Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
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Hoffnung geben – Zukunft schaffen Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 Slowenien und Kosovo www.gustav-adolf-werk.de
Hoffnung geben – Zukunft schaffen Jahresprojekt IMPRESSUM der Frauenarbeit 2018 Diakonische Projekte Hoffnung geben – Zukunft schaffen Frauenstärkung und sozialdiakonische Projekte in Slowenien und Kosovo Materialheft mit Bildervortrag, Landes- und Projektinformationen für das Jahresprojekt 2018 der Arbeitsgemeinschaft der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk e.V. in Slowenien und Kosovo Redaktion: Sarah Münch und Inge Rühl – Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werk e.V. Autorinnen: Petra Ziegler, Leitende Redakteurin des Evangelischen Gemeindeblatts für Württemberg (S.32/33) Karin Peter, Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus (S. 39) Petra Herfel-Stürz (S. 31) und Inge Rühl (S. 46), Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werk e.V. Redaktionelle Mitarbeit: Maaja Pauska Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rita Beutin für das Korrektur-Lesen des Materialheftes. Layout/Druck: Sittauer Mediendesign, Leipzig Bildnachweis: Inge Rühl (Seiten 3, 27); Sarah Münch (Titelseite, Folien 2, 7, 10, 13, 16, 17, 20, 21, 23, 26, 35–44, Seiten 4, 28, 35–37, 39 – 41, 46); Simona Prosič Filip (Folie 18, 19, Seiten 4, 30); Renate Bräuer (Folien 3, 24); Gisela Köbberling (Folien 12); Petra Herfel-Stürz (Seite 31); Tadej Pušnik (Folie 15); Diakonie Kosovo (Folien 25, 45); EHO Podpornica (Folie 22, Seite 29); Wolfgang Ziegler (Seiten 32/33); JakobZ/Wikimedia-Commons (Folie 4); Florian Jesse/Wikimedia-Commons (Folie 5); Moonbee/Wikimedia-Commons (Folie 6); Berthold Werner/Wikimedia-Commons (Folie 8); HfrancH/Wikimedia-Commons (Folie 9); Kupferstich von Jacob Lederlein 1578/Wikimedia-Commons (Folie 11); Feri/Wikimedia-Commons (Folie 14); Ben Njeri/Wikimedia-Commons (Folie 27); Martin Furtschegger/Wikimedia-Commons (Folie 28); GentiBehramaj/Wikimedia-Commons (Folie 29); Arben Llapashtica/Wikimedia-Commons (Folie 30); Tobias Klenze/Wikimedia-Commons (Folie 31, Seite 34); Adam Jones, Ph. D./Wikimedia-Commons (Folie 32); Tilman Piesk/Wikimedia-Commons (Folie 33, Seite 39); Bleron vushtrri/Wikimedia-Commons (Folie 34); Diego Delso, delso.photo/Wikimedia-Commons (Seite 20); Ramon/Wikimedia-Commons (Seite 20); EliziR/Wikimedia-Commons (Seite 20); Kasto/fotolia.de (Seite 21); Zeke/Wikimedia-Commons (Seite 21); Zairon/Wikimedia-Commons (Seite 21); Asafaric/fotolia.de (Seite 24/25); Ralf Roletschek, roletschek.at/ Wikimedia-Commons (Seite 23); Feri/Wikimedia-Commons (Seite 26); Sl-Ziga/Wikimedia-Commons (Seite 43); Kavcicm/fotolia.de (Seite 45); Laszloszelenczey/fotolia.de (hintere Umschlagseite) Das Titelbild zeigt von links nach rechts Tanja Andrejek, Simona Prosič Filip und Nada Kerec aus Slowenien. Arbeitsgemeinschaft der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk e.V. Pistorisstraße 6 04229 Leipzig Tel.: 0341/49062-22 Fax: 0341/49062-67 E-Mail: frauenarbeit@gustav-adolf-werk.de Internet: www.gustav-adolf-werk.de
EINLEITUNG Inhalt „Hoffnung geben – Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Zukunft schaffen“ Jahresprojekt 2018. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Texte zur Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Die Evangelische Kirche Die Diakonieorganisationen im Kosovo und in Slowenien A. B. in Slowenien ist wollen Perspektiven für die Menschen vor Ort schaffen, mit 10.000 Mitgliedern damit sie nicht zum Weggehen gezwungen sind. Das Jah- Landeskunde eine kleine Minderheits resprojekt 2018 unterstützt in Slowenien Kranke, Pflege- kirche. Primus Truber, bedürftige und ihre Angehörigen. Im Kosovo sammeln wir Wissenswertes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 der Reformator Slowe- für die Anschaffung eines Traktors auf einem Bauernhof. niens und Zeitgenosse Hier verdienen Menschen mit Behinderung ihren Lebens- Zwei unterschiedliche Staaten – eine gemeinsame Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Luthers, gilt nicht nur unterhalt. Republik Slowenien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 als Gründer dieser Kir- che, sondern auch als Nach den verheerenden Kriegen in den 1990er Jahren Vom „Volk der Knechte“ zum „Tigerstaat Südosteuropas“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Begründer der slowe- herrscht auf dem Balkan vielerorts immer noch Feindschaft nischen Schriftsprache. zwischen den Bevölkerungsgruppen. Doch unsere Partner Republik Kosovo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 In Erinnerung an diese halten an der Hoffnung auf Versöhnung fest. Sie bringen Europas jüngstes Land. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Leistung ist der Refor- Angehörige der Konfliktparteien zusammen und kümmern mationstag in Slowenien sich um die Opfer, damit die Wunden in den Seelen heilen Der tägliche Kampf um die Existenz: Roma im Kosovo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 ein staatlicher Feiertag. können. Doch nur wenige Slowenen wissen, dass der Schöpfer ihrer Eindrücke von einer Reise in den Kosovo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Schriftsprache von Beruf her evangelischer Pfarrer war und Das Jahresprojekt 2018 wird wieder mit dem Materialheft, dass die von ihm begründete Kirche heute noch immer in einer Bilderserie und einer Power-Point-Präsentation auf Slowenien existiert! CD detailreich vorgestellt. Wie im letzten Jahr finden Sie Kirche und Frauenarbeit auf der CD zu jedem Land jeweils eine vertonte Power- Slowenien gehörte bis 1991 zur Bundesrepublik Jugosla Point-Präsentation. Weiterhin können Sie in der Zentrale Slowenien: Kleine Kirche mit großer Geschichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 wien. Im zweiten Land unseres Jahresprojekts, dem Kosovo, des Gustav-Adolf-Werks Faltblätter und Plakate zum Jah- Frauenfreundschaft und Solidarität: Evangelische Frauenarbeit in Slowenien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 gibt es keine evangelisch-lutherische Kirche. Dort gründete resprojekt bestellen. Am Ende des Heftes finden Sie eine sich vor einigen Jahren ein Ableger der Diakonie Trier, der Vorstellung der Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werks. Wir Marta Sever: Das Leben ist, wie’s ist. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 inzwischen als Diakonie Kosovo eigenständig ist. Sozial- freuen uns über Ihr Interesse am Jahresprojekt und an un- diakonische Arbeit wird im Kosovo dringend gebraucht, seren Materialien. Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude denn die ökonomische und politische Situation ist immer beim Lesen! Diakonische Projekte noch schwierig: Die Arbeitslosigkeit ist enorm hoch, die Politiker sind verstritten und Korruption allgegenwärtig. Diakonie heißt: Unterstützung geben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Viele Kosovaren wollen das Land verlassen, weil sie dort Ihre keine Zukunft für sich sehen. Inge Rühl „Das Christentum ist eine gute Religion“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Slowenien steht wirtschaftlich vergleichsweise besser da. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Doch gerade ländliche Regionen sind benachteiligt. So ist der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 im Übermurgebiet die Arbeitslosigkeit die höchste im gan- zen Land. Besonders junge Menschen finden nur schwer Januar 2018 eine Arbeit und verlassen ihre Heimat. Hier versucht die Rezept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 evangelische Kirche mit ihrer Diakonieorganisation trotz geringer Mittel zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist. Andachtsvorschlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Allgemeine Hinweise zur Frauenarbeit im GAW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 2 3
JAHRESPROJEK T 2018 TEXTE ZUR PRÄSENTATION Kurzinformation zu den Projekten Die Abbildungen entsprechen der Powerpoint-Präsentation. Jahresprojekt Slowenien Kosovo der Frauenarbeit Folie 1 Jahresprojekt 2018 2018 „Hoffnung geben – Zukunft schaffen“ Diakonieorganisation „Podpornica“ Arbeit für Menschen mit Behinderung im Kosovo Unsere Partner in Slowenien und Kosovo stärken die Hoff- Die Diakonie hilft Die Diakonie Kosovo be- nung auf Versöhnung und schaffen Zukunftsperspektiven Menschen, deren Not treibt in der Stadt Mit- für die Menschen vor Ort. nicht auf den ersten rovica einen Bio-Bau- Blick sichtbar ist: Älte- ernhof. Elf Mitarbeiter, Hoffnung geben – Zukunft schaffen ren und kranken Men- davon acht mit Behin- schen bringen die Mit- derung, versorgen über arbeiterinnen einmal 2.000 Hühner und Zie- am Tag eine warme gen und bauen Gemüse Mahlzeit nach Hause. an. Ein Traktor wäre eine Außerdem verleiht die große Erleichterung für Diakonie orthopädi- die Arbeit auf dem Hof. sche Hilfen, Pflegebetten und -materialien an Pflegebe- Das Jahresprojekt unterstützt die Anschaffung eines ge- dürftige. Kinder von armen Familien erhalten Zuschüsse brauchten Traktors für den Bio-Bauernhof mit 17.000 Euro. für Schulbücher, Schulmahlzeiten und Klassenausflüge. Folie 2 Tito-Kalender in Slowenien Geplante Unterstützung: Insgesamt 17.000 Euro für die Beide Länder gehörten bis 1991 zur Bundesrepublik Jugo Montessori-Kindergarten Anschaffung eines neuen Fahrzeugs für das Essen auf slawien. Dort regierte bis 1980 Josip Broz Tito als diktato- Rädern, den Kauf von Pflegematerialien und die Hilfe für Der Leiter der Diakonie rischer Alleinherrscher. Er baute einen ausgeprägten Kult benachteiligte Kinder. Kosovo, Bernd Baum- um seine Person auf. Trotzdem hatten die Jugoslawen garten, sagt: „Im Koso- mehr Freiheiten als Bürger anderer sozialistischer Staaten, vo gibt es sehr viele z. B. Reisefreiheit. Noch heute halten viele Menschen Titos Frauenarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche Kinder und leider viele Andenken in Ehren. Das Foto zeigt Tito-Kalender in einem schlechte und mittel- Gasthaus in Slowenien. mäßige Kindergärten. Statt kindgerechter Pä dagogik steht häufig das Gewinnstreben im Vordergrund.“ Die Diakonie hat einen Kindergarten gegründet, der nach den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik arbeitet. Dabei steht das Kind als unverwechselbares Individuum im Mittelpunkt. Das Jahresprojekt unterstützt die Anschaffung von Spiel- zeug und Möbeln mit 3.000 Euro. Wohnraum für in Not geratene Roma-Familien Im Kosovo sind viele Folie 3 Karte Slowenien und Westbalkan Die Basis der evangelischen Frauenarbeit bilden die Frauen Menschen von Armut Nach Titos Tod begann die serbische Zentralmacht, die kreise in den einzelnen Gemeinden. Hier treffen sich die betroffen. Besonders anderen Teilrepubliken mit zunehmender Gewalt zu un- Frauen regelmäßig, beten miteinander und unterstützen prekär ist die Lage der terdrücken. Deren Wunsch nach Unabhängigkeit wuchs. In sich gegenseitig in Alltagsdingen. Einmal im Jahr findet Roma-Minderheit. Auf- den 1990er führten die Spannungen zu mehreren Kriegen. ein geistliches Wochenendseminar für Frauen aus allen grund der weit verbrei- Jugoslawien zerfiel in sieben unabhängige Staaten: Slowe- Gemeinden statt. Sie können Kontakte knüpfen und neue teten Ressentiments nien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montene- Sichtweisen auf den Glauben und ihr Leben gewinnen. sind sie besonders be- gro, Kosovo und Mazedonien. 2017 fand zum ersten Mal ein Seminar für Frauen aus nachteiligt. Die meisten Ländern des ehemaligen Jugoslawiens statt (siehe Foto). leben unter dem Existenzminimum. Die Diakonie möchte Dieses Treffen soll auf dringenden Wunsch der Teilneh- eine Wohnung im Roma-Viertel von Mitrovica erwerben, merinnen 2019 wiederholt werden. um obdachlos gewordenen Familien mit Kindern zu helfen. Das Jahresprojekt unterstützt die Seminare der Frauen Dieses Vorhaben unterstützt das Jahresprojekt mit arbeit mit 10.000 Euro. 5.000 Euro. 4 5
TEXTE ZUR PRÄSENTATION TEXTE ZUR PRÄSENTATION Landeskunde Slowenien Folie 7 Burg in einer Höhle Folie 4 Fahne Slowenien und höchster Berg Parallel zur Adriaküste verläuft das Karstgebirge. Die Land- Slowenien ist der westlichste dieser Staaten. Es grenzt an schaft in Slowenien ist namensgebend für die Gesteinsart Österreich und Italien. Aufgrund seiner Lage zwischen Karst. Da es aus Kalk besteht, verwittert es leicht und bil- Österreich und Kroatien wird das Land auch die „Tür zum det Höhlen, Senken und unterirdische Flüsse. Im Örtchen Balkan“ genannt. Die Flagge zeigt den höchsten Berg der Predjama wurde im Mittelalter sogar eine Burg in eine slowenischen Alpen, der über 2.800 Meter hoch ist. Höhle gebaut. Folie 5 Julische Alpen Folie 8 Hauptstadt Ljubljana Hohe Berge und dichte Wälder laden in den Alpen zum Im Zentrum des Landes liegt die Hauptstadt Ljubljana, Wandern ein. Das Flüsschen Soča (sprich: Sotscha) ist we- übersetzt „die Geliebte“. 2016 wurde sie für ihre ökolo- gen seines kristallklaren Wassers und seines schnellen Laufs gische Stadtplanung zur „Grünen Hauptstadt Europas“ vor allem unter Paddlern beliebt. Vielen ist unbekannt, dass gewählt. Die hübsche Altstadt am Fuße einer Burg lockt mit Slowenien nach Finnland und Schweden das waldreichste vielen Cafés. Die frühbarocke Franziskanerkirche ist eines Land in Europa ist. Bei einer Fahrt durch das Land sieht man der Wahrzeichen Ljubljanas. weit und breit viele begrünte Hügel. Folie 6 Hafenstadt Piran Folie 9 Prekmurje (Übermurgebiet) Slowenien ist nicht größer als Hessen und dennoch land- Im Dreiländereck zwischen Österreich und Ungarn liegt schaftlich sehr vielfältig. Es reicht von den Alpen bis zur das Übermurgebiet, auf Slowenisch Prekmurje. Hier leben Adriaküste. Die Küste ist nur 50 Kilometer lang. Das Foto 100.000 Menschen. Es ist das bedeutendste Weinanbauge- zeigt das Hafenstädtchen Piran. Seine Architektur ist biet Sloweniens, trotzdem ist es die wirtschaftsschwächste venezianisch geprägt, das Klima mediterran. Region des Landes. 6 7
