Karpatenblatt - Bundespräsident besuchte Slowakei

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Karpatenblatt - Bundespräsident besuchte Slowakei
Karpatenblatt                             September 2021
                                                                   09
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ČASOPIS NEMCOV NA SLOVENSKU | ZEITSCHRIFT DER DEUTSCHEN IN DER SLOWAKEI

  Bundespräsident         Hauerlandfest           Wörterbuch
  besuchte Slowakei       in Schmiedshau          der Holzhacker-Mundart
Karpatenblatt - Bundespräsident besuchte Slowakei
Inhalt

    ♦ Infoservice

        Bundespräsident besuchte Slowakei                                                                      3
        Freundschaftlicher Besuch aus München

        Lehr- und Wörterbuch der Holzhacker-Mundart                                                            4
        Neues Themenheft „Flucht und Vertreibung“

        Trauertag der Russlanddeutschen                                                                        5

        Bund der Vertriebenen hat neues Präsidium                                                              6
        Blaufuß feierte 690 Jahre

    ♦ Aus den Regionen

        Das 29. Hauerlandfest                                                                                  7

        90 Jahre Posaunenchor in Einsiedel                                                                     8

        Das Unterzipser Mantakentreffen                                                                        9
        Fest in Úhorna und Schmöllnitz Hütte

        Evangelische Kirche in Topporz                                                                       10

        Unser Regionaltreffen in Schwedler                                                                   11

    ♦ Kultur

        Kochen mit dem Karpatenblatt: Letscho                                                                12

        Rund um Bräuche und Welttage im September                                                            13

    ♦ Kolumne

        Schmidts Kater Lojzl                                                                                 14

    ♦ Berühmte Zipser

        Lehrer, Pfarrer und Jurist Karl Maday (1821-1870)                                                    15

    ♦ Gedanken zur Zeit

        Im Strom der Zeit: Dunajská Lužná                                                                    16

        Monatsgruß von Thomas Herwing                                                                        17

    ♦ Nachrichten aus Heim und Familie

        Wir gratulieren                                                                                18 -19
        In stiller Trauer

    ♦ Kaleidoskop

        Editorial                                                                                            20
        Impressum

    Treffen der Präsidenten
    Anfang September hat der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Slo-
    wakei besucht. Zum Ausklang seines ersten Besuchstages nahm er mit der slowaki-
    schen Staatspräsidenten Zuzana Čaputová an einem Konzert im Liszt-Garten der Uni-
    versitätsbibliothek in Preßburg/Bratislava teil. Mehr über seinen Besuch und sein Treffen
    mit Vertretern des Karpatendeutschen Vereins und der Germanisten erfahren Sie auf
    Seite 3.

2                                                                                               © Universitätsbibliothek Preßburg/Bratislava
Karpatenblatt - Bundespräsident besuchte Slowakei
Infoservice

Bundespräsident besuchte Slowakei
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Anfang September die Slowakei be-
sucht. Er traf mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Čaputová zusammen, legte am Tor der
Freiheit in Theben/Devín einen Kranz zum Gedenken an die Opfer des Eisernen Vorhangs nieder,
nahm an einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Demokratie teil und besuchte mit der slowaki-
schen Präsidentin zusammen ein Jazz-Konzert.
„Den deutschen Präsidenten Frank-Walter Steinmeier sehe ich als             Konzert und Empfang
einen Freund an. Ich bin sehr froh, dass ich ihn erneut in Bratislava       Für den Abend seines ersten Besuchstages war ein Treffen mit Men-
begrüßen konnte“, schrieb die slowakische Präsidentin in einem so-          schen geplant, die sich besonders für die deutsch-slowakischen Be-
zialen Netzwerk. Deutschland sei für die Slowakei ein strategischer         ziehungen einsetzen. Auch der Vorsitzende des Karpatendeutschen
und besonderer Wirtschaftspartner. In der Slowakei arbeiten über            Vereins, Dr. Ondrej Pöss, nahm daran teil. In einem kurzen Gespräch
500 deutsche Firmen mit einem Jahresumsatz von rund 22 Milliar-             in der Universitätsbibliothek in Preßburg/Bratislava hat er mit dem
den Euro und 150.000 Angestellten.                                          Bundespräsidenten über das Leben der Karpatendeutschen in der
    Čaputová und Steinmeier sprachen über die innenpolitische Ent-          Slowakei gesprochen.
wicklung der beiden Länder, Extremismus und Hassreden in den                   Vertreter der Germanisten und Deutschlehrer informierten
sozialen Medien. Auch die Pläne der beiden Länder klimaneutral zu           die Staatspräsidentin Zuzana Čaputová auch über die Lage des
werden, wurden thematisiert. Dabei wurden auch schwierigere The-            Deutsch-Unterrichtes in der Slowakei.
men wie Nord Stream 2 und die Situation in Afghanistan angespro-               Am zweiten Tag seines Besuches traf Frank-Walter Steinmeier mit
chen.                                                                       dem slowakischen Premierminister Eduard Heger zusammen. Red

                                                                             Der KDV-Vorsitzende Ondrej Pöss, der Leiter des Germanistik-Lehrstuhls
         Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gespräch                   der Comenius-Universität in Preßburg Jozef Tancer, die ehemalige
              mit dem KDV-Vorsitzenden Dr. Ondrej Pöss                        SUNG-Vorsitzende Nadežda Zemaníková, die slowakische Staatspräsi-
                                                                               dentin Zuzana Čaputová und der SUNG-Vorsitzende Marek Lupták

Freundschaftlicher Besuch aus München
In den ersten Septembertagen konnten wir die Delegation der Sudetendeutschen Landsmann-
schaft an der Spitze mit ihrem Sprecher Bernd Posselt in der Slowakei begrüßen.
Herr Posselt (*1956) ist Sohn sudeten-             mäßigten Flügel der Sudetendeutschen Lands-        deutschen Vereins, Ondrej Pöss, statt. In dem
deutsch-steirischer Eltern. Seinen beruflichen     mannschaft“.                                       angenehmen, freundschaftlichen Gespräch
Werdegang hat er als Journalist begonnen.                                                             der langjährigen Bekannten ging es um die jet-
Seit Ende der 1970er Jahre engagiert er sich       Zusammenarbeit mit der Slowakei                    zige Situation, aber auch um die ganz konkrete
auch politisch: Von 1978 bis 1994 war er als       Während seiner langen politischen Aktivitäten      Zusammenarbeit. Wir freuen uns auf zukünftige
engster politischer Mitarbeiter und Pressespre-    arbeitete Bernd Posselt auch mit einigen slowa-    Besuche von solch gern gesehenen Freunden
cher von Otto von Habsburg tätig, gleichzeitig     kischen Politikern zusammen, vor allem mit den     der Karpatendeutschen, zu denen Bernd Pos-
war er im Europaparlament aktiv. Seit 1993         Abgeordneten des Europäischen Parlamentes,         selt schon seit Jahren gehört!            O.P.
bekleidete er mehrere bedeutende Positionen        die er auch jetzt besuchte. Mit Begeisterung
in der CSU, von 1994 bis 2014 war er Mitglied      sprach er über das Treffen mit dem ehemaligen
des Europäischen Parlaments.                       slowakischen Staatspräsidenten Rudolf Schus-
    Gut bekannt ist uns Posselt auch auf-          ter in Metzenseifen und Kaschau, mit dem er
grund seiner Tätigkeit in der Paneuropa-Union      schon mehrere Jahre befreundet ist.
Deutschland, in der er seit 1998 Präsident ist.        Herr Posselt interessierte sich auch für das
Seit 1992 ist er in den führenden Gremien der      Leben der Karpatendeutschen. Im Hauerland
Sudetendeutschen Landsmannschaft tätig:            besuchte er Schmiedshau und das dortige
mehrere Jahre als Bundesvorsitzender, seit         Museum, wo ihn die Initiatorin des Museums
2008 als Sprecher, also oberster politischer       M. Ďuricová begleitete. Mit einigen KDV-Mit-
Repräsentant der Sudetendeutschen Volks-           gliedern hat er sich auch in Weinitz/Bojnice
gruppe. Im Juni 2021 wurde er erneut in diese      getroffen. In Kesmark wurde er vom dortigen
Position gewählt. Er will sich für Verständigung   KDV-Vorsitzenden Ing. V. Wagner ausführlich
und den Dialog zwischen den Sudetendeut-           über das Leben in der Zips informiert. Auf der
schen und den Tschechen einsetzen. Laut der        Rückreise fand in Preßburg eine Besprechung
tschechischen Presse gehört Posselt zum „ge-       mit dem Landesvorsitzenden des Karpaten-                   Bernd Posselt und Ondrej Pöss

