PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit

 
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PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
MAGA Z I N F Ü R STADT E N T W I C K LU NG, F LÄCHEN- & I MMO BI LI EN- MA NAGEMENT

      PolisVision
                                             # 1.18                    AU SG ABE 1/2018
                                                                       JAH RG ANG 13

                                                                                                               2 017

                                                                                                         ERNST-M AY-
                                                                                                           PR E IS

                                                                                                         FLEXIBLES
                                                                                                          WOHNEN

                                                          KON ZE PT V E RGA BE:

STADTENTWICKLUNG                 PROJEKTENTWICKLUNG               AKTUELLES                       NEWS
Erfolgreich Fördermittel         Schlagzahl erhöht                „mobil gewinnt“ –               Heppenheimer Altstadt:
in Thüringen akquiriert          Grundstücke & Projekte           Konzept in Berlin prämiert      Geschichte zum Anfassen
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
E D I TO R I A L

                                                                                                                      Foto: Walter Vorjohann
                     Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Ob die im Koalitionsvertrag vorgesehenen 1,5 Millionen neuen Wohnungen bis zum Jahr 2021
auch wirklich gebaut werden, ist nicht sicher. Fakt ist: Die Baugenehmigungen sind derzeit rück-
läufig, sie sanken bereits von 2016 auf 2017 um zehn Prozent. Aktuell fehlen bundesweit rund
eine Million Wohnungen. 400.000 würden pro Jahr benötigt, gebaut werden derzeit aber nur
300.000. Ein Grund mehr für unsere Unternehmensgruppe, sich intensiv und in enger Zusammen-
arbeit mit dem Land Hessen um einen der Hauptgründe zu kümmern, der dem Wohnungsbau im
Wege steht: der Mangel an Bauflächen in den Ballungsräumen und deren Peripherie.

Neben der Bauland-Offensive, die von zahlreichen Kommunen bereits in Anspruch genommen
wird, kommt jetzt die Konzeptvergabe zum Tragen. Der Bereich Integrierte Stadtentwicklung der
ProjektStadt hat hierzu einen Leitfaden für die Hessische Landesregierung ausformuliert. Er soll
das Procedere der Vergabe von Bauarealen nach Qualität für Städte und Gemeinden vereinfachen
und neben wirtschaftlichen auch städtebauliche, soziale und ökologische Faktoren bei der Aus-
schreibung von Grundstücken zur Voraussetzung für den Zuschlag machen (S. 4 bis 13).

In dieser Ausgabe erfahren Sie zudem einiges über neue Bauprojekte, mit denen unser Unter-
nehmen versucht, den Engpässen am Markt entgegenzuwirken (S. 18 und 19). Erfreulich auch
der Erfolg unserer Stadtentwickler in Weimar, die im abgelaufenen Jahr zahlreiche Fördermittel
in Thüringen eingeworben haben. Ebenso stellen wir dortige Revitalisierungsprojekte vor (S. 22
bis 24). In Hessen geht es unter anderem um zehn Jahre Zweckverband Rheingau (S. 21), um die
Vergabe des renommierten Ernst-May-Preises (S. 16 und 17), unsere Teilnahme am Zukunftsforum
Energiewende (S. 28) sowie neue Möglichkeiten des Wohnens für Studierende in Frankfurt (S. 26).
Darüber hinaus stellt sich unser neuer Unternehmensbereichsleiter Stadtentwicklung den Lesern
der PolisVision im Interview vor (S. 15 und 16).

Das uns so wichtige Thema Nachhaltigkeit, Fundament unserer strategischen Ausrichtung, wird
deutlich am Beispiel unseres Mobilitätskonzepts, das von der Bundesregierung prämiert wurde
(S. 25), ebenso unser Beitritt zur „Charta der Vielfalt“, der als logische Konsequenz unserer Unter-
nehmensleitlinien zu verstehen ist (S. 27).

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieser Ausgabe der PolisVision, die Ihnen erneut
einen Querschnitt durch unsere vielfältigen Aktivitäten vermittelt.

Herzliche Grüße

DR. THOMAS HAIN            M O N I K A F O N TA I N E - K R E T S C H M E R   D R . CO N STA N T I N W E ST P H A L

Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt

2    PolisVision 1/ 2018
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
I N H A LT

                                     Foto: Walter Vorjohann

                                                                                                                                                                       Foto: Karsten Socher
                                                                                                     Foto: iStock.com
UNTERNEHMEN                                                   STADTENTWICKLUNG                                          AKTUELLES
Neu im Team: Markus Eichberger                                Zehn Jahre Zweckverband Rheingau                          Zukunftsforum Energie in Kassel
SEITE 15                                                      SEITE 21                                                  SEITE 28

     TITELTHEMA                                                  STADTENTWICKLUNG                                          NEWS
                                                                                                                         
4    Präsentation Konzeptvergabe:                             20 Neu gegründet:                                         29 Weihnachtsspenden 2017
     Qualität schlägt Preis                                      Die Stadtentwickler.Bundesverband
                                                                                                                             Buch-Tipp
12   Mehr Chancen für Wohnprojekte                            21 Zweckverband Rheingau
     Tagung im DAM                                               Prickelnd wie Riesling                                 30 Verkaufserlös gut investiert

                                                              22 Erfolgreich Fördermittel                                    Fit für die Zukunft
                                                                 in Thüringen akquiriert
     UNTERNEHMEN                                                 Erneut Know-how bewiesen                                    10.000 Euro für Goetheturm

14   Marke mit Profil                                         23 Bürgerhaus in 15 Monaten                               31   Geschichte zum Anfassen
     Neues Corporate Design                                      Turnhalle umgebaut
                                                                                                                             Ausgezeichneter Arbeitgeber
15   Neu im Team:                                             24 Lebendiges Museum in Dornburg
     Markus Eichberger                                           Bauhaus-Töpferei saniert                                    Impressum

16   Ernst-May-Preis 2017
     Flexibles Wohnen in Frankfurt
                                                                   AKTUELLES

                                                              25 Prämiertes Mobilitätskonzept
     PROJEKTENTWICKLUNG
                                                              26 Konversion: Sieger gekürt
18   Schlagzahl deutlich erhöht
     Grundstücke und Bauprojekte                                   Wohnraum für Studierende

                                                              27 Beitritt „Charta der Vielfalt“

                                                              28 Zukunftsforum in Kassel

                                                                                                                                           PolisVision 1/ 2018         3
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
Qualität
                       schlägt Preis
                       KO N Z E P TV E RGA BE

                       Paradigmenwechsel in der Zuteilung von
                       Baugrundstücken: Nicht mehr das höchste Gebot,
                       sondern die beste Planung bekommt den Zuschlag.
                       Mit der sogenannten „Konzeptvergabe“ halten
                       die Prinzipien der integrierten Stadtentwicklung
                       und die Leitlinien der Leipzig Charta Einzug in die
                       Entwicklung von Bauprojekten.
Foto: iStock.com

                   4   PolisVision 1/ 2018
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
T I T E LT H E M A

E
         in Leitfaden der Hessischen Landesregierung,
         ausformuliert vom Bereich Integrierte Stadtent-
         wicklung der ProjektStadt, soll das Procedere der
         Vergabe nach Qualität für Kommunen vereinfa-
chen. Gleichzeitig sollen sie ein tragfähiges Instrument
erhalten, das neben wirtschaftlichen auch städtebauliche,
soziale und ökologische Faktoren bei der Ausschreibung
von Grundstücken berücksichtigt und sie zur Bedingung
für den Zuschlag macht.

