Jüdisches Regensburg Schwerpunkt - Jahresthema des Kulturreferats 2019 "Stadt und Gesellschaft" - Schwerpunkt "Jüdisches ...
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Einen neuen Anfang wagen Die Synagoge steht am alten Ort Die Vergangenheit wirkt bis in die Gegenwart. Nichts macht das gegenwärtig deutlicher als der Neubau der Synagoge der Jüdischen Gemeinde am historischen Ort in der Regensburger Altstadt. Es ist der Ort, wo vor 80 Jahren die Nationalsozialisten die Synagoge der Vorgän- gergemeinde plünderten und in Brand setzten. Heute steht dort wieder das jüdische Gemeindezentrum mit Synagoge. Es ist das Ergebnis zielstrebigen Handelns vieler Akteu- re, dass die Fertigstellung mit einem historischen Datum aus der Regensburger Stadtgeschichte zusammentrifft: dem Jahr 1519. Vor 500 Jahren, am 21. Februar 1519, beschloss der Regensburger Stadtrat die Vertreibung der Juden. Vorausgegangen war diesem Pogrom eine jahre- lange antijüdische Hetz- und Verleumdungskampagne. Sie mobilisierten in einer Periode des wirtschaftlichen Nieder- gangs der Stadt Aberglauben und Habgier und zerstörten ein jahrhundertealtes, nicht immer spannungsfreies Mitein- ander von Juden und Christen in Regensburg. Doch die Geschichte der Juden in Regensburg endete nicht mit der Vertreibung. Im 17. Jahrhundert kamen mit dem Immerwährenden Reichstag wieder Juden nach Regensburg. Eine neue Gemeinde, die Israelitische Kul- tusgemeinde entstand. Die Rassenpolitik der Nazis – die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung, der Raub ihres Eigentums und schließlich ihre Deportation und Ermor- dung in den Mordstätten in Ostpolen – beendete jedoch erneut jüdisches Leben in Regensburg. Nach 1945, nach der Shoah, wagten jüdische Überlebende einen neuen Anfang. Sie gründeten 1950 die Jüdische Gemeinde Re- gensburg. 2019 eröffnet die Gemeinde wieder eine Synagoge mit Gemeindezentrum und dokumentiert damit ihre Zuversicht, weiterhin in Regensburg ihren Glauben ohne Bedrohung leben zu können. Diese Hoffnung unterstützt das nachfol- gende Veranstaltungsprogramm. Eine Vielzahl von Vor- trägen, Ausstellungen und musikalischen Themen stellt im Laufe des Jahres 2019 die wechselvolle Geschichte und die Gegenwart der jüdischen Gemeinde dar und lädt ein, sich über jüdisches Leben in Regensburg zu informieren. 1
Vortrag Widerstand durch Recht So, 10.03.2019, 17 Uhr Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Referentin: Dr. Veronika Nickel, Salomon Ludwig Stein- heim-Institut an der Universität Duisburg-Essen Der Vertreibung der mittelalterli- chen Judengemeinde 1519 aus Regensburg gingen eine jahre- Bild: Museen der Stadt Regensburg lange Drangsalierung durch die Stadt und ein Streit um gegensei- tige Rechte und Pflichten voraus. Kaiser Maximilian I., Schutzherr der Judengemeinde, ordnete die gerichtliche Klärung in Innsbruck an. Dieses bislang wenig beach- tete Gerichtsverfahren bot der Ju- dengemeinde die Möglichkeit zum Widerstand – nachdem das absolute Stillhaltegebot wäh- rend des Gerichtsprozesses durch den Tod des Kaisers im Januar 1519 vom Stadtrat gebrochen und von diesem die Vertreibung aller Juden beschlossen und binnen nur einer Woche umgesetzt worden war. Ausstellung Regensburg – Mittelalterliche Metropole der Juden 15.03. – 02.06.2019 Eröffnung: Do, 14.03.2019, 18 Uhr Historisches Museum, Dachauplatz 2-4 Einführung: Prof. Dr. Eva Haverkamp-Rott und Dr. des. Astrid Riedler-Pohlers, beide Ludwig-Maximilians-Universität München Bild: Regensburger Stadtansicht aus der „Weltchronik“ Hartmann Schedels, Nürnberg 1493 2
Im mittelalterlichen Regensburg gehörten die Juden zur städtischen Gesellschaft. Die Ausstellung erzählt die Ge- schichte der Juden auf der Grundlage neuer wissenschaft- licher Erkenntnisse in ihren vielfältigen Beziehungen zu Bürgern, Bischöfen, Herzögen und Kaisern. Die Regens- burger jüdische Gemeinde war für die städtische Gesell- schaft Regensburgs und für die Juden im mittelalterlichen Reich und Europa von großer Bedeutung. Ihre Leistungen, die sie trotz immer wieder einsetzender Repressalien, Ausgrenzungen und Bedrohungen hervorgebracht ha- ben, werden in vielen – auch alltäglichen – Aspekten ihrer langen Geschichte seit dem 10. Jahrhundert vorgestellt. Anlass der Ausstellung ist die Vertreibung der Juden durch den Stadtrat im Jahre 1519. Führung Jüdische Grabsteine des 1519 zerstörten Jüdischen Friedhofs im Stadtgebiet Regensburg Sa, 16.03.2019, 14 Uhr Treffpunkt: Emmeramsplatz, ehem. Evangelisches Kran- kenhaus (Südseite) Stadtheimatpfleger Dr. Werner Chrobak bietet zum Jahresthema 2019 „Stadt und Gesellschaft“ eine Führung an: Die drei Wochen nach dem Ju- denpogrom durchgeführte Zerstörung des Alten Jüdi- schen Friedhofs vor dem Foto: Dr. Werner Chrobak Peterstor führte zur Ver- schleppung von jüdischen Grabsteinen aus dem Friedhof und zur Aufstel- lung als „Siegeszeichen“ innerhalb des Stadtgebiets Regensburg. Teilweise wurden die Grabsteine auch als kostenloses Baumaterial verwertet. Diesen Spuren soll im wahrsten Sinne des Wortes „nachgegangen“ werden. Führungsdauer: ca. 2 Stunden, Teilnahme frei. www.stadtheimatpfleger-regensburg.de 3
