Jura in Sheffield (Großbritannien)
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Jura in Sheffield (Großbritannien) "Thanks, luv" Mein Auslandssemester an der University of Sheffield, Großbritannien verbrachte ich dank des Erasmusprogramms von September 2001 bis März 2002, also größtenteils im Winter. So furchtbar regnerisch und kalt, wie es sich vielleicht anhört, war es aber nicht, denn das winterliche Klima in South Yorkshire ist milder als bei uns in Greifswald. Da der Bericht umfangreich ist, hier erstmal alles Nützliche und Unverzichtbare in Kürze: A. Kurzer Überblick 1. Checkliste: - Reisepaß oder Ausweis - Bankkarte (am besten Deutsche Bank, da Verbund mit Barclays) - genug Geld auf dem Konto - mind. 50 Pfund für die erste Zeit - ca. 6 Paßphotos (für U-Card, Rabattkarten Bus/Zug, Registration Form, etc.) (Tip: Paßphotos einfach farbkopieren und zurechtschneiden, ist viel billiger und reicht allemal) - Wörterbuch - Fachwörterbuch - Fotoapparat UND Filme (teuer in GB) - Broschüren von der Uni Sheffield - Zusage Wohnheimplatz, Studienplatz - DAAD-Unterlagen - Fotokopien wichtiger Dokumente wie z.B. Paß - Versicherungspapiere (Auslandskrankenversicherung) - Führerschein (es genügt ein nationaler) - Impfausweis (eine Meningitis-Impfung wäre nicht schlecht, wird aber auch kostenlos vom NHS angeboten) - internationaler Studentenausweis ISIC (Studentenrabatt bei Fluggesellschaften, ansonsten reicht auch die U-Card, die man in Sheffield bekommt) - Kreditkarte (man kommt aber auch ohne aus) - Youth Hostel Ausweis (bekommt man aber auf umsonst auf der Fresher's Fair) - Adressenliste - Schlafsack - Wärmeflasche oder Heizkissen (es kann ziemlich zugig und kühl in englischen Häusern sein) - Bettwäsche, Laken (kann man aber auch nachschicken lassen) - Handtuch - Schreibtischlampe, weil die Wohnheime damit nicht ausgestattet sind - Besteck, Teller, Dosenöffner (Topf, Pfanne lieber vor Ort kaufen und mit Mitbewohnern teilen; Tassen kriegt man in UK auch preiswert) - Feuerzeug (oft zum Anzünden von Gasherdplatten nötig) - schicke Klamotten zum Ausgehen (1 Paar Schuhe, die keine Turnschuhe sind, kann nämlich Probleme bei manchen Pubs/Discos geben) - warme, wetterfeste Kleidung - nicht zu viele, aber strapazierfähige Klamotten - Regenjacke - Mini-Schirm (gibt's aber auch in UK) - feste Schuhe/Wanderschuhe - Badelatschen - Lonely Planet Britain (inklusive Schottland und Wales) - wenig Bücher (sonst erreicht man schnell Übergepäckgrenzen)
- Laptop, falls vorhanden - kleines Radio - Musik-CD's oder Kassetten - Fotos von Familie und Freunden - Adapter (gibts aber auch vor Ort) - Vitamintabletten - keine Rollerblades oder ähnliches (Sheffield ist sehr bergig) - Raucher: Zigaretten, Tabak, Filter (sehr teuer in England, es wird aber mehr geraucht) - bei Bedarf: Kondome (auch teuer in England) - Kaffeetrinker: Kaffee mitnehmen oder nachschicken lassen (englischer Kaffee soll scheußlich schmecken, in der Coffee Revolution in der Student's Union kann man aber eine nette Tasse Kaffee trinken) - ruhig bleiben, Erwartungen runterschrauben (es klärt sich alles vor Ort) - Lust haben, neue Menschen kennenzulernen Was noch zu tun ist: - Wohnheimbewerbung zum Housing Service abschicken - Anreise organisieren, Flug, Bus buchen - Wohnung kündigen, Nachmieter oder Mitwohner suchen - Post umleiten lassen - Zeitschriftenabos kündigen/ändern - wegen Auslands-BaföG erkundigen - Geld aufs Girokonto und falls doch kein Konto bei der Deutschen Bank so weit wie es geht Euro- Überweisungsformular ausfüllen und es einem vertrauenswürdigen Menschen geben, der dann die fehlenden Daten nachträgt, wenn man dann ein englisches Konto hat - etwas Geld tauschen - Urlaubssemester beantragen - Zum Zahnarzt gehen - Reiseapotheke anlegen (vor allem Grippemedikamente) - mit Zigaretten und Kondomen bevorraten - Shampoo und Duschgel-Vorrat mitnehmen, auch teuer - Paßbilder machen lassen - Fotos zu Mitnehmen von lieben Menschen raussuchen - deutsche Billigvorwahlen für England raussuchen - Verabschieden Für Mädels: - zum Frauenarzt - mit Pille bevorraten 2. Allgemeines Semesterzeiten: - Ende September bis Anfang Februar (Autumn Semester) - Anfang Februar bis Mitte Juni (Spring Semester) Orientation Week für ausländische Studenten vor Semesterbeginn (derzeit 85 Pfund, 1 Woche Unterkunft, Frühstück, Abendessen, Informationen und Aktivitäten um Stadt, Land & neue Leute kennenzulernen) Intro Week zu Beginn des Semester mit Registrierung, Ausgabe des Studentenausweises (U-Card), Registrierung National Health Service und Informationsveranstaltungen (Nicht verpassen!) 3. Studium
- 60 ECTS-Punkte pro Semester (entspricht in den meisten Fällen drei Vorlesungen mit dazugehörigen Seminaren, Essays und schriftlicher Abschlußprüfung) - Eintragung aller Kurse in Registration Form, muß vom Tutor abgezeichnet werden - Wechsel von Kursen in den ersten Wochen möglich, Add & Drop Form - in den Vorlesungen wird meistens verständliches Englisch gesprochen - in den Seminaren ist das Englisch nicht ganz so klar, weil auch viel auf Mitarbeit von Studenten gesetzt wird, die aus den verschiedensten Ecken Großbritanniens kommen - gute Betreuung, da dichtes Netzwerk von Betreuungspersonal, zugeteilter Tutor vom Lehrpersonal, Student's Information Desk, International Office, Möglichkeit betreuenden Mentor aus der Studentenschaft zu bekommen, telefonische Help und Info Line, sehr ausführliche und nützliche Broschüren - Niveau der Lehrveranstaltungen und vor allem der Seminare oft nicht so herausragend - kostenlose Sprachkurse, Tandem-Projekt (englische Konversation) - vorbildliche Union of Students (Unigebäude mit Studienmöglichkeiten, Kino und Vorlesungssaal, Cafés und Bar, Fast Food Stand, Bank, Reisebüro, Copyshop, Shop für Studenten, Loxley's Food Court usw.) - großes Netz von Computerzentren, darunter auch das 24-Stunden-Zentrum in der Mappin Hall 4. Wohnen - der Housing Service der University of Sheffield ist Dir bei der Wohnungssuche behilflich; es werden Plätze in Wohnheimen (Halls), Zimmer in WG's für Selbstversorger (self-catering-Flats) und private Unterkünfte vermittelt (Housing Services, The University of Sheffield, 12 Claremont Crescent, Sheffield S10 2 TA, Tel: 0044 114 222 6039, Fax: 0044 114 222 0290, http://www.shef.ac.uk/uni/service/hous/index.html) - Empfehlung