Kino im Filmmuseum Mai 2013 - DFF.FILM

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Kino im Filmmuseum Mai 2013 - DFF.FILM
Kino im Filmmuseum
                              Mai 2013
    HELDEN – Eine Ausstellung für Kinder
                                Ulrich Seidl
                                    Venedig
   Klassiker und Raritäten: Peter Schamoni
          Lecture & Film: Jean-Luc Godard
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                                                               HELDEN
                                                 PIPPI LANGSTRUMPF
                                                           ≥ Seite 42

Information &
Ticketreservierung
≥ Tel. 069 - 961 220 220

Impressum

Herausgeber:
Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main

Vorstand:
Claudia Dillmann,
Dr. Nikolaus Hensel

Direktorin:
Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.)

Presse und Redaktion:
Frauke Haß (Ltg.), Caroline Goldstein,
Dennis Bellof

Texte:
Dennis Bellof, Natascha Gikas, Caroline
Goldstein, Winfried Günther, Frauke Haß,
Urs Spörri, Ulrike Stiefelmayer, Gary Vanisian

Gestaltung:
Optik — Jens Müller
www.optik-studios.de

Druck:
Fißler & Schröder – Die Produktionsagentur
63150 Heusenstamm

Anzeigen (Preise auf Anfrage):
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 069 - 961 220 222
E-Mail: presse@deutsches-filminstitut.de

Abbildungsverzeichnis:
Alle Abbildungen stammen aus
dem Bildarchiv des Deutschen
Filminstituts – DIF e.V., sofern
nicht anders verzeichnet.

Titelmotiv:
Aus dem Film
marvel‘s THE AVENGERS (USA 2012)
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                                       INHALT

                        Filmprogramm
                               Aktuelles        4
                             Ulrich Seidl       5
                                 Venedig        12
Klassiker und Raritäten: Peter Schamoni         16
      Lecture & Film: Jean-Luc Godard           20
                              Kinderkino        26
                     Late Night Kultkino        28

                              Specials
                        Kino & Couch            30
    Was tut sich – im deutschen Film?           31
„And the Oscar® goes to...“ – Finissage         32
                               La Rafle         33
                 Human Rights Watch             34
       goEast präsentiert: DEKALOG 8            35
 HELDEN – Eine Ausstellung für Kinder           42

                                     Service
                        Programmübersicht       36
                      Eintrittspreise/Anfahrt   40

                                   Vorschau     43

         KLASSIKER & RARITÄTEN
    NIKI DE SAINT PHALLE:
   WER IST DAS MONSTER -
             DU ODER ICH?
                 ≥ Seite 17
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    Aktuelles
    Zwei Sonderausstellungen sind in diesem Monat im
    Deutschen Filmmuseum zu sehen: Nur noch bis Sonn-
    tag, 5. Mai, können Besucher die zehn Original-Oscars®
    in der Schau „And the Oscar® goes to... 85 Jahre
    Bester Film“ bewundern. Wir laden Sie herzlich ein,
    diese mit einer Finissage am Sonntag, 5. Mai, bei Bar-
    betrieb und Loungemusik ausklingen zu lassen, bevor
    sie um 20 Uhr ihre Türen schließt. Einen monumentalen
    Schlusspunkt der Oscar®-Filmreihe in unserem Kino
    setzt ebenfalls an diesem Tag LAWRENCE OF ARABIA
    (GB 1952), der in einer neuen, aufwendig restaurierten
    digitalen Fassung zu sehen ist.

    Nach nur drei Wochen Umbauzeit öffnen wir den
    dritten Stock wieder: HELDEN – Eine Ausstellung für
    Kinder heißt die neue Sonderausstellung, die von Mon-
    tag, 27. Mai, bis 29. September zu sehen ist. Sie nimmt
    die jungen Besucher mit auf eine Heldenreise rund um
    den Globus – mit Heldenfiguren von Superman über
    Pippi Langstrumpf und Bernd das Brot bis zu echten
    Alltagshelden. Die Filmreihe für Kinder und Erwachsene
    holt Helden aus aller Welt in unser Kino. Im Mai zeigen
    wir PIPPI LANGSTRUMPF, MARVEL‘S THE AVENGERS
    sowie WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER. Die
    Ausstellung eröffnet mit einem vielfältigen Familienpro-
    gramm am Sonntag, 26. Mai, um 14 Uhr. Am nächsten
    Tag, einem Montag, ist das Museum ausnahmsweise
    geöffnet. Mehr zur Ausstellung auf den Seiten 42/43.

    Die Lagunenstadt Venedig stellen wir im Mai in den
    Mittelpunkt einer Filmreihe. Für viele Filmemacher ist
    sie nicht nur Kulisse, sondern vielmehr Protagonistin
    ihrer Werke, unter denen sich Filme unterschiedlicher
    Genres finden – von Luchino Viscontis MORTE A VENE-
    ZIA (IT 1971) über SUMMERTIME (GB 1955, R: David
    Lean) bis zu Nicolas Roegs DON’T LOOK NOW (GB/IT
    1974). Zusammen mit außergewöhnlichen Dokumen-
    tarfilmen gibt die Reihe ein vielseitiges Bild Venedigs.

    Die beliebte Veranstaltungsreihe Kino und Couch
    wird in diesem Sommer neu aufgelegt. Unter dem Titel
    „Das Geheimnis der Mutter“ gehen Filmwissenschaftler
    und Psychoanalytiker gemeinsam Mutterbeziehungen
    in ausgewählten Filmen nach. Den Auftakt macht am
    Donnerstag, 23. Mai, Xavier Dolans Debütfilm J’AI TUÉ
    MA MÈRE (CDN 2009).

    Seien Sie uns willkommen!
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UlRICH SEIDL
Wie Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek in der Literatur
verfolgt der 1952 in Wien geborene Ulrich Seidl seit mehr
als 30 Jahren eine polemische und sehr persönliche Aus-
einandersetzung mit der Befindlichkeit seiner österreichi-
schen Heimat.

Mit seiner PARADIES-Trilogie, deren Untertitel auf Ödön
von Horváths Drama Glaube Liebe Hoffnung beruht, ge-
lang Seidl nun ein veritabler Coup, indem er es schaffte,
die einzelnen Teile nacheinander auf den drei wichtigen
Filmfestivals in Cannes, Venedig und Berlin uraufzuführen.
Diesen künstlerischen wie rezeptiven Höhepunkt in Seidls
bisheriger Karriere würdigt unsere Retrospektive, die alle
seine für das Kino produzierten, teilweise ausgesprochen
selten zu sehenden Filme versammelt.

Am Dienstag, 28. Mai, wird Ulrich Seidl nach mehr als 20
Jahren zum zweiten Mal bei uns zu Gast sein, bei seinem
ersten Besuch präsentierte er MIT VERLUST IST ZU
RECHNEN. Er wird den dritten Teil der Paradies-Trilogie,
HOFFNUNG, vorstellen und im Anschluss mit dem Film-
kritiker Daniel Kothenschulte sprechen.
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                     ULRICH SEIDL

                     EINSVIERZIG Österreich 1980. R: Ulrich Seidl. 16 Min. Digi-Beta
                     DER BALL Österreich 1982. R: Ulrich Seidl. 50 Min. 16mm
                     BRÜDER, LASST UNS LUSTIG SEIN AT 2006. R: U. Seidl. 1 Min. 35mm

                     EINSVIERZIG war der erste Film, den Seidl auf der
Donnerstag, 02.05.
18:00 Uhr
                     Wiener Filmakademie drehte. Darin porträtiert er den
                     kleinwüchsigen Karl Wallner in privater Umgebung, auf
                     der Arbeit und in seiner Freizeit. Für DER BALL reiste
                     Seidl in das niederösterreichische Horn, wo er auf-
                     wuchs, um den Schulabschluss-Ball der Gymnasiasten
                     zu filmen. Weil seinen Lehrern die formale Gestaltung
                     missfiel, flog er von der Filmakademie. Der dritte Kurz-
                     film entstand im Auftrag des Mozartjahres 2006: Zu
                     dem Sklavenlied aus Mozarts Oper Zaide befriedigen
                     sich zwei Männer im Schlummerlicht.

                     GOOD NEWS
                     Österreich 1990. R: Ulrich Seidl
                     Dokumentarfilm. 130 Min. 35mm

                     Seidls erster Langfilm enthält bereits viele inhaltliche
Freitag, 03.05.
20:00 Uhr
                     und gestalterische Komponenten, die prägend für sein
                     späteres Werk werden sollten: GOOD NEWS dokumen-
                     tiert das Leben von Zeitungsverkäufern, sogenannter
                     Kolporteure, dem er in dialektischem Kontrast die Welt
                     der Zeitungsleser in den gemütlich-bieder eingerichteten
                     österreichischen Wohnzimmern entgegenhält. In langen,
                     kommentarlosen Einstellungen filmt er den trostlosen
                     Alltag der Kolporteure, fast alle mit Migrationshinter-
                     grund, um „über die Beobachtung von fremden Welten
                     den Blick auf den eigenen Alltag und dessen Wahnsinn“
                     (Seidl) zu lenken.
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MIT VERLUST IST ZU RECHNEN
Österreich 1992. R: Ulrich Seidl
D: Paula Hutterová, Sepp Paur. 118 Min. 35mm. dt./tschech. OF

Seidls auf zahlreichen Festivals gezeigter, vielfach
                                                                Donnerstag, 09.05.
ausgezeichneter Film mischt Dokumentar- und Spiel-                       18:00 Uhr
filmelemente, um die Geschichte von Sepp Paur zu
erzählen. Der Witwer lebt in einem kleinen österreichi-
schen Dorf nahe der Grenze zu Tschechien und hält
mit einem Fernrohr Ausschau nach einer Frau. Seinen
Blick richtet er dabei über die Grenze, wo die Witwe
Paula lebt. Sie gehört zu den wenigen Deutschstämmi-
gen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tschecho-
slowakei bleiben durften. Der Zusammenbruch des
Ostblocks bietet nun Chancen für eine erfolgreiche
Brautwerbung.

