"Klein ganz groß! Gesundheit macht stark." - Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht - Kinderschutzbund ...

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"Klein ganz groß! Gesundheit macht stark." - Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht - Kinderschutzbund ...
Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht

„Klein ganz groß!
Gesundheit macht stark.“
Wie erforschen Kinder Gesundheitsthemen nach eigenen Interessen?
Ein Erfahrungsbericht

                                                  www.kinderschutzbund-nrw.de
"Klein ganz groß! Gesundheit macht stark." - Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht - Kinderschutzbund ...
Seit 2004 engagiert sich die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der          Was Kinder interessiert, wissen sie selbst am besten. Ihre Neugier ist ein
Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West-                 starker Motor, der sie antreibt, Fragen zu stellen, Dinge auszuprobieren
falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches, kulturelles     und selbst etwas zu entdecken. Dieses freie, ungeplante Lernen steht
und soziales Miteinander verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ein.        im Mittelpunkt unseres Modellprojekts „Klein ganz groß! Gesundheit
Seit ihrer Gründung sind knapp 10,4 Millionen Euro Fördervolumen in           macht stark.“
mehr als 315 Projekte geflossen. Allein im Jubiläumsjahr sind es über
51 Projekte mit rund 1,7 Millionen Euro. Damit leistete die Stiftung          In der Theorie klingt das Prinzip einfach und leicht nachvollziehbar:
Kunst, Kultur und Soziales 2014 so viel Unterstützung wie nie zuvor.          Die Jungen und Mädchen folgen ihrem natürlichen Wissensdrang,
                                                                              ohne sich an Plänen oder vorgegebenen Recherchewegen zu orientie-
Das Wohl der Kinder – der kleinsten und schutzbedürftigsten Glie-             ren. Das pädagogische Fachpersonal in den Kindertageseinrichtungen
der unserer Gesellschaft – liegt uns besonders am Herzen. Daher ist           bringt Anregungen ein, die den Kindern helfen, in weitere Richtungen
es uns eine Freude, im Deutschen Kinderschutzbund Landesverband               zu denken oder neue Ideen zu entwickeln.
NRW e.V. einen hervorragenden Partner gefunden zu haben und seine
wichtige Arbeit zu unterstützen. Die Entscheidung, das Projekt „Klein         Diese kreativen, informellen Lernprozesse waren für uns bei der
ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu fördern, ist uns daher nicht           Planung des Projekts „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu-
schwer gefallen. Und dies liegt nicht nur an der ausgezeichneten              nächst ungewohnt – und sehr aufregend. Es wurde aber schnell klar:
Kooperation, die uns nun schon seit 2010 mit dem Deutschen Kinder-            Das Konzept funktioniert. Denn Kinder wollen grundsätzlich alles er-
schutzbund verbindet. Das Konzept hat uns von Anfang an überzeugt:            forschen, was mit ihnen zu tun hat. Das gilt auch für ihre Gesundheit.
Kinder spielerisch an das Thema Gesundheit heranzuführen und sie
schon von klein auf für das eigene Wohlbefinden zu sensibilisieren, ist       Die Elefanten-Kindergesundheitsstudie 2011/2012, an der wir als Deut-
eine Investition in die Gesellschaft, von der am Ende wir alle profitieren.   scher Kinderschutzbund beteiligt waren, hatte bereits gezeigt: Kinder im
Was „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ in den letzten beiden          Grundschulalter haben ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein und
Jahren alles bewegen konnte, ist beeindruckend und spricht für den            möchten mehr darüber wissen, wie sie gesund bleiben können [1]. Dass
nachhaltigen Erfolg des Projekts. Indem die Kinder selbst zu „Gesund-         das nicht nur für Sieben- bis Neunjährige, sondern auch für Vorschul-
heitsexpert/innen“ werden, tragen sie ihr Wissen in ihre Familien und         kinder gilt, wird bei „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ deut-
können so auch zu Hause zu einer positiven Auseinandersetzung mit             lich. Ich freue mich deshalb sehr, dass sich die Stiftung Kunst, Kultur und
dem Thema beitragen. Umso mehr freuen wir uns, „Klein ganz groß!              Soziales der Sparda-Bank West dazu entschieden hat, dieses innovati-
Gesundheit macht stark.“ auch in den kommenden zwei Jahren weiter             ve und zukunftsweisende Modellprojekt auch in den kommenden zwei
zu begleiten und an der Fortführung des Projektes teilhaben zu dürfen.        Jahren zu fördern. Die vertrauensvolle und konstruktive Zusammen-
                                                                              arbeit geht also weiter, wie schön!
Wir blicken positiv auf die zukünftige Zusammenarbeit und wünschen
dem Geschäftsführer Friedhelm Güthoff und seinem engagierten Team             Ich bin sehr gespannt, welche Lernwerkstätten die Kinder gemeinsam
auch weiterhin viel Freude, Kraft und Erfolg bei ihrem beispielhaften         mit den Fachkräften in den Kindertageseinrichtungen, der Kinder-
Engagement für die Kindergesundheit und den Kinderschutz!                     tagespflege und den Schulen in der nächsten Projektrunde auf die
                                                                              Beine stellen und wie die einzelnen Gruppen die Ergebnisse auf ihren
                                                                              „Bühnen der Talente“ präsentieren werden.
Ursula Wißborn
                                                                              Friedhelm Güthoff

Vorstand der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West         Geschäftsführer DKSB LV NRW e.V.

