STANDPUNKT JUNI 2019 - Schwyzer Kantonalbank

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STANDPUNKT JUNI 2019 - Schwyzer Kantonalbank
JUNI 2019

STANDPUNKT
Code Red?
STANDPUNKT JUNI 2019 - Schwyzer Kantonalbank
INHALTSVERZEICHNIS

Leitartikel                                                                                         3
Auf einen Blick                                                                                     4
Konjunktur                                                                                          5
Aktien                                                                                              6
Zinsen                                                                                              8
Gold / Versicherungsbasierte Anlagen                                                                9
Asset Allocation                                                                                  10
Marktübersicht                                                                                    11

Impressum
© SZKB 2019. Alle Rechte vorbehalten.
Herausgeber: Schwyzer Kantonalbank, 6431 Schwyz
Redaktionsschluss: 6. Juni 2019

Disclaimer
Diese Publikation wurde einzig zu Informationszwecken erstellt und ist weder ein Angebot noch eine
Aufforderung seitens oder im Auftrag der Schwyzer Kantonalbank zum Kauf oder Verkauf von Wert-
papieren oder ähnlichen Anlageinstrumenten oder zur Teilnahme an einer spezifischen Handelsstra-
tegie in irgendeiner Rechtsordnung. Die Informationen in dieser Publikation stammen aus oder basie-
ren auf Quellen, welche die Schwyzer Kantonalbank als zuverlässig erachtet, indes kann keine Ge-
währ für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Die Publikation ent-
hält keine Empfehlungen rechtlicher Natur oder hinsichtlich Investitionen, Rechnungslegung oder Steu-
ern. Sie stellt auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände des Anlegers zuge-
schnittene oder für diesen eine angemessene Investition oder Strategie oder eine andere an einen
bestimmten Anleger gerichtete Empfehlung dar. In der Publikation gegebenenfalls gemachte Verweise
auf frühere Entwicklungen stellen keine Indikationen dar für laufende oder zukünftige Entwicklungen
und Ereignisse.

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STANDPUNKT JUNI 2019 - Schwyzer Kantonalbank
CODE RED?

Der Wind kann schnell drehen. Bis Anfang Mai schien eine Einigung im
Handelskonflikt USA/China so gut wie ausgemacht, ein Scheitern der Ver-
handlungen galt als unwahrscheinlich. Dies hätte der Konjunktur einen will-
kommenen Anschub gegeben und auch die bereits hohen Aktienkurse noch
ein paar Prozente nach oben treiben können. Die Normalisierung der
Geldpolitik hätte fortgesetzt werden können und der Aufwärtsdruck auf die
Zinsen hätte wieder zugenommen. Diesen positiven Verlauf nennen wir
intern "Szenario Grün". "Szenario Rot" steht für das Gegenteil: Eskalation
im Handelskonflikt, Konjunkturabkühlung, bröckelnde Aktienkurse, stagnie-
rende bis sinkende Kapitalmarktrenditen, Verzögerung bei der Normalisie-
rung der Geldpolitik. Wir massen Anfang Jahr dem "Szenario Grün" eine
höhere Wahrscheinlichkeit bei und fühlten uns in den ersten vier Monaten
dieses Jahres darin bestätigt. Diese hatten einen klar grünen Anstrich.

Dann kam der 5. Mai und Donald Trumps Kehrtwende im Handelsstreit mit
China: Abbruch der Verhandlungen, höhere Zölle, ein Bann gegen Hua-
wei. Chinas Antwort folgte prompt: Ebenfalls höhere Zölle, die Androhung
einer Verknappung der Seltenen Erden und eine Liste mit "unzuverlässi-
gen" Firmen. Gleichzeitig fielen die neuesten Konjunkturindikatoren wie-
der deutlich schwächer aus, nachdem zuvor überraschend positive Erst-
quartalsdaten Hoffnungen auf eine Wachstumsbelebung geschürt hatten.

Wir sind im Mai dem "Szenario Rot" nähergekommen. Der Lauf der Dinge
kann sich zwar rasch ändern, z.B. wenn Regierungen und/oder Noten-
banken Gegensteuer geben. Und natürlich gibt es auch Zwischentöne zwi-
schen den Farbpolen rot und grün. Doch eine unmittelbare Rückkehr ins
"Szenario Grün" ist nicht zu erwarten. Denn eine baldige Einigung im
Handelskonflikt ist nicht absehbar. Über längere Zeit Aufgebautes lässt sich
rasch zerstören. Etwas konstruktiv aufzubauen, dauert hingegen meist län-
ger. Damit fehlt auch der Konjunktur der erhoffte und benötigte Stimulus.