TIERISCHE LIEBE
Österreich 1995. R: Ulrich Seidl
Dokumentarfilm. 114 Min. 35mm

TIERISCHE LIEBE handelt von Menschen aus Wien, die
                                                                    Freitag, 10.05.
der zwischenmenschlichen Kommunikation überdrüssig                        20:30 Uhr
geworden sind und darum Tiere zu Lebensgefährten,
Bettgenossen und Ansprechpartnern ausgewählt haben.
Obwohl Werner Herzog nach Betrachtung dieses Films
bekannte, „noch nie im Kino so geradewegs in die Hölle
geschaut“ zu haben, ist Seidls Dokument alles andere
als eine spekulative Groteskenschau über ein tabuisiertes
Thema. Sein Blick in die verschiedenen Wohnungen hält
in neutral-ästhetischen Tableaus eine Zärtlichkeit fest, die
in den meisten seiner nur mit Menschen besetzten Filme
nicht existiert.
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                     ULRICH SEIDL

                     MODELS
                     Österreich 1998. R: Ulrich Seidl
                     D: Vivian Bartsch, Tanja Petrovsky, Lisa Grossmann. 118 Min. 35mm

                     Vivian, Lisa und Tanja verdienen ihren Lebensunter-
Sonntag 12.05.
17:30 Uhr            halt als Models. Ihr beruflicher Alltag besteht dabei
                     hauptsächlich aus erniedrigenden Castings, hastigem
                     Essen mitsamt anschließendem Erbrechen, Sex aus
                     Karriereerwägungen und Drogen. Seidls agile Kamera
                     bleibt hautnah an seinen Protagonistinnen, die ihre
                     Erzählungen oftmals direkt in die als Spiegel getarnte
                     Kamera richten. Der vollständig improvisierte Spielfilm,
                     der sich das Gewand eines dokumentarischen Werkes
                     überzieht, illustriert die soziale Leere eines Berufs, des-
                     sen Akteure nicht weniger Ware sind als die Kleidung,
                     die sie präsentieren.

                     HUNDSTAGE
                     Österreich 2001. R: Ulrich Seidl
                     D: Maria Hofstätter, Alfred Mrva, Franziska Weiß. 121 Min. 35mm

                     HUNDSTAGE bezeichnet die Zeit zwischen dem 24. Juli
Donnerstag, 16.05.
18:00 Uhr
                     und 23. August, in der es in Mitteleuropa gemeinhin
                     besonders heiß wird. So auch an einem Wochenende in
Donnerstag, 30.05.   einigen Ortschaften südlich von Wien, wo die Hitze auf
17:30 Uhr            das Gemüt der Bewohner drückt. In sechs episodischen
                     Geschichten, die schließlich zusammengeführt werden,
                     erzählt Seidls erster offizieller Spielfilm von alltäglicher
                     Aggression, Einsamkeit und Sprachlosigkeit. „Es gab
                     ein Drehbuch, aber keine geschriebenen Dialoge, es gab
                     Schauspieler, aber mehr Nicht-Schauspieler, und es gab
                     eine dokumentarische Arbeitsmethode“ (Seidl).
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ZUR LAGE
Österreich 2002. R: Barbara Albert, Michael Glawogger, Ulrich Seidl,
Michael Sturminger. Dokumentarfilm. 85 Min. 35mm

Für ZUR LAGE schloss sich Seidl mit drei weiteren
                                                                        Freitag, 17.05.
österreichischen Regisseuren zusammen, nachdem die                            18:00 Uhr
rechtsgerichtete Partei FPÖ unter ihrem schillernden
Vorsitzenden Haider seit 1999 an der Regierung betei-
ligt war. Das als „Widerstandsfilm“ (Seidl) angelegte
Projekt sollte Stimmungsbilder der Bürger einholen,
mit besonderem Augenmerk auf latenten und offenen
(Alltags-)Rassismus. In seiner Episode porträtiert Seidl
einen notorischen Leserbriefschreiber und ein betrun-
kenes Ehepaar, das sich zur Rettung des vermeintlich
von Ausländern bedrohten Vaterlands berufen sieht.

JESUS, DU WEISST
Österreich 2003. R: Ulrich Seidl
Dokumentarfilm. 87 Min. 35mm

Religion und ihre Erscheinungsformen sind ein wieder-
                                                                       Sonntag, 19.05.
kehrendes Motiv in Seidls Werk, der selbst in einer streng                   18:00 Uhr
religiösen Ärztefamilie aufgewachsen ist und sich nach
eigener Aussage als Kämpfer gegen die oftmals damit
einhergehende Heuchelei und Verlogenheit sieht. Von
diesem Ansinnen scheint JESUS, DU WEISST allerdings
frei. Darin wird anhand von sechs tief in ihren Glauben
versunkenen Menschen ein umfassendes Bild privater
Religionsausübung gezeichnet. Der gekreuzigte Jesus als
Gegenstand der Anbetung kann diesen Menschen so-
wohl väterlicher Freund als auch der Rächer der eigenen
Ehre sein – oder sogar Ohr für erotische Phantasien.
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                   ULRICH SEIDL

                   IMPORT EXPORT
                   Österreich 2007. R: Ulrich Seidl. D: Ekateryna Rak, Paul Hofmann,
                   Maria Hofstätter. 135 Min. 35mm. Dt./russ./slowak. OF

Dienstag, 21.05.
                   Während Olga in der Hoffnung auf ein besseres Leben
20:00 Uhr          aus der Ukraine nach Österreich reist, wo sie Anstel-
                   lung in einer Geriatrie findet, schließt sich der etwa
Freitag, 31.05.    gleichaltrige Paul seinem Stiefvater an, der sein Geld
20:15 Uhr          unter anderem mit dem Aufstellen von Spielautomaten
                   in der Ukraine verdient. Mit anfangs unbeteiligtem
                   Blick nimmt er die Armut wahr, die Menschen ernied-
                   rigt und zur Ware macht. Seidls zweiter Spielfilm ent-
                   hält einige der wohl drastischsten Aufnahmen seines
                   Werkes, gerade, weil die Trostlosigkeit seiner Schau-
                   plätze augenscheinlich nur Abbild der Realität ist.

                   PARADIES: LIEBE
                   Österreich/Deutschland/Frankreich 2012. R: Ulrich Seidl. D: Margarethe
                   Tiesel, Peter Kazungu, Inge Maux. 120 Min. 35mm. dt./engl./suahel. OF

                   Zu Beginn des ersten Teils der PARADIES-Trilogie setzt die
Freitag, 24.05.
20:15 Uhr
                   50-jährige Alleinerziehende Teresa ihre Tochter Melanie
                   bei ihrer Tante Anna Maria ab. Anschließend verreist sie
Sonntag, 26.05.    in den Urlaub nach Kenia, wo sie auf Landsfrauen trifft,
18:15 Uhr          die das gleiche Ziel verfolgen, nämlich sexuelle Erfüllung
                   in den Armen der einheimischen Beachboys. Nach an-
                   fänglichem Zögern lässt sich Teresa auf die Intimität ein,
                   in der sich letztlich ihr Dilemma offenbart: mit kolonialem
                   Gestus gibt sie den Sexarbeitern genaue Anweisungen,
                   aber erhofft sich insgeheim Aufrichtigkeit von den jungen
                   Liebhabern.
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PARADIES: GLAUBE
Österreich/Deutschland/Frankreich 2012. R: Ulrich Seidl
D: Maria Hofstätter, Nabil Saleh, Natalija Baranova. 113 Min. 35mm

Im Mittelpunkt des zweiten Teils der PARADIES-Trilo-
                                                                      Sonntag, 26.05.
gie, der beim Filmfestival in Venedig den Spezialpreis                      20:30 Uhr
der Jury gewann, steht Anna Maria. Maria Hofstätter
verkörpert diese alleinstehende Frau mittleren Alters
brillant. Abseits ihrer Arbeit als Krankenschwester
zieht sie mit einer Wandermuttergottes-Statue umher,
um Menschen zum Katholizismus zu bekehren. Eines
Tages kehrt unerwartet ihr Ex-Mann zurück: ein gehbe-
hinderter Ägypter, der seine Rechte als Ehemann wie-
der einfordert und die Standfestigkeit ihres Glaubens
erschüttert.

