Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? Akademie & Tagungszentrum des Bistums Mainz 1
Inhalt Einleitung Die provokante Frage des Untertitels unseres diesjährigen Einleitung 3 Jahresprogramms stellt sich kritisch in Zeiten der Corona- Pandemie: Während die einen behaupten, dass die Kirche Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage 6 während der Hochkrisenzeit ihre Tore schloss, abtauchte und Kranke, Sterbende, Sinnsuchende und Menschen guten Wil- Akademie-Reihen 27 lens „aussperrte“, meinen andere, sie wären lediglich ihrer Verantwortung für die Gesundheit der Menschen nachge- Akademievorträge, Akademiesoiréen 40 kommen, indem sie Anordnungen der staatlichen Seite in allen Punkten befolgten. Junge Akademie 57 Die Pandemie offenbart eine tiefe Sinnkrise sowie einen gewaltigen Transformationsprozess unserer Gesellschaft, der Kulturelle Veranstaltungen 59 Kirchen und jedes einzelnen Menschen (vgl. S. 15, 34). Ande- rerseits diagnostizieren Soziologen auch eine neue Solidarität, Exkursionen und Studienreisen 63 die sich zweifach entfaltet: Zum einen zeigt die Pandemie die Verletzlichkeit des Menschen, zeigt, dass er nicht alles selber Foren und Arbeitskreise 64 wirken kann, sondern auf den anderen angewiesen ist. Zum anderen findet der Staat als Sorgegemeinschaft ein neues Freunde und Förderer 66 positives Ansehen, welches auch auf die Kirche durch ihre Publikationen 68 Sakramentalität und ihre Vermittlung der Gotteserfahrung Veranstaltungskalender 73 adaptiert werden könnte. Der Soziologe Heinz Bude spricht Tagungszentrum Erbacher Hof 77 von der Abkehr des neoliberalen Gedankenguts, vom Abbau Anfahrtsskizze 78 einer Staatsphobie. Hier könnte die Kirche Nähe und Ferne Kollegium 80 Gottes mehr ins Gespräch bringen und über alle Distanzen hinweg die Bezugnahme des Menschen auf Gott hin neu leben lernen. Die neue Solidarität sieht Bude unter dem Blick der Wechselhaftigkeit, Großzügigkeit und Gemeinwohlorientie- rung für die Allgemeinheit. Hier könnte sich Kirche mühelos wiederfinden, denn sie hat Lebensressourcen anzubieten, sei es in breiter ethischer oder spirituell-religiöser Hinsicht. Die Kirchen sollten in diesen Zeiten öffentlich präsent sein, zunächst auch, um ihre inneren kirchlichen Problemfelder aufzuarbeiten: so, um das Verhältnis von Klerikern und Laien neu zu bedenken, Geschlechtergerechtigkeit (vgl. S. 40) zu reflektieren und das Verhältnis zwischen den Generationen neu auszutarieren (vgl. S. 54). 2 3
Einleitung Einleitung Somit kann die Corona-Pandemie auch dazu führen, Reform- der Theologie unterstützt und sollte in der Glaubenstat kräfte in der Kirche freizusetzen, wobei die Grundforde- authentisch sprach- und verstehensfähig werden. Die par- rungen des alternativlos zu gehenden Synodalen Weges mit tizipative Suche nach neuen Lösungen auf dem Synoda- dem Freiheitsimpuls des zu teilenden Glaubens umgesetzt len und Pastoralen Weg soll in einer „kritisch-krisischen“ werden müssen: Insofern ist die Partizipation, die Teilhabe Haltung angenommen werden. Diese Grundhaltung, die wir und Teilnahme an der Macht, ein Neubedenken der Aufga- mit unserem Programm einnehmen, realisiert sich auch in ben der Priester heute und besonders der Rolle der Frauen zahlreichen kulturellen Veranstaltungen (vgl. S. 7, 53, 62) in Diensten und Ämtern in der Kirche, eine den Klerikalismus und kulturgeschichtlichen (vgl. S. 27, 28, 31 und 36) Veran- überwindende geschlechtergerechte Ekklesiologie und ein staltungen, die nicht Garnierung eines ernsten Programmes Leben in gelingenden Beziehungen unverzichtbar (vgl. S. darstellen, sondern Ausdruck einer gelebten Glaubenshal- 40, 13, 17). tung sein möchten. Es geht uns um die Grundierung einer neuen Glaubenskul- tur im Zeichen der Freiheit und der Verantwortung (vgl. auch Sie sind herzlich eingeladen! die zahlreichen biblischen Akzente unseres Programms). Wir weiten die Fragestellung auf die existentielle Sinnfrage Peter Reifenberg Ralf Rothenbusch hin, denn sie zeigt sich in Zusammenhängen und in persona- Felicitas Janson Tobias Dera len, angstfreien Begegnungen und Beziehungen, die sich in der zuversichtlichen, glaubensgetragenen Tat glaubwürdiger Zeugen realisiert (vgl. S. 22). Angstbesetzte Überreaktionen stiften Misstrauen und schaf- fen Abstand und Fremde. Die Menschen suchen innerhalb und außerhalb der Kirchen in Zeiten der Ungewissheit Ori- Bitte beachten Sie: entierungen, gerade auch durch den Beistand, der aus der Infolge der Corona-Pandemie sind die Plätze in unserem Grundierung durch das Alte und Neue Testament und aus der Hause sehr stark reduziert. Wir bitten deshalb dringend um lebendigen und praktisch gelebten christlichen Offenbarung Ihre persönliche Anmeldung. erwachsen kann. Die Botschaft lebt konkret in der Heilsge- schichte, die sich stets dynamisch entfaltet (vgl. S. 14, 18, 32). Die komplexen Herausforderungen einer zunehmend säkularen Gesellschaft möchten wir mit der Geschichte des sich offenbarenden Gottes in Jesus Christus ins Gespräch bringen. Dabei sollte sich die Kirche dialogisch entfalten und gestalten, um sich für Lernprozesse offen zu halten (vgl. S. 13, 17). In einer religiösen weltanschaulich pluralen Gesellschaft wird die professionelle Bildungsarbeit von den Argumenten 4 5
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Studiennachmittag Freitag, 18. September 2020, 14.30 Uhr Der Naumburger Meister in Mainz Die Westlettneranlage des Domes und ihr 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co 6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co O C > 6 B -%% * * q - % - & = 86; I H D E q ; D = G : = 86 7 G : Skulpturenprogramm O 6>CO :G768=:G=D;qEDHI;68=&-%-q**%%-B6>CO Das Tagungszentrum Erbacher Hof sowie die Akade- Mit einem Paukenschlag hielt um 1239 die Gotik Einzug in mie des Bistums Mainz haben mit dem Bundeskri- den Mainzer Dom. Erzbischof Siegfried III. von Eppstein hatte minalamt Wiesbaden (BKA) eine enge Kooperation hochqualifizierte Bauleute aus Frankreich angeworben, um vereinbart. seine Kathedrale mit einer ambitionierten Innenausstat- tung zu vollenden. Die an der Kathedralbaustelle zu Reims GO:>8=:C JCH:GO:>8=:C JCH:GO:>8=:C JCH:GO:>8=:C JCH:GO:>8=:C JCH:GO:>8=:C JCH:GO:>8=:C JCH:GO:>8=:C >=GH8=G:>7:C Da die ethischen Grundlagen unseres Gemeinwesens C:=8>:OG:HCJ B6>CO! q>=GO:>8=:C B6>CO! B6>CO! B6>CO! B6>CO! B6>CO! B6>CO! B6>CO! B6>CO! C:=8>:OG=> q C:7>:G=8HG=> JCH:GO:>8=:C B6>CO! geschulten Bildhauer errichteten vor dem Westchor eine auch die des polizeilichen Handelns in der praktischen Lettneranlage in neuesten Architekturformen, geschmückt Polizeiarbeit abbilden, wird ein gemeinsames Ziel mit naturalistischen Pflanzendarstellungen. Das Figuren- der Zusammenarbeit in der Thematisierung gesell- programm