln in einen strahlenden Choral, den skeptisch gegenüberstand, konkrete illustrie-
heranzukommen. Um es zu erklären, muss          zuhalten. Mit La Mer hat Debussy wirklich ein               der Komponist und Dirigent Pierre Boulez als rende Anmerkungen (wie auch bei der Ausar-
man faktisch die gewohnten Methoden der         Entwicklungsverfahren erfunden, in dem die                  „springenden Punkt“ bezeichnet hat. Hier tritt beitung die Titel der Sätze immer allgemeiner
klassischen Analyse aufgeben. Es ist, als ob    ursprünglichen Begriffe von Exposition und                  die größte Verfestigung auf, hier ereignet sich werden). 1903 notierte Debussy: „Die Musik
Debussy mit La Mer die musikalische Technik     Durchführung unaufhörlich sprudelnd neben-                  gewissermaßen eine Apotheose der Musik ist eine geheimnisvolle Mathematik, deren
neu erfunden habe, weniger im Bereich der       einander existieren, wodurch das Werk sich                  selbst.                                         Elemente am Unendlichen teilhaben. Sie ist

6                                                       Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                            7
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verantwortlich für die Bewegung der Wasser,                                                                  Unter diesem Aspekt waren die Perspekti-            Obwohl der Komponist vor allem den Cho-
das Spiel der Kurven, die die wechselnden                                                                    ven für Igor Stravinskys „Le Sacre du Print-        reographen Waslaw Nijinskij für den Miss-
Winde beschreiben; es gibt nichts Musika-                                                                    emps“ günstig, denn die von dem Dirigenten          erfolg verantwortlich machen wollte („Die
                                                 Igor StraVinsky
lischeres als einen Sonnenuntergang.“ Und                                                                    Pierre Monteux geleitete Uraufführung des           einfachsten musikalischen Regeln waren ihm
wie schon Paul Cézanne sagte: „Ich habe die      „Le Sacre                                                   Balletts am 29. Mai 1913 im Pariser Théât-          unbekannt. Der arme Kerl konnte weder Noten
Natur kopieren wollen; es gelang mir nicht,       du Printemps“                                              re des Champs-Elysées entwickelte sich zu           lesen, noch irgendein Instrument spielen.“ ),
von welcher Seite ich sie auch nahm“, so ließ     Bilder aus dem                                             einem der größten Skandale der Musikge-             waren es doch – angefangen von den ers-
Debussy sich lediglich von der Natur inspi-       heidnischen Russland                                       schichte. Der Komponist Igor Stravinsky war         ten Tönen des exponiert hohen eröffnenden
rieren. Auf diese Weise will Debussys Musik                                                                  Augen- und Ohrenzeuge dieses Eklats: „We-           Fagottsolos – die neuartigen Klänge und die
eher Bild als Abbild sein, oder mit den Worten   Ein Ärgernis verschafft Aufmerksamkeit.                     gen der Schwierigkeiten meiner Partitur             brillante Handhabung der Rhythmen, die das
Ludwig van Beethovens: „mehr Ausdruck der        Jedenfalls kann ein Ereignis oder ein Ge-                   hatten sehr viele Proben stattfinden müs-           Publikum verstörten. Allerdings war ein Miss-
Empfindung als Malerei“.                         genstand durch leidenschaftlich geführte                    sen; Monteux hatte sie mit der Sorgfalt             erfolg dieses Ausmaßes auch nicht zu erwar-
                                                 Diskussionen und heftige Verurteilungen                     und Gewissenhaftigkeit geleitet, die ihm            ten gewesen, denn die Generalprobe verlief
                                                 viel mehr Beachtung gewinnen als durch                      eigen ist. Über die Aufführung der Panto-           merkwürdig ruhig und unauffällig. Da waren
                                                 jede Form gepflegter Anerkennung. Und be-                   mime kann ich unmöglich urteilen, denn              laut Auskunft des Komponisten aber vor al-
                                                 stätigt es sich, dass nach dem Abklingen er-                ich habe den Zuschauerraum verlassen,               lem Künstler, Maler, Musiker, Schriftsteller
                                                 regter Debatten doch nicht alles nur Provo-                 als bei den ersten Takten des Vorspiels             und die „kultiviertesten Mitglieder der Gesell-
                                                 kation gewesen ist, wenn nämlich unter der                  sogleich Gelächter und spöttische Zurufe            schaft“ anwesend. Und schon bei der ersten
                                                 Oberfläche die Qualität des inneren Kerns                   erschollen. Ich war empört. Die Kundge-             konzertanten Aufführung im August 1914 in
                                                 erkannt wird, dann ist der sich anschließen-                bungen, am Anfang noch vereinzelt, wur-             Paris wurde die bahnbrechende Bedeutung
                                                 de Siegeszug oft vorprogrammiert. So wur-                   den bald allgemein. Sie riefen Gegenkund-           des Werkes erkannt: „Le Sacre du Printemps“
                                                 de manches Werk, das anfangs seiner Zeit                    gebungen hervor, und so entstand sehr               wurde zu einem Klassiker der Moderne, der
                                                 voraus gewesen ist, später zum Klassiker.                   schnell ein fürchterlicher Lärm.“                   seinen herausfordernden Charakter nicht

