Juni 2022 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

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Juni 2022 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
Juni 2022
Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im
Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung..................................................................................................................... 1

Wichtigste Probleme: Ukraine-Krieg, Inflation, Klimawandel ................................................ 2

Arbeit der Bundesregierung: Kritik an Ampel auf Höchststand.............................................. 3

Politikerzufriedenheit: Habeck und Baerbock bleiben vorn ................................................... 4

Sonntagsfrage: Union vergrößert Vorsprung, SPD und Grüne gleichauf ................................ 5

Militär-Hilfen für die Ukraine: Meinungen gehen auseinander .............................................. 7

Unterstützung vor allem für weitere Sanktionen und diplomatische Anstrengungen ......... 8

Inflation: jeder Zweite schränkt sich im Alltag ein.................................................................. 9

Großes Interesse am 9-Euro-Ticket ........................................................................................ 11

ÖPNV: Kritik vor allem an den Preisen ................................................................................... 12

Studieninformation .................................................................................................................. 13
Zusammenfassung
Deutschland erlebt derzeit eine Kumulation unterschiedlicher Herausforderungen und Krisen, die auch
die Wahrnehmung der Bundesbürger prägen. Bei der Frage nach den beiden wichtigsten Problemen,
um die sich die deutsche Politik vornehmlich kümmern sollte, entfallen die meisten Nennungen auf
den Ukraine-Krieg, die Inflation und den Klimawandel. Die Ampel-Koalition tut sich in diesem Krisen-
kontext alles andere als leicht. Die Kritik am Regierungshandeln des Drei-Parteien-Bündnisses fällt so
groß aus wie nie zuvor seit Amtsantritt. In den Reihen der Koalitionsparteien stellen die Anhänger von
SPD und Grünen der Ampel zwar ein gutes Zeugnis aus, bei den FDP-Anhängern überwiegt dagegen
das Unbehagen. Deutliche Kritik üben die Wähler der Union, vor allem aber der AfD. Überdurchschnitt-
lich ist die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung ferner in Haushalten mit geringerem Einkommen
sowie im Osten Deutschlands. Positiv heraus ragen aus dem Berliner Kabinett aus Sicht der Deutschen
weiterhin Außenministerin Baerbock und Wirtschaftsminister Habeck von den Grünen, die mit einem
Zuspruch von jeweils 60 Prozent neue Bestwerte erzielen. SPD-Kanzler Olaf Scholz und FDP-
Finanzminister Christian Lindner überzeugen jeweils vier von zehn. Schwerer tut sich weiterhin Fried-
rich Merz, zu dessen Person sich gut jeder Dritte zufrieden äußert.
Trotz der weiterhin mäßigen Bewertung des Unions-Fraktionsvorsitzenden vergrößert die CDU/CSU in
der bundespolitischen Stimmung ihren Vorsprung. Die Unionsparteien verbessern sich in der Sonntags-
frage zu Ende April auf 27 Prozent (+1), ein Wählerrückhalt, den sie zuletzt im Februar erreichten. Die
SPD gibt 3 Punkte ab und liegt im ARD-DeutschlandTREND wie zuletzt im August vergangenen Jahres
bei 21 Prozent. Die Grünen verbessern sich im gleichen Umfang und hätten ebenso 21 Prozent in Aus-
sicht, der höchste Wert für sie seit Juni 2021. Die AfD käme weiterhin auf 11 Prozent. Die FDP fällt
dagegen mit 8 Prozent (-1) auf ihren niedrigsten Wert seit März letzten Jahres. Die Linke ist mit 4 Pro-
zent etwas stärker als im Vormonat (+1), bliebe aber unter der Mandatsschwelle.
Die Kämpfe in der Ukraine dauern seit nunmehr gut drei Monaten an. Der Druck auf die Bundesregie-
rung aus dem Ausland, aber auch aus Teilen der deutschen Politik und Öffentlichkeit ist groß, ange-
sichts fortlaufender Kampfhandlungen insbesondere bei Waffenlieferungen mehr zu tun als bislang. In
der Bevölkerung gehen die Meinungen zur Ukraine-Politik allerdings weit auseinander. Rund vier von
zehn halten die derzeitige Unterstützung der Ukraine mit Waffen durch Deutschland für angemessen,
knapp drei von zehn fordern hier mehr Unterstützung, einem Viertel der Wahlberechtigten gehen die
Waffen-Hilfen aber bereits zu weit. Die Hälfte ist der Ansicht, bei der militärischen Unterstützung der
Ukraine sollte die Bundesregierung möglichst entschlossen agieren und Härte gegenüber Russland
zeigen. 43 Prozent vertreten stattdessen die Meinung, Deutschland sollte eher zurückhaltend sein, um
Russland nicht zu provozieren. Neben Differenzen zwischen den Anhängerschaften bestehen massive
Unterschiede zwischen West und Ost. Bei Entscheidungen über militärische Hilfen an die Ukraine hält
zwar etwas mehr als die Hälfte der Westdeutschen Härte gegenüber Russland für angebracht, im Os-
ten ist es jedoch lediglich ein gutes Drittel.
Neben dem Ukraine-Krieg und dem Klimawandel zählen die Deutschen die Preisentwicklung zu den
aktuell größten Herausforderungen für die Bundespolitik. Fast die Hälfte der Deutschen gibt an, sich
wegen der Preisentwicklung mittlerweile im Alltag sehr stark oder stark einzuschränken zu müssen,
darunter vor allem Personen aus Haushalten mit geringerem Einkommen sowie überdurchschnittlich
viele Bürgerinnen und Bürger aus Ostdeutschland. Entsprechend groß ist die bundesweite Unterstüt-
zung für aktuelle Entlastungsmaßnahmen. Jeweils sechs von zehn unterstützen die geplante Energie-
preis-Pauschale für Erwerbstätige, die befristete Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe sowie die
dreimonatige Einführung eines 9-Euro-Tickets für den Nah- und Regionalverkehr. Das Interesse am 9-
Euro-Ticket ist groß. Ein gutes Viertel der Bundesbürger will das Ticket auf jeden Fall nutzen, ein Fünf-
tel wahrscheinlich, darunter überdurchschnittlich viele Jüngere sowie Großstädter. Den ÖPNV preislich
attraktiver zu machen, könnte dem Nahverkehr in Deutschland auch langfristig Nutzer zuführen. So
sorgt der ÖPNV insbesondere mit seinen Preisen für Kritik.