Vortrag Das mittelalterliche Judenviertel in Regensburg Di, 19.03.2019, 19 Uhr Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Referenten: Prof. Dr. Bernd Päffgen/Peter Müller-Rein- holz M.A., beide Ludwig-Maximilians-Universität München Foto: Projektgruppe Neupfarrplatz, LMU München An der LMU München hat ein Projekt zur Aufarbeitung der archäologischen Grabungen am Neupfarrplatz begonnen, die von 1995 bis 1998 stattfanden, aber bislang noch nicht ausgewertet sind. Kooperationspartner sind die Stadt Re- gensburg und das Bayerische Landesamt für Denkmalpfle- ge. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat nun Mittel für das Projekt bereitgestellt. Einleitend berichtet Prof. Dr. Bernd Päffgen in seinem Vortrag „Die Ausgrabungen am Neupfarrplatz und das mittelalterliche jüdische Quartier in Regensburg“ über das Aufarbeitungskonzept und die Grabung im Bereich der Synagoge. Der Titel des anschließenden Vortrags von Peter Müller-Reinholz M.A. lautet „Die 1519 abgebrochene Hausbebauung im jüdischen Quartier in Regensburg“. Die- se Hausbebauung ist Thema seiner in Arbeit befindlichen Dissertation. Konzert Klezmer pur Foto: The Klezmer Connection So, 24.03.2019, 18 Uhr, Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Die drei Salzburger Musiker der „Klezmer Connection“ Georg Winkler (Klarinette), Hubert Kellerer (Akkordeon) und 4
Peter Aradi (Kontrabass) präsentieren ihr neues Pro- gramm „Klezmer Pur“, mit dem sie sensibel und kraftvoll die reiche Tradition jiddischer Musik ins Heute transportie- ren. Im Dialog zwischen Klarinette, Akkordeon und Kontra- bass, der keine Worte braucht und doch verstanden wird, entsteht ein vitales Mosaik, ein einmaliges Klanggemälde aus Lebensfreude, Melancholie und Sinnlichkeit. Die „Kle- zmer Connection“ steht für emotionsgeladene Interpretati- onen voll lyrischer Eleganz und feuriger Virtuosität. www.winkler-kellerer.blogspot.com Vortrag Metamorphosen der Judenfeindschaft Do, 28.03.2019, 19 Uhr Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Referent: Prof. Dr. Wolfgang Benz, Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin Dem christlichen Antijudaismus, der die religiöse Minderheit ins Ghetto drängte, folgte im 19. Jahr- hundert der „moderne Antisemitis- mus“, der rassistisch argumentier- te und in der Shoah gipfelte. Nach der Katastrophe entstanden neue Formen der Judenfeindschaft, Foto: Charlie Kuball die sich an Restitutionsleistungen festmachten wie der „sekundäre Antisemitismus“ und als politische Manifestation gegen Israel der Antizionismus. Die historischen Wurzeln und die aktuellen Erscheinungsformen des Antise- mitismus werden im Überblick dargestellt. Konzert Ensemble „...sed vivam!“ „Fürwar, eyn newe Zeyt!“ – Musik an der Wende zur Neuzeit Sa, 30.03.2019, 19 Uhr Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Das Konzert des Ensembles „...sed vivam!“ spiegelt die rasanten Entwicklungen und Umstürze der Renaissance in der Musik jener Zeit wider. Das erstarkende Selbstbe- wusstsein der städtischen Bevölkerung prägte auch das 5
Musikleben. So demonst- rierten die Regensburger Bürger zugleich Macht und Lebenslust, indem sie sich mit dem Reichssaal ihren eigenen Tanzsaal bauten. Der aufkommende Notendruck demokratisierte die Musikpfle- Foto: Hartmut Rohrmann ge und die Reformation gab der zeitgenössischen Musik vielfältige Impulse. In der Vielfalt der musikalischen Stile verschoben sich die Grenzen zwischen den traditionellen Polen der höfischen, geistlichen und bürgerlichen Musik. Ein wichtiger Aspekt des Programms ist auch, wie Musik zu allen Zeiten der kulturellen und religiösen Integration ebenso dienen konnte wie der Agitation und Hetze. www.sedvivam.de Vortrag Die Synagogen der Neuzeit in Regensburg Do, 04.04.2019, 19 Uhr Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Referenten: Dr. Cornelia Berger-Dittscheid, Kunsthistorike- rin, und Prof. Dr. Hans-Christoph Dittscheid, Kunsthistori- ker, Universität Regensburg Foto: Bilddokumentation Stadt Regensburg Neu gefundene Pläne in den Central Archives for the History of Jewish People in Jerusalem für die Synagogen in der Unteren Bachgasse (1841) und Am Brixener Hof (1912) werfen ein neues Licht auf ihre Bau- und Planungs- geschichte. Die baufällig gewordene Synagoge in der 6