8                                                        Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                                 9
JONATHAN DARLINGTON Duisburger Philharmoniker DEBUSSY La Mer STRAVINSKY Le Sacre - Chandos Records
verloren hat, jedoch zahlreiche Möglichkeiten    ponist gewissermaßen Angst vor der eigenen                  der Natur bekannt – sie lehrt, wie man              ehren die Auserwählte mit einem stürmi-
klanglicher und rhythmischer Neuerungen in       Courage, und nach dem „Feuervogel“ schrieb                  weissagt. Junge Mädchen, die Gesichter              schen Tanz. Sie rufen die Vorfahren an. Sie
der Musik des zwanzigsten Jahrhunderts in        er zunächst „Petruschka“. Erst danach folgte                bemalt, kommen in einer Reihe vom Fluss             übergeben die Auserwählte den weisen al-
sich birgt.                                      „Le Sacre du Printemps“, wobei der Kompo-                   her. Sie tanzen den Frühlingstanz. Die Spiele       ten Männern. In Gegenwart der Alten opfert
                                                 nist sich an den Librettoentwurf hielt, den                 beginnen. Das Spiel der Brautentführung.            sie sich im großen, heiligen Tanz, das große
Als „Le Sacre du Printemps“ uraufgeführt         er gemeinsam mit dem Bühnenbildner und                      Man führt den Frühlingsreigen auf. Man              Opfer wird ausgeführt.“
wurde, war der Komponist Igor Stravinsky 31      Mythenkundler Nikolaus Roerich ausgearbei-                  teilt sich in zwei Lager. Ein Lager geht auf
Jahre alt, und er konnte den mit den Balletten   tet hatte:                                                  das andere zu. Keilförmig dringt in die Früh-       Die Besonderheiten von „Le Sacre du Print-
„Der Feuervogel“ und „Petruschka“ eingelei-      „Le Sacre du Printemps ist ein musikalisch-                 lingsspiele die heilige Prozession der wei-         emps“ lassen sich am einfachsten durch den
teten internationalen Siegeszug fortsetzen.      choreographisches Werk. Es sind Bilder aus                  sen alten Männer ein. Der älteste und wei-          Vergleich mit den beiden älteren Balletten
Die Uraufführungen dieser drei Werke fan-        dem heidnischen Russland, innerlich zu-                     seste Greis bricht das Spiel ab. Unter Zittern      erklären. Während „Der Feuervogel“ deutlich
den in dichter Folge in den Jahren 1910, 1911    sammengehalten von einer Hauptidee: dem                     erwartet man die große Handlung der Grei-           vom französischen Impressionismus beein-
und 1913 statt. 1910 war Stravinsky noch         Geheimnis des großen Impulses der schöp-                    se, die Segnung der Frühlingserde. Der Kuss         flusst ist, wirkt „Petruschka“ bei vielfacher
mit seinem Ballett-Erstling „Der Feuervo-        ferischen Kräfte des Frühlings. Es gibt keine               der Erde. Man tanzt auf der Erde. Durch             Verwendung von originalen Volksliedern oder
gel“ beschäftigt, als ihm bei der Vision einer   Handlung, aber folgende choreographische                    den leidenschaftlichen Tanz heiligt man die         Tänzen deutlich „russischer“. Der chromati-
heidnischen Feier die Idee zu einem weiteren     Sukzession:                                                 Erde. Im Tanz wird man eins mit der Erde.           schen Tonsprache des „Feuervogels“ ist hier
Tanzstück kam. In seiner Chronik beschrieb                                                                                                                       eine bitonale Harmonik gegenübergestellt,
Stravinsky das Sujet folgendermaßen: „Alte       Teil I: Der Kuss der Erde (später von dem                   Teil II: Das große Opfer. In der Nacht halten       was nichts anderes bedeutet als eine gleich-
Männer sitzen im Kreis und schauen dem To-       Komponisten „Die Anbetung der Erde“ ge-                     die Jungfrauen geheimnisvolle Spiele ab.            zeitige Überlagerung zweier Tonarten. „Le
deskampf eines jungen Mädchens zu, das ge-       nannt). Man feiert das Frühlingsfest. Es                    Herumgehen in Kreisen. Eine ist als Opfer           Sacre du Printemps“ gewinnt dagegen einen
opfert werden soll, um den Gott des Frühlings    findet auf den Hügeln statt. Man bläst auf                  ausersehen. Das Schicksal bestimmt sie              noch radikaleren Charakter, etwa durch stän-
günstig zu stimmen. Es war das Thema des         Flöten. Junge Männer wahrsagen. Bei ihnen                   zweimal. Zweimal wird sie in den ausweg-            dige komplizierte Taktwechsel oder durch
Sacre du Printemps.“ Jedoch hatte der Kom-       ist eine alte Frau. Ihr sind die Geheimnisse                losen Kreis eingefangen. Die Jungfrauen             Umakzentuierungen, mit denen vertraute

