Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg

 
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Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner   AUSGABE 1 - 2021
Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
D
                ie Ausgabe setzt sich mit den
                Schwerpunktthemen Partizi-
                pation, Kinderrechte und De-
                mokratiebildung auseinander.
    Partizipation von Kindern und Jugendli-
    chen bedeutet, dass sie ein Recht darauf
    haben, an allen Entscheidungen, die sie
    und ihre Lebenswelt betreffen, gehört und
    beteiligt zu werden. Lösungen sollen nicht
    von den Erwachsenen diktiert, sondern
    gemeinsam ausgehandelt werden. Das
    Recht auf Partizipation ist u. a. in der UN-
    Kinderrechtskonvention, in der EU-Grund-
    rechtecharta, im Kinder- und Jugendhilfe-
    recht und im Kindertagesförderungsgesetz
    geregelt. Auch in den Bildungsplänen der
    einzelnen Bundesländer ist Partizipation
    als pädagogischer Grundsatz bzw. Quer-
    schnittsaufgabe festgeschrieben.
    In der UN-Kinderrechtskonvention ist das
    Recht auf Partizipation u. a. in Art. 12 ver-
    ankert. Gleichzeitig ist es eines der vier

2
Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
Impressum
                                                                                                Ausgabe 1 - 2021/BuB 17

              Partizipation!
                                                                                                tjfbg gGmbH
                                                                                                Wilhelmstraße 52 · 10117 Berlin
                                  von Stefanie Theile
                                                                                                Fon 030 97 99 130 | www.tjfbg.de
                                                                                                Geschäftsführer: Thomas Hänsgen M. A. (V.i.S.d.P.),
                                                                                                Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 121600 B

    Inklusion

         Mitbestimmung
                                                                                                Käpt’n Browser gGmbH
                                                                                                Wilhelmstraße 52 · 10117 Berlin
                                                                                                Fon 030 97 99 13 10 | www.kaeptnbrowser.de
                                                                                                Geschäftsführer: Thomas Hänsgen M. A. (V.i.S.d.P.)

                   Kinderrechte
                                                                                                Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 99234 B

                                                                                                Redaktion: Stefanie Theile
                                                                                                Layout: Carolin Eden
                                                                                                Fachbeirat: Stefanie Fischer, Torsten Schulz
                                                                                                Kontakt: magazin@tjfbg.de und

                   Beteiligtsein
                                                                                                magazin@kaeptnbrowser.de
                                                                                                Druck: Möller Druck und Verlag GmbH
                                                                                                Auflage: 6.000
                                                                                                ISSN 2196 - 6273

              Demokratie                                                                        DOWNLOAD

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                                                                                                BILDNACHWEIS
                                                                                                Fotos
                                                                                                S. 1, 2, 5 (4., 6., 8., 9. v. o.), 14, 16 - 19, 21, 35 (o.), 42,
Grundprinzipien der Kinderrechtskonven-           durch das Erleben von Partizipation in der    43 (o.), 56, 59 (o.), 64 (u.): Adobe-Stock; S. 4, 5 (1., 3.,
tion. Partizipation ist also einerseits ein       (Weiter-)Entwicklung ihrer sozialen Kom-      7., v. o.), 7, 13, 15 (u.), 26 - 29, 31 (u.), 32, 33, 37 (u.),

eigenständiges Recht und andererseits             petenzen gestärkt und das demokratische       38, 39, 41, 43 (u.), 44, 45, 46 (u.), 50, 51 (o.), 54, 55,
                                                                                                59 (u.): tjfbg gGmbH; S. 5 (10. v. o.), 47, 49: Junges
muss es in der Interpretation und Umset-          Miteinander wird unterstützt. Kinder und
                                                                                                Engagement; S. 23 (1. v. l.): Sandra Spitzke; S. 23
zung aller anderen Kinderrechte bedacht           Jugendliche verbringen einen Großteil         (2. v. l.): Jaqueline Markurt; S. 23 (3. v. l.): Käpt’n
werden. Von diesem subjekt- und rechts-           ihres Tages in Kindertagesstätten, Schu-      Browser; S. 23 (r.): Jessica Zeidler; 36, 37 (m.):
basierenden Verständnis von Partizipation         len und außerschulischen Lernorten.           Marvin Rathmann; S. 46 (o.): Nimm!; S. 25 (l.)
ausgehend werden Kinder und Jugendliche           Diese Einrichtungen sind wichtige Le-         Leandro Gomes, (r.) Pedro Monterroso; S. 35 (u.)
                                                                                                Birgit Majewski; S. 51 (u.): Marcel Häckel
als eigene Persönlichkeiten mit einer eige-       bens- und Lernorte für Kinder und Jugend-
                                                                                                Illustrationen
nen Meinung und Handlungsfähigkeit                liche. Die dort tätigen pädagogischen         S. 31: Annina Krüger; restliche: tjfbg gGmbH
und als Träger eigener Rechte wahrgenom-          Fachkräfte haben daher eine bedeutende
men. Voraussetzung dafür ist, dass Parti-         Aufgabe in der Umsetzung der Partizipa-       HINWEIS
zipation als fortwährender Prozess begrif-        tionsrechte der Heranwachsenden. Und          Um einer gendersensiblen Schreibweise gerecht zu
                                                                                                werden, wird im Magazin meist eine geschlechts-
fen und nicht als einmaliges Erlebnis             genau deswegen auch der Titel „Partizi-
                                                                                                neutrale Formulierung verwendet. Wenn dies aus
verstanden wird. Partizipation stärkt das         pation!“: Partizipation als Kinderrecht und
                                                                                                Gründen der Lesbarkeit nicht möglich ist, beziehen
Selbstbewusstsein von Kindern und Ju-             Grundprinzip der UN-Kinderrechtskon-          sich die Beiträge dennoch selbstverständlich in
gendlichen und ermöglicht ihnen wich-             vention sowie die bedeutende Aufgabe,         gleicher Weise auf alle Menschen.
tige Erfahrungen der Selbstwirksamkeit.           die den pädagogischen Fachkräften zu-
Sie fühlen sich ernst genommen und                kommt, machen deutlich, dass Partizipa-       Die Fotoaufnahmen wurden zu unterschiedlichen
                                                                                                Zeitpunkten angefertigt. Selbstverständlich
werden darin bestärkt, sich für ihre eige-        tion eine Grundvoraussetzung für die
                                                                                                wurden die zu den Zeitpunkten der Aufnahmen
nen Rechte und die anderer einzusetzen.           Umsetzung der Kinderrechte und Demo-          geltenden Hygiene- und Abstandsmaßnahmen
Zudem werden Kinder und Jugendliche               kratiebildung ist.                            hinsichtlich der Corona-Pandemie eingehalten.

                                                                                                                                                                   3
Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
6                                               22
    Inhalt

    Prolog                         Intermezzo: Best Practice

     6 Editorial                    20 Kinder-                       30 Grundschule                    40 Weiterführende
     KINDERRECHTE,                  tagesstätte                      Pusteblume-Grundschule            Schule
     PARTIZIPATION UND              IntegrationsKITA                 MITREDEN UND                      Albrecht-Dürer-Gymnasium
     DEMOKRATIEBILDUNG              Hand in Hand                     MITGESTALTEN!                     MEHR DEMOKRATIEBILDUNG
     Was steckt dahinter?           WIR BESTIMMEN MIT!               Die Schülerzeitung als Beteili-   UND BETEILIGUNG DURCH
                                    KINDERTAGESSTÄTTEN-              gungschance an Schulen            DEN KLASSENRAT
                                    AUSSCHUSS AUCH FÜR                                                 Wieso, weshalb, warum?
                                    KINDER!
     8 Brainstorming                Kinder gestalten den Alltag in
     PARTIZIAPTION KURZ             der Kindertagesstätte mit        32 Grundschule
     UND KNACKIG!                                                    Bötzow-Grundschule                42 JFE
     Antworten aus Umfrage                                           WENN STREITEN,                    JFE* Manege
                                                                     DANN ABER RICHTIG!                SAG WAS DU BRAUCHST,
                                    22 Kinder-                       Erfahrungen mit der               DENN DEINE STIMME ZÄHLT!
                                    tagesstätte                      Mediationsausbildung von          Kein pädagogisches Angebot
     10 Einblick                    KITA Schneckenhaus               Grundschulkindern                 ohne die Zustimmung der
     Hochschule für                 DAFÜR MUSST DU NOCH EIN                                            Kinder und Jugendlichen!
     angewandte Pädagogik           STÜCKCHEN WACHSEN! DAS
     KINDERRECHTE –                 KANNST DU NOCH NICHT!
     BRAUCHEN WIR? HABEN WIR?       Das Team der KITA                34 Grundschule
     WAS MACHEN WIR DARAUS?         Schneckenhaus widerspricht       Edison-Grundschule                44 barrierefrei
     Kinderrechte in Theorie        diesen Aussagen                  BESSERE BILDUNGSCHANCEN           kommunizieren!
     und Praxis                                                      FÜR ALLE DURCH DIE ERGÄN-         DIGITALE TEILHABE
                                                                     ZENDE LERNFÖRDERUNG               STÄRKEN
                                                                     Ein Erfahrungsbericht             Anregungen und Ideen
                                    24 Grundschule                                                     für die Praxis
     14 Expertise                   Grundschule Neues Tor
     Hochschule für                 DAS SCHÜLERPARLAMENT –
     angewandte Pädagogik           DEMOKRATISCHES LEBEN             36 Weiterführende
     PARTIZIPATION VON              IN DER GRUNDSCHULE               Schule                            47 Junges
     KINDERN DURCH GREMIEN-         NEUES TOR                        Melanchthon-Gymnasium             Engagement
     ARBEIT IN DER SCHULE           Einführung eines                 SCHULSPRECHER UND                 DIGITALE BETEILIGUNG?!
     Ein theoretischer Blick        Schülerparlaments in der         SCHULSPRECHERINNEN SIND …         Barcamp goes digital
     auf die Gremienarbeit in       Grundschule                      To-do-Liste
     Schulen