2     Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. / Vorwort
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Inhaltsverzeichnis   3
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Einleitung
Kindergesundheit ist ein aktuell stark diskutiertes Thema.      Werten, die zwischen 1985 und 1999 erhoben wurden [4].
Darin sind sich nicht nur Fachkräfte der Kinder- und Ju-
gendhilfe, sondern vermehrt auch aus Politik und Wissen-        Betrachtet man den Zeitraum der KiGGS-Basiserhebung,
schaft einig. Es ist ein Thema, das im gesamtgesellschaft-      lassen aktuelle Zahlen einen weit höheren Wert vermuten.
lichen Kontext betrachtet werden muss, denn die Kinder          Genauere Daten hierzu werden die Ergebnisse der zweiten
von heute sind die Erwachsenen von morgen. Immer lauter         KiGGS- Erhebungswelle liefern, bei der von 2014 bis 2016
werden daher Forderungen nach Veränderungen. Immer-             erneute gesundheitsbezogene Untersuchungen und Be­
hin gibt es bereits seit nunmehr 25 Jahren ein „Recht von       fragungen bei der Zielgruppe durchgeführt und ausge­wertet
Kindern und Jugendlichen auf eine gute Gesundheitsvor-          werden. Interessant wird sein, wie sich die Tendenz zu
sorge und ein Höchstmaß an Gesundheit“, wie es in Artikel       Übergewicht über die Altersstufen verteilt weiterentwickelt
24 der UN-Kinderrechtskonvention verankert ist. Aber wird       hat. Bisher konnte festgestellt werden, dass sich mit steigen-
dieses Recht auch umgesetzt? Zahlreiche Studien belegen         dem Alter auch das Risiko an Überwicht zu erkranken er-
alarmierende Erkenntnisse über den Gesundheitszustand           höht. Demnach sind bereits 9 Prozent der 3- bis 6-Jährigen,
der heranwachsenden Generation.                                 15 Prozent 7- bis 10-Jährigen und 17 Prozent der 14- bis
                                                                17-Jährigen übergewichtig [5].
Die „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in
Deutschland“ (KiGGS) (2007) des Robert-Koch-Instituts ist       Stellt sich die Frage, wieso gerade bei Grundschulkindern
eine von ihnen. Sie zählt zu den international be­deutsamsten   die Tendenz für Übergewicht steigt. Ein Erklärungsansatz
Studien im Bereich der Kindergesundheit. Bundesweit             kann im Übergang von der Kita zur Grundschule gesucht
gilt sie als repräsentative Studie, die über den Gesund-        werden. Während der Kitaalltag noch durch körperliche
heitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutsch-           Bewegung geprägt ist, zeichnet sich der Schulalltag durch
land Auskunft gibt. Als Langzeitstudie angelegt, lieferte sie   lange Sitzzeiten aus. Die Wissenschaft spricht mittlerweile
2007 erstmals umfassende Daten von ca. 17.000 Mädchen           von einem „sitzenden Lebensstil“, der sich durch unser ge-
und Jungen im Alter zwischen 0 und 17 Jahren, die in der        samtgesellschaftliches Leben zieht und zu einem gesund-
Zeit von 2003 bis 2006 durch Befragungen, Laboranalysen         heitlichen „Kollateralschaden“ führt [6]. Durch langes
und körperliche Untersuchungen erhoben wurden. Auf die          Sitzen, das in der Evolution des Menschen nicht vorge­
Frage nach dem Empfinden ihres Gesundheitszustands              sehen ist, werden gesundheitliche Risiken begünstigt,
schätzten 85 Prozent der 11 bis 17- Jährigen ihr gesund-        die zu erheblichen physischen wie psychischen Schäden
heitliches Wohlbefinden als gut bzw. sehr gut ein. Nur 15       führen können. Verschiedene Studien haben sich diesem
Prozent bezeichneten es als mittelmäßig [2]. Zu ähnlichen       Thema gewidmet und sind zu dem Ergebnis gekommen,
Ergebnissen gelangte auch die erste KiGGS-Erhebungs­welle,      dass lange Sitzzeiten u. a. Auswirkungen auf Übergewicht,
die als reine Folgetelefonbefragung im Zeitraum 2009 bis        die Entzündungs­hemmung des Immunsystems, vaskuläre
2012 durchgeführt wurde [3].                                    und kardiovasku­läre Funktionen, die Beeinträchtigung des
                                                                Knochenstoffwechsels, das Risiko für Diabetes sowie
Auch wenn sich ältere Kinder und Jugendliche subjektiv          muskuläre Dysbalancen und damit verbundene Rücken-
wohl fühlen, zeigen die Messwerte der vorangegangenen           schmerzen haben [7].
KiGGS-Basisuntersuchung doch im Gesamtkontext aller
Altersgruppen erhebliche gesundheitliche Risiken. Das gilt      An dieser Stelle sollte man sich bewusst sein, dass die schäd-
sowohl für physische als auch für psychische Erkrank­ungen.     liche sitzende Position nur eingenommen wird, um eine
Neben Unfallgefahren, Rauchen, Allergien und psych­             primäre Tätigkeit wie Fernsehen, Essen usw. auszuüben.
ischen Beeinträchtigungen stellt vor allem Übergewicht bei      Das bedeutet, dass sich der Mensch durch eine mittlerweile
Kindern und Jugendlichen einen erheblichen gesundheit-          manifeste und nicht reflektierte Verhaltensweise selbst Scha-
lichen Risikofaktor dar. Der Studie zufolge gelten 15 Pro-      den zufügt.
zent als übergewichtig, 6 Prozent von ihnen als adipös.
In konkreten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass rund        Übertragen auf die Situation von Kindern und Jugend­lichen
1,9 Millionen Kinder und Jugendliche an Übergewicht             ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass Unter­
leiden und etwa 800.000 von ihnen als adipös eingestuft         suchungen zufolge Kinder der vierten Klasse mittlerweile
werden. Dies entspricht einem 50-prozentigen Anstieg an         9,2 Stunden am Tag in sitzender Position verbringen [8].
übergewichtigen Kindern und Jugendlichen verglichen mit         Hierunter fallen natürlich nicht nur schulische Belange

4    Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
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wie Schulbesuch und Hausaufgaben, sondern sämtliche im        Seit 2010 arbeiten wir nun bereits kontinuierlich an verschie-
Sitzen ausgeübte Tätigkeiten wie gemeinsames Essen am         denen Projekten zum Thema Kindergesundheit und haben
Tisch, Fernsehen usw.                                         mit der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-
                                                              Bank West einen wertvollen Kooperationspartner gefunden.
Aber es wäre einfach zu sagen, dass nur langes Sitzen ge-     Dabei setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Kindertages-
sundheitliche Einschränkungen begünstigt. Hierbei spielen     stätten und Familienzentren sowie Kinder­tagespflegestellen,
vielfältige Faktoren eine Rolle, die jeder für sich berück­   Schulen, Eltern und Kindern, um den präventiven
sichtigt werden muss. Einen maßgeblichen Einfluss auf die     gesundheitsorientierten Ansatz im Alltag umzusetzen und
gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat          zukunftsorientiert zu gestalten. Hierzu gehört das Projekt
zum Beispiel ihr soziales Umfeld. Dies ist durch zahlreiche   „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“, über dessen
Studien belegt. Kinder, die unter ungünstigen Lebensum-       Zielsetzung, Verlauf und Ergebnisse der vorliegende Erfah-
ständen aufwachsen, weisen vermehrt Entwicklungsstör­         rungsbericht informieren soll und bestenfalls auch anderen
ungen und Gesundheitsdefizite auf und sollten daher im        Institutionen und Einrichtungen der Kinder- und Jugend-
Fokus einer gezielten Präventionsarbeit und Gesundheits-      hilfe als Impuls für eine gezielte Gesundheitsfürsorge dienen
förderung stehen [9].                                         kann.

Welche Auswirkung diese Tendenzen neben individuellen
gesundheitlichen Risiken auch auf die gesamtgesellschaft­
liche Entwicklung unter gesundheitspolitischen Aspekten
hat, ist noch gar nicht abschätzbar.

Letztlich geht es darum, Kinder und Jugendliche sowie die
ganze Familie in ihrem Gesundheitsbewusstsein zu stärken.
Ihnen sollten möglichst früh Verhaltensweisen und Hand-
lungsorientierungen vermittelt werden, die ihnen eine ge-
sunde geistige und körperliche Entwicklung ermöglichen.

Mittlerweile gibt es vielfältige Präventionsprogramme, die
bereits in den Kindertagesstätten und Schulen Einzug ge-
halten haben. Sie alle beschäftigen sich mit verschiedenen
Bausteinen der Gesundheitsfürsorge und sind jedes für sich
sinnvoll.

Uns, als Deutscher Kinderschutzbund Landesverband
NRW e.V. , ist es wichtig, ganzheitliche Präventionsarbeit
zu betreiben. In diesem Zusammenhang entwickelten wir
bereits 2009 im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheit­
liche Aufklärung (BZgA) unser Elternbildungsprogramm
„GELKI! Gesund leben mit Kindern – Eltern mach mit!®.
Unter Einbezug der drei wesentlichen Säulen kindge-
rechter Ernährung, Bewegung und Entspannung wollen
wir Familien, insbesondere mit sozial benachteiligtem Sta-
tus er­reichen, um ihnen alltagstaugliche und praxisnahe
Hilfestellungen zu bieten, ihnen Selbstvertrauen zu vermit-
teln und sie somit in ihren gesundheitlichen Kompetenzen
zu stärken. Über viele Jahre erfolgreich bewährt, gehört
das Programm mittlerweile als fester Bestandteil zum fort­
laufenden Weiterbildungsprogramm der dem DKSB LV
NRW e.V. angeschlossenen Bildungsakademie BiS.

