Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk

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Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
Hoffnung geben – Zukunft schaffen

                 Jahresprojekt
         der Frauenarbeit 2018
             Slowenien und Kosovo

                     www.gustav-adolf-werk.de
Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
Hoffnung geben – Zukunft schaffen

                                                                                                                              Jahresprojekt
IMPRESSUM                                                                                                                 der Frauenarbeit 2018
                                                                                                                             Diakonische Projekte
Hoffnung geben – Zukunft schaffen
Frauenstärkung und sozialdiakonische Projekte in Slowenien und Kosovo

Materialheft mit Bildervortrag, Landes- und Projektinformationen für das Jahresprojekt 2018 der
Arbeitsgemeinschaft der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk e.V.
                                                                                                                           in Slowenien und Kosovo
Redaktion: Sarah Münch und Inge Rühl – Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werk e.V.
Autorinnen: Petra Ziegler, Leitende Redakteurin des Evangelischen Gemeindeblatts für Württemberg (S.32/33)
Karin Peter, Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus (S. 39)
Petra Herfel-Stürz (S. 31) und Inge Rühl (S. 46), Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werk e.V.
Redaktionelle Mitarbeit: Maaja Pauska
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rita Beutin für das Korrektur-Lesen des Materialheftes.

Layout/Druck: Sittauer Mediendesign, Leipzig

Bildnachweis: Inge Rühl (Seiten 3, 27); Sarah Münch (Titelseite, Folien 2, 7, 10, 13, 16, 17, 20, 21, 23, 26, 35–44,
Seiten 4, 28, 35–37, 39 – 41, 46); Simona Prosič Filip (Folie 18, 19, Seiten 4, 30); Renate Bräuer (Folien 3, 24);
Gisela Köbberling (Folien 12); Petra Herfel-Stürz (Seite 31); Tadej Pušnik (Folie 15); Diakonie Kosovo (Folien 25, 45);
EHO Podpornica (Folie 22, Seite 29); Wolfgang Ziegler (Seiten 32/33); JakobZ/Wikimedia-Commons (Folie 4);
Florian Jesse/Wikimedia-Commons (Folie 5); Moonbee/Wikimedia-Commons (Folie 6);
Berthold Werner/Wikimedia-Commons (Folie 8); HfrancH/Wikimedia-Commons (Folie 9);
Kupferstich von Jacob Lederlein 1578/Wikimedia-Commons (Folie 11); Feri/Wikimedia-Commons (Folie 14);
Ben Njeri/Wikimedia-Commons (Folie 27); Martin Furtschegger/Wikimedia-Commons (Folie 28);
GentiBehramaj/Wikimedia-Commons (Folie 29); Arben Llapashtica/Wikimedia-Commons (Folie 30);
Tobias Klenze/Wikimedia-Commons (Folie 31, Seite 34); Adam Jones, Ph. D./Wikimedia-Commons (Folie 32);
Tilman Piesk/Wikimedia-Commons (Folie 33, Seite 39); Bleron vushtrri/Wikimedia-Commons (Folie 34);
Diego Delso, delso.photo/Wikimedia-Commons (Seite 20); Ramon/Wikimedia-Commons (Seite 20);
EliziR/Wikimedia-Commons (Seite 20); Kasto/fotolia.de (Seite 21); Zeke/Wikimedia-Commons (Seite 21);
Zairon/Wikimedia-Commons (Seite 21); Asafaric/fotolia.de (Seite 24/25); Ralf Roletschek, roletschek.at/
Wikimedia-Commons (Seite 23); Feri/Wikimedia-Commons (Seite 26); Sl-Ziga/Wikimedia-Commons (Seite 43);
Kavcicm/fotolia.de (Seite 45); Laszloszelenczey/fotolia.de (hintere Umschlagseite)

Das Titelbild zeigt von links nach rechts Tanja Andrejek, Simona Prosič Filip und Nada Kerec aus Slowenien.

Arbeitsgemeinschaft der Frauenarbeit
im Gustav-Adolf-Werk e.V.
Pistorisstraße 6
04229 Leipzig
Tel.: 0341/49062-22
Fax: 0341/49062-67
E-Mail: frauenarbeit@gustav-adolf-werk.de
Internet: www.gustav-adolf-werk.de
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EINLEITUNG

Inhalt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              „Hoffnung geben –
Einleitung . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Zukunft schaffen“
Jahresprojekt 2018.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4

Texte zur Präsentation .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5                                                                                                   Die Evangelische Kirche      Die Diakonieorganisationen im Kosovo und in Slowenien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                A. B. in Slowenien ist       wollen Perspektiven für die Menschen vor Ort schaffen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                mit 10.000 Mitgliedern       damit sie nicht zum Weggehen gezwungen sind. Das Jah-
Landeskunde                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     eine kleine Minderheits­     resprojekt 2018 unterstützt in Slowenien Kranke, Pflege-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                kirche. Primus Truber,       bedürftige und ihre Angehörigen. Im Kosovo sammeln wir
               Wissenswertes .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20                                                        der Reformator Slowe-        für die Anschaffung eines Traktors auf einem Bauernhof.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                niens und Zeitgenosse        Hier verdienen Menschen mit Behinderung ihren Lebens-
               Zwei unterschiedliche Staaten – eine gemeinsame Geschichte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22                                                                                                                                                                                                                          Luthers, gilt nicht nur      unterhalt.
               Republik Slowenien.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 23                                                                         als Gründer dieser Kir-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                che, sondern auch als        Nach den verheerenden Kriegen in den 1990er Jahren
               Vom „Volk der Knechte“ zum „Tigerstaat Südosteuropas“.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 24                                                                                                                                                                                                  Begründer der slowe-         herrscht auf dem Balkan vielerorts immer noch Feindschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nischen Schriftsprache.      zwischen den Bevölkerungsgruppen. Doch unsere Partner
               Republik Kosovo .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 34                                                               In Erinnerung an diese       halten an der Hoffnung auf Versöhnung fest. Sie bringen
               Europas jüngstes Land.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 35                                                                                  Leistung ist der Refor-      Angehörige der Konfliktparteien zusammen und kümmern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                mationstag in Slowenien      sich um die Opfer, damit die Wunden in den Seelen heilen
               Der tägliche Kampf um die Existenz: Roma im Kosovo .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 38                                                                                                                                                                                           ein staatlicher Feiertag.    können.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Doch nur wenige Slowenen wissen, dass der Schöpfer ihrer
               Eindrücke von einer Reise in den Kosovo.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 39
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Schriftsprache von Beruf her evangelischer Pfarrer war und    Das Jahresprojekt 2018 wird wieder mit dem Materialheft,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               dass die von ihm begründete Kirche heute noch immer in        einer Bilderserie und einer Power-Point-Präsentation auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Slowenien existiert!                                          CD detailreich vorgestellt. Wie im letzten Jahr finden Sie
Kirche und Frauenarbeit                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      auf der CD zu jedem Land jeweils eine vertonte Power-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Slowenien gehörte bis 1991 zur Bundesrepublik Jugosla­        Point-Präsentation. Weiterhin können Sie in der Zentrale
               Slowenien: Kleine Kirche mit großer Geschichte.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26                                                                                                                                    wien. Im zweiten Land unseres Jahresprojekts, dem Kosovo,     des Gustav-Adolf-Werks Faltblätter und Plakate zum Jah-
               Frauenfreundschaft und Solidarität: Evangelische Frauenarbeit in Slowenien .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 30                                                                                                                                                                                                                                     gibt es keine evangelisch-lutherische Kirche. Dort gründete   resprojekt bestellen. Am Ende des Heftes finden Sie eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               sich vor einigen Jahren ein Ableger der Diakonie Trier, der   Vorstellung der Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werks. Wir
               Marta Sever: Das Leben ist, wie’s ist.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 32                                                                                       inzwischen als Diakonie Kosovo eigenständig ist. Sozial-      freuen uns über Ihr Interesse am Jahresprojekt und an un-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               diakonische Arbeit wird im Kosovo dringend gebraucht,         seren Materialien. Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               denn die ökonomische und politische Situation ist immer       beim Lesen!
Diakonische Projekte                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           noch schwierig: Die Arbeitslosigkeit ist enorm hoch, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Politiker sind verstritten und Korruption allgegenwärtig.
               Diakonie heißt: Unterstützung geben .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 28                                                                                                    Viele Kosovaren wollen das Land verlassen, weil sie dort      Ihre
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               keine Zukunft für sich sehen.                                 Inge Rühl
               „Das Christentum ist eine gute Religion“ . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 40
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Slowenien steht wirtschaftlich vergleichsweise besser da.     Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Doch gerade ländliche Regionen sind benachteiligt. So ist     der Frauenarbeit im Gustav-Adolf-Werk
Bücher . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 42    im Übermurgebiet die Arbeitslosigkeit die höchste im gan-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               zen Land. Besonders junge Menschen finden nur schwer          Januar 2018
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               eine Arbeit und verlassen ihre Heimat. Hier versucht die
Rezept .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 43
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               evangelische Kirche mit ihrer Diakonieorganisation trotz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               geringer Mittel zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist.
Andachtsvorschlag .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 44

Allgemeine Hinweise zur Frauenarbeit im GAW .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 48

2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    3
Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
JAHRESPROJEK T 2018                                                                                                                                                                            TEXTE ZUR PRÄSENTATION

Kurzinformation zu den Projekten                                                                                            Die Abbildungen entsprechen der
                                                                                                                            Powerpoint-Präsentation.