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Wichtigste Probleme: Ukraine-Krieg, Inflation, Klimawandel

Deutschland erlebt derzeit eine Kumulation unterschiedlicher Krisen, der sich auch die Bundesbürger
bewusst sind. Bei der Frage nach den beiden wichtigsten Problemen, um die sich die deutsche Politik
vornehmlich kümmern sollte, entfallen aktuell 37 Prozent auf den Ukraine-Krieg, 23 Prozent auf die
Inflation, 22 Prozent auf den Klimawandel. Damit unterscheidet sich die Problem-Agenda der Bundes-
bürger deutlich von der des vergangenen Jahres. Vor der Bundestagswahl hatte ein Drittel (33 Pro-
zent) den Klima-Wandel als wichtigste Herausforderung der Politik benannt, gefolgt von Aspekten der
Zuwanderung (22 Prozent) sowie der Corona-Pandemie (18 Prozent). An vierter Stelle steht damals
wie heute die soziale Ungerechtigkeit (16 Prozent; +/-0).

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Wichtigste Probleme
   Summierte Auswertung wichtigstes + zweitwichtigstes Problem

   Ukraine-Krieg / Russischer Einmarsch / Außenpolitik                    +37                                                      37

   Inflation / steigende Preise / Spritpreise                             +23                               23

   Umweltschutz / Klimawandel                                             -11                             22

   Soziale Ungerechtigkeit / Armut / Hartz IV                              ±0                     16

   Energiepolitik / Energiewende                                          +7                 11

   Rente / Alterssicherung                                                 -5               10

   Wirtschaft                                                             +1            8

   Bildung / Schule / Ausbildung                                           ±0           8

   das eigene Land zuerst, mehr für Deutschland tun                       +6        6
   Politik, Verwaltung: Abgehobenheit /                                    -2   5
   Politikverdrossenheit

   Welches ist Ihrer Meinung nach das wichtigste politische Problem, um das sich die deutsche Politik vordringlich kümmern muss? Und welches ist das zweitwichtigste?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu September 2021
   Fehlende Werte: Sonstiges / weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                                   A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____2
Arbeit der Bundesregierung: Kritik an Ampel auf Höchststand