                                                                                                       50 KON TE XIS
                                    26 Grundschule                   38 Weiterführende                 Bildungswerkstatt
     16 Interview                   Ludwig-Bechstein-                Schule                            MINT-BILDUNG UND
     DAS JUGENDFÖRDER- UND          Grundschule                      Schulfarm Insel Scharfenberg      PARTIZIPATION
     BETEILIGUNGSGESETZ             VON KINDERN FÜR KINDER           AB AUF DIE INSEL!                 Was haben die MINT-Fächer
     Interview mit Kerstin          Arbeitsgemeinschaften            Beteiligungsstrukturen            mit gesellschaftlicher Teilhabe
     Stappenbeck und Frank Seibt    kinderleicht                     im Internat                       zu tun?

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Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
50            Demokratie            8                             32
                                                    Mitbestimmung
                                    Kommunikation

                                       Rahmen-
                                      bedingungen
                                       schaffen            Diversität

                                                                        Familie

                             Spaß
                                        34
                                        Machtabgabe von
                                         Erwachsenen
                                                          Kompetenz-                10
 Epilog                                                    förderung

    52 Wussten Sie,
    dass …?
    FAKTEN ZU PARTIZIPATION

    54 Reingeschaut!
               IBUNG
   IMH T SCHR
     GESPRÄCH MITE
R EC
   MARIE-CHRISTINE ZINTZ
    UND FRANK LEHMANN
    Aufgaben der Insofern
    erfahrenen Fachkräfte für
    Kinderschutz der tjfbg gGmbH                                              14             26
    und der Käpt’n Browser gGmbH

    60 Porträt
    KITA Tigermaus
    Kiekemal-Grundschule
    JFE Jugendclub Ikarus
    Refik-Veseli-Schule (ISS)

    64 Tüftels Beitrag
    Vorschau

                                    54                                             20        47

 *JFE= Jugendfreizeiteinrichtung
                                                                                                  5
Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
Liebe Lesende,

    Demokratiebildung, Partizipation, Kinderrechte      Damit dies auch einen rechtlichen Rahmen hat,
    – all das sind große und wichtige Schlagworte       an den sich alle halten müssen, wurden diese
    in der Pädagogik. Aber mal ehrlich: Haben Sie       Ideen als Kinderrechte verankert. Ein wichtiges
    sich auch schon mal dabei ertappt, wie Sie sich     Element dabei ist die UN-Kinderrechtskonven-
    fragten, was das eigentlich bedeutet? Und kön-      tion. So sichert Artikel 13 Absatz 1 den Kindern
    nen pädagogische Fachkräfte das im Arbeits-         das Recht auf freie Meinungsäußerung. Und
    alltag überhaupt umsetzen? Haben sie die Zeit,      der vorstehende Artikel 12 besagt, dass, wenn
    sich neben allem anderen auch noch um die           es um Angelegenheiten geht, die Kinder be-
    Vermittlung demokratiepädagogischer Inhalte         treffen, ihre Meinung entsprechend ihrer Reife
    zu kümmern? Darauf kann ich Ihnen unbesorgt         berücksichtigt werden muss. Dabei wird voraus-
    mit einem „Ja“ antworten. Denn wir brauchen         gesetzt, dass das Kind zur Meinungsbildung
    den Kindern nicht den Inhalt dieser Begriffe        fähig sein muss. Kinderrechte geben uns also
    beizubringen. Im Gegenteil, wir müssen ihn          die Verantwortung dafür, Kinder in möglichst
    mit den Kindern in unserem (Arbeits-)Alltag         alle Entscheidungen miteinzubeziehen. Zum
    zusammen (er-)leben.                                anderen räumen sie aber auch einen Ermessens-
    Aber was bedeutet denn nun eigentlich Demo-         spielraum ein, sodass Kinder vor Gefahren ge-
    kratiebildung? Müssen sich pädagogische Fach-       schützt werden können.
    kräfte dazu nicht weit in theoretische Gefilde      Und wie setzen pädagogische Fachkräfte das
    bewegen und stundenlang Bücher wälzen, um           alles nun um? Wie können sie Kindern ein Recht
    sich zusätzliches Wissen anzueignen? Zum Glück      auf Mitbestimmung durch Berücksichtigung
    ist das gar nicht notwendig. Denn sie haben be-     ihrer Meinung geben? Wie Sie sicher schon er-
    reits das nötige Handwerk dazu gelernt und          ahnt haben, hilft uns dazu die Partizipation.
    wenden es – da bin ich mir ganz sicher – bereits    Das „Teilhaben“ findet im Alltag der Kinder im
    zu einem großen Teil im Sinne demokratiepäd-        häuslichen, schulischen und gemeinschaftli-
    agogischer Bildung an. Die Grundlage demo-          chen Leben statt und ermöglicht den Kindern,
    kratischer Bildung liegt nämlich darin, den         Lebenskompetenzen, soziale Beziehungen,
    Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen      Selbstbestimmung und Lebenssinn zu entwi-
    Entscheidungen bezüglich des Lernens und aller      ckeln. In der pädagogischen Arbeit bilden die
    anderen Bereiche des täglichen Lebens zu treffen.   vielfältigen Aktivitäten der Fachkräfte den
    Sie sollen individuell bestimmen dürfen, was        passenden Rahmen, in dem die Kinder Mitbe-
    sie wann, wo, wie und mit wem tun wollen, so-       stimmung erleben können. Hierbei geht es nicht
    lange ihre Entscheidungen nicht die Freiheit        nur um Abstimmungen und Mehrheitsent-
    anderer beeinträchtigen. Bei einer demokratie-      scheide, was häufig unter dem Begriff Demo-
    bildenden Erziehung geht es also im Grunde          kratie verstanden wird. Demokratie beschreibt
    darum, die Bedürfnisse der Kinder, aber auch        vielmehr einen Aushandlungsprozess mit di-
    die der Gemeinschaft, zu berücksichtigen und        versen Formen der Entscheidungsfindung.
    zu schauen, wie sich jede Person individuell im     Kinder wollen in Diskussionen einbezogen wer-
    Einklang mit der Gruppe verwirklichen kann.         den, wollen sich ausdrücken und wollen selbst

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Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
E DI T OR I A L

Felix Kuang
Referent Jugendhilfe und Schule
Projekt „Demokratie stärken am Droryplatz“
Bildungsverbünde Lichtenrade, Droryplatz,
Schloss Charlottenburg
Geschäftsstelle
f.kuang@tjfbg.de
0151 23 88 25 41

Entscheidungen treffen. Dabei können wir sie
unterstützen, indem wir mit ihnen während
der Verwirklichung ihrer eigenen Interessen
gemeinsam Problemlagen kritisch reflektieren
und Andersdenken auf Grundlage gemeinsa-
mer Werte als positives Gut anerkennen. Kinder
müssen in ihrem Heranwachsen entsprechend
ihrer Entwicklung lernen Verantwortungen zu
übernehmen und welche Konsequenzen ihr
Handeln auf sie selbst und die Gemeinschaft
hat. Letztlich wollen wir Kindern helfen, am
Leben teilzuhaben und ihnen ermöglichen, die
Umwelt in der Gemeinschaft mit anderen
Menschen aktiv zu gestalten. Pädagogische
Fachkräfte und Eltern können Kindern einen
Raum geben, in dem sie Teilhabe erfahren. Sie
können den Kindern vorleben, wie sie sich ob-
jektive Urteile bilden und wie sie mit anderen
zusammen unterschiedliche Formen von Ent-
scheidungsfindungen anwenden und weiter-
entwickeln können.
Wenn Sie in den Praxisbeispielen, Interviews
und Fachbeiträgen dieser Ausgabe von „Be-
geistern und Bilden“ stöbern, finden Sie be-
stimmt die eine oder andere Anregung, die Sie
vielleicht ausprobieren wollen. Wie eingangs
erwähnt, stecken in uns allen die Grundlagen
einer demokratiepädagogisch geprägten Be-
gleitung von Kindern. Wenn wir uns das Thema
ein Stück mehr bewusstmachen, können Kin-
der den demokratischen Umgang miteinander
tagtäglich gemeinsam mit uns aktiv erleben.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Stöbern!