                                                                                                                                                                                           Jahresprojekt
Slowenien                                                     Kosovo                                                                                                                       der Frauenarbeit
                                                                                                                            Folie 1 
                                                                                                                                    Jahresprojekt 2018                                     2018
                                                                                                                                    „Hoffnung geben – Zukunft schaffen“
Diakonieorganisation „Podpornica“                             Arbeit für Menschen mit Behinderung im Kosovo
                                                                                                                            Unsere Partner in Slowenien und Kosovo stärken die Hoff-
                                  Die Diakonie hilft                                            Die Diakonie Kosovo be-     nung auf Versöhnung und schaffen Zukunftsperspektiven
                                  Menschen, deren Not                                           treibt in der Stadt Mit-    für die Menschen vor Ort.
                                  nicht auf den ersten                                          rovica einen Bio-Bau-
                                  Blick sichtbar ist: Älte-                                     ernhof. Elf Mitarbeiter,                                                                   Hoffnung geben – Zukunft schaffen
                                  ren und kranken Men-                                          davon acht mit Behin-
                                  schen bringen die Mit-                                        derung, versorgen über
                                  arbeiterinnen einmal                                          2.000 Hühner und Zie-
                                  am Tag eine warme                                             gen und bauen Gemüse
                                  Mahlzeit nach Hause.                                          an. Ein Traktor wäre eine
                                  Außerdem verleiht die                                         große Erleichterung für
                                  Diakonie orthopädi-                                           die Arbeit auf dem Hof.
sche Hilfen, Pflegebetten und -materialien an Pflegebe-       Das Jahresprojekt unterstützt die Anschaffung eines ge-
dürftige. Kinder von armen Familien erhalten Zuschüsse        brauchten Traktors für den Bio-Bauernhof mit 17.000 Euro.
für Schulbücher, Schulmahlzeiten und Klassenausflüge.                                                                       Folie 2 Tito-Kalender in Slowenien
Geplante Unterstützung: Insgesamt 17.000 Euro für die                                                                       Beide Länder gehörten bis 1991 zur Bundesrepublik Jugo­
                                                              Montessori-Kindergarten
Anschaffung eines neuen Fahrzeugs für das Essen auf                                                                         slawien. Dort regierte bis 1980 Josip Broz Tito als diktato-
Rädern, den Kauf von Pflegematerialien und die Hilfe für                                        Der Leiter der Diakonie     rischer Alleinherrscher. Er baute einen ausgeprägten Kult
benachteiligte Kinder.                                                                          Kosovo, Bernd Baum-         um seine Person auf. Trotzdem hatten die Jugoslawen
                                                                                                garten, sagt: „Im Koso-     mehr Freiheiten als Bürger anderer sozialistischer Staaten,
                                                                                                vo gibt es sehr viele       z. B. Reisefreiheit. Noch heute halten viele Menschen Titos
Frauenarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche
                                                                                                Kinder und leider viele     Andenken in Ehren. Das Foto zeigt Tito-Kalender in einem
                                                                                                schlechte und mittel-       Gasthaus in Slowenien.
                                                                                                mäßige Kindergärten.
                                                                                                Statt kindgerechter Pä­
                                                                                                dagogik steht häufig das
                                                              Gewinnstreben im Vordergrund.“ Die Diakonie hat einen
                                                              Kindergarten gegründet, der nach den Grundsätzen der
                                                              Montessori-Pädagogik arbeitet. Dabei steht das Kind als
                                                              unverwechselbares Individuum im Mittelpunkt.
                                                              Das Jahresprojekt unterstützt die Anschaffung von Spiel-
                                                              zeug und Möbeln mit 3.000 Euro.

                                                              Wohnraum für in Not geratene Roma-Familien
                                                                                             Im Kosovo sind viele           Folie 3 Karte Slowenien und Westbalkan
Die Basis der evangelischen Frauenarbeit bilden die Frauen­                                  Menschen von Armut             Nach Titos Tod begann die serbische Zentralmacht, die
kreise in den einzelnen Gemeinden. Hier treffen sich die                                     betroffen. Besonders           anderen Teilrepubliken mit zunehmender Gewalt zu un-
Frauen regelmäßig, beten miteinander und unterstützen                                        prekär ist die Lage der        terdrücken. Deren Wunsch nach Unabhängigkeit wuchs. In
sich gegenseitig in Alltagsdingen. Einmal im Jahr findet                                     Roma-Minderheit. Auf-          den 1990er führten die Spannungen zu mehreren Kriegen.
ein geistliches Wochenendseminar für Frauen aus allen                                        grund der weit verbrei-        Jugoslawien zerfiel in sieben unabhängige Staaten: Slowe-
Gemeinden statt. Sie können Kontakte knüpfen und neue                                        teten Ressentiments            nien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montene-
Sichtweisen auf den Glauben und ihr Leben gewinnen.                                          sind sie besonders be-         gro, Kosovo und Mazedonien.
2017 fand zum ersten Mal ein Seminar für Frauen aus                                          nachteiligt. Die meisten
Ländern des ehemaligen Jugoslawiens statt (siehe Foto).       leben unter dem Existenzminimum. Die Diakonie möchte
Dieses Treffen soll auf dringenden Wunsch der Teilneh-        eine Wohnung im Roma-Viertel von Mitrovica erwerben,
merinnen 2019 wiederholt werden.                              um obdachlos gewordenen Familien mit Kindern zu helfen.
Das Jahresprojekt unterstützt die Seminare der Frauen­        Dieses Vorhaben unterstützt das Jahresprojekt mit
arbeit mit 10.000 Euro.                                       5.000 Euro.

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Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
TEXTE ZUR PRÄSENTATION                                                                                                                                 TEXTE ZUR PRÄSENTATION

                             Landeskunde Slowenien
                                                                                            Folie 7 Burg in einer Höhle
                             Folie 4 Fahne Slowenien und höchster Berg                      Parallel zur Adriaküste verläuft das Karstgebirge. Die Land-
                             Slowenien ist der westlichste dieser Staaten. Es grenzt an     schaft in Slowenien ist namensgebend für die Gesteinsart
                             Österreich und Italien. Aufgrund seiner Lage zwischen          Karst. Da es aus Kalk besteht, verwittert es leicht und bil-
                             Österreich und Kroatien wird das Land auch die „Tür zum        det Höhlen, Senken und unterirdische Flüsse. Im Örtchen
                             Balkan“ genannt. Die Flagge zeigt den höchsten Berg der        Predjama wurde im Mittelalter sogar eine Burg in eine
                             slowenischen Alpen, der über 2.800 Meter hoch ist.             Höhle gebaut.

                             Folie 5 Julische Alpen                                         Folie 8 Hauptstadt Ljubljana
                             Hohe Berge und dichte Wälder laden in den Alpen zum            Im Zentrum des Landes liegt die Hauptstadt Ljubljana,
                             Wandern ein. Das Flüsschen Soča (sprich: Sotscha) ist we-      übersetzt „die Geliebte“. 2016 wurde sie für ihre ökolo-
                             gen seines kristallklaren Wassers und seines schnellen Laufs   gische Stadtplanung zur „Grünen Hauptstadt Europas“
                             vor allem unter Paddlern beliebt. Vielen ist unbekannt, dass   gewählt. Die hübsche Altstadt am Fuße einer Burg lockt mit
                             Slowenien nach Finnland und Schweden das waldreichste          vielen Cafés. Die frühbarocke Franziskanerkirche ist eines
                             Land in Europa ist. Bei einer Fahrt durch das Land sieht man   der Wahrzeichen Ljubljanas.
                             weit und breit viele begrünte Hügel.

                             Folie 6 Hafenstadt Piran                                       Folie 9 Prekmurje (Übermurgebiet)
                             Slowenien ist nicht größer als Hessen und dennoch land-        Im Dreiländereck zwischen Österreich und Ungarn liegt
                             schaftlich sehr vielfältig. Es reicht von den Alpen bis zur    das Übermurgebiet, auf Slowenisch Prekmurje. Hier leben
                             Adriaküste. Die Küste ist nur 50 Kilometer lang. Das Foto      100.000 Menschen. Es ist das bedeutendste Weinanbauge-
                             zeigt das Hafenstädtchen Piran. Seine Architektur ist          biet Sloweniens, trotzdem ist es die wirtschaftsschwächste
                             venezianisch geprägt, das Klima mediterran.                    Region des Landes.