PARADIES: HOFFNUNG
Österreich/Deutschland/Frankreich 2012. R: Ulrich Seidl
D: Melanie Lenz, Joseph Lorenz, Michael Thomas. 91 Min. 35mm

                                                                     In Anwesenheit
                                                                           von
                                                                       Ulrich Seidl

Teresas pubertierende Tochter Melanie verbringt ihre                 Dienstag, 28.05.
Sommerferien in einem streng geführten Diätcamp in der                      20:00 Uhr
österreichischen Provinz. Das offizielle Programm besteht
aus choreographierter Sporterziehung und Ernährungs-
beratung, während die Teilnehmer abends ihre ersten
Zigaretten rauchen und ihre Probleme bereden. Dann
verliebt Melanie sich in den 40 Jahre älteren Leiter des
Camps, der gegen ihre Verführungsversuche ankämpfen
muss. Der Abschluss der Trilogie besitzt den scheinbar
leichtesten Ton aller drei Teile, setzt sich aber ernsthaft
mit den Träumen und Wünschen der jungen Protagonis-
tin auseinander.
12

                   VENEDIG
                   Venezia, La Serenissima: Die Lagunenstadt wurde erbaut
                   auf Millionen von Holzpfählen, 400 Brücken überspannen
                   175 Kanäle und verbinden die verwinkelten Viertel. Die
                   ehemals größte Handelsstadt fasziniert und inspiriert seit
                   der Erfindung des Kinos Filmemacher aus aller Welt – ein
                   Anlass zu einer kleinen Reihe über die traumverlorene
                   Stadt an der Adria. Zu sehen ist eine kleine Auswahl von
                   Filmen aus verschiedenen Epochen, in der die Sehens-
                   würdigkeiten ebenso eine Rolle spielen wie die verborge-
                   neren Seiten der Stadt.

                   SEI VENEZIA 6 x Venedig
                   Italien/USA 2010. R: Carlo Mazzacurati
                   Dokumentarfilm. 95 Min. DCP. OmU

                   Regisseur Carlo Mazzacurati realisierte ein ungewöhnli-
Mittwoch, 01.05.
20.30 Uhr
                   ches Porträt der Stadt Venedig, indem er sechs Personen
                   vom Herbst bis zum Sommer mit der Kamera begleitete.
Freitag, 03.05.    Die höchst unterschiedlichen Protagonisten, eine Hotel-
18.00 Uhr          reinigungskraft, ein Archäologe, ein Rentner aus Mestre,
                   ein Maler, ein Dieb und ein Junge, geben Einblicke in
                   ihren Alltag und sprechen über ihre Hoffnungen und
                   Niederlagen. Liebevoll und facettenreich widmet Mazza-
                   curati auch den Plätzen und Gassen der Stadt mit ihren
                   jahreszeitlichen Wandlungen große Aufmerksamkeit.
13

MORTE A VENEZIA Tod in Venedig
Italien 1971. R: Luchino Visconti
D: Dirk Bogarde, Björn Andresen. 130 Min. 35mm. Engl. OF

Auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft bricht der
                                                              Freitag, 10.05.
Komponist Gustav von Aschenbach, von plötzlicher                    18:00 Uhr
Reiselust und Fernweh erfasst, nach Venedig auf. Dort
verliebt er sich unsterblich in den polnischen Jungen       Samstag, 11.05.
Tadzio. Als eine Epidemie ausbricht, bleibt er trotz der          20:00 Uhr
gesundheitlichen Bedrohung vor Ort. Die Musik Gustav
Mahlers und das morbide Stadtbild Venedigs prägen
die Atmosphäre des Films. Viscontis TOD IN VENEDIG
gilt als eine der gelungensten filmischen Umsetzungen
von Thomas Manns Werken.

DON’T LOOK NOW Wenn die Gondeln Trauer tragen
GB/Italien 1974. R: Nicolas Roeg
D: Donald Sutherland, Julie Christie, 110 min. OF

Nicolas Roegs DON’T LOOK NOW zählt zu den ganz
                                                            Mittwoch, 15.05.
großen Klassikern des Psychothrillers. Atmosphärisch               18:00 Uhr
dicht erzählt er von John und Laura Baxter (Donald
Sutherland und Julie Christie), deren kleine Tochter bei      Freitag, 17.05.
einem Unfall stirbt. Im winterlichen Venedig versuchen              20:30 Uhr
sie, den Verlust zu verarbeiten, doch eine Reihe mysteri-
öser Ereignisse verunsichert das Paar zutiefst. Mit einer
außergewöhnlichen Montagetechnik führt Roeg den
Zuschauer in ein Labyrinth aus Mehrdeutigkeiten – und
weit über bloße Schauereffekte hinaus zu einer Reflexi-
on über Vergänglichkeit und Schicksal.
14
                     VENEDIG

                     SUMMERTIME Traum meines Lebens
                     Großbritannien 1955. R: David Lean
                     D: Katharine Hepburn, Rossano Brazzi. 100 Min. 35mm. OF

                     Jane Hudson, eine alleinstehende Frau mittleren Alters,
Samstag, 18.05.
20:30 Uhr
                     erfüllt sich ihren Traum und reist nach Venedig. Während
                     sie mit ihrer Kamera die touristischen Sehenswürdigkei-
                     ten der Stadt abklappert, lernt sie den Antiquitätenhänd-
                     ler Renato kennen. Dieser macht ihr hartnäckig den Hof.
                     Obwohl sich herausstellt, dass er eigentlich verheiratet
                     ist, lässt sie sich auf eine Affäre ein. Zwei Welten stoßen
                     aufeinander. Die an Originalschauplätzen aufgenommene
                     Romanze im wunderbaren Technicolor der 1950er Jahre
                     spielt nicht nur in Venedig, sondern nimmt die Stadt
                     Venedig selbst zum Gegenstand.

                     PANE E TULIPANI Brot und Tulpen
                     Italien 2000. R: Silvio Soldini. D: Bruno Ganz, Licia Maglietta,
                     Marina Massironi. 118 Min. 35mm. OmU

                     Die Mittvierzigerin Rosalba wird eines Tages bei einem
Sonntag, 19.05.
20:30 Uhr
                     Busausflug von ihrer Familie versehentlich auf der
                     Raststätte vergessen. Per Autostop kommt sie allerdings
Donnerstag, 23.05.   nicht nach Hause, sondern landet in Venedig – der Stadt
18:00 Uhr            ihrer Träume. Sie findet Unterschlupf bei einem melan-
                     cholischen Kellner und taucht immer mehr in das Leben
                     der Stadt ein. Silvio Soldini lässt die Sehenswürdigkeiten
                     beiseite und zeigt mit verwinkelten Gassen und düsteren
                     Kammern ein rätselhaft verwunschenes Venedig. Dabei
                     verleiht er der Kömodie dennoch eine verspielte Leich-
                     tigkeit. Bei seinem Erscheinen war der Film ein Überra-
                     schungserfolg, sowohl in Italien als auch im Ausland.
15

CASANOVA
USA 2005. R: Lasse Hallström.D: Heath Ledger, Sienna Miller
110 Min. Bluray. OF

Lasse Hallström inszenierte seine Version des CASA-
                                                              Mittwoch, 22.05.
NOVA als romantische Komödie und setzte sie als                      20:30 Uhr
opulentes Kostümstück in Szene. Dabei zeigt sich die
Lagunenstadt von ihrer glanzvollen Seite – in Licht und         Freitag, 24.05.
Schönheit getaucht, nimmt sie eine zentrale Rolle ein.                18:00 Uhr
Dem Herzensbrecher Casanova wird von der Inquisition
ein Ultimatum gestellt: Noch vor Ende des Karnevals
muss er sich verheiraten, ansonsten wird er für immer
aus der Stadt verbannt. Casanova macht sich auf die
Suche nach einer geeigneten Braut und verliebt sich
dabei Hals über Kopf in die Feministin Francesca Bruni.
Aus dem Liebhaber wird ein Liebender.

DAS VENEDIG PRINZIP
Österreich/Deutschland/Italien 2012. R: Andreas Pilcher
80 Min. 35mm. OmU

Die Dokumentation setzt sich kritisch mit dem Phänomen        Samstag, 25.05.
des Massentourismus auseinander und zeigt, wie die                  20:30 Uhr
zunehmende touristische Infrastruktur das normale Leben
immer mehr an den Rand drängt. An die 20 Millionen            Mittwoch 29.05.
Touristen besuchen Venedig jährlich, das macht durch-               18:00 Uhr
schnittlich 60 000 am Tag. Dem stehen nur noch 58 000
Einwohner gegenüber, von denen mehr und mehr die
Stadt wegen unbezahlbarer Mieten verlassen und aufs
Festland ziehen. Der Film zeigt, was vom venezianischen
Leben übriggeblieben ist und porträtiert einige Leute der
älteren Generation, die sich ihren Problemen mit Energie
und Witz stellen.
16

                    KLASSIKER & RARITÄTEN:
                    PETER SCHAMONI Künstlerfilme
                    Künstlerbiographien nehmen in Peter Schamonis Werk
                    einen herausragenden Platz ein. Er entwickelte eine neu-
                    artige filmische Methode, mit der er dem künstlerischen
                    Geist der Porträtierten gerecht zu werden versuchte.
                    Wie kein anderer pflegte Schamoni intensiven Kontakt
                    zur Künstlerszene seiner Zeit: Das ist das Besondere
                    an seinen „Künstlerfilmen“: Sie ermöglichen einen pro-
                    funden und in jahrelanger Beobachtung entstandenen
                    Einblick in das Werk und die Innenwelten von Freunden,
                    und eben nicht bloßen Objekten professioneller Neugier.