Das Dilemma ist bekannt: Angesichts leerer Kassen von
Städten und Gemeinden vergeben die meisten Kommu-
nen ihre Filetstücke nach dem Prinzip des Meistbieten-
den. Mit überall sichtbaren Folgen: Diese Praxis treibt
die Grundstückspreise weiter in die Höhe. Aufgrund der
hohen Anschaffungskosten bauen Projektentwickler
möglichst kosteneffizient und zielen beim Verkauf auf
die Bevölkerungsgruppen, die sich diese Preise noch
leisten können – eher selten auf den durchschnittlichen
deutschen Zweipersonenhaushalt mit einem Haushalts-
nettoeinkommen von 2.100 Euro und noch seltener auf
größere Familien, für die Wohnraum in den Metropolen
immer unerschwinglicher wird. Darüber hinaus entstehen
zunehmend auch soziale „Inselstrukturen“, wenn Grund-
stücke nur noch nach dem Höchstpreisprinzip vergeben
werden. Die Hessische Wohnungsbauministerin Priska
Hinz beschreibt dies so: „Bei dem derzeitigen geringen
Angebot an Bauflächen wird es immer schwieriger, durch
Bieterverfahren einen Grundstückspreis zu erzielen, der
preisgünstigen Wohnraum überhaupt zulässt.“

                                               Foto: iStock.com

                                   PolisVision 1/ 2018       5
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
Ein Quartier als Zuhause für Jung und Alt,                                                                  Instrument der integrierten Stadtentwicklung
          mit vielen Möglichkeiten der Begegnung                                                                      Unter dem steigenden Druck des Wohnraummangels hatte
          – auch das kann via Konzeptvergabe                                                                          die Landesregierung die „Allianz für Wohnen in Hessen“ ins
          bestimmt werden.                                                                                            Leben gerufen: Alle relevanten Akteure am Wohnungsmarkt
                                                                                                                      sollen hier gemeinsam Strategien für guten und bezahl-
                                                                                                                      baren Wohnungsbau entwickeln. Einer der Vorschläge ist
                                                                                                                      der Leitfaden „Grundstücksvergabe nach der Qualität von
                                                                                                                      Konzepten“, den der Bereich Integrierte Stadtentwicklung
                                                                                                                      der ProjektStadt formulierte und der Ende November 2017
                                                                                                                      im Rahmen einer Fachveranstaltung vorgestellt wurde.
                                                                                                                      Ministerin Priska Hinz würdigte das Kompendium als „ein
                                                                                                                      Instrument der integrierten Stadtentwicklung“, die Projekt-
                                                                                                                      leiter Ulrich Eckerth-Beege (ProjektStadt) und Alfred Bauer
                                                                                                                      (W2K Rechtsanwälte) stellten den Leitfaden im Detail vor.
                                                                                                                      Der Nachmittag war der Praxis gewidmet: Unter anderem
                                                                                                                      demonstrierte Manfred Ockel, Bürgermeister der Stadt

                                                                                                   Foto: iStock.com
                                                                                                                      Kelsterbach, das Vergabeverfahren für die dortige „Neue
                                                                                                                      Mitte“ (siehe Seite 10). Birgit Kasper vom „Netzwerk für
                                                                                                                      gemeinschaftliches Wohnen e. V.“ stellte ein Beispiel aus
                                                                                                                      Frankfurt vor.

                                                                                                                      Vergabe nach städtebaulichen und sozialen Prinzipien
»Spätestens nach Ende                                                                                                 „Das Spannende an der neuen Vergabepraxis ist, dass die
                                                                                                                      Leitlinien der Leipzig Charta (siehe Seite 11) in den Woh-
       der Dialogphase sollten                                                                                        nungsbaumarkt und in die Ausschreibungsverfahren über-
                                                                                                                      nommen werden“, erläutert Monika Fontaine-Kretschmer,
 Anregungen und Bedenken                                                                                              für die Stadtentwicklung zuständige Geschäftsführerin der

   der Bürger einfließen.«                                                                                            Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt.
                                                                                                                      „Anders ausgedrückt: Wir krempeln den Investorenmarkt
                                                                                                                      um.“ Die Kommunen seien ab sofort imstande, potenziellen
      M O N I K A F O N TA I N E - K R E T S C H M E R
                                                                                                                      Entwicklern für das jeweilige Projekt auch städtebauli-
      Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
                                                                                                                      che Erfordernisse, verträgliche Architektur, energetische
                                                                                                                      Exzellenz und sogar eine vernünftige soziale Durchmischung
                                                                                                                      vorzugeben.

                                                                                                                      Das europäische Baurecht erlaubt die Vergabe nach Konzept,
                                                                                                                      solange die Ausschreibungsrichtlinien eingehalten werden.
                                                                                                                      Die Unternehmensgruppe betreibe, so Fontaine-Kretschmer
                                                                                                                      weiter, unter dem Dach der ProjektStadt bereits seit der Jahr-
                                                                                                                      tausendwende integrierte Stadtentwicklung. Mit dem ersten
                                                                                                                      Wettbewerblichen Dialog, dem „Forum Hanau“, und später
                                                                                                                      mit zahlreichen vergleichbaren Vorhaben entwickelte der
                                                                                                                      Bereich den Werkzeugkoffer, der die Prinzipien des ganzheit-
                                                                                         Schon lange vor der          lichen Denkens bei der Vergabe kommunaler Grundstücke
                                                                                         eigentlichen Bauphase        übernimmt und auf dem jetzt auch der Leitfaden „Grund-
                                                                                         werden dank Konzept-         stücksvergabe nach der Qualität von Konzepten“ fußt.
                                                                                         vergabe die wesent-
                                                                                         lichen Charakteristika       Das Kompendium will das Ministerium als Handbuch für
                                                                                         einer städtischen            Städte und Gemeinden verstanden wissen. Ministerin Hinz
                                                                                         Weiterentwicklung            schreibt im Vorwort: „Die Kommunen bekommen damit ein
                                                                                         festgelegt.                  Instrument an die Hand, um nachhaltig an der Verbesserung
                                                                                                                      ihrer Quartiere zu arbeiten.“ Das Werk besteht aus drei
                                                                                                                      Teilen: Im ersten Part stellen die Autorinnen und Autoren
                                                                                                                      alle theoretischen und juristischen Themen rund um die
                                                                                                                      Konzeptvergabe dar, gefolgt von einigen Beispielen gelun-
                                                                                                                      gener Projektentwicklungen nach dem neuen Verfahren. Im
                                                                                                                      Anschluss hängen konkrete Checklisten und Arbeitspapiere
                                                                      Foto: iStock.com

                                                                                                                      an. Mit der praxisnahen Umsetzung des Leitfadens erhoffen
                                                                                                                      sich die Fachleute, die Vergabe kommunaler Flächen für
                                                                                                                      Kommunen effektiver zu gestalten. Marion Schmitz-Stadt-

6   PolisVision 1/ 2018
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
T I T E LT H E M A

                                                                                                                                   Gut besuchte Präsentation des
                                                                                                                                   neuen Leitfadens. Projektleiter
                                                                                                                                   Ulrich Eckerth-Beege (2. v. l.)
                                                                                                                                   stellte im Zuge der Veranstaltung
                                                                                                                                   das Kompendium im Detail vor.

                                                                                                              Foto: Joachim Keck
feld, Leiterin Integrierte Stadtentwicklung der ProjektStadt:                             Welche Vorteile eine Grundstücksvergabe nach Konzepten
„Wir können uns sehr gut vorstellen, dass diese Art der                                   hat und wie vielfältig die Aufgabenstellung der Gemeinde
Ausschreibung zum Standard wird. Wünschenswert wäre                                       sein kann, zeigt ein Studium der Beispiele im Anhang des
außerdem, dass das Land Förderprogramme wie die der                                       Leitfadens. In einem der aktuell projektierten Verfahren
Städtebauförderung zukünftig mit einer ‚Selbstverpflich-                                  etwa ist der Grundstückspreis nur noch eines von vielen
tung zur Konzeptvergabe‘ verknüpft.“                                                      Kriterien, denn in die abschließende Bewertung floss
                                                                Q U A L I TÄT D E R       der finanzielle Aspekt nur zu 20 Prozent ein. Marion
Transparente Vergabe von Grundstücken                             KO N Z E P T E          Schmitz-Stadtfeld: „Das muss man sich auf der Zunge
Das Verfahren selbst läuft, unabhängig von Größe und                                      zergehen lassen: Der Preis hatte weniger Gewicht als die
Komplexität des Vorhabens, in zwei Phasen ab. Zuerst               Nicht der gebotene     soziale Durchmischung und der Klimaschutz.“
erstellen die Verantwortlichen eine Projektbeschreibung,         Preis für Grundstücke,
mit der die städtebaulichen Ziele definiert werden. In diese      sondern die Qualität    Eine Konzeptvergabe kennt viele Gewinner
Darstellung des Vorhabens fließen alle vorliegenden rele-       des gesamten Konzepts     Auch rein privatwirtschaftliche Projektentwickler freun-
vanten Daten und Gutachten ein – Einzelhandelsgutachten,        prägen die Entscheidung   den sich – nach anfänglichen Vorbehalten – mit einer
Altlasten, archäologische Funde, um nur einige zu nennen.            für oder gegen       Konzeptvergabe immer mehr an. „Das liegt nicht zuletzt
Der zweite Teil, die Bewertungsmatrix, ist noch wichtiger,           einen Investor.      daran, dass Investoren bestens für die Prozesse der
sie spiegelt die Ziele der integrierten Stadtentwicklung wi-                              integrierten Stadtentwicklung in Deutschland aufgestellt
der. Darin muss die Stadt oder Gemeinde bereits zu Beginn                                 sind“, konstatiert Schmitz-Stadtfeld. Sie beherrschen die
der Ausschreibung festlegen, welche Kriterien mit welcher                                 notwendigen Technologien für energieeffizientes Bauen,
Gewichtung später über den Zuschlag entscheiden.                                          Kostenmanagement, alle Regeln eines menschenwürdigen
                                                                                          Städtebaus und auch die soziale Dimension. Und: „Jeder
Bei größeren Verfahren und solchen, die unter die europa-                                 professionelle Investor weiß, dass auch im sozialen Woh-
weite Ausschreibungspflicht fallen, bietet sich der Wettbe-                               nungsbau vernünftige Renditen stecken – aber nur, wenn
werbliche Dialog an. Bei kleineren Projekten können auch                                  der Grundstückspreis stimmt!“
andere Zuschlagsverfahren wie etwa die „Anhandgabe“
angewandt werden. Auch wenn im Leitfaden Bürgerbetei-                                     Der Leitfaden „Grundstücksvergabe nach der Qualität
ligung nicht als obligatorischer Baustein beschrieben wird:                               von Konzepten“ kann unter diesem Link angefordert und
Sie empfiehlt sich doch. „Der Anwohner ist der Experte für                                heruntergeladen werden:
sein Wohngebiet“, erläutert Monika Fontaine-Kretschmer.                                   https://www.hessen.de/presse/infomaterial/12/
„Spätestens nach Ende der Dialogphase sollten Anregungen                                  grundstuecksvergabe-nach-der-qualitaet-von-konzepten
und Bedenken der Bürger einfließen.“ Das biete die Chance,
den Leitgedanken der integrierten Planung auch bei der
                                                                                                Marion Schmitz-Stadtfeld
Projektentwicklung zu verwirklichen – ein vielfach bewähr-                                      Leiterin Integrierte Stadtentwicklung ProjektStadt
tes Procedere, das mittlerweile auch Investoren überzeugt.                                      T 069. 6069-1142, marion.schmitz-stadtfeld@nh-projektstadt.de

