Kapitalmarktausblick September 2021 - Deutsche Bank maxblue
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Deutsche Bank maxblue Kapitalmarktausblick September 2021 Von Dr. Ulrich Stephan Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden Inhalt 02 VOLKSWIRTSCHAFT Corona im Schlepptau 03 RENTEN Der Blick auf die Fed 04 AKTIEN Intakter Aufwärtstrend 05 ROHSTOFFE Konjunkturerholung stützt Notierungen 06 LIQUIDITÄT Notenbanken agieren vorsichtig 06 IMMOBILIEN Zurück in der Spur 07 PROGNOSEN Finanzmarktkennzahlen im Überblick 08 MARKTAUSBLICK Anlageklassen in Kürze Werbemitteilung
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Volkswirtschaft: Corona im Schlepptau Überraschend schwache Konjunkturdaten signalisieren ein Abflauen der Wachstumsdynamik in den USA. Steigende Frachtraten und Lieferengpässe beeinträchtigen den globalen Handel massiv. Es läuft noch nicht überall rund – doch die globale Konjunktur er- holt sich zunehmend von den Folgen der Corona-Krise. So ist die IN KÜRZE Wirtschaftsleistung in den USA im 2. Quartal hochgerechnet auf das Gesamtjahr gegenüber dem Vorquartal um 6,6% gestiegen. ■ Im 2. Quartal sind die Volkswirtschaften in den USA und Die Eurozone meldet einen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt der Eurozone kräftig gewachsen. (BIP) von 2% zum Vorquartal. Europas größte Volkswirtschaft ■ Die Erholung des wichtigen US-Arbeitsmarkts gerät Deutschland konnte mit einem BIP-Plus von 1,6% die Markter- wegen des Arbeitskräftemangels ins Stocken. wartungen sogar übertreffen. Auch im 3. Quartal dürfte sich der ■ Steigende Frachtraten verteuern Produkte aus China. Aufschwung bislang fortgesetzt haben – wenngleich einige Kon- Dies könnte in Asien den Aufschwung gefährden. junkturdaten und Stimmungsindikatoren aus den USA bereits eine Abschwächung der Wachstumsdynamik signalisieren. lisiert der abermals deutliche Anstieg der US-Stundenlöhne um Enttäuschende Daten. Völlig unerwartet sind das Konsumkli- 0,6% gegenüber Juli und um 4,3% zum Vorjahresmonat, dass die ma (Universität Michigan) und das Verbrauchervertrauen der US- niedrige Anzahl der neuen Stellen eher auf einem Arbeitskräfte- Konsumenten (Conference Board) im August eingebrochen. Für mangel beruht, den die Firmen nur über höhere Gehälter kom- den Absturz beider Stimmungsbarometer sind im Wesentlichen pensieren können. Für die US-Notenbank ist die Situation recht zwei Gründe auszumachen: steigende Infektionszahlen durch die unangenehm, da die Arbeitslosenquote noch ein ganzes Stück aggressive Delta-Variante des Coronavirus und zu hohe Preise. vom Vor-Pandemie-Niveau von 3,5% entfernt ist, sich gleichzeitig Mehr als die Hälfte der US-Konsumenten halten den Zeitpunkt aber Löhne und Preise gegenseitig hochschaukeln könnten. für Großanschaffungen aktuell für schlecht – so viele wie seit den 1970er-Jahren nicht mehr. Außerdem drücken steigende Solides Wachstum. Weltweit stauen sich rund 350 Schiffe – Benzin- und Lebensmittelpreise auf die Stimmung. doppelt so viele wie noch zu Jahresbeginn. Die Folge sind weiter Enttäuschende Zahlen kamen auch vom US-Arbeitsmarkt. Im Au- steigende Frachtraten, die sich ohnehin in nur 12 Monaten schon gust wurden gerade einmal 235.000 statt der erwarteten 733.000 von 2.500 auf 10.000 US-Dollar je 40-Fuß-Container veracht- neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Immerhin facht haben. Für Chinas Exportindustrie könnte das zunehmend ist aber die Arbeitslosenquote mit 5,2% auf den tiefsten Stand zum Problem werden: Produkte „Made in China“ verteuern sich. seit der