präsentierte sich den mittelalterlichen Betrach- schaftlich relevanter und brisanter sittlicher Grund- tern ungewöhnlich lebensnah und emotional ausdrucks- probleme sein. Die Diskussionen und Diskurse um stark. Auch heute noch faszinieren diese Bildwerke, die der diese aktuellen, die Demokratie voraussetzenden und Werkstatt des Naumburger Meisters zugeschrieben werden, schützenden Fragestellungen geschehen aus gemein- benannt nach dessen Hauptwerk – dem Westlettner und samer Verantwortung von Kirche und Staat, gerade den berühmten Stifterfiguren im Westchor des Naumburger auch gegenüber den Grundwerten mitmenschlichen Doms. Anhand der Fragmente des 1681 abgebrochenen Zusammenlebens. Mainzer Westlettners gehen wir der Frage nach, was diese Skulpturen so außergewöhnlich macht. Thematische Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind Der Studiennachmittag beginnt mit einer Führung zu den die Felder Menschenrechte und Werteordnung des Mainzer Westlettnerfragmenten in der neu gestalteten Grundgesetzes (mit dem Bundesverfassungsrichter Gewölbehalle des Dom- und Diözesanmuseums mit einer a.D. Prof. Dr. Paul Kirchhof), Grundlagen polizeilicher Gruppe von 15 Personen. Parallel dazu findet eine Einfüh- Berufsethik (mit Prof. Dr. Wilhelm Schwendemann rung zum namengebenden Werk im Naumburger Dom statt und Polizeipfarrer Bernhard Goetz). Daneben ste- (im Wechsel). hen weitere Themen wie Resilienz (Dr. Donya Gilan, Mainz, u.a.) und Fragen der Leitungskultur und von Diana Ecker M.A., Mainz Rassismus und Rechtsextremismus (Stiftung gegen %," *#;6 dq (&#'* %q ;6 Z(&#'* Y," #"Mqc ZW]#gZlZ57^hijb +& hijb (&#'* ," % M ," ;6% ^Mq *&) % "," ;6 V B *qM";6 &)q % ;6q"q Rassismus). "oBV^co#YZd#ZW]#WZaZ\jc\57^hijb lqZW]#gZlZ57^hijb Z g"'+!**& #]WZ q )&+BV^co ZW]#gZlZ57^hijb"BV^co#YZd#ZW]#WZaZ\jc\57^hijb M*&)
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Planungstagung der Internationalen Abdassamad El Yazidi, Zentralrat der Muslime UN-Wochen gegen Rassismus 2021 Daniel Neumann, Landesverband der Montag, 21. September 2020, 11.00 Uhr Jüdischen Gemeinden in Hessen Solidarität. Grenzenlos. Prof. Dr. Ralf Rothenbusch, Mainz u.a. In Kooperation mit der Stiftung für die Internationalen UN- Wochen gegen Rassismus Seit den Anschlägen in Halle und Hanau, spätestens jedoch mit dem gefilmten Mord an dem Afroamerikaner George Wissenschaftliches Kolloquium Floyd in Minneapolis ist noch einmal deutlich geworden, wie Freitag, 30. Oktober 2020, 14.00 Uhr, bis gefährlich Rassismus ist. Die zahlreichen Demonstrationen Sonntag, 1. November 2020, zeigen eine eindrucksvolle Solidarität mit den Opfern ras- Aktuelle Palästina-Forschungen junger sistischer Gewalt und machen deutlich, wie viele Menschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich mehr soziale Gerechtigkeit wünschen. Wir fordern „Soli- darität. Grenzenlos.“, denn Rassismus und Nationalismus In Kooperation mit dem Deutschen Verein zur Erforschung haben keinen Platz in einer demokratischen Gesellschaft. Palästinas (DPV) Die Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15.- 28. März 2021 bieten gute Gelegenheiten, dies deutlich zu Die Tagung soll jungen Wissenschaftlerinnen und Wissen- machen und ein gemeinsames Zeichen zu setzen. 25 Jahre schaftlern, die zu einem Thema mit Bezug zu Palästina im UN-Wochen gegen Rassismus in Deutschland bedeuten für Altertum forschen, die Gelegenheit geben, aktuelle For- uns einen Einschnitt: Es ist nicht mehr vor allem erforderlich, schungsarbeiten durch einen Vortrag vorzustellen und darü- auf die Realität von Rassismus in Deutschland hinzuweisen, ber zu diskutieren. vielmehr soll menschenfreundliches Engagement verstärkt und öffentlich sichtbarer gemacht werden. Über die künf- Janca Brenner, Tübingen tigen Schwerpunkte, Planungen und Erwartungen an die Philip Ebeling, Münster Aktionswochen 2021 wollen wir bei der Tagung am 21. Sep- Anna Klara Falke, Münster tember 2020 in Mainz gemeinsam diskutieren. Dr. Judith Filitz, Detmold Luisa Goldammer, Jerusalem Dr. Jürgen Micksch und Marlies Horch, Lena Janneck, Bamberg Stiftung gegen Rassismus, Darmstadt Jakob Kempendorf, Tübingen Siraad Wiedenroth, Dr. Assaf Kleiman, Leipzig Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. Sabine Kleiman, Tübingen Prof. Dr. Ulrich Wagner, Marburg Dr. Florian Oepping, Osnabrück John Kannamkulam, Forum Gemeinsames Hanau Michael Rummel, Berlin 8 9
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Christian Schöne, Köln Länder. Zudem ist geplant, weitere Kooperationspartner aus Friederike Schöpf, Frankfurt Palästina, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Karoline Totsche, Mainz Libanon in das Projekt mit einzubinden. Giampiero Tursi, Berlin Prof. Dr. Wolfgang Zwickel, Mainz Dr. Jürgen Micksch, Darmstadt Jennifer Zimni, Jerusalem Botschafter Dr. Volker Berresheim, Auswärtiges Amt, Religion und Außenpolitik Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz Dr. Tharwat Kades, Kairo Interreligiöse Konferenz Rabbinerin Nafa Hefetz, Jerusalem Montag, 16. November 2020, bis u.a. Freitag, 20. November 2020, Abrahamische Kooperationen im Mittleren Osten und Vgl. öffentliche Veranstaltung S. 46. Nordafrika (MENA) In Kooperation mit dem Abrahamischen Forum, Darmstadt. Gefördert vom Auswärtigen Amt und Brot für die Welt Studientag Samstag, 28. November 2020, 9.30 Uhr Seit 2015 fördert das Abrahamische Forum den interreli- „Die Reden der Unterscheidung“ als Meister Eckharts giösen Dialog im Mittelmeerraum. Das Projekt der „Abra- erste „Orientierung im Denken“ hamischen Teams“ wurde vor allem in Ägypten und Israel etabliert. Diese sogenannten Abrahamischen Teams In der derzeit kritischen Situation von Philosophie und besuchten in den letzten Jahren eine Vielzahl von Schulen Theologie ist Orientierung nötig. Der Studientag zu Meister in Kairo und dem Nildelta, um mit Lehrkräften, Eltern und Eckhart hat dessen frühe Schrift (1294-98) mit dem ersten Schülern über die Gemeinsamkeiten der abrahamischen wichtigen, in deutscher Sprache verfassten philosophisch- Religionen zu diskutieren, zum Teil mit großem Echo in ägyp- theologischen Text zum Thema. Dieses Werk des jungen, tischen Medien. Ein ähnliches Vorgehen konnte in Israel aber reifen Eckhart zielt auf „Orientierung im Denken und im über „Rabbis for Human Rights“ gefördert werden. Bei den Leben“, zwar ausgehend vom Ordenskontext, aber mit Blick Dialogveranstaltungen treffen viele jüdische junge Männer auf philosophische Grundfragen der Theologie. und Frauen zum ersten Mal auf Menschen anderer religi- öser Zugehörigkeit. Weitere Länder, in denen das Abraha- Prof. Dr. Norbert Fischer, Wiesbaden mische Forum religiöse Kooperationen fördern konnte, sind Prof. Dr. Dietmar Mieth, Tübingen Marokko und Tunesien. Die Tagung dient dem Austausch ausgewählter Kooperationspartner der bereits beteiligten 10 11