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Gleise aufgebrochen werden. Doch der Reiz        Das ist insofern nicht verwunderlich, als die                                                                   bütierte und als stellvertretender Musikdirektor
der „Sacre“-Partitur ist dadurch noch nicht      für das klassische Ballett typischen Wechsel                                                                    bis 1993 zahlreiche weitere Erfolge feierte.
erschöpft, dass kurze Motive, die oft einen      des großen Corps de ballet mit Solo oder Pas                                                                    Mitreißende Dynamik und ein besonderes
folkloristischen Ursprung haben, eine Entfes-    des deux hier weitgehend fehlen. Seitdem                                                                        Feingefühl für Tiefe und Balance prägen die
selung des Rhythmus bewirken. Hinzu kommt,       garantiert die Radikalität der Tonsprache                   Jonathan Darlington                                 Arbeit von Jonathan Darlington. In seinem
dass sich durch ungewöhnliche Spieltechni-       bei jeder Aufführung ein faszinierendes Hör-                ist Generalmusikdirektor der Duisburger Phil-       breitgefächerten Repertoire, das symphoni-
ken eine bis dahin ungeahnte Klanglichkeit       abenteuer.                                                  harmoniker sowie der Vancouver Opera und            sche und Opernwerke vom Barock bis zur Ge-
einstellt und das Geräusch einbezieht. Sicher-                               Michael Tegethoff               sorgt mit höchster Präzisionsarbeit und En-         genwart umfasst, legt er seine Schwerpunkte
lich mag man diesbezüglich auf den großen                                                                    thusiasmus für die außerordentliche Qualität        auch auf wenig bekannte Werke außerhalb
Anteil von Schlaginstrumenten verweisen.                                                                     und Beliebtheit beider Orchester.                   des europäischen Mainstreams. Zahlreiche
Aber dies allein wäre für die Zeit noch nicht                                                                Nach seinem Studium an der Universität              Ur- und Erstaufführungen wie Manfred Tro-
einmal untypisch. Ungewöhnlich ist vielmehr,                                                                 Durham und der Royal Academy of Music in            jahns „La Grande Magia” oder Kagels „Broken
dass Stravinsky auch die übrigen Instrumente                                                                 London begann Jonathan Darlington seine             Chords” zeugen von seinem besonderen Enga-
perkussiv behandelt, etwa kurz nach Beginn                                                                   Karriere als Pianist und Liedbegleiter in Frank-    gement für zeitgenössische Musik. Aufgrund
die Streicher bei den hartnäckig wiederkeh-                                                                  reich, wo er bereits früh mit Musikerpersön-        seiner Vielseitigkeit international gefragt,
renden Schlagfolgen im „Tanz der jungen                                                                      lichkeiten wie Pierre Boulez, Riccardo Muti und     gastiert Jonathan Darlington bei namhaften
Mädchen“.                                                                                                    Olivier Messiaen zusammenarbeitete. Sein De-        Orchestern und Opernhäusern in der ganzen
                                                                                                             büt als Dirigent feierte er 1984 am Pariser         Welt.
Während Igor Stravinsky seine Ballette „Der                                                                  Théâtre des Champs Elysées mit Francesco            In Anerkennung seiner künstlerischen Arbeit
Feuervogel“ und „Petruschka“ neu für den                                                                     Cavalli’s Barockoper „Ormindo”. 1990 engagier-      wurde Jonathan Darlington zum Chevalier des
Konzertsaal einrichtete, ließ er die Partitur                                                                te Myung-Whun Chung Jonathan Darlington             Arts et des Lettres ernannt und ist Träger des
von „Le Sacre du Printemps“ ohne Umände-                                                                     als Assistenten an die Opéra Bastille in Paris,     selten verliehenen Ehrentitels eines Fellow
rungen für konzertante Aufführungen gelten.                                                                  wo er 1991 mit Mozarts „Le nozze di Figaro” de-     der Royal Academy of Music, London.

