K Mit externen Experten schneller am Ziel - KOMMUNEN AUF DIGITALKURS
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KO MM U N E N A U F Z U K U N F TS K U RS KOMMUNEN AUF DIGITALKURS K Mit externen Experten schneller am Ziel D Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf: Bis Ende 2022 ie Ausgangssituation in den Kommunen gleicht sich: Die Zahl der Mitarbeiter ist eher knapp, denn ausrei- soll die analoge Welt für die kommunalen chend bemessen. Nicht anders ist es mit dem ver- Verwaltungsleistungen weitgehend Vergangenheit, fügbaren Zeitrahmen: Er reicht vermutlich nicht aus, um die Digitalisierung Alltag und der elektronische intern genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Portalverbund selbstverständlich sein. So will es das Komplettdigitalisierung im Sinne des OZG fit zu machen. Onlinezugangsgesetz, kurz OZG. Die Kommunen sind Diese Vorgehensweise wäre ideal, ist Professor Dr. Rainer gefordert, sich dieser Herausforderung zu stellen. Bernnat, Leiter Government & Public Services bei Pricewa- terhouseCoopers (PwC), überzeugt. Dazu wird es freilich kaum kommen: Die Digitalisierung der Verwaltungsprozesse steht unter Zeitdruck. Auch darf das Tagesgeschäft in den Verwaltungen nicht leiden. Die zu erwartende Konsequenz aus dieser Situation: Kommunen werden sich der Kompetenzen von Consulting-Unternehmen versichern. Denn ohne die Unterstützung externer Berater wird die digitale Transformation bis Ende 2022 eher nicht gelingen. Der OZG-Umsetzungskatalog Bevor Externe an den Start gehen, sollten die Kommunen ihre Hausaufgaben ma- chen. Hauptaufgabe ist das Kennenlernen der rund 575 Verwaltungsleistungen, die in den Geltungsbereich des OZG fallen. Der Umsetzungskatalog¹ des Geset- zes unterscheidet Leistungen für Bürgerinnen und Bürger und Leistungen für Un- ternehmen. Davon ausgehend werden diese beiden Hauptkategorien detailliert auf Themenbereiche und weiter auf konkrete Anforderungen der Einwohner wie der Wirtschaft heruntergebrochen. Beispielsweise gehören zur „Lebenslage Ge- burt“ sowohl Geburtsanzeigen, Vaterschafts- wie Mutterschaftsanerkennungen, aber auch Leistungen rund um Adoptiv- oder Pflegekinder. Im Leistungsbereich für Unternehmen gibt es etwa das Oberthema „Forschung & Förderung“, das in die Geschäftslagen „Forschung und Entwicklung“ und „Fi- nanzierung und Förderung“ untergliedert und säuberlich in Einzelleistungen aufgedröselt wird. Aus der Gesamtmenge der Kernleistungen werden im Ka- talog 100 Top-Leistungen identifiziert. Diese Priorisierung sollte jede Kommune anhand der eigenen Verwaltungsleistun- gen auf Treffsicherheit überprüfen. Unter Umständen ist eine individuelle Prioritätenliste zu erstellen. Schließlich steht zu vermuten, dass in einer schrumpfenden Gemeinde die „Lebenslage Geburt“ nicht zwingend einen Foto :©P vorderen Platz einnimmt. ixab ay.c Dr. Ferdinand Schuster, Geschäftsführer des von KPMG geförderten In- om /O stituts für den öffentlichen Sektor, empfiehlt daher den Städten und Ge- pen Clip meinden, anhand „der Anforderungen der eigenen Einwohner eine eigene art -Ve Strategie zu skizzieren“. Auch ist zu klären, ob zuerst ein externes oder ein cto rs internes Leuchtturmprojekt realisiert werden soll oder ob die Bürgerinnen und Bürger zur „Inspiration von außen“ einbezogen werden sollen. Wesent- 1 s. OZG-Umsetzungskatalog, 1. Auflage April 2018, i. A. des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat, ISBN 978-3-947660-01-8 (elektronische Ausgabe) 46 rathausconsult K Ausgabe 01|19
KO MM U N E N A UF Z U KU N F TS K U RS Foto: © Freepik.com / ijeab lich ist für ihn, dass in der Verwaltung ein Bewusstsein da- für entstehe, „dass digitale Transformation nicht bedeutet, Digitalisierung vorhandene Prozesse digital abzubilden, sondern den Pro- Startblock für die Transformation zess als solchen zu hinterfragen“. Die Zahl der Berater ist üppig. Doch wenn sich Die Ist-Analyse die Kommunen gleichzeitig auf den digitalen Weg machen und Support nachfragen, wäre der Consul- Steht die kommunale Strategie, sind im nächsten Schritt die ting-Markt mit Verwaltungs-Know-how rasch leer- technischen und organisatorischen Voraussetzungen also gefegt. Abhilfe schaffen könnte aus der Perspekti- „die Rahmenbedingungen für die digitale Transformation zu ve von PwC-Manager Professor Bernnat der Aufbau erfassen“, so Professor Bernnat. Eine aktuelle Ist-Analyse einer Inhouse-Beratung zur Digitalisierung im kom- ist aufzustellen. Diese beinhaltet die vorhandene Technik munalen Umfeld, eventuell unter Führung kommu- genauso wie den Status quo des E-Governments. naler Spitzenverbände. Darüber könnten die Kom- munen Basisleistungen erhalten. Eine Realisierung Aufbauend auf dieser Ist-Struktur sollten die mittelfris- dieser Idee wäre ein fulminanter Startblock für die tigen und die langfristigen Erwartungen formuliert wer- weitere Verstetigung institutioneller Kompetenz im den, regt Professor Rainer