                                                                                                           Einleitung     5
"Klein ganz groß! Gesundheit macht stark." - Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht - Kinderschutzbund ...
1. Projekte und Zielsetzung
Angefangen hat alles mit unserem ersten Kindergesund-          finden. Mit viel Fantasie und einer ganzen Menge Neugier-
heitsprojekt „Gesundheit steckt an – 1000 Eltern machen        de können sie ihrer Umwelt ihre eigene Sicht zu gesunder
mobil für die Kindergesundheit!“. Dieses Projekt, das auf      Er­nährung, Bewegung und Entspannung erklären. Dies
drei Jahre angelegt war, richtete sich an Eltern von Kindern   bedeutet, Er­fahrungen sammeln zu können und zu dürfen,
im Kleinkind- und Vorschulalter, um direkt an der Basis        die nicht durch Erwachsene gesteuert werden. Dies bedeutet
gesundheitsbewusste Verhaltensmodifikation zu bewirken.        gleichzeitig, aus eigenen Handlungsabfolgen neue Hand-
Den Grundstock des Projektes bildete dabei der bewähr-         lungs- und Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Es geht
te GELKI! Elternkurs – ergänzt durch anschließende, von        um Spüren und Fühlen, um Schmecken und Staunen, um
Eltern initiierte Gesundheitspartys – von Eltern für Eltern.   Riechen und Lauschen, letztlich um sinnliches Erleben und
Die positiven Resonanzen und Ergebnisse dieses Projekts        Lernen.
zeigten uns, für wie wichtig Mütter und Väter die Gesund-
heit ihrer Kinder einschätzen. Die Eltern genießen es, ge-
meinsam Zeit zu verbringen, den Kindern gesundheits­be­        1.2 Die Kita als Forschungszentrum
zogene Inhalte zu vermitteln und sie vor allem gemeinsam
mit ihnen zu erarbeiten.                                       Als Setting für „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“
                                                               erschienen uns Kindertagesstätten und Kindertagespflege-
Diese Erkenntnisse und unser ganzheitlicher Ansatz be­         stellen als geeignet. Zum einen erfüllen sie einen Bildungs-
wogen uns dazu, nicht nur die Eltern mit ins Boot zu holen,    auftrag, der auch die Gesundheitsfürsorge umfasst, zum
sondern auch den Kindern das Ruder in die Hand zu geben,       anderen bieten sie den Kindern in gesicherter Umgebung
und zwar als selbstbestimmende Akteure. In eigenen Lern-       sowohl räumliche als auch interaktive Möglichkeiten, ihre
werkstätten sollten sie die Möglichkeit erhalten, Themen       Bedürfnisse auf spielerische Art und Weise zu entfalten und
rund um ihre Gesundheit nach eigenen Bedürfnissen zu           zu erleben.
erforschen und zu erleben, um im Anschluss ihre Erkennt-
nisse auf ihrer „Bühne der Talente“ allen Interessierten zu    Eine gezielte und ganzheitliche Gesundheitsförderung sollte
präsentieren. So entstand die folgende Idee für „Klein ganz    bereits frühzeitig einsetzen, um das Interesse für gesund­
groß! Gesundheit macht stark.“.                                erhaltende Maßnahmen zu wecken und entsprechende Ver-
                                                               haltensweisen zu fördern. In seiner Entwicklung durchläuft
                                                               das Kind verschiedene Lebensabschnitte: vom Säugling über
1.1 Das Kind als Experte                                       das Kleinkind, das Kindergartenkind bis zum Schulkind
                                                               und dem Jugendlichen. Jeder Übergang stellt Kinder wie
Kinder gehen von Geburt an auf Erkundungsreise und ent-        Eltern vor neue Herausforderungen. Das betrifft auch ihre
decken alles, was mit ihnen selbst und um sie herum pas-       gesunde Entwicklung. Aus gesundheitsbezogener Sicht stellt
siert, mit viel Neugierde und Interesse. Mit ihren Sinnen      vor allem der Übergang vom Kindergarten in die Schule
erforschen sie ihre Lebenswelten und alles, was dazuge-        eine einschneidende Veränderung dar. Bewegung und Ent-
hört. Ihr Verhalten wird dabei maßgeblich von ihrer eige-      spannung rücken oftmals durch die neuen Lebensbedingun-
nen Bedürfnislage bestimmt. So gesehen können Kinder als       gen und schulbedingten Thematiken in den Hintergrund
„Experten in eigener Sache“ bezeichnet werden, da sie Er­      und auch das gesunde Frühstück weicht schnell dem süßen
fahrungen sammeln, die sie aus erster Hand gewinnen, und       Pausensnack. Daher war es uns im Sinne einer bewussten
selbst einschätzen können, was ihnen guttut und was nicht.     und nachhaltigen Gesundheitsfürsorge wichtig, Kinder be-
                                                               reits im Kindergartenalter von fünf bis sechs Jahren für ihre
Aufbauend auf diesem Grundgedanken, möchten wir Kin-           Gesundheit zu interessieren und sie in ihren Kompetenzen
der bereits frühzeitig unter Einbezug ihrer individuellen      zu stärken. Wenn dies gelingt und sie ihre damit verbun-
Bedürfnisse und ihrem Recht auf Mitbestimmung eine             dene Neugierde und ihr erworbenes gesundheitsbewusstes
bewusste Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Wohl-            Wissen mit in ihren neuen Lebensabschnitt „Schule“ über-
befinden und ihrer Gesundheit ermöglichen. Sie selbst          tragen und weiterleben können, haben wir einen großen
sollen sich ein Bild davon machen dürfen, was Gesundheit       Schritt geschafft. Und wenn wir es dann noch schaffen,
für sie bedeutet. Ihr Ideenreichtum, ihre Unbefangenheit       auch Schulen mit ins Boot zu holen, die gemeinsam mit den
und ein riesiger Wissensdrang können ihnen dabei helfen,       kleinen Forscherinnen und Forscheren im Rahmen der
gesundheitsbezogene Fragen zu stellen und Antworten zu         Lernwerkstatt auf Gesundheitsreise gehen, scheint ein

6    Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
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Übergang gesichert. Davon profitieren nicht nur die Vor-       über welche Zeitspanne die Einrichtungen im Anschluss
schulkinder, sondern auch die Kinder der Grundschule,          ihre Lernwerkstätten umsetzen, richtet sich nach ihren in-
die wir bestenfalls auch für die Auseinandersetzung mit        nerbetrieblichen Voraussetzungen sowie der Bedürfnislage
ihrer Gesundheit interessieren können. Gleichzeitig bietet     der Kinder.
eine solche Konstellation beiden Seiten eine gegenseitige
An­näherung und einen weichen Übergang in den neuen
Lernort Schule. Sorgen und gemischte Gefühle, sich auf         1.4 Vorhang auf für die
Neues einzulassen, können so aufgefangen und die Begeiste-     „Bühne der Talente“
rung für einen neuen Lebensabschnitt entfacht werden.
                                                               Die Ergebnisse der Lernwerkstätten werden im Anschluss auf
                                                               einer „Bühne der Talente“ von den Kindern präsentiert. Die
1.3 Die Lernwerkstatt – eine                                   Begrifflichkeit „Bühne der Talente“ ist hier im übertragenen
Plattform informeller Lernprozesse                             Sinne zu verstehen. Sie bietet den Kindern eine Plattform
                                                               die Inhalte ihrer Lernwerkstatt und die daraus abgeleiteten
In sogenannten „Lernwerkstätten“, die unter dem Motto          Ergebnisse einem Publikum vorzustellen. Die Bezeichnung
Impulslernen, Partizipation und Gesundheit stehen sollen,      „Ergebnisse“ umfasst in diesem Zusammenhang aber kein
können die Kinder selbst als Forscherinnen und Forscher        abschließendes Endresultat, sondern kann sich durchaus
ihre eigenen Themen in Bezug auf Ernährung, Bewegung           auch auf Erfahrungen, Einzelaktionen, Prozesse und vieles
und/oder Entspannung erarbeiten und erleben.                   mehr beziehen. Was und in welcher Form die Kinder ihre
                                                               Lernwerkstattinhalte vorführen möchten, diskutieren sie be-
Begleitet werden sie dabei von den Erzieher/innen ihrer        reits im Vorfeld gemeinsam mit ihren Erzieher/innen in der
Kindertagesstätte, die die Bereitschaft mitbringen, gemein-    Lernwerkstatt. Für die Umsetzung stehen ihnen auch hier-
sam mit den Kindern in Diskussion zu treten, mit ihnen         für finanzielle Mittel zur Verfügung, die bereits im Vorfeld
über ihre Bedürfnisse zu sprechen und zu überlegen, wie        abgerufen werden können. Die Rahmenbedingungen, unter
und auf welche Weise sie sich dem Thema Gesundheit an­         denen die Bühne stattfindet, können sehr vielfältig sein. Ob
nähern möchten. Hierfür ist es wichtig, dass sich beide        diese eine Veranstaltung für Eltern oder für die eigene oder
Parteien auf Augenhöhe begegnen und sich als gleichbe-         andere Kita-Gruppen sein soll oder vielleicht auch im Rah-
rechtigte Partner ansehen. Durch den Einsatz verschiedener     men eines Sommerfestes stattfindet, liegt ganz im Ermessen
Impulse zu den gemeinsam erarbeiteten Themen können die        der Kinder.
Kinder ausprobieren, forschen, verwerfen, Neues gestalten,
überlegen, entdecken – so wie es ihren Bedürfnissen ent-
spricht. Ein Impuls kann sowohl ein Denkanstoß, ein ma-        1.5 Wer kann mitmachen?
terieller Gegenstand oder auch eine Emotion sein. In ihrer
Erarbeitung sollen die Kinder den Raum erhalten ihr eig­       Um sicherzustellen, dass die Einrichtungen die Pro­jektidee
enes, kindgerechtes Dokumentationswesen, zum Beispiel          auch umsetzen können, wurden bestimmte Voraus­setzungen
in Form eines Bilderbuchs, einer Fotoreihe oder etwas ganz     als Auswahlkriterien für die Teilnahme an „Klein ganz groß!
anderem zu entwickeln.                                         Gesundheit macht stark.“ festgelegt.