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Studiennachmittag Akademietagung Schwe Freitag, 4. Dezember 2020, 14.00 Uhr Donnerstag, 7. Januar 2021, bis rp Renov unkt Albrecht Dürer – Der „Genius“ unter den Alten Meistern Sonntag, 10. Januar 2021, a tio Die Kirche(n) immer der Reform bedürftig Vor Jahresfrist fand in Wien ein Ereignis statt, wie es jede Herausforderungen in Geschichte und Gegenwart. Generation nur einmal erlebt: das Kunstmuseum Alber- Zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. Theodor Schneider tina öffnete die Tresore und breitete vor dem staunenden Betrachter die Fülle ihrer Schätze aus. Die größte Sammlung Es bedarf heute kaum einer Begründung, eine Reform der von Dürers Zeichenkunst mit Meisterwerken wie der „Feld- Kirche(n) anzumahnen. Eine tiefe Erschütterung hat viele hase“ und die „Betenden Hände“ war für wenige Wochen Kirchenmitglieder erfasst: Kann es wirklich wahr sein, dass im Original zu sehen. Ergänzt um einige Gemälde stand das die Berufung auf das Evangelium Jesu Christi in der Verkün- Schaffen des Nürnberger Meisters (1471-1528) von den digung in einem eklatanten Widerspruch zu den kirchlichen Anfängen um 1485 bis zum Alterswerk vor Augen! Handlungsweisen auf der strukturellen Ebene steht? Welche Der Studiennachmittag wird nach einer biographischen Ein- Vorsorge ist zu treffen, dass einzelne Menschen nicht weiter- führung Dürers Werdegang von den Anfängen über die Rei- hin in der Versuchung stehen, ihr Amt zu missbrauchen – in sen nach Italien bis hin zu seiner Werkstatt verfolgen. Es Ausübung von sexuell motivierter Gewalt, bei der Missach- folgt eine intensive Betrachtung der Zeichnungen mit einem tung der Charismen auch von Frauen oder im Blick auf die Schwerpunkt auf den Vorstudien für Altargemälde. Dabei Entscheidung darüber, wer im ökumenischen Kontext Kirche stehen wohlkomponierte Natur- und Landschaftsbilder in „im eigentlichen Sinn“ ist. Die Tagung nimmt die Herausfor- Aquarell zwischen Dürers Graphik und seiner Malerei. Den derungen der Gegenwart mit einem Blick in die Geschichte Abschluss bilden die Graphiken, vom Holzschnitt über den der Reformbewegungen in den Kirchen auf. Beständige Kupferstich bis hin zur Radierung. Auf all diesen Gebieten Bezugspunkte werden die Ökumenische Bewegung sowie übertraf Dürer seine Zeitgenossen an Qualität und Feinheit die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils sein. Der im der Ausführung. Advent 2019 begonnene Synodale Weg in der Kirche von Obwohl die „Aura“ der Wiener Ausstellung naturgemäß nicht Deutschland wird intensiv bedacht werden. vermittelt werden kann, dürften doch die stark vergrößerten Der äußere Anlass zu dieser Tagung ist auch ein innerer: Details der teils winzigen Originale ungewohnte Einblicke Prof. Dr. Theodor Schneider vollendete im Mai 2020 sein bieten. 90. Lebensjahr. Er war theologischer Berater in der Sach- kommission I (Glaubenssituation und Verkündigung) der Dr. Andreas Thiel, Bad Soden Würzburger Synode (1971-75), die als Vorbild für die heute anstehenden Reformen gilt. Sein Lebenswerk wird bei der Tagung durch seine Schüler und Schülerinnen eine Würdi- gung erfahren. 12 13
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz Studientag Prof. Dr. Bernd Jochen Hilberath, Tübingen Samstag, 6. Februar 2021, 9.30 Uhr Prof. Dr. Friederike Nüssel, Heidelberg Die „Pest“ im Spiegel unserer Zeit Prof. Dr. Dorothea Sattler, Münster Von der Modernität des Romans von Albert Camus Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des ZdK (1913-1960) Prof. Dr. Andrea Strübind, Oldenburg Prof. Dr. Jürgen Werbick, Münster „Der Fremde beschreibt die Blöße des Menschen dem Absurden gegenüber.“ Vgl. Akademievortrag S. 50. „Die Pest beschreibt die tiefe Gleichwertigkeit der indivi- duellen Standpunkte demselben Absurden gegenüber …“ (Albert Camus, 1942) Biblischer Studientag Samstag, 23. Januar 2021, 9.30 Uhr „Neue Normalität“ und das Wort von „social distancing“ Das Kreuz – Ärgernis und Hoffnungszeichen prägen in Pandemie-Zeiten des Corona-Virus unseren Alltag. Eine philosophisch-litararische Vorausschau dieser Entwick- Das Kreuz begegnet uns auf Kirchtürmen, an Halsketten und lungen schrieb der wirkmächtige französische Autor Albert Wegrändern, auf Friedhöfen und Wappen; mit dem Zeichen Camus mit seinem Roman „Die Pest“, die er selbst als Chro- des Kreuzes beginnen wir die Gottesdienste, segnen Eltern nik – nach mehr als fünfjähriger Arbeit – bereits 1946 ver- ihre Kinder. Das Kreuz ist zum zentralen Identitätszeichen öffentlichte und damit auf ein großes Echo stieß. des Christentums geworden. Was aber bedeutet das Zei- „An keinem Buch hat Camus so lange und unter so vielen chen des Todes Jesu? Das Wort vom Kreuz ist nach Paulus Qualen gearbeitet“ (Iris Radisch). Die Pest ist eine viel- für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Glau- schichtige Metapher, auch schon bei Camus, nicht nur, benden aber „Gottes Kraft und Gottes Weisheit“, die eine dass sie das existentialistische Lebensgefühl zum Ausdruck Umkehrung aller Werte ankündigt (1 Kor 1,22-24). In der brachte und damit dem Absurden und der Geworfenheit des Kirche von heute ist es dringend notwendig, den Blick von Daseins Ausdruck verlieh, sie hat auch eine stark politische Strukturfragen zurück auf die zentrale Frage nach Jesu Leben Dimension, denn: „Jeder Widerstand ist ein Wagnis unter und Tod zu richten. Wozu hat Jesus gelebt und gewirkt? Todesdrohung, jede Solidarität im gemeinsamen Leiden Warum starb er am Kreuz? Was bedeutet es, diesen Tod riskiert ihre Strafe“ (Meyer, Albert Camus, 67 f.). bei jeder Eucharistiefeier zu verkünden „bis du kommst in Auch bezweckt das Epos eine intensive Erörterung des Herrlichkeit“? Der Studientag möchte das Kreuz Jesu als Bösen auf der Folie der christlichen Heilslehre sowie die Herausforderung für das Wirken der Kirche und als Hoff- Handlungsweisen von Menschen in Krisen- und Pandemie- nungszeichen für die Welt entdecken. zeiten. Camus zeichnet Charaktere, die aktuelle Handlungs- weisen der Menschen heute in gleicher Weise parallelisieren. Dr. Marie-Louise Gubler, Zug/Schweiz Lektüre und Exegese des Werks, die wir uns zur Aufgabe machen, stellt nicht nur eine Auseinandersetzung mit 14 15