Ihr Felix Kuang

                                                               7
Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
PARTIZIPATION                                                             Transparenz

             BEDEUTET
        FÜR UNS:     Verantwortung                                           Umdenken/
                                                                             Mehrwert
                       Demokratie

    Selbstwirksamkeit                        Mitbestimmung
                           Kommunikation

          Kinder als Experten                                                 Wertschätzung
           und Expertinnen
                                 Rahmen-
                                bedingungen
                                                                    Diversität
          eigene Meinung
                                 schaffen
             einbringen                                                                Familie

       Spaß                         Machtabgabe von
                                     Erwachsenen               Kompetenz-
                                                                förderung
                Beteiligung
                                                                                        Regeln
                                               Gleichberechtigung
                                Perspektivwechsel                   pädagogische
                                                                      Haltung

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Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
BR A I N S T OR M I N G

                                                        Kooperation
                                                                                                      Schülervertretung
      inklusiv                                                                 Gesellschaft

                                               Parlament

                                                                  Kinderrechte
                                                                                                             Klassenrat
                                             Aufklärung
    auf Augenhöhe
                                                                         Akzeptanz

                                                                                         Zusammenarbeit
                                                                                           mit Eltern

                                           Teilhabe
                                                                                                              Interessenvertretung
Aushandlungs-
   prozesse
                                                                                                 Respekt
                                                                                                                   Selbstbestimmung
        Alltagsgestaltung
                                                                         Offenheit
                                                                                         Bedürfnisse
 Empathie
                            Engagement
                                                                                        und Interessen
                                                                                          der Kinder
                                                            Kindersprechstunde

Wir bedanken uns für die zahlreichen Einsendungen von Fatih Emre Agar, Stephan Borchardt, Patrick Börner, Claudia, Joschka da Silva Ermisch,
André Dauselt, René Dittrich, Leandro Gomes Viana, Oliver Gottschalk, Marius Harms, Friedo Hehmann, Krone, Maximilian Kühn, Katja Lederer,
Lotte, Hagen Ludwig, V. Ludwig, Julia Maaßen, Jessica Rabah, A. Rittich, Karin Schneider, Juliane Starke, Jule Steffen, Madlen Suchardt, Melanie,
Sabine Reimer, Sascha Ruß, Steffi, Birgit Majewski und Asya Nil Yavuz.
Ein Dankeschön geht auch an die Personen, die ihre Gedanken anonym mit uns geteilt haben.

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Magazin für Eltern, Pädagogen und Partner - AUSGABE 1 2021 - Tjfbg
KINDERRECHTE

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             Brauchen wir? Haben wir?
         Was machen wir daraus?
                          Eine Einführung in das Thema
                               Kinderrechte und Überlegungen
                        für den Transfer in die pädagogische Praxis
                                                          von Prof. Dr. Christin Tellisch

     Kinderrechte – ein Thema, das immer mal       die Aufmerksamkeit dahingehend ge-         nommen. Auch Deutschland hat sie im
     wieder Konjunktur hat. Das zeigen fol-        lenkt, dass einige Kinder im Home-         Jahr 1992 ratifiziert, allerdings nur unter
     gende Beispiele:                              schooling keine digitalen Zugänge ha-      Vorbehalten, die aber im Jahr 2010 zurück-
                                                   ben und buchstäblich „abgeschnitten“       genommen wurden. Die Kinderrechtskon-
     a) Schulleistungstests weisen in regel-       waren und sind – inwiefern wird hier       vention hat in Deutschland den Status
        mäßigen Abständen darauf hin, dass         Artikel 17 der Kinderrechtskonvention      eines völkerrechtlichen Vertrages, der voll-
        Kinder aus sozial weniger privilegier-     mit dem Recht auf Zugang zu Medien         umfänglich im Range des Bundesgesetzes
        ten Familien seltener den höchsten         ermöglicht?                                umgesetzt werden muss.
        Schulabschluss erreichen, aber häufi-                                                 Die Konvention ist in drei Teile gegliedert:
        ger Förderschulen besuchen – inwie-      Die Beispiele zeigen, dass Kinderrechte      Die Rechte der Kinder, der Ausschuss für
        fern wird hier Artikel 28 der Kinder-    zwar immer wieder thematisiert werden,       die Rechte und Schlussbestimmungen.
        rechtskonvention mit dem Recht auf       aber dass kaum hinreichende Entwicklun-      Fakultativprotokolle ergänzen die Kon-
        chancengleiche Bildung für alle um-      gen im Sinne von Verbesserungen für die      vention.
        gesetzt?                                 Kinder in den letzten Jahren erreicht wur-
     b) Die Flüchtlingskrise 2015 und weitere    den. Dabei ist es gerade das Ansinnen der    Inhalte der Kinderrechtskonvention
        Flüchtlingswellen zeigen, wie Kinder     Kinderrechtskonvention, dass allen Kin-      Die Kinderrechtskonvention legt wesent-
        unter schwierigsten Bedingungen          dern diese grundlegenden Rechte zuge-        liche Grundlagen für den Schutz der
        versuchen zu überleben – inwiefern       standen werden und Umsetzung erfahren.       Kinder weltweit fest und beruht auf
        wird hier Artikel 22 der Kinderrechts-                                                Grundannahmen des Überlebens, der Ent-
        konvention mit dem Recht auf an-         Zur Historie und zum Status der Kin-         wicklung, der Nichtdiskriminierung, der
        gemessenen Schutz und der huma-          derrechtskonvention in Deutschland           Wahrung der Interessen der Heranwach-
        nitären Hilfe von Flüchtlingskindern     Die Kinderrechtskonvention wurde am 20.      senden und der Partizipation. Diese spie-
        realisiert?                              November 1989 von der UN-Generalver-         geln sich in 54 Artikeln der Kinderrechts-
     c) Durch die Corona-Pandemie 2020 wird      sammlung der Vereinten Nationen ange-        konvention wider.

10
E I N BL IC K

UNICEF, die Kinderrechtsorganisation
der UN, fasst die Kinderrechtskonvention
in zehn Grundrechten zusammen.
Diese sind:

1) Das Recht auf Gleichbehandlung
    und Schutz vor Diskriminierung
    unabhängig von Religion, Herkunft
    und Geschlecht;
2) Das Recht auf einen Namen und
    eine Staatsangehörigkeit;
3) Das Recht auf Gesundheit;
4) Das Recht auf Bildung
    und Ausbildung;
5) Das Recht auf Freizeit, Spiel und
    Erholung;
6) Das Recht, sich zu informieren, sich
    mitzuteilen, gehört zu werden und
    sich zu versammeln;
7) Das Recht auf eine Privatsphäre und
    eine gewaltfreie Erziehung im Sinne
    der Gleichberechtigung und des
    Friedens;
8) Das Recht auf sofortige Hilfe in
    Katastrophen und Notlagen und auf
    Schutz vor Grausamkeit, Vernachläs-
    sigung, Ausnutzung und Verfolgung;
9) Das Recht auf eine Familie, elterliche
    Fürsorge und ein sicheres Zuhause;
10) Das Recht auf Betreuung bei
    Behinderung.