                    CASPAR DAVID FRIEDRICH - GRENZEN DER ZEIT
                    BRD 1986. R: Peter Schamoni
                    D: Helmut Griem, Sabine Sinjen, Hans Quest. 83 Min. 35mm

      Vorfilm
HUNDERTWAS-
SERS REGENTAG
    BRD 1972
R: Peter Schamoni
 Dokumentarfilm
  45 Min. 35mm

                    HUNDERTWASSERS REGENTAG, Schamonis Porträt des
Dienstag, 07.05.
20:45 Uhr
                    exzentrischen österreichischen Künstlers, war für den
                    Oscar® als bester Kurzdokumentarfilm nominiert. Caspar
                    David Friedrich, der heute zu den bedeutendsten Malern
                    der deutschen Kunstgeschichte zählt, stieß zu Lebzeiten
                    mit seinen nachdenklichen, düsteren Bildern auf Unver-
                    ständnis. Auch wenn er einige seiner Bilder verkaufen
                    konnte, blieb der Maler künstlerisch und gesellschaftlich
                    ein Außenseiter, der sich am liebsten in die Einsamkeit
                    der Natur des Nordens oder der Sächsischen Schweiz
                    zurückzog. Schamoni zeichnet ein beseeltes Künstlerport-
                    rät anhand beispielhafter Spielfilmepisoden.
17

NIKI DE SAINT PHALLE: WER IST DAS MONSTER - DU ODER ICH?
Deutschland/Schweiz 1995. R: Peter Schamoni
Dokumentarfilm. 93 Min. 35mm

                                                              Zu Gast:
                                                           Anja Jungclaus

Der Film NIKI DE SAINT PHALLE stellt das Werk und die      Mittwoch, 15.05.
künstlerische Entwicklung der Malerin und Bildhauerin             20:15 Uhr
vor. Dabei werden Interviewaufnahmen von ihr, ihrem
Lebensgefährten Jean Tinguely und weiteren Wegge-
fährten mit dokumentarischem Material und Ausschnit-
ten aus den Filmarbeiten der Künstlerin verbunden. Mit
offener persönlicher Sympathie für sein Objekt bereitet
Schamoni einen sinnlich und intellektuell erfahrbaren
Zugang zum Werk Niki de Saint Phalles. Anja Jungclaus,
langjährige Lebensgefährtin von Peter Schamoni, stellt
den Film vor, an dem sie intensiv mitgearbeitet hat.

MAX ERNST: MEIN VAGABUNDIEREN – MEINE UNRUHE
Deutschland 1991. R: Peter Schamoni
Dokumentarfilm. 100 Min. 35mm

Schon in jungen Jahren begegnete Peter Schamoni
                                                           Dienstag, 21.05.
dem damals in Deutschland noch wenig anerkannten                  18:00 Uhr
Max Ernst. Bis zu Ernsts Tod im Jahre 1976 blieben
sie freundschaftlich verbunden, wodurch Schamoni
einen umfassenden Einblick in Ernsts Schaffen erhielt.
Fünfzehn Jahre später verwirklichte der Regisseur
seine filmische Ehrerbietung an Ernsts vielseitiges
Lebenswerk. Er verdeutlicht die Inspirationsquellen
des Künstlers, porträtiert ihn bei der Arbeit, erläutert
sein Beziehungsgeflecht zu Freunden und schafft eine
intelligent fesselnde sowie leidenschaftlich-persönliche
Collage aus Malerei, Film und Musik.
18
                   KLASSIKER & RARITÄTEN: PETER SCHAMONI

                   BOTERO – GEBOREN IN MEDELLÍN
                   Deutschland 2008. R: Peter Schamoni
                   Dokumentarfilm. 88 Min. 35mm

                   Schamonis letzter vollendeter Film wendet sich aber-
Dienstag, 28.05.
18:00 Uhr
                   mals einem Künstler zu, der mit seinen Bildern und
                   Skulpturen ein unverwechselbares Werk geschaffen hat.
                   In „feiner Balance zwischen Werkschau, Künstlerbio-
                   grafie und einem Selbstporträt des Malers“ (Filmbewer-
                   tungsstelle) vollzieht er den Werdegang des in ärmlichen
                   Verhältnissen aufgewachsenen Kolumbianers Fernando
                   Botero nach, dessen Bilder von Farbenpracht und
                   Üppigkeit ihrer Motive gekennzeichnet sind. Schamoni,
                   seit den 1960er Jahren mit Botero befreundet, plante
                   sein filmisches Porträt schon in den 1970er Jahren, und
                   nahm die Idee zum 75. Geburtstag Boteros wieder auf.

     Freunde des Kinos
     Das Kino im Deutschen Filmmuseum sucht filmbegeister-
     te Freunde, die sich engagieren und für unser besonderes
     Programm interessieren. Lernen Sie uns kennen, und seien Sie
     gespannt auf das, was das Haus zu bieten hat. So erhalten Sie
     für unser Kino vergünstigte Eintrittspreise sowie Vorzugskarten
     zu besonderen Veranstaltungen und haben die Möglichkeit,
     Filmschaffende zu treffen. Selbstverständlich bekommen die
     Freunde des Hauses unseren Newsletter und alle Programme
     kostenfrei zugeschickt.

     Sie möchten das Kino unterstützen?
     Einzelpersonen: 30,- Euro Jahresbeitrag
     Unter 30-Jährige: 20,- Euro Jahresbeitrag

     Weitere Informationen:
     freunde@deutsches-filminstitut.de
     Tel.: 069 – 961 220 225
19

Nacht der Museen
Die Nacht der Museen am Samstag, 4. Mai, dreht sich
rund um die Sonderausstellung „And the Oscar® goes to...
– 85 Jahre Bester Film“, die am folgenden Tag mit einer
Finissage beschlossen wird.

Das Programm im Überblick
Ausstellungen
23:00 · 24:00 · 01:00 Uhr
Führungen durch die Dauerausstellung
20:00 · 22:00 Uhr
Führungen durch die Sonderausstellung
„And the Oscar® goes to… – 85 Jahre Bester Film“

Im Kino
20:30 Uhr
Preisgekrönte Kurzfilme „Oscar® in shorts“
23:00 Uhr
ARGO – Bester Film des Jahres 2012

Museumsfoyer
Ab 19:30 Uhr
LEJEUNE ET CHENCHANNA (Mainstream-Jazz)
20:30 · 21:30 · 22:30 · 23:30 Uhr
Daumenkinographie-Show (Volker Gerling)
Ab 00:30 Uhr bis 02:00 Uhr
PROJEKTIONISTA (Lounge, Soul, Funk)

Außerdem gibt es folgende interaktive Programmpunkte
19:00 bis 01:00 Uhr
Bluebox-Mitmachaktion - Besucher können sich passend zur
Sonderausstellung im entsprechenden Setting fotografieren lassen
19:00 bis 01:00 Uhr
Glamour Look Lounge (Hairstyling und Make-up)
19:00 bis 02:00 Uhr
Oscar®-Quiz: Filmcracks gesucht!
20

     lecture & film
     JEAN-LUC GODARD:
     FILM DENKEN NACH DER
     GESCHICHTE DES KINOS
     Mehr als jeder andere Regisseur ist Jean-Luc Godard
     Philosoph, genauer: ein Geschichtsphilosoph des Kinos.
     Mit seinen frühen Werken beginnt eine Film-Epoche, in
     der Regisseure über die Geschichte ihrer Kunst reflek-
     tieren und sie mit ihren Filmen bewusst aufgreifen und
     weiterspinnen. Godard hat überdies die Geschichte des
     Kinos filmisch dokumentiert, etwa in seinem großen
     Filmessay HISTOIRE(S) DU CINÉMA (1988-1998).
     Immer wieder hat Godard die Frage gestellt, was nach
     dem Kino kommt.

     Die Lecture-Reihe nimmt das Werk Godards zum
     Anstoß und Ausgangspunkt für eine vielstimmige Re-
     flexion über die Geschichte und die Zukunft des Kinos.
     Bis Juli 2013 kommen Regisseure, Filmwissenschaft-
     ler, Kunsthistoriker, Philosophen und Schriftsteller zu
     Wort, die jeweils einen Faden aus einem Film Godards
     aufgreifen und weiterentwickeln. Ergänzt wird die Reihe
     im Mai durch Filme von Ingmar Bergman, den Godard
     sehr schätzt.

     Eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der
     Goethe-Universität Frankfurt (Lehrstuhl für neuere und
     neueste Kunstgeschichte, Prof. Regine Prange & Lehr-
     stuhl für Filmwissenschaft, Prof. Vinzenz Hediger).
Lecture & Film                                                                 21

Prénom Carmen oder Von der Unzuverlässigkeit
des Kinos
Lecture von Prof. Martin Seel
Godards Werk aus dem Jahr 1983 ist vieles zugleich:
                                                               Donnerstag, 02.05.
Hörspiel, Musikfilm, Landschaftsfilm, Liebesfilm, poe-           Lecture 20:15 Uhr
tischer Film, politischer Film, Actionkino, Film über das
Filmemachen, einschließlich einer Parodie der meisten
dieser Genres – und damit ein Film, der durch seine
Form die Frage nach der Form des Kinos stellt.

Martin Seel ist Professor für Philosophie an der
Goethe-Universität Frankfurt.