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Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
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                             Die Evangelische Kirche A. B.
                             in Slowenien
                                                                                           Folie 13 Bücherverbrennung 1600
                                                                                           Nach Trubers Flucht war der Protestantismus über meh-
                             Folie 10 Kirche in Bodonci                                    rere Jahrhunderte in Slowenien verboten. Protestanten
                             Die Evangelische Kirche A. B. in Slowenien ist eine kleine,   wurden gezwungen, auszuwandern oder zu konvertieren.
                             aber lebendige Minderheitskirche. Sie hat rund 20.000         1600 ließen Vertreter der Gegenreformation in Ljubljana
                             Mitglieder, das entspricht 1 % der Bevölkerung. Die meis-     protestantische und slowenische Bücher verbrennen. An
                             ten von ihnen leben in Prekmurje. Auch in den Städten         dieses Ereignis erinnert heute eine Tafel im Stadtzentrum,
                             Ljubljana und Maribor gibt es evangelische Gemeinden.         auf Deutsch und Slowenisch.

                             Folie 11 Geschichte der Reformation in Slowenien              Folie 14 Älteste ev. Kirche in Slowenien in Puconci
                             Die Geschichte der Reformation in Slowenien ist un-           1781 erließ Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent, das den
                             trennbar mit dem Namen Primus Truber verbunden, auf           Protestantismus im Habsburgerreich unter bestimmten
                             Slowenisch Primoš Trubar. Durch sein Wirken verbreitete       Auflagen zuließ. In Slowenien hatte nur im ungarisch ver-
                             sich die Reformation in ganz Slowenien. Truber wurde als      walteten Prekmurje der protestantische Glaube bis dahin
                             Ketzer aus Slowenien verbannt und floh nach Bad Urach         überlebt. Im Dorf Puconci (sprich: Puzonzi) wurde 1783 die
                             in Württemberg.                                               erste evangelische Kirche eingeweiht.

                             Folie 12 Primus-Truber-Gedenken
                             Heute jedoch ist Primus Truber ein slowenischer National-     Folie 15 Taufe in Bodonci
                             held: Er ist auf Briefmarken, Münzen und Geldscheinen         Es kommt häufig vor, dass sich Menschen in der evangeli-
                             abgebildet. Ein Park in Ljubljana ist nach der slowenischen   schen Kirche wohler fühlen, aber aus Traditionsbewusstsein
                             Reformation benannt. Während seines Exils verfasste er        in der katholischen Kirche bleiben. Einige Eltern lassen ihre
                             reformatorische Schriften und Übersetzungen ins Slo-          Kinder sogar evangelisch taufen, ohne selbst zu konvertie-
                             wenische und schuf damit eine einheitliche slowenische        ren. Ein katholisches Gemeindeglied in der Gemeinde in
                             Schriftsprache. Zu seinen Ehren ist der Reformationstag       Ljubljana geht regelmäßig in den evangelischen Gottes-
                             ein staatlicher Feiertag – und das, obwohl es nur einige      dienst und sagt: „Ich bin zwar katholisch, aber hier fühle
                             Tausend Protestanten im Land gibt!                            ich mich zu Hause!“

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Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
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                                                                                                Folie 19 Verkaufsstand
                              Folie 16 Pfarrerin in Maribor                                     Die Frauenarbeit veranstaltet auch Spendenaktionen und
                              Von den 15 Geistlichen in der evangelischen Kirche sind           Basare für soziale Projekte vor Ort. Zum Muttertag 2017
                              ein Drittel Frauen. Vladimira Mesarič ist Pfarrerin in Maribor,   organisierte sie ein Benefizkonzert, dessen Erlös an die
                              der zweitgrößten Stadt Sloweniens. Gleichzeitig ist sie           Kinderstation des Krankenhauses in Murska Sobota ging.
                              evangelische Militärseelsorgerin und begleitet Soldaten           Obwohl es die einzige Kinderstation im Übermurgebiet ist,
                              in ihren Einsätzen.                                               ist sie von der Schließung bedroht.

                              Evangelische Frauenarbeit
                              in Slowenien                                                      Sozialdiakonie in Slowenien

                              Folie 17 Austausch von Frauen                                     Folie 20 EHO-Logo und Essen auf Rädern
                              Viele Frauen in Prekmurje sind in der Landwirtschaft tätig.       Die Diakonieorganisation der evangelischen Kirche heißt
                              Sie haben selten Gelegenheit, zu verreisen oder sich Zeit         auf Deutsch „Evangelische Humanitäre Organisation –
                              für sich selbst zu nehmen. Bei den Treffen im Frauenkreis         Unterstützung“. Eine wichtige Hilfe für ältere und kranke
                              der Gemeinde können sie sich entspannen und über die              Menschen ist das „Essen auf Rädern“. Jeden Tag bringen
                              Erlebnisse in ihrem Alltag austauschen. Simona Prosič Filip       Mitarbeiter eine warme Mahlzeit zu 80 Empfängern im
                              ist die verantwortliche Pfarrerin für die Frauenarbeit. 2010      ganzen Übermurgebiet. Das Essen wird jeweils in den ein-
                              veranstaltete sie das erste Mal ein Wochenendseminar für          zelnen Orten zubereitet – in einer Krankenhausküche oder
                              Frauen. „Die Frauen hatten so viel Gesprächsbedarf, dass          in lokalen Wirtshäusern. Für Bedürftige ist es kostenlos. Die
                              wir einige Themen auf ein zweites Seminar verlegen muss-          Frauenarbeit unterstützt den Kauf eines neuen Fahrzeugs
                              ten“, erzählt sie heute. Seitdem finden die Frauenseminare        für das Essen auf Rädern.
                              regelmäßig statt.

                              Folie 18 Jugoslawien-Frauen-Seminar
                              Ein Thema, das die Frauen beschäftigt, sind die Folgen der
                              Kriege auf dem Balkan und die Vorurteile zwischen den Be-         Folie 21 Essensempfängerin 100 Jahre alt
                              völkerungsgruppen. 2017 luden die slowenischen Frauen             Dieses Foto zeigt Gizela Žibrik aus Predanovci im Über-
                              deshalb evangelische Frauen aus Kroatien und Serbien zu           murgebiet. Sie war die älteste Person, die bisher Essen auf
                              einem Begegnungsseminar ein. In Diskussionen und Ge-              Rädern bekommen hat. Sie ist im Herbst 2017 im Alter von
                              beten entdeckten die Frauen viele Gemeinsamkeiten und             100 Jahren verstorben. Vor dem 2. Weltkrieg hatte sie als
                              wünschten eine Fortsetzung. Das Nachfolgeseminar ist für          junges Mädchen in Deutschland gearbeitet und sprach bis
                              2019 geplant. Es wird vom Jahresprojekt der Frauenarbeit          zuletzt noch gut Deutsch.
                              des GAW unterstützt.

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Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
TEXTE ZUR PRÄSENTATION                                                                                                                              TEXTE ZUR PRÄSENTATION

                              Folie 22  Abholung der Pflegebetten aus                     Folie 25 Armut im Kosovo – Kinder auf Müllcontainer
                                         Deutschland                                       Der junge Staat hat mit Korruption zu kämpfen. Das Justiz-
                              Ein in Slowenien einzigartiges Programm der Diakonie ist     system ist schwach und kann dagegen wenig ausrichten.
                              der Verleih von Pflegebetten. Die Betten werden pflege­      Die Wirtschaft wächst bisher nur langsam. 40 % der Men-
                              bedürftigen Menschen kostenlos zur Verfügung gestellt.       schen haben keine Arbeit. Von den jungen Menschen hat
                              Damit füllt die EHO eine Lücke im Sozialsystem: Ein Platz    nur jeder Dritte eine Arbeitsstelle. Unter den Roma liegt
                              in einem Pflegeheim ist nahezu unbezahlbar und die           die Arbeitslosigkeit bei fast 100 %. Vielen Menschen fehlt
                              Krankenkassen stellen keine modernen Pflegebetten zur        es am Nötigsten. Weil sie im eigenen Land keine Zukunft
                              Verfügung. Die Leihbetten der Diakonie stammen aus           für sich sehen, möchten viele Kosovaren ins Ausland gehen.
                              Spenden aus Deutschland.

                              Folie 23 Essensempfängerin mit Pflegebett
                              Diese Frau ist nach einem Schlaganfall auf Unterstützung     Folie 26 Straßenszene in Kleinstadt
                              angewiesen. Durch das Pflegebett ist ihr Alltag leichter     Auch im Blick auf die Bevölkerung ist der Kosovo das jüngs-
                              geworden. Auch den pflegenden Angehörigen, meist             te Land Europas: Die Hälfte der Menschen ist unter 25 Jahre
                              Frauen, erleichtert ein elektrisch bedienbares Bett ihre     alt. Kinder bedeuten Zukunft. Aber sie brauchen auch
                              anstrengende körperliche Arbeit. Die Frauenarbeit des        Sicherheit und Perspektiven, um ihre Zukunft gestalten
                              GAW möchte den Pflegedienst der Diakonie stärken und         zu können.
                              beim Kauf von orthopädische Hilfen unterstützen.