self-catering flat (ca. 50 Pfund pro Woche) - garantierter Platz für Erasmus-Studenten bei Einhaltung des Bewerbungsschlusses - außerdem kann man sich auf dem privaten Wohnungsmarkt auch etwas suchen, häufig mit niedrigerem Standard, aber etwas preiswerter 5. Tips - Sachen, die noch fehlen, nicht per Post sondern mit dem DPD nachschicken lassen - Anrufen lassen über Billig-Vorwahlen und falls man doch mal anrufen muß, sogenannte Charge- Karten kaufen und von jedem Telefon abtelefonieren (bei 20 Pfund gibt's 5 Pfund oben drauf) - gratis innerhalb der unieigenen Unterkünfte telefonieren - durch die Uni (Global Span) organisierte Städtetouren per Bus machen, da preiswert - Man kann auch sein Auto mitnehmen (per Fähre kann man viel mehr Gepäck mitnehmen, ist vor Ort mobiler und es gibt nicht so viele Probleme mit dem Linksverkehr, wie man zuerst denkt; allerdings wurde einem deutschen Austauschstudenten in Sheffield das Auto geklaut) - Flug für Weihnachten (22.12.) und auch Rückflug zum Ferienende rechtzeitig buchen (besser von Deutschland aus, da meistens billiger), falls man nicht viel Gepäck hat: mit Billigfluglinien fliegen z.B. Ryan Air nach London Stansted, danach weiter mit dem Bus - Rabattkarte für Bus so früh wie möglich kaufen (9 Pfund), um bei Busreisen nach London und Manchester etc. ca. 30% zu sparen - Konto bei der Deutschen Bank eröffnen und ohne Gebühren bei Automaten der Barclays Bank, die in Sheffield ein weit verbreitetes Automaten-Netz hat, Geld abheben - Kontoeröffnung bei einer britischen Bank UND Auslandsüberweisungen meiden, da teuer, lieber bei der Barclays mit der Deutschen Bankcard kostenlos Geld abheben und dann auf britischer Bank einzahlen - bei Fresher's Fair Gutscheine, Rabattkarten einsacken (ganz früh hingehen!); auf Buy 1 Get 1 free- Angebote achten und mit Mitbewohnern teilen, falls doch nicht so viel Bedarf - Das kostenlose Angebot des Modern Language Teaching Centre's im Arts Tower nutzen und englischsprachigen Tandempartner suchen, der von Dir deutsche und von dem Du englische Konversation lernst. (Auch auf Credits möglich.) Unbedingt machen, weil man so nette Engländer kennenlernt sowie sein Englisch praktiziert und verbessert. (Man kann auch mehr als einen Tandempartner haben.) - Kostenlose Sprachkurse des Englisch Language Teaching Centre's nutzen, pro Semester 2 Kurse möglich: Oral Skills, Academic Writing, ... - In eine der vielen Societies oder einen Sportclub eintreten, um Engländer kennenzulernen und aktiv
zu sein. - Bewerbungsfristen einhalten! Engländer lieben Formalien. - Peak District besuchen, wandern, das riesige schöne Naturschutzgebiet ist nur eine halbe Stunde mit dem Linienbus entfernt - Reisen: Edinburgh, Schottland, York, London, Cambridge, Oxford, Stratford-upon-Avon, Manchester, Leeds, Liverpool, Bristol, Wales, .... - Tickets für Discopartys, Veranstaltungen, Konzerte im voraus an der Vorverkaufskasse in der Union of Students kaufen (Box Office bis 24 Uhr geöffnet) - für Studentinnen: vom Portier im Firth Court (gegenüber der Union) kostenlos Taxi rufen lassen oder mit dem Women's Mini Bus fahren - Für Jurastudenten: Kostenloser Kurs English for Lawyers am Law Department. B. Ausführlicher Erfahrungsbericht 1. Allgemeines zu Auslandssemestern Auf jeden Fall war mein Auslandssemester eine wertvolle Erfahrung, der ich eine "Eichung" und "Überprüfung" meines Lebens und Studiums hier in Deutschland zu verdanken habe. Als erstes sollte man sich klarmachen, daß sich das Leben dort einfach anders gestaltet, als man es zu Hause gewohnt ist und mit diesem Wissen im Hintergrund fällt es leichter, Unterschiedliches zu akzeptieren, aufzunehmen und mit dem Vertrauten zu vergleichen. Ich denke, das ist auch der Sinn eines Auslandssemesters, nämlich sich neu zu polen, seinen Horizont zu erweitern, andere Sichtweisen kennenzulernen und natürlich Kenntnisse der Landessprache zu verbessern, denn das bleibt nicht aus. Die Chance relativ preiswert und noch dazu durch das Erasmusprogramm gefördert an einer ausländischen Uni zu studieren, sollte man unbedingt nutzen, denn wer weiß, wann sich jemals wieder die Gelegenheit für ein oder ein halbes Jahr Auszeit bietet, um Sprachkenntnisse oder sogar neues hilfreiches Wissen auf seinem Fachgebiet zu erwerben. 2. Vorbereitungen Jedenfalls sollte man unbedingt mindestens ein Jahr vor dem geplanten Abflug mit den Vorbereitungen beginnen, um die Bewerbungsfristen einzuhalten. a. Sprache aa) Sprachkurse Sprachkurse mußte man nicht vorweisen, ich mußte lediglich selbst meine Englisch-Kenntnisse einschätzen. Sofern man seinem Englisch aber nicht so traut, ist es natürlich jedem selbst überlassen schon weit im voraus universitäre kostenlose Sprachkurse zu belegen oder im Vorfeld eine Sprachreise zu machen oder eben kostenpflichtige Sprachkurse an VHS oder Sprachschulen zu besuchen. Der TOEFL-Test (Test Of English as a Foreign Language) oder dem englischen Pendant Cambridge Certificate Advanced English mußte jedenfalls für Sheffield für Erasmusstudenten nicht erbracht werden. Dieser TOEFL-Test ist aber für alle, die in die USA wollen, meines Wissens so gut wie Pflicht, leider auch nicht gerade preiswert und eine zeitige Bewerbung ist ebenso vorausgesetzt. Zudem ist das nächstgelegene Test-Zentrum in Berlin. (Da sich durch computerisierte Testmethoden die Zahl der Test-Center reduziert hat, sind längere Anfahrtswege in Kauf zu nehmen.) Auch ein Sprachtest vor Ort fand nicht statt. bb) Fachsprache Es gibt die Möglichkeit, an der Heimuni Fachsprache-Kurse zu belegen. Diese Option habe ich nicht wahrgenommen, es ist auch nicht unbedingt notwendig, wenn man an einer englischen Universität mit englischen Studienanfängern zu studiert. Für alle Studenten, auch die einheimischen, ist das Vokabular ebenfalls neu und so wird daher ausführlich erklärt, was hinter dem Begriff steckt. Für Rechtsenglisch kann ich das grüne "PONS Fachwörterbuch Recht" aus dem Klett Verlag empfehlen, Stuttgart, 1998 (2. Auflage), ISBN: 3-12-517951-3. (Hinweis: Dieses Buch ist ein Helfer, um Fachtexte zu verstehen und Essays zu verfassen, es darf jedoch nicht mit in die Klausuren genommen werden. Dort sind nur allgemeine, zweisprachige Wörterbücher erlaubt, die man vor den Prüfungen auch extra registrieren lassen muß).