Die Ampel-Koalition tut sich angesichts der aktuellen Herausforderungen und Krisen alles andere als
leicht. In der Bevölkerung fällt die Kritik am Regierungshandeln des Drei-Parteien-Bündnisses so groß
aus wie nie zuvor seit dem Amtsantritt im Dezember: 39 Prozent (-2) äußern sich zufrieden, 59 Pro-
zent (+2) unzufrieden. In den Reihen der Koalitionsparteien stellen die Anhänger von SPD (72 Prozent)
und Grünen (62 Prozent) der Ampel zwar weiterhin ein gutes Zeugnis aus, bei den FDP-Anhängern
überwiegt dagegen das Unbehagen (45:55 Prozent). Deutliche Kritik am Berliner Regierungskurs üben
die Wähler der Union (37:62 Prozent), vor allem aber der AfD (5:95 Prozent) sowie Wahlberechtigte,
die derzeit keiner Partei zuneigen (17:77 Prozent). Überdurchschnittlich groß ist die Unzufriedenheit
mit der SPD-geführten Bundesregierung ferner bei Personen aus Haushalten mit geringerem Einkom-
men (29:70 Prozent) sowie generell im Osten Deutschlands (29:69 Prozent).

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Zufriedenheit mit der Bundesregierung

                                                                                     Parteianhänger
                                                                                                       sehr zufrieden /          weniger /
                                                                                                             zufrieden           gar nicht zufrieden

                                                                                     SPD              72                             24

                                                            39                       Grüne             62                                 37
                                    37
                                                                                     FDP                    45                                 55
                                                                            20
                                                                                     CDU/CSU                  37                                62

              2                                                                      AfD                                 5                                95

          sehr                  zufrieden               weniger          gar nicht   keine Partei                   17                               77
        zufrieden                                      zufrieden         zufrieden
             ±0                      -2                     ±0              +2

   Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April II 2022
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                      A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____3
Politikerzufriedenheit: Habeck und Baerbock bleiben vorn

Positiv heraus ragen aus dem Berliner Kabinett aus Sicht der Deutschen weiterhin Bundesaußenminis-
terin Baerbock und Bundeswirtschaftsminister Habeck von den Grünen, die mit einem Zuspruch von
jeweils 60 Prozent (jeweils +4) neue persönliche Bestwerte erzielen. SPD-Kanzler Olaf Scholz (43 Pro-
zent, +4) und FDP-Finanzminister Christian Lindner (42 Prozent, +1) überzeugen jeweils vier von zehn.
Im Vergleich zu den Koalitionsspitzen tut sich Unions-Oppositionsführer Friedrich Merz im Bevölke-
rungsurteil weiterhin schwerer. Zu seiner Person äußert sich kaum verändert gut jeder Dritte (35 Pro-
zent; +2) zufrieden.

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Politikerzufriedenheit
                                                                                                                                                                       Be-
                                                                                         sehr zufrieden / zufrieden                 weniger / gar nicht zufrieden kanntheit

    Robert Habeck                                     Grüne                         +4                                         60                                 30          90

    Annalena Baerbock                                 Grüne                         +4                                         60                                 36          96

    Olaf Scholz                                       SPD                           +4                                43                                          53          96

    Christian Lindner                                 FDP                           +1                                42                                          51          93

    Friedrich Merz                                    CDU                           +2                         35                                                 54          89

    Nancy Faeser*                                     SPD                           +1                21                                                          35          56

    Christine Lambrecht                               SPD                           -2            18                                                              64          82

    Volker Wissing                                    FDP                                        15                                                               37          52

    Janine Wissler                                    Linke                         +2      10                                                                    34          44

    Tino Chrupalla                                    AfD                           ±0      10                                                                    40          50

   Sind Sie mit der politischen Arbeit von …?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April II 2022 / *April I 2022
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / weiß nicht / keine Angabe

Auf den weiteren Plätzen folgen im Juni SPD-Bundesinnenministerin Nancy Faeser (21 Prozent; +1)
sowie SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (18 Prozent; -2). Auf den letzten Plätzen im
Bevölkerungsurteil landen FDP-Verkehrsminister Volker Wissing mit einem Zuspruch von 15 Prozent,
der AfD-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla (+/-0) sowie die verbliebene Linken-Vorsitzende Janine
Wissler (+2) mit jeweils 10 Prozent.