ersten Phase der Corona-Krise gefallen. Allerdings signa- Der einschlägige Einkaufsmanager-Index für Exportaufträge blieb mit 47,7 Punkten im Juli denn auch erneut unter der Marke Starker Anstieg der Frachtraten von 50 Punkten, ab der mit einer Belebung zu rechnen ist. Außer- dem könnte es gut möglich sein, dass Pandemie-Lockerungen Angaben in USD pro 40-Fuß-Container; Referenz: 8 verschiedene Routen zwischen Shanghai, Rotterdam, Genua, Los Angeles und New York in den USA und Europa, die zusammen für rund 30% der chi- nesischen Exporte stehen, die Konsumausgaben in Richtung 10.000 Dienstleistungen verschieben. Eine geringere Exportdynamik 9.000 in China dürfte sich zudem negativ auf die Umsätze der Zuliefe- 8.000 rerindustrien asiatischer Nachbarländer wie Südkorea, Singapur 7.000 und Thailand auswirken. 6.000 Ein Drittel des US-Containerverkehrs wickeln die Häfen von Los 5.000 Angeles und Long Beach ab. Das gemeinsame Management 4.000 rechnet unabhängig von der Corona-Lage mit Beeinträchtigun- 3.000 gen der Lieferketten bis ins nächste Jahr. Zuletzt stauten sich 2.000 vor Nordamerikas größtem Umschlagsplatz 35 Schiffe. Neben 1.000 Containern fehlen auch Kapazitäten bei Lastwagen, Eisenbahnen, 0 Lagerhäusern und Personal. Die Vorlaufzeit, bis US-Spediteure MÄR 19 SEP 19 MÄR 20 SEP 20 MÄR 21 SEP 21 die Ware erhalten, liegt derzeit bei 9-10 Wochen. Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 06.09.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen 02 Kapitalmarktausblick 09/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Renten: Der Blick auf die Fed Das mögliche Szenario für die künftige Geldpolitik der US-Notenbank sollte Anleger nicht über- mäßig beunruhigen. Der Renditeanstieg von US-Staatsanleihen könnte sich in Grenzen halten. Die Analystengemeinde diskutiert intensiv darüber, wann die US- Notenbank Federal Reserve (Fed) beginnt, das Volumen ihrer mo- IN KÜRZE natlichen Wertpapierkäufe zu reduzieren (Tapering). Favorisierter Startmonat ist inzwischen Dezember. Die Fed müsste demnach ■ Für die Entwicklung an den Anleihemärkten ist es spätestens auf ihrer Sitzung im November einen entsprechenden wichtig, dass die künftigen US-Leitzinserhöhungen Beschluss fassen. Nach überwiegender Einschätzung der Ana- gut prognostizierbar sind. lysten dürfte das Tapering in Teilschritten mit einer Drosselung ■ Globale Unternehmensanleihen könnten von der Kon- der monatlichen Staatsanleihekäufe um 10 Milliarden US-Dollar junkturerholung profitieren. Eine straffere US-Geld- und der von Hypothekenanleihekäufen um 5 Milliarden US-Dollar politik dürfte sich nur geringfügig bemerkbar machen. erfolgen. Damit wäre das Programm im zweiten Halbjahr 2022 beendet, und erste Leitzinserhöhungen könnten 2023 folgen. Eine sinkende Nachfrage nach US-Staatsanleihen durch die No- Stabile Renditen. Dieses Szenario, das immer unter dem tenbank muss sich nicht zwangsläufig in steigenden Renditen Vorbehalt steht, dass externe Schocks ausbleiben, dürfte die der Staatsanleihen niederschlagen. In einer prosperierenden Marktakteure nach Meinung der Deutschen Bank nicht sonder- Wirtschaft erhöhen sich die Steuereinnahmen, gleichzeitig laufen lich beunruhigen. Anders als 2013, als die Fed die Märkte mit der staatliche Corona-Hilfsprogramme aus – entsprechend dürfte in Ankündigung eines schnelleren Ausstiegs aus dem Anleihekauf- den Folgequartalen auch das Angebot an US-Treasuries sinken. programm überraschte, nehmen die US-Währungshüter mit ihrer Das setzt allerdings voraus, dass das geplante Infrastrukturpaket aktuellen Kommunikation