Um den Kindern die Möglichkeit zu bieten, ihre Wünsche         1. Es muss ein grundsätzliches Interesse am Thema Kinder-
und Idee zu verwirklichen, werden den Einrichtungen Pro-           gesundheit bestehen.
jektmittel zur Verfügung gestellt, aus denen Projektarbeiten
und alle dazugehörigen finanziellen Aufwendungen geför-        2. Die Bereitschaft, im Rahmen des Projektes infor­melle
dert werden. Über ein vorgefertigtes Formular können diese         Lernprozesse zu ermöglichen und partizipierend zu
beim DKSB LV NRW e.V. abgerufen werden (s. Anhang).                arbeiten, muss gegeben sein.
Alle pädagogischen Fachkräfte, die mit den Kindern in den
Lernwerkstätten arbeiten, erhalten im Vorfeld eine zwei­       3. Es sollte eine Bereitschaft vorliegen, mit einer der Kita
täg­ige Schulung, die ihre bestehenden Kenntnisse zu in-           naheliegenden Grundschule / Offenen Ganztags Schule
formellen Lernprozessen auffrischen und neue Kenntnisse            (OGS) zu kooperieren.
im Bereich Kindergesundheit ermöglichen soll. Wann und

                                                                                             Projekte und Zielsetzung     7
"Klein ganz groß! Gesundheit macht stark." - Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht - Kinderschutzbund ...
2. Projektablauf
Mitmachen konnten insgesamt zehn Kindertagesein­               Nach der Vorstellung der Projektidee und eines ansch­
rich­
    tungen und Kindertagespflegestellen aus fünf nord-         ließenden Erfahrungsaustauschs war schnell klar, dass
rhein-westfälischen Kommunen, die im Einzugsbereich der        „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ die aktuelle
Sparda-Bank West liegen. Dieser reicht vom südlichsten         Forderung nach einer Gesundheitsfürsorge im Rahmen
NRW bis an die Grenzen Wesel, Recklinghausen, Hamm             frühkindlicher Bildung im Kitaalltag aufgreift und die
und Paderborn.                                                 Bedürfnislage vor Ort berücksichtigt. Da der Übergang
                                                               von der Kita zur Grundschule und eine damit verbundene
                                                               Optimierung kooperierender Strukturen in zahlreichen
                                                               Kommunen mittlerweile stark diskutiert werden, greift
                                                               dieser Punkt in unserer Projektskizze ein aktuelles
„Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ wurde im Vor-       Thema auf. Die Ergebnisse der Expert/innenrunde bestätigten
feld auf zwei Jahre festgelegt. Der Projektablauf berück­      unser Vorhaben und bestärkten uns darin, „Klein ganz groß!
sichtigt in diesem zeitlichen Rahmen sowohl die Vorlauf­       Gesundheit macht stark.“ voranzutreiben.
zeiten für die Projektorganisation, Schließungszeiten der
Kitas aufgrund von Ferien, Zeiten der Eingliederung neuer
Kindergartenkinder sowie bestehende Jahresplanungen.           2.2 Die Akquise
Anfang 2013 wurden die ersten Weichen für den weiteren
Projektablauf gestellt. Ein genauer Ablaufplan, der über die   Im März 2013 haben wir die Akquise-Tätigkeiten aufge-
einzelnen temporären Projektbausteine Auskunft gibt, ist im    nommen. Zunächst informierten wir die DKSB Orts- und
Anhang dargestellt. Die Koordination des Projektes über-       Kreisverbände mit angegliederten oder kooperierenden
nahmen zwei unserer DKSB Mitarbeiterinnen.                     Kindertagesstätten, die im zuvor definierten Einzugs­
                                                               bereich lagen. Im Anschluss daran kontaktierten wir die
                                                               trägerübergreifenden Kindertagesstätten bzw. Kinder­
2.1 Expert/innen im Gespräch                                   tagespflegestellen. Die Rückmeldungen bestätigten uns die
                                                               bereits durch die Expert/innenrunde gewonnenen Erkennt-
Im Vorfeld der Projektskizzierung stellten wir uns die         nisse. Zahlreiche Kindertagesstätten bemühten sich um eine
Frage, wie „Klein ganz groß! “Gesundheit macht stark.“         Projektteilnahme. Jedoch konnten wir aufgrund der im Vor-
unter Berücksichtigung der nordrhein-westfälischen Bil-        feld festgelegten Projektgröße nur einen geringen Teil von
dungsgrundsätze in die Elementarpädagogik eingeordnet          ihnen berücksichtigen.
und in den Praxisalltag der Kindertagestätten und Kin-
dertagesspflegestellen positioniert werden kann. Mit dem
2013 anstehenden gesetzlichen elterlichen Anspruch auf
einen U3-Betreuungspatz standen die Kindertagesstätten
bereits vor einer immensen Herausforderung. Ebenso er-
forderte die Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusi-
on viel Energie. In diesem Zusammenhang riefen wir im
Februar 2013 eine Runde aus Experten und Expertinnen
zusammen. Sie bestand aus Fachberaterinnen für Kin-
dertagesstätten, Er­ zieherinnen, erfahrenen Projektteil-
nehmerinnen aus unserem vorangegangenen Kinderge-
sundheitsprojekt sowie einer Vertreterin aus dem Bereich
Kinderprojekte und Forschung. Ebenso waren Frau Ursula
Wißborn als Vorstandsmitglied der Stiftung Kunst, Kultur
und Soziales der Sparda-Bank West sowie Herr Friedhelm
Güthoff, Geschäftsführer des DKSB LV NRW e.V. an­wesend,
um Einblicke in den fach­     lichen Diskurs zu gewinnen.

8    Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
"Klein ganz groß! Gesundheit macht stark." - Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht - Kinderschutzbund ...
2.3 Die projektteilnehmenden                                  Die Einrichtungen hatten somit die Möglichkeit, zeit-
Einrichtungen                                                 liche wie personelle Kapazitäten, die dieses Projekt binden
                                                              sollte, abzuschätzen und sich letztlich für oder gegen eine
Unter den zahlreich eingegangenen Projektbewerbungen          Teilnahme zu entscheiden. Gleichzeitig bot sich den päda-
konnten wir letztlich zehn Kindertagesstätten aus folgenden   gogischen Fachkräften untereinander die Möglichkeit der
fünf Kommunen bzw. Städten für die Teilnahme an „Klein        Netzwerkbildung. Erfreulicherweise entschieden sich in
ganz groß! Gesundheit macht stark.“ gewinnen.                 allen fünf Auftaktveranstaltungen alle geplanten Einricht-
                                                              ungen für die Teilnahme am Projekt. Eine schriftliche
                                                              Kooperationsvereinbarung, die von beiden Parteien unter-
       Einrichtung                      Ort                   zeichnet wurde, regelte die gegenseitigen Verbindlichkeiten.
       Caritas Kinder-
  1    garten Emilstraße                Bochum