                                            11
Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kin-       sende eher fern zu sein. Doch was man         Klasse hatte ich im Jahr 2012 das Thema
     des erstellt regelmäßig Berichte darüber,      selbst nicht erlebt hat, was das Herz nicht   Kinderrechte auf die Agenda gesetzt. Ein
     inwieweit die Länder die Kinderrechtskon-      berührt hat oder Themen, die man nur mal      kleiner Anstoß genügte und die Kinder
     vention umsetzen. Auch die National Coa-       gehört, aber nie gemacht oder gespürt hat,    tauchten immer tiefer und mit großem
     lition erstellt darüber Berichte. Sie werden   vergisst man oftmals wieder. Das sollte       Eifer in das Thema ein. Die größte Motiva-
     auch als Schattenberichte bezeichnet, da       bei solch wichtigen Themen wie den Kin-       tion dabei war, dass es um sie selbst ging.
     sie sich kritisch mit den Ist-Zuständen der    derrechten gerade nicht der Fall sein.        Sie waren überrascht, was sie eigentlich
     Umsetzung der Kinderrechtskonvention           Pädagogische Fachkräfte im Bereich der        dürfen sollten und auch, dass sie davon
     auseinandersetzen und offen zeigen, dass       Kindertageseinrichtungen, der Schulen,        bis dato noch nie etwas gehört hatten. Wa-
     beispielsweise auch Deutschland die Kon-       der Sozialen Arbeit u. a. haben die große     ren Rechte, wie das auf einen Namen und
     vention in vielen Punkten nach wie vor         und bedeutende Aufgabe, an dieser Stelle      auf Gesundheit, noch naheliegend, hätten
     nicht erfüllt.                                 anzusetzen und gemeinsam mit den Kin-         sie kaum damit gerechnet, dass sie auch
                                                    dern den Weg zur Bekanntmachung und           ein Recht auf sich informieren, sich mit-
     Kinderrechte und pädagogische Praxis           Umsetzung der Kinderrechte zu gestalten.      zuteilen oder gehört zu werden innehaben.
     Fragt man Kinder oder auch Jugendliche         Zugänge können niedrigschwellig bei-          Diese Rechte angemessen zu gebrauchen
     nach ihrer Kenntnis der Kinderrechte, stößt    spielsweise über Materialangebote von         war ein weiteres großes Thema.
     man meistens auf Schulterzucken oder           UNICEF, dem Deutschen Kinderhilfswerk,        Von diesen ersten schulischen Auseinan-
     Fragezeichen. Zwar steht dieses Thema in       der Bundeszentrale für politische Bildung     dersetzungen angeregt, formierten sich
     der Schule als Inhalt im Rahmenlehrplan        oder von Kindermissionswerken sein, die       die Kinder der damaligen fünften Klasse
     des Faches Politik oder als fakultatives       kostenfrei und über das Internet leicht zu-   und wollten die Kinderrechte in der ganzen
     Thema im Fach Deutsch, aber die Kinder-        gänglich zur Verfügung stehen.                Stadt bekannt machen. In Eigenregie er-
     rechte dadurch hinreichend zu kennen und       Aus eigener Erfahrung kann ich dazu nur       stellten sie Spiele für jüngere Kinder, gin-
     zu leben, scheint für viele Heranwach-         ermuntern. Als Lehrerin einer fünften         gen in die Horte der Grundschulen und

12
E I N BL IC K

klärten andere Kinder über die Kinder-        ments für Kinderrechte zu befragen. Der        Um die drei anfangs in diesem Artikel ge-
rechte auf. Selbst einen ganzen Kinder-       Höhepunkt kam ungefähr ein Jahr später,        schilderten Herausforderungen zu meis-
rechtetag für andere Kinder auf dem           als die Kinder der – mittlerweile achten       tern, brauchen wir eine Gesellschaft – und
Marktplatz stellten sie mit Unterstützung     Klasse – den Bundespräsidenten treffen         allen voran pädagogische Fachkräfte –, die
der Schule auf die Beine. Ein Kinderrech-     durften und auch hier eine Auszeichnung        sich der Kinderrechte und ihrer Bedeutung
tefilm wurde gedreht, Hörspielreihen ins      für ihr Engagement im Rahmen der Kin-          bewusst sind, sie leben und weiter bei den
Leben gerufen, eine Zeitschrift initiiert.    derrechte erhielten.                           Eltern, Kindern und im Kollegium verbrei-
Das Ganze bekam richtig Fahrt.                … und begonnen hatte alles „nur“ mit einer     ten. Daher gehören die Kinderrechte in
Kinderrechte sollten auch in der Schule       wohl recht interessanten Unterrichts-          jedes gute Aus- und Weiterbildungsange-
stärker realisiert werden. Darin waren sich   stunde über die Kinderrechte im Fach           bot für pädagogische Fachkräfte aus der
die Heranwachsenden einig. So wurden          Deutsch der fünften Klasse.                    Früh-, Schul- und Sozialpädagogik.
Klassenräte eingeführt, ein Schulparla-       Wir pädagogischen Fachkräfte aber auch         Wir brauchen starke Kinder, die sich ihrer
ment gegründet und die strukturellen          wir als Eltern und Großeltern oder als an-     Potenziale und Rechte bewusst sind – und
Weichen für eine partizipative Schulent-      dere Bezugspersonen von Kindern in jed-        diese angemessen und sinnvoll einsetzen.
wicklung gestellt.                            weder Art haben es in der Hand, wie viel       Setzen wir Kinderrechte in die Realität um.
Schließlich wurden die Kinder für ihr En-     Kompetenz und Freiraum zur Entfaltung
gagement mit dem Sonderpreis UNICEF-          der Persönlichkeit wir den Heranwach-
JuniorBotschafter für die Kinderrechte-       senden entsprechend ihrer Möglichkeiten
aktionen ausgezeichnet. Wenig später          in einer anregenden und gemeinsam mit
folgte ein Angebot des Kinderkanals, mit      Regeln versehenen Lernatmosphäre zuge-
den Heranwachsenden einen Film über           stehen. Es lohnt sich, auch mal neue, un-
Kinderrechte zu drehen und auch Personen      gewisse und offene Wege gemeinsam mit
aus der Politik hinsichtlich deren Engage-    den jungen Leuten zu gehen.

                                                                                         Prof. Dr. Christin Tellisch
                                                                                    Professur für Schulpädagogik
                                                                                         und allgemeine Didaktik
                                                                            Hochschule für angewandte Pädagogik
                                                                                                c.tellisch@hsap.de

                                                                                                                                           13
...!

            Partizipation von Kindern
                     durch Gremienarbeit
                 in der Schule
                                                              von Charlene Walter

     Wenn Heranwachsende partizipieren,           zu agieren und Anliegen und Wünsche,         und Maßstäbe und Werte festlegen, die
     dann dürfen sie gemeinsam handeln, pla-      die den Schulalltag betreffen, zu äußern.    auf die Gesamtheit angepasst sind.
     nen und mitentscheiden. Sie dürfen ihre      Zu den Aufgaben des Schülerparlaments
     Lebensräume gestalten und aktiv werden.      gehören:                                     Wie können diese Aufgaben und Ziele
     Partizipation von Kindern und Jugendli-      » Durchführung von regelmäßig statt-         umgesetzt werden?
     chen ist rechtlich fundiert, so beispiels-       findenden Sitzungen                      Bei der Partizipation wird mitunter zwi-
     weise in der Kinderrechtskonvention der      » Informieren über wichtige Schulange-       schen echter Partizipation und Scheinpar-
     Vereinten Nationen, in der Agenda 21, in         legenheiten                              tizipation unterschieden. Wenn Heran-
     den EU-Equal-Programm-Leitlinien und         » Vermittlung von politischen Grund-         wachsende in grundsätzlich allen sie
     in der Europäischen Charta des Europarats        strukturen                               betreffenden Angelegenheiten ein Mit-
     zur Beteiligung junger Menschen auf kom-     » Durchsetzung des Rechts auf Mitge-         spracherecht haben und sich so für ihre
     munaler und regionaler Ebene. Daher ist          staltung und Mitbestimmung der Kin-      Interessen und Bedürfnisse einsetzen kön-
     es umso wichtiger, dass Partizipation            der durch: gemeinsames Erarbeiten        nen, wird von echter Partizipation gespro-
     gleich von Beginn an gefördert wird – auch       von Lösungswegen, Hineindenken in        chen. Werden ihnen dagegen Informatio-
     in der Schule. Eine grundlegende Möglich-        Perspektiven anderer, Herausforderun-    nen zur Mitgestaltung von Erwachsenen
     keit ist die Gremienarbeit. Ein wichtiges        gen kennenlernen und gemeinsam           verschwiegen, ihre Meinungen und Ideen
     schulisches Gremium für die Heranwach-           Ziele setzen und die direkte Beteili-    erfragt, aber anschließend nicht berück-
     senden kann das Schülerparlament sein.           gung an Entscheidungsprozessen           sichtigt, Entscheidungen ohne sie getroffen
                                                                                               oder wird ihre Partizipation auf von Er-
     Was ist das Schülerparlament?                Welche Ziele verfolgt das                    wachsenen definierte Bereiche begrenzt,
     Das Schülerparlament ist eine Form von       Schülerparlament?                            ist von Scheinpartizipation die Rede.
     Gremienarbeit an Schulen, welche eine        Das Schülerparlament zielt darauf ab, dass   Um echte Partizipation zu ermöglichen und
     Instanz des Demokratielernens und -lebens    die Kinder Selbstkompetenz, soziale Kom-     die Ziele des Schülerparlamentes umsetzen
     darstellen kann. Das Schülerparlament        petenz und Fachkompetenz entwickeln.         zu können, muss ein einheitliches Ver-
     besteht aus den Klassensprechern und Klas-   Durch das aktive Agieren im Schülerparla-    ständnis von Partizipation vorliegen. Echte
     sensprecherinnen der einzelnen Klassen-      ment kann ein Interesse an Politik geför-    Partizipation kann an Schulen ermöglicht
     gemeinschaften einer Schule. In den regel-   dert werden und die Heranwachsenden          werden, wenn die Kinder direkt an Ent-
     mäßigen Sitzungen des Schülerparlaments      lernen politische Verfahren kennen. Die      scheidungsprozessen teilnehmen (bei-
     haben Kinder die Möglichkeit eigenständig    Kinder können Entscheidungen erarbeiten      spielsweise in Form von Partnerschaften