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vorstand. Eine lange Phase künstlerischer           Die zeitgenössische Musik hat in den Pro-
                                                                                                           Beständigkeit verbindet sich mit den Namen          grammen der Duisburger Philharmoniker
                                                                                                           Miltiades Caridis, Lawrence Foster, Alexan-         traditionell einen hohen Stellenwert. Be-
                                                                                                           der Lazarew und Bruno Weil. Seit der Jubi-          deutende Komponisten der Gegenwart wie
                                                                                                           läumssaison 2002/2003 leitet der Brite Jo-          Wolfgang Rihm, Mauricio Kagel, Krzysztof
                                                                                                           nathan Darlington als Generalmusikdirektor          Meyer, Jürg Baur und Manfred Trojahn
                                                                                                           die Geschicke der Duisburger Philharmoniker,        schrieben Werke für das Orchester.
                                                                                                           der seitdem den Charakter des Orchesters            Jonathan Darlington setzt diese Tradition
                                                                                                           nachhaltig geprägt hat. Die Liste der Gastdi-       mit wichtigen Premieren fort. Er hob Mau-
                                                                                                           rigenten ist lang und eindrucksvoll: Alberto        ricio Kagels Orchesterwerk „Broken Chords“
                                                                                                           Erede, Carlos Kleiber und Horst Stein sind          aus der Taufe und dirigierte zur Eröffnung
Die Duisburger Philharmoniker                  wurde. Die Deutsche Erstaufführung von An-                  hier ebenso verzeichnet wie Christian Thie-         der Neuen Mercatorhalle im April 2007 als
Mit ihrer mehr als 125jährigen Geschichte      ton Bruckners 9. Sinfonie zählt zu den frühen               lemann, Ton Koopman und Fabio Luisi. Immer          deutsche Erstaufführung Tan Duns Sinfonie
zählen die Duisburger Philharmoniker zu den    Höhepunkten in der Geschichte der Duisbur-                  wieder konnten die Duisburger Philharmoni-          „Heaven-Earth-Mankind“.
traditionsreichsten Orchestern Deutschlands.   ger Philharmoniker, ebenso die Interpretation               ker auch bedeutende Solisten verpflichten, so       Konzertreisen führten die Duisburger Phil-
Nach ihrer Gründung im Jahre 1877 entwi-       von Richard Strauss’ „Tod und Verklärung“                   etwa die Pianisten Ferruccio Busoni, Vladimir       harmoniker u.a. in die Sowjetunion, die
ckelten sie sich bald zu einem überregional    unter Leitung des Komponisten.                              Horowitz, Claudio Arrau und Wilhelm Kempff          Niederlande, nach Spanien, Finnland, Groß-
beachteten Klangkörper, der namhafte Diri-     Mit Eugen Jochum hatten die Duisburger                      oder die Geiger Yehudi Menuhin, Henryk              britannien, Griechenland und China.
genten anzog. Max Reger und Hans Pfitzner      Philharmoniker in den dreißiger Jahren einen                Szeryng und Arthur Grumiaux. Heute sind so          In der Saison 2009/2010 wurden die Duis-
waren die ersten prominenten Gäste am Pult     Generalmusikdirektor von hohem internatio-                  gefragte Künstler wie Bruno Leonardo Gel-           burger Philharmoniker vom DMV (Deut-
des jungen Orchesters, das später auch von     nalen Ansehen. Die schwierige Aufbauarbeit                  ber, Anna Gourari, Frank Peter Zimmermann,          scher Musikverleger-Verband e.V.) mit der
Künstlerpersönlichkeiten wie Paul Hindemith,   nach dem Krieg leistete sein Bruder Georg                   Antoine Tamestit und Claudio Bohorquez gern         Auszeichnung „Bestes Konzertprogramm“
Carl Schuricht und Bruno Walter geprägt        Ludwig Jochum, der dem Orchester bis 1970                   gesehene Gäste.                                     gewürdigt.

14                                                     Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                           15
Jonathan
                  Darlington
                                     Duisburger                                                            Igor Stravinsky (1882-1971)                      Le Sacre du Printemps
                                Philharmoniker                                                             Pictures from pagan Russia (1910-13)
                                                                                                             First Part: „L’adoration de la terre“ (“The Adoration of the Earth”)
                                                                                                         4    Introduction 3:37
                                                                                                         5    „Les augures printaniers“ – „Danse des adolescentes“ 3.22
                                                                                                       		      (“Harbringers of spring” – “Dances of the adolescents”)
                                                                                                         6    „Jeu du rapt“ (“Ritual of abduction”) 1:17
                                                                                                         7    „Rondes printanières“ (“Spring rounds”) 3.43
                                                                                                         8    „Jeu de cité s rivales“ (“Games of the rival tribes”) 1:50
                                                                                                         9    „Cortège du sage“ (“Procession of the sage”) 0:46
                                                                                                        10     „Le sage“ (“The sage”) 0:32
                                                                                                        11     „Danse de la terre“ (“Dance of the earth”) 1:18

      Claude Debussy (1862-1918)            La Mer                                                      12
                                                                                                             Second Part: „Le sacrifice“ (“The Sacrifice”)
                                                                                                              Introduction 4:45
		 Three symphonic sketches (1903-05)
                                                                                                        13     „Cercles mystérieux des adolescentes“ (“Mystical circles of the adolescents”) 3:16
 1 I. De l´aube à midi sur la Mer 9:23
			 (From dawn to midday on the sea). Very slowly                                                       14     „Glorification d’Élue“ (“The glorification of the chosen one”) 1:36
 2	II. Jeux de vagues (Play of the waves). Allegro 7:03                                                 15     „Évocation des ancêtres“ (“Evocation of the ancestors”) 0:41
 3	III. Dialogue du vent et de la Mer 9:18                                                              16     „Action rituelle des ancêtres“ (“Ritual of the ancestors”) 3:59
			 (Dialogue of the wind and the sea). Animated and tumultuous                                         17     „Danse sacrale (L’Élue)“ (“Sacrificial dance of the chosen one”) 5:07