cc) Lücken im Englischen Mir ist aufgefallen, daß die meisten ausländischen Studenten im Verständnis von schriftlichem Englisch und auch im Schreiben recht gut waren, es hat aber oft am Hörverständnis und am Sprechen gefehlt. Man sollte sich klarmachen, daß die Leute in Sheffield kein glasklares Cambridge-Englisch sprechen, wie auch in keiner anderen Gegend außer Cambridge, und daß man sich an die lokalen Besonderheiten erst anpassen muß. Um sein Hörverständnis zu schulen, ist es daher wirklich ratsam, englischsprachige Nachrichtensender wie CNN oder NBC zu sehen oder englische Radiosender z.B. BBC via Internet zu hören. Außerdem ist mir aufgefallen, daß man von englischer Belletristik gut profitieren kann, um ein wenig vom Alltagsenglisch mitzubekommen, denn das akademische Englisch hilft einem im normalen Gespräch nicht unbedingt weiter (gutes Beispiel: "Inconceivable" von Ben Elton). Mittlerweile gibt es auch Hörbücher auf Englisch, mit denen man ja auch trainieren kann, gesprochenes Englisch zu verstehen. Das Sprechen gestaltet sich schon schwerer, auf jeden Fall kann man sich angewöhnen, ein paar Minuten täglich bewußt auf Englisch zu denken und die Sätze im Kopf auszuformulieren. Alles weitere kommt dann vor Ort, zumal man dort auch kostenlose Sprachkurse belegen kann. Nur nicht ungeduldig werden, bei den meisten Auslandsstudenten geht es zu Beginn genauso schleppend im Vergleich zu Muttersprachlern. b) Bewerbung aa) Allgemeines Das Bewerben für ein Auslandssemester lief relativ unproblematisch, da das AAA mir schnell weiterhalf, als ich mein Anliegen dort vorgetragen habe. Hier mal ein Lob für die geringe Bürokratie. Der zuständige Tutor meines Fachbereiches nahm sich dann meiner an und da wurde nach einiger Wartezeit auch koordiniert, wer wohin entsandt werden wollte und sollte. Ich habe dort auch erfahren, daß es im "für Englischlernwillige attraktiven" Ausland, Großbritannien, USA und Kanada immer weniger Studienplätze gibt, weil es als Austauschprogramm angelegt ist und Leute aus anderen Ländern nicht so viel nach Greifswald zieht und es somit für die ausländischen Unis zu einem Verlust von Studiengebühren führt, wenn sie zwar Greifswalder Studenten finanzieren, aber niemanden im Gegenzug nach Greifswald schicken können. Das liegt unter anderem an der mangelnden Bekanntheit der Stadt Greifswald und daran, daß ausländische Studenten dann doch lieber nach Heidelberg, Berlin, Hamburg, München streben, weil diese Städte ihnen ein Begriff sind. Ich brauchte zwar keine Referenzen und Scheine vorzulegen, jedoch wird in der Bewerbung um eine kurze Begründung gebeten, warum man das Auslandssemester antreten möchte. Außerdem wurde eine Festlegung verlangt, welche Kurse man denn belegen möchte. Wozu das gut sein soll, weiß ich bis heute nicht, denn ich habe mir die Kursnummern und -bezeichnungen aus einem alten Vorlesungsverzeichnis für Sheffield, das im AAA auslag, genommen. Der neue Vorlesungsplan war nämlich im Internet zu diesem Zeitpunkt nicht zu bekommen. Die Festlegung ist nicht bindend und kann in der Einführungswoche und auch in den ersten Wochen des Semesters per "Add & Drop" Formular gewechselt werden. In jeden Fall muß man pro Semester 60 ECTS-Punkte erbringen, was in den allermeisten Fällen mit drei Vorlesungen inklusive Seminaren gleichzusetzen ist. Von der Bearbeiterin im Auslandsamt wurde mir zwar gesagt, die 60 ECTS-Punkte würden pro Jahr gelten. Diese Information ist jedoch falsch. Auch wenn in Deutschland 60 ECTS-Punkte vom Zeitaufwand wohl nicht zu schaffen sein sollen, rechnet man in Great Britain anscheinend anders. Jedenfalls wurde mir der Studienplatz in Sheffield zugewiesen, auch wenn ich bis dato keine Rückmeldung dieser Uni hatte. Ich habe mich dann für das Auslandssemester beurlauben lassen und bekam den Semesterbeitrag erlassen. bb) Rein persönliche Erfahrung Jetzt kommt etwas, was ein Ausnahmefall gewesen ist, da beiden anderen Erasmus-Studenten alles gut geklappt hat, außer mir ist das aber wohl noch zwei weiteren deutschen Mädels passiert. Zwei Monate nach meiner rechtzeitigen Bewerbung fragte ich dann im Akademischen Auslandsamt nach, ob ich denn nicht schon etwas gehört haben müßte. Dort wurde ich vertröstet und ich solle doch Geduld haben. Die hatte ich auch, aber als es dann schon August wurde, hatte ich dann doch Bedenken, ich wollte ja auch den Flug buchen und Vorbereitungen treffen, denn Mitte September sollte es ja nun schon losgehen. Die zuständige Mitarbeiterin war aber gerade im Urlaub und so haben sich zum Glück andere Damen des Auslandsamtes um mein Anliegen gekümmert. Tatsache war, daß man mich in Sheffield vergessen hatte. Jedenfalls hatten die zwar meine Bewerbung vorliegen und das ginge auch alles klar, nur sämtliche Bewerbungsbögen für die Unterkunft und für
die Orientation Week sowie sämtliche Broschüren waren mir nicht geschickt worden. So kam dann plötzlich nach und nach alles eingetrudelt, beinahe jeden Tag etwas anderes. Schön zu wissen, daß Erasmus-Studenten einen Platz in einem universitären Wohnheim oder Haus garantiert bekommen, aber nur wenn man den Bewerbungsschluß beachtet. Dieser war aber schon längst ins Land gegangen. Den Bewerbungsbogen des Housing Service habe ich natürlich dennoch ausgefüllt und gleich per Fax geschickt. Für die "Orientation und Introduction Week", in der man die Uni, Sheffield und die Umgebung gezeigt bekommt, Anschluß an andere ausländische Studenten findet und sich Eingewöhnen kann, gibt es auch einen Bewerbungsschluß. Den habe ich natürlich auch nicht mehr nachkommen können und es gab trotz Nachfragen auch keinerlei Möglichkeit, dort noch einen Platz zu ergattern. Also habe ich einen Flug für den 20.September 2001 nach Manchester gebucht und dann per Post eine Woche vor Abflug Bescheid bekommen, daß für mich keinerlei Unterkunft zur Verfügung steht. Von der Dame im AAA erhielt ich die Aussage, daß bis jetzt jeder ein Quartier gefunden hätte, was ich auch nicht besonders hilfreich fand. Auf E-Mail-Anfragen beim Housing Service, beim Law Department und beim International Office wurde mir gesagt, ich möge doch erstmal herkommen, dann würde sich schon alles klären. Man hatte mir eine Liste von ein paar Bed & Breakfasts mitgeschickt, mit denen ich mich dann gleich in Kontakt gesetzt habe. Die Familie Lennox, die ein Bed & Breakfast betreibt, war so freundlich, mir das Zimmer ihrer Tochter zu vermieten, die auch ab September in einer anderen Stadt studierte. Eine Jugendherberge gibt es in Sheffield nämlich nicht mehr (auch nicht YMCA) und außerdem sind zu Beginn des Semesters alle Bed & Breakfasts mehr als ausgebucht, weil viele Eltern ihre 17 bis 18-jährigen Sprößlinge zu deren Uni bringen. Glück gehabt! Billig war's trotzdem nicht. Beim Housing Service wurde mir dann vor Ort tatsächlich gleich weitergeholfen und man hat mir die Adresse eines privaten Vermieters gegeben, der ein Zimmer in seinem Haus frei hatte. Grundsätzlich ist es dem Housing Service lieber, die Leute in Halls und Flats zu packen, wenn Studenten ein ganzes Jahr bleiben und diese werden anscheinend dann auch bevorzugt. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin dann bei einem englischen Pärchen mit eingezogen, die außer an mich, auch noch an zwei weitere englische Frauen vermietet haben und so war ich die einzige Studentin im Haus. Dieses war für englische Verhältnisse sehr hübsch eingerichtet und sonst auch in ganz gutem Zustand. Auf der Karte hatte es gar nicht so weit zur Uni ausgesehen, aber da es in Sheffield unheimlich bergig ist, Luftlinien auf Stadtkarten und auch Bussysteme tückisch sind, war die Distanz nur in einer Stunde Fußmarsch bergauf bzw. einer halben Stunde Bus & Straßenbahn (außen rum) zu bewältigen. Egal, es war trotzdem ganz schön mit echten Engländern zusammenzuwohnen, auch wenn der Weg zur Uni und in die Stadt (und zurück) sehr weit war. TIP: 1. Unbedingt nachfragen, wenn die Antwort auf sich warten lassen, mindestens zwei Monate vorher sollte man was gehört haben und kann auch damit rechnen. 2. Bewerbungsfristen einhalten! 3. Nichts für selbstverständlich halten und sich auf nichts blind verlassen. cc) Zusage Die Zusage erfolgte in meinem Fall, ohne daß ich direkt was von der Uni erfahren habe, aber was der Normalfall ist, weiß ich nicht. Dann sendet man so schnell wie möglich erhaltene Formulare zurück, bewirbt sich für die Unterkunft, für die kostenpflichtige Orientation Week und/oder für die kostenpflichtige Abholung vom Flughafen per Bus (Meet & Greet Scheme). Außerdem bekommt man alle Informationen durch mehrere Broschüren, wo wirklich alles drin steht und worin auch Bewerbungsformulare für Orientation Week und Meet & Greet sind: "Information for New International Students", "The International Student`s Guide", "Home from Home"-Prospekt über Unterkünfte, "Socrates/E.C.T.S Information Package" und "E.C.T.S. Information Booklet" sowie verschiedene Informationsblätter und eine Stadtkarte. Vorbildlich! dd) Wohnungssuche (1) Allgemeines Die Mietpreise sind in England im Allgemeinen recht hoch, obwohl Sheffield im Vergleich zu anderen Universitätsstädten in GB im allgemeinen preiswert ist und noch recht akzeptable Mieten hat. Dennoch muß man sich um die Finanzierung rechtzeitig Gedanken machen.