                              Landeskunde Kosovo

                              Folie 24 Karte und Flagge des Kosovo                         Folie 27 Schroffe Berge im Kosovo
                              Der Kosovo, das zweite Land des Jahresprojekts, ist eben-    Die bevölkerungsreichste Gegend des Kosovo ist das
                              falls ein Nachfolgestaat Jugoslawiens. Um von Slowenien      Amsel­feld. Es ist ringsherum von Bergen umgeben, die
                              in den Kosovo zu gelangen, fährt man durch Kroatien,         bis zu 2.700 Meter hoch sind. Sie sind Teil des Gebirges,
                              Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Der Kosovo er-           das sich an der Adriaküste entlang von Slowenien bis
                              klärte sich 2008 für unabhängig. Damit ist es der jüngste    Albanien erstreckt. An der Grenze zu Montenegro gibt es
                              Staat Europas. Die Flagge zeigt die Umrisse des Landes auf   wilde Schluchten und schroffe Hänge, die touristisch bisher
                              blauem Grund und darüber sechs Sterne. Sie stehen für die    wenig erschlossen sind.
                              verschiedenen Ethnien: Albaner, Serben, Roma, Bosnier,
                              Türken und Goranen. Die Mehrheit der Bevölkerung sind
                              Albaner.

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Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
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                              Folie 28 Dorf auf dem Amselfeld                                  Folie 31     oschee in Prizren, der zweitgrößten Stadt
                                                                                                           M
                              Grammatikalisch sind sowohl „der Kosovo“ als auch „das                       des Kosovo
                              Kosovo“ korrekt. Der Name „Kosovo“ geht auf „Kos“, Ser-          Laut Volkszählung sind 95 % der Einwohner des Kosovo
                              bisch für „Amsel“, zurück. Das Land ist nach dem Amsel-          Muslime. Die Gesellschaft ist jedoch stark säkularisiert. Die
                              feld benannt, dem Ort der berühmten Schlacht zwischen            Moschee in der zweit­größten Stadt Prizren wurde um 1600
                              dem serbisch-bosnischen und dem osmanischen Heer im              erbaut. Sie ist das größte islamische Gotteshaus im Kosovo.
                              14. Jahrhundert. Die Anführer beider Heere starben damals
                              im Kampf.

                              Folie 29 Orthodoxes Weltkulturerbe im Kosovo                     Folie 32    onflikt wird auf Straßenschildern
                                                                                                          K
                              Im 15. Jahrhundert wurden Serbien und Kosovo von den                        ausgetragen
                              Osmanen erobert. Die meisten Albaner konvertierten               Da der Kosovo ein multiethnischer Staat ist, sind die
                              zum Islam. Nur eine Minderheit blieb weiterhin römisch-          Straßen­schilder mehrsprachig. Häufig sieht man jedoch
                              katholisch. Die Serben behielten ihren orthodoxen Glauben        Schilder, auf denen serbischen Ortsbezeichnungen un-
                              bei. Vier von ihren mittelalterlichen Klöstern zählen heute      leserlich gemacht worden sind. Auf diese Weise wird der
                              zum UNESCO-Weltkulturerbe. Deren Architektur und die             historische Konflikt zwischen Albanern und Serben immer
                              wertvollen Fresken gelten als Verfeinerungen des byzan-          wieder sichtbar. Auf diesem dreisprachigen Schild ist neben
                              tinischen Stils. Das Bild zeigt das Kloster Gračanica (sprich:   der serbischen sogar die türkische Bezeichnung übersprüht
                              Gratschaniza).                                                   worden.

                              Folie 30   Priština, Haupstadt Kosovos,
                                          Mutter-Theresa-Boulevard bei Nacht
                              In der Hauptstadt Priština erinnert der Mutter-Teresa-Boule­     Folie 33 Höhepunkt des Konflikts: Krieg 1999
                              vard an die berühmte Albanerin und Katholikin, die in            Viele Jahrzehnte lang fühlten sich die Kosovo-Albaner
                              Indien einen Orden aufbaute. Ihre Eltern stammen aus             von den Serben unterdrückt. Dies galt besonders für die
                              dem Kosovo. Die Protestantisch-Evangelikale Kirche im            Regierungszeit von Slobodan Miloševic in den 1990er Jah-
                              Kosovo gründete sich 1985. Seitdem wächst sie stark. Heute       ren. 1998 eskalierte der Konflikt zwischen der serbischen
                              gehören zu ihr 10.000 Gläubige, 5.000 allein in Priština. Sie    Regierung und der albanischen Befreiungsarmee UÇK.
                              gehört zur Europäischen Evangelischen Allianz. Zwar ist          Im Kosovo-Krieg kamen 13.000 Menschen ums Leben,
                              sie im staatlichen Religionsrecht als Religionsgemeinschaft      davon 10.000 Albaner und 3.000 Serben. Mehr als eine Mil-
                              anerkannt. Da fast alle Gläubigen Konvertiten sind, werden       lion Menschen mussten fliehen. Nach dem Eingreifen der
                              protestantische Gläubige im Kosovo jedoch häufiger und           NATO-Truppen 1999 wurde der Kosovo unter internationale
                              wesentlich stärker als Anhänger andere Glaubensrichtun-          Kontrolle gestellt.
                              gen angefeindet. Besonders von islamischer Seite werden
                              Beerdigungen nach christlichem Ritus erschwert und die
                              evangelische Jugendarbeit wird behindert.

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Jahresprojekt der Frauenarbeit 2018 - Slowenien und Kosovo Hoffnung geben - Zukunft schaffen - Gustav-Adolf-Werk
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                                                                                           Folie 37 Mitrovica: Fehlende Nummernschilder
                              Folie 34 Gedenkstätte in Vushtrri                            Auf anderen Straßen kann man jedoch zwischen beiden
                              In vielen Städten erinnern heute Gedenktafeln an die Opfer   Stadtteilen hin und her fahren. Wenn die Albaner in den
                              des Krieges, wie hier in einer kosovarischen Kleinstadt.     Norden der Stadt fahren wollen, sollten sie vorher die
                              Hunderte Getötete sind hier namentlich aufgeführt.           Nummernschilder mit dem Kürzel „RKS“ für Republik
                                                                                           Kosovo abmontieren. Anderenfalls ist das Risiko hoch, dass
                                                                                           die Autos kaputt gemacht werden. Das Bild zeigt solche
                                                                                           Autos ohne Schilder auf der serbischen Seite von Mitrovica.

                                                                                           Diakonie Kosovo

                              Folie 35 Mitrovica: Stadt im Nordkosovo                      Folie 38 Eingang Diakonie Kosovo
                              Auch heute ist das Zusammenleben von Serben und              Obwohl es im Kosovo keine lutherische Kirche gibt, gibt es
                              Albanern reich an Konflikten. Ein Beispiel dafür ist die     eine evangelische Diakonie. Sie ist im albanischen Teil von
                              Stadt Mitrovica. Sie ist seit Kriegsende geteilt: Im Süden   Mitrovica angesiedelt, arbeitet aber auch im serbischen
                              leben Albaner, im Norden Serben. Untereinander haben sie     Teil. Die Diakonie Kosovo wurde 2007 von der Diakonie
                              wenig Kontakt. Zum Glück gibt es seit einigen Jahren zu-     Trier gegründet. Inzwischen ist sie eine selbständige Orga-
                              mindest keine gewalttätigen Auseinandersetzungen mehr.       nisation. Der Großteil der Mitarbeiter sind Muslime. Durch
                                                                                           ihren christlichen Arbeitgeber bekommen sie ein positives
                                                                                           Bild vom christlichen Glauben.

                              Folie 36 Brücke: Geteilte Stadt Mitrovica                    Folie 39 Bauernhof: Hühner
                              Die Grenze zwischen beiden Stadtteilen bildet das Flüss­     Ein beeindruckendes Projekt der Diakonie Kosovo ist der
                              chen Ibar. Die Hauptbrücke über den Ibar ist zu einem        Bio-Bauernhof. Hier werden über 2.000 Hühner gehalten,
                              Symbol für die ethnische Spaltung des Kosovo geworden.       daneben Ziegen und Gänse. Auch Gemüse wird angebaut,
                              Die Serben blockieren die Brücke bis heute für den Auto-     vor allem Paprika und Gurken.
                              verkehr.

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                              Folie 40 Bauernhof: Mitarbeiter
                              Auf dem Bauernhof arbeiten acht Angestellte mit Behinde-       Folie 43 Ausbildungszentrum: Frisörin
                              rung. Es ist die erste Einrichtung dieser Art im Kosovo. Mit   Die Kurse für Friseure dauern fünf Monate. Theorie und
                              dem Gehalt können die Mitarbeiter ihre Familien ernähren.      Praxis werden dabei ständig miteinander verbunden. Am
                              Das ist auf dem angespannten kosovarischen Arbeitsmarkt        Ende steht eine Prüfung.
                              nicht selbstverständlich.