                                                                                                                           A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____4
Sonntagsfrage: Union vergrößert Vorsprung, SPD und Grüne gleichauf

Trotz der weiterhin nur mäßigen Bewertung des Unions-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz liegt die
CDU/CSU in der bundespolitischen Stimmung vorn und vergrößert ihren Vorsprung. Die Unionsparteien
verbessern sich in der Sonntagsfrage gegenüber Ende April um 1 Punkt auf 27 Prozent, ein Wähler-
rückhalt, den sie zuletzt im Februar erzielten. Die SPD gibt 3 Punkte ab und liegt im ARD-
DeutschlandTREND wie zuletzt im August vergangenen Jahres bei 21 Prozent. Die Grünen verbessern
sich im gleichen Umfang und hätten ebenfalls 21 Prozent in Aussicht, der höchste Wert für die Grünen
im ARD-DeutschlandTREND seit Juni 2021. Die AfD käme weiterhin auf 11 Prozent. Die FDP fällt dage-
gen mit 8 Prozent (-1) auf ihren niedrigsten Wert im ARD-DeutschlandTREND seit März letzten Jahres.
Die Linke läge mit 4 Prozent etwas besser als Ende April (+1), bliebe aber weiterhin unter der Man-
datsschwelle. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf 8 Prozent (-1).

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Sonntagsfrage zur Bundestagswahl

                                     27
             21                                              21

                                                                                                              11
                                                                                       8                                                                  8
                                                                                                                                    4

           SPD                 CDU/CSU                    Grüne                     FDP                      AfD                   Linke             Andere
             -3                      +1                       +3                      -1                      ±0                    +1                   -1

   Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April II 2022

                                                                                                                                    A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____5
ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Wahl- und Umfrageergebnisse Bundestagswahl
   Zeitverlauf

    Wahlergebnisse seit 1998                                                                       Umfrageergebnisse seit Bundestagswahl 2021

   50                                                                                50

   40                                                                                40

   30                                                                                30
                                                                      25,7 SPD                                                                                              27 CDU/CSU
                                                                      24,1 CDU/CSU
   20                                                                                20                                                                                      21 SPD / Grüne
                                                                      14,8 Grüne
                                                                      11,5 FDP
   10                                                                 10,3 AfD       10                                                                                     11 AfD
                                                                                                                                                                            8 FDP
                                                                       4,9 Linke                                                                                            4 Linke
    0                                                                                0

                                                                                                      Nov 21

                                                                                                               Dez 21

                                                                                                                        Jan 22

                                                                                                                                                               Mai 22

                                                                                                                                                                        Jun 22
                                                                                                                                             Mrz 22
                                                                                                                                    Feb 22
                                                                                          Okt 21

                                                                                                                                                      Apr 22
        1998

                   2002

                           2005

                                      2009

                                                 2013

                                                        2017

                                                               2021

   Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent

Die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl misst aktuelle Parteipräferenzen und nicht tatsächliches Wahl-
verhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der
erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt
möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der
Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern.

                                                                                                                                 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____6
Militär-Hilfen für die Ukraine: Meinungen gehen auseinander

Die Kämpfe in der Ukraine dauern seit nunmehr drei Monaten an. Der Druck auf die Bundesregierung
aus dem Ausland, aber auch aus Teilen der deutschen Politik und Öffentlichkeit ist groß, angesichts
fortlaufender Kampfhandlungen insbesondere bei Waffenlieferungen mehr zu tun als bislang. In der
Bevölkerung gehen die Meinungen zur Ukraine-Politik allerdings weit auseinander. Die Hälfte (50
Prozent; -2 zu Ende April) ist der Ansicht, die Bundesregierung sollte bei der militärischen Unterstüt-
zung der Ukraine möglichst entschlossen agieren und Härte gegenüber Russland zeigen. 43 Prozent
(+3) vertreten stattdessen die Meinung, Deutschland sollte eher zurückhaltend sein, um Russland
nicht zu provozieren. Während die Mehrheit der Anhänger der Grünen (74 Prozent), aber auch der FDP
(60 Prozent) und Union (59 Prozent) ein entschlosseneres Auftreten Deutschland unterstützt und in
den AfD-Reihen ein zurückhaltendes Agieren (71 Prozent) favorisiert wird, sind die Anhänger der SPD
in dieser Frage tief gespalten. Darüber hinaus bestehen massive Unterschiede zwischen West und Ost.
Bei Entscheidungen über militärische Hilfen an die Ukraine halten zwar 53 Prozent der Westdeutschen
Härte gegenüber Russland für angebracht, im Osten sind es jedoch lediglich 35 Prozent.