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Neues Themenheft „Flucht und Vertreibung“
Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit beleuchtet gemeinsam mit der Be-
auftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer,
MdL, in einem neuen Themenheft ein schwieriges Kapitel der deutschen Geschichte: Flucht und
Vertreibung. Es wurde in der Reihe ”Einsichten + Perspektiven“ herausgegeben und behandelt
auch die Vertreibung der Karpatendeutschen.
Auf 152 Seiten werfen elf Journalisten und         deutsche (Nachkriegs-) Gesellschaft. Abge-
Wissenschaftler einen umfassenden Blick            rundet werden die Artikel durch historisches
auf das Thema. So verfasste beispielswei-          Kartenmaterial und ergänzende Infotexte zu
se Tobias Weger, wissenschaftlicher Mit-           grundlegenden Fakten rund um das Thema
arbeiter am Institut für deutsche Kultur und       Flucht und Vertreibung. Eine neue Perspek-
Geschichte Südosteuropas an der LMU                tive bieten Interviews mit Betroffenen aus
München, das Kapitel „Flucht und Vertrei-          verschiedenen Generationen.             Red
bung. Die Tschechoslowakei und ihre Nach-
folgestaaten“ und Martin Schulze Wessel,           Hier können Sie sich das Heft herunterladen:
der Leiter des Collegium Carolinum, schrieb
über „Die Vertreibung der Deutschen aus
der Tschechoslowakei“. Die Journalistin Hel-
ga Hirsch beschäftigte sich mit dem Thema
„Über Generationen hinweg: Das Erbe der
Vertreibung – Traumata, Verhaltensmuster,
Mentalitäten“.
    Die Autoren widmen sich unterschied-
lichen Aspekten von Flucht und Vertrei-
bung nach 1945, den unterschiedlichen
Herkunftsorten, dem Umgang Bayerns mit
Geflüchteten und Vertriebenen sowie den
Auswirkungen der Zuwanderung auf die                             Die Titelseite des Themenheftes

Lehr- und Wörterbuch der Holzhacker-Mundart
”Umatum“ heißt ein Lehrbuch der Mundart der deutschen Holzhacker in den Kleinen Karpaten,
das an der Universität der Hl. Cyril und Method in Tyrnau/Trnava herausgegeben wurde. Es ist um
ein Wörterbuch der Holzhacker-Mundart ergänzt.
Zunächst aber kurz einiges über diese kleine       Dušan Fedič. Der Titel des Lehrbuches „Uma-      Dazu haben auch die Nachkommen der Holz-
deutsche Minderheit. Die Ankunft der deutsch-      tum“ ist eine mundartliche Ableitung des deut-   hacker beigetragen.
sprachigen Holzhacker in den Kleinen Karpa-        schen „um herum“. Basis für dieses Lehrbuch          Das Lehrbuch umfasst 125 Seiten und es
ten ist mit Veränderungen in der Forstwirtschaft   und das Wörterbuch ist die Sammlung von Frau     besteht aus zehn Lektionen mit reichen Illustra-
verbunden, die insbesondere während der            Lotty Weber Hrozáň, die Worte und Wortver-       tionen (ISBN 978-80-572-0055-0).
Herrschaft von Maria Theresia (1740 - 1780)        bindungen der Holzhacker-Mundart sammelte.                                                  O.P.
eingeführt wurden.
    Die Pálffy-Familie war der größte Landbe-
sitzer in den Kleinen Karpaten. Sie luden die
Holzhacker in ihre Besitzstände ein. Außerdem
kamen sie in die Wälder, die den Städten Bö-
sing/Pezinok und Modern/Modra gehörten. In
der Bevölkerung und später auch bei den Fach-
leuten wurden sie „Huncokári“ genannt, was
vom deutschen Wort „Holzhacker“ abgeleitet
ist. Das Schicksal dieser Deutschen war das-
selbe wie das aller Karpatendeutschen: Nach
1945 mussten sie ihre Siedlungen verlassen, in
der Slowakei sind nur wenige geblieben.

Gedenken an die Holzhacker
In den letzten Jahren bemühen sich die Nach-
kommen, die Erinnerung an diese kleine deut-
sche Minderheit wieder zu beleben. Da hat die
Universität in Tyrnau mit ihren Forschungspro-
jekten einen großen Beitrag geleistet. Im Au-
gust 2021 hat dort auch Pavol Krajčovič erfolg-
reich seine Doktorarbeit über die Holzhacker
verteidigt.
    Die Autoren der Publikation sind Simona
Fraštíková, Monika Hornáček Banášová und             Das Wörterbuch zu dem Lehrbuch über die         Der Titel der Publikation ist eine mundartliche
                                                   deutschen Holzhacker in den Kleinen Karpaten.         Ableitung eines deutschen Begriffes.
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Trauertag der Russlanddeutschen
Am 28. August gedachten die Russlanddeutschen eines der tragischsten Momente in der Ge-
schichte ihres Volkes, das sich an diesem Tag vor 80 Jahren ereignete. An diesem Tag erließ das
Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR den Erlass (”Ukaz“) Nr. 21/160 ”Über die Umsied-
lung der im Wolgagebiet ansässigen Deutschen“, in dem die Wolgadeutschen wahllos beschul-
digt wurden, bei sich ”Tausende und Zehntausende von Saboteuren und Spionen“ zu verstecken.
Danach erfolgte eine vollständige Deportation der Deutschen aus der Autonomen Republik der
Wolgadeutschen in entlegene Gebiete Sibiriens, Kasachstans und Zentralasiens.
Die Geschichte der Deutschen in Russland ist         Darin hieß es: „Entsprechend glaubwürdigen         Entspannung, Auswanderung,
lang. Sie erstreckt sich über viele Jahrhunderte.    Nachrichten der Militärbehörden befinden           Konsolidierung
So vielfältig, wie das Land und die dort leben-      sich in den Wolgagebieten unter der dortigen       1953 starb Stalin. 1955 besuchte Adenauer
den Menschen sind, ist auch die Geschichte,          deutschen Bevölkerung tausende und zehntau-        erstmals seit dem Krieg Moskau, diplomatische
die sich daraus entwickelte. Russen und Deut-        sende Saboteure und Spione, die auf ein von        Beziehungen zwischen Moskau und Bonn wur-
sche waren schon früh miteinander verbunden,         Deutschland zu gebendes Signal Sabotage-           den wieder aufgenommen. In der Folge erließ
vor allem politisch, kulturell und wirtschaftlich.   akte in den von Wolgadeutschen besiedelten         der Oberste Sowjet der UdSSR am 13. De-
Die ersten regelmäßigen und andauernden Be-          Gebieten auszuführen haben“. Infolgedessen         zember 1955 das Dekret „Über die Aufhebung
ziehungen nahmen frühhansische Kaufleute in          sehe sich „die Sowjetregierung gezwungen,          der Beschränkungen in der Rechtsstellung der
der Mitte des 12. Jahrhunderts mit Nowgorod          Strafmaßnahmen gegen die gesamte deutsche          Deutschen und ihrer Familienangehörigen, die
auf. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts zog es        Bevölkerung des Wolgagebietes zu ergreifen“.       sich in den Sondersiedlungen befinden“. Mit
viele Deutsche nach Moskau und ab Anfang             Man spricht zwar nur über die Deportation der      diesem Dekret wurde die Kommandantur abge-
des 18. Jahrhunderts vor allem in die aufstre-       Wolgadeutschen, Tatsache war aber, dass alle       schafft, die Menschen durften sich wieder frei
bende Stadt Petersburg.                              Sowjetdeutschen damit als Volksverräter be-        bewegen, konnten Verwandte und Bekannte
    Seit dem Einladungsedikt (1763) von der          zeichnet wurden. In der Ostukraine sowie auf       besuchen. Sie durften jedoch nicht in ihre alten
Zarin Katharina der Großen und ihrem Enkel           der Krim hatte die Deportation sogar schon im      Wohnorte zurückkehren und auch keinen An-
Alexander I. zogen im 18. und 19. Jahrhundert        Juli 1941 begonnen.                                spruch auf ihr ehemaliges Vermögen erheben.
tausende Deutsche in die Weiten Russlands,               Seit dem entsprechenden Erlass des             Diese Vorschriften wurden erst 1972 geändert.
um sich dort niederzulassen. Sie siedelten sich      Obersten Sowjets wurden rund 900.000 Russ-             Ende der 1970er Jahre sprechen offizielle
hauptsächlich an der Wolga, am Schwarzen             landdeutsche nach Sibirien und Kasachstan          Statistiken der UdSSR von circa 2 Millionen
Meer, in Wolhynien – mit Tochtersiedlung bis         deportiert. Etwa 350.000 Menschen wurden           Russlanddeutschen. Nach der Auswande-
nach Turkestan und Sibirien – an und trugen          in Arbeitslager gebracht, mindestens 150.000       rungswelle in den 1980er/1990er Jahren
entscheidend zur Entwicklung des Landes              verloren ihr Leben. Auf die Deportierten wartete   leben noch etwa 650.000 Deutsche in den
bei. Antideutsche Hetze im Ersten Weltkrieg,         ein neues, schwieriges Leben: die Arbeitsar-       Nachfolgestaaten der Sowjetunion, davon
Kollektivierung und bolschewistischer Terror         mee, der Hunger, die Kälte und der Verlust von     in Russland um die 400.000, in Kasachstan
setzen ihnen zu. Am 19. Oktober 1918 setz-           Angehörigen. Sie durften ihren Wohnort nicht       um die 180.000 und in der Ukraine um die
te Lenin seine Unterschrift unter das Dekret         ohne Genehmigung des Kommandanten verlas-          33.000. Sie werden durch hunderte Selbst­
über die Errichtung der „Arbeitskommune der          sen. Von 1945 bis zum Sommer 1956 durften          organisationen repräsentiert. Ihr Haupt-
Deutschen des Wolgagebiets“. Anfang 1924             sie die Grenzen ihres Kreises nicht überschrei-    anliegen ist die Konsolidierung, Erhaltung
wurde die Republik der Wolgadeutschen mit            ten. Die Verletzung dieser Vorschrift wurde mit    und Entwicklung der deutschen Minderheit
der Hauptstadt Engels (früher Pokrowsk) ge-          20 Jahren Zuchthaus bestraft. Laut Erlass des      in ihrem jeweiligen Land. Seit Anfang der
gründet.                                             Obersten Sowjets von 1948 waren die Deut-          1990er Jahre haben die Volksdelegierten
                                                     schen „auf ewige Zeiten verbannt und der Son-      der Russlanddeutschen beschlossen, am
Anfang der Katastrophe                               derkommandantur unterstellt“. Das war der Hö-      28. August auf den jährlichen Gedenkveran-
Hitlers Überfall auf die Sowjetunion in den frü-     hepunkt der Entrechtungspolitik der Deutschen      staltungen an den Tag ihrer Deportation zu
hen Morgenstunden des 22. Juni 1941 war für          in der UdSSR. Nach sowjetischen Angaben            erinnern.                                  Red
die deutsche Volksgruppe in der UdSSR der            lebten 1959 von den 1,62 Millionen Russland-
Beginn einer Katastrophe. Nach zehn Wochen           deutschen 90 Prozent im asiatischen und 10
wurde der oben erwähnte „Ukaz“ erlassen.             Prozent im europäischen Teil der UdSSR.

