September 2021 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

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September 2021 Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
September 2021
Eine repräsentative Studie zur politischen Stimmung im
Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
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Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung..................................................................................................................... 1

Sonntagsfrage: SPD vor CDU/CSU ............................................................................................. 2

Nächste Bundesregierung: ein gutes Drittel für SPD-geführtes Kabinett .............................. 4

Politikerzufriedenheit: Scholz und Söder gleichauf hinter Merkel ......................................... 5

Kanzlerpräferenz: Scholz weiter mit großem Vorsprung ........................................................ 6

Wahlmotive: Kandidat für SPD-Präferenz am bedeutsamsten ............................................... 8

SPD auch bei Parteikompetenzen im Aufwind ........................................................................ 9

Wichtigste Probleme: Umwelt, Migration, Corona, Soziales ................................................. 10

Studieninformation .................................................................................................................. 11
Zusammenfassung
Die SPD befindet sich weiter im Stimmungshoch und ist in der Sonntagsfrage erstmals seit Februar
2017 wieder stärkste Partei im ARD-DeutschlandTREND. Sie legt zum Vormonat um 7 Punkte zu und
hätte aktuell einen Stimmenanteil von 25 Prozent in Aussicht, der beste SPD-Wert seit Mai 2017. Auch
der Abwärtstrend für die CDU/CSU setzt sich fort: die Union gibt im gleichen Umfang ab wie die SPD
hinzugewinnt und fällt mit 20 Prozent auf ihren niedrigsten Wert seit Bestehen des ARD-
DeutschlandTREND. Die Grünen büßen 3 Punkte ein und sind mit 16 Prozent so schwach wie seit Sep-
tember 2018 nicht mehr. Vierstärkste Kraft wäre derzeit die FDP mit 13 Prozent (+1), allerdings dicht
gefolgt von der AfD mit 12 Prozent (+2). Die Linke läge unverändert bei 6 Prozent. Mit diesem Wahl-
ausgang wären SPD-geführte Drei-Parteien-Koalitionen mit Grünen und FDP, mit Union und FDP sowie
mit Union und Grünen rechnerisch möglich, ebenso mit Grünen und Linken. Die Union könnte mit Grü-
nen und FDP koalieren. Zwei-Parteien-Bündnisse wären dagegen ohne Mehrheit. Von den Bundesbür-
gern präferiert ein gutes Drittel einen Wechsel in Berlin zugunsten eines SPD-geführten Bündnisses.
Ein Viertel unterstützt eine Fortsetzung unionsgeführter Regierungen im Bund. Jeder Achte favorisiert
eine Koalition unter Grünen-Führung. Damit hat die Unterstützung für ein SPD-geführtes Kabinett bin-
nen zwei Wochen erkennbar zulasten einer unionsgeführten Bundesregierung zugenommen.