16                                                 Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps    Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                           17
The premiere of Claude Debussy’s three-          recognised as major works of the twen-                                                                             I – The beautiful sea
part work La Mer and the premiere of Igor        tieth century. The comparison is appealing                                                                             near the Sanguinaire Islands,
Stravinsky’s Le Sacre du Printemps are less      and draws attention to direct contrasts:                                                                          II – Play of the Waves,
than a decade apart.                             while the elemental rhythms and powerful                                                                         III – The Wind makes the Sea Dance.
                                                 orchestral colours of Stravinsky’s Le Sac-                                                                       After experiencing countless memories, I am
In both cases, the pieces were premiered         re du Printemps are angular in their effect,                 Claude Debussy                                      working on this and I am trying to leave it at
in the French capital, but the premiere of       Claude Debussy’s La Mer behaves more                         „La Mer“                                            that…“
Igor Stravinsky’s ballet caused more of a        “flowingly”. It is also interesting to note that               Three symphonic sketches
stir. In fact, its premiere in the Théâtre des   in both cases, the composers were inspired                                                                       But the work took much more time than ex-
Champs-Elysées in Paris on May 29, 1913          by images outside the world of music: Igor                   We can learn in detail about the lengthy crea-      pected. Although the composer did not get the
induced an enormous scandal. The premiere        Stravinsky by the clear delineations of a                    tion of Claude Debussy’s orchestral work La         idea for the piece on the coast, he was able to
of Debussy’s orchestral work on October 15,      ballet scene and Claude Debussy by more                      Mer through letters to his publisher Jacques        assuage his fellow composer André Messager
1905 at the Concerts Lamoureux was also          vague imagery provoked in him by the sea                     Durand. Before he started the composition,          by writing: “Maybe you don’t know that I was
plagued by misfortune, since the orches-         and nature.                                                  he completed the opera Pelléas et Mélisan-          intended for the fine career of a sailor, and
tral musicians found it hard to cope with                                                                     de – which is also not a conventional opera,        only life’s fortunes have led me away from it.
the technical innovations of the symphonic                                                                    since the dramaturgy is in some respects            Nevertheless I have still a sincere passion for
sketches. Debussy’s fellow composers as                                                                       quite introverted. On September 12, 1903,           it [the sea]. Now you might say that the ocean
well as critics also expressed their reser-                                                                   Debussy wrote to Jacques Durand:                    doesn’t exactly wash the hills of Burgundy…!
vations.                                                                                                                                                          And that the whole thing might be similar to
                                                                                                              “My dear friend…                                    the landscape paintings created in my atelier!
However, the importance of both works                                                                         What do you say to this:                            But I have countless memories which are, in
was soon recognized. They have both be-                                                                       La Mer                                              my opinion, worth more than a reality that in
come well known concert pieces and are                                                                        Three symphonic sketches for orchestra.             general weighs too heavily on one’s thoughts.”

18                                                        Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                                19
Then Debussy changed the titles of the move-       itself and then destroys itself again. One can              tions appear, wave-like phrases co-exist with       symphonies, and musical depictions of nature
ments to make them more general and worked         even discover a projection of the vertical onto             themes acting as signals. In the scherzo-like       can also be found in the music of Beethoven
on the instrumentation by the sea after all: on    the horizontal, which until now appeared only               second movement, athematic and fleeting             (“Pastorale”) and Liszt (“Was man auf dem
the Channel Island of Jersey and in the French     as a practice in serial compositions.                       sound images appear and in the final move-          Berge hört” – “What one hears on the moun-
seaside resort of Dieppe. In March of 1905, the                                                                ment, the contrast between the chromatic            tains”). However, Debussy, who was already
full score of La Mer was finally complete.         In all major eras of music history, the problem             “wind” motif and the diatonic “wave” motif          skeptical of the programmatic tone poems
                                                   of musical development has been an issue.                   is not to be mistaken. The first and third mo-      of Richard Strauss, rejected concrete illust-
With La Mer, Debussy succeeded in orienta-         Because of the necessity to advance original                vements culminate in a brilliant chorale which      rative remarks (just as he edited the titles of
ting the work to that of the symphonic form        material, composers since Beethoven have                    composer and conductor Pierre Boulez descri-        the movements, making them more general).
and at the same time in distancing himself         given themselves the challenge of keeping                   bes as the “leaping point”. This is a moment        In 1903, Debussy noted: “Music is like mys-
from this form. Debussy’s biographer Jean          their works removed from any ideal archetype.               of huge consolidation, in some respects an          terious mathematics whose elements parti-
Barraqué summed up his art by writing: “In         Debussy indeed invented a method of deve-                   apotheosis of music itself.                         cipate ad infinitum. It is responsible for the
spite of its captivating brilliance, any ana-      lopment in La Mer where the original ideas                                                                      movement of water, the play of the curves
lytical approach to the piece is done at one’s     of exposition and development exist next to                 Then there is the question of whether La Mer        which describe the changing winds; there is
own peril. In order to explain it, one needs       each other with continuous effervescence, and               is first and foremost a symphonic compositi-        nothing more musical than a sunset.” And
to practically abandon the usual methods of        somehow the piece drives itself without the                 on or if it is programme music. Debussy also        as Paul Cézanne once said: “I tried to copy
classical analysis. It is as if Debussy invented   aid of some binding model.”                                 drew many critics. Composer Paul Dukas              nature; but I couldn’t, I searched, turned,
musicality anew in La Mer, not really the art                                                                  once judged: “Some don’t see the sea, others        looked at it from every direction, but in vain”.
of composition, which on the whole remains         In three movements, “Dawn to midday on the                  don’t see the music.” The judgement of mu-          Debussy could only be inspired by nature. In
quite bound to tradition, as much as the con-      sea”, “Play of the waves” and “Dialogue of                  sic critic Pierre Lalo especially hurt the com-     this way, Debussy’s music is more a symbol
ception of dialectical organisation and the        the wind and the sea”, Claude Debussy int-                  poser: “I don’t hear the sea; I don’t see it and    than a copy, or in the words of Ludwig van
development of sound. The music becomes a          roduces thematic images of varying degrees                  I don’t feel it.” La Mer is without question in     Beethoven: “more an expression of feeling
mysterious and cryptic universe which creates      of conciseness. Chromatically flowing forma-                the same tradition as Berlioz’s programme           than a painting”.