                                        Die Deportation 1941                                                     Die Ansiedlung an der Wolga

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Bund der Vertriebenen hat neues Präsidium
Am 27. August 2021 wurde auf der Bundesversammlung des Bundes der Vertriebenen in Berlin
über ein neues Präsidium abgestimmt. Dabei wurde der bisherige Präsident, Dr. Bernd Fabritius
MdB, mit 94,5 Prozent der Delegiertenstimmen wiedergewählt. Auch die Vorsitzende der Karpa-
tendeutschen Landsmannschaft in Deutschland, Brunhilde Reitmeier-Zwick, wurde als Präsidial-
mitglied gewählt. Der Karpatendeutsche Verein gratuliert ganz herzlich.
Fabritius, der aus Siebenbürgen stammt und       „beim dritten Anlauf endlich wieder möglich“    und Spätaussiedler sowie der deutschen
auch Beauftragter der Bundesregierung für        seien. Einen der inhaltlichen Schwerpunkte      Minderheiten in den Heimatgebieten in ihre
Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten      setzte Dr. Fabritius im Hinblick auf die Bun-   politische Arbeit einzubeziehen. Hierzu fass-
ist, tritt damit seine vierte Amtszeit an.       destagswahl. So gelte es für jede demokra-      te die Bundesversammlung einstimmig eine
    Zu Vizepräsidenten wurden gewählt:           tische Partei, die Anliegen der deutschen       Entschließung.
Stephan Grigat, Raimund Haser MdL, Chris-        Heimatvertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler                                        BdV/Red
tian Knauer, Stephan Mayer MdB, Egon
Primas und Johann Thießen. Zu weiteren
Präsidialmitgliedern wurden gewählt: Rita
Hagl-Kehl MdB, Milan Horáček, Steffen
Hörtler, Siegbert Ortmann, Brunhilde Reit-
meier-Zwick und Editha Westmann MdL.
    Die Präsidentin des Frauenverbandes im
BdV, Dr. Maria Werthan, gehört kraft Amtes
dem Präsidium an. Auch zukünftig wird Ar-
beit und Zusammensetzung des Präsidiums
somit die Vielfalt des Gesamtverbandes wi-
derspiegeln.

Aufbruchstimmung im BdV
Aufbruchstimmung ging vom Arbeitsbericht
des Präsidenten aus, der sich gemeinsam
mit den Delegierten freute, dass unter Ein-
haltung sämtlicher Corona-Auflagen Begeg-                    Das neue Präsidium des Bundes der Vertriebenen mit seinem Präsidenten
                                                                              Dr. Bernd Fabritius (Fünfter von links)
nung und Austausch der Delegierten nun

Blaufuß feierte 690 Jahre
Die Gemeinde Blaufuß/Krahule in den Kremnitzer Bergen feierte am 14. August ein außerge-
wöhnliches Jubiläum: Vor 690 Jahren wurde der Ort erstmals schriftlich erwähnt.
Zur Feier des Tages fanden gleich zwei Veranstaltungen statt. Auf        der Vorsitzenden des Karpatendeutschen Vereins im Hauerland, Hil-
dem Sportplatz blubberten in Kesseln köstliche Gerichte, denn hier       da Steinhübl, eröffnete die Singgruppe aus Blaufuß das Programm.
gab es bereits am Vormittag einen Wettbewerb im Gulaschkochen.           Die Gruppe leitet Regina Lukáčová, die Vorsitzende der Ortsgruppe
Am Nachmittag erklangen auf dem Platz vor dem Gemeindeamt kar-           des Karpatendeutschen Vereins, die passend zum Anlass das Eröff-
patendeutsche Lieder und die Kinder der Grundschulen aus Krem-           nungslied ausgesucht hatte – das „Blaufuß-Lied“.
nitz begeisterten die Besucher mit ihren Tanz- und Singeinlagen.            Bei strahlendem Sonnenschein zeigten dann die Kinder aus Blau-
                                                                         fuß und Umgebung ihre Tanzkünste. Auch die Neutrataler aus Gaidel/
Buntes Programm                                                          Kľačno sorgten für hervorragende Stimmung. Durch das Programm
Nach den Ansprachen des Bürgermeisters Miroslav Schwarz und              führte mit viel Feingefühl MUDr. Helga Nikles.                Red

                    Die Singgruppe aus Blaufuß                                      Die Veranstaltung moderierte MUDr. Helga Nikles.