Die Sozialdemokraten verfügen aktuell über handfeste personelle Vorteile. Olaf Scholz erreicht zwar
nicht den Zuspruch der scheidenden Unionskanzlerin. Er ist aber mit Abstand der populärste der drei
Kanzlerkandidaten und wird weiterhin am ehesten für das Kanzleramt präferiert: Wie vor zwei Wo-
chen würden in einer Direktwahl vier von zehn für ihn stimmen. Von den drei Kanzlerkandidaten gilt
der SPD-Politiker als am sympathischsten und glaubwürdigsten. Ihm wird zudem am ehesten Füh-
rungsstärke und Kompetenz zugewiesen. Seine Popularität kommt der Partei unmittelbar zugute. Ein
Viertel der SPD-Anhänger gibt an, dass für ihre Parteipräferenz der Kandidat ausschlaggebend ist.
Weitere 48 Prozent begründen dies mit einer Kombination aus seiner Person und den Positionen der
Partei. Eine ähnliche Zugkraft entwickeln die Kandidaten der anderen Parteien bislang nicht. Deren
Anhängerschaften sehen den Ausschlag für ihr Votum vornehmlich in den Inhalten ihrer Partei.
Die Sachurteile der Bundesbürger sehen SPD und Union derzeit etwa gleichauf: Bei der Lösung der
wichtigsten Aufgaben Deutschlands setzt jeweils ein Viertel auf SPD bzw. Union. Damit wird die SPD
besser bewertet als 2017, die Union dagegen deutlich schlechter. Die SPD punktet vor allem in sozial-
politisch gelagerten Fragen: Beim Einsatz für angemessene Löhne, für eine langfristige Sicherung der
Altersversorgung und eine gute Familienpolitik und Kinderbetreuung setzen die Wahlberechtigten am
ehesten auf die SPD. Die Union überzeugt auf dem Feld der Wirtschaftspolitik nach wie vor die meis-
ten Wahlberechtigten sowie bei der Bewältigung der Corona-Krise. Den Grünen wird wie gehabt in der
Umwelt- und Klimapolitik die größte Kompetenz attestiert. Im Vergleich zum Frühjahr wird die SPD auf
den verschiedenen Feldern durchweg besser bewertet. Dagegen bleiben die Unionsparteien, vor al-
lem aber die Grünen hinter ihren zuletzt gemessenen Kompetenzwerten zurück. AfD und FDP schnei-
den im Kompetenzurteil der Bürger ähnlich ab wie im Mai. Auf die AfD setzt in der Zuwanderungspoli-
tik und auf die FDP in der Wirtschaftspolitik jeweils jeder achte Wahlberechtigte. Die FDP punktet zu-
dem auf dem Feld der Digitalisierung. Der Linkspartei wird vorrangig in der Familienpolitik und in
Lohnfragen Vertrauen entgegengebracht.
Mit den ihnen zugewiesenen Sachkompetenzen müssen die Parteien 2021 in einer Themenumgebung
bestehen, die sich von der vor vier Jahren deutlich unterscheidet. Gefragt nach den aktuell wichtigsten
politischen Problemen in Deutschland benennt aktuell ein Drittel den Umwelt- und Klimaschutz, je-
weils etwa ein Fünftel Zuwanderung und Corona. Jeder Sechste thematisiert Fragen der sozialen Unge-
rechtigkeit, jeder Siebte Probleme der Altersabsicherung. Zur letzten Bundestagswahl hatte die Zu-
wanderung für die Bundesbürger mit 47 Prozent der Nennungen einen deutlich größeren Stellenwert
als aktuell, der Umwelt- und Klimaschutz mit 9 Prozent wiederum einen wesentlich geringeren.