       ASB Integrative Kinder-
                                                              2.5 Die Schulung
  2                                     Essen
       tagesstätte Bärenhöhle
                                                              Die konkrete Auseinandersetzung mit „Klein ganz
       DKSB Integrative Kinder-
  3                                     Essen                 groß! Gesundheit macht stark.“ begann für die pädago-
       tagesstätte Sonnenschein
                                                              gischen Fachkräfte im Juni 2013 mit einer projektinternen
       DKSB Kindertages-
  4                                     Essen                 Schulung. Über zwei Schulungstage erarbeiteten zwei exter-
       stätte Blumenwiese
                                                              ne Referentinnen mit den pädagogischen Fachkräften die
       Ev. Integrative Kindertages-     Essen                 Themen „informelle Lernprozesse“, „Lernen durch Impulse“
  5
       stätte „Am Brandenbusch“
                                                              sowie „kindgerechte Ernährung, Bewegung und Entspan-
       Kindertagesstätte Nilpferd                             nung“. Die Teilnehmenden konnten so bestehende Kennt-
  6                                     Euskrichen
       Euskirchen e.V. im DKSB                                nisse auffrischen und neue Erkenntnisse hinzugewinnen.
       Städt. Kindertagesstätte                               Um den Erzieher/innen den Transfer in den Kitaalltag zu
       Regenbogenhaus (später                                 vereinfachen, wurden die Inhalte zwar teils theoretisch, aber
                                        Hagen
  7    ersetzt durch) Ev. Kin-
                                        Düsseldorf            vorwiegend praktisch vermittelt. Dies führte nicht nur zu
       dertagesstätte der Graf
       Recke Stiftung gGmbH                                   intensiven Gruppenerlebnissen, sondern auch zu jeder
                                                              Menge Spaß.
       AWO Aliso-Kinder-
  8                                     Bergkamen
       tagesstätte Funkelstein
                                                              Die beiden Projektkoordinatorinnen begleiteten die Teil-
       DRK Kindertagesstätte
  9                                     Kamen                 nehmenden über beide Schulungstage und standen ihnen
       „Monopoli“
                                                              zur Beantwortung anstehender Fragen zur Seite.
       DRK Kindertages-
  10                                    Lünen
       stätte Hokus Pokus

2.4 Auftaktveranstaltungen in fünf
Kommunen
Um die Kindertageseinrichtungen bestmöglich auf das an-
stehende Kindergesundheitsprojekt vorzubereiten, luden
wir alle pädagogischen Fachkräfte, die im Rahmen des
Projekts in ihren Einrichtungen tätig werden sollten, zu
kommunalgebundenen Auftaktveranstaltungen ein. Dies
ermöglichte allen Parteien ein gegenseitiges Kennenler-
nen, den gemeinsamen und offenen Austausch sowie eine
detaillierte Darstellung der Projektidee, des geplanten
Ablaufs und der Zielsetzung. Auftretende Fragen konnten
somit direkt aufgegriffen werden.

                                                                                                        Projektablauf    9
"Klein ganz groß! Gesundheit macht stark." - Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht - Kinderschutzbund ...
die Expert/innen für ihre eigene Gesundheit. Die Lern-
                                                              werkstätten begannen stets mit einleitenden Gesprächs-
                                                              kreisen, in denen die Kinder miteinander diskutierten, Ideen
                                                              sammelten und beratschlagten. Zur Einleitung des Themas
                                                              Gesundheit stellten die Erzieher/innen den Kindern in der
                                                              ersten Einheit meist die Frage, was Gesundheit denn für
                                                              sie bedeute. So konnten sich die Kinder zunächst mit dem
                                                              Begriff als solchem auseinandersetzen. Interessant war es
                                                              für die Erzieherinnen auch zu sehen, dass die Kinder nicht
                                                              präventiv, sondern situationsgebunden denken. Daran
                                                              konnten sie auch noch mal gut verfolgen, dass es die ak-
Die Schulung bot den pädagogischen Fachkräften einerseits     tuellen Bedürfnisse sind, die das kindliche Verhalten be-
eine Orientierung, „Klein ganz groß! Gesundheit macht         stimmen. Für viele Kinder war nämlich klar, dass man erst
stark.“ in ihrer täglichen Arbeit zu platzieren, anderseits   krank sein muss, bevor man gesund wird und dann hilft nur
förderte sie den kollektiven Austausch. Die Auseinander-      Medizin. Ein interessanter Ansatz für weitere Diskussionen.
setzung mit den Inhalten wurde von ihnen als sehr hilf-
reich, unterstützend und informativ eingeschätzt. Über eine   Die Inhalte der einzelnen Lernwerkstätten waren so unter-
aussagekräftige Fotodokumentation, die den Projektteil-       schiedlich wie die Kinder selbst. Mal bezogen sie sich auf
nehmer/innen im Anschluss in Form einer CD zur Ver-           Ernährung, Bewegung und Entspannung, mal nur auf Er-
fügung gestellt wurde, bot sich ihnen auch lange Zeit nach    nährung oder auf Ernährung und Bewegung. Jeder Themen-
der Schulung noch ein guter Überblick über die erarbeiteten   bereich bot den Kindern neue Erfahrungen, die sie prak-
Inhalte und Situationen.                                      tisch selbst erarbeiten konnten. Die Erzieher/innen gaben
                                                              ihnen Impulse, die ihre Fantasie ansprachen, sie zu Fragen
Eine im Rahmen der Akquise gewonnene Einrichtung aus          bewogen und zum Experimentieren anregten. Am Ende
Hagen musste aufgrund personeller Engpässe die Projekt-       jeder Stunde griffen sie die Inhalte und Erlebnisse auf und
teilnahme vorzeitig beenden. Eine Düsseldorfer Kinder-        reflektierten in gemeinsamer Runde. Daraus leiteten sie
tagesstätte nahm ihren Platz ein.                             wiederum neue Ideen und Anregungen für die Folgestunde
                                                              ab. Im Verlauf der Lernwerkstätten entschieden die Kinder
                                                              nach und nach über die verschiedenen Themen und die Um-
2.6 Der Beginn der Lernwerkstätten                            setzung auf ihrer „Bühne der Talente“.

Mit Ende der Sommerferien 2013 und der Eingewöhnung
der neuen Kindergartenkinder begannen die ersten Ein-         2.6.1 Herausforderung für die
richtungen ihre Lernwerkstatt zu eröffnen. Diese Projekt-     Erzieher/innen
phase erstreckte sich von September 2013 bis Juni 2014. Je
nach Bedürfnislage der Kinder sowie den Kapazitäten der       Immer wieder zeichneten sich auch Grenzen ab, denen
Einrichtung zeichneten sich unterschiedliche Laufzeiten       manche Erzieher/innen sich gegenübersahen. Rein parti-
ab. Während der Großteil mehrmonatige Lernwerkstätten         zipierend nach einem informellen Ansatz zu arbeiten, war
durchführte, konzentrierten sich vereinzelnde Einricht-       für viele vor dem Hintergrund eines immer bürokratische-
ungen auf einige Wochen. Die Lernwerkstätten fanden           ren Tätigkeitsfelds der Erzieher/innen schwer umzusetzen.
mindestens einmal wöchentlich zu festgelegten Zeiten in       Dabei wurden durchaus Äußerungen laut wie: „Es fällt
festgelegten „Werkstatträumen“ statt. Ob im Gruppenraum,      mir selbst schwer einzuschätzen, bis wohin ich die Kinder
im Rahmen des Vorschulunterrichts oder in der Turnhalle:      alleine gehen lassen kann“. Gleichzeitig betonten sie: „Ich
Erlebnisse warteten überall.                                  lerne selbst noch so viel mehr über mich und meine Arbeit.“
                                                              Oder: „Ich bin verwundert zu sehen, was die Kinder alles
Alles war in allen Einrichtungen gleich: Die Kinder besuch-   können. Man hat ja ein Bild von den einzelnen Kindern und
ten ihre Lernwerkstatt mit großer Begeisterung. Dort hatten   ist erstaunt, dass sie plötzlich Dinge können, die man ihnen
sie die Möglichkeit, ihrer kindlichen Neugierde nachzu-       gar nicht zugetraut hätte.“
gehen, mitzureden und auszuprobieren. Hier galten sie als

