Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz

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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Programm
2020 / 2021

Salz der Erde
Wozu heute noch Kirche?

Akademie & Tagungszentrum des Bistums Mainz
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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Inhalt                                                Einleitung

                                                      Die provokante Frage des Untertitels unseres diesjährigen
Einleitung                                       3    Jahresprogramms stellt sich kritisch in Zeiten der Corona-
                                                      Pandemie: Während die einen behaupten, dass die Kirche
Akademietagungen, Studientage, Studiennachmittage 6   während der Hochkrisenzeit ihre Tore schloss, abtauchte und
                                                      Kranke, Sterbende, Sinnsuchende und Menschen guten Wil-
Akademie-Reihen                                 27    lens „aussperrte“, meinen andere, sie wären lediglich ihrer
                                                      Verantwortung für die Gesundheit der Menschen nachge-
Akademievorträge, Akademiesoiréen               40    kommen, indem sie Anordnungen der staatlichen Seite in
                                                      allen Punkten befolgten.
Junge Akademie                                  57    Die Pandemie offenbart eine tiefe Sinnkrise sowie einen
                                                      gewaltigen Transformationsprozess unserer Gesellschaft, der
Kulturelle Veranstaltungen                      59    Kirchen und jedes einzelnen Menschen (vgl. S. 15, 34). Ande-
                                                      rerseits diagnostizieren Soziologen auch eine neue Solidarität,
Exkursionen und Studienreisen                   63    die sich zweifach entfaltet: Zum einen zeigt die Pandemie die
                                                      Verletzlichkeit des Menschen, zeigt, dass er nicht alles selber
Foren und Arbeitskreise                         64    wirken kann, sondern auf den anderen angewiesen ist. Zum
                                                      anderen findet der Staat als Sorgegemeinschaft ein neues
Freunde und Förderer                            66    positives Ansehen, welches auch auf die Kirche durch ihre
Publikationen                                   68    Sakramentalität und ihre Vermittlung der Gotteserfahrung
Veranstaltungskalender                          73    adaptiert werden könnte. Der Soziologe Heinz Bude spricht
Tagungszentrum Erbacher Hof                     77    von der Abkehr des neoliberalen Gedankenguts, vom Abbau
Anfahrtsskizze                                  78    einer Staatsphobie. Hier könnte die Kirche Nähe und Ferne
Kollegium                                       80    Gottes mehr ins Gespräch bringen und über alle Distanzen
                                                      hinweg die Bezugnahme des Menschen auf Gott hin neu leben
                                                      lernen. Die neue Solidarität sieht Bude unter dem Blick der
                                                      Wechselhaftigkeit, Großzügigkeit und Gemeinwohlorientie-
                                                      rung für die Allgemeinheit. Hier könnte sich Kirche mühelos
                                                      wiederfinden, denn sie hat Lebensressourcen anzubieten,
                                                      sei es in breiter ethischer oder spirituell-religiöser Hinsicht.
                                                      Die Kirchen sollten in diesen Zeiten öffentlich präsent sein,
                                                      zunächst auch, um ihre inneren kirchlichen Problemfelder
                                                      aufzuarbeiten: so, um das Verhältnis von Klerikern und Laien
                                                      neu zu bedenken, Geschlechtergerechtigkeit (vgl. S. 40) zu
                                                      reflektieren und das Verhältnis zwischen den Generationen
                                                      neu auszutarieren (vgl. S. 54).

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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Einleitung                                                      Einleitung

Somit kann die Corona-Pandemie auch dazu führen, Reform-        der Theologie unterstützt und sollte in der Glaubenstat
kräfte in der Kirche freizusetzen, wobei die Grundforde-        authentisch sprach- und verstehensfähig werden. Die par-
rungen des alternativlos zu gehenden Synodalen Weges mit        tizipative Suche nach neuen Lösungen auf dem Synoda-
dem Freiheitsimpuls des zu teilenden Glaubens umgesetzt         len und Pastoralen Weg soll in einer „kritisch-krisischen“
werden müssen: Insofern ist die Partizipation, die Teilhabe     Haltung angenommen werden. Diese Grundhaltung, die wir
und Teilnahme an der Macht, ein Neubedenken der Aufga-          mit unserem Programm einnehmen, realisiert sich auch in
ben der Priester heute und besonders der Rolle der Frauen       zahlreichen kulturellen Veranstaltungen (vgl. S. 7, 53, 62)
in Diensten und Ämtern in der Kirche, eine den Klerikalismus    und kulturgeschichtlichen (vgl. S. 27, 28, 31 und 36) Veran-
überwindende geschlechtergerechte Ekklesiologie und ein         staltungen, die nicht Garnierung eines ernsten Programmes
Leben in gelingenden Beziehungen unverzichtbar (vgl. S.         darstellen, sondern Ausdruck einer gelebten Glaubenshal-
40, 13, 17).                                                    tung sein möchten.
Es geht uns um die Grundierung einer neuen Glaubenskul-
tur im Zeichen der Freiheit und der Verantwortung (vgl. auch    Sie sind herzlich eingeladen!
die zahlreichen biblischen Akzente unseres Programms).
Wir weiten die Fragestellung auf die existentielle Sinnfrage    Peter Reifenberg                         Ralf Rothenbusch
hin, denn sie zeigt sich in Zusammenhängen und in persona-      Felicitas Janson                         Tobias Dera
len, angstfreien Begegnungen und Beziehungen, die sich in
der zuversichtlichen, glaubensgetragenen Tat glaubwürdiger
Zeugen realisiert (vgl. S. 22).
Angstbesetzte Überreaktionen stiften Misstrauen und schaf-
fen Abstand und Fremde. Die Menschen suchen innerhalb
und außerhalb der Kirchen in Zeiten der Ungewissheit Ori-       Bitte beachten Sie:
entierungen, gerade auch durch den Beistand, der aus der        Infolge der Corona-Pandemie sind die Plätze in unserem
Grundierung durch das Alte und Neue Testament und aus der       Hause sehr stark reduziert. Wir bitten deshalb dringend um
lebendigen und praktisch gelebten christlichen Offenbarung      Ihre persönliche Anmeldung.
erwachsen kann. Die Botschaft lebt konkret in der Heilsge-
schichte, die sich stets dynamisch entfaltet (vgl. S. 14, 18,
32). Die komplexen Herausforderungen einer zunehmend
säkularen Gesellschaft möchten wir mit der Geschichte des
sich offenbarenden Gottes in Jesus Christus ins Gespräch
bringen. Dabei sollte sich die Kirche dialogisch entfalten
und gestalten, um sich für Lernprozesse offen zu halten (vgl.
S. 13, 17).
In einer religiösen weltanschaulich pluralen Gesellschaft
wird die professionelle Bildungsarbeit von den Argumenten

                             4                                                               5
Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Akademietagungen, Studientage,                                                                                                                                                                                                  Akademietagungen, Studientage,
                            Studiennachmittage                                                                                                                                                                                                              Studiennachmittage

                                                                                                                                                                                                                                                            Studiennachmittag
                                                                                                                                                                                                                                                            Freitag, 18. September 2020, 14.30 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                            Der Naumburger Meister in Mainz
                                                                                                                                                                                                                                                            Die Westlettneranlage des Domes und ihr
                                                                                     6`VYZb^ZIV\jc\hoZcigjbYZh7^hijbhBV^co