                                                                                             Folie 44 Ausbildungszentrum: Elektroniker
                              Folie 41 Bauernhof: Verkauf                                    Roma sind auf dem Arbeitsmarkt auf Grund von Vorurtei-
                              Auf dem Bio-Bauernhof soll es auch den Tieren gut gehen.       len und Berührungsängsten besonders benachteiligt. Die
                              Die Hühner gehören einer alten Rasse an, die sowohl Eier       wenigen Stellen, die es gibt, werden meist nicht an Roma
                              legt als auch gutes Fleisch gibt. Damit müssen die männ-       vergeben. Mit einer Ausbildung verbessern sich ihre Chan-
                              lichen Küken nicht getötet werden, sondern es lohnt sich,      cen, da sie zumindest über gefragte Fähigkeiten verfügen,
                              auch sie großzuziehen. Bis der Bauernhof vollkommen            wie z. B. als Elektrotechniker.
                              wirtschaftlich arbeitet, ist er auf Spenden angewiesen.
                              Die Frauenarbeit des GAW möchte helfen, einen Traktor
                              anzuschaffen, um die Arbeit auf dem Hof zu erleichtern.

                                                                                             Folie 45  Zukunft und Hoffnung:
                                                                                                        Jugendliche beim Tanzen
                                                                                             Die Diakonie möchte den Frieden zwischen den Ethnien
                                                                                             im Kosovo fördern. Sie hat dafür ein Jugendzentrum auf-
                                                                                             gebaut, das direkt an der Brücke über den Fluss Ibar liegt.
                                                                                             Es lädt Albaner, Serben und Roma zu Kursen ein, etwa in
                                                                                             Fotografie, Gitarre oder Breakdance. Indem die Jugend­
                                                                                             lichen gemeinsam trainieren und Spaß haben, bauen sie
                                                                                             ihre Vorurteile ab. Sie können erkennen: Der andere ist ein
                              Folie 42 Ausbildungszentrum: Näherin
                                                                                             Mensch wie ich auch; er hat dieselben Grundbedürfnisse
                              Ein weiteres zukunftsweisendes Projekt ist das Diakonie-
                                                                                             nach Anerkennung und Fairness.
                              Ausbildungszentrum. Hier werden junge Menschen zur
                              Friseurin, zum Elektrotechniker oder zur Schneiderin aus-
                              gebildet. Handwerkliche Berufe sind auf dem Arbeitsmarkt
                              im Kosovo gefragt, doch gute Ausbildungen sind selten.
                              Eine duale Ausbildung wie in Deutschland gibt es nicht.
                                                                                             Folie 46   Abschlussfolie

                                                                                             Die evangelische Kirche in Slowenien stärkt Frauen. Ihre sozialdiakonische Arbeit hilft älteren Menschen und ihren
                                                                                             Angehörigen dabei, ihren Alltag zu bewältigen. Die Diakonie Kosovo gibt Heranwachsenden Zuversicht für ihr Leben
                                                                                             und zeigt ihnen Zukunftsperspektiven auf. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

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LANDESKUNDE                                                                                                                                                                                                  LANDESKUNDE

                                                                                                                   Berühmte Slowenen: Der zentrale Platz
                              Ibrahim Rugova, Schriftsteller und                                                   von Ljubljana ist benannt nach dem slowenischen
                              1992–2006 Präsident der autonomen Republik                                           Nationaldichter France Prešeren (1800–1849).
                              Kosovo, gilt als Symbolfigur für den gewalt-                                         Dieser hatte vor 1848 mit seinen Gedichten, vor
                              freien Widerstand der Kosovo-Albaner gegen                                           allem über seine unerfüllte Liebe, maßgeblich zur
                              die serbische Besatzung. Ziel seiner Politik war                                     Aufwertung des Slowenischen als Literatursprache
                              der Frieden mit den Nachbarstaaten und den                                           beigetragen. Am Prešeren Trg befindet sich auch
                              Minderheiten im Land. Er setzte sich für eine                                        die Dreierbrücke über den Fluss Ljubljanica. Sie ist
                              politische Lösung für den Kosovo ein, da er                                          das Werk eines weiteren berühmten Laibachers,
                              es für absehbar hielt, dass ein Krieg zu vielen                                      des Architekten Jože Plečnik (1872–1957). Mit seiner
                              Toten auf beiden Seiten führen würde. Als einer                                      Mischung aus moderner Art decó und historisie-
                              der wenigen Kosovo-Albaner äußerte er sich                                           renden Elementen wie Säulen prägte er das Bild
                              gegen das Eingreifen der NATO zu Gunsten der           Jeta Xharra ist eine          der Stadt wie kein anderer. Nach seinen Entwürfen
                              Albaner im Kosovo-Krieg 1999.                          der einflussreichsten Per-    entstanden die Nationalbibliothek, der Zentral-
                                                                                     sönlichkeiten im Kosovo.      friedhof, mehrere Brücken und der Tivoli-Park, das
                                                                                     Die Journalistin moderiert    grüne Herz Ljubljanas.
                                                                                     eine Gesprächssendung im
                                                                                     staatlichen Fernsehen.
                                                                                     Darin deckt sie Missstände
                                                                                     auf und berührt Tabus, wie
                                                                                     z. B. die Vergewaltigungen
                                                                                     an Frauen und andere
                                                                                     Kriegsverbrechen durch
                                                                                     UÇK-Kämpfer im Kosovo-
                                                                                     krieg. Wenn sie die Mäch­
                                                                                     tigen kritisiert, nimmt sie
                                                                                     kein Blatt vor den Mund:                                                             Alternatives Ljubljana: Wer das ehemalige Kasernengelände
                                                                                     „Politik in Kosovo ist ein                                                           in der Innenstadt betritt, steht plötzlich zwischen farbenfroh bemalten
 „Gott fand Slowenien                                                                Mittel zur Bereicherung                                                              Gebäuden. Kulturschaffende besetzten es in den 1990er Jahren und
 so großartig, dass er es                                                            und von Männern besetzt“.                                                            gestalteten es um. Mit „Metelkova Mesto“, so der Name des Zentrums,
 unterkellert hat“, lautet                                                           Sie bekommt häufig                                                                   haben sie ein buntes Stückchen Freiraum mitten in der Großstadt ge-
 ein Sprichwort der                                                                  Drohungen, macht aber                                                                schaffen. Am Wochenende treffen sich in den Clubs, Bars und Galerien
 Slowenen über ihr Land.                                                             trotzdem weiter.                                                                     Künstler und Studenten. In dem ehemaligen Gefängnis auf dem Gelände
                                                                                     Ihre bei den Zuschauern                                                              befindet sich ein angesagtes Hostel. Wo früher Häftlinge eingesperrt
 Das Karstgebirge
                                                                                     äußerst beliebte Sendung                                                             waren, übernachten heute junge Touristen. Jede Zelle wurde mit einem
 ist von zahlreichen Höhlen
                                                                                     sollte mehrmals abgesetzt                                                            eigenen Design-Konzept neu gestaltet.
 durchzogen. Zum Welt­
                                                                                     werden.
 naturerbe zählt das Höh-
 lensystem von Škocjan.
 Ein Fluss hat sich hier
 durch den Sandstein                                                                                                    Das Hotel Gračanica in der Nähe von Priština hat gehobenen Standard,
 gegraben und eine vier                                                                                                 eine moderne Architektur und eine ökologische Ausstattung. Doch das eigent-
 Kilometer lange unter­                                                                                                 lich Besondere ist: Es ist ein multi-ethnisch geführtes Hotel. Geleitet wird es ein
 irdische Schlucht mit                                                                                                  von einem Schweizer und zwei Kosovaren, die der Roma-Minderheit angehö-
 Wasserfällen geschaffen.                                                                                               ren. Die Botschaft dahinter ist: Roma können alle gesellschaftlichen Positionen
                                                                                                                        einnehmen, sie können auch ein Hotel leiten. Auch die Belegschaft setzt sich
                                                                                                                        aus Roma und Serben zusammen. Einige deutsche Medien berichteten bereits
                              Am bekanntesten und größten ist die Höhle von Postojna.                                   über das Hotel, unter anderem die Süddeutsche Zeitung und Chrismon.
                              Man kann sie auf einer 90-minütigen Tour mit der Höhlenbahn und
                              zu Fuß erkunden. Besonders Abenteuerlustige können auf den Spuren
                              des Entdeckers Luka Čeč wandeln. Unter Anleitung eines Experten
                              und ausgerüstet mit Stiefeln, Anzug und Lampenhelm erobern sie                                                    Albaner leben vor allem in Albanien und im Kosovo, aber auch in Mazedonien, Griechen­-
                              den nicht-touristischen Teil der Höhle. Bestandteil der Tour ist es,                                              land und Italien. Ihre Sprache ist indogermanisch, aber mit keiner anderen Sprache direkt
                              typische Herausforderungen eines Höhlenforschers zu meisten.                                                      verwandt. Sie wird mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Albanisch heißt beispielsweise
                                                                                                                                                „Gjuha Shqipe“. Die ethnische Zugehörigkeit steht für viele Albaner über der religiösen Zu-
                                                                                                                                                gehörigkeit. So fühlen sich christliche Albaner muslimischen Albanern im Allgemeinen näher
                                                                                                                                                als orthodoxen Serben, mit denen sie das christliche Bekenntnis teilen.