14
E X P E R T I SE

                                         „Das Ziel von Bildung ist nicht,
                                         Wissen zu vermehren, sondern für
                                         das Kind Möglichkeiten zu schaffen,
                                         zu erfinden und zu entdecken,
                                         Menschen hervorzubringen,
                                         die fähig sind, neue Dinge zu tun.“
                                         Jean Piaget

mit pädagogischen Fachkräften oder einer
Stimmbeteiligung in verschiedenen Kon-
ferenzen). Die Kinder sollten als Subjekte
ihrer eigenen Entwicklung wahr- und
ernst genommen werden. Ihre Entschei-
dungsbefugnisse sollten nicht beschnit-
ten werden. Ihre Stimme sollte gehört
werden.
Echte Partizipation bedeutet nicht Kin-
dern das alleinige „Kommando“ zu über-
geben. Es geht vielmehr darum Kindern
die Möglichkeit zu geben, sich direkt an
Entscheidungsprozessen der Schule zu
beteiligen, lösungsorientierte Wege zu
suchen und gemeinsam mit anderen Kin-
dern und Erwachsenen sowie der Schul-
leitung die Schulentwicklung gemeinsam
zu gestalten.
Demokratische Partizipation in der Schule,
in Form vom Gremienarbeit, kann somit
eine Vorbereitung für gesellschaftliche
Toleranz, Offenheit und Mitbestimmung
sein; dafür muss die Demokratie in Schule
echt sein. Dies braucht eine Umsetzung in
der Breite der Schullandschaft. Schulische                               Charlene Walter
                                                                         Duale Studentin
Gremienarbeit im Schülerparlament kann
                                                               Schule am Senefelderplatz
ein Schritt in diese Richtung sein.
                                                                       c.walter@tjfbg.de
                                                                          030 44 68 90 18

                                                                                                          15
Das Jugendförder-
           und Beteiligungsgesetz
     Berlin macht sich stark für
           Kinder und Jugendliche!
               Interview mit Kerstin Stappenbeck und
               Frank Seibt, Senatsverwaltung für Bildung,
               Jugend und Familie – Abt. Jugend und
               Kinderschutz – Referat III C

16
I N T E RV I E W

Im Rahmen einer Projektstruktur unter Beteiligung der Bezirke,      Angebotes der Jugendarbeit waren bisher nicht ausreichend be-
der Wohlfahrtsverbände, der Jugendverbände und des Landes-          schrieben, d. h. es gab keine verbindlichen, qualitativen und quan-
jugendhilfeausschusses wurde der Gesetzesentwurf zum Jugend-        titativen Vorgaben, die die Ausstattung und den Umfang der An-
förder- und Beteiligungsgesetz erarbeitet. Auch Kinder und Ju-      gebote der Jugendarbeit regelten. Zudem fehlte eine
gendliche wurden zu ihren Erwartungshaltungen an ein                gesamtstädtische Steuerung der Jugendarbeit. Bezirkliche und
Jugendfördergesetz befragt. Diese Erwartungshaltungen bildeten      landesweite Angebote der Jugendarbeit sind derzeit nicht auf-
eine wesentliche Grundlage bei der Erarbeitung des Gesetzent-       einander abgestimmt.
wurfs. Es wurden verbindliche Standards für die Jugendarbeit        Zweitens: Die Zehn-Prozent-Regel wurde nicht immer eingehalten
festgelegt und eine bedarfsgerechte Finanzierung geschaffen. Als    (Anm. d. Red.: Laut den Vorgaben des AG KJHG sollen mindestens
wesentliches Ziel für alle Angebote der Jugendarbeit ist die Be-    zehn Prozent des Jugendhilfeetats für die Jugendarbeit eingesetzt
teiligung der Kinder und Jugendlichen vorgesehen. Am 01. Januar     werden). Dies hatte unter anderem zur Folge, dass die Mittel für
2020 ist das Jugendförder- und Beteiligungsgesetz schließlich in    die Ausgaben der Jugendarbeit sanken und der Umfang und die
Kraft getreten.                                                     Vielfalt der Angebote für Kinder und Jugendliche sich dement-
Lesen Sie im folgendem Interview mit Kerstin Stappenbeck und        sprechend verringerten. Das Land Berlin konnte so seiner gesetz-
Frank Seibt – Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie      lich geregelten Gewährleistungsverpflichtung nicht nachkommen.
– Abt. Jugend und Kinderschutz – Referat III C – wie die Berliner   Drittens: Die fachliche Anforderung an die Fachkräfte der Jugend-
Jugendarbeit neu strukturiert wurde und wie die Mitbestim-          arbeit sind unter anderem durch die wachsende Einwohnerzahl
mungsrechte von Kindern und Jugendlichen gestärkt wurden.           und die zunehmende Vielfalt der unterschiedlichen Lebenswelten
                                                                    von Kindern und Jugendlichen kontinuierlich angestiegen. Dies
Warum brauchte Berlin ein Gesetz zur Jugendförderung und            erforderte eine Neuausrichtung der Ziele und Aufgaben der Ju-
Beteiligung?                                                        gendarbeit.
Kerstin Stappenbeck: Der Anlass, ein Gesetz zur Jugendförderung     Verschiedene Initiativen und Verbände innerhalb und außerhalb
und Beteiligung zu erarbeiten, resultierte unter anderem daraus,    der Jugendhilfe forderten immer konkreter eine gesetzliche Neue-
dass sich die bisherigen landesgesetzlichen Vorgaben des AG KJHG    rung für die Sicherung und Weiterentwicklung der Jugendarbeit
(Anm. d. Red.: Gesetz zur Ausführung des Kinder- und Jugend-        in Berlin. Diese Forderungen wurden schließlich in den Koalitions-
hilfegesetzes) als nicht geeignet erwiesen haben. Daraus ergaben    vertrag aufgenommen und der Berliner Senat wurde im Juni 2017
sich folgende Problemlagen:                                         beauftragt ein Gesetz zur Jugendförderung und Beteiligung zu
Erstens: Die Vorgaben zur Sicherstellung eines bedarfsgerechten     erarbeiten.

                                                                    Wie werden die Bezirke bei der Umsetzung der Inhalte des Jugend-
                                                                    förder- und Beteiligungsgesetzes unterstützt?
                                                                    Kerstin Stappenbeck: Als Landesgesetz gibt das Jugendförder- und
                                                                    Beteiligungsgesetz den Rahmen für das Handeln innerhalb der
                                                                    Bezirke vor. Wir sind in Austausch mit den Verantwortlichen und
                                                                    erfragen in regelmäßigen Abständen wie die Bezirke ihre Mittel
                                                                    verwenden. Gegenwärtig arbeiten wir an einem Monitoring, um
                                                                    die Mittelverwendung regelmäßig zu überprüfen. Herr Seibt, der
                                                                    unter anderem mit der Leitung der Arbeitsgruppe Jugendarbeit
                                                                    betraut ist, hält im Rahmen der vorgegebenen Besprechungs-
                                                                    strukturen Rücksprache mit den Verantwortlichen innerhalb der
                                                                    einzelnen Bezirke. In diesem Rahmen wird auch immer wieder
                                                                    die Umsetzung der Inhalte des Jugendförder- und Beteiligungs-
                                                                    gesetzes besprochen.
                                                                    Frank Seibt: Wir laden die Verantwortlichen beispielsweise zu
                                                                    Arbeitsgemeinschaften ein, in welchen verschiedene Themen
                                                                    besprochen werden. Auch haben wir in Zusammenarbeit mit den
                                                                    Bezirken Jugendförderpläne erstellt. Des Weiteren bieten wir Fach-
                                                                    tage zu bestimmten Themen an. Während der derzeitigen Hygi-
                                                                    ene- und Abstandsregelungen aufgrund der Corona-Pandemie
                                                                    finden diese Angebote allerdings hauptsächlich online statt. Die
                                                                    gesamte Implementierungsstruktur, auch die Vergabe der finan-
                                                                    ziellen Mittel, ist innerhalb der Projektstruktur des Jugendförder-
                                                                    und Beteiligungsgesetzes geregelt.