TEXTE ZUR PRÄSENTATION TEXTE ZUR PRÄSENTATION Die Evangelische Kirche A. B. in Slowenien Folie 13 Bücherverbrennung 1600 Nach Trubers Flucht war der Protestantismus über meh- Folie 10 Kirche in Bodonci rere Jahrhunderte in Slowenien verboten. Protestanten Die Evangelische Kirche A. B. in Slowenien ist eine kleine, wurden gezwungen, auszuwandern oder zu konvertieren. aber lebendige Minderheitskirche. Sie hat rund 20.000 1600 ließen Vertreter der Gegenreformation in Ljubljana Mitglieder, das entspricht 1 % der Bevölkerung. Die meis- protestantische und slowenische Bücher verbrennen. An ten von ihnen leben in Prekmurje. Auch in den Städten dieses Ereignis erinnert heute eine Tafel im Stadtzentrum, Ljubljana und Maribor gibt es evangelische Gemeinden. auf Deutsch und Slowenisch. Folie 11 Geschichte der Reformation in Slowenien Folie 14 Älteste ev. Kirche in Slowenien in Puconci Die Geschichte der Reformation in Slowenien ist un- 1781 erließ Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent, das den trennbar mit dem Namen Primus Truber verbunden, auf Protestantismus im Habsburgerreich unter bestimmten Slowenisch Primoš Trubar. Durch sein Wirken verbreitete Auflagen zuließ. In Slowenien hatte nur im ungarisch ver- sich die Reformation in ganz Slowenien. Truber wurde als walteten Prekmurje der protestantische Glaube bis dahin Ketzer aus Slowenien verbannt und floh nach Bad Urach überlebt. Im Dorf Puconci (sprich: Puzonzi) wurde 1783 die in Württemberg. erste evangelische Kirche eingeweiht. Folie 12 Primus-Truber-Gedenken Heute jedoch ist Primus Truber ein slowenischer National- Folie 15 Taufe in Bodonci held: Er ist auf Briefmarken, Münzen und Geldscheinen Es kommt häufig vor, dass sich Menschen in der evangeli- abgebildet. Ein Park in Ljubljana ist nach der slowenischen schen Kirche wohler fühlen, aber aus Traditionsbewusstsein Reformation benannt. Während seines Exils verfasste er in der katholischen Kirche bleiben. Einige Eltern lassen ihre reformatorische Schriften und Übersetzungen ins Slo- Kinder sogar evangelisch taufen, ohne selbst zu konvertie- wenische und schuf damit eine einheitliche slowenische ren. Ein katholisches Gemeindeglied in der Gemeinde in Schriftsprache. Zu seinen Ehren ist der Reformationstag Ljubljana geht regelmäßig in den evangelischen Gottes- ein staatlicher Feiertag – und das, obwohl es nur einige dienst und sagt: „Ich bin zwar katholisch, aber hier fühle Tausend Protestanten im Land gibt! ich mich zu Hause!“ 8 9
TEXTE ZUR PRÄSENTATION TEXTE ZUR PRÄSENTATION Folie 19 Verkaufsstand Folie 16 Pfarrerin in Maribor Die Frauenarbeit veranstaltet auch Spendenaktionen und Von den 15 Geistlichen in der evangelischen Kirche sind Basare für soziale Projekte vor Ort. Zum Muttertag 2017 ein Drittel Frauen. Vladimira Mesarič ist Pfarrerin in Maribor, organisierte sie ein Benefizkonzert, dessen Erlös an die der zweitgrößten Stadt Sloweniens. Gleichzeitig ist sie Kinderstation des Krankenhauses in Murska Sobota ging. evangelische Militärseelsorgerin und begleitet Soldaten Obwohl es die einzige Kinderstation im Übermurgebiet ist, in ihren Einsätzen. ist sie von der Schließung bedroht. Evangelische Frauenarbeit in Slowenien Sozialdiakonie in Slowenien Folie 17 Austausch von Frauen Folie 20 EHO-Logo und Essen auf Rädern Viele Frauen in Prekmurje sind in der Landwirtschaft tätig. Die Diakonieorganisation der evangelischen Kirche heißt Sie haben selten Gelegenheit, zu verreisen oder sich Zeit auf Deutsch „Evangelische Humanitäre Organisation – für sich selbst zu nehmen. Bei den Treffen im Frauenkreis Unterstützung“. Eine wichtige Hilfe für ältere und kranke der Gemeinde können sie sich entspannen und über die Menschen ist das „Essen auf Rädern“. Jeden Tag bringen Erlebnisse in ihrem Alltag austauschen. Simona Prosič Filip Mitarbeiter eine warme Mahlzeit zu 80 Empfängern im ist die verantwortliche Pfarrerin für die Frauenarbeit. 2010 ganzen Übermurgebiet. Das Essen wird jeweils in den ein- veranstaltete sie das erste Mal ein Wochenendseminar für zelnen Orten zubereitet – in einer Krankenhausküche oder Frauen. „Die Frauen hatten so viel Gesprächsbedarf, dass in lokalen Wirtshäusern. Für Bedürftige ist es kostenlos. Die wir einige Themen auf ein zweites Seminar verlegen muss- Frauenarbeit unterstützt den Kauf eines neuen Fahrzeugs ten“, erzählt sie heute. Seitdem finden die Frauenseminare für das Essen auf Rädern. regelmäßig statt. Folie 18 Jugoslawien-Frauen-Seminar Ein Thema, das die Frauen beschäftigt, sind die Folgen der Kriege auf dem Balkan und die Vorurteile zwischen den Be- Folie 21 Essensempfängerin 100 Jahre alt völkerungsgruppen. 2017 luden die slowenischen Frauen Dieses Foto zeigt Gizela Žibrik aus Predanovci im Über- deshalb evangelische Frauen aus Kroatien und Serbien zu murgebiet. Sie war die älteste Person, die bisher Essen auf einem Begegnungsseminar ein. In Diskussionen und Ge- Rädern bekommen hat. Sie ist im Herbst 2017 im Alter von beten entdeckten die Frauen viele Gemeinsamkeiten und 100 Jahren verstorben. Vor dem 2. Weltkrieg hatte sie als wünschten eine Fortsetzung. Das Nachfolgeseminar ist für junges Mädchen in Deutschland gearbeitet und sprach bis 2019 geplant. Es wird vom Jahresprojekt der Frauenarbeit zuletzt noch gut Deutsch. des GAW unterstützt. 10 11