Die neuerliche Eskalation im Handelskonflikt hat die Ausgangslage für Kon-
junktur und Märkte verändert. Ausserdem lauern weitere Unwägbarkeiten:
Der drohende No-Deal-Brexit, die Debatte um Italiens Haushaltsdefizit oder
die anstehenden Handelsgespräche der USA mit Europa und Japan. Noch
ist es zu früh, neben dem "Szenario Rot" den "Code Red" auszurufen, die
(militärische) Bezeichnung für die höchste Alarmstufe. Die Risiken haben
aber deutlich zugenommen.

Thomas Heller
Chief Investment Officer
Leiter Research

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AUF EINEN BLICK

UNSER STANDPUNKT

KONJUNKTUR
Die Aussichten für den Industriesektor bleiben eingetrübt. In der Eurozone und China (nach einem kurzen zwischenzeitlichen
Anstieg) befindet sich der Einkaufsmanagerindex der Industrie in der Kontraktionszone. In den USA liegt er zwar noch im
Wachstumsbereich, mit 52.1 Punkten hat aber auch dort die Dynamik merklich nachgelassen. Positive Impulse kommen in
vielen Regionen jedoch weiterhin vom Dienstleistungssektor und dem Arbeitsmarkt, wo die Beschäftigung immer noch ansteigt
und die Arbeitslosenquoten tief sind.

ANLAGEKLASSEN                             EINSCHÄTZUNG       KOMMENTAR
Anleihen                                                    Die Zinsmärkte stehen weiter unter dem Einfluss der konjunkturellen Unsi-
Staatsanleihen                                             cherheiten. Die stark gesunkenen Renditen werden sich ohne Lösung des
Unternehmensanleihen                                       Handelskonfliktes zwischen den USA und China kaum erholen. Dieser
                                                             dürfte aber nicht so schnell verschwinden, weshalb vorerst weiterhin von
Schwellenländeranleihen                             
                                                             niedrigen Renditen auszugehen ist. Die Fed hat angedeutet, mit Zinssen-
Wandelanleihen                                      
                                                             kungen die Konjunktur zu stützen. Mit einer Leitzinserhöhung der EZB ist
                                                             frühestens Mitte 2020 zu rechnen. Auch die SNB dürfte bis dahin zuwar-
                                                             ten.
Aktien                                                      Die Gewinnaussichten haben sich eingetrübt und der Handelsstreit ist
Schweiz                                                    weiter eskaliert. Dies spricht für sinkende Kurse. Der Rückgang dürfte sich
Eurozone                                                   aber in Grenzen halten dank der allgemeinen Erwartung, dass die No-
                                                             tenbanken und Politiker im Falle eines grösseren Rückschlags Gegen-
Grossbritannien                                     
                                                             steuer geben würden. Solche Gegenmassnahmen umfassen insbesondere
USA                                                 
                                                             Zinssenkungen der US-Notenbank, weitere Stimuli in China und mehr
Japan                                                      Kompromissbereitschaft im Handelsstreit.
Pazifik (ex Japan)                                  
Schwellenländer                                     
Immobilien Schweiz                                         Immobilienanlagen profitieren weiter von den tiefen Zinsen und der ho-
                                                             hen Ausschüttungsrendite. Ein allfälliger Zinsanstieg und steigende Leer-
                                                             stände bleiben die grössten Risikofaktoren.
Rohstoffe                                                   Die Angebotssituation spricht mittelfristig für Preise im Bereich von USD
Öl                                                          60 bis 70. Temporäre Abweichungen davon (z.B. aufgrund von Liefer-
                                                             ausfällen oder konjunkturbedingten Nachfrageveränderungen) sind je-
Gold                                                
                                                             doch zu erwarten.
                                                             Der jüngste Anstieg des Goldpreises erfolgte zwar rasch, fiel angesichts
                                                             der erhöhten Unsicherheiten aber verhalten aus. Ohne eine nochmalige
                                                             Verschlechterung der Situation ist ein Preisanstieg nicht zu erwarten.
Währungen vs. CHF                                           Der Schweizer Franken hat in den Turbulenzen im Mai zugelegt. Solange
EUR                                                        die Unsicherheiten anhalten, bleibt der Franken stark. Bei erhöhtem Auf-
USD                                                        wertungsdruck steht die SNB mit Interventionen bereit.