                                                                    Wie wird die Implementierung des Jugendförder- und Beteili-
                                                                    gungsgesetzes evaluiert?
                                                                    Kerstin Stappenbeck: Das ist in der Rechtsverordnung festgelegt.

                                                                                                                                          17
Könnte das Jugendförder- und Beteiligungsgesetz letztendlich      Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Neuerungen, die
     einen bundesweiten Einsatz finden?                                 durch das Jugendförder- und Beteiligungsgesetz geschaffen
     Kerstin Stappenbeck: Berlin hat mit dem Jugendförder- und Be-     wurden?
     teiligungsgesetz eine Vorreiterrolle übernommen und es gab        Kerstin Stappenbeck: Es gibt fünf verbindliche Angebotsformen
     bereits einige Nachfragen dazu aus anderen Bundesländern. Auf     für die Jugendarbeit. Die standortgebundene offene Jugendarbeit
     dem kommenden Kinder- und Jugendhilfetag wird das Berliner        – zum Beispiel Jugendclubs und Abenteuerspielplätze – sowie
     Modell vorgestellt. Für eine bundesweite Umsetzung müsste die     standortungebundene Jugendarbeit – zum Beispiel Konzerte und
     Mehrheit der Länder Interesse an einem einheitlichen Modell       Spielmobile. Eine weitere Angebotsform sind Erholungsfahrten
     haben. Dann könnte geprüft werden, ob eine einheitliche Lösung    und -reisen sowie internationale Begegnungen. Die Beteiligung
     und eine Änderung des § 11 im Bundesgesetz überhaupt möglich      der Kinder und Jugendlichen soll unterstützt werden – in Form
     wären.                                                            von selbstverwalteten Projekten oder zum Beispiel Kinder- und
     Frank Seibt: Wir wurden bereits von einer Hamburger Delegation    Jugendparlamenten. Außerdem gibt es gruppenbezogene, curri-
     in der Senatsverwaltung besucht, zu der wir auch weiterhin        cular geprägte Angebote wie zum Beispiel Seminare.
     Kontakt halten. Auch Brandenburg hat bereits bei uns angefragt,   Es wurden Fachstandards für jede Angebotsform festgelegt, die
     ob wir einen Vortrag zum Jugendförder- und Beteiligungsgesetz     die Qualität der Angebote, also die Ausstattung und den Umfang
     halten könnten. Für den Fall, dass ein Bundesgesetz in abseh-     der Angebote regeln. Diese Standards tragen dazu bei, dass die
     barer Zukunft nicht zustande käme, würden diese beiden Bun-       fünf Angebotsformen in allen Bezirken angeboten werden.
     desländer, analog zu Berlin, versuchen, ein Landesgesetz zu       Auf Landes- und Bezirksebene müssen Jugendförderpläne erarbei-
     verabschieden.                                                    tet und aufeinander abgestimmt werden. Dies geschieht alle vier

18
I N T E RV I E W

Jahre unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. So wird       müssen von allen Bezirken umgesetzt werden. Durch diese ver-
die bezirkliche und landesweite Planung miteinander verknüpft,      bindlichen Angebotsformen steigt die Vielfalt und der Umfang
Transparenz für die Umsetzung der Standards geschaffen und          der Angebote für die Kinder und Jugendlichen in den Bezirken.
eine gesamtstädtische Steuerung ermöglicht.                         Ein wesentlicher Aspekt ist, dass die Beteiligungsstrukturen für
Die Finanzierung wird sich aus dem „Fachstandard Umfang“ ab-        Kinder und Jugendliche gesetzlich geregelt wurden. Es ist, wie
leiten. So wird eine bedarfsorientierte Jugendarbeit möglich. Die   bereits gesagt, verbindlich festgelegt, dass Kinder und Jugendliche
Bezirke erhalten zum Zweck der Jugendarbeit eine Erhöhung von       bei der Erstellung der Jugendförderpläne beteiligt werden müssen.
20 Millionen Euro, die über zwei Doppelhaushalte verteilt werden.   Zudem wurden Kinder und Jugendliche bereits bei der Erarbeitung
Es ist eine tarifgerechte Bezahlung für die Zuwendungsempfän-       des Gesetzentwurfs zu ihren Erwartungen und Vorstellungen an
ger der Jugendarbeit vorgesehen. (Anm. d. Red.: Zuwendungsfi-       ein Jugendfördergesetz befragt. Diese Vorschläge und Forderun-
nanzierte Träger können so die mit dem Tarifabschluss von 2019      gen flossen dann in die Erarbeitung des Gesetzentwurfs ein. In
erzielte Anhebung der Entgelte in vollem Umfang an ihre Be-         jedem Bezirk gibt es Anlauf- und Beteiligungsstellen für Kinder
schäftigten weitergeben.)                                           und Jugendliche. Mit dem Jugendförder- und Beteiligungsgesetz
                                                                    sind die Mitbestimmungsrechte für Kinder und Jugendliche ge-
Was haben die Kinder und Jugendlichen durch das Jugendförder-       stärkt worden.
und Beteiligungsgesetz gewonnen?
Kerstin Stappenbeck: Diese Frage wurde zum Teil durch die vor-
herige Frage bereits beantwortet. Die beschriebenen Angebots-
formen gelten für alle Kinder und Jugendlichen in Berlin und        Das Interview führte Stefanie Theile.

                                                                                                                                          19
Wir
                      bestimmen mit!
              Kindertagesstättenausschuss
                   auch für Kinder!
                                                         von Andrea Voss und Stefanie Theile          !!
     Zum Kindertagesstättenausschuss treffen       gleichen Stimmanteil wie die Erwachse-        bewährte Methode ist. Neben der visuellen
     sich zu gleichen Anteilen Eltern und pä-      nen haben. Demokratie, wie sie sein sollte!   Darstellung und Aufbereitung wurden
     dagogische Fachkräfte sowie eine Person,      Um die Meinungen, Ideen und Interessen        auch Interviews und Gespräche geführt,
     die den Träger vertritt. So ist es in § 14,   der Kinder wahrzunehmen und zu ver-           um Ansichten und Meinungen zu erfahren
     Abs. 6 des Gesetzes zur Förderung von         stehen, wählen die pädagogischen Fach-        und in den Austausch zu gehen. Auf diese
     Kindern in Tageseinrichtungen und Kin-        kräfte für die Zusammenarbeit mit den         Weise konnten bereits einige Entschei-
     dertagespflege (Kindertagesförderungs-        Kindern während der Treffen des Kinder-       dungen gemeinsam getroffen und Vor-
     gesetz) geregelt. Alles Erwachsene, keine     tagesstättenausschusses unterschiedliche      haben zusammen geplant werden. So
     Kinder! Die pädagogischen Fachkräfte der      entwicklungsentsprechende Methoden            wurde im Jahr 2017 beschlossen, dass die
     IntegrationsKITA Hand in Hand haben           und Beteiligungsverfahren. Einmal haben       Kinder sich einmal in der Woche ein Lieb-
     sich im Sinne der Beteiligung von Kindern     sie sich die Kitabücher der einzelnen Grup-   lingsmittagessen wünschen können. 2018
     die Frage gestellt, warum eigentlich die,     pen gemeinsam angesehen. So konnten           wurden gemeinsam Spielgeräte ausge-
     um deren Interessen und Bedürfnisse es        sich die Kinder beispielsweise an Erlebtes    sucht, die bei der Gartengestaltung Be-
     geht, nicht Teil des Kindertagesstätten-      erinnern und berichten, welche Angebote,      rücksichtigung fanden und 2019 haben
     ausschusses sind. Nach gemeinsamen            Projekte und Ausflüge ihnen besonders         die Beteiligten Aktivitäten zusammen-
     Absprachen im Team, wie es realisierbar       gut gefallen haben und was sie gerne wie-     getragen, die im letzten Jahr vor der
     sein könnte, dass auch Kinder an den re-      der machen möchten. Ein anderes Mal sind      Schule in der Kindertagesstätte durch-
     gelmäßigen Treffen teilnehmen, vertritt       Erwachsene und Kinder durch Fotografien       geführt wurden.
     nun seit mehr als drei Jahren eine wech-      und Bilder ins Gespräch gekommen. Als
     selnde Delegation von Kindern im Vor-         geeignet bewährte sich zudem, dass die        Und warum das alles?
     schulalter die Interessen der Kinder. Vor     Kinder ihre Ideen und Wünsche auf Papier      Kinder haben ein Recht auf Beteiligung –
     jedem Treffen können sich die Kinder ent-     brachten, indem sie diese malten. Anhand      und das auch schon in der Kindertages-
     scheiden, ob sie teilnehmen möchten oder      eigener Zeichnungen, Fotografien oder         stätte! Dies ist u. a. in der UN-Kinderrechts-
     nicht. Manchmal sind es einzelne De-          Ausdrucke können die Kinder ihre Ideen        konvention, in der EU-Grundrechtecharta,
     legierte aus den jeweiligen Gruppen,          und Wünsche den Erwachsenen gegenüber         im Kinder- und Jugendhilferecht und im
     manchmal nimmt auch eine gesamte              deutlich machen. Dies unterstützt die Kin-    Kindertagesförderungsgesetz geregelt.
     Gruppe teil. Aber immer mindestens ge-        der auch durch andere Kommunikations-         Auch in den Bildungsplänen der einzelnen
     nauso viele Kinder wie Erwachsene. Wa-        formen als der verbalen ihre Meinung zu       Bundesländer ist Partizipation als päda-
     rum genauso viele? Damit die Kinder           äußern – was vor allem für eine Einrich-      gogischer Grundsatz bzw. Querschnitts-
     nicht die Minderheit bilden und einen         tung mit inklusivem Schwerpunkt eine          aufgabe festgeschrieben.

