Kantonale Wahlen vom 15. März 2020 - SP Schweiz
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TG Mitgliederzeitung der SP Schweiz 188 · Ausgabe TG · Mai 2020 Kantonale Wahlen vom 15. März 2020 Die gute Nachricht zuerst: Unsere von Sonja Wiesmann, Die Gründe für dieses Wahlre- wie vor die Mehrheit im Grossen Rat. Regierungsrätin Cornelia Komposch Fraktionspräsidentin, sultat sind vielfältig. Sicherlich be- Soziale, grüne und progressive An- und Nina Schläfli, Partei wurde mit einem Glanzresultat präsidentin kamen wir den (inter-)nationalen liegen werden es weiterhin schwer bereits zum dritten Mal wiederge- Trend der «grünen Welle zu spüren. haben im Kanton Thurgau. Trotz- wählt. Wir gratulieren sehr herzlich, Mancherorts spielte auch etwas Pech dem oder gerade deswegen werden freuen uns auf die weitere Zusam- mit, in einigen Bezirken verpassten wir uns in den kommenden vier Jah- menarbeit und wünschen Cornelia wir einen weiteren Sitz jeweils nur ren kämpferisch und weiterhin mit für die kommende Legislatur alles sehr knapp. Die SP hat kaum Wähle- Herzblut für einen sozialeren Kan- Gute und viel Freude! rinnen- und Wählerstimmen verlo- ton Thurgau einsetzen. Das Resultat der Grossratswah- ren, konnte aber trotz umfassender Die neuen und gleichzeitig alle- len war hingegen ein Desaster. Wir und engagierter Basiskampagne kei- samt bisherigen Kantonsrätinnen haben gleich drei Sitze verloren: ne zusätzlichen Wählerinnen und und Kantonsräte der Fraktion SP einen im Bezirk Frauenfeld, einen Wähler gewinnen. Eine umfassende und Gewerkschaften: Köbi Auer im Bezirk Kreuzlingen (Wechsel Wahlanalyse ist bereits in Arbeit; (Arbon), Marina Bruggmann (Salm- Dransfeld zur GP), einen im Bezirk dieser und weitere Punkte werden sach), Barbara Dätwyler (Frauen- Weinfelden. Besonders bitter ist die uns beschäftigen müssen. feld), Alban Imeri (Romanshorn), knapp verpasste Wiederwahl un- Christian Koch (Matzingen), Barbara seres Fraktionskollegen und Super- Kein wirklicher Linksrutsch Müller (Ettenhausen), Elina Müller wahlkämpfers Alex Granato. Wahl- Obwohl das linke Lager unter dem (Kreuzlingen), Martin Nafzger (Ro- ergebnisse sind nicht immer der ge- Strich leicht gestärkt aus den Wah- manshorn), Marianne Sax (Frauen- rechte Lohn für die geleistete Arbeit len hervorging, kann nicht von ei- feld), Turi Schallenberg (Bürglen), und einen engagierten Wahlkampf. nem eigentlichen Linksrutsch ge- Nina Schläfli (Kreuzlingen), Chris- Lieber Alex, deine Stimme wird uns sprochen werden. Das bürgerliche tine Steiger (Steckborn), Sonja Wies- fehlen! Lager ist genau gleich stark wie in mann (Wigoltingen), Edith Wohl- der letzten Legislatur und stellt nach fender (Kreuzlingen).