                                                                                                                                                   PolisVision 1/ 2018   7
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
Durch Vorgaben der
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                                                              auch gemeinwirtschaftliche
                                                              Ziele verwirklicht werden.

                                                                                                                                         Foto: iStock.com
S TAT E M E N T

                                                                                                                      Foto: iStock.com
Konzeptvergaben senken Baulandpreise

Die Baulandpreise in den Ballungszentren sind in den letz-
ten Jahren kontinuierlich angestiegen. Schuld daran ist der
Wettbewerb um knappe Grundstücke. Die Hessische Lan-
desregierung fördert in vielfältiger Weise die Errichtung
angemessenen und günstigen Wohnraums. Hierzu wurde
ein „Masterplan Wohnen“ erarbeitet, der unter anderem
                                                                                     Auch die Beteiligung an Kosten
die Fördermittel des Wohnungsbaus bis 2020 auf über 1,7
                                                                                     für Kitas und Schulen ist ein
Milliarden Euro aufstockt. In diesem haben wir auch das
                                                                                     Vorteil der Konzeptvergabe.
Instrument der Konzeptvergabe verankert, für das jetzt
der Leitfaden „Grundstücksvergabe nach der Qualität von
Konzepten“ vorliegt. Neben dem Vorteil einer Dämpfung
des Grundstückspreises werden mit diesem Verfahren auch
Vorstellungen der Stadtentwicklung in ein Bieterverfahren
aufgenommen. Durch Vorgaben der Grundstückseigentü-
mer können so auch gemeinwirtschaftliche Ziele ver-
wirklicht werden. Die Hessische Landesregierung möchte
Kommunen und kommunale Institutionen mit diesem
Leitfaden ermuntern, mehr Grundstücke nach Konzepten
zu vergeben.

                  PRISKA HINZ
                  Hessische Ministerin für Umwelt,
                  Klimaschutz, Landwirtschaft und
                  Verbraucherschutz
                  Foto: HMUKLV / S. Feige

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PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
T I T E LT H E M A

     »Wir haben endlich ein
        rechtssicheres Verfahren, in dem
die Qualität von Städtebau und Architektur
     über den Preis gestellt wird.«
                           M A R I O N S C H M I T Z- S TA DT F E L D
                           Leiterin Integrierte Stadtentwicklung
                           ProjektStadt

                           INTERVIEW                                                   eine hohe Gleichzeitigkeit und – professionell gehand-
                                                                                       habt – eine gute Kommunikationssteuerung. Dadurch ist
                           Das Ende des „Briefmarkendenkens“                           es letztendlich auch ein schnelles und wirtschaftliches
                                                                                       Vorgehen. Alle Schritte sind zudem verfahrensrechtlich
                           Wann sollte eine Gemeinde über eine Vergabe nach            konsistent.
                           Konzept nachdenken und welche Vorteile bietet
                           dieses vom Land Hessen favorisierte Procedere?              POLISVISION: Weitere Vorteile aus Ihrer Sicht?
                           Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin Integrierte              SCHMITZ-STADTFELD: Ganz klar das „political en-
                           Stadtentwicklung der ProjektStadt, beantwortet              gineering“: Sie können die Ideen und Ziele der politisch
                           die wichtigsten Fragen.                                     Verantwortlichen, der Gremien sowie die Wünsche der
                                                                                       Bürger und die Belange von Interessengruppen bereits in
                           POLISVISION: Frau Schmitz-Stadtfeld, wann ist aus Ihrer     der Projektbeschreibung einbinden. Damit ist sicherge-
 AUSSCHREIBE-              Erfahrung heraus eine Vergabe nach Konzept angezeigt?       stellt, dass ökologische neben sozialen Aspekten, wie der
  V E R FA H R E N         SCHMITZ-STADTFELD: Wir haben hier endlich ein               Mietermix im Quartier, Wirtschaftlichkeit und mit großer
                           rechtssicheres Verfahren, in dem die Qualität von Städ-     Priorität auch Städtebau und Architektur bereits in der
  Die Konzeptvergabe       tebau und Architektur über den Preis gestellt wird. Wenn    Ausschreibung fest verankert sind.
 trägt die Maximen der     ein Projekt ein Volumen von 5,548 Millionen Euro oder
 Leipzig Charta und die    mehr umfasst oder wenn die öffentliche Hand innerhalb       POLISVISION: Gibt es auch Vorteile für Investoren?
  Ziele der integrierten   des Vorhabens einen Bauauftrag vergibt, müssen sie es       SCHMITZ-STADTFELD: Für privatwirtschaftliche Pro-
Stadtentwicklung in den    nach geltendem Recht europaweit ausschreiben. Na-           jektentwickler werden auch Objekte interessant, die sie
    Investorenmarkt.       türlich machen auch Konzeptvergaben unterhalb dieses        früher nicht beachtet hätten. Auch der Wohnungsbau für
                           Schwellenwertes Sinn. Die Faustformel lautet: Immer,        einkommensschwächere Haushalte wird jetzt attraktiv: Je
                           wenn die Kommune für ihre Stadt integrierte Interessen      weniger sie für ein Grundstück bezahlen müssen, desto
                           verfolgt – ökologische, städtebauliche, infrastrukturelle   mehr reizt die sichere Rendite. Die meisten Investoren
                           und soziale –, ist eine Ausschreibung nach Konzept die      beginnen auch, sich mit dem Wettbewerblichen Dialog
                           erste Wahl.                                                 anzufreunden: Das ist ein straffes, robustes und rechts-
                                                                                       sicheres Verfahren. Am Ende kann der Gewinner sofort
                           POLISVISION: Worin liegt der Vorteil für Kommunen?          loslegen, weil alle Verträge und Eventualitäten schon
                           SCHMITZ-STADTFELD: Wichtig ist, dass wir die Ziele          im Verlauf mitverhandelt wurden. Außerdem liegen alle
                           der integrierten Stadtentwicklung und die Maximen der       Gutachten vor, die Bürger wurden sorgfältig eingebunden.
                           Leipzig Charta über die Ausschreibeverfahren und die        So eine gute Vorbereitung hat der Investor im Normalfall
                           Bewertungskriterien nun auch in den Investorenmarkt         nicht – schon gar nicht in dieser Qualität, Präzision und
                           bringen. Ebenso entscheidend: Städtebauliche Maßgaben       auch nicht in dieser Akzeptanz.
                           können jetzt auch bei einzelnen Bauvorhaben einbezogen
                           werden – das „Briefmarkendenken“ hat damit ein Ende.        POLISVISION: Frau Schmitz-Stadtfeld, wir danken Ihnen
                           Die Initiative verbleibt stets bei der Kommune.             für dieses Gespräch.