der geldpolitischen Straffung ihren der US-Regierung gegenfinanziert werden kann und das Zins- Schrecken. Allerdings ist der Verlauf des nächsten Zinserhö- niveau niedrig bleibt. hungszyklus für die Investoren an den Finanzmärkten wichtiger Davon geht die Analystengemeinde in ihrem Basisszenario aus. als der des Tapering. So sollten mögliche Leitzinserhöhungen Für die Tapering-Phase erwartet sie nach jeder Volumenreduzie- gut prognostizierbar sein, nicht zu hoch ausfallen und in einem rung bei 10-jährigen US-Staatspapieren einen Renditeanstieg Abstand von mindestens drei Monaten erfolgen. Die stimm- von rund 0,1 Prozentpunkten innerhalb von ein bis zwei Mona- berechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) ten. Selbst unter ungünstigen Rahmenbedingungen dürfte der erwarten aktuell eine finale Federal Fund Rate von 2,5% – ein Anstieg maximal 30 Basispunkte erreichen – alles in allem für Szenario, das Anleger wohl kaum verstören dürfte. Zinsanleger kein Grund zur Panik. Renditeentwicklung ausgewählter Rentenmärkte Intakter Trend. Globale Unternehmensanleihen mit guter und sehr guter Bonität (Investment Grade, IG) dürften weiterhin von Gesamtperformance Staats-und Unternehmensanleihen verschiedener Laufzeiten; Angaben indexiert 30.08.2016 = 100 verbesserten Fundamentaldaten und einer stabilen Nachfrage bei gleichzeitig sinkendem Angebot profitieren. Steigende Leitzinsen 140 könnten aber zu größeren Kursschwankungen führen. Gleich- Renten USD Renten Euro Renten High Yield USD zeitig sollte sich die weitere Konjunkturerholung positiv auf die 130 Ausfallraten im Segment der Hochzinsanleihen (High Yield, HY) 120 auswirken. Dafür spricht auch der Rating-Trend: Zuletzt überwo- gen Heraufstufungen der Bonität. Außerdem sind HYs weniger 110 zinsempfindlich als IGs, die Auswirkungen einer Drosselung der Anleihekäufe in den USA durch die Fed sollten überschaubar 100 sein. Nach Einschätzung der Deutschen Bank könnten sich die Renditeaufschläge auf Anleihen aus den Schwellenländern in den 90 nächsten 12 Monaten einengen – auch weil Impffortschritte die 80 wirtschaftliche Erholung dort beschleunigen dürften. Risikofak- SEP 16 SEP 17 SEP 18 SEP 19 SEP 20 SEP 21 tor bleibt eine Abschwächung der Wachstumsdynamik in China. Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 06.09.2021; Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 09/2021 03
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Aktien: Intakter Aufwärtstrend Eine zurückhaltende US-Notenbank, spürbar steigende Unternehmensgewinne und eine robuste Erholung der Weltwirtschaft stützen aktuell weiterhin die Aktienmärkte. Die Erleichterung der Investoren nach dem Auftritt von US- Notenbankchef Jerome Powell auf dem Jackson-Hole-Symposium IN KÜRZE Ende August war groß: Anders als einige seiner Kollegen aus dem Offenmarktausschuss schlug der Fed-Präsident moderate ■ Die US-Notenbank wird ihre Geldpolitik nur vorsichtig Töne an und relativierte die hohe Inflation in den USA sowie die straffen – das beruhigt die Aktieninvestoren. Erholung am US-Arbeitsmarkt. Eine voreilige Drosselung der mil- ■ Die Berichtssaison in den USA, Japan und Europa ist liardenschweren Anleihekäufe (Tapering) werde es nicht geben. deutlich besser als erwartet gelaufen. Besonders gut aber kam eine Bemerkung an: Das Tapering sei ■ Große, profitable US-Unternehmen stützen ihre Aktien- kein Signal für bevorstehende Leitzinserhöhungen. kurse mit Rückkaufprogrammen. Überzeugende Bilanzen. Der Aufwärtstrend an den globalen Aktienmärkten scheint aktuell intakt. Dazu tragen