TEXTE ZUR PRÄSENTATION TEXTE ZUR PRÄSENTATION Folie 22 Abholung der Pflegebetten aus Folie 25 Armut im Kosovo – Kinder auf Müllcontainer Deutschland Der junge Staat hat mit Korruption zu kämpfen. Das Justiz- Ein in Slowenien einzigartiges Programm der Diakonie ist system ist schwach und kann dagegen wenig ausrichten. der Verleih von Pflegebetten. Die Betten werden pflege Die Wirtschaft wächst bisher nur langsam. 40 % der Men- bedürftigen Menschen kostenlos zur Verfügung gestellt. schen haben keine Arbeit. Von den jungen Menschen hat Damit füllt die EHO eine Lücke im Sozialsystem: Ein Platz nur jeder Dritte eine Arbeitsstelle. Unter den Roma liegt in einem Pflegeheim ist nahezu unbezahlbar und die die Arbeitslosigkeit bei fast 100 %. Vielen Menschen fehlt Krankenkassen stellen keine modernen Pflegebetten zur es am Nötigsten. Weil sie im eigenen Land keine Zukunft Verfügung. Die Leihbetten der Diakonie stammen aus für sich sehen, möchten viele Kosovaren ins Ausland gehen. Spenden aus Deutschland. Folie 23 Essensempfängerin mit Pflegebett Diese Frau ist nach einem Schlaganfall auf Unterstützung Folie 26 Straßenszene in Kleinstadt angewiesen. Durch das Pflegebett ist ihr Alltag leichter Auch im Blick auf die Bevölkerung ist der Kosovo das jüngs- geworden. Auch den pflegenden Angehörigen, meist te Land Europas: Die Hälfte der Menschen ist unter 25 Jahre Frauen, erleichtert ein elektrisch bedienbares Bett ihre alt. Kinder bedeuten Zukunft. Aber sie brauchen auch anstrengende körperliche Arbeit. Die Frauenarbeit des Sicherheit und Perspektiven, um ihre Zukunft gestalten GAW möchte den Pflegedienst der Diakonie stärken und zu können. beim Kauf von orthopädische Hilfen unterstützen. Landeskunde Kosovo Folie 24 Karte und Flagge des Kosovo Folie 27 Schroffe Berge im Kosovo Der Kosovo, das zweite Land des Jahresprojekts, ist eben- Die bevölkerungsreichste Gegend des Kosovo ist das falls ein Nachfolgestaat Jugoslawiens. Um von Slowenien Amselfeld. Es ist ringsherum von Bergen umgeben, die in den Kosovo zu gelangen, fährt man durch Kroatien, bis zu 2.700 Meter hoch sind. Sie sind Teil des Gebirges, Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Der Kosovo er- das sich an der Adriaküste entlang von Slowenien bis klärte sich 2008 für unabhängig. Damit ist es der jüngste Albanien erstreckt. An der Grenze zu Montenegro gibt es Staat Europas. Die Flagge zeigt die Umrisse des Landes auf wilde Schluchten und schroffe Hänge, die touristisch bisher blauem Grund und darüber sechs Sterne. Sie stehen für die wenig erschlossen sind. verschiedenen Ethnien: Albaner, Serben, Roma, Bosnier, Türken und Goranen. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Albaner. 12 13
TEXTE ZUR PRÄSENTATION TEXTE ZUR PRÄSENTATION Folie 28 Dorf auf dem Amselfeld Folie 31 oschee in Prizren, der zweitgrößten Stadt M Grammatikalisch sind sowohl „der Kosovo“ als auch „das des Kosovo Kosovo“ korrekt. Der Name „Kosovo“ geht auf „Kos“, Ser- Laut Volkszählung sind 95 % der Einwohner des Kosovo bisch für „Amsel“, zurück. Das Land ist nach dem Amsel- Muslime. Die Gesellschaft ist jedoch stark säkularisiert. Die feld benannt, dem Ort der berühmten Schlacht zwischen Moschee in der zweitgrößten Stadt Prizren wurde um 1600 dem serbisch-bosnischen und dem osmanischen Heer im erbaut. Sie ist das größte islamische Gotteshaus im Kosovo. 14. Jahrhundert. Die Anführer beider Heere starben damals im Kampf. Folie 29 Orthodoxes Weltkulturerbe im Kosovo Folie 32 onflikt wird auf Straßenschildern K Im 15. Jahrhundert wurden Serbien und Kosovo von den ausgetragen Osmanen erobert. Die meisten Albaner konvertierten Da der Kosovo ein multiethnischer Staat ist, sind die zum Islam. Nur eine Minderheit blieb weiterhin römisch- Straßenschilder mehrsprachig. Häufig sieht man jedoch katholisch. Die Serben behielten ihren orthodoxen Glauben Schilder, auf denen serbischen Ortsbezeichnungen un- bei. Vier von ihren mittelalterlichen Klöstern zählen heute leserlich gemacht worden sind. Auf diese Weise wird der zum UNESCO-Weltkulturerbe. Deren Architektur und die historische Konflikt zwischen Albanern und Serben immer wertvollen Fresken gelten als Verfeinerungen des byzan- wieder sichtbar. Auf diesem dreisprachigen Schild ist neben tinischen Stils. Das Bild zeigt das Kloster Gračanica (sprich: der serbischen sogar die türkische Bezeichnung übersprüht Gratschaniza). worden. Folie 30 Priština, Haupstadt Kosovos, Mutter-Theresa-Boulevard bei Nacht In der Hauptstadt Priština erinnert der Mutter-Teresa-Boule Folie 33 Höhepunkt des Konflikts: Krieg 1999 vard an die berühmte Albanerin und Katholikin, die in Viele Jahrzehnte lang fühlten sich die Kosovo-Albaner Indien einen Orden aufbaute. Ihre Eltern stammen aus von den Serben unterdrückt. Dies galt besonders für die dem Kosovo. Die Protestantisch-Evangelikale Kirche im Regierungszeit von Slobodan Miloševic in den 1990er Jah- Kosovo gründete sich 1985. Seitdem wächst sie stark. Heute ren. 1998 eskalierte der Konflikt zwischen der serbischen gehören zu ihr 10.000 Gläubige, 5.000 allein in Priština. Sie Regierung und der albanischen Befreiungsarmee UÇK. gehört zur Europäischen Evangelischen Allianz. Zwar ist Im Kosovo-Krieg kamen 13.000 Menschen ums Leben, sie im staatlichen Religionsrecht als Religionsgemeinschaft davon 10.000 Albaner und 3.000 Serben. Mehr als eine Mil- anerkannt. Da fast alle Gläubigen Konvertiten sind, werden lion Menschen mussten fliehen. Nach dem Eingreifen der protestantische Gläubige im Kosovo jedoch häufiger und NATO-Truppen 1999 wurde der Kosovo unter internationale wesentlich stärker als Anhänger andere Glaubensrichtun- Kontrolle gestellt. gen angefeindet. Besonders von islamischer Seite werden Beerdigungen nach christlichem Ritus erschwert und die evangelische Jugendarbeit wird behindert. 14 15
TEXTE ZUR PRÄSENTATION TEXTE ZUR PRÄSENTATION Folie 37 Mitrovica: Fehlende Nummernschilder Folie 34 Gedenkstätte in Vushtrri Auf anderen Straßen kann man jedoch zwischen beiden In vielen Städten erinnern heute Gedenktafeln an die Opfer Stadtteilen hin und her fahren. Wenn die Albaner in den des Krieges, wie hier in einer kosovarischen Kleinstadt. Norden der Stadt fahren wollen, sollten sie vorher die Hunderte Getötete sind hier namentlich aufgeführt. Nummernschilder mit dem Kürzel „RKS“ für Republik Kosovo abmontieren. Anderenfalls ist das Risiko hoch, dass die Autos kaputt gemacht werden. Das Bild zeigt solche Autos ohne Schilder auf der serbischen Seite von Mitrovica. Diakonie Kosovo Folie 35 Mitrovica: Stadt im Nordkosovo Folie 38 Eingang Diakonie Kosovo Auch heute ist das Zusammenleben von Serben und Obwohl es im Kosovo keine lutherische Kirche gibt, gibt es Albanern reich an Konflikten. Ein Beispiel dafür ist die eine evangelische Diakonie. Sie ist im albanischen Teil von Stadt Mitrovica. Sie ist seit Kriegsende geteilt: Im Süden Mitrovica angesiedelt, arbeitet aber auch im serbischen leben Albaner, im Norden Serben. Untereinander haben sie Teil. Die Diakonie Kosovo wurde 2007 von der Diakonie wenig Kontakt. Zum Glück gibt es seit einigen Jahren zu- Trier gegründet. Inzwischen ist sie eine selbständige Orga- mindest keine gewalttätigen Auseinandersetzungen mehr. nisation. Der Großteil der Mitarbeiter sind Muslime. Durch ihren christlichen Arbeitgeber bekommen sie ein positives Bild vom christlichen Glauben. Folie 36 Brücke: Geteilte Stadt Mitrovica Folie 39 Bauernhof: Hühner Die Grenze zwischen beiden Stadtteilen bildet das Flüss Ein beeindruckendes Projekt der Diakonie Kosovo ist der chen Ibar. Die Hauptbrücke über den Ibar ist zu einem Bio-Bauernhof. Hier werden über 2.000 Hühner gehalten, Symbol für die ethnische Spaltung des Kosovo geworden. daneben Ziegen und Gänse. Auch Gemüse wird angebaut, Die Serben blockieren die Brücke bis heute für den Auto- vor allem Paprika und Gurken. verkehr. 16 17