(2) Unieigene Unterkunft Zu allererst würde ich empfehlen, sich für einen Platz in einer sogenannten Self-Catering-Flat der Universität zu bewerben. Man teilt sich also mit sechs oder mehr Mitbewohnern eine Küche, ein oder zwei Bäder und hat Kühlschrank, Mikrowelle, Herd und Backofen zu Verfügung. Der Vorteil zur Hall ist, daß man nicht auf das oftmals nicht so gute, wenig abwechslungsreiche Essen in den Halls angewiesen ist, eigenverantwortlich essen kann, ohne an feste Zeiten und Speisepläne gebunden zu sein sowie Geld sparen kann. Es gibt Self-Catering-Flats in Wohnkomplexen wie den relativ zentralen Wolfson Flats oder den schönen Endcliffe Vale Flats. Dann gibt es aber auch noch Häuser, die der Universität gehören und die oft sogar zusätzlich noch ein Wohnzimmer haben. Meistens sind die Self-Catering-Unterkünfte en- suite, das heißt, mit Waschbecken und daher teurer. Trotzdem ist das die Sache wert. Außerdem sollte man daran denken, daß das Durchschnittsalter von den meist englischen Hall- Bewohnern so um die 18 ist und englische Studienanfänger ihre Freiheit erst ausleben müssen, so ist es oft laut und geht ziemlich wild her (bekotzte Flure, viele Partys, viel Alkohol). Meistens hat man in den Halls zwar auch einen Kühlschrank und eine Mikrowelle zur Verfügung, eine Kochgelegenheit gibt es jedoch selten. Trotzdem haben Halls auch Vorteile, man ist morgens und abends versorgt, sofern man rechtzeitig zum Essen da ist, man lernt schnell neue Leute kennen und trifft sie auch immer wieder, spart sich Abwasch und Kochen und steht immer früh auf. Alle universitären Unterkünfte sind mit Telefon ausgestattet, mit denen man universitätsintern kostenlos telefonieren kann. Allerdings muß man sich im allgemeinen auch auf kleine Zimmer, häßliche Tapeten und niedrigeren Standard als in Deutschland gefaßt machen. (3) Privater Sektor Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, in eine Wohnung oder eine WG zu ziehen. Sheffield besteht nämlich größtenteils aus Reihenhäusern und es gibt viele Häuser, an denen steht, das sie extra für Studenten sind. Dann sollte man sich aber ein paar Wochen vor Studienantritt nach Sheffield begeben, um die Wohnungen vor Ort anzuschauen. In den Sommerferien ist es möglich, recht preiswert in den Wohnheimen zu schlafen, wenn man sich beim Housing Service meldet (um die 8 Pfund pro Tag). Es lohnt sich außerdem generell, für die Wohnungssuche im Housing Service vorbeizugehen, weil die dort angebotenen Wohnungen größtenteils vom Housing Service auf ihre Seriosität und Sicherheit überprüft worden sind. Außerdem kann man auch in die lokalen Zeitungen (Sheffield Star, Sheffield Telegraph) schauen, muß sich aber auf viele Anrufe und viele Besichtigungen gefaßt machen. Meistens sind die Mietkosten etwas billiger als in der Hall. Im großen und ganzen ist der Zustand der meisten Häuser recht dürftig, wenn man deutsche Maßstäbe anlegt. Zugige Fenster, die nahezu immer beschlagen, schlechte und unzuverlässige Heizungen, feuchte Wände, die Möblierung ist meist einfach, die Betten oft durchgelegen und meistens sehen die Häuser von außen ziemlich grau-braun und nicht so vertrauenserweckend aus. Weiterhin gibt es noch die Möglichkeit des möblierten Zimmers, also mit dem Eigentümer Küche und Bad zu teilen. Der Vorteil ist, daß man oft keine weiteren Extrakosten hat, also nicht für die ziemlich teure TV-License zahlen muß, keine Grundgebühren für Telefon und die Nebenkosten oft inbegriffen sind, außerdem kann man meist die Waschmaschine mitnutzen. Das hängt natürlich von der Persönlichkeit des Vermieters oder der Vermieterin ab. Der Nachteil ist, daß man sich auf seinen Mitbewohner einstellen und sicherlich auch zurückstecken muß, weil man Regeln oder beispielsweise die andere Einstellung zur Ordnung akzeptieren muß. Der Vorteil ist, daß man sich wirklich ein Bild von wahren Engländern machen kann und nicht nur seine Zeit mit ausländischen Studenten verbringt. Auf jeden Fall muß man in seine Kalkulation die Fahrtkosten einbeziehen, da nicht jedes Haus, das sogenannte "Lodger's" aufnimmt, gleich um die Ecke liegt. (4) Weitere Möglichkeiten zur Wohnungssuche Es gibt ein sogenanntes "Accommodation Noticeboard" links im Foyer der Union of Students, außerdem sind ähnliche Gesuche in einigen Wohnheimen, kleinen Shops und der Post angeschlagen. Darüber hinaus gibt es "Accommodation Agencies" und "Estate Agents". Meistens basieren diese auf Erfolgshonorar und eine Liste dieser Makler ist im "Advice Center" der Uni zu erhalten. Ob sich das für
die kurze Zeit lohnt oder nötig ist, wage ich zu bezweifeln. Das Internet ist natürlich auch eine Variante. Einen Anruf beim Vermieter kann man sich aber dennoch nicht sparen, um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren. (5) Kosten Die Kosten für private Unterkünfte liegen meist bei 40 bis 50 Pfund pro Woche. Auf jeden Fall muß man darauf achten, welche Extrakosten auf einen zukommen, sei es Telefon, dessen Grundgebühr recht teuer ist, Gas und Wasser, Elektrizität oder die schon erwähnte TV-License. Die Mieten für die unieigenen Mieten werden auf einen Schlag einmal pro Semester gezahlt. Die Kosten varieren von Hall zu Hall und je nach Ausstattung, genauere Angaben findet man im Prospekt "Home from Home" oder unter www.shef.ac.uk/housing. Meistens zahlt man auch für die Ferien mit bzw. muß für die Zeit komplett ausziehen, wenn man nicht für diese Zeit zahlt. (6) Empfehlungen Wolfson Flats - die beiden Zweigeschosser bewohnen insgesamt nur 52 Leute, pro Wohnung gibt es zwei Toiletten und einen Showerroom mit einer Dusche, kleine Zimmer mit eigenem Waschbecken, große Küche (Kosten 2001/2002 pro Semester: 1.731,66 Pfund), ca. 15 Minuten zu Fuß zur Union, 10 Minuten zum Law Department Crookesmoor House - ehemalige Kirche, Riesenzimmer (gut beheizt) mit eigenem Waschbecken und eigenem Telefon, Badezimmer, große Küche, (leeres) Eß-/Wohnzimmer, (Kosten 2001/2002 pro Semester: 1.904,56 Pfund) 12 Minuten zur Union, 2 Minuten Law Department Endcliffe Vale Flats (alias Woodvale Flats) - relativ neuangelegte WG-Komplex, der bei weitem nicht so hoch ist, wie das angrenzende häßliche Wohnheim Sorby Hall, relativ kleine Zimmer mit eigenem Waschbecken, hat zum Teil sogar Balkons und angeblich auch einen Architektenpreis gewonnen (Kosten 2001/2002 pro Semester: 1.731,66 Pfund), nicht ganz so zentral gelegen, Broomhill, ca. 20 Minuten zu Fuß zur Union, 12 Minuten zum Law Department Stephenson Hall - Die schönste Hall mit eigener Bar, in direkter Nachbarschaft zu den Wolfson Flats. Die Zimmer sind recht klein. Das Essen soll ganz gut eßbar sein. (Kosten 2001/2002 pro Semester - 31 Wochen: 2.430,40 Pfund ohne eigenes Waschbecken), ca. 15 Minuten zu Fuß zur Union, 12 Minuten zum Law Department Ansonsten sollen die Crewe Flats noch sehr nett sein, aber das ist ein Blindzitat, denn ich war nie drin. Im übrigen ist es eigentlich egal, wo man wohnt, denn ohne umfangreichen Fußmarsch kommt man sowieso nicht aus, egal ob zur Union oder zum Supermarkt. Ganz besonders die Earnshaw Hall liegt