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Aus den Regionen

Das 29. Hauerlandfest
Im Dorf Schmiedshau/Tužina in der Oberen-Neutra-Region hat am 21. August 2021 das
29. Hauerlandfest stattgefunden. Eigentlich war es schon für 2020 geplant, aber wegen der
COVID-19-Pandemie wurde es auf einen günstigeren Zeitraum verschoben, damit auch die Gäs-
te aus dem Ausland teilnehmen konnten.
So kam der 21. August 2021. In Schmiedshau befindet sich ein            Mit Ansprachen richteten sich an die Teilnehmer des Hauerlandfes-
Gemeindemuseum. Ein ganzes Wohnhaus ist als Ausstellungshaus            tes Frau Hilda Steinhüblová, die Vorsitzende der KDV-Region Hau-
eingerichtet und dort befinden sich Gegenstände, die die Bewohner       erland, der Bürgermeister der Gemeinde, Herr Miroslav Dzina, und
von Schmiedshau/Tužina hauptsächlich vor dem Zweiten Weltkrieg          der KDV-Vorsitzende Dr. Ondrej Pöss. Als Erstes trat die heimische
benutzt haben. Das Museum wird von Frau Kornelia Richterová ver-        Singgruppe Schmiedshauer auf, dann die Singgruppe aus Oberturz/
waltet, die diesem Museum ergeben ist. Den Teilnehmern des Hau-         Turček, die Jugendtanzgruppe Schadirattam aus Metzenseifen/
erlandfestes wurde ermöglicht, sich verschiedene Exponate anzuse-       Medzev, die Singgruppe aus Kuneschau/Kunešov, die Singgruppe
hen, die sich im Museum befinden.                                       Grünwald aus Krickerhau/Handlová, die Singgruppe Neutrataler aus
                                                                        Gaidel/Kľačno und die Singgruppe JASS aus Krickerhau/Handlová.
Andacht in der Jakobskirche                                             Perfekt moderierte auf Deutsch und Slowakisch Frau MUDr. Helga
Dann hat die Andacht in der Kirche des Heiligen Jakobs unter Teilnah-   Nikles.
me des Herrn Pfarrers Ladislav Zajac und dp. Johannes Waldenmaier          Zum Schluss des Kulturprogramms wurde die Stafette in die Hän-
aus Deutschland im deutsch-slowakischen Vortrag stattgefunden.          de der Frau Hildegard Radovská aus Krickerhau/Handlová weiterge-
    Der Aufbau der Kirche wurde im Jahr 1788 begonnen. Sie wurde        geben. Der 30. Jahrgang des Hauerlandfestes wird also in Handlová
auf den alten Grundmauern der ursprünglichen Kirche errichtet, die      stattfinden.
wurde abgerissen, weil sie nicht entsprechend war. Neun Jahre dau-
erte der Bau der neuen Kirche.                                          Schöne Erinnerungen
    Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche markant be-         Nach diesem Akt hat Frau Matilda Ďuricová, die Vorsitzende der Orts-
schädigt, der Turm wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhun-        gruppe des Karpatendeutschen Vereins in Schmiedshau/Tužina sich
derts renoviert und das innere Gemälde wurde zerstört. Die gesamte      bei allen Mitwirkenden für ihre wunderschönen Auftritte bedankt. Au-
Rekonstruktion des Gemäldes wurde im Jahr 2002 begonnen und             ßerdem dankte sie Frau Hilda Steinhübl, der Vorsitzenden des gan-
dauerte fünf Jahre. Für die Rekonstruktion und Gewinnung der Fi-        zen Hauerlandes und dem Bürgermeister der Gemeinde Schmieds-
nanzmittel sorgte unser in Deutschland lebende Kompatriot Herr          hau für die hervorragende Vorbereitung des Festivals. Sie schätzte
Walther Greschner. Leider konnte er an diesem Hauerlandfest nicht       die Teilnahme der werten Gäste des Herrn Dr. Ondrej Pöss mit der
teilnehmen.                                                             Ehefrau und des Herrn Dr. Jozef Lang.
    Eingeladen waren auch unsere weiteren Landsleute aus Deutsch-          Der gesamte Schluss wurde von Frau MUDr. Helga Nikles mit
land, die uns mit Bedauern mitgeteilt haben, dass Frau Anni Zjaba       einem schönen Vortrag gestaltet und die Teilnehmer beendeten die
und Herr Johann Dubb an dem Hauerlandfest nicht teilnehmen kön-         Veranstaltung mit dem Singen des Liedes „Wahre Freundschaft“.
nen.                                                                       Der Samstagnachmittag ist gelungen, auch die Schmiedshauer
                                                                        Kompatrioten, die uns in niedrigerer Anzahl als üblich bei einer sol-
Umzug und Kulturprogramm                                                chen Veranstaltung besucht haben, waren zu Tränen gerührt. In allen
Das Programm des Hauerlandfestes ging weiter mit dem Umzug von          von uns hinterließ das Treffen der Mitglieder des Hauerlandes und
der Kirche zum Kulturhaus, wo auf dem Platz vor dem Kulturhaus die      unserer Freunde schöne Erinnerungen.
Auftritte der Gruppen stattfanden.                                                                                        Matilda Ďuricová

     Zahlreiche Gruppen aus dem Hauerland und der Zips nahmen
                                                                                             Das Wetter spielte auch mit.
                    am Umzug und der Feier teil.

  Die Vorsitzende der KDV-Region Hauerland Hilda Steinhübl begrüßte
                                                                              Am Schluss sangen alle gemeinsam „Wahre Freundschaft“.
                          alle ganz herzlich.

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Aus den Regionen

90 Jahre Posaunenchor in Einsiedel
Am letzten Sonntag im August wurde in der Evangelischen Kirchengemeinde Augsburger Be-
kenntnisses in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom mit einem feierlichen Gottesdienst
das 90-jährige Jubiläum der Gründung des Posaunenchors gefeiert.
                                 Hinter der Idee eines Posaunenchors       im Posaunenchor, hielt eine Predigt zu 2. Chron. 5,13. Zur festlichen
                                 stand der damalige Gemeindepfarrer        Atmosphäre trugen auch die vor dem Altar stehenden Bergmänner in
                                 Matej Danielis. Als Vorbild dienten ihm   ihren festlichen Uniformen bei.
                                 die deutschen Kirchenbläserensem­            Ein schöner Teil des Gottesdienstes war auch eine Gratulation,
                                 bles, die in und außerhalb der Kir-       die an den frischen 70-Jährigen František Göllner ging, der seit
                                 chen zum Lob Gottes spielen. Johann       48 Jahren ununterbrochen auf seinem schweren Heligon spielt. Zu-
                                 Kuhlo in Bethel half ihm mit dem Wis-     gleich gebührt ihm der große Verdienst, die Mitglieder des jubelnden
                                 sen, das er aus seinen Erfahrungen        Posaunenchors aus den Reihen der Familienmitglieder zu gewinnen.
                                 gewonnen hatte. Nach der Rückkehr            Der Abschluss der Feier fand am Grab des Gründers des Posau-
                                 nach einem einmonatigen Deutsch-          nenchores auf dem örtlichen Friedhof statt.
                                 landaufenthalt gründete Matej Danie-         „Nun danket alle Gott“ hieß das erste Lied, welches die Posaunis-
                                 lis im August 1931 eine ähnliche Mu-      ten einstudiert hatten. Sein Verweis ist bis heute aktuell.
                                 sikgruppe in der Kirchengemeinde.                                                 Text und Fotos: Ján Alcnauer
Matej Danielis (1895-1958) hatte      In der vergangenen Zeit hat der
 die Idee für den Posaunenchor. Posaunenchor verschiedene Epo-
                                 chen durchlaufen. Er trat häufig im
Inland auf, war aber auch in Rundfunk- und Fernsehübertragungen
sowie bei mehreren Auslandsauftritten zu sehen. Einer der Dirigen-
ten, der seine Karriere vor fünfzig Jahren begann, ist der Autor dieses
Artikels.

                                                                                             František Göllner mit seinem Heligon

        Der Posaunenchor in seiner derzeitigen Zusammensetzung

                                                                                                 Der feierliche Gottesdienst

                Die Bergmänner beim Einzug in die Kirche

Feierlicher Gottesdienst
Ein Mitglied des Posaunenchores, Klaudia Wenzelová, machte die
Anwesenden mit der näheren Geschichte des Ensembles vertraut.
Der Gemeindepfarrer Ján Sabanoš war der Liturge, Schwester Pfar-
                                                                                         Am Grab des Gründers des Posaunenchores
rerin Zuzana Alcnauerová geb. Turzáková, eine ehemalige Baritonistin