TEXTE ZUR PRÄSENTATION TEXTE ZUR PRÄSENTATION Folie 40 Bauernhof: Mitarbeiter Auf dem Bauernhof arbeiten acht Angestellte mit Behinde- Folie 43 Ausbildungszentrum: Frisörin rung. Es ist die erste Einrichtung dieser Art im Kosovo. Mit Die Kurse für Friseure dauern fünf Monate. Theorie und dem Gehalt können die Mitarbeiter ihre Familien ernähren. Praxis werden dabei ständig miteinander verbunden. Am Das ist auf dem angespannten kosovarischen Arbeitsmarkt Ende steht eine Prüfung. nicht selbstverständlich. Folie 44 Ausbildungszentrum: Elektroniker Folie 41 Bauernhof: Verkauf Roma sind auf dem Arbeitsmarkt auf Grund von Vorurtei- Auf dem Bio-Bauernhof soll es auch den Tieren gut gehen. len und Berührungsängsten besonders benachteiligt. Die Die Hühner gehören einer alten Rasse an, die sowohl Eier wenigen Stellen, die es gibt, werden meist nicht an Roma legt als auch gutes Fleisch gibt. Damit müssen die männ- vergeben. Mit einer Ausbildung verbessern sich ihre Chan- lichen Küken nicht getötet werden, sondern es lohnt sich, cen, da sie zumindest über gefragte Fähigkeiten verfügen, auch sie großzuziehen. Bis der Bauernhof vollkommen wie z. B. als Elektrotechniker. wirtschaftlich arbeitet, ist er auf Spenden angewiesen. Die Frauenarbeit des GAW möchte helfen, einen Traktor anzuschaffen, um die Arbeit auf dem Hof zu erleichtern. Folie 45 Zukunft und Hoffnung: Jugendliche beim Tanzen Die Diakonie möchte den Frieden zwischen den Ethnien im Kosovo fördern. Sie hat dafür ein Jugendzentrum auf- gebaut, das direkt an der Brücke über den Fluss Ibar liegt. Es lädt Albaner, Serben und Roma zu Kursen ein, etwa in Fotografie, Gitarre oder Breakdance. Indem die Jugend lichen gemeinsam trainieren und Spaß haben, bauen sie ihre Vorurteile ab. Sie können erkennen: Der andere ist ein Folie 42 Ausbildungszentrum: Näherin Mensch wie ich auch; er hat dieselben Grundbedürfnisse Ein weiteres zukunftsweisendes Projekt ist das Diakonie- nach Anerkennung und Fairness. Ausbildungszentrum. Hier werden junge Menschen zur Friseurin, zum Elektrotechniker oder zur Schneiderin aus- gebildet. Handwerkliche Berufe sind auf dem Arbeitsmarkt im Kosovo gefragt, doch gute Ausbildungen sind selten. Eine duale Ausbildung wie in Deutschland gibt es nicht. Folie 46 Abschlussfolie Die evangelische Kirche in Slowenien stärkt Frauen. Ihre sozialdiakonische Arbeit hilft älteren Menschen und ihren Angehörigen dabei, ihren Alltag zu bewältigen. Die Diakonie Kosovo gibt Heranwachsenden Zuversicht für ihr Leben und zeigt ihnen Zukunftsperspektiven auf. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! 18 19
LANDESKUNDE LANDESKUNDE Berühmte Slowenen: Der zentrale Platz Ibrahim Rugova, Schriftsteller und von Ljubljana ist benannt nach dem slowenischen 1992–2006 Präsident der autonomen Republik Nationaldichter France Prešeren (1800–1849). Kosovo, gilt als Symbolfigur für den gewalt- Dieser hatte vor 1848 mit seinen Gedichten, vor freien Widerstand der Kosovo-Albaner gegen allem über seine unerfüllte Liebe, maßgeblich zur die serbische Besatzung. Ziel seiner Politik war Aufwertung des Slowenischen als Literatursprache der Frieden mit den Nachbarstaaten und den beigetragen. Am Prešeren Trg befindet sich auch Minderheiten im Land. Er setzte sich für eine die Dreierbrücke über den Fluss Ljubljanica. Sie ist politische Lösung für den Kosovo ein, da er das Werk eines weiteren berühmten Laibachers, es für absehbar hielt, dass ein Krieg zu vielen des Architekten Jože Plečnik (1872–1957). Mit seiner Toten auf beiden Seiten führen würde. Als einer Mischung aus moderner Art decó und historisie- der wenigen Kosovo-Albaner äußerte er sich renden Elementen wie Säulen prägte er das Bild gegen das Eingreifen der NATO zu Gunsten der Jeta Xharra ist eine der Stadt wie kein anderer. Nach seinen Entwürfen Albaner im Kosovo-Krieg 1999. der einflussreichsten Per- entstanden die Nationalbibliothek, der Zentral- sönlichkeiten im Kosovo. friedhof, mehrere Brücken und der Tivoli-Park, das Die Journalistin moderiert grüne Herz Ljubljanas. eine Gesprächssendung im staatlichen Fernsehen. Darin deckt sie Missstände auf und berührt Tabus, wie z. B. die Vergewaltigungen an Frauen und andere Kriegsverbrechen durch UÇK-Kämpfer im Kosovo- krieg. Wenn sie die Mäch tigen kritisiert, nimmt sie kein Blatt vor den Mund: Alternatives Ljubljana: Wer das ehemalige Kasernengelände „Politik in Kosovo ist ein in der Innenstadt betritt, steht plötzlich zwischen farbenfroh bemalten „Gott fand Slowenien Mittel zur Bereicherung Gebäuden. Kulturschaffende besetzten es in den 1990er Jahren und so großartig, dass er es und von Männern besetzt“. gestalteten es um. Mit „Metelkova Mesto“, so der Name des Zentrums, unterkellert hat“, lautet Sie bekommt häufig haben sie ein buntes Stückchen Freiraum mitten in der Großstadt ge- ein Sprichwort der Drohungen, macht aber schaffen. Am Wochenende treffen sich in den Clubs, Bars und Galerien Slowenen über ihr Land. trotzdem weiter. Künstler und Studenten. In dem ehemaligen Gefängnis auf dem Gelände Ihre bei den Zuschauern befindet sich ein angesagtes Hostel. Wo früher Häftlinge eingesperrt Das Karstgebirge äußerst beliebte Sendung waren, übernachten heute junge Touristen. Jede Zelle wurde mit einem ist von zahlreichen Höhlen sollte mehrmals abgesetzt eigenen Design-Konzept neu gestaltet. durchzogen. Zum Welt werden. naturerbe zählt das Höh- lensystem von Škocjan. Ein Fluss hat sich hier durch den Sandstein Das Hotel Gračanica in der Nähe von Priština hat gehobenen Standard, gegraben und eine vier eine moderne Architektur und eine ökologische Ausstattung. Doch das eigent- Kilometer lange unter lich Besondere ist: Es ist ein multi-ethnisch geführtes Hotel. Geleitet wird es ein irdische Schlucht mit von einem Schweizer und zwei Kosovaren, die der Roma-Minderheit angehö- Wasserfällen geschaffen. ren. Die Botschaft dahinter ist: Roma können