auch die Ergeb- Interessante Einstiegskurse. In den USA tragen unterdes- nisse der Berichtssaison für das 2. Quartal 2021 bei. So haben esen Aktienrückkaufprogramme wieder spürbar zur positiven US-Unternehmen ihre Gewinne gegenüber dem Vorjahr nahezu Kursentwicklung bei. Das gilt insbesondere für große börsen- verdoppelt und die Analystenerwartungen in 85 von 100 Fällen notierte US-Konzerne. Im 2. Quartal haben diese sogenannten übertroffen. In Europa überzeugten Unternehmen mit einem Large Caps verstärkt eigene Anteilsscheine gekauft – und damit Gewinnwachstum von 71% gegenüber 2020. Knapp zwei Drittel reibungslos an das Vor-Pandemie-Volumen in Höhe von netto lieferten bessere Ergebnisse ab als prognostiziert. 160 Milliarden US-Dollar angeknüpft. Das könnte erklären, war- Und auch in Japan meldeten die Unternehmen 52% Gewinn- um US-Aktienindizes, in denen große Konzerne gelistet sind, seit zuwachs gegenüber dem Vorjahr. 70% der im Leitindex TOPIX April auf Eurobasis um gut 14% zugelegt haben, der Markt für notierten Konzerne haben die Prognosen geschlagen. Rund kleine und mittelgroße Unternehmen aber ein Minus von 0,7% 15% erwarten nun auch für das Gesamtjahr höhere Gewinne. ausweist. Große, seit Jahren profitable US-Unternehmen mit Die robusten Quartalszahlen und die nach einem schleppenden erprobten Geschäftsmodellen, hoher Preissetzungsmacht und Start zunehmende Impfdynamik könnten dem japanischen Akti- ausgewogener Finanzierungsstruktur dürften sich auch in ei- enmarkt zu einer Aufholjagd verhelfen. Seit Mitte März verläuft nem Umfeld hoher Inflation und steigender Kapitalmarktzinsen der TOPIX seitwärts, während Indizes in den USA und Europa vorerst besser behaupten als kleinere, junge und zinssensible Allzeithochs erklimmen. Wachstumsunternehmen. Kurzfristige Wachstumsindikatoren deuteten zuletzt zwar eine Verlangsamung des globalen Konjunkturmomentums an. Den- Gewinnerwartungen ausgewählter Anlageregionen noch dürfte die Weltwirtschaft auf absehbare Zeit überdurch- Angaben indexiert: 02.09.2016 = 100; Gewinn je Aktie auf Basis der für die schnittlich stark wachsen. In diesem Umfeld sollten die Gewinne kommenden 12 Monate erwarteten Gewinne europäischer Unternehmen – die sehr konjunktursensitiv sind – weiter steigen, allerdings langsamer als in den zurückliegenden 170 S&P 500 EURO STOXX 50 DAX TOPIX MSCI EM Monaten. Gleichzeitig sollten die Kapitalmarktzinsen moderat 160 anziehen. Vor diesem Hintergrund und angesichts einer im his- 150 torischen Kontext vergleichsweise hohen Bewertung dürfte sich 140 das weitere Kurspotenzial für den breiten europäischen Aktien- 130 markt im laufenden Jahr in Grenzen halten. 120 Dagegen könnten ausgesuchte Sektoren den Gesamtmarkt spürbar outperformen. So sollten Banken und Versicherungen 110 von steigenden Kapitalmarktzinsen profitieren – und für Anleger 100 entsprechend interessant bleiben. Das gilt auch für Branchen, 90 die noch nicht zu hoch bewertet sind: Grundstoffe, Automobile, 80 Bau und Energie. SEP 16 SEP 17 SEP 18 SEP 19 SEP 20 SEP 21 Quelle: Datastream; Stand: 03.09.