sehr weit ab vom Schuß und ich als Mädel fand den Weg zur Sorby Hall und Ranmoor House nachts ganz schön dunkel (Endcliffe Vale Flats eigentlich auch, denn die liegen gleich dahinter). Man sollte aber nicht vergessen, daß man in den WG's immer Leute sind, die nachts auch unterwegs sind und mit denen man gemeinsam gehen kann. 3. Ankunft a) Anreise aa) Manchester Airport Am besten nach Manchester Airport fliegen, von dort aus gehen sowohl Zug (www.thetrainline.co.uk) als auch Busverbindungen (www.gobycoach.com) direkt zum Sheffield Interchange. Man sollte nämlich nicht vergessen, daß man ziemlich viel Gepäck beim Hinflug hat und da eine unproblematische Anreise im Vordergrund stehen sollte. Es besteht ja außerdem noch die Möglichkeit an Meet & Greet teilzunehmen, dann ist es völlig unkompliziert. Wenn man statt von Berlin Tegel von Hamburg fliegt, spart man meistens und als Student sowieso. British Airways Gepäckgrenzen lagen bei 21 Kilo zzgl. 6 Kilo Handgepäck. Zeitig buchen, dann gibts auch noch billigere Flüge (www.statravel.de) TIP: Kein Übergepäck zahlen lieber per DPD nachschicken lassen, mit dem Handgepäck schummeln oder beten, daß man einen gnädigen Mitarbeiter beim Einchecken erwischt. bb) Sheffield Airport Sheffield hat auch einen Flughafen, man kann aber nur mit British Airways über Belfast oder mit Aer
Arann über Dublin fliegen. Wie man von dort aus weiter kommt, weiß ich leider nicht. cc) Flugzeug London Stansted, Heathrow Nach London kann man natürlich auch billig fliegen, vor allem mit Ryan Air von Lübeck und Frankfurt a.M./Hahn (10 Kilo Reisegepäck zzgl. Handgepäck), Buzz oder anderen Billigfluglinien. Die fliegen aber, soweit ich weiß, nur London Stansted an. Von den Flughäfen Londons verkehren mehrmals täglich Busse von National Express nach Sheffield, das dauert mindestens 5 Stunden und man muß umsteigen. Von London Victoria ist man ca. 4 Stunden nach Sheffield (Sheffield Interchange, nicht: Meadowhall) mit dem Bus unterwegs. TIP: Bus-Tickets im voraus buchen, weil die Sitzplätze reserviert und die Buslinien gut ausgelastet sind. Es besteht die Möglichkeit, seine Tickets online zu buchen (www.gobycoach.com), per Kreditkarte zu zahlen und sie sich zuschicken zu lassen bzw. sie sich bei Ankunft am Flughafen abzuholen (Klappt!). dd) Reisebus Natürlich gibts auch die Möglichkeit, sich viele, viele Stunden in einen Bus zu setzen und nach Sheffield zu kommen. Diese Strapaze haben auch so einige gemacht und man spart richtig Geld. Im Reisebüro nachfragen oder mal bei www.google.de nach einem Busunternehmen auf die Suche gehen. ee) Auto Außerdem kann man erwägen, mit dem Auto nach Sheffield zu fahren, weil man da ja unheimlich viel Gepäck unter bekommt und keinen Gepäckgrenzen unterliegt. Dann also Fähre oder Tunnel. Sheffield hat eine Autobahnanbindung (M1). Vorsicht Linksverkehr, aber damit kommen die meisten schnell klar. Parkplätze vor der Unterkunft können meistens bei der Uni gemietet werden, tagsüber in der Vorlesungszeit braucht man das Auto aber nicht, weil man eh keinen Parkplatz findet, nachts sieht's schon besser aus. Allerdings sollte man vielleicht nicht so an seinem Auto hängen, es kann schon passieren, daß es demoliert oder gar geklaut wird. TIP: Man kann sich natürlich auch von einem Autobesitzer (verwandt, verschwägert, befreundet) hinbringen lassen. ff) In Sheffield In Sheffield verkehren überall Taxis, die schwarzen Taxis warten am Bahnhof und am Busbahnhof sowie vor der Union. Falls keins da steht, keins zum Ranwinken vorbei fährt oder man es nicht so eilig hat: Mercury Cars: Tel. 2662662; Tel. Eagle Cars 2660066. b) Procedere aa) Orientation Week Die "Orientation and Induction Week" findet normalerweise eine Woche vor der Woche statt, in der man sich einschreiben muß (Intro Week). Im September 2001 war sie vom 17. bis 22. September. Wenn man 85 Pfund für eine Woche (inklusive Unterkunft in einer Hall, Frühstück, Abendessen und allen möglichen Aktivitäten) opfern kann und sich früh genug bewirbt, bekommt man einen guten Einblick und lernt gleich ein paar neue Menschen kennen. bb) Meet & Greet Scheme Meet & Greet ist ein Service der Uni Sheffield, der nur während der Orientation Week angeboten wird. Man wird willkommen geheißen und vom Flughafen Manchester (10 Pfund bei Ankunft am Flughafen) oder Sheffield Airport mit dem Bus nach Sheffield zur Hall of Residence (Wohnheim) oder zum Housing Service gefahren. Die Busse verkehren nur zwischen 8 Uhr morgens und 17 Uhr abends, deswegen sollte man seine Ankunft möglichst in diese Zeit legen. Der Service ist teurer als mit dem Coach (Busunternehmen) und billiger als mit dem Zug. Ich kann ihn empfehlen, weil man sich dann bei Ankunft nicht so verloren vorkommt und man eine erste Orientierung erhält und erste Fragen loswerden kann. Allerdings sind während der Orientation Week auch Leute von der Uni an der Coach Station und am Bahnhof (von 10:30 bis 18:30), um internationale Studenten mit dem Minibus zum Wohnheim, dem Mappin Hall Reception Center oder dem Housing Service zu bringen. cc) Intro Week Die Intro Week ist sehr wichtig, weil in dieser Zeit alle Registrierungen, Informations- und Einführungsveranstaltungen stattfinden. Die Informationen über die Termine sollte man sich noch zu
Hause sorgfältig aus den Broschüren rausschreiben, weil es keinen Terminplan gibt, wo alles an einem Stück steht. So gibt es Veranstaltungen extra für Erasmus-Studenten, für Law-Studenten, gesonderte Registrierung für ausländische Studenten an der Uni mit U-Card-Ausgabe, Registrierung beim National Health Service (NHS) und Einführungs-Vorlesungen, in den auch die Skripten ausgegeben wurden. Man bekommt also unter anderem seine U-Card (Studentenausweis in Kreditkartenform), die sehr wichtig ist, um abends in die Union zu gehen zu können, um Bücher in der Bibliothek auszuleihen, verbilligt Eintrittskarten zu kaufen und andere Rabatte zu bekommen. Dazu sollte man ein in den Bewerbungsunterlagen, die man mit den Broschüren bekommt, etwas verstecktes U-Card-Formular ausfüllen und ein Bild mitschicken, um eine U-Card zu erhalten. Nachholbar ist das aber auch, dann dauert es nur etwas länger und man muß Zeit mitbringen. Weiterhin wird auch die Kennung und Paßwort für die zahlreichen Computerräume ausgegeben, was ja wichtig ist, um mit den Leuten daheim Kontakt zu halten. Man sollte aber erst nach offizieller Freischaltung ins Internet gehen, sonst ist man so traurig wie ich, daß man noch keine Post lesen kann. Außerdem erhält man in der Intro Week den Schlüssel für seine Self-Catering-Flat (universitäre Wohnungen für Selbstversorger) und kann sich für die kostenlosen Sprachkurse der Uni anmelden. Die universitäre Unterkunft zahlt man per Scheck und somit muß man ein Konto bei einer englischen Bank eröffnen. Dazu hat man bei den zahlreichen Infoständen aber genug Gelegenheit. Manchmal gibt es sogar bei Eröffnung eines Accounts noch einen Bonus oben drauf. Ich habe kein Konto eröffnet, weswegen ich mich dazu nicht weiter dazu äußern kann. Eine polizeiliche Anmeldung ist für deutsche Studenten nicht notwendig. 