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                                                                                O C > 6 B  -%% * *  q  - % - &  = 86; I H D E  q  ; D =  G : = 86 7 G :
                                                                                                                                                                                                                                                            Skulpturenprogramm
O
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                                      Das Tagungszentrum Erbacher Hof sowie die Akade-                                                                                                                                                                      Mit einem Paukenschlag hielt um 1239 die Gotik Einzug in
                                      mie des Bistums Mainz haben mit dem Bundeskri-                                                                                                                                                                        den Mainzer Dom. Erzbischof Siegfried III. von Eppstein hatte
                                      minalamt Wiesbaden (BKA) eine enge Kooperation                                                                                                                                                                        hochqualifizierte Bauleute aus Frankreich angeworben, um
                                      vereinbart.                                                                                                                                                                                                           seine Kathedrale mit einer ambitionierten Innenausstat-
                                                                                                                                                                                                                                                            tung zu vollenden. Die an der Kathedralbaustelle zu Reims
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                     >=GH8=G:>7:C   Da die ethischen Grundlagen unseres Gemeinwesens
                             C:=8>:OG:HCJ
                           B6>CO! q>=GO:>8=:C
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                                                                                                                          JCH:GO:>8=:C                                             B6>CO!                                                                  geschulten Bildhauer errichteten vor dem Westchor eine
                                      auch die des polizeilichen Handelns in der praktischen                                                                                                                                                                Lettneranlage in neuesten Architekturformen, geschmückt
                                      Polizeiarbeit abbilden, wird ein gemeinsames Ziel                                                                                                                                                                     mit naturalistischen Pflanzendarstellungen. Das Figuren-
                                      der Zusammenarbeit in der Thematisierung gesell-                                                                                                                                                                      programm präsentierte sich den mittelalterlichen Betrach-
                                      schaftlich relevanter und brisanter sittlicher Grund-                                                                                                                                                                 tern ungewöhnlich lebensnah und emotional ausdrucks-
                                      probleme sein. Die Diskussionen und Diskurse um                                                                                                                                                                       stark. Auch heute noch faszinieren diese Bildwerke, die der
                                      diese aktuellen, die Demokratie voraussetzenden und                                                                                                                                                                   Werkstatt des Naumburger Meisters zugeschrieben werden,
                                      schützenden Fragestellungen geschehen aus gemein-                                                                                                                                                                     benannt nach dessen Hauptwerk – dem Westlettner und
                                      samer Verantwortung von Kirche und Staat, gerade                                                                                                                                                                      den berühmten Stifterfiguren im Westchor des Naumburger
                                      auch gegenüber den Grundwerten mitmenschlichen                                                                                                                                                                        Doms. Anhand der Fragmente des 1681 abgebrochenen
                                      Zusammenlebens.                                                                                                                                                                                                       Mainzer Westlettners gehen wir der Frage nach, was diese
                                                                                                                                                                                                                                                            Skulpturen so außergewöhnlich macht.
                                      Thematische Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind                                                                                                                                                                      Der Studiennachmittag beginnt mit einer Führung zu den
                                      die Felder Menschenrechte und Werteordnung des                                                                                                                                                                        Mainzer Westlettnerfragmenten in der neu gestalteten
                                      Grundgesetzes (mit dem Bundesverfassungsrichter                                                                                                                                                                       Gewölbehalle des Dom- und Diözesanmuseums mit einer
                                      a.D. Prof. Dr. Paul Kirchhof), Grundlagen polizeilicher                                                                                                                                                               Gruppe von 15 Personen. Parallel dazu findet eine Einfüh-
                                      Berufsethik (mit Prof. Dr. Wilhelm Schwendemann                                                                                                                                                                       rung zum namengebenden Werk im Naumburger Dom statt
                                      und Polizeipfarrer Bernhard Goetz). Daneben ste-                                                                                                                                                                      (im Wechsel).
                                      hen weitere Themen wie Resilienz (Dr. Donya Gilan,
                                      Mainz, u.a.) und Fragen der Leitungskultur und von                                                                                                                                                                    Diana Ecker M.A., Mainz
                                      Rassismus und Rechtsextremismus (Stiftung gegen
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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Akademietagungen, Studientage,                                    Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                                Studiennachmittage

Planungstagung der Internationalen                                Abdassamad El Yazidi, Zentralrat der Muslime
UN-Wochen gegen Rassismus 2021                                    Daniel Neumann, Landesverband der
Montag, 21. September 2020, 11.00 Uhr                             Jüdischen Gemeinden in Hessen
Solidarität. Grenzenlos.                                          Prof. Dr. Ralf Rothenbusch, Mainz
                                                                  u.a.
In Kooperation mit der Stiftung für die Internationalen UN-
Wochen gegen Rassismus

Seit den Anschlägen in Halle und Hanau, spätestens jedoch
mit dem gefilmten Mord an dem Afroamerikaner George               Wissenschaftliches Kolloquium
Floyd in Minneapolis ist noch einmal deutlich geworden, wie       Freitag, 30. Oktober 2020, 14.00 Uhr, bis
gefährlich Rassismus ist. Die zahlreichen Demonstrationen         Sonntag, 1. November 2020,
zeigen eine eindrucksvolle Solidarität mit den Opfern ras-        Aktuelle Palästina-Forschungen junger
sistischer Gewalt und machen deutlich, wie viele Menschen         Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
sich mehr soziale Gerechtigkeit wünschen. Wir fordern „Soli-
darität. Grenzenlos.“, denn Rassismus und Nationalismus           In Kooperation mit dem Deutschen Verein zur Erforschung
haben keinen Platz in einer demokratischen Gesellschaft.          Palästinas (DPV)
Die Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15.-
28. März 2021 bieten gute Gelegenheiten, dies deutlich zu         Die Tagung soll jungen Wissenschaftlerinnen und Wissen-
machen und ein gemeinsames Zeichen zu setzen. 25 Jahre            schaftlern, die zu einem Thema mit Bezug zu Palästina im
UN-Wochen gegen Rassismus in Deutschland bedeuten für             Altertum forschen, die Gelegenheit geben, aktuelle For-
uns einen Einschnitt: Es ist nicht mehr vor allem erforderlich,   schungsarbeiten durch einen Vortrag vorzustellen und darü-
auf die Realität von Rassismus in Deutschland hinzuweisen,        ber zu diskutieren.
vielmehr soll menschenfreundliches Engagement verstärkt
und öffentlich sichtbarer gemacht werden. Über die künf-          Janca Brenner, Tübingen
tigen Schwerpunkte, Planungen und Erwartungen an die              Philip Ebeling, Münster
Aktionswochen 2021 wollen wir bei der Tagung am 21. Sep-          Anna Klara Falke, Münster
tember 2020 in Mainz gemeinsam diskutieren.                       Dr. Judith Filitz, Detmold
                                                                  Luisa Goldammer, Jerusalem
Dr. Jürgen Micksch und Marlies Horch,                             Lena Janneck, Bamberg
Stiftung gegen Rassismus, Darmstadt                               Jakob Kempendorf, Tübingen
Siraad Wiedenroth,                                                Dr. Assaf Kleiman, Leipzig
Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.                  Sabine Kleiman, Tübingen
Prof. Dr. Ulrich Wagner, Marburg                                  Dr. Florian Oepping, Osnabrück
John Kannamkulam, Forum Gemeinsames Hanau                         Michael Rummel, Berlin

                              8                                                               9
Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Akademietagungen, Studientage,                                 Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                             Studiennachmittage

Christian Schöne, Köln                                         Länder. Zudem ist geplant, weitere Kooperationspartner aus
Friederike Schöpf, Frankfurt                                   Palästina, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem
Karoline Totsche, Mainz                                        Libanon in das Projekt mit einzubinden.
Giampiero Tursi, Berlin
Prof. Dr. Wolfgang Zwickel, Mainz                              Dr. Jürgen Micksch, Darmstadt
Jennifer Zimni, Jerusalem                                      Botschafter Dr. Volker Berresheim, Auswärtiges Amt,
                                                               Religion und Außenpolitik
                                                               Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des
                                                               Bistums Mainz
                                                               Dr. Tharwat Kades, Kairo
Interreligiöse Konferenz                                       Rabbinerin Nafa Hefetz, Jerusalem
Montag, 16. November 2020, bis                                 u.a.
Freitag, 20. November 2020,
Abrahamische Kooperationen im Mittleren Osten und              Vgl. öffentliche Veranstaltung S. 46.
Nordafrika (MENA)

In Kooperation mit dem Abrahamischen Forum, Darmstadt.
Gefördert vom Auswärtigen Amt und Brot für die Welt            Studientag
                                                               Samstag, 28. November 2020, 9.30 Uhr
Seit 2015 fördert das Abrahamische Forum den interreli-        „Die Reden der Unterscheidung“ als Meister Eckharts
giösen Dialog im Mittelmeerraum. Das Projekt  der „Abra-       erste „Orientierung im Denken“
hamischen Teams“ wurde vor allem in Ägypten und Israel
etabliert. Diese sogenannten Abrahamischen Teams               In der derzeit kritischen Situation von Philosophie und
besuchten in den letzten Jahren eine Vielzahl von Schulen      Theologie ist Orientierung nötig. Der Studientag zu Meister
in Kairo und dem Nildelta, um mit Lehrkräften, Eltern und      Eckhart hat dessen frühe Schrift (1294-98) mit dem ersten
Schülern über die Gemeinsamkeiten der abrahamischen            wichtigen, in deutscher Sprache verfassten philosophisch-
Religionen zu diskutieren, zum Teil mit großem Echo in ägyp-   theologischen Text zum Thema. Dieses Werk des jungen,
tischen Medien. Ein ähnliches Vorgehen konnte in Israel        aber reifen Eckhart zielt auf „Orientierung im Denken und im
über „Rabbis for Human Rights“ gefördert werden. Bei den       Leben“, zwar ausgehend vom Ordenskontext, aber mit Blick
Dialogveranstaltungen treffen viele jüdische junge Männer      auf philosophische Grundfragen der Theologie.
und Frauen zum ersten Mal auf Menschen anderer religi-
öser Zugehörigkeit. Weitere Länder, in denen das Abraha-       Prof. Dr. Norbert Fischer, Wiesbaden
mische Forum religiöse Kooperationen fördern konnte, sind      Prof. Dr. Dietmar Mieth, Tübingen
Marokko und Tunesien. Die Tagung dient dem Austausch
ausgewählter Kooperationspartner der bereits beteiligten