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Pandemie-Zeiten dar, sondern eine faire Diskussion „Jen- wurde. Für den Glauben ist es die letzte Konsequenz aus der seits von Lästerung und Gebet“ mit einer sinnsuchenden, Menschwerdung des Gottessohns. ja säkular anmutenden Gesellschaft und Welt. Prof. Dr. Michael Theobald, Tübingen Dr. Patricia Rehm-Grätzel, Mainz Prof. Dr. Peter Reifenberg, Mainz Schwe rp Renov unkt atio Brennpunkt Leben - Dialogforum Studiennachmittag Den Menschen in seiner Vielfalt anerkennen – Mittwoch, 10. März 2021, 14.00 Uhr Sexuelle und geschlechtliche Identitäten in der Der Prozess Jesu – Geschichte und Theologie katholischen Kirche Die je eigen geprägten Passionserzählungen der vier Evan- In Kooperation mit QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. gelien sind keine historischen Berichte, sondern Glaubens- texte. Bereits die älteste, wohl einige Jahre nach Jesu Tod in Menschen mit sexuellen und geschlechtlichen Identi- Jerusalem entstandene Erzählung, auf der jene vier fußen, täten, die von der Heterosexualität als Norm abweichen, bearbeitet das Trauma der ehrlosen Hinrichtung Jesu am finden in der Kirche keinen Platz und fühlen sich an den Kreuz – aus nachösterlicher Perspektive und im Blick auf die Rand gedrängt, in ihrer Identität nicht voll anerkannt. Der Schrift, insbesondere den Psalter. Ihre Botschaft lautet: In Synodale Weg, den die katholische Kirche in Deutschland Jesu Weg zum Tod gibt es mehr und anderes zu sehen als nur begonnen hat, will dieses Anliegen aufnehmen. In Koope- Scheitern und Gottesferne. Dann stellt sich aber die Frage: ration mit QueerNet Rheinland-Pfalz, einem Netzwerk von Lassen sich überhaupt Aussagen zum historischen Ablauf queeren Vereinen und Initiativen, die sich den Bedürfnis- der letzten Tage Jesu treffen, zu den Gründen seiner Hin- sen und Rechten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Tran- richtung, zur Einstellung Jesu selbst zu dem ihm drohenden sidenten und Intersexuellen widmen, wollen wir in einen Geschick? offenen Dialog darüber treten. Die Lebenswirklichkeit An drei Schwerpunkten, dem Gericht des Hohen Rats über Betroffener und humanwissenschaftliche Erkenntnisse Jesus, der Preisgabe Jesu in den Tod durch Pilatus und der sollen ebenso wie die theologische Auseinandersetzung Kreuzigungsszene, möchte der Studiennachmittag einer- und die kirchliche Praxis in Vorträgen und Gespräch Thema seits zur theologischen Tiefe der Texte hinführen und ande- der Veranstaltung sein. rerseits eine Ahnung dessen vermitteln, was sich in Jerusa- lem abgespielt haben könnte. Wir werden der Ambivalenz Prof. Dr. Stephan Goertz, Mainz der Geschichte gewahr, in die Jesus – Opfer von Missver- Dr. Claudia Niedlich, Koblenz/Landau ständnissen und Spielball politischer Interessen – verstrickt Prof. Dr. Dr. Jochen Sautermeister, Bonn 16 17
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Joachim Schulte, QueerNet Rheinland-Pfalz Studiennachmittag Prof. P. Dr. Ansgar Wucherpfennig SJ, Frankfurt/Sankt Georgen Mittwoch, 17. März 2021, 14.30 Uhr u.a. Bilder lesen: Bernwards Hildesheimer Bronzetüren und ihr Sitz im Leben Es ergehen persönliche Einladungen. Vor etwa 1000 Jahren gab der Hildesheimer Bischof Bernward (Bischof seit 993 bis 1022), Schüler und zeitwei- liger Kontrahent von Erzbischof Willigis, für seine Domkirche ein Bronzeportal in Auftrag. Diese Türflügel waren schon Regionalwerkstatt damals einzigartig und mit hoher Kunstfertigkeit gearbei- Dienstag, 16. März 2021, 14.00 Uhr tet. In ungewöhnlicher Plastizität und in einer für die Ent- Couragiert! Gemeinsam gegen Antisemitismus und stehungszeit geradezu unglaublichen Dramatik wird in 16 Islamfeindlichkeit Bildfeldern die biblische Heilsgeschichte vor Augen geführt. Der vormalige Direktor des Dommuseums Hildesheim stellt In Kooperation mit Maimonides – Jüdisch-muslimisches nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit den Bronzetüren Bildungswerk an diesem Studiennachmittag eine kunsthistorische Inter- pretation vor. Sie gibt neue Aufschlüsse über den ursprüng- Die Bildungseinrichtung „Maimonides“ geht auf eine jüdisch- lich beabsichtigten Sinnzusammenhang und erschließt so muslimische Initiative aus Mainz zurück, getragen von dem das komplexe Bildprogramm. Willen, das Zusammenleben und die Zusammenarbeit von jüdischen und muslimischen Menschen in der Bundesre- Prof. Dr. Michael Brandt, Hildesheim publik zu fördern und für Antisemitismus und Islamfeind- lichkeit zu sensibilisieren, in der festen Überzeugung, dass sich so unterschiedliche Kulturen in Deutschland verwur- zeln lassen, die diese Gesellschaft bereichern. Das Projekt zielt darauf ab, haupt- und ehrenamtliche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus der Kinder- und Jugendarbeit, der Internationale UN-Wochen gegen Rassismus 2021 Zivilgesellschaft, Schulen sowie kulturellen und religiösen Fachtag für Lehrerinnen und Lehrer Gemeinden, Vereinen und Organisationen auszubilden, die Mittwoch, 24. März 2021, 9.30 Uhr die Ambiguitätstoleranz in die Gemeinden und in die Zivil- Antisemitismus macht Schule. Gemeinsam widerstehen! gesellschaft tragen. In Kooperation mit der Zeitschrift „Religionsunterricht heute“ Dipl.-Päd. Misbah Arshad und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in u.a. Hessen e.V. 18 19
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Heute begegnen wir in der Mitte unserer Gesellschaft von Zeit. Durch die Jahrhunderte bis heute haben sich immer Neuem alten, längst überwunden gehofften Vorurteilen und neue historische Schichten und Bedeutungen der Stadt- Haltungen, die Jüdinnen und Juden in Deutschland diffa- geschichte übereinandergelegt, die Jerusalem zur „Heiligen mieren und angreifen: antisemitische Vorurteile, Beschimp- Stadt“ für die drei großen monotheistischen Religionen, das fungen und Verschwörungstheorien. Neben alten Formen Judentum, das Christentum und den Islam gemacht haben. eines rassistischen Antisemitismus bis hin zur Leugnung des Der Studientag wird sich mit den wichtigsten Phasen der Holocaust, stehen bislang unbekannte Äußerungen eines Kulturgeschichte Jerusalems bis zur frühislamischen Zeit islamischen Antisemitismus. Der Raum unserer Schulen befassen. Dafür sollen sowohl Texte – biblische und außer- ist davon nicht ausgenommen. Schülerinnen und Schüler biblische – als auch archäologische und bauliche Hinterlas- erleben antisemitische Haltungen und Handlungen inner- senschaften der Stadt zur Sprache kommen: die altorien- halb und außerhalb ihres schulischen Umfelds. In welcher talische Stadt, Jerusalem als israelitische bzw. judäische Gestalt begegnet uns Antisemitismus heute, aus welchen Königsstadt, die hellenistisch-römische Zeit der Hasmonäer Quellen speist er sich und über welche Kanäle wird er ver- und des Herodes, Jesus und die ersten Christen in Jerusa- breitet? Aber vor allem: Wie kann man dafür sensibilisieren lem, das römische Aelia Capitolina, die byzantinische Stadt und wie sich engagiert dagegen wenden? Wir wollen uns und schließlich die frühislamische Zeit. Die unterschied- diesem aktuellen Thema mit dem besonderen Fokus auf die lichen historischen Phasen der „Heiligen