                                                               A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____1
Sonntagsfrage: SPD vorn, CDU/CSU auf Rekordtiefstand

Die SPD befindet sich aktuell im Stimmungshoch. Aus der aktuellen Sonntagsfrage des ARD-
DeutschlandTREND geht die SPD erstmals seit Februar 2017 wieder als stärkste bundespolitische
Kraft hervor. Zum Vormonat legt die Partei um 7 Punkte zu und hätte gegenwärtig einen Stim-
menanteil von 25 Prozent in Aussicht, der beste SPD-Wert seit Mai 2017. Die CDU/CSU gibt im
gleichen Umfang ab und fällt mit 20 Prozent auf ihren niedrigsten Umfragewert seit Bestehen des
ARD-DeutschlandTREND. Die Grünen büßen 3 Punkte ein und sind mit 16 Prozent so schwach wie
seit September 2018 nicht mehr. Vierstärkste Kraft wäre derzeit die FDP mit 13 Prozent (+1), al-
lerdings dicht gefolgt von der AfD mit 12 Prozent (+2). Die Linke läge unverändert bei 6 Prozent.
Alle übrigen Parteien würden zusammen 8 Prozent erzielen.

   ARD-DeutschlandTREND September 2021
   Sonntagsfrage zur Bundestagswahl

                                     25
             20
                                                                                                                                     16
                                                             12                       13
                                                                                                                                                            8
                                                                                                               6

       CDU/CSU                     SPD                      AfD                     FDP                     Linke                  Grüne               Andere
             -7                      +7                       +2                      +1                      ±0                      -3                   ±0

   Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zum ARD-DeutschlandTREND vom 05. August 2021

                                                                                                                            A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____2
ARD-DeutschlandTREND September 2021
   Wahl- und Umfrageergebnisse Bundestagswahl
   Zeitverlauf

    Wahlergebnisse seit 1998                                                                    aktuelle Umfrageergebnisse

   50                                                                             50

   40                                                                             40

                                                                   32,9 CDU/CSU
   30                                                                             30

                                                                                                                                                                                                                                                 25 SPD
   20                                                              20,5 SPD       20                                                                                                                                                             20 CDU/CSU
                                                                   12,6   AfD                                                                                                                                                                    16 Grüne
                                                                                                                                                                                                                                                 13 FDP
   10                                                              10,7   FDP     10                                                                                                                                                             12 AfD
                                                                   9,2    Linke
                                                                   8,9    Grüne                                                                                                                                                                  6 Linke
    0                                                                             0

                                                                                       Sep 17
                                                                                                Dez 17

                                                                                                                  Jun 18
                                                                                                                           Sep 18
                                                                                                                                     Dez 18

                                                                                                                                                       Jun 19
                                                                                                                                                                Sep 19
                                                                                                                                                                         Dez 19

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                                                                                                                                                                                                    Sep 20
                                                                                                                                                                                                             Dez 20

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                                                                                                                                                                                                                                        Sep 21
                                                                                                         Mrz 18

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                                                                                                                                                                                                                      Mrz 21
         1998

                      2002

                               2005

                                            2009

                                                     2013

                                                            2017

   Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent

Die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl misst aktuelle Parteipräferenzen und nicht tatsächliches
Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölke-
rung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit
nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeu-
tung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und takti-
schen Wählern.

                                                                                                                                    A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____3
Nächste Bundesregierung: ein gutes Drittel für SPD-geführtes Kabinett

Mit einem Wahlausgang entsprechend der aktuellen Sonntagsfrage wäre die unionsgeführte gro-
ße Koalition Geschichte. Knapp vier Wochen vor dem offiziellen Wahltermin verstärkt sich die
Kritik an der Arbeit des amtierenden Regierungsbündnisses: Knapp vier von zehn (38 Prozent; -5)
äußern sich zufrieden, sechs von zehn (60 Prozent; +5) üben Kritik. Statt Zwei-Parteien-
Koalitionen wären gemäß der aktuellen bundespolitischen Stimmung Regierungsbündnisse aus
drei Partnern nötig. Rechnerisch möglich wären SPD-geführte Drei-Parteien-Koalitionen mit Grü-
nen und FDP, mit Union und FDP oder mit Union und Grünen, ebenso – wenn auch knapp – mit
Grünen und Linken. Die Union könnte mit Grünen und FDP koalieren. Von den Bundesbürgern
selbst präferiert ein gutes Drittel (35 Prozent; +5) einen politischen Wechsel in Berlin zugunsten
eines SPD-geführten Bündnisses. Ein Viertel (24 Prozent; -6) unterstützt eine Fortsetzung einer
unionsgeführten Regierung im Bund. Jeder Achte (13 Prozent; -2) favorisiert eine Koalition unter
Grünen-Führung. Knapp drei von zehn (28 Prozent; +3) äußern gut drei Wochen vor der Bundes-
tagswahl weiterhin keine Präferenz. Damit hat die Unterstützung für ein SPD-geführtes Kabinett
binnen zwei Wochen erkennbar zulasten einer unionsgeführten Bundesregierung zugenommen.

    ARD-DeutschlandTREND September 2021
    Wer sollte die nächste Bundesregierung führen?