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen 04 Kapitalmarktausblick 09/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Rohstoffe: Konjunkturerholung stützt Notierungen Ein robustes Wachstum der Weltwirtschaft dürfte sich positiv auf die Nachfrage von Rohöl oder Basis- rohstoffen wie Eisenerz oder Kupfer auswirken. Der Goldpreis könnte künftig stärker schwanken. Rohöl wird aktuell rund 10% unter seinem 3-Jahreshoch gehan- delt. Ein Grund: Coronabedingte Mobilitätsbeschränkungen in IN KÜRZE China und weiteren Ländern Asiens dürften die Nachfrage im laufenden Quartal um rund 1 Million Barrel (1 Fass = 159 Liter) ■ Die OPEC+ dürfte die Rohölmärkte 2022 über eine pro Tag drücken. Außerdem fördern die Organisation erdölex- Produktionsausweitung im Gleichgewicht halten. portierender Länder und ihre Partner (OPEC+) ab September ■ Eine geringere Nachfrage drückt die Eisenerzpreise. monatlich zusätzlich 400.000 Barrel pro Tag, und in den USA Kupfer profitiert vom Konjunkturaufschwung. steigt die Zahl der aktiv betriebenen Öl-Förderanlagen. Mittler- ■ Die bevorstehende Straffung der US-Geldpolitik könn- weile sind fast 400 Anlagen in Betrieb – im August 2020 waren te die Notierungen von Gold belasten. es noch knapp 180. Eine Ausweitung der Öl-Produktion könnte das Aufwärtspo- tenzial der Ölpreise nicht nur kurz- bis mittelfristig begrenzen. zur Neige gehen. Für Ende September 2022 prognostiziert die Die US-Produzenten werden zwar wahrscheinlich auch bei ei- Deutsche Bank aktuell einen Kupferpreis von 10.000 US-Dollar ner global steigenden Nachfrage ihre aktuelle Kapitaldisziplin je Tonne. beibehalten und den Anstieg ihres Angebots begrenzen. Die OPEC+ dürfte aber in diesem Szenario ihre Kapazitätsreserven Schwankende Notierungen. Die seit Monaten recht volatile nutzen und die Produktion ausweiten, um die Rohölmärkte 2022 Preisentwicklung bei Gold könnte sich vorerst fortsetzen. Ver- im Gleichgewicht zu halten und den weiteren Abbau weltweiter antwortlich dafür ist weniger das reale Zinsniveau, das in den Lagerbestände zu begrenzen. Die Deutsche Bank erwartet auf USA seit Wochen recht stabil ist. Die jüngsten Ausschläge der Sicht von 12 Monaten eine Seitwärtsbewegung bei den Rohöl- Notierungen spiegeln die Erwartungen der Investoren an eine preisen. Die Prognose für Ende September 2022 beläuft sich Straffung der US-Geldpolitik wider. Steigende Nominalzinsen, aktuell auf 75 US-Dollar je Barrel der US-Sorte WTI. weniger Anleihekäufe durch die Fed und verbesserte Wachs- tumsaussichten dürften das Potenzial für eine positive Entwick- Robuste Nachfrage. Chinesische Stahlunternehmen dürften lung der Goldnotierungen begrenzen. Eine Beimischung des ihre Produktion im 2. Halbjahr 2021 aufgrund behördlicher Be- Edelmetalls zur Absicherung im Depot erscheint aber sinnvoll. schränkungen gegenüber dem 1. Halbjahr um rund 10% dros- Gold dürfte als physisches Wertaufbewahrungsmittel seine seln. Die verminderte Nachfrage hat bereits zu einem Rückgang exponierte Stellung in wichtigen Abnehmerländern wie China der Eisenerzpreise geführt. Mit zuletzt rund 160 US-Dollar pro und Indien behalten – und bleibt damit für langfristig orientierte Tonne notiert der Grundstoff zwar rund 30% unter seinem All- Anleger eine interessante Anlageoption. zeithoch von Ende Juli, aber immer noch über dem langjährigen Durchschnittsniveau. Außerdem unterstützt aktuell eine stabile Goldpreis: Entwicklung im Zeitverlauf Nachfrage in den USA und Europa die Notierungen. Angaben in USD pro Feinunze Ein Angebotsschock bei Kupfer ist ausgeblieben, die Bergarbei- 2.300 ter der weltweit größten Kupfermine Escondida in Chile haben 2.100 Europäische Staatsschuldenkrise COVID-19 ein Tarifangebot der Minenbetreiber akzeptiert. Escondida soll 1.900 dieses Jahr etwa 5% der globalen Kupfernachfrage bedienen. 1.700 Aktuell bewegt sich der Preis des Basismetalls seitwärts entlang 1.500 der Marke von 9.500 US-Dollar je Tonne. 1.300 Die Notierungen dürften in den kommenden Monaten aber von 1.100 der wirtschaftlichen Erholung profitieren. Infrastrukturprojekte 900 in den USA und in Europa, insbesondere aber die auf die Dekar- 700 bonisierung der Wirtschaft abzielenden Konjunkturmaßnahmen 500 Große Finanzkrise (z. B. Ausbau erneuerbarer Energien) könnten einen Preisan- 300 stieg auslösen – zumal die Kupfervorräte in China und den USA 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 2021 Quelle: Bloomberg L.P.; Stand: 06.09.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 09/2021 05