PRÉNOM CARMEN Vorname Carmen
Frankreich 1983. R: Jean-Luc Godard. D: Maruschka Detmers,
Jacques Bonnaffé, Jean-Luc Godard. 85 Min. 35mm. OmU

Eine terroristische Vereinigung, der auch Carmen X an-
                                                               Donnerstag, 02.05.
gehört, plant einen Banküberfall. Mit der Beute soll ein               Filmbeginn
Filmdreh finanziert werden, der wiederum der Vorberei-               ca. 21:15 Uhr
tung einer Entführung dient. Carmens Onkel Jean (Go-
dard), ein in einer psychiatrischen Anstalt wohnhafter
ehemaliger Regisseur, stellt ihnen dafür sein Strandhaus
zur Verfügung. Während des Überfalls verliebt sich Car-
men in den Sicherheitsbeamten Joseph, der ihr zuliebe
der Bande hilft. PRÉNOM CARMEN, mit Bizets Oper
nur sehr lose verwandt, gewann 1983 den Goldenen
Löwen in Venedig und war einer der wenigen kommer-
ziell erfolgreichen Filme in Godards Karriere.

                      »Art attracts us only by what it reveals of our most
                      secret self.« (Jean-Luc Godard)
22
                     Lecture & Film

                     Sex, Politik und das knackige Knistern eines
                     Schecks: Tout va bien im Jahr 1972 und
                     darüber hinaus
                     Lecture von Prof. Adrian Martin

                     Für viele junge Cinephile, die Jean-Luc Godards und
Donnerstag, 16.05.
Lecture 20:15 Uhr    Jean-Pierres Gorins TOUT VA BIEN in den 1970er Jah-
                     ren sahen, hatte der Film einen entscheidenden Einfluss
                     auf ihre persönliche und intellektuelle Entwicklung.
                     Dieser Film bot etwas Neues und Überraschendes: Eine
                     Synthese aus dem Schwung, den Godard in den 1960er
                     Jahren zeigte, einer brecht’schen Dramaturgie und ei-
                     ner bittersüßen Reflexion über den Mai 1968. Dazu bot
                     der Film mit Jane Fonda und Yves Montand zwei Stars
                     der ersten Liga und einen Hauch des Humors von Jerry
                     Lewis: Dieser Film hatte alles! Doch der Weg eines po-
                     litischen Kinos, den er vorzeichnete, wurde nicht weiter
                     beschritten – noch nicht einmal von Godard selbst,
                     der sich stattdessen in seine ersten Videoexperimente
                     stürzte. Was aber ist aus dem utopischen Potenzial
                     geworden, das dieser Film freilegte, der uns noch heute
                     mit seiner unzeitgemäßen Kraft, seinem Witz und seiner
                     Klarheit überrascht?

                     Adrian Martin ist Filmkritiker und Professor für Film-
                     wissenschaft an der Monash University in Melbourne.
                     Er lehrt derzeit als Gastprofessor an der Goethe-Uni-
                     veristät Frankfurt.

                     TOUT VA BIEN Alles in Butter
                     Frankreich/Italien 1972. R: Jean-Luc Godard, Jean-Pierre Gorin
                     D: Yves Montand, Jane Fonda, Vittorio Caprioli. 95 Min. 35mm. OmeU

                     TOUT VA BIEN markiert den Abschluss von Godards
Donnerstag, 16.05.
Filmbeginn
                     politischer Periode, in der jedem Filmprojekt das
ca. 21:15 Uhr        Vorhaben zugrunde lag, „nicht einen politischen Film,
                     sondern einen Film politisch zu machen“. Mit Yves
                     Montand und Jane Fonda gewann er zwei Stars für die
                     Hauptrollen, die in den Jahren zuvor offen ihre Sympa-
                     thien für die Linke bekundet hatten und deren Status
                     zugleich die Finanzierung des Films ermöglichte. Fonda
                     spielt eine amerikanische Rundfunkkorrespondentin, die
                     in Paris eine Reportage über eine Wurstfabrik dreht. Als
                     ein Arbeiterstreik ausbricht, wird sie mit ihrem Gelieb-
                     ten und dem Direktor der Fabrik eingesperrt.
Lecture & Film                                                              23

Macht des Mediums, Macht des Kinos
Lecture von Raymond Bellour

Wie Jean-Luc Godard, indem er für eine Telefonge-
sellschaft einen Auftragsfilm realisiert, eine souveräne
lyrische Erzählung erfindet, einen Essay über die
unmittelbaren Gegebenheiten und das Gedächtnis des
vertonten Video-Films als Zukunft.

Vortrag in französischer Sprache mit deutscher Simul-
tanübersetzung.

Raymond Bellour ist Filmtheoretiker, Schriftsteller,
Ausstellungskurator und ehemaliger Forschungsdi-
rektor am Centre National de la Recherche Scienti-
fique (CNRS) in Paris.

PUISSANCE DE LA PAROLE
Frankreich 1988. R: Jean-Luc Godard
D: Lydia Andrei, Jean Bouise. 25 Min. BetaSP. OmU

Der Kurzfilm entstand als Auftragsarbeit für die France
                                                           Donnerstag, 30.05.
Télécom, die ihn im Zuge einer Kampagne zur Erneu-                  20:15 Uhr
erung ihres Konzernimages einsetzen wollte, ihn aber,
nachdem das Ergebnis vorlag, nur selten öffentlich         mit anschließendem
zeigte. Inspiration schöpfte Godard aus Edgar Allen                     Vortrag
Poes kosmologischem Dialog The Power of Words und
James M. Cains Krimi The Postman always rings twice.
Godard übernimmt Poes Wortlaut, verwandelt die zwei
Engel aber zu durchaus irdischen Personen, die neben
einem Oldtimer stehen, während im Himmel über ihnen
Satelliten ihren Platz eingenommen haben. Parallel dazu
versucht ein Mann, übers Telefon eine Frau kurz nach
ihrer Trennung zu erreichen.
24
                   LECTURE & FILM: JEAN-LUC GODARD

                   SOMMARLEK Einen Sommer lang
                   Schweden 1951. R: Ingmar Bergman
                   D: Maj-Britt Nilsson, Birger Malmsten, Alf Kjellin. 90 Min. 35mm. OmeU

                   Godards Artikel Bergmanorama, der 1958 in den Cahiers
Mittwoch, 01.05.
18:00 Uhr
                   gedruckt wurde, nannte SOMMARLEK zusammen
                   mit einer Handvoll anderer Filme den „schönsten Film
Samstag, 04.05.    überhaupt“, die ideale Verkörperung der Filmkunst
18:00 Uhr          schlechthin. Wie Bergman selbst schrieb, spürte er schon
                   während der Dreharbeiten, dass er zu seiner genuinen
                   Filmsprache gefunden hatte. Zwei eigene Beziehungen
                   verarbeitend, erzählt er in Rückblenden vom kurzen
                   sommerlichen Verhältnis zwischen der lebensfrohen
                   Balletttänzerin Marie und dem innerlich geplagten Henrik.
                   13 Jahre später führt dessen Tagebuch zu einer Krise
                   zwischen Marie und ihrem Freund David.

                   SOMMAREN MED MONIKA Die Zeit mit Monika
                   Schweden 1953. R: Ingmar Bergman. D: Harriet Andersson,
                   Lars Ekborg, Dagmar Ebbesen. 96 Min. 35mm. OmeU

                   Einen eigenen Artikel widmete Godard SOMMAREN
Mittwoch, 08.05.
18:00 Uhr
                   MED MONIKA, in dem er Bergmans vielschichtige
                   Inszenierung und die Aufrichtigkeit von Harriet Anders-
Samstag, 11.05.    sons Spiel pries. Sie verkörpert die junge Monika, die auf
18:00 Uhr          dem Stockholmer Gemüsemarkt arbeitet und dem fast
                   gleichaltrigen Harry begegnet, mit dem sie die gemeinsa-
                   me Flucht aus der Großstadt beschließt. Nach idyllischen
                   Monaten auf einer Ostseeinsel – deren Szenen zu den
                   unbeschwert-erotischsten in Bergmans Oeuvre gehören
                   – geht der Sommer zu schnell zu Ende. Monika merkt,
                   dass sie schwanger ist, die jungen Leute heiraten, doch
                   in der Folge entfernen sie sich zusehends voneinander.
25

KVINNODRÖM Frauenträume
Schweden 1955. R: Ingmar Bergman. D: Eva Dahlbeck,
Harriet Andersson, Gunnar Björnstrand. 87 Min. 35mm. OmeU

Die Modesalon-Direktorin Susanne und ihr Mannequin
                                                            Dienstag, 14.05.
Doris reisen für einen Tag geschäftlich nach Göteborg.             17:30 Uhr
Dort reaktiviert Susanne ihre Affäre mit dem verheira-
teten Henrik. Doris verbringt derweil einen vergnügten      Samstag, 18.05.
Nachmittag mit einem reichen älteren Mann, dessen                 18:00 Uhr
Tochter sich allerdings als Spielverderberin erweist. Am
Ende des Tages kehren die beiden Frauen ernüchtert
nach Stockholm zurück. KVINNODRÖM, laut Godard
einer der besten Filme des Jahres 1955, gehört zu einer
Reihe von Komödien Bergmans mit pessimistischem
Unterton, deren Fokus er auf die Inszenierung von
Innenräumen und Sprache legte.