alle gesellschaftlichen Positionen einnehmen, sie können auch ein Hotel leiten. Auch die Belegschaft setzt sich aus Roma und Serben zusammen. Einige deutsche Medien berichteten bereits Am bekanntesten und größten ist die Höhle von Postojna. über das Hotel, unter anderem die Süddeutsche Zeitung und Chrismon. Man kann sie auf einer 90-minütigen Tour mit der Höhlenbahn und zu Fuß erkunden. Besonders Abenteuerlustige können auf den Spuren des Entdeckers Luka Čeč wandeln. Unter Anleitung eines Experten und ausgerüstet mit Stiefeln, Anzug und Lampenhelm erobern sie Albaner leben vor allem in Albanien und im Kosovo, aber auch in Mazedonien, Griechen- den nicht-touristischen Teil der Höhle. Bestandteil der Tour ist es, land und Italien. Ihre Sprache ist indogermanisch, aber mit keiner anderen Sprache direkt typische Herausforderungen eines Höhlenforschers zu meisten. verwandt. Sie wird mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Albanisch heißt beispielsweise „Gjuha Shqipe“. Die ethnische Zugehörigkeit steht für viele Albaner über der religiösen Zu- gehörigkeit. So fühlen sich christliche Albaner muslimischen Albanern im Allgemeinen näher als orthodoxen Serben, mit denen sie das christliche Bekenntnis teilen. 20 21
LANDESKUNDE LANDESKUNDE Zwei unterschiedliche Staaten – Republik Slowenien eine gemeinsame Geschichte (Quellen: Auswärtiges Amt, Wikipedia; Stand: März 2017) Das Dinarische Gebirge verläuft entlang der Adriaküste. als die ärmste. Ursache hierfür waren auch politische Ent- Wie ein Band verbindet es die Staaten des ehemaligen scheidungen: Tito siedelte im Kosovo hauptsächlich roh- Maribor ist die zweitgrößte Stadt Jugoslawiens von Slowenien über Kroatien, Bosnien- stofferzeugende, aber wenig weiterverarbeitende Industrie Sloweniens und war 2012 Europäische Herzegowina, Montenegro, Serbien, Kosovo und Maze- an. Dadurch entwickelte sich die Region schwächer als der Kulturhauptstadt. donien bis nach Albanien. Bis 1991 gehörten alle diese Rest Jugoslawiens. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf sank Die von Heiligenfiguren umgebene Länder, außer Albanien, zur Bundesrepublik Jugosla- im Kosovo von 44 % des jugoslawischen Durchschnitts im Mariensäule auf dem Hauptplatz wien. Jahr 1952 auf 27 % im Jahr 1988. Dennoch gab es in den von Maribor erinnert an die Opfer Bergwerken und Fabriken Arbeitsplätze für die Menschen. der Pest im 17. Jahrhundert. Jozip Bros Tito regierte die sozialistische Bundesrepublik Die regionalen Unterschiede setzten sich nach 1990 fort: Jugoslawien als Staatschef bis zu seinem Tod 1980. Er war Slowenien trat als erstes Land Südosteuropas 2004 der bekannt für seinen ausgeprägten Personenkult. Viele ehe- EU bei und 2007 dem Euro-Währungsraum. 2013 wurde malige Jugoslawen bringen Tito heute immer noch große Kroatien als zweites Land des ehemaligen Jugoslawiens Dankbarkeit entgegen, weil er ihnen damals Reisefreiheit EU-Mitglied. garantierte und den Frieden zwischen den einzelnen Be- Durch den Zerfall des jugoslawischen Wirtschaftsraums völkerungsgruppen sicherte. und durch den verheerenden Krieg im Kosovo 1998/99 Bereits damals gab es jedoch große Wohlstandsunterschie- sank die Wirtschaftsleistung des Kosovo in den 1990er de zwischen den einzelnen Teilrepubliken: Slowenien galt Jahren noch einmal um weitere 60 %. als die wohlhabendste Region Jugoslawiens, der Kosovo (Quelle: Wikipedia) Klima: Das kleine Land ist klimatisch unterschiedlich ge- Religion: 57,8 % römisch-katholische Christen, 2,5 % Mus- prägt: Alpin im Norden, mediterran an der Küste, im Rest lime, 2,3 % Orthodoxe, 0,9 % Protestanten (Zensus 2002). des Landes gemäßigt kontinental. Nationalfeiertag: 25. Juni (Jahrestag der Unabhängigkeit Größe: 20.273 km² (so groß wie Sachsen-Anhalt) 1991) Bevölkerung: 2.062.000 Einwohner, davon ca. 83 % Slowe- Regierungsform: Parlamentarische Demokratie nen. Durch die Unabhängigkeit 1991 galten die Serben, Kroaten und Bosniaken im Land (insgesamt 5 %) plötzlich Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (2015): 18.680 Euro als Ausländer. Als nationale Minderheiten anerkannt sind (zum Vergleich BIP/Kopf in Deutschland: 37.260 Euro) Ungarn (6.000) und Italiener (2.000), die jeweils mit einem Sitz im Parlament vertreten sind. Währung: Euro Hauptstadt: Ljubljana, zu Deutsch Laibach (287.000 Ein- Wirtschaft: Wichtige Wirtschaftszweige sind die Auto wohner) mobilindustrie (u. a. für Renault), Elektronikindustrie (z. B. Gorenje), der Weinanbau und der Tourismus. Trotz der gro- Landessprache: Slowenisch ßen Waldflächen ist die Forstwirtschaft wenig ausgebaut. 22 23
LANDESKUNDE LANDESKUNDE Vom „Volk der Knechte“ zum Weinberg im Nordosten Sloweniens „Tigerstaat slowenischen Partisanen wären es wohl noch mehr gewe- sen. Nach 1945 starben noch einmal 45.000 anti-kommu- Südosteuropas“ nistische Slowenen, die sich den Deutschen angeschlossen hatten, an Racheakten der Kommunisten. Die 1960er Jahre waren die Zeit, als viele Jugoslawen, da- runter auch Slowenen, als Gastarbeiter nach Deutschland gingen. Nach dem Tod Josip Broz Titos 1980 entwickelten sich die Interessen der Teilstaaten Jugoslawiens so massiv auseinander, dass es zum Krieg kam. In Slowenien dauerten die gewalttätigen Auseinandersetzungen zum Glück nur wenige Tage. Gorenje, Renault und Co. Trotz seiner geringen Größe verfügt Slowenien heute über eine stabile und ausgewogene Wirtschaft. Die Teilrepublik Slowenien hatte schon in jugoslawischer Zeit eine höhere Wirtschaftsleistung als Serbien, was Anlass für Neid und Verteilungskämpfe war. Nach der Unabhängigkeit 1991 schaffte Slowenien die Um- stellung von der sozialistischen Planwirtschaft zur kapita- listischen Marktwirtschaft ohne große Probleme – und das ohne den Ausverkauf von Betrieben an westliche Investo- ren. Nicht wenige Deutsche und Österreicher haben heute ein Haushaltsgerät von der slowenischen Firma Gorenje in der Küche oder im Bad stehen. In der Finanzkrise 2008 geriet die Wirtschaft jedoch ins Schwanken: Die Arbeitslosigkeit stieg auf 11 %. Viele junge Menschen finden heute nur schwer eine Arbeit, obwohl sie hochqualifiziert sind. Inflation und Preiserhöhungen er- schweren bei gleichbleibenden Löhnen den Alltag. Älteren Menschen reicht ihre Rente oft nicht zum Überleben. Laut Statistiken hat Slowenien die höchste Rate an Altersselbst- morden in der Welt. Prekmurje: Region mit eigener Sprache und Geschichte Prekmurje wird das Gebiet nördlich des Flusses Mur ge- nannt. Es ist das wirtschaftlich schwächste Gebiet Slowe- Krainer, Slowenen und Windische das Evangelium in die Sprache und in den Alltag seiner Hier sprach man sowohl