Unteren Bachgasse sollte im ehemaligen Wohnturm einen Ersatz finden. Die Entwürfe blieben jedoch unausgeführt. Daraufhin plante die Israelitische Kultusgemeinde Am Brixener Hof einen Neubau und schrieb einen Wettbewerb aus. Diesen gewann der Wiener Wilhelm Stiassny, ein Spezialist des Synagogenbaus. Der Baukunstausschuss in München lehnte Stiassnys Entwurf als unpassend für Regensburg ab. Zuletzt entschied sich die Gemeinde für einen Plan des Regensburger Architekten Joseph Koch. Tages-Busexkursion Jüdische Stätten in der Oberpfalz: Regensburg (Fried- hof Schillerstraße), Floß (Friedhof und Synagoge), Sulzbach-Rosenberg (Friedhof) und Sulzbürg bei Neumarkt (Friedhof) So, 14.04.2019, 8 – 19 Uhr Busabfahrt: vor Bahnpost, ehem. Stempel Pfuhl Foto: Dr. Werner Chrobak Im Rahmen dieser Veranstaltung bietet Stadtheimatpfleger Dr. Werner Chrobak in Zusammenarbeit mit dem Kultur- referat der Stadt Regensburg eine Fahrt zum Vergleich jüdischer Stätten in Regensburg und der Oberpfalz an. Besichtigt werden neben der klassizistischen Synagoge in Floss vor allem Friedhöfe mit ihrem unwiderstehlichen Zauber, so in Regensburg, Floss, Sulzbach-Rosenberg und Sulzbürg bei Neumarkt. Der geschichtliche Rahmen wird selbstverständlich nicht zu kurz kommen. Teilnehmerbeitrag in Höhe von 20 Euro ist im Bus zu be- zahlen. Anmeldung bei: Katholische Erwachsenenbildung in der Stadt Regensburg e. V., Tel. 0941/597 22 31, E-Mail: info@keb-regensburg-stadt.de www.stadtheimatpfleger-regensburg.de 7
Konzert Jiddische Lieder mit Dresdner Klezmer So, 14.04.2019, 18 Uhr Leerer Beutel, Bertoldstraße 9 Valeriya Shishkova & Di Vanderer spielen sowohl traditionelle jiddische Lieder und Klezmer als auch zeitgenössische Foto: Yury Shishkov Kompositionen nach Texten klassischer und moderner jiddischer Au- toren. Zu ihrem Reper- toire gehören auch eige- ne Kompositionen nach Gedichten der israelischen Dichter Lev Berinsky und Michael Felsenbaum, die beide zu den wenigen und möglicherweise letzten Autoren gehören, die nicht in Hebräisch, sondern in ihrer jiddischen Mutterspra- che schreiben. Valeriya Shishkova besitzt die Gabe, Lieder mit einer großen und ergreifenden Emotionalität so spürbar und mit Herzblut zu gestalten, dass sich wohl niemand diesem besonderen Zauber entziehen kann. Die Formation tritt in folgender Besetzung auf: Valeriya Shishkova (Gesang), Sergey Trembitskiy (Klavier, Flöte) und Gennadiy Nepomnjaschiy (Klarinette). In Kooperation mit dem Klub „Schalom“. www.valeriya-shishkova.info Vortrag Der lange Schatten der Revolution: Juden und Antisemiten in Hitlers München 1918 – 1923 Mo, 29.04.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referent: Prof. Dr. Michael Brenner, Ludwig-Maximilians-Uni- versität München / Direk- tor des Center for Israel Studies an der American Foto: Privat University Washington Nach dem Ersten Welt- krieg wurde München zum Schauplatz ungewöhnlicher politischer Konstellationen: Kurt Eisner wurde im Novem- 8
ber 1918 der erste jüdische Ministerpräsident eines deut- schen Staates, während Schriftsteller wie Gustav Land- auer, Ernst Toller und Erich Mühsam sich im April 1919 für die Räterepublik engagierten. Die jüdische Gemeinde war eher konservativ ausgerichtet, und selbst die orthodoxen Mitglieder besuchten nach dem Synagogenbesuch gerne das Hofbräuhaus. Auch in Regensburg engagierte sich Rabbiner Seligmann Meyer in seiner „Deutschen Israeli- tischen Zeitung“ gegen die jüdischen Revolutionäre und rief zur Wahl der Bayerischen Volkspartei auf. Anfang der Zwanziger Jahre gab es in München antijüdische Ten- denzen in Politik, Presse und Kirche sowie Judenauswei- sungen und offene Gewalt gegen jüdische Bürger auf der Straße. Die „Stadt Hitlers“, wie Thomas Mann die spätere „Hauptstadt der Bewegung“ bereits im Juli 1923 nannte, wurde zum Ausgangspunkt für den beispiellosen Aufstieg der hier gegründeten nationalsozialistischen Partei. Vortrag Verteidigungsstrategien der Regensburger Juden im Spätmittelalter Di, 07.05.2019, 19 Uhr Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Referentin: Dr. des. Sophia Schmitt, Ludwig-Maximilians-Universität München Bild: Aus Tegernseer Pessach Haggada, BSB München, Cod. hebr. 200, fol. 24v. Im Jahr 1476 beschuldigte der Regensburger Stadtrat prominente Mitglieder der Regensburger Judengemeinde, in der Stadt mehrere Kinder aus angeblichen religiösen Gründen ermordet zu haben. Er konstruierte eine Anklage und sperrte die Beschuldigten ins städtische Gefängnis. Der Vortrag konzentriert sich auf die jüdische Gemeinde, die sich durch die Beschuldigung des Ritualmordes in ihrer Existenz bedroht sah. Deswegen ergriff sie verschiedene Verteidigungsmaßnahmen, um sich gegen die Vorwürfe der Stadt zu wehren und ihre gefangenen Gemeindemit- glieder zu retten. 9