     Sehr positive Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
      Positive Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
     Neutrale Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
      Leicht negative Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse
      Negative Einschätzung der (Sub-)Anlageklasse

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KONJUNKTUR

DOCH KEINE BESSERUNG

Eine Reihe schwacher Konjunkturdaten wurde in                           Vorjahr), mit 52.1 Punkten befindet sich der PMI im Mai auf
den letzten Wochen rund um den Globus publi-                            dem tiefsten Stand seit Oktober 2016. Die Verschärfung im
ziert, besonders der Industriesektor ist weiterhin                      Handelskonflikt widerspiegelt sich auch im Industrie-PMI von
überdurchschnittlich davon betroffen. Ohne eine                         China, welcher bereits wieder unter die Wachstums-
rasche Einigung im Handelsstreit dürfte sich das                        schwelle von 50 Punkten gefallen ist (49.4). Diese Vorga-
Wirtschaftswachstum wieder verlangsamen.                                ben führten dazu, dass der globale Einkaufsmanagerindex
                                                                        des verarbeitenden Gewerbes mit 49.8 Punkten im Mai zum
Die Schweizer Wirtschaft ist im ersten Quartal 2019 mit                 ersten Mal seit November 2012 wieder unter der kritischen
0.6% (zum Vorquartal; nicht annualisiert) überraschend                  Marke zu liegen kam (vgl. Abb. links).
kräftig gewachsen. Ein starker Privatkonsum sowie der Aus-
senhandel haben hauptsächlich zu dieser Entwicklung bei-                Nicht alles schlecht
getragen. Wie in vielen anderen Ländern auch hat sich das               Es gibt allerdings auch positive Nachrichten. So bleibt der
Wirtschaftswachstum hierzulande somit kurzfristig beschleu-             Arbeitsmarkt sowohl in den USA als auch in der Eurozone
nigt. Die Aussichten sehen aber weniger rosig aus. So ha-               äusserst solide. In der Eurozone sank die Arbeitslosenquote
ben verschiedene Frühindikatoren im In- und Ausland ent-                im April auf noch 7.6% (Tiefststand seit August 2008) und
täuscht und signalisieren für das zweite Quartal ein nur                die Anzahl Beschäftigter stieg im ersten Quartal auf ein
noch schwaches Wachstum.                                                neues Allzeithoch (vgl. Abb.). Insbesondere der Dienstleis-
                                                                        tungssektor erweist sich dabei als Stütze. Vor dem Hinter-
Industriesektor weiter schwach                                          grund der soliden Beschäftigungszunahme in vielen entwi-
Sowohl in der Schweiz als auch in der Eurozone befindet                 ckelten Ländern sowie eines ansprechenden Lohnwachstums
sich das verarbeitende Gewerbe gemäss dem Einkaufsma-                   sollte sich der private Konsum weiterhin hinreichend entwi-
nagerindex (PMI) auf Schrumpfkurs. In der Eurozone notiert              ckeln und in seiner Funktion als wichtigste BIP-Komponente
der wichtige Frühindikator mit 47.7 Punkten einmal mehr                 als Wachstumsstütze dienen. Allerdings könnte sich die bis
deutlich in der Kontraktionszone. Auf Länderebene bleibt                anhin gute Konsumentenstimmung in den USA verschlech-
Deutschland das Schlusslicht (44.3 Zähler) und Griechen-                tern, sollten die Verbraucher die Hauptlast der höheren
land führt das Feld an (54.5)! Etwas besser sieht es in den             Zölle tragen müssen. Solange die Abkühlung nicht auf den
USA aus, doch auch dort lässt die Dynamik im Industriesek-              Dienstleistungssektor übergreift, erscheint ein Abrutschen in
tor spürbar nach. Nicht nur wächst die Industrieproduktion              eine Rezession trotz der Probleme im Industriesektor vorerst
Monat für Monat weniger stark (im April noch mit 0.9% zum               eher unwahrscheinlich.

PMI Industrie Global: Deutliche Abschwächung                            Arbeitsmarkt Eurozone: Erholung setzt sich fort
(06.2016 bis 05.2019; in Punkten)                                       (06.2008 bis 03./04.2019)

                       –   PMI Industrie Global                            –   Anzahl Beschäftigte in Mio. (l.S.)– Arbeitslosenrate in %
                                              Quelle: Bloomberg, SZKB                                                Quelle: Bloomberg, SZKB

