Sängerin Julia Zhao auf der IFA. Tanzgruppe auf der Bühne in Halle 9 - Kulturexpresso
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Sängerin Julia Zhao auf der IFA. Tanzgruppe auf der Bühne in Halle 9 Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Was machte die Sängerin Julia Zhao auf der IFA? Frau Zhao, eigentlich Zhao Songzi beziehungsweise europäisiert Songzi Zhao (sprich Ssung-dse Dschau) singt nicht nur, europäisch wie chinesisch, sondern kann auch tanzen. Eine ganze Tanzgruppe erfreute in Halle 9 auf der Bühne die Messebesucher in ihren traditionellen Kostümen. Nicht nur Musik und Tanz, auch talkshowähnliche Formate wurden dort gezeigt im Rahmen eines chinesisch- deutschen (Kultur-) Austauschs.
Julia Zhao auf der IFA in Halle 9. Auf dem Berliner Messegelände in Charlottenburg. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Julia Zhao, wie sich die Sängerin hier für diejenigen nennt, die meinen, nicht in der Lage zu sein, ihren Namen aussprechen zu können, kam nach Deutschland um klassischen (Opern-) Gesang zu lernen. Zu studieren. In China sang und singt sie Peking- Oper. Dabei hat sie einen ganz eigenen Stil gefunden, beides zu kombinieren.
Julia Zhao auf der IFA in Halle 9. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Wir fragen sie, ob es noch jemand gäbe, der das tut. Die Antwort ist: Eigentlich nicht oder kaum, und die einzige Sängerin, die Frau Zhao auf Anhieb einfällt, ist bereits über 60 Jahre alt.
Julia Zhao auf der IFA in Halle 9. Im Hintergrund auf der Bühne: Logo der Stiftung deutsche und chinesische Kultur. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Wir versuchen, Julia Zhao auf Film zu bannen; keine einfache Aufgabe, eine tanzbegeisterte Sängerin zu photographieren, die sich gern bewegt. „Die Kamera ist zu langsam“, meint sie, während sie von einer Pose zur anderen wechselt. Julia Zhao auf der IFA: Von Anfang an Musik Julia Zhao unter dem Funkturm in Berlin. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Geboren wurde die tanzende Sängerin als Zhao Songzi in einem Dorf in der Nähe von Zhangzhou (Dschang-dschou) in der Provinz Henan. He-nan bedeutet „südlich (nan) des Flusses“. Der Fluss (He) ist der Gelbe Fluss oder Huanghe, der so heißt, weil er viel Löss mit sich führt. Es ist der nördlichste der drei
Julia Zhao unter dem Funkturm in Berlin. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Schon als Kind begann sie bei ihrem Onkel Musiktheorie zu lernen. Anfang der 1990er Jahre arbeitete sie in der Schule als Musiklehrerin. In der Grundschule und in der Sekundarstufe. Später trat sie an verschiedenen Orten auf. Da sie heute in Berlin lebt, ist ein Auftritt auf der IFA nur folgerichtig.
Julia Zhao auf dem Berliner Messegelände unter dem Funkturm in Berlin. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Auf dem Messegelände erklingt allerorten Musik. Oft aus der Konserve, doch häufig auch live. Nicht nur tagelang im Sommergarten mit Rap und Pop, sondern auch an den Ständen wie zum Beispiel bei Siemens in Halle 1.1 regelmäßig Jazz zum Feierabend mit Nelson Müller und Band (17.15 bis 18 Uhr, Nähe Eingang Messe Süd). Chinesische Klänge, Tänze und Kostüme runden eine Messe ab, auf der von Technik made in China wirklich nicht zu wenig zu sehen ist. Julia Zhao in Bewegung. Studie. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Hinweis: Auf der Bühne in Halle 9 wird unter anderem oder vor allem deutsch gesprochen. Eine schöne Abwechslung, da zum Beispiel die Supplier in der Station Berlin bei IFA Global Markets zwar von ihren Produkten viel verstehen, aber bei ihren Fremdsprachenkenntnissen vielfach noch Luft nach oben haben.
Julia Zhao zur IFA auf der Messe Berlin zwischen Sommergarten und großem Stern, im Hintergrund der Funkturm. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser Profanes in der Provinz oder „Ausweitung der Kampfzone“ am Deutschen Theater, inszeniert
von Ivan Panteleev, gespielt und gesprochen von Samuel Finzi Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). In Berlin wird die Kampfzone ausgeweitet, bei Jedermann und -frau auch auf der Bühne. Dafür musste der als Michel Thomas Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf einer Insel geborene Michel Houellebecq seinen Roman „Extension du domaine de la lutte“ (deutsch: Ausweitung der Kampfzone) schreiben. Das französische Original wurde 1994 herausgegeben, die deutsche Übersetzung von von Leopold Federmair kam fünf Jahre später, als der gleichnamige Film zum Houellebecq-Buch gedreht wurde. Jetzt inszeniert Ivan Panteleev das Stück am Deutschen Theater in Berlin Darin ein junger für eine Software-Firma in Paris lohnarbeitender Informatiker als Held in einer flott erzählten Handlung, in der dieser Ich-Erzähler die Leute um hin herum auseinandernimmt wie Tiere. Der nüchterne Techniker, der seine Entfremdung dokumentiert, reist mit seinem verklemmten Kollegen, dem er Heilig Abend in einer Diskothek ein Messer in die Hand drückt, dienstlich in die Provinz. Dort schüren beruflich ehrgeizige Brillenträgerinnen den Zorn des erotisch Frustrierten und abstinent Lebenden. Wie hießt es in einer DT-Pressemitteilung vom 15.8.2019 so schön zu „Ausweitung der Kampfzone“ mit Samuel Finzi: „Präzise und bestechend rational beschreibt er die Stationen seiner Vereinsamung, „das fortschreitende Verlöschen aller menschlichen Beziehungen“, seinen Ekel, seinen Selbsthass – auch die Geilheit und Verzweiflung, mit der sein sexuell
frustrierter Reisebegleiter und Arbeitskollege Tisserand (Samuel FInzi) auf die Welt und den weiblichen Körper blickt. Am Weihnachtsabend eskaliert die Situation. Nach dem Besuch einer Diskothek folgen die beiden einem jungen Liebespaar in die Dünen…“Der Wirtschaftsliberalismus ist die erweiterte Kampfzone, das heißt, er gilt für alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. Ebenso bedeutet der sexuelle Liberalismus die Ausweitung der Kampfzone, ihre Ausdehnung auf alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen“, schreibt Houellebecq in seinem Romandebüt.“ Finzi spielt übrigens den IT-Spezialisten Tisserand und ist auch die Stimme des Autors Michel Houellebecq in Ivan Panteleevs Inszenierung von ‚Ausweitung der Kampfzone‘ am Deutschen Theater. Neben Finzi stehen noch Lisa Hrdina, Marcel Kohler, Jeremy Mockridge und Kathleen Morgeneyer auf der Bühne, die von Michael Graessner gestaltet wird. Nun kommt das Houellebecqs Buch auf die Bühne des DT in Berlin. Die Premiere soll am Sonntag, den 8. September 2019, um 20 Uhr, sein, weitere Vorstellungen sind für den 9., 13. und 26. September 2019 geplant.