                           POLISVISION: Ist der Prozess nicht aufwendiger?
                           SCHMITZ-STADTFELD: Das hängt natürlich vom Einzel-
                                                                                                         MARION
                           fall ab. Ein Verfahren wie der Wettbewerbliche Dialog ist
                           zwar komplex, der Vorteil liegt aber in der Stringenz des                     S C H M I T Z- S TA D T F E L D
     Foto: iStock.com

                           klar strukturierten Dialogs. In Friedrichsdorf etwa haben                     Leiterin Integrierte Stadtentwicklung
                           wir ein 150 Millionen-Euro-Verfahren inklusive Bürgerbe-                      ProjektStadt
                           teiligung in zwölf Monaten realisiert. Das Procedere hat                      Foto: Walter Vorjohann

                                                                                                                                  PolisVision 1/ 2018   9
PolisVision # 1.18 AUSGABE 1/2018 - hd s - agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit
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                                                                                    Rund 27 Millionen Euro hat die Investorengruppe
                                                                                    Konzeptbau Betreuungsgesellschaft mbH in die
                                                                                    neue Stadtmitte Kelsterbachs investiert. Dort nun
Foto: Marc Strohfeldt

                                                                                    integriert: ein Lebensmittelmarkt, die Kreisspar-
                                                                                    kasse, ein Café sowie ein Pflegedienst.

                        INTERVIEW                                                   POLISVISION: Was waren die wesentlichen Kriterien,
                                                                                    nach denen der Investor den Zuschlag bekam?
                        Klare Zielvorgaben für den Investor                         OCKEL: Wir hatten insgesamt sechs Kriterien für die
                                                                                    Bewertung der eingereichten Angebote definiert. Neben
                        Fragen an Manfred Ockel,                                    der „Wirtschaftlichkeit“ war uns die „vertragliche Siche-
                        Bürgermeister der Stadt Kelsterbach                         rung“ zur Umsetzung der Planungen gleichbedeutend.
                                                                                    Annähernd gleichgewichtig zu diesen beiden Kriterien
                        POLISVISION: Herr Ockel, Sie haben sich bei der Aus-        bildeten die Gestaltungsvorschläge zum „integrierten
                        schreibung für die „Neue Mitte“ für ein Vergabeverfahren    Städtebau“ aber auch ökologische Aspekte und Erschlie-
                        nach Konzept entschieden, gesteuert vom Fachbereich         ßungsthemen weitere Entscheidungskriterien.
                        Integrierte Stadtentwicklung der ProjektStadt. Was sind
                        aus Ihrer Sicht die Vorteile dieses Instruments?            POLISVISION: Welchen Rat geben Sie Amtskollegen,
                        OCKEL: Mit dem Instrument der Konzeptvergabe konnte         die mit dem Gedanken spielen, ein Projekt so zu ver-
                        die Stadt ihre Ziele für eine „Neue Mitte“ gemeinsam mit    geben?
                        einer Investorengemeinschaft realisieren. Im Gesamter-      OCKEL: Es muss nach meiner Auffassung zwischen den
                        gebnis wurde mit aktiver Begleitung der kommunalen          politisch verantwortlichen Akteuren in einer Kommune
                        Entscheidungsträger, weiteren externen Beratern und         Einigkeit über die Zielsetzung des Vergabeverfahrens
                        der Einwohnerschaft das bestmögliche Angebot für die        bestehen. Wenn die für ein Vorhaben erforderlichen
                        Aufgabenstellung erzielt. Das Verfahren stellt weitgehend   kommunalen Grundstücke nicht allein zum Höchstgebot
                        sicher, dass das Projekt in der Form, wie es beschlossen    verkauft werden sollen, sondern die Kommune Rechtssi-
                        wurde, zügig umgesetzt werden kann, da alle relevanten      cherheit haben möchte, dass der gemeinsam erarbeitete
                        Vertragswerke vorher abgestimmt wurden.                     Entwurf mit seinen festgelegten Nutzungen auch so
                                                                                    umgesetzt wird, dann lohnt sich die Konzeptvergabe
                        POLISVISION: Welche Aufgaben sollte der Investor erfül-     auf jeden Fall.
                        len, der das Vorhaben umsetzen soll?
                        OCKEL: Wir haben die Investoren vor klare Zielaufgaben      POLISVISION: Herr Ockel, wir danken Ihnen für dieses
                        und Bewertungsgrundsätze gestellt. Sie müssen aber          Gespräch.
                        die grundsätzliche Bereitschaft mitbringen, dass mit
                        beträchtlichem Aufwand die Planung mit allen Akteuren
                        besprochen und auch weiterentwickelt wird. Die Konzept-
                        vergabe bedingt auch, dass die Wettbewerbsteilnehmer
                                                                                                            MANFRED
                        bereit sind, in einen frühen Dialog mit Vertretern der
                                                                                                                                                  Foto: iStock.com

                        Kommune zu treten, um sie mit deren Wünschen und                                    OCKEL
                        Vorstellungen auch konkret und verbindlich mit Vertrags-                            Bürgermeister der Stadt Kelsterbach
                        werken in Einklang zu bringen.                                                      Foto: Stadt Kelsterbach

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T I T E LT H E M A

Basis: Leipzig Charta

Der Leitfaden „Grundstücksvergabe nach der Qualität von Konzepten“ fußt auf den Prinzipien der Leipzig
Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt vom Mai 2007. Ein europaweites Ministertreffen hatte damals
eine umfangreiche Willenserklärung für eine integrierte, ökonomische, ökologische und soziale Stadtent-
wicklung verabschiedet. Unterstützt werden alle Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung. Hierzu
zählen: wirtschaftliche Prosperität, sozialer Ausgleich, Umweltschutz sowie kulturelle und gesundheitliche
Erfordernisse. Auf Dauer können Städte ihre Funktion als Träger gesellschaftlichen Fortschritts und wirt-
schaftlichen Wachstums nur wahrnehmen, wenn die soziale Balance innerhalb und zwischen den Städten
aufrechterhalten, ihre kulturelle Vielfalt ermöglicht und eine hohe gestalterische, bauliche und ökologische
Qualität geschaffen wird. Das gelingt nur mit einer integrierten Stadtentwicklungspolitik. Die Einbeziehung
der wirtschaftlichen Akteure, Interessengruppen und der Öffentlichkeit sind hierbei unabdingbar – sei es
bei der Herstellung und Sicherung qualitätvoller öffentlicher Räume, der Modernisierung der Infrastruktur-
netze und der Steigerung der Energieeffizienz. Darüber hinaus fordern die Charta-Verfasser eine kompakte
Siedlungsstruktur und eine aktive Innovations- und Bildungspolitik. Besondere Aufmerksamkeit sollen
Verantwortliche den benachteiligten Stadtquartieren widmen. Dort bestehende Defizite könnten durch eine
gut konzipierte soziale Wohnraumpolitik ausgeglichen werden.

                                                              Dank Konzeptvergabe sind Kommunen in der
                                                              Lage, potenziellen Projektentwicklern auch städte-
                                                              bauliche Erfordernisse, verträgliche Architektur,
                                                              energetische Exzellenz wie auch eine gute soziale
                                                              Durchmischung vorzugeben.

                                                                                            PolisVision 1/ 2018    11
TA G U N G I M D E U T S C H E N A R C H I T E K T U R M U S E U M

                           Mehr Chancen für Wohnprojekte                                                       Kommunen bei der Mobilisierung von Grundstücken
                                                                                                               unterstützen und so auch die Chancen für derartige
                           Die Vergabe nach Konzepten eröffnet auch gemein-                                    Gemeinschaftsprojekte verbessern.
                           schaftlichen Wohninitiativen bessere Chancen – wie
                           eine Tagung im Deutschen Architekturmuseum unter                                    Wulfila Walter, Referat Wohnungswesen im Hessischen
                           Beweis stellte.                                                                     Umweltministerium, setzte sich für die Festschreibung
                                                                                                               der Verkaufspreise nach gutachterlich ermittelten
                           Steigende Bodenpreise verbauen besonders alternativen                               Werten ein, dann stehe „das Konzept zu 100 Prozent
                           Wohnkonzepten zunehmend die Chance, aus ihrer Idee ein                              im Vordergrund“. Der Frankfurter Planungsdezernent
       Das Deutsche        konkretes Projekt zu machen. Daher hat der Fachbereich                              Mike Josef ist überzeugt, dass sich „durch die Konzept-
 Architekturmuseum, in     Integrierte Stadtentwicklung der ProjektStadt in Koope-                             vergabe in den städtischen Quartieren mehr Vielfalt“
 unmittelbarer Nachbar-    ration mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM)                                    entwickelt. Dr. Gerd Kuhn, Universität Stuttgart, brach
  schaft zum Stammsitz     bereits 2015 das Pilotprojekt „Bauen und Wohnen in                                  mit seiner These „Integration benachteiligter Grup-
der Unternehmensgruppe,    Gemeinschaft“ ins Leben gerufen. Nach einer Ausstellung                             pen ist dort eine Selbstverständlichkeit“ eine Lanze
     ist immer wieder      zum Thema, intensiver Netzwerkarbeit, Experten-Hearings                             für Wohnprojekte. Die Koordinatorin des Netzwerks
     ein kompetenter       und Informationsveranstaltungen wurden Ende Novem-                                  Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen, Birgit Kasper,
  Kooperationspartner.     ber erste Ergebnisse dieses Engagements auf der Tagung                              ist sich sicher, dass sich die Vergabe von Grundstücken
                           „Bauen und Wohnen in Gemeinschaft – kommunale                                       an Projekte rechnet: „Die Nachbarschaft, die hierbei
                           Lösungswege zur Beförderung des gemeinschaftlichen                                  entsteht, ist die Rendite.“ Alle Teilnehmer begrüßten
                           Wohnens“ vorgestellt und diskutiert.                                                ausdrücklich den Leitfaden „Grundstücksvergabe nach
                                                                                                               der Qualität von Konzepten“, der am Tag zuvor offiziell
                           Das Podium war hochkarätig besetzt: Dr. Beatrix Tappeser,                           vorgestellt worden war.
                           Staatssekretärin im für Stadtentwicklung zuständigen
                           Umweltministerium, merkte in ihrem Eröffnungsstatement                              Zum Abschluss der Tagung präsentierten sich zwei Ini-
                           an, dass solche Wohnprojekte „positive Impulse in den                               tiativprojekte, die von der Kooperation zwischen DAM
                           Stadtteil transportieren“. Monika Fontaine-Kretschmer,                              und ProjektStadt auf den Weg gebracht worden waren.
                           Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische
                           Heimstätte/Wohnstadt, diagnostizierte „fehlenden be-
                                                                                                                     Vera Neisen
                           zahlbaren Baugrund“ als das größte Problem. Die kürzlich                                  Projektleiterin ProjektStadt
                           gegründete „Bauland-Offensive Hessen“ werde deshalb                                       T 069. 6069-1154, vera.neisen@nh-projektstadt.de