10   Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
Die „Bühne der Talente“, deren Präsentation auf der Grund-      oftmals an Grenzen stoßen, da die Teamstruktur weniger
lage der erarbeiten Inhalte der Lernwerkstätte erfolgen         durch Hauptamtliche als durch Honorarkräfte geprägt ist.
sollte, bereitete vielen Erzieher/innen bereits in der          Das macht sie weniger flexibel. Dennoch konnten wir zwei
Schulungsphase leichtes Kopfzerbrechen. Ohne vorgegebene        Grundschulen in Essen und Lünen gewinnen, sich an „Klein
Struktur bzw. ohne Arbeitsvorgaben rein impulsorientiert        ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu beteiligen.
in der Lernwerkstatt zu agieren, stellte viele Teilnehmer/
innen zunächst vor Herausforderungen. Sie bekundeten
teils Schwierigkeiten sich vorzustellen, die Kinder für die     2.7 Die „Bühnen der Talente“
Bühne etwas erarbeiten zu lassen, von dem sie selbst nicht
wussten, was es sein wird. Unsere Projektkoordinatorinnen       Bis kurz vor den Sommerferien 2014 konnten die klei-
griffen deren Bedenken immer wieder im Laufe des Projek-        nen Gesundheitsexpert/innen ihre Erkenntnisse auf ihrer
tes auf und betonten, dass es sich bei den Ergebnissen nicht    „Bühne der Talente“ vorstellen. In ihrer Lernwerkstatt be­
zwingend um ein „Endresultat“ handeln müsse. Durchaus           gannen sie, sich intensiv auf diesen Tag vorzubereiten. Sie
könnten auch Prozesse, die die Kinder in der Zeit durch-        reflektierten bereits Erarbeitetes und gingen in die
laufen und erarbeiten, präsentiert werden. Über Fotodoku-       Planung. Für die Erzieher/innen hieß es auch hier, die
mentationen, gemalte Bilder, Kommentare und gesammel-           Kinder kreativ werden zu lassen. Sie selbst hatten eine Vor-
te Ideen standen ihnen viele Türen offen. Eine Hilfe waren      stellung davon, was sie ihren Gästen präsentieren wollten.
den Erzieher/innen dabei regelmäßige Coachinggespräche,         Für die Erzieher/innen war auch dieser Weg ein neuer.
in denen diese Fragen immer wieder aufgegriffen werden          Doch mit der Er­fahrung der Lernwerkstatt und den eigens
konnten.                                                        daraus ge­wonnenen Erkenntnissen, was die Kinder alles
                                                                auf die Beine stellen konnten und wie sie sich dabei in­
                                                                dividuell weiterentwickelten, fiel es ihnen nicht schwer, sich
2.6.2 Die Ansprache der Grund-                                  auch hierauf einzulassen. Die Kinder planten, organisierten
schulen /der OGS                                                und warfen gerne bestehende Planungen auch mal wieder
                                                                um. Bis zuletzt konnte niemand abschätzen, was sie auf der
Bezüglich der Zusammenführung der Kindergartenkinder            „Bühne der Talente“ erwartete. Letztlich nutzen die einzel-
und Grundschulkinder entschieden wir uns für die Zu­            nen Lernwerkstätten die Zeit von April bis Ende Juni 2014
sammenarbeit mit dem Offenen Ganztag der Grund­schulen.         für ihre Vorstellung. Vom Sommerfest und Abschlussfest bis
Wegen seiner relativ flexiblen Struktur mit verschiedenen       zur Vernissage im Foyer war einiges dabei. In kindgerechter
Arbeitsgemeinschaften erschien er uns im Vergleich zu den       Art präsentierten sie ihre eigenen Dokumentationen über
festgelegten Unterrichtszeiten geeigneter für eine Koope-       den Werkstattverlauf in Form von selbstgemalten Bildern
ration in den Lernwerkstätten. Erste Gespräche wurden in        und Fotos und boten ihren Gästen viele praktische Ein­
diesem Zusammenhang nach der Eingewöhnungszeit der              blicke. Was genau die Kinder erlebten und vorführten, wird
neuen Kindergartenkinder im Herbst 2013 geführt. Ver­           unter Kapitel 3 beschrieben.
treter/innen aller drei Parteien (Kindergarten, ortsansässige
Grundschule und des DKSB LV NRW e.V.) waren an­wesend,
um gemeinsam zu überlegen, ob und wie eine Kooperati-           2.8 Projektbegleitung und Coaching
on im Sinne der Lernwerkstatt geschaffen werden kann.
Dabei zeigte sich, dass bereits bestehende Kooperationen        Während der gesamten Projektphase wurden die teilneh-
mal intensiver, mal weniger intensiv gepflegt werden und        menden Einrichtungen bzw. die an der Lernwerkstatt be­
teils auch Bereiche der Gesundheitsfürsorge aufgegriffen        teiligten pädagogischen Fachkräfte von ihren Projektkoor-
werden. Einig waren sich alle Grundschulen darin, dass          dinatorinnen begleitet und betreut. Sie standen ihnen
die Erarbeitung gesundheitsorientierter Themen auch im          immer als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung – von der
Schulalltag wichtig und sinnvoll ist. Die Idee der Lernwerk-    Akquise, über erste Planungsgespräche bis zur Lernwerkstatt
statt und ein damit einhergehender „seichter“ Übergang in       und der „Bühne der Talente“. Mit Beginn der praktischen
den Bildungsort Schule stieß durchaus auf Interesse. Jedoch     Phase bot sich den pädagogischen Fachkräften die Möglich-
bestehen auch im Offenen Ganztag Rahmenbedingungen,             keit, in Coachinggesprächen über den aktuellen Projekt-
die eine entsprechende Kooperation erschweren. Zeitliche        stand zu berichten und Fragen, Ideen und Anliegen, zum
und personelle Kapazitäten lassen die Mitarbeiter/innen         Beispiel zur Realisierung von Projektarbeiten, zu klären. Diese