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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Akademietagungen, Studientage,                                 Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                             Studiennachmittage

Studiennachmittag                                              Akademietagung
                                                                                                             Schwe
Freitag, 4. Dezember 2020, 14.00 Uhr                           Donnerstag, 7. Januar 2021, bis                     rp
                                                                                                            Renov unkt
Albrecht Dürer – Der „Genius“ unter den Alten Meistern         Sonntag, 10. Januar 2021,                          a tio
                                                               Die Kirche(n) immer der Reform bedürftig
Vor Jahresfrist fand in Wien ein Ereignis statt, wie es jede   Herausforderungen in Geschichte und Gegenwart.
Generation nur einmal erlebt: das Kunstmuseum Alber-           Zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. Theodor Schneider
tina öffnete die Tresore und breitete vor dem staunenden
Betrachter die Fülle ihrer Schätze aus. Die größte Sammlung    Es bedarf heute kaum einer Begründung, eine Reform der
von Dürers Zeichenkunst mit Meisterwerken wie der „Feld-       Kirche(n) anzumahnen. Eine tiefe Erschütterung hat viele
hase“ und die „Betenden Hände“ war für wenige Wochen           Kirchenmitglieder erfasst: Kann es wirklich wahr sein, dass
im Original zu sehen. Ergänzt um einige Gemälde stand das      die Berufung auf das Evangelium Jesu Christi in der Verkün-
Schaffen des Nürnberger Meisters (1471-1528) von den           digung in einem eklatanten Widerspruch zu den kirchlichen
Anfängen um 1485 bis zum Alterswerk vor Augen!                 Handlungsweisen auf der strukturellen Ebene steht? Welche
Der Studiennachmittag wird nach einer biographischen Ein-      Vorsorge ist zu treffen, dass einzelne Menschen nicht weiter-
führung Dürers Werdegang von den Anfängen über die Rei-        hin in der Versuchung stehen, ihr Amt zu missbrauchen – in
sen nach Italien bis hin zu seiner Werkstatt verfolgen. Es     Ausübung von sexuell motivierter Gewalt, bei der Missach-
folgt eine intensive Betrachtung der Zeichnungen mit einem     tung der Charismen auch von Frauen oder im Blick auf die
Schwerpunkt auf den Vorstudien für Altargemälde. Dabei         Entscheidung darüber, wer im ökumenischen Kontext Kirche
stehen wohlkomponierte Natur- und Landschaftsbilder in         „im eigentlichen Sinn“ ist. Die Tagung nimmt die Herausfor-
Aquarell zwischen Dürers Graphik und seiner Malerei. Den       derungen der Gegenwart mit einem Blick in die Geschichte
Abschluss bilden die Graphiken, vom Holzschnitt über den       der Reformbewegungen in den Kirchen auf. Beständige
Kupferstich bis hin zur Radierung. Auf all diesen Gebieten     Bezugspunkte werden die Ökumenische Bewegung sowie
übertraf Dürer seine Zeitgenossen an Qualität und Feinheit     die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils sein. Der im
der Ausführung.                                                Advent 2019 begonnene Synodale Weg in der Kirche von
Obwohl die „Aura“ der Wiener Ausstellung naturgemäß nicht      Deutschland wird intensiv bedacht werden.
vermittelt werden kann, dürften doch die stark vergrößerten    Der äußere Anlass zu dieser Tagung ist auch ein innerer:
Details der teils winzigen Originale ungewohnte Einblicke      Prof. Dr. Theodor Schneider vollendete im Mai 2020 sein
bieten.                                                        90. Lebensjahr. Er war theologischer Berater in der Sach-
                                                               kommission I (Glaubenssituation und Verkündigung) der
Dr. Andreas Thiel, Bad Soden                                   Würzburger Synode (1971-75), die als Vorbild für die heute
                                                               anstehenden Reformen gilt. Sein Lebenswerk wird bei der
                                                               Tagung durch seine Schüler und Schülerinnen eine Würdi-
                                                               gung erfahren.

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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Akademietagungen, Studientage,                                   Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                               Studiennachmittage

Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz                      Studientag
Prof. Dr. Bernd Jochen Hilberath, Tübingen                       Samstag, 6. Februar 2021, 9.30 Uhr
Prof. Dr. Friederike Nüssel, Heidelberg                          Die „Pest“ im Spiegel unserer Zeit
Prof. Dr. Dorothea Sattler, Münster                              Von der Modernität des Romans von Albert Camus
Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des ZdK                (1913-1960)
Prof. Dr. Andrea Strübind, Oldenburg
Prof. Dr. Jürgen Werbick, Münster                                „Der Fremde beschreibt die Blöße des Menschen dem
                                                                 Absurden gegenüber.“
Vgl. Akademievortrag S. 50.                                      „Die Pest beschreibt die tiefe Gleichwertigkeit der indivi-
                                                                 duellen Standpunkte demselben Absurden gegenüber …“
                                                                 (Albert Camus, 1942)
Biblischer Studientag
Samstag, 23. Januar 2021, 9.30 Uhr                               „Neue Normalität“ und das Wort von „social distancing“
Das Kreuz – Ärgernis und Hoffnungszeichen                        prägen in Pandemie-Zeiten des Corona-Virus unseren Alltag.
                                                                 Eine philosophisch-litararische Vorausschau dieser Entwick-
Das Kreuz begegnet uns auf Kirchtürmen, an Halsketten und        lungen schrieb der wirkmächtige französische Autor Albert
Wegrändern, auf Friedhöfen und Wappen; mit dem Zeichen           Camus mit seinem Roman „Die Pest“, die er selbst als Chro-
des Kreuzes beginnen wir die Gottesdienste, segnen Eltern        nik – nach mehr als fünfjähriger Arbeit – bereits 1946 ver-
ihre Kinder. Das Kreuz ist zum zentralen Identitätszeichen       öffentlichte und damit auf ein großes Echo stieß.
des Christentums geworden. Was aber bedeutet das Zei-            „An keinem Buch hat Camus so lange und unter so vielen
chen des Todes Jesu? Das Wort vom Kreuz ist nach Paulus          Qualen gearbeitet“ (Iris Radisch). Die Pest ist eine viel-
für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Glau-   schichtige Metapher, auch schon bei Camus, nicht nur,
benden aber „Gottes Kraft und Gottes Weisheit“, die eine         dass sie das existentialistische Lebensgefühl zum Ausdruck
Umkehrung aller Werte ankündigt (1 Kor 1,22-24). In der          brachte und damit dem Absurden und der Geworfenheit des
Kirche von heute ist es dringend notwendig, den Blick von        Daseins Ausdruck verlieh, sie hat auch eine stark politische
Strukturfragen zurück auf die zentrale Frage nach Jesu Leben     Dimension, denn: „Jeder Widerstand ist ein Wagnis unter
und Tod zu richten. Wozu hat Jesus gelebt und gewirkt?           Todesdrohung, jede Solidarität im gemeinsamen Leiden
Warum starb er am Kreuz? Was bedeutet es, diesen Tod             riskiert ihre Strafe“ (Meyer, Albert Camus, 67 f.).
bei jeder Eucharistiefeier zu verkünden „bis du kommst in        Auch bezweckt das Epos eine intensive Erörterung des
Herrlichkeit“? Der Studientag möchte das Kreuz Jesu als          Bösen auf der Folie der christlichen Heilslehre sowie die
Herausforderung für das Wirken der Kirche und als Hoff-          Handlungsweisen von Menschen in Krisen- und Pandemie-
nungszeichen für die Welt entdecken.                             zeiten. Camus zeichnet Charaktere, die aktuelle Handlungs-
                                                                 weisen der Menschen heute in gleicher Weise parallelisieren.
Dr. Marie-Louise Gubler, Zug/Schweiz                             Lektüre und Exegese des Werks, die wir uns zur Aufgabe
                                                                 machen, stellt nicht nur eine Auseinandersetzung mit

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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Akademietagungen, Studientage,                                   Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                               Studiennachmittage