                                                                                                               Das Interesse für das Thema
                                                                                                               gemeinschaftliches Wohnen ist groß –
                                                                                                               die Veranstaltung im DAM war daher
                                                                                                               auch gut besucht.
                                                                                       Foto: Andrea Saalmann

12   PolisVision 1/ 2018
T I T E LT H E M A

Gegen die Preisspirale

Der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Boden ist
neben der Bedeutung für die Umwelt eine wichtige Frage der
sozialen Gerechtigkeit. Beim derzeitigen Wettbewerb um die
knappen Grundstücke werden Preise geboten, die weder günstige
Mieten noch soziale und bürgerschaftliche Projekte zulassen. Die         »Die Rendite ist
Konzeptvergabe durchbricht diese Preisspirale und gibt Städten
und Gemeinden ein Instrument an die Hand, immer höhere Preise
                                                                               die Nachbarschaft.«
zu verhindern. Gleichzeitig können hierdurch das Gemeinwesen
                                                                             BIRGIT KASPER
und die Quartiersentwicklung gestärkt werden.                                Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e. V.

              D R . B E AT R I X TA P P E S E R
              Staatssekretärin im Hessischen Ministerium
              für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft
              und Verbraucherschutz
              Foto: HMUKLV / S. Feige
                                                                       Beste Beispiele aus Deutschland und Europa

                                                                       Es entstanden in den letzten Jahren gemeinschaftliche Wohnpro-
                                                                       jekte, die nicht bloß Altes fortführten, sondern Neues schafften.
Konzeptvergabe stützt die                                              Projekte wie die Kalkbreite in Zürich oder WagnisArt in München
Forderungen Frankfurts                                                 streben ein soziales, ethnisches und wohnkulturelles Miteinander an.
                                                                       Es geht bei diesen Projekten um die Einbeziehung und Anerkennung
Wir wollen die wachsende Stadt gemeinwohlorientiert gestalten          des kulturell und sozial Anderen in einer Gemeinschaft. Aufgrund
und bezahlbaren Wohnraum schaffen. So fordern wir in allen Gebie-      veränderter Familien- und Haushaltsstrukturen gewinnen Nachbar-
ten, die wir entwickeln, 30 Prozent geförderten Wohnungsbau; für       schaften zudem an Bedeutung. Neue Wohnprojekte schaffen die
alle städtischen Flächen setzen wir 15 Prozent für genossenschaftli-   hierfür erforderlichen Räume und ermöglichen Wohnvielfalt.
ches und gemeinschaftliches Wohnen fest, die wir über Konzeptver-
gaben aktivieren. Der Hebel für bezahlbares Wohnen ist ein Grund-                      DR. GERD KUHN
stücksmarkt, der sich nicht ausschließlich auf den Meistbietenden                      Universität Stuttgart,
konzentriert, sondern das beste Konzept berücksichtigt.                                Institut Wohnen und Entwerfen (IWE)
                                                                                       Fachgebiet Architektur- und Wohnsoziologie
                                                                                       Foto: Dr. Gerd Kuhn
               MIKE JOSEF
               Planungsdezernent
               der Stadt Frankfurt am Main
               Foto: Stadt Frankfurt am Main
                                                                       Studie: Hessenweite
                                                                       Beratungsstelle erforderlich

                                                                       Immer mehr Menschen planen ihre Nachbarschaft und bauen oder
Kreative Bieter                                                        mieten ihr Mehrfamilienhaus gemeinsam. Das Netzwerk Frankfurt für
                                                                       gemeinschaftliches Wohnen e. V. berät und unterstützt 68 Wohnini-
Die Konzeptvergabe hat sich vielfach bewährt. Sowohl sehr große        tiativen mit einer von der Stadt geförderten Koordinationsstelle. Vom
Projekte als auch kleinere Grundstücksentwicklungen profitieren        Verein werden auch bundesweit beachtete Impulse fürs Konzept-
von der Kreativität der Bieter und ihrer Konzepte in einem Wettbe-     verfahren für gemeinschaftliche Wohnprojekte gesetzt. Zudem
werb der Ideen. Der Leitfaden zur „Grundstücksvergabe nach der         hat das Netzwerk eine Studie erstellt, in der 21 Kommunen der
Qualität von Konzepten“ gibt allen Kommunen das notwendige             Rhein-Main-Region zu neuen Bedarfen befragt wurden. Ein Ergeb-
Instrumentarium an die Hand, eine solche Vergabe erfolgreich           nis: Eine mit Frankfurt vergleichbare Beratungsstelle für die Region
durchzuführen.                                                         beziehungsweise hessenweit wird als dringend nötig erachtet.

              W U L F I L A W A LT E R                                                 BIRGIT KASPER
              Hessisches Ministerium für Umwelt,                                       Leiterin der Koordinations- und Beratungsstelle
              Klimaschutz, Landwirtschaft und                                          Netzwerk Frankfurt für
              Verbraucherschutz, Referat Wohnungswesen                                 gemeinschaftliches Wohnen e. V.
              Foto: Andrea Saalmann                                                    Foto: Steffen Matthes

                                                                                                                              PolisVision 1/ 2018      13
UNTERNEHMEN

NEUES CORPORATE DESIGN

Marke mit Profil
Die gesamte Unternehmensgruppe erhält ein neues Corporate Design.
Löwe und Quartiersgrundriss werden zukünftig den Konzerntöchtern
und -marken vorangestellt.

W
             er von den Besuchern genau hingeschaut hat,              UNTER                           Konzernübergreifender Auftritt
             konnte es am Stand auf der internationalen            EINEM DACH                         Ziel des neuen Erscheinungsbildes ist es, konzernüber-
             Immobilienmesse Expo Real im Oktober 2017 in                                             greifend mehr Zusammengehörigkeit auszustrahlen. Das
München schon entdecken: Der neue Markenauftritt der            Die stilistische Darstellung          ist eine logische Konsequenz, da die Unternehmensgrup-
Unternehmensgruppe war bereits Bestandteil des ebenfalls         eines Daches zieht sich              pe in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Sie tritt in
neu designten Messestands. Die wichtigsten Neuerungen           als verbindendes Element              einem wachsenden und differenzierten Markt mit einer
im Corporate Design des Konzerns: Die bekannten Bildele-         durch alle Publikationen.            Reihe unterschiedlicher Marken und Erscheinungsbilder in
mente Löwe und Quartiersgrundriss werden in Zukunft je-                                               der Öffentlichkeit auf – von der Immobilienbewirtschaf-
der Konzernmarke vorangestellt. Damit entfällt die bislang                                            tung über die ProjektStadt und die MET Medien-Ener-
rein optisch gezogene Trennlinie zwischen Nassauischer                                                gie-Technik bis hin zur jüngsten Konzerntochter, der
Heimstätte und Wohnstadt. Neu hinzugekommen ist die                                                   Bauland-Offensive Hessen.
stilisierte Darstellung eines Daches, das sich als verbinden-
des Element zukünftig durch alle Publikationen, Internet-                                             Farben erleichtern Differenzierung
auftritte, Anzeigen und Geschäftsausstattungen sämtlicher                                             Die deutlichsten Änderungen in der Außendarstellung
Unternehmenstöchter und -marken ziehen wird.                                                          betrifft die Unternehmensbereiche Akquisition, Pro-
                                                                                                      jektentwicklung und Vertrieb sowie Neubau. Sie treten
                                                                                                      nicht mehr unter der Marke ProjektStadt auf, sondern
                                                                                                      firmieren durchgängig mit dem Logo der Unterneh-
                                                                                                      mensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt. Der
                                                                                                      Hintergrund dieser Entscheidung war der Wunsch, die
                                                                                                      Außenwahrnehmung des Konzerns durch eine einheitliche
                                                                                                      Verwendung der Kernmarke zu stärken. Ausschließlich die
                                                                                                      Stadtentwicklung tritt weiterhin mit ihren eingeführten
                                                                                                      Marken ProjektStadt – ohne das Kürzel NH – und der
                                                                                                      Bauland-Offensive Hessen auf. Die Unterscheidbarkeit
                                                                                                      der Einzelmarken erfolgt weiterhin durch die bekannten
                                                                                                      Farben: Blau für die Unternehmensgruppe Nassauische
                                                    a                                                 Heimstätte/Wohnstadt, Grün für die ProjektStadt, Rot
                                                                                                      für die MET Medien-Energie-Technik und Orange für die
                                                    a                                                 Bauland-Offensive Hessen.
                                                                                  Abbildung: UGNHWS