4. Vor Ort a) Finanzen Im allgemeinen ist Großbritannien teurer als Deutschland. Der größte Budgetkiller ist natürlich die Miete und danach kommt gleich das Ausgehen sowie das Essen. Alkohol ist sehr teurer, obwohl es in der Students Union meistens preiswerter ist (ein Pint, also ca. 0,5l, kostet um die 3 Euro). Außerdem zahlt man in den Clubs überall Eintritt (selten unter 3 Euro, meistens teurer), auch in den Studentendiscos der Union. Mit Zigaretten (und Kondomen) bevorratet, ist übrigens ein wesentlicher Kostenkiller schon weg von der Liste. Dann bleibt noch das Wäschewaschen. Nicht zu vergessen, sind die vielen Vergünstigungen, die man bekommen kann, z.B. Discount für Studenten im Kino, Gutscheinhefte, die zu Semesterbeginn ausgeteilt werden z.B. The Sheffield Students Directory, Rabattkarten z.B. vom Pub "Varsity" oder dem riesigen Einkaufszentrum Meadowhall, Clubkarte des Supermarktes Tesco oder der Drogerie Boots, Special Offers in den Supermärkten (Buy one get one free etc.) und deshalb muß man gerade in den ersten Wochen des Semesters alles sammeln, was man so in die Hand bekommt, vor allem zur Fresher's Fair gehen und die Augen offen halten. Es gibt in der Union immer wieder Poster-, Buch- und Musikverkäufe, vor allem zu Anfang des Semesters. Außerdem ist fast immer irgendwo Sale, kurz nach Weihnachten wird übrigens fast überall reduziert, aber da sind die meisten Erasmus-Studenten ja zu Hause. CD's sind viel teurer als in Deutschland (außer bei www.cdwow.co.uk) und Klamotten sind ebenfalls in England viel teurer, auch wenn die Auswahl größer ist. In Sheffield gibt es keine Mensa, man muß sich also selber was machen, also kochen lernen oder sich sehr viel enger als gewöhnlich mit dem wabbligen Toastbrot anfreunden. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit in der Union zu essen, ob nun Nudeln im Café Interval oder Pommes genannt Chips bei Bar One to go, ein wabbliges Sandwich von der Sandwichbar, oder mittags bei Loxley's Foodcourt, wo es gut aber mit mind. 4,50 Euro etwas teuer ist. Das geht natürlich sehr ins Geld. Die Anfangskosten sind natürlich enorm, weil man sich in unieigenen Unterkünften meistens alles selbst kaufen oder mitbringen muß, z.B. Töpfe, Tassen, Besteck, Wanddeko (Am besten in den WG's absprechen, wer was kauft). Außerdem geht sehr viel für die teuren Lehrbücher drauf, von denen man versuchen kann, sie Second Hand zu kriegen, wenn man sich eher als alle anderen bemüht. Die Bibliothek ist nämlich sehr karg ausgestattet, trotzdem muß man nicht jeder Bücherliste glauben schenken und kommt oft auch zurecht, wenn man sich kein Buch zulegt sondern kopiert oder in der Bibliothek liest. Im übrigen sind die Kosten für Sightseeing und Parties am Semesteranfang nicht zu unterschätzen, also großzügig planen, mindestens 500 Euro für die Anfangszeit.
Die University of Sheffield empfiehlt ein monatliches Budget von ca. 850 Euro pro Monat, ohne Dinge wie Telefon, Nightlife, Anreise und Sightseeing. Studiengebühren werden ja nicht für Erasmus- Studenten fällig und sind in der veranschlagten Summe von 850 Euro auch nicht enthalten. Ansonsten kommt es ja ganz auf den persönlichen Lebenstil an, wieviel Geld man benötigt. Für ausländische Studenten gibt es auch dank der Zweisprachigkeit die Möglichkeit in Call-Centern zu arbeiten, andere Jobs sind eher selten, weil die Konkurrenz groß ist. b) Einkaufen aa) Lebensmittel Die meisten Studenten kaufen in Broomhill bei Somerfield ein, der ein mittelgroßes Angebot hat, nicht ganz billig, aber dennoch recht preiswert ist und von allen Wohnunterkünften zu Fuß zu erreichen ist. Um zum Tesco in der Eccleshall Road zu kommen, muß man durch den Botanischen Garten laufen, dennoch ist der Weg ziemlich weit und am besten ist es, wenn man ein Auto hat. Pizza Hut ist gleich daneben. Hinter dem Arts Tower gibt es einen Late Shop und außerdem in der Crookes Road sowie einen Netto in der Verlängerung der Barber Road (langer Fußmarsch). Übrigens gibt es im Stadtzentrum am Ende der Division Street einen 24-Hour-SPAR, der klein aber nicht sehr teuer ist. Ansonsten gibt es Supermärkte wie Safeways im Stadtzentrum und den riesigen, preiswerten Morrissons (mit der Tram Blue Line Richtung Malin Bridge und Hillsborough aussteigen) und viele kleine Shops, die auch außerhalb der normalen Ladenöffnungszeiten offen sind. TIP: In der Durham Road, schräg gegenüber vom Computerzentrum, ist ein preiswerter Super- Sandwich-Shop, der nur bis 14 Uhr offen hat. Scott's Pantry hat ausgezeichnete Sandwichs (sogenannte Breadcakes), die nicht so wabbelig sind wie übliche Sandwichs und auch frisch nach Kundenwünschen zubereitet werden. bb) Sonstiges Die meisten Läden und Banken öffnen 9 Uhr und schließen 17:30 Uhr, Marks & Spencer's und kleine unabhängige Shops haben zum Beispiel oft länger auf und die Meadowhall, als angeblich größter Einkaufskomplex Englands mit Kinos, Food Court, Bowlingbahn und vielen, vielen Shops und Kaufhausketten, ist sogar meistens bis 22 Uhr geöffnet, allerdings kommt man dahin nur mit dem Bus oder der Tram (Besser! 2 Pfund Dayrider-Ticket kaufen. Tram Green Line Richtung Meadowhall). Sonntags dagegen haben vor allem in der Innenstadt auch viele Shops offen, meistens aber auch bloß bis 16 Uhr. Das differiert jedoch sehr stark. Auf jeden Fall sollte man erwägen, möglichst viel von seinem Bedarf im Union Shop zu decken, der neben Snacks eben auch Dinge wie Zeitungen, Stifte, Blöcke, Postkarten führt. c) Ausgehen So gut wie alle Pubs schließen um 23 Uhr, dann werden alle noch vorhandenen Alkoholika auf den Tischen weggeschüttet und die Gäste rausgeschmissen. Eigentlich hat jedes Pub Türsteher, mit denen nicht unbedingt zu spaßen ist und wenn nur vor um 11. Etwas vor um 11 wird die Glocke zur Last Order geläutet, aber dann muß man auch zügig trinken, weil man kurz nach 23 Uhr auch wirklich draußen sein muß. Es gibt ein paar wenige Late Bars, an denen dann aber auch angestanden wird. Beliebt ist das Forum und auch eine andere Bar in der gleichen Straße (Division Street). Da fällt dann aber auch gegen 2 Uhr morgens der Hammer. So sieht es auch mit den kommerziellen Partys und Discos aus, um 2 Uhr, spätestens aber um 3 Uhr morgens ist dort Schluß. Trotzdem ist das Nightlife in Sheffield rege, denn es gibt viele Pubs und eine gute Auswahl an Clubs, die immer gerammelt voll sind. In der Union ist fast jede Nacht Disco angesagt, immer unterschiedliche Themen, z.B. Donnerstags der "Fuzz Club", alternativ und Metal, Freitags "Love Shack" - Charts oder Samstags "Pop Tarts" 70'er, 80'er Revival. Es wird sehr viel gesoffen (getrunken wäre zu harmlos) und nicht selten sieht man mit Sägemehl getarntes Erbrochenes und Schnapsleichen (die aber ohne Sägemehl) rumliegen. Pubs sind einfach überall und da ist es Geschmackssache, wohin man geht. Beliebt sind unter anderem das Fox & Duck in Broomhill, die Bar One in der Union und die Pubs in der West Street. Möglichst niemals zum Essen ausgehen, erst recht nicht Abendessen, denn das ist unheimlich teuer.