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Aus den Regionen

Das Unterzipser Mantakentreffen
”Der schönste Platz der Welt ist doch zu Hause, wo keine Sehnsucht brennt, bin ich daheim. Da, wo
das Gras so grün, die Berge leuchten, dort wohnt das Glück für mich allen (...)“ singen die Vaiolets
aus Südtirol und so empfinden wir es auch in unserem kleinen Einsiedel, wenn wir um uns blicken.
Unsere Berge und Hügel leuchten um uns          Einwanderung unserer Vorfahren voller Ehre
herum. Da Spitzenpiag, da Raabastaan, da        gedacht haben.
Korban, de Kloptanne – es reicht, die Namen         Anfang August 2006 hat das „Erste Unter-
zu erwähnen und schon macht sich ein gutes      zipser Mantakentreffen“ stattgefunden. Es wa-
Gefühl breit.                                   ren immer die Mitglieder aus den Ortsgruppen
   Das Wahrzeichen unserer Gemeinde ist der     der Unterzips und mehrere Gäste eingeladen.
703 Meter hohe Spitzenberg. Das Kreuz auf       Es gab ein gutes Programm und im Hof des
ihm erinnert uns an die Einwanderung unserer    Hauses der Begegnung hat man die Mundar-
Vorfahren. Der Aufstieg zum Kreuz ist immer     ten der Unterzips gehört.
eine Huldigung an sie, an ihre unermüdliche         Im Jahre 2020 war leider alles anders. Ein
Arbeit, an ihre Ausdauer, an ihre Erfolge und   festliches Treffen war geplant. Es hätte das
an alles, was sie uns hinterlassen haben: die   „15. Unterzipser Mantakentreffen“ werden sol-
Natur, die Kultur und die Sprache – unsere      len. Aber nur wir Einsiedler kamen zusammen.
Mundart, das Mantakische.                       Auch heuer fand unser „Unterzipser Mantaken-
                                                treffen“ nur im kleinen Kreise statt, nur wir aus
Die Unterzipser Mantakentreffen                 Einsiedel an der Göllnitz. In der Ansprache ha-
Das Unterzipser Mantakentreffen hat ein wich-   ben wir uns an unsere Aufstiege zum Kreuz er-
tiges Ziel: unsere Mundart zu erhalten und zu   innert. Die Erinnerungen bleiben uns. Das Ziel,
fördern. Es war immer ein wunderbares Gefühl    unsere mantakische Mundart zu fördern und zu
für alle, die beim Kreuz auf dem Spitzenberg    erhalten, werden wir auch weiterhin verfolgen.
an die Gründung unserer Gemeinde und an die                                 Gabriela Wenzelova         Die Einsiedler 2015 auf dem Spitzenberg

Fest in Úhorna und Schmöllnitz Hütte
Auch dieses Jahr wollten wir in unserer Region des Karpatendeutschen Vereins in Schmöllnitz
Hütte/Smolnícka Huta feiern. Wir waren aber leider laut Covid-Automat nicht in einer grünen Regi-
on. Darum war es aufgrund der Beschränkungen nicht möglich, etwas Großartiges zu organisie-
ren, aber wir trafen uns dennoch im kleinen Kreise.
Am 8. August fand bei der Kapelle Jungfrau Maria vom Schnee auf           Nach dem Gottesdienst bedankte sich die Vorsitzende der Orts-
dem Berg Úhorna um 6.30 Uhr eine Festmesse in deutscher, danach           gruppe des Karpatendeutschen Vereins, Darina Mikulová, für die
in ungarischer und daraufhin in slowakischer Sprache statt. Daran         gute Zusammenarbeit mit dem Ausschuss. Außerdem dankte sie
nahm auch der KDV mit einem Programm teil. Wir hoffen, dass die           der Singgruppe auch für den Auftritt in Hopgarten/Chmeľnica, wo
Lage in der Adventszeit schon besser sein wird.                           sie den Ausschuss mit der Singgruppe am Abend zu einer kleinen
                                                                          Erfrischung eingeladen hat. Ein besonderer Dank gebührt auch dem
Ein festlicher Gottesdienst zu Maria Himmelfahrt                          Herrn Bürgermeister, Marián Pohly, für die Unterstützung und gute
Wie vergangenes Jahr feierten wir Maria Himmelfahrt am 15. August         Zusammenarbeit.
um 11 Uhr mit einem Festgottesdienst in der katholischen Kirche.                                                            Darina Mikulová
Einen Beitrag zu dem Festgottesdienst hat auch die Singgruppe un-
serer Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins geleistet. Sie sang
die Bergmannshymne und das Marienlied „Mit frohen Herzen.“

                          Beim Gottesdienst                                             Wir sind im kleinen Kreis zusammengekommen.

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Aus den Regionen

Evangelische Kirche in Topporz
Am 31. Juli 2021 hat in der verwaisten Kirche in Topporz die Generalversammlung der Gemeinschaft
der evangelischen Frauen in der Slowakei stattgefunden. Um 10 Uhr kamen 52 Teilnehmer zu einem
Arbeitstreffen zusammen. Darunter waren 48 Schwestern und vier Brüder, inkl. des Bischofs vom Ost-
distrikt der evangelischen Kirche in der Slowakei Mgr. Peter Mihoč.
Es wurde über die Arbeit der Gemeinschaft der evangelischen             1770 gebaut. Geweiht wurde sie am Feiertag der heiligen Dreifal-
Frauen des vergangenen Jahres gesprochen, die sehr von der              tigkeit von Senior Caspar Raisz. 1815 hatte Topporz 3 735 Seelen.
COVID-19-Pandemie betroffen war. Nachmittags um 14 Uhr wurde            Ende des 19. Jahrhunderts sind viele Einwohner wegen großer Not
von Pfarrerinnen ein Gottesdienst abgehalten, die Predigt hielt der     nach Amerika ausgewandert. 1891 waren in Topporz 537 evange-
Bischof des Ostdistrikts der ECAV in der Slowakei, Peter Mihoč. Da-     lisch. 1937 war in der Gemeinde ein großes Feuer. Dabei brannte
rin würdigte er die Arbeit der Frauen in verschiedenen Bereichen in     der Kirchenturm der evangelischen Kirche ab. Ein neuer Kirchenturm
der Kirche, Familie und Gesellschaft. Bei dieser Gelegenheit haben      wurde in den Jahren 1939 bis 1940 gebaut.
wir uns an den 250. Jahrestag der Kirchenweihe der evangelischen            Vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind viele Evangelische
Kirche in Topporz erinnert. Eigentlich war es dieses Jahr der 251.      aus Topporz mit ihrem Pfarrer nach Deutschland ausgesiedelt.
Jahrestag – wegen der COVID-19-Pandemie konnte man im Jahr
2020 aber keine Gedenkfeier organisieren. Danach informierte Pfar-      Nach dem Zweiten Weltkrieg
rerin Ľubica Sobanská von der Kirchengemeinde in Winschendorf/          Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Einwohner von Topporz, die
Slovenská Ves, in dessen Bezirk diese Kirche gehört, über die Ge-       deutscher Nationalität waren, gemäß der Beneš-Dekrete abgescho-
schichte der Kirche.                                                    ben. Viele sind in die USA, nach Kanada und Australien ausgewan-
                                                                        dert. Der Torso der Evangelischen, die da geblieben sind, wurde zur
Die Geschichte der Kirche                                               Kirchengemeinde nach Hollumtz, dann nach Kesmark, Zipser Bela
Die erste schriftliche Nachricht über die Gemeinde Topporz stammt       und zuletzt 1954 zur Kirchengemeinde in Windschendorf als Diaspo-
aus dem Jahr 1297. Die Geschichte der evangelischen Kirche in Top-      ra eingegliedert. In den Jahren 1968 bis 1972 wanderten die letzten
porz beginnt kurz nach Luthers Reformation, dank der Familie Gör-       zwei Familien von der evangelischen Kirchengemeinde in Topporz
gey, die sich im Jahre 1951 zur Lehre der Reformation bekannte. Im      nach Deutschland aus.
Jahre 1521 existierte da schon eine Kirchengemeinde und im Jahre           1997 bis 1999, wurde die evangelische Kirche in Topporz, aus
1538 hatte diese Gemeinde ihr eigenes Reglement. Im Jahre 1544          Gottes Gnade, generalüberholt, obwohl hier nur noch sechs Evan-
wurde den Evangelischen die katholische Kirche zur Verfügung ge-        gelische waren. Unser Gott hatte alles so geregelt, dass wir dies
stellt, denn die ganze Gemeinde war evangelisch. Ab 1550 haben die      durch eigene Mittel der Kirchengemeinde, die Arbeit von hilfsberei-
Kirche die Evangelischen und die Römisch-Katholischen gemeinsam         ten Gemeindemitgliedern und Meister, aber auch durch die Hilfe der
genutzt, ohne Hader. Im Jahre 1673 wurde die Kirchen den Evange-        Gemeinde Topporz und der Landsleute, was sehr notwendig war,
lischen abgenommen und dem Orden der Piaristen in Pudlein/Po-           durchführen konnten. So dient diese Kirche auch heute noch der
dolínec übergeben. Von dieser Seite hatte sich die Gegenreformati-      Verkündung von Gotteswort und Erteilung der Sakramente. Letztes
on ausgebreitet. In der Verfolgungszeit trafen sich die Evangelischen   Jahr waren in der Gemeinde noch zwei evangelische Frauen, dieses
aus Topporz und Umgebung in den Kellerräumen des Kastells der           Jahr ist es nur eine. Wir treffen uns regelmäßig jedes Jahr zur Erin-
Familie Görgey, wo Johann Görgey Gottes Wort predigte.                  nerung an die Kirchweihe und gelegentlich bei Besuchen von Lands-
    In den Jahren 1682 bis 1710 haben die Evangelischen wieder          leuten, bei verschiedenen Treffen im Rahmen des Seniorats, Distrikts
abwechselnd mit den Katholischen die katholische Kirche genutzt.        oder der gesamten Kirche. Jetzt war es bei der Generalversammlung
1681 hatten sich die Evangelischen in Topporz auf Grund der Öden-       der Gemeinschaft der evangelischen Frauen ECAV und bei dem Ge-
burger Artikel eine Holzkirche bauen können. Das Grundstück für         denken an den 250. Jahrestag der Weihung dieser Kirche, den wir
den Bau dieser artikularen Holzkirche hatte die Familie Görgey zur      voriges Jahr nicht feiern konnten. Es sei für alles Dank und Heil unse-
Verfügung gestellt. Kurze Zeit nach dem Bau ist diese Kirche aber ab-   rem Gott, aus dessen Gnade wir alle leben, uns bewegen und alles
gebrannt, 1732 wurde durch eine Bewilligung Karls III. und der Hilfe    tun, was notwendig ist.
der Familie Görgey wieder eine Holzkirche aufgebaut. Diese brannte                                                           Ľubica Sobanská,
wieder ab. Dann gab Maria Theresia die Bewilligung zum Aufbau ei-                               Pfarrerin aus Windschendorf/Slovenská Ves
ner gemauerten Kirche. Diese Kirche wurde in den Jahre 1768 bis