                                                    a                       a
                                                                                                            Jens Duffner
                                                    a                                                       Leiter Unternehmenskommunikation,
                                                                                                            T 069. 6069-1321, jens.duffner@naheimst.de

14     PolisVision 1/ 2018
UNTERNEHMEN

INTERVIEW

Neu im Team:
Markus Eichberger

Markus Eichberger ist seit Oktober 2017 Leiter des
Unternehmensbereichs Stadtentwicklung und startete
sein Engagement bei der Unternehmensgruppe mit der
Teilnahme an der Expo Real in München. Zuvor leitete
er viele Jahre das Stadtplanungsamt in Offenbach –
einer der Rhein-Main-Standorte, der seit geraumer
Zeit durch stetige Weiterentwicklung und eine einher-
gehende Aufwertung charakterisiert ist.

                                                                    Foto: Walter Vorjohann

                           POLISVISION: Herr Eichberger, was hat Sie an Ihrer
                           neuen Tätigkeit besonders gereizt?                                »Was mich zum Wechsel zur Unternehmens-
                                                                                             gruppe bewogen hat, ist die breitgefächerte
                           EICHBERGER: Es war sehr erfüllend, aktiv an der
                           aufstrebenden Entwicklung Offenbachs in den letzten               Aufgabenstellung der ProjektStadt.«
                           Jahren teilzuhaben. Was mich zum Wechsel zur Unter-
     REIZVOLLE             nehmensgruppe bewogen hat, ist die große Bandbreite
      AUFGABE              der Stadtentwicklungsthemen, die von den unterschied-             POLISVISION: Ein Rückblick im Zeitraffer:
                           lichen Rahmenbedingungen der betreuten Kommu-                     Wo lagen in den ersten Monaten Ihre Prioritäten?
    Markus Eichberger      nen geprägt ist. Dabei bewegen wir uns mit unserer
     schätzt die große     Arbeit oftmals in variierenden Spannungsfeldern wie               EICHBERGER: Wir haben mit dem Leitfaden zur Konzept-
   Bandbreite der Stadt-   Wachstum versus Schrumpfung, Dorf versus Großstadt,               vergabe und der Bauland-Offensive Hessen zwei wichtige
   entwicklungsthemen      Metropolregion versus ländlicher Raum. Für diese                  Bausteine der „Allianz für Wohnen“ in Hessen entwickelt.
     der ProjektStadt.     vielfältigen Bedarfe die jeweils passenden Strategien             Diese Instrumente können Städte und Gemeinden nutzen,
                           und Konzepte zu erarbeiten und parallel das Instrumen-            um dem enormen Wohnungsdruck in den Ballungsräumen
                           tarium inhaltlich weiterzuentwickeln, ist eine Aufgabe,           zu begegnen. Es gilt nun, möglichst schnell und mög-
                           die mich sehr gereizt hat. Hinzu kommt: Ich kenne die             lichst breit über dieses Instrumentarium zu informieren
                           Unternehmensgruppe bereits einige Jahre und weiß,                 und die für die Stadtentwicklung resultierenden Chancen
                           dass hier Stadtentwicklung auf sehr hohem Qualitäts-              aufzuzeigen.
                           niveau betrieben wird. Diese hohen Standards gilt es zu
                           wahren und weiterzuentwickeln.                                       F O RT S E T Z U N G S I E H E F O LG E S E I T E

                                                                                                                                                    PolisVision 1/ 2018   15
UNTERNEHMEN

     F O RT S E T Z U N G I N T E R V I E W

Gleichzeitig war es mir wichtig, mich über die Projekte in
ganz Hessen, in Thüringen und den angrenzenden Bun-
desländern, in denen wir tätig sind, zu informieren und
deren besondere Problemlagen und Aufgabenstellungen
kennenzulernen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für
                                                                    ERNST-MAY-PREIS 2017
mich, um die lokalen Bedürfnisse erfassen zu können.
Wir sind ja an mehreren Standorten präsent, kennen die
unterschiedlichen Bedarfe und können obendrein schnell
„vor Ort“ sein.
                                                                    Flexibles Wohnen
»Ich kenne die Unternehmensgruppe
bereits einige Jahre und weiß, dass
                                                                    in Frankfurt
hier Stadtentwicklung auf sehr hohem
Qualitätsniveau betrieben wird.«                                    Ernst-May-Preis 2017 an Studierende der
                                                                    TU Darmstadt vergeben: Siegerentwürfe
                                                                    überzeugen durch hohe Funktionalität und
POLISVISION: Sie haben kürzlich in einem
Interview den Satz geäußert: „Stadtentwicklung ist                  raffinierte Grundrisse.
keine Mathematik mit nur einer zulässigen Lösung.“
Würden Sie diese Sentenz unseren Lesern näher
erläutern?

EICHBERGER: Auf die Stadtentwicklung wirken un-
terschiedlichste Aspekte ein. Diese zusammenzuführen                Bei der Preisverleihung (v. l. n. r.): Mike Josef (Planungsdezernent Stadt Frankfurt),
und in eine sinnvolle Beziehung zueinander zu stellen,              Monika Fontaine-Kretschmer (Geschäftsführerin Nassauische Heimstätte, Jury),
ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die eine Abwägung der              Christian Eckes (1. Preis), Nathalia Nehm (1. Preis), Ulrich Müller (1. Preis),
Belange erfordert. Je nachdem, was stärker gewichtet                Prof. Dr. Elli Mosayebi (TU Darmstadt, Jury), Martin Hunscher (Leiter Stadtplanungsamt
wird, ergeben sich viele verschiedene Lösungen.                     Frankfurt, Jury), Dennis Hofmann (Nassauische Heimstätte, Jury), David Hunter (1. Preis),
                                                                    Dorothee Glaab (Sonderpreis), Eva Mitterwieser (TU Darmstadt), Christine Sattler
                                                                    (Sonderpreis), Lena Unger (TU Darmstadt) und Claudia Meixner (Architektin, Jury).

»Stadtentwicklung ist keine Mathematik
mit nur einer zulässigen Lösung.«

Grundsätzlich sehe ich es so, dass es dabei nie die einzig
richtige gibt, sondern vielmehr bessere und schlechtere.
Darunter können auch mehrere gute verfolgenswerte
Lösungen sein, zwischen denen man sich entscheiden
muss. Um dabei die jeweils Passende zu identifizieren,
bedarf es des Austauschs mit allen Beteiligten: Bürgern,
Politik und Verwaltung, sehr guter Ortskenntnisse und
Erfahrung aus anderen Prozessen. Am Ende ist es die
Aufgabe des Planers, in seiner Rolle als kompetenter
Dienstleister den Entscheidungsträgern eine belastbare
Grundlage zu liefern, die alle Chancen und etwaige
Schwächen aufzeigt.

         Markus Eichberger
         Leiter Unternehmensbereich Stadtentwicklung ProjektStadt
         T 069. 6069-1507, markus.eichberger@nh-projektstadt.de

16       PolisVision 1/ 2018
PLATZ 1                                                   PLATZ 1                                                SONDERPREIS
   Der Entwurf von Nathalia Nehm                             Der Solitär von Christian Eckes                        Die Arbeit von Dorothee Glaab
   und Ulrich Müller.                                        und David Hunter.                                      und Christine Sattler.