Pandemie-Zeiten dar, sondern eine faire Diskussion „Jen-         wurde. Für den Glauben ist es die letzte Konsequenz aus der
seits von Lästerung und Gebet“ mit einer sinnsuchenden,          Menschwerdung des Gottessohns.
ja säkular anmutenden Gesellschaft und Welt.
                                                                 Prof. Dr. Michael Theobald, Tübingen
Dr. Patricia Rehm-Grätzel, Mainz
Prof. Dr. Peter Reifenberg, Mainz

                                                                                                                    Schwe
                                                                                                                          rp
                                                                                                                   Renov unkt
                                                                                                                        atio
                                                                 Brennpunkt Leben - Dialogforum
Studiennachmittag                                                Den Menschen in seiner Vielfalt anerkennen –
Mittwoch, 10. März 2021, 14.00 Uhr                               Sexuelle und geschlechtliche Identitäten in der
Der Prozess Jesu – Geschichte und Theologie                      katholischen Kirche

Die je eigen geprägten Passionserzählungen der vier Evan-        In Kooperation mit QueerNet Rheinland-Pfalz e.V.
gelien sind keine historischen Berichte, sondern Glaubens-
texte. Bereits die älteste, wohl einige Jahre nach Jesu Tod in   Menschen mit sexuellen und geschlechtlichen Identi-
Jerusalem entstandene Erzählung, auf der jene vier fußen,        täten, die von der Heterosexualität als Norm abweichen,
bearbeitet das Trauma der ehrlosen Hinrichtung Jesu am           finden in der Kirche keinen Platz und fühlen sich an den
Kreuz – aus nachösterlicher Perspektive und im Blick auf die     Rand gedrängt, in ihrer Identität nicht voll anerkannt. Der
Schrift, insbesondere den Psalter. Ihre Botschaft lautet: In     Synodale Weg, den die katholische Kirche in Deutschland
Jesu Weg zum Tod gibt es mehr und anderes zu sehen als nur       begonnen hat, will dieses Anliegen aufnehmen. In Koope-
Scheitern und Gottesferne. Dann stellt sich aber die Frage:      ration mit QueerNet Rheinland-Pfalz, einem Netzwerk von
Lassen sich überhaupt Aussagen zum historischen Ablauf           queeren Vereinen und Initiativen, die sich den Bedürfnis-
der letzten Tage Jesu treffen, zu den Gründen seiner Hin-        sen und Rechten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Tran-
richtung, zur Einstellung Jesu selbst zu dem ihm drohenden       sidenten und Intersexuellen widmen, wollen wir in einen
Geschick?                                                        offenen Dialog darüber treten. Die Lebenswirklichkeit
An drei Schwerpunkten, dem Gericht des Hohen Rats über           Betroffener und humanwissenschaftliche Erkenntnisse
Jesus, der Preisgabe Jesu in den Tod durch Pilatus und der       sollen ebenso wie die theologische Auseinandersetzung
Kreuzigungsszene, möchte der Studiennachmittag einer-            und die kirchliche Praxis in Vorträgen und Gespräch Thema
seits zur theologischen Tiefe der Texte hinführen und ande-      der Veranstaltung sein.
rerseits eine Ahnung dessen vermitteln, was sich in Jerusa-
lem abgespielt haben könnte. Wir werden der Ambivalenz           Prof. Dr. Stephan Goertz, Mainz
der Geschichte gewahr, in die Jesus – Opfer von Missver-         Dr. Claudia Niedlich, Koblenz/Landau
ständnissen und Spielball politischer Interessen – verstrickt    Prof. Dr. Dr. Jochen Sautermeister, Bonn

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Programm 2020 / 2021 Salz der Erde Wozu heute noch Kirche? - Bistum Mainz
Akademietagungen, Studientage,                                  Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                              Studiennachmittage

Joachim Schulte, QueerNet Rheinland-Pfalz                       Studiennachmittag
Prof. P. Dr. Ansgar Wucherpfennig SJ, Frankfurt/Sankt Georgen   Mittwoch, 17. März 2021, 14.30 Uhr
u.a.                                                            Bilder lesen: Bernwards Hildesheimer Bronzetüren und ihr
                                                                Sitz im Leben
Es ergehen persönliche Einladungen.
                                                                Vor etwa 1000 Jahren gab der Hildesheimer Bischof
                                                                Bernward (Bischof seit 993 bis 1022), Schüler und zeitwei-
                                                                liger Kontrahent von Erzbischof Willigis, für seine Domkirche
                                                                ein Bronzeportal in Auftrag. Diese Türflügel waren schon
Regionalwerkstatt                                               damals einzigartig und mit hoher Kunstfertigkeit gearbei-
Dienstag, 16. März 2021, 14.00 Uhr                              tet. In ungewöhnlicher Plastizität und in einer für die Ent-
Couragiert! Gemeinsam gegen Antisemitismus und                  stehungszeit geradezu unglaublichen Dramatik wird in 16
Islamfeindlichkeit                                              Bildfeldern die biblische Heilsgeschichte vor Augen geführt.
                                                                Der vormalige Direktor des Dommuseums Hildesheim stellt
In Kooperation mit Maimonides – Jüdisch-muslimisches            nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit den Bronzetüren
Bildungswerk                                                    an diesem Studiennachmittag eine kunsthistorische Inter-
                                                                pretation vor. Sie gibt neue Aufschlüsse über den ursprüng-
Die Bildungseinrichtung „Maimonides“ geht auf eine jüdisch-     lich beabsichtigten Sinnzusammenhang und erschließt so
muslimische Initiative aus Mainz zurück, getragen von dem       das komplexe Bildprogramm.
Willen, das Zusammenleben und die Zusammenarbeit von
jüdischen und muslimischen Menschen in der Bundesre-            Prof. Dr. Michael Brandt, Hildesheim
publik zu fördern und für Antisemitismus und Islamfeind-
lichkeit zu sensibilisieren, in der festen Überzeugung, dass
sich so unterschiedliche Kulturen in Deutschland verwur-
zeln lassen, die diese Gesellschaft bereichern. Das Projekt
zielt darauf ab, haupt- und ehrenamtliche Multiplikatorinnen
und Multiplikatoren aus der Kinder- und Jugendarbeit, der       Internationale UN-Wochen gegen Rassismus 2021
Zivilgesellschaft, Schulen sowie kulturellen und religiösen     Fachtag für Lehrerinnen und Lehrer
Gemeinden, Vereinen und Organisationen auszubilden, die         Mittwoch, 24. März 2021, 9.30 Uhr
die Ambiguitätstoleranz in die Gemeinden und in die Zivil-      Antisemitismus macht Schule. Gemeinsam widerstehen!
gesellschaft tragen.
                                                                In Kooperation mit der Zeitschrift „Religionsunterricht heute“
Dipl.-Päd. Misbah Arshad                                        und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in
u.a.                                                            Hessen e.V.

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Akademietagungen, Studientage,                                Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                            Studiennachmittage

Heute begegnen wir in der Mitte unserer Gesellschaft von      Zeit. Durch die Jahrhunderte bis heute haben sich immer
Neuem alten, längst überwunden gehofften Vorurteilen und      neue historische Schichten und Bedeutungen der Stadt-
Haltungen, die Jüdinnen und Juden in Deutschland diffa-       geschichte übereinandergelegt, die Jerusalem zur „Heiligen
mieren und angreifen: antisemitische Vorurteile, Beschimp-    Stadt“ für die drei großen monotheistischen Religionen, das
fungen und Verschwörungstheorien. Neben alten Formen          Judentum, das Christentum und den Islam gemacht haben.
eines rassistischen Antisemitismus bis hin zur Leugnung des   Der Studientag wird sich mit den wichtigsten Phasen der
Holocaust, stehen bislang unbekannte Äußerungen eines         Kulturgeschichte Jerusalems bis zur frühislamischen Zeit
islamischen Antisemitismus. Der Raum unserer Schulen          befassen. Dafür sollen sowohl Texte – biblische und außer-
ist davon nicht ausgenommen. Schülerinnen und Schüler         biblische – als auch archäologische und bauliche Hinterlas-
erleben antisemitische Haltungen und Handlungen inner-        senschaften der Stadt zur Sprache kommen: die altorien-
halb und außerhalb ihres schulischen Umfelds. In welcher      talische Stadt, Jerusalem als israelitische bzw. judäische
Gestalt begegnet uns Antisemitismus heute, aus welchen        Königsstadt, die hellenistisch-römische Zeit der Hasmonäer
Quellen speist er sich und über welche Kanäle wird er ver-    und des Herodes, Jesus und die ersten Christen in Jerusa-
breitet? Aber vor allem: Wie kann man dafür sensibilisieren   lem, das römische Aelia Capitolina, die byzantinische Stadt
und wie sich engagiert dagegen wenden? Wir wollen uns         und schließlich die frühislamische Zeit. Die unterschied-
diesem aktuellen Thema mit dem besonderen Fokus auf die       lichen historischen Phasen der „Heiligen Stadt“ mit ihren
Schule mit Vorträgen, Gesprächen und Workshops widmen.        Erzählungen und materiellen Zeugnissen ergeben in ihrem
                                                              Zusammenspiel das Bild einer faszinierenden und einzigar-
Dieter Burgard, Beauftragter der Ministerpräsidentin für      tigen Kulturgeschichte.
jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Rheinland-Pfalz
Dr. Meron Mendel, Direktor der Anne-Frank-Bildungsstätte,     Prof. Dr. Ralf Rothenbusch, Mainz
Frankfurt
Prof. Dr. Wilhelm Schwendemann, Freiburg
Daniel Neumann, Landesverband der Jüdischen
Gemeinden in Hessen
u.a.                                                          Studiennachmittag im Hessischen
                                                              Landesmuseum Darmstadt
                                                              Mittwoch, 21. April 2021, 14.00 Uhr
Studientag                                                    Kunstbegegnungen
Samstag, 27. März 2021, 9.30 Uhr
Jerusalem – Einführung in die Kultur- und Religions-          In Kooperation mit dem Hessischen Landesmuseum
geschichte der „Heiligen Stadt“                               Darmstadt