                                                                                                           Projektablauf    11
Treffen wurden als Einzelcoachings oder als Gruppen­                jede Station für 15 Minuten erleben und ausprobieren.
coaching wahrgenommen. Im Sinne der Netzwerkarbeit                  Kusch­elige Kissen, Bewegung in der Turnhalle und gesunde
und des gegenseitigen Austauschs erwiesen sich gerade               Snacks und Getränke aus Obst und Gemüse waren eine
Gruppencoachings mit mindestens zwei Einrichtungen aus              Wohltat für die Gemüter und konnten gut erahnen lassen,
derselben Kommune als sinnvoll. Bereits in der Vorberei-            was die Kinder in absehbarer Zeit erleben würden.
tung zu ihren Lernwerkstätten erhielt jede Einrichtung einen
Projekt-Arbeitsordner, der alle notwendigen Informationen         2. 
                                                                     In der Graf-Recke Kindertagesstätte in Düsseldorf
und Formulare enthielt: eine Projektskizze, Kontaktdaten             wurden im Rahmen verschiedener Eltern-Kind Veran-
aller am Projekt beteiligten Parteien, Förderanträge und             staltungen Auszüge aus den Inhalten von „Klein ganz
einen Projektablaufplan. Darüber hinaus bot er Platz für             groß! Gesundheit macht stark.“ gemeinsam besprochen
eigene erarbeitete Materialien.                                      und erlebt. Die Eltern besuchten zum Beispiel einen In-
                                                                     formationsabend über „Bewegung und gesundes Essen“
                                                                     oder einen Klettergarten. Um ihr Bewusstsein für kreative
2.9 Elternarbeit                                                     Lernprozesse zu öffnen, wurde des Weiteren eine Veran-
                                                                     staltung mit dem Titel „Was hat Matschen, Klatschen und
Ziel des Projekts war es auch, die Eltern für die Gesund-            Springen mit der Schule zu tun?“ durchgeführt.
heit ihrer Kinder zu interessieren. Nur wenn Eltern und
Kinder an einem Strang ziehen, kann es gelingen, auch im          3. Die Erzieher/innen der AWO Aliso Kindertages­stätte Fun-
famil­iären Alltag gesundheitsorientierte Veränderungen zu            kelstein in Bergkamen organisierten für die Eltern und
bewirken. Zu diesem Zweck wurden Eltern regelmäßig über               Kinder der Kita ein Familienbildungswochenende unter
die Arbeit innerhalb der Lernwerkstätten informiert. Dabei            dem Motto „Kein Stress mit dem Stress!“. Fernab vom
waren die Wege der Informationsvermittlung sehr vielfältig.           Kitageschehen trafen sie zusammen, um in Workshops
Sie reichten von Plakaten mit Erklärungen zum Projekt über            für Eltern, für Kinder und gemeinsam vieles über sich,
Fotodokumentationen bis hin zu Werken, die die Kinder                 ver­schiedene Entspannungstechniken, Bewegung und
hergestellt hatten. Bestenfalls regten die Materialien gleich-        Er­nährung kennenzulernen. Diese Erfahrungen sensi­
zeitig zur Diskussion zwischen Eltern und ihren Kindern,              bilisierten sie für die Gesundheitsfürsorge ihrer Kinder
aber auch Eltern und Erzieher/innen an. Um das Interesse              und ihre eigene.
der Eltern bereits frühzeitig zu binden und regelmäßig im
Gespräch zu bleiben, ließen sich die Einrichtungen eine           Durch die verschiedenen Methoden der Elternan­sprache
Menge einfallen.                                                  erreichten die Erzieher/innen in vielen Einrichtungen
                                                                  einen guten Austausch. Größtenteils waren die Eltern sehr
Stellvertretend für alle Einrichtungen sollen beispielhaft drei   gespannt, was die Kinder in ihren Lernwerkstätten er­
folgende Aktionen genannt werden:                                 arbeiteten und an Ideen mit nach Hause brachten, um sie ge-
                                                                  meinsam mit ihnen umzusetzen. Den krönenden Abschluss
1. Die DKSB Kindertagesstätte Blumenwiese aus Essen bot          bildete letztlich die Darbietung auf der „Bühne der Talente“,
   einen Elternnachmittag an, der die Teilnehmer/innen            auf der sie ihre Kinder als kleine „Gesundheitsexpert/innen“
   buchstäblich auf den „gesunden Geschmack“ brachte. An          erleben konnten.
   insgesamt fünf Gesundheitsstationen durften die Eltern
   mit den Kindern, die gerade ihre Lernwerkstatt begannen,

12   Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
3. Darstellung der einzelnen Projekte
Im Folgenden werden die Projektergebnisse der zehn Kin-     vorgestellt. In Essen und Lünen wird zusätzlich auf die
dertagesstätten aus Bochum, Düsseldorf, Essen, Euskirchen   Zusammenarbeit mit dem Offenen Ganztag der ortsansäss-
und dem Kreis Unna mit Bergkamen, Kamen und Lünen           igen Grundschule eingegangen.

Bochum                                                      Essen
                                                                                             in
Caritas Kindergarten Emilstraße                             DKSB Kindertagesstätte Sonnensche

Düsseldorf                                                  Euskirchen
                                     Stiftung gGmbH                                          DKSB
Ev. Kindertagesstätte der Graf-Recke                        Familienzentrum Nilpferd e.V. im

Essen                                                       Kreis Unna / Bergkamen
                                     Brandenbusch“
Ev. integrative Kindertagestätte „Am                        AWO Aliso-Kindergarten Funkelstein

Essen                                                       Kreis Unna / Kamen
                                      nhöhle
ASB integrative Kindertagesstätte Bäre                      DRK Kindertagesstätte Monopoli

Essen                                                       Kreis Unna / Lünen
                                                                                           us
DKSB Kindertagesstätte Blumenwiese                          DRK Kindertagesstätte Hokus Pok

                                                                               Darstellung der einzelnen Projekte   13
Bochum
     Caritas Kindergarten Emilstraße

                                                                  Die Lernwerkstatt
                                                                  Als die Kinder hörten, dass sie eine von zehn Kitas in ganz
                                                                  NRW sind, die an „Klein ganz groß! Gesundheit macht
                                                                  stark.“ teilnehmen, waren sie sehr stolz und voller Tatendrang.
                                                                  Gemeinsam überlegten sie mit ihren zwei Erzieherinnen, was
                                                                  sie mit „Gesundheit“ verbinden und nahmen so das Thema
                                                                  Ernährung auf. Sie diskutierten, überlegten und sprudelten
                                                                  vor Ideen. Ein Essen für die Eltern sollte es werden. Mit schön
                                                                  gedecktem Tisch und selbstgebastelten Tischkärtchen. Sie
                                                                  wollten sich als Kellner verkleiden und alles auffahren was dazu
                                                                  gehört. „Und was wird gekocht?“ fragten sie sich. „Das ist gar
                                                                  nicht so einfach“, kam als Antwort. Eine Mutter arbeitete auf
Die Kita Emilstraße liegt in einem Wohngebiet des                 dem Wochenmarkt. Das war eine gute Idee, um dort Lebens-
Bochumer Stadtteils Wattenscheid. In der eingruppigen             mittel einzukaufen. Die Kinder erfuhren viel über Obst und
Kita werden 20 Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren betreut.        Gemüse und was davon in ihrer Nähe wächst. So lernten
Sie ist in einem Mehrparteienhaus angesiedelt, das auch           sie auch, dass der Transportweg etwas mit der Qualität der
Flüchtlingen unterschiedlicher Nationen Unterkunft bietet.        Lebensmittel zu tun hat. Auf dem Wochenmarkt entdeckten viele
Zwei Erzieherinnen, eine Erzieherin im Anerkennungsjahr           von ihnen neue Lebensmittel, neue Geschmacksrichtungen
und eine Fachkraft für Sprachförderung arbeiten dort nach
dem situationsorientierten Ansatz. Dabei greifen sie die
individuelle Bedürfnislage des Kindes, stets unter Berück-
sichtigung seiner Lebenswelten und verfügbarer Ressourcen,
auf. Die Erzieherinnen verstehen sich als Entwicklungs-
begleiterinnen der Kinder und setzen auf Ganzheitlichkeit.
Die überschaubare Anzahl an Kindern ermöglicht eine
intensive Arbeit mit ihnen und lässt viel Raum für die Projekte
und das Forschen – ein idealer Ausgangspunkt für „Klein ganz
groß! Gesundheit macht stark.“

14    Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
und neue Gerüche. Kurzum: Dieser Marktbesuch war ein                    Nach allem, was sie in der Lernwerkstatt erlebten, entschieden
Erlebnis für die Sinne! Um überhaupt erfahren zu kön-                   sich die Kinder gegen ein gekochtes Essen für die Eltern.
nen, welche Obst- und Gemüsesorten (besonders) wichtig                  Lieber wollten sie eine Vernissage veranstalten mit Plakaten
für den Körper sind, erarbeiteten sie in gemeinsamer Runde              und Fotos. Es sollte Dips, Fingerfood und Getränke geben.
die aid-Ernährungspyramide, die Aufschluss über den täg-                Ihnen schwebte eine Cocktailbar vor – mit frischen Säften aus
lichen Bedarf an verschiedenen Lebensmitteln gibt. Die Kinder           Obst und Gemüse. Und weil die Mamas manchmal so genervt
sprachen über Vitamine und wofür sie gut sind. Dass                     sind, wollten die Kinder sie auch massieren. Gemeinsam über-
auch Trinken wichtig ist, war schnell klar. Um ihnen die                legten sie wieder, was sie brauchten, so dass die Erzieherinnen
Bedeutung von Wasser für den menschlichen Organismus ver-               die für die Lernwerkstatt zur Verfügung stehenden Fördermittel
ständlich zu machen, wurde der Wasseranteil im menschlichen             einsetzen konnten, um alles Notwendige zu besorgen.
Körper kindgerecht dargestellt und von den Kindern anhand

                                                                        „Auf dem Markt
einer menschlichen Skizze plastisch nachgestellt. Damit
hatten sie den Wasserhaushalt eines Kindes genau vor Augen und
wussten um dessen Bedeutung für den eigenen Körper. Die
Lernwerkstatt war somit ein gelungenes Wechselspiel aus kind-
lichen Experimenten und theoretischen Impulsen. Im weiteren
                                                                        durften wir
Verlauf stellten sie viele bunte Obstspieße her, die sie nicht nur in   ganz viel
                                                                        probieren.
                                                                                              “
der Kita selbst, sondern auch im naheliegenden Seniorenheim
verteilen wollten. Schließlich brauchen auch sie viele Vitamine.
Die älteren Herrschaften freuten sich sehr darüber. Außerdem
bereiteten die Kinder ein leckeres Frühstück mit selbstein-
gekauften Lebensmitteln und frisch gepresstem Orangensaft
zu – per Hand versteht sich. „Das geht aber schwer“, kam als
Kommentar. Das veranschaulichte ihnen, wie viele Orangen in
ein Glas passen und dass das Pressen richtige Arbeit bedeutet.