                                                                                                       Parteianhänger

                                                                                                                                                                       weiß nicht /
                                                                                                                      CDU/CSU             SPD             Grüne       keine Angabe

                                                                                                       CDU/CSU                                                              87     9 4

                                                                                                       FDP                                  40                27     10               23
                                  35
                                                                             28                        AfD                    18             23 2                                     57
             24

                                                        13                                             SPD            4                                                          90 1 5

                                                                                                       Linke          3                                 56           19               22

        CDU/CSU                  SPD                  Grüne            weiß nicht /
                                                                      keine Angabe                     Grüne          3     13                                                   78   6

             -6                    +5                   -2                    +3                                                                                           weiß nicht /
                                                                                                                          CDU/CSU           SPD              Grüne        keine Angabe

  Wenn es nach Ihnen ginge: Welche Partei sollte die nächste Bundesregierung führen?

  Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
  Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu ARD-DeutschlandTREND im Morgenmagazin vom 20. August 2021
                                                                                                                                                                             9

Ein Wechsel in Berlin zugunsten einer SPD-geführten Bundesregierung findet die stärkste Unter-
stützung bei den älteren Bürgern (40 Prozent), erzielt aber auch bei den unter 40-Jährigen ver-
gleichsweise die größten Sympathien (28 Prozent). Die Anhänger der SPD (90 Prozent), Union (87
Prozent) und Grünen (78 Prozent) setzen mit jeweils großen Mehrheiten auf die eigene Partei.
Vier von zehn FDP-Anhängern (40 Prozent) präferieren ein CDU/CSU-geführtes Bündnis, die Anhä-
nger der Linken setzen überwiegend auf eine SPD-geführte Koalition (56 Prozent). Für über die
Hälfte der AfD-Anhänger (57 Prozent) ist keine der drei Optionen wünschenswert. Jeder sechste
AfD-Anhänger unterstützt ein Kabinett unter Unions- (18 Prozent), jeder vierte eine Regierung
unter SPD-Führung (23 Prozent).

                                                                                                                    A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____4
Politikerzufriedenheit: Scholz und Söder fast gleichauf hinter Merkel

Die Sozialdemokraten verfügen knapp vier Wochen vor der Wahl über handfeste personelle Vortei-
le. Olaf Scholz erreicht zwar nicht die Popularität der scheidenden Unionskanzlerin (64 Prozent;
-2). Mit einem Zuspruch von 56 Prozent (+8) steht er allerdings deutlich besser da als vor einem
Monat. Er erzielt einen leicht größeren Rückhalt als CSU-Ministerpräsident Markus Söder (54 Pro-
zent; -2) und setzt sich deutlich von den beiden anderen Kanzlerkandidaten ab. Annalena
Baerbock wird von 25 Prozent (-2) positiv bewertet, Armin Laschet von 20 Prozent (-4). Beide
Politiker verlieren an Zuspruch und bleiben im Urteil der Wahlberechtigten wie im Vormonat hin-
ter dem Co-Vorsitzenden der Grünen, Robert Habeck (36 Prozent; +/-0) und dem FDP-
Spitzenkandidaten Christian Lindner (32 Prozent; -4). Deutlich zurück stehen im Bevölkerungsur-
teil die Spitzenkandidaten von Linken und AfD, Dietmar Bartsch (16 Prozent; -2 zu Juli) und Alice
Weidel (13 Prozent; +3 zu Juli).