DET SJUNDE INSEGLET Das siebente Siegel
Schweden 1955. R: Ingmar Bergman. D: Gunnar Björnstrand,
Max von Sydow, Bibi Andersson. 101 Min. 35mm. OmeU

Als der Kreuzritter Antonius Block in seine von Pest und    Mittwoch, 22.05.
Tod gezeichnete Heimat zurückkehrt, erscheint ihm der              18:00 Uhr
Tod. Block fordert ihn zu einem Schachspiel um sein
Leben heraus. Solange es andauert, wird er verschont        Samstag, 25.05.
und sucht in ungewisser Erwartung ein Zeichen für die             18:00 Uhr
Existenz Gottes. Bergmans bildermächtige Allegorie, die
einen weiten philosophischen und religiösen Hintergrund
umfasst und ihn weltweit bekannt machte, wurde von
Godard als „originelles Werk“ sehr geschätzt.
26
                          KINDERKINO

                          DAS GROSSE RENNEN
                          Deutschland/Irland 2009. R: André F. Nebe. D: Niamh McGirr, Colm
                          Meaney, Susan Lynch u.a. 84 Min. 35 mm. DF. Empfohlen ab 8 Jahren

                          Die elfjährige Mary lebt auf einem Bauernhof in Irland.
Freitag, 03.05.
14:30 Uhr
                          Begeistert investiert der sommersprossige Rotschopf
                          jede freie Minute in eine selbstgebaute Seifenkiste. Als
Sonntag, 05.05.           in ihrem Heimatdorf ein Seifenkistenrennen ausgerufen
15:00 Uhr                 wird, kann sie zeigen, was in ihr steckt. Doch die Kon-
                          kurrenz schläft nicht.

                                      Die Vorbereitungen für LUCAS – Internationales Kinder-
                                      filmfestival laufen bereits auf Hochtouren. Das LUCAS-
                                      Team stöbert für Euch die spannendsten und lustigsten
                                      aktuellen Kinderfilme aus der ganzen Welt auf und möchte
     schon jetzt mit Euch feiern: Am Sonntag, 12. Mai, ist im Kinderkino DIE ABENTEUER
     DES HUCK FINN zu sehen. Dieser Film hat vergangenes Jahr bei LUCAS seine Weltpre-
     miere gefeiert und garantiert eine spannende Geschichte über eine tolle Freundschaft und
     viele Filmtricks. Davor gibt es Gelegenheit, das Festival kennenzulernen. Im Anschluss
     reicht das LUCAS-Team Waffeln und Kaffee.

                          DIE ABENTEUER DES HUCK FINN
                          Deutschland 2012. R: Hermine Huntgeburth. D: Leon Seidel, Jacky Ido,
                          August Diehl, Milan Peschel u.a. 95 Min. DCP. Empfohlen ab 9 Jahren

                          Huck Finn und Tom Sawyer haben bei ihrem jüngsten
Freitag, 10.05.
14:30 Uhr
                          Abenteuer einen Schatz gefunden und sind nun sehr
                          reich. Jeden Morgen muss Huck sich fein anziehen und
Sonntag, 12.05.           wird von dem Sklaven Joe, mit dem er sich gut versteht,
15:00 Uhr                 zurechtgemacht. Die Langeweile endet, als Hucks Vater
                          auftaucht. Der Herumtreiber hat es auf das Geld seines
Halbzeit
                          Sohnes abgesehen – und um es zu bekommen, ist ihm
                          jedes Mittel recht.
27

LOTTE IM DORF DER ERFINDER
Estland/Lettland 2006. R: Janno Poldma, Heiki Ernits. Animation
81 Min. 35mm. DF. Empfohlen ab 5 Jahren

Lotte ist ein lebhaftes Hundemädchen. Mit ihrer Familie
                                                                     Freitag, 17.05.
und ihrem besten Freund, dem ängstlichen Kater Bruno,                      14:30 Uhr
wohnt sie in einem kleinen Dorf am Meer, dem Dorf
der Erfinder. Einer der größten Erfinder ist Oskar, Lottes          Sonntag, 19.05.
Vater, der in der Scheune an neuen mechanischen Ge-                       15:00 Uhr
räten für den Haushalt arbeitet. Jedes Jahr gibt es einen
                                                                     Freitag, 24.05.
Erfinderwettbewerb im Dorf, den Oskar fast jedes Mal                       14:30 Uhr
gewinnt. Dieses Jahr will jedoch sein ärgster Rivale, das
Kaninchen Adalbert, mit einer Gemüseschneidemaschi-
ne den ersten Platz erringen. Der Fund eines japani-
schen Buches stellt jedoch alles auf den Kopf...

WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER
Deutschland 2009. R: Michael ,,Bully“ Herbig. D: Jonas Hämmerle,        Helden-
Waldemar Kobus, C. M. Herbst. 85 Min. 35mm. Empfohlen ab 6 Jahren
                                                                      Filmreihe

Wickie, der kleine liebenswerte Junge mit den rot-
                                                                     Freitag, 31.05.
blonden Haaren, lebt mit seinen Eltern im Wikinger-                        14:30 Uhr
dorf Flake. Wickie besitzt eine Gabe, die kaum einer
seiner Mit-Wikinger hat: Er ist sehr, sehr schlau . Eines           Sonntag, 02.06.
Tages wird das Dorf von einer skrupellosen Horde mit                      15:00 Uhr
angsteinflößenden Drachenmasken heimgesucht. Alle
Kinder außer Wickie werden entführt. So hissen die
Wikinger ihre Segel, um die Kinder zu befreien und
begeben sich so in ein großes Abenteuer auf hoher
See. Immer wieder muss Wickie mit seinen schlauen
Einfällen seine Freunde aus schier ausweglosen Situa-
tionen befreien.
28
                  LATE NIGHT KULTKINO

                  Im Late Night Kultkino geht es nicht selten rabiat zu. Im
                  Mai spielen unter anderem von den Toten auferstandene
                  Haustiere und Bohrmaschinen tragende Rollen...

                  PLANET DER KANNIBALEN
                  Deutschland 2003. R: Hans-Christoph Blumenberg
                  D: Minh-Khai Phan-Thi, Florian Lukas, Barbara Auer. 90 Min. 35mm

                  Am dreißigsten Jahrestag der Wiedervereinigung im
Freitag, 03.05.
22:30 Uhr
                  Jahre 2020 ist Deutschland ein Polizeistaat mit 70 Pro-
                  zent Arbeitslosigkeit. Zwei Fernsehsender kämpfen mit
Samstag, 11.05.   allen Mitteln um Einschaltquoten. Eine phantasievolle
22:30 Uhr         Mediensatire im Trash-Format hat Hans-Christoph Blu-
                  menberg mit PLANET DER KANNIBALEN geschaffen.
                  Sein mit geringem Budget auf 16 Millimeter in Schwarz-
                  weiß gedrehter Film ist ein ironischer Science-Fiction-
                  Film, in dem sich außer den Vertretern der Telekratie
                  unter anderem auch Kannibalen und Außerirdische
                  tummeln.

                  DRILLER KILLER
                  USA 1979. R: Abel Ferrara
                  D: Jimmy Laine, Carolyn Marz. 90 Min. 35mm. OF

                  Ein junger, mittelloser Künstler (gespielt von Regisseur
Freitag, 10.05.
22:45 Uhr
                  Abel Ferrara unter dem Pseudonym Jimmy Laine) verliert
                  durch die laute Musik der im Nachbar-Apartment üben-
Samstag, 18.05.   den Punkband den Verstand. Er beginnt, die Obdachlo-
22:30 Uhr         sen der Umgebung, die ihm seinen eigenen Abstieg vor
                  Augen führen, mit einem Drillbohrer zu attackieren. Der
                  Debütfilm Abel Ferraras wurde in dessen New Yorker
                  Apartment gedreht. Er enthält – neben den Gewaltorgi-
                  en – bereits die für Ferrara ebenfalls typische katholische
                  Ikonographie von Verdammnis und Erlösung.
29

THE DEVIL-DOLL Die Teufelspuppe
USA 1936. R: Tod Browning
D: Lionel Barrymore, Maureen O’Sullivan. 79 Min. 35mm. OmspU

THE DEVIL-DOLL ist neben FREAKS wohl Tod Brownings
                                                                   Freitag, 17.05.
bester Film der 1930er Jahre: Er erzählt die Geschichte                  22:30 Uhr
eines zu Unrecht Verurteilten, der nach 17 Jahren von
der Teufelsinsel entkommt und nach Paris zurückkehrt,            Samstag, 25.05.
um Rache an ehemaligen Geschäftspartnern zu üben,                      22:30 Uhr
die seine Verurteilung herbeigeführt hatten. Zu die-
sem Zweck verkleidet er sich als Frau, eröffnet einen
Spielzeugladen und schrumpft Frauen auf Puppengröße,
damit sie unbemerkt seine Rachepläne ausführen. Einer
der Drehbuchautoren ist Erich von Stroheim.