20                                                         Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                                 21
were favourable, because the premiere at                    ment.” ), it was really the new sounds – from       scores The Firebird and Petrouchka. The first
Igor Stravinsky                              the Théâtre des Champs-Elysées in Paris                     the first tones of the opening exposed high         performances of these three works took
                                             conducted by Pierre Monteux on May 29,                      bassoon solo – and the brilliant handling of        place in quick succession in 1910, 1911 and
„Le Sacre                                    1913 became one of the greatest scandals                    the rhythm which disturbed the audience.            1913. Stravinsky was occupied with his first
 du Printemps“                               in music history. The composer Igor Stra-                   A failure of this proportion was not expec-         ballet The Firebird in 1910 when he envisi-
     Pictures                                vinsky was eyewitness to the uproar: “Be-                   ted, since the dress rehearsal was strangely        oned the idea of a pagan ritual for a further
     from pagan Russia                       cause of the difficulties of my score, there                unremarkable. According to the composer’s           ballet. In his writings, Stravinsky described
                                             were many rehearsals; Monteux led them                      information, the “most cultivated members           the subject of the piece: “Old men sit in a
Scandals draw attention. An event or an      with his usual care and thoroughness. I can-                of society” were present, above all artists,        circle and witness the mortal agony of a
object can at least gain much more renown    not judge the performance, because I left                   painters, musicians and writers. But even           young girl who is to be sacrificed in order to
through passionately led discussions and     the hall as soon as laughter and cat-calls                  at the first concert performance in August          please the god of spring. It was the theme
fierce condemnations than any form of poli-  interrupted the first bars of the introduction.             1914 in Paris, the groundbreaking impor-            of Le Sacre du Printemps.” The composer
te appreciation. And after the heated deba-  I was outraged. Voices called out against the               tance of the piece was recognized. Le Sacre         lacked the courage somewhat to follow
tes die down, if it comes to light that it was
                                             work, at first one at a time, then in unison.               du Printemps has become a modern classic            through and composed Petrouchka after
not all just a great provocation, if quality Then other people started shouting in fa-                   whose challenging character has not been            The Firebird. Only later did Le Sacre du Prin-
and integrity are recognized under the sur-  vour of the work, and very quickly it became                lost and which contains numerous examples           temps follow. The composer, however, stuck
face, then the triumph which follows is of-  a horrible noise.”                                          of tonal and rhythmic innovations of the mu-        to the draft of the libretto which he had
ten a matter of course. Some pieces which                                                                sic of the twentieth century.                       worked out with stage designer and myth
appear ahead of their time later become Although the composer tried to make the                                                                              specialist Nikolaus Roerich:
classics.                                      choreographer Vaslav Nijinsky responsible                 Le Sacre du Printemps was premiered when            “Le Sacre du Printemps is a musical-choreo-
                                               for the failure (“The simplest musical ru-                the composer Igor Stravinsky was 31 years           grapical work. It depicts images from pagan
Seen this way, the prospects for Igor les were unknown to him. The poor fellow                           old and with it he gained further internati-        Russia, bound together by a main idea:
Stravinsky’s ballet Le Sacre du Printemps could neither read music nor play an instru-                   onal acclaim after the success of his ballet        the secret of the great impulse of the

22                                                   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                               23
creative forces of spring. There is no plot, dance on the earth. The passionate dance                          chromatic tonal language of The Firebird is         Although Igor Stravinsky arranged special
only the following choreographic succession sanctifies the earth. They become one with                         contrasted with the bi-tonal harmony of Pe-         versions of his ballets The Firebird and
of events:                                   the earth through dance.                                          trouchka, which means nothing more than             Petrouchka for the concert hall, he left the
                                                                                                               the concurrent interaction of two tonalities.       score of Le Sacre du Printemps unchanged
Part I: The kiss of the earth (later named“        Part II: The great sacrifice. At night, the                 Le Sacre du Printemps has an even more              for concert performances. This is not at all
Adoration of the earth” by the composer).          maidens play mysterious games. They walk                    radical character which is accomplished             surprising since the usual changes between
The celebration of the spring festival. It takes   around in circles. One is chosen as a victim.               through constant change of time or through          the large corps de ballet, solos and pas de
place on a hill. Flutes are sounded. Young         She is determined by fate twice. She is cap-                changes in accentuation which break the             deux are lacking here. The radical nature
men soothsay. There is an old woman with           tured in a circle twice. The maidens honour                 barriers of more conventional rhythms. But          of the tonal language ensures a fascinating
them. She knows the secrets of nature - she        the chosen one with a rapturous dance. They                 the appeal of the Sacre score does not end          listening adventure every performance.
teaches them how to be soothsayers. Young          evoke the ancestors. They hand over the                     there. Short motifs which often have their
girls whose faces are painted come up from         chosen one to the wise old men. In the pre-                 origins in folk melodies have the effect of                                   Michael Tegethoff
the river one by one. They dance the dance         sence of the old ones, she sacrifices herself               unleashing the rhythm. Also, unusual tech-
of spring. The games begin. The game of            in a great, holy dance and the great sacrifice              niques and timbres unknown until then,
the abduction of the bride. They perform           is carried out.”                                            even noise, are included. Surely one can
the spring rounds. They are divided into two                                                                   point to the disproportionate use of per-
tribes. One tribe attacks the other. The holy      The noteworthiness of Le Sacre du Print-                    cussion instruments, but these alone were
procession of the old wise men breaks into         emps is easiest to explain by comparing it                  not atypical at the time. What was more
the spring games like a wedge. The oldest          to Stravinsky’s previous two ballets. Whe-                  unusual was that Stravinsky also treated
and wisest sage interrupts the game. The           reas The Firebird is considerably influenced                the other instruments as percussion instru-
great action of the sage is anticipated with       by French impressionism, Petrouchka has a                   ments, for example the persistent beats of
trembling excitement, the blessing of the          much more “Russian” effect through the use                  the strings shortly after the introduction in
spring soil. The kissing of the earth. They        of original folk melodies and dances. The                   “Dance of the adolescents”.