Das Casablanca in der Division Street ist aber sehr nett und hat eine gute Küche. Wer nachts noch Hunger hat, kann sich an den vielen Imbissen unter anderem eine Tüte Chips (Pommes!!!) holen, verbreitet sind die Chips übrigens auch mit Essig, die Crisps (= Chips) übrigens auch. Die Broomhill Friery macht übrigens ziemlich gute Pommes und hat auch einen Auszeichnung bekommen (Die Engländer vergeben ja sogar Auszeichnungen für das Beste Klo). d) Telefonieren Am besten ist es, sich anrufen zu lassen, weil es in UK keine Call-by-Call-Anbieter gibt und Auslandsgespräche vergleichsweise teuer sind. Stattdessen kann man überall, so auch im Union Shop, eine Prepaid-Karte eines Anbieters kaufen und unter einer kostenlosen Zugangsnummer sein Guthaben abtelefonieren. Das ist immer noch viel billiger als über die British Telecom. Es wird übrigens eine höhere Gebühr abgezogen, wenn man von einer Telefonzelle telefoniert. Man kann natürlich auch sein deutsches Handy mitnehmen und Roaming nutzen oder in England ein Pay-as-you-go-Telefon kaufen. Das lohnt sich aber nur, wenn man für zwei Semester bleibt. e) Internet/Computer Es gibt zahlreiche Computerräume der Uni, z.B. in "The Source" der Union sowie gleich hinter dem Octagon-Center hat man Zugang zu einem großen Computerraum. Außerdem hat jedes Department eigene PC-Pools, eine Liste hängt meistens in den PC-Räumen aus. Interessant ist außerdem das (natürlich kostenlose) 24-Hour-Computer-Access-Center in der Mappin Hall. Sofern man ein dementsprechendes Kabel hat, gibt es auch die Möglichkeit seinen Laptop in den Computerräumen ans Netz anzuschließen und außerdem kann man von seiner Unterkunft aus ebenfalls ins Netz gehen. Im übrigen stehen überall Drucker bereit, für die man jedoch eigenes Papier mitbringen muß und es ist möglich, seine Arbeiten im Computerzentrum hinter dem Octagon Centre auszudrucken und pro Seite zu bezahlen. TIP: Immer in die Mailbox Deines Uni-Accounts gucken, oftmals finden sich dort sehr wichtige Informationen (Ausfall von Vorlesungen, Infos über Abgabetermine, fehlende Unterlagen), da nahezu die gesamte Korrespondenz mit der Uni über E-Mail läuft. f) Taxi Manche Clubs liegen etwas weiter weg vom Campus, so daß viele der leichtbekleideten Studentinnen mit dem Taxi fahren, weil der Fußmarsch einfach zu lang wäre. Aber möglichst nicht allein mit den schwarzen, offiziellen Taxis fahren, weil die etwas teurer sind als die der vielen privaten Taxiunternehmen, die auch Taxameter haben. Mit etwas mehr Leuten lohnen sich die schwarzen Taxis, weil gut 5 Leute reinpassen. Ansonsten: Mercury Cars: Tel. 2662662; Tel. Eagle Cars 2660066. Oder eins der vielen anderen Taxiunternehmen. 5. Die Uni Sheffield hat zwei Universitäten, Hallam University und University of Sheffield, was diese alte Industriestadt, erbaut auf sieben Bergen, natürlich wahnsinnig belebt. Der "Campus" der Uni Sheffield liegt 20 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt. Dort findet man die Hauptgebäude, also die Union, die das absolute Zentrum bildet, das rote Hauptgebäude Firth Court mit einem 24-Stunden-Portier, der einem auch mal nachts kostenlos ein Taxi ruft und sonst auch immer hilfsbereit ist, sowie Arts Tower mit Paternoster, Hicks Building und Octagon Centre. Es handelt sich meistens nicht um altehrwürdige Gebäude sondern um unschöne Bauten im funktionsorientierten Stil der 70'er. Departments sind relativ verstreut und man findet eigentlich überall ein Gebäude, das zur Uni gehört. Das Law Department ist beispielsweise 12 Minuten Fußmarsch bergauf von der Union entfernt. 6. Das Studium Auch wenn nicht alles so positiv klingt, sollte das niemanden abschrecken, bessere Erfahrungen zu machen und seinen Horizont selbst zu erweitern. Selbst wenn ich mit dem Studium des englischen Rechts nicht so zufrieden war, hat es mein Denken doch bereichert und mir den Vergleich unterschiedlicher Kulturen erleichtert.