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AKTIEN

HOFFNUNG AUF GEGENSTEUER

Die Eskalation im Handelsstreit und schlechtere                             Endverbraucher bestimmt sind. China seinerseits hat als Ver-
Konjunkturaussichten sprechen für sinkende                                  geltung per Anfang Juni die Zölle auf US-Waren im Wert
Kurse. Immerhin wird das Rückschlagspotenzial                               von USD 60 Mrd. angehoben.
vermindert durch die Erwartung, dass Trump, Xi
und die Notenbanken eine grössere Wachstums-                                Technologie-Krieg gegen Huawei
abschwächung verhindern würden. Zu hoffen                                   Mitte Mai hat sich der Konflikt zwischen den USA und China
ist, dass dies gelingt, bevor die Abwärtsbewe-                              dann auf einen neuen Schauplatz ausgeweitet: Die US-Re-
gung mehr Eigendynamik entwickelt.                                          gierung hat entschieden, dass amerikanische Firmen den
                                                                            chinesischen Telekomausrüster Huawei nur noch mit staatli-
Der Champagner war schon kaltgestellt: Eine Einigung im                     cher Ausnahmebewilligung beliefern dürfen. Dadurch ist
Handelsstreit zwischen den USA und China im Mai wurde                       dessen Versorgung mit Mikrochips beeinträchtigt - ein harter
allgemein erwartet und war in den Kursen bereits zu einem                   Rückschlag für das Aushängeschild der chinesischen High-
ansehnlichen Teil eingepreist. Doch am 5. Mai kündigte Prä-                 Tech-Branche. Peking droht als Reaktion darauf, den Export
sident Trump überraschend an, dass die Strafzölle auf Im-                   von bestimmten Metallen in die USA zu beschränken. Unter
porte aus China im Wert von USD 200 Mrd. von 10% auf                        diesem "Technologie-Krieg" zwischen Amerika und dem
25% erhöht werden. Damit wurde klar, dass die Differenzen                   aufstrebenden Rivalen China leiden vor allem einzelne Un-
zwischen den beiden Staaten deutlich grösser sind als an-                   ternehmen (z.B. in der Halbleiterindustrie), während die Ef-
genommen und die Aktienkurse korrigierten (vgl. Abb.).                      fekte auf den gesamten Aktienmarkt moderat sein dürften.
Immerhin wurde der Dialog nicht völlig abgebrochen. Am
28. und 29. Juni will Trump mit Chinas Staatschef Xi im                     Mexiko-Zölle und Quoten: Gefahr für Autosektor
Rahmen des G-20 Gipfels verhandeln. Derweil haben die                       Eine zusätzliche Front eröffnete Trump gegenüber Mexiko.
USA den Druck nochmals erhöht: Falls bis Mitte Juni keine                   Um den südlichen Nachbarn zu einem wirksameren Vorge-
Einigung erzielt wird, sollen auf weitere Importe aus China                 hen gegen die Migration aus Lateinamerika zu drängen,
im Umfang von USD 300 Mrd. Strafzölle von 25% erhoben                       sollen ab dem 10. Juni schrittweise Strafzölle eingführt wer-
werden. Damit wären praktisch alle Einfuhren aus dem                        den. Dies würde insbesondere für die Autoproduzenten eine
Reich der Mitte mit Zusatzzöllen belegt - inklusive bisher aus-             erhebliche Belastung darstellen. Denn sie sind stark abhän-
nommene Konsumgüter wie Smartphones oder Laptops, bei                       gig von Zulieferern aus Mexiko. Allerdings kam aus dem
denen zollbedingte Preiserhöhungen für die US-Bevölkerung                   US-Parlament von beiden Parteien heftige Opposition, so-
viel klarer sichtbar sind als bei Produkten, welche nicht für               dass die Zölle möglicherweise doch nicht erhöht werden.

Aktien leiden unter Handelsstreit                                           US-Halbleiteraktien: Lieferverbot belastet
(01.03.2019 bis 07.06.2019; Total Return in CHF; indexiert auf 100)         (01.09.2018 bis 06.06.2019; Total Return; indexiert auf 100)
                                                    5.5.: Ankündi-
                                                    gung Strafzölle

                                                                                                                        15.5.: Lieferungen an
                                                                                                                        Huawei nur noch mit
                                                                                                                        Ausnahmebewilligung

         Aktienmärkte      –   Schweiz   –   Eurozone    –   USA                            –   Philadelphia Semiconductor Index
                                                  Quelle: Bloomberg, SZKB                                                     Quelle: Bloomberg, SZKB

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STANDPUNKT JUNI 2019 - Schwyzer Kantonalbank
AKTIEN