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LANDESKUNDE                                                                                                                                                                                                         LANDESKUNDE

Zwei unterschiedliche Staaten –                                                                                                                                                          Republik Slowenien
eine gemeinsame Geschichte                                                                                                                                                               (Quellen: Auswärtiges Amt, Wikipedia; Stand: März 2017)

Das Dinarische Gebirge verläuft entlang der Adriaküste.      als die ärmste. Ursache hierfür waren auch politische Ent-
Wie ein Band verbindet es die Staaten des ehemaligen         scheidungen: Tito siedelte im Kosovo hauptsächlich roh-
                                                                                                                              Maribor ist die zweitgrößte Stadt
Jugoslawiens von Slowenien über Kroatien, Bosnien-           stofferzeugende, aber wenig weiterverarbeitende Industrie
                                                                                                                              Sloweniens und war 2012 Europäische
Herzegowina, Montenegro, Serbien, Kosovo und Maze-           an. Dadurch entwickelte sich die Region schwächer als der
                                                                                                                              Kulturhauptstadt.
donien bis nach Albanien. Bis 1991 gehörten alle diese       Rest Jugoslawiens. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf sank
                                                                                                                              Die von Heiligenfiguren umgebene
Länder, außer Albanien, zur Bundesrepublik Jugosla-          im Kosovo von 44 % des jugoslawischen Durchschnitts im
                                                                                                                              Mariensäule auf dem Hauptplatz
wien.                                                        Jahr 1952 auf 27 % im Jahr 1988. Dennoch gab es in den
                                                                                                                              von Maribor erinnert an die Opfer
                                                             Bergwerken und Fabriken Arbeitsplätze für die Menschen.
                                                                                                                              der Pest im 17. Jahrhundert.
Jozip Bros Tito regierte die sozialistische Bundesrepublik   Die regionalen Unterschiede setzten sich nach 1990 fort:
Jugoslawien als Staatschef bis zu seinem Tod 1980. Er war    Slowenien trat als erstes Land Südosteuropas 2004 der
bekannt für seinen ausgeprägten Personenkult. Viele ehe-     EU bei und 2007 dem Euro-Währungsraum. 2013 wurde
malige Jugoslawen bringen Tito heute immer noch große        Kroatien als zweites Land des ehemaligen Jugoslawiens
Dankbarkeit entgegen, weil er ihnen damals Reisefreiheit     EU-Mitglied.
garantierte und den Frieden zwischen den einzelnen Be-       Durch den Zerfall des jugoslawischen Wirtschaftsraums
völkerungsgruppen sicherte.                                  und durch den verheerenden Krieg im Kosovo 1998/99
Bereits damals gab es jedoch große Wohlstandsunterschie-     sank die Wirtschaftsleistung des Kosovo in den 1990er
de zwischen den einzelnen Teilrepubliken: Slowenien galt     Jahren noch einmal um weitere 60 %.
als die wohlhabendste Region Jugoslawiens, der Kosovo                                                (Quelle: Wikipedia)

                                                                                                                           Klima: Das kleine Land ist klimatisch unterschiedlich ge-     Religion: 57,8 % römisch-katholische Christen, 2,5 % Mus-
                                                                                                                           prägt: Alpin im Norden, mediterran an der Küste, im Rest      lime, 2,3 % Orthodoxe, 0,9 % Protestanten (Zensus 2002).
                                                                                                                           des Landes gemäßigt kontinental.
                                                                                                                                                                                         Nationalfeiertag: 25. Juni (Jahrestag der Unabhängigkeit
                                                                                                                           Größe: 20.273 km² (so groß wie Sachsen-Anhalt)                1991)

                                                                                                                           Bevölkerung: 2.062.000 Einwohner, davon ca. 83 % Slowe-       Regierungsform: Parlamentarische Demokratie
                                                                                                                           nen. Durch die Unabhängigkeit 1991 galten die Serben,
                                                                                                                           Kroaten und Bosniaken im Land (insgesamt 5 %) plötzlich       Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (2015): 18.680 Euro
                                                                                                                           als Ausländer. Als nationale Minderheiten anerkannt sind      (zum Vergleich BIP/Kopf in Deutschland: 37.260 Euro)
                                                                                                                           Ungarn (6.000) und Italiener (2.000), die jeweils mit einem
                                                                                                                           Sitz im Parlament vertreten sind.                             Währung: Euro

                                                                                                                           Hauptstadt: Ljubljana, zu Deutsch Laibach (287.000 Ein-       Wirtschaft: Wichtige Wirtschaftszweige sind die Auto­
                                                                                                                           wohner)                                                       mobilindustrie (u. a. für Renault), Elektronikindustrie (z. B.
                                                                                                                                                                                         Gorenje), der Weinanbau und der Tourismus. Trotz der gro-
                                                                                                                           Landessprache: Slowenisch                                     ßen Waldflächen ist die Forstwirtschaft wenig ausgebaut.

22                                                                                                                                                                                                                                                 23
LANDESKUNDE                                                                                                                                                                                                         LANDESKUNDE

Vom „Volk der
Knechte“ zum                                                                                                                                               Weinberg im Nordosten
                                                                                                                                                                      Sloweniens

„Tigerstaat                                                                                                                                                                                 slowenischen Partisanen wären es wohl noch mehr gewe-
                                                                                                                                                                                            sen. Nach 1945 starben noch einmal 45.000 anti-kommu-

Südosteuropas“
                                                                                                                                                                                            nistische Slowenen, die sich den Deutschen angeschlossen
                                                                                                                                                                                            hatten, an Racheakten der Kommunisten.
                                                                                                                                                                                            Die 1960er Jahre waren die Zeit, als viele Jugoslawen, da-
                                                                                                                                                                                            runter auch Slowenen, als Gastarbeiter nach Deutschland
                                                                                                                                                                                            gingen. Nach dem Tod Josip Broz Titos 1980 entwickelten
                                                                                                                                                                                            sich die Interessen der Teilstaaten Jugoslawiens so massiv
                                                                                                                                                                                            auseinander, dass es zum Krieg kam. In Slowenien dauerten
                                                                                                                                                                                            die gewalttätigen Auseinandersetzungen zum Glück nur
                                                                                                                                                                                            wenige Tage.

                                                                                                                                                                                            Gorenje, Renault und Co.
                                                                                                                                                                                            Trotz seiner geringen Größe verfügt Slowenien heute über
                                                                                                                                                                                            eine stabile und ausgewogene Wirtschaft. Die Teilrepublik
                                                                                                                                                                                            Slowenien hatte schon in jugoslawischer Zeit eine höhere
                                                                                                                                                                                            Wirtschaftsleistung als Serbien, was Anlass für Neid und
                                                                                                                                                                                            Verteilungskämpfe war.
                                                                                                                                                                                            Nach der Unabhängigkeit 1991 schaffte Slowenien die Um-
                                                                                                                                                                                            stellung von der sozialistischen Planwirtschaft zur kapita-
                                                                                                                                                                                            listischen Marktwirtschaft ohne große Probleme – und das
                                                                                                                                                                                            ohne den Ausverkauf von Betrieben an westliche Investo-
                                                                                                                                                                                            ren. Nicht wenige Deutsche und Österreicher haben heute
                                                                                                                                                                                            ein Haushaltsgerät von der slowenischen Firma Gorenje in
                                                                                                                                                                                            der Küche oder im Bad stehen.
                                                                                                                                                                                            In der Finanzkrise 2008 geriet die Wirtschaft jedoch ins
                                                                                                                                                                                            Schwanken: Die Arbeitslosigkeit stieg auf 11 %. Viele junge
                                                                                                                                                                                            Menschen finden heute nur schwer eine Arbeit, obwohl sie
                                                                                                                                                                                            hochqualifiziert sind. Inflation und Preiserhöhungen er-
                                                                                                                                                                                            schweren bei gleichbleibenden Löhnen den Alltag. Älteren
                                                                                                                                                                                            Menschen reicht ihre Rente oft nicht zum Überleben. Laut
                                                                                                                                                                                            Statistiken hat Slowenien die höchste Rate an Altersselbst-
                                                                                                                                                                                            morden in der Welt.