Die Kultur- und Religionsgeschichte Israels reicht bis ins    An diesem Studiennachmittag im Hessischen Landes-
zweite Jahrtausend v.Chr. zurück, weit in vorisraelitische    museum Darmstadt werden die Originale der in den „Kunst-

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Akademietagungen, Studientage,                                  Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                              Studiennachmittage

begegnungen“ besprochenen Werke vorgestellt. Dabei              wie als Rezipienten zeitgenössischer anthropologischer
stehen werkimmanente, handwerkliche und stilistische            Diskussionen in Philosophie, Psychologie, Soziologie usw.;
Fragen im Vordergrund. Doch auch das um 1820 von Groß-          dabei aber gleichzeitig auf wesentliche pastorale Probleme
herzog Ludwig I. begründete Museum und sein „Bildungs-          ausgerichtet wie auf die ökumenische Zusammenarbeit.
konzept“ mit Kunst- und Naturaliensammlung sowie die            Schon in der frühen Mainzer Zeit gehörte ein intensives kirch-
Museumsarchitektur werden ausführlich vorgestellt.              liches Engagement zu seinem Profil, woher auf der Würz-
                                                                burger Synode die halbspöttische Bezeichnung als „Mister
Dr. Thomas Foerster, Darmstadt                                  Synode“ rührte, die vor allem seine vermittelnden Fähigkei-
                                                                ten betraf. Als Freiburger Professor blieben diese Elemente
Veranstaltungsort: Hessisches Landesmuseum Darmstadt,           bestimmend, wobei sich die Tätigkeitsfelder institutionell
Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt                                ausweiteten.
                                                                Die über dreißigjährige Zeit als Bischof von Mainz, davon
Vgl. die Akademiereihe Kunstbegegnungen S. 28.                  über zwanzig Jahre als Vorsitzender der Deutschen Bischofs-
                                                                konferenz und über ein Jahrzehnt im Kardinalskollegium
                                                                hat alle seine Fähigkeiten gefordert: Als Bischof vor Ort, als
                                                                pastoraler „Hirte“ (Hirtenbriefe), als Denker und (Mit-)Ent-
Akademietagung                                                  scheider in kirchlichen und gesellschaftlichen Strukturfra-
Freitag, 7. Mai 2021, 17.00 Uhr, bis                            gen, als Vermittler in kritischen Dialogen – was das Scheitern
Samstag, 8. Mai 2021,                                           solcher Bemühungen einschließt.
Zuversicht aus dem Glauben                                      Die Tagung will versuchen, das perspektivenreiche Profil
Karl Kardinal Lehmann (1936-2018) –                             Kardinal Lehmanns deutlich zu machen.
Philosoph, Theologe, Bischof, Kardinal
                                                                Walter Kardinal Kasper, Rom
Wenn es nicht so missverständlich wäre, müsste man an die       Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz
beruflichen Kennzeichnungen „Mensch“ anhängen, denn             Dr. Udo Markus Bentz, Weihbischof und Generalvikar
Karl Lehmann hat sich nie hinter seinen Funktionen ver-         des Bistums Mainz
steckt, sondern hatte eine ursprüngliche Gabe der Begeg-        Prof. Dr. Peter Henrici SJ, Brig, Weihbischof em.
nung „von Mensch zu Mensch“.                                    Dr. Daniel Deckers, Frankfurt
Im universitären Bereich ging ihm früh als Assistent Karl       Prof. Dr. Christoph Markschies, Berlin
Rahners mit einer geheimnisvoll umfangreichen Heidegger-        Prof. Dr. Albert Raffelt, Freiburg
Dissertation die Fama eines kommenden Stars voraus. Die         Prof. Dr. Ulrich Ruh, Freiburg
Berufung auf die Dogmatikprofessur in Mainz als jüngster        Prof. Dr. Thomas Söding, Bochum
Theologieprofessor war der Beginn einer schnellen Karriere.     Prof. Dr. Gunther Wenz, München
Die frühen Arbeiten in dieser Zeit zeigen ihn sowohl als phi-
lologisch akribischen Arbeiter an den Trienter Konzilsakten

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Akademietagungen, Studientage,                                   Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                               Studiennachmittage

Fortbildung für Religionslehrerinnen und                         ten des Neuen Testaments ähneln. Sie wurden nicht in den
Religionslehrer                                                  biblischen Kanon aufgenommen, obwohl sich bei den
Mittwoch, 12. Mai 2021, 9.30 Uhr                                 Kirchenvätern Zitate aus ihnen finden. Dazu gehören auch
Was ist Wahrheit?                                                einige Evangelien, etwa das sog. Petrus- und das Thomas-
Annäherungen an ein schwieriges Thema                            evangelium, die die Autorität dieser Apostel beanspruchen,
                                                                 oder das erst 2006 wiederentdeckte Judasevangelium. Ent-
In Kooperation mit der Zeitschrift „Religionsunterricht heute“   halten sie Erinnerungen an Jesus von Nazaret, die sich in den
                                                                 neutestamentlichen Schriften nicht finden? Welche Gruppen
In welcher Form begegnet uns Wahrheit? In Texten und Über-       und Verfasser stehen hinter diesen Überlieferungen und aus
lieferungen, in der Bibel, in lehramtlichen Äußerungen der       welcher Zeit stammen sie? Können Sie auch heute noch
Kirche? Gibt es zeitgebundene Ausdrucksweisen der Wahr-          Bedeutung für unseren Glauben erlangen? Der Studiennach-
heit und wandeln sie sich im Lauf der Zeit? Was bedeutet         mittag führt in die Text- und Vorstellungswelt der christlichen
das für unseren Glauben und unser Leben? Was für den             Apokryphen ein und stellt einige Texte vor.
Dialog mit anderen Wahrheitsansprüchen, sei es der ande-
rer Religionen, anderer Konfessionen oder auch die radikale      Prof. Dr. Tobias Nicklas, Regensburg
Infragestellung des Glaubens an Gott? Die Wahrheitsfrage
ist in einer pluralen Gesellschaft sicher auch etwas unbe-
quem geworden. Hat jeder seine eigene Wahrheit? Wie steht
es dann mit dem Wahrheitsanspruch? Wir wollen uns am
Studientag diesem schwierigen Thema von Seiten der syste-
matischen Theologie annähern und auch nach religions-            Akademietagung
pädagogischen Konsequenzen fragen.                               Freitag, 18. Juni 2021, 13.00 bis
                                                                 Samstag, 19. Juni 2021,,Worms, Haus am Dom
Prof. Dr. Michael Seewald, Münster                               Reichstag – Reichsstadt – Konfession. Worms 1521
Dr. Johannes Heger, Mainz
                                                                 Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte in Ko-
                                                                 operation mit dem Erbacher Hof, Akademie des Bistums
                                                                 Mainz, dem Historischen Seminar, Johannes Gutenberg-Uni-
Studiennachmittag                                                versität, dem Institut für Mainzer Kirchengeschichte, Bistum
Donnerstag, 20. Mai 2021, 14.00 Uhr                              Mainz, Altertumsverein Worms, der Dompfarrei Worms sowie
Apokryphen – „verborgene Bücher“ zum                             der Touristenseelsorge Worms und der Stadt Worms
Neuen Testament?
                                                                 Im Jahr 2021 jährt sich der berühmte Wormser Reichstag
In der Überlieferung der Alten Kirche haben sich – zum Teil      zum 500. Mal, auf dem Martin Luther unter Berufung auf
nur in Fragmenten – einige Texte erhalten, die den Schrif-       sein Gewissen mit den Worten „Hier stehe ich, ich kann nicht