Den Entscheid über Zusatzzölle auf Autoimporte aus der EU                    führung dauerhaft gefördert. In den letzten Tagen hat die
und Asien hat Trump bis November aufgeschoben. Wäh-                          Fed nun durchblicken lassen, dass sie mit Zinssenkungen zu
rend dieser Zeit sollen Verhandlungen stattfinden mit dem                    Hilfe eilen würde, falls die US-Wirtschaft zu stark unter den
Ziel, die Fahrzeugeinfuhren in die USA zu senken. Dies                       Zöllen litte. Die Finanzmärkte nehmen das bereits vorweg:
könnte auf Quoten hinauslaufen, was die Gewinne der Au-                      Die mittel- und längerfristigen US-Zinsen sind deutlich gesun-
tobauer in Europa und Japan beeinträchtigen würde. Ent-                      ken, was insbesondere dem Bau- und Immobiliensektor hilft.
sprechend standen ihre Kurse unter Druck. Die Aktien sind
zwar günstig bewertet (vgl. Abb.). Angesichts der Unsicher-                  Hoffnung auf Gegensteuer von Trump und China
heiten (Handelsstreit, Wechsel auf alternative Antriebe, Car                 Auch China dürfte im Falle einer Wachstumsverlangsamung
Sharing) erscheinen sie aber dennoch wenig attraktiv.                        weitere Gegenmassnahmen ergreifen (Zinssenkungen,
                                                                             staatliche Stimuli) und im Handelsstreit eher einlenken. Vor
Zinssenkungsphantasie stützt                                                 allem aber ist Trump, der den stärksten Einfluss ausüben
Als Reaktion auf die negativen Nachrichten haben die brei-                   kann, an einer Wiederwahl im November 2020 interes-
ten europäischen und amerikanischen Aktienindizes knapp                      siert. Falls die Aktienkurse zu stark tauchen, die Arbeitslo-
10% verloren (in Franken gerechnet). Dies erscheint mode-                    sigkeit zu stark zunimmt oder die Preise von Importgütern zu
rat angesichts der Tatsache, dass sich die konjunkturellen                   stark steigen, dürfte er kompromissbereiter werden.
Frühindikatoren weiter abgeschwächt haben und die Zoller-                    Zur Erinnerung: Nach einem zehnprozentigen Kursrutsch
höhungen möglicherweise weitreichende Folgen haben:                          am US-Aktienmarkt beschloss Trump Anfang Dezember, an-
Während die politischen Rahmenbedingungen in der Ver-                        stehende Zusatzzölle auf China-Importe zu verschieben und
gangenheit verlässlicher waren, hat die Unsicherheit nun                     die Verhandlungsfrist zu verlängern. Und ein Ziel hat Trump
deutlich zugenommen, weshalb Investitionen aufgeschoben                      mit seinen Drohungen teilweise bereits erreicht: Firmen ver-
werden. Hierunter leiden beispielsweise Maschinenbauer.                      lagern die Produktion für den US-Markt zurück in die Verei-
Zudem steigen durch die Zölle die Güterpreise, was die                       nigten Staaten und schaffen dort Arbeitsplätze.
Nachfrage und die Unternehmensgewinne belastet.                              Insgesamt sprechen die eingetrübten Gewinnaussichten für
Dass die Aktienkurse nicht stärker nachgegeben haben, ist                    sinkende Aktienkurse, doch der Rückgang dürfte sich in
wohl massgeblich der US-Notenbank zu verdanken. Fed-                         Grenzen halten dank der Erwartung, dass die Notenbanken
Chef Powell zeigte bereits im Januar, dass er bereit ist, den                und Politiker Gegensteuer geben. Zu hoffen ist, dass sie re-
Finanzmärkten rasch zu helfen, wenn dies nötig ist. Dies hat                 agieren, bevor der Abschwung eine stärkere Eigendynamik
das Vertrauen der Aktieninvestoren in die Zentralbank-                       entwickelt, welche schwieriger zu stoppen wäre.

                                                                             .

                                                                             Überperformance der Zykliker gefährdet
Auto Europa: Wegen Risiken tief bewertet                                     Der Handelskonflikt im Zeitablauf
(01.01.2004 bis 06.06.2019; rollierende Gewinne der jeweils letzten 10 J.)   .

                   Durchschnitt

   –   Zyklusadj. KGV Autos Europa (Gewinne letzte 10 Jahre)
                                                  Quelle: Bloomberg, SZKB                                                      Quelle: SZKB