                                                                                                                                                                                            Prekmurje: Region mit eigener
                                                                                                                                                                                            Sprache und Geschichte
                                                                                                                                                                                            Prekmurje wird das Gebiet nördlich des Flusses Mur ge-
                                                                                                                                                                                            nannt. Es ist das wirtschaftlich schwächste Gebiet Slowe-
 Krainer, Slowenen und Windische                              das Evangelium in die Sprache und in den Alltag seiner          Hier sprach man sowohl Deutsch als auch Slowenisch, auch      niens mit einer Arbeitslosigkeitsrate von 17 %. Heute leben
                                                              Landsleute zu übertragen. Später, im Geiste des aufkei-         „Windisch“ genannt. Adel und Herrscher sprachen Deutsch       die meisten Protestanten Sloweniens in Prekmurje.
 Rund zwei Millionen Menschen sprechen heute Slowe-           menden Nationalbewusstseins im 18. Jahrhundert, legte           oder Italienisch. Slowenisch, eine slawische Sprache, galt    Die 100.000 Einwohner von Prekmurje sprechen einen
 nisch. Dies ist zum Teil dem Wirken des Reformators Primus   auch die katholische Kirche vermehrt Wert darauf, dass ihre     als „Sprache der Knechte“.                                    eigenen, für andere Slowenen unverständlichen Dialekt.
 Truber zu verdanken: Ohne seine Texte und Übersetzungen      Pfarrer auf Slowenisch predigen sollten.                        Was es bedeutet, als „Volk der Knechte“ behandelt zu wer-     Prekmurisch verfügt sogar über eine eigene Schriftsprache,
 hätte sich das Slowenische wohl mit der Zeit an das Serbi-   Der Landesname „Slowenien“ ist erst seit dieser Zeit geläu-     den, wurde den Slowenen im 20. Jahrhundert noch einmal        die sich wiederum der Bibelübersetzung des lutherischen
 sche angeglichen und wäre verloren gegangen. Doch dies       fig. Vorher teilte sich das Gebiet auf die Herzogtümer Krain,   brutal bewusst, als die Nationalsozialisten 55.000 Slowenen   Pfarrer Štefan Küzmič 1771 verdankt. Dennoch sehen die
 war eher ein Nebeneffekt. Trubers Hauptanliegen war es,      Kärnten und Steiermark auf, die zu Österreich gehörten.         deportierten und ermordeten. Ohne den Widerstand der          Prekmurjer sich selbstverständlich als Slowenen an.

 24                                                                                                                                                                                                                                                25
KIRCHE                                                                                                                                                                                                                                  KIRCHE

Slowenien:
                                                                                                                                                      Primus Truber ist auf der slowe­                                        Das Gästehaus der evangelischen
                                                                                                                                                     nischen 1-Euro-Münze abgebildet.                                         Gemeinde in Moravske Toplice
                                                                                                                                                     Der umlaufende Schriftzug „STATI                                         heißt „Hostel 1550“.

Kleine Kirche mit großer Geschichte                                                                                                                INU OBSTATI“ bedeutet auf Deutsch
                                                                                                                                                 „Stehen und bestehen“.
                                                                                                                                                                                                                              Der Name erinnert an das Datum
                                                                                                                                                                                                                              des Erscheinens der ersten
                                                                                                                                                                                                                              evangelischen und zugleich
                                                                                                                                                                                                                              der ersten auf Slowenisch abge-
Der Evangelischen Kirche A. B. in der Republik Slowenien          erste slowenische Bibelübersetzung fertigte 1584 Trubars      murje wurde daraufhin 1784 die erste evangelische Kirche                                      fassten Schrift: Der Übersetzung
gehören etwa 20.000 Mitglieder an. Die meisten von                Schüler Jurij Dalmatin an. Aufgrund des Verbots von pro-      gebaut. Im 19. Jahrhundert gründeten deutschsprachige                                         des Kleinen Katechismus durch
ihnen leben im Nordosten Sloweniens, in Prekmurje, zu             testantischem Schrifttum wurden in den folgenden Jahren       Zuwanderer evangelische Gemeinden in Laibach (Ljubljana),                                     Primus Truber im Jahr 1550.
Deutsch Übermurgebiet. Während dort Evangelische                  die Bibeln in slowenischer Sprache in Weinfässern versteckt   Cilli (Celje) und Marburg an der Drau (Maribor). Heute sind
in einigen Orten in der Mehrheit sind und große Ge-               nach Krain geschmuggelt.                                      die meisten Mitglieder dieser Gemeinden Zuwanderer aus
meinden bilden, ist die Gemeinde in der Hauptstadt                                                                              Prekmurje und deren Nachkommen, wo der Protestantismus
Ljubljana die kleinste von allen. Von den zwei Millionen                                                                        in der Mehrheit ist. Viele junge Menschen verlassen Prekmur-     Die religiöse Bildung liegt vollständig in den Händen der
Einwohnern Sloweniens zählen sich ca. ein Prozent zur             Jahrhundertelange Unterdrückung                               je, um in anderen Landesteilen zu arbeiten. Evangelische         Gemeinden: Das heißt, es gibt weder Religionsunterricht
evangelischen Kirche.                                                                                                           Gemeinden finden sie nur in Ljubljana und Maribor vor.           an den Schulen, noch gibt es evangelische Fakultäten,
                                                                  Die Reformation breitete sich schnell im slowenischen                                                                          Hochschulen, Grundschulen oder Kindergärten. 1967
                                                                  Sprachraum aus. Sie fand Anhänger insbesondere unter          Tito hatte das Ziel, alle südslawischen Völker in einem sozia-   gründete die evangelische Kirche die Hilfsorganisation
Das Übermurgebiet:                                                Adligen und Bürgern. Einige Städte wurden vollständig         listischen Staat zu vereinen. Religion wurde in Jugoslawien      „Podpornica“, zu Deutsch „Unterstützung“. Der Name ist
Die evangelische Insel in Slowenien                               evangelisch, beispielsweise Laibach/Ljubljana. Da der Erz-    ideologisch an den Rand gedrängt. Besonders in der ersten        Programm: Podpornica hilft Bedürftigen unabhängig von
                                                                  herzog von Österreich keine Protestanten in den Städten       Phase bis 1965 wurden Gläubige massiv verfolgt und Kir-          ihrem Glauben und ihrer Konfession. Die Diakonie über-
Die Reformation kam bereits um 1530 mit Primoš Trubar,            duldete, wichen sie auf das Land aus. Um 1600 setzte unter    chengebäude enteignet und zweckentfremdet. Nach der              nimmt dabei teilweise Aufgaben, die eigentlich der Staat
deutsch Primus Truber, nach Slowenien. Trubar war Super­          Kaiser Ferdinand II. eine scharfe Gegenreformation ein,       Unabhängigkeit 1991 erhielt die evangelische Kirche die          erfüllen müsste. Eine aktuelle Herausforderung besteht
intendent von Laibach/Ljubljana und hielt von den Ideen           die den Protestantismus in Slowenien fast vollständig         inzwischen stark heruntergekommenen Gotteshäuser und             darin, die diakonische Tätigkeit über die Region Prekmurje
Martin Luthers beeinflusste Predigten. Darin kritisierte er die   auslöschte. Das gesamte evangelische Schrifttum wurde         Gemeinde­gebäude zurück. Nach und nach renovierten die           hinaus auszuweiten.
Missstände in der katholischen Kirche. 1547 wurde Trubar          verbrannt. Lediglich in Prekmurje, das unter der in Reli-     Gemeinden ihre Kirchen. Heute erstrahlen sie wieder in
vom Bischof des Herzogtums Krain exkommuniziert. Er floh          gionsdingen liberaleren ungarischen Verwaltung stand,         neuem Glanz. Der Anteil von Konfessionslosen an der Be-          Das Glaubensleben in den evangelischen Gemeinden ist
in protestan­tische Gebiete Deutschlands, zuerst nach Nürn-       konnten zwei evangelische Gemeinden die Zeit der här-         völkerung ist in Slowenien jedoch fast so hoch wie in Tsche-     vielfältig und lebendig. Besonders die großen Gemeinden
berg, dann nach Württemberg. Hier begann er das Werk, das         testen Verfolgung überleben.                                  chien und Ostdeutschland. Im benachbarten Kroatien ist der       in Murska Sobota, Bodonci und Puconci finden neue For-
seine bleibende Bedeutung nicht nur für die evangelische                                                                        katholische Glaube weit stärker verbreitet als in Slowenien.     men von Gemeindeleben und Glaubensgemeinschaft: In
Kirche, sondern für ganz Slowenien begründen sollte: die          1781 erließ Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent, das im                                                                       Murska Sobota wird jeder Gottesdienst musikalisch von
Verschrift­lichung der slowenischen Sprache. Zunächst über-       Habsburgerreich unter bestimmten Auflagen die Gründung                                                                         einer Band begleitet. „Die Menschen sollen mit fröhlichen
setzte er 1550 Luthers Katechismus ins Slowenische. Die           protestantischer Gemeinden erlaubte. In Puconci in Prek-
                                                                                                                                Glaubensleben und Diakonie –                                     Gesichtern im Gottesdienst sitzen“, erklärt Pfarrer Leon
                                                                                                                                                                                                 Novak. In Bodonci finden Kochkurse mit Starköchen statt,
                                                                                                                                untrennbar verbunden                                             die auch Kirchenferne in die Gemeinde locken sollen. Auch
                                                                                                                                                                                                 der Weltgebetstag findet immer mehr Mitstreiterinnen.
                                                                                                                                Primoš Trubar gilt als „Vater der der slowenischen Literatur     Nachdem er anfangs nur in evangelischen Gemeinden be-
                                                                                                                                und Kultur“. Ähnlich wie Luther in Deutschland hat Trubar        gangen wurde, beteiligen sich inzwischen auch katholische
                                                                                                                                entscheidend zur Entwicklung der slowenischen Sprache            Gemeinden und tragen damit zur Ökumene in Slowenien
                                                                                                                                beigetragen. Trubars reformatorisches Wirken ist weniger         bei. Und nicht nur das: Katholische und evangelische
                                                                                                                                bekannt. Die Veranstaltungen zum 500-jährigen Jubiläum           Frauen aus Slowenien werden 2019 gemeinsam Gastgebe-
                                                                                                                                der Reformation trugen dazu bei, die Reformation in dem          rinnen für den Weltgebetstag sein.
                                                                                                                                halb katholischen, halb atheistischen Land ins öffentliche
                                                                                                                                Bewusstsein zu rücken. Aufgrund der Verdienste Trubars um
                                                                                                                                die slowenische Sprache erstaunt es wiederum nicht, dass
                                                                                                                                die Gottesdienstsprache der Protestanten selbstverständ-
                                                                                                                                lich immer Slowenisch war.                                         Evangelische Kirche A. B. ist die Bezeichnung für evan-
                                                                                                                                                                                                   gelische Kirchen in Ost- und Südosteuropa, deren Ur-
                                                                                                                                Zumindest an einem Tag im Jahr sollte den Slowenen die             sprünge im Herrschaftsbereich der österreichischen
                                                                                                                                Verbindung zwischen ihrer Geschichte und der Reformation           Habsburger, meist in der ehemaligen Doppelmonar-
                                                                                                                                bewusst werden: Der Reformationstag ist im Andenken an             chie Österreich-Ungarn, liegen. „A. B.“ steht für das
                                                                                                                                Trubar seit 1991 offizieller Feiertag. Öffentlich sichtbar ist     Augsburger Bekenntnis, das auf dem Reichstag von
                                                                                                                                die evangelische Kirche außerdem durch die viermal jähr-           Augsburg 1530 als gemeinsames Bekenntnis der Pro-
                                                                                                                                lich stattfindende Übertragung des Fernsehgottesdienstes.          testanten eingebracht wurde. Während die Gemeinden
                                                                                                                                Das Interesse an der kleinen Minderheitskirche wächst:             nach dem Toleranzpatent von 1781 noch „akatho-
                                                                                                                                „Die Gemeinde in Murska Sobota bekommt häufig Besuch               lisch“ heißen mussten, geht die heutige Benennung
                                                                                                                                von Schulklassen und anderen Gruppen aus ganz Slowe-               auf Änderungen des Patents infolge der politischen
                                                                                                                                nien, die etwas über unsere Konfession erfahren wollen“,           Umwälzungen von 1848/49 zurück.
Die lutherische Kirche im kleinen Dorf Domanjševci in der Prekmurje wurde 1902 im neoromanischen Stil erbaut.                   erzählt Leon Novak, Pfarrer der Gemeinde.