FRANKENWEENIE
USA 2012. R: Tim Burton
Animationsfilm. 87 Min. DCP. 3D. OF

                                                                      Vorfilm
                                                               FRANKENWEENIE
                                                                    USA 1984
                                                                  R: Tim Burton
                                                               Blu-ray. 27 Min. OF

Tim Burtons neues Werk ist ein abendfüllendes Re-
                                                                   Freitag, 24.05.
make seines gleichnamigen Kurzfilms von 1984.                            22:30 Uhr
Der Realfilm von damals mutierte zu einem moder-
nen 3D-Puppenanimationsfilm in der Machart des                     Freitag, 31.05.
älteren 2D-Werks CORPSE BRIDE, allerdings diesmal                        22:30 Uhr
in Schwarzweiß. Geblieben ist die Grundidee vom
Jungen, der – nach dem Vorbild von Dr. Frankenstein
– in einem Labor auf dem Dachboden seinen geliebten
Hund, der von einem Auto überfahren wurde, elekt-
risch reanimiert und dieses Geheimnis nicht lange für
sich behalten kann. Liebevoll ausgestaltete Nebenfigu-
ren bereichern die Geschichte.
30
                     SPECIALS

                     KINO und COUCH
                     Mutterbeziehungen und Mutterbilder spielen in vielen
In Zusammenarbeit
mit                  filmischen Darstellungen eine zentrale Rolle. Bedürfnisse
                     und Sehnsüchte, schwer zu lösende Bindungen und
                     dramatische Abgrenzungen bilden ein schier undurch-
                     dringliches Geflecht. Sigmund Freud sah in der Mutter
                     die erste Verführerin des Kindes, der die primäre Liebe
                     ebenso gilt wie abgrundtiefer Hass. Die Reihe Kino und
                     Couch versucht, den Geheimnissen der Mütter an aus-
                     gewählten Filmen auf die Spur zu kommen. In Koope-
                     ration mit dem Frankfurter Psychoanalytischen Institut
                     zeigt das Kino des Deutschen Filmmuseums von Mai an
                     monatlich einen Film, an den sich jeweils ein Dialog aus
                     psychoanalytischer und filmwissenschaftlicher Perspekti-
                     ve sowie eine Diskussion mit dem Publikum anschließt.

                     J’AI TUÉ MA MÈRE I Killed My Mother
                     Kanada 2009. R: Xavier Dolan. D: Anne Dorval, Xavier Dolan,
                     Suzanne Clément. 96 Min. 35mm. OmU

                     Mit seinem Regiedebüt, das er im Alter von 20 Jahren
Donnerstag, 23.05.
20:15 Uhr            in Cannes vorstellte, erwarb sich Xavier Dolan den Ruf
                     eines Wunderkindes. Gespickt mit visuellen Finessen und
Psychoanalytischer   Zitaten, begleitet er den 16-jährigen Hubert auf einem
Kommentar:
Reinhard Otte
                     wichtigen Lebensabschnitt. Hubert lebt zusammen
                     mit seiner Mutter in Quebec. Ihre Beziehung ist derart
Filmwissenschaft-    kompliziert und hasserfüllt, dass er in der Schule vor ver-
licher Kommentar:
                     sammelter Klasse den Tod seiner Mutter verkündet. Seine
Jakob Hoffmann
                     Lehrerin nimmt sich seiner an. Gleichzeitig erlebt er mit
                     Antonin seine erste Liebesbeziehung. Zu seinem Entset-
                     zen schickt seine Mutter ihn wegen seiner anhaltenden
                     Rebellion ausgerechnet jetzt auf ein Internat.
31

WAS TUT SICH –
IM DEUTSCHEN FILM?
In der renommierten Reihe WAS TUT SICH – IM                              Das epd Film-
DEUTSCHEN FILM? präsentiert das Kino des Deutschen                       Sonderheft zur
Filmmuseums einmal im Monat ein aktuelles Werk. Im                         Reihe ist im
Anschluss an die Vorführung sprechen Journalisten mit                    Museumsshop
                                                                             erhältlich.
den Filmemachern über das deutsche Filmgeschehen. Im
Mai zeigen wir die bereits für Februar angekündigte Neu-
verfilmung des Lebens des bayerischen Märchenkönigs
Ludwig II. Das Regie-Duo Peter Sehr und Marie Noëlle
drehte den Historienfilm an Originalschauplätzen. Die Ver-
anstaltung im Februar fiel wegen Krankheit aus.

                       Über Peter Sehr und Marie Noëlle
                       Der im Odenwald geborene Peter Sehr arbeitete als
                       Biophysiker, ehe er ins Filmgeschäft wechselte. Mit
                       seiner Ehefrau, der Mathematikerin Marie Noëlle, grün-
                       dete er 1988 die P’Artisan Filmproduktion GmbH. Ihre
                       gemeinsamen Filme wie DAS SERBISCHE MÄDCHEN
                       (1991) oder DIE FRAU DES ANARCHISTEN (2008) sind
                       vielfach preisgekrönt. Sehr ist Dozent an der Filma-
                       kademie Baden-Württemberg und Mitbetreiber des
                       renommierten Arri-Kinos in München. Noëlle schreibt
                       neben ihrer Tätigkeit als Filmemacherin Romane und
                       Kurzgeschichten und lehrt an der HFF in München.

LUDWIG II.
Deutschland/Frankreich/Österreich 2012. R: Peter Sehr, Marie Noëlle
D: Sabin Tambrea, Sebastian Schipper, H. Herzsprung. 142 Min. DCP

                                                                            Vorfilm
                                                                      NEUSCHWANSTEIN
                                                                        CONSPIRACY
                                                                       Deutschland 2005
                                                                        R: Ingo Rasper
                                                                        15 Min. 35mm

Ludwig ist gerade 18 Jahre alt, als er den bayerischen
                                                                        Sonntag, 12.05.
Thron besteigt. Der junge Mann interessiert sich jedoch                       20:00 Uhr
weniger fürs Repräsentieren – er träumt vielmehr von
einer besseren Welt voller Frieden und Glück. Seine                            Nach dem
                                                                             Film spricht
Leidenschaft ist die Musik, weshalb er den umstritte-                 Rudolf Worschech
nen Komponisten Richard Wagner an den Hof holt.                                 (epd film)
Sein Königreich aber wird von außen durch Kriege mit                  mit Peter Sehr und
Preußen und Frankreich bedroht. Zudem verbünden                            Marie Noëlle.
sich die Minister gegen den König und private Probleme
verunsichern Ludwig zusehends. Zutiefst verstört zieht
er sich aus der Politik zurück und flüchtet sich vor der
Realität in den Bau seiner Traumschlösser.
32
                         SPECIALS

                         And the Oscar® goes to... Finissage
Partner der Filmreihe:   Den Abschluss der erfolgreichen Sonderausstellung „And
                         the Oscar® goes to... – 85 Jahre Bester Film“ feiert das
                         Deutsche Filmmuseum mit einer Finissage am Sonntag,
                         5. Mai. Um 17 Uhr gibt es Lounge-Musik und Barbetrieb
                         im dritten Stock. Besucher haben bis 20 Uhr die letzte
                         Gelegenheit, die Ausstellung zu besichtigen oder um
                         19 Uhr ins Kino zu gehen – zu LAWRENCE OF ARABIA.

                         LAWRENCE OF ARABIA
                         Großbritannien 1962. R: David Lean. D: Peter O’Toole,
                         Alec Guinness, Anthony Quinn. 222 Min. DCP. OF

                         Das Leben des Abenteurers T.E. Lawrence steht im
Sonntag, 05.05.
19:00 Uhr                Mittelpunkt von David Leans Meisterwerk LAWRENCE
                         OF ARABIA, der während des Ersten Weltkriegs die
                         arabische Rebellion gegen die osmanische Oberhoheit
                         anstachelt. Zu sehen ist eine neue digitale Version der
                         70-mm-Restaurierung von 1989.

                         ARCHÄOLOGIE: FIKTION UND WIRKLICHKEIT
                         THE TEN COMMANDMENTS Die zehn Gebote
                         USA 1956. R: Cecil B. DeMille
                         D: Charlton Heston, Yul Brynner. 220 Min. 35 mm. OmspU

                         „Welch unvergleichlicher showman DeMille doch war!“,
Donnerstag, 09.05.
20:00 Uhr
                         schrieb Siegfried Kracauer in seiner ,Theorie des Films‘.
                         Was er damit meinte, wird in DeMilles letztem Film
                         THE TEN COMMANDMENTS offensichtlich. Diesser
                         beschreibt das Leben des Propheten Moses von dessen
                         Geburt bis zu seiner Ankunft am Berg Nebo, von wo
                         aus er das Heilige Land sehen konnte. Ein gewaltiges
                         biblisches Epos, konsequent mit den stilistischen Mit-
                         teln des 19. Jahrhunderts erzählt – eine Herzensangele-
                         genheit für DeMille. Die Vorbereitungszeit für THE TEN
                         COMMANDMENTS dauerte zwei Jahre. Die Außenauf-
                         nahmen wurden allesamt in Ägypten gedreht.
33

LA RAFLE -
DIE KINDER VON PARIS
Um das Schicksal des elfjährigen Joseph Weismann im                    In Zusammenarbeit
Paris des Jahres 1942 geht es in dem Film LA RAFLE,                                 mit
den das Kino des Deutschen Filmmuseums in Zusam-
menarbeit mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft
Frankfurt und dem Institut Franacis d‘Histoire en Alle-
magne zeigt. Am 16. Juli 1942 wurden mehr als 13.000
französische Juden festgenommen und verschleppt. In
Frankreich war der Film ein großer Erfolg und hatte fast
drei Millionen Zuschauer. Der inzwischen über 80-jäh-
rige Joseph Weismann, Vorbild für die Hauptfigur, reist
eigens aus Frankreich an, um nach dem Film über seine
Erfahrungen zu sprechen.
LA RAFLE Die Kinder von Paris
Frankreich/Deutschland/Ungarn 2010. R: Roselyne Bosch
D: Mélanie Laurent, Jean Réno, Gad Elmaleh. 115 Min. Digital. OmeU