                                                                                                                                          7
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ZINSEN

ANKERN IM SICHEREN HAFEN

Die zunehmenden globalen Handelsspannungen                                  beobachtet werden. Die Märkte deuteten diese Aussage
lassen die Nachfrage nach sicheren Häfen deut-                              faktisch als Zusage für Zinssenkungen. Allfällige Leitzinssen-
lich ansteigen und schicken die Renditen von                                kungen würden in erster Linie die Märkte beruhigen und we-
Staatsanleihen guter Bonität auf Talfahrt. Mit                              niger einen nachhaltigen Konjunkturstimulus bewirken. Ent-
den erhöhten Unsicherheiten haben auch Speku-                               scheidend ist eine Lösung im Handelskonflikt zwischen den
lationen über Zinssenkungen der US-Notenbank                                USA und China. Dieser wird sich aber kaum so schnell lösen
zugenommen.                                                                 lassen, weshalb vorerst weiterhin von niedrigen Renditen an
                                                                            den Anleihenmärkten auszugehen ist.
Durch die Verschärfung des Handelskonfliktes zwischen den
USA und China sind die Renditen an den weltweiten Anlei-                    EZB verschiebt Zinserhöhung
henmärkten jüngst stark gesunken. Mit der Drohung von US-                   Die Europäische Zentralbank (EZB) reagierte auf das ver-
Präsident Trump, Strafzölle gegenüber Mexiko zu verhän-                     schlechterte Umfeld, indem sie Zinserhöhungen frühestens
gen, ist die Risikoscheu der Anleger nochmals gestiegen                     auf Mitte 2020 verschob (bisher mindestens Ende 2019).
und liess die Kurse von sicheren Staatsanleihen weiter stark                Damit hält sie ihr Pulver vorerst im Trockenen. Sie sei aber
steigen. Besonders unter Druck kam die Rendite von 10-jäh-                  bereit, im Falle von ungünstigen Bedingungen mit allen In-
rigen deutschen Bundesanleihen - sie markiert mit -0.24%                    strumenten zu handeln.
ein Allzeittief. Die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanlei-
hen gab ebenfalls deutlich nach und liegt mit 2.10% auf                     Italien steht vor EU-Strafverfahren
dem tiefsten Stand seit September 2017.                                     Wenig überraschend hat die EU-Kommission wegen der ho-
                                                                            hen Staatsverschuldung Italiens ein Defizitverfahren gegen
Markt erwartet baldige Zinssenkungen                                        das Land empfohlen. Stimmen die EU-Staaten mit der Kom-
Die Belastungen durch die Handelsstreitigkeiten bereiten                    mission überein, wird ein offizielles Verfahren eingeleitet.
den Anlegern zusehends Sorgen und schüren Rezessions-                       Das Urteil kann zu Auflagen bis hin zu Geldstrafen in Milli-
ängste, weshalb der Markt bis Ende 2020 vier Zinssenkun-                    ardenhöhe führen. Die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes
gen durch die US-Notenbank (Fed) erwartet – zwei davon                      Tauziehen sowie einen weiteren faulen Kompromiss ist
noch in diesem Jahr. Die Fed ist aber noch nicht bereit, die                gross. Letztlich wird es wohl die disziplinierende Kraft der
Zinsen jetzt zu senken. Um die Märkte etwas zu beruhigen,                   Märkte sein, welche mit steigenden Risikoaufschlägen bei
hat Fed-Chef Jerome Powell bekannt gegeben, dass die wirt-                  italienischen Staatsanleihen ein Einlenken des Defizitsün-
schaftlichen Auswirkungen der Handelsstreitigkeiten genau                   ders bewirken dürfte (vgl. Abb.).

Starker Renditerückgang                                                     Italien: Risikoaufschlag kann schnell reagieren
(01.01.2018 bis 06.06.2019, Rendite 10-j. Staatsanleihen in %)              (01.09.2018 bis 06.06.2019; Renditedifferenz 10-j. Staatsanleihen in %)

             –   Schweiz   –   Deutschland    –   USA (l. S.)                        –   Risikoaufschlag Italien gegenüber Deutschland
                                                  Quelle: Bloomberg, SZKB                                                     Quelle: Bloomberg, SZKB

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STANDPUNKT JUNI 2019 - Schwyzer Kantonalbank
GOLD / VERSICHERUNGSBASIERTE ANLAGEN