   ARD-DeutschlandTREND September 2021
   Politikerzufriedenheit
                                                                                                                                                                                 Be-
                                                                                         sehr zufrieden / zufrieden                           weniger / gar nicht zufrieden kanntheit
   Angela Merkel                                    CDU                             -2                                                      64                              34          98

   Olaf Scholz                                      SPD                             +8                                               56                                     34          90

   Markus Söder                                     CSU                             -2                                             54                                       39          93

   Jens Spahn                                       CDU                             -1                                37                                                    56          93

   Robert Habeck                                    Grüne                           ±0                                36                                                    38          74

   Christian Lindner                                FDP                             -4                           32                                                         52          84

   Heiko Maas                                       SPD                         -13                             29                                                          59          88

   Annalena Baerbock                                Grüne                           -2                     25                                                               63          88

   Annegret Kramp-Karrenbauer*                      CDU                             -8                20                                                                    71          91

   Armin Laschet                                    CDU                             -4                20                                                                    72          92

   Dietmar Bartsch*                                 Linke                           -2           16                                                                         34          50

   Alice Weidel*                                    AfD                             +3        13                                                                            55          68

   Sind Sie mit der politischen Arbeit von …?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu August 2021 / *Juli 2021
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / weiß nicht / keine Angabe

Von den im aktuellen ARD-DeutschlandTREND abgefragten Bundesministern wird Gesundheitsmi-
nister Jens Spahn (37 Prozent; -1) nach Olaf Scholz am besten bewertet. Die mit Ende des Afgha-
nistan-Einsatzes in die Schlagzeilen geratenen Minister für Äußeres und Verteidigung büßen in
der Bevölkerung deutlich an Rückhalt ein. Heiko Maas fällt mit 29 Prozent (-13) auf seinen nied-
rigsten Zustimmungswert im Amt des Außenministers, Annegret Kramp-Karrenbauer mit 20 Pro-
zent (-8 zu Juli) auf ihren zweitniedrigsten Sympathiewert seit Übernahme des Verteidigungsres-
sorts.

                                                                                                                           A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____5
Kanzlerpräferenz: Scholz weiter mit großem Vorsprung

Der Sympathievorsprung des SPD-Spitzenkandidaten übersetzt sich in eine stabile Präferenz für
die künftige personelle Besetzung des Kanzleramts. Olaf Scholz wird von den drei Politikern wei-
terhin am ehesten für das Kanzleramt präferiert: Wie vor zwei Wochen würden in einer Direkt-
wahl vier von zehn (43 Prozent; +2) für ihn stimmen, unverändert 16 Prozent (+/-0) für Laschet,
12 Prozent für Baerbock (+/-0). Drei von zehn Deutschen (29 Prozent; -2) können oder wollen
sich nach wie vor für keinen der drei Politiker entscheiden.

   ARD-DeutschlandTREND September 2021
   Direktwahl Bundeskanzler/in

                                                                                                     Altersgruppen

                                                                                                                         Armin            Olaf           Annalena         weiß nicht /
                                                                                                                        Laschet          Scholz          Baerbock        keine Angabe

                                 43                                                                  18-39 Jahre           12                  31           21                      36

                                                                            29
                                                                                                     40-64 Jahre             15                             49      10              26
            16
                                                       12

                                                                                                     65+ Jahre                    20                          46     7              27

    Armin Laschet           Olaf Scholz           Annalena            weiß nicht /
                                                  Baerbock           keine Angabe
            ±0                   +2                    ±0                    -2

   Wenn man den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu ARD-DeutschlandTREND im Morgenmagazin vom 20. August 2021
                                                                                                                                                                             21

Olaf Scholz ist nicht nur der Wunschkandidat der Älteren (46 Prozent) und der mittleren Alters-
gruppen (49 Prozent). Bei den Präferenzen der unter 40-jährigen Bundesbürger (31 Prozent) liegt
der SPD-Politiker ebenfalls vorn. Von den drei Kanzlerkandidaten genießt Scholz mit Abstand die
größte Unterstützung in der jeweils eigenen Anhängerschaft. 87 Prozent der SPD-Anhänger favo-
risieren auch den eigenen Spitzenmann im Kanzleramt, während unter den Grünen-Anhängern
sechs von zehn (61 Prozent) für Annalena Baerbock votieren würden. In den Reihen der Unions-
parteien würde knapp die Hälfte (47 Prozent) für Armin Laschet stimmen.