Stadt“ mit ihren Schule mit Vorträgen, Gesprächen und Workshops widmen. Erzählungen und materiellen Zeugnissen ergeben in ihrem Zusammenspiel das Bild einer faszinierenden und einzigar- Dieter Burgard, Beauftragter der Ministerpräsidentin für tigen Kulturgeschichte. jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Rheinland-Pfalz Dr. Meron Mendel, Direktor der Anne-Frank-Bildungsstätte, Prof. Dr. Ralf Rothenbusch, Mainz Frankfurt Prof. Dr. Wilhelm Schwendemann, Freiburg Daniel Neumann, Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen u.a. Studiennachmittag im Hessischen Landesmuseum Darmstadt Mittwoch, 21. April 2021, 14.00 Uhr Studientag Kunstbegegnungen Samstag, 27. März 2021, 9.30 Uhr Jerusalem – Einführung in die Kultur- und Religions- In Kooperation mit dem Hessischen Landesmuseum geschichte der „Heiligen Stadt“ Darmstadt Die Kultur- und Religionsgeschichte Israels reicht bis ins An diesem Studiennachmittag im Hessischen Landes- zweite Jahrtausend v.Chr. zurück, weit in vorisraelitische museum Darmstadt werden die Originale der in den „Kunst- 20 21
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage begegnungen“ besprochenen Werke vorgestellt. Dabei wie als Rezipienten zeitgenössischer anthropologischer stehen werkimmanente, handwerkliche und stilistische Diskussionen in Philosophie, Psychologie, Soziologie usw.; Fragen im Vordergrund. Doch auch das um 1820 von Groß- dabei aber gleichzeitig auf wesentliche pastorale Probleme herzog Ludwig I. begründete Museum und sein „Bildungs- ausgerichtet wie auf die ökumenische Zusammenarbeit. konzept“ mit Kunst- und Naturaliensammlung sowie die Schon in der frühen Mainzer Zeit gehörte ein intensives kirch- Museumsarchitektur werden ausführlich vorgestellt. liches Engagement zu seinem Profil, woher auf der Würz- burger Synode die halbspöttische Bezeichnung als „Mister Dr. Thomas Foerster, Darmstadt Synode“ rührte, die vor allem seine vermittelnden Fähigkei- ten betraf. Als Freiburger Professor blieben diese Elemente Veranstaltungsort: Hessisches Landesmuseum Darmstadt, bestimmend, wobei sich die Tätigkeitsfelder institutionell Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt ausweiteten. Die über dreißigjährige Zeit als Bischof von Mainz, davon Vgl. die Akademiereihe Kunstbegegnungen S. 28. über zwanzig Jahre als Vorsitzender der Deutschen Bischofs- konferenz und über ein Jahrzehnt im Kardinalskollegium hat alle seine Fähigkeiten gefordert: Als Bischof vor Ort, als pastoraler „Hirte“ (Hirtenbriefe), als Denker und (Mit-)Ent- Akademietagung scheider in kirchlichen und gesellschaftlichen Strukturfra- Freitag, 7. Mai 2021, 17.00 Uhr, bis gen, als Vermittler in kritischen Dialogen – was das Scheitern Samstag, 8. Mai 2021, solcher Bemühungen einschließt. Zuversicht aus dem Glauben Die Tagung will versuchen, das perspektivenreiche Profil Karl Kardinal Lehmann (1936-2018) – Kardinal Lehmanns deutlich zu machen. Philosoph, Theologe, Bischof, Kardinal Walter Kardinal Kasper, Rom Wenn es nicht so missverständlich wäre, müsste man an die Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz beruflichen Kennzeichnungen „Mensch“ anhängen, denn Dr. Udo Markus Bentz, Weihbischof und Generalvikar Karl Lehmann hat sich nie hinter seinen Funktionen ver- des Bistums Mainz steckt, sondern hatte eine ursprüngliche Gabe der Begeg- Prof. Dr. Peter Henrici SJ, Brig, Weihbischof em. nung „von Mensch zu Mensch“. Dr. Daniel Deckers, Frankfurt Im universitären Bereich ging ihm früh als Assistent Karl Prof. Dr. Christoph Markschies, Berlin Rahners mit einer geheimnisvoll umfangreichen Heidegger- Prof. Dr. Albert Raffelt, Freiburg Dissertation die Fama eines kommenden Stars voraus. Die Prof. Dr. Ulrich Ruh, Freiburg Berufung auf die Dogmatikprofessur in Mainz als jüngster Prof. Dr. Thomas Söding, Bochum Theologieprofessor war der Beginn einer schnellen Karriere. Prof. Dr. Gunther Wenz, München Die frühen Arbeiten in dieser Zeit zeigen ihn sowohl als phi- lologisch akribischen Arbeiter an den Trienter Konzilsakten 22 23
Akademietagungen, Studientage, Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Studiennachmittage Fortbildung für Religionslehrerinnen und ten des Neuen Testaments ähneln. Sie wurden nicht in den Religionslehrer biblischen Kanon aufgenommen, obwohl sich bei den Mittwoch, 12. Mai 2021, 9.30 Uhr Kirchenvätern Zitate aus ihnen finden. Dazu gehören auch Was ist Wahrheit? einige Evangelien, etwa das sog. Petrus- und das Thomas- Annäherungen an ein schwieriges Thema evangelium, die die Autorität dieser Apostel beanspruchen, oder das erst 2006 wiederentdeckte Judasevangelium. Ent- In Kooperation mit der Zeitschrift „Religionsunterricht heute“ halten sie Erinnerungen an Jesus von Nazaret, die sich in den neutestamentlichen Schriften nicht finden? Welche Gruppen In welcher Form begegnet uns Wahrheit? In Texten und Über- und Verfasser stehen hinter diesen Überlieferungen und aus lieferungen, in der Bibel, in lehramtlichen Äußerungen der welcher Zeit stammen sie? Können Sie auch heute noch Kirche? Gibt es zeitgebundene Ausdrucksweisen der Wahr- Bedeutung für unseren Glauben erlangen? Der Studiennach- heit und wandeln sie sich im Lauf der Zeit? Was bedeutet mittag führt in die Text- und Vorstellungswelt der christlichen das für unseren Glauben und unser Leben? Was für den Apokryphen ein und stellt einige Texte vor. Dialog mit anderen Wahrheitsansprüchen, sei es der ande- rer Religionen, anderer Konfessionen oder auch die radikale Prof. Dr. Tobias Nicklas, Regensburg Infragestellung des Glaubens an Gott? Die Wahrheitsfrage ist in einer pluralen Gesellschaft sicher auch etwas unbe- quem geworden. Hat jeder seine eigene Wahrheit? Wie steht es dann mit dem Wahrheitsanspruch? Wir wollen uns am Studientag diesem schwierigen Thema von Seiten der syste- matischen Theologie annähern und auch nach religions- Akademietagung pädagogischen Konsequenzen fragen. Freitag, 18. Juni 2021, 13.00 bis Samstag, 19. Juni 2021,,Worms, Haus am Dom Prof. Dr. Michael Seewald, Münster Reichstag – Reichsstadt – Konfession. Worms 1521 Dr. Johannes Heger, Mainz Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte in Ko- operation mit dem Erbacher Hof, Akademie des Bistums Mainz, dem Historischen Seminar, Johannes Gutenberg-Uni- Studiennachmittag versität, dem Institut für Mainzer Kirchengeschichte, Bistum Donnerstag, 20. Mai 2021, 14.00 Uhr Mainz, Altertumsverein Worms, der Dompfarrei Worms sowie Apokryphen – „verborgene Bücher“ zum der Touristenseelsorge Worms und der Stadt Worms Neuen Testament? Im Jahr 2021 jährt sich der berühmte Wormser Reichstag In der Überlieferung der Alten Kirche haben sich – zum Teil zum 500. Mal, auf dem Martin Luther unter Berufung auf nur in Fragmenten – einige Texte erhalten, die den Schrif- sein Gewissen mit den Worten „Hier stehe ich, ich kann nicht 24 25
Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage Akademie-Reihen anders, Gott helfe mir. Amen.“ den kirchlich geforderten Wege in die Welt der Antike Widerruf seiner Reformschriften verweigerte. Damit nahm Glücksverheißungen die Reformation ihren Lauf. Das Jubiläumsjahr nimmt die Gesellschaft für mittelrhei- Als die griechischen Stadtstaaten im 4. Jh. v.Chr. in das nische Kirchengeschichte zum Anlass, in dieser Tagung auf Königreich der Makedonen integriert wurden, verloren die den historischen Reichstag und die nachfolgende Ausbil- Menschen ihren Mittel- und Bezugspunkt, die Polis als den dung diverser Konfessionskulturen in Worms zu schauen. Im Ort, an dem sie etwas galten, den sie politisch mitgestalten Zentrum stehen zum einen die rechtliche Institution und zere- konnten. Die Olympischen Götter waren zwar noch präsent monielle Ausgestaltung des Reichstags sowie die Situation – die Polis war zugleich eine Kultgemeinschaft –, aber sie der Reichsstadt Worms. Zum anderen wird das konfessio- hatten ihre Bedeutung weitgehend eingebüßt. In dieser Zeit nelle Mit- und Nebeneinander in Worms bis zum „Wormser entstanden philosophische Schulen, welche die Sinnkrise Memorandum“ im Jahr 1971 in den Blick genommen. überwinden und den Menschen den Weg zu einem glück- lichen, gelingenden Leben weisen sollten. Zu ihnen gehörten Prof. Dr. Claus Arnold, Mainz die Kyniker, deren prominentester Vertreter Diogenes war, Dr. Martin Belz, Mainz ein antiker Minimalist, und die Skepsis, die gegenüber den Prof. Dr. Bettina Braun, Mainz letztlich unbeantwortbaren metaphysischen Fragen die Auf- Dr. Dietmar Heil, Regensburg merksamkeit auf das Alltagsleben richtete. Mysterienkulte, Dr. Carolin Katzer, Mainz allen voran die von Eleusis und Samothrake, waren spä- Dr. Burkard Keilmann, Worms testens seit dem 5. Jh. v. Chr. in der ganzen griechischen Prof. Dr. Volker Leppin, Tübingen Welt bekannt. Seit dem 1. Jh. v. Chr. gewannen sie durch Prof. Dr. Christoph Nebgen, Saarbrücken Glücksverheißungen weite Verbreitung im gesamten Impe- Prof. Dr. Matthias Schnettger, Mainz rium Romanum und zahllose Konkurrenz durch die Mysterien der Isis, des Attis, des Mithras, des Sabazios u.v.m. Doch Vgl. öffentlicher Abendvortrag S. 55. worin bestand das verheißene Glück? In einer Welt vielfäl- tiger religiöser Angebote konnten Christen sich mit einem Glauben durchsetzen, der keinen Bezug zur Polis hatte und der sogar verhieß, alle Grenzen von Geschlecht und Her- kunft zu überwinden. Sie gaben vielfältige Antworten auf die Fragen ihrer Zeitgenossen, die einer wachsenden Zahl von Menschen überzeugend erschienen. Nach den Gründen dafür fragt der letzte Vortrag. Mittwoch, 9. September 2020 Die Glücksverheißungen der Mysterien Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Mainz 26 27
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Dienstag, 29. September 2020 im Mittelpunkt, der einen Daniel-Susanna Zyklus ins Bild Die Glaubensvorstellungen der frühen Christen setzt. Die Deutung des ungewöhnlichen Bildthemas erlaubt Prof. Dr. Hartmut Leppin, Frankfurt/Main Rückschlüsse auf die religiöse Lebensatmosphäre der Qued- linburger Stiftsdamen zur Entstehungszeit der Bilder im 12. Beginn: jeweils 19.00 Uhr Jahrhundert. Dienstag, 13. Oktober 2020 Kunstbegegnung mit den Wimpfener Bibelfenstern (um 1280) Kunstbegegnungen Verborgen im Alten – Enthüllt im Neuen Bund In Kooperation mit dem Hessischen Landesmuseum Donnerstag, 26. November 2020 Darmstadt Kunstbegegnung mit Bildern in der Quedlinburger Servatiuskirche (12. Jahrhundert) In der Reihe „Kunstbegegnungen“ stellt der Experte für mittel- Nur die Geschichte einer Rettung? alterliche Kunst des Hessischen Landesmuseums Darmstadt ausgewählte Bilder mittelalterlicher Raumprogramme vor. Beginn: jeweils 19.00 Uhr Mit seiner Unterstützung gilt es, Bildthemen und Merkmale zu erkennen und sie mit den biblischen Textquellen zu ver- Dr. Thomas Foerster, Darmstadt gleichen. Eine ausführliche Werkanalyse im Anschluss bietet eine kunsthistorische Einordung und erschließt ungeahnte Vgl. den Studiennachmittag im Hessischen Landesmuseum Hintergründe. Die Reihe möchte im Sehen und Beobachten Darmstadt S. 21. schulen und bietet eine Einführung in die christliche Bildkunst. An beiden Abenden werden sog. typologische Bildpro- gramme vorgestellt, bei denen alt- und neutestamentliche Szenen einander gegenübergestellt sind. Diesem mittelalter- Musikgespräche mit Klangbeispielen lichen Deutungsmodell der Bibel liegt eine Zeitenvorstellung Hören und Verstehen zugrunde, die das Leben Christi in der Mitte sieht: davor liegt der Typus aus der Zeit vor Christus (Alter Bund) und danach Die Reihe der Musikgespräche lädt dazu ein, an vier Abenden die „Erfüllung“ durch den Antitypus. Die elf Meter hohen jeweils ein prominentes Werk der klassischen Musik näher Chorfenster, ehemals aus der Ritterstiftskirche St. Peter in kennenzulernen. Die einzigen hierzu mitzubringenden Voraus- Wimpfen im Tal (um 1280) führen diese komplexe Theologie setzungen sind Offenheit und Neugier für das, was aus der in 26 Einzelszenen vor Augen. Musik selbst herausspricht. „Urteile nicht nach dem ersten Am zweiten Abend steht der Wandmalereizyklus in der Mal hören über eine Komposition; was dir im ersten Augen- Krypta der Quedlinburger Damenstiftskirche St. Servatius blick gefällt, ist nicht immer das Beste“, warnte schon Robert 28 29
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Schumann in seinen „Musikalischen Haus und Lebensre- Kunsthistorische Vortragsreihe geln“. Vor allem gilt auch das Umgekehrte: Was bei einem „Altdeutsche“ Kunst an Rhein, Main und Donau. ersten, oft noch flüchtigen Eindruck wenig anspricht – aus Vom Weg der deutschen Kunst in die Renaissance welchen Gründen auch immer –, ist deshalb noch längst keine schlechte oder langweilige Musik. Manchmal muss man sich Verachtet mir die Meister nicht, / und ehrt mir ihre Kunst! einfach mehr Zeit lassen und sich intensiver mit einem Werk (Richard Wagner, Meistersinger, III. Akt) beschäftigen, bis man anfängt, es besser zu verstehen und zu mögen. Im gemeinsamen Hören und Nachbesprechen sowie Während in Italien die Renaissance um 1500 am Höhepunkt mittels einiger Erläuterungen des Referenten vom Klavier aus anlangt, verharrt man nördlich der Alpen scheinbar in den wird der musikalische Ablauf in für den musikalischen Laien Stilformen der Spätgotik. Doch die Kunst entwickelt sich verständlicher Weise verdeutlicht. Vorkenntnisse und Hinter- im Dialog mit Italien und ist mitnichten unterlegen. Sowohl grundwissen sind hierzu nicht erforderlich. am kaiserlichen Hof Maximilians wie an den Residenzen der Fürsten zwischen Halle, Wittenberg, Augsburg, Nürnberg, Montag, 