SCHWÄCHER ALS ERWARTET

Gold: Und es bewegt sich doch                                             Versicherungsbasierte Anlagen: Schwacher Start
Die Eskalation im Handelskonflikt und die daraus resultie-                Die Renditeentwicklung versicherungsbasierter Anlagen
renden Turbulenzen an den Aktienmärkten haben die Anle-                   (ILS) verlief im laufenden Jahr bisher enttäuschend. Dies, ob-
ger unmittelbar in einige der sicheren Anlagen getrieben.                 wohl nur wenige Naturkatastrophen eintraten. Einzig Un-
Zum Beispiel in Staatsanleihen, was sich in sinkenden Ren-                wetter (Überflutungen und Hagelstürme) in Australien im
diten niederschlug. Auch der Schweizer Franken und der                    Februar und März führten bei einigen wenigen privaten Ver-
Yen haben als typische Fluchtwährungen zugelegt.                          sicherungsverträgen zu kleineren Verlusten. Weitere Kräfte
Der "sichere Hafen" Gold hat hingegen erst etwas verzögert                waren also für den Kursrückgang verantwortlich.
reagiert (vgl. Abb). Neben den aufgekommenen Unsicher-                    Zum einen wurden die Schadensschätzungen für gewisse
heiten haben Faktoren wie tiefere (Real-)Zinsen oder der et-              bereits 2018 eingetretenen Naturkatastrophen erhöht. Ei-
was schwächere Dollar den Goldpreis gestützt. Ausserdem                   nem Cat Bond, welcher Schäden durch Wirbelstürme in Ja-
setzten einige Notenbanken ihre seit 2018 zunehmenden                     pan abdeckt (insgesamt vier Stürme im 2018), droht nach
Goldkäufe im ersten Quartal 2019 fort. Aktuell liegt der                  neusten Schätzungen der Totalverlust, was zu deutlichen
Goldpreis jedoch noch immer knapp unter dem Jahres-                       Preisabschlägen in den Monaten März und April führte.
höchststand von Mitte Februar, als die Welt wohlgemerkt                   Zum anderen kam es am Sekundärmarkt zu Preisrückgän-
noch wesentlich freundlicher aussah. Der jüngste Anstieg er-              gen bei Cat Bonds. Neben saisonalen Faktoren (die Kurse
folgte zwar sehr rasch. Er fiel angesichts des deutlich verän-            dieser Anleihen fallen typischerweise vor Beginn der US-
derten Umfelds aber verhalten aus.                                        Hurrikan-Saison) übten vor allem Neuemissionen mit höhe-
Schon 2018 war der Goldkurs ab dem Frühjahr trotz auf-                    ren Coupons Druck auf die Kurse bestehender Anleihen aus.
kommender Unsicherheiten rund um den Handelskonflikt so-                  Diese Effekte sollten aber in den kommenden Monaten zu
wie der Debatten über den Brexit und Italiens Staatshaushalt              positiven Beiträgen führen. Denn im ILS-Markt sind die Ren-
zunächst kontinuierlich gesunken. Erst das Börsengewitter                 ditebeiträge üblicherweise in den Monaten August bis Ok-
gegen Ende Jahr - mit dem schlechtesten Dezember an den                   tober (Höhepunkt der Hurrikan-Saison) am höchsten. Natür-
Aktienmärkten seit vielen Jahren - sorgte schliesslich für eine           lich nur unter der Voraussetzung, dass keine Schadensereig-
Erholung beim Gold. Umgemünzt auf heute: Es braucht sehr                  nisse eintreten. Zudem führen die teilweise bereits gestiege-
viel für einen Goldpreisanstieg. Ohne eine nochmalige Ver-                nen Prämien zu höheren Renditen. Dieser Faktor dürfte sich
schlechterung der Situation bei einem oder mehreren der                   noch verstärken, da fällige Verträge im aktuellen Umfeld zu
latenten Krisenherde, ist ein weiterer substanzieller Gold-               teilweise besseren Konditionen erneuert werden können.
preisanstieg somit kurzfristig nicht zu erwarten.

Goldpreis reagiert verzögert auf Turbulenzen                              Renditeentwicklung von Cat Bonds
(01.05.2019 bis 06.06.2019; indexiert auf 100; in USD)                    (01.01.2018 bis 17.05.2019; indexiert auf 100; in CHF)

                     – Goldpreis –    Aktien USA                                               –   LGT (Lux) Cat Bond Fund
                                                Quelle: Bloomberg, SZKB                                                   Quelle: Bloomberg, SZKB

                                                                                                                                                9
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ASSET ALLOCATION

                                                             --                  -           =            +      ++        VORMONAT

Cash                                                                                                                            +
Anleihen                                                                                                                         -
Staatsanleihen                                                                                                                  --
Unternehmensanleihen                                                                                                            +
Schwellenländeranleihen                                                                                                         +
Wandelanleihen                                                                                                                  +
Aktien                                                                                                                          -
Schweiz                                                                                                                         =
Eurozone                                                                                                                        =
Grossbritannien                                                                                                                 =
USA                                                                                                                             -
Japan                                                                                                                           =
Pazifik (ex Japan)                                                                                                              =
Schwellenländer                                                                                                                 =
Immobilien                                                                                                                      =
Alternative Anlagen*                                                                                                            +
* Private Equity, versicherungsbasierte Anlagen, erstrangig besicherte Unternehmenskredite, Hedge Funds

+ + / + Übergewichtung der (Sub-)Anlageklasse
=      Neutrale Gewichtung der (Sub-)Anlageklasse
– / – – Untergewichtung der (Sub-)Anlageklasse