20
K I N DE R TAG E S S TÄT T E

                                                                                                            Andrea Voss
                                                                                                            Einrichtungsleitung
                                                                                                            IntegrationsKITA Hand in Hand
                                                                                                            integrationskita@kaeptnbrowser.de
                                                                                                            030 34 35 43 57

                                              Im folgendem lesen Sie einen Auszug aus einem Interview zwischen Kindern
                                              und Erwachsenen, das im Rahmen des Kindertagesstättenausschusses geführt
                                              wurde. Mit dieser Methode wurden die pädagogischen Angebote für das nächste
                                              Jahr geplant.

                                                                                 dir im
Im Kontext der frühkindlichen Bildung                               t: „Was hat                                K ind 6: „
                                                        Kind 1 frag            ll en?“                                      Blu men
                                                                                                                                    g
bedeutet Partizipation, dass Kinder an der                          ajahr gefa                                                          ießen.“
                                                        letzten Kit
Gestaltung des Zusammenlebens in der
                                                                                                              ass w ir
Kindertagesstätte und damit verbundener                                                         K ind 7: „… d
                                                                                                               Garten.“
Entscheidungsprozesse eingebunden wer-                                                          arbeiten im
                                                Kind 2: „… dass wir Blumen
den und diese aktiv mitgestalten können.        gegossen haben.“                                          Pädagogis
Die eigene Meinung vertreten, eigene Be-                                                                             che Fach k
                                                                                                          „Unsere A             raft 2:
dürfnisse und Interessen wahrnehmen                                                                                 bsch lussfa
                                                                                                                                h rt.“
und diese äußern, Kompromisse aushan-
                                                                                     das Lieder
deln, gemeinsam Lösungen finden, Ent-
                                                    da go gi sc he Fach kraf t 1: „…
                                                 Pä                                  fen hat m ir                   t sich Foto    s an):
scheidungen treffen, erfahren, dass die                            genseitige Hel                     K ind 8 (guck
                                                 singen, das ge
eigenen Interessen gehört werden und die                                                                           .“
                                                 gefa llen.“                                          „Mam mam
persönliche Meinung wichtig ist – das und
noch viel mehr können Kinder lernen,
wenn sie aktive Beteiligung erleben. So                                                                                          die
                                                                                                          ch kraf t 3: „... dass
erfahren sie Selbstwirksamkeit und wer-               Kind 3: „Spielen.“                Pädagogische Fa
                                                                                                           lbständig sin    d.“
den in ihrem Selbstvertrauen gestärkt.                                                  Kinder al le so se
Zudem gilt Partizipation als unerlässlich
für das Gelingen kindlicher Bildungs- und        Kind 4: „Die Tomaten gießen.“                  Pädagogisch
                                                                                                               e Fach kraf t
                                                                                                m it den K in                4: „… dass ic
Erkenntnisprozesse, da Bildung im Sinne                                                                       dern gemein                  h
                                                                                                                             sa m m it in den

                                                                                                                    ?!
                                                                                               Gar ten gehen
einer Aneignung der Welt durch die Kinder                                                                       kon nte, in d
                                                                                               zu m Hölzern                   ie Schu le u n
                                                                                                                                             d
selbst passiert und aktives Handeln der                             in den Tier park                          en See.“
                                                 Kind 5: „A ls w ir
Kinder voraussetzt. Oder anders formuliert:
                                                 gegangen sind.“
Erfolgreiche kindliche Bildungsprozesse
setzen voraus, dass Kinder diese aktiv mit-                           Elter nteil
                                                                                  : „… dass
gestalten können. Erwachsene können nur                               geht u nd             ih r v iel s
                                                                                 Feuerkäfe               pazieren
erfahren, mit was sich die Kinder gerade                                                     r sam me
                                                                                                          lt.“
beschäftigen, was sie bewegt und wie sie
sich damit auseinandersetzen, wenn Kin-
der sich beteiligen können.

                                                                                                                                                  21
Dafür musst du noch ein
                      Stückchen wachsen!
                    Das kannst du noch nicht!
                                                              von Stefanie Theile

     Sätze wie diese bestreiten, dass Kinder      ohne die Kinder einzubeziehen. Im Ge-          Schneckenhaus die Partizipation von Kin-
     eine eigene Meinung haben, Entscheidun-      spräch berichteten die pädagogischen           dern am Alltag in ihrer Einrichtung ein
     gen treffen, sich für ihre Interessen ein-   Fachkräfte Angela Liepolt und Jessica          wesentlicher Bestandteil ihres pädagogi-
     setzen und einschätzen können, was gut       Zeidler sowie die Einrichtungsleitung          schen Handelns ist. Sie ermöglichen den
     für sie ist … Sie übertragen den Erwach-     Sandra Spitzke und die stellvertretende        Kindern je nach Entwicklungsstand ver-
     senen die Entscheidung darüber, was          Einrichtungsleitung Jaqueline Markurt,         schiedene Beteiligungs- und Mitsprache-
     Kinder können und was richtig für sie ist,   dass für das gesamte Team der KITA             möglichkeiten.

     Und darum räumen sie mit folgenden Sätzen auf!

     Probier‘ es                                                            Finger weg!
             wenigstens mal!                                                Bei uns werden die Kinder zu Forschenden, Entdeckenden und
                                                                            Gestaltenden, indem wir die Spielmaterialien auf Kinderhöhe
     Uns ist es wichtig, dass sich die Kinder ihrem Entwicklungs-
                                                                            stellen und diese jederzeit frei zugänglich sind. So werden die
     stand entsprechend selbstständig oder mit unserer Unterstüt-
                                                                            Kinder angeregt selbst zu entscheiden, was, wann, wie lange
     zung an Speisen und Getränken bedienen. Die Kinder
                                                                            und mit wem sie spielen wollen.
     entscheiden eigenständig, welche Speisen sie probieren und
     wie viel sie essen möchten. So lernen sie ihren Bedürfnissen
     nachzukommen und sie zum Ausdruck zu bringen.

                                                                              Das überfordert
                                                                                      die Kinder doch!
     Weil ich es so sage!                                                   Von Beginn an machen wir demokratische Erfahrungen und
     Wir betrachten Kinder als eigenständige Individuen, die                Entscheidungen für die Kinder erlebbar und stärken sie so in
     jederzeit das Recht haben ihre Bedürfnisse und Wünsche zu              ihrer Selbstwirksamkeit. So haben die Kinder die Möglichkeit
     äußern. Wir führen einen liebevollen, wertschätzenden und              ihre Bedürfnisse, Ideen und Wünsche im täglichen Morgen-
     respektvollen Dialog mit den uns anvertrauten Kindern und              kreis mit der Gruppe zu teilen und sich ihre eigene Meinung
     begegnen ihnen stets auf Augenhöhe.                                    zu bilden.

22
K I N DE R TAG E S S TÄT T E

    Bleib sitzen!
Setz dich vernünftig hin!                                                   Die Sprachlerntagebücher
Um den Bedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden,
                                                                                haben wir extra
                                                                                  nach oben gestellt!
schaffen wir eine entspannte und angenehme Atmosphäre
bei unseren Essenssituationen. Wenn der erste Teil der Kinder
mit der Einnahme der Mahlzeiten fertig ist, dürfen diese
achtsam die Essenssituation verlassen. So entstehen keine                   Die Sprachlerntagebücher sind für die Kinder frei zugänglich.
anstrengenden Wartezeiten für diese Kinder und die restliche                Wir beteiligen die Kinder an der Gestaltung des Sprachlern-
Gruppe kann in Ruhe weiter essen.                                           tagebuches und zeigen ihnen so ihre individuellen Bildungs-
                                                                            und Entwicklungsprozesse auf.