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JAHRESPROJEK T 2018                                                                                                                                                                        JAHRESPROJEK T 2018

Diakonie heißt:
Unterstützung geben
                                                                                                     Evangeličanska
                                                                                                       Humanitarna
                                                                                                       Organizacija,
                                                                                                          übersetzt:
Trotz ihrer bescheidenen Größe hat die slowenische Evangelische                                        Evangelische
Kirche eine eigene Diakonieorganisation.                                                                Humanitäre
Ihr Name „Podpornica“ heißt auf Deutsch „Unterstützung“.                                               Organisation,
Das Logo von Podpornica zeigt eine ausgestreckte, geöffnete Hand:                                   abgekürzt „EHO“

Je nach Interpretation bittet sie entweder
um Unterstützung oder bietet welche
                                                                                                                                                                   Verleih von Pflegebetten
an. Podpornica arbeitet als mobile Dia-                                                                                                                            In Slowenien kostet ein Platz in einem Pflegeheim mehr als ein durch-
konie. Das ist einerseits praktisch, denn                                                                                                                          schnittliches Monatsgehalt. Viele ältere Menschen werden deshalb zu
die Hilfe kommt direkt zu den Menschen.                                                                                                                            Hause von ihren Angehörigen gepflegt, meist von Frauen. Sowohl für
Anderer­seits ist es sinnvoll im Blick auf                                                                                                                         die Kranken als auch für die Pflegenden ist ein elektrisch verstellbares
die begrenzten Mittel der Diakonie und                                                                                                                             Pflegebett eine große Hilfe. Die Krankenkassen in Slowenien stellen
die hohe Zahl der Bedürftigen im wirt-                                                                                                                             Pflegebetten nur in ganz einfacher Ausführung zur Verfügung. Ihre Be-
schaftlich schwachen Prekmurje. Die                                                                                    Abholung von Pflegebetten in einem          reitstellung dauert zudem sehr lange – zu lange für jemanden, der akut
Diakonie arbeitet in drei verschiedenen                                                                                Pflegeheim in Deutschland, in der Mitte     pflegebedürftig ist. Die Organisation „Podpornica“ füllt hier eine Lücke
Bereichen:                                                                                                             Altbischof Geza Erniša                      im Sozialsystem und verleiht elektrische Pflegebetten, schnell und kos-
                                                                                                                                                                   tenlos. Außerdem stellt sie andere pflegerische Hilfen zur Verfügung wie
                                                                                                                                                                   Matratzen, Bettleitern, Toilettenstühle, Gehhilfen oder Verbands­material.
                                                                                                                                                                   Alle Betten stammen aus Spenden von Pflegeheimen in Österreich oder
                                                                                                                                                                   Deutschland, die ältere, aber noch funktionstüchtige Modelle ausmus-
                                                                                                                         Finanzielle Hilfen                        tern. Durch Vermittlung, z. B. durch das GAW der Pfalz, erfährt die slowe-
                                                                                                                                                                   nische Diakonie von einem Austausch der Betten in einem Pflege­heim
  Essen auf Rädern                                                                                                       für benachteiligte                        und kann diese abholen. Auch die Heimleitungen freuen sich, denn sie

  Ältere und kranke Menschen, die nicht mehr selbst                                                                      Kinder                                    sparen Entsorgungskosten und tun etwas Gutes. Im Moment verfügt
                                                                                                                                                                   EHO – Podpornica über 220 Leihbetten. Der Verleih soll bald auf ganz
  für sich kochen können, bekommen durch das                                                                             Ein weiteres Programm von Podporni-       Slowenien ausgeweitet werden. Als landesweit arbeitende Organisation
  „Essen auf Rädern“ einmal täglich eine warme Mahl-                                                                     ca richtet sich an bedürftige Familien.   hätte die Diakonie dann Anspruch auf wichtige staatliche Zuschüsse.
  zeit geliefert. Dazu arbeitet die Diakonie mit loka-                                                                   Einige Eltern in Prekmurje sind zu arm,
  len Einrichtungen zusammen. Das Essen wird in der                                                                      um das nötige Schulmaterial für ihre
  Stadt Murska Sobota z. B. von der Küche des örtlichen                                                                  schulpflichtigen Kinder zu kaufen wie
  Kranken­hauses zubereitet, in kleineren Ortschaften                                                                    Bücher, Hefte, Ranzen oder Stifte. Die
  von Wirtshäusern. Ein fest angestellter Mitarbeiter                                                                    Kinder können dadurch im Unterricht
  der Diakonie und zwei wechselnde MitarbeiterInnen,                                                                     nicht richtig mitarbeiten, haben we-
  die vom Arbeitsamt bezahlt werden, liefern das                                                                         niger Lernerfolg und fühlen sich aus
  Essen in Murska Sobota und Umgebung aus. In den                                                                        dem Klassenverband ausgegrenzt.
  anderen Ortschaften übernehmen die Wirtshäuser                                                                         Die Eltern können dann Zuschüsse
  die Essensverteilung. Diejenigen der zurzeit 80 Emp-                                                                   zum Schulmaterial und zu den Schul-
  fängerInnen, die es sich leisten können, bezahlen für                                                                  mahlzeiten beantragen. Im Jahre 2015
  die Mahlzeiten. Bedürftige erhalten das „Essen auf                                                                     unterstützte „Podpornica“ außerdem
  Rädern“ kostenlos.                                                                                                     syrische Flüchtlingsfamilien und half,
                                                                                                                         wenn schwangere Frauen oder kranke
                                                                                                                         Kinder zum Arzt mussten.

                                                                                                                       Syrische Familien mit kleinen Kindern
                                             Helena Muc aus Zenkovci ist 84 Jahre alt und ist dankbar,                 erhalten Hilfe bei Ihrer Flucht auf der
                                             jeden Tag das „Essen auf Rädern“ zu bekommen.                             „Balkanroute“ durch Slowenien

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