Deutsch als auch Slowenisch, auch niens mit einer Arbeitslosigkeitsrate von 17 %. Heute leben Landsleute zu übertragen. Später, im Geiste des aufkei- „Windisch“ genannt. Adel und Herrscher sprachen Deutsch die meisten Protestanten Sloweniens in Prekmurje. Rund zwei Millionen Menschen sprechen heute Slowe- menden Nationalbewusstseins im 18. Jahrhundert, legte oder Italienisch. Slowenisch, eine slawische Sprache, galt Die 100.000 Einwohner von Prekmurje sprechen einen nisch. Dies ist zum Teil dem Wirken des Reformators Primus auch die katholische Kirche vermehrt Wert darauf, dass ihre als „Sprache der Knechte“. eigenen, für andere Slowenen unverständlichen Dialekt. Truber zu verdanken: Ohne seine Texte und Übersetzungen Pfarrer auf Slowenisch predigen sollten. Was es bedeutet, als „Volk der Knechte“ behandelt zu wer- Prekmurisch verfügt sogar über eine eigene Schriftsprache, hätte sich das Slowenische wohl mit der Zeit an das Serbi- Der Landesname „Slowenien“ ist erst seit dieser Zeit geläu- den, wurde den Slowenen im 20. Jahrhundert noch einmal die sich wiederum der Bibelübersetzung des lutherischen sche angeglichen und wäre verloren gegangen. Doch dies fig. Vorher teilte sich das Gebiet auf die Herzogtümer Krain, brutal bewusst, als die Nationalsozialisten 55.000 Slowenen Pfarrer Štefan Küzmič 1771 verdankt. Dennoch sehen die war eher ein Nebeneffekt. Trubers Hauptanliegen war es, Kärnten und Steiermark auf, die zu Österreich gehörten. deportierten und ermordeten. Ohne den Widerstand der Prekmurjer sich selbstverständlich als Slowenen an. 24 25
KIRCHE KIRCHE Slowenien: Primus Truber ist auf der slowe Das Gästehaus der evangelischen nischen 1-Euro-Münze abgebildet. Gemeinde in Moravske Toplice Der umlaufende Schriftzug „STATI heißt „Hostel 1550“. Kleine Kirche mit großer Geschichte INU OBSTATI“ bedeutet auf Deutsch „Stehen und bestehen“. Der Name erinnert an das Datum des Erscheinens der ersten evangelischen und zugleich der ersten auf Slowenisch abge- Der Evangelischen Kirche A. B. in der Republik Slowenien erste slowenische Bibelübersetzung fertigte 1584 Trubars murje wurde daraufhin 1784 die erste evangelische Kirche fassten Schrift: Der Übersetzung gehören etwa 20.000 Mitglieder an. Die meisten von Schüler Jurij Dalmatin an. Aufgrund des Verbots von pro- gebaut. Im 19. Jahrhundert gründeten deutschsprachige des Kleinen Katechismus durch ihnen leben im Nordosten Sloweniens, in Prekmurje, zu testantischem Schrifttum wurden in den folgenden Jahren Zuwanderer evangelische Gemeinden in Laibach (Ljubljana), Primus Truber im Jahr 1550. Deutsch Übermurgebiet. Während dort Evangelische die Bibeln in slowenischer Sprache in Weinfässern versteckt Cilli (Celje) und Marburg an der Drau (Maribor). Heute sind in einigen Orten in der Mehrheit sind und große Ge- nach Krain geschmuggelt. die meisten Mitglieder dieser Gemeinden Zuwanderer aus meinden bilden, ist die Gemeinde in der Hauptstadt Prekmurje und deren Nachkommen, wo der Protestantismus Ljubljana die kleinste von allen. Von den zwei Millionen in der Mehrheit ist. Viele junge Menschen verlassen Prekmur- Die religiöse Bildung liegt vollständig in den Händen der Einwohnern Sloweniens zählen sich ca. ein Prozent zur Jahrhundertelange Unterdrückung je, um in anderen Landesteilen zu arbeiten. Evangelische Gemeinden: Das heißt, es gibt weder Religionsunterricht evangelischen Kirche. Gemeinden finden sie nur in Ljubljana und Maribor vor. an den Schulen, noch gibt es evangelische Fakultäten, Die Reformation breitete sich schnell im slowenischen Hochschulen, Grundschulen oder Kindergärten. 1967 Sprachraum aus. Sie fand Anhänger insbesondere unter Tito hatte das Ziel, alle südslawischen Völker in einem sozia- gründete die evangelische Kirche die Hilfsorganisation Das Übermurgebiet: Adligen und Bürgern. Einige Städte wurden vollständig listischen Staat zu vereinen. Religion wurde in Jugoslawien „Podpornica“, zu Deutsch „Unterstützung“. Der Name ist Die evangelische Insel in Slowenien evangelisch, beispielsweise Laibach/Ljubljana. Da der Erz- ideologisch an den Rand gedrängt. Besonders in der ersten Programm: Podpornica hilft Bedürftigen unabhängig von herzog von Österreich keine Protestanten in den Städten Phase bis 1965 wurden Gläubige massiv verfolgt und Kir- ihrem Glauben und ihrer Konfession. Die Diakonie über- Die Reformation kam bereits um 1530 mit Primoš Trubar, duldete, wichen sie auf das Land aus. Um 1600 setzte unter chengebäude enteignet und zweckentfremdet. Nach der nimmt dabei teilweise Aufgaben, die eigentlich der Staat deutsch Primus Truber, nach Slowenien. Trubar war Super Kaiser Ferdinand II. eine scharfe Gegenreformation ein, Unabhängigkeit 1991 erhielt die evangelische Kirche die erfüllen müsste. Eine aktuelle Herausforderung besteht intendent von Laibach/Ljubljana und hielt von den Ideen die den Protestantismus in Slowenien fast vollständig inzwischen stark heruntergekommenen Gotteshäuser und darin, die diakonische Tätigkeit über die Region Prekmurje Martin Luthers beeinflusste Predigten. Darin kritisierte er die auslöschte. Das gesamte evangelische Schrifttum wurde Gemeindegebäude zurück. Nach und nach renovierten die hinaus auszuweiten. Missstände in der katholischen Kirche. 1547 wurde Trubar verbrannt. Lediglich in Prekmurje, das unter der in Reli- Gemeinden ihre Kirchen. Heute erstrahlen sie wieder in vom Bischof des Herzogtums Krain exkommuniziert. Er floh gionsdingen liberaleren ungarischen Verwaltung stand, neuem Glanz. Der Anteil von Konfessionslosen an der Be- Das Glaubensleben in den evangelischen Gemeinden ist in protestantische Gebiete Deutschlands, zuerst nach Nürn- konnten zwei evangelische Gemeinden die Zeit der här- völkerung ist in Slowenien jedoch fast so hoch wie in Tsche- vielfältig und lebendig. Besonders die großen Gemeinden berg, dann nach Württemberg. Hier begann er das Werk, das testen Verfolgung überleben. chien und Ostdeutschland. Im benachbarten Kroatien ist der in Murska Sobota, Bodonci und Puconci finden neue For- seine bleibende Bedeutung nicht nur für die evangelische katholische Glaube weit stärker verbreitet als in Slowenien. men von Gemeindeleben und Glaubensgemeinschaft: In Kirche, sondern für ganz Slowenien begründen sollte: die 1781 erließ Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent, das im Murska Sobota wird jeder Gottesdienst musikalisch von Verschriftlichung der slowenischen Sprache. Zunächst über- Habsburgerreich unter bestimmten Auflagen die Gründung einer Band begleitet. „Die Menschen sollen mit fröhlichen setzte er 1550 Luthers Katechismus ins Slowenische. Die protestantischer