24                                                         Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                             25
Myung-Whun Chung at the Paris Opéra with
                                               Le nozze di Figaro.

                                               Sensitivity for depth and balance and an
Jonathan Darlington                            infectious dynamism are the hallmarks
is music director of the Duisburg Philharmo-   of Jonathan Darlington’s work. His vast
nic Orchestra and the Vancouver Opera. His     symphonic and operatic repertoire ranges
demand for the highest level of professio-     from the baroque to the contemporary, with
nalism and precision, infused with genuine     an emphasis on lesser known (contemporary)
enthusiasm, has ever increased the quality     works outside the European mainstream.
and popularity of both orchestras.             Numerous world and national premieres of
                                               works such as Trojahn’s La Grande Magia or
A graduate of Durham University and the        Kagel’s Broken Chords attest to his commit-
Royal Academy of Music, he began his           ment to contemporary music.
career as freelance pianist, accompanist
and repetiteur in France. His work was         Renowned for his broad repertoire, he gives
influenced early on by such outstanding        regular guest appearances with major or-
musical personalities of our time as Pierre    chestras and opera houses the world over.
Boulez, Riccardo Muti and Olivier Messiaen.
He made his conducting debut in 1984 at the    Jonathan Darlington holds the distinctions of
Parisian Théâtre des Champs Elysées with       a Chevalier des Arts et des Lettres as well as
Francesco Cavalli’s baroque opera Ormindo,     an Honorary LRAM and a Fellow of the Royal
and in 1991, as deputy to the Music Director   Academy of Music, London (FRAM).

26                                                     Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   27
podium of the young orchestra, which was
                                                                                                            later also moulded by artistic personalities
                                                                                                            such as Paul Hindemith, Carl Schuricht, and
                                                                                                            Bruno Walter. The German premiere of
                                                                                                            Bruckner’s 9th symphony features among
                                                                                                            the early highlights in the orchestra’s history,    Duisburg Philharmonic Orchestra as its music
                                                                                                            as does the performance of Richard Strauss’         director. He has since substantially moulded
                                                                                                            “Tod und Verklärung” under the baton of the         and refined the orchestra’s personality. The
                                                                                                            composer himself.                                   impressive list of past guest conductors
                                                                                                                                                                features names such as Alberto Erede, Carlos
                                                                                                            In the 1930’s the Duisburg Philharmonic             Kleiber, and Horst Stein, as well as Christian
                                                                                                            Orchestra found a music director of high            Thielemann, Ton Koopmann, and Fabio Luisi.
                                                                                                            international renown in Eugen Jochum,               Over the years the Duisburg Philharmonic
                                                                                                            succeeded by his brother Georg Ludwig               Orchestra has attracted on a regular basis
                                                                                                            Jochum, who oversaw the difficult task              such renowned soloists as the pianists
                                                                                                            of reconstructing the orchestra after the           Ferruccio Busoni, Vladimir Horowitz, Claudio
                                                                                                            war and remained music director until               Arrau, and Wilhelm Kempf, and the violinists
                                                                                                            1970. A long period of artistic continuity          Yehudi Menuhin, Henryk Szeryng, and Arthur
Duisburg Philharmonic Orchestra                                                                             is associated with the names of Miltiades           Grumiaux. Today much sought after artists
Looking back on more than 125 years of          in 1877, it soon developed into a nationally                Caridis, Lawrence Foster, Alexander Lazarew,        such as Bruno Leonardo Gelber, Anna Gourari,
history, the Duisburg Philharmonic Orches-      respected orchestra attracting renowned                     and Bruno Weil. Since the jubilee season of         Frank Peter Zimmermann, Antoine Tamestit,
tra ranks among those German orchestras         conductors. Max Reger and Hans Pfitzner                     2002/2003, the British conductor Jonathan           and Claudio Bohorquez are welcome guests
richest in tradition. After its establishment   were the first prominent guests on the                      Darlington has guided the fortunes of the           of the orchestra.