                       Der Altar mit der Kanzel                                  Die Frauen und Pfarrerinnen der Generalversammlung

10
IX-2021                        Journal der Karpatendeutschen Jugend in der Slowakei

Ein einfacher Mensch - Kapitel 3 von 4
Diese Geschichte stammt von Emma Horvat, einer 13-jährigen Schülerin der Deutschen Schu-
le Bratislava/Preßburg. Sie ist im Schreib-Café entstanden, einem Online-Projekt zum Kreativen
Schreiben des Karpatendeutschen Vereins und des Instituts für Auslandsbeziehungen. Wir ver-
öffentlichen sie als Fortsetzungsgeschichte in vier Teilen.

Sie wachte in der Nacht auf. Verwirrt versuchte sie zu entkommen,        Mensch.“ „Ich bin kein einfacher Mensch, sonst wäre ich nicht hier.“
aber nachdem sie ihre Umgebung um sich herum wahrgenom-                  „Du willst nicht hier bleiben.“ „Nein, will ich nicht.“ „In deiner Welt gibt
men hatte und ich ihr versicherte, ich sei kein Monster und würde        es nur einfache Menschen. Dies bedeutet, du bist auch ein einfacher
ihr nichts antun, entspannte sie sich ein bisschen. Sie sei hungrig      Mensch.“ „Du kommst auch aus meiner Welt.“ „Ich bin kein einfacher
und ich stellte ihr meinen gekochten Amaranth zur Verfügung. Ihre        Mensch.“ „Du warst es einmal.“ „Ich war nie ein einfacher Mensch.
grün-blauen Augen leuchteten, als sie das Essen sah und sie aß es        Menschen sind einfach. Ich war niemals einfach.“ Sie zückte ihre
mit Vergnügen. Sie war wunderschön, aber sagen konnte ich es ihr         Augenbraue nach oben und ich sah ihr wieder in die Augen. Augen
nie. Nicht einmal später. Niemals habe ich ihr gesagt, sie sei fast      so rein wie ein Fluss, wie der Himmel, wie die Augen eines Engels,
so schön wie ich. Niemals. „Wer bist du?“ fragte sie mich. Meine         Augen, die ich nie verlieren wollen würde. Und sie wollte hier weg,
Antwort wäre normalerweise gewesen: Ich bin ein Wesen, das ein           wie konnte sie es wagen?!
Mensch war und die einfache Gestalt dieses Menschen verlassen
hat. Ich bin die, die allein auskommt und niemanden braucht. Ich bin
die, die Magie in ihrer wahren Form sehen kann, ohne dass sie mich
blendet, ohne dass ich mich vor ihr fürchten muss.“ Doch dies wäre
zu kompliziert für einen einfachen Menschen wie sie, also antworte
ich ihr einfach, so, wie es Menschen gefällt. Einfach. „Ich bin ich.“
Das Mädchen schaute mich an, als ob sie wüsste, dass es eine Lüge
war, aber sie sprach nicht weiter.

Das Mädchen wuchs mir schnell ans Herz. Sie war nett, interessierte
sich wirklich für mich und hörte zu. Das war das erste Mal seit lan-
gem, dass ich sprechen konnte, dass mich wirklich jemand hörte.
Noch nie war mir jemand so wichtig, wie sie es war. Ihr Lachen war
Musik für meine Ohren und das erste Mal seit Jahren hatte ich einen
Grund, endlich wieder Beeren pflücken zu gehen. Meine Kleider wa-
ren ihr zu klein und deshalb verbrachte ich Nächte damit, neue für sie
zu nähen. Ich brachte ihr bei, sich selber welche zu nähen. Ich versi-
cherte ihr, ihre Werke sähen gut aus, obwohl sie wie Kartoffelsäcke
aussahen. Ich zeigte ihr mein Leben – das Leben, das ich in dieser
Welt führte und langsam lernte sie, wie die Magie dieser Welt funk-
tionierte. Ich liebte sie, so, wie ich niemanden jemals geliebt hatte.

Und als ich dachte, alles sei in Ordnung und sie würde mit mir für den
Rest unserer Leben bleiben, fragte sie mich etwas: „Wie könnte ich
nach Hause gehen?“ Das Enttäuschen in meinen Augen versuchte
ich zu verstecken. Ich weiß nicht, ob es mir gelang. „Warum willst du
nach Hause?“ „Weil es mein Zuhause ist.“ „Dies kann dein neues Zu-
hause sein.“ Sie schüttelte den Kopf und erklärte mir, dass dies nicht
die Realität ist. Dies sei nicht das, was ein Mensch brauche, dies sei
nicht das, was sie wolle. Stille herrschte im Haus und ihr Blick war
auf mich gerichtet. „Menschen sind zu einfach, um in einer Welt wie
dieser zu Leben. Geh, geh zurück und finde dein Glück, du einfacher

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Jugendblatt
„In der Geschichte                                                                      Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das
                                                                                        ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeut-

der Karpatendeutschen
                                                                                        schen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.

kann man viele Persönlichkeiten
mit faszinierenden Lebensschicksalen finden“
Tajana Hevesiová ist 25 Jahre alt und Doktorandin am Lehrstuhl für Germanistik, Nederlandistik und
Skandinavistik an der Comenius-Universität in Preßburg/Bratislava. In ihrer Doktorarbeit beschäftigt
sie sich mit der Zipser Mundartliteratur und dem karpatendeutschen Dichter Samuel Pellionis. Wir tra-
fen sie, um Näheres über sie und ihre Forschungsarbeit zu erfahren.