Gemeinden erlaubte. In Puconci in Prek- Glaubensleben und Diakonie – Gesichtern im Gottesdienst sitzen“, erklärt Pfarrer Leon Novak. In Bodonci finden Kochkurse mit Starköchen statt, untrennbar verbunden die auch Kirchenferne in die Gemeinde locken sollen. Auch der Weltgebetstag findet immer mehr Mitstreiterinnen. Primoš Trubar gilt als „Vater der der slowenischen Literatur Nachdem er anfangs nur in evangelischen Gemeinden be- und Kultur“. Ähnlich wie Luther in Deutschland hat Trubar gangen wurde, beteiligen sich inzwischen auch katholische entscheidend zur Entwicklung der slowenischen Sprache Gemeinden und tragen damit zur Ökumene in Slowenien beigetragen. Trubars reformatorisches Wirken ist weniger bei. Und nicht nur das: Katholische und evangelische bekannt. Die Veranstaltungen zum 500-jährigen Jubiläum Frauen aus Slowenien werden 2019 gemeinsam Gastgebe- der Reformation trugen dazu bei, die Reformation in dem rinnen für den Weltgebetstag sein. halb katholischen, halb atheistischen Land ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Aufgrund der Verdienste Trubars um die slowenische Sprache erstaunt es wiederum nicht, dass die Gottesdienstsprache der Protestanten selbstverständ- lich immer Slowenisch war. Evangelische Kirche A. B. ist die Bezeichnung für evan- gelische Kirchen in Ost- und Südosteuropa, deren Ur- Zumindest an einem Tag im Jahr sollte den Slowenen die sprünge im Herrschaftsbereich der österreichischen Verbindung zwischen ihrer Geschichte und der Reformation Habsburger, meist in der ehemaligen Doppelmonar- bewusst werden: Der Reformationstag ist im Andenken an chie Österreich-Ungarn, liegen. „A. B.“ steht für das Trubar seit 1991 offizieller Feiertag. Öffentlich sichtbar ist Augsburger Bekenntnis, das auf dem Reichstag von die evangelische Kirche außerdem durch die viermal jähr- Augsburg 1530 als gemeinsames Bekenntnis der Pro- lich stattfindende Übertragung des Fernsehgottesdienstes. testanten eingebracht wurde. Während die Gemeinden Das Interesse an der kleinen Minderheitskirche wächst: nach dem Toleranzpatent von 1781 noch „akatho- „Die Gemeinde in Murska Sobota bekommt häufig Besuch lisch“ heißen mussten, geht die heutige Benennung von Schulklassen und anderen Gruppen aus ganz Slowe- auf Änderungen des Patents infolge der politischen nien, die etwas über unsere Konfession erfahren wollen“, Umwälzungen von 1848/49 zurück. Die lutherische Kirche im kleinen Dorf Domanjševci in der Prekmurje wurde 1902 im neoromanischen Stil erbaut. erzählt Leon Novak, Pfarrer der Gemeinde. 26 27
JAHRESPROJEK T 2018 JAHRESPROJEK T 2018 Diakonie heißt: Unterstützung geben Evangeličanska Humanitarna Organizacija, übersetzt: Trotz ihrer bescheidenen Größe hat die slowenische Evangelische Evangelische Kirche eine eigene Diakonieorganisation. Humanitäre Ihr Name „Podpornica“ heißt auf Deutsch „Unterstützung“. Organisation, Das Logo von Podpornica zeigt eine ausgestreckte, geöffnete Hand: abgekürzt „EHO“ Je nach Interpretation bittet sie entweder um Unterstützung oder bietet welche Verleih von Pflegebetten an. Podpornica arbeitet als mobile Dia- In Slowenien kostet ein Platz in einem Pflegeheim mehr als ein durch- konie. Das ist einerseits praktisch, denn schnittliches Monatsgehalt. Viele ältere Menschen werden deshalb zu die Hilfe kommt direkt zu den Menschen. Hause von ihren Angehörigen gepflegt, meist von Frauen. Sowohl für Andererseits ist es sinnvoll im Blick auf die Kranken als auch für die Pflegenden ist ein elektrisch verstellbares die begrenzten Mittel der Diakonie und Pflegebett eine große Hilfe. Die Krankenkassen in Slowenien stellen die hohe Zahl der Bedürftigen im wirt- Pflegebetten nur in ganz einfacher Ausführung zur Verfügung. Ihre Be- schaftlich schwachen Prekmurje. Die Abholung von Pflegebetten in einem reitstellung dauert zudem sehr lange – zu lange für jemanden, der akut Diakonie arbeitet in drei verschiedenen Pflegeheim in Deutschland, in der Mitte pflegebedürftig ist. Die Organisation „Podpornica“ füllt hier eine Lücke Bereichen: Altbischof Geza Erniša im Sozialsystem und verleiht elektrische Pflegebetten, schnell und kos- tenlos. Außerdem stellt sie andere pflegerische Hilfen zur Verfügung wie Matratzen, Bettleitern, Toilettenstühle, Gehhilfen oder Verbandsmaterial. Alle Betten stammen aus Spenden von Pflegeheimen in Österreich oder Deutschland, die ältere, aber noch funktionstüchtige Modelle ausmus- Finanzielle Hilfen tern. Durch Vermittlung, z. B. durch das GAW der Pfalz, erfährt die slowe- nische Diakonie von einem Austausch der Betten in einem Pflegeheim Essen auf Rädern für benachteiligte und kann diese abholen. Auch die Heimleitungen freuen sich, denn sie Ältere und kranke Menschen, die nicht mehr selbst Kinder sparen Entsorgungskosten und tun etwas Gutes. Im Moment verfügt EHO – Podpornica über 220 Leihbetten. Der Verleih soll bald auf ganz für sich kochen können, bekommen durch das Ein weiteres Programm von Podporni- Slowenien ausgeweitet werden. Als landesweit arbeitende Organisation „Essen auf Rädern“ einmal täglich eine warme Mahl- ca richtet sich an bedürftige Familien. hätte die Diakonie dann Anspruch auf wichtige staatliche Zuschüsse. zeit geliefert. Dazu arbeitet die Diakonie mit loka- Einige Eltern in Prekmurje sind zu arm, len Einrichtungen zusammen. Das Essen wird in der um das nötige Schulmaterial für ihre Stadt Murska Sobota z. B. von der Küche des örtlichen schulpflichtigen Kinder zu kaufen wie Krankenhauses zubereitet, in kleineren Ortschaften Bücher, Hefte, Ranzen oder Stifte. Die von Wirtshäusern. Ein fest angestellter Mitarbeiter Kinder können dadurch im Unterricht der Diakonie und zwei wechselnde MitarbeiterInnen, nicht richtig mitarbeiten, haben we- die vom Arbeitsamt bezahlt werden, liefern das niger Lernerfolg und fühlen sich aus Essen in Murska Sobota und Umgebung aus. In den dem Klassenverband ausgegrenzt. anderen Ortschaften übernehmen die Wirtshäuser Die Eltern können dann Zuschüsse die Essensverteilung. Diejenigen der zurzeit 80 Emp- zum Schulmaterial und zu den Schul- fängerInnen, die es sich leisten können, bezahlen für mahlzeiten beantragen. Im Jahre 2015 die Mahlzeiten. Bedürftige erhalten das „Essen auf unterstützte „Podpornica“ außerdem Rädern“ kostenlos. syrische Flüchtlingsfamilien und half, wenn schwangere Frauen oder kranke Kinder zum Arzt mussten. Syrische Familien mit kleinen Kindern Helena Muc aus Zenkovci ist 84 Jahre alt und ist dankbar, erhalten Hilfe bei Ihrer Flucht auf der jeden Tag das „Essen auf Rädern“ zu bekommen. „Balkanroute“ durch Slowenien 28 29
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