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Akademietagungen, Studientage,
Studiennachmittage                                              Akademie-Reihen

anders, Gott helfe mir. Amen.“ den kirchlich geforderten        Wege in die Welt der Antike
Widerruf seiner Reformschriften verweigerte. Damit nahm         Glücksverheißungen
die Reformation ihren Lauf.
Das Jubiläumsjahr nimmt die Gesellschaft für mittelrhei-        Als die griechischen Stadtstaaten im 4. Jh. v.Chr. in das
nische Kirchengeschichte zum Anlass, in dieser Tagung auf       Königreich der Makedonen integriert wurden, verloren die
den historischen Reichstag und die nachfolgende Ausbil-         Menschen ihren Mittel- und Bezugspunkt, die Polis als den
dung diverser Konfessionskulturen in Worms zu schauen. Im       Ort, an dem sie etwas galten, den sie politisch mitgestalten
Zentrum stehen zum einen die rechtliche Institution und zere-   konnten. Die Olympischen Götter waren zwar noch präsent
monielle Ausgestaltung des Reichstags sowie die Situation       – die Polis war zugleich eine Kultgemeinschaft –, aber sie
der Reichsstadt Worms. Zum anderen wird das konfessio-          hatten ihre Bedeutung weitgehend eingebüßt. In dieser Zeit
nelle Mit- und Nebeneinander in Worms bis zum „Wormser          entstanden philosophische Schulen, welche die Sinnkrise
Memorandum“ im Jahr 1971 in den Blick genommen.                 überwinden und den Menschen den Weg zu einem glück-
                                                                lichen, gelingenden Leben weisen sollten. Zu ihnen gehörten
Prof. Dr. Claus Arnold, Mainz                                   die Kyniker, deren prominentester Vertreter Diogenes war,
Dr. Martin Belz, Mainz                                          ein antiker Minimalist, und die Skepsis, die gegenüber den
Prof. Dr. Bettina Braun, Mainz                                  letztlich unbeantwortbaren metaphysischen Fragen die Auf-
Dr. Dietmar Heil, Regensburg                                    merksamkeit auf das Alltagsleben richtete. Mysterienkulte,
Dr. Carolin Katzer, Mainz                                       allen voran die von Eleusis und Samothrake, waren spä-
Dr. Burkard Keilmann, Worms                                     testens seit dem 5. Jh. v. Chr. in der ganzen griechischen
Prof. Dr. Volker Leppin, Tübingen                               Welt bekannt. Seit dem 1. Jh. v. Chr. gewannen sie durch
Prof. Dr. Christoph Nebgen, Saarbrücken                         Glücksverheißungen weite Verbreitung im gesamten Impe-
Prof. Dr. Matthias Schnettger, Mainz                            rium Romanum und zahllose Konkurrenz durch die Mysterien
                                                                der Isis, des Attis, des Mithras, des Sabazios u.v.m. Doch
Vgl. öffentlicher Abendvortrag S. 55.                           worin bestand das verheißene Glück? In einer Welt vielfäl-
                                                                tiger religiöser Angebote konnten Christen sich mit einem
                                                                Glauben durchsetzen, der keinen Bezug zur Polis hatte und
                                                                der sogar verhieß, alle Grenzen von Geschlecht und Her-
                                                                kunft zu überwinden. Sie gaben vielfältige Antworten auf
                                                                die Fragen ihrer Zeitgenossen, die einer wachsenden Zahl
                                                                von Menschen überzeugend erschienen. Nach den Gründen
                                                                dafür fragt der letzte Vortrag.

                                                                Mittwoch, 9. September 2020
                                                                Die Glücksverheißungen der Mysterien
                                                                Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Mainz

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Akademie-Reihen                                                    Akademie-Reihen

Dienstag, 29. September 2020                                       im Mittelpunkt, der einen Daniel-Susanna Zyklus ins Bild
Die Glaubensvorstellungen der frühen Christen                      setzt. Die Deutung des ungewöhnlichen Bildthemas erlaubt
Prof. Dr. Hartmut Leppin, Frankfurt/Main                           Rückschlüsse auf die religiöse Lebensatmosphäre der Qued-
                                                                   linburger Stiftsdamen zur Entstehungszeit der Bilder im 12.
Beginn: jeweils 19.00 Uhr                                          Jahrhundert.

                                                                   Dienstag, 13. Oktober 2020
                                                                   Kunstbegegnung mit den Wimpfener Bibelfenstern
                                                                   (um 1280)
Kunstbegegnungen                                                   Verborgen im Alten – Enthüllt im Neuen Bund

In Kooperation mit dem Hessischen Landesmuseum                     Donnerstag, 26. November 2020
Darmstadt                                                          Kunstbegegnung mit Bildern in der Quedlinburger
                                                                   Servatiuskirche (12. Jahrhundert)
In der Reihe „Kunstbegegnungen“ stellt der Experte für mittel-     Nur die Geschichte einer Rettung?
alterliche Kunst des Hessischen Landesmuseums Darmstadt
ausgewählte Bilder mittelalterlicher Raumprogramme vor.            Beginn: jeweils 19.00 Uhr
Mit seiner Unterstützung gilt es, Bildthemen und Merkmale
zu erkennen und sie mit den biblischen Textquellen zu ver-         Dr. Thomas Foerster, Darmstadt
gleichen. Eine ausführliche Werkanalyse im Anschluss bietet
eine kunsthistorische Einordung und erschließt ungeahnte           Vgl. den Studiennachmittag im Hessischen Landesmuseum
Hintergründe. Die Reihe möchte im Sehen und Beobachten             Darmstadt S. 21.
schulen und bietet eine Einführung in die christliche Bildkunst.
An beiden Abenden werden sog. typologische Bildpro-
gramme vorgestellt, bei denen alt- und neutestamentliche
Szenen einander gegenübergestellt sind. Diesem mittelalter-        Musikgespräche mit Klangbeispielen
lichen Deutungsmodell der Bibel liegt eine Zeitenvorstellung       Hören und Verstehen
zugrunde, die das Leben Christi in der Mitte sieht: davor liegt
der Typus aus der Zeit vor Christus (Alter Bund) und danach        Die Reihe der Musikgespräche lädt dazu ein, an vier Abenden
die „Erfüllung“ durch den Antitypus. Die elf Meter hohen           jeweils ein prominentes Werk der klassischen Musik näher
Chorfenster, ehemals aus der Ritterstiftskirche St. Peter in       kennenzulernen. Die einzigen hierzu mitzubringenden Voraus-
Wimpfen im Tal (um 1280) führen diese komplexe Theologie           setzungen sind Offenheit und Neugier für das, was aus der
in 26 Einzelszenen vor Augen.                                      Musik selbst herausspricht. „Urteile nicht nach dem ersten
Am zweiten Abend steht der Wandmalereizyklus in der                Mal hören über eine Komposition; was dir im ersten Augen-
Krypta der Quedlinburger Damenstiftskirche St. Servatius           blick gefällt, ist nicht immer das Beste“, warnte schon Robert