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Liquidität: Notenbanken agieren vorsichtig Die Drosselung der Anleihekäufe durch die amerikanische Notenbank könnte im Dezember starten. Auch in der EZB gibt es Befürworter einer früheren Straffung der Geldpolitik. Die Mitglieder im Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ringen um den richtigen Zeitpunkt, das IN KÜRZE Anleihekaufprogramm zu drosseln (tapern). Laut FOMC-Sit- zungsprotokoll könnte nach Meinung rund der Hälfte der stimm- ■ US-Notenbank-Chef Jerome Powell bereitet die Märk- berechtigten Governors das Tapering noch in diesem Jahr begin- te darauf vor, dass die Fed noch in diesem Jahr ihre nen. Auch Fed-Präsident Jerome Powell sieht das so. Auf dem Anleihekäufe reduziert. Jackson-Hole-Symposium bestätigte er noch einmal, dass es ■ Die EZB dürfte ihre Leitzinsen nicht vor 2025 erhöhen. „angemessen sein könnte, das Tempo der Wertpapierkäufe in diesem Jahr zu reduzieren, wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen wie erwartet entwickelt.“ Die größte Notenbank der dern auch mittelfristig höher als erwartet ausfallen könnte, heißt Welt bereitet die Märkte mit ihrer Forward Guidance behutsam es im Protokoll der letzten Notenbanksitzung. Die EZB dürfte frü- auf eine Straffung der US-Geldpolitik vor. hestens 2025 die Leitzinsen anheben, könnte aber noch dieses Jahr das Tempo ihrer Anleihekäufe über das Krisenprogramm Höhere Risiken. In der Eurozone ziehen die Preise kräftig an. PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) drosseln. Noch hält die Europäische Zentralbank (EZB) dies für ein tempo- Robert Holzmann, EZB-Ratsmitglied und Chef der österreichi- räres Phänomen. Inzwischen sehen die EZB-Ratsmitglieder aber schen Notenbank, stellt die Pandemie-Hilfe in Frage und plädiert das Risiko, dass die Inflation im Euroraum nicht nur kurz-, son- öffentlich für eine vorzeitige Senkung der PEPP-Käufe. Immobilien: Zurück in der Spur Logistik- und Wohnimmobilien setzen ihren Aufwärtstrend in der Eurozone und insbesondere auch in Deutschland aktuell fort. Erstklassige Büroimmobilien scheinen für den Marktwandel gewappnet. Die Immobilienmärkte in der Eurozone meistern die Corona-Krise unterschiedlich gut. So entwickeln sich an vielen Standorten die IN KÜRZE Sektoren Logistik und Wohnen robust. Dagegen bleibt die Erho- lung bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien mit Risiken behaftet. ■ Nach der Corona-Delle steigen in der Eurozone wieder Für den Gesamtmarkt ist in den kommenden Monaten aber mit ei- die Investitionen im Bereich der Gewerbeimmobilien. ner stabilen Rendite- und Wertentwicklung zu rechnen. Das lockt ■ Die Nachfrage nach Logistikflächen könnte dieses Jahr nach der Corona-Delle wieder mehr Investoren. Im Euroraum ein neues Rekordhoch erreichen. stiegen die Investitionen im 2. Quartal gegenüber dem Vorjahres- zeitraum um 6% auf 35 Milliarden Euro. Viele Investoren nehmen verstärkt Wohnimmobilien in den Blick. In Deutschland hat dieser gleichzeitig zog die Flächennachfrage im Jahresvergleich um Bereich im 1. Halbjahr fast 30% des gesamten Transaktionsvolu- rund 