Vortrag Seligmann Meyer – Die jüdische Stimme aus Regensburg Do, 09.05.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referent: Dr. Klaus Himmelstein, Bildungshistoriker, Regensburg Über vierzig Jahre, von 1881 bis zu seinem Tod 1925, war Seligmann Meyer Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Regensburg. Neben seiner Aus- bildung zum orthodoxen Rabbiner arbeitete Meyer journalistisch: vor seinem Umzug nach Regensburg Foto: Privat als Chefredakteur der orthodoxen „Jüdischen Presse“ in Berlin. Er nutzte das Medium im Kampf ge- gen das Reformjudentum. Entschieden bezog er Stellung gegen den Antisemitismus seiner Zeit, vor allem gegen den Historiker Heinrich von Treitschke. In Regensburg gab er zunächst „Die Laubhütte“ heraus, dann ab 1900 die „Deutsche Israelitische Zeitung“ mit der „Laubhütte“ als Beilage. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Doppelrolle Seligmann Meyers als Rabbiner und Redakteur. Vortrag Gelehrte, Sünder und Heilige: Die Regensburger Juden im 12. und 13. Jahrhundert Di, 14.05.2019, 19 Uhr Großer Runtingersaal, Keplerstraße 1 Referentin: Dr. Rachel Furst, Ludwig-Maximilians-Universi- tät München Bild: : Aus der Darmstädter Haggadah, ca 1430 (Universitäts- und Landesbiblio- thek Darmstadt Cod. Or. 8, folio 48 v) 10
Im späten dreizehnten Jahrhundert bezeichnete der Talmudgelehrte Chaim Or Sarua Regensburg als „jüdi- sche Metropole“. Vom legendären Rabbiner Jehuda dem Frommen bis zu den zahlreichen einfachen Jüdinnen und Juden, deren Andenken in Gerichtsakten und Moralliteratur überliefert ist, stellte diese „jüdische Stadt“ einen Quer- schnitt jüdischen Lebens im mittelalterlichen Nordeuropa dar. Wer waren diese Gelehrten, Sünder und Heiligen? Über Erzählungen, Abbildungen und rechtliche Texte rekonstruiert der Vortrag das jüdische Leben jener Zeit in seiner Interaktion mit der christlichen Nachbarschaft. Vortrag Brennpunkt Israel – Aktuelle Ereignisse in historischer Perspektive Do, 23.05.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referent: Prof. Dr. Noam Zadoff, Ludwig-Maximilians- Universität München / Indiana University Bloomington Fast wöchentlich wird in den Medien über den isra- elisch-palästinensischen Konflikt berichtet. Dabei wird selten erwähnt, dass diese Foto: APT IUJewishStudies heutigen Nachrichten ihre Wurzel in einer fast hundert- jährigen Spannungsgeschich- te zwischen der Zionistischen Bewegung und dem arabi- schen Nationalismus haben und im Aufeinandertreffen der jüdischen Einwanderer mit den lokalen Bewohnern des Landes. Im Vortrag wird die historische Vorgeschichte diskutiert, die hinter den aktuellen Nachrichten steckt. Vortrag Wer spricht heute noch Jiddisch? Di, 04.06.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referent: Holger Nath, M.A., M.Phil., Institut für Slavistik, Slavisch-Jüdische Studien, Universität Regensburg Jiddisch wird schon seit über hundert Jahren totgesagt, aber auch heute, im 21. Jahrhundert, ist Jiddisch weiterhin 11
lebendig. Trotz Shoah und Assimi- lation wird Jiddisch noch immer in Teilen der säkularen und beson- ders in chassidischen Gemeinden gesprochen. Das Klezmer-Revival in den 1980er Jahren, verstärktes Interesse an Jiddisch an den Univer- sitäten und jiddische Sommerkurse Foto: Privat führten auch dazu, dass Nichtju- den sich vermehrt mit der Sprache beschäftigen. Gerade das Internet bildet gegenwärtig eine enorme Möglichkeit, Jiddischspre- cher, jiddische Publikationen und andere Medien weltweit miteinander zu verbinden. Vortrag Mixing Business and Pleasure: Financial Ties bet- ween Jews, Christians and Converts in Late Medieval Regensburg Mi, 05.06.2019, 14 Uhr H2, Universität Regensburg, Universitätsstraße 31 Referentin: Ahuva Liberles Noiman, Hebräische Universi- tät Jerusalem / Ben Gurion Universität / Ludwig-Maximili- ans-Universität München Religious conversion was followed by high expectations to shift one’s life experience from being a member of a persecuted minority, narrowed in economic opportunities, to becoming a member of the predominant society. In what way did undergoing baptism open financial doors that were former closed to pre-modern Jews, and in what manner were their former professional identities preser- ved? Focusing on converts do- cumented in the Regensburg‘s archives, the talk will examine change and con- tinuity in the pro- Bild: Holzschnitt aus Der Teutsch Cicero von Johann von Schwarzenberg, Augsburg, Steiner 2535, fessional lives of folio 122 verso. these individuals and their milieu. 12