                                                                           Zu Gast:
                                                                      Joseph Weismann
                                                                        im Gepräch mit
                                                                     Christophe Braouet
                                                                     (Präsident der DFG)

LA RAFLE zeichnet aus der Sicht des damals elfjährigen
                                                                        Dienstag, 14.05.
Joseph Weismann die Ereignisse im Juli 1942 nach.                              19:30 Uhr
Nach fünf nervenaufreibenden Tagen in einer überfüllten
Mehrzweckhalle, wo Joseph zumindest auf die Hilfe
einer protestantischen Krankenschwester und eines jü-
dischen Arztes bauen kann, werden die Gefangenen de-
portiert. Vor dem Hintergrund dieses Verbrechens wird
das Porträt menschlichen Heldentums und unauslösch-
lichen Überlebenswillens gezeichnet. Der Film ist einer
der ersten, in denen die Kollaboration vieler Franzosen
mit dem NS-Regime thematisiert wird.
34
                         SPECIALS

                         HUMAN RIGHTS WATCH
                         Sich darauf verlassen zu können, dass in einem Land
In Zusammenarbeit
                         die Menschenrechte geachtet und eingehalten werden,
mit
                         ist alles andere als selbstverständlich. Wo gegen sie
                         verstoßen wird, sind wache Beobachter nötig, die Miss-
                         stände erkennen, sie öffentlich machen und so dazu
           H U M A N

     H U M A N
           R I G H T S
           W A T C H

                         beitragen, dass sie behoben werden können.
     R I G H T S
     W A T C H           Überall auf der Welt, in verschiedenen Gesellschaften
                         und politischen Systemen, übernehmen Filmemacher
                         diese Funktion und tragen durch ihre engagierten
     www.hrw.org         Dokumentar- und Spielfilme dazu bei, dass Menschen-
                         rechtsverletzungen nicht unbeachtet bleiben. Solchen
                         Filmen gibt das Deutsche Filminstitut und HUMAN
                         RIGHTS WATCH in einer neuen Film- und Diskussions-
                         reihe nun ein Forum.

                         PUTIN’S KISS
                         Dänemark 2011. R: Lise Birk Pedersen
                         Dokumentarfilm. 85 Min. HDCam. OmeU

                         Nashi ist die immer populärer werdende Jugendorga-
Dienstag, 07.05.
18:00 Uhr
                         nisation Russlands, die eine junge Elite mit direktem
                         Kontakt in den Kreml sammelt. Der Film folgt der
Anschließend:            19-jährigen, politisch engagierten Masha, die sich inner-
Empfang
                         halb kürzester Zeit an die Spitze der Organisation hoch-
                         gearbeitet hat und eine glühende Putin-Anhängerin ist.
                         Doch die verdeckten radikal-faschistischen Tendenzen
                         in der Organisation lassen sie zunehmend zweifeln,
                         insbesondere als sie den oppositionellen Journalisten
                         Oleg Kashin kennenlernt und sich mit ihm anfreundet.
                         Als dieser von unbekannten Angreifern attackiert wird,
                         muss sie Stellung beziehen.

                         Nach dem Film spricht Rachel Denber, stellvertretende
                         Direktorin der Abteilung Europa und Zentralasien bei
                         Human Rights Watch, zum Thema und stellt sich der
                         Diskussion mit dem Publikum. Rachel Denber leitete
                         viele Jahre das Moskauer Büro von Human Rights
                         Watch und betrieb Feldforschung unter anderem in
                         Russland, Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan und
                         der Ukraine. (Vortrag in englischer Sprache)
35

GOEAST PRÄSENTIERT
Zum 70. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Getto
DEKALOG 8
Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten
Polen 1988. R: Krzysztof Kieślowski. 60 Min. DVD. DF

                                                                Mit Einführung
                                                               von Markus Roth
                                                                 (Arbeitsstelle
                                                               Holocaustliteratur)

Die polnische Ethikprofessorin Zofia hat ihr Leben
                                                                Mittwoch, 08.05.
scheinbar fest im Griff. Seriös, sportlich, selbstbe-                  20:15 Uhr
wusst und hochreflektiert diskutiert sie mit Studenten
schwierige Entscheidungen des täglichen Lebens. Als
eines Tages ihre jüdische Übersetzerin aus den USA             In Zusammenarbeit
eintrifft, taucht mit ihr ein Stück Vergangenheit auf,                      mit
das Zofias Konzept theoretischer Lebensbewältigung
nachhaltig stört… Mit DEKALOG 8 behandelt Kieslow-
ski ein komplexes ethisches Problem: Wo liegen die
Grenzen von Wahrheit und Lüge?

STUMMFILMMATINEE
LONG PANTS
USA 1927. R: Frank Capra
D: Harry Langdon, Gladys Brockwell. 61 Min. 16mm. OF

Es war der Regisseur Frank Capra, der die von Harry
                                                                 Sonntag, 19.05.
Langdon verkörperte komische Figur eines Mannes                        12:00 Uhr
von kindlich-naiver Unschuld voll entwickelte. In ihrem
zweiten gemeinsamen Film, der bizarren Komödie                  Klavierbegleitung:
                                                                     Ulrich Rügner
LONG PANTS, sieht man Langdon als jungen Mann
in kurzen Hosen, der in einer Kleinstadt lebt und
davon träumt, ein großer Liebhaber zu sein – wie die
Helden der Bücher, die er verschlingt. Erstmal muss er
allerdings seine Mutter überzeugen, ihn lange Hosen
tragen zu lassen. Als das gelingt, gerät er ausgerechnet
in die Fänge einer echten Femme fatale...
36
          Im Kino 01.-15. Mai 2013

          tagsüber                                    18.00 Uhr

01   Mi                                               SOMMARLEK ≥ S. 24
                                                      Einen Sommer lang SE 1951
                                                      Ingmar Bergman. 90 Min. OmeU

02   Do                                               EINSVIERZIG / DER BALL / BRÜDER,
                                                      LASST UNS LUSTIG SEIN ≥ S. 6
                                                      AT 1980-2006. Ulrich Seidl. 68 Min.

03   Fr   DAS GROSSE RENNEN ≥ S. 26
          DE/IR 2009. André F. Nebe
                                                      SEI VENEZIA ≥ S. 12 6 x Venedig
                                                      IT/USA 2010. Carlo Mazzacurati
          84 Min. DF 14:30 Uhr                        95 Min. OmU

04   Sa                                               SOMMARLEK ≥ S. 24
                                                      Einen Sommer lang SE 1951
                                                      Ingmar Bergman. 90 Min. OmeU

05   So   DAS GROSSE RENNEN ≥ S. 26
          DE/IR 2009. André F. Nebe
                                                      LAWRENCE OF ARABIA ≥ S. 32
                                                      GB 1962. David Lean
          84 Min. DF 15:00 Uhr                        222 Min. OF 19:00 Uhr

06   Mo   MONTAGS KEINE VORSTELLUNGEN

07   Di                                               PUTIN‘S KISS ≥ S. 34
                                                      DK 2011. Lise Birk Pedersen
                                                      85 Min. OmeU Mit Gespräch

08   Mi                                               SOMMAREN MED MONICA
                                                      ≥ S. 24 Die Zeit mit Monika SE 1953
                                                      Ingmar Bergman. 96 Min. OmeU

09   Do                                               MIT VERLUST IST ZU RECHNEN
                                                      ≥ S. 7 AT 1992. Ulrich Seidl
                                                      118 Min.

10   Fr   DIE ABENTEUER DES HUCK FINN
          ≥ S. 26 DE 2012. Hermine Huntgeburth
                                                      MORTE A VENEZIA ≥ S. 13
                                                      Tod in Venedig IT 1971. Luchino Visconti
          95 Min. 14:30 Uhr                           130 Min. engl. OF

11   Sa                                               SOMMAREN MED MONICA
                                                      ≥ S. 24 Die Zeit mit Monika SE 1953
                                                      Ingmar Bergman. 96 Min. OmeU

12   So   DIE ABENTEUER DES HUCK FINN
          ≥ S. 26 DE 2012. Hermine Huntgeburth
                                                      MODELS ≥ S. 8
                                                      AT 1998. Ulrich Seidl
          95 Min. 15:00 Uhr                           118 Min. 17:30 Uhr

13   Mo   MONTAGS KEINE VORSTELLUNGEN

14   Di                                               KVINNODRÖM ≥ S. 25
                                                      Frauenträume SE 1955. Ingmar Bergman.
                                                      87 Min. OmeU 17:30 Uhr

15   Mi                                               DON‘T LOOK NOW ≥ S. 13
                                                      Wenn die Gondeln Trauer tragen
                                                      GB/IT 1974. Nicolas Roeg. 110 Min. OF

               Ulrich Seidl                      Venedig                      Klassiker & Raritäten

          OmU Original mit dt. Untertiteln                     DF Dt. Fassung
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