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Militärische Unterstützung der Ukraine: Bundesregierung sollte eher…

                                                                                            Parteianhänger

                                                                                                               zurückhaltend sein            entschlossen agieren

                                                                    50                      AfD                   71                              29
                         43
                                                                                            SPD                         47                             45

                                                                                            CDU/CSU                          37                             59

                                                                                            FDP                              35                             60

   zurückhaltend sein, um Russland                    entschlossen agieren, Härte           Grüne                                 21                             74
         nicht zu provozieren                         gegenüber Russland zeigen
                         +3                                         -2

   Zu welcher der beiden folgenden Positionen neigen Sie eher, wenn es um die militärische Unterstützung der Ukraine geht?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April II
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                                  A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____7
Unterstützung vor allem für weitere Sanktionen und diplomatische Anstrengungen

Die bisherigen Waffenhilfen an die Ukraine halten vier von zehn Deutschen (42 Prozent) für angemes-
sen. Drei von zehn (29 Prozent) kritisieren sie als nicht weitreichend genug, während die Waffenliefe-
rungen jedem Vierten (23 Prozent) bereits zu weit gehen. Mehr Unterstützung findet in der Bevölke-
rung demgegenüber ein stärkeres deutsches Engagement sowohl in wirtschafts- wie außenpolitischer
Hinsicht. So gehen für jeweils vier von zehn Bundesbürgern (jeweils 41 Prozent) einerseits die deut-
schen Sanktions-Maßnahmen gegenüber Russland, andererseits die diplomatischen Anstrengungen
zur Beilegung des Ukraine-Kriegs nicht weit genug.

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Deutsche Ukraine-Politik

                  Unterstützung der Ukraine                                  Sanktions-Maßnahmen                         diplomatische Anstrengungen zur Beilegung
                         mit Waffen                                             gegen Russland                                          des Krieges

                                  42                                   41                                                       41                 43
                                                                                       37
            29
                                                        23
                                                                                                         15
                                                                                                                                                                       8

       nicht weit          angemessen                   zu          nicht weit   angemessen               zu               nicht weit        angemessen               zu
         genug                                         weit           genug                              weit                genug                                   weit
             -2                   +7                     -4             -4             +3                 +1                    -1                 +2                 +2

   Russland ist Ende Februar in die Ukraine einmarschiert. Deutschland hat hierauf mit verschiedenen Schritten reagiert. Geben Sie im Folgenden bitte jeweils an, ob diese
   angemessen sind, zu weit oder nicht weit genug gehen. Wie ist es mit …?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April II
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                                     A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____8
Inflation: jeder Zweite schränkt sich im Alltag ein

Neben dem Ukraine-Krieg zählen die Deutschen die Preisentwicklung zu den aktuell größten Heraus-
forderungen für die Bundespolitik. Mit 47 Prozent gibt fast die Hälfte der Deutschen an, sich wegen
der Preisentwicklung mittlerweile im Alltag sehr stark oder stark einzuschränken zu müssen, darunter
überdurchschnittlich viele Wahlberechtigte aus Haushalten mit geringem Einkommen (77 Prozent)
sowie Bürgerinnen und Bürger in Ostdeutschland (59 Prozent).

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Einschränkungen wegen Preissteigerungen

                                                                                             Bevölkerungsgruppen
                                                                                                                            sehr stark / stark         wenig / gar nicht

                                                                                                                 West                 44                             55

                                                          38
                                                                                                                 Ost             59                             40
                                   30
                                                                                              monatl. HH-Netto

            17                                                                                                   < 1.500€   77                             21
                                                                      14

                                                                                                                 < 3.500€         53                              47
       sehr stark                stark                 wenig      gar nicht
                                                                                                                 3.500€ +                  29                             71

   Derzeit steigen die Preise für Strom, Gas und Treibstoff und viele Waren des täglichen Bedarfs: Wie stark müssen Sie sich persönlich deswegen im Alltag einschränken?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                                            A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____9
Entsprechend groß ist die bundesweite Unterstützung für aktuelle Entlastungsmaßnahmen: Jeweils
sechs von zehn unterstützen die geplante Energiepreis-Pauschale von 300 € für Erwerbstätige (59
Prozent), die befristete Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe (61 Prozent) sowie die Einführung
eines 9-Euro-Tickets für die Nutzung des Nah- und Regionalverkehrs in den kommenden drei Monaten
(64 Prozent).