Vortrag Die Regensburger „Schutzjuden“ der Reichserbmar- schälle von Pappenheim,1650 – 1806 Di, 18.06.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referent: Dr. Till Strobel, Staatsarchiv Amberg Die mittelalterliche Ge- schichte der Juden in Regensburg endete mit ihrer Vertreibung aus der Reichsstadt 1519. Im Gefolge des Immerwäh- renden Reichstags kamen Foto: Privat ab dem Ende des 17. Jahrhunderts wieder Ju- den nach Regensburg und siedelten sich an. Allerdings standen sie nicht unter dem Schutz der Stadt, sondern der Reichserbmarschälle, der Grafen von Pappenheim. Diese ungewöhnliche Konstella- tion und ihre Auswirkung auf das Leben der Regensburger Juden stehen im Mittelpunkt des Vortrags. Vortrag mit Musik Jüdische Melodien für zwei Celli und Porträts Regensburger Juden Do, 27.06.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Musik: Dominika Weiss Hošková und Jiří Hošek, Prag Referent: Thomas Muggenthaler, Journalist, Regensburg Foto: Jiří Hošek Die junge Cellistin Dominika Weiss Hošková gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der zeitgenössi- schen tschechischen Celloschule. Mit ihrem Vater, dem 13
berühmten Cellovirtuosen und ehemaligen Lehrer an der Prager Akademie für Musik Jiří Hošek, führt sie mit gro- ßem Erfolg zu Hause und im Ausland Cello-Kompositionen jüdischer Komponisten des 19. bis 20. Jahrhunderts auf. Jiří Hošek und Dominika Weiss Hošková sind Sohn und Enkelin der KZ-Überlebenden und Malerin Helga Hoško- vá-Weissová. Thomas Muggenthaler ist Chronist und Vermittler von jüdi- scher Geschichte in Regensburg. Seit über 30 Jahren be- richtet er im Radio von seinen Begegnungen mit jüdischen Männern und Frauen aus Regensburg, die als Emigranten die Stadt verlassen mussten. Konzert Jüdische Themen in den Werken bekannter Komponisten So, 30.06.2019, 18 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Die in Moskau gebore- ne Mezzosopranistin Vera Egorova ist seit ihrem Engagement im EN Ensemble des Thea- ER TF ters Regensburg nicht Foto: Patrick Reinig mehr wegzudenken. Im SA ÄL Dezember 2012 gab TZ LT die Opernsängerin dort ihr Debüt als Amneris LO in „Aida“ und interpre- tierte unter anderem Partien Baba in „The Rake’s Pro- S! gress“, Brangäne, Carmen, Angelina, Dorabella, Herodias, Ulrica und Tigrana aus „Edgar“. Bei dem Konzert wird Vera Egorova von der Pianistin Ye- katerina Ilyina begleitet, die als Performerin, Konzertmeis- terin und Kammerensemble Musikerin tätig ist. Sie nahm unter anderem bei Produktionen der Opern „L´elisir d´amo- re“, „The Queen of Spades“ und „War and Peace“ teil. Vortrag Jüdischer Humor: Darüber lacht der Rabbi – As der Rebbe lacht Do, 04.07.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 14
Referent: Julian-Chaim Soussan, Rabbiner der jüdischen Gemeinde Frankfurt und Vorstandsbeirat der orthodoxen Rabbinerkonferenz Humor nimmt im Judentum eine zentrale Rolle ein. Er ist nicht nur ein sprachliches Stilmittel der Thora, sondern auch pädagogisches Konzept im Talmud. Historisch diente er oft als Katalysator, um mit Antisemitismus, Unterdrü- ckung und Zensur umzugehen. Foto: Rafael Herrlich Anhand von Beispielen aus der Schrift und einer Vielzahl von jüdischen Witzen versucht Ra- bbiner Soussan einen Einblick in dieses schier grenzenlose Gebiet jüdischen Selbstverständnisses zu geben. Vortrag Between Public and Private: Creating Jewish Space and Time in Medieval Germany Mi, 17.07.2019, 14 Uhr H2, Universität Regensburg, Universitätsstraße 31 Referentin: Prof. Dr. Elisheva Baumgarten, Hebräische Universität Jerusalem How did Jews interact with Christians in urban public spaces and how did these interactions differ from those that took place within Jewish homes? What were the mechanisms used by Jews as a minority religion to preserve their identity within the space of a practicing Christian community? How were conflicts between the Jewish annual cycle and the time cycle of the Christian environ- ment resolved? These questions will be at the heart of this talk that explores the daily rhythms of Foto: © Prof. Dr. Elisheva medieval Jewish life. Baumgarten 15
Vortrag Jüdische Märtyrer und der Heilige Emmeram von Regensburg Mi, 24.07.2019, 14 Uhr H2, Universität Regensburg, Universitätsstraße 31 Referent: Dr. Peter Sh. Lehnardt, Ben-Gurion Universität, Beer Sheva Der Vortrag versucht aufzuzeigen, wie die jüdischen Gemeinden in Folge der Verfolgungen des 11. Foto: © Dr. Peter Sh. Lenhardt Jahrhunderts und in der Epoche der Kreuzzüge eine in ihrer Umwelt „verständliche“ Martyrologie entwi- ckelten. Diese zollte einerseits den jüdischen Traditionen die gehörige Achtung und sollte andererseits den christlichen Verfolgern ein Mindest- maß an Respekt für die jüdische Religiosität abfordern. Als Fallstudie hierfür soll eine „jüdische Lesung“ der Vita et passio St. Emmerams von Regensburg und ihrer Motive durch Wiederaufnahmen in Texten aus dem jüdischen Mittelalter dienen. Vortrag Schreiben nach der Shoah: Der jiddische Autor Mendl Man in Regensburg Do, 25.07.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referentin: Prof. Dr. Sabine Koller, Institut für Slavistik, Slavisch-Jüdische Studien, Universität Regensburg Der jiddische Autor, Journalist und Maler Mendl Man (1916 – 1975) kommt in der unmittelbaren Nachkriegszeit nach Regensburg. Er wird eine tragende Säule der Foto: Privatarchiv Zwi Man jiddischen DP-Zeitschrift „Der na- jer moment“ (Der neue Moment), die von März 1946 bis November 1947 in Regensburg erschienen ist. Zugleich schreibt er – Auge in Auge mit der Judenvernichtung – Gedichte. Mendl Man spricht mit vielen Stimmen, kritischen, trauernden, hoffenden. Der Vortrag will diese Stimmenvielfalt Mendl Mans auf der Suche nach dem verlorenen Menschsein nachzeichnen. 16