                                                                                                                     A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____6
ARD-DeutschlandTREND September 2021
   Vergleich der Kanzlerkandidaten

     am sympathischsten                                am glaubwürdigsten                          am führungsstärksten                        hat die größte Kompetenz

                                                                                                                                                                55
                                                                                                                  53
                      42                                             43

                                    23
        13                                               15                      15                    15                                          14
                                                                                                                                8                                            7

         -4          +24            -21                   -4         +21         -17                   -8         +22          -12

                                                               █ Armin Laschet         █ Olaf Scholz        █ Annalena Baerbock

   Wenn Sie Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock miteinander vergleichen: Wer von diesen drei Politikern ist aus Ihrer Sicht...?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Mai 2021
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

Anders als noch im Frühjahr ist der SPD-Politiker den Bundesbürgern mittlerweile am sympa-
thischsten (42 Prozent; +24) und wirkt von den drei Kanzlerkandidaten auch mit Abstand am
glaubwürdigsten (43 Prozent; +21). Unmittelbar nach Bekanntgabe ihrer Kanzlerkandidatur wuss-
te im Mai noch Annalena Baerbock in beiden Punkten am meisten zu überzeugen. Noch stärker
als im Frühjahr wird Scholz Führungsstärke zugewiesen (53 Prozent; +22). Darüber hinaus gilt der
Bundesfinanzminister mit 55 Prozent als der kompetenteste der drei Bewerber um das Kanzler-
amt.

                                                                                                                  A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____7
Wahlmotive: Kandidat für SPD-Anhänger von großer Bedeutung
Die Popularität des SPD-Kanzlerkandidaten kommt seiner Partei unmittelbar zugute. Ein Viertel
der SPD-Anhänger (26 Prozent) gibt an, dass für ihre aktuelle Parteipräferenz überwiegend der
Kandidat ausschlaggebend ist. Weitere 48 Prozent begründen ihre SPD-Präferenz mit einer Kom-
bination aus der Person des Spitzenkandidaten und überzeugenden Positionen der Partei. Eine
ähnliche Zugkraft entwickeln die Kandidaten der anderen Parteien bislang nicht. Deren Anhä-
ngerschaften sehen den Ausschlag für ihr Votum vornehmlich in den Inhalten ihrer Partei.

  ARD-DeutschlandTREND September 2021
  Wahlmotive
  (nur Parteinenner laut Sonntagsfrage)

                                                                                          Parteianhänger
                                                                                                         Spitzen-                beides                  Inhalte /
                                                                                                        kandidat/in          gleichermaßen              Positionen

                                                                54                        SPD                         26             48            24

                                                                                          FDP                                  11    26                     61

                                             31
                                                                                          Grüne                                8     29                      63

               11                                                                         CDU/CSU                              4     29                      62

                                                                                          Linke                                    3 19                          75
          Spitzen-                       Spitzen-             Inhalte /
         kandidat/in                   kandidat/in           Positionen                   AfD                                        16 ​                   65
                                     und Positionen
                                     gleichermaßen

  Was ist hierfür ausschlaggebend? Überwiegend der Spitzenkandidat bzw. die Spitzenkandidatin der Partei? Überwiegend die Inhalte und Positionen der Partei? Oder
  beides gleichermaßen?

  Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
  Werte in Prozent
  Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

                                                                                                       A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____8
SPD auch bei Parteikompetenzen im Aufwind

Bei den aktuellen Sachurteilen der Bundesbürger liegen SPD und CDU/CSU etwa gleichauf: Bei der
Lösung der wichtigsten Aufgaben Deutschlands setzt jeweils ein Viertel auf SPD (25 Prozent) bzw.
Union (24 Prozent). Damit wird die SPD besser bewertet als zur letzten Bundestagswahl (19 Pro-
zent), die Union dagegen deutlich schlechter als 2017 (49 Prozent).