                                    D
                                             ie Bevölkerung wächst, die Wohnungsmärkte            2.000 Euro erhielten Nathalia Nehm und Ulrich Müller
                                             sind angespannt, bebaubare Grundstücke rar und       für ihren Entwurf, der sehr überzeugend durchgearbeitet

                              14.            teuer. Mit dem steigenden Bedarf nach bezahlba-
                                    rem Wohnraum und sich verändernden Lebensmodellen
                                    werden vermehrt anpassungsfähige und nutzungsoffene
                                                                                                  und „sehr nah an der Realisierbarkeit“ sei, so die Jury.
                                                                                                  Durch die hohen Räume im Erdgeschoss biete er vielfäl-
                                                                                                  tige Nutzungen auch für das umgebende Quartier an.
                                    Räume für den Wohnungsbau gesucht. Dabei müssen               Ebenfalls 2.000 Euro bekamen Christian Eckes und David
                                    einfachste Fragen neu gestellt werden: Wozu wird ein Zim-     Hunter für ihren entworfenen Solitär, der durch eine hohe
    VERLEIHUNG                      mer tatsächlich gebraucht? Gibt es einen Zusammenhang         Funktionalität und eine kluge Raumstruktur überzeugte.
E R N S T- M AY- P R E I S
                                    zwischen der Größe einer Wohnung und der Größe der            Der mit 1.000 Euro dotierte Sonderpreis ging an Doro-
                                    Küche? Welchen Stellenwert haben sogenannte Neben-            thee Glaab und Christine Sattler, die zwar ein richtig gut
  Ernst May (1886 bis 1970),
                                    räume wie Badezimmer, Toiletten und Abstellkammern?           durchdachtes Konzept vorgelegt hatten, in dem sich jeder
Architekt und Honorarprofes-
                                    Genau mit dieser Aufgabe sahen sich Studierende der           Wohntraum verwirklichen lässt, es besitze aber nicht die
sor der TU Darmstadt, prägte
                                    TU Darmstadt beim Ernst-May-Preis 2017 konfrontiert,          gleiche durchgehende Qualität in allen Aspekten wie die
in der Zeit von 1925 bis 1930
                                    der seit 1988 von der Unternehmensgruppe Nassauische          anderen Arbeiten.
    das „Neue Frankfurt”.
                                    Heimstätte/Wohnstadt ausgelobt wird.
                                                                                                  „Es wurden wieder viele bemerkenswerte Lösungs-
                                    Konkret sollten sie einen Wohnungsbauentwurf für die          vorschläge erarbeitet“, so das Fazit von Monika Fontaine-
                                    Fläche in der Adolf-Miersch-Straße in Frankfurt-Niederrad     Kretschmer, Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe
                                    skizzieren, auf der temporär der Wohnwürfel Cubity steht.     Nassauische Heimstätte/Wohnstadt. „Wir freuen uns, mit
                                    Besonders knifflig: Die Teilnehmer sollten sich nicht an      unserem Preis dazu beizutragen, junge Nachwuchstalen-
                                    konventionellen Wohngrößen (durchschnittlich 45 Qua-          te zu fördern und neue Denkansätze in die Diskussion
                                    dratmeter pro Person) orientieren, sondern pro Bewohner       einbringen zu können.“
                                    maximal 25 Quadratmeter einplanen.

                                                                                                         Dennis Hofmann
                                    Großer Charme, räumliche Vielfalt und                                Referent der Technischen Geschäftsführerin
                                    kluge Raumstruktur                                                   T 069. 6069-1111, dennis.hofmann@naheimst.de
                                    Insgesamt 20 Arbeiten sind entstanden, neun von ihnen
                                    schafften es in die engere Wahl. Bei der Verleihung des mit
                                    5.000 Euro dotierten 14. Ernst-May-Preises im Dezember
                                    vergab eine fachkundige Jury – bestehend aus Monika            Film zum Ernst-May-Preis
                                    Fontaine-Kretschmer und Dennis Hofmann (beide Nassau-
                                                                                                   Einen Film rund um die Preisverleihung finden Sie auf dem Firmen-
                                    ische Heimstätte/Wohnstadt), Prof. Dr. Elli Mosayebi (TU
                                                                                                   Channel der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
                                    Darmstadt), Verena von Beckerath (Bauhaus-Universität          auf youtube unter:
      Foto: Marc Strohfeldt

                                    Weimar), Claudia Meixner (Architektin und Städtebaubei-        https://www.youtube.com/channel/UCLk4cmwt3d1JalR4l6sJgog
                                    rätin der Stadt Frankfurt) sowie Martin Hunscher (Leiter       Dort finden Interessierte auch den aktuellen Image-Film sowie weitere
                                    Stadtplanungsamt der Stadt Frankfurt) – zwei erste Preise      Filme zu verschiedenen Projekten und Aufgabenstellungen.
                                    und einen Sonderpreis.                                         .

                                                                                                                                             PolisVision 1/ 2018           17
WOHNUNGSBAU

                                 Schlagzahl
                                 deutlich erhöht
                                 Rund eine Milliarde Euro will die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/
                                 Wohnstadt in den nächsten fünf Jahren in den Bau von 4.900 neuen Wohnungen
                                 investieren. Schon jetzt lassen zahlreiche Aktivitäten darauf schließen, dass sie
                                 dieses ehrgeizige Ziel erreichen wird.

                                 I
                                     m Dezember 2017 haben die Unternehmensgruppe                                                        123 neue Wohnungen für Kassel
                                     Nassauische Heimstätte/Wohnstadt und die Instone
                                     Real Estate Development GmbH zwei weitere ins-                                                      Auch über die Grenzen der Mainmetropole hinaus schafft
                                 gesamt 18.000 Quadratmeter große Grundstücke in                                                         die Unternehmensgruppe bezahlbaren Wohnraum – so
                                 Frankfurt-Bockenheim erworben. Für das Gebiet „Südlich                                                  beispielsweise im nordhessischen Zentrum Kassel. Dort hat
                                 Rödelheimer Landstraße“ arbeitet das Planungsamt der                                                    sie von der Stadt kurz vor Weihnachten ein 6.600 Qua-
        EHRGEIZIGE
                                 Stadt Frankfurt gerade einen Bebauungsplan aus. „Mit                                                    dratmeter großes Areal im Stadtteil Fasanenhof gekauft.
          ZIELE
                                 dem Erwerb dieser Flächen schließen wir eine bis dahin                                                  Voraussichtlich bis 2021 sollen in der Straße „Am Felsen-
                                 bestehende Lücke und verbessern unsere Option, auf                                                      keller“ 77 Wohneinheiten errichtet werden. Geplant sind
       Nicht nur in Frankfurt,
                                 diesem Areal Wohnraum in unterschiedlichen Formen zu                                                    vier Einzelhäuser mit kleinen Hausgemeinschaften von
      sondern auch in Kassel,
                                 realisieren, noch einmal deutlich“, betonte Dr. Constan-                                                dreimal 20 und einmal 17 Wohnungen – alle zu erschwing-
       Marburg, Kelsterbach
                                 tin Westphal, Geschäftsführer der Unternehmensgrup-                                                     lichen Mieten. Insgesamt rund 13,5 Millionen Euro fließen
      und Wiesbaden schafft
                                 pe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt. Rund 2.500                                                         in das Projekt.
     die Unternehmensgruppe
                                 Wohnungen könnten die Projektpartner nach derzeitiger
         neuen Wohnraum.
                                 Planung realisieren. Beabsichtigt ist ein Mix aus geförder-                                             Ein weiteres Vorhaben in Kassel wird innenstadtnah weiter
                                 ten Wohnungen, frei finanzierten Mietwohnungen sowie                                                    südlich realisiert. Anfang Dezember 2017 hatte die Unter-
                                 Eigentumswohnungen. Ziel ist es, ein attraktives und                                                    nehmensgruppe ein Grundstück im „Martini-Quartier“ ge-
                                 citynahes Quartier für vielfältige Lebenssituationen zu                                                 kauft. Für 12,5 Millionen Euro werden hier in den nächsten
                                 entwickeln und den Frankfurter Wohnungsmarkt weiter                                                     Jahren 46 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten errich-
                                 zu entlasten.                                                                                           tet. Auf dem 2.270 Quadratmeter großen Baufeld entstehen
                                                                                                                                         37 frei finanzierte und neun geförderte Mietwohnungen mit
                                                                                                                                         rund 3.100 Quadratmetern Wohnfläche.

                                                                                                                                         Wohnraum statt Garagen

                                                                                                                                         Auch in Marburg ist die Unternehmensgruppe Nassauische
                                                                      Foto: MQ Projektentwicklungsgesellschaft

                                                                                                                                         Heimstätte/Wohnstadt aktiv: Hier möchte sie ihren Bestand
                                                                                                                                         in der Kantstraße ergänzen. Zu diesem Zweck hat sie ein
                                                                                                                                         600 Quadratmeter großes Teilgrundstück von der GeWoBau
                                                                                                                                         Marburg gekauft. Die dort stehenden zehn Garagen sollen
                                                                                                                                         einem Wohnhaus mit 21 barrierefreien und zum größten
                                                                                                                                         Teil geförderten Mietwohnungen mit einer Gesamtwohnflä-
                                                                                                                                         che von 1.450 Quadratmetern weichen.