                                                                                               Caritas Kindergarten Emilstraße     15
rieben und bearbeitet. Anschließend wurde es mit Wasser ab-
                                                                  gewaschen und hinterließ ein samtweiches Hautgefühl und
                                                                  angenehmes Wohlbefinden.

                                                                  Im Ernährungsraum sorgten die Kinder für das leibliche Wohl.
                                                                  Zwei von ihnen versorgten die Eltern mit kleinen Häppchen
                                                                  und die Kinder an der Saft-Station boten die dazugehörigen
                                                                  gesunden Getränke an. Hier gab es eine Riesenpalette an Obst-
                                                                  sorten. So wurden fleißig verschiedene Kombinationen gemixt.
                                                                  Die Gäste hatten sichtlich Spaß daran, zu raten, um welche
                                                                  Obst- oder auch Gemüsesorten es sich hierbei handelte. Auch
                                                                  frisch angerührter Joghurt sollte den Eltern zeigen, dass es nicht
                                                                  immer gekaufter sein muss. Ein Fotobuch, in dem Portraits der
                                                                  Kinder und Dokumentationen einzelner Aktivitäten sowie
                                                                  diverse Lieblingsrezepte enthalten sind, bot den krönenden
                                                                  Abschluss dieses besonderen Tages.

„Bühne frei“
Nun war es für die Kinder soweit. Auf ihrer „Bühne der
Talente“ durften sie einen Nachmittag lang ihren Eltern das
Thema Gesundheit aus ihrer Sicht näherbringen und ihnen
zeigen, wie für sie Ernährung und Entspannung am besten
funktionieren. Bevor es aber so wirklich losging, stellten sich
die Kinder zunächst gemeinsam vor und berichteten, was ge-
nau sie in den letzten Monaten auf die Beine gestellt hatten.
Auf der Gitarre begleitet, sagen sie einen Song über Obst und
Gemüse, Vitamine und Kraft. Nach tosendem Beifall verab-
schiedeten sie sich von der Bühne und bezogen Stellung an
ihren unterschiedlichen Stationen. In jedem Kitaraum
wurden andere Aktionen angeboten. Die anwesenden Mütter
hatten so die Möglichkeit, in jede Aktion bzw. in jeden Raum
rein zuschnuppern und mitzumachen. Den Kindern machte es
großen Spaß, so dass es für sie ein Leichtes war, sich in ihrer
Rolle als Gastgeber/innen zurechtzufinden.

 Insgesamt gab es drei Themenräume. Einer von ihnen
 diente als Informationsplattform. Hier wurde eine Power-Point
 Präsentation gezeigt, in der ein Mädchen den Verlauf der
 Lernwerkstattzeit kommentierte. Um den Eltern den Verlauf
 transparent darzustellen, nutzen sie viele Bilder und Kom-
 mentare aus ihrer Lernwerkstattzeit. Den Flur entlang lud der
 Massageraum gestresste Mütter und Kinder zu Ruhe und
„Wellness“ ein. In abgedunkelter Atmosphäre mit sanfter Mu-
 sik verwöhnten zwei kleine Gesundheitsexpertinnen die Hän-
 de der Besucherinnen mit natürlichem Peeling. Nach einer
 leichten Ölmassage wurden die Hände mit Zucker einge-

16    Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
Und die Eltern?
Die Eltern sind in dieser Kita generell sehr engagiert. Daher
waren sie auch sehr interessiert, was in der Lernwerkstatt
und letztlich auf der „Bühne der Talente“ erarbeitet und
vorgestellt wird. Sie fragten immer wieder nach, was die
Kinder machen. Zu Hause sollten sie gemeinsam mit den
Kindern ihr Lieblingsrezept aufzuschreiben, damit es in das
abschließende Fotobuch der Lernwerkstatt aufgenommen
werden konnte. Eine schöne Erinnerung.

Die „Bühne der Talente“ verfolgten die Mütter mit
großer Begeisterung. Besonders angetan waren sie von den
gesunden Getränken, die ja so leicht herzustellen waren.
Einige überlegten daraufhin, sich auch eine Saftmaschine
anzuschaffen.

„Wir singen ein Lied von
Obst und Gemüse und
Vitaminen. Die machen
stark wie ein König und
eine Königin.
                           “
                                                                Caritas Kindergarten Emilstraße   17
Düsseldorf
     Ev. Kindertagesstätte der Graf-Recke Stiftung gGmbH

                                                                  Die Lernwerkstatt
                                                                   An der Lernwerkstatt nahmen insgesamt 30 Kinder teil,
                                                                   die gemeinsam ihre Schwerpunkte bestimmten. Da sie
                                                                   Gesundheit ganzheitlich definierten, waren sie sich schnell
                                                                   einig, dass sie sich nicht nur auf einen Bereich beschränken
                                                                   wollten. Als Einstieg wählten sie „gesunde Ernährung“
                                                                   und konzentrierten sich dabei zunächst auf Spiele, in
                                                                   denen sie verschiedene Lebensmittel riechen, fühlen und
                                                                   schmecken konnten. Die Kinder stellten in ihrer Lern-
                                                                   werkstatt schnell fest, dass gesunde Ernährung viel mehr
                                                                   bedeutet als nur das Essen gesunder Lebensmittel – auch die
                                                                   Wahrnehmung spielt eine große Rolle. So wurde beispiels-
                                                                   weise der Entstehungsprozess von einigen Lebensmitteln
                                                                   aktiv mitgestaltet und beobachtet: Wie entsteht aus dem Korn
                                                                   das Brot? Wie wird aus Obst ein Saft – und inwieweit wird der
 Die evangelische Kindertagesstätte der Graf-Recke-Stiftung        Geschmack hierbei verändert und geprägt? Diese Fragen
 gGmbH wurde 2003 gegründet und liegt im Düsseldorfer              zeigen nur einen kleinen Auszug vieler Gedankengänge,
 Norden, im Stadtteil Wittlaer. In ihrer Einrichtung betreuen      die die Kinder erforschten. Im Anschluss an den Baustein
 die pädagogischen Fachkräfte insgesamt 81 Kinder im Alter        „gesunde Ernährung“ kreierten die Kinder mit Unter-
 von 4 Monaten bis 6 Jahren. Sie selbst bezeichnen sich als ein    stützung ihrer Erzieherinnen verschiedene Formen von
„Haus zum Entdecken und Erleben“. Ihren pädagogischen              Bewegungslandschaften, die aus einzelnen „Bewegungsbau-
 Schwerpunkt sehen sie im sinnlichen und ganzheitlichen            stellen“ bestanden. Hierbei wurden Schrägen, Hängematten
 Lernen, das die kindliche Wahrnehmung fördert, ihre               und Rollbretter eingesetzt. Als einzelne Stationen regten sie
 Neugierde weckt und sie zum Forschen und Verstehen                fortlaufend das freie Experimentieren und die motorische
 auffordert. Die Idee von „Klein ganz groß! Gesundheit             Erfahrung an. Nach einem gemeinsamen Begrüßungslied,
 macht stark.“ passte somit gut in die Philosophie der             das als Ritual jede Bewegungsstunde einläutete, wärmten
 Einrichtung.                                                      sich die Kinder zunächst auf und gingen auf Erkundungs-

18    Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.
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