Julian Fitze, Alex Granato und Karin Baumann Anfang Februar in Berg. QUARTIERUMFRAGE Gesundheit ist das höchste Gut Wir reden mit den Menschen, nicht drei Wahlkampfthemen «Arbeit», Energien und die Unterstützung über sie! Dieses Wahlkampfmotto «Gesundheit» und «Umwelt» für sie der Landwirtschaft. fand dieses Jahr insbesondere in der das wichtigste oder dringendste sei Rund zehn Prozent der Befragten Quartierumfrage Ausdruck. Zwi- und warum. Als Zweites wollten wir nannten «Arbeit» als wichtigsten schen Ende Januar und Anfang März wissen, was den Kanton Thurgau le- Punkt. Für diese Personen waren ein 2020 sprachen wir mit rund 700 benswerter machen würde. guter Lohn, die Sinnstiftung, der Er- Thurgauerinnen und Thurgauern Rund 40 % der Befragten setzten halt der Arbeitsplätze sowie die Di- an der Haustür über unsere Politik. das Thema «Gesundheit» an die ers- gitalisierung ausschlaggebend. 70 Kandidierende und Mitglieder te Stelle: Entweder weil für sie die engagierten sich an 21 Anlässen in Julian Fitze, Parteisekretär eigene Gesundheit und die der Fa- Darauf können wir aufbauen 17 Ortschaften – von Aadorf über milie die Lebensgrundlage ist, oder Ein weiteres Viertel wollte sich nicht Berlingen, Romanshorn und Scher- weil sie sich Sorgen um die hohen auf eines der drei Themen festlegen, zingen bis Weinfelden – und führ- Kosten machen. Weitere Anliegen viele davon, weil alle drei für ein ten an der Haustüre Umfragen der Befragten sind die Arbeitsbedin- gutes Leben zentral seien. Genannt durch. Die Corona-Krise spielte zum gungen in den Gesundheitsberufen, wurden auch die Familienpolitik, Zeitpunkt der Umfrage noch eine zum Beispiel höhere Löhne für das soziale Gerechtigkeit und ein gutes geringe Rolle, aber für eine relative Pflegepersonal, die Einführung ei- gesellschaftliches Zusammenleben. Mehrheit der Befragten war trotz- ner Einheitskrankenkasse oder die Bei der zweiten Frage, wie der dem klar: Gesundheit ist das höchs- Vergütung von Zahnarztkosten oder Kanton lebenswerter werden könn- te Gut. Sorgen machten sich die Be- Naturheilmitteln durch die Kran- te, antworteten 26 %, dass sie sich fragten vor allem über die zu hohen kenkassen. im Thurgau sehr wohl zu fühlen und Krankenkassenprämien und um die Genau ein Viertel der Befrag- zufrieden zu seien. Die Lebensqua- Umwelt. ten fand das Thema Umwelt am lität steigern würden mehr Freizeit- Die Erfolgsquote der Gespräche wichtigsten. Die Anliegen in die- angebote, mehr Leben im Dorf oder ist ansprechend, 46 % der Angetrof- sem Bereich waren vielfältig. Der Quartier sowie weniger Individual- fenen beteiligten sich an der Um- Erhalt der Lebensgrundlagen, der verkehr, mehr Velowege und weni- frage. 21 % gaben an, dass der Zeit- Kampf gegen Klimawandel und ger Bautätigkeit. punkt gerade unpassend sei, und Ressourcenverschwendung sowie Die Gespräche mit der Bevölke- nur jede*r Dritte wollte sich gar nicht das nötige Umdenken in der Ge- rung haben sich trotz des darauffol- beteiligen. Die Umfrage konnte auch sellschaft waren mit jeweils gleich genden ernüchternden Wahlresul- online ausgefüllt werden, die Ge- vielen Nennungen die wichtigsten tats gelohnt. Die vielfältigen Ideen legenheit dazu nutzten jedoch nur Punkte. Mehrmals genannt wurden und Rückmeldungen bilden eine wenige. Bei jedem Gespräch fragten auch die Förderung des öffentlichen Grundlage für unsere zukünftigen wir die Menschen, welches unserer Verkehrs, der Ausbau erneuerbarer politischen Schwerpunkte.