Ich will doch nur
              dein Bestes!                                                      Du bist noch
Durch unsere täglichen Beobachtungen im Tagesverlauf und                                 zu klein dafür!
regelmäßigen Austausch im Kleinteam können wir auf die                      Es ist uns wichtig, dass alle Kinder unabhängig ihres Alters
Bedürfnisse jedes Kindes eingehen und unterstützende                        aktiv an der Gestaltung des Tagesablaufes und Zusammen-
Maßnahmen ableiten.                                                         lebens beteiligt werden. Ob beim Tisch decken, bei der
                                                                            Auswahl der Ausflugsziele, beim Wählen der Gestaltungs-
                                                                            techniken – bei uns lernen die Kinder selbstbestimmt zu

Jetzt mach schön AA!
                                                                            handeln und Entscheidungen zu treffen. Somit werden sie in
                                                                            ihrer Selbstständigkeit gestärkt. Unsere Projekte und Feste
                                                                            entstehen aus den Interessen der Kinder, welche sie aktiv und
Wir begleiten und unterstützen die Kinder liebevoll bei ihren               ideenreich mitbestimmen und gestalten können.
körperlichen Bedürfnissen in Pflegesituationen, berücksichti-
gen hierbei ihre Individualität und ihr Tempo. Die Kinder

                                                                              Jetzt wird geschlafen!
können u. a. auswählen von welcher pädagogischen Fach-
kraft sie in der Pflegesituation begleitet werden. Wir nehmen

                                                                            Du bist doch schon müde!
neben verbalen Äußerungen auch achtsam Signale wie
Mimik, Gestik oder Laute der Kinder wahr und können
dadurch pädagogisches Handeln ableiten.                                     Wir lassen die Kinder an der Gestaltung der Mittagsruhe
                                                                            teilhaben, um die unterschiedlichen Bedürfnisse nach
                                                                            Entspannung zu berücksichtigen. Die Kinder haben die

Deine Mama/dein Papa                                                        Auswahl zwischen verschiedenen Entspannungstechniken,
                                                                            wie beispielsweise einer Vorlesegeschichte, einer Hörge-

        muss jetzt gehen!                                                   schichte oder einer Traumreise.

Wir ermöglichen jedem Kind eine sanfte und schrittweise
Eingewöhnung, die sich an seinen Bedürfnissen und seinem
Tempo orientiert. Dazu gehört auch, dass wir uns mit den
Bezugspersonen des Kindes über Vorlieben, Gewohnheiten,                         Bummel nicht!
die vorherige Betreuungssituation und den Verlauf des                       Wir unterstützen die Kinder darin, sich mit Zeit und Ruhe
Eingewöhnungsprozesses austauschen.                                         selbständig an- und auszuziehen. Dabei achten wir darauf,
                                                                            dass dies jedes Kind in seinem eigenen Tempo bewerkstelli-
                                                                            gen kann.

                                                   Jaqueline Markurt (l.)
               Sandra Spitzke
                                                stv. Einrichtungsleitung
         Einrichtungsleitung
                                                      Angela Liepolt (m.),
        KITA Schneckenhaus
                                                        Jessica Zeidler (r.),
s.spitzke@kaeptnbrowser.de
                                                           Erzieherinnen
                030 645 45 82
                                                   KITA Schneckenhaus

                                                                                                                                            23
Das
     Schülerparlament
         Demokratisches Leben
     in der Grundschule Neues Tor
              von Leandro Gomes Viana

24
G RU N D S C H U L E

Das Konzept des Schülerparlaments an           im Blick, ein Kind achtet auf die Einhaltung       Kinder sind. Durch das Schülerparlament
der Grundschule Neues Tor wurde im             der Gesprächsregeln und ein Kind proto-            wird die Position der Kinder im Schulge-
Schuljahr 2018/2019 vom Erzieher Pedro         kolliert die Sitzung. Während der Sitzun-          füge gestärkt.
Monterrosso sowie zwei ehemaligen Kol-         gen des Schülerparlaments werden The-              Im Schülerparlament wurde so beispiels-
leginnen entwickelt und in einer Gesamt-       men und Probleme, welche die ganze                 weise über die Verwendung des Budgets
konferenz dem Kollegium vorgestellt. Es        Schulgemeinschaft betreffen, gemeinsam             des Projekts Schüler*innenHaushalt dis-
wurde gemeinsam festgelegt, dass sich          besprochen und diskutiert. Die Reihenfolge         kutiert und eine Materialliste erstellt. Für
die Klassensprecher und Klassenspreche-        der zu besprechenden Themen wird zu-               die Abstimmung darüber, welche Dinge
rinnen (zwei Kinder pro Klasse) der ersten     sammen festgelegt. Im Vorfeld ist es die           angeschafft werden sollen, wurde ein
bis sechsten Klassen alle vier Wochen zum      Aufgabe der Mitglieder des Schülerparla-           Wahltag terminiert und jede Klasse hatte
Schülerparlament treffen. Eine Lehrerin,       ments, die von den Kindern ihrer Klasse            die Möglichkeit während einer Unter-
Pedro Monterosso und ich begleiten und         als wichtig empfundenen Themen zu er-              richtsstunde zum Wahllokal zu gehen.
unterstützen die Kinder während der Sit-       fragen und anschließend im Schülerparla-           Sechs Kinder aus dem Team des Schüler-
zungen. Um die Kinder an das Gremium           ment einzubringen. Sie agieren so als              parlaments fungierten hierbei als Wahl-
Schülerparlament heranzuführen, haben          Sprachrohr ihrer Klassen. Das Team des             helfende. Sie holten die einzelnen Klassen
wir das Konzept in der Assembly (regel-        Schülerparlaments sucht dann gemein-               aus den Klassenräumen ab, begleiteten sie
mäßige Versammlung der gesamten Schü-          sam nach geeigneten Lösungen und Ideen             zum Wahllokal und wieder zurück in den
lerschaft) vorgestellt. Alle gewählten Mit-    zur Umsetzung der Themen für die Schul-            Klassenraum, erklärten die Regeln, die es
glieder des Schülerparlaments und die          gemeinschaft. Im Anschluss an jede Sit-            bei der Wahl zu befolgen gilt und beant-
zuständigen pädagogischen Fachkräfte           zung des Schülerparlaments besprechen              worteten Fragen. Als weitere Themen wur-
haben zudem an einem Projekttag teilge-        die Klassenvertretungen im Rahmen des              den im Schülerparlament unter anderem
nommen, um sich gezielt mit den eigenen        Klassenrats mit ihren Klassen Neuigkeiten,         der Umgang mit dem Müll auf dem Schul-
Anforderungen, Aufgaben und der eigenen        Vorschläge oder Beschlüsse aus dem Schü-           hof, Regeln für die Benutzung der Spiel-
Rolle in der Schulgemeinschaft auseinan-       lerparlament, wobei das angefertigte Pro-          zeuge vom Hort während der regulären
derzusetzen.                                   tokoll der Sitzung des Schülerparlaments           Schulzeit und das Jahresprojekt 2019 zum
Mit der Einführung des Schülerparlaments       hierbei als Gedächtnisstütze dienen kann.          Thema Umwelt besprochen und behandelt.
wollen wir der Schülerschaft einen Raum        Die Ergebnisse werden dann in der nächs-
bieten sich für ihre Interessen und Bedürf-    ten Sitzung des Schülerparlaments vor-
nisse einzusetzen. Wir möchten ihnen eine      gestellt. Durch das Besprechen der Ergeb-
aktive Stimme geben und ihnen die Be-          nisse und Ideen im Klassenrat wird die
teiligung an der Gestaltung des Schulle-       gesamte Schülerschaft an der Gestaltung
bens ermöglichen. Es ist zudem ein Ort, an     des Schulalltages beteiligt. Für uns ist diese
dem die Kinder die demokratischen Pro-         Form der Beteiligung wichtig, da die Kin-
zesse und Funktionsweisen der heutigen         der neben vielfältigen sozialen Kompeten-
Gesellschaft kennen lernen können. Die         zen so auch lernen Argumente abzuwägen,
Mitglieder des Schülerparlaments über-         die eigene Position zu vertreten und zu
nehmen Verantwortung und erfahren              begründen, Entscheidungen zu treffen
Selbstwirksamkeit.                             sowie sich für ihre Interessen und die der
Zu Beginn jeder Sitzung des Schülerparla-      Gemeinschaft einzusetzen. Sie erfahren
ments werden verschiedene Aufgaben und         Selbstwirksamkeit; erfahren, dass sie mit
Rollen gemeinsam festgelegt. Ein Kind          ihrer Stimme und ihrem Engagement et-
moderiert die Sitzung, ein Kind hat die Zeit   was erreichen können – auch wenn sie

                                                                      Leandro Gomes Viana (l.)
                                                                      und Pedro Monterroso (r.)
                                                                                      Erzieher
                                                                        Grundschule Neues Tor
                                                                           Neues-tor@tjfbg.de
                                                                               030 24 08 83 39

                                                                                                                                                 25
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