2. November 2020 Köln, Mainz oder Basel wirken zahlreiche Meister, die zur Ludwig van Beethoven – Ein Streifzug sog. „altdeutschen“ Kunst gerechnet werden. durch seine Sonaten für Klavier Der Oberrhein mit Straßburg als geistigem Zentrum gilt als ein Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der spät- Montag, 18. Januar 2021 gotischen Kunst. Bedeutende Namen wie Martin Schon- Facetten des Klavierlieds zwischen Klassik gauer (145/50 - 1491) oder Mathis Grünewald (1475/80 und Moderne - 1530) mit seinen hochdramatischen Altarbildern sind zu nennen. Die frühe Druckgraphik Schongauers war für Montag, 15. März 2021 Albrecht Dürer ein Anlass, den künstlerischen Austausch Meister der „italienischen Manier“ und mit ihm zu suchen. „musicus poeticus“ – Heinrich Schütz In Mainfranken arbeitet zeitgleich, nicht aber in einer Werk- stattgemeinschaft mit Malern Tilmann Riemenschneider Montag, 3. Mai 2021 (1460 - 1531) in Würzburg. Bei aller Einzigartigkeit der Musiker und Musikbeschreibungen in Meisterhand wird der enge Bezug zu Malerei und Druckgra- literarischen Erzählungen phik deutlich. Ein wenig abseits, aber kaum weniger einfluss- reich, steht die Gestalt Albrecht Altdorfers (1480 - 1538), Beginn: jeweils 19.00 Uhr einer der wichtigsten Vertreter der sog. „Donauschule“ im Raum Regensburg. Stephan Münch, Mainz In der Zeit der Reformation und Konfessionalisierung mit großen geistigen und sozialen Umwälzungen stammen Vgl. den Liederabend S. 61. die Auftraggeber sowohl aus dem Adel wie aus dem auf- strebenden Bürgertum, stehen weltliche und geistliche Auf- 30 31
Akademie-Reihen Akademie-Reihen traggeber in Konkurrenz. So ist beispielsweise Lukas Cranach rungen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa. der Ältere (1472 - 1553), seit 1505 am Hof von Wittenberg Für die Bundesrepublik Deutschland geht es im „bundes- tätig, imstande auch als „freier“ Unternehmer zu handeln. weiten Festjahr 2021 – Jüdisches Leben in Deutschland“ Dabei erschafft er sowohl eine neue, „evangelische“ Bild- darum, sich dieser langen und facettenreichen Geschichte sprache wie auch – für Kardinal Albrecht von Brandenburg – aufs Neue auch in dem Sinne bewusst zu werden, um Er- traditionelle Werke. innerungen und Handlungsoptionen für die Gegenwart und Zukunft eines Zusammenlebens unterschiedlich reli- Mittwoch, 13. Januar 2021 giös, politisch oder kulturell orientierter Menschen in einer Von Schongauer bis Grünewald Gesellschaft für Gegenwart und Zukunft zu erkunden und Kunst im Elsass und Mainfranken zu gestalten. Dienstag, 9. Februar 2021 Geplant sind mehrere Veranstaltungen im Lauf des Jubi- Von Riemenschneider bis Altdorfer läumsjahres, über die wir rechtzeitig informieren werden. Kunst in Mainfranken und an der oberen Donau Akademievortrag Dienstag, 23. Februar 2021 Mittwoch, 7. Juli 2021, 19.00 Uhr Die Malerfamilie Cranach Nach bald zwei Jahrtausenden – Jüdisches Leben in Kunst in Franken und Kursachsen Deutschland in hundert Jahren … Beginn: jeweils 19.00 Uhr In Kooperation mit der Landeshauptstadt Mainz und der Jüdischen Gemeinde Mainz-Worms Dr. Andreas Thiel, Bad Soden Der lange Zeit in Frankfurt lehrende, inzwischen in Ber- lin lebende Publizist und Wissenschaftler Prof. Dr. Micha Brumlik wirft an diesem Abend einen persönlichen Blick auf 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland die Gegenwart und Zukunft jüdischen Lebens in Deutsch- land. Neben fachbezogenen erziehungswissenschaftlichen In Kooperation mit Maimonides – Jüdisch-muslimisches Arbeiten hat Prof. Brumlik nicht nur zahlreiche Publika- Bildungswerk tionen zur Kultur- und Geistesgeschichte jüdischen Denkens vorgelegt, sondern auch immer wieder zu tagesaktuellen Im Jahr 2021 sind es 1700 Jahre, auf die eine Geschichte und grundsätzlichen Themen des Lebens von Juden in der der Juden in den deutschen Landen zurückblicken kann. deutschen Gesellschaft Stellung bezogen. Sie führt uns in die vielgestaltigen Lebensverhältnisse der antiken Mittelmeerwelt und ebenso in die vielseitig Prof. Dr. Micha Brumlik, Berlin zwischen Juden, Christen und Muslimen verflochtenen Erfah- 32 33
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Philosophisches Café Wie finde ich mein Glück – in Krisenzeiten? „Gemalt mit Licht und Glas“ – Zur Entwicklung der Glasmalerei Wir alle sind Glückssucher. Was aber ist Glück? Kann es seit der Mitte des 20. Jahrhunderts überhaupt vom Menschen erreicht werden? Oder jagen wir nicht ständig einer Illusion nach? Um diese Fragen zu beant- In Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte und worten, stellt das Seminar berühmte Glücksentwürfe großer Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Philosophen vor, u.a. von Aristoteles, Thomas von Aquin, Mainz, dem Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer. Mainz und den Derix Glasstudios, Taunusstein Dabei wird sich zeigen, dass die Glückssuche kompli- ziert und rätselhaft ist: Wir streben zwar nach dem Glück, In der Beschäftigung mit dem Medium Glaskunst zeigt können uns jedoch nicht einfach entscheiden, glücklich zu die Einweihung der jüngsten Werke von Gerhard Richter in sein. Selbst dann, wenn unsere Wünsche in Erfüllung gehen, Kloster Tholey das ungebrochene Interesse von Künstlern, sind wir nicht notwendig glücklich. Worin liegt somit das Glasfenster für Kirchen zu schaffen. Ungebrochen ist auch echte Glück und gibt es dafür die Glücksformel? das Engagement von Stiftern für diese Werke! Ein Meister dieser Kunst ist der international bekannte Glas- Donnerstag, 28. Januar 2021 künstler und Maler Prof. Dr. h.c. Johannes Schreiter, des- Was ist Glück? sen Oeuvre eine Vielzahl von Glasarbeiten in Sakral- und Begriffsbestimmung und Bedeutung Profanbauten u.a. in Mainz umfasst: das große Domfenster (2007), das Sühnefenster im Dom- und Diözesanmuseum Donnerstag, 4. Februar 2021 (2003) und der Zyklus in der evangelischen Kirche Gonsen- Der eudämonistische Glücksbegriff der Antike heim (2002). In der Herausforderung, Kunstwerke aus licht- Aristoteles und die Stoa durchdrungenem, farbigem Glas zu schaffen, noch dazu in den unterschiedlichsten Räumen, hat Schreiter neue Gestal- Donnerstag, 18. Februar 2021 tungstechniken angeregt und gemeinsam mit den Werk- Die Bedeutung von Glück aus christlicher Sicht stätten der Firma Derix entwickelt. Die historische Entwick- Thomas von Aquin lung von 1960 bis 1980 mit vielen Kirchenneubauten oder Neuausstattungen steht im Fokus eines weiteren Abends. Donnerstag, 25. Februar 2021 Die Hinwendung zur Abstraktion oder die Beharrung auf figu- Immanuel Kant und das Glück rativer Gestaltung bleibt über Jahre prägend für die Glas- malerei in Deutschland. Ergänzend dazu gehören Informa- Beginn: jeweils 16.00 Uhr tionen zu technischen Neuerungen und Entwicklungen. Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf die Vergangenheit, PD Dr. Helke Panknin, Mainz sondern möchte die Diskussion zu aktuellen Projekten oder Ausstellungen anregen. 34 35