Skruudsch! Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens erobert Deutschland Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens – die Verlage, die sie drucken, tun so, als ob es sich um das meistverkaufte Buch der Welt handelte. Da haben Astrid Lindgren, Enid Blyton und die Bibel aber noch ein Wörtchen mitzureden. Obwohl speziell bei der Bibel durch die Mission viele einfache Ausgaben Gratisexemplare waren. Außerdem könnte man die Behauptung auch als Argument dafür verstehen, mal ein anderes Buch zu kaufen. Der Trend zum Zweitbuch ist immer noch ungebrochen … Es gibt die Geschichte auch als Puppenspiel. Natürlich wurde die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens auch verfilmt. Mehrfach. Zum Beispiel die Verfilmung der Aufführung der Augsburger Puppenkiste. Und seit neuestem gibt es sogar einen Film darüber, wie der Autor auf die Idee kam, das Buch zu schreiben. Popularität ist irgendwann nicht mehr nur auf die Qualität zurückzuführen Ab einem gewissen Zeitpunkt wird die Häufigkeit zu einem Selbstläufer. Mag am Anfang noch die Qualität, die (Vor- )Bekanntheit des Autors, die Sprache des Textes und sogar die Eigenart der Abbildungen, die bei weitem nicht in allen Augaben dabei sind, mitentscheidend oder sogar maßgeblich für den Kauf des Buches, seinen ökonomischen Erfolg und die Verbreitung gewesen sein, kippt das irgendwann. Niemand möchte unbedingt von Redbull hören, wenn er Sport guckt oder bestimmte Filme, doch das Redbull Media House, die teils hervorragenden Dokumentarfilme und breite Berichte über
Sportereignisse machen die Erwähnung des Markennamens aus Österreich unvermeidlich, auch wenn er sich vorübergehend hinter Abkürzungen wie RB nicht für Regionalbahn, sondern Rasenballverein verbirgt. Bei anderen stark zuckerhaltigen „Erfrischungsgetränken“ ist es sogar noch schlimmer, wenn sie in die Kunst und dann in die Pop-Art Einzug finden wie die Tomatensuppe von Campbell‘s. Kultur ist anders – wird aber wirtschaftlich nur bedingt anders behandelt Nun mag man Werbung für Limonaden nicht mit Werbung für Kulturgüter vergleichen wollen. Doch stellen sich verschiedene Fragen. Zum einen war bereits in den 90er Jahren, den 1990ern, wer es genau wissen will, eine starke Konzentration im deutschen Verlagswesen zu verzeichnen. Noch machten die Zeitungs- und Buchverlage gute Geschäfte, drohte am Horizont bereits das Internet. Kapital aus angelsächsischen Töpfen, das gute Anlagemöglichkeiten suchte, sparte die Verlage nicht aus. Die Tatsache, dass die Deutschen die besten Autos der Welt bauten, mehr als sie selbst brauchten, führte über den Export zur Zustimmung zum Import fremder Waren und fremden Kapitals. Wer ausführt, muss auch einführen (wollen). Man erinnert sich an die Bestrebungen, die Buchpreisbindung in der Bundesrepublik Deutschland abzuschaffen. Wer stand dahinter? Der deutsche Buchmarkt ist nicht irgendein Markt. In dem zweit- oder drittreichsten G7-Land – und die G7 ist ja die Weltspitze – hat das Buch auch anteilig eine größere Bedeutung als in vielen anderen Ländern. Bei den mitteleuropäischen Nachbarn mag es ja noch gehen, Tschechen und Russen lesen zeitweilig sogar mehr. Als wir in Mexiko in der Hauptstadt San Luis Potosis im Stadtzentrum an der ellenlangen Hauptstraße einen Buchladen suchten, hatten wir müde Füße und fast Muskelkater, als wir endlich einen (1!) finden konnten. Von
einem Antiquariat mal ganz zu schweigen. Wo ist die größte Buchmesse der Welt? Solcherlei Erlebnisse machten ganz persönlich erfahrbar, welches hohe Niveau in diesem Bereich im 20. Jahrhundert in Deutschland herrschte. Wem das als Beweis nicht reicht, bemühe die Statistik oder denke an die Leitmesse für Bücher. Die alljährliche Buchmesse in Frankfurt am Main befindet sich nichts umsonst in Hessen, also in der Mitte der Bücherlandes Bundesrepublik Deutschland. Die größte Messe ihrer Art. Urheberrechte haben ein Ablaufdatum Am meisten kann ein Verlag verdienen an einem Text, für den er keine Rechte zu zahlen hat. Nun ist die Zahl von Autoren, die ein gutes Buch schreiben und dann freiwillig auf das Urheberrecht verzichten, selbstredend sehr gering. Einige Jahrzehnte nach ihrem Tod können sich die Verfasser aber nicht mehr wehren. Auch ihre Erben streichen dann das Segel und jeder x-beliebige in- und ausländische Verlag kann munter drauflosdrucken; muss nur für Druck und Bindung bezahlen. E.T.A. Hoffmann, Goethe (Johann Wolfgang) oder Schopenhauer schillern für die Verlage umso heller, als sich mit ihnen glänzende Geschäfte machen lassen. Vorausgesetzt, die Kunden machen mit. Wer sich also wundert, dass der Name Charles Dickens ist jüngster Zeit gehäuft auftritt, hat in diesem Kontext die Möglichkeit, es besser zu verstehen. Anders gesagt: So wird ein Nikolausstiefel daraus. Wenn man dann noch die halbdurchdachte „Geben!“-Mentalität durchleuchtet, die besonders kurz vor Weihnachten bei dauerhaften oder vorübergehenden Gutmenschen aufflackert, wundert sich noch weniger. Wer kennt schon Ayn Rand? Charles Dickens kennt man allein deshalb schon besser, weil seine