Bernnat an. Jetzt gelte es, die Rahmen der digitalen Transformation. BK Auswirkungen im Morgen vorauszudenken und möglichst treffsicher zu prognostizieren, welche Mitarbeiter mit welchen Kompetenzen künftig benötigt werden. Ob diese Planungsleistung mit eigener Manpower erbracht werden kann oder mit Hilfe eines erfahrenen Beraters erstellt werden sollte, hängt von den kommunalen Ressourcen „Nicht nur die Kommu- ab. Entscheidend sind das vorhandene Know-how und die nen auch die kommu- personelle Ausstattung. Liegt die Soll-Analyse vor, „geht es an das Ausgestalten der Veränderung“, also an die nalen Rechenzentren klassische Beratertätigkeit. haben viele Hausauf- gaben zu leisten“, sagt Datensicherheit immer mitdenken Professor Bernnat, Lei- Parallel zu den Digitalisierungsaufgaben sind die Leistun- ter Government & Pub- gen in den Portalverbund einzubinden. Wie hoch der zeit- lic Services bei PwC, und weist darauf liche Aufwand dafür ist, hängt von den technischen Mög- lichkeiten des Rechenzentrums ab, von der verfügbaren hin, dass bei jedem Tun Datensicher- Bandbreite, dem Standard der Infrastruktur oder von be- heit und Rechtskonformität zu beach- reits standardisierten Anwendungen. „Nicht nur die Kom- ten sind. munen auch die kommunalen Rechenzentren haben viele Hausaufgaben zu leisten“, erinnert Professor Bernnat und rathausconsult K Ausgabe 01|19 47
KO MM U N E N A U F Z U K U N F TS K U RS Foto: © Freepik.com / rawpixel.com E-Government Potenziale bleiben ungenutzt Grundsätzlich zeigt sich besonders in Deutschland eine übers Internet erledigen. Bei beratungsintensiven Leistun- dauerhafte Diskrepanz bei der Nutzung digitaler Verwal- gen (z. B. Einreichen von Bauanträgen) dagegen wünscht tungsangebote: Zwar kennen viele Onliner die Möglichkeit sich der Großteil nach wie vor einen persönlichen Kontakt. zur digitalen Abwicklung von Verwaltungsdiensten (z. B. elektronische Steuererklärung) und bekunden ihr Interes- „Der eGovernment Monitor belegt die grundsätzliche se daran, die tatsächliche Nutzung liegt jedoch deutlich Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, digitale Ver- darunter. Dies ist ein Ergebnis des eGovernment Monitor waltungsangebote als Ergänzung zum gewohnten Behör- 2018, die Studie wird jährlich von Kantar TNS für die Initi- denkontakt zu nutzen“, so Hannes Schwaderer, Präsident ative D21 durchgeführt. der Initiative D21. „Die geringe tatsächliche Nutzung zeigt allerdings, dass die bestehenden Angebote nicht ausrei- Könnten sich die Befragten aussuchen, auf welchem Weg chen. Die staatlichen Online-Angebote halten nicht Schritt sie ihre Behördengänge abwickeln, stehen entgegen der mit den aus dem privaten Umfeld bekannten Diensten und momentanen Praxis das Internet bzw. Online-Formulare an Erwartungen an Bedienbarkeit und Nutzerfreundlichkeit. erster Stelle, knapp vor dem persönlichen Behördengang. Hier sind Politik und Verwaltung gefordert, den Menschen Gerade Standard-Anliegen möchten die meisten Menschen einen echten Mehrwert zu liefern.“ weist darauf hin, dass bei jedem Tun Datensicherheit und Zukunft zu adaptieren, umso genauer wird er die digitalen Rechtskonformität zu beachten sind. Vorstellungen der Kommune umsetzen können. Die Auswahl des Beratungshauses verlangt so große wie „Ein guter Berater macht sich entbehrlich“ kritische Aufmerksamkeit. Werden doch von den Experten multiple Kompetenzen verlangt: Verwaltungsverständnis Einfach ist es nicht, vor Vertragsabschluss die Qualität ei- und Verwaltungskenntnisse und gute Kenntnisse der digita- nes Beraters zu erkennen. Doch sollte deshalb nicht von len Transformation von Workflows. Neben diesen Must-Ha- vornherein darauf verzichtet werden – im Gegenteil. Kriti- ves empfiehlt sich innovatives Denken: Je besser es einem sches Hinterfragen der Kenntnisse und Kompetenzen er- Consultant gelingt, die digitale spart beiden Seiten Enttäuschungen. Für Dr. Ferdinand Schuster darf ein guter Consul- tant nicht nur über theoretische Beratungskompe- tenz verfügen, sondern muss auch kompetent in der Umsetzung sein. Zudem sollte der Experte in Für Dr. Ferdinand Schuster, der Lage sein, die in der Verwaltung zur Digitali- Geschäftsführer des von sierung grassierenden Ideen quer durch die Hier- KPMG geförderten Instituts archien zu bündeln und zusammenzufügen. für den öffentlichen Sektor, Für Professor Bernnat hebt sich ein guter Berater ins- darf ein guter Consultant besondere dadurch hervor, dass er sich abkömmlich nicht nur über theoretische macht: „Der gute Berater befähigt seine Kunden die Dinge, um die es geht, selbst zu tun“. Voraussetzung Beratungskompetenz verfügen, sondern dafür sind Mitarbeiter, die diese Aufgabe überneh- muss auch kompetent in der Umsetzung men können und wollen. Just dafür zeichnet freilich sein. eine jede Kommune selbst verantwortlich. K K Beate Henes-Karnahl 48 rathausconsult K Ausgabe 01|19
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