   ARD-DeutschlandTREND September 2021
   Parteikompetenzen
                                          CDU/CSU                 SPD                AfD       FDP              Linke               Grüne               Keiner / weiß nicht

   Wirtschaft                                       34                  22            7             13           1                    4                     15
                                                     37               13              5             15           2                     8                     18

   Außenpolitik                                   27                    24            7         8                3                    5                       23

   Corona-Krise                                   27                   20             9         5                2                    5                          29
                                                   30              9                  6         8                2                     10                         32
   Flüchtlings- und                            19                      19                 13    5                 6                    10                     24
   Einwanderungspolitik                         22                    12                  12    5                 7                        16                 23

   Altersversorgung                            18                          32         7         6                 6                   4                       23

   Familienpolitik und                         18                          31         7        3                  8                        16               14
   Kinderbetreuung                             19                       22            6         5                 8                        21               16

   Digitalisierung                             17                     15              5             17           2                     11                        27
                                               18                  9                  4             18           3                         16                    28

   Umwelt- und Klimapolitik                  11                       12              5        4                 3                              43           18
                                             11                   4                   4         5                2                               58         13

   angemessene Löhne                         11                                 43    7         5                    9                5                     16
                                              16                           30         5         6                    12                8                     21

   wichtigste Aufgaben lösen                      24                       25         8         5                3                     8                     21

   Nun zu einigen politischen Aufgaben. Welcher Partei trauen Sie am ehesten zu, diese Aufgaben zu lösen?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent / Werte in grauen Balken: Mai 2021
   Fehlende Werte zu 100 Prozent: Anderer Partei / keine Angabe

Die Sozialdemokraten punkten aktuell vor allem in sozialpolitisch gelagerten Fragen. Beim Einsatz
für angemessene Löhne (43 Prozent; +13 zu Mai), für eine langfristige Sicherung der Altersver-
sorgung (32 Prozent) und eine gute Familienpolitik und Kinderbetreuung (31 Prozent; +9) setzen
die Wahlberechtigten am ehesten auf die SPD. Die Union überzeugt auf dem Feld der Wirtschafts-
politik nach wie vor die meisten Wahlberechtigten (34 Prozent; -3 zu Mai) sowie bei der Bewälti-
gung der Corona-Krise (27 Prozent; -3). Den Grünen wiederum wird in der Umwelt- und Klimapo-
litik (43 Prozent; -15) die größte Kompetenz attestiert. Während die Sozialdemokraten auf den
verschiedenen Feldern durchweg besser bewertet werden als noch im Frühjahr, bleiben die Uni-
onsparteien, vor allem aber die Grünen, hinter ihren zuletzt gemessenen Kompetenzwerten zu-
rück. AfD und FDP schneiden im Kompetenzurteil der Bundesbürger ähnlich ab wie im Mai. Je-
weils jeder achte Wahlberechtigte setzt auf die AfD in der Zuwanderungspolitik (13 Prozent; +1)
und auf die FDP in der Wirtschaftspolitik (13 Prozent; -2). Der Linkspartei wird vorrangig in der
Familienpolitik (8 Prozent; +/-0) und in Lohnfragen (9 Prozent; -3) Vertrauen entgegengebracht.

In Fragen der Außenpolitik, die mit Ende des Afghanistan-Einsatzes die Nachrichten der letzten
Tage stark bestimmt haben, setzt aktuell jeweils ein Viertel auf Union (27 Prozent) bzw. SPD (24
Prozent). Im Vierjahresvergleich lassen beide Parteien Federn, die Union (2017: 49 Prozent) aller-
dings deutlich stärker als die Sozialdemokraten (2017: 29 Prozent). Ihre Wettbewerber profitieren
hiervon kaum. Mehr als verdoppelt hat sich gegenüber 2017 dagegen der Anteil derer, der keiner
Partei eine gute Außenpolitik zutraut (23 Prozent; +14).