Ideologie dem Mainstream in den Kram passt. Nicht, weil er der männliche Verfasser der beiden ist. Da verbinden sich soziale Hilfsbereitschaft und Neoliberalismus zu einer erolgreichen Einheit. Wenn man am Druck eines Pamphlets, das dazu ermuntert, Armen etwas abzugeben vom mehr oder minder hart Erarbeiteten, noch gut verdienen kann, warum nicht? Zudem es durch ungerechte Verträge, überhöhte Zinsen und legale und illegale Steuerhinterziehung à la Panama Papers leichter Reichgewordenen auch leichter fällt, ein kleines bisschen abzugeben. Außerdem ist eine Spende von 2018 Dollar oder Pfund in jeder Kirchengemeinde willkommen, vielleicht sogar mehr willkommen als 1 Euro. Selbst wenn der eine ein Promill des Einkommens ausmacht, die 2018,- aber nur 0,001 Promille. Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens: Live in Potsdam Garantiert keine großen internationalen Konzerne füttert der Eintritt für das Theaterstück, dass am 2. Advent in der Kirche am Kirchsteigfeld aufgeührt wird. Echte Schauspieler – keine Kinderdarsteller – führen das Stück live um sechs Uhr abends in der Kirche auf, für unter zehn Euro. Vorher gibt es ein Begleitprogramm für Kinder. Es wird gebastelt, die Weihnachtsgeschichte wird vorgelesen, gesungen am Weihnachtsbaum vor der Kirche, der vorher geschmückt wird. Vorprogramm zur Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens Im Stadtteilladen Kirchsteigfeld an der Nordseite der Kirche und auf dem Platz gibt es ein umfangreiches Vorprogramm. Ort: Nach dem Weihnachtsbaum Ausschau halten, eine Lichterkette trägt er schon. Basteln, Grillen, Christbaum schmücken Um 15 Uhr wird gebastelt – Eintritt frei. Kinder und
Erwachsene können zwei Stunden später den Weihnachtsbaum mit diesem Selbstgebastelten oder auch Mitgebrachtem schmücken. Draußen am Weihnachtsbaum wird gegrillt, außerdem gibt es Waffeln, Crepes, Quarkbällchen, Glühwein natürlich. Ab 16 Uhr wird die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. – Eintritt frei Ab 17 Uhr wird der Weihnachtsbaum mit dem Gebastelten geschmückt. Anschließend werden gemeinsam „O, Tannenbaum“, „Am Weihnachtsbaume, die Licht brennen“, „Es ist ein Ros entsprungen“ oder ähnliche Weihnachtslieder gesungen. Ein Mitsingeprojekt unter freiem Himmel. – Eintritt frei 18 Theaterstück mit Pause – Eintritt 9,- „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens Wo? Stadtteilladen im Kirchsteigfeld, Anni-von-Gottberg-Straße 14, 14480 Potsdam Der Eingang zum Stadtteilladen ist seitlich an der Kirche, die den Platz beherrscht. An den rechten Seite. Es ist ein moderner Bau. Der Turm ist mit Solarzellen bedeckt. Wann? Von 15 bis 18 Uhr vor und im Stadtteilladen sowie am Weihnachtsbaum Wie hin? Anfahrt/ VBB-Verkehrsverbindung: Straßenbahn: Tram 92/ Tram 96 von Hauptbahnhof oder Johannes-Kepler-Platz Richtung Marie-Juchacz-Straße bis Haltestelle „Am Hirtengraben“. Wer vorne aussteigt, kann die Kirche mit ihrem umweltfreundlichen Turm schon sehen. Theaterstück in der Kirche. Sonntag, den 9.12.2018 um 18 Uhr (= 2. Advent), Eintritt 9 Euro, Altersempfehlung: ab 10 Jahren Weitere Beispiele von
Weihnachtsgeschichten-Aktivität: Film „Geister der Weihnacht“ Ab 1. Dezember 2018 im Kino. Verfilmung der Aufführung der Augsburger Puppenkiste, Regie Julian Köberer und Judith Gardner, mit Martin Gruber, Martina Gedeck und anderen Sprechern oder Synchronisatoren der Puppen. Verleih: Universum, Deutschland 2018 Film „Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand“ Seit 22. November 2018 in Deutschland im Kino. Regie: Bharat Nalluri. Nach dem Roman „The Man Who Invented Christmas“ von Les Standiford, mit Dan Stevens, Christopher Plummer, Jonathan Pryce und anderen Verleih: KSM Cinema, Irland/ Kanada 2017 Tatort Weihnachtsgeschichte Die Tatort-Kommissare Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl in „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Seit Ende November 2018 finden zahlreiche Gastspiele in ausgewählten Städten in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz statt. Beispiel: Am 2. und 3. Dezember 2018 im Schillertheater Berlin
Schunkeln mit der Heilig-A- Band – Das Kabarett-Duo Ass- Dur zeigt seine hochamüsante Weihnachtsshow im Tipi am Kanzleramt Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Mit der großen Weihnachtsshow im Tipi am Kanzleramt lädt Ass-Dur zu einer rasanten Schlittenfahrt ein, die Musik und Comedy, geistreichen Witz und alberne Kalauer auf einzigartige Weise verquirlt. Zwischendurch geht es natürlich auch angemessen besinnlich zu. Ass-Dur, das sind Benedikt und Dominik, die eine ganze Reihe von Kabarettpreisen eingeheimst haben. Lustig sind sie nicht zuletzt deshalb, weil sie als eingefleischte Gegenspieler auftreten, wie etwa Dick und Doof. Benedikt ist ein blonder, geschniegelter Streber, Dominik hingegen der dunkelhaarige Trottel mit Null-Bock-Attitüde. Während Benedikt einen hochwissenschaftlichen Vortrag über die Entstehung von Weihnachten unter Einbezug der Entwicklung des Gregorianischen Kalenders hält, chattet Dominik mit einer leichtbekleideten Schönen und schießt zotige Witze dazwischen. Die beginnen etwa so: „Warum hat der Weihnachtsmann so einen großen Sack?“. Benedikt ist jedes Mal heillos entsetzt, woraufhin Dominik eingeschnappt „Ich fand´s lustig“ murmelt. Benedikts pädagogische Aufforderung, doch mal vom „Es-sollte- Modus“ in den „Ja-Modus“ umzuschalten, prallt an Dominiks Stumpfsinn ab. Die zwei Kabarettisten, die sich 2005 beim Musikstudium kennenlernten, können wunderbar Klavier spielen und