Wie bist du zum Studium der Germanistik gekommen?                       Samuel Pellionis (1870 – 1953) war ein ungewöhnlicher Mundart-
Die deutsche Sprache hat mir schon an der Grundschule Spaß ge-          dichter, weil er als Schuhmacher nicht in die Kategorie der üblichen
macht und am deutschen bilingualen Gymnasium Bilíkova wurde             akademisch gebildeten Autoren passte. Außerdem erlebte er in der
mir allmählich klar, dass Sprachen meine stärkste Seite sind. Meine     ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts drastische Veränderungen der
ganze Kindheit habe ich an Rezitationswettbewerben teilgenommen         Welt, was seine Werke stark prägte. Zum Beispiel bieten seine Ge-
(einmal auch im Haus der Begegnung der Karpatendeutschen) und           dichte einen einzigartigen Blick auf das Gefühl der Entfremdung der
die Arbeit mit dem Text kam mir ganz natürlich vor. Außerdem habe       Heimat, das viele der in der Slowakei gebliebenen Karpatendeut-
ich, als ich klein war, mit meiner Familie zwei Jahre in Bonn gewohnt   schen spürten. Bisher habe ich mich der Verarbeitung des Ersten
und an diese Zeit habe ich sehr schöne Erinnerungen. Aus diesen         Weltkriegs in seinen Texten gewidmet und als Nächstes möchte
Gründen habe ich dann Übersetzen und Dolmetschen aus dem Deut-          ich die Rolle seiner Dichtung in Regional- und Dialektliteratur und
schen und Schwedischen studiert. Ursprünglich wollte ich Dolmet-        in seiner Heimatregion (Dobschau und Umgebung) erforschen. Ein
scherin werden, aber nach dem Masterstudium habe ich gespürt,           äußerst interessantes Thema ist auch die Rezeption des Dichters
dass ich mich akademisch noch mehr entwickeln wollte. Mit Herrn         sowohl während seines Lebens als auch nach seinem Tod in den
Dozent Jozef Tancer habe ich die Möglichkeit besprochen, weiter         verschiedenen Staatsregimen.
Germanistik zu studieren – so bin ich zum Thema Zipser Mundartli-
teratur gekommen. Die Mundarten haben mein Interesse geweckt,           Wie ist das PhD-Programm organisiert?
weil ich mich schon früher im Studium unterschiedlichen historischen    Das Studium dauert für interne Doktoranden vier Jahre, wobei der
oder außergewöhnlichen Sprachformen gewidmet habe. Darüber hi-          Hauptfokus immer auf der Forschung zum Dissertationsthema liegt.
naus kann man in der Geschichte der Karpatendeutschen viele Per-        In den ersten zwei Jahren, die ich schon hinter mir habe, nimmt man
sönlichkeiten mit faszinierenden Lebensschicksalen finden.              noch an verschiedenen Kursen teil, ähnlich wie im Masterstudium.
                                                                        Außerdem fängt man an zu publizieren und am Lehrstuhl zu unter-
Worum geht es in deiner Forschungsarbeit?                               richten. Nach zwei Jahren legt man eine Prüfung ab und danach liegt
Ich analysiere die Werke des Dobschauer Mundartdichters Samuel          der Schwerpunkt des Programmes eher auf dem Publizieren und der
Pellionis. Der Fokus auf diesen Dichter ergab sich, nachdem Herr        Arbeit an der Dissertation. Als interne Doktorandin bin ich auch häufig
Dozent Tancer mit dem Enkel des Dichters, Herrn Rudolf Pellionis,       bei Veranstaltungen des Lehrstuhls dabei und stehe den Studenten
in Kontakt gekommen war und den umfangreichen Nachlass des              zu Verfügung, wenn sie Fragen haben.
Dichters bei ihm gefunden hatte. Herr Pellionis hat uns sehr großzü-
gig diesen Nachlass zum Studium übergeben.

     Tajana ist Germanistin und schreibt zur Zeit ihre Doktorarbeit.       Bei einem Konzert mit der Gruppe Roc'hann (Foto: David Lesák)

II
Jugendblatt
Du hast einige Zeit im Ausland verbracht. Wo warst du und was            Außerdem sollte den Studierenden die deutsche Sprache gefallen
hast du dort gemacht?                                                    und Spaß machen. Man muss gewisse Selbstdisziplin haben und
Neben mehreren kürzeren Sprach- und Dolmetschkursen in Deutsch-          ständig mit der Sprache arbeiten. Die Universität bietet wirklich zahl-
land und Schweden habe ich ein Semester im schwedischen Lund             reiche Möglichkeiten, ins Ausland zu reisen oder an innovativen Pro-
verbracht und jetzt auch ein Semester in Innsbruck. In Lund war ich      jekten teilzunehmen. Es liegt nur daran, alle diese Gelegenheiten zu
im Rahmen des Erasmus+-Programms. In einem Kurs über die histo-          nutzen.
rischen Formen der schwedischen Sprache habe ich dort das The-
ma für meine Bachelorarbeit gefunden: die Autobiografie von Agneta       Welche Träume hast du für die Zukunft?
Horn. Im Rahmen des Doktorandenstudiums war ich jetzt im wunder-         Immer mehr überlege ich, dass ich nach dem Studium in internationa-
schönen Innsbruck, wo ich einerseits sehr nützliche Kurse zum aka-       len Beziehungen arbeiten möchte – also am liebsten mit deutschen
demischen Schreiben besucht habe, andererseits hatte ich Zugang          und österreichischen Institutionen in der Slowakei, die Kontakt zu der
zu wichtigen Quellen der Bibliothek zum Thema Regionalliteratur und      deutschen Bevölkerung der Slowakei pflegen oder deutsche Kultur
Literatur im Ersten Weltkrieg.                                           verbreiten. Ich interessiere mich auch für politische Verhältnisse. Zu-
                                                                         erst möchte ich aber natürlich meine Dissertation erfolgreich ausar-
Du musst viel lesen, wenn du nicht gerade wissenschaftlich tä-           beiten und den Dichter Samuel Pellionis dadurch ans Licht bringen.
tig bist, was liest du gerne?
Im Doktorandenstudium liest man natürlich sehr viel Fachliteratur und
danach bleibt mir nur wenig Energie und Zeit zum weiteren Lesen üb-
rig. Wenn ich aber doch Zeit und Lust zum Lesen habe, zum Beispiel
im Sommerurlaub, lese ich meistens Fantasy-Literatur – ich mag die
Werke von J.R.R. Tolkien, Patrick Rothfuss oder Neil Gaiman.

Ich habe dich im Haus der Begegnung der Karpatendeutschen
in Preßburg/Bratislava getroffen, als du dort für die Karpaten-
deutschen Geige gespielt hast. Was machst du in deiner Frei-
zeit sonst noch gerne?
Geige spiele ich, seitdem ich sechs Jahre alt war. Außer der Kunst-
schule ZUŠ Eugena Suchoňa, wo ich eine ewige Schülerin bin, bin
ich jetzt Mitglied in zwei Musikgruppen: Mit Roc’hann spielen wir bre-
tonische Tanzmusik und mit Musica Ursusica vor allem mittelalterliche
Musik mit manchen modernen Elementen. Die letztgenannte Gruppe
ist Teil der historischen Schaukampfgruppe Ursus aus Stupava, wo
ich auch Feuershows mache. Außerdem nehme ich gerne an Ver-
anstaltungen wie dem Tolkien Reading Day teil und mag Natur und
Hunde.

Wenn man Deutsch studieren will, was sollte man vor dem Stu-
dium wissen?
Gute sprachliche Vorkenntnisse sind immer ein Vorteil, egal ob man
Übersetzen und Dolmetschen oder Lehramt studieren will, weil man                      Tajana mit einem Teil des Nachlasses und einem
sich dann auf die neuen Fachkenntnisse mehr konzentrieren kann.                              Foto des Dichters Samuel Pellionis

                                               Tajana spielt in der Gruppe Musica Ursusica Geige.

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Jugendblatt

Preßburg und Johann Nepomuk Hummel

Hummel wurde am 14. November 1778 in Preßburg/Bratislava in ei-
nem Haus in der heutigen Nedbalova-Straße geboren. Das Renais-
sance-Gebäude beherbergt seit 1937 das Johann-Nepomuk-Hum-
mel-Museum und...                                                     Zur Zeit ist in den Räumlichkeiten dieses Musikgeschäfts unter ande-
                                                                      rem die Ausstellung „Hummel mit den Augen von Kindern“ der Jan-Al-
                                                                      brecht-Kunstgrundschule in Preßburg/Bratislava zu sehen.

...befindet sich in einem Innenhof, den man durch ein Mietshaus aus
dem Jahr 1910 betritt.