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Maßnahmen der Bundesregierung gegen Inflation

                                                                        richtige Richtung                                                            falsche Richtung

   bundesweite Nutzung des Nah- und Regionalverkehrs
                                                                                                                                  64                                 31
   für 9 Euro pro Monat von Juni bis August

   Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe von Juni bis
                                                                                                                             61                                      34
   August

   einmalige Energiepreis-Pauschale von 300 Euro als
                                                                                                                           59                                        36
   Zuschuss für Erwerbstätige

   Die Bundesregierung hat als Reaktion auf gestiegene Preise verschiedene Maßnahmen beschlossen. Bitte geben Sie jeweils an, ob diese Maßnahmen eher in die richtige
   oder eher in die falsche Richtung gehen.

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                               A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____10
Großes Interesse am 9-Euro-Ticket

Das Interesse am 9-Euro-Ticket für den Nah- und Regionalverkehr ist groß: Gut ein Viertel der Bundes-
bürger (27 Prozent) will das Ticket auf jeden Fall nutzen, ein Fünftel (19 Prozent) wahrscheinlich. Ein
hohes Interesse an dem Angebot besteht vor allem bei Jüngeren im Alter bis 34 Jahre (62 Prozent)
sowie in den deutschen Großstädten (58 Prozent). Auch jeder fünfte Auto-Besitzer (22 Prozent) will
sich das Ticket auf jeden Fall sichern, weitere 20 Prozent von ihnen halten den Kauf zumindest für
wahrscheinlich. Zudem kann sich jeder vierte Auto-Besitzer (23 Prozent) vorstellen, mit dem mögli-
chen Erwerb des 9-Euro-Tickets in den kommenden Monaten das eigene Auto auch seltener zu nut-
zen.

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Nutzung des 9-Euro-Tickets im Nah- und Regionalverkehr

                                                                                                    Ortsgröße

                                                                                                                  auf jeden Fall /                               eher nicht / auf
                                                                                                                  wahrscheinlich                                    keinen Fall

                                                                                                    bis
ÖPNV: Kritik vor allem an den Preisen

Den ÖPNV preislich attraktiver zu machen, könnte dem Nahverkehr in Deutschland auch langfristig
Nutzer zuführen. So sorgen beim ÖPNV insbesondere die bestehenden Preise für Unmut (60:22 Pro-
zent). Aber auch bei der Zuverlässigkeit von Fahrplänen (46:36 Prozent) überwiegen die negativen
Stimmen. Die Anbindung des eigenen Wohnorts am Nahverkehr ruft demgegenüber weniger Kritik
hervor: Die Hälfte ist zufrieden (51 Prozent), 43 Prozent sind unzufrieden. Im ländlichen Raum, wo
eine grundsätzlich kritischere Sicht auf den ÖPNV besteht, wird allerdings auch die Streckenanbindung
mehrheitlich negativ bewertet (33:60 Prozent).

   ARD-DeutschlandTREND Juni 2022
   Zufriedenheit mit ÖPNV

                                                                     sehr zufrieden / zufrieden                                    weniger / gar nicht zufrieden

   Anbindungen an den Wohnort                                                                                  51                                                43

   Zuverlässigkeit von Fahrplänen                                                                 36                                                             46

   Preise                                                                            22                                                                          60

   Wenn Sie einmal an den öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland denken, den sogenannten ÖPNV: Wie zufrieden sind Sie beim ÖPNV mit…?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                           A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____12
ARD–DeutschlandTREND Juni 2022

Repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag
der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

Studieninformation
____________________________________________________________________________
Autorin WDR                         Ellen Ehni              0221 220-1800
Redakteur WDR                       Florian Riesewieck      0221 220-1800
Betreuung infratest dimap           Roberto Heinrich        030 533 22-0

Grundgesamtheit                     Wahlberechtigte in Deutschland

Erhebungsmethode                    Zufallsbasierte Telefon- (davon 60 Prozent Festnetz, 40
                                    Prozent Mobilfunk) und Online-Befragung
Fallzahl                            1.337 Befragte
                                    (874 Telefoninterviews und 463 Online-Interviews)

Gewichtung                          nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinne-
                                    rung Wahlverhalten
                                    Sonntagsfrage mit separater Gewichtung

Erhebungszeitraum                   30. Mai bis 01. Juni 2022

Schwankungsbreite                   2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
                                    3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent

Durchführendes Institut             infratest dimap

Ansprechpartner infratest dimap     Dr. Nico A. Siegel      030 53322-0
                                    Reinhard Schlinkert     0228 32969-3
                                    Roberto Heinrich        030 533 22-0

                                                                A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D J U N I 2 0 2 2 _____13
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