Ausstellung 25 Jahre Ausgrabung am Neupfarrplatz 26.07. – 01.10.2019 Königliche Villa, Adolf-Schmetzer-Straße 1 Vor 25 Jahren Foto: Stadt Regensburg, Peter Ferstl erwuchs aus einem kleinen Baggerloch eine der größten Stadt- kerngrabungen Bayerns. Hinter- grund dafür war die Neugestaltung des Neupfarrplat- zes, der einen modernen Plattenboden erhalten sollte, um auf diese Weise zu verdeutlichen, dass der Platz durch einen Gewaltakt – der Vertreibung der Juden im Jahre 1519 – entstanden war. Nur ca. 30 Zentimeter unter dem alten Pflaster kamen die Mauern des mittelalterlichen Judenviertels zum Vorschein. Neben zahlreichen Kellern stießen die Archäologen auch auf die Reste der romanischen Synagoge, die im frühen 13. Jahrhundert nochmals vergrößert und umgebaut wur- de. Sie stand an jenem Platz, wo sich heute das Kunstwerk von Dani Karavan befindet. Zu den spektakulärsten Fun- den gehört der Fund von 625 Goldmünzen, die um 1388 in zwei kleinen Gefäßen in einem Keller vergraben wurden. Ausstellung Jüdische Spuren – Regensburg und Sulzbürg 02.08. – 09.09.2019 Eröffnung: 01.08.2019, 18 Uhr Neupfarrkirche, Neupfarrplatz 1 Die Ausstel- lung von Edgar Pielmeier zeigt im ersten Teil Bilder des jüdi- Foto: Edgar Pielmeier schen Friedhofs in Sulzbürg. Die Fotos wurden in der Zeit zwischen 2007 bis 2008 gemacht – vor der Sanierung der Grabsteine. Der zweite Teil der Ausstellung hat die Entstehung des Kunstwerks am Neupfarrplatz in Regensburg zum Thema. 17
Der Künstler Dani Karavan nannte es „Ort der Begegnung“. Zwischen 2004 und 2005 entstanden die Bilder im Beton- werk Klee und in Regensburg. Das verbindende Thema dieser unterschiedlichen Bilder ist das friedliche Zusam- menleben zwischen Christen und Juden, sowohl in der klei- nen Gemeinde Sulzbürg als auch in der Stadt Regensburg, das über Jahrhunderte funktionierte – bis zur Katastrophe. Filmfestival 37. Regensburger Stummfilmwoche – die „großen Fünf“ zu Juden und Christen 13. – 22.08.2019 Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Neupfarrkirche, Neupfarrplatz 1 Foto: Ulf Büschleb In der Frühzeit des Kinos setzten sich führende europäi- sche Filmemacher mit grundlegenden Fragen der Mensch- heit in Zeiten des Umbruchs auseinander. Sie ermöglichen uns, den Blick der 1920er auf diese Themen zu werfen. Es haben sich fünf Werke erhalten, die bei der Stummfilmwo- che – die in ihrem 37. Jahr erstmals einen thematischen Schwerpunkt setzt – gezeigt werden. Eines der heute bekanntesten Werke ist „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (Paul Wegener). Im Prag des 16. Jahr- hunderts soll der mystische Mann aus Lehm die jüdische Gemeinde schützen. Frisch restauriert und auf der Berli- nale gefeiert wurde „Das alte Gesetz“ (E. A. Dupont), der um 1860 einen galizischen Rabbinersohn ans Burgtheater begleitet und die Assimilation thematisiert. In „Nathan der Weise“ (Manfred Noa) lässt Lessing die religiöse Toleranz von den Vertretern der drei Weltreligionen diskutieren. Weniger tolerant geht es zu in „Die Gezeichneten“. 18
Meisterregisseur C. T. Dreyer zeigt anhand der Unruhen in Russland 1905, wie schnell Vorurteile in einem Pogrom gipfeln können. Tagesaktuell angesiedelt ist „Die Stadt ohne Juden“ (H. K. Breslauer), dem prophetische Weit- sicht hinsichtlich des Dritten Reichs zugeschrieben wird. Stummfilm ist nicht stumm: Jede Vorstellung wird von hochkarätigen Musikerinnen und Musikern begleitet, die neue Partituren schaffen und „ihrem“ Film ihre individuelle Note schenken. Für 2019 konnte das Jewish Chamber Orchestra Munich gewonnen werden, das bei der Vorstel- lung „Das alte Gesetz“ am 13. August spielen wird. Zudem werden die Stammmusiker Aljoscha-Zimmermann-En- semble, Rainer J. Hofmann und Vsevolod Pozdejev Filme gestalten. Kooperationspartner: Jüdische Gemeinde Regensburg, Gemeinde Neupfarrkirche, Stadt Regensburg und Arbeits- kreis Film e. V. www.stummfilmwoche.de Ausstellung Josel von Rosheim (1478 bis 1554) zwischen dem Ein- zigartigen und Universellen. Ein engagierter Jude im Europa seiner Zeit und im Europa unserer Zeit 16.09. – 06.10.2019 Eröffnung: So, 15.09.2019, 17 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Die deutsch-franzö- sische Wanderaus- stellung wurde in ihrer deutschen Version zum ersten Mal im Frühjahr 2012 in Erfurt gezeigt. Josel ben Gerschom von Rosheim ist eine wichtige, bislang aber wenig bekannte Persönlichkeit des deutschen Judentums in der beginnenden Frühen Neuzeit. Er, der aus dem elsässischen Hagenau stammte und 19