                                                                      Neben der Hummel-Straße in der Altstadt erinnert an diesen berühm-
                                                                      ten Bewohner Preßburgs auch ein Denkmal in der Nähe der Donau.
                                                                      Dieses nationale Kulturdenkmal befindet sich seit 2002 auf dem
Das Hummel-Museum versteckt sich hinter einem Musikgeschäft in        Hviezdoslav-Platz direkt vor der deutschen Botschaft.
der Klobučnícka-Straße 2.                                                                                                 Radoslav Páleš

IV
Aus den Regionen

Unser Regionaltreffen in Schwedler
Es ist bereits ein Jahr seit unserem letzten Regionaltreffen vergangen. Damals hatten wir das Projekt
Kurjan zum Schwerpunkt unserer Arbeit für die Zukunft gemacht und so ein neues Unternehmen ins
Rollen gebracht.
Beim Bilanzieren dieses ambitiösen Gestal-          zwar die Ober- und die Unterzipser (Gründler)        muel Kurjan einst das Amt des Oberlehrers be-
tungswerks fühle ich mich auch persönlich           gesondert.“ So beschreibt der beste Kenner           kleidete und selbst unterrichtete, ist also aufs
verpflichtet, all den mehr oder weniger betag-      der Zips, Dr. Julius Gréb, seine Volkskunde          Neue belebt worden. Der Namensträger unse-
ten Teilnehmern und Mithelfern, deren unei-         und setzte mit der einzelnen Verteilung der          res Projekts wäre sicherlich hocherfreut über
gennützige Arbeit diese imposante Leistung in       Ober- und Unterzipser Dichter fort. Nur selten       all das, was wir auf seinem Bildungs- und Auf-
der Hauptsache zuzuschreiben ist, besonders         konnte sich ein Zipser Dichter glücklich schät-      klärungspfad bisher erreicht haben und ermun-
herzlich zu danken. Sie haben sich mit großem       zen, seine Werke seinem frohen Leservölk-            tert noch erreichen wollen. Als Geleit mögen
Idealismus trotz der Coronazeit und der damit       chen in Buchform unterbreiten zu können.             uns die in Samuel Kurjans „Bergmanns-Gebet“
verbundenen erhöhten Anforderungen auch für             Ihre einzelnen Gedichte wurden oft nur in der    angeführten Worte begleiten:
das gemeinsam beschlossene Unternehmen              „Karpathen-Post“ oder im „Zipser Boten“ veröf-
Kurjan zur Verfügung gestellt.                      fentlicht. Diese Wochenblätter waren aber eher       Vor der Schicht
                                                    für die Oberzipser Leser gedacht. So veröffent-      Glück auf!
Erfolgreicher Widerhall                             lichten sie Oberzipser Mundartgedichte zwar          Oh, Gott! Nun lass mich wieder,
Dabei stellten wir mit Freude fest, dass der Sam-   sehr oft, Gedichte in Gründler Mundart (Unter-       Mit Mut betreten meinen schweren Gang!
melaufruf für das Heimatmuseum in Schwedler         zipser) jedoch sehr selten. Ein Erster, der die      Wenn Ich zur Tiefe nieder,
im Karpatenblatt 9/2020 von Seiten unserer          Zipser Mundart als Kunstmittel handhabte, war        Muss in Gefahr in Bergeshang.
lieben Ortsgruppenvorsitzenden – Frau Dipl.         Friedrich Scholz, Gymnasialprofessor und Autor
Ing. Gabriele Ivančová – auf sehr fruchtbaren       des Zipser Volksliedes. Die Mundart hat wesent-      Und in der Nacht des Schachtes,
Boden gefallen war. Wir erhielten wirklich viele    lich dazu beigetragen, das Bewusstsein der Zu-       In tausend Ecken fletscht der böse Tod,
wertvolle Exponate aus verschiedenen Zeiten,        gehörigkeit zum Deutschtum zu erhalten, wobei        Mich führt die Hand des Vaters,
wofür allen Spendern unser aufrichtiges und         diese Entwicklung keinesfalls einheitlich verlief.   Drum bin ich kühn, und fürchte keine Not.
gebührendes Dankeschön ausgesprochen sei.                                                                Oh bleib bei mir auch heute,
    Um nur ein paar davon kurz zu erwähnen:         Samuel Kurjan                                        Oh schenk mir Deine Gnad, verlass mich nicht,
Bücher für die ehemalige Volksbücherei der          Ein überaus aktiver und begeisterter Vertreter       Gib reiche Tagesbeute,
deutschen Volksschule, Hausgeräte aus allen         dieser Literaturgattung war auch unser Samu-         Und das ich gesund steig ans Tageslicht!
Bereichen des Alltags, wodurch sogar die Re-        el Kurjan. Hierbei ist zu erwähnen, dass der         Glück auf!
konstruierung der Schwedler Damen- und Her-         größte Teil seiner Werke in Manuskriptform, in       Amen
rentracht schon im Raum steht, sowie bereits        Kurrentschrift und teils Hochdeutsch, teils in
ein fertiges Schlafgemach. Sogar ein verschol-      seiner heimatlichen Schwedler Mundart und            Nach der Schicht
lenes Gemälde unserer Landsleute bereicherte        teils auch in ungarischer Sprache erschien.          Glück auf! Die Schicht ist nun zu Ende,
unsere Bilderkollektion. Es stammt von Horst        Seine Werke sind, wie er selber schreibt, zum        Durch Deine Gnad hab ich sie gut vollbracht,
Jobs und zeigt Schwedler vor dem Zweiten            Nachdenken und Unterhalten bestimmt. Sein            Es falten sich mit Dank die Hände,
Weltkrieg. Er lebt mit seiner Frau Charlotte        Werk und sein Schaffen sind als Panoptikum           Zu preisen Deine Liebe, Güte und Macht.
Hamrák, die ursprünglich aus Schwedler ist,         des Zeitgeschehens wie auch des Seins und            Du warst bei mir,
derzeit in Kanada.                                  Werdens der Karpatendeutschen zu betrach-            hab Dank dafür!
    Für sein musterhaftes Interesse und seinen      ten. Aber auch als Ringen um die eigene Iden-        Glück auf!
nachgewiesenen unentgeltlichen Opfersinn            tität eines Karpatendeutschen und Kind seiner        Du lieber Vater dessen Güte,
wurde unser lieber Landsmann Rüdiger Lan-           Zeit. All dies aus der Sicht eines Dorflehrers       Mir hilfreich heute an der Seite stand,
germann aus Schlotheim in Deutschland als           und überaus engagierten Mitgestaltenden des          Doch preiset innig mein Gemüte,
Ehrenmitglied in unsere Ortsgruppe aufgenom-        Kulturlebens nicht nur in seiner Gemeinde.           Zu Dir sich hebet flehend meine Hand.
men. Auf dem Felde der Ahnen- und Familien-             Unser Sonntagnachmittag neigte sich              Verlass mich nicht!,
forschung hat er sich hervorragende Verdiens-       schnell seinem Ende zu und nun stimmten wir          Sei Du mein Licht!
te erworben, was unsere Heimatforschung weit        einige wunderschöne deutsche Gesänge an.             Glück auf!
voranbrachte.                                       Bald war unsere renovierte Heimatstube voller
                                                    lustiger, aber auch wehmütiger Lieder. Ein rein      So, wie ein Kind den Vater liebet,
Einblick ins geschichtliche Zeitpanorama            zufälliger Besucher konstatierte, dass im gan-       So hebt mein Herz in Erfurt sich zu Dir,
Die Freude des gemeinsamen Wiedersehens             zen Gebäude und in der ganzen Heimatstube            So, wie es seine Schwachheit fühlet,
ließ uns alle Sorgen des vergangenen Jahres         die Geschichte überall spürbar sei, was natür-       So fleh auch ich um Deine Kraft, dass hier,
hinter uns bringen, wenngleich auch so man-         lich so manches Herz stolz hochschlagen ließ.        Den nächsten Tag,
ches Auge nicht trocken blieb. Bald wurden die                                                           Ich nicht vertag.
Stimmen laut und ein heiteres Gespräch mün-         Neue Kurjan-Ausstellung                              Glück auf!
dete danach in einen wahren Prosa-Nachmittag        Der Unterrichtsraum der früheren deutschen           Amen
mit Werken unserer Heimatdichter, vor allem von     Gemeindevolksschule in Schwedler, an der Sa-                                         Oswald Lipták
Samuel Kurjan. Die gesellige Atmosphäre cha-
rakterisierte am besten ein Gedicht von Franz
Ratzenberger, das Frau Marie Patz (auf dem
Foto zweite sitzende Person von links) vortrug.
    „Unsere Volkskunde verlangt bei jedem
unserer Dichter einerseits Antwort auf die Fra-
ge, was seine Werke aus unserem Volksleben
und unserer Volksseele vorführen, anderer-
seits aber auch, was aus seiner dichterischen
Persönlichkeit für den Zipser Volkscharakter
von Bedeutung ist und zwar im überzeitlichen
Sinne. Dem volkskundlichen Standpunkt die-
ses Überblickes entsprechend, scheint es am
zweckmäßigsten, die einzelnen Dichter in ihrer
zeitlichen Reihenfolge zu betrachten – und                           In dem Unterrichtsraum, in dem unsere Regionaltreffen stattfinden
                                                                               (im Hintergrund ein Werk von Helmut Bistika)
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