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Schumann in seinen „Musikalischen Haus und Lebensre-           Kunsthistorische Vortragsreihe
geln“. Vor allem gilt auch das Umgekehrte: Was bei einem       „Altdeutsche“ Kunst an Rhein, Main und Donau.
ersten, oft noch flüchtigen Eindruck wenig anspricht – aus     Vom Weg der deutschen Kunst in die Renaissance
welchen Gründen auch immer –, ist deshalb noch längst keine
schlechte oder langweilige Musik. Manchmal muss man sich       Verachtet mir die Meister nicht, / und ehrt mir ihre Kunst!
einfach mehr Zeit lassen und sich intensiver mit einem Werk    (Richard Wagner, Meistersinger, III. Akt)
beschäftigen, bis man anfängt, es besser zu verstehen und zu
mögen. Im gemeinsamen Hören und Nachbesprechen sowie           Während in Italien die Renaissance um 1500 am Höhepunkt
mittels einiger Erläuterungen des Referenten vom Klavier aus   anlangt, verharrt man nördlich der Alpen scheinbar in den
wird der musikalische Ablauf in für den musikalischen Laien    Stilformen der Spätgotik. Doch die Kunst entwickelt sich
verständlicher Weise verdeutlicht. Vorkenntnisse und Hinter-   im Dialog mit Italien und ist mitnichten unterlegen. Sowohl
grundwissen sind hierzu nicht erforderlich.                    am kaiserlichen Hof Maximilians wie an den Residenzen der
                                                               Fürsten zwischen Halle, Wittenberg, Augsburg, Nürnberg,
Montag, 2. November 2020                                       Köln, Mainz oder Basel wirken zahlreiche Meister, die zur
Ludwig van Beethoven – Ein Streifzug                           sog. „altdeutschen“ Kunst gerechnet werden.
durch seine Sonaten für Klavier                                Der Oberrhein mit Straßburg als geistigem Zentrum gilt als
                                                               ein Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der spät-
Montag, 18. Januar 2021                                        gotischen Kunst. Bedeutende Namen wie Martin Schon-
Facetten des Klavierlieds zwischen Klassik                     gauer (145/50 - 1491) oder Mathis Grünewald (1475/80
und Moderne                                                    - 1530) mit seinen hochdramatischen Altarbildern sind
                                                               zu nennen. Die frühe Druckgraphik Schongauers war für
Montag, 15. März 2021                                          Albrecht Dürer ein Anlass, den künstlerischen Austausch
Meister der „italienischen Manier“ und                         mit ihm zu suchen.
„musicus poeticus“ – Heinrich Schütz                           In Mainfranken arbeitet zeitgleich, nicht aber in einer Werk-
                                                               stattgemeinschaft mit Malern Tilmann Riemenschneider
Montag, 3. Mai 2021                                            (1460 - 1531) in Würzburg. Bei aller Einzigartigkeit der
Musiker und Musikbeschreibungen in                             Meisterhand wird der enge Bezug zu Malerei und Druckgra-
literarischen Erzählungen                                      phik deutlich. Ein wenig abseits, aber kaum weniger einfluss-
                                                               reich, steht die Gestalt Albrecht Altdorfers (1480 - 1538),
Beginn: jeweils 19.00 Uhr                                      einer der wichtigsten Vertreter der sog. „Donauschule“ im
                                                               Raum Regensburg.
Stephan Münch, Mainz                                           In der Zeit der Reformation und Konfessionalisierung mit
                                                               großen geistigen und sozialen Umwälzungen stammen
Vgl. den Liederabend S. 61.                                    die Auftraggeber sowohl aus dem Adel wie aus dem auf-
                                                               strebenden Bürgertum, stehen weltliche und geistliche Auf-

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traggeber in Konkurrenz. So ist beispielsweise Lukas Cranach   rungen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa.
der Ältere (1472 - 1553), seit 1505 am Hof von Wittenberg      Für die Bundesrepublik Deutschland geht es im „bundes-
tätig, imstande auch als „freier“ Unternehmer zu handeln.      weiten Festjahr 2021 – Jüdisches Leben in Deutschland“
Dabei erschafft er sowohl eine neue, „evangelische“ Bild-      darum, sich dieser langen und facettenreichen Geschichte
sprache wie auch – für Kardinal Albrecht von Brandenburg –     aufs Neue auch in dem Sinne bewusst zu werden, um Er-
traditionelle Werke.                                           innerungen und Handlungsoptionen für die Gegenwart
                                                               und Zukunft eines Zusammenlebens unterschiedlich reli-
Mittwoch, 13. Januar 2021                                      giös, politisch oder kulturell orientierter Menschen in einer
Von Schongauer bis Grünewald                                   Gesellschaft für Gegenwart und Zukunft zu erkunden und
Kunst im Elsass und Mainfranken                                zu gestalten.

Dienstag, 9. Februar 2021                                      Geplant sind mehrere Veranstaltungen im Lauf des Jubi-
Von Riemenschneider bis Altdorfer                              läumsjahres, über die wir rechtzeitig informieren werden.
Kunst in Mainfranken und an der oberen Donau
                                                               Akademievortrag
Dienstag, 23. Februar 2021                                     Mittwoch, 7. Juli 2021, 19.00 Uhr
Die Malerfamilie Cranach                                       Nach bald zwei Jahrtausenden – Jüdisches Leben in
Kunst in Franken und Kursachsen                                Deutschland in hundert Jahren …

Beginn: jeweils 19.00 Uhr                                      In Kooperation mit der Landeshauptstadt Mainz und der
                                                               Jüdischen Gemeinde Mainz-Worms
Dr. Andreas Thiel, Bad Soden
                                                               Der lange Zeit in Frankfurt lehrende, inzwischen in Ber-
                                                               lin lebende Publizist und Wissenschaftler Prof. Dr. Micha
                                                               Brumlik wirft an diesem Abend einen persönlichen Blick auf
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland                      die Gegenwart und Zukunft jüdischen Lebens in Deutsch-
                                                               land. Neben fachbezogenen erziehungswissenschaftlichen
In Kooperation mit Maimonides – Jüdisch-muslimisches           Arbeiten hat Prof. Brumlik nicht nur zahlreiche Publika-
Bildungswerk                                                   tionen zur Kultur- und Geistesgeschichte jüdischen Denkens
                                                               vorgelegt, sondern auch immer wieder zu tagesaktuellen
Im Jahr 2021 sind es 1700 Jahre, auf die eine Geschichte       und grundsätzlichen Themen des Lebens von Juden in der
der Juden in den deutschen Landen zurückblicken kann.          deutschen Gesellschaft Stellung bezogen.
Sie führt uns in die vielgestaltigen Lebensverhältnisse
der antiken Mittelmeerwelt und ebenso in die vielseitig        Prof. Dr. Micha Brumlik, Berlin
zwischen Juden, Christen und Muslimen verflochtenen Erfah-

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Philosophisches Café
Wie finde ich mein Glück – in Krisenzeiten?                    „Gemalt mit Licht und Glas“ –
                                                               Zur Entwicklung der Glasmalerei
Wir alle sind Glückssucher. Was aber ist Glück? Kann es        seit der Mitte des 20. Jahrhunderts
überhaupt vom Menschen erreicht werden? Oder jagen wir
nicht ständig einer Illusion nach? Um diese Fragen zu beant-   In Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte und
worten, stellt das Seminar berühmte Glücksentwürfe großer      Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität
Philosophen vor, u.a. von Aristoteles, Thomas von Aquin,       Mainz, dem Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum
Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer.                         Mainz und den Derix Glasstudios, Taunusstein
Dabei wird sich zeigen, dass die Glückssuche kompli-
ziert und rätselhaft ist: Wir streben zwar nach dem Glück,     In der Beschäftigung mit dem Medium Glaskunst zeigt
können uns jedoch nicht einfach entscheiden, glücklich zu      die Einweihung der jüngsten Werke von Gerhard Richter in
sein. Selbst dann, wenn unsere Wünsche in Erfüllung gehen,     Kloster Tholey das ungebrochene Interesse von Künstlern,
sind wir nicht notwendig glücklich. Worin liegt somit das      Glasfenster für Kirchen zu schaffen. Ungebrochen ist auch
echte Glück und gibt es dafür die Glücksformel?                das Engagement von Stiftern für diese Werke!
                                                               Ein Meister dieser Kunst ist der international bekannte Glas-
Donnerstag, 28. Januar 2021                                    künstler und Maler Prof. Dr. h.c. Johannes Schreiter, des-
Was ist Glück?                                                 sen Oeuvre eine Vielzahl von Glasarbeiten in Sakral- und
Begriffsbestimmung und Bedeutung                               Profanbauten u.a. in Mainz umfasst: das große Domfenster
                                                               (2007), das Sühnefenster im Dom- und Diözesanmuseum
Donnerstag, 4. Februar 2021                                    (2003) und der Zyklus in der evangelischen Kirche Gonsen-
Der eudämonistische Glücksbegriff der Antike                   heim (2002). In der Herausforderung, Kunstwerke aus licht-
Aristoteles und die Stoa                                       durchdrungenem, farbigem Glas zu schaffen, noch dazu in
                                                               den unterschiedlichsten Räumen, hat Schreiter neue Gestal-
Donnerstag, 18. Februar 2021                                   tungstechniken angeregt und gemeinsam mit den Werk-
Die Bedeutung von Glück aus christlicher Sicht                 stätten der Firma Derix entwickelt. Die historische Entwick-
Thomas von Aquin                                               lung von 1960 bis 1980 mit vielen Kirchenneubauten oder
                                                               Neuausstattungen steht im Fokus eines weiteren Abends.
Donnerstag, 25. Februar 2021                                   Die Hinwendung zur Abstraktion oder die Beharrung auf figu-
Immanuel Kant und das Glück                                    rativer Gestaltung bleibt über Jahre prägend für die Glas-
                                                               malerei in Deutschland. Ergänzend dazu gehören Informa-
Beginn: jeweils 16.00 Uhr                                      tionen zu technischen Neuerungen und Entwicklungen.
                                                               Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf die Vergangenheit,
PD Dr. Helke Panknin, Mainz                                    sondern möchte die Diskussion zu aktuellen Projekten oder
                                                               Ausstellungen anregen.