Eine rasche Wende zum Guten ist weder im Handelskonflikt                             Die Bewertungen bei Immobilienanlagen notieren über ih-
noch beim Wachstum zu erwarten. Im Falle von negativen                               ren langjährigen Durchschnittswerten. Gestützt wird der
Überraschungen besteht entsprechend weiterhin ein Risiko                             Markt durch die immer noch hohen Ausschüttungsrenditen
von zwischenzeitlichen Kursrückschlägen. In unseren Portfo-                          und die tiefen Zinsen. Als Belastung würden sich ein Zins-
lios bleiben wir deshalb in Aktien untergewichtet (zugunsten                         anstieg und zunehmende Leerstände erweisen. Wir halten
von Liquidität). Das Untergewicht geht vollständig zu Lasten                         an der neutralen Immobilienquote fest.
von US-Aktien.
                                                                                     Bei den Alternativen Anlagen besteht das Übergewicht zu
Die erneute Eskalation im Handelskonflikt USA/China und                              Gunsten versicherungsbasierter Anlagen. Sie entwickeln
allgemein schwächere Konjunkturdaten lasteten im Mai auf                             sich unabhängig von traditionellen Anlageklassen wie Ak-
den Renditen. Für noch tiefere Zinsen bräuchte es aber wei-                          tien oder Obligationen und tragen somit überdurchschnitt-
tere Negativ-Nachrichten, sodass die langfristigen Sätze                             lich zur Portfolio-Diversifikation bei.
auf dem aktuellen Niveau konsolidieren könnten. Wir blei-
ben in unseren Portfolios bei Staatsanleihen klar unterge-
wichtet und bevorzugen Unternehmensanleihen. Für eine
zusätzliche Diversifikation im Obligationenteil sorgt unsere
Position in Schwellenländeranleihen.

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MARKTÜBERSICHT PER 31.05.2019

                                         Performance in % in Lokalwährung                                              Veränderung in Basispunkten
AKTIEN / IMMOBILIEN                 STAND              MAI        2019      ZINSEN                         STAND              MAI         2019
SPI                                11'545              -1.6       +17.4     Schweiz 10j Swap                -0.11%              -19          -41
Euro Stoxx 50                         3'280            -5.1       +12.4     Eurozone 10j Swap               0.34%               -18          -48
MSCI UK                               2'063            -2.8        +8.6     USA 10j Swap                    2.08%               -41          -63
DAX                                11'727              -5.0       +11.1     UK 10j Swap                     1.11%               -24          -32
S&P 500                               2'752            -6.4       +10.7     Japan 10j Swap                  0.09%                -5           -9
Dow Jones Industrial               24'815              -6.3        +7.5     Schweiz 3m LIBOR                -0.71%                0            0
Topix                                 1'512            -6.5        +2.4     Eurozone 3m LIBOR               -0.35%                0          +1
Immobilien-Fonds CH                     391            -1.4        +8.1     USA 3m LIBOR                    2.58%                -7          -31

                                                         Performance in %                                                        Performance in %
ROHSTOFFE                         STAND                MAI        2019      WÄHRUNGEN                      STAND              MAI         2019
Öl Brent in USD                       64.5           -13.2        +13.0     EUR in CHF                          1.12           -2.2         -0.7
Gold Unze in USD                 1'305.4              +1.7         +1.8     USD in CHF                          1.00           -1.8       +1.9
Gold kg in CHF                    42'013               -0.5        +4.1     GBP in CHF                          1.26           -4.9       +0.9
Industriemetalle in USD             111.0              -6.1        +1.6     JPY in CHF                          0.92         +1.1         +3.1
Agrarrohstoffe in USD                 41.4            +7.3         -0.3     EUR in USD                          1.12           -0.4         -2.6
                                                                                                                          Quelle: Bloomberg, SZKB

Aktien                                                                      Zinsen
(01.01.2007 bis 31.05.2019; indexiert auf 100; in Lokalwährung)             (01.01.2007 bis 31.05.2019; in %)

               – SPI – EuroStoxx 50 – S&P 500                                   10-jährige Swapsätze:      – Schweiz – Eurozone – USA
                                                 Quelle: Bloomberg, SZKB                                                Quelle: Bloomberg, SZKB

Rohstoffe                                                                   Währungen
(01.01.2007 bis 31.05.2019; in USD)                                         (01.01.2007 bis 31.05.2019)

   – Öl Barrel Brent (linke Skala) – Gold Unze (rechte Skala)                          – EUR in CHF – USD in CHF – EUR in USD
                                                 Quelle: Bloomberg, SZKB                                                Quelle: Bloomberg, SZKB

                                                                                                                                              11
Schwyzer Kantonalbank

Private Banking Schwyz
Bahnhofstrasse 3
6430 Schwyz
+41 (0)58 800 28 00

Private Banking Pfäffikon
Bahnhofstrasse 6
8808 Pfäffikon
+41 (0)58 800 29 00

PRIVATE BANKING, SCHWYZER ART.
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