beherrschen sogar Geige und Plastik-Blockflöte. In ihren Rundumschlag durch Musik und Quatsch lassen sie ihre geballte Lebenserfahrung einfließen: Dominik hat eine zeitlang Zauberei gelernt; Benedikt Philosophie studiert und eine Heilpraktiker- Ausbildung gemacht. Begleitet werden die beiden von der vielseitigen Heilig-A- Band, die zwischen Swing und Rap alles drauf hat. Auch Michael Jackson hat Weihnachtslieder komponiert, erleben wir. Höhepunkt ist eine Schlager-Version des Krippenspiels. Da rennt Dominik mit Schleier und Kullerbach „Atemlos durch die Nacht“. 24 Bühnen-Türchen werden im Laufe der Show geöffnet. Das begeisterte Publikum erfährt, was es wirklich mit der Geburt Jesu auf sich hat, ob Benedikt seine Rolle als Arbeitgeber einer ganzen Band meistert, und wie ein authentischer hauptstädtischer Weihnachts-Song geht: Weihnachtszeit in Berlin; da riecht es im Tiergarten nach Glühwein und Urin, wird hier gereimt. Die witzig-festliche Show im Tipi am Kanzleramt ist ein echtes Highlight im Berliner Advent. Deserteur am Mittelmeer – Zum Puppentheater von Etta Scollo
mit dem Musiktheater „Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinski Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Sprache und Musik, Dichtung und Klang – bei Etta Scollo geht beides Hand in Hand. Seit fast 15 Jahren widmet sich die sizilianische Wahlberlinerin der reichhaltigen Kulturgeschichte ihrer italienischen Heimat. Nun nimmt sie sich Igor Strawinskis Musiktheater „Die Geschichte vom Soldaten“ vor, das vor 100 Jahren, im September 1918, uraufgeführt wurde. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs funktioniert das Stück doppeldeutig. Vordergründig harmlos geht es um einen Deserteur, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht. Zugleich verhandelt das faustische Märchen bleibende Wahrheiten vor der Kulisse eines verheerenden Krieges. Die in Berlin lebende sizilianische Sängerin und Komponistin Etta Scollo schlüpft für ihre Interpretation der „Geschichte vom Soldaten“ in die Rolle eines Cuntastorie, eines sizilianischen Geschichtenerzählers. Gemäß dieser Tradition wird der Soldat von einer Handpuppe dargestellt. Der sizilianische Sound vereint Klangfarben aus Renaissance, Barock und Mittelmeer-Folklore. „Dieser Klang meldet sich immer wieder, wenn ich kreativ bin. Ich fühle darin eine Freiheit“, erzählt Etta Scollo. „In dieser Musik wohnt die Idee des singenden Erzählens. Ich sehe auch Verbindungen zum Bänkelsänger und zur modernen Jazz-Improvisation.“ Die sizilianisch-folkloristischen Zwischenspiele geben der Inszenierung eine ganz eigene Note. Elisabeth Plessen hat den französischen Text poetisch und treffsicher übersetzt. Es spielen Musiker der Karajan-Akademie der Berliner
Philharmoniker unter Stanley Dodds. Die Ausstattung verantwortet der italienische Künstler und Transavanguardia- Vertreter Mimmo Paladino. „Es handelt sich nicht um ein harmloses Märchen“, stellt Etta Scollo fest. „Was wir heute erleben, hat mit Strawinskis Soldat viel zu tun.“ Veranstaltungshinweis: 1. und 2. Dezember 2018 im Radialsystem Berlin Anmerkung: Der Beitrag von Antje Rößler wurde unter dem Titel „Deserteur am Mittelmeer – Etta Scollo macht Puppentheater mit Strawinskis ‚Geschichte vom Soldaten'“ am 18.11.2018 im WELTEXPRESS erstveröffentlicht. 1 lustiger Abend vong Humor her! Willy liest Nachdenklich live im Hofbräu München Wirtshaus Berlin Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Früher wurde alles mögliche vom gedruckten Papier im Netz eingegeben. Zeitungsartikel, Bücher und anderes. Gescannt, eingetippt, hochgeladen. Oft war es dort nur eine Kopie seiner analogen
Entsprechung und führte dementsprechend ein Schattendasein. Das Maßgebliche war das Buch, die Zeitung, das handfeste Archiv. Bis das Digitale und das Internet immer und immer wichtiger wurden. Bis neue Generationen, die sogenannten Digital Natives, nur noch auf das Digitale zugreifen wollen und das Analoge links linken lassen oder nur im Notfall anfassen. Oder, wie Studenten, wenn sie dazu gezwungen werden, auch eine Buchquelle zu verwenden. Jetzt aber kriecht einer aus dem Netz heraus: Willy Nachdenklich. Von Analog nach Digital führt keine Einbahnstraße Heute gibt es ein Gegenbewegung. Noch gibt es Bücher und sogar neue Buchhandlungen entstehen und sind entstanden. Jetzt werden Internet-Stars handfest. Ihre Ergüsse, die bisher nur am Bildschirm oder auf dem Display flimmerten, werden auf Papier gedruckt und die Seiten zwischen Buchdeckeln gebunden. Willy Nachdenklich goes Print – ein Internetauftritt in Buchform Ein Beispiel ist Willy Nachdenklich. Er macht in den „Social Media“ eine Seite namens „Nachdenkliche Sprüche mit Bilders“. Hinter der Kunstfigur verbirgt sich ein Großhandelskaufmann aus Amberg. Ursprünglich wollte er die von Rechtschreibfehlern strotzenden kurzen Mitteilungen in den „sozialen Medien“ aufs Korn nehmen. Indem er Bildern kurze Sprüche hinzufügte, die absichtlich Fehler enthielten und Ziffern statt Wörtern. Ein Unfug namens „Vong-Sprache“ entstand, die sogar in Wikipedia einen Eintrag erhielt. Aus vielen einzelnen Sprüchen entstand nun ein Buch. Wie erkennt man, dass es sich um Vong-
Sprache handelt? M8 = MACHT. Gesehen an einer Straßenbahn der Metro-Linie 8 am Berliner Naturkundemuseum. © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2018 3 Merkmale tauchen immer wieder auf. 1. Der inflationäre Gebrauch der Ziffer „1“ auch dort, wo nicht eine Anzahl, sondern nur ein unbestimmter Artikel auftaucht. (Beispiel auf Vong: „1 unbestimmter Artikel auftaucht“; es geht hier nicht um die Zahl unbestimmter Artikel, sondern darum, ob der Artikel ein bestimmter ist – der, der, das – oder nicht.) 1a) die Silbe oder das Wortteil „acht“ kann durch die Ziffer 8 ersetzt werden. So wird Macht zu M8, „wir durchwachten die Nacht“ zu wir durchw8en die N8 und Wachteln werden zu W8eln. M8 bezeichnete vorher bereits – neben anderem – die 8er Metro- Tram vom Hauptbahnhof zur Petersburger Straße, einen Gasnebel, Autobahnen auf den britischen Inseln, in Russland, Malawi und anderswo, chinesische Handys und ein Leica-Kamera. Nun gibt es wegen des Vong-Blödsinns, an dem sich 100.000e laben, noch eine Missverständnismöglichkeit mehr. Im Englischen kennen wir das ja mit den Ziffern 2 (two) und 4 (four), die phonetisch für „to“ („too“) und „for“ verwendet werden. This is too much (das ist zuviel). (wird zu: This is 2