Kanton Thurgau LINKS 188 ∙ 2020 11 SOZIALHILFEDETEKTIVE IM KANTON THURGAU EIN DIGITALER 1. MAI Wo bleibt das Vertrauen Der diesjährige 1. Mai hätte den Auftakt für das neu formierte, in unsere Gesellschaft? aus Gewerkschaften und SP zu- sammengesetzte 1. Mai Komitee werden sollen. Der Frauenfelder Murg-Auen-Park war bereits gemietet, die Demo angemel- det, die Musikerin gebucht und als Festredner hatte sich SGB- Präsident Pierre-Yves Maillard angekündigt. Aus bekannten Gründen wurde aus diesem Auf- takt ein historischer, weil kaum auf der Strasse stattfindender 1. Mai. Die Aktivitäten verlegten sich wie so vieles zurzeit ins Netz. Ein vielfältiges Angebot ermöglichte es, den Tag der Ar- beit doch gemeinsam zu bege- hen. Für die SP Thurgau nahmen Edith Graf-Litscher, Nina Schläfli und Marina Bruggmann ihre geplanten Reden auf. Diese sind unter www.tggb.ch oder www. sp-tg.ch abrufbar. 2021 fällt der 1. Mai auf einen Samstag. Es wird eine Kooperation mit den Konstanzer Genossinnen und Genossen angestrebt. Viele von euch erinnern sich be- die Tauglichkeit solcher Observatio- stimmt an den energisch geführten nen zur Verfolgung des gesetzlichen Julian Fitze, kantonales 1. Mai-Komitee Abstimmungskampf betreffend den Zweckes, sprich der Feststellung der Einsatz von Sozialversicherungsde- Bedürftigkeit, infrage. Wie soll mit tektiven. Das Volk hiess in der Ab- einer Observation beispielsweise stimmung die gesetzliche Grundlage ein nicht angegebenes Einkommen zur Überwachung von Versicherten festgestellt werden können? Oder gut. Der Regierungsrat hat nun ei- was soll ein Bild bewirken, welches nen Gesetzesentwurf ausgearbeitet, eine krankgeschriebene Person bei Alessandra Biondi, mit welchem auch im kantonalen der Arbeit im eigenen Garten zeigt? Vorstand SP Frauenfeld Sozialhilferecht eine gesetzliche Können hieraus konkrete Feststel- Grundlage für solche Observationen lungen über die Bedürftigkeit einer geschaffen werden soll. Bis Ende Mai Person abgeleitet werden? Wohl läuft die Frist zur Vernehmlassung. eher nicht. Die SP Thurgau steht dem Gesetzes- Solche Observationen stellen ei- entwurf ablehnend gegenüber. nen massiven Eingriff in die Grund- Der Gesetzesentwurf bringt rechte von Bürger*innen dar. Ein eine generelle Verdächtigung gegen Eingriff muss durch eine genügende sämtliche Sozialhilfebezüger*innen gesetzliche Grundlage legitimiert zum Ausdruck, die das Vertrau- werden. Der Europäische Gerichts- en in unsere Gesellschaft infrage hof für Menschenrechte hat der stellt. Der Missbrauch von Sozial- Schweiz diesbezüglich klare Krite- hilfeleistungen stellt eine durch die rien vorgegeben. Der Gesetzesent- Strafverfolgungsbehörden zu sank- wurf kommt diesen unseres Erach- tionierende Straftat dar. Die ent- tens nicht überall nach: Wir halten sprechenden Strafbestimmungen es für zwingend, dass der Umfang sind im nationalen Strafgesetzbuch und die Dauer einer solchen Über- festgehalten, wobei das Strafpro- wachungsmassnahme im Gesetz ge- zessrecht den Beschuldigten ein fai- regelt werden. res Verfahren garantiert. Weshalb Die Stellungnahme der SP Thur- in diese bewährte Kompetenzord- gau enthält weitere Kritikpunkte. nung eingegriffen werden soll, ist Interessierte finden diese unter nicht ersichtlich. Auch stellen wir www.sp-tg.ch/positionen.