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Dienstag, 23. März 2021 Germaniae, wurde sie bis zur Zeit des Johannes Gutenberg zu Zum Werk von Johannes Schreiter einer mittelgroßen kurfürstlichen Residenzstadt. Frankfurt „Nur ein Glaskünstler bin ich nie gewesen…“ entwickelte sich hingegen von der Königspfalz zur Reichs- Dr. Birgit Schwarz, Wien und Messestadt sowie zur Krönungsstadt der römisch- Gunther Sehring, Langen deutschen Könige und Kaiser. Die interdisziplinär ausgerichtete Vortragsreihe des Instituts Donnerstag, 22. April 2021 für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz Zur sakralen Glasmalerei im Deutschland der (IGL) beleuchtet die unterschiedliche Entwicklung beider 1960er bis 1980er Jahre Städte im Mittelalter. In vergleichender Perspektive geht Einblicke zu Gestaltung und Techniken es dabei auch um zahlreiche Aspekte der Symbiose, der Dr. Ulrike Hoffmann-Goswin, Karlsruhe Wechselbeziehungen und Verflechtungen zwischen beiden Prof. Dr. Matthias Müller, Mainz Städten. Damit werden Phänomene behandelt, die auch für aktuelle Diskussionen um raumordnende und identitäts- Beginn: jeweils 19.00 Uhr bildende Prozesse in der fragmentierten Region an Rhein und Main von Interesse sein können. Dienstag, 20. April 2021 Erzbischöfliches Mainz und königliches Frankfurt: zwei mittelalterliche Nachbarstädte Prof. Dr. Ernst Dieter Hehl, Mainz Mainz und Frankfurt im Mittelalter – Konkurrenzen, Wechselbeziehungen, Symbiosen Dienstag, 27. April 2021 Jüdische Gemeinden in Mainz und Frankfurt Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Prof. Dr. Andreas Lehnardt, Mainz Mainz in Kooperation mit dem Erbacher Hof, Akademie des Bistums Mainz, dem Studium Generale der Johannes Guten- Dienstag, 4. Mai 2021 berg-Universität Mainz, dem Historischen Museum Frankfurt Patrizierfamilien in Mainz und Frankfurt und dem Stadthistorischen Museum Mainz Dr. Heidrun Ochs, Mainz Weltstädtisch präsentiert man sich gerne in Frankfurt Dienstag. 11. Mai 2021 am Main, der Stadt der Börse, der Messen und der Ban- Die Wirtschaftsstandorte Mainz und Frankfurt ken: „Mainhattan“, wie manche sagen. Eher Bodenstän- im Mittelalter diges zählt in der Landeshauptstadt Mainz: Bischofssitz, Prof. Dr. Michael Matheus, Mainz Fastnachtshochburg und Stadt der Medien. Galt Mainz im Hochmittelalter noch als europäische Metropole, Metropolis 36 37
Akademie-Reihen Akademie-Reihen Dienstag. 8. Juni 2021 ohne Eile, in dem Tempo, das sich aus dem Gespräch ergibt. Die Kunstzentren Mainz und Frankfurt im Jede und jeder bringt mit, was sie und ihn beschäftigt. Soweit Mittelalter sinnvoll und notwendig fließen bibelwissenschaftliche Infor- Prof. Dr. Matthias Müller, Mainz mationen ein. Dienstag, 21. Juni 2021 Begleitung: Prof. Dr. Ralf Rothenbusch, Mainz Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Familiennamen in Mainz und Frankfurt Die nächsten Termine: Dr. Rudolf Steffens, Mainz 11. November und 25. November 2020 Montag, 28. Juni 2021 Beginn: jeweils mittwochs um 16.00 Uhr. Podiumsdiskussion Weitere Termine entnehmen Sie bitte unserer Webseite: Beginn: jeweils 19.00 Uhr www.ebh-mainz.de. Lektürekreise Bibel lesen Hat uns das „Buch der Bücher“ heute noch etwas zu sagen? Wie in einem Menschheitsgedächtnis sind darin Fragen und Antwortversuche aus Jahrtausenden gespeichert. Die Bibel ist zugleich die Heilige Schrift des Christentums. Ist Gottes Stimme im Menschenwort der Bibel zu vernehmen? Sie sind eingeladen zu einer persönlichen Bibellektüre, die im gemeinsamen Austausch den biblischen Text erschließen soll, seinen ursprünglichen Sinn und was er heute für uns bedeutet. Wir setzen die corona-bedingt unterbrochene Lektüre des Exodos-Buchs noch etwas fort und wollen uns dann ausge- wählten Texten der prophetischen Überlieferung widmen, 38 39
Akademievorträge / Akademiesoiréen Akademievorträge / Akademiesoiréen Dienstag, 25. August 2020, 19.00 Uhr Ort, die Kirche gestalten und lebendig halten. Sie stel- Das geistliche Werk len zunehmend die Frage nach der Authentizität einer Zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens (1770-1827) Kirche, die in vielen Bereichen lebensfern scheint. Selbst bei kirchennahen Gläubigen wird zunehmend Kritik an deren Ludwig van Beethoven ist – trotz der Popularität der Missa Strukturen laut, die wenig Partizipation zulassen und solemnis – nicht unbedingt als Komponist geistlicher Musik stattdessen die Macht in den Händen weniger bündeln. bekannt. Diese Bündelung ist insofern bedenklich, als der miss- Der Vortrag legt einen Schwerpunkt auf die eher unbekann- bräuchliche Umgang mit der Macht ein urmenschliches teren Werke, nämlich auf das Oratorium Christus am Ölberge Phänomen ist, vor dem auch kirchliche Verantwortungs- op. 85 und die Messe C-Dur op. 86, auf die Aufführungs- träger nicht gefeit sind. Als Reaktion auf diese Gefährdung bedingungen und die Werkkonzepte Beethovens und setzt hat die Katholische Kirche in Deutschland den Synodalen sie in Bezug zu den frühen Bonner Kantaten, aber auch zum Weg eingeschlagen, und dem Bischof von Mainz ist es mit Spätwerk des Meisters. dem Pastoralen Weg ein Anliegen, in seinem Bistum eine dienende und partizipatve Kirche zu stärken. Prof. Dr. Birger Petersen, Mainz Wir wollen die Frage nach der Macht in der Kirche auf eine sachlich argumentierende Weise behandeln und disku- Vgl. Klavierabende S. 59. tieren, um auch tragende Formen zu finden, wie man den christlichen Glauben in Gegenwart und Zukunft leben und miteinander teilen kann. Akademieabend zum Synodalen Weg Freitag, 16. Oktober 2020, 18.00 Uhr Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz rpunkt Wer Macht Kirche? Prof. Dr. Philipp Müller, Mainz Schwe vatio Reno Macht und Partizipation in der Kirche Moderation: Dipl.-Theol. Mirjam Hake, Mainz In Kooperation mit der Johannes Gutenberg-Universität Dienstag, 27. Oktober 2020, 19.00 Uhr Mainz, Seminar für Praktische Theologie, Abt. Pastoral- Beethovens „Fidelio“ theologie Ein fehlerhaftes Meisterwerk? Gerade auch in Zeiten der Corona-Pandemie ermutigt Der Vortrag bietet eine eingehende Untersuchung der Aus- Bischof Dr. Peter Kohlgraf die Menschen seiner Diözese sage und Bedeutung von Text und Musik dieses Werkes zum engagierten Mittun und Gestalten des Pastoralen und beschäftigt sich u.a. mit den immer wieder erhobenen Weges. Vorwürfen, der Text sei minderwertig, die glückliche Wen- Denn es sind gerade die Menschen in den Gemeinden vor dung des Schlusses dank eines Deus ex machina, eines 40 41
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