                                                                                                                 MARTINI-QUARTIER, KASSEL
                                                                                                                 Auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände
                                                                                                                 entsteht ein Quartier zum Wohnen, Arbeiten
                                                                                                                 und Wohlfühlen.

18     PolisVision 1/ 2018
PROJEKTENTWICKLUNG

                                            67 Millionen für neue Wohnungen                              Rohbau pünktlich fertig

                                            Bezahlbarer Wohnraum wird auch im attraktiven Wirt-          Exakt im Zeitplan konnte die Unternehmensgruppe
                                            schafts- und Wohnstandort Kelsterbach knapp. Für             Nassauische Heimstätte/Wohnstadt im Dezember in
                                            insgesamt 67 Millionen Euro will die Unternehmensgruppe      Wiesbaden den Richtkranz an vier neuen Wohngebäu-
                                            Nassauische Heimstätte/Wohnstadt im Quartier „Auf der        den im Stadtteil Kohlheck aufziehen. Die hier errichteten
                                            Mainhöhe“ anstelle der 86 Bestandswohnungen 240 teils        Häuser sollen künftig 51 frei finanzierte und 29 geförderte
                                            geförderte Mietwohnungen und eine Kindertagesstätte er-      Wohnungen enthalten. „Hier entsteht eine hohe bauliche
                                            richten. Die Bausubstanz der Gebäude aus den 50er Jahren     und energetische Qualität, die sozial und nachhaltig ein
                                            zu erneuern, war wirtschaftlich nicht mehr vertretbar. Für   Fortschritt ist“, so Monika Fontaine-Kretschmer, Ge-
                                            die jetzigen Mieter wird ein umfangreiches Betreuungspa-     schäftsführerin der Unternehmensgruppe, beim Richtfest.
                                            ket geschnürt, denn bis Herbst 2019 sollen sie ausgezogen    Als „absoluten Gewinn“ für die Landeshauptstadt wertete
                                            sein und möglichst in den umliegenden Beständen der          Oberbürgermeister Sven Gerich die Neubauten im Häher-
                                            Unternehmensgruppe ein neues Zuhause finden. Danach          weg: „Wir alle wissen, dass der Wohnungsmarkt in Wiesba-
                                            will das Unternehmen auf dem Areal 240 Wohnungen mit         den sehr angespannt ist. Das Projekt ist daher genau der
                                            einer Gesamtfläche von 18.900 Quadratmetern bauen –          richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt.“
                                            und damit die vorhandene Wohnfläche mehr als verdreifa-
                                            chen. Geplant sind barrierefreie Wohnungen mit Aufzug,
                                            die über moderne, helle und familienfreundliche Grund-             Peter Klarmann
                                                                                                               Leiter Unternehmensbereich Akquisition,
                                            risse sowie eine hohe Energieeffizienz verfügen. Attraktiv
                                                                                                               Projektentwicklung und Vertrieb
                                            gestaltete Innenhöfe, Grünflächen und Kinderspielplätze            T 069. 6069-1503, peter.klarmann@naheimst.de
                                            sorgen für maximale Aufenthaltsqualität.
                                                                                                               Helge Bitzer
                                                                                                               Leiter Unternehmensbereich Neubau
                                                                                                               T 069. 6069-1409, helge.bitzer@naheimst.de

                       SÜDLICH RÖDELHEIMER LANDSTRASSE,
                       FRANKFURT-BOCKENHEIM
                       Das neue Wohnquartier entsteht in unmittelbarer
                       Nachbarschaft zum Stadtteil Rödelheim – hier der
                       Blick auf die angrenzende Nachbarbebauung.
Foto: Peter Klarmann

                                                                                                                                                 KOHLHECK, WIESBADEN
                                                                                                                                                 Ein Gewinn für die Landeshaupt-
                                                                                                                                                 stadt: 51 frei finanzierte und 29
                                                                                                                                                 geförderte Wohnungen.
Foto: Joachim Keck

                                                                                                                                                              PolisVision 1/ 2018    19
Der Vorstand des neuen Bundes-
                                                                                                                                                                  verbandes (v. l. n. r.): Jürgen Katz
                                                                                                                                                                  (Geschäftsführer der LBBW
                                                                                                                                                                  Immobilien Kommunalentwicklung),
                                                                                                                                                                  Monika Fontaine-Kretschmer
                                                                                                                                                                  (Geschäftsführerin der Unternehmens-
                                                                                                                                                                  gruppe Nassauische Heimstätte/
                                                                                                                                                                  Wohnstadt), Eckhard Horwedel
                                                                                                                                                                  (Geschäftsführer der DSK Deutsche
                                                                                                                                                                  Stadt- und Grundstücksentwicklungs-
                                                                                                                                                                  gesellschaft) und Artur Maier
                                                                                                                                                                  (Geschäftsführer der STEG).
Foto: Elke A. Jung-Wolff, Die Stadtentwickler

                                                NEUER BUNDESVERBAND

                                                Die Stadtentwickler.Bundesverband
                                                – neu gegründet
                                                Mit im erweiterten Vorstand:                                                           Vertretern der Politik, aber auch mit anderen Verbänden
                                                Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der                                      diskutiert werden. „Der Verband will sich in den ihn be-
                                                Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt.                                   treffenden Feldern zukünftig aktiv einmischen“, so Monika
                                                                                                                                       Fontaine-Kretschmer, Vorstandsmitglied Die Stadtentwick-
                                                                                                                                       ler.Bundesverband und Geschäftsführerin der Unterneh-

                                                                            D
                                                       S TA R K E                   ie Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Deutscher    mensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt.
                                                       STIMME                       Sanierungsträger (ADS) und der Bundesvereini-
                                                                                    gung der Landes- und Stadtentwicklungsgesell-      Zahlreiche prominente Gäste würdigten bei der Grün-
                                                   Der neue Verband will    schaften e. V. (BVLEG) haben sich im neuen Verband Die     dungsveranstaltung in der Schinkelschen Bauakademie,
                                                    im Bund mit starker     Stadtentwickler.Bundesverband zusammengeschlossen.         Berlin, den Zusammenschluss. Anke Brummer-Kohler,
                                                   Stimme auftreten und     Sie werden ihre Aktivitäten unter einem Dach bündeln,      Abteilungsleiterin Stadtentwicklung im Bundesbauminis-
                                                    gemeinsam aktuelle      um die Interessen ihrer Mitglieder besser vertreten zu     terium, lobte die Tatsache, dass die Mitglieder bereits in
                                                 Themen der Stadtentwick-   können. Ziel ist es, mit einer starken Stimme im Bund      der Vergangenheit regelmäßig beim Bundeskongress der
                                                      lung anpacken.        aufzutreten. Gemeinsam sollen aktuelle Schwerpunkte der    Nationalen Stadtentwicklungspolitik aufgetreten waren
                                                                            Stadtentwicklung und künftige Herausforderungen – wie      und auch den „Tag der Städtebauförderung“ maßgeblich
                                                                            Wohnungsnot und Digitalisierung in der Stadtentwicklung    unterstützt hätten. Für die kommunalen Spitzenverbände
                                                                            – angegangen werden.                                       hielt Hilmar von Lojewski fest, dass die Stadtentwickler
                                                                                                                                       die geborenen Partner der Kommunen seien. Auch die
                                                                            Die Arbeit des neuen Verbandes wird unter dem Motto        Wohnungs- und Immobilienwirtschaft betonte die Bedeu-
                                                                            stehen „Wir gestalten Zukunft in Stadt und Land“, denn     tung einer engen Partnerschaft zu den Stadtentwicklern:
                                                                            die Mitgliedsunternehmen stehen für die Schaffung          Für den GdW überbrachte Geschäftsführer Dr. Christian
                                                                            lebenswerter und attraktiver Städte und Gemeinden. Auch    Lieberknecht und für den Zentralen Immobilien Ausschuss
                                                                            Themen wie die Baulandentwicklung für die Schaffung        ZIA Geschäftsführer Klaus-Peter Hesse Glückwünsche.
                                                                            preisgünstigen Wohnraums, die Städtebauförderung für
                                                                            vorausschauende Stadtentwicklung, die aktive Gestal-
                                                                            tung der Folgen des demografischen Wandels und des               Monika Fontaine-Kretschmer
                                                                                                                                             Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe
                                                                            Klimawandels sowie eine sozialgerechte Quartiersentwick-         Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
                                                                            lung stehen im Fokus. Diese Sujets sollen zum einen mit          T 069. 6069-1473, monika.fontaine@naheimst.de

                                                20   PolisVision 1/ 2018
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