28                                                      Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps   Debussy La Mer   Stravinsky Le Sacre du Printemps                                               29
WEITERE CDs bei ACOUSENCE classics
the Duisburg Philharmonic Orchestra has                       symphony Heaven-earth-Mankind. the Duis-                                                              Peter Iljitsch Tschaikowsky
always been committed to performing and                       burg Philharmonic Orchestra’s success has                                                             Konzert für Violine und Orchester
commissioning new works. in recent times                      been complemented by concert tours to                                                                 D-Dur op. 35
featured composers have included Wolfgang                     the former soviet union, the netherlands,
rihm, Mauricio kagel, krzysztof Meyer,                        spain, Finland, Great britain, Greece, and                                                            Ralph Vaughan Williams
Jörg baur, and Manfred trojahn. Jonathan                      China.                                                                                                Fantasie über ein Thema von Thomas
Darlington has continued to build on this                                                                                                                           Tallis für doppeltes Streichorchester
tradition by initiating important premieres,                  For its 2009/2010 season, the Duisburg
such as the world premiere of Mauricio                        Philharmonic Orchestra has been honoured                                                              Susanna Yoko Henkel | Violine
                                                                                                                              Katalognummer ACO-CD 21510
kagel’s orchestral work broken Chords                         with the best Concert Programme award by                                                              Duisburger Philharmoniker
and the German premiere of tan Dun’s                          DMv (Deutscher Musikverleger-verband e.v.)                                                            Jonathan Darlington

                                                                                                                                                                    España
                                                                                                                                                                    Chabrier: „España“ / Turina: „Danzas fantásticas” /
                                                                                                                                                                    Rodrigo: „Concierto de Aranjuez” / Ravel: „Alborada
24Bit Quad Sampling Ultra Definition Recording
                                                                                                                                                                    del gracioso” / de Falla: Drei Tänze aus „El sombrero de
aCOusenCe uses digital recording equipment of highest quality combined with finest analog equipment. Multitrack
recording in 24bit/176,4kHz or 192kHz, high quality analog mixing for the best possible high resolution stereo sum, then                                            tres picos” / Marquéz: Danzón No. 2
master recording and mastering direct to 192kHz for CD, DVD+FLAC and Download.
Equipment                                                                                                                                                           Marlon Titre | Gitarre
neuMann (M150 tube/kM130/140/184/143) MiCrOteCH GeFeLL (uM75/uMt70s/M296/M70) Microphones                                                                           Anhaltische Philharmonie Dessau
aCOusenCe’s custom-built artistiC FiDeLty reFerenCe MiCaMP | apogee aD16X, Da16X, rOsetta800,                                 Katalognummer ACO-CD 21610            Antony Hermus
Mytek stereo192aDC converters | MerGinG teCHnOLOGies Pyramix system | aCOusenCe’s custom-built passive
analog mixing
                                                                                                                              Auch erhältlich als hochauflösende FLAC-Files für Mediaplayer: Download bei www.linnrecords.com
                                                                                                                              oder als DVD+FLAC Disc unter www.acousence.de • Also available as high resolution FLAC files for
                                                                                                                              media players: Download at www.linnrecords.com or on DVD+FLAC disc at www.acousence.de
30                                                                       Debussy La Mer    stravinsky Le Sacre du Printemps
CLAUDE DEBUSSY (1862-1918)
  La Mer Drei sinfonische Skizzen (1903-05)
  IGOR STRAVINSKY (1882-1971)
  Le Sacre du Printemps
                                                                                              JONATHAN
  Bilder aus dem heidnischen Russland                                                          DARLINGTON
  (1910-13)                                                                                            Duisburger
                                                                                                  Philharmoniker

                                       Die LIVING CONCERT SERIES verkörpert                        The LIVING CONCERT SERIES embodies
                                       den Grundgedanken der „Label-Philo-                         the basic concept behind ACOUSENCE’s
                                       sophie“ von ACOUSENCE. Diese Musik-                         “label philosophy”. These music recordings
                                       aufnahmen überzeugen neben der musi-                        provide exceptional musical content,
                                       kalischen Güte und der audiophilen Klang-                   audiophile sound quality, and above all,
                                       qualität vor allem durch die emotionale                     emotionally intense performances. The
                                       Kraft und Intensität der Darbietung. Die                    spontaneity and excitement of a live
                                       Spontaneität und die Natürlichkeit einer                    performance combined with highly re-
                                       Live-Aufführung kombiniert mit ausgefeil-                   fined recording techniques capable of
                                       ter Aufnahmetechnik, die besonders die                      transmitting the finest nuances of sound
                                       für Atmosphäre und emotionale Wirkung                       so essential in portraying atmosphere
                                       so essenziell wichtigen kleinsten Nuancen                   and emotional content gives you a true
                                       im Klangbild übertragen kann, lassen Sie                    “concert” experience.
                                       Ihr Konzerterlebnis erfahren.

Aufnahmeleitung, Aufnahmetechnik / recording producer, recording engineer: Ralf Kolbinger, Ralf Koschnicke • Mischung, Schnitt / mixing
engineer, editor: Ralf Koschnicke • Produzent / producer: Ralf Koschnicke • Technik / recording facilities: ACOUSENCE recording mobile / ACOUSENCE
recordings • Aufnahmeort / recording location: Philharmonie Mercatorhalle Duisburg, 03./04.02.2010 [1-3], 09./10.09.2009 [4-17] • Gestaltung / artwork:
Harald Priem, [trans-ponder.de] • Fotografie / photography: Christoph Müller-Girod • Verlage / publishers: DURAND [1-3]; BOOSEY & HAWKES [4-17]

©+    P   2010 ACOUSENCE records                         www.acousence.de                         Made in the EU                   ACO-CD 21710
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