später in die benachbarte Reichsstadt Rosheim zog, fun- gierte als anerkannter Fürsprecher seiner Glaubensgenos- sen im gesamten Reich. Josel ist eine Persönlichkeit des Judentums zu Beginn der Neuzeit, in den ersten Jahrzehnten der Reformation. Wäh- rend wir über das mittelalterliche Judentum in Mitteleuro- pa viel wissen und viele Forschungen stattfinden, ist die Geschichte der deutschen Juden bis zur Zeit der Franzö- sischen Revolution noch oft „terra incognita“. Dem will die eindrucksvolle und gut präsentierte Schau abhelfen. Vortrag Was die jüdischen Grabsteine erzählen Di, 17.09.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referent: Prof. Dr. Michael Brocke, Direktor des Ludwig Salomon Steinheim-Instituts, Essen In der Altstadt sind vermauerte und frei stehende hebräi- sche Grabsteine als Trophäen zu sehen – eine Regensburger Besonderheit nach der Vertreibung der jüdischen Bevölke- rung 1519. Im Laufe der Jahrhun- derte sind von einst mehreren Tausenden solcher Stelen des jüdischen Friedhofs vor der Stadt, nahe dem heutigen Haupt- Foto: Privat bahnhof, immerhin gut Hundert solcher Denkmale ganz und in Fragmen- ten aufgefunden worden. Sie berichten über 300 Jahre jüdischen Lebens vom 13. bis ins 16. Jahrhundert. Der Vortrag will sie zum Sprechen bringen und auch personelle Verknüpfungen mit anderen Quellen und Funden sichtbar und fasslich werden lassen. 20
Vortrag In der Gegenwart mit der Erinnerung leben – ein Zeitzeugenbericht von Ernst Grube Do, 26.09.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Ernst Grube, 86 Jahre alt, ist einer der letz- ten Überlebenden der Shoah. Als jüdisches Kind wurde er mit seiner Familie in München aus- gegrenzt und verfolgt. Er musste mitten in Mün- chen in Lagern leben, Foto: Paul Huf den gelben Stern tragen und wurde schließlich mit der jüdischen Mutter und beiden Geschwistern nach Theresienstadt deportiert. Ernst Grube lebt mittlerweile auch in Regensburg. Für sein lebenslanges Engagement zeichnete ihn die Lan- deshauptstadt München 2017 mit dem Georg-Elser-Preis aus. „Ernst Grube hat sich aufgrund seiner persönlichen Verfolgungserfahrung Zeit seines Lebens gegen Ausgren- zung und Unterdrückung engagiert“ (aus der Begründung der Jury) Er ist Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN/BdA), Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und engagiert sich in der Stiftung Bayerischer Ge- denkstätten ebenso wie im politischen Beirat des NS-Do- kumentationszentrums München. Buchpräsentation mit Musik Joseph Opatoshu: Ein Tag in Regensburg Do, 10.10.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referenten: Prof. Dr. Sabine Bild: Undzer moment, 24.3.1947, S. 3 Koller, Institut für Slavistik, Slavisch-Jüdische Studien, Universität Regensburg, und Verlag Friedrich Pustet Re- gensburg Der jiddisch schreibende Autor und Freund Marc Chagalls Jo- seph Opatoshu (1886–1954) 21
veröffentlicht 1933 die Erzählung „A tog in Regensburg“ (Ein Tag in Regensburg): Fahrende Sänger, lustiges Bett- lervolk und eine Tänzerin kommen in die Stadt, eine jüdi- sche Hochzeit soll gefeiert werden. Doch mitten in dieses pralle Leben tritt das Unheil, die Vertreibung der Juden aus Regensburg im Jahr 1519. Die Neuauflage der Erzählung erscheint im Oktober 2019 im Verlag Friedrich Pustet. Die Buchpräsentation ist als zweisprachige szenische Lesung in Jiddisch und Deutsch gestaltet und wird vom Multi-Instrumentalisten Heinz Grobmeier umrahmt. Vortrag Die Pogromnacht von 1938 und was zuvor geschah Do, 07.11.2019, 19 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Referentin: Waltraud Bierwirth, Journalistin und Autorin, Regensburg Abgrundtiefer Hass auf alles Jüdische war dem Angriff in der Nacht vom 9. November 1938 zu eigen. Der SS-Ober- Foto: Bilddokumentation Stadt Regensburg bürgermeister von Regens- burg sah zu, als die Synagoge brannte. Dann zerstörten und plünderten Nazi-Terrorkom- mandos jüdische Geschäfte und Wohnungen. Die Tä- ter misshandelten Männer, Frauen und Kinder. Die Polizei schützte nicht, die Feuerwehr löschte nicht, „brave“ Bürger standen Spalier. Im Vortrag wird auch dargestellt, was ein halbes Jahr zuvor geschah, als die Welt die Juden verriet. Konzert Konzert mit jüdischer Musik So, 17.11.2019, 17 Uhr Jüdisches Gemeindezentrum, Am Brixener Hof 2 Klassik-Konzert der Jüdischen Gemeinde, gefördert durch den Zentralrat der Juden in Deutschland 22