12 LINKS 188 ∙ 2020 Kanton Thurgau Für Inge Abegglen, Walter Hugentobler und Alex Granato war es die letzte Kantonsratssitzung. GROSSRATSGEFLÜSTER VOM 6. MAI 2020 Festbänke, viel Wind und 91 Polizist*innen Die letzte Sitzung der Legislatur war Weiter setzten wir uns dafür ein, stockung des Polizeikorps um 91 gleichzeitig die erste «extra muros». dass eine parlamentarische Spezi- Polizist*innen und 25 neue Stellen Nach zwei coronabedingten Sit- alkommission «Corona» eingesetzt im Support in den nächsten zehn zungsausfällen traf sich der Grosse wird, um die Herausforderungen bis zwölf Jahren. Ein Geschäft, das Rat in der Rüegerholzhalle in Frau- der kommenden Monate und Jahre unsere Regierungsrätin Cornelia enfeld. Jede*r Parlamentarier*in be- bewältigen zu können. Die Covid- Komposch seit Monaten beschäftigt. kam eine eigene Festbank zugeteilt. 19-Pandemie sowie ihre wirtschaft- Schweizweit betrachtet bildet der Feststimmung kam keine auf und lichen und sozialen Folgen werden Kanton Thurgau mit einer Einsatz- eine Art andächtige Stille begleitete uns auch im Kanton Thurgau noch kraft auf 717 Einwohner*innen der- die Sitzung – etwas, was ich wäh- Nina Schläfli, Kantonsrätin lange beschäftigen. zeit das Schlusslicht bezüglich der rend der ganzen Legislatur so noch und Parteipräsidentin «Polizeidichte». Dringender Hand- nicht erlebt hatte. Windenergie schlägt hohe Wellen lungsbedarf wurde auch im Rah- Selten kamen so viele gewich- Die emotionalste Diskussion des men eines Reorganisationsprojekts tige Geschäfte zur Abstimmung. Tages drehte sich um die Windener- erkannt: Die Bevölkerung wächst Zuerst segnete der Grosse Rat die gie. Eigentlich ging es nur darum, ständig, die Anforderungen an die vom Regierungsrat ergriffenen Not- Windenergiegebiete im Richtplan Polizei haben sich stark verändert standsmassnahmen und den Nach- festzulegen, und nicht um ein kon- und besonders die Digitalisierung tragskredit ab. Kritik gab es kaum kretes Projekt. Die Debatte drehte erfordert neue fachliche Kompeten- und wenn, dann wurde diese sehr sich dann aber um Wirkungsgrad, zen. Unsere Fraktion stimmte der vorsichtig platziert. Auch die Frak- Chancen und Gefahren von Wind- transparenten und gut dokumen- tion SP und Gewerkschaften sagte energie, tote Vögel und Fledermäu- tierten Botschaft einstimmig zu und einstimmig Ja. Gleichzeitig depo- se, Landschafts- und Klimaschutz. ist überzeugt, wie es Fraktionspräsi- nierten wir unsere Forderungen Fraktionssprecherin Christine Stei- dentin Sonja Wiesmann am Schluss an kommende Pakete und Mass- ger fasste die Zielkonflikte treffend ihres Votums anmerkte, «dass wir nahmen: Existenzsichernde Löhne zusammen: «Die Bewahrung der durch die Reorganisation und die für Selbständigerwerbende und Biosphäre ist genauso wichtig wie Erhöhung des Polizeikorps für die Arbeitnehmende in Kurzarbeit aus der Schutz der Atmosphäre. Eine bestehenden und künftigen Heraus- dem Tieflohnbereich, Sicherung der Form der Energiegewinnung, die forderungen unserer Gesellschaft Kinderbetreuungsplätze, Mietzins- sich ökologisch nennt, muss Rück- bestens gerüstet sind». erlasse für Mieter*innen der kanto- sicht auf die Natur und auf den Leider müssen wir an den kom- nalen Liegenschaften, klare Positio- Menschen nehmen.» Trotz grossem menden Sitzungen gleich auf zwei nierung zur geschlossenen Grenze, Widerstand aus der SVP-Fraktion Fraktionskollegen und eine Frakti- Gewährleistung des Gesundheits- genehmigte der Grosse Rat die onskollegin verzichten. Inge Abegg- schutzes aller Arbeitnehmenden, Richtplanänderung. Der Kanton len und Walter Hugentobler stellten Sicherstellung des Rechts auf Ge- Thurgau macht so immerhin einen sich nicht mehr zur Wahl, und Alex sundheit (vor allem auch jener, die kleinen Schritt in eine nachhaltigere Granato schaffte knapp die Wieder- auf sogenannten schwarzen Listen Zukunft – auch wenn mit diesem Be- wahl nicht. Sie alle werden uns feh- stehen), Einsatz des Regierungsrates schluss noch kein einziges Windrad len. Vielen herzlichen Dank für eure für bessere Löhne und Arbeitsbe- aufgestellt werden kann. Arbeit, euren unermüdlichen Ein- dingungen für Beschäftigte in soge- Im letzten grossen Traktan- satz, euer grosses Engagement – für nannten systemrelevanten Berufen. dum des Tages ging es um die Auf- die SP und für den Kanton Thurgau!
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