25% an. Noch sind nicht alle Facetten des durch Covid mens ausgemacht. Angesichts guter Finanzierungsbedingungen verursachten Marktwandels klar. Die Deutsche Bank ist aber op- und eines knappen Angebots setzt sich der Preisanstieg aktuell timistisch für flexible und moderne Bürolösungen in erstklassigen fort. Das gilt auch für die Mieten, die trotz regulatorischer Risiken oder aufstrebenden Lagen. Nahezu ungebremst vollzieht sich in und hoher Bautätigkeit weiter zulegen könnten. der Eurozone die Aufwärtsentwicklung bei Logistikimmobilien – die Flächennachfrage steuert 2021 auf einen neuen Rekord Stabile Nachfrage. Im Sektor Büroimmobilien waren die Mieten zu. Gleichzeitig sind die ohnehin niedrigen Leerstandsquoten im 2. Quartal 2021 nur noch an wenigen Standorten rückläufig, weiter gesunken. 06 Kapitalmarktausblick 09/2021
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick Die Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Corona-Pandemie hat sich im zweiten Quartal ein- drucksvoll fortgesetzt. Inzwischen signalisiert aber eine Reihe von Konjunkturdaten und Stimmungs- indikatoren eine Abschwächung der Wachstumsdynamik in den USA. Dort bereitet die Notenbank Federal Reserve behutsam die Straffung ihrer Geldpolitik vor. Bislang beeindruckt das die Investoren an den Aktienmärkten kaum. Einige der führenden Indizes in den USA und Europa haben zuletzt neue Allzeithochs markiert. Zunehmende Inflationssorgen könnten aber zu Rückschlägen an den Börsen führen – und im Umfeld steigender Zinsen die Goldnotierungen unter Druck setzen. BIP-Wachstum Marktzinsen in % 2020 2021 2022 10J-Bonds in % Aktueller Wert 12 Monate Welt -3,1 5,8 4,5 Deutschland -0,33 0,00 USA -3,4 6,2 4,7 Frankreich 0,02 0,35 Euroland -6,5 4,5 4,6 Italien 0,76 1,25 Deutschland -4,6 3,0 4,5 Spanien 0,37 0,65 Japan -4,7 2,7 2,6 USA 1,35 2,00 China 2,3 8,2 5,6 UK 0,73 1,00 China 2,87 3,25 Indien 6,19 6,75 Inflation (CPI) Japan 0,05 0,20 in % 2020 2021 2022 Brasilien s) 10,84 7,00 Welt 2,6 3,7 3,3 USA 1,2 3,0 2,5 Aktien Euroland 0,3 2,1 1,6 Indizes Aktueller Wert 12 Monate Deutschland 0,4 3,1 2,6 USA (S&P 500 in USD) 4.520 4.600 Japan 0,0 0,1 0,6 Europa (Stoxx Europe 600) 468 480 China 2,5 1,2 2,4 Euroland (Euro Stoxx 50) 4.185 4.250 Deutschland (DAX) 15.657 16.700 Leitzinssätze Italien (FTSE MIB) 25.910 26.500 in % Aktueller Wert 12 Monate Spanien (IBEX 35) 8.824 9.000 Japan (Topix in JPY) 2.080 1.960 3M-Euribor -0,54 -0,55 Emerging Markets (MSCI in USD) 1.326 1.310 Euroland 0,00 0,00 EM-Asien (MSCI in USD) 717 710 UK 0,10 0,10 Lateinamerika (MSCI in USD) 2.469 2.525 USA 0,25 0,25 Brasilien (MSCI in BRL) 358.162 375.000 Japan -0,10 -0,10 China (MSCI in HKD) 98 96 Währungen Indien (MSCI in INR) 2.031 2.000 Aktueller Wert 12 Monate Rohstoffe EUR/USD 1,18 1,20 EUR/GBP 0,86 0,87 in USD Aktueller Wert 12 Monate EUR/JPY 130,23 129,60 Rohöl (Brent) 72,04 75,00 EUR/CHF 1,09 1,10 Gold 1.797,28 1.750,00 EUR/NOK 10,29 10,06 Silber 24,34 26,00 Quellen: Aktuelle Werte: Bloomberg LP, Stand: 05.08.2021, 10:00 Uhr; Prognosen: Deutsche Bank CIO Privat- & Firmenkunden, Stand: 08.09.2021 Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen Kapitalmarktausblick 09/2021 07