Weitere Führungen „Zachor – Erinnere Dich!“ – Das Jüdische Regensburg 18.06.2019, 18.30 Uhr Treffpunkt: Besucherzentrum Welterbe, Weiße-Lamm-Gasse 1 An vielen Stellen in der Stadt ist das jüdische Regensburg mit seinen Spuren in Vergangenheit und Gegenwart lebendig. Einzelbesucherinnen und -besucher: Karten bei der Tourist Information im Alten Rathaus und im Besucherzentrum Wel- terbe. Gruppen: Termine nach Vereinbarung unter Tel. 0941/507-3413 oder tourismus@regensburg.de document Neupfarrplatz Do – Sa, jeweils 14.30 Uhr; Juli und August auch So & Mo, jeweils 14.30 Uhr Treffpunkt: Neupfarrplatz, nördliche Längsseite der Neupfarrkirche Am Neupfarrplatz Foto: Stadt Regensburg, Peter Ferstl fand von 1995 bis 1998 die bisher größte archäolo- gische Grabung in Regensburgs Innenstadt statt. Ein Teil des Grabungsareals wurde dauerhaft zugänglich gemacht und dokumentiert eindrucksvoll die Geschichte des Platzes und der Stadt. Einzelbesucherinnen und -besucher: Karten bei Tabak Götz, Residenzstraße/Domplatz 6 Gruppen: nach Vereinbarung unter Tel. 0941/507-3442 oder museumsfuehrungen@regensburg.de Ein Haus für die Ewigkeit – Regensburgs jüdischer Friedhof Als „Haus für die Ewigkeit“ hat der Friedhof in der jüdischen Tradition einen besonderen Stellenwert. Im Friedhof am Stadtpark finden sich einfache Grabsteine, aber auch sol- che von hohem kulturhistorischen Wert. Termine nur für Gruppen und nach Vereinbarung unter Tel. 0941/507-3413 oder tourismus@regensburg.de 23
Projekt REDISCOVER Seit 01. Juni 2018 ist die Welterbekoordination des Kulturreferats der Stadt Regensburg Pro- jektpartner des EU-Pro- jektes REDISCOVER. Ziel des Projektes ist die Wiederentdeckung und zeitge- mäße Darstellung und Vermittlung des lokalen jüdischen Kulturerbes in den beteiligten Städten. Dabei werden loka- le öffentliche und private Akteure eingebunden, um dieses auf heutige Erwartungen abzustimmen und damit anderer- seits attraktive Angebote für die junge Generation anzu- stoßen. Ergebnis des Projektes soll es sein, das jüdische Kulturerbe noch besser zu kommunizieren, es zugänglich zu machen und damit auch wirtschaftliche Möglichkeiten für den Tourismussektor zu schaffen. Das EU-Projekt REDISCOVER bietet eine gute Gele- genheit, die vorhandenen Aktivitäten zur Vermittlung des jüdischen Kulturerbes gemeinsam mit lokalen Interessen- gruppen und vor allem in enger Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde zu verstärken und gerade in Hinblick auf das kulturelle Jahresthema 2019 der Stadt Regens- burg „Stadt und Gesellschaft“ das Projekt als weiteren Baustein mit anderen Initiativen und Veranstaltungen noch enger zu vernetzen und neue Ansätze zu entwickeln. Neue Synagoge in Szeged (Ungarn) Karavan-Denkmal Neupfarrplatz Foto: Welterbekoordination, Foto: Stadt Regensburg, Peter Ferstl Daniela Laudehr 24
Eintritt / Eintrittskarten: Vorträge und Lesungen: Eintritt frei Konzerte im Runtingersaal und im Leeren Beutel: www.okticket.de Konzerte im Jüdischen Gemeindezentrum: an der Abendkasse Hinweise: Bitte beachten Sie, dass der Runtingersaal aufgrund der historischen Bausubstanz nicht barrierefrei ist. Bei Veranstaltungen im Jüdischen Gemeindezentrum werden Sicherheitskontrollen durchgeführt. Kooperationspartner: Das Programm entstand in Zusammenarbeit von: Stadt Regensburg / Kulturreferat (Kulturamt, Amt für Archiv und Denkmalpflege) Jüdische Gemeinde Regensburg Universität Regensburg Ludwig-Maximilians-Universität München Aktuelle Informationen zum Programm unter: www.regensburg.de/kultur www.jg-regensburg.de Änderungen vorbehalten.
Kulturelles Jahresthema 2019 Das Jahr 2019 wird im Zeichen des Gedenkens an ein dunkles Kapitel der Regensburger Geschichte stehen: die Auslöschung der jüdischen Gemeinde des Mittelalters 1519. Sie hatte über Jahrhunderte das wirtschaftliche, ge- sellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt entscheidend mitgeprägt – daran wird zu erinnern sein. Dies geschieht hauptsächlich durch eine intensive wissenschaftliche Auf- arbeitung des Themas, zum Beispiel durch Vortragsreihen, Veröffentlichungen, Ausstellungen und Konzerte. Es wird aber nicht nur um Erinnerung gehen, sondern das Kulturreferat möchte sich auch mit der Gegenwart ausei- nandersetzen und in die Zukunft schauen. Deshalb lautet der Titel des Jahresthemas 2019 „Stadt und Gesellschaft“. Die Regensburger Kulturakteure und Institutionen wurden aufgerufen, das Thema aus heutiger Sicht zu bearbeiten. Das Ergebnis dieser künstlerischen Auseinandersetzung ist ein facettenreiches Programm, das über das ganze Jahr 2019 verteilt ist. Impressum: Herausgeber: Stadt Regensburg, Kulturreferat|Kulturamt, Haidplatz 8, 93047 Regensburg, E-Mail: kulturverwaltung@regensburg.de Verantwortlich: Christiana Schmidbauer, Leiterin Kulturamt Titelbild: Computerbild Staab Architekten, Berlin Layout: Reiner Schedl, Stadt Regensburg Druck: WIRmachenDRUCK GmbH 2. aktualisierte Auflage
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