much.) Beispiele aus der Musik, in den Namen von Bands und Chören: U2 ist keine U-Bahnlinie wie in Berlin seit 1986, sondern eine Musikgruppe oder steht für „You, too“ = „Du auch“ oder „Sie auch“. Jocelyn B. Smith gründete wenige Jahr nach der Jahrtausendwende den Chor „4bridges“. Das heißt auf deutsch: „Für Brücken“, im Sinne von „Wir wollen Brücken bauen zwischen Menschen und Kulturen“. (Der Chor trat unter anderem bei einer Großveranstaltung auf dem Flughafen Tempelhof auf; heute gibt es ihn nicht mehr. Einige Mitglieder singen jetzt bei den „Different Voices of Berlin“.) Von der Kritik an falsch und zu lässig Hingekliertem zum Jugendwort des Jahres! 2. Leichte, aber meist gut erkennbare Falschschreibungen wie „I bims“ statt „Ich bin‘s“. 2017 wurde „I Bims“ Jugendwort des Jahres! Wie weit sind wir gekommen. 3. taucht eine Dreierkombination häufig auf; „vong … her“ (statt des sowieso schon Umständlichen „von …her“. Der Artikel vor dem Bezugswort wird weggelassen, z.B. „vong Grammatik her“ statt „der Grammatik“. Vong = von.) – Sätze mit Füllwörtern und aus dem gesprochenen Übernommenem können ja immer noch richtig sein. Die Sprachebene ist zwar eine andere. Aber es handelt sich ja immer noch um deutsch. Vong-Sprache dagegen ist bewusst falsch und suhlt sich in albernen running gags für Insider. Selbst Erfundenes wird immer wieder wiederholt. Das sei ja nichts Schlimmes, meinen die einen. Cool, meinen die Fans. Nervig, meint eine Mehrheit. Wo Geld verdient werden kann, wird mitgemacht; auch von den Etablierten. Da kann die
Kunstkritik noch so wettern. Andy Warhol, Basquiat und sogar Joseph Beuys, der einiges auf dem Kasten hatte, wurden für banal erklärt. Das sei ja keine Kunst. Andy Warhols Drucke sind weit verbreitet und heute zweifelt ihn fast niemand mehr an. Egal, ob die „Vong-Sprache“ nun wirklich ein Idiom oder eine Sprache ist oder nur ein Schmarrn – Blödsinn – alles, was weit verbreitet ist, kommt in der Mitte an. Zudem, wenn es so harmlos ist und weder den Staat noch sonst etwas Mächtiges gefährdet. Auf den Zug aufgesprungen Mehrere große Unternehmen wie die Sparkasse und sogar die Walterin und Hüterin der deutschen Sprache in ihrer Rechtschreibung, die Duden-Redaktion in Mannheim, veröffentlichten Werbung und ähnliches in der „Vong-Sprache“, die nichts anderes als einen bestimmte Verballhornung der guten alten deutschen Sprache ist, die immer wieder und, wie es scheint, immer weiter unter die Räder kommt. Willy Nachdenklich materialisiert sich/ Willy Nachdenklich zum Anfassen Online hat Willy Nachdenklich 360.000 Fans, da wir uns mit diesen Medien nicht so auskennen, können wir das nicht verifizieren. Ein Flyer von Hofbräu München: „Damit hat er als Internet-Star Kultstatus erreicht.“ Weiter: „Jetzt gibt es Willys unterhaltsame Lebensweisheiten in Buchform“ – „aber vor allem auch live auf der Bühne!“ „Willy liest dabei nicht nur vor – er improvisiert und interagiert mit seinem Publikum und garantiert damit einen köstlich amüsanten Abend“. Das Hofbräu München Wirtshaus Berlin präsentiert im Erdgeschoss viel Livemusik, nicht nur von Blaskapellen aus Bayern. Am 7.11. steht eine Kapelle mit Blechbläsern aus dem
Weserbergland auf dem Programm. Ein Stockwerk höher liegt die Event-Etage oder „Eventetage“ für Veranstaltungen wie Public Viewing von Fußballspielen mit Beteiligung des Vereins Bayern München. Dort wird am 8. November die Lesung von Willy Nachdenklich stattfinden. Lesung von und mit Willy Nachdenklich Willy Nachdenklich liest Willy Nachdenklich Wann? 8.11.2018 20 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr (frües Kommen 1 Vorteil vong bessere Plätze her) Wo? Hofbräu München Wirtshaus Berlin, Karl-Liebknecht-Straße 30, 10178 Berlin Tickets, das sind Eintrittskarten, im Berliner Wirtshaus nahe dem Alex oder online unter www.msm-musik.de Wirtshaus Berlin: Telefon (030) 67 96 65 52 0 E-Mail: reservierung@berlin-hofbraeu.de Fotoreportage: Sauerbraten für die Zocker – Palazzo
entführt mit seinem neuen Berliner Programm zu einem köstlichen Vier-Gänge-Menü in die Welt der Spieler und Gestrandeten Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Glücksjäger“ lautet der Titel der neuen Berliner Show des Palazzo. Das gilt auch für die Gäste. Sie dürften wohl schnell fündig werden. Schon dank der witzigen und atemberaubenden Darbietungen der internationalen Artisten. Vor allem aber dank den Künsten von Spitzenkoch Kolja Kleeberg. Palazzo Berlin 2018 1 of 10 Schräge Herberge mit noch schrägerem Personal. Das Palazzo entführte mit seiner neuen Berliner Show „Glücksjäger“ in ein
entlegenes Casino-Hotel. Und in eine Welt der Spieler, Durchreisenden und Gestrandeten. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser Tempura-Garnele mit Gurke, grünem Apfel, Sepia-Backerbsen und Senfsaat, ein gelungener Einstieg. Spitzenkoch Kolja Kleeberg beginnt sein Vier-Gänge-Menü mit einer leichten und bekömmlichen Vorspeise. Gäste wie Gastgeber Hans-Peter Wodarz dürften mehr als zufrieden gewesen sein – wie all die Jahre zuvor auch. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser
Artisten, alles andere als ratlos in der Zirkuskuppel. Mandi und Lorant präsentieren einen eigens für Palazzo entwickelten Strapaten-Act. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser Lachsforelle, Eiergraupen, Petersilien-Schmand und Rauchpaprika. Ein Zutaten-Kunstwerk von extrem kurzer Dauer,
wird sich darauf doch bald eine Kürbis-Paprikasuppe ergiessen. Ein herrlicher, leicht feuriger Zwischengang. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser Qualmen ausdrücklich erlaubt, zumindest an der Stange. Dieser Artist legt zwischen den extremen Verrenkungen eine kleine Raucherpause ein. Ganz lässig. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser
Bei Oma oder Muttern manchmal leider etwas dröge, hier herrlich saftig. Sauerbraten vom Rinderfilet. Dazu verwöhnen Schwarzbrotknödel, Wildfeigen, Ringelbete und Schmorpraline den Gaumen. Beim Hauptgericht hat Kolja Kleeberg, gebürtiger Rheinlander, wohl ein wenig das Heimweh gepackt. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser
Keine Sorge, Münzen oder gar Geldscheine sind sicher. Dieser „Hütchenspieler“ will lieber jonglieren als betrügen. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser Erreicht mit seinen You-Tube-Videos ein Millionenpublikum: Kai Hou. Im Palazzo begeistert der chinesische Artist mit der
spektakulären Disziplin des Hoop Diving. © 2018, Foto: Fritz- Hermann Köser Frisch, fruchtig und pfundig: Gebackene Orangencreme „Pastel de Nata“ mit Schokoladen-Cannelloni und Joghurt-Kirscheis. Das Dessert bildete den krönenden Abschluss des Menüs. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser
Bankenkrise? Rezession? Für Kaelyn Schmitt kein Thema. Die Trapezkünstlerin aus Kanada wirft mit Geld nur so um sich. Sie lässt die Scheine einfach ins Publikum regnen. © 2018, Foto: Fritz-Hermann Köser Über den Tellerrand – Die Berliner Symphoniker eröffnen
ihre Saison 2018/2019 mit neuem musikalischem Profil Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Seit der Berliner Senat unter Federführung von Thomas Flierl (PDS) 2004 den Berliner Symphonikern die Zuschüsse gestrichen hat, haben viele sie totgesagt oder totgeglaubt. Doch der Regierende Bürgermeister Michael Müller zählt sie noch immer zu den acht subventionierten Berliner Orchestern, faktisch durch einen Erinnerungsposten im Haushalt. Unbestreitbar hatten und haben die Berliner Symphoniker einen unentbehrlichen Platz unter den Berliner Orchestern. Von Anfang an zielten sie darauf ab, durch populäre Programme und günstige Eintrittspreise einkommensschwachen Bevölkerungsschichten einen Konzertbesuch zu ermöglichen. Mit ihren Nachmittagskonzerten bieten sie Berlin-Besuchern ein Konzerterlebnis an, doch auch Kindern und Jugendlichen sowie Rentnern und Bewohnern des Umlands von Berlin. Für die neue Saison 2018/2019 entwickelte der Chefdirigent Lior Shambadal ein neues musikalisches Profil. »Bei uns soll man etwas hören, was man nur bei uns zu hören bekommt», sagt Shambadal. Zum Beispiel können das unvollendete Werke Wolfgang Amadeus Mozarts sein wie »Die Gans von Kairo», die Shambadal und das Orchester jüngst auf bezaubernde Weise mit Studenten der Universität der Künste aufführten. Oder unbekannte Werke von jüdischen Komponisten, oder Musik von Komponisten aus der DDR und der Sowjetunion, deren Werke nach dem Untergang beider Staaten nicht weiter gepflegt wurden und im Westen weitgehend unbekannt sind. Mehr noch, das Schaffen der DDR-Komponisten wird von den renommierten Orchestern fast völlig ausgeblendet, sowohl im Konzertsaal als auch auf der Opernbühne. Lior Shambadal und sein Orchester blicken mit ihrem Programm weit über den Tellerrand hinaus, der im »vereinten» Deutschland keiner mehr sein dürfte, aber Realität ist. Sein
Konzept hat Shambadal dem Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) vorgelegt, der dem Plan Geschmack abgewinnen konnte, wenn auch noch ohne die Konsequenz, das Orchester erneut institutionell im Landeshaushalt zu fördern. Eine Projektförderung dürfen sie beantragen, bei Bedürftigen bekannt als Sisyphusarbeit ohne Garantie auf Erfolg. Am kommenden Sonntag beginnen die Musiker in der Philharmonie ihre Abonnementskonzerte mit Werken von Meistern, die von den Nazis verfemt worden waren. Die Märchenouvertüre »Peter Pan» entreißt ein Werk Ernst Tochs der Vergessenheit. Ein Kleinod ist das Violinkonzert Erich Jacques Wolffs, ein Klangerlebnis die Reformationssymphonie Felix Mendelssohns-Bartholdys. Am 28. Oktober folgt im Konzerthaus ein Sonderkonzert mit Werken von Komponisten aus Ost und West. Besonders spannend zu hören wird die Vertonung des Kommunistischen Manifests durch den deutschböhmischen jüdischen Komponisten Erwin Schulhoff sein, der als Sowjetbürger 1942 in einem deutschen Internierungslager starb. Die Paganini-Variationen von Boris Blacher sind ein Kleinod ebenso wie »Sakuntala, eine indische Legende für Violine und Orchester» von Wolfgang-Andreas Schultz. Beide Werke werden von Maximilian Simon gespielt. Von Kurt Schwaen, einem Meister des Neoklassizismus aus der DDR, erklingen Variationen über ein niederländisches Volkslied. »Ohrwürmer» bringt die Suite »Die Legende von Paul und Paula» des DDR-Filmkomponisten Peter Gotthardt. Im April 2019 steht auf dem Plan ein Konzert unter Lior Shambadal mit einer »Studie für Streichorchester» von Pavel Haas, der 1944 von den Nazis im KZ Auschwitz ermordet wurde. Von Gottfried von Einem stammt der »Bruckner-Dialog». Zwei Schöpfungen von DDR-Komponisten folgen: Günter Kochan verknüpft in »Variationen für Klavier und Orchester» Elemente des musikalischen sozialistischen Realismus mit jenen der Avantgarde. Ein »Paukenschlag» wird die Uraufführung des Schlagzeugkonzerts von Ruth Zechlin werden. Konzerte: Sonntag, 21. Oktober 2018, 16 Uhr, Philharmonie, und