a) Allgemeines Das Lehrangebot ist umfangreich und für Erasmusstudenten frei wählbar, solange man sich an die Vorgabe der 60 ECTS-Punkte hält. Das entspricht ca. 3 Vorlesungen. Allerdings werden einige Vorlesungen nur im Zwei-Semester-Takt angeboten. Was Vorlesungen für Erstsemester betraf, schien mir der Standard niedriger als in Deutschland. Bei Anwesenheit in den Vorlesungen und Seminaren UND der Prüfung dürfte das Bestehen der schriftlichen Prüfung kein Problem sein. So durften wir für ein Fach sogar eine sogenannte "Seen essay question" bearbeiten, d.h. wir haben die identische Frage vorher ausgearbeitet und dann nur noch in der Klausur aus dem Kopf heruntergeschrieben. Hinzu kam in dieser Prüfung aber auch noch ein "Unseen-Teil". Multiple Choice Tests sind ebenfalls an der Tagesordnung. Oftmals hat man für die Seminare schon ähnliche Fragen vorbereitet, so daß die Aufgaben nicht völlig fremd sind. Den Vorlesungen für die Erstsemester ist einfach zu folgen und auch sonst ist das angebotene Skriptmaterial und die Einbeziehung von Technik vorbildlich (Slide Show, fehlende Vorlesungsmaterialien per E-Mail oder Download). Außerdem ist es üblich während des Semesters pro Fach mindestens einen Aufsatz über eine Fragestellung zu schreiben. In Law wurde dieser Aufsatz zwar nicht bewertet, war jedoch Pflicht. Daher ist es nützlich, einen Computer mitzuhaben. Die Professoren sprechen größtenteils deutlich, drücken sich verständlich aus und lassen sich mit Vornamen ansprechen. In den Seminaren, die übrigens das gleiche wie "Tutorials" sind, kann es aber in Hinblick auf die Sprache schon anders aussehen, da dort englische Studenten von überall her zusammengewürfelt werden, die nicht gerade reines Cambridge Englisch sprechen. Viele deutsche Jurastudenten zeigten sich enttäuscht vom Standard des Lehrangebots, was aber mit Sicherheit auch an den großen Unterschieden vom englischen Case-Law zu deutschem Recht liegt. Auch andere Studenten aus anderen Fachbereichen z.B. Bauingenieurwesen, waren frustriert über die Lehrmethoden. So wurden Sachverhalte nicht im Gefüge dargestellt, sondern losgelöst und sich bietende weitere Fragen ignoriert oder nicht weiter beachtet. Meiner Ansicht nach ist das Angebot für Studenten der Linguistik und der englischen Sprache aber sehr groß und es bieten sich vielfältige Möglichkeiten. So kann man einen Tandem-Kurs beim Modern Language Teaching Centre belegen, also Konversation mit einem Engländer betreiben, der wiederum Deutsch lernt (Man kann das auch auf Credits machen und muß dann eine Prüfung ablegen, ansonsten ist es aber freiwillig und vor allem interessant). Es gibt kostenlose Englischkurse des English Language Teaching Centre, die Kurse allgemeiner Art wie z.B. "Academic Writing" oder "Oral Skills" angeboten haben und auch fachspezifische wie English for Law. Man darf zwei allgemeine Kurse belegen und hat dann einmal pro Woche 2 Stunden pro Fach Unterricht, "English for Law" war also in meinem Fall der zusätzliche dritte Kurs. Allerdings fanden die meisten Studenten die Kurse zu einfach und der vermittelte Standard hat von dem tatsächlich Verlangten sehr abgewichen. Außerdem bekommt man einen persönlichen Tutor zugewiesen, es handelt sich dabei um jemanden aus dem Lehrpersonal und war in meinem Fall Head of the Department. Der war natürlich immer sehr beschäftigt, hat sich aber immer Zeit genommen, wenn man persönlich in seiner Sprechstunde dort aufgekreuzt ist. Weiterhin gibt es die Idee des Mentors, hierbei handelt es sich um einen Studenten der eigenen Fachrichtung, der einem ausländischen Studenten bei seinen Problemen helfen soll. Ich habe zwar einen Mentor zugeteilt bekommen, dieser ist aber genauso wie viele anderen der englischen Studenten beim Treffen der Mentoren nicht erschienen. Auf eine Mail hatte er nicht reagiert und hat sich dann drei Wochen vor den Prüfungen erstmals gemeldet und mich gefragt, wobei er mir denn (jetzt noch) helfen könne. Er sei ja so beschäftigt gewesen. Auf die versprochenen Mitschriften warte ich heute noch. Solche oder ähnliche Erfahrungen haben auch andere gemacht, obwohl ich nicht denke, daß man die gleiche Einstellung zu Hilfsbereitschaft, die nur pro forma existiert, allen Mentoren zuschreiben kann. b) englisches Recht Im englischen Recht gibt es eine andere Zitierweise als im deutschen Recht. Mir schien, als ob das
Erlernen dieser Zitierweise viel ernster genommen wurde, als die Vermittlung des eigentlichen Stoffes. So gibt es die Möglichkeit für 20 ECTS-Punkte einen Kurs mit Vorlesungen und Seminaren zu machen, wie man juristische Quellen findet und richtig zitiert sowie Computer zur Recherche benutzt, wo zum Teil das Rad erklärt wurde. Dieser Kurs ist für alle englischen Studenten im ersten Semester Pflicht. Der Jurabibliothek fehlt eine klare Struktur, Bücher werden ausgeliehen, obwohl nur wenige Exemplare für mehr als hundert Studenten vorhanden sind und kein Belegexemplar zurückbleibt. Die wenigen vorhandenen Büchern verteilen sich auf die vielen Tische, an denen die Studenten arbeiten, die sich die oftmals sehr teuren Lehrbücher nicht leisten können. Desöfteren sucht man bestimmte Bücher vergebens, vor allem vor Seminaren, wo für alle Studenten eines Fachs die gleichen, umfangreichen Leselisten ausgegeben werden. Es wird auch erwartet, daß man die entsprechenden Kapitel gelesen hat. Die Bücher werden nicht immer an den richtigen Standort zurückgebracht, aber das scheint ja ein allgemeines Problem der Spezies Student zu sein. Sowieso scheint man jedenfalls im englischen Recht viel Wert auf pures, stumpfes Auswendiglernen zu legen. Gesetze, obwohl vorhanden, werden kaum genutzt, alles wird mehr oder weniger freischwebend erklärt und anhand von Case-Law belegt. So muß man viele Fälle auswendig können, inklusive Namen, Leitidee. und möglichst noch mit Hergang. Sich die Fälle zu besorgen, nimmt viel Zeit in Anspruch, man kann aber auch eine der vielen umfangreichen, kostenlos bereitgestellten Datenbanken für Urteile im Volltext im Internet benutzen, was sehr nachahmenswert ist. Die Fallbesprechungen in den Seminaren kamen nicht immer zu einem Ergebnis, weil angeblich viel Wert auf eigenes Denken gelegt wird und Seminare doch nur dazu da seien, zu diskutieren und sozusagen seinen Horizont zu erweitern. Man wolle niemandem eine Lösung vorschreiben und so bleibt der Bewertungsmaßstab und der erwartete Standard bis zum ersten geschriebenen Essay im Geheimen. Ich fand, daß es oft an einem roten Faden mangelte, die Struktur in den Fallösungen fehlte und Argumente lose in den Raum geworfen wurden. Außerdem ist die eigentliche Fallbesprechung oft zu kurz gekommen, weil Seminarleiter (=Tutor des Seminars) vom Thema losgelöste Ausführungen machten und vom roten Faden völlig abkamen. Nach den Seminaren war nie Zeit für meine Fragen, weil die Tutoren dann sofort weg waren und die Fälle blieben unbesprochen oder ungelöst. Im Gespräch mit meinem persönlichen Tutor habe ich mir dann erklären lassen, daß die Seminarleiter auch keine Vorschriften über Musterlösungen bekämen und man den Studenten nichts in den Mund legen wolle. Außerdem habe er auch erst im dritten Jahr verstanden, worum es bei Law überhaupt ginge. Im Prinzip lief es bei mir dann darauf hinaus, daß ich frustriert die Seminare abgesessen und die Lust verloren habe. Ich habe mich mit Case-Law bekannt gemacht, denn der Sinn meines Aufenthaltes war, einen Einblick in das englische Case-Law zu erhalten. Die historischen Hintergründe, warum England dieses Rechtssystem hat und aus welchem Grund sie davon nicht abrücken werden und können, habe ich nachvollziehen können. Mir hat aber die Art und Weise des englischen Lehrbetriebs nicht gefallen, obwohl die soziale Komponente sehr beispielhaft ist mit dem System der Betreuung durch persönliche Tutoren, Societies, Seelsorge und der bewundernswerten Institution der Union of Students. 7. Das Private In Sheffield habe ich viele nette Menschen unterschiedlicher Kulturen kennengelernt, was auch auf Dauer nicht schwer fällt, ob auf den Wohnheim-Partys von Erasmus-Studenten, in den Sprachkursen oder an der Uni. Die Erasmusstudenten finden sich magischerweise zusammen, während englische Studenten eher selten in den Reihen der ausländischen Studenten zu finden sind oder umgekehrt. Deshalb ist das Tandem-Projekt und auch das Globe Café (Treffen von ausländischen Studenten mit Engländern) eine schöne Bereicherung. Noch habe ich mit vielen meiner dort gewonnenen Freunde Kontakt und bin wirklich froh, auch andere Ansichten und Lebensweisen kennengelernt zu haben. Im direkten Kontakt merkt man ja eigentlich erst mal, daß wir zwar verschieden aber doch alle irgendwie ähnlich sind. Profitiert habe ich auch davon, daß ich mit echten Engländern zusammengewohnt habe, die mich freundlich aufgenommen haben und so den englischen Way of Life hautnah mitbekam. Alles in allem hatte ich eine schöne Zeit und war viel unterwegs und habe viel Neues gesehen. 8. Allerlei
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