Deutsche Bank Kapitalmarktausblick LIQUIDITÄT IMMOBILIEN Trotz zunehmender Inflationsbedenken ist eine baldige Zinswen- Die gewerblichen Immobilienmärkte in der Eurozone könnten de in der Eurozone nicht sehr wahrscheinlich: In ihren aktuellen sich von der Krise schneller erholen als erwartet. Der Beschäf- Projektionen erwartet die Europäische Zentralbank 2023 eine tigungszuwachs stützt Büroimmobilien, Logistikflächen bleiben Inflation von nur 1,4%. Auch bei niedrigen Zinsen empfiehlt es gefragt. Trotz sektoraler Unterschiede erachtet die Deutsche sich aber, einen Teil des Portfolios in Liquidität vorzuhalten, um Bank eine Investition in Immobilien insgesamt nach wie vor als auf unvorhersehbare Marktgeschehnisse reagieren zu können. sinnvoll – global, aber auch insbesondere in Europa. RENTEN AKTIEN Die bevorstehende Reduzierung von Anleihekäufen durch die Der Aufschwung an den Aktienmärkten könnte sich fortsetzen. Fed dürfte kaum Auswirkungen auf die US-Rentenmärkte ha- Eine Korrektur scheint vor dem Hintergrund wachsender Risiken ben. Eine erste Leitzinsanhebung könnte im 1. Quartal 2023 (restriktivere Geldpolitik, Regulierung in China, Corona) nicht erfolgen. Trotz aktuell geringer Renditen eignen sich Renten ausgeschlossen. Die könnten Anlergern Einstiegschancen bieten. zur Anlagediversifizierung. Zinspapiere aus den Schwellenlän- Besonders interessant sind aus Sicht der Deutschen Bank zyk- dern könnten aktuell das größte Potenzial bieten. lisch ausgerichtete Aktienmärkte (Europa, Deutschland, Japan). ROHSTOFFE LEGENDE m e h r h e i t li c h mehrheitlich Eine geringere Rohölnachfrage wegen Mobilitätsbeschränkun- uninteressant interessant gen und eine Erhöung der Fördermengen durch die OPEC+ könnten kurz- bis mittelfristig die Notierungen belasten. Auch der Goldpreis dürfte unter Druck geraten, wenn die Nominal- zinsen steigen und die US-Notenbank ihre Geldpolitik in ei- nem starken Konjunkturumfeld strafft. Langfristig bleibt das uninteressant neutral interessant Edelmetall als Portfolio-Beimischung nach wie vor interessant. Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung. Die Texte genügen nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von An- lage- und Anlagestrategieempfehlungen oder Finanzanalysen. Es besteht kein Verbot für den Ersteller oder für das für die Erstellung verantwortliche Unternehmen, vor bzw. nach Veröffentlichung dieser Unterlagen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten zu handeln. Die in diesem Dokument enthaltenen Angaben stellen keine Anlageempfehlung, Anlageberatung oder Handlungsempfehlung dar, sondern dienen ausschließlich der Infor- mation. Die Angaben ersetzen nicht eine auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestimmte Beratung. Allgemeine Informationen zu Finanzinstrumenten enthalten die Broschüren „Basisinformation über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“, „Basisinformationen über Finanzderivate“, „Basisinformationen über Termingeschäfte“ und das Hinweisblatt „Risiken bei Termingeschäften“, die der Kunde bei der Bank kostenlos anfordern kann. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen. Obwohl sie aus Sicht der Bank auf angemessenen Informationen beruhen, kann sich in der Zukunft herausstellen, dass sie nicht zutreffend oder nicht korrekt sind. Sofern es in diesem Dokument nicht anders gekennzeichnet ist, geben alle Meinungsaussagen die aktuelle Einschätzung der Deutschen Bank wieder, die sich jederzeit ändern kann. Die Deutsche Bank übernimmt keine Verpflichtung zur Aktualisierung der in diesem Dokument enthaltenen Informationen oder zur Inkenntnissetzung der Anleger über verfügbare aktualisierte Informationen. Die Deutsche Bank AG unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. © Deutsche Bank AG 2021 • Redaktionsschluss: 08.09.2021, 18 Uhr. Herausgeber: Chef-Anlagestratege Deutsche Bank Privat- und Firmenkunden 08 Kapitalmarktausblick 09/2021
Sie können auch lesen