Sonntag, 28. Oktober 2018, 11 Uhr, Konzerthaus Berlin Weltnetz: www.berliner-symphoniker.de Eine Biographie über Vicco von Bülow oder Lobenbrett über Loriot Berlin, Deutschland (Kulturepxresso). Das etwas über 200 Seiten dicke und ungefähr im A5-Format gehaltene Buch trägt als Biographie zwar den Titel Loriot, doch gemeint ist Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow, den viele unter diesem, seinem Künstlernamen kennen. Dass wir dem „Meiste des feinsinnigen Humors“ Cartoons, Fernsehsketche, Bücher und Filme verdanken, das ist wohl war, aber auch Kritik. In jedem Werk von Loriot steckte immer auch Analyse und Kritik, die allerdings feinfühlig und durchdacht vorgetragen und immer auch unter dem Mantel des Humors versteckt wurde, der sich einerseits hinter Höflichkeit verbarg und andererseits mit ihr drehte. Mit Scherzkeksen wie Otto Waalkes und Komikern wie Harald Schmidt und Witzbolden wie Mario Barth hat das nichts zu tun. Von Bülow wusste mit Worten, die sein Handwerkszeug waren, umzugehen und situationsgerecht einzusetzen. Ein „Ach“ oder „Aha!“ an der richtigen Stelle reichte. Als Parodist entlarvte
er die einen und als Ratgeber half er den anderen und nebenbei hob er die Komik auf die Höhe großer Schriftsteller. Vicco von Bülow, der 1923 in Brandenburg an der Havel geboren wurde und 2011 in Ammerland am Starnberger See in Oberbayern starb, spielte Musik und Theater, drehte fürs Fernsehen und Kino, war vor und hinter der Kamera, schrieb Drehbuch und führte Regie, er war zudem Bühnen- und Kostümbildner, zum Schluss sogar Honorarprofessor für Theaterkunst in Berlin. Er war künstlerisch vielseitig und sein Repertoire war reichhaltig. Darüber berichtet Dieter Lobenbrett, aber vor allem auch über seine Kindheit und frühe Jugend, seine Familie. Nachdem die Herkunft geklärt ist, wird sein Werdegang im Adenauer- Deutschland der Nachkriegszeit skizziert und seine Karriere zum erfolgreichsten Humoristen unserer Zeit. Unerbittlich beobachtete er jedes Detail unserer Marotten und hielt uns wie kein anderer den Spiegel vor – worüber wir uns köstlich amüsiert haben. Trotz seines Erfolgs ist er immer bescheiden geblieben, verpflichtet nur der Kunst und dem, was er sich selbst als Maßstab vorgegeben hat. Das Buch geht dem Phänomen Loriot auf den Grund und ist ein unverzichtbares Werk für alle Fans und Anhänger des intelligenten Humors. Die im Münchner Riva-Verlag kurz nach von Bülows Tod erschienene Biografie musste Mitte Januar 2013 aufgrund von Urheberrechtsverstößen vom Markt genommen werden, weil seine Tochter Susanne von Bülow vor dem Landgericht Braunschweig dagegen geklagt hatte und Recht bekam, dass das Buch zu viele Zitate ihres Vaters enthalte. Die Klägerin erzielte einen Teilerfolg. Das Recht zum Zitieren hat ein Autor nur dann, wenn er sich mit dem Zitat auseinandersetzt, nicht aber um sein eigenes Buch mit den Gedanken eines anderen, „weil es so schön geschrieben ist“, wie der Vorsitzende Richter Jochen Meyer meinte, zu schmücken. Der Verlag erklärte, das Buch in veränderter Form auflegen zu
wollen. Im Verlag wurde schon an einer geänderten Ausgabe gearbeitet, die noch 2013 kam. Biliographische Angaben Dieter Lobenbrett, Loriot-Biographie, 208 Seiten, Softcover, Gewicht: 282 g. Verlag: Riva, 1. Auflage, München, Oktober 2018, ISBN: 978-3-7423-0733-0, Preis: 7,99 EUR (D) Carmen auf kubanisch. Erst Bizet, dann Hammerstein, jetzt Carmen La Cubana: Premiere in Berlin Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Carmen kennt jeder, Carmen La Cubana ist neu. 1875 bezog Bizet Stellung und schuf die meistgespielte Oper der Welt. Möglich wurde das, weil Prosper Merimée 1845 die Figur „Carmen“ erschuf. Das Buch ist ein Bestseller; die Oper noch erfolgreicher als das Buch. Jeder kennt die Melodien wahrscheinlich bereits aus der Kindheit, und sei es mit verballhorntem Text. Carmen La Cubana – das erste Musical aus
Kuba „Mit Carmen la Cubana kommt 2018 das erste Musical aus Kuba nach Deutschland, England, in die Schweiz und nach Asien“, besagt die Pressemitteilung vom 25. September diesen Jahres. Veranstalter BB-Promotion kann Kuba, das wissen wir spätestens seit der begeisternden Tanzveranstaltung „Ballet revolucion“ zur Jahreswende. Sowohl unter den Events im Admiralspalast als auch unter den Ballett- und Tanzaufführungen ein herausragendes Ereignis, das lange in Erinnerung bleibt. Zu bereuen bleibt nur, dass man nicht zweimal die Gelegenheit ergriff, das farbenfrohe, bewegte Feuerwerk zu genießen. Eine sensationelle Augenweide! Das kubanische ,Ballet Revolución‘ macht aus modernem Tanz, Ballett und Street Dance einen bildschönen, bewegten Mehrwert Diesmal sind Tänzer und Sänger vom Golf von Mexiko zu uns gekommen, wo Sonne, Klima und Völkermischmasch den einzigartigen Zauber Kubas begünstigte. Die Rhythmen, die nicht zuletzt 1999 durch den Dokumentar-Film „Buenavista Social Club“ von Wim Wenders auch wieder ins europäische Bewusstsein gekommen sind, ließen die Kubaner den Sozialismus und den damit verbundenen jahrzehntelangen Mangel überleben und aushalten. Im Fokus war der Kulturverein „Club Social“ des Stadtviertels Buena Vista der Hauptstadt Havanna. Einst von der Sowjetunion unterstützt und im Auge des Sturms, als die Welt unter Kennedy und Chrustschow so nah am atomaren Abgrund stand wie noch nie, blieb die Zuckerrohrinsel jahrzehntelang isoliert und vom Welthandel weitestgehend ausgeschlossen. Bescheidenen Tourismus gab es auf der karibischen Großinsel, die anderes bietet als das benachbarte Jamaica. Doch Cuba, wie sich Land und Insel auf spanisch und englisch schreiben, ist mehr als ein Riesenfreilichtmuseum US- amerikanischer Autos aus den 50er Jahren, die immer wieder