                                                                                                         A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____9
Wichtigste Probleme: Umwelt, Migration, Corona, Soziales

Mit den ihnen zugewiesenen Sachkompetenzen müssen die Parteien 2021 in einer Themenum-
gebung bestehen, die sich deutlich von der vor vier Jahren unterscheidet. Gefragt nach den aktu-
ell wichtigsten politischen Problemen in Deutschland benennen aktuell 33 Prozent den Umwelt-
und Klimaschutz, ein gutes Fünftel Zuwanderung (22 Prozent) und jeder Sechste Corona (18 Pro-
zent). 16 Prozent thematisieren Fragen der sozialen Ungerechtigkeit, 15 Prozent Probleme der
Altersabsicherung. Zur letzten Bundestagswahl lag der Problemfokus der Bundesbürger mit 47
Prozent eindeutig auf dem Zuwanderungsthema. Dagegen hatte der Umwelt- und Klimaschutz
vor vier Jahren mit 9 Prozent der Nennungen nur einen nachrangigen Stellenwert.

   ARD-DeutschlandTREND September 2021
   Wichtigste Probleme in Deutschland
   Summierte Auswertung wichtigstes + zweitwichtigstes Problem

    September 2021                                                                           Juni 2021
                                           22
                                                      Zuwanderung

                                                                    18
                                                                                                                                   Zuwa

                                                                                                                                                     Soziale Unge
                                                                          Corona

                                                                                                                                                                         Corona
                      33                                            16                                     28
                                                                                                                                            19

                                                                                                                                                                    19
                                                                           Soziale           Umwelt / Klima
       Umwelt / Klima                                               Ungerechtigkeit

   Welches ist Ihrer Meinung nach das wichtigste politische Problem in Deutschland, das vordringlich gelöst werden muss? Und welches ist das zweitwichtigste?

   Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland
   Werte in Prozent
   Fehlende Werte: Sonstiges / weiß nicht / keine Angabe

Im Vergleich zum Frühsommer ist die Sensibilität gegenüber dem Umwelt- und Klimaschutz in der
Bevölkerung (+5) weiter gewachsen. Die Zuwanderung hat aktuell einen größeren Stellenwert
(+3) als vor drei Monaten, das Thema Ungleichheit einen leicht geringeren (-3). In der Corona-
Pandemie sehen derzeit etwa ähnlich viele wie im Juni (-1) das größte Problem in Deutschland.

                                                                                                        A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____10
ARD–DeutschlandTREND September 2021

Repräsentative Studie zur politischen Stimmung im Auftrag
der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

Studieninformation
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Autorin WDR                         Ellen Ehni                0221 220-1800
Redakteurin WDR                     Claudia Müller            0221 220-1800
Betreuung infratest dimap           Roberto Heinrich          030 533 22-0

Grundgesamtheit                     Wahlberechtigte in Deutschland

Erhebungsmethode                    Zufallsbasierte Telefon*- und Online-Befragung
                                    *davon: 60% Festnetz, 40% Mobilfunk

Fallzahl                            1.337 Befragte
                                    (874 Telefoninterviews und 463 Online-Interviews)

Gewichtung                          nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinne-
                                    rung Wahlverhalten
                                    Sonntagsfrage mit separater Gewichtung

Erhebungszeitraum                   30. August bis 01. September 2021

Schwankungsbreite                   1.000 Befragte: 2* bis 3** Prozentpunkte
                                    * bei einem Anteilswert von 10 Prozent
                                    ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent

Durchführendes Institut             infratest dimap

Ansprechpartner infratest dimap     Dr. Nico A. Siegel        030 53322-0
                                    Reinhard Schlinkert       0228 32969-3
                                    Roberto Heinrich          030 533 22-0

                                                            A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D S E P T E M B E R 2 0 2 1 _____11
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