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Dienstag, 23. März 2021                                      Germaniae, wurde sie bis zur Zeit des Johannes Gutenberg zu
Zum Werk von Johannes Schreiter                              einer mittelgroßen kurfürstlichen Residenzstadt. Frankfurt
„Nur ein Glaskünstler bin ich nie gewesen…“                  entwickelte sich hingegen von der Königspfalz zur Reichs-
Dr. Birgit Schwarz, Wien                                     und Messestadt sowie zur Krönungsstadt der römisch-
Gunther Sehring, Langen                                      deutschen Könige und Kaiser.
                                                             Die interdisziplinär ausgerichtete Vortragsreihe des Instituts
Donnerstag, 22. April 2021                                   für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz
Zur sakralen Glasmalerei im Deutschland der                  (IGL) beleuchtet die unterschiedliche Entwicklung beider
1960er bis 1980er Jahre                                      Städte im Mittelalter. In vergleichender Perspektive geht
Einblicke zu Gestaltung und Techniken                        es dabei auch um zahlreiche Aspekte der Symbiose, der
Dr. Ulrike Hoffmann-Goswin, Karlsruhe                        Wechselbeziehungen und Verflechtungen zwischen beiden
Prof. Dr. Matthias Müller, Mainz                             Städten. Damit werden Phänomene behandelt, die auch für
                                                             aktuelle Diskussionen um raumordnende und identitäts-
Beginn: jeweils 19.00 Uhr                                    bildende Prozesse in der fragmentierten Region an Rhein
                                                             und Main von Interesse sein können.

                                                             Dienstag, 20. April 2021
                                                             Erzbischöfliches Mainz und königliches Frankfurt:
                                                             zwei mittelalterliche Nachbarstädte
                                                             Prof. Dr. Ernst Dieter Hehl, Mainz
Mainz und Frankfurt im Mittelalter – Konkurrenzen,
Wechselbeziehungen, Symbiosen                                Dienstag, 27. April 2021
                                                             Jüdische Gemeinden in Mainz und Frankfurt
Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität   Prof. Dr. Andreas Lehnardt, Mainz
Mainz in Kooperation mit dem Erbacher Hof, Akademie des
Bistums Mainz, dem Studium Generale der Johannes Guten-      Dienstag, 4. Mai 2021
berg-Universität Mainz, dem Historischen Museum Frankfurt    Patrizierfamilien in Mainz und Frankfurt
und dem Stadthistorischen Museum Mainz                       Dr. Heidrun Ochs, Mainz

Weltstädtisch präsentiert man sich gerne in Frankfurt        Dienstag. 11. Mai 2021
am Main, der Stadt der Börse, der Messen und der Ban-        Die Wirtschaftsstandorte Mainz und Frankfurt
ken: „Mainhattan“, wie manche sagen. Eher Bodenstän-         im Mittelalter
diges zählt in der Landeshauptstadt Mainz: Bischofssitz,     Prof. Dr. Michael Matheus, Mainz
Fastnachtshochburg und Stadt der Medien. Galt Mainz im
Hochmittelalter noch als europäische Metropole, Metropolis

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Dienstag. 8. Juni 2021                                          ohne Eile, in dem Tempo, das sich aus dem Gespräch ergibt.
Die Kunstzentren Mainz und Frankfurt im                         Jede und jeder bringt mit, was sie und ihn beschäftigt. Soweit
Mittelalter                                                     sinnvoll und notwendig fließen bibelwissenschaftliche Infor-
Prof. Dr. Matthias Müller, Mainz                                mationen ein.

Dienstag, 21. Juni 2021                                         Begleitung: Prof. Dr. Ralf Rothenbusch, Mainz
Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche
Familiennamen in Mainz und Frankfurt                            Die nächsten Termine:
Dr. Rudolf Steffens, Mainz                                      11. November und 25. November 2020

Montag, 28. Juni 2021                                           Beginn: jeweils mittwochs um 16.00 Uhr.
Podiumsdiskussion
                                                                Weitere Termine entnehmen Sie bitte unserer Webseite:
Beginn: jeweils 19.00 Uhr                                       www.ebh-mainz.de.

Lektürekreise

Bibel lesen

Hat uns das „Buch der Bücher“ heute noch etwas zu sagen?
Wie in einem Menschheitsgedächtnis sind darin Fragen und
Antwortversuche aus Jahrtausenden gespeichert. Die Bibel
ist zugleich die Heilige Schrift des Christentums. Ist Gottes
Stimme im Menschenwort der Bibel zu vernehmen? Sie
sind eingeladen zu einer persönlichen Bibellektüre, die im
gemeinsamen Austausch den biblischen Text erschließen
soll, seinen ursprünglichen Sinn und was er heute für uns
bedeutet.
Wir setzen die corona-bedingt unterbrochene Lektüre des
Exodos-Buchs noch etwas fort und wollen uns dann ausge-
wählten Texten der prophetischen Überlieferung widmen,

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Akademievorträge / Akademiesoiréen                           Akademievorträge / Akademiesoiréen

    Dienstag, 25. August 2020, 19.00 Uhr                          Ort, die Kirche gestalten und lebendig halten. Sie stel-
    Das geistliche Werk                                           len zunehmend die Frage nach der Authentizität einer
    Zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens (1770-1827)         Kirche, die in vielen Bereichen lebensfern scheint. Selbst bei
                                                                  kirchennahen Gläubigen wird zunehmend Kritik an deren
    Ludwig van Beethoven ist – trotz der Popularität der Missa    Strukturen laut, die wenig Partizipation zulassen und
    solemnis – nicht unbedingt als Komponist geistlicher Musik    stattdessen die Macht in den Händen weniger bündeln.
    bekannt.                                                      Diese Bündelung ist insofern bedenklich, als der miss-
    Der Vortrag legt einen Schwerpunkt auf die eher unbekann-     bräuchliche Umgang mit der Macht ein urmenschliches
    teren Werke, nämlich auf das Oratorium Christus am Ölberge    Phänomen ist, vor dem auch kirchliche Verantwortungs-
    op. 85 und die Messe C-Dur op. 86, auf die Aufführungs-       träger nicht gefeit sind. Als Reaktion auf diese Gefährdung
    bedingungen und die Werkkonzepte Beethovens und setzt         hat die Katholische Kirche in Deutschland den Synodalen
    sie in Bezug zu den frühen Bonner Kantaten, aber auch zum     Weg eingeschlagen, und dem Bischof von Mainz ist es mit
    Spätwerk des Meisters.                                        dem Pastoralen Weg ein Anliegen, in seinem Bistum eine
                                                                  dienende und partizipatve Kirche zu stärken.
    Prof. Dr. Birger Petersen, Mainz                              Wir wollen die Frage nach der Macht in der Kirche auf eine
                                                                  sachlich argumentierende Weise behandeln und disku-
    Vgl. Klavierabende S. 59.                                     tieren, um auch tragende Formen zu finden, wie man den
                                                                  christlichen Glauben in Gegenwart und Zukunft leben und
                                                                  miteinander teilen kann.
                Akademieabend zum Synodalen Weg
                Freitag, 16. Oktober 2020, 18.00 Uhr              Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz
     rpunkt     Wer Macht Kirche?                                 Prof. Dr. Philipp Müller, Mainz
Schwe vatio
   Reno         Macht und Partizipation in der Kirche
                                                                  Moderation: Dipl.-Theol. Mirjam Hake, Mainz

     In Kooperation mit der Johannes Gutenberg-Universität       Dienstag, 27. Oktober 2020, 19.00 Uhr
     Mainz, Seminar für Praktische Theologie, Abt. Pastoral-     Beethovens „Fidelio“
     theologie                                                   Ein fehlerhaftes Meisterwerk?

     Gerade auch in Zeiten der Corona-Pandemie ermutigt          Der Vortrag bietet eine eingehende Untersuchung der Aus-
     Bischof Dr. Peter Kohlgraf die Menschen seiner Diözese      sage und Bedeutung von Text und Musik dieses Werkes
     zum engagierten Mittun und Gestalten des Pastoralen         und beschäftigt sich u.a. mit den immer wieder erhobenen
     Weges.                                                      Vorwürfen, der Text sei minderwertig, die glückliche Wen-
     Denn es sind gerade die Menschen in den Gemeinden vor       dung des Schlusses dank eines Deus ex machina, eines

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