repariert werden mussten. Kuba bietet mehr und kann noch überraschen. Irgendwo zwischen den Lähmungen lauerte die Ewigkeitskraft der Musik. Einer wiedererkennbaren Musik. Diese mit „Westlichem“ zu kombinieren (tatsächlich liegen Frankreich und Europa östlich von hier über den Atlantik), hat seinen ganz eigenen Reiz. Der Pressetext weiß über das neue Musical: „Es ist die atemberaubende Neuinterpretation des legendären Carmen-Stoffs und der vertrauten Melodien Georges Bizets.“ Die Macher von Carmen La Cubana „Der international anerkannte Opern- und Musical-Regisseur Christopher Renshaw (u.a. The King and I, AIDA am Sydney Opera House) sowie der Grammy- und Tony-Award ausgezeichnete Arrangeur Alex Lacamoire (u.a. Hamilton, The Greatest Showman) verlegen die Handlung nach Kuba am Vorabend der Revolution.“ „Opulente, farbenprächtige Tableaus und dichte Szenen führen von einer Zigarrenfabrik im ländlichen Südosten der Insel in das lebendige Treiben der Bars und Clubs Havannas.“ Ausgerechnet die Schicksalszeit Kubas wird ausgewählt. Sowohl Stadt und Land bieten den Hintergrund des von Carmen La Cubana. Das Bühnenbild spiegelt die Karibikinsel mit seinem Flair wunderbar wider. Dass Kuba nicht nur aus der Hauptstadt besteht, nach der die Havanna-Zigarre benannt ist, sondern auch aus dem großen Land, deren Landwirtschaft den Tabak dazu, Zuckerrohr und vieles mehr hervorbringt, wird dadurch nebenbei ins Gedächtnis gerufen, was sehr angenehm ist. Santiago de Cuba, nicht zu verwechseln mit Santiago de Chile, und Santa Clara, in der die Waffen sprachen und in der Revolution alles klar machten, gibt es eben auch in diesem riesigen Land. Die Insel erstreckt sich vom Atlantik im Osten
bis zum Golf von Mexiko im Westen. Die DDR war kleiner als es Kuba ist. Weiter zum Musical Carmen la Cubana: „Eine 14-köpfige Latin- Big-Band gibt dieser ‚Carmen‘ musikalisch ihre einzigartige kubanische Note. In drei Jahren Entwicklungszeit entstand ein Stück Musiktheater, das mit karibischen Rhythmen, leidenschaftlichem Gesang und temperamentvollem Tanz auf künstlerisch höchstem Niveau überzeugt.“ Das können wir bestätigen. Besonders die Szenen mit viel Volk, die lebendiger noch sind als bei Anatevka mit großem Ensemble, würde man gern mehr sehen. Aus heutiger Sicht ein Anachronismus die Liebesschwüre der sitzengelassenen Verlobten, die erst einen Brief der Mutter bringt und später mit dem Hinweis auf ihre Krankheit José überredet, mitzukommen. Dabei ist die hübsche, jedoch nicht aufgedonnerte Marilú mit einer weißen Bluse gekleidet. Noch mehr Unschuld geht nicht. Carmen und Romeos Julia Alle applaudieren Carmen (Luna Manzanares). Im Berliner Admiralspalast. © Foto/BU : Andreas Hagemoser, 2018 Doch wir wissen, wie es mit der „rassigen“, wunderschönen Carmen ausgeht. Sie überlebt nicht.
Auch kann José sie nicht vergessen, kehrt zu ihr zurück und wird von Eifersucht zerfressen und überwältigt. Er tötet er sie, dann sich selbst. Carmen hatte sich einem berühmten Boxer zugewendet.Die Figur des El Nino, der am Ende gegen seinen sportlichen Konkurrenten Kid Cowboy in den Ring steigt, ist ein schöner Seitenverweis des Musicals. Gerade Ringer und Boxer konnten sich auf den Weltsportbühnen wie WM und Olympischen Spielen immer wieder beweisen und Bronze, Silber und Gold holen. Unangenehm die Einsprengsel englischer Wörter und Ausdrücke, die die Atmosphäre von 1958/59 kaputtmachen. Bei „Asta-la-vista, Baby“ denkt jeder an Arnold Schwarzenegger in „Terminator“ – und nicht an Kuba. Insgesamt tut das dem Ganzen jedoch keinen Abbruch und man kann sich an den wirbelnden Großszenen nicht sattsehen und - hören. Carmen La Cubana ist nicht die erste Weiterentwicklung von Bizet 1943 eroberte Oscar Hammersteins Carmen Jones als Afroamerikanerin den Broadway. Wer weiß, ob die Figur noch bis Tahiti vordringt. Die Weltmusicalgeschichte ist nicht zu Ende. Premiere von Carmen La Cubana Der Tag der deutschen Einheit hinterließ Spuren. Nicht nur durch den teils böigen Wind und örtlichem Sturm. Der Feiertag hat vieles durcheinandergebracht. So findet die Premiere am Tag nach dem Feiertag der Wiedervereinigung statt, einen Steinwurf vom Tränenpalast am S- und Fernbahnhof Friedrichstraße entfernt. Am 2. Oktober gab es bereits eine Preview, sozusagen eine zweite Generalprobe. Im Vorpremierenpublikum viele Damen spanisch chic in schwarz und dunkelrot gekleidet – das Publikum geht mit, der Saal ist
schon vor der Premiere voll. Nach der Weltpremiere und einer erfolgreichen Saison 2016 am Pariser Théâtre du Châtelet ist Carmen la Cubana erstmals vom 2.10. (Previews; Premiere am 4.10.) bis 14.10.2018 im Admiralspalast in Berlin zu erleben. Premiere von Carmen La Cubana am Donnerstag, den 4. Oktober 2018 um 19.30 Uhr im Admiralspalast, Friedrichstraße 101, 10117 Berlin. Eintrittspreis ab 26,- 50% Ermäßigung für Jugendliche bis einschließlich 14 Jahre Carmen La Cubana – bis Sonntag 14.10.2018 im Berliner Admiralspalast Hauptdarstellerinnen: Luna Manzanares (Carmen) und Albita Rodríguez (La Señora) Co-Arrangeur: Edgar Vero Musical-Director: Hector Martignon Die Gastronomie des Admiralspalasts bietet während der Pausen und vor den Aufführungen von Carmen La Cubana für 7,50 Euro einen alkoholischen Cocktail an: Cuba Libre. www.carmen-la-cubana.de
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